Echo der Zeit: Critical Mass Zürich: Polizei verteilt Bussen

Schweizer Radio und Fernsehen (SRF) Schweizer Radio und Fernsehen (SRF) 7/29/23 - 29m - PDF Transcript

Radio SRF, Echo der Zeit mit Christina Scheidegger.

Und das sind die Themen vom 29. Juli.

Die erste unbewilligte Critical Mass-Demo in Zürich.

Alle zusammen sind aufs Velo.

Es hat keine Konsequenzen gehabt.

Jetzt hat es wie eine schwere Anknob, die es vorher nicht hatte.

Trotzdem sei der entscheidete Behörden richtig,

die Velo-Veranstaltung als Demonstration zu werten,

sagt bei uns der Staatsrechtler.

Humanitäre Hilfe in Afghanistan.

Das Taliban-Regime beansprucht viele Güter für sich.

Das sei aber kein Grund, sich aus dem Land zurückzuziehen,

sagt die Expertin in Kabul.

Jede internationale Präsenz hier, sei es auch nur eine kleine Organisation,

gibt den Menschen erstmal auch ein bisschen mehr Schutz

und ein klein wenig mehr Hoffnung

und vielleicht auch ein paar mehr Türen nach draußen.

Dann die ausgefalten Strategien der Klimaleugner.

Die Ölkonzerne in den 1980er-Jahren

mit Desinformationen zum Klimawandel Stimmung machten.

Und ein streitbarer Zeitgenosse.

Der deutsche Schriftsteller Martin Walser

ist im Alter von 96 Jahren gestorben.

Früher als linke Intellektuell- und Schriftsteller

meinte es, die Literatur erklärt die Welt.

Jetzt sage ich, die Literatur erklärt die Welt.

Die Würdigung?

Im Echo der Zeit.

Wir beginnen mit den Nachrichten.

In Niger versuchen die Putschisten, ihre Macht zu festigen.

Gleichzeitig erhöhen die afrikanischen und westliche Staaten

den Druck auf die Militias.

Marco Kolla.

Der abgesetzte Präsident von Niger, Mohammed Basoum,

müsse bis in zwei Wochen wieder in sein Amt eingesetzt werden.

Das verlangt die afrikanische Union von den Putschisten

in einem Ultimatum.

Und die Europäische Union stoppt alle Hilfen für Niger.

Das gab der EU-Außenbeauftragte Josep Borrell bekannt.

Mit sofortiger Wirkung werde auch die Zusammenarbeit

im Sicherheitsbereich suspendiert.

Derweil versuchen die Putschisten in Niger Normalität herzustellen.

Ein General sagte im Fernsehen, sie hätten die Staatsangestellten

aufgefordert, ihre Arbeit wie gewohnt zu erledigen.

Vor drei Tagen hatten in Niger Offiziere der Präsidentengarde

den demokratisch gewählten Präsidenten Mohammed Basoum

in seinem Palast festgesetzt und ihn für entmachtet erklärt.

Kämpfer der russischen Wagnergruppe sollen sich in der Nähe

der polnisch-belarussischen Grenze aufhalten.

Das sagt der polnische Regierung Chef Matthäus Morawiecki.

Mehr als 100 Wagnerkämpfer hätten sich in Richtung Grodna bewegt.

Die belarussische Stadt befindet sich,

wenige Kilometer östlich der Grenze zu Polen.

Damit werde die Situation an der Grenze noch bedrohlicher,

sagte Morawiecki an einer Medienkonferenz.

Die Wagnerkämpfer könnten versuchen, sich als Migranten

auszugeben und die Grenze zu Polen überqueren.

Ein Teil der russischen Wagnergruppe hatte sich nach dem

gescheiterten Aufstand Ende Juni nach Belarus begeben.

In den Niederlanden haben die Einsatzkräfte mit den

Vorbereitungen dafür begonnen, den seit Tagen

brennenden Autofrachter wegzuschleppen.

