Echo der Zeit: Enteignungen in Russland: Was das für Schweizer Firmen bedeutet

Schweizer Radio und Fernsehen (SRF) Schweizer Radio und Fernsehen (SRF) 8/13/23 - 29m - PDF Transcript

Radio-SRF, ich scho der Zeit mit Simon Hulliger.

Unsere Themen am 13. August, der Wildkür des Kreml ausgeliefert.

Für westliche Unternehmen werde es in Russland immer unsichere.

Russland verhalten wäre stets irrationale, sagt die Beobachter.

Droht auch Schweizer Unternehmen eine Verstaatlichung.

Gewalt an den kleinsten, die Zahl misshandelter Kinder in der Schweiz steigt.

Wir sprechen über mögliche Gründe.

Dann Wald brennt in Portugal, trifft es Ökalyptuswälder, breiten sich die Feuer rasant aus.

Warum diese Bäume in Portugal dennoch weit verbreitet sind?

Der Ökalyptus wächst einfach sehr schnell.

Nach 10 bis 12 Jahren können die Bäume schon gefällt werden.

Das hat natürlich große Vorteile.

Erklädte Journalist Thilo Wagner.

Und Sanktionen, die nicht nur das Regime treffen,

weil Afghanistan vom internationalen Finanzsystem abgeschnitten ist,

fällt den Unternehmen das Geschäften schwer.

Wir besuchen einen Teppich-Händler in Kabul.

Im Echo der Zeit.

Zuerst die Nachrichtenübersicht mit Kevin Gahanes.

Weil ein Güterzug entgleist ist,

ist der Gotthard-Basis-Tunnel seit drei Tagen gesperrt.

Nun konnte die Ursache des Unfalls geklärt werden.

Der Güterzug dürfte entgleist sein, weil eine Radscheibe gebrochen ist.

Die Fachleute von der Schweizerischen Sicherheitsuntersuchungsstelle

haben einige Kilometer vor der Unfallstelle

eines Rads- und Entgleisungsspuren gefunden.

Untersuchungsleiter Christoph Kuppa sagt ...

Wir gehen jetzt der Frage nach,

was hat zu diesem Radscheibenbruch geführt?

Diese Fragmente werden metallurgisch untersucht.

Was für Hinweise geben kann,

ob bereits irgendeine Vorbeschädigung vorhanden war

und die sich langsam weiterentwickelt hat,

bis es dann zum ähnlichen Bruch gekommen ist.

Wegen des Unfalls im Gotthard-Basis-Tunnel müssen

alle Züge seit Donnerstag über die Bergstrecke fahren.

Das dauert länger und die Züge dort bieten weniger Plätze als üblich.

Die SBB schätzt aktuell,

dass die Personenzüge frühestens am Donnerstag

wieder einspurig durch den Tunnel rollen können.

Die Street Parade in Zürich dieses Wochenende

ist größtenteils friedlich verlaufen.

Das sagen die Stadtpolizei und die Rettungskräfte.

Rund 600 Personen mussten medizinisch versorgt werden,

etwa gleich viele wie letztes Jahr.

Die meisten wegen Schnittverletzungen,

Schürfungen oder übermäßigen Alkohol oder Drogenkonsums.

Sechs Personen wurden laut den Rettungsdiensten schwer verletzt.

Darunter ein 18-Jähriger,

der von einer Plattform eines Clubs gestürzt war.

41 Personen wurden festgenommen,

etwa wegen Diebstahls- oder Drogenhandels.

Ruhiger ging es wohl am Locarno Filmfestival zu und her.

Fast 147.000 Menschen

haben sich am Festival im Tessin Filme angesehen.

Das sind 20.000 mehr als im letzten Jahr,

sagen die Organisatoren.

Alle Bereiche des Festivals seien besser besucht worden.

Besonders gut sei das Rahmenprogramm auf der Rotonda angekommen.

Dort gab es unter anderem Musik.

