11KM: der tagesschau-Podcast: Die Rechte des Regenwalds: Kampf um Kupfer in Ecuador

tagesschau tagesschau 3/9/23 - Episode Page - 26m - PDF Transcript

Das ist eben diese ganz besondere Verfassung einzigartig auf der ganzen Welt, in der die

Natur zur Rechtsperson erklärt wurde.

Also überall anders auf der Welt in den Verfassungen ist die Natur ein Objekt, ein Rechtsobjekt

und ist nur dafür da, um uns Menschen zu dienen.

In Ecuador hat sie aber Rechte einfach so, weil sie Natur ist.

Dass die Natur Rechte hat, das macht einen großen Unterschied.

So können Umweltschützerinnen und Umweltschützer in Ecuador anders gegen Abholzung kämpfen.

Dort um Boden des Regenweils liegt nämlich Kupfer und das würden Großkonzerne gerne

abbauen, auch wenn sie dabei die Natur zerstören.

Ihr hört 11km der Tagesschau Podcast, ein Thema in aller Tiefe, in der ARD-Audiothek

und überall, wo ihr Podcasts hört.

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In dieser Folge erfahrt ihr, wie der equadorianische Wald zu seinem Recht kommt und was das Ganze

mit dem Windkraftausbau bei uns in Deutschland zu tun hat.

11km heute mit der Investigativreporterin Elisabeth Weidt.

Mein Name ist Victoria Michalsack, es ist Donnerstag der 9.

März.

Elisabeth, herzlich willkommen.

Hallo, Victoria, schön, dass ich da sein kann.

Jetzt warst du dafür in Ecuador für diese Geschichte.

Mh.

Erzähl mal, ich würde sagen, wir biemen uns da jetzt mal hin.

Okay.

Wo sind wir?

Ein kleines grünes Paradies, also ein buntes grünes Paradies.

Der subtropische Regenwald ist in den Anden von Ecuador, da kräucht und fleucht und zwitschert

es überall und Wasser fließt überall und es gibt riesige Bäume, winzige Schmetterlinge,

Kolibris, sogar Puma, habe ich aber kein gesehen, Brillenbären und Flechten und das ist einfach

eine Explosion von Natur.

Ja und in diesem Tal, da gibt es seit mittlerweile fast 30 Jahren immer mal wieder auch eskalierenden

Konflikt, weil unter dem Tal unter diesem Naturreichtum ein anderer Schatz liegt, nämlich

Kupfer und auch ein bisschen Gold.

Und seit 30 Jahren versuchen unterschiedliche Firmen an dieses Kupfer heran zu gelangen.

Es gibt aber sehr viele Leute im Tal, die was dagegen haben und da dann Widerstand leisten.

Wen hast du da getroffen?

Ich war fast drei Monate im Intaktal letztes Jahr und hab dort nach der stärksten Frau

im Intaktal gefragt.

Das hast du gefragt.

Ja.

Hallo, wer ist denn hier eure stärkste Frau?

Ich war eure stärkste Frau im Intaktal und es war ja nicht das erste Mal, dass ich im

Intaktal war.

Ich kannte da schon ein paar Leute und wusste, wer alle anderen Leute bekannte.

Warum hast du das denn gemacht?

Weil ich gerne eine starke Frau kennenlernen wollte.

Okay.

Und dann habe ich einen der Führer da im Widerstand gefragt, so hier Carlos, wer ist

denn die stärkste Frau im Intaktal gerade?

Und da meinte er sofort, Senaida und dann habe ich gesagt, okay, gut, dann will ich Senaida

kennenlernen.

Dann habe ich erst mit ihr telefoniert und dann habe ich sie getroffen auf einem indigenen

Markt in Ottavalo, das ist so die größere Stadt vor dem Intaktal.

Ich habe dann Senaida ihren Partner und ihre zwei Töchter dort getroffen auf dem Markt

und sie ist so eine ganz fröhliche und resolute Frau.

