Thema des Tages: Das goldene EU-Ticket für dubiose Reiche

DER STANDARD DER STANDARD 10/11/23 - Episode Page - 28m - PDF Transcript

Diese Podcast wird unterstützt von A1. Ich bin Jold Wilhelm, das ist Thema des Tages,

der Nachrichten-Podcast vom Standard.

Stellen Sie sich vor, Sie haben viel Geld, das Sie nicht versteuern wollen. Oder Sie sind ein

korrupter Politiker oder gar Kriegsverbrecher, der nicht gefunden werden will. Dann brauchen Sie

eines. Eine Staatsbürgerschaft, die Ihnen die Tore zur weiten Welt und gerne auch in Steuerparadise

öffnet. Mit anderen Worten, Sie brauchen einen goldenen Pass. Und so einen goldenen Pass können

Sie tatsächlich erwerben. Für 100.000 Euro zum Beispiel im Karibikstaat Dominika. Und damit

dürfen Sie dann sogar ungehindert in der EU einreisen. Wie eine Recherche der Standard in

Zusammenarbeit mit internationalen Medien herausgefunden hat, nutzen Tausende, zum Teil sehr

dubiose Personen, dieses Schlupfloch. Wie das sein kann und wer aller von diesen Staatsbürgerschafts

Deals profitiert, darüber sprechen wir heute. Karina Huppert, du bist Investigativjournalistin

und du hast mit deinen KollegInnen aus aller Welt zu diesen dubiosen Staatsbürgerschafts Deals

recherchiert. Wohin hat euch eure Recherche geführt? Na physisch hat mich die Recherche leider nicht

an den Ort geführt, das wäre bestimmt nett gewesen. Aber zumindest inhaltlich waren wir in

den letzten Monaten auf Dominika. Das ist ein kleiner Inselstaat in der Karibik, wenn man auf

der Karte guckt, so ganz grob gesagt nördlich von Venezuela. Da leben so etwas mehr als 70.000

Menschen und auf den Bildern von touristischen Angeboten sieht die Insel traumhaft aus.

Türkises Meer, lange Sandstrände, auch so ein ganz sattgrüner tropischer Regenwald, also so

ganz klischeehaft eigentlich. Dominika ist aber auch dafür bekannt, ein Citizenship

bei Investment-Programm zu haben. Also das heißt, dass man die Staatsbürgerschaft von Dominika

kaufen kann. Und solche Programme stehen ja schon seit vielen Jahren in der Kritik und das war für

uns auch der Anlass, dort einmal hinzuschauen, um herauszufinden, wer denn eigentlich Staatsbürger

von Dominika geworden ist. Wie kommt es eigentlich, dass Dominika nicht bekannt geworden ist für seine

Strände, für seine satten grünen Regenwälder, so wie sie hier gerade der Premierminister in

einer Werbung bewirbt, sondern eben für Deals mit Staatsbürgerschaften? Das Programm gibt es

eigentlich schon relativ lange. Das ist in den 1990er Jahren mal gegründet worden, lief aber lange

eher so unter Ferner liefen. Und Dominika hat dann in den 2000er Jahren ziemlich wirtschaftliche

Probleme bekommen. Und der jetzige Premierminister ist damals gewählt worden und hat dann ganz

aktiv angefangen, das Programm zu bewerben, um Einnahmen für Dominika zu generieren. Es gibt

wirklich mittlerweile Zahlen, die gehen in die Tausende. Wir haben 7.700 Namen ausgewertet und

gehen aber davon aus, dass es eigentlich noch deutlich mehr Menschen sind, die über dieses

Programm mittlerweile die Staatsbürgerschaft erworben haben. Über diese Menschen möchte ich

gleich alles erfahren, aber erklären es vor, noch wie funktioniert das eigentlich, so eine

