FALTER Radio: Der leuchtende Stern - #1021

FALTER FALTER 10/28/23 - Episode Page - 1h 11m - PDF Transcript

Falter Podcast werden durch Werbung unterstützt. Das hilft bei der

Finanzierung unseres journalistischen Angebots.

Das Haus der Musik lässt sie die Welt der Klänge völlig neu erleben.

Dirigieren sie ein virtuelles Orchester oder erleben sie, wie sich der Gehörverlust Ludwig

von Beethovens angefühlt hat. Das Haus der Musik im ersten Bezirk in

Wien schafft überraschende Zugänge zu Musik für Jung und Alt. Mit einem großen

Rahmenprogramm mit Livekonzerten und Events aller Art. Das Programm und alle

weiteren Infos unter www.hdm.at. Das Haus der Musik, wo Musik lebendig wird.

Falter Radio, der Podcast mit Raimund Löw.

Sehr herzlich willkommen meine Damen und Herren im Falter Radio. In dieser Sendung tauchen sie ein

in ein politisch-kulturelles Biotop, das wenig bekannt ist in Österreich. Es sind die Kinder,

Kommunistische und jüdische Überlebe in der Nazi-Zeit, deren Eltern die Republik nach dem

Zweiten Weltkrieg mit aufgebaut haben. Die Historikerin Helene Meimann, die zu dieser

Generation gehört, hat ihre Erinnerungen geschrieben. Der leuchtende Stern, der Kinder der

Überlebenden ist der Titel des Buches. Ebruno Kreiskeforum lässt Helene Meimann in einem

Zwiegespräch mit dem Schriftsteller um die Historiker Doron Rabinovic prägende Persönlichkeiten

ihrer Generation und entscheidende Phasen der Zeitgeschichte Revue passieren. Eine voraus

Information zum besseren Verständnis, Johnny Margulis über den Meimann und Rabinovic sprechen,

weil er als Bebe im französischen Untergrund versteckt wurde, war in den 90er Jahren Wiener

Landtagsabgeordneter der Grünen und zuvor Sekretär der KPÖ nahm Gewerkschaftsorganisation,

gewerkschaftliche Einheit. Es war ein persönlicher Abend in dem die Geschichte der letzten Jahrzehnte

präsent war. Den Beginn macht die Erinnerung an den Borodajkiewitsch-Skandal 1965, der durch

die antisemitischen Vorlesungen des Universitätsprofessors Borodajkiewitsch zu Demonstrationen

und gegen Demonstrationen geführt hat. Die Borodajkiewitsch-Affäre von 1965 und du zeigst

darauf, jene Zeit da die Nazi-Professoren noch auf der Uni aktiv waren. Das war eine

Auseinandersetzung, in der auch Ferdinand Lazina und Ernst Fischer eine große Rolle gespielt haben.

Ernst Fischer. Ja, was habe ich gesagt? Ernst Fischer. Ich habe das Buch gelesen. Ich habe das

Buch gelesen. Da kommt natürlich der Ernst Fischer vor, aber Ernst Fischer. Ja. Und das war auch der

Moment der großen Auseinandersetzung und der Demonstration einerseits der Anti-Nazis, auch eine

neue Generation dabei, über die wir noch reden werden, aber auch derer, die dort Hocharschwitz

gerufen haben. Genau. Und wir wissen aus der Geschichte oder aus dem Leben ist es so gewesen,

dass der Widerstandskämpfer Ernst Kirchweger von Günter Kümmel rechts extremist wiedergeschlagen

und damit ermordet wurde. Und du hast das davor gestellt, du hast das sozusagen uns auch gezeigt,

was das bedeutet, was das geprägt hat. Wir beide aber haben uns eigentlich kennengelernt in einer

Folgezeit, die erst 20 Jahre später gekommen ist, aber damit durchaus zusammenhängt,

denn wir haben uns kennengelernt in der Geschichte und in der Auseinandersetzung rund um Kurzwaldheim.

Genau. Und da ist es ja eigentlich so gewesen, dass diese ganzen Fragen, die 20 Jahre davor

umkämpft waren, noch einmal aufs Tabett gebracht worden sind. Wieder aufs Tabett gekommen sind,

aber diese Auseinandersetzung mit der Nazivvergangenheit, mit den Tätern vor allem, da ist ja so einer

aufgetreten, daher Prof. Borodajkiewicz. Und konnte noch in die Kamera sagen, ich bin ja freiwillig

beigetreten. Ich habe ja nicht so wie die anderen gesagt, ich musste beitreten, ich bin ja freiwillig

beigetreten. Und wer ein Jude ist, das bestimme ich und ich sage auch, dass er ein Jude ist. Und

das werde ich auch in Zukunft tun. Also damals, 1965, konnte man das in die Fernsehkameras sagen.

Man kann sich das eigentlich heute nicht vorstellen. Damals war das möglich. Und auch 20

Jahre später war das eigentlich noch nicht vorbei, oder? Es war nicht vorbei. Ich möchte

noch daran erinnern, damals dieser Wahlkampf, da gab es außerdem Waldheim und seinen sozialdemokratischen

Gegenspieler, war auch das Grinzi im ersten Wahlgang. Und Otto Grinzi berühmte sicher, dass er innerhalb

der NSDAP rechts stand. Und ja, wir sehen das in diesem Film und in dieser Auseinandersetzung, aber

was war eigentlich das Zentrale in dem Buch? Worum ging es dir in deinem Buch der leuchtende Sternen?

Ja, also es ging mir auch um diese Auseinandersetzung. Es ging mir um unsere Elterngeneration,

die eine andere Vergangenheit hatte als die der allermeisten anderen in unserer eigenen Generation.

Ich war jetzt im Wochenende im Waldviertel bei Literatur im Nebel mit Peter Nadosch,

der gesagt hat, unsere Generation, also übersichtig gesprochen hat, er ist ja 1942 geboren,

noch lang vor uns, aber im Krieg, aber er hat gesagt, wir sind alle Kriegsversehrte. Und ich

glaube, das trifft auf alle auch in unserer Nachkriegsgeneration zu, halt in unterschiedlicher

Art und Weise. Dem einen musste sich mit ihren Eltern irgendwann auseinandersetzen oder auch nicht,

die entweder Mitläufer waren oder in eine innere Emigration gegangen sind oder nichts gesagt

haben oder irgendwie mitgeschnitten haben, mitgelaufen sind, mitkassiert haben und mitgemacht

haben. Ich halte das für eine sehr, sehr schwierige Bürde, die diese unseren eigenen Generationen

genossen und Genossinnen mitmachen mussten. Wir haben es da in vieler Hinsicht, glaube ich,

leichter gehabt, oder? Ja, wir haben es sicherlich in gewissen Fragen leichter gehabt. Du spielst an,

auch wenn du den leuchtenden Stern da erwähnst, auf den, wenn du sagst, wir haben es leichter,

zunächst einmal auf den David-Stern, aber es gibt noch einen anderen Stern, der da durchleuchtet

und ist der rote Stern. Oder beides. Und wir haben eine Widerständigkeit sozusagen,

wir haben so, erstens einmal konnten wir anders, wir hatten kein SS-Familien-Umfeld, das war bei uns

oder Nazi-Umfeld. Genau. Wir kannten überhaupt, kanntest du Nazi? Ich wusste nicht, dass ich sie

kenne. Ich habe das erst später erfahren. Für mich war das einfach nur zunächst einmal

Mittelschullehrer. Ah ja, die hatte ich auch nicht, weil ich war in einer Schule in der Erlgasse

im 12. Bezirk, die doch eine ganz, eine viel spätere Generation, die dann auch aufgestiegen ist zur

