Thema des Tages: Excel-Fehler: Wie Andreas Babler doch SPÖ-Chef wurde

DER STANDARD DER STANDARD 6/5/23 - Episode Page - 16m - PDF Transcript

Ich bin Tobias Holop, das ist ein Update zu Thema des Tages, dem Nachrichten-Podcast

des Standard.

Aufgrund eines technischen Fehlers, eines Mitarbeiter in der Excel-Liste wurde das Ergebnis

vertauscht.

Ich habe mir heute selbst ein Bild darüber gemacht und es ist mir ganz wichtig festzuhalten,

dass beim Wahlgang selbst und bei der Arbeiterwahlkommission – und das ist mir immer besonders

wichtig gewesen – kein einziger Fehler unterlaufen ist.

Eine kurzfristig angesetzte Pressekonferenz hat die SPÖ heute am Montag auf den Kopf

gestellt.

Bei der Kampfabstimmung am Parteitag am Samstag hat es eine Panne gegeben.

Nicht der Landeshauptmann des Burgenlandes Hans-Peter Doskuzi, des neuer Parteichef,

sondern der Bürgermeister von Treis-Kirchen Andreas Babler.

Wir sprechen in diesem Thema des Tages Update darüber, wie es zu so einem Fehler kommen

konnte, wie es in der SPÖ weitergeht und was das für die Glaubwürdigkeit der Partei

bedeutet.

Ja, gerade haben wir noch unseren heutigen Podcast vorbereitet zum Thema Vorwürfe sexueller

Belästigung gegen die Band Rammstein und dann hat eine Pressekonferenz alles doch ziemlich

durcheinander gewirbelt.

Petra Stuber, du hast die Sicher-für-die-Standard-Chef-Redaktion auch aufmerksam mitverfolgt.

Die SPÖ Wahlkommission hat eine PK abgehalten.

Was wurde denn da jetzt konkret verkündet?

Nun, im Wesentlichen wurde verkündet, dass sie sich verzählt hat bzw. dass die Namen

Babler und Doskuzi auf einer Excel-Tabelle vertauscht wurden und sich dadurch eine völlig

andere Ausgangslage ergibt, nämlich es ist nicht Hans-Peter Doskuzi, der neue Parteivorsitzender

der SPÖ, sondern Andreas Babler hat eine Mehrheit bekommen.

Aufgebracht hat das Ganze ein ORF-Kollege Martin Tür, der sich aus privater Leidenschaft

gerne mit Excel-Tateien beschäftigt und der hat das ganze Ergebnis nachgerechnet und

ist darauf gekommen, dass da eine gültige Stimme zu viel war, hat bei der Wahlkommission

nachgefragt und daraufhin hat man im nächsten Tag gesagt, okay, wir werden das noch mal

nachzählen und so kam man auf diese Verwechslung, Vertauschung, auf diesen unglaublichen Fehler

drauf.

Der Matheunterricht, also doch noch was gebracht, da geht es um einen Parteitag, um einen Sonderparteitag,

bei dem der zukünftige Parteichef der Sozialdemokratischen Partei in Österreich gewählt worden ist von

den Delegierten.

Wie kann es denn da bitte zu so einem massiven Fehler kommen?

Nun, dieser Parteitag wurde natürlich in großer Eile einberufen und wie man sieht hat die

SPÖ mehr als ein Problem, nämlich sie ist offenbar nicht in der Lage, einen Parteitag

so durchzuführen, dass keine massiven Fehler passieren.

Man muss sich das einmal vorstellen, eine Schulsprächerwahl, einer mittelgroßen Schule

in Österreich, das ist ungefähr das, was auf so einem Parteitag an Delegierten da ist,

also 600 und ein paar Stimmen, an Delegierten, das ist ungefähr so groß wie eine mittelgroße

Schule und das muss man irgendwie auszählen können und dieses Ergebnis sollte stimmen.

Was mich ein wenig überrascht hat bei der Pressekonferenz der Wahlkommissionsleiterin

Grube Esser war, dass sie gesagt hat, ja es war so ein emotionaler Parteitag und wir hätten

nachrechnen sollen und das hat mich ein wenig aus den Schuhen gekippt, weil ich mir denke,

okay, eigentlich sollte das selbstverständlich sein, dass ein zweites Mal und vielleicht

auch sogar noch ein drittes Mal ausgezählt wird, um einfach alle möglichen Fehler zu vermeiden.

Du hast gesagt, es ist sich verrechnet worden, es hat Fehler gegeben in Exerlisten, damit ich das verstehe.