Noch am Wochenende soll das Schiff mit rund 3.800 Autos

an Bord in Richtung Osten zur Wattenmeer-Insel

Schilmonik auch gezogen werden.

Laut der niederländischen Wasserbehörde hängt der

genaue Zeitpunkt u.a. von der Rauchentwicklung an Bord

dem Wetter und den Gezeiten ab.

Der Frachter soll rund 16 Kilometer nördlich der Insel

bleiben, bis ein Hafen gefunden ist.

Der Nordatlantik hat letzten Mittwoch eine nie zu vorgemessene

mittlere Temperatur erreicht.

24,9 Grad betrug die mittlere Oberflächentemperatur laut

der US-Behörde für Ozean- und Atmosphärenbeobachtung.

Die Behörde hat Daten der letzten rund 40 Jahre

ausgewertet.

Und das Meer könnte noch wärmer werden.

Den Jahreshöchstwert erreicht der Nordatlantik normalerweise

erst ein paar Wochen später im Jahresverlauf

Die bisherige Höchsttemperatur wurde im September vor

einem Jahr gemessen.

Der Personalmangel im Schweizer Gesundheitswesen könnte

schon bald zu Engpässen führen.

Davor warnt Philipp Luchsinger, der Verbandspräsident

der Schweizer Haus- und Kinderärzte.

In den nächsten zwei bis drei Jahren werde es massive

Probleme geben, sagt Luchsinger in einem Interview

mit den Thamedia-Zeitungen.

Es stünden nicht mehr genügend Ärztinnen und Ärzte für die

Versorgung der Bevölkerung zur Verfügung.

Diese müssen sich darauf einstellen, dass es künftig

für einen Termin eine Wartezeit von mehreren Monaten

geben werde.

Personen mit leichteren Erkrankungen werde man

abweisen müssen.

Als Mittel gegen den Personalmangel fordert der

Ärzte Präsident mehr Ausbildungsplätze.

Zum Sport.

Weil der Fußball-Weltmeisterschaft der Frauen gab es heute

einen Kantasieg, einen Premierensieg und im

Topspiel einen Knappensieg.

Jan Zürcher.

Frankreich gewann das Spitzenspiel in seiner Gruppe gegen

Brasilien dank eines späten Treffers in der 83. Minute

mit 2 zu 1.

Damit bleiben sie weiterhin an der Tabellenspitze.

Brasilien konnte auch im 12. Direktuell gegen Frankreich

und liegt vor dem letzten Gruppenspiel.

Überraschen nur auf Rang 3 hinter Jamaica,

dass heute gegen Panama den ersten WMSieg der Geschichte

bejubeln konnte.

Ein 1 zu 0.

Beim letzten Gruppenspiel kommt es zum Direktuell zwischen

Brasilien und Jamaica.

Den Kantasieg hatten sich die Schweden in der Gruppe G.

Dank eines 5 zu 0-Siegs gegen Italien sicherten sie sich den

vorzeitigen Achtelfinaleinzug.

Und bei der Schwimmweltmeisterschaft in Japan

eine neue Ponte über 100 Meter Schmetterling, eine Medaille.

Der Olympia-Branse-Medaling-Gewinner von Tokio in dieser

Disziplin war im WM-Final von heute von Beginn an in Rücklage

und belegte am Schluss Rang 7.

Weltmeister wurde der Franzose Maxim Kruse zum

ersten Mal in seiner Karriere.

Für die Wetterprognosen zurück zu Marco Colla.

Am Abend und in der Nacht gibt es gebietsweise Regenschauer

oder Gewitter.

Morgen ist es am Vormittag noch teils bewölkt und nass.

Danach wird es zunehmend trocken und recht sanik.

Die Temperaturen erreichen etwa 25 Grad im Norden

und 30 Grad im Süden.

In der Stadt Zürich hat die Willover-Sammlung

Critical Mass gestern Abend unter neuen Vorzeichen

stattgefunden.

