Echo der Zeit: Der Schweizer Wahlkampf kommt in die entscheidende Phase

Schweizer Radio und Fernsehen (SRF) Schweizer Radio und Fernsehen (SRF) 8/26/23 - 27m - PDF Transcript

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Radio SRF echo der Zeit mit Simon Hulliger.

Unsere Themen am 26. August.

Zwei Monate vor den eigenösischen Wahlen,

die SP, SVP und die Grünen

interessieren mit Parteiveranstaltungen die heiße Phase des Wahlkampfes.

Wir sind vor Ort und analysieren die Ausgangslage.

Migranten als Sündenböcke.

In Griechenland werden sie der Brandstiftung beschuldigt.

Vielen Bürgern erweckt,

diese plötzlich schärfe Brandstifter verfolgen zu wollen, den Verdacht,

die Regierung wolle über die eigene Unfähigkeit bei der Brandbekämpfung

und vor allem bei der Brandprävention hinwegtäuschen.

Sagt die Journalistin in Griechenland.

Und jung, reich und radikal.

Der Republikaner Vivek Ramaswami will um das Amt des US-Präsidenten kandidieren

und verspricht eine Revolution.

Ein Porträt des politischen Neulings.

Im Echo der Zeit.

Zuerst zur Nachrichtenübersicht mit Lukas Siegfried.

Seit Tagen steht der Präsident des spanischen Fußballverbands

in den Schlagzeilen,

weil er bei der Übergabe des WM Pokals

eine Spielerin auf den Mund köste.

Nun hat der Weltfußballverband eingegriffen.

Die FIFA hat Luis Ruviales von dessen Amt suspendiert.

Ruviales werde für 90 Tage von all seinen Aufgaben ausgeschlossen,

und zwar auf nationaler wie internationaler Stufe,

schreibt die FIFA.

Gleichzeitig läuft ein Verfahren der FIFA gegen Ruviales,

die Disziplinarkommission soll prüfen,

ob er gegen das FIFA-Reglement verstoßen hat.

Ebenfalls heute hatte sich der spanische Fußballverband geäußert

und sich hinter seinen Präsidenten gestellt.

Der Kurs habe im Einverständnis

mit der Spielerin Jenny Hermoso stattgefunden.

Hermoso selbst sagt dagegen, sie habe dem Kurs nicht zugestimmt.

Sämtliche spanische Nationalspielerinnen

wollen deshalb nicht mehr für das Team spielen,

solange Ruviales Verbandspräsident ist.

Auf der Hawaii-Insel Maui werden zwei Wochen nach

den verheerenden Waldbränden noch mehrere hundert Personen vermisst.

Die Behörden haben eine Liste veröffentlicht mit den Namen

von 388 Personen, über deren Verbleib, bis er nichts bekannt ist.

Angehörige der Vermissten sind aufgerufen worden,

DNA-Proben abzugeben.

Diese könnten dann mit gefundenen Leichen abgeglichen werden.

Bis erst nach den Waldbränden in Hawaii der Tod von 115 Personen bestätigt.

Beim Zusammenstoß zweier Kampfjets in der Ukraine

sind drei Piloten ums Leben gekommen.

Der Unfall sei in der Region westlich der Hauptstadt Kiev passiert,

sagt die ukrainische Luftwaffe.

Unter den Todesopfern ist offenbar ein Pilot,

der unter dem Pseudonym Jus bekannt ist.

Seit Beginn des russischen Angriffs hatte er wiederholt

Interviews in internationalen Medien gegeben.

In Zweisimmen in Berner Oberland steht das Spital auf der Kippe.

Das geplante Gesundheitsnetz Simmesane mit einem Akutspital

kann nicht realisiert werden,

weil eine der sieben betroffenen Gemeinden das Projekt abgelehnt hat.

Die Befürworterinnen und Befürworter eines Spitals in der Region

wollen sich aber noch nicht geschlagen geben.

Man suche nun alternative Lösungen, sagte Stefan Hill,

der Verwaltungsratspräsident der Gesundheits-Simmesane AG

zur Nachrichtenagentur Kisto Nestea.

Eine Lösung könnte etwa sein,

dass die Kosten auf die sechs anderen Gemeinden aufgeteilt werden.

Vorgesehen war, dass sich die sieben Gemeinden zusammen

jährlich mit 1,5 Millionen Franken am Spital beteiligen.

