11KM: der tagesschau-Podcast: Blut und Blubber: Umstrittene Delfinjagd auf den Färöer Inseln

tagesschau tagesschau 6/26/23 - Episode Page - 34m - PDF Transcript

Der Atlantik. Männer, Frauen, Kinder, alle starren aufs Meer.

Töten, schlachten, so schnell wie möglich. Und zwar Delfine.

Keine Szene aus einem Horrorfilm, sondern brutale Realität.

Immer wieder auf den Ferreuer Inseln, bei traditionellen Jagden.

Erst kürzlich wieder, vielleicht habt ihr es auch in den Nachrichten mitbekommen.

Aber trotz internationaler heftiger Kritik von Tierschützern,

die Ferringer, so heißen die Bewohner der Ferreuer Inseln, die wollen Part 2 nicht aufhören.

Hier ist 11km, der Tagesschau-Podcast. Ein Thema in aller Tiefe.

Heute mit Christian Blänker.

Er ist ARD-Korrespondent für Skandinavien und das Baltikum.

Für seine ausführliche Weltspiegeldoku ist er auf die Ferreuer Inseln gereist,

um zu verstehen, wie so eine Delfinjagd genau abläuft.

Ist das wirklich so grausam?

Und was hat das alles mit uns hier in Deutschland zu tun?

Und unserem Verständnis von Fleischkonsum.

Mein Name ist Victoria Michaelzack.

Heute ist Montag, der 26. Juni.

Christian, herzlich willkommen.

Hey.

Ich war eingeladen bei einer ferringischen Familie.

Wir haben eine Verabredung.

Klingeln an der Tür.

Dann stehen erst mal Fremde vor dir.

Aber der Vater John hat mir die Tür aufgemacht.

Er ist ein ganz ehrlicher Typ.

Kurze Haare, muskulöser Körper,

weil er auch selbst Schiffe baut.

Also so ein handwerklicher Typ, den mochte ich gleich.

Und dann seine beiden Kinder, John Roy und Laura.

John Roy, ja, so ein bisschen längere Haare,

ein bisschen verwuschelt, dann so ein Wollpulli an,

was auch ganz typisch ist für die Ferreuer Inseln

und seine Schwester, ist ein bisschen älter.

Und dann durften wir da reinkommen

und ein Licht durchflutet das Wohnzimmer mit Blick auf den Fjord.

Ich nehme an, dass jetzt nicht jeder auf Anhieb

sofort auf der Karte zeigen könnte,

wo die Ferreuer Inseln eigentlich liegen.

So zwischen Schottland und Island.

Genauso ist es.

Und die gehören zu Dänemark.

Deswegen spricht man dort auch dänisch.

Aber sie möchten gerne autonom sein.

Die haben auch weitgehend autonome Rechte, auch eine eigene Regierung.

Aber liegt dann halt weit weg irgendwo im Nordatlantik.

Eine ganz kleine Inselgruppe im übrigen.

Da leben gerade mal 50.000 Leute.

Und ich finde es immer, es hat so eine, wie soll ich sagen,

so eine dörfliche Atmosphäre.

Also so ein bisschen jeder kennt jeden.

Was mir so als erstes aufgefallen ist,

ist neben dieser ganzen Kraterlandschaft riesige Berge,

es gibt keinen Baum.

Oder genauer gesagt, es gibt kaum einen Baum.

Nach langer Suche habe ich dann mal einen gefunden.

Aber es ist wirklich so ein bisschen, wie soll ich sagen,

wie so auf so einer Mondlandschaft,

wo man so ein bisschen grün drüber gesprüht hat.

Ganz viel Wasser, logisch.

Das ist ein bisschen wie im Nordatlantik.

Diese Felsen sind so durchfurcht.

Es gibt dann Wasserfälle,

also wirklich wie in so einem Fantasy-Film.

Ein klein bisschen.

Und da auf den grünen Ferreur Inseln,

da warst du also bei einer Familie zu Hause.

Und bist dabei in einem Wohnzimmer.

Ich mich natürlich bis mit der Familie unterhalten

und lerne dann irgendwie so, ja, das haben die alles selbst gemacht.

Also ganz viel Holz, Holzboden, ein toller Tisch.

Es war sehr, sehr gemütlich.

Und dann sagt John der Vater zu mir, so ja, wir haben für dich gekocht.

Looks delicious.

Dann gucke ich in den Topf und da brodelt Walfleisch.

In einem Gulasch zubereitet, also braune Soße.

Es riecht auch so ein bisschen nach Schinken und Speck.

Und ich versuche natürlich, Smalltalk mit denen zu machen

und denke trotzdem aber glammheimlich die ganze Zeit daran,

okay, du hast dich jetzt mit denen hier verabredet,

um das auch gleich zu essen.

