11KM: der tagesschau-Podcast: Doping-Arzt mit Flüüügeln

tagesschau tagesschau 4/26/23 - Episode Page - 29m - PDF Transcript

3, 2, 1, go!

Von Klippen springen.

Mit Motorrädern durch die Luft segeln.

Oder gleich aus dem Weltall fallen und weich landen.

Red Bull, das ist ein Energy-Drink.

Das ist Gesponsata-Extremsport, das ist Gesponsata-Spitzensport.

Was Red Bull aber auch ist,

eine Heimat für einen Sportarzt mit dunkler Vergangenheit.

Denn zu dieser schönen Hochglanz-Gelitzerwelt aus Sport und Rekorden

gehörte viele Jahre Dr. Red Bull.

Dieser Mann ist ähnlich wie die Red Bull-Sportler und Sportlerin

tief gestürzt und immer wieder an die Spitze bestiegen.

Und diese Karriere zeigt, wie beflügelnd Kontakte

in der Sportwelt sein können,

auch wenn die ärgsten Skandale an einem kleben.

Ihr hört 11 km der Tagesschau-Podcast.

Ein Thema in aller Tiefe.

Mein Name ist Victoria Michalsack

und heute ist Mittwoch, der 26. April.

Kilian Medele hat gemeinsam mit Sebastian Krause

den Sportarzt für die L-E-Mail-Fahrtrestaurant gefordert.

Für die AID Radio-Rechersche Sport.

Zur Red Bull und diesem Chef Sportarzt.

Wer oder was ist Dr. Red Bull?

Wo fängt die denn an?

Die Sportkarriere von Dr. Bernd Pansoldt,

wer wirklich heißt.

Die nimmt so richtig Fahrt auf in den 70er-Jahren.

bei Dynamo Berlin. Das ist ein Verein, der einer der wichtigsten Sportvereine und der

vor allem der Verein der Stasi ist. Also da wird richtig viel Geld reingebuttert, damit

dieser Verein Erfolg hat. Und da macht der Karriere in den 70er Jahren, bis er dann irgendwann

zum Chefmediziner dort wird. Also der war da super erfolgreich und der ist ja bis heute

eigentlich so eine Art Kurifere. Also es gibt so einen Leistungstest, der heißt Leistungstest

nach Pansoldt oder so. Was ist das? Das ist der Stufentest nach Pansoldt und der Pansoldt

wird von vielen als Pionier der Laktatforschung benannt. Laktatforschung müssen wir, glaube

ich, kurz erklären. Ja, sollten wir. Die Laktatwerte. Also einfach gesagt, sie zeigen,

wie gut eine Sportlerin oder ein Sportler in Form ist und wann er wie im Training belastet

werden muss, um besser zu werden. Und das kann sehr hilfreich sein im Leistungssport.

Pansoldt macht da richtig Karriere. Es ist Pionier der Laktatforschung und gleichzeitig ist er

involviert in dieses Staatsplanthema 14.25. Das ist ein umfassendes Dopingprogramm, das

die ganze DDR umspannt hat. Ministerien, Institute, Universitäten. Alle waren dabei. Und unter

anderem auch Bernd Pansoldt war da in verschiedenen Forschungsgruppen und das, was er dort mitgenommen

hat, das hat er dann angewandt bei Dynamo Berlin und das er viel Erfolg gehabt. Er hat da Sportler

in einem Betreut unter anderem eben Christiane.

Gespannt kann man sein auf die 15-jährige Christiane Knake, Schützlinke von Trinne, die der Krause

beim Sport und Dynamo Berlin.

Ja, also mein Name ist Christiane Silvia Sommer. Ich bin unter meinem Mädchennamen Christiane

Knake in der ehemaligen DDR geschwommen. Ich war in der Nationalmannschaft der DDR und bin

die erste Frau der Welt, die die NRW unter einer Minute geschwommen ist.

Und ja, aber zu diesem Zeitpunkt war sie schon gedobt.

Und sie wusste es nicht?

Nein, sie sagt, sie wusste es nicht. Also diese jungen Mädchen wurden von Beginn an daran

gewöhnt, diese Sachen zu nehmen.

Wir waren Versuchskaninchen. Wir waren Material. Teuer bezahltes Material.