Über 100.000 Besucherinnen und Besucher

wurden alleine dort gezählt.

Ins Ausland.

Nach den Wald- und Buschbrennen auf der hawaianischen Insel Maui

ist die Zahl der Toten weiter angestiegen.

Inzwischen liegt sie laut den Behörden bei 93.

Die Zahl werde wohl noch höher.

Denn es konnten immer noch nicht alle Ruinen

der niedriger gebrannten Ortschaft Lahaina durchsucht werden.

Die Brände auf den Inseln Hawaii und Maui

sind Anfang Woche ausgebrochen.

Starke Winde haben die Feuer angefacht.

Mit Warnschüssen soll ein russisches Kriegsschiff

ein Frachtschiff auf dem Schwarzen Meer gestoppt haben.

Das sagt das russische Verteidigungsministerium.

Der Frachter sei in Richtung Ukraine unterwegs gewesen

und habe auf Stoppsignale nicht reagiert.

Nach dem erzwungenen Halt

habe ein russisches Inspektionsteam den Frachter untersucht.

Danach konnte er zum ukrainischen Donauhafen Ismail weiterfahren.

Russland hat im letzten Monat das Getreideabkommen

mit der Ukraine beendet

und mit Angriffen auf zivile Schiffe gedroht

die ukrainischen Häfen nahe kommen.

Fast 1000 Migrantinnen und Migranten sind gestern

und heute auf der italienischen Mittelmeer Insel Lampe Dusa angekommen.

Das berichtet die Nachrichtenagentur Ansar.

Auf das ganze Jahr gesehen sind es bisher mehr als 96.000 Menschen,

die mit Booten über das Mittelmeer nach Italien geflüchtet sind,

sagt das Innenministerium in Rom.

Dieses Wochenende gab es wieder mehr Bootsunglücke.

Vor der Küste von Tunisien etwa starb mein Baby

und ein 20-jähriger.

Weitere Menschen werden noch vermisst.

Und jetzt zum Sport mit Men Maruc.

Die Schweiz verpasst im Straßenrennen der Frauen

an der Weltmeisterschaft in Glasgow knapp eine Metallie.

Marlen Reusser und Elis Schabe haben das Rennen entscheidend mitgeprägt.

Schabe mit einer über 60 km langen Soloflucht,

erst 13 km vor dem Ziel wird die Genferin gestellt

und fährt als siebte ins Ziel.

Bis fast ganz zum Ende reichte die Kraft von Marlen Reusser.

Aber eben nur fast.

Mit fünf Sekunden Rückstand auf das Podest fährt die Bernerin auf Platz vier.

Weltmeisterin ist die Belgerin Lotte Kopecki.

Die große Favoritin hat sich solo durchgesetzt.

Im Fußball will beim FC Basel weiter in wenig zusammenlaufen.

Nach vier Spielen in der Superleague liegt der FCB mit drei Punkten

auf dem zweitletzten Platz.

Zuhause gegen Aufsteiger Losan verliert Basel heute Nachmittag mit 1 zu 2.

Losans Alliu Balde trifft in der 93. Minute zum ersten Saison-Sieg der Westschweizer.

Und im Schwingen teilen sich Patrick Rebmatter und Matthias Eschbacher den Sieg

beim letzten Teilverbandsfest des Jahres.

Dem Nordwestschweizerischen in Deitingen.

Und jetzt zum Wetter Kevin Gahanes.

Am Abend und in der Nacht entladen sich einige Gewitter,

hauptsächlich über den Bergen und im Süden.

Morgen ist es zwar sonnig, besonders in der zweiten Tageshälfte,

kommen aber erneut heftige Gewitter auf.

Es bleibt schwülheiß im ganzen Land bei 29 bis 33 Grad.

Der französische Lebensmittelhersteller Danon und der dänische Bierbrauer Karlsberg

wurden im Juli vor vollendete Tatsachen gestellt.