Nach den Gewittern von vergangener Nacht

verschiebt eine Mittelschule in Losone

bei Lokarno den Schulstarten nach den Sommerferien

von Montag auf Mittwoch.

Hagelkörner hätten über 100 Scheiben zerstört,

sagt der Vizedirektore Schule zur Nachrichtenagentur Kisto Nestea.

So sei Wasser ins Gebäude eingedrungen.

Und dann noch eine Meldung aus dem Tessin in der Gemeinde Prisago

am Lago Maggiore ist, dass Trinkwasser verunreinigt,

der Bund warnt vor einer mikrobiologischen Verschmutzung.

Das Leitungswasser müsse abgekocht werden,

bevor es zum Trinken oder in der Küche verwendet werden darf.

Und damit zum Wetter kommt es erneut zu Gewittern.

Vor allem in Graubünden und im Tessin sind am Abend

kräftige Gewitter möglich, sonst folgt vorübergehend

eine Phase mit nur wenig Regen.

Morgens sind es dann die Wolken dicht

und es regnet vielerorts anhaltend, bei Höchstwerten um 15°C.

Wegen der Regenfälle warnt der Bund vor Hochwasser und Erdrutschen.

In Teilen der Zentral- und Ostschweiz

gilt die Gefahrenstufe 4 für große Gefahr.

Echa der Zeit auf Radio SRF und bei uns geht es mit diesen Themen weiter.

Sich selbst feiern und die Wählerschaft mobilisieren,

der Auftakt von SVP, SP und den Grünen in den Wahlkampf.

Waldbrände als politische Brandbeschleuniger in Griechenland.

Bürger werden beschuldigen Migrantinnen und Migranten

der Brandstiftung und greifen zu Selbstjustiz.

Und ein politischer Außenseiter, der hoch hinaus will,

wie Wegramas Mami will in den USA gegen Joe Biden antreten

mit radikalen Forderungen.

Nun beginnt die Schlussphase im Rennen um die Sitze im National- und Ständerat.

Am 22. Oktober sind die eigenaussischen Wahlen.

Gleich drei große Parteien organisierten heute Veranstaltungen

und den Wahlkampf einzuleuten.

Die SP in Bern, die Grünen in Biel, die SVP in Zürich.

Unsere Inlande-Raktoren Elma Plotze, Ivan Santoro

und Philipp Schremli waren vor Ort.

Beginnen wir in Zürich als Städten,

wo die SVP gleich ein ganzes Eishockey-Stadion gemietet hat.

Philipp Schremli.

Rund 4.000 SVP-Sympathisanten fanden sich heute Vormittag

im Heimstadion der ZSC Lyons ein,

das von der SVP in eine schwiegen Arena umgebaut wurde.

Geboten bekamen sie eine vielfältige Show mit Musik,

mit Auftritten vieler Parteigrößen

und mit einem Einmarsch von Nationalratskandidatinnen

und Kandidaten aus allen Kantonen.

Eine aufwendige Show, die beim Publikum ankam.

Wahlauftrags von der SVP, sensationell, gut.

Meine Erwartung war, das Durchschnittsalter ist 70+.

Und was hier für junge Leute gekommen sind,

Familie mit Kindern,

das ist für mich die grösste Überraschung am heutigen Tag.

Sensational, tolle Sache, ihr seid nicht schön.

Ich bin schon motiviert, aber ich glaube,

es tut dem zusätzlich noch motivierend.

Und man sieht halt auch, dass die anderen

mit Herz und Zell dabei sind

und dass wir uns einsetzen für unser Land.

Man habe die Mitglieder heute nochmals abholen wollen,

sagte Partei-Präsident Marco Chiesa,

sie auf den Wahlkampf einschwören.

Wir wollen unbedingt unsere Werte noch einmal bestätigen.

Eine freie und abhängige und sichere Schweiz.

Die Stimmung war aufgeräumt heute in Zürich.

Bei der SVP scheint man im Hinblick auf die Wahlen zuversichtlich zu sein.

Nicht ganz so ausgelassene Feststimmung,

wie bei der SVP Herrste in Biel,

wo sich die delegierende SP heute getroffen haben.

Die Genossinnen und Genossen beschäftigten sich zuerst

mit einer Reihe von Geschäften,

bevor dann doch noch etwas Wahlkampfstimmung zu spüren war.

Wie Siegesicht erfüllt sich die SP-Basis.

