FALTER Radio: Das SPÖ-Chaos - #950

FALTER FALTER 6/6/23 - Episode Page - 26m - PDF Transcript

Die Fall der Sommergespräche im Wienermuseumsquartier zu den heißen Themen des Jahres.

Mittwoch, den 30. August, nimmt die grüne Umweltministerin Leonore Gewessler-Platt.

Es geht um die drängende Frage, wie wir die Klimawende schaffen.

Umweltministerin Leonore Gewessler im Gespräch mit Barbara Todt und Katharina Krobshofer.

Mittwoch, den 30. August und 19 Uhr auf der Bühne im großen Hof im Museumsquartier in Wien.

Der Eintritt ist frei. Schauen Sie doch vorbei.

Sehr herzlich willkommen im Falter Radio zu einer Sendung,

bei der wir eine Interpretation der Turbulenz um die SPÖ-Führung versuchen

und einen Ausblick auf eine Sozialdemokratie mit Andreas Babler an der Spitze wagen wollen.

Ich begrüße sehr herzlich nach einem der seit langen Turbulentesten Tage der österreichischen Innenpolitik,

der der Falter-Rausgeber am Inturnier, hallo.

Wir brauchen ja nach diesem Tag nicht wiederholen, was alles passiert ist,

wie unglaublich das ist, was passiert ist rund um den SPÖ-Parteitag.

Aber die Grundinformationen sind da.

Am vergangenen Samstag, da hat die SPÖ bei einem Parteitag,

den burgenländischen Landeshauptmann DOSCO-Ziel, zum Parteichef gewählt.

So hat es damals geheißen, mit einer knappen Mehrheit, 36 Stimmen waren das,

so hat man geglaubt.

Aber am Montag, zwei Tage später, die Wahlkommission nachgezählt

und herausgekommen ist das Gegenteil, Andreas Babler, der linke Kandidat, hat gewonnen.

Der rechte Sozialdemokrat DOSCO-Ziel war keine zwei Tage Parteichef.

Das Chaos in der österreichischen Sozialdemokratie,

das hat es bis in die Nachrichtensendungen internationaler Fernsehsender geschafft.

Amin, die EME ist natürlich jetzt weit verbreitet, aber wenn wir mal die beiseite lassen,

muss man nicht sagen, das ist vor allem ein organisatorisches Desaster.

Wie groß sind die politischen Dimensionen dieses organisatorischen Desasters?

Ich kann natürlich verstehen, dass man sich über so etwas unglaublich erschoffieren kann

und das versammelte österreichische Kommentariat hat sich ja gerade zu darin gesult.

Die Unfähigkeit dieser Wahlkommission aufzuzeigen ist natürlich völlig zu Recht,

weil es ist einfach unverständlich.

Man muss sich mal vorstellen, wie viele kleine Orte in Österreich es gibt

und welche leuchten dort am Wahltag bei Sammelsitzen und wie problemlos die weit größeren Ortschaften,

sozusagen korrekt, stimmermäßig abwickeln, also da stimmt schon grundsätzlich irgendwas nicht.

Das ist schon sehr merkwürdig, das nicht zu schaffen.

Aber auf der anderen Seite ist es dann wiederum auch nicht so ein weltbewegender Vorgang.

Es ist schon viel weltbewegender, dass tatsächlich der Babler offensichtlich mit seinem Auftritt

dort die Delegierten dazu bewegen konnte, ihn mehrheitlich zu wählen.

Das ist ja eigentlich eine Sensation, die damit untergegangen ist

und das ist eigentlich sehr politisch merkwürdig, fragenwürdig, auch beteilig für beide,

auch für DOSCO-Ziel natürlich, der jetzt ein Wochenende lang schaut,

sich als Sieger sieht, Pläne schmiedert, Gespräche fühlt sich unglaublich wichtig vorkommt

und am Ziel und unglaublich innerlich bewegt

und der andere unglaublich innerlich enttäuscht und seine Fans alle für uns zu regnen.

