Thema des Tages: Droht die Mittelschicht zu verarmen?
DER STANDARD 8/17/23 - Episode Page - 26m - PDF Transcript
Dieser Podcast wird unterstützt von SOFOS. Ich bin Tobias Holop,
das System des Tages, der Nachrichten-Podcast vom Standard.
Hohe Lebenskosten, ein kriselndes Gesundheitssystem und ratlose Politik. Immer
mehr Menschen in Österreich haben Angst, dass durch die aktuellen Krisen ein
gesellschaftlicher Abstieg droht. Es ist die Angst, dass es nicht mehr aufwärts geht
in Zukunft, dass man sich weniger leisten kann oder dass es einem schlechter
geht als den Eltern, dass das Gleiche für die eigenen Kinder gilt.
Und es ist die Angst irgendwie, dass Träume zerplatzen, glaube ich. Dabei wird
immer wieder auch der Begriff der sogenannten Mittelschicht genutzt.
Auch sie wäre neuerdings in Gefahr. Aber was bedeutet Mittelschicht eigentlich?
Darüber sprechen wir heute. Wir schauen uns an, wie groß die Mitte der
Gesellschaft in Österreich wirklich ist und ob ihre Abstiegsängste berechtigt sind.
Gerald John, du bist Innenpolitik-Kredakteur hier beim Standard und hast dich in letzter Zeit
intensiv mit den Sorgen der sogenannten Mittelschicht beschäftigt. Das ist ein Wort,
das man in letzter Zeit sehr oft hört, aber von dem ich gar nicht so genau weiß,
was es eigentlich bedeutet, kann man diese Mittelschicht irgendwie konkret definieren?
Ja, also ich fürchte, da muss ich jetzt zwei Sätze zumindest ein bisschen technisch werden.
Also wenn man da internationalen Organisationen, OECD folgt, dann gehören alle Personen zur
Mittelschicht, deren verfügbares Einkommen zwischen 75 und 200 Prozent des medialen
Einkommens liegt. Also verfügbares Einkommen heißt nach Steuern und nach Sozialleistungen,
das was sie wirklich zum Leben haben. Da gibt es unterschiedliche Zahlen, die sich da bemessen.
Das sind nicht alle ganz aktuell. Aber als Faustregel kann man ungefähr so sagen,
wenn man so 20.000 bis 60.000 zur Verfügung hat, zählt man zur Mittelschicht. Wenn man ein bisschen
von diesen Zahlen wegkommen will, dann kann man aber auch das gemeinsame Interesse sozusagen
definieren. Also ich würde sagen, Mittelschicht könnte man auch alle nennen, die vom Arbeitseinkommen
leben, also die ja auskommen, durch Arbeiten schaffen, recht stabile Jobs halt haben und die
zwar ein bisschen vermögen oft haben, aber das nicht hoch genug ist, um davon zu leben. Also das
ist meistens der eigene Wohnung oder das eigene Haus. Also das wäre typisch Mittelschicht, würde ich sagen.
Und kann man da irgendein Prozentsatz sagen, wie viel Prozent der Bevölkerung da dazugehören?
Ja, das sind etwa zwei Drittel und zwar schon seit 20 Jahren ziemlich stabil zwei Drittel.
Alles klar. Jetzt führen nicht nur Politikerinnen und Politiker immer wieder die angeblichen
Sorgen der Mittelschicht aktuell ins Feld, in die Diskussion. Ein großes Thema, das mir da in
den Sinn kommt, als erstes ist die Teuerung, die glaube ich viele Menschen beschäftigt, kannst
uns einen Überblick geben. Welche Ängste treiben den Menschen mit zu einem mittleren Einkommen,
wie du beschrieben hast, aktuell um? Ich würde sagen, Abstiegsängste. Dass man nicht
mit zur Mittelschicht gehört, sondern den unteren Brereich der Gesellschaft abdriftet. Das ist
natürlich einerseits die Angst vor Arbeitslosigkeit, dass man den Job verliert und nicht mehr das
Auskommen findet oder eben jetzt seit der Teuerung, dass es sich hinten und vorn nicht mehr ausgeht.
