Echo der Zeit: Fedpol: Hooligan-Datenbank im Darknet aufgetaucht

Schweizer Radio und Fernsehen (SRF) Schweizer Radio und Fernsehen (SRF) 7/12/23 - 36m - PDF Transcript

Radio-SRF – Echöre Zeit mit Mathias Kündig.

Und das beschäftigt uns am Mittwoch, dem 12. Juli.

Neue Informationen des FED-Pols zum Hackerangriff auf die IT-Firma Explain bei der Heikle Bundesdaten

veröffentlicht wurden.

Und dann, die EU will einen Großteil der geschädigten Ökosysteme in Europa wiederherstellen.

Das dazugehörige Gesetz ist vom Europäischen Parlament heute knapp gut geheissen worden.

Und das schauen wir uns genauer an.

Die Ukraine erhält zum Abschluss des NATO-Gipfels weitere Sicherheitsgarantien.

Ukrainian delegation is bringing home significant security victory for the Ukraine.

Seine Delegation habe Punktersicherheit viel hinzugewonnen, sagte der ukrainische Präsident

Zelensky in Vilnius, wir ziehen Bilanz.

Und Milan Kundera, der Autor des Buches Die Unerträgliche Leichtigkeit des Sciences, gestorben.

Den Nachruf auf einen, der sich nicht frei nahmen ließ und deshalb von den tschechischen Kommunisten

ausgebürgert wurde.

Die Existenz eines Dauerimmigranten deprimierte mich.

Dennoch kann ich mich nur dort aufhalten, wo ich arbeiten kann.

sagte Kundera in einem seltenen Interview und nochmals hier.

Beim Angriff auf die IT-Firma Explain haben Hekka auch hunderte Daten von Hooligans erbeutet.

Ein Teil der Hooligen-Datenbank des Bundes ist jetzt im Darknet aufgetaucht.

Die Betroffenen werden von den Behörden direkt informiert, wie das Bundesamt für Polizei

Fetbol mitteilt.

Ivan Santoro.

Die veröffentlichte Datei ist zwar bereits acht Jahre alt, der Inhalt hat es aber in

sich.

Wie Christoph Kneghi vom Bundesamt für Polizei Fetbol erklärt, handelt es sich um einen

Teil der sogenannten Hooligen-Datenbank Hugen.

Es sind aber alles Personen, welche damals an Sportanlässen im In- und Ausland gewalttätig

wurden und gegen die einer der zuständigen Kantone oder das Fetbol selbst Maßnahmen verhängt

hat.

Unter welchen Umständen die Hooligen-Datei an die gehackte private Berner Firma Explain

gelangt ist, werde abgeklärt, sagt Kneghi weiter.

Nun geht es darum, die Betroffenen zu informieren.

Wir nehmen das selbstverständlich ernst, wenn bei einem Lieferantendaten von Fetbol

abfließen, die Persönlichkeitsrechte verletzen können oder sonst wie diesen Personen Nachteile

drohen, dann informieren wir die Betroffenen aktiv und direkt, wir erhalten die Betroffenen

Personen einen Brief, eine schriftliche Information, das ist bereits im Kong.

Auf die aktuelle Verwendung der vom Bund geführten Hooligen-Datei Hugen hat die Veröffentlichung

im Darknet keinen Einfluss, wie das Bundesamt weitermittelt.

Der Hackerangriff auf den IT-Dienstleister Explain war Ende Mai bekannt geworden.

Die Hacker hat in eine Schwachstelle auf den Servern von Explain angegriffen und dort

Daten der Bundesverwaltung gestohlen.

Weil die Hacker kein Lösegeld erhielten, veröffentlichten sie unter anderem Daten des Fetpols und

des Bundesamtes für Zoll und Grenzschutz im Darknet.

Bereits im Juni hat der Bund eine Strafanzeige eingereicht und einen Krisenstab eingesetzt.

Dieser soll sicherstellen, dass der Datenabfluss nicht weitergeht und solche Hackerangriffe in

Zukunft nicht mehr möglich sind, wie die zuständige Bundesrätin Karin Keller-Sutter

damals sagte.

Nun zur Nachrichtenübersicht des Tages mit Patrick Walter und da geht es zunächst um

die Schweizer Wirtschaft.

Diese hat zu wenig Arbeitskräfte auch in wirtschaftlich flauren Zeiten.

Zu diesem Schluss kommt der Arbeitgebeverband nach einer Umfrage bei den Unternehmen.

In diesem neuesten Beschäftigungsbarometer rechnen die befragten Unternehmen in fast

allen Branchen mit einem weiteren Ausbau der Stellen und das, obwohl sie gleichzeitig

ihre momentane Geschäftslage leicht pessimistischer einschätzen als noch vor drei Monaten.