Es scheint mir auch viel größer ein Problem zu sein,

als jetzt diese organisatorische Unfähigkeit, die natürlich verträßlich und blöd ist.

Die aber offensichtlich damit zu tun hat, dass die SPÖ nicht gewohnt ist,

organisierte inhaltliche Auseinandersetzungen zu führen

und es ist ja auch eine solche Kampfabstimmung bei einem Parteitag hat es ja tatsächlich noch nie gegeben.

Man sagt immer, das war bekreiske auch, so stimmt aber nichts

und der Kampfabstimmung war da im Vorfeld, im Parteivorstadt.

Das kann ja sein, dass das in Wirklichkeit ein organisatorisches Versagen ist,

das damit zu tun hat, weil man so wenig diskutiert hat in der Partei,

das nie organisiert gemacht hat und das daher einfach verlernt hat

und das muss man jetzt lernen und das ist vielleicht nicht so wahnsinnig schlecht.

Nein, ich finde, dass diese Unruhe, die da allgemein so beklagt wird

und die fehlende Geschlossenheit, die es doch bei weitem vorzuziehen,

diese jahrelangen oder jahrzehntelangen, fast Grabesstille, die in dieser Partei geherrscht hat,

die sich auch politisch selbst mehr oder weniger freiwillig ausgehöhlt hat,

bis fast nichts mehr übrig war

und plötzlich ist durch diese Dreierbewegung auch

und durch diese Versuche von Rendi Wagner da eine Klarheit reinzubringen,

die natürlich gegen sie ausgegangen sind, ist da plötzlich ein politisches Feuerchen entstanden,

mit dem so eigentlich niemand gerechnet hätte.

Ich würde jetzt aber nicht sagen, dass das eine,

dass man damit noch nicht umgehen kann in der Partei, das muss gelernt werden,

aber das ist gut.

Das andere ist, dass man nicht im Stande ist, 600 Stimmen auszuzählen,

das ist einfach absurd.

Das ist nur das höchste Werte und als solches kann man es als Teil der Staatsoperäte,

so wie Kaufhaus Österreich, haben wir jetzt auch weit,

haben wir jetzt auch Parteitag Österreich, also es ist halt so bizarr.

Herr Kimmel, genauso bizarr wie eben, das hat es auch auf größerer Ebene gegeben,

also die Auszählung der Wahlen in Florida bei Bush gegen Gore im Jahr 2000 Tage lang,

haben alle geschaut, irgendwelche Chat zu Papier, Zettel, wie die ausschaut,

das war auch völlig korrekt.

Da ist es natürlich auch Zeichen eines Versagens.

Ja, aber man muss auch so sein, dass keine Wahlmaschinen involviert waren,

dann hat man sich das mal vor, dann hätte man die Erzeuger noch mit hineinziehen können

und die Medien, die das behaupten, müssen damit Klagen rechnen, so wie Fox.

Nein, das ist alles nicht.

Also ich finde auch, man sollte es beklagen, man sollte es bejahmen,

man sollte SPÖ jetzt mal ordentlich auslachen,

man sollte es aber sozusagen in der Dimension belasten,

die es hat, ein momentanes lebisches Hopala

und das viel Interessantere ist aber der politische Prozess, der damit ausgelöst wurde

und durch dieses Hopala ein bisschen seines Bewegungsdrangs beraubt wurde,

wenn ich ständig mal ständig mal vor was passiert wäre,

wenn an die Barbara tatsächlich dort quasi akklamativ zum Parteiführer gewählt worden wäre,

wie dann sozusagen die Diskussion schon am Wochenende gelaufen wäre,

dass sich ja alles unter falschen Prämissen passiert.

Wie die Kommentare gewesen wären, was da schon möglicherweise entstanden wäre,

also der gute Mann ist schon auch in gewisser Weise beraubt worden.

