FALTER Radio: Die besten falschesten Zitate - #1011

FALTER FALTER 10/7/23 - Episode Page - 1h 0m - PDF Transcript

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Falter Radio, der Podcast mit Raimund Löw.

Sehr herzlich willkommen meine Damen und Herren im Falter Radio. In dieser Sendung hören Sie ein

ebenso kluges wie nachdenkliches Zwiegespräch über Zitate, die unzählige Mal verwendet werden,

die aber leider feg sind. Der Literaturwissenschaftler Gerald Krieghofer ist Zitatforscher. Er geht zu

den Quellen und überprüft wer, was wirklich gesagt hat und wer nicht. Krieghofer betreibt im

Internet einen Blog mit Tools, die er es erlauben, Zitate auf ihre Echtheit zu überprüfen. Der Zitate

Checker hat mehr als 700 falsche Zitate von Einstein über Bibelangstrumpf bis zu Sigmund

Freud ausgemacht. Krieghof als neues Buch trägt den Titel die besten, falschesten Zitate aller

Zeiten. Mit dem Philosophen Philipp Blom bespricht er, warum es wichtig ist, wahr und falsch

auseinanderzuhalten. Selbst bei Zitaten die Gutklima. Heute geht es um nichts weniger als die Wahrheit.

Weil das aber ein riesiges Thema ist, haben wir uns nur eine kleine Scheibe davon abgeschnitten

in Form dieses schönen Buches. Die besten, falschesten Zitate aller Zeiten, was Einstein, Freud

und Bibelangstrumpf so nie gesagt haben. Und ich begrüße bei mir den Autor Gerald Krieghofer,

Herr Krieghofer, guten Tag. Ich freue mich sehr, für Interesse und dass ich mich eingelernt habe.

Gerald Krieghofer, dieses Buch ist, glaube ich, die Frucht eines Blogs, den Sie schon seit Jahren

führen. Können Sie uns darüber was erzählen? Das stimmt. Ich habe vor zehn Jahren den Eindruck

gehabt, dass wir von einer Flut von falschen Zitaten überschwemmt werden. Also ich habe

davor für die Akademienerwissenschaft lang zu Karl Kraus gearbeitet und dann habe ich

vor allem Karl Kraus Zitaten gesammelt, weil Österreichs von Deutschland durch die

gleiche Sprache getrennt. Wenn die Sonne der Kultur niedrig steht, werfen auch Zwerge,

lange Schatten. Das sind die beliebtesten Kraus Zitaten, die nicht von ihm sind. Schade,

gerade besonders im zweiten Fall. Aber nur ganz kurz, Karl Kraus spielt eine wichtige Rolle,

wir werden auch in unserem Gespräch eine wichtige Rolle spielen. Nicht alle Leute wissen

heutzutage, wer Karl Kraus war. Wer war Karl Kraus? Karl Kraus war ein Satiriker,

Ballupolemiker und hat von 1899 bis 1936 die Fackel herausgegeben. Das war eine zeitkritische,

nicht nur literaturkritische Zeitschrift, die er ab 1911 allein geschrieben hat.

Er hat die ganze Zeitschrift allein geschrieben. Ja, die letzten Jahrzehnte. Und er hat Gedichte

geschrieben, er hat Aphorismen geschrieben und berühmt ist sein Drama, die letzten Tage

der Menschheit, wo er als einer der wenigen deutschsprachigen intellektuellen Schriftsteller

die sehr nicht auf die nationalistische Propaganda reingefallen. Der Rest der österreichischen

intellektuellen hat sich ja von Kriegspräsekretär kaufen lassen, sogar Stefan Zweig, obwohl er

das sich nicht nur so gut erinnert, in seinen Erinnerungen, was er da alles gemacht hat.

Ehrenhafter Ausnahme, Arthur Schnitzler, der in seinem Tagebuch notiert im August 1914,

die Kriegserklärung, dies ist das Ende. Jetzt zitiere ich aus dem Kopf und wahrscheinlich auch in

der Kurage. Aber das hat sich zumindest finden. Nein, es ist mir wichtig, es ist wichtig zu den

Zeiten zu nehmen, der geschwiegen hat. Also Karl Krauss hat auch lange Zeit nichts gesagt,

Arthur Schnitzler hat sich nicht öffentlich gerührt. Aber es ist sehr, sehr errenvoll. Und Krauss hat

eben ab November 1914, in dieser großen Zeit, die ich noch gekannt habe, als es so klein war,

hatte angefangen, die Barbarie des Krieges zu dokumentieren, weil was mir so unfassbar ist,

für jemanden, der mitführend war, ist, dass schon in ersten Winter sind, was ich glaube,

400.000 junge österreichische Männer getötet waren, also am Schlachtfeld gestorben. Man hat die

dann zu Helden umgelogen, also ein Heldesarchild, ein Heldes jemand, der einfach besser ist als

Millionen andere. Und man hatte diese armen Leute, die ja froh waren, verhungert, hat man einfach

als Held erklärt. Und dadurch ist es akzeptiert worden. Also niemand ging bis 1918 auf die Straße,

um da gehen. Und man hat dann, es ist unfassbar, wenn man sich das anschaut, in Österreich die

italienische Front, also die berühmte Bordeaux. Und niemand ging, hat den Generalen oder den

Staat überhaupt nicht gesagt. Wir wollen das nicht. Wieso war das sehr klein? Also natürlich gab es

Leute, gab es nicht nur Karl Kraus, aber Schnitzel ist eine tolle Ausnahme. Und die Arbeiterzeitung ist

dann ab 1915, 16 hat sie auch sehr kritisch berichtet und ist aufgewagt, da waren 1914. Aber ich

meine, das ist, die Arbeiterzeitung ist insofern auch wichtig, als dass wir hier in Dreisges Wohnzimmer

sind. Und tatsächlich war das für Viktor Adler auch ein erzwungener riesiger Gesinnungswahnel,

Viktor Adler hat als Deutsch-Nationaler angefangen, hat sich für die deutschen Nationale Sache sehr

begeistert, weil natürlich auch der Sozialismus stärker war in Deutschland bereits. Ein früher

Niedschelese auch. Aber sich dann so stark gegen den Krieg zu wenden. Und dann kommt das Ende,

das wirklich nach einem Film schreit eigentlich, am 10. November holt er seinen Sohn Fritz vom

Bahnhof ab, der den Ministerpräsidenten erschossen hatte und amnestiert worden war. Am 11. November

stirbt er an einem Herzinfarkt und am 12. November wird die Republik Österreich ausgerufen. Kommen

wir zum Buch. Sie fangen das an mit einem wunderbaren enormen Galopp, der anfängt mit einem Zitat von

der wahrscheinlich größten Intellektuellen des 20. Jahrhunderts, Pippi Langstrumpf. Lass dich nicht

unterkriegen, sei frech, wild und wunderbar. Und dann, ja, sie sagen, das hat Pippi so nie gesagt.