Also eigentlich ist ihr Mund immer in Bewegung, entweder lacht sie oder erzählt irgendwas

und ihr ganzer Körper ist auch immer in Bewegung, weil sie entweder irgendwas mit ihren Töchtern

macht oder dann auf dem Markt die Sachen angeguckt hat und also es ist eine energiegeladene

Person mit langen schwarzen Haaren und einer rosernen Blumenbluse, weiß ich noch und dann

haben die mich mitgenommen in ihr Dorf im Intaktal.

Und dann sind wir stundenlang mit deren Pickup durchs Intaktal und auf den Hügel ihres Dorfes

gefahren, wo sie mir da noch ihr Feld gezeigt hat und ihr kleines Hütchen, dass da eben

auf so einem Hügel steht, das ist aus gestampften Lehmboden und unverputzten Wänden, also man

sieht da schon, dass kein Geld da ist, aber Senaida scheint das total egal zu sein, sie

erzählt die ganze Zeit von dem Reichtum außen rum, also von eben den Feldern auf den alles

mögliche wächst, von der Papaya über die Baumtomate, Bohnen, Erbsen, Mangos sogar, also alles wächst

da.

Ihr Anliegen ist, dass dieser Reichtum aus der Natur geschützt wird und nicht der Reichtum,

den andere als Reichtum ansehen, nämlich das Kupfer und das Gold unter der Erde rausgeholt

wird, was dann eben die Natur oben drüber zerstören würde.

Und da hat sie jetzt zusammen mit anderen Bauern eine Klage angestrengt und verklagt

ihren eigenen Staat, weil die Regierung von Ecuador die Konzessionen im Tal, also das

heißt die Erlaubnis, dieses Kupfer rauszuholen, an Codelco verkauft hat und Codelco ist der

größte Kupferkonzern der Welt in chilienisches Staatsunternehmen.

Klar, wir müssen auch realistisch sein, denn den Mächtigen gefällt nicht, was wir tun,

aber wir werden nicht so schnell aufgeben, auch wir haben eine Stimme, auch wir haben

Rechte und diese Rechte sind nicht ohne Grund niedergeschrieben worden.

Es klingt an einem großen Kampf auch im Widerstand.

Ja, sie nennen das auch lucha, also der Kampf auf spanisch und sie machen das aber meistens

mit friedlichen Mitteln, sie haben zwischendurch, als die Verzweiflung groß war, auch mal eine

Lagerhalle angezündet und jetzt mittlerweile, vor allem, arbeiten sie mit der Justiz, weil

es in Ecuador eben diese besondere Gesetze dort gibt.

Da kommen wir gleich nochmal zu, aber sag mal, du weißt ja jetzt nicht das erste Mal im

Intakt Tal.

Genau, ich war 2006 für einen freiwilligen Dienst in Mental und hatte keine Ahnung von

diesem Kupferminenkonflikt, den es damals aber schon gab, ich habe das dann so ein bisschen

mitgekriegt über Gerüchte hier und da und bin dann aber gegen Ende tatsächlich mitten

reingeraten in die Eskalation.

Damals gehörten die Konzessionen einer kanadischen Firma, erst an den Copper hieß die und die

hat auch tatsächlich, weil auch damals der Widerstand schon stark war und sie es nicht

geschafft haben, Camps aufbauen zu können, haben die dann am Ende bewaffnete Männer

hingeschickt, also ehemalige Soldaten, also es gab Gerüchte, dass Leute auf dem Weg,

also bewaffnete Menschen auf dem Weg in dieses Dorf sind, das heißt Honin, das Dorf und

die Anspannung war groß und viele Leute aus dem Dorf sind dann zu dieser Straßensperre

gekommen, die die aufgestellt haben, um eben zu finden, dass die Bergbaufirma da reinkommt

und die Bauern haben sich mit Stöcken und Macheten bewaffnet, also die benutzen Macheten

für ihre Feldarbeit und haben sich an der Straßensperre aufgebaut, das waren dann so

vielleicht 30 Leute oder so, auch Frauen und dann kamen da so drei Pickups an mit bewaffneten

Männern hinten drauf auf der Ladefläche, die vor zur Straßensperre gegangen sind,

dann wurden erst so wilde Beschimpfungen ausgetauscht und dann haben die auf einmal die Waffnung

gezogen und um sich geschossen.