Kanzlerschaft bekannt geworden ist, aber die Erlgasse hatte, wie ich dort in die Schule gegangen bin,

einen Fabel auf die Direktorin, die aus dem linken christlich-sozialen Lager kam,

die Hofrede Paunowicz und die hat einfach keine Nazis an die Schule gelassen. Also die war einmal

eine ÖVP abgeordnete nach dem Krieg und hat offensichtlich so einen Einfluss gehabt. Oder

konnten die Direktoren sich das irgendwie und Direktorinnen regeln, dass die, also wir haben keine

Ex-Nazis sozusagen an der Schule gehabt, meine Mädchen, Raul Gubnauzio. Einige waren beim BDM,

aber mit denen haben wir ein bisschen darüber reden können. Aber du schreibst über eben Leute,

die einerseits verfolgte waren oder aber andererseits auch im Widerstand waren? Genau. Ich schreibe

über das Umfeld, in dem ich und sind ja hier, habe ich gesehen, viele aus dieser Community,

die Eltern hatten, die einfach anders gepohlt waren als die Eltern meiner Schulfreundin Liesel,

die ich ja hier auch beschreibe, die entweder im Exil waren, wenn sie Glück hatten,

in einem sicheren Exil, wie meine Eltern in England, oder in einem unsicheren Exil,

nämlich in Frankreich oder Belgien, wo sie in den Widerstand gegangen sind, in der Resistenz

gegangen sind. Also ich hatte, wie ich erst viel später begriffen habe, wirkliche Helden

und Heldinnen um mich herum, obwohl keiner das so genannt hat. Und dein Vater, also meine Eltern

waren Kommunisten? Meine Eltern waren auch Kommunisten, allerdings waren meine Eltern

Kommunisten in Israel. Und mein Vater war auch ein Held, denn er war zweimal schwer verwundert

im Unabhängigkeitskrieg. Und meine Mutter hatte ihre Überlebensgeschichte, die ja auch nicht

sozusagen ohne Kraft, sondern nur mit sehr großer Stärke meine Großmutter und meine Mutter

überlebt haben. Ich sage mal in Vilnius. In Vilnius. Also die Geschichte meiner Mutter ist, dass die

Familie aus Vilnius in Litauen ist und mein Vater aus Rumänien, die Geschichte meines Überlebens,

meines Vaters wie aus Rumänien nach Palästina kam, man könnte sagen in der umgekehrten Balkan

Route, die damals nicht gesperrt wurde zu seinem Glück, diese Geschichte ist eine eigene Geschichte

für einen eigenen Abend, wie er das geschafft hat. Und letztlich ist das, und deswegen, weil du

meinst, ich bin ein Nachzügler, ja ein Nachzügler, aber einer Generation, denn auch ich bin zweite

Generation, auch bin zweite Generation. Und diese Generation, die du schien, das ist eine Generation,

die beides in sich trägt, nämlich jüdisch und links und sich an beiden abreibt. In gewisser

Weise sozusagen gibt es dieses Milieu, das so zwischen der freien österreichischen Jugend und

einerseits und immer schon mehr zu ihr andererseits. Nicht bei mir ist es sozusagen, die eben durch meine

Eltern und der israelischen Seite links, aber patriotisch, also die marxistische Variante.

Hier waren weniger patriotisch. Ihr seid aber nach Österreich zurückgekehrt.

Nein, mein Eltern, mein Vater war sehr patriotisch, weil in seiner Partei in der KPO musste man patriotisch

sein. Ja. Das hat man ihnen schon im Exil beigebracht, im Young Austria, dass sie patriotisch zu

sein hatten und zurückkehren müssen, um hier den Sozialismus aufzubauen. Und die waren ja auch

sehr jung. Mein Vater, wie ich auf die Welt kam, war 23. Also der ist ja mit einem Kindertransport

nach England gekommen und als pränkischer Soldat zurückgekommen und hat auch einiges hinter sich

gebracht, nämlich die ganze Landung in Westeuropa und den Krieg in Holland, Deutschland,

und das ist seines Befreier nach Österreich zurückgekommen. Das alles schienelst du sehr genau.

Und ein besonderer Schwerpunkt dessen, was du schienelst, ist... Warum eigentlich? Frankreich?

Ja. Warum Frankreich? Also wie ich das erste Mal in Paris war, das war, da war ich 24,

bin ich draufgekommen, weil ich ein Buch, eine Autobiografie, in einer französischen Buchhandlung

von jemandem, der mir sehr bekannt war, seit der Kindheit, nämlich Charles Aznavour, der aus der

armenischen Flüchtlingsfamilie Aznavourian kam und wie ich schon als Kind gehört habe, unter den

Juden war das, ich glaube nicht nur in Wien, sondern überhaupt bekannt, dass die Familie Aznavourian

in Paris während des Krieges sehr viele Juden gerettet hat, ihnen einfach Unterschliff geboten hat

in ihrer Wohnung und auch unterstützt hat, die militanten Widerständler, die militante

Resistenz in Paris. Einer davon war Misak Manusian, der einem, man kann sagen, eine Stadtgarillergruppe

dort angeschirrt, die haben mit der Waffe in der Hand in der Stadt Paris gegen die Wehrmacht gekämpft

und einer dieser, und es sind auch sehr viele natürlich erwischt worden, verhaftet worden,

gefoltert worden, erschossen worden und einer davon war der Vater eines Freundes,

Francois Netta und das sind heute Nationalhelden in Frankreich und das ist auf mich so in Paris

zugekommen. Niemand kannte die hier, niemand kennt die hier bis heute, dass es in Frankreich

während des Krieges, wir wissen nicht genau wie viele, aber ich würde mal sagen mindestens 100,

150 österreicher, flüchtlinge, die allermeisten Juden, Judinnen in der Resistenz waren,

zum Teil auch in der kämpfernden Resistenz und ihr Leben als Spiel gesetzt haben.

Ein bekannter Name, Jean-Marie zum Beispiel, ne?

Zum Beispiel, ja. Genau, und André auch. André auch, ja. Also ich schaue gerade in die Augen

von Robert Schindl und glaub die Gerti Schindl war ja auch in Frankreich, nicht? Also wir könnten

einige nennen. Einige nennen ich, ja. Ja natürlich und du schindest Sachen, die tatsächlich in

Wien, in Österreich so nicht geläufig sind und ich muss auch sagen mir vieles neu war,

obwohl ich glaube, dass mir das so fremd auch wieder nicht ist, diese Geschichten, aber trotzdem

das ist wirklich erstaunlich und erstaunlich ist ein wenig darüber eigentlich auch bekannt ist

und du zeigst aber auch gleichzeitig, gehst du auch ein auf Sachen, die passiert sind in Afrika

währenddessen, zum Beispiel auf die Schlacht von El Alamein, die ja auch wichtig ist und

du gehst auch aber ein auf die Zehntausenden versteckten oder im Untergrund lebenden jüdischen

Kinder, also die Enfant-Caché. Die versteckten Kinder auf Encaché, ja. Und einige sitzen vielleicht

hier. Robert Wein auf Encaché, allerdings nicht in Frankreich, sondern schon hier. Aber du warst

ja, du warst deinem Robert Soell, also deinem Decknamen. Das könnte man bei einer schon auch

als, aber es gibt dem andere, die du auch nennen kannst, nicht? Einer, von dem ich diese Verbindung

eigentlich ganz wusste, der andere Glucksmann. Und auch einen, der politisch aktiv geworden ist

hier in Österreich bei den Grünen. Du weißt ja schon, wenn ich den Schani... Ich glaube, ich

jetzt ein bisschen. Ja.