Der Arbeitgebeverband schreibt von mehreren Anzeichen, der auf eine abkühlende Konjunktur

hindeuteten.

Er bezieht sich dabei auf die leicht sinkende Konjunkturprognose der Kopf der Konjunktur-Forschungsstelle

der ETH Zürich.

Der Fall rund um den Straftat der Brian geht in Zürich in eine Zusatzrunde.

Das Bundesgericht hat eine Beschwerde von Brian gut geheißen.

Dabei ging es um die Frage, ob es unrechtmäßig war, dass Brian vor mittlerweile zwölf

Jahren an ein Psychiatribet gefesselt war.

Vor zwei Instanzen ist Brian mit dem Vorwurf der Freiheitsberaubung gescheitert.

Laut dem Bundesgericht hat das Zürcher Obergericht sein Urteil aber nicht ausreichend begründet.

Es muss sich deshalb noch einmal damit befassen.

In Sausland, am Rand des NATO-Gipfels, haben sich die sieben grossen westlichen Industriestaaten

bereiterklärt, der Ukraine gewisse Sicherheitszusagen zu machen.

Die G7-Staaten haben ein entsprechendes Abkommen unterzeichnet, zum Abschluss des NATO-Gipfels

in Vilnius.

Die Vereinbarung ziele darauf ab, dass die ukrainischen Streitkräfte so ausgestattet werden,

dass sie weiter ihr Heimatland verteidigen können und nach einem Ende des Krieges so

stark sein, dass Russland keine weiteren Angriffe mehr wagen.

Russland kritisierte die Sicherheitsgarantierende G7 an die Ukraine.

Letztes Jahr hatten weltweit über 730 Millionen Menschen zu wenig zu Essen.

Das zeigt eine Analyse der UNO.

Jeder 10.

Mensch auf der Welt habe 2022 an Hunger oder Unternährung gelitten.

Der Sein praktisch gleichfiele wie im Vorjahr, aber deutlich mehr als noch 2019 vor der

Corona-Pandemie.

Gründe für den Anstieg sind laut dem UNO-Bericht unter anderem Konflikte der Klimawandel oder

auch die wirtschaftlichen Folgen der Pandemie.

Mehr als drei Millionen Menschen sind inzwischen vor der Gewalt in Sudan geflohen.

Gut 700.000 davon sind in Nachbarstaaten des ostafrikanischen Landes geflohen, berichten

die Vereinten Nationen, die Mehrheit der Geflüchteten stammt aus der Region der Hauptstadt Khartoum.

Seit drei Monaten bekämpfen sich in Sudan Soldaten der Armee und Kämpfer der paramilitarischen

Rapid Support Forces.

Dann noch eine Meldung vom Radsport.

Der Belgier Jasper Philippsen gewinnt die elfte Etappe der Tour de France.

Es ist sein vierte Etappensieg bei der diesjährigen Ausgabe.

Philippsen setzt er sich im Schlusssprint durch.

Im Gesamtklassament führt weiterhin der dänische Titelverteidiger Jonas Wingegoert.

Dann die Börsendaten von 6.

Der Swiss Market Index schließt bei 11.019 Punkten plus 0,5 Prozent.

Der Dow Jones Index in New York steigt um 0,6 Prozent.

Der Euro wird zu 96,50 Euro gehandelt, der Dollar zu 86,79 Euro.

Und wie geht es weiter mit dem Sommerwetter nach der geftigen Gewitterfront, Patrick Walther?

Am Abend und der Nacht ziehen beidheitste Alpen weitere, teils kräftige Regengüsse und Gewitter vorüber.

Morgenvormittag fällt im Norden zunächst noch teilweise Regen.

In der zweiten Tageshälfte wird es im Flachland Rasssoniger bei 25 bis 28 Grad.

Im Süden ist es zeitweise Sonig.

Es entladen sich aber immer noch einzelne Gewitter bei rund 30 Grad.

Nach wochenlachen Debatten sprach sich heute eine knappe Mehrheit im Europäischen Parlament für ein stark umstrittetes Naturschutzgesetz aus.

Zuvor hatte die größte Parlamentsfraktion die Europäische Volkspartei heftig gegen das Vorhaben oponiert, das aber lange Zeit als unbestritten galt.

Das Gesetzesprojekt gilt als wichtiger Baustein der EU-Umweltpolitik und als Voraussetzung dafür, dass die europäischen Klimaziele eingehalten werden können.

Frage nun an EU-Korrespondent Charles Liebherr.

Was sind eigentlich die Kernpunkte des sogenannten Gesetzes zur Wiederherstellung der Natur?

Bis Mitte Jahrhunderts waren mindestens 20 Prozent aller Land- und Meeresflächen renaturiert werden in Europa.