Die Bewegung wurde zum ersten Mal offiziell als

Demonstration eingestuft und hätte deshalb bei der Stadt

Zürich eine Bewilligung einholen müssen.

Das tat sie aber nicht.

Mehrere hundert Personen haben gemäß Stadtpolizei Zürich

dennoch an der Critical Mass teilgenommen.

Dutzende von ihnen wurden von der Polizei kontrolliert

und verzeigten.

In Landredaktorin Livia-Mittendorf.

Die Stadtpolizei Zürich hat die teilnehmenden gestern Abend

per Lautsprecher darauf aufmerksam gemacht,

dass diese Kundgebung von der Polizei nicht toleriert werde.

Es sei keine Demo ruft eine Teilnehmerin.

Die globale Bewegung Critical Mass sieht sich als

spontane Zusammenkunft nicht als Demonstration.

Deswegen wurde nie eine Bewilligung bei der Stadt

eingeholt.

Sie findet schon seit etwa 25 Jahren in der Stadt Zürich

statt.

Immer am letzten Freitag des Monats.

Ursprüngliche Bewilligung.

In den letzten Jahren hat die Veranstaltung jedoch

ein Ausmaß angenommen,

dass vielen missviel.

Teils versammelten sich mehrere Tausend Personen

mit ihren Vellos.

Der restliche Verkehr wurde behindert.

Die Stadt Zürich hat den Anlass lange toleriert,

bis sie vor kurzem vom zuständigen Stadthalter

zurechtgewiesen wurde.

Die Critical Mass sei durchaus eine Demonstration

und brauche eine Bewilligung.

Der Fraktionspräsident der FDP-Stadt Zürich,

Michael Schmied, ist zufrieden mit der Entwicklung

und auch mit dem Verlauf des gestrigen Abends.

Wichtig ist, dass der öffentliche Verkehr nicht mehr

zusammengebrochen ist wie in der Vergangenheit.

Braum und Bus konnten fahren.

Und insofern ist der Verkehr nicht mehr zusammengebrochen.

Es war der Einsatz der Polizei erfolgreich.

Anderer Meinung ist Ethikus Rotsas,

Vizepräsident der Grünenstadt Zürich,

das Polizeiaufgebot sei zu groß gewesen gestern.

Und die Polizei habe viele Verzeige ausgesprochen.

So wie die Critical Mass Gestern stattgefunden hat,

das ist kein Zustand, der jetzt so weit geführt werden soll.

Das ist das Katzenmausspiel.

Ich denke, ich ist sicher nicht förderlich.

Hält an seiner Forderung fest,

solche Anlässe sollen weiterhin ohne Bewilligung stattfinden können.

Markus Schäfer, Professor für Staatsrecht

an der Universität Basel, schätzt die Lage aus rechtlicher Sicht.

Jedoch anders ein.

Es sei wichtig, dass für solche Anlässe

eine Bewilligung vorliege.

Der Fall von Critical Mass sei zudem eindeutig.

Mir scheint es recht klar zu sein,

dass auch diese Veranstaltung auf öffentlichem Grund

bewilligungspflichtig ist.

So wie es der Stadthalter dann auch festgestellt hat.

Es sei zentral, dass die Stadt Zürich

solche Anlässe unabhängig vom Inhalt bewährte.

Dass die Critical Mass nun

als unbewilligte Demonstration gewertet wird.

Heißt aber nicht, dass sie nicht stattfinden können.

Und die Polizei, sie mit allen Mitteln verhindern müsste.

So, Markus Schäfer.

Der Schutz der Versammlungsfreiheit

und der Meinungsfreiheit gilt auch in solchen Konstellationen.

Es ist die schwierige Aufgabe der Polizei,

auch in solchen Konstellationen sicherzustellen,

dass möglichst alle unterschiedlichen Interessen

an der Benützung des öffentlichen Grundes

soweit das möglich gewahrt werden können.