Jetzt muss man sagen, ich glaube jetzt nicht, dass es jetzt das typische Mittelschicht Schicksal
ist, dass die Menschen von heute auf morgen wegen der Teuerung zum sozialen Markt einkaufen gehen
müssen. Da gibt es dann schon oft noch Buffa, andere Dinge, wo man sich einschränken kann,
abseits der Lebensnotwendigkeiten. Aber es ist die Angst, dass es nicht mehr aufwärts geht in
Zukunft, dass man sich weniger leisten kann oder dass es einem schlechter geht als den Eltern. Dass
das Gleiche für die eigenen Kinder gilt, dass man denen nichts hinterlassen kann. Und es ist die
Angst irgendwie, dass Träume zerplatzen, glaube ich. Dass man sich mehr erwartet hat und dass
jetzt so die Perspektive, dass man sich doch einen schönen Wohlstand aufbauen kann, irgendwie zu
zerbärsten scheint. Das ist so eine große abstrakte Angst, die wir, glaube ich, alle ein bisschen
haben und gerade, wie du zuerst beschrieben hast, in dieser Mittelschicht sind nicht unbedingt große
Buffa da, dass man vieles ausgleichen kann. Deswegen ist die da vielleicht größer. Aber kann
man das auch irgendwie nachweisen? Also kann man das in Statistiken ablesen, dass die Mittelschicht
droht, in eine Armut abzurutschen? Na ja, für die Inflationskrise ist noch keine abschließende
Bilanz möglich. Also zuerst auf jeden Fall einmal haben die höheren Preise natürlich Kaufkraft
gekostet, aber es gab dann viele stattliche Ausgleichsmaßnahmen auch. Da werden wir dann später
noch mehr reden. Wenn man es jetzt all along betrachtet, über 20 Jahre gerechnet, ist diese
Angst eigentlich nicht berechtigt, weil in Österreich zeigen die Daten eben, dass die
Mittelschicht eigentlich nicht nur stabil ist von der Dimension her, wie wir schon gesagt haben,
sondern auch immer wohlhabender geworden ist. Also von Generationen, Generationen von Jahr zu
Jahr sind die Einkommensgrenzen eigentlich gestiegen und Österreich war das sehr erfolgreich. Das
ist ein Zeichen einer gut funktionierenden Wirtschaft, die mit großen Produktivitätsteigungen.
Man liest ja schon immer wieder Schlagzeilen, dass die Mittelschicht erodiert, also nach unten
quasi ein bisschen ausreinend, aber das ist in Deutschland und nicht in Österreich. In Österreich
ist es stabil geblieben. Also in Deutschland ist es tatsächlich so? In Deutschland ist es so,
dass die Mittelschicht seit vielen Jahren im Schrumpfen begriffen ist. Der Unterschied von
Österreich zu Deutschland gibt es mehrere Gründe. Also Österreich hat einen sehr starken Sozialstaat,
für den die Mittelschicht zwar ordentlich steuer zahlt, aber von dem sie auch viel herausbekommt,
z.B. eine soziale Absicherung, ein immer noch trotz aller Defizite ein gutes Bildungssystem. Die
Wirtschaft war sehr produktiv, wir haben erfolgreiche Unternehmen. Manche Ökonomien sagen,
auch die Osterweiterung war ein großes Glück für Österreich, dass wir das sehr profitiert haben.
