Input: Chronische Krankheit in der Beziehung – bleiben oder gehen?

Schweizer Radio und Fernsehen (SRF) Schweizer Radio und Fernsehen (SRF) 5/31/23 - 30m - PDF Transcript

Es hat nichts mehr funktioniert in meinem Körper.

Es hat nichts mehr funktioniert in meinem Geist.

Das ist Roméa. Sie ist chronisch krank.

Seit zwei Jahren kämpft sie mit der Lankovie-Symptom.

Ich konnte ihn denken, mit Emotionen umgehen.

Ich konnte ihn Wörter finden.

Ich konnte ihn lesen, mich bewegen und sitzen.

Ich habe Phasen, wie es nicht möglich war,

mit Gabeln zu haben,

und ich konnte ihn nicht bewegen.

Ich habe Phasen, wie es nicht möglich war, Gabeln zu essen.

In den ersten Monaten nach der Diagnose geht es ihr immer schlechter.

Ihre Partnerin, Rebecca, weicht ihr in dieser Zeit nicht von der Seite,

pflegt sie, betreut sie und versucht, nur zu funktionieren.

Bis sie letztes Winter ausbrennt, sie ist erschöpft.

Es wird ihr alles zu viel.

Es ist wie ein Marathonrenner und du weisst nicht.

Du hast 500 m gemacht oder bist schon bei Kilometern 40.

Bleiben oder gehen?

Rebecca ist vor einer schweren Entscheidung gestanden.

Eine Zweckmühle, die sich gesunde Partnerinnen wiederfinden könnte,

muss sich in einer Beziehung bleiben, wenn ja, wie lange?

Wann darf ich gehen und wann lohnt es sich zum Aushalten?

Ist es moralisch verwerflich, zum Gehen?

Nein, das ist überhaupt nicht moralisch verwerflich.

Ich glaube, das ist moralisch völlig in Ordnung,

wenn jemand sagt, ich habe das probiert und ich merke,

dass sich so etwas verändern.

Also, uns beide verändern sich.

Seit Philosophin Barbara Schmitz.

Sie hat in ihrer Arbeit auch mit Bart zu tun,

wo einer von beiden chronisch krank ist.

Mit ihr und einer Partherapeutin rede ich für die Folge,

um herauszufinden, was es mit einer Beziehung zwischen zwei Menschen macht,

wenn einer von beiden chronisch krank wird.

Und eben, ich habe Tromea und Rebecca getroffen,

die genau in dieser Situation sind.

Mein Name ist Anna Kreidler.

Um die Geschichte zu erzählen, gehe ich zwei Jahre zurück

zum Telefongespräch mit Rebecca.

Es hat Zeit, wenn ich nicht gewusst habe,

wenn ich in die Heile komme, läuft sie noch oder nicht?

Damals hat ihre Partnerin Tromea schon seit ein paar Monaten Covid gehabt.

Und Rebecca hat sie, wie gesagt, fleckt, bis Tromea in eine Klinik konnte.

Durch einen anderen Beitrag kenne ich die beiden schon länger

und durch E-Mail und Gespräch mit ihnen habe ich mitbekommen,

wie die Krankheit ihre Beziehung beeinflusst.

Ich besuche die zwei jetzt nochmals,

eher um die Hei, im Kanton Argao.

Rebecca arbeitet nur ein paar Minuten zu Fuss weg von dort, wo sie wohnt.

Und dort hole ich sie jetzt ab.

Hallo, Anna.

Rebecca ist selbstständig, 32 Jahre alt und führt das Maschinenbauunternehmen.

Ich spreche sie noch einmal auf uns ein Telefongespräch an

und auch die Gedanken, die sie damals so geplagt haben beim Schaffen.

Sie müssen darüber nachdenken,

ob ihre Partnerin Tromea den Tag gut übersteht.

Ich habe mir nicht zu viele Gedanken gemacht,

denn es ist ja sowieso anders.

Es ist ja dann eher anders, wie ich es mir vorstelle.

Ich glaube, ich hatte auch nicht grossen Energie,

um mir irgendetwas vorzustellen oder ausmalen,

wie es sein könnte.