Heißt es, brauche beim Umgang mit unbewilligten Demonstrationen

immer eine Güterabwägung.

Was das für die Zukunft der Critical Mass-Veranstaltungen in Zürich heisst,

wird sich zeigen müssen.

Diese Teilnehmerin sagte gestern.

Fröhlich war es etwas Schöntes.

Alle zusammen sind zu auswählen.

Es hatte keine Konsequenzen.

Jetzt hat es eine schwere Angenommen, die es vorher nicht hatte.

Eine unbewilligte Demonstration hat für viele wohl

nicht mehr die gleiche Anziehungskraft

wie eine spontane Zusammenkunft.

Das ist das Echo der Zeit auf Radio SRF.

Bei uns geht es weiter mit Einschätzungen,

wie humanitäre Hilfe in Afghanistan in Zukunft funktionieren könnte.

Mit Erklärungen, wie gewisse Kreise den Klimawandel seit Jahrzehnten leugnen

und damit Erfolg haben.

Und mit einer Würdigung des verstorbenen Schriftstellers Martin Walser,

dem das politische ebenso wichtig war wie das literarische.

Ein brisanter Bericht von US-Behörten über die humanitäre Hilfe in Afghanistan.

So sollen die Taliban die Hilfsleistungen der Vereinten Nationen

zu großen Teilen für sich vereinnahmt haben.

Wie und an wen die Güter verteilt werden,

entscheiden also nicht mehr internationale Organisationen,

sondern Vertreter des islamistischen Regimes.

Die Informationen sind durch Medienberichte an die Öffentlichkeit gelangt

und sorgen bereits für viel Gesprächsstoff,

obwohl die offizielle Veröffentlichung noch aussteht.

Wie kommt dieser Bericht in Afghanistan an?

Das habe ich Elenio Azzaino gefragt.

Sie leitet das Regionalprogramm Südwestasien,

der Konrad-Adenauer-Stiftung in Usbekistan

und ist derzeit in der afghanischen Hauptstadt Kabul.

Ich spreche mit ganz unterschiedlichen Seiten und unterschiedlichen Perspektiven.

Bislang habe ich eher Kritik zu dem Bericht gehört.

Man ist insgesamt nicht glücklich, wie über Afghanistan berichtet wird.

Natürlich gibt es viele Probleme,

und es ist auch wichtig, dass das angesprochen wird.

Aber man hat doch oft das Gefühl,

dass man an den eigentlichen Problemen,

das, was die Menschen vor Ort bewegt, eigentlich vorbeireidet

und gewisse Themen dann in Mittelpunkt gestellt werden,

aber niemand eigentlich wirklich die Menschen vor Ort fragt.

Also die fühlen sich hier so ein bisschen übergangen.

Und das ist so ein bisschen die Stimmungslage,

die ich so in den verschiedenen Zivilen,

aber auch politischen Lagern raushören kann.

Was sagen denn die Menschen vor Ort,

worüber müsste man denn berichten?

Also das ganz große Thema hier ist natürlich das Bildungsverbot,

die Bildungseinschränkung und wirtschaftliche Perspektiven.

Also das sind so die zwei ganz großen Themen,

mit denen hier jeder sich beschäftigen muss,

mit denen jeder umgehen muss.

Denn das ist die Zukunft des Landes.

Und wenn diese beiden Fragen nicht geklärt werden,

werden immer mehr Menschen versuchen,

auch noch das Land zu verlassen und sehen einfach keine Zukunft hier.

Keine Perspektiven, sagen Sie,

welche Rolle spielt denn da die internationale Hilfe in Afghanistan?

Also natürlich ist es für viele Menschen auch lebensnotwendig,

überlebenswichtig.

Gleichzeitig, und ich glaube da gehen auch die Meinungen dann auseinander

von den Afghanen aus dem Exil, die Diaspora und den Menschen vor Ort.

Die Menschen vor Ort erhoffen sich hier einfach auch mehr Engagement,

mehr Perspektiven jenseits von humanitärer Hilfe.