Das Haus der Musik lässt sie die Welt der Klänge völlig neu erleben. Dirigieren sie ein virtuelles

Orchester oder erleben sie, wie sich der gehörverlusten Ludwig von Beethovens angefühlt hat.

Das Haus der Musik im ersten Bezirk in Wien schafft überraschende Zugänge zu Musik

für Jung und Alt mit einem großen Rahmenprogramm mit Livekonzerten und Events aller Arzt.

Das Programm und alle weiteren Infos unter www.hdm.at. Das Haus der Musik, wo Musik lebendig wird.

Ich lese jetzt ein bisschen was über den Schani, um an den Schani Margolis zu erinnern.

Der 39er in Brüssel geboren wurde und eine prekäre, frühe Kindheit hatte, von der eigentlich

auch niemand weiß. Was hat sich darunter verbarg, habe ich erst ein paar Jahre vor seinem Tod von

immer fallen. Das lese ich ein bisschen. Scham Margolis, Schani gerufen, 1939 in Brüssel geboren,

ist ein halbes Jahr alt, als der Blitzkrieg beginnt. Sein Vater Moritz bricht sofort mit

Familie und Freunden nach Frankreich auf, zu Fuß. Unter dem Beschuss, dass Dukas

tragen alle abwechselnd den Buben, springen in den Straßengraben, werfen sich über das Kind

und retten sich schließlich in einem Fiebergum. Er ist vollbesetzt, aber die Leute fragen nicht,

schiel das heulende Kind, erregt Mitgefühl. Nach tagelanger Fahrt klettern sie in Toulouse

aus dem Zug. Moritz wird festgenommen und interniert. Ida, Ida Margolis, die Mutter vom Schani,

kommt in ein Frauenlager, aus dem sie bald entlassen wird, weil ihr Sohn ein großer Schreier ist.

Zwei Jahre lang behält sie das Kind bei sich in Marseille und schlägt sich als Kellnerin durch.

Moritz wird im Februar 1942 in Castro eingesperrt, ein Spezialgefängnis für politische Häftlinge.

Die Parteiführung weist Ida an, den kleinen Genot zu verstecken,

damit er nicht als Faustpfand gegen seinem Vater eingesetzt werden kann.

Sie vertraut in einem Lehrerehepanen, Henri und Henriette Jullia, die bei Gabriel Nobel ein Kinderheim

für die Weisen von geflüchteten spanischen Republikanern betreiben. In diesem Melange

können gefährdete Kinder untertauchen und dennoch ein halbwegs normales Leben führen.

Die Jullias nennen ihr Projekt Republik d'Enfant, Kinderrepublik.

Die Kinder wählen ihre Vertreter und sind für alle Lebensbereiche mitverantwortlich.

Ida mauert einen Brief mit Schanis Namen und Daten im Haus der Jullias ein,

dann macht sie sich auf nach Lyon und später nach Paris.

Schanis sprach nur zögend über die Jahre im Versteck.

Es ist ein unglaubliches Wunder, dass ich überlebt habe, sagt er, dass wir alle drei

überlebt haben. Woran er sich erinnerte, waren Bruchstücke einer großen Verstörung.

Preiz vorher war ständige Unruhe, die Mutter kam und ging, aber sie war da. Plötzlich ist sie weg.

Er lebt von einem Tag auf den anderen unter fremden Leuten und fremden Kindern.

Er muss seinen Namen vergessen. Niemand darf wissen, wer er ist.

Um ihn herum sind an die 50 Kinder und Jugendliche,

darunter etliche, die auch einen anderen Namen tragen.

Dede, Ivets, Sus, Trompet. Sie haben wie er stürmische Zeiten hinter sich.

Verschwundene Mütter werden der deutschen Bombard Maus unter den Trümmern begraben.

Er schoss seine Väter. Familien deportiert ins Nirgendwo.

Trotgefahr muss Schanis sich im Schweinestahl hinter einer Barriere verstecken.

Unter dem Bauch der Tiere sieht er hohe Stiefel hereintrampeln. Er weiß,

er muss stillhalten. Sie suchen ihn. Er nennt sich Nuff Nuff, nach dem Grunzen der Schweinen.

Zweimal zieht die Kinder Republik um, um sich der Kontrolle der Besatzungsmacht zu entziehen.

Zuletzt an dem Fuß der Bergau, einem unzugänglichen Geburtstag am äußersten Rand der Westalpen.

Im Juli 1944 verhängen die Deutschen eine Ausgangssperre von 17 Tagen.

Ein Kind ist nach einer Woche rausgerannt und die Soldaten haben das Kind erschossen, erzählt der Schanig.

Er hört den Knall. Das Kind liegt im Hof.

Die Erinnerung mit deutschen Soldaten zu uns kommen verfolgt mich noch lange,

auch weil wir gesungen haben, total verängstigt gesessen sind und wie sie auf uns gezielt haben.

Wenige Wochen später rufen die Juliens, la guerre et fini. Der Krieg ist aus, zumindest in Frankreich.

Und ziehen mit der Kinderschau wieder hinunter nach Grenoble.

Es dauert eine Weile, aber dann kommt ein großer, breitschuldriger Mann in der Uniform der freien Franzosen bei der Tür herein.

Ein fremder Mann.

Er hockt sich vor Schanig nie und sagt, Schano, sei Papa.

Es entsteht eine Diskussion zwischen Papa und den Pflegeeltern, die behalten wollen, zumindest noch bis der Krieg endgültig aus ist.

Schanig schwankt, ob er gehen oder bleiben will.

Er ist stolz, dass ihn die Pflegeeltern nicht hergeben wollen.

Noch stolzer ist er, von seinem Vater dem Helden abgeholt zu werden.

Für die Julias ist nun nuffnuff inzwischen wie ein eigenes Kind.

Sie lassen ihn schwer an Herzens gehen.

Schreiben ihm noch viele Jahre zärtliche Briefe und feiern später ein Tränenfeuchtes Wiedersehen.

Schanig hat lebenslang darunter gelitten.

Er konnte wirklich nur erst kurz vor seinem plötzlichen Tod im Jahr 2015 darüber sprechen.

Die Geschichte von Moritz und Ida Margolis möchte ich jetzt hier mal nicht erzählen.

Sie können hier nachlesen.

Eine dramatische Geschichte, beide schwerste foltert.

Moritz aus dem letzten Deportationszug nach Buchunwald geflüchtet, also eine unglaubliche Geschichte aus dem Deportationszug mit 20 anderen.

Aber er hat von der politischen Karriere seines widerspenstigen Sohnes nichts mehr mitgekriegt als früh gestorben.

Ich lese noch ein ganz kleines Stück.

Ich war 15, als es den Schanig kennengelernte.

Im FI-Jepad an der alten Donau, mit einem Glas Ringliottenkompott in der Hand.

Schanig ließ sich gemütlich auf meiner Pritsche nieder und sagte, du bist die Maimannhelli, stimmt's?

Hat dir die Mama da was Gutes mitgegeben?

Und er fixierte das Glas, bis ich es ihm gar unterlöffelte dazu.

Er sprang hoch, tanzte mit dem Kompott einen kleinen Rumba und Assis auf.

Ein untriebiges Raube, ein dachte ich, bis ich ihn am Neufeldersee mit einem Rudel kleiner Kinder beobachtete, darunter seine beiden Söhne.

Wie zart und fürsorglich er sein konnte, wie einfallsreich er sich mit ihnen beschäftigte.

Schanig war vernarrt den Kindern, nicht nur in die eigenen.

Erst wenige Jahre vor seinem Tod gab er Preis, wie er sich seiner eigenen Kindheit erinnerte.

Die Soldaten, die Gewehre, das Schuss, das tote Kind im Hof.