Das ganze dauerte aber gar nicht so lange, also es war vielleicht eine gute Viertelstunde

so Geschrei und Geschieße, aber vor allem in die Luft, um die Leute zu erschrecken und

Angst zu verbreiten und dann sind sie wieder abgezogen und wir standen ein bisschen unter

Schock und dann gab es einen Aufruf über das Radio, also Radiointag, das ist so ein

Gemeinschaftsradio, so ein kommunitatio-Radio, dass die anderen Leute aus dem Tal aus den

anderen Dörfern doch bitte zur Verstärkung in dieses Dorf im Zentrum des Konflikts kommen

sollten und dann sind an die 300, 400 Leute aus dem Tal in dieses eine Dorf gekommen,

unter anderem eben auch Senaidas Familie und ältere Brüder und alle Erwachsenen aus

ihrem Dorf eigentlich und weil die Polizei nicht helfen konnte, haben sie dann entschieden,

dass sie dann eben selbst jetzt die Sache in die Hand nehmen und diese Leute mit den

Waffen müssen ja noch irgendwo im Wald oben außen herum sein und dann müssen sie sich

halt drum kümmern und dann wurde entschlossen, dass eine Gruppe von rund 100 Leuten hoch

in den Wald geht und die sucht und stellt.

Also du bist dann mitgegangen und was habt ihr dann erlebt, was war denn da im Wald?

Also die Anspannung war groß, weil keiner, das ist ja auch ein bisschen eine wahnwitzige

Idee da einfach mit 100 Leuten mit Stocken und Macheten da auf ausgebildete Soldaten

zu treffen und die mal eben entwaffnen zu wollen, wir sind dann so ja vier Stunden oder

was hoch in den Wald, das ist ja auch da alles zugewachsen und auf zweieinhalb tausend

Metern, also auch echt ein steiler Anstieg und dann kamen irgendwann die Nachrichten

ja, die sitzen irgendwo da hinten davor und da haben sie ihr Lager errichtet und machen

gerade Mittagspause und dann hieß es okay, dann überraschen wir sie jetzt in der Mittagspause

und wir haben uns zurückgehalten, die sind vor und Tatsache, sie haben es geschafft,

sie in der Mittagspause zu überraschen, es gab wieder großes Geschrei, am Ende haben

wir aber tatsächlich diese Männer ihre Waffen abgegeben und die Leute aus dem Dorf haben

sie runter in ihr Dorf begleitet und dann in die Kirche eingesperrt und irgendwann

kamen dann tatsächlich mit dem Hubschrauber eingeflogen, jemand vom Bergbauministerium

und ein Bürgermeister aus dem Nachbarstädtchen und die haben dann offiziell erstmal die

Zusammenarbeit in dieser Firma aufgekündigt.

Also ein kleines Dorf schlägt zurück.

Genau.

Damals wurde dieser Konflikt richtig mit Waffen ausgetragen, aber dann später gibt's

einen Neuanfang und zwar 2008, da geben die Menschen in Ecuador sich eine neue Verfassung

und in der Verfassung ist die Natur besonders geschützt und da hat einer eine ganz besonders

wichtige Rolle beigespielt, mit dem hast du auch gesprochen und zwar ein Ökonom.

Alberto Acosta.

Es nimmt jetzt auf und wenn du irgendwas sagst, was du nicht veröffentlicht haben willst,

kannst du das sagen und so weiter?

Normalerweise ist das mir egal.

Alberto Acosta ist tatsächlich eine interessante Figur in der gesamten Naturrechte und Energiegeschichte

von Ecuador und irgendwo auch von Deutschland, er hat VWL nämlich in Köln studiert, ist

dann in die Erdölindustrie nach Ecuador gegangen und war großer Anhänger dieser ganzen Erdölgeschichte

und mit fossilen Energien können wir das Wirtschaftswachstum ankurbeln und so, war

auch in OPEC-Verhandlungen und dann Energieminister und er war Energieminister von Ecuador und

hat dazu beigetragen, möglichst ziemlich viel Erdöl zu verkaufen, seit den 70ern wird

in Ecuador Erdöl gefördert und hatte dann aber so eine Art Erweckungserlebnis einmal