Also vor allem wirtschaftliche Perspektiven,

dass das Land aus der wirtschaftlichen Isolation herausgeführt wird.

Das hoffen viele, aber das wird immer schwieriger auch in der aktuellen Lage.

Wieso wird das immer schwieriger?

Also es ist einfach sehr, sehr schwierig hier überhaupt zu investieren,

Zahlungen abzuwickeln, mit dem Auslandzahlungen abzuwickeln,

weil einfach der gesamte Bankenverkehr blockiert ist.

Viele Sektoren sanktioniert sind.

Es ist einfach unglaublich kompliziert,

mit der Außenwelt überhaupt in Kontakt zu bleiben,

im Geschäft zu bleiben und sich langsam wieder ein Geschäft

oder irgendeine Lebensperspektive aufzubauen.

Und gleichzeitig natürlich mit der Bildungseinschränkung,

die natürlich auch nicht nur Frauen betrifft, sondern auch Männer,

denn natürlich sinkt jetzt auch die Qualität der Bildung.

Das alles ist halt für die Menschen einfach sehr, sehr schlimm.

Vor diesem Hintergrund funktioniert die westliche Position noch,

dass man die Taliban das Regime nicht anerkennt

und entsprechend keine Hilfsgelder an das Regime schickt,

sondern versucht die Bevölkerung direkt zu unterstützen.

Funktioniert das noch?

Also ich glaube, es hat ja nie so richtig funktioniert

und ich glaube, es gibt auch gar nicht so eine geschlossene

internationale Meinung dazu.

Also es gibt große rote Linien, es gibt Bedingungen,

die man stellt beispielsweise für die Anerkennung,

aber die genauen Benchmarks,

was denn eigentlich geschehen muss, damit dies oder das geöffnet wird,

die sind keinerseite klar.

Und man hat so das Gefühl, man ist in einem Abhalteposition

in einer Rate and See Policy und keinerseite ist wirklich klar,

was eigentlich die Benchmarks sind.

Wie wird denn das in Afghanistan diskutiert?

Wird das auch kritisiert, dass man so quasi aufhalten ist im Moment?

Ja, also man ist schon enttäuscht, man erhofft sich mehr Engagement,

man bittet auch mehr Engagement natürlich auch mit den Menschen vor Ort,

also beispielsweise nicht nur Zivilgesellschaft,

aber auch im privatwirtschaftlichen Bereich,

dass man einfach mit den Menschen weiter in Kontakt bleibt,

in Türen öffnet, dass auch mehr internationale Präsenz vor Ort ist.

Also jede internationale Präsenz, hier sei es auch nur eine kleine Organisation,

gibt den Menschen erstmal auch ein bisschen mehr Schutz

und ein klein wenig mehr Hoffnung

und vielleicht auch ein paar mehr Türen nach draußen.

Läuft das darauf hinaus, dass der Westen das Taliban-Regime

früher oder später anerkennen muss,

um überhaupt noch in irgendeiner Form eine Rolle zu spielen,

Einfluss zu nehmen in Afghanistan?

Ich glaube, das muss man getrennt sehen.

Also ich sehe aktuell auch gar keinen Trend zu einer Anerkennung,

sondern eher die Frage, wie kann man unterhalb einer Anerkennung

sich mehr engagieren.

Und ich glaube, eine Anerkennung würde auch gar nicht viel verändern,

wenn es schlecht gemacht ist.

Also man sollte es nicht daran festmachen,

sondern ich glaube, es ist wichtig, dass man im Dialog bleibt,

dass man Präsenz hat, dass man Türen hat,

dass man Kontakte pflegt in die verschiedenen Lager,

dass man weiß, was vor Ort eigentlich wirklich die Bedürfnisse sind

und auch ein realistisches Lagebild hat.