Ivan Sandoro hat die Stimmung

im Konzertsaal des Kongresszentrums Biel eingefangen.

Nach vor einem Jahr drückten die zahlreichen Wahlniederlagen

in den Kantonen und schlechten Umfragewerten

aufs Gemüt der Genossinnen und Genossen.

Diese Zweifel scheint nun mehrheitlich vorbei zu sein.

Man sieht den Wahlen verhaltenpositiv entgegen.

Ich denke, die Stimmung ist momentan sehr gut.

Die Basis ist auch sehr geint.

Ich glaube, das spürt man jetzt auch und Parteitag sehr gut.

Wir haben jetzt einen Zettertank genommen.

Sie aktiven Forderungen mit Themen, die uns interessieren.

Wir sind da, damit wir gewinnen.

Natürlich, wir müssen einfach Leute mobilisieren,

dass alle gehen, um zu stimmen.

Mobilisieren ist dann auch das Gebot der Stunde

für die nächsten noch knapp zwei Monate.

Das wollen die Sozialdemokraten mit ihren drei Wahlkampfthemen.

Kaufkraft, Gleichstellung, Klimawandel.

Die richtigen Themen ist die Basis überzeugt.

Es gibt etwas, das die Leute momentan spüren.

Die Löhne müssen vielleicht steigen,

aber mehr zahlen können sie damit nicht.

Darum glaube ich, das ist das richtige Thema.

Kaufkraft, Gleichstellung, das Klima ist ja richtig gesetzt.

Die beiden SP-Bundesräte Elisabeth Baum-Schneider

und Alain Berset stimmten die rund 600 delegierten

ebenso auf den Wahlkampfschlussspurt ein,

wie auch die beiden Co-Präsidentin Cedric Wermuth

und Mathieu Meier.

Auch die Grünen haben den Schlussspurt im Wahlkampf gestartet.

Die Umfragen deuten ja darauf hin,

dass die Partei Wähleanteile verlieren wird.

Bei vergangenen kantonalen Wahlen

musste sie bereits Sitzverluste hinnehmen.

Dennoch haben sich die Grünen

an ihrer heutigen delegierten Versammlung in Bern

kämpferisch gezeigt.

Einmal Plotz aber vor Ort.

Keine Spur von Resignation bei Grünenpräsident

balt das

Erglettli.

Wir Grünen, ihr alle, wir sind ins Gelingen verliebt

und nicht in Scheitern.

Nulle vertelevers, nous adorons, réussir,

c'est pourquoi, on s'engage, c'est pourquoi.

Nous nous engageons tous et tous.

Dieses Engagement in den verbleibenden Wochen

bis zu den Wahlen sei wichtig, ruft

balt das Erglettli den Grünen delegierten zu.

Denn die Schweiz brauche starke Grüne,

vor allem für die Umwelt- und Klimapolitik.

Wir wollen nicht die Katastrophe verwalten.

Nein, wir wollen Veränderung, Gestalten gemeinsam.

Wir und jetzt mehr denn je Avanti Verdi.

Avanti Verdi heißt auch eine neue Wahlkampf-App,

die die grünen Wahlkämpferinnen und Wahlkämpfer

schweizweit miteinander vernetzen soll.

Für die Wahlkampf-Chefin Lisa Mazzone

ist jetzt vor allem etwas zentral.

Auf die Straße zu gehen, Standaktionen,

Postgärten zu schicken, mit den Leuten zu sprechen.

Möglichst viele Leute zu mobilisieren,

ist also auch bei den Grünen das Ziel.

Drei Parteien, drei Schauplätze, drei Strategien.

Schauen wir uns diese Strategien an.

Bleiben wir zuerst bei den Grünen.

Wichtig sei es nun, die Wählerinnen und Wähler

an die Urne zu bringen, zu mobilisieren,

sagte die Wahlkampf-Chefin der Grünen.

Ich wollte von Elmar Plotzer wissen,

wie wollen die Grünen das erreichen?

Worauf setzen sie in den verbleibenden Wochen?

Nun zunächst einmal ist klar,

für die Grünen wird es schwierig,

wieder an das historisch starke Ergebnis heranzukommen,

dass sie vor vier Jahren erzielt hatten.

Das zeige ich mir auch, wie ihr vorher erwähnt,

die Umfragen und Ergebnisse bei kantonalen Wahlen

in der letzten Zeit.

