11KM: der tagesschau-Podcast: Cannabis: Warten auf das Milliardengeschäft

tagesschau tagesschau 3/6/23 - Episode Page - 24m - PDF Transcript

Ja, jeder wird erster sein, habe ich so das Gefühl, alle wollen unbedingt und

alles riechen den großen Goldrausch hier. Ist ja auch verständlich, wenn man in

anderen Ländern guckt, wie sich das entwickelt hat, da ist ja echt eine Menge

Geld zu holen.

Es geht hier nicht um Immobiliengeschäfte oder Risikoinvestment an der Börse,

es geht um Cannabis. Das soll ja legalisiert werden und viele Leute in der

Branche bringen sich dafür schon in Stellung. Wer wird also das große Geld

machen? Großkonzerne, Start-ups und was passiert jetzt schon im Hintergrund, bei

der Vorbereitung auf eine mögliche Legalisierung.

Kurzer Disclaimer, in dieser Folge geht es nicht um die gesundheitlichen Gefahren

von Cannabis oder um einen Pro und Contra der Legalisierung, sondern einzig

darum, wer davon profitieren will. Wir schauen auf das Geld. Und auf dieser

Spur hat Nico Schmolke zusammen mit seinem Kollegen Anton Stanislavski

recherchiert und Nico ist heute bei uns bei 11km der Tagesschau-Podcast ein Thema

in aller Tiefe. Lasst uns gern ein Abo da in der ARD-Audiothek oder überall, wo es

Podcasts gibt. Argumente für uns gegen die Legalisierung generell, die findet

ihr natürlich auf tagesschau.de und links dazu bei uns in den Shownauts. Ich bin

Hannes Kunz, heute ist Montag, der 6. März.

Wir haben den jungen Mann getroffen, wir haben ihn jetzt mal Moritz genannt, weil

der natürlich nicht mit seinem Namen und auch nicht mit seinem Wohnort irgendwie

erkannt werden kann, weil der baut zuhause bei sich selbst Pflanzen an und wenn

das rauskommen würde, dann würde ihm eine mehrjährige Gefängnisstrafe drohen. Wir

haben ihn deswegen im Film auch nachgesprochen, damit eben auch seine

Stimme nicht erkannt werden kann. Und der hat zuhause in seiner Wohnung einen

Zimmer komplett frei geräumt und in dem ist jetzt quasi der Cannabis-Anbau. Man

muss sich das so vorstellen, man kommt da rein, hat am Rand überall so ein paar

Regale zu stehen, mit irgendwie Dünger und Utensilien und so und in der Mitte stehen

dann aber zwei so Zeltes, sage ich jetzt mal. Das sind quasi so Kästen, die man mit

so einem Reißverschluss aufmachen kann und in diesen Kästen drin herrscht

dann bestimmte Luftwäuchtigkeiten, bestimmte Temperatur, also wie so eine

Art kleines Gewächshaus für zuhause und da drin stehen dann die Cannabis-Pflanzen,

die er hochzieht. Die sind jetzt am Ende ihrer Wachstumsphase. Wir haben die jetzt

auch noch mal ein letztes Mal umgetopft. Das sind Zehnlinge, die waren ungefähr

zwei Monate lang im Wachstum, also acht Wochen lang unter verschiedenen Lampen

jeweils ansteigende Wattzahl. Und jetzt sind sie bereit für die Blüte. Also schon ziemlich

professionell? Ja, also das sind schon Leute, die sich wirklich auskennen und

das Ganze auch zu einer richtigen Profession fast machen. Also er macht auch

Geld damit? Nee, also er verdient damit nichts. Er handelt das nicht, aber er ist

nicht der Einzige, der davon sozusagen das konsumiert, sondern da gibt es einen

kleinen Kreis an Leuten, die das zusammen machen. Nun ist es ja so, ein gewisser

Eigenanbau soll erlaubt werden, zwei bis drei Pflanzen pro Person. Könnte dann

eigentlich so jemand helfen, den Markt zu beliefern? Den Markt beliefern vermutlich

nicht, weil da wird es hohe Kriterien dafür geben, wie diese einzelnen Pflanzen

anzubauen sind. Also bestimmte Normen, wie es sie auch in anderen Bereichen bei

Lebensmitteln oder bei zum Beispiel Alkohol gibt. Aber es könnte auf jeden Fall

helfen, dass bestimmte Menschen ihren Eigenbedarf eben selber anbauen und

dadurch eben der große Nachfragedruck am Anfang erst mal ausbleibt. Denn die

große Angst ist ja, dass wenn man Cannabis legalisiert, in den ersten Jahren gar

nicht genug legales Cannabis auf den Markt bringen wird. Das heißt, die Homegrower

werden eine wichtige Stütze bei der Legalisierung. Wie schaut jetzt der, mit

dem ihr euch da unterhalten habt, auf die Pläne der Ampelregierung? Freut er sich?

