11KM: der tagesschau-Podcast: China essen Ernährungsorganisation auf

tagesschau tagesschau 6/30/23 - Episode Page - 29m - PDF Transcript

Die Welt Ernährungsorganisation, die FAO, die hat eigentlich eine klare Aufgabe – Hunger

bekämpfen.

Jetzt gibt es aber eine Reihe von Hinweisen, dass diese Organisation für ein Land im Speziellen

noch eine ganz andere Rolle erfüllt.

Es geht um China.

Denn offenbar üben parteitreue Mitarbeiter politischen Einfluss aus in dieser eigentlich

neutralen UN-Organisation.

Das hat ein Team der AED recherchiert und sie waren dafür an vielen Ecken der Welt

unterwegs.

BR-Investigativjournalist Alexander Nabert hat die riesige Recherche koordiniert, hat

mit einem Insider gesprochen und hat viele, viele Daten ausgewertet.

Hallo Alexander!

Hi, Victoria!

Ihr hört FKM der Tagesschau-Podcast.

Abonniert uns gerne, wo auch immer ihr uns hört.

Mein Name ist Victoria Michalsack.

Heute ist Freitag, der 30. Juni.

Heute geht es um die FAO.

Welche Organisation ist das?

Die Food and Agriculture Organisation of the United Nations.

Und was macht die genau?

Die FAO hat sich zum Ziel gesetzt, den Hungern der Welt bis schon 20, 30 zu beenden.

Also sie ist dafür da, die Ernährungs- sicherheit aller Menschen auf der Welt herzustellen und

Hunger zu bekämpfen.

Das ist also eine super wichtige Organisation.

Wie genau macht die das denn?

Also die FAO analysiert, wo gibt es Hunger, wo gibt es Probleme mit der Landwirtschaft,

wo gibt es Probleme mit der Ernährungssicherheit und dann entwickelt sie Strategien genau

gegen diese Probleme und berät lokale Regierungen, Landwirten und Landwirte, wie man diese Probleme

beheben kann.

Ja, ist ja auch ein ganz schön straffes Ziel, was die sich gesetzt haben.

Bis 2030 den Hunger auf der Welt komplett zu beenden, wie läuft das denn so?

Die Lage der Welternährung ist gerade in einem katastrophalen Zustand.

Da sind in den letzten Jahren einfach ein paar ganz, ganz herbe Rückstäge passiert.

Das fing an mit einer Heuschreckenplage in Afrika, die über zwei Jahre ging und viele

Ernten ruiniert hat.

Dann ging es weiter mit der Pandemie und eingeschränkten Lieferketten.

Und dann hat Russland die Ukraine angegriffen, wodurch die Weizenproduktion und der Handel

mit Weizen in der Welt total zurückgegangen ist und jetzt entfernt in einer großen Inflation

weltweit.

Also es gibt allerhand Probleme und die Zahl der Hungern ist heute höher als noch vor

vier Jahren.

Und vor vier Jahren, da wurde ein neuer Generaldirektor der F.A.O. gewählt, der genau dafür zuständig

ist, mit dieser Katastrophe umzugehen.

Und in diesen vier Jahren hat sich die Organisation entscheidend verändert und das hängt auch

damit zusammen, wer der Generaldirektor vor vier Jahren geworden ist.

Okay, also erzähl mal von dieser Wahl, da gab es glaube ich erste Red Flags, würde ich

sagen.

Welche waren das?

Im Frühjahr 2019, da kommt es zum Wahlkampf in der F.A.O.

Noch während des Wahlkommens, bevor es zur eigentlichen Wahl kommt, ziehen sich dann

ein Kandidat aus Indien und der Kandidat aus Kamerun zurück, sodass am Ende nur noch drei

im Rennen sind, als es zur Wahl kommt, nämlich eben der Georgia, der unterstützt wird von

den Vereinigten Staaten, einer Europäerin aus Frankreich und der chinesische Kandidat.

Und was sagt uns das?

Da gibt es einen Verdacht.

Und zwar gibt es berichtet darüber, dass China, Kamerun, viele, viele, viele Millionen

Dollar Schulden kurz vor der Wahl erlassen haben soll, kurz bevor eben der Kandidat

aus Kamerun seine Kandidatur zurückgezogen hat.