Es geht konkret um trockengelegte Sumpflandschaften vom Menschen angepflanzte Wälder, begratigte Flussläufe.

All das soll wieder in den natürlichen Zustand zurückversetzt werden, dem Ziel folgend natürlicher Lebensräume für Pflanzen und Tiere zu schaffen.

Es geht also gewissermaßen um Wiedergutmachung, darum den starken Rückgang der Artenvielfalt zu stoppen, im besten Fall umzukehren.

Und in Naturschutzgebieten mit Landwirtschaft wird der Einsatz von Dünger und Pestiziden logischerweise eingeschränkt.

Und die EU hat sich zu all dem schon in internationalen Verträgen verpflichtet.

Die Gegner, vor allem die Europäische Volkspartei, die warnten der eindringlich vor schädlichen Konsequenzen des Gesetzes wovor konkret?

Die Gegner der Renaturierungsgesetze behaupten, dass nun Kulturland, also Landwirtschaftsland, verloren geht, zu Gunsten von neuen Naturbrachen.

Das würde die Produktion von Lebensmitteln gefährlich eindämmen in Europa.

Sie sehen sogar die Versorgungssicherheit gefährdet.

Das ist aber nicht ganz korrekt.

Das Gesetz schreibt nur vor, dass bei diesen 20 Prozent der Flächen keine konventionelle, intensive Landwirtschaft mehr betrieben werden kann.

Ökologischere Anbaumethoden bleiben aber möglich.

Und Fischer auf der anderen Seite wiederum fürchten ein Verbot von gewissen Fangmethoden wie etwa der Einsatz von Netzen mit elektrischen Träten.

Und entsprechend fürchten sie natürlich um ihre Erträge und befürchten weniger Einkommen.

Wie haben die Befürworter des Gesetzes auf die Argumente der Gegner reagiert?

Die Änderungsanträge, die das EU-Parlament heute beschlossen hat, machen teilweise schon weitergehende Einschränkungen bei Naturschutz rückgängig.

Der Vorschlag der EU-Kommission war teilweise deutlich strenger.

Und das kritisieren heute auch die Umweltverbände, die von einem teuer erkauften Sieg sprechen.

Die Pflicht zur Wiederherstellung von Torfgebieten etwa wurde gestrichen, der Schutz von Meeresgebieten abgeschwächt.

Auch das Klagerecht im Gesetz wurde stärker eingeschränkt.

Übergangsfristen wurden verlängert.

Insgesamt wurde das Anwendungsgebiet des Gesetzes viel enger gefasst, um heute eben diese knappe Mehrheit im Parlament zu erhalten.

Die Befürworter des Gesetzes, die warfen dem Fraktionsvorsitzenden europäischen Volkspartei, dem deutschen Manfred Weber vor,

das Gesetz vor allem aus walltaktischen Gründen zu bekämpfen, ist dieser Vorwurf berechtigt?

Ja, ich kann eigentlich fast nur walltaktisch hinter dem Kurswechsel der Volkspartei erkennen.

Zunächst stimmt ja die Partei in den vorbereitenden Gremien für alle Kompromisse.

Viel hängt damit zusammen, dass der EVP-Präsident Manfred Weber um die Gunst der italienischen Postfaschisten von Giorgia Meloni boult,

um stärkste Parteingruppe im EU-Parlament zu bleiben.

Umwelt- und Klimaschutz, das wissen wir, ist für Meloni bekanntlich nur zweitrangig.

Und viel hängt auch damit zusammen, dass Weber die Christdemokraten vom Zentrum weg deutlich mehr rechtspositionieren will

vor den Europawahlen in einem Jahr, weil da eben in nationalen Wahlen zuletzt Stimmen zuholen waren,

in Schweden, in Finnland, auch in den Niederlanden, in Italien, möglicherweise bald auch in Spanien.

Und niemand verkörpert eben diese opportunistische Politik der konsortiven Partei besser,

als dieser CSU-Mann Weber aus Bayern, der eben auch ein Auge auf die deutsche Innenpolitik werft,

dahin eben, wo die Ampel zurzeit stark schwächelt. Und das war hier auch deutlich zu erkennen.

Das Gesetzesvorhaben ist mit der heutigen Abstimmung noch nicht definitiv verabschiedet. Wie geht es nun weiter?

Also der Fraktionschef der Grünen sagte jetzt eigentlich treffend, man habe nun die Verpackung des Gesetzes gerettet

und jetzt gilt es, die Inhalte nachzufüllen. Das ist korrekt, aber auch etwas zu optimistisch, würde ich meinen.

Denn nun geht es darum, einen Kompromiss zu finden mit dem Rat der 27 EU-Staaten und das wird sicher anspruchsvoll.