Über Nacht hat Moskau ihre Töchtergesellschaften in Russland verstaatlicht.

Per Decret beschloss Präsident Putin, dass der Staat die Geschäfte weiterführe.

Was heißt das für Schweizer Unternehmen,

die noch Fabriken oder Niederlastungen in Russland besitzen.

Droht auch ihnen eine Enteignung.

Charlotte Schakma berichtet.

Weder Danon noch Karlsberg hatte nur im Geringsten

mit der Verstaatlichung durch den Kreml gerechnet.

Beide Konzerne hatten bereits Käufer gefunden für irussisches Geschäft.

Die Beispiele zeigen, wie unberechenbar Geschäften in Russland geworden ist.

Auch die Zahlen sprechen für sich.

Von rund 3400 internationalen Firmen,

die vor dem Überfall auf die Ukraine in Russland tätig waren,

haben es erst 265 geschafft, das Land ganz zu verlassen.

Sprich, Fabriken und Niederlastungen zu verkaufen oder zu liquidieren.

Zehn dieser Unternehmen sind Schweizer Firmen.

Damit habe eine von sieben Schweizer Firmen, also 14%,

Russland mittlerweile ganz verlassen,

sagt Finanzexperte Andri Onoprienko von der Kyiv School of Economics.

Darunter die Zürichversicherung und der Logistiker Kühne und Nagel.

Beide haben vor einem Jahr schon alles verkauft.

Der schnelle Ausstieg aus dem Russland-Geschäft

habe sich bezahlt gemacht, sagt Andri Onoprienko.

Weil das Verhalten Russlands gegenüber internationalen Firmen

immer irrationaler werde.

Basically Russia's behavior toward international business

is becoming increasingly more important.

Der Wissenschaftler verfolgt seit Ausbruch des Krieges täglich,

was internationale Firmen in Russland tun.

Sein Team wertet russische Handelsregister aus,

analysiert Bilanzen von lokalen Fabriken und Niederlastungen.

Die Hälfte der Schweizer Firmen, rund 70 an der Zahl,

habe vor dem Krieg in Russland juristische Einheiten besessen,

sagt Andri Onoprienko.

Diese zu verkaufen,

sei fast unmöglich geworden, sagt der Wissenschaftler.

Der Kreml erlässt täglich neue Regeln.

Ohne Bewilligung gehe nichts mehr.

Und alles werde verzögert.

Die zuständige Kommission

arbeite pro Monat nur 20 Verkaufsgesuche ab.

Damit bräuchte die Kommission 8 Jahre,

um nur schon die 2000 hängigen Gesuche abzuarbeiten.

Die Kommission hat 8 Jahre gesucht.

Am eigenen Leib erfahren dies Holzim und ABB.

Der Zementhersteller Holzim will raus aus Russland.

In einer Stellungnahme schreibt Holzim.

Holzim hat Ende Dezember 2022 eine Vereinbarung zum Verkauf

seines Geschäfts in Russland

an ein lokales Management unterzeichnet.

Die Abschluss der Vereinbarung steht noch aus,

da wir auf die Zustimmung der Behörden warten.

Auch der Industriekonzern ABB will seit einem Jahr weg.

Vollzogen ist der Ausstieg immer noch nicht,

obwohl man die Produktion in Russland längst eingestellt hat.

Wer seinen Besitz in Russland nicht verkaufen kann oder nicht will,

läuft Gefahr, das Schicksal von Danon und Karlsberg zu erleiden.

Fragt sich, welche Schweizer Firmen am gefährdetsten sind.

Grundsätzlich alle, sagt Andri Onoprienko.

Am stärksten exponiert seien jene mit dem größten Umsatz in Russland.

Das sind aus Schweizer Sicht Schwergewichte wie Nestlé, Novartis,

Sando, Roche, Holzim oder auch Barry Gallebaut.

Ihre Umsätze in Russland variieren von knapp 100 Millionen Dollar

bis zu über 1 Milliarde.