Und sie kommen dann aber tatsächlich zurück, wollte fassen nach Wien, nämlich zu Artur Schnitzler,

über Achtur Rambo und dann Friedrich Nietzsche. Das ist schon eine ziemliche Reise von Pippi Langstrumpf.

Aber tatsächlich so entstehen falsche, zuschreienfalsche Zitate, ist eine Vermengung von vielen

Wirklichkeiten. Und ich verdankt das den Schnitzler herausgehör Martin Anton Müller, der mich sowohl

auf das falsche Schnitzler Zitat, also auf das Pippi Langstrumpf Zitat aufmerksam gemacht hat.

Also beim, das Artur Müller Zitat, das falsche Artur Schnitzler Zitat geht so, wie soll ich?

Würden Sie mir das bitte fragen?

Du fragst mich, was soll ich tun und ich sage, lebe wild und gefährlich, Artur.

Ja, lebe wild und gefährlich, Artur. Und das in der Zeitung, in der Zeitung stand, das habe

die Artur Schnitzler Rambo geschrieben. Und jeder, der ein bisschen denkt sich moment,

aber nicht Journalisten in Eile. Ich bin lange nur kein Journalist in Eile gewesen und weiß,

worüber sie sprechen. Und es ist sehr leicht dahinter zu kommen, dass es nicht sein kann,

dass die zwei korrespondiert haben, dass sie sich können, weil die Altersunterschiede zu großen.

Und dann habe ich, ich habe Kollegen...

Hat Schnitzler überhaupt französisch gesprochen oder korrespondiert?

Also es gibt also einige zweifelhafte Momente.

Wahrscheinlich schon, wahrscheinlich schon. Aber ich, ja, bin nicht sicher, aber eher schon.

Also Kraus hat schlecht französisch gesprochen, wenn überhaupt, das ist nur schulfranzösisch.

Und ich habe das Glück, dass ich ein großes Netzwerk habe.

Also ein Hamburger Kollege Tobias Blanken hat mir Tipps gegeben.

Und dann fand ich heraus, dass der Spruch von dem Hamburger Schriftsetzer Artur Dickmann

als Poster in Hamburg in den 80er Jahren verbreitet wurde.

Und der Spruch, liebe Wildung, gefährlich, war so beliebt, er wurde dann von Kollegen aus Bostkate

und ganz viele deutsche Wohngemeinschaften, hatten den auf der Wand.

Und es ist so, in der Zitat vor, schon nennen wir das Vereinnamen,

wenn so ein prägnanter Satz da ist, dann kann man nicht glauben,

dass das nicht von einem Genie gesagt wird, sondern von einem Unbekannten.

Und so ist es ganz normal, dass prägnanter Satz, irgendwann sind sie Einstein-Satze

oder in dem Falle die NATO-Schnitzel-Satze.

Winston Churchill, Oscar Wilde, es gibt so gewisse Kandidaten, die im Zweifel alles gesagt haben.

Die meisten, die da den Mund geschoben wurden, waren wahrscheinlich Gott.

Was mich auf die Frage bringt, wie alt ist die Zitatvorstellung eigentlich, seit wann gibt es das?

War das schon immer ein Problem, dass man Leute so wild miszitiert hat wie in Zeiten von sozialen Medien?

Ja, es ist vor ein, zwei, drei Jahren eine Büchmann, kurz in Bürographie, entstanden.

Und das war für mich sehr überraschend.

Das Büchmann 1845, 50, ziemlich verzweifelt war,

dass so viele falsche Goethe und Shakespeare Zitate und der Altzillologe

hat dann einen Freundeskreis von Lehrern, Philologen, Germanisten.

Und der hat dann zehn, zwanzig Jahren die gesammelt und hat dann eben in den 1860-Jahren

seine geflügelte Worte herausgebracht und die haben damals diese vielen Halbwahrheiten

gestellten, z. B. richtig gestellt und dokumentiert.

Und diese ernannte dann das, sein Arbeitsgebiet, geflügelte Worte.

In der Sprichwortforschung streitet man darüber die genaue Definition,

also eine weitverbreitete Zitat.

Ich sage einfach, man kann über Definitionen, wie Sie wissen, ganze Workshops abhalten

und ist dann z. B. doch unglücklich, was in meinem Namen ganz fällig ist.

Also, falsche Zitate gab es immer, falsche Zuschreibungen, auch Erasmus von Rotterdam

ist schon kritisiert worden in seiner großen Sprichwort-Zammlung,

dass er da ein, zwei Fehler gemacht hat.

Aber was jetzt neu ist, ist die Geschwindigkeit, mit dem sich falsche Zitate verbreiten

durch die sozialen Medien und vor allem durch diese Online-Zitat-Lexiker ohne Quellenangabe.

Also, die sind z. B. mit großem Arbeitsaufwand erstellt worden, haben dann 30, 40, 50.000 Zitate

und sind eine ganz gute Hilfe, wenn man schnell für eine Rede.

Aber die hatten wohl auch alle Mitarbeiter ohne philologisches Gewissen,

also die schreiben da alles rein.

Da steht ein wirklich schönes Zitat von Shakespeare neben einem völlig pseudo Shakespeare.

Und durch die sozialen Medien, Twitter, Facebook, durch die Memes auch,

also sie können z. B. oder irgendjemand kann einen prägnanten,

passiert ein prägnanter Satz auf Twitter, der wird dann plagiert gestohlen.

Andere Leute schreiben ihn einfach ab auf Facebook, auf Instagram.

Irgendwann sagt jemand dazu Albert Einstein, weil das hat sich schon,

und nach einem halben Jahr ist das erstens ein neues Sprichwort durch Google Creme Slate

auf französisch-englisch-spanisch und wird dann irgendwann von einem Journalisten in Eile

in eine angesehene Zeitung aufgenommen.

Also ist der Leser nicht nur für Pflichte nachzuschauen.

Und das ist das Neue.

Das Prinzip, nachdem das passiert, ist im Prinzip das, was leider auch kein Zitat von Josef Goebbels ist.

Eine Lüge muss nur so oft wiederholt werden, dann wird sie geglaubt.

Aber auch das hat Herr Goebbels so nie gesagt.

Nein, das hat, also das ist ein, also fast, in einem politischen Kampf wird das immer zitiert.

Und es funktioniert ja auch, wie man an Donald Trump sieht.

Ich meine, der kann seine Unwahrheiten einfach dadurch verbreiten, dass er sie oft genug wiederholt.