Das Gesetz ist zwar im Grundsatz gerettet, aber es ist eben noch nicht garantiert, dass auch ein Gesetz daraus wird,

dass die Vorgaben einhalten kann, die Vorgaben aus dem Biodiversitätsabkommen der UNO.

Wir wissen also erst nach diesen Verhandlungen, die jetzt dann an beginnen,

wie wertvoll die heutige Abstimmung im EU-Parlament tatsächlich war für den Naturschutz.

Das waren Einschätzungen und Informationen von EU-Correspondentials. Liebe live aus Brüssel.

Sie hören das Echo der Zeit auf Radio Esref mit diesen weiteren Themen.

Das Gipfel treffen in Vilnius. Die NATO wertete es als Erfolg, aber es gab auch Misstöne. Eine Bilanz.

Repression gegen Oppositionelle in Belarus. Nun können die Sidenten im Exil ausgebürgert werden.

Aufruhr in Thailand. Die Wahlkommission versucht die Wahl des bisherigen Oppositionsführers zur Prämie-Minister zu verhindern.

Das treibt die Menschen auf die Straße. Gehirnerschütterungen im Fußball.

Sie sollen früher erkannt und behandelt werden. Wir erklären, wie die sogenannten Concussion-Spotters arbeiten.

Und Milan Kundera, eine der ganz grossen der Welt-Ritratur, ist 94-jährig gestorben.

Ein Nachruf im Echo der Zeit.

Die Ukraine wird NATO-Mitglied werden. Eines Tages, wenn der Krieg vorbei ist und wenn weitere Bedingungen erfüllt sind.

Präsident Volodymy Selensky hatte sich für sein Land mehr erhofft und hätte nach Meinung etlicher NATO-Staaten auch mehr verdient.

Während die Beitrittszusage wahrgebleibt, gibt es immerhin eine engere Anbindung der Ukraine an die Allianz.

Noch mehr Unterstützung und Sicherheitsgarantien. Eine Bilanz des NATO-Gipfels in Vilnius von Fredrik Steiger.

Es ist besonders fragwürdig, wenn sie bereits vor Gipfelbeginn auftauchen, wie diese Woche beim NATO-Spitzentreffen in Vilnius.

Richtig ist, dieser Gipfel brachte zahlreiche und weitreichende Ergebnisse.

Die Türkei macht endlich den Weg frei für Schwedens Beitritt zur westlichen Militärallianz.

Präsident Recep Tayyip Erdogan lässt durchblicken, ersuche nach Jahren der Abkehr wieder etwas Annäherung an den Westen.

Schweden drin, die Türkei nicht länger stören fried, ein Doppelerfolg für die NATO.

Die zehn Verhandlungen mit den Türken zeigen auch, die NATO versagte zwar dabei, einen neuen Chef, eine neue Chefin zu kühlen.

Doch stattdessen die Amtszeit von NATO-Generalsekretariens Stoltenberger neu zu verlängern, war gewiss nicht falsch.

Gerade seiner Hartnäckigkeit, seiner Fähigkeit auch mit schwierigen Staats- und Regierungschefs umzugehen, ist der Durchbruch im Schweden dossier zu verdanken.

Auf dem Gipfel in Vilnius wurde zudem eine neue Verteidigungstrategie verabschiedet.

Vorhaben etwa die stärkere und vor allem ständige NATO-Truppenpräsenz in Osteuropa, über die zuvor jahrelang gestritten wurde, gingen auf einmal schlank durch.

Die NATO befähigt sich jetzt wieder, Notfalls in Europa Krieg zu führen, etwas, das sie nach dem Ende des kalten Kriegs verlernt hatte.

Der Ukraine wird weitere umfangreiche Militärhilfe zugesagt, konkret zu bemessen in Millionen und Milliarden, in Panzern, Raketen und Artillerie.

Künftig soll die Unterstützung dauerhaft sein und nicht bloß von Fall zu Fall und dann oft mit dem Tropfenzähler.

Die Ukraine wird militärisch mit westlichen Waffen und Logistik auf NATO-Kurs gebracht.

Bei der Frage von KF's NATO-Mitgliedschaft setzen sich in des die Zögerlichen durch.

Zwar wissen alle, auch Präsident Volodymyr Zelensky, dass ein Beitritt mitten im Krieg ausgeschlossen ist.

Doch warum gab es keine verbindliche Einladung, wirksam, sobald der Krieg vorbei ist?

Die Ukraine will rasch unter den NATO-Schirmen, für sie ist das die einzige nachhaltige Sicherheitsgarantie.

Solange sie in einer Grauzone bleibt, fürchtet sie aus gutem Grund.

Die Frage NATO-Beitritt ja oder nein, könnte zur Verhandlungsmasse werden, in Friedensgesprächen mit Russland.

Moskau hätte also ein Wort mitzureden.