im Amazonas, wo er mit jemandem unterwegs war und meinte, schau, hier fließt das Wachstum

unseres Landes und diese Frau meinte, nee, nee, hier fließt das Blut des Amazonas,

der Amazonas wird ausbluten und da hatte angefangen nachzudenken, wie das denn alles zusammenhängt

und hat am Erdöl dann gemerkt, dass es eigentlich gar nicht möglich ist, Erdöl zu fördern,

gerade vor allem in so Ecken wie dem Amazonas, wo ja auch alles grün ist und fließt und

voller Wasser, ohne die Natur zu zerstören.

Ich bin zuerst zu dem Schluss gekommen, dass die Entwicklung eine Fatamorana ist, es

existiert nicht, wie eine erlöschende Stern, ich fühle mich wie ein Astronom, der sich

auf ein einziger Stern sein Leben lang spezialisiert hat und wahrscheinlich dieser Stern hat nie

liegt gehabt, das war nur eine Widerspiegelung im All.

Und seitdem ist er, wie er selber sagt, radikalen Umweltaktivisten geworden und war dann Präsident

der verfassungsgebenden Versammlung von Ecuador und diese Versammlung hat eine neue Verfassung

konzipiert und ins Leben gerufen und das ist eben diese ganz besondere Verfassung einzigartiger

auf der ganzen Welt, seit 2008, in der die Natur zur Rechtsperson erklärt wurde, also

überall anders auf der Welt in den Verfassungen ist die Natur ein Objekt, ein Rechtsobjekt

und ist nur dafür da, um uns Menschen zu dienen und in Ecuador hat sie aber Rechte, einfach

so, weil sie Natur ist.

Das ist viel mehr als ein Beerschutz, die Rechte der Natur sind nicht nur Schutz für

den Menschen.

Also die Natur als Rechtsperson ist nicht dafür da, damit sie den Menschen irgendwie ein

gutes Leben ermöglicht, sondern die ist als eigenständig, auch wenn sie nicht nützlich

für uns sind.

In Ecuador hat sie das Recht, einfach zu existieren und das ist erstmal so eine philosophische

Idee und ein Weltbild steckt dahinter, auch das indigene Weltbild Ecuador, weil es da

immer noch eine sehr starke, indigene Bevölkerung gibt und die haben das Weltbild von Pachamama,

von der Mutter Erde, wo alles miteinander zusammenhängt.

Pachamama.

Pachamama, genau.

Okay, also heißt es dann so, dass zum Beispiel ein Baum dann Rechte hätte, so wie so ein

Mensch, können wir es ungefähr so sagen?

Ja, also im Prinzip kann man das so sagen, das bedeutet aber nicht, dass man keine Bäume

mehr fällen darf oder auch keine Tiere mehr töten oder so, es geht eher um das große

Ganze und tatsächlich um ein Weltbild, also dass die Natur im Gleichgewicht ist, dass

man zum Beispiel eben nicht überall Monokulturen aufzieht und dadurch andere Arten aussterben

oder dass man Flüsse verseucht, die dann wieder weiter das Gift in andere Regionen treiben.

Also es geht darum zu verstehen, dass tatsächlich jedes Wesen in so einem Ökosystem irgendeine

Rolle übernimmt und wenn man zu viele dieser Wesen tötet oder zerstört, bricht das ganze

Ökosystem zusammen.

Was bringt jetzt diese spezielle Gesetzgebung in dem Kampf ums Intaktal?

Also es gibt ja jetzt eben seit fast 30 Jahren diesen Widerstand und die Leute sind auch

ziemlich ausgelaugt und dann haben sie aber eben angefangen das ganze vor Gericht zu

bringen und haben Unterstützung gefunden von verschiedenen Anwälten, es gibt jetzt

ein ganzes Team von Anwälten, das den Prozess führt gegen die eigene Regierung, die ja

die Erlaubnis das Kupfer rauszuholen verkauft hat und nach deren Meinung widerspricht das

den Rechten der Natur das Kupfer da aus diesem Regenwald zu holen und Zeneider ist eine

der Anklägerinnen.