Und während der Wahl, das kann man sich so vorstellen, da kommt man zu einem Kongress

zusammen in Rom, in der Zentrale der F.A.O., da kommen dann Vertreter aus allen Ländern

und da hängen diese Fahnen überall im Raum und man diskutiert sowieso sieben Tage lang,

weil das ja die große Veranstaltung der F.A.O. ist und nebenbei wird eben auch dieses Personal

gewählt.

Auf diesem Kongress gibt es dann die ersten Gerüchte.

Für Deutschland wird damals Julia Klöckner dabei.

Die CDU-Bundeslandwirtschaftsministerin damals.

Und die hat auch selber die Stimme abgegeben und sie hat die französische Kandidatinnen

gewählt, sowie eigentlich alle aus der EU.

Frau Klöckner, das ist nicht so ganz unwichtig, wer zum Beispiel Generaldirektorin oder

Generaldirektor der F.A.O. ist, weil er hat eine Steuerungsmöglichkeit oder wie kann

man das beschreiben?

Natürlich hat man mit einer Welternehrungsorganisation eine Steuerungsmöglichkeit.

Warum?

Es geht um das Wichtigste, was wir zum Leben brauchen, erst mal die Nahrung, Ernährung.

Und Frau Klöckner, die haben wir in Berlin zum Interview getroffen, die hat erzählt,

dass auf dem Kongress verschiedene Leute so Geschichten erzählt haben wie, aber wir

hatten schon besonders gute Flüge hierher und mussten das auch nicht alles selber bezahlen.

Und dann gab es noch so einen Halbsatz, aber wir fliegen nicht die Konomie.

Und so sich hatte dann nach und nach durch, bevor die Wahlgänge dann stattfanden, dass

gerade afrikanische Staaten doch bitte ein Foto von ihrem Wahlzettel in der Wahlkabine

machen sollten.

Also es gab Gerüchte, es gab Vermutungen und zwar in die Richtung, dass diese Wahl manipuliert

sein könnte.

Ganz genau.

Würden Sie sagen oder so weit gehen und sagen, die Wahl war gekauft?

Das heißt gekauft, da müsste man es definieren, ab wann ist etwas gekauft?

Wenn man sagt, korrupt heißt, ich krieg was für das, was ich tue.

Ja, es gab hohe Anreize, nicht nach Fachlichkeit zu gehen, sondern nach eigenen Vorteilen zu

gehen.

Und was ist rausgekommen bei dieser Wahl?

Senior Ku Dongjoo, China 108.

Der chinesische Kandidat Xu Dongjoo hat die Wahl gewonnen im ersten Wahlgang und das

war mit absoluter Mehrheit.

Das hat die Europäer ganz schön kalt erwischt.

Und Julia Klöckna hat uns gesagt, das war ihr mentaler Tiefpunkt.

Dann habe ich mich auch gealert, dass der Westen als solcher Stichwort USA strategisch

nicht mit dabei waren, dass auch die EU nicht alle Nationen zusammengestanden haben.

Also da muss ich sagen, lessons learned, da muss man anders rangehen.

Und lass uns mal diesen Menschen angucken.

Xu Dongjoo, wer ist das?

Xu ist eigentlich ein Mann vom Fach.

Also der war in der chinesischen Akademie für Agrarwissenschaften, der war im Landwirtschaftsministerium

in Peking, der hat mal promoviert an einem landwirtschaftlichen Institut in den Niederlanden.

Er ist aber auch in hohen Positionen immer im Apparat in Peking gewesen.

Also er durfte stellvertretender Leiter von so einer Akademie sein, er wurde dann irgendwann

Teil von einer regionalen Regierung in China und zuletzt eben war Teil der chinesischen

Regierung einer der Vizeminister im chinesischen Landwirtschaftsministerium.

Also halten wir hier mal fest, es scheint, dass China ein besonderes Interesse daran

hatte, ihren Mann an der Spitze einer großen internationalen Organisation der FAO zu platzieren.

Das ist ja vielleicht erst mal nicht ungewöhnlich für den Staat.

Wo liegt denn eigentlich das Problem?

Die Recherche beginnt so, dass sich jemand bei uns meldet Anfang diesen Jahres.

Und das ist ein Insider.

Und es ist seit vielen Jahrzehnten in der Organisation, hat mehrere Generaldirektoren erlebt.