Und Österreich hat im Vergleich zu Deutschland nicht den Niedriglohnsektor so aufgemacht. Also
in Deutschland gab es also Reformen, wirklich berüchtigte Hartz IV Reformen, die Jobset bringen
sollen durch den Druck bei den Sozialleistungen. Aber das hat eben auch einen Niedriglohnsektor
aufgemacht, den gibt es in Österreich nicht und auch die Pensionisten sind bei uns deutlich
besser abgesichert. Also das hat alles die Mittelschicht stabilisiert. Also gerade in
Österreich gibt es tatsächlich dieses Abstiegszenario bisher noch nicht, aber trotzdem schnaufen viele
Menschen unter den vielen aktuellen Krisen die Inflation haben wir schon angesprochen. Das
gesagt, man kann das jetzt noch nicht abschließend beurteilen, aber kann man schon irgendwie
festmachen, wie die Teuerung eben gerade diesen Mittelstand betrifft? Ja, also am Anfang hat es
natürlich real Einkommensverluste gegeben. Also das hat jeder gemerkt, deine Supermarkt geht,
die Dinge werden exorbitant teuer, die Mieten sind gestiegen und das Einkommen ist vorerst
mal gleich geblieben. Also da hat man natürlich ein Bussen gehabt. Jetzt muss man das allerdings
längerfristig betrachten. Da gibt es Untersuchungen zum Beispiel. Also die beste Untersuchung stand
vom Budgetdienst des österreichischen Parlaments. Die Regierung hat ja einerseits Hilfen ausgegeben
und andererseits gab es dann eben auch Lohnsteigerungen. Also die Gewerkschaft war sehr erfolgreich bei
den kollektiven Handlungen, finde ich. Also es gab Abschlüsse, die durchaus über der Inflationsrate
gelegen sind und das ist gerade für den Mittelstand wichtig. Der profitiert zum Teil ein bisschen
natürlich auch von den staatlichen Förderungen. Da gab es schon ein paar Dinge, die dazu
geschneidert waren auf ihn. Aber vor allem auch durch die Lohnsteigerung. Und jetzt kommt der
Budgetdienst zum Schluss, das eigentlich für 2022 über alle Einkommensgruppen die
Teuerung durch diesen Mix mehr oder minder abgefangen wurde. Da muss man dazu sagen,
das ist natürlich ein Durchschnittswert. Das gilt jetzt nicht für jede Lebenssituation gleich.
Kommt darauf an, wie man wohnt, welche Wohnkosten, welche Energiekosten hat, ob man Kinder hat oder
nicht. Das kann es ziemlich variieren. Und man muss sagen, das ist erst im Nachhinein geschehen.
Also das ist wichtig, darauf hinzuweisen. Zuerst gab es einmal diese Einbußen, die dann nur
nicht eben diese Abstiegsängste auch getrickert haben. Und im Nachhinein wurde dann einiges abgegolden.
Für 2023 in dieser Projektion, die ja noch nicht abgeschlossen sein kann für dieses Jahr fürs
laufende Jahr, schaut es allerdings auch so aus, als würden die Einkommensverluste nicht ganz
kompensiert werden können. Aber da warten wir noch auf ein abschließendes Urteil sozusagen.
Und wir müssen uns anschauen, wie die Inflation sich wirklich entwickelt. Noch ein anderes Thema,
das wir auch schon kurz angesprochen haben, das gerade in der Mittelschicht sehr relevant ist,
ist das Thema Wohnen. Vielleicht auch Eigenheim, wo du gesagt hast, dass es für viele Menschen sehr
schwierig ist, sich ein Eigenheim vielleicht anschaffen zu können. Wie entwickelt sich das?