Auf der einen Seite war ich natürlich neugierig, wie schmeckt es?

Und auf der anderen Seite habe ich noch nie mal im Leben Walfleisch gegessen.

Okay, jetzt hast du davon Walfleisch gesprochen.

Aber es geht ja eigentlich, dachte ich, um Delfine,

die auf den Ferreur Inseln gejagt werden.

Jetzt sollten wir das an der Stelle jetzt mal einmal kurz aufdröseln.

Also, warum Walfleisch?

Sie gehören alle zu den Delfinen, weil es aber eine gewisse Größe der Tiere betrifft.

Die sind 5, 6 Meter lang.

Es spricht man hier von Walen, also der Gründwahl auf Englisch heißt der Pilot Whale.

Man darf Wal dazu sagen, aber gehört zur Familie der Delfine.

Also das heißt, du sitzt da im Esszimmer und es gibt Delfine-Fleisch.

Erst mal naheliegendste Frage, wie schmeckt das?

Es gibt 2 Varianten.

Das eine ist der Blober, das ist einfach die Fettschicht.

Das kann man sich so ein bisschen vorstellen wie so Marshmallow,

weiß unheimlich fettig.

Blober heißt das?

Blober heißt das.

Und das wird in so ganz feine Scheiben geschnitten.

So fein sind die.

Das habe ich auch bekommen, sozusagen als Apparativ sage ich mal.

Das fand ich ekelhaft, weil es salzig schmeckt,

irgendwie tränig nach Öl und irgendwie so, oh Gott, nee, das wollte ich nicht essen.

Und das Fleisch der Gründwahl, das kann man auf unterschiedliche Art machen.

Man kann es trocknen, aber die Variante, die ich jetzt gegessen habe,

war gekocht wie ein Gulasch.

Insgesamt hat es für mich auch nach Rindfleisch geschmeckt

mit so einer Herbenot, die so ein bisschen Richtung Wild ging.

Auf jeden Fall etwas, was ich noch nie in meinem Leben gegessen habe.

Ich habe natürlich versucht, gute Miene zum Spiel zu machen.

Lecker, aber es ist höflich.

Ich versuche, ein netter Mensch zu sein,

aber ich würde, also sehr viel Nachschlag wollte ich dann nicht haben.

Das essen die jetzt aber auch nicht jeden Tag, oder?

Nein, es ist mittlerweile so ein Feiertagsessen

bei den Ferringern, also zu besonderen Anlässen.

Und wenn ein Gast kommt, so wie ich das war, ist das so ein Moment.

Ja, macht man jetzt nicht jeden Tag.

Du bist ja aber genau auch dafür auf die Fahrer in seinem Geflogen,

weil du mehr herausfinden wolltest über diesen Brauch,

sage ich mal, der Feenfleisch zu essen

und die Tiere dafür eben auch zu jagen.

Warum eigentlich? Also was war für dich der Grund?

Es gibt eine Jagd, die Bilder produziert hat,

die mir danach nicht mehr aus dem Kopf gegangen sind.

Das geht um den September 2021.

Die Massentötung von Delfinen auf den Ferreuer Inseln im Nordatlantik

hat für Empörung bei Tierschützern gesorgt.

Neben Grindwahlen waren am Wochenende hunderte Weißseiten Delfine

an die Küste getrieben und geschlachtet worden.

Die Jagd auf Meeres Säuger hat auf den Sudänemark gehörenden Inseln

eine uralte Tradition und ist gesetzlich geregelt.

Es war eine einzige Jagd, ein einziger Tag

und plötzlich werden 1400 Delfine getötet.

Und die Welt hat sich empört,

weil das eigentlich nicht das Hauptziel ist, der Ferringer,

die Jagdgrindwale, das ist eine andere Delfinart.

Und diese Weißseiten Delfine standen eigentlich gar nicht im Fokus

und plötzlich passiert einfach das,

dass viel zu viele getötet werden.

Die Jagd hat quälend lange gedauert.

Die Tiere sind teilweise verendet am Strand.

Darüber haben sich wirklich Millionen aufgeregt.

Und mich hat es nicht mehr losgelassen,

weil ich schlicht die Frage hatte, warum zur Hölle machen die das?

Warum schlachten die Delfine?

Und du wolltest also selbst mit dabei sein, auch bei so einer Jagd.

Also du wolltest es nicht beim Essen belassen,

sondern das Ganze auch mit der Kamera begleiten.

Genau so ist es.

Es finden mehrere Jagden statt,

sagen wir mal so zwischen fünf,

in Jahren, in denen es schlecht läuft,

bis zu 20 in Jahren, in denen es fette Beute gibt.