Was erhofft er sich davon? Ja, für die Szene ist das ein riesen Fest gerade,

sozusagen, also diese Jahre, in denen sie darauf hin fiebern jetzt, dass es auch

wirklich legal wird. Und dann ist eben die nächste Frage, wie passiert das

Ganze dann? Ja und da gibt es ganz unterschiedliche Meinungen, der Grower mit

dem wir gequatscht haben, der war jetzt gar nicht so kritisch gegenüber den

großen Konzernen, wie man ja vielleicht annehmen könnte. Ich finde es okay, wenn

große Firmen rein pushen, wenn sozusagen der Erfolg ihnen recht gibt, wenn die

Produkte auf den Markt bringen, die gekauft werden. Ja, was kann ich dafür, wenn das

ein Großkonzern ist, dann ist es halt so. Es gibt ja vielleicht so dieses Bild, was

ich auch vorher so ein bisschen hatte, auf der einen Seite die Kiffer von der

Straße und auf der anderen Seite die großen Unternehmen und dann wird es

legal, aber dann übernehmen die großen Unternehmen den Markt. Aber der Grower hat

uns gesagt, naja, also mir geht es ja um gute Qualität, um ein sicheres Produkt

und wenn die Firmen das halt bereitstellen können, ja, dann kaufe ich da halt ein.

Also ich finde Kapitalismus kann auch was Gutes haben oder die freie

Marktwirtschaft. Und ich finde es super, wenn keiner bis sozusagen in die freie

Marktwirtschaft kommen würde, dass man wirklich sagen kann, Angebote und

Qualität, bestimmten Preis und nicht der Dealer. Der sagt zehn Euro Programm

oder so ähnlich für irgendeinen Scheiß.

Was ja viele gar nicht so richtig wissen, Gras wächst bei uns ja jetzt schon ganz

legal, nämlich im Dienste der Medizin. Seit 2017 dürfen Ärztinnen in Deutschland

Cannabis verschreiben und dieses Cannabis muss ja auch irgendwo wachsen. Wer darf

denn das Gras in Deutschland momentan anbauen? Das sind nur einige wenige

große Konzerne, die dafür eine Lizenzierung quasi bekommen haben. Es ist

so, dass medizinisches Cannabis zum großen Teil bislang importiert wird. Das heißt

Deutschland bekommt das von Anbauern aus anderen Ländern, zum Beispiel Portugal

ist da ein wichtiger, wichtiges Lieferland und in Deutschland selber sind

es nur eine Handvoll Anbauer, die das tatsächlich machen. Das ist nämlich auch

bislang relativ kostenintensiv. Man muss sich das so vorstellen, ein medizinisches

Produkt hat natürlich nochmal viel größere Anforderungen als jetzt ein

Lebens- oder ein Genussmittel. Von daher sind die Anforderungen an den Anbau

in Hallen mit ganz bestimmten Temperaturen sehr groß. Das muss ein

genormtes Produkt am Ende entstehen. Jede Blüte muss ja quasi dieselben

Inhaltsstoffe haben und von daher ist es eben für viele auch gar nicht

sonderlich attraktiv bislang. Also man sagt in der Szene auch, das ist

eigentlich bislang ein Verlustgeschäft für die Unternehmen, die in Deutschland

anbauen. Weil das so aufwendig ist? Weil das so aufwendig ist. Sicherheitsstandards.

Wir waren zum Beispiel bei einer Anlage in der Nähe von Dresden, bei Demekan.

Man muss sich das vorstellen wie so ein von außen erst mal ein normales

Industriegebäude, aber sobald man dann drin ist, merkt man, okay, hier sind total

dicke Wände. Genau hier geben wir jetzt gleich schon mal in den Betäubungsmittel

gesicherten Bereich. Hier seht ihr unser Taggitter, was wir jetzt tagsüber

annehmen. Nachts bzw. ab Abends ist dann auch immer die Stahlaktüre oder die

Trisortive geschlossen. Sind alles Betäubungsmittelrichtlinien. Die Räume, die

wir jetzt betreten, da sind die Wendedecken, Böden, mindestens 24 cm Stahl

betonendig. Das ist auch eine Betäubungsmittel-Sicherungsrichtlinie.