Doch so lange US-Präsident Joe Biden in der Beitrittsfrage auf der Bremse steht,

so lange können sich die Deutschen und andere hinter ihm verstecken, zum Vertruss der Ukraine und ihr nahestehender NATO-Mitglieder.

So endet das NATO-Treffen insgesamt erfolgreich, aber nicht ohne Misthöne.

Auf den Bussen in Vilnius war diese Woche zu lesen.

Während sie hier auf den Bus warten, wartet die Ukraine auf F-16-Kampflugzeuge.

Ergänzen ließe sich, auf den NATO-Beitritt muss sie wohl noch länger warten.

In Belarus ist der Künstler und Regime-Kritiker Alice Pushkin im Gefängnis gestorben.

Die Todesursache ist derzeit ungeklärt.

Doch die belarussische Oppositionsführerin Svetlana Dichanovska ja machte umgehend das Regime für Pushkinstod verantwortlich

und erinnerte an das harte Vorgehen der Regierung gegen Oppositionelle.

Erst kürzlich ist in Belarus ein Gesetz in Kraft getreten, das an die sowjetische Vergangenheit erinnert.

Wie bei den Dissidenten der damaligen UDSSR,

auf das Regime von Alexander Lukashenko künftig Oppositionellen im Exil die Staatsbürgerschaft entziehen und sie so staatenlos machen.

Was sagt das Gesetz über das belarussische Regime aus

und was lässt sich daraus über Russland ableiten, wo die Repression ebenfalls konstant verschärft wird?

Der Beitrag von Korrespondent Kalmerkensi.

Alexander Lukashenko höchstpersönlich darf entscheiden, ob ein Belarus ein Belarus bleibt.

Das neue Gesetz sieht vor, dass der Präsident bestätigen muss, dass jemandem die Staatsbürgerschaft entzogen wird.

Betroffen sind belarussische Staatsangehörige im Ausland, die wegen sog. extremistischer Aktivität

oder schwerer Verstöße gegen die Interessen der Republik verurteilt sind.

Davon gibt es viele, vor allem den Extremismusartikel setzt das Regime gerne gegen Oppositionelle ein.

Für den belarussischen Politologen Arthiom Schreibmann, der heute selbst im Exil lebt,

ist das Gesetz ein Versuch, die Repression innerhalb von Belarus über die Landesgrenzen hinaus auszuweiten.

Der russische Widerstand ist, dass sie nicht auf das Regime verabschiedet sind,

und dass sie versuchen, sich zu verabschieden.

Die Behörden wollen auch diejenigen bestrafen, die außerhalb ihrer Reichweite sind, sagt Schreibmann.

Zuerst werden es wohlführende Oppositionsfiguren treffen,

wie etwas Svetlana Tsichanovskaja, die Lukaschenka 2020 herausforderte.

So will man sagen, diese Leute sind nicht mehr Teil unserer Gesellschaft, sie sind Ausländer

und sie spielen keine Rolle mehr in der belarussischen Politik, in der belarussischen Zukunft, so schreibt man.

Das Gesetz zeugt von der sowjetischen Herrschaftsmentalität von Lukaschenka.

Lukaschenka ist von der Sowjetunion geprägt, erkennt solche Gesetze und findet, sie wurden zu Unrecht abgeschafft,

sagt Arthiom Schreibmann.

Seit 2020 wurden viele sowjetische Praktiken wieder eingeführt.

In der Tat hat die Welle der Repression in Belarus in den vergangenen drei Jahren kaum nachgelassen.

Die Behörden gehen nach wie vor systematisch gegen alle Beteiligten der damaligen Massenproteste vor,

die sie nachträglich identifizieren können.

In belrussischen Gefängnissen sind Folter und Erniedrigungen zur Norm geworden.

Angesichts der Lage im Nachbarland Russland,

wo die Repression seit Beginn des Großangriffs auf die Ukraine zunehmend eskaliert,

ist in Belarus ein Witz des Minska Komikas Slava Kamisarienko zum Kulturgut geworden.

Wir schauen beide dieselbe Serie, aber ihr Russen seit noch bei der dritten Staffel

und wir Belarusen schon bei der fünften.

Und manchmal blicken wir zu euch rüber und sagen, oh, bei euch wird es bald interessant.

Die Repression in Belarus gilt gemeinhin als etwas grausamer als diejenigen in Russland.

Wenn die russischen Behörden jemandem Probleme bereiten wollen,

erklären sie ihnen erstmals für einen ausländischen Agenten, sagt politiker Arthiom Schreibmann.

In Belarus wird die Person in der Regel sofort verhaftet.

Die Repression in Russland ist weniger umfassend, sie ist abgestuft, punktueller.

Doch ist die Belarusische Repression wegen ihres sowjetischen Einschlags auch altmodischer, primitiver?