Also mehrere.

Du musst es dir so vorstellen, die Tiere schwimmen an den Ferrinseln vorbei.

Sie werden von Fischern entdeckt.

Der Fischer sagt anderen Bescheiden.

Da wird zu Jagd gerufen, wenn das Wetter stimmt.

Das ist ein Zufall, wenn diese Jagd stattfindet.

Also auch ein bisschen Glückssache für dich und das Kamerateam,

ob das überhaupt klappt, das zu filmen.

Wobei ich mir jetzt vorstellen könnte,

dass man auf den Inseln vielleicht gar nicht so erfreut ist,

wenn da ein Kamerateam mit dabei sein will,

nach dem ganzen Medienromel und der Aufregung,

um die Massenhaftgetöteten der FINE 2021.

Genau so ist es.

Ein bisschen gehört Vertrauen auch dazu,

weil die Jäger, die wissen natürlich,

um den Umstand eine Jagd findet unter freiem Himmelstadt.

Wenn Tiere getötet werden im Wasser, wird das Wasser blutrot.

Die kennen und verstehen die Außenwirkung dieser Bilder.

Und die sind nicht besonders scharf darauf,

dass die gezeigt werden.

Und wir haben es eben so versucht,

dass wir ihnen gesagt haben,

wir wollen das dokumentieren, aber wir wollen es auch verstehen.

Und das hat, glaube ich, geholfen.

Und dann waren wir so zwei, drei Tage auf den Inseln

und wir sitzen in unserem Hotel beim Frühstück.

Ich war kurz dabei, mir mein Müsli da zusammenzustellen am Buffet.

Und dann bekommen wir eine SMS.

Hey, es findet gerade eine Grindweiljagd statt.

Wollt ihr kommen?

Und dann haben wir natürlich gesagt,

das ist überhaupt keine Frage,

wir haben alles stehen und liegen gelassen

und sind mit unseren...

Frühstück stehen lassen?

Das hab ich ja wohl klar.

Das hab ich stehen lassen.

Da sind wir da schnell hingebraust.

Ihr müsst euch das so vorstellen.

Natürlich gibt es da Straßen und so weiter.

Aber es gibt unheimlich viele Tunnel.

Man muss von einem Fjord zum nächsten kommen.

Manchmal sieht man den Ort, wo man hinfahren will.

Man muss aber eine Riesenschlaufe fahren,

um dahin zu kommen.

Weil das halt so eine Vulkanlandschaft ist.

Und ich wusste, das ist jetzt ein Rennen gegen die Zeit.

Da wartet keiner auf dich.

Und dann sind wir eben dahin gejagt.

Wir sind ja selbst zu Jägern geworden bei diesem Film.

Und dann komme ich auf so eine Anhöhe

und gucke dann raus in den Fjord und sehe tatsächlich

ganz, ganz viele Boote am Horizont, die auf mich zufahren.

Und diese Boote gehören zu Jagd.

Dazu spielt eine ganz wichtige Rolle.

Man muss hier, wenn man ganz genau ist,

eher von einer Treibjagd sprechen.

Also die Tiere werden irgendwo draußen im Ozean entdeckt.

Und dann kommen die Jäger zusammen erstmal mit Motorbooten

und versuchen, sich hinter diese Grindwahlfamilie zu setzen.

Also Grindwahl schwimmen ja nicht alleine,

sondern zusammen in einer Familie gelten ja auch als sehr soziale Tiere.

Und das Geräusch der Motoren,

und dazu hauen sie noch mit Talsachen auf die Bordwand,

macht so ein Krach, dass die Tiere nur noch weg wollen.

Die schalten um in den Panikmodus und wollen vor diesem Geräusch fliehen.

Und da die Boote hinter ihnen sind und rechts und links

eine große Berge, die zu dem Fjord gehören,

schwimmen die Tiere in eine Richtung.

Aber sie sehen nicht, wo sie hinschwimmen.

Sie schwimmen nämlich in eine tödliche Sackgasse.

Dieses Treiben geht über sehr, sehr, sehr, sehr viele Minuten.

Und dann wird das Wasser immer flacher.

Und dann stehen an diesem Strand, an der flachsten Stelle,

stehen Jäger mit Messern und einer hapunen Art, um die Tiere zu töten.

Und ich erinnere mich noch, wie ich das gesehen habe,

die fahren jetzt auf mich zu und ich mich die ganze Zeit gekniffen habe.

Verdammte Scheiße.

Das passiert jetzt gleich wirklich vor meinen Augen.

Also du bist angekommen, bevor es dann wirklich so weit war.

Genauso ist es.