Er hatte lange Zeit Flashbacks und Albträume.

Er hat trotzdem eine große politische Karriere gemacht.

Genau, aber das ist ja der entscheidende Punkt.

Wir haben hier eine ganze Generation von Leuten, die sehr stark beeinflusst sind und beeindruckt sind, von äußerst schweren Ereignissen.

Ich habe den Schanig-Margolis gekannt als einen, den man gesehen hat bei den Aufmärschen am 1. Mai oder bei den Demonstrationen.

Ich habe nichts gewusst von irgendeiner Traumatisierung.

Ich habe eigentlich nur gesehen ihn als einen breitbrustigen Väter eigentlich, der ziemlich auf den Tisch schauen konnte und wunderbarer Redner.

Eigentlich ein Aktivist, ein Organisator.

Ein grünes Urgestein.

Absolut, ein grünes Urgestein.

Aber ich meine, das bedeutet einerseits.

Ich sage das auch, weil es schwingt nach, was wir heute kurz gesprochen haben, nicht am Anfang.

Also unsere Eltern und auch Leute von uns haben Dinge erlebt und gleichzeitig nicht im Mund verloren.

Diese Leute nicht.

Es gab sicher Leute, die das getan haben, aber diese Leute nicht.

Und haben im Grunde genommen eine unglaubliche Kraft auch bewiesen.

Also wenn ich an meine Eltern denke, und das kann jetzt nur meine Eltern nennen, aber mir vielen noch andere ein.

Dann muss ich sagen, weder, dass sie aufgegeben haben, noch, dass sie die Lust verloren haben.

Dass sie die Lust verloren haben.

Und sie haben uns was mitgegeben an diesen Widerstandsgeist.

Du schilderst das übrigens auch.

Du schilderst Leute, die sich wehren.

Auch wehren als Linke, aber auch wehren als Juden.

Du schilderst den Paul Haber.

Du schilderst die Toni Speer.

Du schilderst die Milisegal.

Ja, eine Schlägerin.

Eine Schlägerin, ja.

Und ich meine, bei mir war es tatsächlich so, dass meine Eltern gesagt haben, wenn etwas Antisemitisches vorfällt in der Schule.

Es hat mein Vater, meinem Bruder, der sechs Jahre älter ist, gesagt.

Und nachher bekam ich dann sozusagen diese Lektion auch.

Dann möchte ich, dass Blut fließt.

Wenn dir jemand sagt, Zauut, dann möchte ich, dass Blut fließt.

Mir nicht wichtig, ob sein oder deins ist.

Ich will einfach in die Schule gerufen werden.

Meinem Bruder ist es ein bisschen besser gelungen als mir.

Aber ich habe mich auch bemüht.

Und öfter.

Und dieses Bewusstsein, dass man sozusagen es sich nicht gefallen lässt.

Und auch das Bewusstsein, dass man in diesem Punkt darf.

Was mich übrigens an einen Witzerin hat, der so geht, wenn ich das ganz kurz erzähle,

dass im Jahr 38 ein SS-Mann in die Straßenbahn kommt

und er tritt einer Frau, die schwanger ist auf den Fuß und sie steht auf

und haut ihm eine runter.

Und hinterher steht ein Jude und haut ihm auch eine runter.

Und es kommt zum Gericht zu fahren.

Und der Richter sagt, was soll das ein SS-Mann im nationalsozialistischen Wien?

Was fällt Ihnen ein?

Und sie sagt, gar nichts.

Ich habe nichts politisches.

Der ist mir mit seinen Quadratlatschen auf meine Sandalen draufgetreten.

Ich bin schwanger.

Ich habe nur die Sterne gesehen.

Ich habe mir eine heruntergehaut.

Ich habe gesagt, der gute deutsche Mutter ist in Ordnung.

Aber du, Jude, was hast du dir dabei gedacht?

Und er sagt, ich habe gesehen, er kommt rein.

Sie hat ihm eine heruntergehaut.

Ich habe geglaubt, man darf schon.

Und dieses, also das waren die Momente, wo ich mir gedacht habe, man darf schon.

Ich durfte überall hinhauen, wenn das kam.

Ja, also ich möchte hier die Milisegal nennen.

Die Geschichte erzähle ich ja auch, die mir die Milie erzählt hat,

die keine kommunistischen Background hat, sondern alles andere.

Nur ihr Vater ist mit ihm, mit ihr hat es erzählt,

immer am 1. Mai auf den Ring gegangen zum kommunistischen Maiaufmarsch.

Weil dort die Kommunisten aufgemarschiert sind und gerufen haben.

Und das genau wollte er sich jedes Jahr geben.

Und das war eine Kindheitserinnerung von der Milie.

Ihr Vater hat ja übrigens gesagt, genauso wie dir, du komm mir nicht

und beklag dich, dass dir jemand etwas Antisemitisches gesagt hat.

Du brauchst dem eine.

Also du schlägst hin.

Und ich glaube, dass das etwas ist, dass Juden zurückschlagen,

physisch zurückschlagen, wenn Nazis schlagen,

oder verbal oder sonst wie hinhauen.

Ich glaube auch, dass das Bild von Juden und jüdischen, also Jüdinnen,

Frauen, Kindern, jüdischen Menschen,

wie sie in den Zug getrieben werden, wie sie durch die KZ-Tore getrieben werden.

Sogar wie diese Fotos, wie sie in die Gaskammern getrieben werden.

Das hat sich in das Kollektiv der Bewusstsein eingebrannt.

Aber nicht wie viele Juden, wenn sie es überhaupt konnten.

Also die jungen Männer vor allem, ein Gewehr in die Hand genommen haben,

wie man sie eines gekriegt haben.

Mein Vater in der britischen Armee, andere in der amerikanischen Armee,

in der australischen Armee, in der britischen Armee in Nordafrika,

wo mein Onkel Schmuel dabei war.

Auch in der roten Armee.

In der roten Armee waren 500.000 Juden.

500.000 sowjetische Juden waren in der roten Armee.

Und ich möchte nur kurz erinnern den Historiker Anno Lustiger,

der ja tatsächlich auch darüber immer mit Shalom Libertat zum Beispiel in seinem Buch geschrieben hat.

Das war ja alles wichtig.

Und ich glaube, es hat schon auch eine Rolle gespielt,

dass wir in Österreich aufwachsen und das Gefühl hatten,

wir waren aber auf der Siegelseite, das heißt unsere Familien, nicht?

Es gab einen nicht.

Das war doch ein entscheidender Punkt auch im Bewusstsein,

dass man auf der richtigen Seite, es geht nämlich nicht darum,

dass man den Krieg einen Krieg gewonnen hat einfach nur,

sondern dass es richtig war, den Krieg zu gewinnen.

Das ist ein gerechter Kampfer, den Sie gekämpft haben.

Also das war schon etwas, was, glaube ich, die ganze Generation der Kinder,

der Überlebenden, geteilt haben.

Dass die Eltern überlebt haben, das war überhaupt schon in Form von Widerstand.

Und wenn sie es aktiv überlebt haben,

dass sie den richtigen Kampf geführt haben.

Und mein Vater, das weiß ich, der hat seine Auseinandersetzung mit dem Nazis,

war eine ganz persönliche.

Eine ganz persönliche.

Jetzt dieses Bewusstsein auf der richtigen Seite gestanden zu sein,

bedeutet aber auch das Gefühl, man hat die richtige Seite gewählt, aber auch schon gepachtet.

Also ich meine, die neue Linke, das spielt ja auch in deinem Buch eine Rolle.

Das muss man ja haben, das Sendungsbewusstsein, das ihr gehabt habt.

Also ihr habt kein Sendungsbewusstsein.