Und dann wie gesagt hier auf dem Boden haben wir überall und da in den Wänden

nochmal die Körperschall-Mailer. Falls jemand auch auf die Idee kommt hier rein

zu buddeln, so ein bisschen wie bei Big Brother. Ein riesiges System mit

Feuchtigkeitsmessern und so weiter. Also überall große technische Voraussetzungen

um das Zeug da eben anzubauen. Und da kann man sich ja vorstellen, wenn das

eben auch noch relativ neu ist, man noch nicht so viele Erfahrungen mit dem

Anbau hat, dann ist es natürlich relativ teuer. Dann klappt vielleicht auch mal

eine erste Charge irgendwie nicht so und die muss dann vernichtet werden. Also

von daher bislang kein großes Geschäft mit medizinischen Cannabis in

Deutschland für die Anbauer. Was anderes ist natürlich dann der Vertrieb. Das ist

denn ein anderer Bereich, der wirtschaftlich interessant ist, das

Ding dann eben auch zu den Apotheken und so zu bringen. Also momentan lohnt sich der Anbau von

medizinischem Cannabis in Deutschland eher nicht. Aber mit der Legalisierung von

Genuss Cannabis, da könnte das vielleicht anders aussehen. Über welche

Größenordnungen sprechen wir denn da eigentlich? Also Experten schätzen den

Bedarf in Deutschland bei Genuss Cannabis auf 400 Tonnen. Das ist also eine große

Menge, die benötigt wird. Das ist aber alles nur eine Schätzung, weil wir

natürlich aktuell durch die Illegalität nicht wissen, wie viel konsumiert wird.

Wie viel Geld denn dahinter steckt? Da gehen eben dann die Schätzung auch ganz

weit auseinander. Da wird im Grunde von einem Milliardenmarkt gesprochen. Wie viele

Milliarden das dann wirklich sind? Auch das wird man dann erst sehen, wie teuer

man das Ganze dann verkaufen kann, ob der Staat den Anbau sogar noch

subventionieren muss, damit der konkurrenzfähig ist zum Schwarzmarkt.

All das ist noch ein bisschen unklar. Von daher gibt es jetzt keine seriöse

Schätzung, wie viel Geld man damit verdienen kann. Aber ganz klar, wenn es

hier um 10, 20, 30, 40 Milliarden Euro geht, die man im Jahr umsetzen kann, dann

ist es ein sehr relevantes Geschäftsfeld, was sich hier bald auftun wird.

Da ist also viel Geld zu holen, falls die Legalisierung kommt. Und es gibt da

jetzt Unternehmen, auch kleinere, die wollen alle ein Stück von Kuchen abhaben,

richtig? Genau, also es gibt zum Beispiel das Unternehmen Sanity. Das ist ein

Unternehmen, was eigentlich noch relativ klein ist. Wenn man sich jetzt anguckt,

welche Mengen dort irgendwie durchgeschläust werden, wie viele Menschen

da arbeiten, die sagen aber selber von sich, wir wollen eine der größten

Player in Deutschland und in Europa werden. Das heißt ja, das ist auf jeden

Fall so eine Start-up-Atmosphäre. Der Eigentümer Fin Hänsel, das ist ja auch

jemand, der so ein bisschen klischeeartig aussieht, also eher mit Jeans

auftritt, mit T-Shirt oder leichten Hemd und jetzt nicht mit Anzug. Hier kommt die

Ware dann an, hier liegt die dann, das kann ich auch müssen erzählen, dass es

dann eben quasi ein Atombunker ist, das ist halt die Auflage, weil es ein Betonungsmittel ist,

dass quasi eben die Wände besonders dick sein müssen, eine direkte Verbindung zur

Polizei. Bei denen waren wir in der Nähe von Frankfurt, dort haben sie sich in

einem alten Weingut auf dem Grundstück ein Betonbunker hinsetzen lassen.

Atombunker, also es sieht jetzt irgendwie so aus wie ein Holzbunker, hallo aus.