Vor allen Dingen weiß man jetzt auch nicht, wie sie auf uns reagieren,

weil die Wahljäger möchten es eigentlich nicht so gerne,

dass eine Kamera dabei ist.

Ich habe die Motorboote von weit weg gesehen.

Ich wusste, ich habe jetzt noch ein paar Minuten.

Und dann bin ich mit meinem Kamerateam zum Strand gegangen.

Und das war für mich der kritischste Moment,

weil ich nicht wusste, jetzt oute ich mich als Journalist.

Man kann ja mit Menschen auch so sprechen,

aber wenn eine Kamera dabei ist, weiß jeder,

okay, hier möchte das jemand festhalten.

Ich wusste nicht, wie reagieren die Menschen auf mich.

Und wie war es, wie war da die Stimmung?

Es ist quasi das ganze Dorf da gewesen.

Ich dachte auch, anfangs, ja, da gucken jetzt ein paar grimmige Jäger

auf die See, aber nein, es hat fast etwas von einem Volksfest.

Also alle, die dort rund um diesen Fjord leben,

sind zu dem Strand gekommen.

Im Übrigen nicht nur Männer, sondern auch Frauen und auch Kinder.

Also da waren 3, 4, 5-Jährige teilweise noch mit dem Kuscheltier

in der Hand und haben da geguckt, was jetzt gleich passiert.

Also eine für die ganz alltägliche Szene.

Unser großes Glück war, dass wir eben John und John Roy

an unserer Seite hatten, die uns quasi mitgenommen haben.

Und also wenn du jetzt sagst, es hatte fast so ein Volksfestcharakter

und da waren auch Kinder, war das wie bei so einem Wettkampf,

so Fußballstadionmäßig.

Wie ist das abgelaufen?

Es gibt einen Moment, wo es ernst wirkt.

Wenn die Tiere dann nah genug am Wasser sind, gibt es einen Kommando

und so eine Art Jagdaufsicht.

Also einer hat die Mütze auf dem wahrsten Sinne des Wortes

und sagt, jetzt geht es los.

Und dann rennen die dafür ausgebildeten Jäger,

die auch eine Lizenz haben, die das machen dürfen, ins Wasser.

Dass ungefähr so 8 Grad kalt ist, ist also richtig frisch.

Und versuchen diese 5, 6, 7 Meter langen Meereszeuger zu bändigen.

Die kriegen, wenn sie an den Strand gezogen werden,

so einen Haken in das Blasloch rein.

Das ist ziemlich eklig.

Und dann hängt daran ein dickes Tau, ein dickes Seil.

Und alle, die dann am Strand dabei sind und so zugucken,

die packen mit an und ziehen sozusagen dieses große Tier an den Strand.

Und dann wird es durch einen Hapunstich durch das Gehirn

und danach einen Schnitt mit einem langen Messer noch einmal getötet.

Und das ist der Moment, wo keiner lacht.

Das ist hektisch.

Man schreit durcheinander, zieh jetzt an dem Seil und los jetzt.

Ich brauche hier Hilfe.

Das sind wirklich 2, 3 Minuten größter Spannung.

Und dann sind die Tiere erlegt.

In unserem Fall waren es 19 Grindwale.

Das Wasser verfärbt sich blutrot.

Es ist wirklich viele hundert Meter weit zu sehen,

dass da jetzt Tiere getötet wurden.

Es vermischt sich mit dem Meereswasser.

Ich habe mir diese Bilder angeguckt, wie rot das Wasser ist.

Das ist ja nicht nur ein bisschen rot eingefärbt,

sondern das sieht gar nicht mehr aus wie Wasser.

Das sieht aus wie rote Farbe fast.

Also es ist wirklich ganz rot.

Unheimlich intensiv.

Und dann diese großen leblosen Körper da drin,

das ist so der Moment, der mich auch mit am meisten berührt hat.

Auch schlicht, so ein Tier erstmals zu sehen.

Also ich weiß nicht, wie es dir geht,

aber meistens, Delfine nimmt man ja nur wahr mit einer Finne.

Also man sieht oben so ein ganz kleines Stück.

Und plötzlich liegt dieses Tier vor dir.

Wie gehen die Menschen denn damit um,

dass ja auch dieses Leid sichtbar ist?

Der Todeskampf der Tiere, dieses blutrote Wasser,

wie halten die das aus?

Sie halten es sehr gut aus,

weil es für sie Normalität ist.

Ich muss immer da vorwegstellen, ich bin so ein Stadtkind.

Also ich bin so ein Supermarktgeher, der da sein Essen holt.

Und ich habe mich mit dem Thema Jagd nicht groß auseinander gesetzt

und habe natürlich dann versucht, ganz viel darüber zu erfahren.