Und dieser Insider sagt, Leute, irgendjemand muss auf die Welternährungsorganisation gucken.

Wir wissen hier drinnen nicht mehr weiter, dass, was China hier macht, das geht einfach gar nicht.

Also damit ist die Quelle auf euch zugekommen?

Genau, der Insider ist so auf uns zugekommen.

Und im Laufe der Recherche haben wir ganz viel und ganz lange mit dieser Quelle gesprochen.

Und mit einigen anderen aktiven und ehemaligen Mitarbeitern der FAO auch der Kernvorwurf,

den diese FAO-Mitarbeiter erheben ist, dass China die FAO instrumentalisiert für die eigenen geopolitischen Zwecke.

Ich bin dann nach Rom geflogen.

Und in Rom, da könnten wir uns nicht treffen in der FAO selbst oder bei der Person zu Hause.

Weil diese Quelle, dieser Insider, der riskiert natürlich seinen Job

und geht dann hohes Risiko ein, überhaupt mit Journalisten zu sprechen.

Und wir waren dann in einer extra angemieteten Wohnung in Rom, nicht irgendwo in der Nähe von der FAO,

sondern so, dass wir nicht zusammen gesehen werden.

Und dann wart ihr da also verabredet in dieser Wohnung, dem geheimen Treffpunkt in Rom.

Und wie ist das abgelaufen, diese Treffen?

Es dauerte eine Weile und dann hat dieser Insider die Adresse nicht gefunden und dann gehe ich also raus

und ich kenne mich ja auch nicht an Rom aus und stehe dann da vor dieser Wohnung und irgendwann winkt eine Person zu von weiter weg.

Also ihr habt bis zum Schluss nicht so richtig gewusst, kommt der Mensch jetzt oder nicht?

Ganz genau, aber der Mensch kam dann und dann waren wir in dieser Wohnung und dann haben wir ganz lange geredet

und das Aller erste, was die Person gesagt hat, war, ich bin seit mehreren Jahrzehnten in der FAO

und ich bin da reingegangen, weil ich die Welt verbessern wollte, weil ich meinen kleinen Beitrag dazu leisten will,

dass es weniger Hunger auf der Welt gibt, dass es den Menschen besser geht.

Ich habe mich schon immer für Landwirtschaft und für Ernährung interessiert und das ist einfach die Stelle, an der ich gedacht habe,

da kann ich was beitragen und das geht jetzt nicht mehr.

Und was erzählt diese Quelle jetzt genau, wie dieser Umbau bei der FAO passieren soll?

Also das erste, was die Quelle erzählt hat, ist, dass jetzt in jeder Abteilung chinesisches Personal sitzt

und praktisch in jeder Sitzung ist immer jemand dabei und das sind teilweise die ganz einfachen Mitarbeiter, die sagen dann auch oft nix,

machen sich dann viele Notizen und beteiligen sich nicht wirklich, so beschreibt die Quelle das

und wir haben uns mit ein paar Gruppen von Mitarbeitern, mit konkreten Mitarbeitern beschäftigt.

Okay, wen gibt es da?

Wenn man ins Organi-Gramm guckt, dann sieht man ganz oben Tchü, den Generaldirektor,

unter drunter seine Stellvertreter und die Ebene direkt da drunter, das sind die Direktoren.

Was wir gesehen haben ist, beim Amtsantritt von Tchü, da gab es zwei Direktoren aus China für eher kleinere von diesen Abteilungen

und mittlerweile gibt es sechs chinesische Direktoren in der FAO und einige davon leiten wirklich groß

und wirklich relevante Abteilung der FAO, das geht da um Fragen wie Wald oder Wasser oder Pflanzen.

Also für eine Welternährungsorganisation ganz, ganz, ganz zentrale Fragen

und wir haben einfach gesehen, dass auch hier der chinesische Einfluss ausgebaut wurde.

Diese Leute, die da jetzt Direktoren sind, die sind seit Jahrzehnten, haben die Karriere gemacht,

im Staatsapparat, in Peking, im Ministerium, in den großen staatlichen Akademien

und die werden jetzt nach Rom geschickt in diese Organisation und sind da auf diesen Positionen,

mit denen sie sehr, sehr viel Gestaltungsspielraum haben.

Na jetzt könnte man sagen, Gut China ist auch ein sehr großes Land, wie war das davor?