Das ist jetzt kein Scherz, es ist zwar ein Betonbunker, der ist aber die Holz

verkleidet worden, damit halt quasi der Charakter der Umgebung erhalten bleibt.

Das heißt also, es ist tatsächlich ein Atombunker, er sieht nur nicht aus wie einer.

Und der verkauft halt eben seine Firma nach außen, als wir werden diesen Markt

hier ganz groß machen. Unser Anspruch ist natürlich, Marktführer in Deutschland zu

sein. Wenn man sich dann mal überlegt, der Markt ist 10 Milliarden, vielleicht

irgendwann groß und ein Marktführer meines Erachtens, je nachdem wie fragmentiert

der Markt ist, sollte immer irgendwann zwischen 5 und 10 Prozent Marktanteil haben.

Und diesen Weg zu gehen und zu überlegen, was ist dafür notwendig, das zu tun,

das ist unsere Aufgabe und das ist auch der spannende Abenteuer, was jetzt noch

die nächsten Jahre auf uns kommt. Du grinst so ein wirschtig. Ja, wegen des

Produkts oder auch schon auch wegen dieser Business Opportunity, die da ist?

Sowohl als auch. Was macht der jetzt, der Fin Hensel? Also wartet der, dass es los geht?

Fin Hensel hat angefangen mit CBD Cannabis zu handeln. Man muss sich das so vorstellen,

wenn wir jetzt von Cannabis und von der Legalisierung sprechen, dann geht es um THC

haltiges Cannabis. THC ist einer der Inhaltsstoffe der Cannabisblüten. Es gibt

dort ganz viele verschiedene Inhaltsstoffe, aber THC ist der Berauschende, der also von

vielen ja bewusst genommen wird, um sich eben einen anderen Zustand sozusagen zu

rauchen, der auch potenziell abhängig macht. Bislang ist Cannabis ohne THC schon

mehr oder weniger legal. Ein anderer wichtiger Inhaltsstoff der Blüte ist

nämlich CBD, ein anderes Cannabinoid. Das hat sagen viele auch sowas wie man kann

besser schlafen, man kann sich besser konzentrieren. Wissenschaftlich alles nicht

ganz bewiesen, aber es gibt eine recht große CBD-Branche bereits mit Läden, die

das verkaufen. Fin Hensel hat sich zum Beispiel darauf konzentriert, das heißt

er importiert CBD Blüten. Die werden in diesem Container, in diesem Betonbunker

gelagert, dann hat er so ein kleines Labor daneben, da können die Inhaltsstoffe auch

analysiert werden und da wird aus den Blüten das CBD heraus extrahiert. Also

durch verschiedene Lösungsmittel und so kann man die einzelnen Bestandteile dann

da raus trennen und dann werden die halt Cremes zum Beispiel oder Ölen beigemischt.

Das macht er dort vor Ort bereit und so versuchen die Unternehmen natürlich sich

auf die Legalisierung, dass ich sage jetzt mal richtigen Cannabis auch

vorzubereiten, indem sie eben über CBD bereits die Vertriebswege, die

Verarbeitungswege und so weiter aufbauen und dann irgendwann, wenn das THC-haltige

Cannabis legal wird, das dann eben auch mit richtigen Gras machen. Also es geht

in Unternehmen gar nicht so sehr um das CBD sagst du, sondern es ist so was wie

ein Testfeld, wenn das THC dann legal wird, dann sind die Strukturen alle schon

da und man ist zackt auf dem Markt. Also das würden die wenigsten wahrscheinlich so

offen behaupten, dass es so ist. Ich sage das aber ein bisschen so, das hat sich

schon durch die Recherche ein bisschen gezeigt, dass die meisten, die mit CBD

begonnen haben, schon auch große generelle Grasfans sind und ja einfach

eine Poleposition haben wollen. Zum Beispiel ein interessanter Fall ist so ein

Online-Shop, die auch einen kleinen Store in Mainz haben, aber wo man eben

deutschlandweit online einkaufen kann, bislang eben CBD-Produkte oder andere

Sachen rund um die Handpflanze und die Werbung, die die machen, ist natürlich

aber ganz klar auf die, ich sag jetzt mal, richtige Kiffer-Szene ausgerichtet, so

dass bei jeder Werbung, bei jedem CBD-Produkt, was zusammen mit einem

Rapper oder sowas vermarktet wird, eigentlich relativ klar ist, hier wird die

Marke an sich nach vorne gepusht, nicht unbedingt immer das einzelne Produkt.