Und habe dann in Museen, die es da auch gibt,

die sich ganz viel mit dieser Tradition auseinandersetzen,

gelernt, dass es die Grindwalljagd seit dem 16. Jahrhundert gibt.

Eigentlich sagen die Ferringer seit der Wikingerzeit,

weil wir haben ja vorhin darüber gesprochen,

wie kark und wie schroff diese Landschaft ist.

Da wächst kein Baum, da wächst natürlich auch nicht viel Zeug.

Kartoffeln haben sie unscharfe, aber sonst ist da nicht so viel.

Und für die Wikinger oder die, die da nach dort gelebt haben,

war der Wahl ein wichtiges Lauchungsmittel,

mit Proteinen hat das Überleben gesichert.

Das heißt, die Kinder, die ich da am Strand gesehen habe,

werden mit diesen Szenen groß.

Die sehen mehrmals im Jahr so eine Jagd.

Und sie kennen es aus Geschichten,

und sie werden zum Strand gerufen,

manchmal sogar aus der Schule geholt,

und dann können sie sich das anschauen.

Und ich glaube, das ist ganz wichtig, wenn man verstehen will,

warum halten sie sich nicht die Augen zu,

oder warum wenden sie sich nicht die Augen zu.

Also das heißt, das ist da auch kein kontroverses Thema.

Finden das denn alle gut, die dort leben?

Nicht alle.

Ich glaube, so kann man es nicht sagen.

Es gibt einen wichtigen Faktor.

Das sind die Tierschutzorganisationen,

die auf die Inseln gekommen sind,

auch angetrieben von diesen sehr emotionalen Bildern,

der Jagd und der Treibjagd.

Das heißt, es ist ein sehr wichtiges Thema.

Es gibt unterschiedliche Organisationen,

die sich mit dem Thema beschäftigt haben.

Eine der bekanntesten ist C. Shepard.

Also eine Tierschutzorganisation,

die mit unterschiedlichen Mitteln versucht hat,

die Jagd zu unterbinden.

Du hast dich ja mit Mädelsen von denen getroffen,

und lange auch mit denen gesprochen.

Z.B. bei den Tierschutzorganisationen,

die sich mit den Tierschutzorganisationen

und der Jagdstatt befinden,

die lange auch mit denen gesprochen.

Z.B. mit Alexandra, die kommt ursprünglich aus Polen.

Was sind Ihre Argumente?

deren Argumente sind, dass man die Tiere quält.

Diese lange Treibjagd mit den Motorboten,

dass es Panik bei den Tieren auslöst

und dass es nicht dem Tierwohl entspricht,

wie diese Jagdstadt findet.

Die Tiere werden auch nicht betäubt,

sie kommen an und wenn sie Glück haben,

das sage ich jetzt mal in Anführungsstrichen,

finden sie den schnellen Tod.

Es gibt aber auch viele Szenen, von denen berichtet wird,

dass es eben nicht so schnell klappt,

dass der Bolzen, der für den schnellen Tod sorgen soll,

nicht richtig angesetzt wird,

dass falsch geschnitten wird,

dass die Tiere verenden und nicht schnell getötet werden.

Und ein weiteres Argument aufseitender Tierschützer ist,

dass sie sagen, liebe Feringer, ich verstehe das alles

mit der Wikingerzeit und dass es damals nötig ist,

aber hey, es gibt heute Alternativen zum Fleisch.

Man muss es nicht mehr machen.

Man kann etwas anderes anbauen,

man kann sich von anderen Sachen ernähren,

man kann im Handel mit anderen Ländern

auch andere Sachen sich liefern lassen.

Also ihr seid nicht mehr abhängig vom Wahlfleisch.

Warum macht ihr es dann auch noch?

Okay, da geht es darum, ob das noch zeitgemäß ist

und ums Tierleid beim Schlachten.

Wie ist es damit Artenschutz?

Ist das eigentlich auch ein Argument?

Also wie steht es denn um den Bestand der Tiere?

Ist der bedroht von dieser Jagd?

Also es gibt unterschiedliche Zahlen,

aber das, was wir wissen,

ist, dass es Tausende von Grindwahlen gibt.

Sie sind nicht bedroht.

Um die Ferreinseln selbst

soll es um die 100.000 Grindwale geben.

Wenn man alle Ozeane zusammenzählt,

sind das mehrere 100.000 dieser Art.

Sie sind nicht bedroht, das kann man nicht sagen.

Und bei den Jagden werden dann wie viele ungefähr getötet immer?

Wenn man so ein Jahresstitt ausrechnet,

sind es in etwa 600 Grindwale

und dazu kommen noch mal 200 andere Delfine,

die getötet werden.