Wer steht da am Horizont? Ja eben, das habe ich gemeint. Das kommt immer darauf an aus der
eigene Lebenssituation, wenn man die Teuerung trifft. Und dann ist es so, dass ein klassischer Traum
der Mittelschicht ist, sich etwas Eigenes aufzubauen, glaube ich. Also eine eigene Wohnung oder ein
Häuschen im Grünen, mit Garten, das wollen einfach viele Menschen. Und das ist definitiv
schwieriger geworden. Das liegt es nicht unbedingt nur an der Teuerungswelle, denn die Immobilienpreise
sind schon davor massiv gestiegen. Also ich habe mir rausgesucht, dass im Jahr 2021 schon
bevor die große Inflation gekommen ist, um 11,8 Prozent allein in dem Jahr, das ist natürlich ein
Wert, mit dem die Lohnsteigerungen nicht mitgekommen sind. Also man hat ums Geld immer weniger Immobilie
kaufen können, so zu sagen. Und was jetzt noch dazu kommt, durch die Inflationsbekämpfung, sind
die Zinsen gestiegen. Also die Europäische Zentralbank hat das verfügt und jetzt schnell noch die
Kreditzinsen in die Höhe. Das kann schon bei einem Kredit von 300.000 Euro ungefähr 500, 600 Euro
bei der Monatsrate dann ausmachen, je nach Kondition, nach Laufzeit. Und das muss man erst
dann nochmal stemmen. Und das ist tatsächlich so, das hört man immer wieder, dass manche Menschen
sagen, naja, das wird sich sicher niemals gehen, dass ich da mir etwas aufbaue, ohne etwas zu erben.
Gerade über dieses Thema Kreditzinsen haben wir gestern erst eine große Podcast-Forge gemacht,
die können wir auch nochmal verlinken. Wir sprechen jetzt dann gleich noch über die Probleme,
die es aktuell im Gesundheitswesen auch gibt und darüber, welche Antworten die Politik in
Österreich darauf hat oder nicht hat.
Wir sind gleich zurück.
Ich bin die Franziska. Ich bin der Martin. Und wir wollen besser leben. Lohnt sich 10.000
Schritte zugehen jeden Tag? Ist das Großraumbüro wirklich so schlecht wie sein Ruf? Spoiler Ja,
bringt zwar das Intervall zu Fasten. Wir fragen die, die es wirklich wissen und probieren es auch
gleich selber aus. Bei besser leben jeden Donnerstag eine neue Folge.
Gerald, fassen wir mal zusammen. Die Inflation hat die Mittelschicht zwar getroffen. Man kann
noch nicht abschließend sagen, wie stark, aber ein großer Teil davon ist auch abgefedert worden.
Was das Wohnen angeht, steigen die Kosten stark und es wird immer problematischer. Und ein
anderes Thema, das ich ganz oft höre, gerade in meinem Bekanntenkreis, ist das Gesundheitssystem.
Dass es dort immer weiter kriselt, dass es immer längere Wartezeiten bei Ärztinnen gibt,
eine Überlastung des Gesundheitswesens, zeichnet sich da eben auch für den Mittelstand,
die sich vielleicht nicht private Ärztinnen und Ärzte leisten können, ein sehr großes Problem ab?
Also wenn die Politik nicht adäquat reagiert, dann ja, also wir wissen,
dem Gesundheitssystem setzt die demografische Entwicklung zu, die Alterung der Gesellschaft.
Die Menschen werden älter, das ist ja erfreulich, aber natürlich brauchen die,
um gut altern zu können, stärkere Gesundheitsversorgung. Da steigen die Kosten auch schon
allein wegen des technischen Fortschritts. Gleichzeitig gibt es auch einen Personalmangel.