Nico, jetzt ist aber auch ein Finn Hänsel, selbst wenn er viel Geld hat, immer noch

ein verhältnismäßig kleiner Fisch, zumindest international gesehen. Da ist

man schon viel, viel weiter. Wir sind denn so die richtig großen Player? Also

Cannabis als Genussmittel ist halt schon legal in weiten Teilen der USA, so einen

etlichen Bundesstaaten und auch in Kanada, übrigens jetzt zum Beispiel auch in

Thailand, aber wirtschaftlich vor allen Dingen ist eben Nordamerika interessant

und das läuft dort schon seit einigen Jahren, da hat sich schon eine Industrie

gebildet, das heißt Anbauer, die auch zu großen Teilen dann an der Börse sind.

Ihr wart auf so einer internationalen Messe, erzähl mal, was war das? Wir waren in

Croatia, in Rovingya, das so ein kleiner Torstenort, da waren vielleicht einige auch

schon mal ganz süße kleine Altstadt und direkt daneben tut sich so ein richtig

großes Luxushotel auf und in diesem hat die ICBC, die International Cannabis

Business Conference, stattgefunden.

Und da kamen vor allen Dingen nordamerikanische Konzernen und Investoren zusammen mit Leuten aus der Balkanregion, aber auch aus Deutschland, um sich zu vernetzen, um die

Business Opportunities abzuchecken, sage ich jetzt mal so.

Wir sind da angekommen am ersten Abend, wo so ein Empfang war und kam auf so einen

richtig schicken Balkon, wo an der Seite so eine lange Tafel aufgebaut war, mit

Häppchen und sofort kam die Kellner mit ihren Tabletts, wo Wein und so drauf war,

so ein bisschen klischeehaft, wie man sich das so vorstellt auf so einem sehr

gehobenen Business-Empfang, so lief das da tatsächlich ab.

Und neben dem Wein der Joint, oder?

Der kam erst später, also wir waren auch sehr interessiert und haben gedacht, okay, wird jetzt hier gekifft werden oder so, und das war am Anfang erst mal überhaupt nicht der Fall.

Die Leute haben ganz angeregt, miteinander einfach diskutiert, Business-Karten wurden ausgetauscht, es gab ein DJ.

Später, als der Abend ein bisschen länger ging, haben die Leute mehr und mehr angefangen,

sich Joint zu drehen und zwar nicht nur, ich sage jetzt mal Leute, von denen man das

auf den ersten Blick erwarten würde, sondern auch eine Wall Street-Bankerin oder so, die

dann angefangen hat zu kiffen, also ein bisschen so wie halt auf einem anderen

Empfang oder so, dann vielleicht vermehrt Alkohol getrunken wurde, war es da

halt an der Joint.

Wie seid ihr damit umgegangen?

Wir haben nichts geraucht, wenn das die Frage ist.

Für mich war das auf jeden Fall sehr ungewöhnlich, weil ja auch in Kroatien selber eigentlich

das Kiffen gar nicht erlaubt ist, nun ist es aber so, das Geld wahrscheinlich schützt,

sage ich jetzt mal so ein bisschen platt, das hat uns auch jemand so ein bisschen unter

der Hand so gesagt, dass ja da die Kontakte entsprechend gut genug sind, dass jetzt nicht

die Polizei so ein Luxushotel unter die Augen nehmen würde.

Das klingt irgendwie alles nach so einem absurden Traum, ihr in einem Luxushotel in Kroatien,

die Cannabis-Szenebranche der Welt versammelt in einem Luxushotel, ihr mitten drin auf diesem

Balkon.

Erzähl mal, was sind da für Leute, mit wem habt ihr gesprochen?

Also wer mir gleich einfällt, ist so eine, die so ein bisschen aussah, wie so eine Schamane,

sage ich jetzt mal.

So, even though people are trying to coerce it indirectly, I think the plan has got a plan.

Personally, my cannabis journey has been a journey of service and I think I'll work for the plan.

Die passt eher in das Klischee rein, was man vielleicht kennt, so Ria Green, das ist eine

britische Haltpraktikerin und die gibt ein Cannabis-Magazin heraus und die hat auch ganz

freimütig vor der Kamera den Joint geraucht.

And people who come and think they can prostitute the plant and earn as much as possible, I think

it doesn't work like that.