Okay, aber das heißt, es geht um hunderte Tiere

im Vergleich zu 100.000.

Dann ist es jetzt nicht so, dass die Art bedroht ist

oder dass es fürs Ökosystem schwierig ist, die zu entnehmen.

Das ist ja auch wichtig zu sagen bei der Diskussion.

Das stimmt.

Und trotzdem gibt es Gründe,

warum wir als Deutschland oder andere EU-Länder

nie auf die Idee kommen würden, Delfine zu jagen.

Weil man eben weiß, das sind soziale Tiere.

Sie gelten als intelligent.

Und es gibt diverse Artenschutzabkommen,

die die Bundesrepublik Deutschland aber auch andere EU-Länder

unterzeichnet haben, die die Jagd auf Delfine eben untersagt.

Und jetzt, das ist für Politikwissenschaftler und Experten,

es ist ein besonderer Umstand.

Die Fährröhrinseln gehören zu Dänemark.

Dänemark ist EU-Mitglied.

Die Fährröhrinseln aber nicht.

Und das ist mit ein Grund.

Sie wollen sich eben von keinem sagen lassen,

was sie in ihren Meeren tun

und wollten diese Grindweiljagd auch nicht verbieten lassen.

Also, die Tiere sind erlegt.

Was passiert denn dann mit den Totendelfinen?

Also, die Tiere sind wieder zurückgeschoben worden

ins Wasser und vertaut worden

an die Bote, die sie zuvor dahingetrieben haben.

Und dann hat man die Kadaver zu einem kleinen Hafen gebracht.

Und dann müssen die wirklich mit großen Kränen

aus dem Wasser gezogen werden, weil die sind unheimlich schwer.

Und wenn sie weitgehend ausgeblutet sind, beginnt das Schlachten.

Man teilt sozusagen, ja, diesen Grindweil auf.

Man zerschneidet ihn.

Man muss diese Fettschicht abzutrennen

und danach an das Muskelfleisch zu kommen

und das von den Knochen abzulösen.

Und das dauert viele Stunden,

je nachdem, wie viele Tiere eben da sind.

Und da war das wirklich so,

dieser Geruch von toten Tieren liegt in der Luft.

Meine Schuhe klebte überall Blut.

Es ist einfach überall den toten Grindweilaugen.

Und es war eigentlich so ein Ort, wo ich irgendwie weg wollte.

Und die Stimmung war das Gegenteil.

Also die Dorfbevölkerung war da, kleine Kinder waren da,

Väter, die ihren Kinder gezeigt haben.

Hier, schau mal, wenn du das Maul oft machst,

das sind die Zähne von einem Grindweil und so.

Alle fassen diese Tiere an.

Alle packen auch mit an, wenn es an das Zerschneiden geht.

Also wirklich eine Sache, wo ich wieder gemerkt habe,

für die Fähringer offenbar das Normalste der Welt

und für mich das krasse Gegenteil.

Und dann gibt es Listen, jeder, der bei der Jagd dabei war

oder der einfach nur in der Nähe wohnt,

hat das Recht, sich ein großen Brocken, Fleisch

und die Fettschicht Blober zu nehmen.

Und zwar kostenlos.

Keiner bezahlt etwas.

Es ist schlicht die alte Tradition der Nahrungsbeschaffung,

die Jäger erlegen das Tier

und das Dorf hat etwas davon.

Total wichtig für die Menschen dort.

Also es wird direkt am Hafen geschlachtet

und die Leute können sich ihr Fleisch dann mit nach Hause nehmen,

um es dann zu essen.

Und Christian, weißt du, was mich total überrascht hat,

als ich zur Vorbereitung dieser Folge ein bisschen was gelesen habe,

dass dieses Delfin-Fleisch gar nicht so gesund sein soll.

Also das klingt so super frisch aus der freien Natur,

frisch geschlachtet, aber es ist gar nicht gesund.

Genau, es ist sogar ungesund, dieses Fleisch zu essen.

Denn Grindwale stehen am Ende der Nahrungskette.

Und das heißt, sie nehmen Gifte auf, die durch die Meere schwimmen.

Und insbesondere nehmen sie Quäckselbe auf,

dass in ihrem Fleisch einfach hart gebleibt.

Sehr, sehr giftig.

Sehr, sehr giftig.

Und da kommt es natürlich immer auf die Menge an.

Aber da kommen jetzt zwei Faktoren zusammen, die einfach ungut sind.

Nämlich die Menge an Quäckselbe

und dass dieses Quäckselbe eben dann nicht aus dem Fleisch rausgeht,

sodass die Konzentration sehr, sehr hoch ist.