Aber ist es nicht auch schwierig, quasi unterhalb einer Anerkennung

sagen Sie, dass man sich engagiert, dass man vor Ort ist,

dass man präsent ist, dass man auch hilft,

wenn dann trotzdem die Hilfsleistungen,

wie jetzt dieser Bericht sagt, von den Taliban vereinnahmt werden?

Das ist natürlich die große Frage.

Insgesamt hat die Korruption vor Ort deutlich abgenommen.

Also das höre ich aus allen Lagern.

Die Verwaltung ist teilweise erstaunlich effektiv geworden.

Also Zolleinnahmen haben deutlich zugenommen, Steuereinnahmen.

Also viele Verwaltungsregeln werden viel effektiver angewendet.

Natürlich gibt es immer noch Korruption

und ich schließe es auch nicht aus,

dass Hilfsmittel zweckentfremdet werden, abgezeigt werden.

Das alles hat es vorher in einem großen Ausmaß schon gegeben

und ich gehe auch davon aus, dass es auch in Zukunft nicht ausgeschlossen werden kann.

Für die Menschen ist es allerdings wichtig,

dass weiterhin jenseits von humanitärer Hilfe auch Kontakte bestehen.

Also man möchte eben nicht von Hilfslieferungen abhängig sein,

sondern möchte natürlich sich auf eigene Beine stellen

und eine gewisse Präsenz haben,

um nicht völlig in die Isolation getrieben zu werden.

Das sagt Elinor Zaino in Kabul.

Für sie arbeitet für die Konrad-Adenauer-Stiftung

diese steht der deutschen CDU-Nahl.

Der CO2-Ausstoß, der von Menschen verursacht wird,

führt zum sogenannten Treibhauseffekt,

der die Temperaturen auf der Erde ansteigen lässt.

Über diesen Zusammenhang herrscht in der Wissenschaft

seit rund 30 Jahren Einigkeit.

Trotzdem wird die Tatsache, dass der Klimawandel stattfindet

und Mensch gemacht ist, immer wieder angezweifelt, auch in der Schweiz.

Wir sind die sogenannten Klimaleugner

und warum sind sie bis heute erfolgreich?

Klaus Ammann hat Antworten gesucht.

Naomi Oreskes wollte es genau wissen.

Der Wissenschaftshistorikerin an der Harvard-Universität

fiel Anfang der 2000er-Jahre auf,

dass die großen Forschungseinrichtungen

und auch der Weltklimarat der UNO betonten,

dass der Klimawandel Mensch gemacht sei.

Während viele Politiker darunter der damalige US-Präsident George W. Bush

öffentlich sagten, die Wissenschaft sei sich da nicht einig.

Sie haben sich gefragt,

ob vielleicht die Spitzen der Forschungsanstalten

die normalen Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler aber ganz anders denken.

So habe sie die Literatur umfassend analysiert, erzählt Naomi Oreskes.

Ihre Studie bewies,

dass der wissenschaftliche Konsens zum Klimawandel umfassend war.

Und sie führte dazu,

dass Naomi Oreskes von denjenigen, die das nicht wahrhaben wollten,

insbesondere von Vertretern der Erdölkonzerne wie Exxon Mobil,

attackiert wurde.

Das habe auch sein Gutes gehabt, meint Naomi Oreskes lachend,

denn so sei ihr bewusst geworden,

dass die Angriffe auf Klimawissenschaftlerinnen und Klimawissenschaftler

ein Problem waren, das sie untersuchen wollte.

Oreskes historische Recherchen zeigten,

dass Unternehmen wie Exxon über Jahre eigene Forschungsabteilungen

betrieben hatten und sehr genau Bescheid wussten über den Klimawandel.

In den 1980er Jahren,

als immer mehr wissenschaftliche Studien den Zusammenhang

zwischen Erderwärmung und CO2-Ausstoß belegten,

hätten sie umgeschwenkt und sich darauf verlegt,

öffentlich Desinformationen zu streuen

und in Gesprächssendungen und Werbefenstern Zweifel zu sehen.