Sie hat gemeint, das ist wie heutzutage, wenn junge Kinder im Kindergarten kommen und

da jeder hat sein Männchen und sein Becherchen und da war halt dann diese Toiletten drin

und die mussten sie ganz schon als Kinder quasi nehmen und haben das als völlig normale Erachtung.

Und die hat also nicht nur damals dieses Dopingprogramm in der DDR erlebt, sondern die hat eben auch

den Dr. Pansoll persönlich erlebt. Was hat sie denn erzählt über den?

Der hat immer so ein hinterhörtiges Lächeln und so ein, wie soll ich sagen, so eine richtige

hinterhörtige Person, so richtig aufpassen. Du wusstest vor dem Entdeckung gehen.

Der war eine nicht greifbare Person, also der war als Person schon immer irgendwie,

möchte ihn jetzt nicht irgendwie verunglümpfen oder so, wie soll ich sagen, also nicht sympathisch.

Die hat so einen relativ trockenen Humor und der kann dann schnell zum Vorschein, wie sie

so erzählt hat, wie das da war. Der Pansoll hat da oben so sein Büro gehabt bei Dynamo Berlin

in dieser Schwimmhalle oder neben dieser Schwimmhalle und sie haben unten trainiert und da hat

eigentlich gar nicht so viel mit zu tun. Also als sie das Laktat abgenommen haben,

das haben irgendwie immer, sie hat sie Laktatmietzen genannt, also irgendwelche Assistentinnen von

Pansoll, die da runtergekommen sind und da Blut abgenommen haben und ein Assistent ist Dieter Binos.

Ich muss dir vorstellen, die Schwimmhalle links, medizinische Einrichtung rechts. Binos hat hier sein

Büro und Pansoll drüben auf der anderen Seite, möchte heute behaupten, dass der Pansoll der

Vorgesetzer vom Binos war. Der Binos ist da unten rumgerannt und hat ihm die ganzen Details geholt

und der ist dann rüber und hat es dann rübergebracht, also wenn man es lustig sagen kann, Pinky und

Brain, die zwei haben das schon untereinander ausgemacht. Also wer es nicht kennt, das sind zwei

Comic-Labor-Mäuse aus den, es ist eine Fernsehserie, 90er-Jahre und die versuchen die Weltherrschaft

an sich zu reißen und das hat insofern ganz gut gepasst, weil wir beide weiße Kittel, aber

natürlich auch, weil sie geforscht haben, an möglichen neuen Mittel, die man den Sport dann

verabreichen kann. Ja und der eine, der Pinky, ist halt so ein bisschen dämlich und der Brain,

wie der Name schon sagt, das ist das Mastermind hinter diesem Plan, die Weltherrschaft an sich

zu reißen. Genau und ich glaube, Dieter Binos wollen wir jetzt nicht als dämlich bezeichnen,

aber auf jeden Fall, es wäre ein Pansoll der Brain sozusagen. Christiane Sommer hat diesen

Vergleich aufgereicht. Genau, wir waren es nicht. Also die Christiane Sommer und der Dr.

Pansoll, die hatten NRDDR miteinander zu tun und dann später haben sie sich aber noch mal wieder

getroffen. Genau, da war Christiane schon in Österreich, ist quasi die Ausreise gelungen und da

hat sie auf Pansoll getroffen, das war schon Ende April 1989 und Pansoll war immer wieder im

Ausland, der hat als einer dieser höheren Ärzte, hat er an Seminaren teilnehmen können,

unter anderem in Österreich und dann nach dem ersten Seminartag war zu Ende, dann ist er nach

Gumpolskirchen, das ist so ein Kaff außerhalb vom Wien, ist er rausgefahren zum Heurigen,

also zum Weintrinken, halbe Stunde südlich vom Wien ist das und dort trifft er dann auf

Christiane. Wer Zufall haben die sich getroffen? Also ganz zufällig war das nicht, die hat als

Schwimmtrainerin zu diesem Zeitpunkt gearbeitet in Österreich und sollte halt diesen mit DDR-Methoden,

den laxen österreichischen Schwimmern ein bisschen was beibringen, wie man so trainiert und Pansoll

hat die Aufgabe, sie auszuhorchen und ist dahin gefahren und hat mal so ein bisschen vorgespürt,

was die Christiane da so macht und was die vielleicht für Geheimnisse ausplaudert oder

dergleichen. Also von der Stasi aus? Stasi beauftragt, er ist dorthin gefahren, hat spioniert und

Pansoll letztendlich haben sie festgestellt, es geht jetzt von der Christiane keine Gefahr für die

Republik aus und das war sozusagen dann das Ende von dieser spionage Geschichte von Pansoll und

Christiane, aber es war ja auch das Ende der DDR dann langsam. Ja genau, die DDR ist

quasi schon kurz vor dem Kollaps, 1989 fällt dann die Mauer und wie geht es dann eigentlich weiter?