Die Grünen versuchen es aber

und sie setzen in der heißen Wahlkampfphase

ganz stark auf ihre Kernthemen Umwelt und Klimapolitik.

Dazu passt auch, dass die Grünen heute an der TV beschlossen haben,

eine Solarinitiative zu lancieren.

Diese Volksinitiative verlangt,

dass alle geeigneten Gebäude in der Schweiz

für die Produktion von erneuerbaren Energien genutzt werden sollen.

Die Ausgangslage für die Grünen

ist ja auch ganz anders als vor vier Jahren.

Damals war der Klimawandel das dominierende Thema.

Ja, das stimmt.

Der Klimawandel ist in der öffentlichen Debatte

zwar noch immer ein wichtiges Thema,

aber eben ein Thema neben vielen anderen.

Aber die Grünen hoffen jetzt,

dass der Klimaschutz wieder mehr Aufmerksamkeit erhält,

nachdem es in den zurückliegenden Sommermonaten weltweit

und teilweise ja auch in der Schweiz

zu Temperaturekarten gekommen war.

Und dass dieses Bewusstsein ihnen eben auch

die eine oder andere zusätzliche Stimme einbringen könnte.

Wechseln wir zu der SP.

Die SP gehörte vor vier Jahren zu den Verliererinnen.

Das sei die Stimmung verhalten positiv, haben wir im Beitrag gehört.

Ivan Santoro in Biel ist diese Zuversicht gerechtfertigt.

Also glaubt man den Umfragen dann ja,

denn gemäß der jüngsten essige Befragung würde die SP 1 % zulegen.

1 % das war jetzt weniger scheinen.

Für die SP wäre es schon fast eine Trendwende,

denn die Partei hat auf nationaler Ebene seit Jahren

nicht mehr sich infekant gewonnen.

Für die SP läuft es auch themenmäßig gut.

Für die SP ist es ja auch so,

dass die Partei mit dem angekündigten Rücktritt von Alleberse

im Gespräch bis mindestens zu den Wahlen,

auch das wird ja sicher eher nützen als Schaden.

Und wo sehen Sie die größten Herausforderungen für die SP?

Ja, was die gute Stimmung der Sozialdemokraten trübt,

ist zum einen sicher der prognostizierte Gewinn der SVP.

Und das ist auch so, dass die Partei

mit dem angekündigten Rücktritt von Alleberse im Gespräch

bis mindestens zu den Wahlen,

zum einen sicher der prognostizierte Gewinn der SVP.

Und damit ein befürchterter Rechtsrutsch.

Und dieser dürfte noch größer ausfallen,

weil aus Sicht der SP Gefahr droht,

dass die Grünen deutlicher verlieren könnten,

als die Sozialdemokraten gewinnen,

was das linke Lager natürlich dann insgesamt schwächen würde.

Immer vorausgesetzt die Umfragen treffen dann

am Oktober und 22. Am Wahltag auch so zu.

Ein weiteres Handicap für die SP ist der Ständerat.

Sie hat nach den Rücktritten in mehreren Kantonen

in der letzten Legislatur jetzt gerade noch sechs Sitze,

also so wenige wie vor über 20 Jahren nicht mehr.

Und es könnten noch weniger werden.

Denn in weiteren Kantonen kommt es zu Rücktritten

von gestandenen SP-Vertretern.

Und die Chancen stehen für die SP nicht zum Besten,

diese Sitze verteidigen zu können.

Mit Rückenwind ist die wählerstärkste Partei unterwegs.

Der SVP werden in den Umfragensitz-Gewinne vorausgesagt.

Sie feierte sich und den Wahltakt.

Wir haben es gehört mit einer großen Show in Zürich.

Philipp Schreml ging es dabei weniger um Politik aus,

viel mehr um ein gemeinsames gute Laune-Erlebnis.

Ja, also heute stand tatsächlich mehr die gute Laune im Vordergrund.

Die ganze Veranstaltung hatte etwas von einem Volksfest,

mit Musik und Volklore.

Und es wurden die Aushängeschilder der Partei präsentiert.

Zum Teil in einem sehr lockeren Rahmen, Christoph Blocher

und Magdalena Matullo, beispielsweise plauderten Übererziehungsmethoden.

Inhaltlich hat man dagegen wenig Neues erfahren.

Die SVP hat ihr wichtigstes Wahlkampfthema ja längst gesetzt.