Unsere Verfassung ist schon was, sie sagt dir erhebe dich, steh auf, du hast Rechte,

tu was du tun musst, es kommt auf uns an, dieses Recht auch umzusetzen.

Wenn wir das nicht tun, sind es nur tote Buchstaben.

Ah ok, also die verklagt den Staat im Namen der Natur quasi.

Genau.

Und wie läuft das so, da warst du ja glaube ich auch oder hast du das begleitet, wie lief

das fürs Hineider?

Das war noch zu Corona-Zeiten, deswegen fand die Verhandlung wie das Zoom statt.

Sie hat sich da auch wochenlang vorher darauf vorbereitet, hatte sogar einen Kurs an der

Universität dazu unternommen und dann gab es verschiedene Workshops, da war ich auch

bei allen dabei, wo Anwältinnen, ihr und den anderen Klagenden erklärt haben, wie

man denn mit den Richtern redet, was Beweise sein können, wie sie auf sie reagieren müssen

und so weiter.

Also es war schon eine ziemlich große Anspannung da vor diesem ersten Prozesttag und dann war

ich mit ihr und bei ihrem kleinen Häuschen, ihr Partner konnte nicht da sein an dem Tag,

deswegen war sie dann für den Prozess verantwortlich und für ihre zwei Töchter, das Internet ist

zwischendurch immer mal wieder abgebrochen, aber Zeneider hat die gute Laune bewahrt.

Das ist so schwierig, zu sein Mama, zu sein Aktivist und zu sein Emprengender.

Sie hat dann quasi zehn Tage vor dem Computer verbracht, weil sie ein Zoom-Prozess war

noch während der Pandemie, ihre Befragung war dann am dritten Tag und die bestand aus

verschiedensten Anwelten von verschiedensten Seiten, die sie quasi in die Zange genommen

haben, vor allem von der Gegenseite und die Regierungsseite hatte ordentlich Anwälte

aufgefahren und die haben Zeneider in die Zange genommen und versucht sie zu verunsichern

und wenn ein Anwalt von Zeneiders Seite was gefragt hatte, wurde der auch immer unterbrochen

und es hieß, das hat ja alles mit dem Prozess nichts zu tun.

Sie war dann irgendwann sehr fahrig und hat diese Stärke, die ich davor in den Tagen

immer bei ihr gesehen habe und die Konzentration, mit der sie auch reden kann, total verloren

und ist dann auch teilweise schnippisch und aggressiv geworden.

Ich dachte so, wow, also die Strategie der anderen Anwälte ist offensichtlich aufgegangen.

Aber irgendwann hat sie sich dann gefangen und so ein Satz gesagt, so was wie, ja und

jetzt tun sie nicht so, als hätte ich keine Ahnung, nur weil ich nicht studiert habe,

es ist allgemein Wissen, dass wenn man in so einem Ökosystem wie dem Intagnamine aufreißt,

dass das dann alles zerstört.

Und das heißt, wie geht der Prozess dann aus?

Ja, also die Klage wurde tatsächlich abgewiesen.

Okay, und wie geht's ja näher damit?

Also die war gar nicht groß überrascht, eigentlich hatten die von Anfang an damit gerechnet,

dass sie bei diesem Richter nichts gewinnen können und der ganze Prozess ist ohnehin

angestrengt, dass sie am Ende vom Verfassungsgericht landen, weil sie sich da am meisten von

auf versprechen.

Also das heißt, die wollen sich durch alle Instanzen klagen bis hoch zum Verfassungsgericht

und in der Verfassung steht ja, dass die Natur geschützt werden soll, verstehe.

Genau, und das Verfassungsgericht hat auch regelrecht pathetische Urteile in den letzten

Jahren gefällt, so in einem hieß es dann, dies ist keine Lyrik, das ist ein Auftrag

an die nächsten Generationen oder irgendwie so ähnlich.

Die Verfassungsrichter nehmen dieser Natur als Rechtsperson offensichtlich sehr ernst.

Die Verfassung enthält spezifische, ganz klare Artikel über die Rechte der Natur und

veränderliche Rechte, sollten eigentlich in der ganzen Welt gelten, diese besonderen

Rechte der Natur bedeuten mir sehr viel.