Man muss auch sagen, die Art und Weise, wie diese Situation aufgefangen wurde,

diese unmögliche Situation, zeigt schon von einer gewissen Professionalität,

dass er da Peter Keise auskern oder wie sich Barbara endlich entschuldigt hat,

jetzt nicht irgendwie ein großes Trümpfgeheul.

Also ich, die Frauenvorsitzenden der Holzleit, wo man wirklich das Gefühl gehabt hat,

da ist Substanz in der Partei,

das ist nicht völlig weg.

Was ich komisch finde, ist, dass sich DOSCOZIL da beleidigt zurückzieht.

Das war ja schon im Parteivorstand, offensichtlich vor ein paar Tagen,

der Bürgermeister Ludwig sagte, okay, dann ziehe ich halt zurück.

Also das zeigt schon ein bisschen, da ist eine narzistische, narzistische,

auf sich allein bezogene Persönlichkeit, aber im Ganzen.

Da hat sich ein Glasskin und ist natürlich jetzt unglaublich frustriert,

und der normalen Umständen hätte sagen müssen, okay, lieber Andreas,

ich hätte dir eine Rolle gegeben.

Ich hoffe, du gibst mir jetzt eine Rolle.

Und ich bin auch bereit, die zu übernehmen.

So wäre es normal unter zivilisierten Umständen gewesen.

Es ist zu hoffen, dass sein Rückzug jetzt bedeutet, dass er, wenn es in Saru gibt

und dass er das mit Barbara versucht, was er mit Rene Wagner gemacht hat,

wobei allerdings, glaube ich, Barbara weniger hilflos reagieren würde

und sicher ein anderes politisches Umfeld auch zusammenbringt

und auch natürlich politisch mit DOSCO-Zilfirma Berührungspunkte hat,

bis auch vielleicht in Migrationspolitik.

Und das wäre, finde ich, ein ganz spannender Punkt,

den sich der SBI jetzt natürlich endlich mal stellen muss.

Das wird interessant zu sehen, wie sie das lösen.

Andreas Barbara hat jetzt auf jeden Fall etwas in einem Ausmaß,

wie er sich das wahrscheinlich wirklich nicht vorgestellt hat,

auch niemand vorgestellt hat.

Er macht neugierig.

Ich meine, es sind jetzt alle wirklich neugierig darauf,

was macht der Mann mit der SBI?

Was für Diskussionen, was für Prozesse löst er aus?

Und er hat eine Bewegung innerhalb der SBI ausgelöst.

Aber ich glaube, das Interesse, die Neugierde,

die geht schon um einiges hinaus.

Also er hat doch jetzt die Chance, das aufzugreifen und zu sagen,

okay, gründen wir irgendwie, versuchen wir einen Neuanfang.

Wofür an, das wird es ja nicht gehen.

Nein, ich bin ganz sicher, dass er das machen wird.

Und ich bin auch einigermaßen sicher, dass er das gelingen wird,

weil er sozusagen dieses eine Ding hat,

dass der Sozoroge Max Weber für den Beruf des Politikers

als unerlässlich betrachtet hat,

nämlich die politische Leidenschaft,

zusätzlich zur politischen Sachkenntnis, der es unbedingt bedarf.

Aber man muss diese glaubwürdige Leidenschaft für die Sache haben.

Das haben wir bis jetzt vermisst, vermissen wir seit Jahren,

vermissen wir eigentlich bei allen Parteiführen.

Wir haben eine Leidenschaft bei Herrn Kickel,

die ist aber nicht glaubwürdig,

sondern da merkt sogar der finzeste Anhänger,

das ist eine demagogische Verführung.

Aber bei Barbara ist diese Leidenschaft da,

weil man merkt, das ist nicht verstellt,

das ist kein Theater, der brennt für die Sache.

Und damit sieht der Herr Nehammer zum Beispiel,

der sich ja auch als öffentlicher Redner versucht hat,

mit seiner Rede an die Nation,

der ja nur sozusagen eine Art Trigbetrug war,

ziemlich warm anziehen müssen.

Ich finde, das wird spannend.