Die Zuwanderung, die Migration und in diesem Zusammenhang hat die Partei

ja bereits im Sommer eine Volksinitiative finanziert,

nämlich dass in der Schweiz nicht mehr als 10 Millionen Menschen leben sollen.

Aber das war alles schon länger bekannt.

Insofern ging es der Partei heute wahrscheinlich eher darum,

ihren Anhängern ein Erlebnis zu bieten.

Mit guter Laune und guten Umfragewerten lassen sich aber noch keine Wahlen gewinnen.

Wie will die Partei denn die Basis mobilisieren?

Das ist ein sehr gutes Stichwort, weil das ist durchaus eine Angst,

die bei der SVP spürbar ist.

Also dass ihre Leute jetzt schon zufrieden sind wegen der guten Umfrageergebnisse,

dass man vielleicht zu früh feiert und am Ende die Basis eben doch nicht

genügend mobilisieren kann.

Gerade auch die erfahrenen Exponenten der Partei haben das heute mehrfach angesprochen,

Christoph Blocher beispielsweise oder auch Ueli Maurer.

Es sei noch überhaupt nichts gewonnen, die nächsten Wochen seien entscheidend.

Und klar, das Thema, das ziehen soll, ist wie gesagt die Zuwanderung.

Darauf wird die SVP setzen in erster Linie

und dieses Thema soll die Wählerschaft mobilisieren.

Das waren die Inlandedaktoren Philipp Schremli, Ivan Santoro und Elma Plotza.

Informationen zu den eignössischen Wahlen finden Sie jederzeit auch online

und srf.ch-wahlen oder in der SRF News App.

Griechenland kämpft gegen schwere Brände im Nordosten des Landes nahe der griechisch-türkischen Grenze.

Mehr als 70.000 ha sind bereits verbrannt.

In diesen Wäldern verstecken sich immer wieder Migrantinnen und Migranten,

die illegal über die Türkei nach Griechenland kommen.

Vergangene Woche wurden 18 verbrannte Leichen gefunden.

Die Behörden gehen davon aus, dass es Migranten waren,

die den Bränden nicht mehr entkommen konnten.

Doch in der aktuellen Debatte in Griechenland sind die Migrantinnen und Migranten nicht nur Opfer,

sondern auch Täter.

Sie werden beschuldigt, die Brände gelegt zu haben.

Karina Jessen ist freischaffende Journalistin in Griechenland.

Ich wollte von ihr wissen, was weiß man mittlerweile zum Tod dieser 18 Personen?

Abgesehen von der Tatsache, auf die sich die griechischen Behörden stützen,

dass sie gesagt haben, es gab keinerlei Vermisstenanzeige,

daher muss es sich wohl um Geflüchtete handeln,

kursiert jetzt auch ein Video von einer Aktivistin,

der Naval Shoufi, die in Italien lebt.

Die hat es jetzt veröffentlicht, wo man zu sehen ist,

wie diese Menschen vor den Flammen fliehen,

sowohl bei Tageslied als auch bei Nacht.

Das sind wohl die letzten Aufzeichnungen,

die diese Menschen mit ihren Handys gemacht haben

und ihren Verwandten geschickt haben.

Von diesen Verwandten hat Naval Shoufi die Videos bekommen

und sie zeigen wohl die letzten Stunden dieser Menschen.

Nun geraten die Migrantinnen und Migranten in den Verdacht,

Brandstifte zu sein.

Ein Video, das in den Sozialen Medien geteilt wurde,

zeigt einen Mann, der damit braut, 25 Geflüchtete festgenommen zu haben,

dass sie Brände gelegt haben sollen.

Es kommt also zu Fällen von Selbstjustiz.

Ja genau, und ich meine, die Tatsache,

dass Geflüchtete in den Wäldern kampieren

und sich dort wahrscheinlich auch mal ein Essen

am offenen Feuer zu bereiten, ist ein offenes Geheimnis.

Aber es gibt natürlich keinerlei Hinweis darauf,

dass diese 18 tragisch zu Tode gekommenen Menschen

Verantwortung für die beispiellosen Waldbrände

in der Grenzregion Erfluss jetzt tragen.

Aber in der ganzen Grenzregion, auch auf der Grund der Nähe zur Türkei,

hat sich seit Jahrzehnten eigentlich

eine Stimmung etabliert, die fast als extrem nationalistisch

und religiös fanatisch bezeichnet werden kann,

wo sich eine Art Bürgerwehr gebildet hat,

um muslimische Migranten und Migrantinnen zu jagen.