Die Aussage dieses Goebbels zugeschriebenes hat, ist richtig und sehr wahr.

Es gibt auch für Zitate, also falschen Zitat, je öfter, desto wahrer wird es.

Es ist nur eben so, dass der Einlogger weckt, Goebbels habe jemals zugegeben, was sein Prinzip ist.

Goebbels hat in diesem Vorwurf den Englenden, den Juden, den Maxisten gemacht, also dass sie so lügen und mehr verhandeln.

Und er selber ließ plakatieren, 1941, so ein schönes Plakat, damals noch in Faktur.

Die Wahrheit wird immer siegen, Josef Goebbels.

Und das war die Art, wie er mit seiner...

Vielleicht hatte er ja recht.

Ja, vielleicht kann man zu jeder Annahme sagen, ja.

Mir ist aufgefallen bei der Wahl ihrer Zitate.

Und ich habe mich doch manchmal ein ganz kleines bisschen gefragt, ob da ein bisschen auch politische Kommentare drinstecken.

Ich meine, warum ausgerechnet sucht man sich in Zeiten vielleicht auch des Ukraine-Krieges aus der heißeste Platz in der Höhle,

ist für jene bestimmt die Zeit der Krise neutral bleiben?

Ja, das ist...

Tatsächlich haben sie recht.

Einerseits, andererseits ist das ein fantastisch weitverbreitendes falsches Zitat.

Es wird das ja allegerisch zugeschrieben, der es leider auch nicht gesagt hat.

Ja, also jeder weiß oder fast jeder weiß,

dass die Höhle bei Dante drichterförmig ist und um das Eis kalt, ja.

Also der heißeste Platz in der Höhle, wo ist der?

Also den gibt es bei Dante so nicht.

Und tatsächlich kommen bei Dante die neutralen Vor, die man so nennen kann.

Und also das sind Leute, die so verächtlich sind, dass sie nicht einmal der Teufel quälen will.

Aber sie haben nicht für die gute Sache Partei ergriffen, deswegen sind sie dort.

Genau, das sind die Gleichgültigen, ja, die Neutralen, denen ist es wurscht.

Und tatsächlich war diese Vorhöhle, also diese in der Vorhöhle müssen nackt herumlaufen

und werden vom Westen gequält.

Und diese Neutralen, diese so verächtlichen, dass sie nicht einmal in die Höhle dürfen,

also die Himmel sowieso nicht.

Also diese Neutralen wurden in Amerika sehr oft zitiert.

Zum Beispiel auch von Teter Russel, der während seiner Präsidentschaft viel Dante gelesen hat

und 1911, also im Bayer nach seiner Präsidentschaft auch ein Artikel überdammt, ja, publiziert hat.

Der war so, der hat so plädiert für den Kampf in der Arena, ja, also wir Dixana, wir Cowboys.

Wir trauen uns für Gerechtigkeit zu kämpfen und ihr Feigen Neutralen euch gehen.

Und da hat der Dante um sich, hat dann eben auch 1914, war das ihm, fand er das schlimm,

dass Amerikaner neutral blieben, sowohl die Bevölkerung als auch die Regierung 1914.

Und dann hat er eben angefangen, Dante zu zitieren und hat eben gesagt,

für die neutralen Englisch bekanntlich in Dante, bei Dante ein spezieller Platz,

a special place, aus dieses Zitat war ganz stark vorgesehen, ja.

Dieses Zitat hat sich dann verändert, aus dem special place wurde der, ich glaube, Liebesplace

und aus dem Liebesplate wurde dann von einem Antropossofen in Amerika 1944 der Hot Displace, ja.

Also das Zitat von Teter Russel, der überdammte, was er am Anfang richtig war, ist immer

und von dort hüpfte es zu Kennedy, der hat eine Zitatebuch gehabt, wo Kennedy hat das dreimal zitiert,

das ist dutzendmal im amerikanischen Senat oder präsentiert worden und kam dann nach Deutschland.

Auch das heißt es der Platz. Und zwar hat es ein Redner im Bundestag gesagt,

eine Woche bevor Deutschland zu NATO oder ein Monat bevor Deutschland zu NATO beigetreten ist.

Es ist sehr, ja.

Noch ein Zitat, das klingt wie ein Kommentar auf die heutige Situation.

Wild umkämpft und bei mindestens vier Kandidaten, der Tod eines einzelnen Mannes ist eine Tragödie,

aber der Tod von Millionen ist nur eine Statistik.

Ja, ja. Also ja, durch den Krieg gegen die Ukraine haben diese wieder eine neue Bedeutung bekommen.

Und diese Zitat ist aus einer französischen Anekdote entstanden, also kurz nach dem ersten Weltkrieg.

Man hat eine Party und dann erzählt eine Frau über ihren Freutigern, der gefallen ist.

Und sie sagt dann, Krieg ist eine schreckliche Sache.

Und da ist auch ein unbekannter Diplomat, den wissen wir nicht, der die ganze Zeit geschwiegen hat bis jetzt im Party

und der sagt daneben in der Anekdote, der Tod eines einzelnen ist schlimm und der Tod von hunderttausendern ist Statistik.

Und dieses Stand in den französischen Zeitungen wurde in ein französisches Witzi- und Aforismenbuch aufgenommen,

das Kurtuch Hals geht, 1924 besprochen hat und als erstes den die Anekdote auf Deutsch übertragen hat.

Deswegen glauben viele, die Sache ist von Tucholsky.

Und im Kalten Krieg, also nach 1945, sind sehr viele, ist auch mit falschen Zitaten gekennst worden.

Also dieses Lenin-Zitat mit dem Strick und so, das ist alles kalte Kriegpropaganda.

Und Stalin ist dieses Statistik-Zitat in drei verschiedenen Publikationen zu drei verschiedenen Anlässen zugeschrieben worden.

Ich habe mit Leuten, die gut in der russischen Welt sich auskennen, korrespondiert.

Ich habe sogar diesen tollen Stalin-Biographen mit Steven Kotkin angeschrieben.

Er hat mir geantwortet. Ja, ganz kurz, er glaubt nicht das.

Also es würde zu Stalin passen, das er gesagt hätte, weil er war ja auch belesen,

aber es hat noch nie jemand einen Nachweis gefunden.

Aber geprägt kann das nicht haben, weil es zuerst in Frankreich auftaucht und von Tucholsky besetzt worden ist.

Es gibt, vielleicht gibt es noch eine mögliche Zuschreibung.

Es gibt eine Geschichte von dem englischen Philosophen Bertrand Russell,

der in die Sowjetunion reist und von Lenin empfangen wird.

Ja, ich weiß das, aber ich bin gespannt.

Lenin will, er berichtet von seiner Kollektivierungspolitik und Russell sagt,

aber das würde doch Millionen Menschen Leben kosten.