Wie sehr sich Nestlé und Co. selber vor einer Verstaatlichung führten,

wollen die meisten gegenüber RadioSRF nicht sagen.

Der Nahrungsmittelmulti als Vöwe betreibt in Russland sechs Fabriken.

Der Schokoladeproduzent Barry Gallebaut,

der in Russland drei Fabriken betreibt, antwortet schriftlich.

Wir möchten von Spekulationen wie zu einer möglichen Nationalisierung absehen.

Auch Novartis nimmt Schriftlichstellung.

Laut der Datenbank der Kiev School of Economics machen Novartis

und die Tochtergesellschaft Sando um die 800 Millionen Dollar Umsatz in Russland.

Novartis schreibt.

Novartis und Sando bleiben in Russland präsent.

Wir haben dir seit einer Fabrik in St. Petersburg die Medikamente

für den lokalen russischen Markt hier stellt.

Unsere Experten beobachten die Situation in Russland fortlaufend.

Auch der Staatssekretariat für Wirtschaft Seco in Bern verfolgt die Lage eng.

Man nehme die Gefahr von Zwangsverwaltungen ernst, schreibt das Seco.

Sollte es dazu kommen, würde die Schweiz, Zitat, Interventionen prüfen.

Man sei sich aber bewusst, dass solche im heutigen Umfeld nur begrenzt wirksam wären.

Sprich, die rund 60 Schweizer Firmen, die noch Fabriken oder Niederlassungen haben in Russland,

sind dem Kreml ausgeliefert.

Es ist schon derzeit auf Radio SRF die weiteren Themen.

Kindsmishandlungen in der Schweiz, sie nehmen zu und sind oft Zeichen einer Überforderung.

Eukalyptuswälder in Portugal, sie brennen wie Zunde, sind aber oft wirtschaftlich interessant.

Und Sanktionen gegen Afghanistan, sie treffen auch Geschäftsleute, zum Beispiel den Teppichändler in Kabul.

Psychische oder physische Gewalt gegen Kinder.

In der Schweiz ist die Zahl misshandelter Kinder im letzten Jahr erneut gestiegen,

und zwar um 14% gegenüber dem Vorjahr.

Die zeigen Zahlen der Fachgruppe Kinderschutz, der Schweizerischen Gesellschaft für Pediatrie.

Wieso kommt es zu dieser Gewalt gegen Kinder und warum nimmt sie zu?

Noemi Ackermann hat mit der Leiterin dieser Fachgruppe gesprochen.

Sie sei Anwältin der Kinder, sagt Dörter Harms von der Kinderschutzgruppe.

Sie sitzt in ihrem Büro im Kantonsspital Baden und erzählt von den Fällen, mit denen sie konfrontiert ist.

Sind Kinder, die hier auf den Notfall zum Beispiel kommen, mit Verletzungen,

wo wir sagen müssen, die Geschichte, die uns dazu präsentiert wird, ist nicht glaubwürdig

oder zumindest muss man darüber nachdenken, ist sie glaubwürdig?

Beispielsweise, wenn Babys, die sich noch gar nicht vorbewegen würden, Brüche hätten.

Wenn ein Kind mit ungewöhnlichen Verletzungen auf den Notfall kommen,

wird es genau untersucht.

Es wird beispielsweise ein Röntgenbild gemacht, um zu schauen, ob es schon ältere Wiederverheiltebrüche gibt.

In anderen Fällen werde das Blut untersucht.

Vor allem aber sei das Gespräch mit den Eltern sehr wichtig, sagt Dörter Harms.

Dabei auch ein bisschen Augenmerk darauf, ob die Geschichte immer die gleiche ist

oder wechselt die Erklärung für eine Verletzung.

Das ist einfach ein Verdachtsmoment.

Denn in dreivierteln aller Fälle seien Familienmitglieder die Täter oder Täterinnen.

Und viele Taten erfolten nicht aus bösem Willen, sondern aus Überforderung.