Und aus den Reihen dieser Bürgerwehr stammt auch dieses Video,

auf dem zwei völlig verängstigte Migranten zu sehen sind,

die in einem Trailer eingeschlossen sind.

Derjenige, der dieses Video veröffentlicht hat

und zwei weitere Mittäter sind festgenommen worden

wegen rassistischer Freiheitsberäubung,

aber auch wieder auf freien Fuß gesetzt worden.

Die 9 dieser 25 Personen, die er aufgegriffen hatte,

aber werden beschuldigt, Brandstifter zu sein.

Und zwar nur aufgrund der Aussage dieser drei Anhänger der Bürgerwehr

und als Beweismittel gilt ein Brandmechanismus,

der in einem Autoreifen besteht,

mit dem die Syrer angeblich hätten Feuer legen wollen.

Die Stimmung ist also sehr aufgeheizt.

Wer versucht denn daraus, politisch Kapital zu schlagen?

Profitiert hat bisher vor allem die rechte Partei

der sogenannten griechischen Lösung von Kiryakos Velopoulos,

sie ist jetzt im Parlament,

und die Partei konnte bei den letzten Wahlen

auch einen der lautesten Wortführer dieser sogenannten Bürgerwehr,

Badis Babadakis, ins Parlament nach Athen schicken.

Dieser Babadakis hat jetzt auch während der Bande

immer wieder auf Geflüchtete

das vermeintliche Brandstifter gezeigt,

sogar in sozialen Medien behauptet,

die Migranten würden die Arbeit von Löschhubschraubern behindern

und seine Anhänger aufgefordert, Migranten und Migrantinnen

festzunehmen, wachsam zu sein

und das zu tun, was ihr so gut könnt,

eine ziemlich eindeutige Aufforderung zu gewalttaten.

Und wie agiert die konservative Regierung

und der Regierungschef Kiryakos Mitzotakis?

Also bisher hat Mitzotakis diese selbsteinandten Grenzschützer

fast schrophiert.

Diese eher Lachsehaltung, um es mal vorsichtig zu sagen,

dürfte die Angst der konservativen Regierungsparteien

Nerdemokulatier zum Auszug bringen,

weitere Wähler an die extreme Rechte zu verlieren.

Aber wenn wir einmal von der Grenzregion

und den Geflüchteten weg und aufs ganze Land schauen,

dann fällt auf, dass die Regierung in vergangenen Tagen

neben dem Klimawandel vor allem Brandstiftung

aller Art für die Brände verantwortlich macht.

Die gibt es natürlich, sei es aus Fahrlässigkeit

oder auch aus Vorsatz, aber bei vielen Bürgern erweckt

diese plötzliche Schärfe, Brandstifter verfolgen zu wollen,

den Verdacht, die Regierung wolle über die eigene

Unfähigkeit bei der Brandbekämpfung

und vor allem bei der Brandprävention hinwegtäuschen.

Aus Griechenland, die freie Journalistin Corinna Essen.

In den USA sorgt ein politischer Neuling für Aufsehen,

wieweck Ramaswami, er will für die Republikaner

im nächsten Jahr gegen Joe Biden antreten.

Ramaswami ist radikal, wortgewandt jung

und verfügt über einen Vermögen,

dass sich auf etwa eine Milliarde Dollar beläuft.

In der ersten Fernsehdebatte der republikanischen Kandidaten

zog der 38-Jährige mit seiner angriffigen Art

viel Aufmerksamkeit auf sich

und konnte sich damit einem breiten Publikum vorstellen.

Wer ist dieser politische Außenseiter,

USA-Korrespondent Andrea Christen, mit einem Porträt?

Wieweck Ramaswami hat eine bemerkenswerter Herkunft.

Ein sohn indischer Einwanderer, ein Hindu,

erzogen an einer Jesuitenschule im Bundesstaat Ohio,

geprägt von einer Klavierlehrerin,

die Fan von Ronald Reagan war.

Sein Weg führte über die elite Universitäten Harvard und Yale

und in die Biotechbranche, wo er früh sehr reich wurde.

Ramaswami sieht sich als Vorzeigebeispiel des American Dream.

Und genau der sei in Gefahr, erklärte er in einem Wahlkampfvideo.

Die USA litzen an einer Identitätskrise.

Glaube, Patriotismus, harte Arbeit, all diese Werte sind verschwunden.