Also ich glaube nicht, sondern es war schon das Gefühl, es muss sich hier etwas ändern.

Mein Freund Edek Barz, von Geduldig und Thiemann,

der hat mir einmal das sehr schön gesagt, das gilt ja für alle, das hat ja für alle gegolten.

Es hat gebrannt, es hat gewollt in den Jugendlichen.

Das war schon diese Zeit der 60er Jahre, der späten 60er, Mitte der 60er und Ende der 60er Jahre,

wo es diesen Aufbruch gab, der vor allem die urbanen Jugendlichen erfasst hat,

einmal über die Musik.

Edek war ja, man stand ja in einem Plattengeschäft,

Musik aus drei Vierteln und hat die alle gekannt,

weil die bei ihm immer höher einmal gekommen sind und vielleicht sogar kaufen die Platten.

Ja, es hat gebrannt und gewollt.

Und es waren aber unglaublich, wenn man sich es überlegt,

und wenn man das auch sieht in dieser Aufzählung,

es sind ja unglaublich viele, die eine ziemliche Rolle gespielt haben.

Also du zähst ja auch in dieser Community.

Ja, in dieser Community. Es ist eine kleine Community,

wir haben unglaublichen Wirkungen, wie so weiss.

Also wir haben schon einige genannt.

Aber Christe geschrien.

Okay.

Aber ich habe auch mit ihr abgeglichen.

Ja, ich weiß.

Komischerweise fällt mir gerade ein.

Also ich will eine kleine Hohl auf Fame vorlesen, die mir halt so eingefallen sind.

Wenn da irgendjemand fehlt, also die Leute, die ich gekannt habe, ich habe ja aufgeschrieben.

Die Friedl-Kubelka, ich habe mir aufgeschrieben,

die Ruth Beckermann, Anita Pollack, also mal die Frauen, ja.

Milly Segal, Marina Fischer-Kowalski, wo ich seh, die ist heute hier.

Tochter von einer sehr berühmten Mutter, Ruth von Leinburg.

Und selber eine wirklich kompatante Frau gewesen

und immer noch kämpferische Frau ihr Leben lang.

Erika Fischer, Ruth Wodak, Hesl-Rose-Strauch,

die in Berlin lebt, Liesl-Brennen.

Ja, und die Freunde, Robert Lettner-Paulhaber,

die Musiker Richard Schönherz, Walter Sitzmann,

Stefan Weber, den mich ja ein ganzes Kapitel widme,

nicht jüdisch, obwohl er gesagt hat,

irgendwo hat er schon noch eine jüdische Großmutter,

der muss ja erst suchen gehen, der ein ganz wilder Burscher war

und den ich sehr gern hatte.

Ja, und dann das die Künstler, Geschwister Robert Liesl

und Peter Ponger und so weiter, Ernst Berger,

Georg Hernstadt, Bertelfragner.

Ja, und dann natürlich das Schriftsteller Trio,

dass uns seit den 80er, späten 80er Jahren,

früher 90er, begeistert, zwei sind hier,

Robert Schindl und Doron Rabinovich und Robert Minasse.

Also diese drei, ich habe seine Zeit lang die Verlage beschäftigt,

ordentlich beschäftigt, du ja immer noch

und Robert schießt auch immer wieder,

alle paar Jahre im Buch herauf.

Ich sage gleich weiter, ja, die Pongers, haben wir die schon erwähnt?

Ja, ich habe die Pongers schon erwähnt.

Ja, also es ist eigentlich schon ganz erstaunlich

und ich glaube sehr wohl, dass es auch etwas da mit zu tun hat.

Es hat zu tun mit diesem Gewurl, es hat zu tun mit dieser Geschichte.

Es hat zu tun mit dem, was da zusammenkommt

und zusammengepresst und erscheint.

Ich meine, ich springe jetzt einmal ganz kurz, ja.

In deinem Buch kommt auch jemand vor, der gleich am Cover ist

und es wäre undenkbar hin hier nicht zu nennen,

zumal einer derer, die wir erwähnen müssen aus dieser Generation,

auch sein Sohn Peter ist, den wir vermissen

und an den ich immer wieder sehr denke,

weil er doch ein Freund war.

Ja, Bruno Kreiske.

Und ich meine, du schilderst,

du schilderst ja auch, dass dein Zusammentreffen mit ihm

in seiner Großzügigkeit,

denn er hatte ja sehr viel gegeben in den Archiv,

sozusagen, es ist eine schöne Szene.

Erzähl.

Ich soll es erzählen.

Ja, ich meine, es ist...

Hier sind es Professor Sturz, er war mein Lehrer

und Dissertationsvater

und in seinem Seminar über den Staatsvertrag

habe ich Bruno Kreiske kennengelernt.

Ich habe gerade gesagt, dass wir alle damals

sehr viel Hoffnung in Bruno Kreiske eigentlich legten

und zumindest man sah, dass etwas vorwärts ging,

je nachdem, welche Position man hatte,

ob man jetzt gemäßig oder radikal etwas davon wollte

von dem weitermachen.

Aber es gab auch Punkte, die irritierten

und ein Punkt, der irritiert hat und den du auch schilderst ist,

wie du aufgebracht hast, die Auseinandersetzung

mit Simon Wiesenthal, also eigentlich

rund um die Affäre, Friedrich Peter,

gegenüber Bruno Kreiske.

Ja.

Es war, also für mich persönlich damals,

ich war sehr jung und hatte meinen ersten Job

an Insultverzeitsgeschichte

und an der Bolzmannsgesellschaft

Insultverzeitsgeschichte in Linz,

dass in einer Situation, wo zum ersten Mal

öffentlich darüber publiziert wurde

und gesprochen wurde, dass Friedrich Peter

als Chef der FPÖ in einer SS-Division war,

die eine der schlimmsten war, nämlich die erste

SS-Division in Osteropa, in der Ukraine

und die dort tausende, möglicherweise

zehntausende jüdischen Menschen

auf die entsetzlichste Weise umgebracht haben.

Und dieser Friedrich Peter hat nach ein paar Monaten

das Eis an der Kreuz oder was das war,

also einen Orden gekriegt, also wofür,

aber er hat gesagt, er war dann nirgends dabei,

er war immer auf Urlaub.

Er hat die Sache für Bruno Kreiske mehr oder weniger erledigt.

Er hat den Friedrich Peter für einen geläuterten Gehalten.

Simon Wiesenthal hat das nicht so gesehen.

Die beiden haben einander Spinnenfeind

aus verschiedenen Gründen, die ich hier auch schildere

und auch erst später verstanden habe.

Was ich nicht verstanden habe war,

wie Sankt und Klangios Friedrich Peter

in diesem Skandal im Herbst 1975

von der Bildfläche verschwunden ist

und sich das Ganze auf diese Auseinandersetzung

zwischen den zwei bekanntesten Juden

Österreichs abgespielt hat

zwischen Simon Wiesenthal und Bruno Kreiske.

Beides sehr prominent, da eine total alle polarisierend,

nämlich Wiesenthal, auch in der Kultusgemeinde nicht wirklich beliebt,

weil er eben, weil man gesagt hat, so wie er auftritt

und alle seine Tätigkeit, das erzeugt nur Hass gegen die Juden,

das wollen wir nicht, also es gab eine ziemliche Auseinandersetzung

auch in der nicht öffentlich, aber intern,

über seine Person und Bruno Kreiske,

der also wirklich für mich damals einen unverzeihlichen

Feldtritt begangen hat, nämlich Wiesenthal,

der Gestapo, Kollaboration zu beschuldigen

und gesagt hat, wie er sein Leben gerettet hat,

das ist seine Sache.