Ich bin davon überzeugt und das seicht sich in unserer Arbeit tagtäglich,

dass praktisch alle Misshandlungen passieren, die passieren an Kindern,

ihren Ursprung nicht in einem willendlichen Akt haben, sondern in einer Überforderung,

sei es durch eigene psychische, medizinische, finanzielle, partnerschaftliche Probleme.

Am häufigsten diagnostizierten die Kinderspitaler letztes Jahr Fälle von Vernachlässigungen,

gefolgt von körperlichen und psychischen Misshandlungen.

Besonders oft sind sie junge Kinder betroffen.

Bei fast einem Fünffel der Fälle seien die Opfer noch nicht einmal einjährig.

Fast die Hälfte der Fälle entfällt auf Kinder unter sechs Jahren.

Auf die Jahre also, während derer die Eltern besonders intensiv gefordert sind.

Über die Gründe, weshalb es im letzten Jahr zu einer Zunahme der Fälle gekommen ist,

kann Dörter Harms nur spekulieren.

Heute wird ein Missbrauchsfälle sicher besser erfasst.

Hinzu kommen, dass viele Eltern jüngst mit schwierigen Situationen klarkommen mussten.

Wenn man so die letzten Jahre beobachtet, es gab auch viel Unruhe in der ganzen Gesellschaft,

es gab viel Auseinandersetzung, Covid nenne ich mal, dann die Verunsicherung durch den

nicht mehr ganz so weit entfernten Krieg in der Ukraine, finanzielle Sorgen haben zugenommen.

Und das wirkt sich, denke ich, auch immer auf die Behandlung oder Misshandlung von Kindern aus.

Wenn Sie das Gespräch mit den Eltern suchen, egal ob Sie Täter oder Täterin sind,

die meisten Eltern würden die angebotene Hilfe annehmen.

Also ich würde sogar sagen, die überwiegende Anzahl derer, mit denen wir sprechen, die sagen,

ja, dass sie Hilfe brauchen und dass sie überfordert sind und dass sie auch bereit sind,

das Problem anzugehen.

Je nach Schwere des Falls werde die Polizei benachrichtigt,

oft helfe aber auch eine Überweisung an den Sozialdienst oder zu der Mütter- und Väterberatung.

Noemi Ackermann

Portugal kämpft im Sommer immer wieder gegen Waldbrände.

Gerade in den letzten Wochen waren sie intensiv.

Doch Waldbrände sind in Portugal nichts Außergewöhnliches.

Wegen Fahrlässigkeit oder Brandstiftung kommt es jedes Jahr zu Tausenden Bränden,

die allermeisten können sofort gelöscht werden.

Doch Brändes in einem Eukalyptuswald breitet sich das Feuer rasant aus.

Denn Eukalyptusbäume brennen wie Zunder auch wegen der ölhaltigen Blätter.

Das Problem? Kein anderer Baum wächst in Portugal so häufig wie Eukalyptus.

Warum ist das so?

Ich sprach darüber mit Thilo Wagner.

Er ist freier Journalist in Lisbon.

Er hat mir zuerst die aktuelle Brandsituation in Portugal beschrieben.

Zur Zeit ist es relativ ruhig.

Die Großbrände der vergangenen Woche und auch dieser große Brand unten

in der Nähe der Algarve-Küste ist gelöscht.

Aber im Sommer brennt es ja jeden Tag in Portugal.

Es hängt viel von den äußeren Bedingungen ab,

ob aus einem kleinen Brand ein großer Brand wird.

Es hängt von der Hitze ab, von der Trockenheit, von der Windstärke.

Hier sieht es zur Zeit zumindest etwas besser aus.

Also stand jetzt, es gibt keine Großbrände gerade in Portugal.

Ob es ein Großbrand werden kann, hängt auch damit zusammen,

welche Baumarten in diesem Gebiet stehen,

weil eben die Eukalyptusbäume so gut und so schnell brennen.