Und Lenin lacht nur.

Und Russell sagt, das Blut gefrohr mir in den Adern, in diesem Moment.

Also die Idee, dass Millionen Tote nur eine Statistik sind und keine konkrete Relevanz haben.

Was noch ein Zitat, leider nicht von Adorno, ist ein Zitat, was geradezu prophetisch wirkt heute.

Nämlich ich fürchte nicht die Rücke der Faschisten in der Maske der Faschisten,

sondern die Rücke der Faschisten in der Maske der Demokraten.

Man denkt da an viele Staatsführer, die, wenn auch noch nicht völlig faschistisch,

so stark autoritär sind, die halt diese eben Anzüge tragen, wie Bankmanager.

Und die alle vier Jahre Wahlen abhalten lassen und wie durch Magie,

manchmal auch ohne Magie, tatsächlich immer wieder gewählt werden.

Das heißt, die Rückkehr der Faschisten in der Maske der Demokraten

ist eigentlich etwas, worin wir mitten leben.

Ja.

Was ich meine?

Nein, ich verstehe, für mich ist nur die Zustimmung zu dem Zitat, also ich stimme nicht zu.

Mir gefällt die Formulierung, die Faschisten in der Maske der Faschisten,

mir gefällt der erste Teil der Zeit.

Ist ein bisschen unelegant verdruckt?

Ist unelegant und stilistisch problematisch, aber tatsächlich ...

Adorno hätte sich niemals so klar geäußert?

Ja, das ist alles mein Ja.

Und das ist auch nicht von Adorno zu finden.

Aber eine ähnliche, so ähnliche Sprüche kam in den 30ern Amerika auf.

Wir flüchten, der Faschismus wird verkleidet vorkommen

und es gibt sowas auch in einem italienischen Text schon im 19. Jahrhundert.

Die Reaktionäre sagen nicht, dass wir Reaktionäre sind.

Aber das ist ja eine sehr wichtige Beobachtung heute.

So viele Menschen in demokratischen Staaten, gerade in deutschsprachigen Staaten in Österreich

und in Deutschland sind aufgewachsen mit dieser Idee von nie wieder.

Aber darum geht es ja nicht. Es geht ja nicht um Leute, die mit großen Stiefeln

und in Uniformen Fackelzüge abhalten.

Das ist die Ästhetik von gestern, das ist die Maske der Faschisten.

Und wir erleben, wie die selben Strukturen wiederkommen,

die selben autoritären unterdrückerischen Strukturen,

aber die Ästhetik ist jetzt eine andere, die Formen Sprache ist jetzt eine andere.

Ja, da stimme ich ihnen zu, dass wir, wie sie da zuhalschern,

oder wir sind da manchmal zu bingelegt, eine falsche Zuschreibung

und schon da geht es der Gedanke auch nicht mehr gedenkenswertend.

Ich stimme ihnen sehr zu, dass der Gedanke eine leider große Elevanz hat.

Was mich reizt, ist auch, ich meine, wir können diese Zitate auf heute Münzen,

aber wir können auch sehen, wie sozusagen aus Gleichgültigkeit,

aus Bewunderung und manchmal auch aus Gemeinheit Sachen falsch attribuiert werden.

Der berühmte Satz, lasst sie doch Kuchen essen, Kehl-Monsch-Die-Gateau,

war sozusagen, ist in der geschichtlichen Verkürzung geworden zum Grund,

warum Marie-Antoinette hingerichtet wurde, weil sie diesen törichten Satz gesagt hat

und weil der alles ausdrückte, was falsch war mit der französischen Monarchie, nur?

Sie hat das nie gesagt, es wurde erst 50 Jahre nach dem Tod,

das erste Mal von einem französischen Satiriker zugeschrieben,

es ist bekanntlich, kommt es in den Kompessionen von Rousseau als Anekdote vor, eine Prinzessin.

Und das ist eine Anekdote, als Marie-Antoinette noch 17 war oder so?

Ja, 15, also noch längst nicht französisch.

Sie kann von Rousseau nicht gemeint sein, in Russland glaubt man,

es sei Katharina die Große gemeint, ich habe mir das nie genau angeschaut,

wie das mit Katharina war, was sie so witzig war oder so böse hat.

Ich glaube, Katharina war ausgesprochen witzig, aber viel zynischer.

Ah, dann könntest du es vielleicht klicken.

Nein, aber ich glaube, eine überlieferte Zitat von Katharina der Großen war,

mein guter alter Freund Dittoro war ja in St. Petersburg,

weil sie ihm das Leben bezahlt hatte.

Er hat mit ihr geredet und der ganze Hoch war schockiert,

weil er eh beim Reden so gegenüber, wie wir jetzt sitzen, immer wieder ans Knie gefasst hat,

in seinem Enthusiasmus, in seinem französischen.

Und er hat ihr auch eine neue Verfassung entworfen,

er hat auch ein neues Erziehungssystem für Russland entworfen

und als er dann irgendwann höflich gefragt hat, wie denn das sei

und was denn damit passieren würde, als er dann gefragt hat,

was denn eigentlich sie zu tun gedenken hat, hat sie gesagt, wissen Sie,

Sie arbeiten mit Papier und ich arbeite mit menschlicher Haut.

Ich schreibe auf menschlicher Haut und da sind die Prinzipien anders.

Und er ist Dittoro entsetzt und enttäuscht, abgereift,

enttäuscht vor allen Dingen auch über sich selber,

dass er jemals so naiv gewesen war, zu glauben.

Das war so viel...

Also durchbuchtem Menschenkenntnis.

Ja, aber jemand, der so was sagt, der wünscht sich nicht vorm,

dass die Leute doch Kuchen essen können.

Ich glaube, sie wusste ganz gut, wie ihre Untertanen lebten.

Das habe ich wahrscheinlich bei Ihnen gelesen,

aber es war mir nicht in meinem Gedächtnis.

Jetzt eigentlich aber eine prinzipiellere Frage.

Sie sind Zitatenforscher.

Sie haben einen Blog für falsche Zitate und für die Richtstellung.

Die Adresse können Sie ruhig eben sagen,

Sie können schamlos dafür Werbung machen.

Das ist ja eine gute Sache.

Falschzitate.blogspot.com

Also wer ein falsches Zitat hat oder vermutigt oder verdächtigt,

es ist dem auch eine E-Mail-Adresse zugesellt.

Man kann sich auch direkt an Sie wenden mit Fragen.

Sie finden aber Fälle der Sachen auf dem Blog oder in diesem Buch schon.

Sie suchen einfach mit der berühmten Suchmaschine Ihr Zitat.