War hier eine konkrete Person für diesen Fehler verantwortlich, war das technischer Natur?

Also man hat sich darauf geeinigt, das ist jetzt das offizielle Wording, es war ein technischer Fehler,

aber selbst die Wahlkommissionsleiterin hat gesagt, dass da natürlich immer menschliches Versagen

auch dahinter steckt, also ich möchte in der Haut der Person, die mehr oder weniger für diesen

technischen Fehler verantwortlich ist, jetzt nicht stecken, dass es sicher sehr unangenehm.

Aber das passiert eben, wenn man hudelt, wenn man sich nicht Zeit nimmt, wenn man einfach versucht,

irgendwie die Dinge möglichst schnell hinter sich zu bringen und da keine Korrekturmode einzieht

oder keine Kontrollmechanismen vorsieht und das Ganze reiht sich ja in eine Serie von Seltsamkeiten,

die schon mit der gesamten Mitgliederbefragung dahergekommen sind. Also wenn man sich erinnert,

plötzlich hat eine Scherafe kandidiert. Also das sind lauter Dinge, die der SPÖ in den

vergangenen Wochen, Monaten passiert sind und das ist für eine doch staatsdragende Volkspartei

eigentlich eine verheerende Optik, die hier geschaffen wurde.

Der vorherige Leiter der SPÖ Wahlkommission ist zwischendurch zurückgetreten, weil die

Belastung so groß war. Die aktuelle Wahlkommissionsleiterin wird wahrscheinlich eine ähnlich große

Belastung haben heute. Aber ist denn jetzt dieses Ergebnis, dass Barbara Mehrstimmen als

DOSCO-Ziel fix und gültig oder wird es da jetzt wieder zu einem neuen Parteitag kommen,

zu einer neuen Abstimmung durch die Delegierten?

Also wenn ich die Diskussionen auch auf den sozialen Medien jetzt richtig verfolgt habe,

Rens, da totalisch gesehen ist, das glaube ich gar nicht so klar. Hans-Peter DOSCO-Ziel,

der jetzt nun doch unterlegene, hat allerdings in seiner Pressekonferenz in Eisenstadt gesagt,

er findet, die Diskussion muss jetzt sein Ende haben, das ist jetzt das Ergebnis, er

erkennt das, gratuliert Barbara und das war es jetzt. Also man wird sich überlegen müssen,

wie man jetzt damit umgeht. Wie gesagt, die Statuten sind das eine und die politische

Realität ist dann vielleicht doch etwas anderes.

Das erste ist aber tatsächlich Andreas Barbara jetzt SPÖ-Parteische für das Ausschaut. Wir

schauen uns die Reaktionen der beiden Kandidaten gleich noch genauer an und machen vor eine

kurze Pause. Wir sind gleich wieder da.

Ich bin die Franziska. Ich bin der Martin. Und wir wollen besser leben.

Lohnt sich 10.000 Schritz zuge in jeden Tag?

Ist das Großraumbüro wirklich so schlecht wie sein Ruf?

Spoiler Ja, bringt zwar Sintervall zu Fasten. Wir fragen die, die es wirklich wissen und

probieren es auch gleich selber aus.

Bei Besser Leben, jeden Donnerstag eine neue Folge.

Peter, du hast es schon gesagt, Hans-Peter DOSCO-Ziel war jetzt rund zwei Tage lang

SPÖ-Parteische. Jetzt ist das anscheinend nicht mehr. Kannst du uns noch ein bisschen

erzählen, du hast gesagt, er hat eine Pressekonferenz abgehalten. Wie hat er sich zu dieser ganzen

Situation geäußert, die er für ihn vermutlich sehr unangenehm ist?

Hans-Peter DOSCO-Ziel ist natürlich ein politischer Profi und er hat das sehr sachlich und professionell

hinter sich gebracht.

Es ist unbestritten, das Wahlergebnis so zur Kenntnis zu nehmen. Das ist auch ein richtiges

Wahlergebnis. Das ist das Ergebnis des Parteidages. Und somit möchte ich auch an dieser Stelle

Andreas Barblau zum Gewinn dieser Wahl und natürlich auch zum Vorsitz der Bundespartei

recht herzlich gratulieren.