Staatsbürgerschaft zu kaufen. Kann das jeder machen? Na es gibt zumindest erst mal ein ganz

offizielles Programm, das auch beworben wird. Es gibt eine eigene Abteilung beim Finanzministerium,

eine Citizenship by Investment Unit. Und es gibt auch sogenannte Agenten, die dir praktisch helfen,

dieses Programm zu durchlaufen, ohne die geht es auch gar nicht. Also du kannst dich nicht einfach

mal bei der Regierung bewerben. Diese Agenten haben alle Lizenzen und mit denen musst du dann die

nötigen Dokumente zusammensammeln. Also einen Antrag stellen, du brauchst so was wie eine Geburtsurkunde,

Ergebnisse von HIV-Tests, andere medizinische Untersuchungen, Kontoauszüge und in der Theorie

prüft dann diese Abteilung im Finanzministerium deinen Antrag. Und wenn du dich erfolgreich

beworben hast, dann brauchst du nur noch eins. Hunderttausend Dollar müssen investiert werden,

Dominika. Und dazu kommen noch so ein paar tausend Dollar an Gebühren. Du kannst auch in Immobilien

investieren, die Immobilien kaufen, dann müssen allerdings schon 200.000 Dollar investiert werden.

Das heißt, du musst auf jeden Fall das nötige Kleingeld mitbringen. Das klingt für mich jetzt

aber schon so, als wenn ich eben dieses nötige Kleingeld habe, dass dieser Deal relativ einfach

umzusetzen ist. Oder es ist tatsächlich so, dass die Auflagen streng sind, wer eine Staatsbürgerschaft

von Dominika haben kann und wer nicht. Das ist zumindest das, was die Regierung sagt und was

auch immer so die Anforderungen an die Programme sind. Also es gibt zum Beispiel ein paar Länder,

die von dieser Staatsbürgerschaft ausgeschlossen sind. Nord Irak gehört dazu, Nordkorea seit

März 2022 sind es auch Russen und Weißrussen, die sollen kein Pass aus Dominika bekommen können.

Und in der Theorie gibt es auch so ganz strenge sogenannte Due Diligence Prüfungen, also Prüfungen,

bei denen dann die Bewerber ganz genau durchleuchtet werden. Und in der Praxis sieht das dann allerdings,

ich glaube, so viel kann ich jetzt schon verraten, nicht mehr ganz so streng aus. Und der damalige

Chef von diesem Passhandelprogramm hat vor einigen Jahren selber mal in einem Interview damit

geprahlt, dass sie eigentlich gerade mal 2 Prozent aller Anträge ablehnen. Das klingt dann nicht mehr

gar so streng. Du hast gesagt 100.000 Euro, wenn man es in Cash zahlt oder 200.000 Euro,

wenn man in Immobilien investiert. Wie groß ist denn dieses Geschäft mittlerweile mit der

Staatsbürgerschaft von Dominika? Also verglichen mit anderen Citizenship

bei Investmentprogrammen ist das Geschäft in Dominika mit diesen 100.000 Dollar Investment eher

gering. Malta hat zum Beispiel mehr als eine halbe Million für seine Staatsbürgerschaften genommen,

auf Zypern waren es irgendwie bis zu 2 Millionen. An Al Jazeera Investigation has revealed that Cyprus

has been giving European passports to convicted criminals and high-level political figures.

That's generated more than 8 billion dollars for its government. Trotzdem ist für Dominika dieses

Programm enorm wichtig. In den letzten Jahren haben die Einnahmen, die aus diesem Passhandel hervorgehen,

teilweise mehr als die Hälfte von den Staatseinnahmen ausgemacht, die sie in einem Jahr hatten. Das sind

so 300 Millionen Dollar und davon waren es die Hälfte. So steht es zumindest in den Staatshaushalten

und da kann sich dann ja doch jeder denken, dass es ein wirklich wichtiger Faktor für das Land ist.