Warum hat es denn eigentlich in Portugal so viele Eukalyptusbäume?

Nun, in Portugal hat sich der Eukalyptus seit den 1950er Jahren stark ausgebreitet.

Zum einen, weil die Papierindustrie immer wichtiger und größer geworden ist

und diesen Rohstoffholz gebraucht hat.

Und der Eukalyptus wächst einfach sehr schnell.

Also nach 10 bis 12 Jahren können die Bäume schon gefällt werden.

Und das hat natürlich große Vorteile.

Daraufhin haben sich auch die Kleinbauern oder die Besitzer von kleinen Grundstücken

in den Waldgebieten darauf angepasst

und auch Eukalyptus angebaut, weil er einfach sehr wirtschaftlich ist.

Also das heißt, es gibt nicht nur große Monokulturen,

sondern auch viele kleine Waldstücke im Landesinnern.

Richtig. Und genau das ist auch das große Problem des portugiesischen Waldes.

Der Staat besitzt nur rund 3 bis 4 Prozent der Waldgebiete.

Also das ist europaweit sehr wenig.

Und der ganz große Anteil des Waldes ist in privater Hand.

Und hier sind es vor allem Leute, die ein Grundstück von vielleicht 5 bis 10 Hektar Wald besitzen,

aber eben nicht mehr.

Und diese Grundstücke waren vorher landwirtschaftliche Flächen,

auf denen etwa Getreide oder Gemüse oder sowas angebaut wurde.

Und jetzt ist daraus eben Waldgebiet geworden.

Und diese Grundstücke und das ist eines der Hauptprobleme werden nicht gepflegt.

Das muss man nämlich dazu sagen, die Eukalyptus-Welde, die werden gefährlich und brennen natürlich sehr stark,

aber sie brennen nur dann, wenn das Unterholz nicht herausgeholt wird.

Das ist der Unterschied zu Wäldern in Mitteleuropa.

Hier muss einfach der Wald sehr, sehr gut gepflegt werden

und das Unterholz wächst in den regnerischen Wintern

und trocknet dann im Sommer sehr stark aus.

Und das wird praktisch zu Zündholz.

Da muss nicht viel passieren und es brennt sofort.

Und deshalb ist das das große Problem dahinter.

Und warum wurden aus diesen Landwirtschaftsflächen Waldflächen, was führte dazu?

Also seit den 1950er, 1960er Jahren haben hunderttausende Portugiesen das Land des Innere verlassen

und sind auf der Suche nach einem besseren Leben entweder in die portugiesischen Städte,

in der Nähe der Küste gezogen, oder sie sind ausgewandert,

also nach Frankreich, in die Schweiz oder nach Deutschland.

Und auf diesen ehemaligen landwirtschaftlichen Flächen sind dann entweder spontan Kiefernwälder gewachsen

oder die Leute haben bewusst Eukalyptus angebaut, um ein gewisses stabiles Einkommen zu haben

und auch in dem Glauben, dass diese Eukalyptus Bäume von selbst wachsen

und eben man sich nicht viel um sie kümmern muss,

was natürlich in der gewissen Weise, wie man jetzt merkt, ein Trugschluss ist.

Und es kommt noch dazu.

Früher haben einfach sehr viele Menschen hier gelebt im Landesinneren

und sind in die Wälder gegangen und haben dort das Unterholz gesammelt für den Kamin,

mit dem sie ihre Häuser geheizt haben.

Und jetzt geht niemand mehr in die Wälder.

Die Wälder waren früher also besser gepflegt

und dadurch hat es im Sommer nicht so viel gebrannt wie jetzt.

Und das ist jetzt eben anders.

Also das heißt, die Eukalyptus Bäume sind auch ein Spiegel einer Landflucht in Portugal.

Ist denn diese Landflucht ein Thema auf der politischen Agenda?

Ja, das steht auf der politischen Agenda

und spätestens seit diesen verheerenden Waldbränden von 2017.