Deutschland Tempo wollen wir beim Ausbau der erneuerbaren Energien, bei der Modernisierung

in unserer Industrie, unserer Infrastruktur insgesamt, all das ist notwendig.

Bundeskanzler Olaf Scholz ist das.

Bei einer Rede auf einem SPD-Parteitag Anfang Februar.

Es geht um Windkraftausbau und Windkraft braucht Kupfer.

Das bedeutet ja, dass wir im Prinzip in Deutschland vier bis fünf Windkraftanlagen pro Tag installieren

müssen bis zum Ende dieses Jahrzehnts, damit wir es schaffen, 80 Prozent unseres Strombedarfs

aus der erneuerbaren Energien zu decken und damit wir es schaffen, mehr Strom zu produzieren.

Überall wo Strom fließt, ist Kupfer verbaut und wenn Herr Scholz seine Pläne umsetzt von

vier bis fünf Windrädern am Tag, dann kann man das auch nochmal hochrechnen, dann sind

das acht Tonnen Pro Windrad an Land und 30 Tonnen Pro Windrad Offshore, also auf Hoa

See, das sind gigantische Mengen.

Und das Kupfer könnte auch aus Ecuador kommen, aus dem Intaktal von Senaida, wenn Sie es

nicht verhindern können.

Wir importieren aktuell alles Kupfer und das heißt, wir sind auf der einen Seite abhängig

von den anderen Ländern und auf der anderen Seite tragen wir aber auch diese große Verantwortung,

dass wir dann das Kupfer da herholen, wo halt nicht unbedingt einer der letzten wirklich

super biodiversen Orte, die wir noch haben, auf dieser Welt zerstört wird.

Also Orte wie den Regenwald in Ecuador.

Solche Lieferketten, die sind natürlich irgendwie komplex, gibt es denn da eine direkte Verbindung

nach Deutschland?

Ich habe in den letzten Jahren mehrfach mit Arubis gesprochen, das ist der größte Kupferhersteller

Europas mit Sitz in Hamburg, die haben ein großes Werk am Hamburger Hafen und die legen

ihre Zulieferer nicht wirklich offen, sie sagen nur aus welchen Ländern sie ihr Kupfer beziehen,

aber dann nicht von welchen Firmen.

Und jetzt haben sie kürzlich aber eine Initiative mit Codelco gestartet und Codelco ist das

Chileanische Staatsunternehmen, das eben gerade die Konzession im Intakt hat, also die Erlaubnis

des Staates da das Kupfer rauszuholen.

Und diese Initiative steht für nachhaltiges Kupfer, also die wollen jetzt Wege finden,

wie man nachhaltiges Kupfer fördern kann.

Und dann ist natürlich die Frage, wie man mit Codelco Geschäfte machen kann, die planen

so ein großes Ökosystem für eine Kupfermine zu zerstören.

Und das hatte ich Arubis auch gefragt, wie genau sie sich das vorstellen und da meinten

sie, dass diese Initiative ja noch ganz am Anfang steht und dass sie aber immer mit

ihren Geschäftspartnern darauf hinwirken, dass ihre Standards eingehalten werden und

die haben auch recht hohe Standards, recyceln auch sehr viel, also recyceln die Hälfte ihres

Kupfers, kommt aus recycelnem Material und gar nicht aus frischen Minen, aber nichts,

desto trotz ist die Frage noch offen, wie genau dann diese Zusammenarbeit aussehen soll.

Arubis schreibt ja auch in einer Mail, dass wenn die Geschäftspartner die Standards nicht

erfüllen, dass sie dann in letzter Konsequenz auch das Geschäft beenden würden, so schreiben

sie es.

Und ich frage mich jetzt, wie kann man überhaupt Kupfer nachhaltig abbauen?

Also diese Rechte der Natur in Ecuador, meinst du denn, dass die dabei jetzt helfen, dass

vielleicht so ein Abbau wirklich nachhaltig passiert oder dass sie den Abbau vielleicht

auch verhindern können?