Unser Aufgabe als Industrie ist es jetzt eben nicht, diese Pflanze zu unterjochen, sondern

die Pflanze weiß selber, welchen Weg sie gehen wird, also die hatte so ein sehr schamanisches

Verständnis von, die Cannabis-Branche leistet sozusagen der Pflanze einen Dienst und auf

der anderen Seite gab es aber auch Leute wie Claudia de la Mora.

So, I am an Investing Banker, Wall Street Investing Banker an Investor, actually starting in

different industries, like real estate, consumer products, oil and gas energy and then I got

into the Cannibal space.

Okay, also sie ist eine Wall Street Bankerin und Investoren und hat erst in ganz andere

Industrien investiert, Immobilien, Öl, Gas und dann hat sie angefangen sich mit Cannabis

zu beschäftigen.

Und die trat eben so, wie man sich vielleicht eher vorstellen könnte, eher in so einem

quasi schicken Business Dress auf.

Well, you know, we're scouting for the right opportunity, you know, to invest in, right,

and also help this industry grow, which is going to be obviously massive in many verticals.

It's not, it's not the industry.

Die Branche gehört längst nicht mehr den Hippies und dem illegalen Markt, sondern die gehört

jetzt uns und so sind die Leute da eben zum großen Teil aufgetreten.

Aber die Großen, die schauen schon jetzt ganz genau, was in Deutschland passiert, oder?

Auf jeden Fall.

Also auf der Messe in Kroatien mussten wir jetzt gar nicht groß Fragen stellen.

No, I'm excited about everything that's happening in Germany.

Yeah.

The next 10 years are going to be exciting, not only for Germany, but for the whole of Europe

and for the global community.

Wenn Deutschland das legalisiert, dann kippt quasi der erste Domino-Stein innerhalb Europas,

dann werden viele andere Länder nachziehen, und das ist jetzt nicht nur so eine wilde

Spekulation der Unternehmer, sondern es gibt viele Länder, sicherlich zu teilen noch

eher kleinere wie Malta oder Luxemburg, aber auch Spanien, Portugal, die schon auf gewissen

Wegen der Legalisierung sind, in einem kleineren Maßstab manchmal, aber die könnten dann

alle nachziehen.

Es ist ja noch nicht alles in grünen Tüchern, da gibt es noch die EU-Kommission, die in

NATO einlegen könnte, noch ein paar andere Hürden, was ist denn der aktuelle Stand kurz

auf den Punkt gebracht, wann wird Gras in Deutschland legal und wie realistisch ist

es überhaupt?

Also es spricht gerade nichts dafür, dass Gras noch 2023 legal wird.

Daran glaubt kaum noch jemand, 2024 hingegen könnte passieren, ja, es muss ja eine gewisse

Vorbereitungszeit geben, man muss ja dann erst mal Geschäfte, Anbau und so weiter

lizenzieren, ob es 2024 klappt, das hängt noch an mehreren Faktoren, der wichtigste

ist auf jeden Fall der juristische Punkt, nämlich wird die EU-Kommission sagen, jo geht

klar, weil man muss eben sehen, wir sind hier Teil eines größeren Binnenmarktes, es gibt

bestimmte Regeln, Deutschland ist gerade im Dialog mit der EU-Kommission, hat er eigentlich

das Eckpunktpapier eingereicht, wollte eine Stellungnahme haben, die EU hat jetzt gesagt,

nee, ihr müsst uns erst einen ganzen Gesetzentwurf vorlegen, der viel konkreter ist, damit wir

den dann bewerten können, wie lange das dann dauern wird, kann jetzt gerade keiner abschätzen

und dann ist die nächste zweite große Frage, wird es überhaupt eine politische Mehrheit

dafür geben?

Weil es ist ja schön und gut, dass die Ampel-Regierung das legalisieren möchte, aber stand jetzt

muss auch der Bundesrat zustimmen und gerade könnte die CDU, wie ja auch bei anderen Themen

geschehen, das auch noch verhindern und besonders aus Bayern kommen sehr, sehr starke Stimmen

dagegen.

Von daher, derzeit sehr viele Frage zeichnen und dann könnte es eher zu so einer Art Legalisierung

Leid kommen.

Und wenn es am Ende dann doch nichts wird, dann platzen lauter Milliarden Träume, hast

du das auch gemerkt, dass die Leute sich da Sorgen machen, ich mein so jemand wie Fin Hänsel,

der als ein Gelder jetzt schon investiert hat, hat der Schiss davor, dass es nichts

wird?