Ja, wir haben gesagt, diese Kontakte, die Bern Pansoll geknüpft hat, die nämlich bei diesen

Seminaren, also beispielsweise hier in Wien, da waren Leute von der Sporthochschule in Köln dabei

und weil er auch immer wieder nach Österreich gefahren ist, war das so eine Art Zufluchtsort

vielleicht für ihn von der Idee her, also erst mal war er am Boden, er stand vor dem nichts natürlich,

also die DDR vorbei, er war die große Sportarzt Corrifet, aber in Österreich, da haben sie solche

Leute mit Kurshand genommen. Der Pansoll ist lange nach Österreich schon gefahren, all die Jahre

schon war der da, das hat Anfang der 80er muss das angefangen haben und die DDR in Österreich, die

waren ja nie irgendwie böse miteinander, die waren ja eigentlich mal gut aufeinander zu sprechen.

Und da ist eine ganze Reihe von solchen DDR-Trainern rübergekommen und Ärzten unter anderem eben

Bern Pansollt und Christiane hat da auch einiges dazu gesagt, für sie ist es eben so gewesen, dass

das Bern Pansollt dann auf die Butterseite gefallen ist, also sehr weich gelandet ist und gleich wieder

andocken konnte in Österreich. Da konnte er also quasi weitermachen dann als Sportarzt oder was

hat er denn da gemacht? Ja, er hatte dann das Glück, dass es einen Mann gibt, der heißt Heinrich Bergmüller

und der ist Konditionstrainer bei den österreichischen Skihirn gewesen zu der Zeit, hatte so den

Ruf als harter Hund, Spitzname Schinderheini und der war relativ wichtig damals für viele Sportler und

der war immer auf der Suche, hey was können wir verbessern, was können wir neu machen und der

hatte halt von dem Bern Pansollt gehört, das der da viele auf Vordermann gebracht hat in der DDR

und gesagt, hey dem müssen wir haben. Von Freunden und Bekannten ist man nur operiert worden, dass

er die besten Referenzen hat und wenn er als der Laktat-Babs bezeichnet wurde und der Vater der

Laktatleistungskurve war, dann war das für mich herausragend. Und er hatte noch größere Ideen und

wollte unabhängig, oder nein nicht unabhängig, aber zumindest ein bisschen ab vom der österreichischen

Skiverband einen Olympiastürzpunkt bauen und da hat er Bern Pansollt geholt. 1994 ist dieser

Olympiastürzpunkt in Obertauern dann entstanden. Unter anderem, das ist vielleicht der bekannteste,

die Skiligin der Hermann Meier hat dort trainiert. Und 1998 wurde der zum Herminator,

hat man gesagt, weil der bei den Olympischen Spielen in Nagano einen unfassbaren Sturz zunächst

hatte und dann trotzdem zwei Goldmedaillen gewonnen hat. Und Bern Pansollt war sicher daran

beteiligt, Hermann Meier zu diesem Champion, zu dieser Legende, zu diesem Nationalhelden mitzuformen,

zusammen mit Heinrich Bergmüller. Und das war ein bisschen kurios, als wir dann bei Heinrich

Bergmüller waren. Unser Kollege aus Österreich, Johann Skocsek, hat ihn direkt darauf angesprochen,

so mit dem Satz gibt ja sehr viele Vorbehalte. Der Hermann Meier ist so aufgegangen, das kann doch nur

die Methode Pansollt, das kann doch nur an der Politiker sein, Pansollt, bekannt,

aus der DDR, wo es paar Rehnern erzählen. Was sagen sie dazu, wie er gelernt hat,

dass der, dass der Hermann Meier aufgegangen ist, wie ein Möbelstück? Ja, das ist ja völlig

geblödsinn. Ja, da ist er völlig geblödsinn. Der Hermann ist zu uns gekommen und hat,

glaube ich, gekoppt an die 90 Kilo. Und die Schwerste, wo er gekoppt hat, waren 93. Und da sagt dann eben auch

Hermann Meier in einem Interview selbst, dass er sehr gerne mit Pansollt zusammen gearbeitet hat.