Ich denke, es ist unglücklich,

dass die Wissenschaft so verzerrt ist in diesem Bereich.

Das hängt mit Sonneneinstrahlung zusammen,

mit der Ausrichtung der Erdachse.

Es gibt keinen Anlass, jetzt überstürzt Urteile zu fällen.

Die Lobidee jenigen die Maßnahmen gegen den Klimawandel ablehnten,

spielte auch direkt auf die Frau oder den Mann.

Fast 20 Jahre vor, Naomi Oreskes traf die Kritik unter anderem Ben Sander.

Der US-amerikanische Klimamodulator war leitender Autor des Kapitels

im Bericht des Weltklimarats von 1995,

in dem erstmals stand, dass die Wissenschaft davon ausgehe,

dass der Klimawandel menschgemacht sei.

In großen US-Zeitungen sei ihm Unwissenschaftlichkeit

und Korruption unterstellt worden, erzählt Ben Sander.

Die Vorwürfe seien abscheulich gewesen und restlos widerlegt worden,

aber die Zweifel seien gesät gewesen.

Wenn Unwahrheiten einmal in der Öffentlichkeit kursieren,

braucht es viel Zeit, um sie zu korrigieren, ist Ben Sander überzeugt.

Nach immer würden Teil sehr mächtige Individuen

wie ex US-Präsident Trump die Klimawissenschaft verlachen.

In der Schweiz hat z.B. erst vor kurzem

SVP-Altbundesrat Christoph Blocher in einem Interview

den Klimawandel verneint.

Die Luft für Klimaleugnerinnen und Leugner

werde zwar immer dünner ist, wenn Sander überzeugt,

weil die Evidenz mit jedem Tag klarer werden.

Die Zweifel an der Klimawissenschaft hätten die

Staatengemeinschaft aber wertvolle Zeit gekostet,

betont Wissenschafts-Historikerin Naomi Oreskes.

In den 1990er Jahren seien nur rund 10 reiche Länder

für 80% der Treibhausgasemissionen verantwortlich gewesen.

Wenn die Staatengemeinschaft damals energisch reagiert hätte,

hätten aufstrebende Länder wie China oder Indien

einen klimafreundlicheren Entwicklungsweg einschlagen können

und wären möglicherweise gar nie zu den großen Emittenten geworden,

die sie heute sind, ist Naomi Oreskes überzeugt.

Unter dem Einfluss der Klimaleugnerinnen und Klimaleugner

hätten aber allen voran die USA wenig bis nichts getan

und so die heutige Notsituation maßgeblich mitverschuldet.

Die Bewegung der Klimaleugnerinnen und Leugner

und was sie nach wie vor antreibt, war auch Thema

im SRF-Geschichts-Podcast Zeitblende.

Diese und weitere Ausgaben finden sie auf

srf.ch.audio und in allen gut sortierten Podcast-Apps.

Martin Walzer ist tot.

Der deutsche Schriftsteller ist gestern im Alter von 96 Jahren gestarten.

Walzer war nicht nur einer der wichtigsten Autoren seiner Generation,

sondern auch einer der umstrittensten.

Denn Walzer hat nicht nur geschrieben,

sondern sich auch immer wieder in die politischen Diskussionen

seinerzeit eingemischt.

Eine Würdigung von SRF-Literatur-Redaktor Michael Luysi.

Möchte man Martin Walzer als Schriftsteller würdigen,

so ist eine Sache klar.

Martin Walzer gehört zu den Großen der deutschen Nachkriegszeit

und steht damit auf einer Ebene mit Günter Grass und anderen.

Schaut man auf den politischen Menschen,

auf denen, der sich ein Leben lang in Diskussionen eingemischt hat,

so wird es komplexer.

Walzer gilt da auf das Unruhe-Stifter,

teilweise nahe am untragbaren.

Ich habe das Maul nicht halten können.

Ich habe dauernd reagiert.

Sagt Martin Walzer im Rückblick als 90-Jähriger.