Ein neuer Anfang würde natürlich heißen,

ich weiß nicht, Experten einzubeziehen,

auch natürlich Experten, die ihm dann sagen,

also einige seiner früheren Positionen,

oder einige seiner heutigen Positionen,

sind Retro, sind unrealistisch, sind auch Unsinn,

wie in der Außenpolitik und zur Europäischen Union.

Aber das Einbeziehen von Wirtschafts- und Experten,

von Außenpolitischen Experten,

kann doch könnte der SBO und der Barbara

ein bisschen helfen, wieder ein Bogen zu finden.

Und in der Gesellschaft gibt es diese Nachfrage schon, schaut mir.

Die gibt es total.

Und ich bin mir ganz sicher,

dass der schon intelligent genug ist, das auch zu kapieren.

Das wird er schon machen.

Es gibt ja ein Reservoir,

das, wie man sieht, immer wieder überraschend ist,

sozusagen diese miglide Bewegung, die er schon ausgelöst hat.

Da war ja auch Intellektuelle dabei, wie Robert Menasse,

von dem er sich jetzt auch nicht aufs Erste erwartet hätte,

dass er jetzt wieder der SBO übt,

oder dass er der SBO überhaupt beitritt

und sich da auch wirklich engagiert

und hinauslehnt und zeigt.

Und er ist eigentlich der Einzige, da gibt es viele.

Da gibt es auch Erscheinungen,

die mir eher ein bisschen bedenklich vorkommen,

so feinklubartige, fastinisch wärmerer Helden

für so ein Art Herz-Jesus-Sozialismus.

Aber in Wirklichkeit sind das vielleicht Branderscheinungen.

Es muss Leute bewegen, die wirklich von der Sache was verstehen.

Es gibt zum Beispiel den Markus Maatterbauer in der Arbeit,

der Kamer, der ein sehr interessantes Buch geschrieben hat,

über die Furcht, die mit der Neoliberalismus regiert

und über die Notwendigkeitsvermögen zu beschränken.

Also sozusagen eine intellektuelle Begründung von Vermegenssteuern.

Und aus allen Gebieten solche intellektuellen Begründungen

für Politik zu versammeln und dann ins Populäre,

wenn nicht populistische zu übersetzen,

das ist dem Barbara mehr zuzutrauen als allen anderen,

die ich bis jetzt in letzter Zeit auf das Zähne gesehen habe.

Es darf natürlich nicht passieren,

dass die SPÖ so was wie eine linke Minderheitspartei wird.

Weil sie muss die Gesellschaft gestalten

und das politische Leben in diesem Land mitzugestalten.

Und das ist ja ein bisschen das, was Jeremy Corbyn

in der Labour Party passiert ist.

Er hat eine begeisterte Fan-Basis gehabt.

Viele junge Leute, die haben Songs gemacht über ihn,

da war er ein Superstar und hat aber dann die Partei isoliert.

Also in der jetzigen Situation in Österreich ist

diese Gefahr einer Selbstisolation, einer linken SPÖ

natürlich fürs ganze Land ungemütlich.

Es ist sehr schwierig, man muss zum Beispiel,

es ist mir aufgefallen, ich zitiere sicher auch,

dass Europa in den Reden der beiden in Linz überhaupt nichts vorkam.

Auch der Ukraine-Krieg ist nicht vorkam.

Und man muss sich natürlich als Zeitgenosse

nicht nur mit einer liberalen europäischen Demokratie

und mit einer sozialstaatlichen europäischen Demokratie identifizieren,

sondern auch mit einer Wehrhaften.

So schwierig das ist.

Aber da führt kein Weg daran vorbei

und das wird auch der Herr Babler auf die eine oder andere Weise

einzusehen müssen.

Aber mit allen Schwierigkeiten, die ich persönlich damit habe,

sozusagen kirchische Töne anzuschlagen,

aber irgendwie einfach zu submittieren als Demokratie

und zu sagen, wir strecken die Waffen und marschieren zurück ein,

das geht nicht.