Er ist ein Interview mit dem ORF, das er etwas später geführt hat. Also ich glaube, das kann

man schon sagen, dass die beiden sehr gut miteinander zusammen gearbeitet haben. Also das heißt,

für Pansollt geht es, aber in Österreich erst mal sehr gut weiter. Dann macht er weiter,

Karriere, ist da also beteiligt am Aufbau von Sportlern, die zur Legende werden teilweise? Also

eigentlich ist er aus so einer Art Karriere-Höhepunkt oder wie wird es das sagen? Genau, ich würde sagen,

mal ein weiterer Karriere-Höhepunkt in der DDR, vielleicht der Erste. Und dann gab es jetzt diesen,

aber genau zu dieser Zeit, als Hermann Meier diese Medaillen holt in Nagano, in Japan, da

wird es langsam etwas dünner, weil im März 1998 wird Pansollt angeklagt sein in Berlin. Da gibt es

die Pilotprozesse, was das DDR-Doping betrifft, die werden dann aufgearbeitet. Und da sagen wahnsinnig

viele Leute aus, also eben unter anderem unsere Christiane, die wir vorher schon gehört haben,

die ist nämlich nicht nur Zeugen, sondern auch Nebenklägerin und die hat ein Tagebuch geführt.

Und dieses Tagebuch ist in diesem Prozess sehr wichtig, weil dadurch kann eben schriftlich

bewiesen werden, inwiefern Pansollt und andere an dieser Doping-Maschinerie beteiligt waren und was

sie den jungen Mädchen und dann Frauen angetan haben. Wie geht dieser Prozess denn für Dr.

Bern Pansollt wurde verurteilt zur vorsätzlichen Beihilfe zur Körperverletzung an Minderjährigen

in neuen Fällen und er hat dafür die Geldstrafe von 14.400 Mark bekommen. Das mag jetzt im ersten

Moment relativ lächerlich wirken, weil es ja nicht so eine große Höhe ist, aber wichtiger als die

Geldsumme ist das symbolische Wert. Es ist ein Schuldspruch und damit auch die Anerkennung der

gesundheitlichen Schäden und der Leiden, die die Sportlerinnen wegen Bern Pansollt unter anderem

erlitten haben. Okay, und was macht das mit deiner Karriere? Ja, das bringt sie zunächst aber

gewaltig ins Stocken. Weil der österreichische Schieferbahn, der Person von den Präsidenten,

dann sagt, ja jetzt, weil wir eh so gut fahren, dann dichten uns die Leute immer Doping an und

das ist natürlich jetzt überhaupt nicht gut, wenn wir da mit einem zusammenarbeiten, der da

verurteilt wurde. Deswegen bitte lieber Schinder, Heini, Bergmüller beende die Zusammenarbeit mit

Bern Pansollt. Der Heinrich Bergmüller hat dann so gesagt, ja okay, er hat sich dem gefügt. Also er fliegt

raus. Er fliegt raus in Obertauern. Die Dinge über die da verhandelt wurde sind und teilweise auch

wirklich sehr weit zurückliegend im Gespräch gewesen, eines teils. Dann fand ich, sehr interessant war

so ein Interview, das er dem österreichischen Fernsehen dann zu der Zeit gegeben hat. Also du

musst schon mal sehen, was für eine Figur ist. Also dem wurde da richtig Sendezeit eingeräumt. Der

ORF-Moderator hat es angekündigt. Mit uns hat er gesprochen. Also man war schon sehr stolz,

dass man ihm jetzt zum Interview bekommen hat. Dann hat er so etwas abgetan, was da in der DDR

passiert ist. Also es ging mir um das System damals und nicht um einzelne Personen. Und dann,

wo er zu seiner Zukunft befragt wurde, hat er so recht locker geantwortet. Wichtig ist nur,

dass sie nicht übrig bleiben und nachher sich die Frage stellen, gibt es in dem Milieu, in dem

sie arbeiten. Also im Bereich des Sports beispielsweise, unser Sportmedizin. Jemand, mit dem sie noch,

wie soll ich sagen, auf Achtel gehen können. Und da ist meine Berührung sehr groß. Das sind

unheimlich viele. Ein Achtel damit meint er offensichtlich, ein Kläschen Wein trinken mit

den Leuten, auf die es ankommt. Und der wusste schon sehr genau, wie er die Strippen ziehen

muss, damit er dann doch wieder mal auf die Füße fällt. Also das heißt, der hat in diesem