Und wenn man zu oft dieses Wahlfleisch ist

und dann zu hohen Konzentrationen,

lagert sich das Quäckselbe auch im menschlichen Körper ab.

Es gibt einen Forscher auf den Ferre-Insel, der heißt Paul Weyer.

Und der forscht seit den 80er Jahren.

Wie ist das eigentlich mit dem Quäckselbe und dem Verzehr?

Und er kam sehr früh zu dem Schloss,

dass insbesondere Frauen, die Kinder bekommen möchten,

gar keinen Fall Wahlfleisch essen sollten.

Weil sich dieses Quäckselbe vom Fleisch der Tiere

in den menschlichen Körper eben bis in die Muttermilch fortführen kann.

Die Quäckselbe, Konzentration und so an das Ungeborene weitergegeben werden kann.

Und das kann eben zu Entwicklungsstörungen führen.

Hat er früh gewarnt,

aber nicht alle auf den Ferre-Inseln folgen diesem Rat,

dieses Fleisch eben nicht zu essen.

Wir advise ihm gently, if they so want.

Some of the high-experienced people don't want to be advised.

John Roy, der Junge, der ein Jäger sein möchte mit seinen 18 Jahren.

Der sagte zu mir so Schulterzucker, naja so ein bisschen,

kann ja nicht so schlimm sein, wir essen es ja nicht jeden Tag,

aber so einmal die Woche, ich habe hier von Leuten gehört,

die sind 100 Jahre alt geworden, er hat das auch nicht umgebracht.

Okay, also die Männer auf jeden Fall, die Frauen, wie sieht es da aus?

Die Frauen sind die rationaleren Menschen auf den Ferre-Inseln, würde ich mal sagen.

Also wir haben natürlich auch mit Frauen darüber gesprochen,

mit mehreren und die sagen so, nee, wir lassen das.

Also als junge Frauen gesagt haben, ja klar, wir wollen eine Familie gründen,

haben wir sofort damit aufgehört, das Fleisch zu essen

und nichts hat uns dazu bewogen, es weiterzumachen.

Und bei einem Teil der Männer ist es eben nicht so,

die sagen sich, ach so ein bisschen Quecksilber, was soll's

und verschließen einfach die Augen vor diesem Argument,

dass es sehr ungesund ist, was sie da essen.

Also aus gesundheitlichen Gründen leden das viele Frauen ab,

das der Fienenfleisch, aber die Jagd, die ist ja trotzdem

ein wichtiger Bestandteil der Kultur.

Wie stark ist denn diese Tradition verankert?

Also glaubst du, dass trotz der aktuellen Proteste

und der Kritik von Tierschützern, dass das so weitergehen kann?

Mein Eindruck war, wenn wir als Journalisten dahin kommen,

wenn Tierschutzorganisationen dahin kommen

und den Zeigefinger heben und sagen, ihr bösen, ihr solltet das mal lassen,

dass das eher zu so einer Konterreaktion, zu einer Trotzreaktion führt.

Aber ich glaube, die jungen Fairringerinnen und Fairringer

gehen die Sache nochmal anders an.

Und manchmal ist es auch schlicht die Gewohnheit,

dass sich das ein bisschen ausschleicht

und man vielleicht auch einfach etwas anderes ist,

weil man vielleicht den Geschmack von etwas anderem haben möchte,

dass das mein Tipp wäre, so in den nächsten 10, 20,

vielleicht sogar 30 Jahren dazu führen wird,

dass es immer weniger wird

und vielleicht irgendwann sogar ganz aussteppt als Tradition.

Christian, würdest du nochmal der Fienfleisch essen?

Nein, ich würde es jetzt nicht mehr machen,

weil ich es auch einmal probiert habe, es schmeckt mir nicht.

Aber man muss ehrlicherweise dazusagen, ich bin jetzt kein Vegetarier,

ich bin auch nicht vegan, ich esse Fleisch

und mich hat diese Recherche trotzdem nochmal zu der Frage geführt

und das steht zu über allem, wie wollen wir eigentlich leben

und was wollen wir essen?

Das ist eine sehr persönliche Frage,

die auch jeder für sich persönlich entscheiden muss

und ich kann alle Argumente verstehen.

Ich für mich habe so festgestellt, die Lösung ist es auch nicht,

wenn ich jetzt einfach in den Supermarkt dabbe

und da irgendwie ins Tiefkühlregal irgendetwas greife,

sondern wenn wir Fleisch essen wollen, müssen Tiere getötet werden

und wir müssen uns fragen, wie wir das haben wollen

Hier zum Beispiel in Deutschland haben ja viele Menschen,

klammer auf, ich auch, klammer zu, ein besseres Gewissen,

wenn sie Fleisch essen, das gejagt wurde,

als jetzt zum Beispiel Fleisch aus Massentierhaltung.