Es war eine Grundangst,

die eine gewisse Realitätsnachigkeit in diesem Moment hatte.

Rebecca hat sich die Sorgen gemacht,

weil Tromea nur schlechter schnurfen konnte

und sie manchmal stundenlang oder sogar den ganzen Tag

nichts von ihr gehört hatte.

Wir kommen bei ihnen zu Hause an

und hocken die Tritte auf ihr grosser Sofa in den Stubben.

Rebecca und Tromea auf die eine Seite und ich auf die andere.

Tromea legt den Kopf an zwei Kösschen an den Wand an.

Ohne die Stütze fällt es ihr schwerer zu denken und zu reden,

seit Long Covid.

Seit 6,5 Jahren sind die zwei jetzt zusammen.

Ich will von ihnen wissen,

wie ihre Beziehung vor der Krankheit ausgesehen hat.

Tromea erinnert sich.

Normal, weiss nicht.

Ich habe mich glücklich und sehr eigenständig

beide Geld verdient,

beides eigenes Geschäft gehabt,

beides Leben,

mit Freunden, mit Hobbys,

mit Sachen, die wir gemacht hatten,

bevor wir zusammen kamen.

Und dann zusammen kamen und es gab etwas mehr dazu.

Ja, sehr ergänzend in diesem Sinne.

Wie ...

Ja, so wie zwei Bahngleisen.

Neben den anderen,

die miteinander in eine richtige Richtung fahren.

Aber nie zu einem geworden sind und vielleicht etwas komisch,

aber in diesem Sinne schon.

Zwei Personen blieben.

Dann ist die Pandemie gekommen

und sich auch Tromea und Rebecca angesteckt.

Im Dezember 2020.

Tromea hat sich schnell vom Virus erholt

und auch Tromea ist aus der ersten Zeit abgesehen,

von etwas hartnäckigem Husten, relativ gut gegangen.

Aber wirklich gesund war sie schon dort nicht.

Nach ein paar Wochen hat sie sich immer noch abkämpft gefühlt

und weil sie dann auch noch Herzrasse hatte,

ist sie zum Arzt gegangen.

Nach einem positiven Antikörpertest

und Untersuch an Lungen und Herz

steht die Verdachtstiagnose Long Covid.

Abschliessend ist die Diagnose nicht,

aber Symptome sind erst dann so richtig losgegangen.

Ich hatte ...

... eine extreme körperliche Schwäche.

Ich konnte nicht mehr ...

... auf rechts sitzen.

Ich konnte für ein paar Schritte laufen,

vom Bett zum Sofa, vom Bett zum WC.

Ich brauchte jegliche Kraft.

Ich musste eine halbe Stunde Pause machen,

bis ich die nächsten fünf Schritte machen konnte.

Mein Hirn hat nur noch halbwegs funktioniert,

wenn ich gelegen bin oder den Kopf angelehnt habe.

Das ist wirklich ein unglaublicher Match im Hirn.

Ich kam wirklich vor wie eine leere Hülle und Zombie.

Und dann aber auch so gut drei Monate durch haben.

Leid schon in einem halben Jahr geht auch.

Aber ich habe relativ früh gemerkt, es ist wie ein Marathonrenner.

Und du weisst nicht.

Du hast 500 m gemacht oder bist schon bei Kilometern 40.

In den ersten Monaten nach der Diagnose

weicht Rebekah ihr nicht von der Seite, pflegt sie,

ist für sie hier, schmeißt den Haushalt und nebenbei ihr Geschäft

und kommt dabei an ihre Grenzen.

Der organisatorische Stress, die emotional Belastung

und die Ungewissheit, bis Romeo endlich in eine Reha-Klinik kann,

hat Dynamik in der Beziehung verändert.

Romeo erzählt, er sei früh aufgefallen,

wie ihre Krankheit sich zwischen ihnen breit macht.

Ich kann mich erinnern,

dass ich in den ersten paar Monaten aus meiner Schlecht ging.

Mehrfach gefunden habe ich Rebekah.

Pass auf dich auf.

Ich worte noch an, dass ich nicht so viel kann,

dass ich auf meine Unterstützung angewiesen bin.