Und das geht auch nicht zu sagen, kommt es noch alle her,

sondern da muss auch Klartext geredet werden,

wer nicht kommen darf, wo Grenzen der Migration sind.

Und da umgekehrt trau ich dem auch zu,

dass er die Dinge dann so positiv formuliert,

dass er sagt, also es ist ja ein Verbrechen an der Nation,

was Kiki und Co. betreiben,

nämlich Österreich als so fremdenfeindliches Land zu profilieren,

dass wir um unsere notwendige Zuwanderung und vor allem,

der praktisch unsere Zukunft absichert,

weil ohne Zuwanderung gibt es keine Pflege,

gibt es verschiedene, wahrscheinlich auch keine medizinische Betreuung,

keine ausreichende und viele lebensnotenige Dinge nicht.

Ja, wir sind ein Einwanderungsland, das dringend Einwanderer braucht,

aber gleichzeitig sagt, wir wollen überhaupt keine Ausländer haben.

Also das ist eine Absurdität.

Aber jetzt, weil du sagst so,

klar, also die ÖVP, die FPÖ, also die Parteien der Rechten in Österreich,

werden sich schon natürlich freuen,

dass hier eine Krise der SPÖ ist

und es gibt auch Vermutungen,

vielleicht wird er schon überlegt,

jetzt Neuwahlen auszuschreiben, früher zu machen,

also nächsten Herbst.

Wie eindeutig sind die politischen Folgen

für die österreichische Innenpolitik, für dich dieser Krise der SPÖ?

Ich glaube, das kann sich sehr schnell drehen

und die ÖVP mit ihrem jetzigen Zustand

wird sich eher vorsichtig verhalten gegenüber den Neuwahlen,

würde ich mal vermuten.

Weil wenn jetzt gewählt wird szenenlich,

dann geht die SPÖ zu und kommt der FPÖ nahe oder überholt sie

und die FPÖ wird sicher nicht so viel schwächer

und die ÖVP ist auf jeden Fall weit weg davon.

Und ich weiß nicht, ob sich das antut,

weil das eine hat man schon gesehen beim Babel,

der kann Bewegung entfachen und zwar relativ schnell,

der ist jung, der ist kampfbereit

und der ist einsatzfreudig und stellen wir nichts davon abhalten,

sozusagen das Land mit einer Welle von Überzeugungen zu überziehen

vor bis jetzt keinen Sprecharten, das darf man auch nicht vergessen.

Wenn man sieht, diese ganze van der Bellen,

das van der Bellen-Elektorat auf der SPÖ auch anlegt,

es sind doch Möglichkeiten, die viel größer sind,

als man jetzt denkt.

Also Leute, die auch frustriger sind mit der Art der Flüchtlingspolitik,

das reicht doch tief in katholische, konservative Milieus hinein.

Also Alti kann er durchaus ansprechen,

das hat er auch in Dresdkirchen gezeigt

und da wird das jetzt nur ganz lustig werden.

Alle sagen, wenn es zu einem Lagerwahlkampf kommt,

es wird grüne Neos auf der einen Seite,

die wollen koalieren möglicherweise,

ÖVP, FPÖ auf der anderen Seite,

da rechnen jetzt alle in den Politikspezialisten vor,

das ist so gut wie verloren,

weil es gibt seit Kreisgeszeiten keine linke Mehrheit in Österreich.

Muss das so sein?

Ist das wirklich so sicher, wenn man sich zum Beispiel die Wahlen

und auch den Erfolg von van der Bellen auch inhaltlich,

der inzwischen reiht über das Spektrum,

das bei der ersten Wahl gewählt hat, hinausrecht?

Nein, ich bin ganz sicher, dass es nicht zu sein muss

und wir hatten ja auch schon zu reinen die Wagerszeiten,

da hatte die SPÖ 30%

und da gab es mal eine kurze Zeit,

wo tatsächlich eine Ampel auch in Umfragen die Mehrheit hatte.