War das dann, also kann man sagen, das war sehr viel diverser und hat sich dann merklich gewandelt

in Richtung viel mehr Chinesen auf den Posten, kann man das so sagen?

Das kann man so sagen, also es war vorher auf jeden Fall diverser.

Eine Sache, an der der Insider besonders Anstoß genommen hat, das ist ein System von

Officern, heißen die. Das sind Mitarbeiter der FAO, die aber bezahlt werden aus dem jeweiligen

Mitgliedsland. Und diese Officer, die sitzen in zentralen Abteilungen, zum Beispiel in so einer

Strategieabteilung oder in der Finanzabteilung.

Ganz kurz, nur damit ich das richtig verstehe. Also diese Officer, das ist einfach ein Name,

eine interne Bezeichnung für den Posten in der FAO.

Ganz genau.

Okay. Und auf diesem Posten sitzen dann Leute, die werden gar nicht von der FAO bezahlt,

sondern von der chinesischen Regierung.

Ganz genau.

Ist das schon mal vorgekommen bei einem anderen Land? Ich meine, es ist eine große internationale

Organisation.

Auch andere Länder machen das manchmal stellenweise mal hier einer, mal da zwei.

Aber bei China sind es ebenso Zeit acht. Und China macht das sehr regelmäßig,

dass da sehr viele aus China bezahlt werden. Und an sich ist es ja gar nicht schlimm,

die FAO hat einfach mehr Mitarbeiter. Wir haben uns aber damit beschäftigt,

wer bezahlt die eigentlich genau? Wir haben so einen internen Datensatz zugespielt bekommen.

Und in dem steht, wer bezahlt welches Projekt und wer bezahlt welchen Mitarbeiter.

Und fünf von diesen chinesischen Officern, die werden bezahlt vom China Scholarship Council.

Und dann sind wir auf diese Webseite gegangen und da sind überall Mandarin-Schriftzeichen.

Und irgendwo steht dann da, sind dann da so Ausschreibungen und dann steht da auf Englisch,

FAO und APO. APO, das sind diese Officer.

Und dann haben wir es das genauer angeguckt und dann haben wir uns das übersetzen lassen.

Und was wir da gefunden hatten, war tatsächlich eine Ausschreibung für so ein Officer. Und in

diesen Ausschreibungsdokumenten, da steht dann, die Bewerber werden auf eine strenge,

patriotische Erziehung überprüft und ihre politische Ideologie wird streng vom Auswahlkomitee

überprüft. Und wenn sie ausgewählt werden für den Job, dann müssen sie sich regelmäßig

in der chinesischen Botschaft in Rom melden und über ihre Arbeit berichten.

Okay, also das heißt, es ist nicht nur so, dass man merkt, die chinesische Regierung hat überall

was mit zu reden. Und bei allem, wo China international mitwirkt, muss es anscheinend

der Partei gefallen. Also die sollen Berichterstatten zurück über die Arbeit der FAO.

Also unser Insider sagt, die FAO-Mitarbeiter internen nennen die chinesischen Officerspione.

Aber am Ende wissen wir ja natürlich nicht, was genau berichten die denn da in der Botschaft.

Aber was man sicher sagen kann ist, von diesen Leuten wird absolute Loyalität

dem chinesischen Staat gegenüber erwartet. Und das beißt sich natürlich ein bisschen

mit dem neutralen Auftrag dieser Welternährungsorganisation, die ja Teil der UN ist.

Also unser Insider hat uns gesagt, die chinesische Führung instrumentalisiert

die Organisation für eigene Interessen. Und dazu gehören ja eigentlich mal zwei Sachen.

Nämlich einerseits muss man diese Organisation überhaupt erst mal instrumentalisieren können,

also unter die eigene Kontrolle bringen. Und dafür gibt es eben die Verdachtsmomente,

diese Direktoren und der gleiche mehr. Aber dazu gehört ja auch noch was zweites,

nämlich der Moment der Instrumentalisierung selbst. Also was macht man dann mit dieser

Organisation, wenn man sie einmal unter die Kontrolle gebracht hat? Und es wurden Daten zu gespielt.

Okay, ich weiß, ihr habt euch eine ganze Menge an Daten angeschaut zu verschiedenen Projekten

der FAO und ihr seid auch mehreren Spuren nachgegangen. Wir schauen uns jetzt mal eine davon an.