Fernsehinterview de facto gesagt, ich bin es mal verurteilt worden, aber ich habe noch die

richtigen Kontakte. Ich würde es so ausdrücken, ja. Und was sind das für Kontakte? Wie geht es

dann weiter? Die Kontakte nach ganz oben und den Dietrich Matteschitz, den Red Bull Boss. Und

den hat er kennengelernt auch in Obertauren. Weil der, mit so ein paar Ecken, der Privatmassör von

Dietrich Matteschitz, den kannte der Heinrich Bergmüller. Und dieser Masseur hat ihn gefragt,

den Bergmüller, ja, was soll er denn mit dem Matteschitz machen? Und Bergmüller, ja,

komm mal vorbei in Obertauren, dann schauen wir das mal an. Und dann haben sie sich pannen

sollt und Matteschitz hat kennengelernt. Und jetzt kann man uns noch vorstellen, wie es war,

weil vielleicht so zwei Alphatiere, die aufeinander getroffen sind und die sich da irgendwie

ein bisschen angezogen haben und gut verstanden haben. Und dann war es relativ schnell so,

dass der Matteschitz auf den Panzer gekommen ist und den zu sich geholt hat. Ja, das war jetzt so,

um die 2000er war da Red Bull eigentlich schon so in Sport und Spitzensport involviert, wie wir

das heute kennen. Red Bull ist ja eigentlich ein Energy Drink und mittlerweile aber so untrennbar

mit Sport verbunden, bei uns allen im Kopf, glaube ich. Ja, voll. Aber das war das damals schon so?

Anders, würde ich sagen. Also es war damals schon so, dass Sport wichtig war als Marketinginstrument,

aber nicht jeder Sport, sondern sie haben sich zunächst auf Extremsport fokussiert. Also da gab

es diese Flugshows, es gab Klippensprünge in Kitesurfen, sowas, diese Wingsuit-Sprünge,

da hat er dann später auch gekipfelt, im Felix Baumgartner, der Stratosphärensprung und so

weiter. Also diese vollkommen extremen Dinge, das war zunächst das, worauf Red Bull vielleicht

Flügel Matteschitz raus wollte, das sollte es sein. Aber dann war das irgendwann zu wenig und sie

haben gesagt, hey, wir wollen auch in den klassischen Sportarten oder anderen Sportarten Erfolg haben.

Formel 1 war ganz wichtig zunächst und dann irgendwann auch ice okay, Fußball und so weiter.

Also sie mischen ja mittlerweile in allen Sportarten mit. Und das ist also der Moment,

in dem sie zusammen treffen mit Bernd Pansolt, in dem der da auftaucht? Ja, definitiv. Also

Bernd Pansolt hat da gleich eine wichtige Rolle gespielt, hat auch mit vielen Red Bull Sportlerns

schon sehr früh zusammengearbeitet, unter anderem Sebastian Vettel, den Formel 112 meiste,

den hat er schon mit 14 getroffen, hat uns einer erzählt und die haben das zunächst in seiner,

in Pansolt Praxis, in Wien, hat er eine Praxis gehabt damals am Naschmarkt. Die haben wir auch

gesehen und waren da noch noch da. Da steht auch immer noch sein Klingelschild da, das ist ein Name.

Aber sie haben das etwas größer aufziehen wollen und haben dann in einem Kaff in der Nähe von

Salzburg in Talgau ein großes Trainingszentrum aufgemacht und da wurde dann Bernd Pansolt,

der Leiter dieses Trainingszentrums. Leiter vom Trainingszentrum, also der hat ja schon wieder

jetzt eine riesengroße Position, also es läuft wieder bei ihm. Jetzt frage ich mich, stört sich denn

da keiner an seiner Vergangenheit? Zuletzt war es ja ein Kündigungsgrund, da ist er im Hohenbogen

rausgeflogen, weil er ja der Dopingarzt aus der DDR ist, ist das jetzt egal? Völlig, also

Matt Schitz hat in einem Interview mit der Süddeutschen Zeitung mal gesagt, das ist Schnee

von gestern, was in der DDR passiert ist, das würde ihn nicht interessieren. Der Assistent, der uns

ein bisschen was über Pansolt erzählt hat, der hat auch gesagt, für mich war das Zeitung von

gestern interessiert mich nicht. Für mich war das ungefähr so, also so wie Matt Schitz hat mal

gesagt, hat dieses Zeitung von gestern, wir leben ihm jetzt und was wir jetzt machen, das zählt.