Und tatsächlich, das politische war Martin Walzer mindestens genauso wichtig

wie das Literarische.

Geboren wird Martin Walzer 1927 in Wasserburg am Bodensee.

Sein Vater stirbt früh, sein ältere Bruder fällt im Krieg.

Martin Walzer studiert in Tübingen

und arbeitet daneben für den süddeutschen Rundfunk

unter anderem für die Hörspielabteilung.

So wird er zum Bindeglied zur jungen deutschen Literatureszene.

Und er schreibt.

Sein erster Roman, Ehen in Philippsburg von 1957,

wird zum Sensationserfolg.

Es folgen weitere Arbeiten in allen Gattungen der Literatur.

Mit dabei sein größter Erfolg, die Novelle,

ein fliegendes Pferd aus dem Jahr 1978.

Auch politisch passt er erst mal in die Zeit.

In den 60er-Jahren orientiert er sich an der radikalen Linken,

unterstützt den sozialdemokratischen Bundeskanzler Willy Brandt

in den letzten Wahlkämpfen

und beteiligt sich am Protest gegen den Vietnamkrieg.

Wenn die Amerikaner in den Vietnamkrieg geführt haben

und die haben bei uns das so geduldet,

dann habe ich auf dem Marienplatz in München geredet

gegen den amerikanischen Vietnamkrieg, verstehst du?

Doch dann, 1988, beklagt er sich über die deutsche Teilung,

was vor der Wende nur vertreten der politischen Rechtentaten.

Diese politische Wandlung aber hat auch eine Wirkung auf weißes Literatur.

Früher als Linke, Intellektuell und Schriftsteller,

die Literatur erklärt die Welt und so.

Jetzt sage ich, die Literatur verklärt die Welt.

Einen ernsthaften Bruch in der öffentlichen Wahrnehmung

weiß er, es ergibt sich 1998 bei seiner Rede

in der Frankfurter Paulskirche

Anlässlich der Verleihung des Friedenspreises des deutschen Buchhandels.

Dort spricht er von der Instrumentalisierung des Holocausts

und handelt sich so den Vorwurf des Antisemitismus ein.

Das Walser tatsächlich Antisemitismus vorzuwerfern ist,

scheint angesichts seiner jahrelangen Beschäftigung

und teilweise sogar Identifikation

mit jüdischer Literatur und Philosophie unwahrscheinlich.

Trotzdem muss man sagen,

dass sich Martin Walser von der Frankfurter Rede

nie mehr ganz erholen konnte.

Was aber bleibt, ist seine Literatur und sein Werk.

Über 50 Publikationen gibt es von ihm.

Dazu ein gutes Dutzend Theaterstücke,

die Hörspiele und einen Briefwechsel.

Darin wird er weiterleben, als das, was er gewesen ist.

Eine der ganz großen der deutschen Nachkriegsliteratur.

Martin Walser ist in der Nacht auf gestern Freitag

in Überlingen am Bodensee gestorben.

Der Nachruf zum Tod des Schriftstellers

ist unser Schlusspunkt im heutigen Echo der Zeit.

Redaktionsschluss ist um 18.28 Uhr.

Verantwortlich für die Sendung Matthias Kündig,

für die Nachrichten Jan Grüeble

am Mikrofon Christina Scheidecker.

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In der Stadt Zürich hat die Velo-Demo Critical Mass zum ersten Mal unter neuen Vorzeichen stattgefunden. Die Bewegung hätte bei der Stadt Zürich eine Bewilligung einholen müssen, was sie aber nicht tat. Die Stadtpolizei kontrollierte und verzeigte über 50 Personen.

Weitere Themen:
(07:02) Critical Mass Zürich: Polizei verteilt Bussen
(11:53) Zweigen Taliban Hilfsgelder für sich ab?
(18:47) Der Erfolg der Klimaleugner
(24:33) Martin Walser: bis zuletzt eine streibare Figur