50 Prozent der Staatseinnahmen, das ist dann doch keine Summe mehr, die man verbergen kann,

ist in Dominika ein reiches Land. Da leben ja nicht sehr viele Menschen. Wer profitiert von diesen

Deals? Nee, also dass Dominika reich ist, kann man nicht sagen. Tatsächlich hat das Land

wirtschaftlich eher schwere Zeiten durchgemacht. Da gibt es ein paar Gründe. Ein wichtiges Gut

auf Dominika sind zum Beispiel Bananen, die werden auf der Insel auch grünes Gold genannt. Und durch

die Kolonialgeschichte von Dominika gab es in der EU lange geringe Einführzölle darauf. Das

wurde dann von der Welthandelsorganisation verboten und da ist ein wichtiges Wirtschaftsgut von

Dominika komplett weggebrochen. Dazu kamen ein paar wirklich schwere Hurricanes, die das Land

in der Krise gestürzt haben und dadurch ist eben dieses Passhandelprogramm wirklich eine

wichtige Einnahmequelle. Es gibt aber eben auch Anzeichen, dass einige wenige im Land ganz besonders

davon profitiert haben. Zum Beispiel der Premierminister, Roosevelt Scarred. Das monatliche Gehalt

von dem sind nämlich umgerechnet so um die 2000 US-Dollar. Im Gehören auf Dominika aber

wirklich einige Immobilien. Auf dem Papier sind die 400.000 Dollar wert, werden sogar noch wertvoller

eingeschätzt. Sein Sohn zum Beispiel ist offenbar auf eine sehr teure Schule in New York gegangen

und das ist ja alles schon eher ungewöhnlich bei dem Einkommen, das er auf dem Papier hat.

Klingt für mich nach persönlicher Bereicherung. Das kann man so sagen, ja. Lass uns auf die Menschen

zu sprechen kommen, die diese Staatsbürgerschaften von Dominika erwerben. Geld müssen sie ja haben.

Wie stechen sie noch heraus? Was sind das für Menschen? Wir haben uns insgesamt so 7.700 Namen

angeguckt, angefangen so um das Jahr 2007 herum und ein Großteil, das kann man, wenn man so nach

Ländern einordnen will, ein Großteil der neuen Bürger aus diesen Listen kommen aus Russland,

China und dem Iran. Und ich sage mal, es sind auch einige vorsichtig formuliert hochkarrettige Namen

dabei. Wir haben zum Beispiel in der Liste Asadullah Khalid gefunden, den ehemaligen

afghanischen Geheimtinschef, der war später auch Verteidigungsminister und ihm wird von

einem kanadischen Diplomaten vorgeworfen, den Mord an 5 UN-Mitarbeitern angeordnet zu haben und

unter seinem Hause einen Folterkeller betrieben zu haben. Wir haben den ehemals führenden Atomwaffenforscher

von Saddam Hussein in der Liste gefunden oder zum Beispiel den früheren jordanischen

Premierminister, der ironischerweise öffentlich sich gegen die doppelte Staatsbürgerschaft

ausgesprochen hat und selber aber eben diesen Pass hat. Er hat uns dann auf Anfrage mitteilen

lassen, er habe diesen Pass aus Dominika aber nie benutzt. Und auf den Listen finden sich zumindest

auch zwei mittlerweile sanktionierte russische Oligarchen.

Bleiben Sie dran, wir sind gleich zurück.

Standard Podcasts gibt es ja wirklich schon zu jedem Thema. Also fast jedem True Crime. Thema

des Tages. Lohnt sich das. Insight Austria. Serienreis. Besser Leben. Rätsel der Wissenschaft.

Editions-Zukunft. Und und und. Aber nicht jede hat die Zeit das alles zu hören. Und manchmal möchte

man sich einfach nur ein paar Minuten bescheiden lassen. Ich bin Schold Wilhelm. Und ich bin

Ab sofort bringen wir auch Highlights unserer Podcasts. Für zwischendurch, wenn mal weniger

Zeit ist. Diese kurzen Ausschnitte nennen wir Shorts. So wie eine kurze Hose. Oder eine kurze

Geschichte. Okay. Und Shorts vom Standard finden Sie jetzt überall, wo es Podcasts gibt.