Ich weiß, wie ich davon gekommen bin.

Ich war der Gefangene der Gestapo

und ich bin sozusagen mit Glück davon gekommen.

Es ist jemanden, der, ich weiß nicht, 5 oder 6 KZ überlebt hat,

jemanden so etwas zu sagen, also das war für mich,

auch wenn mir der Wiesenthal absolut nicht sympathisch war,

das war für mich ein No-Go.

Ja, und ich habe jahrelang eigentlich unter diesem,

darunter gelitten, auch unter diesem Konflikt,

der ja nie zu Ende gegangen ist.

Interessanterweise ist es so, dass diese Auseinandersetzung

ja mehrere Ebenen hat, nicht?

Weil die Auseinandersetzung, wie hast du überlebt,

ist nicht eine, die in Wiesenthal und Kreiske gelaufen ist.

Auseinandersetzung ist nach 45 eigentlich

in mehreren jüdischen Auseinandersetzungen

immer wieder eine Rolle spielt,

die in der Kultusgemeinde auch eine Rolle gespielt hat.

Simon Wiesenthal war auch manchmal einer, der angegriffen hat.

Und ich möchte sagen, der Bruno Kreiske war sich also das gesagt hat,

sicher, dass er wirklich einen Grund hat, das zu sagen,

weil es...

Wollte ich dir heimden, dass er dem das gesteckt.

Ja, und ich sage es hier auch ganz offen,

man konnte es auch von anderen andeutungen hören.

Das war ja einer der Gründe auf, warum ich mich interessiert habe,

die Auseinandersetzung mit der Frage der Kooperation

und Kollaboration und Resistenz zu machen in meinen Forschungen.

Weil zum Beispiel das hat man über den Wiesenthal auch gehört

von Leon Selmann, nicht?

Also die Frage, wie hat er eigentlich überhaupt überlebt?

Die Frage, wie habe ich eigentlich überlebt,

steckt ja auch dahinter.

Eine furchtbare Frage.

Eine furchtbare Frage.

Also, dass man sozusagen im Überleben eine Schuld sieht

und die projiziert, aber abgesehen davon auch spielt ja hier eine Rolle,

dass der eine sagt, Mord muss gehandelt werden.

Und der andere sagt, wir bauen eine Demokratie auf

und dann nehme ich auch unter Umständen Nazis in der Regierung.

Denn die kann ich jetzt nichts machen.

Nein, das war doch so...

Nein, ich glaube, das darf ich erst du dich...

Das hat das mit den Nazis in der Regierung...

Ich glaube eher, dass...

Ehemalige Nazis...

Ehemalige, ja.

Und auch nicht wahnsinnig wichtige.

Aber das ist im Ehepassiert, was wir...

Aber wirklich war, war die Geschichtspolitik, die er geführt hat.

Nämlich keine Auseinandersetzung über Täter und Opfer.

Die Gräben zuschütten.

Warum?

Es waren die 70er Jahre.

Es war, wie er an die Regierung gekommen ist,

also mit einer Minderheitsregierung

und eine fabelhafte Karriere mit drei absoluten Mehrheiten.

Das muss ich mal vorstellen, hingelegt hat

und sehr, sehr viele Reformen durchgeführt hat,

von denen wir heute alle noch leben.

Er war der Meinung,

wenn ich als Jude- und Bundeskanzler in diese Arena gehe,

da habe ich nichts verloren, da kann ich nur verlieren,

da kann ich nichts gewinnen, in diese Arena gehe ich nicht.

Das geht sich sozusagen nicht aus.

Wenn ich Mehrheiten gewinnen will,

dann muss ich diese Leute...

Aber für den Simon Wiesenthal ist das unerträglich.

Für den Simon Wiesenthal ist es unerträglich.

Und die Tatsache, dass es trotz allem

Simon Wiesenthal hat sehr wohl diese ehemaligen NSDAP-Mitglieder

aufgezählt.

Und das ist natürlich auch im Zusammenhang zu sehen

mit der Namensstil, die es gegenüber den Kriegsverbrechen

gegeben hat.

Also mit einem Wort, mit einem völlig unterschiedlichen Zugang

zu der Vergangenheitsdiskussion und zu der Frage,

wie mache ich Österreich nicht weniger nazistisch

oder nicht nazistisch oder demokratisch?

Wie mache ich Österreich dann demokratisch?

Und ich glaube, dieser Unterschied,

dieser Unterschied spielt ja eine Rolle

zwischen Wiesenthal und Kreis.

Aber der andere Sache ist natürlich,

dass für Kreis-G, Wiesenthal ein Japotinsky-Anhänger war.

Ein rechter Zionist.

Ein rechter Zionist.

Und das wiederum, seine Position zum Zionismus,

spielt in der Auseinandersetzung des Nahosten

eine Rolle.

Und dann wiederum in der Diskussion,

wie wir vieles empfunden haben, was er gesagt hat.

Einerseits eben im Gedanken an, es soll Frieden sein

im Nahen Osten.

Und es gibt Interessen, verschiedene, eine andere

Außenpolitik zu machen als vorgegeben durch die USA.

Zum Beispiel, das war das eine, wo er ja wirklich

zu einem internationalen Außenpolitiker wurde.

Und andererseits aber wie die jüdische Gemeinde

und auch Simon Wiesenthal erlebt hat,

was er so gesagt hat dabei.

Also ich nur um das zu verdeutlichen,

ich lese hier ein Zitat vor, das uns damals beschäftigt hat.

Ich hatte es sehr beschäftigt.

Ich hatte es sehr beschäftigt.

Ich habe einige Zitate sehr beschäftigt.

Aber es hat damit mit Kleinen politischen Krämern,

wie Begginn zu tun, einem kleinen polnischen Advokaten

oder was auch ist.

Sie sind dem Normalen so entfremdet.

Sie denken so, verdreht diese Ost-Judenes,

fehlt ihnen die politische Verantwortung.

Sie sind gute Soldaten, doch das lernt man sehr rasch.

Das ist ja nur eine verfeinerte Form des Raubens.

Sie haben einen Mangel an Subtilität.

Sie machen sich bei den Vereinten Nationen unbeliebt.

Die verhasstesten Diplomaten sind heute die israelischen Diplomaten.

Es ist unverstellbar, sie brauchen noch 100 Jahre.

Sie sind genauso übel wie die Afrikaner,

die auch unabträgliche Menschen sind.

Der Aberglaube, dass sie unintelligent sind, ist falsch.

Sie sind genauso blöde wie die anderen,

nur manchmal mit mehr Vorteilen behaftet.

Darüber kann man diskutieren über das letzte.

Aber der entscheidende Punkt ist ...

Nein, das meine ich jetzt nicht ernst.

Ich weiß auch nicht, wie er es gemeint hat.

Der entscheidende Punkt ist ja, heute wäre das unsagbar.

Ja?

Er hat damals vieles gesagt von was heute unsagbar ist.

Er hat das in einem Spiegelinterview gesagt.

Ja, er hat das in einem Interview gesagt.

Ich meine, das war eine jüdische Gemeinde,

die abgesehen davon nicht unrissentlich osthüdisch war.

Ja, natürlich.

Dieser Unterschied war ihm nicht unrichtig übrigens, technisch.

Also die Community aus der ich komme,

wo alle entweder in Eltern geboren wurden

oder noch sozusagen geboren wurden,

teilweise in Osteuropa

oder noch in der Monarchie.

Aber ich und meine Eltern sind beide in der 1. Republik geboren.

Also ich bin eine Wienerin der 2. oder 3. Generation,

je nachdem, wo man die Flüchtlinge aus Osteuropa,

die nach Wien gekommen sind während des 2. Weltdänze

1. Weltkriegs dazurechnet.

Also das ist eine ganz kleine Gruppe.