Und ich worte noch an, dass Rebekah ausbrennt.

Und ich habe auch gemerkt, ich habe nicht auf sie achten.

Ich habe nicht für sie Sorgen.

Ich kann knapp für mich Sorgen oder nicht um das.

Und dort ist mir ganz früh aufgefallen,

dass ich Rebekah habe.

Ich mache etwas für dich, nicht nur für mich.

Es ist sehr verständlich, nicht anzukommen.

Ich weiss wahrscheinlich, ich hätte das Gleiche gemacht

in der Situation.

Für mich ist es auch extrem früh ...

In diesem Moment, in dem du kippst,

dass ich auf das Mal für jemanden schauen muss,

was mir in einer Beziehung extrem gegen den Strich geht.

Ich schätze es extrem, wenn jemand eine Person ist,

die auch selbstständig ist und für sich schaut.

Konstant für jemanden müssen schauen, pflegen.

Das wollte Rebekah nie.

Trotzdem sei sie sofort in dieser Rolle drin,

weil Tromea ist ihre Partnerin.

Sie wollte, dass es ihr besser geht.

Die Rolle hat Rebekah aber auch Angst gemacht.

Ich weiss, dass es ganz fast nicht ich ist.

Und es ist auch etwas, das ich mir von außen her ...

... wie vorstelle, dass es von mir erwartet wird.

Nicht einmal vom Umfeld mehr von der Gesellschaft.

Wenn deine Partner krank ist, dann musst du für sie schauen.

So ein bisschen das.

Ich hatte dann auch ein Gefühl,

wenn Tromea zwei Wochen krank ist,

dann kann ich gut die Fulltime auf sie aufpassen.

Das kann man irgendwie mehr nicht.

Aber wenn die zwei Wochen nicht aufhören ...

... dann ist es nicht so angenehm.

Mit dem, was Tromea und Rebekah erleben, sind sie nicht alleine.

In der Schweiz ist rund ein Drittel der Bevölkerung

von einer chronischen Krankheit betroffen.

Das zeigen die Zahlen des BAGs aus dem Jahr 2017.

Zu den häufigsten gehören Krebs, Atemwechselkrankungen oder Diabetes.

Psychische Krankheiten wie Depressionen

sind hier übrigens nicht mit eingeführt.

Es gibt aber auch viele andere Dinge,

wie sich die Krankheiten auf das Leben der Betroffenen

und vom Umfeld auswirken.

Es ist natürlich von Fall zu Fall anders.

Es sind nicht alle auf Hilfe angewiesen, wie das Tromea ist.

Wir machen die Zahlen aber noch einmal bewusst,

wie viele Leute, die im Laufe des Lebens erkranken,

und vielleicht auch auf Unterstützung von ihren Partnern angewiesen sind.

Temporär ist es, dass die Menschen, die die Krankheiten haben,

in der die Krankheit von ihren Partnern angewiesen sind.

Temporär oder für den Rest von ihrem Leben.

Wie wirkt sich so eine Situation langfristig auf ein Paar aus?

Das will ich von Miriam Kessler, Psycho- und Partherapeutin wissen.

Ich besuche sie am Psychologischen Institut

der Uni Zürich in Öhrlingen, wo sie arbeiten.

Sie kennen Situationen, wo Tromea und Rebecca drin stecken

und wie ihr krankerde Beziehung verändern kann

und auch verschlechteren.

Es gibt oft Trollenaufteilungen,

etwa die erkrankte Person und die gesunde Person.

Die gesunde Person ist in der helfenden Rolle.

Die erkrankte Person ist in der empfangenden Rolle.

Das kann am Anfang relativ gut funktionieren.

Aber langfristig hat es auch relativ ungute Folgen für die Partnerschaft.

Die erkrankte Person möchte sich auch wieder als selbstwirksam erleben.

Die gesunde Person hat ja manchmal auch Probleme oder Schwierigkeiten

und möchte auch gerne in der Partnerschaft unterstützen.

Deswegen ist sie wie ein Muster,

wo wir in der Therapie versuchen, wieder aufzubrechen.