Was habt ihr gefunden? Uns ist was aufgefallen. Es gibt da ein Projekt in Laos. Laos, das ist,

jetzt ist hier wieder Gewitter. Ja, wir hören so ein bisschen,

bei dir in Berlin Gewitter. Aber das wissen wir jetzt einfach. Der Regen prasselt an die Scheibe,

nicht irritiert sein. Laos ist ein Nachbarland von China und das ist sehr von Armut geprägt.

Da gibt es viel Hunger. Und da gibt es ein Projekt und da werden seit Februar dieses Jahres,

2023, Rinder geimpft, über 40.000. Und da gibt es eine FAO-Pressemitteilung dazu,

dass das Ziel von dieser Impfaktion ist, all diese Rinder nach China zu exportieren.

Also die werden geimpft und also um die irgendwie gegen Krankheiten zu schützen?

Genau. Und das Ziel ist, dass diese Rinder exportiert werden sollen,

nach China, damit sie dort gegessen werden können.

Und ihr wart dann in Laos vor Ort. Was habt ihr da gesehen?

Also man sieht in Laos überall den chinesischen Einfluss. Also das gibt da eine Bahnstrecke,

die China gebaut hat, als Teil der neuen Seidenstraße. Und die wird da auch sehr massiv beworben.

Das gibt da sogar Musikvideos über diese Eisenbahnlinie, die Teil der Seidenstraße ist.

Ja, auf chinesischen Staatskanälen findet man tatsächlich nicht nur diesen

Einrocksong über Belt and Road.

Belt and Road, oder One Belt, One Road, auf Deutsch die neue Seidenstraße. Das sind mehrere

Infrastrukturprojekte, die China vor allem in Europa, Asien und Afrika bauen lässt.

Häfen, Straßen, Schienen und so weiter. Und das soll die Handelsrouten erweitern und

Chinas Einfluss in der Welt vergrößern. Und neuer, das wird dann auch offensiv verkündet.

Man macht da sehr viel Werbung für China in Laos und entlang dieser Bahnstrecke,

da sind viele Kleinbäuerinnen und Kleinbauern, viele Farmer und da sind auch FRO-Projekte.

Zum Beispiel werden da diese Kühe geimpft. Und was man da sieht ist, die Leute sind wirklich armen

und die sind das schon gewohnt, dass China immer mal wieder kommt und irgendeine Idee hat, was man

denn machen könnte.

Also in Laos gibt es verschiedene Projekte, die von China gefördert werden als Teil von diesen

neuen Seidenstraßen-Programmen. Und außerdem gibt es da eben diese FRO-Projekte. Wie hängt das

denn jetzt zusammen?

Wir haben ein Datensatz zugespielt bekommen. Der listet alle aktiven Projekte der FRO auf. Das sind

mehrere Tausend Zeilen in einer Excel-Tabelle, so kann man sich das vorstellen. Und über 170

Spalten. Also da steht alles drinnen über diese Projekte von wer ist der Ideengeber, wer bezahlt

das Projekt, wo findet das Projekt statt, wie heißt es, was passiert in diesem Projekt. All diese

Fragen sind in dieser Datenbank vermerkt, auch E-Mail-Adressen von Verantwortlichen und so weiter.

Und wir haben dann in unsere interne Projektdatenbank geguckt und dieses Projekt mit den Rindern

gefunden. Und da steht in der Projektbeschreibung, dass dieses Projekt im Einklang mit China's

Priorität für die One Belt, One Road Initiative stehen soll.

Und das ist natürlich total merkwürdig, weil das ist ja gar nicht die Aufgabe von einer UN-Organisation,

dieses Infrastrukturprojekt eines einzelnen Landes zu unterstützen oder irgendwelche Projekte im

Einklang damit zu planen. Weil der One Belt, One Road Initiative, also bei dieser neuen Seidenstraße,

da geht es ja um die nationalen Interessen von China und jetzt ja nicht um die allgemeinen

Interessen der FAO, den Hunger zu bekämpfen. Ja, okay, also man merkt, da ist vielleicht das eine

Interesse dabei, was da überhaupt nichts zu suchen hat. Afrika droht eine neue Hungerkatastrophe.

Nach Angaben des UN-Welternährungsprogramms sind zentral und westafrikanische Staaten betroffen.