Und mit all dem ist das österreichische Gesundheitssystem leider nicht gut aufgestellt,
strukturell. Das genau so fühlen wir das zu weit führen. Aber es ist so, dass bei uns die
Patienten nicht unbedingt dort landen, wo sie am besten behandelt werden würden. Es gehen
so viel in die teuren Ambulanzen, in den Spitälern. Es fehlen dann Angeboten im sogenannten
niedergelassenen Bereich, also an Ordinationen und Ambulanzen mit flexiblen Öffnungszeiten,
wo viele Dinge schon gut erledigt werden könnten, wenn es dieses Angebot gäbe. Ja,
und viele Menschen nehmen halt wahr, dass die Wartezeiten halt zum Teil recht lang sind auf
bestimmte Eingriffe, wobei man jetzt dann natürlich auch die Kirche im Dorf lassen muss. Also laut
Gesundheitskasse sind gerade 3% aller Kassenstellen jetzt nicht besetzt. Das ist jetzt nicht ein
österreichweites Massenphänomen, das man keine Ärzte mehr findet. Und bei den Wartezeiten muss
man dann auch immer unterscheiden, ob es jetzt wirklich Eingriffe sind, die wirklich akut notwendig
sind oder die planbar sind. Also da ist es ja dann schon für mich ein bisschen zumutbar, wenn man ein
bisschen warten kann. Ja, weil das sorgt natürlich für gewisse Verunsicherung. Ein anderer Punkt ist
die Pflege. Also jüngere Menschen, für die ist das noch weit weg, aber sie erleben es bei ihren
Eltern. Da gibt es auch einen starken Personalmangel. Da hat man auch das Gefühl, man kann sich
nicht mehr so verlassen. Es gibt eine Verunsicherung über den Zustand des Pensionsystems. Und ja,
der Mittelstand fragt sich natürlich, wir zahlen sehr viel dafür, dann wollen wir auch diese Versorgung
haben. Und all das schürt natürlich auch Ängste. Was das Gesundheitssystem angeht, tut sich
aktuell auch viel. Das sollen sogenannte Primärversorgungszentren eingeführt werden, wo
verschiedene Ärztinnen und Ärzte zusammenkommen. Aber wie erfolgreich das sein wird, wird sich dann
auch noch erst zeigen in den nächsten Jahren. Gerald, jetzt haben wir aber einige Probleme
gesprochen. Ich glaube, das ganz große ist die Teuerung. Was mir als Antwort der Politik und
konkret von unserem Bundeskanzler Karné haben wir in letzter Zeit im Kopf geblieben ist. Die
größte Aussage, die es da gegeben hat, war, dass wir Bargeld in die Verfassung nehmen sollten. Das
wird jetzt wahrscheinlich nicht die Teurungskrise lösen, auch nicht andere große Krisen über den
Klimawandel. Hat die Politik in Österreich Antworten auf diese Probleme, die es gerade im Mittelstand
gibt aktuell? Also ich halte die Bargelddebatte auch für einen populistischen Holler. Aber bei
der Bewertung will ich da schon fair sein und jetzt nicht ein Sommerloch Thema, der ÖVP jetzt
quasi so als paradigmatisch für die ganze Politik nehmen. Also man kann jetzt der Region nicht
vorwerfen, dass sie nichts getan hätte. Jetzt ging die Teuerung auch nicht für die Mittelschicht.
Also die Hilfspakete haben schon enorme Umfänge und da ist auch manches für die
Mittelschicht dabei. Gerade für Familien, denken wir, man hat eine Höhung des Familienbonus
noch einmal vorgezogen. In dem Jahr greift jetzt die Abgeltung der kalten Progression. Das ist
diese schleichende Steuererhöhung und die kommt auch jetzt speziell der Mittelschicht zur Verfügung.