Karina Hubertz. Also mutmaßliche Kriegsverbrecher bis hin zu sanktionierten Oligarchen. Das sind

jetzt alles Menschen, von denen ich meinen würde, sie wollen nicht gefunden werden und schon gar

nicht von der Presse. Wo habt ihr denn all diese Namen gefunden? Tatsächlich gibt Dominika die

Namen dieser neuen Staatsbürger selber heraus. Allerdings nur lokal. Also es findet man jetzt

nicht online, sondern die werden in der sogenannten Dominika-Gasette herausgegeben. Das sind so ganz

dünne Papierhefte mit einer Schnur zusammen gebunden. Und darin werden die Namen veröffentlicht.

Ganz eng rein und spalten. Viele, viele Namen pro Seite. Und diese Hefte kann man zum Beispiel im

Nationalarchiv von Dominika finden in der Hauptstadt. Und da kann man reinspazieren und

diese Dokumente einfach sichten. Also da muss ich jetzt sagen, da kann ich mich nicht mit rühmen.

Aber im vergangenen Jahr ist es einer NGO, dem Government Accountability Project gelungen,

mit denen haben wir für die Recherche zusammengearbeitet, Dutzende dieser Gazetten zu

erhalten. Ich kann nicht ganz so viel über die Quellen erzählen. Das ist, glaube ich,

verständlich, weil wir dann natürlich auch immer Menschen schützen müssen. Aber was wir

sagen können, ist, dass es verschiedene Quellen gab. Also wir sind aus verschiedenen Quellen an

diese Gazetten gekommen. Es kam teilweise aus Bibliotheken, teilweise aus privaten Sammlungen,

teilweise von einer Universität auf Jamaika. Und das waren aber auch Reporter aus dieser

großen Recherche-Korporation. Wir waren ja 16 Medien insgesamt international. Und da waren

auch Reporter vor Ort. Wie finden das denn die Regierungsvertreter von Dominika, dass ihr

beziehungsweise deine KollegInnen da in diesen Staatsarchiven herumkamen? Wir können das nur

erahnen. Wir haben mehrmals natürlich versucht, mit Premierminister Scarry zu sprechen. Wir haben

viele Anfragen gestellt. Wir haben leider keine Antwort bekommen. Wir haben dann nur mitbekommen,

dass er in zwei Pressekonferenzen, die er in den vergangenen Wochen gegeben hat, auf uns Bezug

genommen hat. Und das jetzt nicht unbedingt wohlwollend, als ich glaube, die Begeisterung hält sich

in Grenzen. Also der Premierminister spricht da von Journalisten als Terroristen, die

nur schlechtes im Sinn haben, was Dominika betrifft. Eine Frage haben wir jetzt aber noch im Raum

stehen lassen. Warum sind ausgerechnet diese besagten, betuchten Menschen, die mitunter gerne

untertauchen wollen? Warum sind ausgerechnet diese Menschen interessiert an einem Pass von

einem Karibikstaat wie Dominika? Was macht diese Staatsbürgerschaft so attraktiv?

Eine Staatsbürgerschaft von Dominika hat einige Vorteile. Ich würde mal drein nennen und der

vermutlich größte Vorteil ist, man kann ohne Visum in über 110 Länder einreisen, darunter die

Europäische Union. Und für etwa zwei Dutzend weitere Länder gibt es Visums Erleichterung. Das

ist natürlich ein riesiger Vorteil, wenn man zum Beispiel, um mal bei den größeren Gruppen zu

bleiben, einen russischen Pass hat oder einen iranischen Pass. Der zweite Grund ist, dass es so

unglaublich einfach ist, so ein Pass zu bekommen. Also ich muss nicht auf Dominika leben. Ich muss

nicht auf Dominika Steuern zahlen. Bis vor wenigen Wochen musste ich noch nicht mal persönlichen