Ich gebe nicht zu viel auf Umfragen, sage ich dazu,

aber sie zeigen immerhin,

sie verschieben Grenzen

und sie zeigen mögliche Grenzverschiebung

und die interessanteste ist sicher van der Bellen, ganz klar.

Es wird sehr darauf ankommen,

dass Barbara nicht in die Retrofalle tappt,

dass man sozusagen dieses Maxismus-Ding,

das muss nicht unbedingt Retro sein,

wenn er im Stande ist, das modern zu definieren,

aber auch wird er sich wahrscheinlich gar nicht kaprizieren müssen,

weil die meisten Leute gar keine Ahnung haben, was das ist, Maxismus.

Er hat schon so ein bisschen einen Hang zu einer,

er hat einen Hang zu sehr aufwiegend der Retro weg,

die aber natürlich ein gewisses nostalgisches Link ist.

Es ist die Nostalgie in den Sozialismus der 70er Jahre, so klar.

Auch die Arbeiterklasse ist heute schaut ganz anders aus

als die Arbeiterklasse, von der er erzählt.

Ich weiß nicht, es ist nicht sozusagen ein sehr geschickstes Appellieren

an einen Tagungsmilieu,

das waren die Genossinnen und Genossen,

ob das aus den Straßen und Plätzen der Republik.

Die Arbeiterklasse heute ist multikulturell

und die multikulturelle Realität jenseits von der Frage von Flüchtlingen

und wie man mit Flüchtlingen umgeht,

die muss man wahrscheinlich noch wirklich wahrgenommen werden

von der SPÖ stärker als bisher.

Ein Punkt auch in Bezug auf die ÖVP und das Zugehen auf die ÖVP

oder das Nicht-Zugehen auf die ÖVP.

Wie ist es nicht in Europa so,

in welche Richtung sich Gesellschaften und Staaten entwickeln,

hängt ganz entscheidend davon ab zur Zeit,

ob bürgerliche Parteien mit Rechtsradikalen zusammengehen,

in Richtung Rechtsradikale gehen oder nicht.

Ist es dann nicht die Aufgabe einer aufgegärten Linken,

die bürgerlichen Parteien auch anzusprechen,

die dort anzusprechen, denen das nicht passt,

dass man eine Melone in Italien zur Regierungschefin macht

oder wie jetzt in Spanien die Allianzen mit Fox,

die zur Rechtsradikalen Bürgermeistern und Lokale Regierungen führen.

Wenn man da sagt, dass man will unter allen Umständen

keine Koalition mit der ÖVP, wie das Andreas Barbara gesagt hat,

ist das nicht ein bisschen eine Sackgasse.

Muss er dann nicht darüber hinausgehen und das in Frage stellen?

Unter allen Umständen hat er, glaube ich, gar nicht gesagt.

Ich würde auch gar nicht so auf das Ausgrenzen hinauslaufen lassen.

Es ist immer ein Problem, wenn man in die Ausgrenzer-Ecke gedrängt wird.

Man muss versuchen, die Dinge positiv zu formulieren.

Man muss eher sagen, die bürgerlichen Ideale

werden ja von diesen Parteien in ihren rechtsextremen Allianzen verraten.

Und in Wahrheit sind wir die Partei, die diese Ideale formuliert

und wiederbelebt und rettet.

Wenn es im Stande ist, so positiv darzustellen,

dann schaut es anders aus, als wenn es sagt, mit denen nicht und mit denen nicht.

Die ÖVP, die noch stärk, noch wehren, die Arme der FPÖ zu drängen,

ist sicherlich keine Perspektive.

Das muss man nicht brengen. Die Halbzogse hin,

die Sinkt schon mehr, als sie gezogen werden muss.

Aber da hilft man ein bisschen mit, wenn man sagt,

wer will unter keinen Umständen, mit dem was zu tun.

Aber sie haben gezeigt, dass sie die SPÖ in Niederösterreich und die SPÖ in Salzburg

haben jetzt nicht massiv seinen Geburt,

aber die haben jetzt versucht,

eine normale taktische Vorteile in zu einer Verhandlungsposition auszunutzen.