Sie schreiben ein paar Wörter und dann dazu meinen Namen oder Zitatforschung

und dann kommen Sie automatisch auf meine Seite.

Aber kämpfen Sie nicht völliger verlorenem Posten?

Nein.

Also ich bin mir nicht ein, dass man jemals falsche Zuschreibungen ausrotten könnte.

Aber ich glaube schon, dass viele Journalistinnen, Journalisten, Studentinnen

dankbar sind, dass sie ein Tool haben, um die häufigsten Falschzitate

schnell zu geprüfen, dass sie falsch sind.

Und ich habe eben gesehen, dass es in Amerika gibt so was,

in mehreren Stellen, auch in England.

Und in deutschen Sprachen gibt es keine Institution oder keine Person,

die das systematisch macht.

Also ich bin mir nicht ein, dass man jemals falsche Zitate,

dass es eine Zeit ohne falsche Zitate geben wird.

Das glaube ich nicht.

Aber ich glaube schon, dass Journalisten, Studenten, auch Akademiker

ein Werkzeug verdient haben, um nicht Zeit zu verlieren, zu schauen,

ist es wirklich einsteinbar.

Warum ist es wichtig, ob jemand wirklich was gesagt hat,

wenn es einfach ein schöner Satz ist?

Ich glaube, ich glaube, dass wenn wir, wenn ich sage,

was ich, ich glaube, dass wir ein aufrichtiges Verhältnis

zu unserer Tradition haben sollten und dass diese Angeberei

mit großen Zitaten in irgendeinem Salon vielleicht okay ist.

Aber meine Tochter war fünf Jahre, als sie Matura gemacht hat,

hat ihre Direktorin den Maturantinnen einen sehr schönen Brief mitgegeben,

sehr freundlichen und hat ihnen fünf Gedanken mitgegeben, mit fünf Zitaten.

Ersten, zwei, dritten, vier, fünf.

Ich saß im, ich habe das, ja, ich saß im Publikum

und ich hätte ein bisschen aufgeschrien, ja, als er das vorgelesen hat,

weil von den fünf Zitaten waren vier Falsch zugeschrieben.

Und das in einer Schule, ja, und das haben jetzt,

das tragen die Leute ein Leben lang mit, nur mir, es ist aufgefallen,

Schelzer, dachte ich mir, und da hatte ich das erste Mal den Eindruck

vor fünf, sechs Jahren, es ist kein Wahnsinn von mir,

wenn ich mir denke, wir werden von falschen Zitaten überflutet,

weil wenn es diese Direktoren in 19 Bezirken macht,

dann ist sie nicht die Einzige, die übersehen hat,

dass man aus den Online-Zitat lexiger nicht abschreiben sollte,

ohne das zu überprüfen, ja.

Was sie ihren Schülerinnen wahrscheinlich jeden Tag erzählt.

Ja, ja, ja.

Zeitvorsichtig, was im Internet steht.

Ja, genau, ja, ja.

Ich übernehme das nicht alle in der Heimfahrt, sondern...

Was ist die Funktion eines Zitats?

Warum macht man das eigentlich?

Warum schmützt man sich so mit fremden Federn?

Ja, ich glaube, da gibt es mehrere Gründe.

Also eines ist, wenn ein Redeschreiber für ein Manager oder für ein Politiker

eine Rede schreibt, dann will er einerseits seine Argumente

Autorität verleihen und sehr oft aber möchte der Redenschreiber

oder da reden einfach wenigstens einen Satz mit Rhythmus und Witz.

Das heißt, die Rede wird einfach vergnüglicher,

wenn man einen prägnanten Satz hat.

Und die zweite Sache ist aber von Leuten, die nicht so in der Öffentlichkeit stehen.

Ich glaube, alle haben wir schon Situationen erlebt,

wo man nach Worten sucht, wie man eine Freude zu machen

oder eben bei Todesanzeigen ein geliebte Person stirbt.

Man hat diese bürokratischen Sachen zu machen

und man schreibt auf die Todesanzeige.

Und ich bin inzwischen im Zug auf falsche Zuschreibungen,

Zitat ist so kalt wie ein Herzkirurg.

Ich empfinde nichts so wie ein Herzkirurg,

hoffentlich, wenn er das Herz aufmacht.

Als ich das erste Mal sah, wie viele falsche Zitat auf Todesanzeigen sind,

war ich aufgewühlt.

Warum stürzt sie das besonders auf Todesanzeigen?

Weil ich ganz genau weiß, ich weiß das nicht,

aber man will doch die geliebte Person noch einmal ehren.

Dann errt man sich mit einer Lüge, mit einer Unwahrheit.

Und ich unter uns, ich sehe meine Arbeit manchmal

mit der Nacht als philosophische Tätigkeit,

weil normalerweise sehe ich es als Spaß, ich mag das gerne,

aber tatsächlich haben sich immer wieder Philosophen

auch für Zitate interessiert, haben die gesammelt, kommentiert.

Und ich glaube tatsächlich, dass manche Leute dankbar sind,

wenn man da aufgibt.

Und wir als Freunde der Wahrheit, wir haben das Vergnügen,

es ist sehr leicht festzustellen, was da war und falsch ist.

Das ist aber auch ein Luxus bei Zitaten.

Als Historiker bewegt man sich natürlich immer im Sumpf der Unwegbarkeit,

ob etwas wirklich so war oder nicht.

Aber bei Zitaten ist es sehr einfach.

Was mir wichtig scheint, bei Zitaten ist offensichtlich,

Sie haben vorhin Erasmus von Rotterdam erwähnt,

damals erwähnte man kaum Zeitgenossen,

sondern man erwähnte die Bibel.

Das heißt, was der Herr gesagt hatte, was der Prophet gesagt hat,

was im Evangelium schon steht.

Und das hat natürlich der eigenen Ansicht eine Wahrheit gegeben,

eine Aura von Wahrheit, mit der man dann gab es unter den Säkularergesinnten

Autorinnen, gab es damals wenige, die wir kennen.

Gab es natürlich auch die Möglichkeit,

die römische Antike zu zitieren, Zitzero zu zitieren.

Das war die Leistung von Erasmus und Rotterdam,

dass er da diesen Schatz gehoben hat.

Aber es ging eigentlich immer um Glaubwürdigkeit.

Wenn man eine Autorität aus der Vergangenheit zitierte,

dann wurde die eigene Meinung aufgewertet,

dann bekam sie mehr Würde.

Funktioniert das immer noch so?

Ja, ich glaube schon, ich glaube schon.

Ich möchte nur kurz bei der Wahrheit bleiben.

Manche wörtlichen Zitade sind dann doch nicht richtig,

weil man den Kontext immer benutzt.

Wenn ein Kritiker, ein netter, hat zu mir geschrieben,

Krieghoffe, ihr Buch ist furchtbar.