Mit welchen Anliegen kommen ein paar,

die einen von beiden chronisch krankisch zu ihnen sind?

Oftmals haben es ähnliche Anliegen auch wie andere.

Es geht um das Thema Kommunikation, um das Thema Aktivität,

um Aufgaben- und Teile, um die Thema Sexualität.

Teilweise ist auch Unterein passiert.

Dass man direkt nachschaut, was in die Thematik kommt,

wie kann ich ihnen am besten helfen?

Und was ist auch das Ziel der Porttherapie?

Es kann sein, dass ein Paar das sein möchte.

Zusammenbleiben und die Partnerschaft besser wird.

Das kann auch mit Trainingsbegleitung sein.

Okay.

Was braucht es, um eine Beziehung zu retten?

Für das müssen wir es neu definieren.

Sich darauf besinnen, wer als Paar ist.

Es geht tatsächlich um ein Zusammengehörigkeitsgefühl.

Wir empfinden uns im Sinne, als Einheit,

hoffentlich nicht nur als Einheit,

sondern es ist gut, wenn man noch individuelle Personen zusätzlich ist.

Wir sind eigentlich der innere Kreis.

Dementsprechend hilft ein Wirkgefühl auch,

besser mit Stress umzugehen,

besser mit Erkrankungen umzugehen.

Das ist ein protektiv Faktor,

auch für die Verschlechter von einer Partnerschaft,

die oft mit der Zeit kann passieren.

Das Wirkgefühl kann wie ein protektiv Faktor wirken.

Ein Gefühl von Gemeinschaft, von Zusammensein,

die die Beziehung schützt.

Die Probleme, die wir am Kessler erwähnt haben,

also die Haushaltsaufteilung, die Kommunikation

oder die Zusammenhöhung von Sachen unternehmen,

können auch Tromea und Rebecca.

Nach monatelanger Strapazen

hat die Krankheit ihre Spuren in der Beziehung hinterlassen.

Aber auch wenn es ihr richtig schlecht ging,

ihre Liebe zu Rebecca sei nie weggegangen, sagt Tromea.

Für mich hat sie sich noch mehr Kontakt zu ihrer Partnerin gewünscht.

Bei Rebecca ist die Liebe gekommen und gegangen.

Das kenne ich sie aber schon von sich.

Das hat sie auch nicht weiter unruhigt.

Neben der romantischen Liebe gibt sie aber auch noch die Attraktivität,

die Anziehung zwischen zwei Menschen.

Ich frage Rebecca, wie sich die verändert hat.

Für mich ist es schon zeitweise,

wenn Tromea richtig schlecht weg war.

Wenn sie zwischen Zombie und einem Baby hin und her geschwankt ist,

dann geht es einfach nicht.

Auf keiner Ebene, das matched einfach nicht.

Und es war mir aber auch ganz klar,

dass die Leute mich gefragt haben.

Ich sagte mir, stelle davor,

ob du etwas mit einem Baby oder Zombie hättest.

Ich finde, beide sind nicht so attraktiv.

Aber ich weiss nicht, dass Tromea jetzt in dem Sinn ...

Also, ist es in dem Sinn gewesen, aber ist es ja nicht.

Aber nein, einfach nicht.

Was lachst du?

Du bist sehr biertelig.

Ja.

Während des Interviews

schauen sich die beiden immer wieder an und müssen grinsen

oder prustet lautlos, wie wir das schon ein paar Mal gehört haben.

Dass sie aber überhaupt wieder lachen können,

das wäre vor ein paar Monaten noch unvorstellbar gewesen.

Wir haben darüber geredet, wie es für die Beziehung ist,

mit der Rolle Verteilung gemacht und mit der Anziehung.

Und einer Aspekt, die bei langer Krankheit aber auch noch dazukommt,

ist der Finanzielle.

Letztes Winter, also zwei Jahre nachdem Tromea Longkowit bekam,

hat sich die Lage zugespitzt.

Rebecca hat gemerkt, wie ihre Energie ausgeht.

Verschiedene äussere Umstände, wie auch das Gefühl hat sie immer zwei Jahre heran,

hat die Krankentage auch die Versicherung nicht mehr.