Aber wenn man sich überlegt, was er vor zwei Tagen noch gesagt hat am Ende des Parteitags,

als er scheinbar der Sieger war, da hat er gesagt, es geht ein Lebenstraum für ihn

in Erfüllung. Und ich denke mir, die Enttäuschung muss schon riesengroß sein. Man hat es auch

durchblitzen gehört, als er in Frage gestellt hat, wo er bei der nächsten Landtagswahl

in Burgenland tatsächlich auch noch Spitzenkandidat ist. Er hat das so ein bisschen in Frage gestellt

und gesagt, man muss sich immer selbst hinterfragen. Also da kommt schon sehr viel Enttäuschung

durch. Aber natürlich ist er Profi genug, dass er Andreas Barblau gleich mal auch seine

Unterstützung zugesagt hat und gesagt hat, wir werden halt in Burgenland das Unsrige

dazu tun, wenngleich er nicht verholen hat. Und das hat er wirklich extra dazu gesagt,

dass es natürlich auch große inhaltliche Unterschiede gibt zwischen ihm, Doskozil und

Andreas Barblau.

Und so verstehe ich das jetzt richtig, wenn Doskozil so in den Raum stellt, möglicherweise

in Burgenland in Zukunft gar nicht mehr zu kandidieren, sind dann seine Ambitionen um

die bundesweite SPÖ-Führung mit jetzt vorbei?

Das wird die Zeit bringen und die Zeit teilt bekanntlich viele Wunden. Also ich kann es

mir nicht vorstellen. Ich glaube, jemand, der doch so ein, wie man so sagt, Political

Animal ist, wie es Doskozil mit Sicherheit ist, für den ist die Sache noch nicht gegessen.

Und ich meine, er ist ja noch nicht alt. Er ist ja jetzt einmal Anfang 50 und ich denke,

dass der noch schon einige politische Akzente setzen will. Ich glaube, jetzt will er mal

gebeten werden und jetzt will er mal ein bisschen gestreichelt werden, damit er seine Wunden

lecken kann.

Schauen wir auf die andere Seite und hören wir uns eine kurze Wortmeldung von Andreas

Barblau an, nachdem er diese Wahl jetzt anscheinend gewonnen hat.

Der heutige Tiefpunkt mit dem vertauschten Wahlergebnis ist für alle Beteiligten schmerzhaft

und tut mir auch persönlich nicht nur für Hans-Peter Doskozil, sondern für unsere

gesamte Bewegung leid.

Petra Andreas Barblau ist jetzt SPÖ-Parteischef. Was muss er jetzt tun, um aus dieser schwierigen

Situation weiterzukommen, etwas Gutes daraus machen zu können?

Er muss einmal das tun, was Doskozil vor zwei Tagen schon angekündigt hat, umgekehrt,

nämlich er muss auf den anderen zugehen. Das heißt, man muss ja schon sagen, also so

oder so, dieses Ergebnis ist ein knappes Ergebnis. Die beiden Lager, die einander hier in der

SPÖ gegenüberstehen, sind ungefähr gleich groß und das eine Lager wird ohne das andere

nicht reiheusieren können. Das heißt, er muss auf Hans-Peter Doskozil und seine Unterstützer

und Unterstützerinnen zugehen, muss hier Angebote machen. Das heißt, er muss auch, glaube ich,

in seiner Politik pragmatischer werden, als seine Rede am Parteidag war. Die war doch

sehr ideologisch, links ideologisch auch geprägt. Das ist schon okay, aber er wird

sich auch überlegen müssen, wie kann er Dinge umsetzen, wie kann er konkrete Dinge verlangen,

die realisierbar sind und er muss, glaube ich, auch deutlich in die Mitte rücken,

denn er muss letztlich Wahlen gewinnen und das wissen wir alle, dass man die Wahlen nicht an

den Rändern, sondern immer in der Mitte gewinnt. Der Kurzzeitparteichef Hans-Peter Doskozil wollte

eigentlich übermorgen am Mittwoch sein Team für die Parteiführung präsentieren. Da ist

im Raum gestanden Max Lerche für die Geschäftsführung, Julia Herr für die Klubführung im Parlament. Wie

geht es jetzt stattdessen weiter? Hat Andreas Barbla ein Team an Menschen unterstützen, die jetzt in

den Vordergrund stellen wird? Also ich glaube, die große Gewinnerin in jedem Fall ist Julia Herr,

denn Julia Herr hat sowohl Barbla als auch Doskozil auf ihrem Zettel. Diese Politikerin,

diese junge Politikerin wird auf jeden Fall eine wichtigere Rolle in Zukunft spielen. Wie das Team

sonst aufgebaut sein wird, das ist bei Andreas Barbla tatsächlich eine sehr spannende Frage. Man

weiß das nicht so genau. Man muss schon auch sehen, Hans-Peter Doskozil war Minister, er ist

Landeshauptmann, er ist schon auch unterstützt worden von vielen Landesparteichefs, muss man sagen.