Sie erinnern sich vielleicht damals in über 100 Menschen bei Waldbränden ums Leben gekommen.

Spätestens seitdem ist das Thema auch stärker ins Bewusstsein der Portugiesen gerückt.

Es gibt auch einige Ideen, wie man die Leute ins Landesinneren locken kann,

zum Beispiel mit Steuererleichterungen oder mit Erschaffung von mehr Studienplätzen

an den Universitäten im Landesinneren.

Aber die Menschen sind ja frei und können entscheiden, wo sie leben.

Und es ist wirklich schwierig, dieses Ungleichgewicht auszugleichen.

Vor allem auch, weil man bedenken muss, dass der Klimawandel hier im Landesinneren

viel stärker sich bemerkbar macht als an der Küste.

Also eben durch Hitzewellen oder eben auch durch Waldbrände.

Könnte man auch einfach die Eukalyptusbäume durch andere ersetzen?

Ja, theoretisch geht das. Praktisch ist es aber sehr schwer umsetzbar.

Denn das kostet sehr viel Arbeit, diese Bäume mit ihren tiefen Wurzeln herauszureißen

und in diesen strukturschwachen Gegenden, wie im Landesinneren,

nicht klar, wer das finanzieren soll.

Denn die Kleinbauern, die so ein kleines Grundstück haben,

die haben meistens dann auch nicht das Geld, diese Bäume rauszureißen.

Und dann kommt eben noch dazu, dass die Bäume,

die eben besser in dieses Klima irgendwie sich anpassen würden,

zum Beispiel Kork-Eichen oder auch der Erdbeerbaum,

aus dem ein hier beliebter Schnaps gewonnen wird.

Das braucht sehr lange, bis diese Bäume wirtschaftlichen Ertrag abwerfen.

Und deshalb scheitern solche Projekte häufig immer wieder an diesen wirtschaftlichen Faktor.

Sagt Hilo Wagner, er ist freier Journalist in Lisbon.

Vor zwei Jahren haben die Taliban in Afghanistan die Macht übernommen.

Um das Regime zu isolieren, haben westliche Länder die Reserven der Zentralbank

eingefroren und Afghanistan vom internationalen Finanzsystem abgeschnitten.

Das hat auch Folgen für afghanische Unternehmen.

Das Geschäften ist viel aufwendiger geworden,

wie das Beispiel eines großen Teppich-Händlers in der Hauptstadt Kabul zeigt.

Sydasien-Korrespondentin Martin Peters.

Ein mehrstöckiges Gebäude in Kabul.

Auf einer ganzen Etage stapeln sich schwere, handgeknüpfte Teppiche

in den allerschönsten Farben und Mustern.

Männer werfen sie Stück für Stück auf den Boden, prüfen, diskutieren,

legen sie auf den nächsten Stapel.

Die Teppiche sind für den Export bestimmt, vor allem Richtung Europa.

Jeder einzelne kostet Tausende von Dollar.

Das war ein einträgliches Geschäft, sagt Ali Amiri,

einer der Geschäftsinhaber, dessen richtiger Name anders lautet.

Doch seit die Taliban die Regierung übernommen hätten,

sei das Geschäft um ein Drittel eingebrochen,

sagt der Mann in traditionellem Weitengewand und kurzgeschorenem Bart.

Für den Einbruch nennt Amiri vor allem drei Gründe.

Bis zum Machtwechsel im August vor zwei Jahren

gab es einen Luftkorridor für Exportwaren.

Die alte Regierung gab damals 80 Prozent der Transportkosten übernommen.

Doch das sei vorbei.

Heute müsse das Unternehmen alles selbst bezahlen.

Gleichzeitig sei die Logistik ohne Luftkorridor deutlich komplizierter

und damit teurer geworden.

Ihr müsse Ausweichrouten über Turkmenistan,

den Iran oder Pakistan finden.

