FALTER Radio: Die SORA-Affäre – #1006
FALTER 9/27/23 - Episode Page - 14m - PDF Transcript
Hallo, hier spricht Florian Klenk. Ich bin der Chefredakteur der Wiener
Wochenzeitung Falter und ich möchte Sie gerne einladen auf die erste Falter Arena.
Können wir den Journalistinnen und Journalisten noch trauen? Darüber wollen wir diskutieren.
Mehret Baumann von der neuen Zürcher Zeitung wird dabei sein, der Medienkritiker
Stefan Nigemeier aus Berlin, der ZIP2 Encomain Martin Thür und ich als Chefredakteur
des Falter werde mitreden. Moderiert wird die Veranstaltung von Reimond Löw
und Eva Konzert wird einen Vortrag darüber machen, was der Falter in Sachen
Journalismuskritik geleistet hat. Die Musikerin Anna Marbo wird auf der Bühne spielen.
Kommen Sie vorbei am 1. Oktober im Wiener Stadtzahl in der Marie-Hilfer-Straße
um 11 Uhr Tickets unter falter.at slash Arena oder Stadtzahl.com
Falter Podcast werden durch Werbung unterstützt. Das hilft bei der Finanzierung
unseres journalistischen Angebots.
Falter Radio, der Podcast mit Reimond Löw.
Herzlich willkommen meine Damen und Herren im Falter Radio. In der Schnittstelle
zwischen Medien, Politik in Österreich gibt es einen kleinen Skandal,
vielleicht auch einen größeren Skandal. Das Meinungsforschungsinstitut Zora,
eines der großen Meinungsforschungsinstitute in Österreich, hat durch einen Irrtum
fälschlicherweise eine große Verteilerzahl, eine Strategie, Zukunftsstrategie für die
SPÖ unter dem neuen Parteichef Babler ausgeschickt. Und das hätte nicht passieren dürfen.
Jetzt ist das Meinungsforschungsinstitut Zora ziemlich in der Britue.
Und ich freue mich, dass Babara, dort, die das alles ganz genau weiß, mit dabei ist,
hallo Babara. Ja, hallo Reimond. Was ist da genau passiert?
Ja, vielleicht müssen wir zuerst mal erzählen, wie das Ganze öffentlich geworden ist.
Du hast es ja schon erwähnt. Günther Ogris, das ist einer der zwei Gründer und quasi
Köpfe des Zora-Forschungsinstitutes, hat offenbar, wie er sagt, als Privatmann sich Gedanken
gemacht, wie man den SPÖ-Schiff Andreas Babler für den Wahlkampf besser positionieren
könnte. Und er hat diese Gedanken ihm auch präsentiert und dann hat er das auch zusammengefasst
in eine Präsentation, also so diese übliche PowerPoint-Präsentation. Und die wollte er
dann offenbar an Babler und ein paar andere schicken und hat versehentlich einen E-Mail-Verteiler
von Sora erwischt. Der ist ziemlich groß, 800 Leute, der sind so Public Health-Experten,
die da zusammengefasst sind. Also dieses Paper von Herrn Ogris ging dann eben an 800 Leute
und landete natürlich umgehend in den Redaktionen und der Korea hat heute damit aufgemacht.
Und ja, das Ganze ist eine mega peinliche Sache für Herrn Ogris sowieso, aber auch für das
gesamte Institut. Wie wichtig ist das, das Sora-Institut in Österreich?
Das Sora-Institut ist sehr wichtig, weil es wahrscheinlich vielen unserer Zuhörerinnen
und Zuhörer auch bekannt ist. Vor allem Christoph Hofinger ist eigentlich das Gesicht am
Wahlabend. Das, also an den Wahlsonntagen, der uns Hochrechnungen präsentiert, der
Wahlanalysen macht. Also Sora arbeitet seit vielen, vielen Jahren sehr erfolgreich und
unbestritten, hochseriös mit dem ORF zusammen bei Wahlabenden und in der Wahlforschung. Man
muss mittlerweile sagen, arbeitete, weil der ORF hat heute kurz nach bekannt werden.