Sie wurden ersetzt durch weltliche Sektierei,

etwa Vokismus, die Ideologien rund um Transgender, Klima, Covid.

Das sind Schlagworte des Kulturkampfes, der in den USA ausgetragen wird.

Ramaswami schrieb Bücher darüber und geißelte den Vokismus,

die angeblich schädliche linke Ideologie.

Im Februar gab es eine Kandidatur bekannt.

Er glaubte, er könne das Land aus der vermeintlichen Identitätskrise führen.

Er biete den Menschen eine Vision.

Sie beinhaltet einen Mix aus libertärem Gedankengut,

aus radikalen, rechten Positionen und einen Schuss Verschwörungstheorie.

Ramaswami steht ein für Kapitalismus,

für fossile Brennstoffe gegen Klimaschutz.

Er erklärt, die Bürokratie in Washington sei zu mächtig geworden

und will sie radikal zusammenschleichen.

Das versprach er etwa bei einem Wahlkampfauftritt im Bundesstaat Iowa.

So legt man den Sumpf in Washington trocken.

All die Bundesbehörden, die es nicht geben dürfte,

die Bundespolizei FBI, die Steuerbehörde IRS

oder das Bildungsministerium, werden sie alle abschaffen.

Ramaswami greift in die Trickkiste von Donald Trump.

Auch er ist ein Außenseiter, der für sich in Anspruch nimmt,

er trete gegen die Politelite an.

Er zielt auf eine Wählerschaft, die Trump kultiviert hat.

Unzufriedene, vor allem weiße Amerikaner,

die die Regierung in Washington misstrauen.

Ramaswami verspricht, er werde Trump begnadigen,

sollte dieser verurteilt werden.

Doch im Interview mit ABC sagte er,

er sei mehr als eine junge Version von Donald Trump.

Trump war ein exzellenter Präsident.

Er hat ein grossartiges Fundament gelegt.

Die Idee einer Mauer an der Grenze zu Mexiko zum Beispiel

ist heute weitgehend akzeptiert, auch von Nichtrepublikanern.

Aber ich werde weitergehen. Die Mauer reicht nicht.

Ich will die Grenze mit den US- Streitkräften verteidigen.

Radikal sind auch die außenpolitischen Positionen.

Ramaswami will der Ukraine die Unterstützung entziehen,

denn Russen will er das Land, das sie errobert haben, überlassen.

Er kann solche Positionen wortgewaltig vortragen,

auf der Bühne läuft Ramaswami zur Hochform auf.

Etwa bei der ersten TV-Debatte,

als er gegen erfahrene Politikerinnen und Politiker antrat.

Ramaswami war angriffig, selbstbewusst,

zeigte sein breites Lachen

und präsentierte sich als junge Alternative

zum verkrusteten Partei-Establishment.

Hier steht ein Haufen von professionellen Politikern,

die Marionetten ihrer reichen Geldgeber,

die ihnen ihre Slogans diktieren.

Die Frage ist, wollt ihr eine Marionette

oder einen Patrioten, der die Wahrheit sagt?

Wollt ihr eine schrittchenweise Reform

oder wollt ihr eine Revolution?

Manche sehen Ramaswami als einen der Sieger der Debatte.

Doch er bleibt der Außenseiter,

seine Ideen wirken unrealistisch.

Und Ramaswami liegt in den Umfragen

sehr weit hinter Donald Trump zurück.

USA-Korrespondent Andrea Christen,

das war es vom heutigen ECHO der Zeit,

mit der Aktionsschluss um 18.26 Uhr.

Verantwortlich für die Sendung war Markus Hofmann

für die Nachrichten Dominic Brandt am Mikrofon Simon Holliger.

Machine-generated transcript that may contain inaccuracies.

Gleich drei Parteien haben heute ihre Basis auf den Schlussspurt im Wahlkampf eingeschworen: die SVP, die SP sowie die Grünen. Ausgangslage und Aussichten der drei Parteien sind unterschiedlich. Doch bei allen kommt es nun darauf an, so viele potenzielle Wählerinnen und Wähler wie möglich zu mobilisieren. 

Weitere Themen:
(05:37) Der Schweizer Wahlkampf kommt in die entscheidende Phase
(16:10) Aufgeheizte Stimmung gegen Flüchtende in Griechenland
(20:57) Ein junger Kandidat der Republikaner bringt sich in Stellung