48 Millionen Menschen könnten dort in den kommenden Monaten nicht genug zu essen haben,

so viele wie seit zehn Jahren nicht mehr. Die FAO ist ja wahnsinnig wichtig im Kampf gegen Hunger.

Das ist auch die Organisation, die das Welternährungsprogramm der UN mitträgt. Versagt die FAO

jetzt in ihrer Rolle? Das ist um ehrlich zu sein schwer zu sagen. Also man kann messen,

der Hunger in der Welt hat in den letzten Jahren zugenommen. Aber ob wir das bei einer anderen

Führung nicht auch getan hätte, die globalen Umstände mit Heuschrecke, mit Inflation und all dem,

die sind ja schlimme, so oder so, egal, wer in Rom, der in der Zentrale sitzt. Was man aber schon

sieht ist, dass die Prioritäten der FAO vielleicht nicht immer ganz die sind, die es sein sollten.

Das wurde besonders deutlich, als Russland die Ukraine überfallen hat. Und das ist hebekan,

sowohl Russland als auch die Ukraine sind, weil das sehr große Weizenproduzenten und

sehr, sehr wichtig für die globale Ernährung. Der Krieg dort zerstört nicht nur an vielen

Orten Anbau und Ernte, sondern er zerstört auch die Transportwege. Straßen helfen, Eisenbahn stricken.

Man dürfte eigentlich erwarten, dass in dem Moment, in dem Russland die Ukraine überfällt,

dass dann die Welternährungsorganisationen was dazu zu sagen hat. Das hat das ja aber nicht.

Es hat Wochen gedauert, bis von der FAO überhaupt etwas dazu kam und das, obwohl schon alle

Welt darüber geredet hat, was das jetzt für die globalen Weizenlieferketten bedeuten wird und

für die Ernten und all das. Und dann Mitte März veröffentlicht Tchü, der Generaldirektor dieser

UN-Organisation, ein Meinungsbeitrag. Und normalerweise würde man denken, so eine UN-Organisation,

die könnte Pressemitteilung rausgeben, reden halten, Policy Paper schreiben oder Studien

veröffentlichen. Aber Tchü hat sich für den Weg eines persönlichen Meinungsbeitrages entschieden.

Und diesen Meinungsbeitrag, den hat er veröffentlicht auf der Webseite der FAO, aber auch in China Daily,

also einer Zeitung im Besitz der Kommunistischen Partei. Und das verwundert auch nicht weiter,

weil dieser Meinungsbeitrag zum sogenannten russisch-ukrainischen Konflikt, wie Tchü des nennt

und nicht etwa Krieg, der ist voll und ganz auf Linie der chinesischen Regierung zu der Zeit.

Also es werden die westlichen Sanktionen kritisiert und das Wort Krieg wird nicht in den Mund genommen.

Und was schreibt er dazu, den Ursachen des Hungers?

Die Ursache für die Probleme, die das jetzt für die Welternährung macht, die der Krieg für die

Welternährung macht, die werden nicht adressiert vom Generaldirektor der Welternährungsorganisation.

Also die Aufgabe der neutralen UN-Organisation, die ja für zuständig ist den Hunger zu bekämpfen,

die müsste doch in dem Moment sein Lösungen zu finden oder Probleme zu adressieren, die aus

dieser Situation für die Welternährung, für den Weizenhandel resultieren. Und stattdessen macht

Tchü sich da einfach zu einem weiteren Sprachrohr-Pekings.

Was hat die F.A.O. denn zu diesen Vorwürfen gesagt? Die wiegen ja schwer.

Also wir haben einen großen Fragenkatalog an die F.A.O. geschickt und über all diese Vorwürfe

wollten wir mit denen ins Gespräch kommen und wir haben keine Antwort bekommen. Im Gegenteil ein

bereits vereinbarter Gesprächstermin, den wir hatten mit dem Chefökonom der Organisation, der wurde

nach der Übermittlung unseres Fragenkatalogs abgesagt. Und habt ihr auch mal die chinesische

Regierung konfrontiert? Ja, keine Antwort. Also China will offenbar seinen globalen

Einfluss stärken und anscheinend auch über die F.A.O. Das sieht so ein bisschen danach aus,

als ob die dafür instrumentalisiert wird. Jetzt fragt man sich natürlich, kann man da nichts

gegen tun oder tut einem was gegen? Der Insider ist sehr enttäuscht von der chinesischen Führung,

aber auch von allen, die zugelassen haben, dass die F.A.O. jetzt in der Hand dieses chinesischen

Generaldirektors ist und die auch für die Wiederwahl keine Gegenkandidaten aufgestellt haben.