Er hat eine sehr breite und professionelle Unterstützer in einem Plattform auch gehabt. Das

geht Andreas Barbla ein bisschen ab. Was natürlich der Fall ist, ist, dass die Wiener,

Michael Ludwig und sein Team, tendenziell sich sozusagen eher für Barbla ausgesprochen haben.

Und diesen Teil der Partei wird jetzt auch eine wesentliche Rolle zukommen. Die müssen ihn,

glaube ich, auch unterstützen, müssen ihn beraten, müssen vielleicht auch bei der personellen

Auswahl beraten. Wobei, da hatte man ja schon unter Bämmerler Rende Wagner nicht unbedingt ein

glückliches Händchen. Also das wird noch spannend, wer da in die Löffelstraße einziehen wird und

welches Team Andreas Barbla um sich schaden wird. Da wird sich in den nächsten Tagen und Wochen

sicher viel entscheiden. Die aktuellsten Infos gibt es immer auf der Standard.at. Aber Petra,

ich muss trotzdem nochmal nachfragen. Dieser Fehler, von dem wir da heute bei der SPÖ erfahren

haben, der hat für mich im ersten Moment fast wie ein Artikel von einer satire Website geklungen.

Du hast doch schon gesagt, das reiht sich ein, eine lange Reihe von Fehlern. Hopperlast ist bei

dieser Wahl gegeben hat. Wie kann das sein bei so einer altgedienten Traditionspartei wie der

SPÖ? Was sagt das über den Zustand der Partei aus? Ja, Hopperast, dein Gefühl ist völlig richtig.

Also die satirische Tagespresse hat getwittert, our job is done. Und vielmehr ist dazu nicht zu

sagen. Also wir haben alle nicht gewusst, ob wir lachen oder weinen sollen, weil das darf

eigentlich nicht passieren. So etwas darf nicht sein. Und es ist demokratiepolitisch ein Irrsinn,

der hier passiert ist und kein gutes Signal für eine so wichtige Partei im österreichischen

Parteien-Spektrum. Und ich glaube, in der SPÖ muss das unterste zu oberst und umgekehrt

gedreht werden, weil ja, so kann es auf keinen Fall weitergehen und so wird man mit Sicherheit auch

bei der kommenden Nationalratswahl keinen Erfolg erzielen. Und ich habe eine ganz persönliche

Bitte in dieser schwierigen Stunde, dass ich alle alteingesessenen und neu eingetretenen

Mitglieder etwas mitgeben mag, was ganz wichtig ist. Bleibt dabei, helft mit. Geben wir der SPÖ

gemeinsam den Stolz und die Würde wieder zurück. Das sagt der neue SPÖ-Parteichef Andreas Babler.

Er wird einige Arbeit zu tun haben, um der SPÖ zu ihrer Würde zu verhelfen. Danke dir,

Petra Streber, dass du diese sehr überraschenden Entwicklungen für uns gleich eingeordnet hast.

Sehr gerne. Und das war es auch schon wieder mit dieser Sonderfolge von Thema des Tages. Wenn

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außerdem Antonia Raut mitgearbeitet. Danke fürs Zuhören und bis zum nächsten Mal.

Schaffen wir es noch, die Erderhitzung zu stoppen? Wie verändert künstliche

Intelligenz unser Leben? Wie werden wir in einer heißeren Welt leben, arbeiten, urlauben? Und

wann fahren Autos autonom? Ich bin Alicia Prager und ich bin Florian Koch. Um solche und viele

weitere Fragen geht es im Podcast Ideen Zukunft und Ideen Zukunft Klimafragen. Wir sprechen mit

Experten und Experten und diskutieren Lösungen für die Welt von morgen. Jeden Freitag gibt es eine

neue Folge.

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Die SPÖ hat am Wochenende einen neuen Vorsitzenden gewählt. Doch bei der Auszählung gab es einen Fehler – der Gewinner heißt Babler und nicht Doskozil

Eine kurzfristig angesetzte Pressekonferenz hat die SPÖ am Montag auf den Kopf gestellt. Bei der Kampfabstimmung auf dem Parteitag am Samstag hat es eine Panne gegeben: Nicht der Landeshauptmann des Burgenlands, Hans Peter Doskozil, ist neuer Parteichef – sondern der Bürgermeister von Traiskirchen, Andreas Babler.
Offenbar gab es einen Fehler bei der Auszählung – die Stimmen wurden vertauscht. Wie konnte das passieren? Und was bedeutet das für die SPÖ? Petra Stuiber, Stellvertretende Chefredakteurin des STANDARD, liefert Antworten.

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