Die Wiener Juden oder die österreichische jüdische Communities,

die es gab, die waren ja vor allem in Wien.

Ich würde sagen, 80, 90 Prozent

waren Überlebende aus Osteuropa,

waren Überlebende der Konzentrationslager,

waren Menschen, die in Polen, in Rumänien,

in der Ukraine, in Ungarn geboren wurden

und aufgewachsen sind und irgendwie überlebt haben.

Ja, und jetzt kommt diese Auseinandersetzung,

die wir gerade durchdiskutiert haben,

also diese Wiesenthal-Kreisge-Auseinandersetzung,

eine innerjüdische, die in Österreich eine Rolle gespielt,

die kommt dann 20 Jahre nach Broteikiewic,

jetzt kommen wir wieder zurück,

die führt uns dann zusammen im Repkanischen Club

und das ist dann die Auseinandersetzung mit Waldheim.

Warum glaubst du, es hat so lange gedauert?

Warum es so lange gedauert hat?

Ja, also es hat halt so lange gedauert.

Es hat gedauert bis international sich auch

in der Geschichtspolitik,

sagen wir mal, im demokratischen Westen,

aber auch in der Sowjetunion etwas geändert hat.

Es ist ja nicht nur hier auf einmal das Thema,

wer waren die Nazis, wer waren die Täter,

wer waren die Opfer,

lasst uns darüber reden, machen wir die Fenster auf.

Wir wollen, wie Gorbatschow gesagt hat,

die Yasnost, Transparenz.

Das war auch eine Frage in den USA.

Das ist auch diskutiert,

wann ich das selber erlebt habe,

Ende der 80er Jahre in Frankreich,

wo zum ersten Mal, zum ersten Mal,

muss man sich vorstellen, 1989,

über die Kollaboration öffentlich diskutiert wurde,

auch über die französische Revolution

und die Opfer der französischen Revolution,

also über die Jacobina und das, was die angerichtet haben,

etwas, was auch mich sehr beschäftigt hat.

Das ist in England, also alle Leichen kamen jetzt,

die Leichen aus dem Keller, sind auf einmal aufgestellt.

Und die Perestroika und die Schweizer Goldgeschichten.

Das war wirklich eine Zeit,

Ende der 80er Anfang der 90er.

Und das hing auch damit zusammen,

dass der Kommunismus 1989 zusammengebrochen ist.

Und die Archive aufgegangen sind.

Ich finde das so interessant.

In der Sowjetunion.

Natürlich, und auch in Österreich, nicht die Inksperre.

Die Inksperre 40 Jahre.

Genau, 40 Jahre.

Und das Interessante ist doch auch,

dass Österreich, das eines der ersten Zeichen ist,

wo die Entspannungspolitik sozusagen eine Rolle spielt.

Also damit es überhaupt als Staat...

Ja, durch den Staatsvertrag.

Dass das auch ein Ort ist,

wo das Ende des Kalten Krieges sich andeutet,

ehe wir noch wussten, dass das kommt.

Weil, ich meine, 1986 war ja der Kalte Krieg noch nicht vorbei,

es gab schon die Perestroika, es gab eben schon diese Debatte.

Und wir diskutieren dort ja nicht nur die österreichische Vergangenheit,

wir diskutieren ja auch dort die Linke.

Wir diskutieren auch, es ist eigentlich,

wir diskutieren auch den Widerstand,

übrigens ein Punkt, der uns beide verbindet.

Möchte ich hier kurz sagen,

wir beide sind im selben Jahr

mit der Rosa Jochman-Plaquette ausgezeichnet worden.

Und das ist erst ein paar Jahre her.

Und das ist mir in diesem schiesigen Zusammenhang

ein Anliegen zu erwähnen,

weil es eben auf diese Tradition des Widerstands verweist,

Rosa Jochman hat auch eine Rolle gespielt in dieser Bewegung damals.

Absolut, immer noch, ja.

Und hat damals bei den Demonstrationen gesprochen.

Sehr beeindruckend gesprochen, wie wir wissen.

Was damals in den Diskussionen wichtig war,

war auch die Debatte rund um die USA.

Und unser Verhältnis dazu.

Ja, wie ein Dammkrieg.

Und das hat wiederum euch in eurer, eurer 68er,

wie man sagt, Zeit sehr beeinflusst.

Ich glaube, willst du jetzt noch etwas lesen?

Ja, ich möchte noch etwas zu Amerika sagen.

Also ich leide persönlich unter dem, ich sage das jetzt mal hier,

im Kreisgefahrrum und unter der Unterschrift von Bruno Kreisky,

der ein absoluter Atlantiker war,

ein absoluter Freund der USA,

ein enges Verhältnis zu Kissinger zum Beispiel hatte.

Und auch zur Art, wie in der amerikanischen Verfassung

zu dem, was in Amerika sozusagen low and order ist

und was in Amerika die amerikanische Revolution war.

Er hat dazu ein sehr enges Verhältnis gehabt.

Ich habe auch zudem gehört,

die ein sehr großer bis heute emotionale Verbundenheit hat

mit Amerika, den USA.

Auch wenn wir jetzt wissen,

dass vielleicht einmal schwierig wird, emotional für viele,

aber es gibt eben zwei Amerika.

Mein Amerika war die Amerikaner sowie die Sowjetunion,

die zwei großen Befreier waren vom Nationalsozialismus.

Die Britten auch, aber vor allem die USA und die Sowjetunion

waren sonst die großen Player und Churchill natürlich,

die auch zusammengebracht hat, die zwei.

Das ist das eine und das andere ist,

das, was wir an amerikanischer Musik, an amerikanischer Lebensform,

an amerikanischer Kino, an amerikanischer Kultur hier in unserer,

ich in meiner frühen Jugend inhaliert habe,

weil das etwas ganz anderes war,

als diese doch eher einförmige, düstere Nachkriegszeit,

die ich als Kind noch erlebt habe.

Übrigens, weil wir vom Shani Margolis geredet haben,

der war ein großer Puget-Tänzer,

ich habe auch sehr viel Puget getanzt,

wir haben alle in der kommunistischen Jugend

fanatisch Puget getanzt.

Bis auf den Robert.

Der Robert, ein Bekannt war dafür,

dass er Beethoven und die ganze klassische Musik

und die Oper liebt,

und so wie ich erfahren habe,

haben dich deine Schulkameraden Beethoven gerufen.

Aber wer ein ganz großartiger Puget-Tänzer war,

der mich immer beeindruckt hat

und der uns auch sehr abgeht, ist da Paul Stein.

Ja, Paul Stein, natürlich.

Soll lieber auch.

Aber jetzt musst du schon irgendwie...

Jetzt muss ich überleiten.

Ja, also wir kommen jetzt zum Schluss

und er hat gefunden, ich muss was über...

Ich habe gefunden, es muss aus diesem wirklich wunderbaren Buch,

wo du so vieles hast.

So viele Geschichten.

Heli Meimann sagt auch, wie sie das schafft,

weil ihr werdet euch, wenn ihr das Buch lest,

werden sie sich wundern, wie viel sie weiß

aus den früheren Jahrzehnten.

Und der Grund ist die Art und Weise,

wie sie alles aufgeschrieben hat, aufgehoben hat, memoriert hat.

Memorieren, ja.

Und das ist eine ganz...

Es ist eine unglaubliche Verlockung,

dass wir das alle machen

und eigentlich ein Buch auch gegen das vergessen.

Ja, Leute dokumentiert euch.

Das ist ganz wichtig, dass man nichts vergisst,

weil unser Kopf vergisst so viel

und dass man seine eigene Geschichte ein bisschen sichert.