Was damals war, war ewig langer Zeit und was da weltweit passiert war, die haben einfach

Gevorstanddingen, jede Nation, was da jetzt ein Prozess war, das hat mich nicht wirklich

interessiert, das ist ewig her und die Systeme, die es damals gegeben haben und was die gemacht

haben, war mir eigentlich zu der Zeit völlig egal, ist mir jetzt noch egal. Was war das von

Assistent, kannst du mal erzählen, wer das war, den er getroffen hat? Martin Pfeifenberger heißt

er, der hat mit Pansolt schon zusammengearbeitet in Obertauern. Gleich nachdem ich mit der

Ausbildung fertig war, war ich schon am Anfang der Ausbildung, habe ich gewusst, dass der Dr.

Pansolt am Obertauern dort arbeitet und da wollte ich unbedingt hin, weil ich gewusst habe,

es ist weltweit einer von den besten Leute. Das hat dann auch funktioniert und dort hat dann

eigentlich alles begonnen und eigentlich von ihm habe ich eigentlich alles gelernt, was ich heute weiß.

Der war immer an seiner Seite, wir haben es dann im Podcast als den neuen Pinky getauft,

also der Nächste, der ganz, ganz eng mit ihm zusammengearbeitet hat, mit deren Pansolt

und dann eben auch mit ihm dieses Trainingszentrum in Taigao, dieses Red Bull Trainingszentrum

aufgebaut hat. Also es sieht erst mal so von außen echt unscheinbar, diese alte Fabrik und dann

kommt man da rein und alles hypermodern, irgendwie so wie so ein modernes Fitnessstudio, die tollsten

Geräte, überall Bildschirme und Zeug und sehr stylisch einfach. Allerdings muss man vielleicht

vorne weg sagen, während Pansolt war da nicht mehr da. Ab 2019 wurde die Zusammenarbeit beendet

mit Red Bull nach rund 16 Jahren, die er dort in Taigao verbracht hat und es hat sich einiges

gewandelt. Also wir haben mit einer Sportlerin gesprochen, die da gewesen ist, als er noch

da war, mit Lisa Zimmermann, einer Freeze-Giererin, die uns erzählt hat, ja, das war schon alles sehr

hierarchisch und der Pansolt war da wirklich so der große Leiter und sie ist überhaupt nicht mit

seiner Art klargekommen, so von oben herab. Als wir dann dort gewesen sind, mit dem Skisprungen

Olympia-Sieger Andreas Wellinger, der so ein bisschen uns das gezeigt hat, was da so abläuft,

da war Pansolt nicht mehr da und der hat erzählt, dass er Pansolt nur einmal getroffen hat vorher,

aber so vom Hörn sagen, hat sich sehr, sehr viel geändert, es ist alles weniger hierarchisch,

es wird jetzt individueller auf die Sportlerinnen und Sportler eingegangen, also es ist ja jetzt

sehr viel anders in diesem Trainingszentrum. Okay, aber Bern Pansolt ist weg mittlerweile, warum

denn? Ich meine, der gute Mann war damals schon fast 80 Jahre, also laut unseren Infos war es jetzt

nicht ganz freiwillig, dass er da gegangen ist, also man hat da einen ganz neuen Spirit reingebracht,

man wollte weniger dieses hierarchische haben, sondern mehr individuell auf die Sportler eingehen

und das sollte ganz, ganz anders aussehen. Okay, also da wird die Zusammenarbeit beendet.