Dieser ganzen Grauser sofort die Reisleine gezogen und hat gesagt, sie kündigen jetzt
einmal die Zusammenarbeit mit Sora für diese Wahlforschung, für die Wahlanalysen und vor
allem für die Hochrechnungen aus. Obwohl die Hochrechnungen ja nicht angiert sind von
einem Strategiepapier des Herrn Ogris, so eine rasche sofortige Reaktion, wie ungewöhnlich
ist das auf der Seite des ORF? Also es ist sehr ungewöhnlich, wenn man es gegenüberstellt,
ähnlichen Situationen, die es im ORF zuletzt immer wieder gab, wo der Anschein von Befangenheit
oder wo politischer Machtmissbrauch im Raum stand, in den eigenen Reihen des ORF. Ich erinnere
nur an den ORF Niederösterreich und des Landeschef. Da hat es eigentlich recht lang gebraucht, bis
dann mal eine Kommission sich zusammenfindet und das alles untersucht wird und dann wird
ein Bericht geschrieben. Also in dem Fall hat der ORF in dem Fall Sora sehr, sehr schnell reagiert.
Also zum einen ungewöhnlich, weil bei internen Dingen brauchen sie länger.
Aber vielleicht doch zu Recht oder nachvollziehbar?
Nee, zum anderen nachvollziehbar, das wollte ich jetzt gerade sagen, weil natürlich der ORF
jetzt auch immer wieder in der Kritik steht, vor allem durch die FPÖ, dass er eben nicht
unabhängig ist und dass er nicht alle Österreicherinnen und Österreicher vertritt. Und deswegen
der Anschein auch nur, dass sozusagen das Institut, das für den ORF die Wahlforschung macht,
in irgendeiner Form zu SPÖ-Nahle sein könnte. Also das ist natürlich momentan super, super gefährlich
für die ORF-Führung und deswegen auch durchaus verständlich, dass sie jetzt einmal ganz schnell
reagiert haben und gesagt haben, in dieser Konstellation wollen sie mit Sora nicht mehr weiterarbeiten.
Ist das eigentlich okay, dass ein Meinungsforschungsinstitut gleichzeitig
politischer Strategiegeber für eine Partei ist?
Nein, aber es ist seit Jahren in Österreich absolut gängig gewesen.
Ich glaube, das ändert sich jetzt gerade massiv und das ist gut so. Aber ja, das war Gang und Gebe.
Also das kennen wir quasi aus der SPÖ, wir kennen es aus der ÖVP. In der ÖVP gibt es da jetzt gerade
auch wieder Ermittlungen. Also das ist in dieser polit-medialen Blase sozusagen allgemein bekannt,
dass Meinungsforscher auch für Parteien Umfragen machen. Und da ist dann die Grenze natürlich
zwischen ich mache eine Umfrage für dich und ich leite daraus Schlüsse ab für dich oder
Analysenstrategien ist ja dann sehr fließend.
Was genau hat denn der Günther Ogris dem SPÖ-Partei Chef Andreas Barble davorgeschlagen?
An Strategie. Also die 42 Seiten sind jetzt nicht, also da braucht man jetzt wirklich keinen
Master in politische Beratung, um diese 42 Seiten zu verfassen. Also die sind zum Teil recht banal.
Er hat halt die Ausgangslage beschrieben, er hat gesagt, die SPÖ muss natürlich die stärkste
Partei werden, sie muss schauen, dass sie eine Mehrheit links der Mitte erreicht.
Soweit so gut, das wissen wir alle. Er hat vorgeschlagen quasi eine Art von Erzählung,
von Narrativ für den Wahlkampf, wo sich Barble quasi gegen Kickel positioniert.
Barble umgeben sozusagen mit dem Begriffen Liebe bei den Menschen Kickel als gegenüber
sozusagen Hass. Die ÖVP ist in diesem Setting die Bremserpartei, also er hat quasi
so eine Grundlagenstrategie für den Wahlkampf entworfen. Und was sie ja dann vielleicht
durch den Medien gefallen, die daraus zitieren konnten, aber war sehr nun wirklich peinlich
und überflüssig war, er hat sich auch noch Gedanken gemacht über ein rotes Schattenkabinett
und es hat dann Namen reingeschrieben, wie zum Beispiel den Namen von Gerr Zeiler,
ehemaliger ORF-Schiff und sehr erfolgreicher Medienmanager in Deutschland, den hätte
er gerne als Finanzministerin Tim Barble gesehen.