Ich habe das eingemacht, weil ich selbst auch ein Geschäft habe.

Ich kann mir nicht einfach den doppelten Lohn auszahlen,

nur weil Tromea keine Versicherungskleistungen bekommt.

Das Ganze ist ein Rieseneisberg über mir zusammengebrochen.

Das heisst, ich müsste wegziehen von hier, packen müssen,

in eine kleinere Wohnung, was bedeutet das?

Ich müsste quasi so viel verdienen, dass ich uns beide

durchführe, beziehungsweise Tromea-Erytherapie,

die ein riesiger Stangengeld kostet,

die nicht zahlt wird von irgendetwas, kommt noch dazu.

Es ist nicht einfach so, dass Tromea keine Einkommen mehr hat

und den Heim wartet, bis sie besser geht.

Wir wollen auch etwas unternehmen,

dass es so bleibt, wie es ist und besser kann werden.

Und das war einfach too much pressure.

Ich habe alles in allem.

Und dann ist für mich kein Kopffizier davorrennen

und mich irgendwo verstecken und warten, bis es vorbei ist.

Und ich kenne das von mir als Muster.

Das hat sich in diesem Sinne zugespitzt.

Mhm.

Und du hast dich jeder wirklich im Gespräch verweigert.

Wir konnten nicht miteinander reden.

All das, was sie erzählt hat, sind ihre Gedanken.

Sie hat nicht mit mir darüber gesprochen.

Sie hat sich wirklich in jeglicher Form von Gesprächen entzogen,

mit den Ideen, die ich hatte.

Ich arbeite ja wieder als Therapeutin, 20 bis 30 %.

Das ist nicht viel, aber es ist immerhin etwas.

Tromea arbeitet wieder etwa ein Tag pro Woche

als Traumatherapeutin.

Eine grosse finanzielle Entlastung ist das aber nicht.

Der Druck, dass sie das Geld hat, hat sich immer weiter

um Rebecca zusammenzogen.

Sie sagt ...

Ich weiss nicht genau, was ich sagen kann.

Ich glaube, es ist das Gefühl,

ich weiss, dass ich noch in einem Zustand war,

für mich alleine hätte ich schauen können.

Aber weiterhin für jemanden zusätzlich zu schauen,

beziehungsweise eben mit dem ganzen Druck,

auch noch finanziell für jemanden zu schauen.

Eigentlich wusste es nicht.

Und das hat mir wie ...

Dann ist es einfach klar, ich muss wie ich gehe,

damit ich zumindest diese Sicherheit,

wenn alles andere schon nicht klar ist oder nicht sicher ...

Diese Sicherheit weiss ich, ich kann nicht mehr selber gehen.

In diesem Sinne kann ich ...

quasi sein.

Rebecca hat mit dem Gedankengespiel ausziehen

und ist zwei Jahre nachdem Tromea krank geworden ist,

vor einer schweren Entscheidung gestanden.

Soll sie in der Beziehung bleiben,

bei der Person, die sie eigentlich liebt,

oder soll sie gehen und so wieder zu Kräfte kommen?

Rebecca erinnert sich.

Ich glaube, mir eine Wahl ...

Ja, mir eine Wahl ...

Ich war in diesem Sinne nicht ganz.

Es gab wie nur Überleben und Überleben.

Ich muss weg.

Und meine Ruhe oder mein kleines Ding.

Und ich weiss, das kann ich tragen und managen.

Ein Zweckmühli.

Ist es richtig, umzugehen und wenn ja wann und unter welchen Umständen?

Muss man manchmal sogar eine Beziehung hinter sich lassen,

wenn man so erschöpft ist?

Diese Frage trage ich mit mir in Zug auf Basel.

Dort treffe ich in einem kleinen Park neben dem Bahnhof

die Philosophin Barbara Schmitz.

Sie setzt sich ihrer Forschung mit der Frage auseinander,

was eigentlich ein lebenswertes Leben ist.

Sie selber hat eine Tochter,

die mit einer geistigen Behinderung auf die Welt kam

und hat in ihrem Umfeld Suizidfälle miterlebt.