Ich habe natürlich gefreut über diese Sache.

Wenn man das aber nur so zitiert, müsste man einen Eindruck haben,

er meint es so, er meint es ein schlechtes Buch.

Im Gegenteil hat er mir ein ganz elegantes Kompliment gemacht,

wie es sich dann gleich herausstellt.

Ich habe das jetzt nur als Eitelkeit und als Beispiel genommen,

wie man auch bei wortgetreuen Widergaben

doch den Kontext sich anschauen muss.

Insofern ist es zwar leicht, Zitate war falsch zu sagen,

aber es ist nicht nur der einzelne Satz,

nicht nur die Buchstabenreihe, die korrekt ist mit den Zeichensetzungen,

sondern der Kontext gehört dazu.

Und kann manchmal sehr viel verändern.

Ja, kann alles verändern.

Zum Beispiel, ihr Buch ist furchtbar, wenn es gar nicht furchtbar ist.

Die Tatsache, dass so viele Menschen sich sozusagen

auf die Autorität anderer Namen stützen und dabei irgendwelche Namen nehmen,

weil ihnen gerade der Satz gefällt,

bringt uns auch zurück auf die Tatsache,

dass wir alle irgendwie gerne glauben, was sich gut anfühlt.

Es muss nicht unbedingt den Fakten entsprechen,

die Fakten sind dann eigentlich wurscht, die Hauptfunktion ist,

es fühlt sich gut an, das passt mir in den Kram, das ist jetzt so.

Aber die Leute, die Historiker, Philologen ...

Die sind Andrade.

Ja.

Also, ich wollte was anderes sagen, aber es ist ja ...

Ich stimme nicht zu.

Na ja, was mich interessiert, ist wirklich die ...

Ich meine, das ist ein amüsantes Buch.

Und es berichtet Fallstudien von Zitaten,

die denen sie nachspüren.

Und sie entzaubern damit, also ...

Goethe, Hildegard von Bingen, Marie Edner, Eschenbach,

den großartigen Andreas Müller, Karl Fallentin.

Wo wir schon in Kreisgeswohnen sitzen, auch Helmut Schmidt,

der offensichtlich wahrscheinlich nicht der Erste war, der gesagt hat,

der Vervisionen soll zum Arzt gehen.

Das war Herr Fronitzki?

Nein, auch nicht.

Nein, er hat es immer abgestritten.

Es war übrigens eine sehr aufwendige Recherche.

Es geht um das Zitat ...

Vervisionen ...

Wenn ich eine Vision hätte, würde ich zum Arzt gehen oder so.

Und ...

Profiljournalisten haben das 1918 gehört von einem Zeugen,

der es verbaut.

Und jetzt wird es schon am nächsten Tag abgestritten

und hat dann zehn Jahre danach einen sehr missanten Artikel im Standard geschrieben.

Also es ist wirklich elegant, eine schöne Prosa.

Und er hat berichtet, was ihm da passiert ist.

Und dass jetzt seit Kurzem ...

Er gehört habe, dass er das sagt, er hätte Helmut Schmidt gesagt.

Und er stünde jetzt vielleicht sogar als Plagiator da.

Und wenn man sich das genau anschaut, also ...

Helmut Schmidt hat ursprünglich gesagt,

Schultz, abgestrittenes je gesagt zu haben.

Wenn man sich nur die Zitate anschaut,

Achtung, wachst du, kommt das Zitat in Wien auf.

1991 wird das Zitat sogar im Spiegel Fronitzki zugeschrieben.

Wie Fronitzki sagt, fälschlich.

Und erst ab 1994 wird das Helmut Schmidt zugeschrieben.

Und das wird dann immer mehr.

Und meine These ist jetzt ...

Und Schmidt hat es am Anfang abgestritten.

Und als er dann 95 Jahre alt war, hat er in zwei Interviews gesagt,

Ja, ich habe das vor 30 Jahren einmal gesagt und das reicht.

Und er versteht gar nicht, warum er das tausende Mal lesen musste.

Und zu Schultz hat er aber gesagt, er hat es nie gesagt, meine These ist jetzt so.

Wenn Ihnen als 75-Jähriger, nach Ihrem 75-Jährigen Geburtstag,

wenn Sie nach Ihrem 75-Jährigen, nach Ihrem 75-Jährigen Geburtstag,

hundertmal lesen müssen, dass Sie einen sehr, sehr guten Witz gemacht haben.

Wenn Sie dann 90 sind, glauben Sie selber.

Auch wenn Sie in den ersten Jahren wahrheitsgemäß sagen, nicht von mir,

aber zum Schluss, wenn man das immer wieder liest,

dann ist das meine These.

Und ich habe das auch den Helmut Schmidt Archiv und Ebert Schiftung,

war ein sehr toller Kollege, der zusätzlich Materialien durchsucht hat.

Es geht um die Frage, wo taucht es auf?

1980, Helmut Schmidt, oder nach davor, oder 88, Manitzke, oder auch nicht.

Und gibt es Zuschreibungen an Helmut Schmidt vor 1994?

Das würde meine These zerstören, oder sagen wir vor, vor 88,

das wird ZN Kit zerstören.

Aber noch nicht gefunden, diese zerstörerische Evidenz?

Nein, ich habe das vor, ich weiß es nicht genau,

fünf, sechs, vier Jahren auf meinem Blog veröffentlicht.

Das wurde auch diskutiert im kleinen Kreis.

Das ist das erste Mal gedruckt.

Ich fordere es ja oft zum, bitte mich widerlegen.

Also wenn Helmut Schmidt gehört hat, wie er das 1975 oder 1965 gesagt hat,

hier gibt es aufregende Preise zu.

Ja, darf aber nicht nur sagen, er hat es gehört,

man muss es belegen.

Also nur, wenn ein Mensch sagt, ich habe,

wenn er erst einmal 30 Jahre nach einem Ereignis sagt, das war so,

das ist ein sekundärer Zitat, das wir in der Zitatvorstellung nicht sehr ernst nehmen.

Nach 30 Jahren erst, das sind so wie Kafka-Zitate von Janosch.

Deutschen Zeichner und?

Nein, vom Januch, von den Gymnasten,

der mit Franz Kafka als 18 Jahre in Tschulium einen Namen verwechseln.

Der hat 30 Jahre nach dem Tod Kafkaes anfangen, seine Erinnerungen zu publizieren.

Und die Zitate, die hat nie Tagebuch geführt.

Und die Zitate werden immer blöder.

Ein besonders blödes Kafka-Zitat ist da drin,

was sozusagen für sie wahrscheinlich die Baseline der Einfachheit ist.

Kafka wird hier untergejubelt, dass er sagt, Kaffee dehytriert den Körper nicht.