Gespräch absolvieren, um diesen Pass zu bekommen. Und der dritte Grund oder der dritte Vorteil von

diesem Pass ist, man kann den ganz hervorragend zur Steuerhinterziehung nutzen. Also ein Beispiel,

wenn sich eine Person, die in Österreich lebt, einen Pass aus Dominika kauft und dann zum Beispiel

ein Konto in der Schweiz eröffnet, dann wird der Geldfluss auf dieses Schweizer Konto nicht mehr

angezeigt, dass er aus Österreich kommt, sondern aus Dominika. Und das bedeutet auch, dass die

Schweiz sich nicht mehr bei den österreichischen Behörden meldet, um diese Einkünfte anzuzeigen,

was sie ja immer im Rahmen von so einem Datenaustausch machen. In der Schweiz kommt ja nur

an das Geld, kommt aus Dominika. Da gibt es diesen Austausch nicht. Und so wird Steuerhinterziehung

deutlich einfacher. Also du merkst, es gibt so ein paar Gründe, die für so ein Pass sprechen. Und ich

glaube, das sind so die drei wichtigsten. Also wenn ich viel Geld habe, das ich nicht versteuern

möchte, dann lohnt es sich vielleicht, sich die Staatsbürgerschaft von Dominika anzueignen. Was

bringt es denn, diesen besagten Personen in die EU einreisen zu können? Was genau haben sie davon?

Also die EU ist sicher nicht das einzige Ziel, aber definitiv ein beliebtes. Wir haben zum Beispiel

den Fall eines ehemaligen irakischen Ministers verfolgt. Der hat in Deutschland eine Firma gegründet,

die hatte den Zweck, hier für ihn und seine Söhne Immobilien zu halten. Ob er am Ende tatsächlich

Immobilien gekauft hat, konnten wir nicht abschließend klären. Die Firma ist mittlerweile auch

wieder aufgelöst. Aber das ist zum Beispiel eine mögliche Motivation, dass man hier sein Geld

anlegt, das man in einem anderen Land erworben hat, auf welchem Weg auch immer. Wir haben aber

auch Fälle recherchiert, in denen die Pässe genutzt wurden, um Konten zu eröffnen und so

Überweisungen weniger auffällig zu machen. Es gibt zum Beispiel so ein Beispiel, da geht es um

Zahlungen von Iranern nach Europa. Und die sind natürlich aufgrund der Sanktionen gegen den

Iran deutlich unauffälliger, wenn sie offiziell von Menschen mit einem Pass aus Dominika kommen

und nicht von Iran an. Wird natürlich weniger genau hingeguckt. Das heißt, es wollen jetzt

nicht unbedingt alle Menschen physisch einreisen, sondern die Pässe können auch sehr gut für

Geschäfte genutzt werden. Leuchtet ein. Du hast vorhin einen Namen gesagt, bei dem ich

hängen geblieben, da ging es um einen afghanischen Minister oder Ex-Minister, der unter seinem Haus

einen Folterkeller hatte. Genau. Wisst ihr, ob der seinen Pass von Dominika genutzt hat, um nach

Europa einzureisen? Das ist tatsächlich ein Aspekt der Recherche, wo wir nicht an allen Stellen

weitergekommen sind, weil wir natürlich vor allem erstmal die Liste der Personen haben, die diesen

Pass haben. Da ist leider nicht vermerkt, was die Menschen mit diesen Pässen gemacht haben. Wir

konnten das in wirklich einigen Fällen nachvollziehen, indem wir andere Daten, andere Recherchen dann

noch zugezogen haben. In dem konkreten Fall können wir leider nicht genau sagen, was er mit diesem Pass

gemacht hat. Ist nachvollziehbar, dass es nicht immer so einfach ist, diese Personen aufzuspüren,

aber das ist doch eine sehr interessante Runde an eher dubiosen Persönlichkeiten, die da aufgelistet

sind, die sich die Staatsbürgerschaft von Dominika besorgt haben für 100.000 Euro pro Pass vom

mutmaßlichen Folterminister bis hin zu dubiosen Geschäftsleuten. Was sagt denn eigentlich die EU

dazu, dass so ein Schlupfloch genutzt wird, um auch in die EU einreisen zu können? Also auf unsere

konkreten Anfragen hat die EU sich relativ zugeknöpft gegeben. Meine Frage, warum es überhaupt dieses