Also da wurde schon manches gemacht. Ich finde, wenn es eine Schwachseite bei der
Steuerungsbekämpfung gibt, die größere, das ist dann schon doch eher bei den Armen. Also bei
den arbeitslosen Geld. Da gibt es keine Valorisierung, keine Anpassung an die Inflation. Also wer
arbeitslos ist, der ist wirklich arm und gefährdet. Wobei man allerdings auch sagen muss, das kann
natürlich schon auch Mittelstandsmenschen treffen. Also es kann ja so sein, dass jemand sein Job
verliert, obwohl er eigentlich vom Verdienst her in dem Mittelstand fällt und dann ist die Absicherung
wirklich nicht sehr gut. Das muss man sagen, wenn man länger bleibt, dann galubiert die Teuerung
davon dem arbeitslosen Geld, weil es eben nicht angepasst wird an die Teuerung. Nichtsdestotrotz
könnte man natürlich noch mehr machen für die Mittelschicht. Also wichtig finde ich den
Sozialstaat, wie wir vorhin schon gesprochen haben, wieder vordermann zu bringen, damit das nicht die
Mittelschicht immer allein alles stimmt über ihre Steuern, wäre es vielleicht ein guter Punkt,
dass man sich endlich zu einer Vermögens- oder Erbschaftssteuer durchringen könnte, weil dann
würden die wirklich wohlhabenden belastet werden. Damit sinnvoll wäre es sich auch Qualifizierungsmaßnahmen
auszubauen für Menschen, die arbeiten, um denen möglicherweise bessere Jobs zu bieten, denn es
wäre eine Fachkräfte momentan gesucht. Also wenn man den unter den Armen greifen könnte,
das würde der Mittelschicht auch sehr helfen. Investitionen in die Bildung wären sicher auch
ein wichtiger Schritt oder eben das Wohnproblem anzugreifen. Also da gibt es sicher verschiedene
Modelle, wie man auch die Grundstückspreise dämpfen kann, die sich ja dann in die Mieten,
selbst im geförderten Wohnbau, niederschlagen. Man kann ja Marktiengriffe bei den Mieten
diskutieren, Wohnbauprogramme fahren, damit ein größeres Angebot da ist, damit die Immobilienpreise
sinken. Es gibt viel zu tun. Schauen wir mal, was da jetzt dem langsam anlaufenden Wahlkampf für
die Nationalratswahl nächstes Jahr dann auch wirklich angekündigt wird. Aber wenn wir jetzt
noch mal ein bisschen langfristig auf diese Mittelschicht schauen, du hast vorher gesagt,
über die letzten 20 Jahre ist in Österreich sogar ziemlich stabil geblieben. In Österreich hat es
diesen Abstieg bisher nicht gegeben, teilweise sogar leichte Aufstiegsmöglichkeiten. Was denkst
du, wie das weitergehen wird in den nächsten 20 Jahren? Wird es da so weitergehen, wie bisher oder
der Rot durch diese vielen neuen aktuellen Krisen eben doch ein Abstieg für die Mittelschicht?
Ja, also das ist jedenfalls keine Natur gesetzt, das Abrutschen muss. Also ich glaube, wir haben
ja eskiziert, was man tun kann und die Politik hat das in der Hand. Also es steht nicht so schlimm,
möchte ich einmal sagen. Wie das mit der Deuerung ist, das werden wir dann sehen,
wie die Bilanz dann am Ende ausschaut. Aber es gibt durchaus auch einige Anzeichen für
Gründe für Optimismus. Also wir haben eine arbeitskräfte Knappheit momentan. Also das
arbeitslosen Problem, eine klassische Angst, arbeitslos zu werden für die Mittelschicht,
das wird wahrscheinlich immer kleiner werden. Und Arbeitskräfte-Knappheit heißt auch,
dass man Chancen auf gute Jobs hat. Wie gesagt, Qualifizierungsmaßnahmen werden da vielleicht