Pansolt muss gehen und was ist mit seinem neuen Assistenten, der neue Pinky, wie du gesagt hast,

der Herr Pfeifenberger geht da auch? Ja, dann wurde dieses gesamte Trainingszentrum

neu ausgerichtet, weniger auf Leistungsdiagnostik ausgerichtet und deshalb nicht nur Bern Pansolt

musste gehen, nicht nur Pfeifenberger musste gehen, sondern das gesamte Personal, das das bisher

geführt hat, war nicht mehr da. Wurde einmal ausgewechselt? Wurde einmal ausgewechselt. Also,

Sie haben dann gesagt, okay, wir möchten damit nichts mehr zu tun haben, es soll sich auch was

geändert haben, aber so richtig Konsequenzen für ihn gab es da jetzt ja auch nicht, oder? Nein,

überhaupt nicht. Also Red Bull hat sich auch uns gegenüber nicht dazu geäußert. Wir haben

sie gefragt, wie das zu Ende gegangen ist mit Bern Pansolt und sie haben nur am Verständnis gebeten,

dass sie zu Unternehmensinterner keine Auskunft geben wollen. Und was sagt Bern Pansolt? Ja,

Bern Pansolt, das war gar nicht so leicht. Also wir haben ihn zu Beginn unserer Recherche haben

wir ihn an Zelleform bekommen. Da hat er erst mal so nachgefragt, woher haben sie meine Nummer,

aber dann ist er ins Plaudern gekommen. Also Sebastian Krause, mein Kollege, hat bei ihm

angerufen und er hat schon so einiges erzählt, gerade so seine Lieblingsthänen, Lactat und

aus Sportlern noch mehr herausholen mit gutem Training, weil das ist so der Leitspruch von

Bern Pansolt. Ich würde es mal mit Training probieren. Der Martin Pfeifenberger hat ein Buch

geschrieben und diese Aussage vom Pansolt ist der Titel. Also ich würde es mal mit Training

probieren. Und da ist er schon ins Plaudern gekommen und er hat gesagt, ja rufen sie mich doch

ein paar Wochen noch mal an. Also ein Interview mag er zu nicht geben, aber rufen es doch noch mal an.

Und dann ist er nicht mehr hingegangen. Nicht mehr an Zelleform, hat nicht reagiert. Mailadresse hatten

wir zu diesem Zeitpunkt noch nicht. Und dann haben wir gesagt, okay, fahren wir dahin. Seid ihr mal

einfach bei ihm zu Hause vorbeigefahren? Es ist so eine richtige Villa, also ein toller Garten,

super schön angelegt, fast so parkartig. Und dann klingen wir, passiert eben wie gesagt nichts und

dann fängt das Türschloss an zu rattern. Also das echte Lauteste Türschloss rattern, was ich

jemals gehört habe. Das hast irgendwie doch zwei, drei Häuser weiter gehört. Aber das Ding geht

nicht auf. Also es hat dann so 20 Sekunden irgendwie gedauert. Und dann kam er langsam raus. Also er

kam wirklich und hat so im Pantoffeln rausgekommen. Es war richtig kalt. Und ab dem Zeitpunkt mussten wir

dann das Mikro ausmachen, weil er, er wollte uns keinen Interview geben. Aber er hat wieder mit

uns geplaudert, würde ich es mal sagen. Also 10 Minuten hat er sich Zeit genommen, hat zu allen

möglichen Themen etwas gesagt. Aber wir dürfen nichts davon zitieren. Und ja, das war es eigentlich.

Also zu richtig offiziell äußern. Das schicken sie mir eine E-Mail, schicken sie mir ihre Fragen.

Und? Haben wir gemacht. Kam da was? Es kam eine Antwort. Und was kam? Es gibt keinen Anlass diese

Fragen zu beantworten. Na gut, für ihn wahrscheinlich nicht. Na ja, vielleicht wäre der Podcast

jetzt raus. Es gibt vielleicht doch einen Anlass für ihn, dass er diese Fragen noch irgendwann

beantwortet. Da konnte er trotzdem einfach weiter Karriere machen, auch im Spitzensport. Da gibt es

anscheinend überhaupt keine Berührungsängste mit jemandem, der als Doping-Arzt, Doping-Spezialist

sogar bekannt ist. Ja, der Frauen und Kindern schadenzugefügt hat, wissentlich. Also ich glaube,

das ist schon so ein bisschen eine schwierige Geschichte. Diese ganze Story, auch wie er immer

wieder auf die Füße gekommen ist, auch am Ende ist er irgendwie so simpelig für sein Leben. Er

schafft es immer wieder, sich herauszuwinden. Und er hat sich ja auch nicht mal gestellt. Also auch

für uns hat er sich nicht zum Interview gestellt. Und also es ging ja nicht mal zum Thema Sportdoping.