Abkommen gibt zur visumsfreien Einreise für Dominika, hat die Sprecherin der Kommission mehrmals

einfach ignoriert. Ansonsten haben sie uns geantwortet, dass man das Passhandelprogramm von

Dominika und anderen Ländern gerade überprüft, dass man in dem Zusammenhang auch im Februar Fragen

an die Länder geschickt hat. Man wolle jetzt im Anschluss dann über nächste Schritte entscheiden,

einen Zeitplan dafür gibt es aber nicht. Das ist auch das Resultat davon, dass wir hatten es

eingangs schon mal kurz besprochen, dass einige dieser Programme in der Kritik stehen und dass es

auch andere Länder gibt, wo in den vergangenen Monaten so eine Visumsfreiheit dann auch schon

mal zurückgezogen wurde. Im konkreten Fall jetzt mit Blick auf Dominika hat Großbritannien tatsächlich

die Situation anders gehandhabt. Deren Innenministerin hat nämlich im Juli verkündet,

dass Staatsbürger aus Dominika nicht mehr ohne Visum einreisen dürfen, hat das mit Sicherheitsgründen

begründet. Was jetzt genau diese Sicherheitsgründe sind, hat sie nicht gesagt. Allerdings hatte

Dominika nur zwei Tage vorher angekündigt, jetzt Menschen aus Iran stärker zu prüfen und auch

verpflichtende Interviews von Antragstellern wurden eingeführt. Also da kann man jetzt natürlich

mutmaßen, ob es da dann einen Zusammenhang gibt. Also zumindest Großbritannien hat schon etwas

dagegen unternommen. Aber für mich hat sich noch nicht so richtig herauskrisalisiert, was

die EU eigentlich von diesen Abkommen hat. Wird denn irgendwas dagegen getan? Also außer der

Überprüfung von der die Sprecherin der Kommission gesprochen hat, ist uns derzeit nichts

bekannt. Und aufgrund dieses Falls des irakischen Exministers in Deutschland hatten wir die Bundespolizei

in Deutschland mal angefragt. Die haben zum Beispiel auch gar keine Statistiken, ob und wenn ja wie

oft Pässe aus Dominika zur Einreise genutzt werden. Das ist dann doch sehr erstaunlich, wenn man bedenkt,

wie groß das Thema Migration in der EU eigentlich diskutiert wird. Das ist mit

unserer Wahl entscheidend. Wenn man sich viele Länder anschaut, auch in Österreich ist es so,

aber anscheinend bei diesen betuchten Personen mit Pässen, die gekauft wurden, schaut man dann

nicht so genau hin. Karina, was nimmst du dir denn von dieser Recherche mit? Was ist für dich

letztlich hängen geblieben? Mir ist immer ein Zitat im Kopf geblieben von Sophie Entwelt, die für die

Liberale Fraktion Renew Europe im EU-Parlament sitzt. Die hat zu uns gesagt, so ein goldener Pass sei wie

ein roter Teppich in die EU. Aber das ist natürlich eben nur für die Menschen möglich, die mindestens

100.000 Dollar übrig haben. Und es gibt natürlich genug Menschen, die ein solches Vermögen völlig

legal erwerben, keine Frage, aber auch in den Fällen kann man natürlich diskutieren, ob jetzt