ein guter Punkt. Und was man jetzt nicht vergessen darf, es ist immer so, dass die Lohnerhöhungen,
die Lohnsteigerungen, zwölf Monate hinterher hinten beim Kollektivvertrag. Das war jetzt ein
Problem, da war die Inflation da und dann kommt irgendwann zwölf Monate die Lohnsteigerung und
da hat man dann einen großen Gap. Aber die nächsten Kollektivverträge richten sich nach der sehr hohen
Inflation, die zuletzt war, in den zwölf Monaten davor. Und zu dem Zeitpunkt, wo dann die Kollektivverträge
angehoben werden, wird die Inflation laut Prognosen schon niedriger sein. Also die Verluste,
die es jetzt wahrscheinlich gegeben hat beim Einkommen, sollten sich jetzt dann eigentlich
in real Lohngewine umschlagen. Also da ist durchaus schon ein bisschen ein Grund auch
optimistisch in der Zukunft zu schauen. Das große Problem, wie gesagt, sind die
Wohnungspreise im Mix mit den Krediten. Es gibt auch Grund für Optimismus, die große Masse in
Österreich muss ich nicht die massiven Abstiegsängste machen, aber es gibt natürlich viel zu tun für die
Politik nichtsdestotrotz. Vielen Dank, dass du uns da heute einen Überblick gegeben hast,
Geraldion. Wir machen jetzt dann gleich noch weiter mit unserer Meldungsübersicht und sprechen
unter anderem über eine mögliche Anklage gegen Exkanzler Sebastian Kurz. Wenn Sie in der
Zwischenzeit die journalistische Arbeit, die wir hier beim Standard machen, unterstützen möchten,
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Ich bin Doris Priching und ich bin Michael Steingruber und gemeinsam sind wir Serienreif. Das
ist der Standard-Podcast über die spannende Welt der Serien. Genau, bei uns erfahren sie
faszinierende Details über House of the Dragon und die Ringe der Macht und restlos alles über
satanische Spiele in Stranger Things. Wir widmen uns Seriengrößen von Obi-Wan Kenobi bis zu RuPaul
und zerlegen die neueste Marvel-Serie Serienreif, euer Streaming-Podcast,
jedenzeit im Donnerstag eine neue Folge.
Und hier ist was sie heute sonst noch wissen müssen. Erstens, die Entscheidung über eine
mögliche Anklage gegen Ex-Kanzler Sebastian Kurz dürfte gefallen sein, das hat die
Korruptionsstaatsanwaltschaft bestätigt. Es geht um den Vorwurf der Falschaussage vor dem Ibiza
U-Ausschuss, Kurz bestreitet das und es gilt die Unschutzvermutung. Wegen der Prominenz von Kurz
musste das entsprechende Vorhaben im Justizministerium geprüft werden, dort ist es mehrere Monate lang
gelegen, jetzt oder das Ergebnis der Staatsanwaltschaft mitgeteilt. Ob Kurz nun tatsächlich angeklagt
wird, will die Staatsanwaltschaft den Kürze bekannt geben, zuvor muss noch sein Anwalt informiert
werden. Juristinnen rechnen damit, dass es zu einer Anklage kommt, denn die Staatsanwaltschaft
zieht Widersprüche zwischen der Aussage von Kurz und sichergestellten Chatnachrichten. Damit es
schlussendlich zu einer Verurteilung kommt, müsste allerdings ein bewusster Vorsatz dahinter
nachgewiesen werden. Zweitens, der SPÖ-Vorsitzende Andreas Barbler hat angekündigt, noch im August
eine Nationalrats-Sondersitzung zum Thema Teuerung anzusetzen und zwar gemeinsam mit der FPÖ. Dabei
sollen Maßnahmen gegen die Teuerung gefordert werden, unter anderem ein Mietpreisdeckel,
verpflichtende Zinsen für Sparerinnen und eine niedrigere Mehrwertsteuer auf Lebensmittel.