Also das ist für uns so diese, diese, diese Intransparenz im Sport. Irgendwie ein bisschen

frustrierend für uns Journalisten und für die Fans. Ja, das oft auch nicht klar ist,

hey, welche Leistungen sind denn sportlich ehrlich erbracht? Und wo wurde dann mit Doping oder

anderen Tricks rein irgendwie nachkäufen? Und ja, klar, verdächtige Sportler, Trainer und Ärzte,

wie Panzer, die können einfach schweigen und weitermachen. Und ja, auch als Betrüger,

die verurteilt wurden, zurückkehren, ohne vorher so richtig reinen Tisch zu machen. Und darunter

leiden aus unserer Sicht so die ehrlichen Athleten. Und viele stehen dann vor der Entscheidung,

ja, frisst oder stirbt. Entweder sie hören auf mit dem Sport, weil sie nicht mithalten können,

oder sie machen halt auch mit bei der Doping-Kiste, weil sie sonst keine Chancen haben. Also es ist

so ein bisschen ein, ein, ja, nicht so schönes Ende, was dann für uns zurückbleibt.

Kylian Medele, Sebastian Krause und Johann Skocsek haben für ARD-Radiorecherchesport der

Karriere von Dr. Red Bull nachgespürt, Bernd Pansold. Und ausgerechnet in seinem Umfeld gab es

auch noch einen rätselhaften Todesfall. Die Freundin von Pansold, und das ist schon so ein

interessanter Fakt, hat 2016 von Mattischitz eine Villa-Geschenk bekommen, obwohl sich die beiden

kaum gekannt haben. Und diese Frau ist dann ein Jahr später unter recht mysteriösen Umständen

gestorben. Die ganze Recherche um diesen rätselhaften Todesfall und den Mann, der trotz

aller Skandale immer wieder nach oben kommt, die könnt ihr nachhören im sechsteiligen BR-Podcast

Dr. Red Bull. Den findet ihr genau wie 11 km in der ARD-Audiothek. Auto dieser Folge ist Sandro

Schröder. Mitgearbeitet hat Hans-Christoph Böhringer. Produktion, Christiane Gerhäuser-Kamp,

Viktor Wehrisch, Christoph van der Werf, Jacqueline Brecek, Konrad Winkler. Redaktionsleitung,

Lena Götler und Fumiko Lipp. 11km ist eine Produktion von BR24 und NDR Info. Mein Name

ist Victoria Michalsack. Wir hören uns morgen wieder. Tschüss!

Copyright WDR 2021

Machine-generated transcript that may contain inaccuracies.

Bernd Pansold gilt als Pionier der Leistungsmessung im Sport, als Laktat-Papst. In der DDR macht er große Karriere – und treibt das staatliche Doping-Programm voran. Mit dem Mauerfall ist seine Karriere keineswegs vorbei. Er hat Kontakte, steigt auf zu einem der wichtigsten Sportmedizinern Österreichs und schließlich an die Spitze der Red-Bull-gesponserten Sportwelt. BR-Sportjournalist Kilian Medele hat zusammen mit Johann Skocek und Sebastian Krause zu Bernd Pansold und Red Bull recherchiert. Medele erzählt in dieser 11KM-Folge den Werdegang eines Mannes, der immer wieder weich fällt, und den kein Skandal davon abhält, wieder nach oben zu klettern.



Der sechsteilige Podcast “Dr Red Bull”:

https://www.ardaudiothek.de/sendung/dr-red-bull-ein-raetselhafter-todesfall-und-die-dunkle-seite-des-spitzensports/12463637/



An dieser Folge waren beteiligt:

Autor der Folge: Sandro Schroeder

Mitarbeit: Hans Christoph Böhringer

Produktion: Christiane Gerheuser-Kamp, Viktor Veress, Christoph van der Werff, Jacqueline Brzeczek, Konrad Winkler

Redaktionsleitung: Fumiko Lipp und Lena Gürtler

Host: Victoria Michalczak

11KM: der tagesschau-Podcast wird produziert von BR24 und NDR Info. Die redaktionelle Verantwortung für diese Episode liegt beim BR.