Durch ihre Arbeit hat sie auch immer wieder Kontakt mit ein paar,

die einer von beiden chronisch krank ist.

Wir suchen das Banklied auf Parkanlage

und ich fall gerade mit der Tür ins Haus und freue mich,

ob die Trennung moralisch verwerflich ist.

Nein, das ist überhaupt nicht moralisch verwerflich.

Ich glaube, das ist moralisch auch völlig in Ordnung,

wenn jemand sagt, ich habe das probiert und ich merke, es geht einfach nicht.

Menschen verändern sich durch so etwas.

Und zwar beide verändern sich.

Und wie das ist bei Veränderungen, manchmal geht das besonders gut,

weil man merkt, wir können das zusammen gut machen, diese Veränderung.

Und dann ist es für beide besser, wenn sie sich trennen.

Also, das gibt auch dem Krankenpartner oder Partnerin eine Chance,

vielleicht jemand anderen kennenzulernen,

wo es dann besser irgendwie auch klappt.

Also, eine Trennung kann auch schon sein.

Aber lässt man die andere Person nicht auch im Stich,

wenn man sie verläuft?

Viele Menschen denken das sicher.

Aber ich denke, es kommt dann auch auf die Art der Trennung an,

wie man das macht, wie bei jeder Trennung.

Das ist ja bei jeder Trennung, dass man irgendwie sagen muss,

wir versuchen das möglichst gut zu machen.

Um möglichst im Einverständnis zu machen, wenn das irgendwie nicht mehr geht.

Und das ist sicher ein langer Prozess.

Und ich denke, man soll das nicht leichtfertig und schnell machen,

sondern man soll dem Ganzen als Beziehung wirklich eine Chance geben.

Aber wenn man wirklich merkt, es geht nicht,

dann soll man sich da wirklich nicht irgendwelche moralischen Vorwürfe

oder so diesen Fehler am Platz.

Der andere ist ja letztlich auch noch immer eine autonome Person.

Auch wenn er nicht mehr ganz selbstständig leben kann.

Das ist kein einfacher Prozess.

Ausgespüren, wieso man in so einer Situation

noch mit einer Person zusammen ist?

Schwierig.

Ist es Hoffnung? Ist es Angst?

Ist es ein Pflichtgefühl?

Oder ist es doch die Liebe?

Was ist es denn?

Es gibt in der Philosophie so eine Debatte,

liebt man die Person oder liebt man die Eigenschaften einer Person?

Das Problem ist, wenn Sie sagen,

ich liebe die Eigenschaften einer Person,

dann haben Menschen die ganze Zeit verändert sich,

dann ist das wirklich eine echte Liebe oder so.

Eigentlich sagt man, man liebt die Person.

Man nimmt den Kauf, dass sich Eigenschaften der Person ändern.

Dazu würde auch gehören, dass jemand krank wird.

Wie kann man dann ganz konkret herausfinden,

wieso man mit einer Person noch zusammen ist?

Das ist eine schöne Frage. Warum liebt man jemanden?

Das ist ein längerer Prozess, das weiß niemand von heute auf morgen.

Man soll vielleicht nicht dieses erste Erschrecken schon so nehmen,

als ich lieb denjenigen nicht mehr.

Man soll schon sehen,

wie können wir das weitermachen?

Können wir machen mit der Situation?

Was können wir, wenn die Aktivitäten nicht mehr gehen?

Welche anderen können wir machen?

Was ist uns wichtig? Wo ist es wichtig, dass wir miteinander reden?

Wie braucht der andere, dass ich mich um ihn kümmere?

Dass man auch nicht die ganze Pflege hat.

Das kann für eine Beziehung auch sehr tödlich sein.

Ich denke, es ist wie bei allen Beziehungen, irgendwann weiss man es.

Irgendwann weiss man schon, ob man mit einer Person zusammen ist.

Es klingt so einfach, oder?

Aber vielleicht kennen Sie das auch von euch.

Manchmal ist es so eine Spannung auf der Beziehung,

dass man nicht mehr an die andere Person ankommt

und stattdessen probiert,

alle Probleme mit sich selbst im Kopf zu lösen.