Reichtum alleine ein Mittel sein soll, sich solche Privilegien zu kaufen wie andere Pässe, Reisefreiheit

auf dieser Welt, die man sich im Endeffekt kauft. Und gleichzeitig gibt es ja eben auch genug Berichte,

so wie unsere Recherche jetzt, aber auch schon Dutzende vorher zeigen, wie anfällig für Missbrauch

diese Programme sind und dass dann eben ja auch Menschen sich diese Privilegien kaufen, die jetzt

vielleicht nicht zu den besten Menschen dieser Gesellschaften gehören. Und zu dem, was du

angesprochen hast, wir wissen eben auch, dass es ja auch sehr, sehr viele Menschen gibt, die ganz

anders versuchen in die EU zu kommen, weil sie nicht ansatzweise solche Mittel zur Verfügung haben.

Erst vor wenigen Tagen gab es ja wieder sehr ausführlich Berichterstattung über die vielen zum

Teil sehr überfüllten Boote, die in Lampedusa ankommen und ob und wie diese Menschen in die EU

kommen, wird wiederum sehr ausführlich diskutiert. Und ich habe von dieser Recherche mitgenommen,

dass auch die andere, die gekaufte Art in andere Länder in die EU zu gelangen, wirklich viel

Zündstoff hat, so viele Punkte, die man politisch diskutieren könnte und vielleicht trägt diese

Recherche ja dazu bei, dass auch diese Art in die EU einzureisen, seinen Platz in der Diskussion bekommt.

Karina Hubertz, vielen Dank für deine Recherche und deine Zeit. Vielen Dank für die Einladung.

Wenn Sie noch mehr über diese internationalen Recherche, an der der Standard beteiligt war,

erfahren möchten, dann empfehle ich Ihnen die Beiträge dazu auf der Standard.at. Wenn Sie unsere

Arbeit hier beim Podcast und solche investikativen Recherchen unterstützen wollen, dann können Sie

das tun. Am besten mit einem Abonnement, alle Infos dazu auf abo.standard.at. Und wenn Sie sagen,

Sie wollen sich jetzt nicht verpflichten, dauerhaft für uns zu zahlen, dann können Sie uns auch eine

einmalige oder mehrmalige Spende geben. Vielen Dank dafür schon im Voraus. Jetzt geht es gleich

weiter mit unserem Meldungsüberblick. Also dranbleiben. Wir sind gleich zurück.

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Leben? Haben Tiere ein Bewusstsein? Können wir durch die Zeit reisen? Es gibt so viele große

Fragen, die uns Menschen seit Jahrtausenden beschäftigen. Aber erst jetzt kann die Wissenschaft

Antworten daraus liefern. Oder neue Rätsel entdecken. Ich bin Tanja Traxler. Und ich bin

David Renert. Im Standard Podcast der Rätsel der Wissenschaft gehen wir großen Fragen der

Menschheit auf die Spur. Wir fragen Wissenschaftlerinnen, was in Schwarzen Löchern passiert, wo die

Aliens bleiben und die Fusionskraftwerke und wo die Mathematik an ihre Grenzen stößt.

Rätsel der Wissenschaft, jeden Mittwoch eine neue Folge. Überall, wo es Podcast gibt.

Und hier ist was Sie heute sonst noch wissen müssen. Erstens. Am Dienstagabend wurden erneut

Raketenangriffe aus dem Libanon auf den Norden Israels gemeldet. Israels Armee reagierte wiederum

mit Atelierfeuer. Eine Entspannung ist weiterhin nicht in Sicht. Warum das so ist, das haben wir

auch in der gestrigen Folge von Thema des Tages analysiert und sind hier auf die militärischen

Herausforderungen für Israel eingegangen. Der Konflikt schlägt sich auch auf das Geschehen

in Österreich nieder. Da stellt sich die Polizei auf neue Kundgebungen am Mittwochabend ein. Sowohl

israelisches Gedenken als auch palästinensische Proteste werden erwartet. Zweitens. Die Wirtschafts-

und Korruptionsstaatsanwaltschaft ermittelt gegen die Einkaufstochter des Roten Kreuzes. Zudem

werden ein früherer Rotkreuz Manager und bislang unbekannte Täter als Beschuldigte geführt.