Ich wäre sonst schon Staub.

Das ist erstens, wusste man in den 1920er Jahren noch nicht so viel von Dehydrieren

und von Flüssigkeiten, die Dehydrieren.

Zweitens ist das ein Deutsch, was Kafka sicherlich nicht gebraucht hätte,

aber drittens und wahrscheinlich am wichtigsten hat Kafka grundsätzlich nie Kaffee getrunken.

Ja, nach seinem 29. Lebensjahr kein Kaffee mehr getrunken.

Und das ist so ein Zitat, wo man einfach nicht weiß, warum es Kafka zugeschrieben hat,

vielleicht nur aus starprimerischen Gründen.

Kafka, Kaffee.

Aber würde ich mich nicht getrauen, schriftlich zu sagen.

Aber das ist ein unglaublich beliebtes Zitat.

Fast jede Firma, die irgendetwas mit Kaffee zu tun hat, Kaffeehaus, Kaffeebuch, nachhaltiger Kaffee.

Also wenn die Werbeindustrie ein Zitat übernimmt,

was sich ja mit einer Milliarde Euro Schadensatzzahlung sanktionieren würde, wenn ich könnte.

Also das ist ein eigenes Kapitel, wie die Werbeindustrie mit unseren besten Köpfen umgeht.

Ja.

Es sind in diesem Buch, und das überrascht nicht, viel weniger Frauen als Männer zitiert.

Eine sehr sympathische Ausnahme ist leider auch nicht Merlin Monroe, wo es gibt in zumindest die Möglichkeit,

über Merlin Monroe zu schreiben.

Und die Tatsache, dass sie leider nicht gesagt hat, gut erzogene Frauen machen selten Geschichte.

Es brauchte tatsächlich damals einen besonderen Grad von Selbstbewusstsein und Entschlossenheit

und Kämpfergeist oder Kämpferinnengeist, um überhaupt sich da zu behaupten.

Aber wie kam dieses Zitat zustande?

Eine Harvard-Professorin hat über 1800 über Frauen geschrieben, früher hat man die Hausmütter genackt.

Also Frauen am Land, den wilden Westen, die für Sorika immer uninteressant waren.

Und die Harvard-Professorin hat eben gemeint, diese braven, anständigen Frauen, die in die Kirche gehen und so weiter.

Und die, die niemals vorhatten, in irgendeinem Amt gewählt zu werden, die haben keine Chance gegen die Hexen und die anderen.

Schauen wir nach.

Seit der 6.15 Uhr.

Hier sind wir.

Und der Original ist World Behaviour Women's Selden Make History.

Das war aber, sie hat das, wir finden es im Moment nicht, aber wir können es nachlesen.

Ja, ich meinte schon, dass ich meinte schon das.

Ja, aber was ich noch sagen wollte, also die Professorin hatte das zu den Fragen gesagt,

dann wird es plötzlich einer Monroe unterschoben und dadurch kriegt auch das Zitat eine andere Bedeutung.

Es fetzt mehr, also wenn man sich denkt.

Irgendeine Harvard-Professorin zieht nicht so gut.

Ja, aber auch die gemeinten Frauen, bei denen einen geht's, wohl erzogen die Frauen, was machst du in den Hundert, die jeden Sonntag in die Kirche gehen

und da denkt man plötzlich an Monroe und dann weiß die hat dann auch irgendeines Sexualleben oder was sind das,

anders leben auch und da hat man gleich andere Assoziationen und die Bedeutung verändert sich.

Ich wollte aber darauf hinweisen, dass mehr Frauen vorkommen in einem Buch, als man am ersten Blick sieht,

weil es stellt sich heraus, dass das berühmte Zitat der Welt, Ghandi, be the change,

sei du die Veränderung, die du von der Welt sehen wirst, von einer Frau ist.

Seid deine Aline Lawrence, die an New Yorker Tanzlehrerin war, in einem 60er-Sitzejahr,

die war verzweifelt, weil die Straßengriminalität gewalt in ihre Schule rübergangen ist.

Sie hat jeden Tag herumgebrüllt und wusste überhaupt nicht mehr weiter

und dann kam mir an einem Tag wie eine Erleuchtung.

Ich habe mit dir durch Vermittlung von Bern-Christoph Kemper, der mir unglaublich oft hilft bei meiner Arbeit auf dem Blog,

der hat eine Zoom-Konferenz mit dieser eigentlichen Frau veranstaltet.

Da hat er mich dazu eingeladen, sodass ich mit der Autorin des berühmtesten Zitats der Welt bei Zoom

sehr, sehr vergnüglich kommuniziert habe und sie hat dann erklärt, wie das dazu gekommen ist.

Also ich wollte nur angeben, dass mehr Frauen vorkommen als da.

Und es gibt auch gewinnt eigentlich ein berühmtes Edison-Zitat, das eigentlich von einer Frau ist.

Also es kommt öfters vor, dass...

Es gibt viele berühmte Sachen, die eigentlich von Frauen...

Ja, es gibt sechs.

Es gibt viele berühmte Ideen, Werke, Erfindungen, etc.

Genau, und die fallen runter.

Aber das ist doch genau eigentlich die Substanz dieses Buches,

dass historische Wahrheiten werden nachher gestrickt, werden im Nachhinein gestrickt,

weil sie passend scheinen, weil es uns gerade in den Kram passt, zu glauben.

Weil Oscar Wilde irgendwie lustiger ist als irgendein Journalist im mittleren Westen, der einmal einen guten Tag hatte.

Weil man einfach...

Aber das ist ja nicht auf Zitate begrenzt.

So funktioniert zum Beispiel Nationalgeschichte auch.

Dinge werden zu Fakten im Nachhinein, weil sie in die Geschichte gut passen.

Weil sie oft wiederholt werden, weil sie...

Ja, ja, stimmt.

Wie kann man in der Zeit von sozialen Medien, indem man so auch quantitativ davon überschwemmt wird,

wie kann man eben nicht davon überschwemmt werden, wie kann man sich dagegen wehren,

dass man einfach in dieser Brühe von Zuschreibungen schwimmt, die alle irgendwie halbwegs plausibel sind,

dass man Fakten so...

Ja, dass Fakten eigentlich sehr stark aufgeweicht werden.

Ja, ich glaube tatsächlich, dass wir Quellenkritik mehr, wie gut ausgebildete Historiker lernen müssen.

Viele können das fast automatisch gesehen...

Das lasst man weg, das muss man ernst nehmen.

Und ich glaube, dass das eine Fähigkeit, wie man aus diesem ganzen Datengehubel ein bisschen Ordnung schafft.

Das heißt, wenn Sie wissen wollen, wer von wem man sich dat ist, gar nicht hinschauen auf die Lexika ohne Quellenangabe.