So ging es auch der Rebecca und Romea.

Romea hat sich in dieser Zeit auch schon mental darauf vorbereitet,

dass Rebecca sie verlassen könnte.

Es hat mir das Herz gebrochen und ich verstand es total.

Hätte es wirklich?

Ja. Wieso?

Wenn ich von dieser Krankheit vorlaufen könnte,

dann müsste ich in dieser Krankheit leben, würde ich es auch machen.

Und Rebecca hätte ...

Das würde auch heissen, sie würde mich verlassen.

Dann weiss ich nicht, ob sie die Möglichkeit hätte.

Aber es ist wie ...

Ich würde es wirklich verstehen, es würde mir unglaublich wehtun.

Ich wäre wahnsinnig traurig.

Aber ich würde es verstehen, weil es ist ...

Es ist keine schöne Lebensaussicht mit einer solchen Krankheit.

Mit diesem Bewusstsein hat Romea ihre Kraft zusammengenommen

und sie hat sich geimpft.

Jetzt ist mir scheissegal.

Jetzt wollte ich mit ihr reden.

Jetzt müssen wir reden, weil jetzt alles kaputt geht.

Es geht alles ab, wenn wir nicht von den anderen reden.

Wenn du alleine alles planst in deinem Kopf, ist das schön und gut,

aber dann haben wir keine Beziehung.

Auch Rebecca war klar, dass sie mit ihrer Partnerin muss reden.

Sie muss sagen, was ihnen vorgeht, damit ihre Beziehung überleben kann.

Sie haben ihre Karte auf den Tisch geleitet.

Dass sie wieder miteinander geredet haben, das habe sie geredet.

Sie nehmen sich mindestens einmal pro Woche bewusst Zeit für das.

Am Sonntagmorgen. Ein Helfe.

Ihre Beziehung ist wieder stabiler, auch wenn noch nicht alles gut ist.

Aber momentan sind die zwei wieder mehr wie die beiden Zeug vom Anfang,

die in den Gleis in die gleiche Richtung fahren

und nicht so festgefahren in der Rolle der helfenden und geschwächten Person.

Sie bringen wieder meine Strukturen im Alltag.

Rebecca kocht an zwei Übungen in der Woche nicht

und geht regelmässig mit den Freunden hinweg.

Auch wenn sie ihre Menge schwerfällt, die Rumia zurückzulassen.

Es ist auch eine Charakterfrage, ob man in der Beziehung bleibt.

Das macht mir Rebecca klar.

Ich habe einen extremen Sturerkopf.

Wenn ich mir etwas in den Kopf gesetzt habe,

brauche ich das extrem viel, dass ich es nicht mache.

Das klingt vielleicht auch etwas komisch,

aber diese blöde Kranke muss ich jetzt nicht das Gefühl haben,

dass man das vermiesen kann.

Es setze etwas grimm durch und ...

Ja ...

Es ist manchmal nicht so gut, aber es gibt einfach nicht auf.

Ich glaube, es war ganz fest das.

Ich habe jeden Jahr wirklich nicht mehr gemerkt,

ich habe keine Energie mehr.

Ich habe mir diese Frage auch gestellt.

Muss dein Sturerkranke wirklich so durchmurzen?

Oder wäre es vielleicht auch gesünder,

um von diesem Sturerkranke etwas wegzukommen?

Logisch.

Aber ... Nein.

Sich die Liebe nicht vermiesen lassen.

Zudem gehört auch immer die Hoffnung.

Auch wenn sie ein zweischneidiges Schwert ist.

Rebecca versucht sie einzuordnen.

Nein, Hoffnung, dass es besser kommt oder dass es besser wird.

Ähm ...

Das ist sicher wichtig.

Manchmal denke ich, wir sind ...

Ich weiss gar nicht mehr, das darf man sagen.

Es kann ja nur noch besser werden.

Das finde ich relativ entspannend.

Für mich ist die Hoffnung, dass es besser wird.

Ich finde es ganz etwas schwierig und etwas Gefährliches.

Oder etwas Heikeln.