In dem Verfahren geht es um dubiose Deals mit einem italienischen Lieferanten, der schadhafte Masken

und interdequate Schutzanzüge noch Österreich verkauft hat. Entscheidungsträger des Roten

Kreuzes hätten rechtswidrig und schuldhaft gehandelt, die zumutbare Sorgfalt außer Acht

gelassen und damit dazu beigetragen, die Republik Österreich um mehr als 20 Millionen Euro zu schädigen.

Und drittens. Die Handysignatur wird am 5. Dezember 2023 abgeschaltet. 2,8 Millionen

Nutzer müssen dann auf die ID Ostria umsteigen. Die neue digitale Identität wird künftig dann

mit jedem Reisepass ausgestellt. Und noch ein Hörtipp für Sie. Ein Fund in Südost-England

sorgte 1912 für internationale Schlagzeilen. Ein britischer Hobbyforscher entdeckte in

einer Kiesgrube einen Schädel, der ein neues Bild von der Evolutionsgeschichte des Menschen zeichnete.

Der Forscher bezeichnete diesen Schädel als nicht weniger als einen evolutionären Missingling

zwischen Menschenaffen und Menschen. Den sogenannten Piltdown-Menschen. Doch wie sich

herausstellen sollte, war das alles nur ein Fake. Über diesen größten Fake in der Wissenschaftsgeschichte

hören Sie alles in unserem Schwester-Podcast Rätsel der Wissenschaft. Unbedingt anhören,

Rätsel der Wissenschaft finden Sie überall, wo es Podcast gibt. Falls Sie Feedback haben für Thema

des Tages, dann schicken Sie das gerne an podcast.at der Standard.at. Und wenn Sie dabei helfen wollen,

dass uns noch mehr Menschen hören, dann geben Sie uns gerne eine gute Bewertung und kommentieren

Sie diese Folge auf der Podcast-Plattform Ihrer Wahl. An dieser Folge mitgearbeitet hat Tobias Holub.

Ich bin Schold Wilhelm. Vielen Dank fürs Zuhören. Baba und bis zum nächsten Mal.

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Reicht mein Gehalt für ein gutes Leben? Sind Sneaker und Uhren ein gutes Investment? Wie viel kostet

eine Scheidung? Das und vieles mehr sehen wir uns an. In der dritten Staffel vom Standard-Podcast

lohnt sich das. Wir, das sind Melanie Reidel, Annika Dang, Alexander Amon und Michael Windisch.

Wir sprechen mit Expertinnen darüber, wie man sogar vom Weltuntergang profitieren kann. Und darüber,

wie mich künstliche Intelligenz reich macht und warum Geld noch immer Männersache ist.

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100.000 Dollar kostet ein Pass des Karibikstaats Dominica. Begehrt ist er bei Steuervermeidern und anderen Menschen, die nicht gefunden werden wollen

Wer in die EU einreisen darf und wer nicht, dass ist einer der großen Streitpunkte europäischer Sicherheitspolitik. Dabei geht es meistens um die massenhafte Migration von Menschen aus Krisengebieten. Doch während diese Diskussion zunehmend unsere Gesellschaft spaltet, haben Korrupte Politiker, dubiose Geschäftsleute und sogar Kriegsverbrecher aus fernen Ländern einen Weg gefunden, ganz legal in EU-Länder einzureisen.
Für viel Geld erwerben sie die Staatsbürgerschaft des Karibikstaates Dominica und können sich so auch ungehindert in unseren Breitengraden niederlassen. Wie eine Recherche des STANDARD in Zusammenarbeit mit internationalen Medien herausgefunden hat, nutzen tausende, wenn nicht zehntausende Personen dieses Schlupfloch. Wie das sein kann und wer aller von diesen Staatsbürgerschaftsdeals profitiert, darüber sprechen wir mit Investigativjournalistin Carina Hubertz.

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