Bisherige Anti-Teuerungsmaßnahmen der Regierung bezeichnet Barbler als nicht ausreichend. Auch
die FPÖ hat mittlerweile den Antrag auf eine Nationalrats-Sondersitzung bestätigt, sie sagt,
dass die Teuerung getrieben werden würde durch die Corona-Pandemie, durch Neutralitätsfeindlichkeit
und durch Maßnahmen gegen den Klimawandel. Trotz des gemeinsamen Antrags hat FPÖ-Chef Herbert
Kickel auch gegen die SPÖ ausgeteilt, er spricht von einer Doppelmoral und davon,
dass die SPÖ billiger Erfüllungsgehilfe für die Regierung gewesen sei. Die Nationalrats-Sondersitzung
soll laut SPÖ und FPÖ noch im August stattfinden, ob die geforderten Maßnahmen dann umgesetzt werden
ist, allerdings sehr fraglich, immerhin haben ÖVP und Grüne noch immer eine Regierungsmehrheit im
Nationalrat. Drittens, die Social-Media-Plattform TikTok hat angekündigt, bald alle Daten von
europäischen Nutzerinnen auch in Europa zu speichern. Bisher waren die Daten auf
internationalen Server-Farmen abgelegt, z.B. in den USA oder in Singapur in Südostasien.
Nun sollen die Daten auf drei Datencenter in Irland und Norwegen überführt werden,
das sei aber sehr aufwendig, wie die Verantwortlichen sagen und werde deshalb noch bis Ende 2024 dauern.
TikTok kommt ja immer wieder in Kritik, Daten an die Behörden in China weiterzugeben und auch bei
der Moderierung von Inhalten, die auch schädlich sein können, gibt es häufig Probleme, zuletzt
z.B. im Vorfeld des Anschlags auf die Pride Parade in Wien. In einigen Regierungsorganisationen,
z.B. der Europäischen Kommission oder dem Innenministerium in Österreich, wurde TikTok
auf Diensthandys deshalb bereits verboten. Und viertens, heute am Donnerstagabend startet das
Frequency Festival in St. Pölten. An den drei Festival-Tagen werden dieses Jahr Musik-Acts
wie die Ärzte, Macklemore, Imagine Dragons, Kraftclub oder Armin van Buuren auftreten,
zusammen mit vielen kleineren Musikerinnen und Musikern. Die Tagespässe dafür sind
schon ausverkauft, es gibt allerdings noch einzelne Tickets für das ganze Festival oder auch VIP-Karten.
Für die nächsten drei Tage sind in St. Pölten heiße Temperaturen um die 30 Grad angesagt,
alle die hingehen also bitte unbedingt nicht aufs Wassertrinken vergessen.
Reportagen und Rezensionen vom Frequency können Sie dann auf der Standardpunkt.t nachlesen und
dort finden Sie auch alles weitere zum aktuellen Weltgeschehen. Wenn Sie jetzt noch nicht genug
von Standard-Podcasts haben, dann habe ich heute gleich zwei Tipps für Sie. In unserem
Schwester-Podcast Besser Leben geht es darum, was man bei den aktuell heißen Temperaturen tun kann,
um die Wohnung gut herunterzukühlen. Und im Podcast Serienreif gibt es Serien- und
Film-Tipps für die nächsten Monate. Serienreif und Besser Leben finden Sie überall, wo es
Podcasts gibt. Falls Sie für das Standard-Podcast-Team irgendwelche Anregungen oder auch Feedback haben,
dann schicken Sie gerne eine Mail an podcast-at-der-standard.at. Und wenn Ihnen diese Erfolge
von Thema des Tages gefallen hat, dann abonnieren Sie unseren besten Gleich- und verliebsten
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Kommentare helfen uns auch sehr weiter, also vielen Dank dafür. Ich bin Tobias Holub und die
inhaltliche Vorbereitung für diese Folge hat Schold Wilhelm übernommen. Vielen Dank
von uns allen fürs Zuhören und bis zum nächsten Mal.
Wie können wir die Erderhitzung stoppen? Wie verändert künstliche Intelligenz unser Leben?
Und wann wird nachhaltiges Reisen endlich einfacher? Um diese und viele weitere Themen
geht es im Podcast-Edition Zukunft und Edition Zukunft Klimafragen. Ich bin Alicia Prager und ich
bin Jula Bayra. Wir sprechen über Lösungen für das Leben und die Welt von morgen. Jeden
Freitag gibt es eine neue Folge überall, wo es Podcasts gibt.
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