Ich habe gemerkt, ich muss die Hoffnung

sehr viel kleiner,

kürzer fassen.

Und wir schauen, was sind ...

hoffnungsvolle Momente ...

... in meinem ...

... Tag, in meinem Alltag.

Ähm ...

Hoffnungsvolle Momente,

wenn ich in der Natur sehe, dass es wieder etwas Grün wird.

Ähm ... aber auch ...

Hoffnungsvolle Momente könnte für mich auch sein,

wenn ich ...

... am Morgen verwachen und merke, ich habe Kraft, um aufzustehen.

Ähm ...

Wenn ich am Objekt zäbuten kann,

kann ich am Bründel stehen

und nicht irgendwie ...

... zäbuten oder warten, bis ich in Kraft bin zum Zäbuten.

Es sind ganz pragmatische, kleine Sachen, die gehen,

die in diesem Moment hoffnungsvoll sind.

Aber ...

... und mir Kraft geht, um weiterzugehen.

Aber nicht so sehr die Hoffnung auf ...

... Überwohnung ist alles gut.

Die habe ich ...

... habe ich nicht mehr.

Aber ... aber ...

Jetzt ...

... ist es gut. Jetzt kann ich das machen.

Ja.

Also, es sind so diese Sachen, die Art von Hoffnung,

die für mich unglaublich ...

... wichtig sind.

Das war ein Inputsendung über die Geschichte der Rebecca und Romea,

die durch eine chronische Krankheit am Rand einer Trennung standen.

Sie haben sich dann neu orientiert.

Wir haben mit ihnen eines bewusst geworden.

Sobald man in der Beziehung ist und es gegenüber wichtig ist,

kann man in diese Situation kommen.

Falls mir das mal passiert, denke ich zurück,

was Barbara Schmitz, die Philosophin, über die Hoffnung gesagt hat.

Die Hoffnung impliziert dieses Moment von ...

... es liegt nicht ganz in meiner Hand.

Gleich kann man die Beziehung stärken,

wenn man offen darüber spricht, was einem belastet.

So platt das vielleicht klingt,

Romea und Rebecca zeigen ja, dass es hilft.

Über S2 gibt es übrigens schon ein Rec-Reportage.

Ihr findet sie auf dem YouTube-Kanal von SRF-Doc.

Mein Name ist Anna Kreidler.

Und wenn noch etwas loswerden zu dieser Folge,

dann melde an input.srf3.ch.

Machine-generated transcript that may contain inaccuracies.

Romea leidet seit zwei Jahren an Long Covid – extreme Müdigkeit, Koordinationsschwierigkeiten und Brain Fog machen ihr zu schaffen. Daneben ihre Partnerin Rebecca, die sie pflegt, funktioniert und irgendwann ausbrennt. 

Die chronische Krankheit wird zur Zerreissprobe für das Paar, und Rebecca sieht sich mit der Frage konfrontiert: Soll sie bleiben oder sich trennen?
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Input-Redaktorin Anna Kreidler spricht mit einer Paartherapeutin und einer Philosophin, um herauszufinden, wie sich eine Krankheit langfristig auf die Beziehung zwischen zwei Personen auswirken kann.
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(00:00) Intro
(02:25) Bei Romea und Rebecca
(10:22) Psycho- und Paartherapeutin Mirjam Kessler
(12:27) Die Lage in der Beziehung spitzt sich zu
(18:54) Philosophin Barbara Schmitz über die Gewissensfrage
(22:41) Trennen oder bleiben?
(26:00) Die Sache mit der Hoffnung
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Hast du Feedback, Fragen oder Wünsche? Wir freuen uns auf deine Nachricht an input@srf3.ch – und wenn du deinen Freund:innen und Kolleg:innen von uns erzählst.
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Gesprächspartnerinnen:
- Romea (44) & Rebecca (32)
- Psycho- und Paartherapeutin Mirjam Kessler
- Philosophin Barbara Schmitz
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Links:
- rec.-Reportage «Jung und an Long Covid erkrankt» youtu.be/jqmrgC_quD4 <https://youtu.be/jqmrgC_quD4>

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Team:
- Autorin: Anna Kreidler