Das ist Zeitersparnis.

Ja, man alles weggelassen und dann schauen, tatsächlich, dass das Reklam, Zitate, Lexikon, das jeder haben kann,

von Joon sehr vertrauenswürdig.

Oder man muss eben lernen, welche Informationsquellen vertrauenswürdig sind.

Und die anderen, die kann man vielleicht genießen, aus welchen niederen Motiv auch immer.

Aber wenn man wissen will, was richtig und falsch ist, dann muss man Quellen unterscheiden können, vertrauenswürdige.

Und wie auch Gandhi und Philianos belehren, sogar die allererredlichsten und vertrauenswürdigsten, kann es ja auch irren.

Aber nicht in dem Maße, wie Leute, die ohne philologisches Gewissen irgendwie gesagt haben.

Ich mag den Ausdruck philologisches Gewissen sehr gerne.

Also jemand, der philologisch gewissenlos ist, der hat ihre größte Verachtung.

Nein, das stimmt gar nicht.

Nein, das stimmt, der hat keine Verachtung, ich sehe nur, dass ihm was fehlt.

Nein, ich veragte Leute nicht, die nicht philologisch ausgebildet sind.

Und ich würde auch nie einen Facebook-Benützer lächerlich machen oder kritisieren, weil auf irgendwas reingefallen ist.

Aber also ich gehe an gegen die Leute, die so tun als seien sie kompetent.

Also es ist wirklich nicht so, dass ich Leute ohne philologisches Gewissen fachte.

Also ein philologisches Gewissen, das kann man sich erarbeiten, indem man nachschaut, indem man nachprüft.

Indem man skeptisch ist, ja, indem man sich an die, vielleicht auch ein bisschen mal nachschaut, die Geschichte der Philologie, wie wertvoll es war,

die Zeichentreue von Texten wiederherstellen, das war eine große Aufgabe.

Also lassen wir die religiöse Literatur bezeiten, aber die Wiederherstellung von Aristoteles und Blaten,

und was die Altstellung im 19. Jahrhundert geleistet haben, ist wert und sassbar.

Mir ist das wichtig, dass diese ganze öffentliche Sphäre überschwemmt ist vom Pseudofakten, die sich gut anfühlen.

Und zwar nicht nur unter politischen Gegnern oder unter anderen ideologischen Gegnern,

sondern auch in jeder Plase, in jeder Gruppe geht es um Ideen, die sich gut anfühlen,

ob die nun faktisch beweisbar sind, nachweisbar oder zumindest belegbar sind oder nicht.

Und wenn sich das einmal etabliert, wenn man einmal weiß, das hat eh Oskar Wald gesagt, das kommt eh von Nietzsche,

dann ist es halt so und dann bleibt es auch so.

Es bleibt so. Ganz sinnlos ist meine Arbeit nicht, weil manche Wikipedia löscht,

manche falschen Zuschreibungen, wenn ich auf meinem Blog das sage,

oder ich habe tatsächlich das Gefühl, es gibt weniger falsche Karl-Karl-Kraus-Zitade.

Zumindest die, die den Leuten, die auf Twitter sind, die wissen, wenn sie was falsch zur Kraus sagen kriegen sie von mir was.

Nein, aber ich habe, man kann es nicht meinen Geschäft festzustellen,

wann falsche Karl-Kraus-Zitade auf Twitter weniger geworden sind,

aber ich habe doch deutlich das Gefühl, es sind weniger.

Ich glaube, dass wer, der jemand, der die Fackel der Wahrheit durch die Menge trägt,

einigen Leuten den Bart verbrennen wird.

Das ist ein echtes Kraus-Zitade, soweit ich weiß.

Sie schauen zweifelnd.

Ich schau mein Gedächtnis mühlend, ob es wirklich echt ist, bevor ich nicken.

Aber ich möchte eigentlich aufhören mit einem Zitat, was beglückend ist,

auch wenn so nicht von Nietzsche, obwohl sehr ähnlich doch von Nietzsche,

nämlich neue Wege entstehen, indem wir sie gehen.

Das heißt also, Krampelpfade haben irgendwann ausgedient

und wer neue Wege geben will, da muss ich nicht danach anschauen,

wo ein Pfad bereits ist, sondern er findet vielleicht einen

und sie führen es zurück zu Antonio Marcador, einem spanischen Dichter,

der sagt, Wanderer, deine Sorgen sind der Weg und sonst nichts.

Wanderer, es gibt keinen Weg, der Weg entsteht im Gehen.

Im Gehen entsteht der Weg und wenn man den Blick zurückwirft,

sieht man den Pfad, den man nie wieder betreten wird.

Wanderer, es gibt keinen Weg, nur das Kielwasser im Meer.

Das ist nicht nur ein schönes Gedicht, es ist ein wunderbarer Gedanke auch

in Hinblick auf die Zukunft von Klimakatastrophe, von wankenden Demokratien,

Wege entstehen, indem man sie geht.

Das scheint mir wichtig, auch wenn es nicht von Nietzsche kommt.

Das Gespräch zwischen Zitaten-Checker Gerald Krieghofer

und dem Philosophen Philipp Blom im Bruno Kreisky Forum

fand am 20. September 2023 statt.

Beim Kreisky Forum bedanke ich mich sehr herzlich für die Zusammenarbeit.

Krieghoffers Buch trägt den Titel

die besten, falschesten Zitate aller Zeiten,

was Einstein freut und Pipi Langstrumpf zum Niemals gesagt haben.

Das Buch können Sie im Fall der Buchversand bestellen.

Die Internetadresse des Blogs von Gerald Krieghofer

finden Sie über www.httbs.doppel.slashslash

falschzitate.blogspot.com

Ich verabschiede mich von allen, die uns auf OQW zuhören,

im Freira, Tirol und auf Radio Algoray in Kärmpen.

Literaturkritik gehört zum journalistischen Kernbereich des Falter.

Alle Informationen über Habermanns gibt es im Internet unter der Adresse

aber.falter.at

Ursula Winterauer hat die Signation gestaltet.

Philipp Dietrich betreut die Audio-Technik im Falter.

Ich verabschiede mich bis zur nächsten Folge.

Ich verabschiede mich bis zur nächsten Folge.

Ich verabschiede mich bis zur nächsten Folge.

Ich verabschiede mich bis zur nächsten Folge.

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Was ist Fake, was ist wahr? Literaturwissenschaftler Gerald Krieghofer im Austausch mit dem Philosophen Philipp Blom über Karl Kraus, Friedrich Nietzsche, Kurt Tucholsky, Pippi Langstrumpf und was sie so nie gesagt haben im Bruno Kreisky Forum.

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