Nach außen hin lassen sich die Leute keinen großen Schiss anmerken, weil man muss ja so

sagen, wenn sie zu hören und zu sehen sind mit, hm, wer weiß, ob das klappt, ja dann

ist das Investorengeld natürlich auch relativ schnell weg, die Investoren wollen gerne Optimismus

hören, man muss dir überzeugen, dass das Geld ja richtig gut angelegt ist.

Von daher, hm, nach außen hin nicht, nach innen hin merkt man natürlich schon, dass

die Unternehmen versuchen, zweigleisig zu fahren, dass sie eben nicht nur auf die THC-Legalisierung

setzen, sondern natürlich auch gucken, was geht bei medizinischen Cannabis, was geht

bei CBD, aber eben besonders in diesem medizinischen Bereich tut sich ja sehr viel, auch mit anderen

Drogen, wo viel experimentiert wird und da sind viele Unternehmen, die eben eine gewisse

Größe haben, eben gut beraten zu schauen, dass sie sich nicht nur auf das Genussmittel

Cannabis beschränken.

Also, wie es halt immer so ist, mit neuen Branchen, mit so einer Start-up-Welt, ja,

wer Glück hat, kann da Geld verdienen, aber es ist ihnen doch sehr wahrscheinlich das

Geld zu versenken.

Nico, vielen, vielen Dank, dass du deine Recherche mit uns geteilt hast.

Sehr cool.

Vielen Dank.

Sehr gerne.

Das war 11km der Tagesshop-Podcast für heute mit Nico Schmolke.

Er hat zusammen mit seinem Kollegen Anton Stanislavski einen Film über das Thema gemacht, den

findet ihr in der ARD-Mediathek, der Link ist in den Shownauts und 11km findet ihr in der

ARD-Audiothek und überall da, wo es Podcast gibt, lasst uns gerne ein Abo da, dann verpasst

ihr auch keine Folge.

Autorin dieser Folge ist Mira Sophie Potten, mitgearbeitet hat Hans-Christoph Böhringer,

Produktion Jonas Teichmann, Jacqueline Brejek, Georg Schoske, G.H.

Vijo, Eva Erhardt und Hania Brünjes, Redaktionsleitung Lena Gürtler und FOMIKOLIP, 11km ist eine

Produktion von BR24 und NDR Info, mein Name ist Hannes Kunz, wir hören uns.

Ciao.

Machine-generated transcript that may contain inaccuracies.

Es geht um Geld, Investitionen und die Pole-Position: Wird Cannabis in Deutschland legal, wer bekommt dann den größten Teil des möglichen Milliardenmarkts? In dieser 11KM-Folge macht sich Journalist Nico Schmolke auf die Suche nach den möglichen Profiteur:innen der Legalisierung und folgt der Spur des Geldes im Grasgeschäft. Denn die Vorbereitungen laufen, obwohl noch niemand weiß, ob und wann es losgehen wird. Nico Schmolke trifft auf große und kleine Firmen in Goldrausch-Stimmung, auf einen Homegrower und eine Investment-Bankerin, die an den Profit glaubt.



Hier geht es zum SWR-Film von Nico Schmolke und Anton Stanislawski: https://www.ardmediathek.de/video/rabiat/canna-business-gras-wird-legal-wer-macht-das-grosse-geld/swr/Y3JpZDovL3N3ci5kZS9hZXgvbzE3ODE5MjY



Weiterführende Informationen zu den gesundheitlichen Aspekten:

https://www.tagesschau.de/wissen/cannabis-legalisierung-medizin-103.html

https://www.facebook.com/tagesschau/videos/procontra-soll-cannabis-legalisiert-werden/10156319778009407/?locale=de_DE



An dieser Folge waren beteiligt:

Autorin: Mira-Sophie Potten

Mitarbeit: Hans Christoph Böhringer

Produktion: Jonas Teichmann, Jacqueline Brzeczek, Georg Czoske, Gerhard Wicho, Eva Erhard und Hanna Brünjes

Redaktionsleitung: Fumiko Lipp und Lena Gürtler

Host: Hannes Kunz

11KM: der tagesschau-Podcast wird produziert von BR24 und NDR Info. Die redaktionelle Verantwortung für diese Folge liegt beim NDR.