Ja, glaube ich auf jeden Fall, weil es schon so viele Urteile jetzt gab in den letzten

Jahren, wo das Verfassungsgericht gesagt habt, ihr könnt hier nicht einfach das Ökosystem

zerstören nur im Kupfer rauszuholen.

Und wenn wir das jetzt auf Verfassungsebene haben, also jetzt in Ecuador oder in anderen

Ländern, dann ist das von höchster juristischer Stelle anerkannt, dass die Natur schützenswert

ist, dass das nicht irgendwie so eine kleine Spinnerei ist von Leuten, die gerne mal barfuß

über die Wiese laufen, sondern dass das wirklich ein Recht ist.

Und es ist tatsächlich eine globale Welle mittlerweile.

Also es gibt einzelne Ökosysteme, die schon zum Rechtsobjekt erklärt wurden, Flüsse

vor allem, zum Beispiel in Neuseeland gibt es ein Fluss in Indien und in Bangladesh.

Auch in Europa gibt es jetzt das erste Ökosystem seit letztem Herbst, das zur Rechtsperson

erklärt wurde.

Das ist eine Salzwasser Lagune in Spanien.

Weltweit gibt es an die 400 Initiativen, die dafür kämpfen, dass Ökosysteme als Rechtsobjekte

anerkannt werden.

Vielen lieben Dank ihr dieser Welt, dass ihr uns davon erzählt hast.

Gerne, Gerne, danke, dass ich die Geschichte erzählen durfte.

Dann mach's gut und bis bald, bis bald.

Das war 11km der Tagesschau-Podcast, wie immer in der AID-Audiothek und überall, wo es Podcasts

gibt.

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Elisabeth Weid hat über den Kupferkonflikt im Intaktal auch ein langes Radiofeature für

den SWR gemacht.

Den Link dazu findet ihr wie immer in den Show-Notes.

Autor der Folge ist Hans-Christoph Böhringer.

Mitgearbeitet haben Mark Hoffmann und Katharina Hübel.

Produktion Gerhard Wichow, Fabian Zweck, Simon Schuling und Christine Dreyer.

Redaktionsleitung Fumiko Lipp und Lena Göttler.

11km ist eine Produktion von BR24 und NDR Info.

Mein Name ist Victoria Michalsack.

Wir hören uns morgen wieder.

Ciao!

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Im Intag-Tal in Ecuador soll einer der artenreichsten Wälder für den Kupferabbau weichen. Das Kupfer, das dort aus dem Boden geholt werden soll, könnte schließlich für den Bau von Windkraftanlagen in Europa bestimmt sein. Paradoxerweise: Denn die Energiewende braucht jede Menge Kupfer. Elisabeth Weydt erzählt in dieser 11KM-Folge vom Kampf der Umweltschützer:innen für ihren Regenwald, von Gewalt vor Ort, aber auch von einem jahrzehntelangen Kampf, den die Kleinbäuerin Cenaida nun auch vor Gericht führt. Denn Ecuador hat eine einzigartige Verfassung, die nicht nur Menschen, sondern auch der Natur dort Rechte zugesteht. Das verändert, wie Umweltschützer:innen in Ecuador für den Regenwald kämpfen.



Mehr zum Intag-Tal gibt es in dieser SWR-Doku von Elisabeth Weydt:

https://www.swr.de/swr2/doku-und-feature/im-namen-der-natur-canaida-guachagmira-2023-01-20-100.html



Und auch beim Y-Kollektiv:

https://www.ardaudiothek.de/episode/y-kollektiv-der-podcast/influencerin-aus-dem-regenwald-so-koennen-wir-mit-indigenem-wissen-die-klimakrise-aufhalten/funk/10697519/



An dieser Folge waren beteiligt:

Autor: Hans Christoph Böhringer

Redaktionelle Mitarbeit: Marc Hoffmann und Katharina Hübel

Produktion: Fabian Zweck, Simon Schuling, Christine Dreyer, Fabian Zweck, Hanna Brünjes und Gerhard Wicho

Redaktionsleitung: Fumiko Lipp und Lena Gürtler



11KM: der tagesschau-Podcast wird produziert von BR24 und NDR Info. Die redaktionelle Verantwortung für diese Folgt liegt beim NDR.