Schreibmann verneint.

Was Technologie angeht, sind die Belarusischen Sicherheitskräfte ziemlich fortschrittlich, sagt er.

Sie verwenden die neuste Überwachungstechnologie, sie haben digitale Datenbanken zu ihren Gegnern.

Wir sehen also eine Art Symbiose von modernen und anachronistischen Repressionsmethoden.

Stimmt also der Witz über die Serie, der besagt, dass das Grauen in Belarus unvermeidlich auch Russland erreicht?

Für Arthiom Schreibmann kann man anhand von Belarus nicht die Zukunft Russlands voraussehen.

Letztlich regieren Putin und Lukashenko unterschiedliche Gesellschaften mit unterschiedlichen politischen Systemen, sagt Schreibmann.

Ideologisch gebe es auch Abweichungen, anders als Lukashenko kritisieren Putin auch die Sowjetunion.

Er orientiere sich eher am russisch-nationalen Imperialismus.

Putin präsentiert sich bei allem, wie ein Mensch, in der Antisemitik ist.

Für Schreibmann und anderen Beobachter gibt es nur eine Gewissheit,

dass die Spirale der Repression in Russland und in Belarus noch lange weiter drehen kann.

Der Prämie-Minister für den Spitzenkandidaten Peter Limjarön rat.

Doch nur einen Tag, bevor diese vom Parlament zum Prämie-Minister hätte gewählt werden sollen,

empfiehlt die Wahlkommission, den Verfassungsgericht Peter zu disqualifizieren.

Als Bankok Martin Aldrowandi.

Sie haben sich unter der Hochbahn beim Nationalstadion eingefunden,

Unterstützerinnen und Unterstützer der Move Forward Partei.

Dass ihre Partei womöglich gar nicht in die Regierung darf, wollen sie nicht akzeptieren.

Irgendetwas scheint da nicht zu stimmen, sagt diese Demonstrantin Anfang 30.

Sie ist nach der Arbeit direkt an die Kundgebung gekommen.

Nur einen Tag vor der Wahl zum Prämie-Minister im Parlament käme die Wahlkommission mit ihren Vorwürfen.

Wegen Anteilen an einem Medienunternehmen hätte Peter Limjarön rat bei den Parlamentswahlen gar nicht kandidieren dürfen,

so der Vorwurf. Nun soll das Verfassungsgericht entscheiden.

Und dieses hatte ausgerechnet heute ebenfalls erklärt.

Man nehme eine Klage gegen Peter und seine Partei an,

wegen Umsturzversuchs des demokratischen Systems mit dem König als Staat zu behaupten.

Heftige Vorwürfe, denn Pitas Partei forderte in ihrem Wahlprogramm

lediglich eine Reform des Les Majesté des strengen Gesetzes gegen Majestätsbeleidigungen.

Doch beim Politdistablishment, allen voran der Militär,

stößt die Politik der Wahlsiegerin auf Widerstand.

Nach fast zehn Jahren Militärunter haben sie sich bei den Wahlen gefreut,

sagt die Demonstrantin, dass jetzt endlich eine neue Partei an die Macht kommen würde.

Ich sah Licht am Ende des Tunnels. Und jetzt soll das alles gar nicht wahr werden?

Wenn die Move Forward Partei nicht an die Macht käme, gibt sie sich überzeugt,

müsste sich die Regierung auf langanhaltende Proteste gefasst machen.

Ich bin enttäuscht, aber nicht sehr schockiert.

Wissen Sie, in Thailand ist es doch immer so, sagt dieser junge Student.

Er ist gerade mal 19 Jahre alt und klingt ziemlich abgeklärt.

Schon nach den Parlamentswahlen vor vier Jahren

wurde der damalige Spitzenkandidat der Vorgängerpartei von Move Forward

schließlich disqualifiziert und sogar mit einem mehrjährigen Politikverbot bestraft.

Pita Limtürenrat wiederum droht nicht nur die Suspendierung aus dem Parlament,

auch die Wahl zum Premierminister ist äußerst schwierig.

Seine Parteienkoalition ist neben dem Repräsentantenhaus

auch auf die Stimmen im Senat angewiesen.

Die Mitglieder des Senats wurden von der Militärunterbestimmt.

Es gilt deshalb nicht als besonders wahrscheinlich,

dass genügend Senatoren und Senatorinnen für den Kandidaten der Opposition stimmen werden.

Er hoffe dennoch, dass der Senat den Volkswillen der Rücksichtige, sagt der Student,

das sei doch nur richtig.

Eine Gruppe Studentinnen hält ein weißes Plakat mit genau diesen Fragen in die Höhe

und geht durch die Menge.

Jemand verteilt grüne Aufkleber.