Okay, ich lese aus dem Kapitel Transit tumult über die 70er Jahre.

Ich war ja ein Jahr in Paris

und im Herbst 1974 war ich zurück in Wien

und schloss mich einer Wohngemeinschaft an.

Die Burgasse im siebenden Bezirk

querte ein altes Industrieviertel,

das früher brillantem Grund hieß,

weil die Fabrikanten reich wurden

und sich die großen Wohnungen leisten konnten,

die 100 Jahre später kaum zu vermieten waren.

Noch war der Trend zum Gründerzeit- und Bezielen nicht ausgebrochen.

Die Leute zogen lieber in moderne Wohnungen am Stadtrand

und stellten sie mit ebenso hässlichem Mobiliar voll.

Unsere 350 Quadratmeter mit Aufzug,

zwei Eingänge, zwei Clues,

eine Badezimmer und einer Küche

waren um 7.000 Schilling.

Das sind heute 500 Euro

für Mieter, Heizungsstrom und Wasser pro Monat zu haben.

Telefon extra.

Jedes Zimmer, will ich dazusagen,

hatte so 20, 25 Quadratmeter.

Also es war wirklich luxuriös.

Das entsprach diese 7.000 Schilling

einem durchschnittlichen Nettoeinkommen.

Da haus herbefroh, die riesige Wohnung

an sauber gewaschenen jungen Leute loszuwerden.

Alfred Traudel, Mickey Gogo, ich und Felix,

der Zweizimmer mit seiner Fassantbuchhandlung teilte

und diverse Gäste.

Die Großzügingsimmer wurden mit selbst gebauten

Bücherregalen und Kastenbetten

aus Speerholzblättern erbrettern,

vom Bastelmax Vis-à-Vee eingerichtet,

weil IKEA gab es noch gar.

Einige edle Kleinmöbel requirierten wir

in einem sehr bourgeoisen Dachboden

nahe der Universität.

Nicht ganz legal.

Gegen Abend kam ein Freund aus anderen WGs vorbei.

Ich erinnere mich an eine Irlandfete,

bei der 15 Leute auf Alfreds Bett saßen,

guten Vis getrannten,

aus Papas Fundus abgezweigt,

Lieder vom Aufstand 1916 hörten,

die IRA hochleben ließen

und den Refrain ihre Hymne mitsangen.

Come out, you black and tense, come out and fight me like a man.

Show your wife how you won medals down in Flanders.

Tell her how the IRA made you run like hell away

from the Queen and lovely lanes of Kela Chandra.

Kennen wir alles?

Wie fast überall haperte es mit dem Küchendienst

und der Hygiene.

Wenn die burschenden Abwaschübernahmen

stapelte sich das dreckige Geschirr so lange,

bis kein Glas und kein Teller mehr sauber war.

Leider respektierten gelegentlichen

Übernachtbesuche nicht die privaten Handtücher im Bad.

Als ein allgemeines Kratzen einsetzte,

weil es zwischen den Fingern in den Schenkelbeugen

und anderswo ersetzlich juckte,

fuhre ich nach Leins zu meinem Hausarzt Dr. Graf.

Er war auf einen kurzen Blick auf meine Hände

und sagte Kretze.

Wie viele seid ihr?

Sieben bis zehn.

Handtücher, Bettwäsche, Unterwäsche, Händen und Hosen einsammeln

und sofort auskochen.

Geh in die Apotheke und besorge für jede eine Flasche Jakotin

und einen Kübel Schmiersäfe.

Er schrieb eine Handlungsanweisung.

Zweimal täglich von den Ohren bis zu den Zehen

mit Jakotin einschmieren.

Nicht waschen.

Ich habe fünf Tage die Schmiersäfe auftragen

und am Körper trocknen lassen.

Dann heiß und ausgebig dusch.

Kein Sex.

Und alle, die in letzter Zeit bei euch genächtigt haben,

Verständigen.

Kretze gehört zu den Seuchen.

Die Bister verbreiten sich schnell.

Bister, Milbel.

Politisch engagierte ich mich im Chile-Komitee.

Seit mehr als einem Jahr herrschte in Chile

die Militärhunter des General Augusto Pinochet,

der das Linksbündnis von Salvador Allende brutal zerschlagen

und tausende Morde auf seinem Licht vorhandenen Gewissen hatte.

Wir trafen uns in der Wohnung meiner Freundin Vivian

mitten im prolitarischen Oterkring,

um eine Kampagne vorzubereiten.

Die Meetings zogen sich bis tief in die Nacht.

Einmal tauchte eine alte Nachbarin auf

und brachte uns warmen Apfelstrudo,

weil ihr Kinder seid ja so fleißig.

Bis zwei Uhr früh sehe ich bei euch Licht.

Manchmal übernachtete ich in Vivis Kabinett

oder in ihrem großmütterlichen Ehebett.

Wir erzählten uns vergangene und derzeitige Liebesgeschichten,

hörten Radio

und pinkelten in die Badewanne, wenn das Ganschusset zugefroren war.

Flugblatt verteilen vor einer Fabrik um sechs Uhr früh,

das Mantra des 70er-Links verweigerte ich nach einem ersten Versuch.

Es war mir peinlich,

den wollenden Tücher eingewinkelten Arbeiterinnen vor ihrer Schicht

über die Notwendigkeit des Widerstands

gegen den 12.000 km entfernten Diktator Pinochet aufzukehren.

Eine ältere Frau nahm das Flugblatt,

steckte es in ihre Tasche und sah mich belustigt an.

Wenn ihr mit uns fertig seid, sagte sie,

geht es ja zum Bäcker um frische Semmeln,

dann heimfrühstigen und wieder ins warme Bett.

Nicht wahr?

Sie hatte recht und es schien zu mir.

Dennoch,

dieser bitter kalte Winter,

der strahlende Frühling

und der heiße Sommer von 1975

mit Freunden in Portugal,

wo sich die europäische Linke

ein Jahr nach der Nelken-Revolution in Lissabon traf.

Und nachher in Spanien,

wo wir uns in Madrid und Barcelona

bei José Esteban einquartierten

und erlebten wie das ganze Land

voll Angst und Hoffnung

auf die Agonie des Regimes

von Diktator Franco Staute.

Das war die letzte Auszeit

vor einem langen Arbeitsleben.

Das Zwiegespräch von Toron Rabinowicz

mit Helene Maymann fand im Bruno-Kreis-Geforum

am 10. Oktober 2023 statt.

Ich bedanke mich beim Kreis-Geforum

sehr herzlich für die Zusammenarbeit.

Das Buch der leuchtende Stern von Helene Maymann

können Sie im Falterbuchversand bestellen.

Ich verabschiede mich von allen,

die uns auf UKW zu hören.

Zeitgeschichte nimmt im Falter großen Raum ein.

Ich empfehle ein abo-mau des Falter.

Alle Informationen gibt es im Internet

unter der Adresse abo.falterbuch.at

Ursula Winterauer, die Signation gestaltet.

Philipp Dietrich betreut die Audio-Technik im Falter.

Ich verabschiede mich bis zur nächsten Sendung.

Ich bedanke mich von allen, die das Falter betreut.

Ich bedanke mich bis zur nächsten Sendung.

Ich verabschiede mich bis zur nächsten Sendung.

Ich bedanke mich bis zur nächsten Sendung.

Machine-generated transcript that may contain inaccuracies.

Helene Maimann und Doron Rabinovici über die Generation der Kinder kommunistisch-jüdischer Überlebenden der Nazizeit in der Zweiten Republik.

Hosted on Acast. See acast.com/privacy for more information.