Und einen Sozialminister hat er auch sich vorgestellt.
Den Erich Feininger, wenn ich es jetzt richtig im Kopf habe und eine Frau Ministerin,
ja, also das sind einfach Fleißaufgaben, die leider recht peinlich sind.
Dahinter steckt vielleicht schon eine gewisse Überlegung, das nämlich Andreas Barble
mehr in die Breite gehen muss. Gerr Zeiler ist ja nicht jemand, der jetzt aus der inneren
Plase der SE kommt und sozusagen aus Barblas Kreisen kommt, sondern ist jemand, der
wirtschaftsaffin ist und das Appeal des Andreas Barble erweitern könnte, oder?
Also alles, was Herr Oakres auf diesen 42 Seiten niedergeschrieben hat, das sind gute,
kluge Gedanken, die man sich in der SPÖ wahrscheinlich derzeit auch macht oder machen sollte.
Das war ja auch nicht das Problem an dem Papier.
Das Problem war eben, dass es jemand geschrieben hat, der gleichzeitig in der
Öffentlichkeit als unabhängiger Wahlforscher auch agiert.
Und das geht sich halt dann nicht aus.
Aber die Vorschläge an sich, die jetzt allgemein bekannt sind, sollte sich die SPÖ
durchaus zu Herzen nehmen.
Was ist jetzt passieren, was bedeutet das für Sora?
Für Sora ist das eine wirkliche Krise, weil natürlich der ORF und die Wahlabende
ganz ein wichtiger Bestandteil der Identität des Instituts waren
und sich auch ökonomisch ein großer Auftrag gebe.
Und es ist natürlich die Reputation angeschlagen.
Sora hat ja schon bekannt gegeben, gleich nachdem alles öffentlich wurde,
dass sich Herr Oakres aus dem Bereich Wahlforschung zurückziehen wird
und dass es quasi eine klare Trennung geben soll zwischen den Aktivitäten, Politikberatung
und sozialen Wahlforschung.
Mal sehen, wie diese Trennung dann auch gesellschaftlich in einer Form erfolgen wird.
Und das bedeutet das für die SPÖ? Es gibt ja viele, die meinen ein Schattenkabinett,
wer für Andreas Babler keine schlechte Idee ist.
Ist sie jetzt vielleicht gestorben, weil das schon gelegt wurde?
Nein, also ein Schattenkabinett rechtzeitig vor Nationalratswahlen zu präsentieren,
das ist ja nicht Rocket Science, das machen ja Parteien,
ohnehin regelmäßig und die SPÖ sowieso immer.
Das heißt, das war eh zu erwarten, dass Herr Babler das irgendwann mal dann machen wird
und das wird in seinem Fall sicher vernünftig sein,
weil er als Newcomer mit keiner Regierungserfahrung auf Bundesebene
umso mehr ein Team von Leuten braucht, die glaubwürdig dafür stehen,
dass diese Partei ein Land regieren kann.
Danke, Barbara, dort.
Und alles, was es rund um die jüngsten Wellen in der österreichischen Innenpolitik gibt,
lesen Sie im Falter.
Daher ist ein Falter aber mal eine ganz gute Idee, wenn wir mitreden.
Ich darf mich verabschieden.
Miriam Hübel und Philipp Bliedrich betreuen die Audio-Technik im Falter.
Bis zur nächsten Sendung.
Miriam Hübel und Philipp Bliedrich betreuen die Audio-Technik im Falter.
Bis zur nächsten Sendung.
Ich bin froh, dass Sie die Audio-Technik im Falter verabschieden.
Ich bin froh, dass Sie die Audio-Technik im Falter verabschieden.
Bis zur nächsten Sendung.
Untertitel im Auftrag des ZDF für funk, 2017
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Günther Ogris, Mitbegründer des prominenten Meinungsforschungsinstituts SORA, entwarf ein Strategiepapier für die SPÖ unter Andreas Babler, – und schickte das Dokument irrtümlich an einen großen E-Mail-Verteiler. Das Dokument wurde geleakt, der ORF kündigte dem Institut daraufhin die Zusammenarbeit. Barbara Tóth über die Frage, wie viel Nähe zwischen Meinungsforschung und Politik bestehen darf.
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