Die Andesenden haben zwei Felder zur Auswahl.

Links die Senatoren sollen selbst entscheiden

und rechts die Senatoren sollen den Volkswillen berücksichtigen.

Das rechte Feld ist voll von grünen Aufklebern.

Während das linke Feld wenig überraschend weiß bleibt.

Die Reportage aus Bangkok,

unseres Südasien-Korrespondent Martin Aldrovandi.

In verschiedenen Sportarten mit regelmäßigem Körperkontakt,

zum Beispiel auch im Fußball,

kommt es immer wieder zu Hirnerschütterungen, die nicht oder spät erkannt werden.

Und das kann medizinische Spätfolgen haben.

Der Weltfußballverband FIFA hat darauf reagiert.

Und zwar mit sogenannten Concussion Spotters.

Das sind quasi Gehirnerschütterungstetektive.

Diese werden nun erstmals auch an der kommenden Weltmeisterschaft

der Frauen in Australien und Neuseeland eingesetzt.

Sportedaktor Lionel Mattmüller.

Concussion-Spotzer oder eben die Gehirnerschütterungstetektive

schauen sich das Spiel live am Bildschirm an.

Wenn Sie eine Szene entdecken, in der Spielerinnen zusammengeprallt sind,

wenn Sie den Verdacht haben, dass es zu einer Kopfverletzung gekommen ist,

dann schalten Sie sich ein.

Sie verständigen das medizinische Personal des betroffenen Teams,

damit dieses die Spielerin genauer untersuchen kann.

Diese Unterstützung durch die Concussion-Spotzer sei enorm wichtig,

sagt Neurologin und Sportneurowissenschaftlerin Nina Federmann.

Generell ist es halt wichtig,

dass eine Gehirnerschütterung ein besonderes Augenmerk gegeben wird,

da es sich um eine potentiell schwere Verletzung handeln kann.

Dazu kommt, dass eine Gehirnerschütterung auch die Reaktionszeit beeinflusst.

Man reagiert langsamer.

Auch die Seekraft kann beeinträchtig sein.

Das wiederum erhöht das Risiko für weitere Verletzungen.

Nina Federmann hat für den Weltfußballverband FIFA

an Maßnahmen mitgearbeitet, wie mit Kopfverletzungen umzugehen ist.

Auch wenn der Fußball länger gebraucht hat,

um solche Gehirnerschütterungssetektive einzusetzen als andere Kontaktspotarten,

man nehme die Sache ernst.

Aus meiner Sicht wird das Thema auch im Fußball sehr ernst genommen.

Ich möchte aber hinzufügen,

dass die Häufigkeit von Kopfverletzungen im Fußball deutlich weniger ist

als jetzt bei anderen Kontakt- oder Kollisionsspotarten,

wie z.B. Rackbärmer, Kent Frittball oder Eishockey.

Gehirnerschütterungen machen 1,8 bis 3,5% aller Verletzungen im Fußball aus.

Wobei im Frauenfußball ein Problem auftaucht,

das auch aus anderen medizinischen Bereichen bekannt ist.

Das ist so, dass einfach Gehirnerschütterung im Frauenfußball,

aber auch andere Verletzungen im Frauenfußball

weniger gut untersucht sind wie im Männerfußball.

Diese schlechtere Studienlage lässt auch noch Fragen offen.

So gibt es beispielsweise Studien,

die Frauen einem weit größeren Risiko für Gehirnerschütterungen ausgesetzt sehen als Männer.

Es gibt aber auch eine Studie z.B. aus Schweden,

die keine signifikanten Unterschiede in der Häufigkeit gefunden hat,

aber dass Frauen schwere Symptome in der Anfangsphase beschrieben haben.

Uns auch mögliche Gründe dafür sind es noch nicht abschließender Forsch.

Ursachen, die diskutiert werden, sind z.B. unterschiedliche Kopfverhältnisse,

unterschiedlich ausgeprägte Muskulatur, hormonelle Faktoren,

aber auch z.B. Faktoren wie eine bessere Selbstwahrnehmung bei Frauen.

Weitere medizinische Studien können helfen, auch bei der Prävention.

Verhindern lassen sich im Kontaktsport Fussball-Zusammenstöße aber nicht.

Um nach einem Zusammenpaal schnell und richtig zu reagieren,

können die Gehirnerschütterungssetektive aber für mehr Sicherheit der Spielerinnen und Spieler sorgen.

Sie kommen künftig bei allen Viva-Turnieren zum Einsatz.

Der Roman, die unerträgliche Leichtigkeit des Seins, machte Milan Kundera weltberühmt.

Auch die weiteren Werke des tschechisch-französischen Schriftstellers

wurden in viele Sprachen übersetzt.

Nun ist Milan Kundera im Alter von 94 Jahren gestorben.