Okay, also das heißt, es gibt ja eine neue Wahl. Alle vier Jahre, glaube ich, wird dieser Chef

neu gewählt. Genau. Und klar, muss es da mehrere Kandidaten geben. Wie ist das denn dann diesmal?

Im Juli wird es wieder gewählt. Ja. Vor ein paar Monaten saß du aus, jetzt würdest drei Kandidaten

geben, nämlich Jü, den Amtsinhaber, einen Herrn aus dem Irak und einen Herrn aus Tajikistan. Aber

die beiden Gegenkandidaten, die haben schon vor Monaten ihre Kandidaturen wieder zurückgezogen und

so gibt es jetzt nur einen Kandidaten, nämlich Jü und weitere Kandidaturen sind, weil die Frist

abgelaufen sind, nicht möglich und so gibt es eben nur diesen einen Kandidaten und aus Europa

oder den USA hat niemanden gegen Kandidaten aufgestellt. Aber wie kann das sein? Wieso haben

sich denn die anderen Länder nicht beteiligt? Wir haben versucht mit den anderen Ländern darüber

zu sprechen. Wir haben mit ganz vielen Diplomaten und Leuten, die sich mit so was beschäftigen,

im Hintergrund unterhalten und wir haben auch beim Landwirtschaftsministerium in Berlin von

Cem Özdemir angeklopft und gefragt, was ist denn da los? Warum gibt es denn kein Gegenkandidaten?

Warum stellt man denn niemanden auf? Und auf diese Frage haben wir lange eine Antwort gesucht und

keine echte Antwort bekommen. Also die Wahl scheint es ein bisschen aufgegeben zu sein. Alexander,

danke schön. Danke, Victoria. Das war unsere Folge für heute. Alexander ist mit seinem Team

noch einigen anderen Spuren nachgegangen, zum Beispiel der Freigabe von gefährlichen Pestiziden

durch die Jügeführte FAO. Das seht ihr im Film China macht Essen in der ARD-Mediathek.

An der Recherche waren Reporterinnen und Reporter von BR, MDR, RBB, SWR und dem ARD-Studio Rom

beteiligt. Uns, FKM, findet ihr in der ARD-Audiothek und auf allen anderen gängigen Podcastplattformen.

Folgenautor ist Hans-Christoph Böhringer, Produktion Christiane Gerhäuser Kamp, Eva Erhardt,

Brut Maria Ostermann und Alexander Gerhardt, Redaktionsleitung Lena Gürtler und Fumiko Lippen.

FKM ist eine Produktion von BR24 und NDR Info. Mein Name ist Victoria Michalsack. Wir hören

uns nächste Woche wieder. Tschüss!

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Seit 2019 steht der Chinese Qu Dongyu an der Spitze der UN-Ernährungsorganisation (FAO). Recherchen einer ARD-Kooperation zeigen nun, dass sich seitdem die Ausrichtung dieser Organisation verändert hat. Dabei soll sie neutral sein soll und vor allem den Hunger der Welt bekämpfen. Insider klagen über einen offenbar drastisch ausgebauten Einfluss Chinas und geleakte Daten zeigen: Manche Projekte sind mutmaßlich an den geopolitischen Interessen Chinas ausgerichtet. In dieser 11KM-Folge berichtet BR-Investigativjournalist Alexander Nabert über die Recherche.



Der Film zur ARD-Recherche:

https://www.daserste.de/information/reportage-dokumentation/dokus/videos/china-macht-essen-100.html



An dieser Folge waren beteiligt:

Folgenautor: Hans Christoph Böhringer

Produktion: Christiane Gerheuser-Kamp, Eva Erhard, Ruth-Maria Ostermann und Alexander Gerhardt

Redaktionsleitung: Fumiko Lipp und Lena Gürtler



11KM: der tagesschau-Podcast wird produziert von BR24 und NDR Info. Die redaktionelle Verantwortung für diese Folge trägt der BR.