Und die SPÖ hat keine Sekunde gezögert und die blaue Karte gezogen.

In mehreren europäischen Staaten, die Situation,

die Sache, dass Orban ein Vorbild für konservative, bürgerliche,

plötzlich über das Lager der unmittelbaren Orbanfans hinaus

wird in Griechenland, in anderen Staaten Europas,

ist natürlich auch ein Phänomen, mit dem sich ganze Europa auseinandersetzen muss.

Auch die Hinblick auf die Europawahlen im nächsten Jahr.

Die Gefahr, dass Entwicklungen in Ausserkontrolle geraten können,

die zeigt sich auch ein bisschen an diesem organisatorischen Debackel der SPÖ, oder?

Die Schwäche der SPÖ ist ein Drama, aber genauso die Schwäche der ÖVP.

Diese beiden Parteien schwächeln ja fast im gleichen Ausmaß, muss man sagen.

Die ÖVP hat natürlich jetzt Sekturen im Land,

wie sie ist die Bürgermeisterpartei und hat ein ganz anderes Netz,

auf das sie sich stützen kann.

Aber das Zentrum der ÖVP ist genauso hohl, wie das Zentrum der SPÖ.

Die bürgerlichen Werte, das bürgerliche Denken,

der bürgerliche Kern, wie du beschreibst,

aber sozusagen dieses Standhalten eines liberaldemokratischen Selbstverständnisses

gegen die illiberale Demokratie, das möchte ich doch auf konservative,

auf christlich konservative Weise genauso formuliert wissen,

wie auf sozialdemokratisch linke Weise und auf beiden Ebenen fehlt.

Und dadurch kommt natürlich auch diese Populismusflut,

diese rechtsextreme Flut, so relativ ungehindert zum Durchfluten.

Letztlich ist die Frage, wie diese populistische Flut gestoppt werden kann,

in Grenzen gehalten werden kann.

Das ist die entscheidende Frage, die gesamte ÖVP.

Ja, und da haben wir jetzt einen linken Player in Form des Herrn Babler,

der eine grauwürdig populistische Fähigkeit hat,

sozusagen authentisch und akzeptabel,

vormaßen aufzutreten und auch seinen politischen Gegenüber

rhetorisch politisch standzuhalten.

Weißt du, wir von seiner Vorgängerin nicht behaupten konnten

und deren Vorgänger auch nicht behaupten,

Vorgänger auch nicht behaupten konnten, Kern war ein Sonderfall.

Das ist sozusagen schon das Neues,

das ist eine gewisse Qualität, auf die man nicht alle Hoffnungen setzen kann,

aber eine gewisse Hoffnung.

Danke Armin, das war ein Versuch, die Turbulenzen der SPÖ

nicht nur durch eine ganz düstere Brille zu sehen.

Ich bedanke mich sehr herzlich für Ihr Interesse.

Die Kolleginnen und Kollegen der Falter Redaktion

legen gerade eine Nachtschicht ein

mit den neuesten Informationen für den aktuellen Falter.

Der erscheint heute Dienstag am Abend online,

ist morgen Mittwoch in den Kiosken oder bei einem Abo in ihrem Bostfach,

ein Falter Abo ist in solchen Tagen ein echtes S-Set.

Alle Informationen dazu gibt es im Internet unter der Adresse Abo.falt.at

Wo Sola Winterauer designation gestaltet,

Miriam Hübel betreut in diesen Tagen die Audio-Technik im Falter.

Ich verabschiede mich bis zur nächsten Sendung.

Sie hörten das Falter Radio, den Podcast mit Raimund Löw.

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Den Versuch einer Interpretation der Turbulenzen um die SPÖ-Führung mit Ausblick auf eine Sozialdemokratie mit Andreas Babler an der Spitze liefert FALTER-Herausgeber Armin Thurnher im Gespräch mit Raimund Löw.

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