Sein Leben zwischen Ost und West stand auch exemplarisch für die Umbrüche der europäischen Geschichte.

Der Nachruf von Marianne Alweiß, RD-Korrespondentin in Prag.

Das Leben ist so leicht, es ist wie ein Entwurf, den wir aber nie ausführen oder korrigieren können.

Der Roman, die unerträgliche Leichtigkeit des Seins, begründete seinen Weltrum.

Diese Leichtigkeit kann ich nicht ertragen.

Eine Dreiecksgeschichte vor dem Hintergrund des Prager Frühlings und dessen Niederschlagung.

Ich bin nicht stark genug dafür.

Ich bin schwach.

Ich gehe zurück ins Land der Schwachen.

Die Verfilmung aus den USA traf nicht seinen Geschmack.

Auch gegen schablonenhafte Interpretationen seiner Werke werte sich Kundera Zeitlebens.

In unserem dümmlicherweise völlig politisierten Jahrhundert

verstellen die Leute nicht mehr einen Roman wirklich als einen Roman zu lesen.

Sie wollen vielmehr im Roman die Illustration vereinfachter politischer Thesen sehen.

Ganz Besonderes, wenn es sich um einen Roman-Stifteller handelt, der aus dem sogenannten Osten kommt.

Milan Kundera wurde am 1. April 1929 in Brünn geboren.

Er studierte Musik und Literatur, wechselte dann an die Filmfakultät,

wo er später als Professor für Weltliteratur unterrichtete.

Als Abiturient trat er zunächst enthousiastisch in die kommunistische Partei ein.

Wegen feindlichen Denkens wurde er zwischenzeitlich ausgeschlossen.

Kundera wurde 1968 zu einer Gallionsfigur des Prager Frühlings.

In seinem Roman der Scherz rechnete er mit dem Stalinismus ab.

Als sowjetische Panzer die Hoffnung auf einen Sozialismus mit menschlichem Antlitz niederwahlsten,

wurde er mit einem Publikationsverbot belegt.

1975 nahm er einen Lehrauftrag in Frankreich an.

Die Existenz eines Dauerimmigranten deprimierte mich.

Dennoch kann ich mich nur dort aufhalten, wo ich arbeiten kann.

Und momentan ist das eher in Frankreich möglich als in der Czechoslovakie.

So Kundera in einem seiner seltenen Interviews.

Nach seinem Buch vom Lachen und Vergessen entzogen ihm die Kommunisten die Staatsbürgerschaft.

Er wurde Franzose und schrieb seine letzten Romane bis hin zum Fest der Bedeutungslosigkeit auf Französisch.

Auch nach der samtenden Revolution blieb die Beziehung Kunderas zu seiner Heimat kühl.

ihn verletzten umstrittene Anschuldigungen, er habe als Student einen Kommilitonen an die Kommunisten verraten.

Ich bin vollkommen überrascht von etwas, was ich nicht erwartet habe, was ich gestern noch nicht wusste und was nicht passiert ist.

Wenn Kundera nach Tschechien reiste, dann in Cognito.

Dennoch würdigte der tschechische Rundfunk seinen neunzigsten Geburtstag ausführlich.

Im selben Jahr erhielt Kundera die tschechische Staatsbürgerschaft zurück.

Seine Bibliothek und sein Archiv vermachte er der Meerischen Landesbibliothek in Brünn.

Kunderas größter Wunsch blieb es bis zuletzt, als Schriftsteller hinter seinem eigenen Werk zu verschwinden.

Als Mensch annuliert zu werden und keine andere Spur zu hinterlassen als die gedruckten Bücher.

Bis zum letzten Buchstaben.

Das war der 6. Zeit am Mittwoch, dem 12. Juli, mit der Redaktionsschluss um 18.35 Uhr.

Verantwortung für die Sendung ist Markus Hofmann, für die Nachrichten Manuela Burgermeister.

Mein Name Matthias Kündig.

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Beim Angriff auf die IT-Firma Xplain haben Hacker auch hunderte Daten von Hooligans erbeutet. Ein Teil davon ist nun im Darknet aufgetaucht. Das Bundesamt für Polizei Fedpol hat erste Massnahmen ergriffen. Weitere Themen: (01:33) Fedpol: Hooligan-Datenbank im Darknet aufgetaucht - (07:47) EU-Parlament stimmt für umstrittenes Naturschutzgesetz - (14:01) Durchzogene Bilanz des Nato-Gipfels - (17:24) Repression in Belarus als Vorbild für Russland - (23:20) Thailand: Angespannte Lage vor Premierministerwahl - (27:17) Unerkannte Gehirnerschütterungen: Fifa ergreift Massnahmen - (30:59) Milan Kundera: Nachruf auf einen kritischen Geist