Weil man sich ja denkt, die hatten ein gutes Leben

und dann werden sie eben gejagt

und das ist irgendwie die ehrlichere Variante,

also was Fabrikmäßiges.

Findest du das auch, dass man da vielleicht durch dieses Bild

einfach einen falschen Eindruck bekommt?

Mir persönlich hat es total viel gebracht,

den Menschen gegenüberzustehen.

Es ist immer leicht, schön im trockenen Wohnzimmer zu sagen,

was die da drüben machen, ist ja total blöd.

Ich habe dem Jäger gegenübergestanden

und der hat mich, also es war ein bisschen frostige Stimmung

zwischen uns.

Es gibt eine Szene in dem Film, wo mich einer dieser Jäger,

also im wahrsten Sinne des Wortes stellt,

so nach dem Motto, was willst du?

Klugscheiß jetzt eigentlich von mir.

Das ist aber glaube ich wichtig, dass man die Argumente austauscht

und dass wir auch dann nicht irgendwie

ja, mit irgendwas hinter den Bergen halten haben,

sondern dass wir das Beide mit offenem Visier gemacht haben.

Sie verheimlichen es auch nicht, wie sie es machen,

sondern es kann jeder sehen, eben aus der Überzeugung,

das Tier hat frei gelebt.

Es hat jetzt das Pech gehabt,

dass es hier einmal vorbeigeschwommen ist

und von uns erjagt wurde.

Aber grundsätzlich kann ich dem Jagdargument

einiges abgewinnen.

Es ist auf jeden Fall besser als Mastentierhaltung,

finde ich auch.

Es ist auf jeden Fall besser,

als Mastentierhaltung, finde ich auch.

Danke, Christian, dass du uns davon erzählt hast.

Sehr gerne, hat Spaß gemacht.

Das freut mich.

Dann viele Grüße nach Stockholm und bis bald.

Tschüss.

Die Jagd auf Grindwale, auf den Ferreuer Inseln.

ARD-Korrespondent Christian Blänker

hat uns bei 11km der Tagesschau-Podcast von dieser

so umstrittenen Tradition erzählt.

Seine ausführliche Weltspiegel-Doku

wahljagt auf den Ferreuer Inseln.

Warum gibt es das noch?

Die findet ihr in der ARD-Mediathek.

Ihr müsst es nicht lang suchen.

Folgt gerne einfach den Link in den Shownotes.

Autor dieser Folge ist Lukas Waschbisch.

Mitgearbeitet hat Mark Hoffmann.

Produktion, Brut Maria Ostermann,

Jacqueline Bredcek,

Konrad Winkler, Jürgen Kopp,

Jonas Teichmann, Eva Erhardt,

Christine Dreyer und Christoph van der Werf.

Redaktionsleitung Lena Götler

und Fumiko Lip.

FKM ist eine Produktion von BR24

und NDR Info.

Mein Name ist Victoria Michalsack.

Bis dahin.

Machine-generated transcript that may contain inaccuracies.

Das Meer färbt sich blutrot, am Strand tote Delfine: Auf den Färöer Inseln finden regelmäßig Treibjagden auf die Meeressäugetiere statt - eine umstrittene Tradition. In dieser 11KM-Folge erzählt ARD-Korrespondent Christian Blenker von seiner Reise auf die fernen Färöer Inseln im Nordatlantik, wo er bei einer der Jagd auf Grindwale dabei sein wollte. Er erzählt, wie er das blutige Schauspiel mit Booten, Lanzen und Messern erlebt, warum es den Menschen so wichtig ist und was dies mit seinem eigenen Fleischkonsum zu tun hat.



Hier geht’s zum Film “Waljagd auf den Färöer Inseln - Warum gibt’s das noch?” von Christian Blenker in der ARD Mediathek:

https://www.ardmediathek.de/video/weltspiegel/waljagd-auf-den-faeroeer-inseln-warum/das-erste/Y3JpZDovL2Rhc2Vyc3RlLmRlL3dlbHRzcGllZ2VsLzI2YzU4NzMzLWY4OGQtNDRhZi04NGQ5LTRkYzc5ODRlYzA4Ng



An dieser Folge waren beteiligt:

Folgenautor: Lukas Waschbüsch

Mitarbeit: Marc Hoffmann

Produktion: Jacqueline Brzeczek, Konrad Winkler, Jonas Teichmann, Jürgen Kopp, Eva Erhard

Redaktionsleitung: Fumiko Lipp und Lena Gürtler

11KM: der tagesschau-Podcast wird produziert von BR24 und NDR Info. Die redaktionelle Verantwortung für diese Episode liegt beim BR.