Und drittens hätten die Kundinnen und Kunden in Europa und

Übersee oft Mühe, das Geld nach Afghanistan zu schicken.

Denn das Finanzsystem, das wir jetzt sehen,

ist komplett zusammengebrochen.

Damit wir überhaupt Geld empfangen können,

arbeiten wir mit Geldhändlern zusammen.

Die Kunden in Dubai haben, erzählt der Teppichhändler.

Diese Kunden laufen aber nicht auf unseren Namen,

sondern über deren Namen.

Das schafft für Konfusion bei den Aufsichtsbehörden.

Erst letzte Woche sei Geld aus New York wieder zurückgeschickt worden.

Wegen Verdacht auf Geldwäscherei.

Die afghanische Zentralbank schaffe weitere Probleme.

Der Händler erzielt von einer Teppichlieferung über den Iran

und die Türkei nach Europa.

Bei der Bezahlung über die einzige afghanische Privatbank,

die noch ausländisches Geld annehme,

habe es keine Probleme gegeben.

Bis sich die Zentralbank einmischt,

hat sich die

Zentralbank einmischt.

Sie nahm irrtümlich an,

dass Transitransporte über den Iran verboten seien

und blockierte die Zahlung.

Sie haben keine Ahnung, was sie tun,

sagt Alia Miri und keinerlei Erfahrung.

Teppiche gehören zu den wichtigsten Exportgütern

Afghanistan.

Die Industrie ist ein wichtiger Arbeitgeber

für bis zu eine Million Beschäftigte.

Es ist im letzten Monat angekündigt,

dass die Teppichproduktion noch ausgeweitet

und noch mehr Arbeitsplätze geschaffen werden sollen.

Ob Alia Miri als Unternehmer mitzieht

bei den Expansionsplänen, ist noch offen.

Denn angesichts der vielen Probleme in Afghanistan

denkt der Teppichhändler daran,

auf den Rest seines Geschäfts ins Ausland zu verlegen.

Ein Teil des Familienunternehmens ist bereits ausgelagert.

Wir haben schon eine Steuernummer in Pakistan,

sagt Amiri.

Auch Dubai wäre eine gute Alternative,

weil die Geldüberweisungen dann viel einfacher wären.

Aber der Händler will seinem Heimatland

noch eine Chance geben.

Wir haben uns eine Frist von einem Jahr gesetzt,

sagt er.

Wenn es bis dahin nicht besser wird

und wir unsere afghanischen Teppiche

leichter exportieren können, sind wir weg.

Zum Schluss dieser Sendung der Blick in die kommende Echerwoche.

Die Schweizer Armee soll mehr Geld bekommen.

Aber wofür?

Nächste Woche stellt die Militärführung

die neue Armee-Strategie vor.

Wir hören zu und fragen Politikerinnen und Experten,

was sie von den Vorschlägen halten.

Und wir schauen nach China.

Dort hat der Film Barbie eine Diskussion über Feminismus angestoßen

und die Konkurrenz der Feminismus.

Eine Diskussion über Feminismus angestoßen

und Diskussionen ermöglicht, die sonst zensiert werden.

Wir reden mit Chinesinnen

und über ihre Vorstellung von der Rolle der Frau

im reichte Mitte.

Verantwortlich für die heutige Sendung war Lukas Schneider,

für die Nachrichten Manuela Burgermeister

am Mikrofon Simon Hulliger.

Redaktionsschluss 18.28 Uhr.

Das war ein Podcast von SRF.

Copyright WDR 2021

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Kürzlich enteignete Russland den Lebensmittelkonzern Danone und den Bierbrauer Carlsberg. Das könnte auch Schweizer Unternehmen widerfahren, die in Russland noch Fabriken, Niederlassungen oder Anlagen besitzen. Denn vor dem Kreml ist keine internationale Firma mehr sicher.

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(16:09) Wie Portugals Eukalyptus-Wälder Brandprävention erschweren
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