11KM: der tagesschau-Podcast: Blackbox Grundwasser – ahnungslose Behörden

tagesschau tagesschau 6/29/23 - Episode Page - 30m - PDF Transcript

Wenn so ein Schluck frisches, klares Wasser zum Luxus wird, spätestens dann haben wir

ein echtes Problem.

Mit einer nationalen Wasserstrategie will die Bundesregierung auf den Klimawandel reagieren.

Ziel sei es, auch im Jahr 2050 überall in Deutschland den Zugang zu sauberen und bezahlbarem Trinkwasser

zu garantieren.

2050, das klingt noch sehr weit weg.

Aber in manchen Regionen in Deutschland haben wir jetzt schon ein Problem.

Und das auch, weil es einfach viele gibt, die aufs Wasser zugreifen.

Industrie und Landwirtschaft müssten zukünftig ihren Wasserverbrauch und ihre Bewässerungssysteme

an Klimaveränderungen anpassen.

Aber wie soll das gehen, wenn mancher Orts zu wenig bekannt ist, wer wie viel Wasser aus

dem Boden pumpt?

Hier ist FKM der Tagesschau-Podcast, ein Thema in aller Tiefe.

Heute mit der Datenjournalistin Claudia Kohler von BR24.

Sie und ihre Kollegen vom Bayerischen Rundfunk wollten rausfinden, wer eigentlich wie viel

Grundwasser nutzt, zusammen mit der Tageszeitung Mein Post.

Und diese vermeintlich simple Datenrecherche wird fast zur Mission impossible.

Mein Name ist Victoria Michalsack.

Heute ist Donnerstag, der 29. Juni.

Hallo Claudia.

Hallo.

Trockene Böden, wenig Regen, wo ist das denn?

Ganz besonders ein Problem bei uns.

Es gibt schon ein paar mehr Regionen, die das betrifft, aber ganz besonders stark ist

es immer wieder in Unterfranken.

Es ist die Gegend um Würzburg rum, im Norden von Bayern, generell der Norden ist trockener

als der Süden.

Und da ist das immer wieder Thema, die letzten Jahre auch immer öfter und immer mehr ein

Problem geworden.

Die anhaltende Trockenheit und zu wenig Regen, rund 60 Prozent, diese 3 trocknen Jahre hintereinander

haben.

20 Jahre sammelt sich in Bayern zu wenig neues Grundwasser, das jährliche Defizit ist nicht

bei etwa.

Wasser wird wertvoller als viele andere Rotstoffe, auf jeden Fall viel wertvoller als Öl.

Also es gibt in vielen Gemeinden, gab es letztes Jahr zum Beispiel Gießverbote.

Also man durfte sein Rasen nicht mehr bewässern, man durfte sein Auto nicht mehr waschen.

Es betrifft aber auch Leute, die Wasser brauchen, um ihren Lebensunterhalt zu finanzieren,

Gemüse bauen, viel Industrie.

Die Wasser braucht für Kühlprozesse, es gibt dort Weinbau, die Weinbauern brauchen

dort auch zum Teil Wasser.

Und da in dieser Gegend bei Würzburg habt ihr euch umgehört, wen habt ihr da getroffen,

wen hören wir hier?

Also es ist Jens Kästler, der hat da 4 Teiche, in denen er Forellen züchtet.

Und das sind Fische, die brauchen sehr kaltes Wasser, damit es ihnen gut geht.

Wellwasser eignet sich dafür, die Fische brauchen ungefähr zwischen 8 und 15 Grad, optimal umso

kälter, umso besser.

Es gibt in der Bergtheimer Mulde, weil die Böden dort auch sehr gut sind, auch viele Gemüsebauern.

Und die dürfen im Sommer oder auch das ganze Jahr über, je nachdem wie es ihnen erlaubt wurde,

auch Wasser entnehmen, um ihre Felder zu bewässern.

Und das merkt Jens Kästler total.

Wenn die das Bumpen anfangen, merkst du das sofort, 2 Wochen später.

Also er hat da diesen Durchlauf, sprich frisches, kaltes, sauerstoffreiches Wasser,

kommt aus dem Boden in seine Teiche und dann leitet er das Verbrauchte in Anführungszeichen

Wasser in einen kleinen Fluss ab, der daneben ist.

Und dieser Durchlauf, der wird weniger, wenn die Gemüsebauer im Sommer ihre Pumpen anschmeißen.

Es wird weniger.

Wenn ich durchgehend hätte, das Wasser, wo ich im Winter hab,

könnte ich hier in der Anlage 30 Tonnen produzieren.

So machst du nur noch 10.

Okay, also hier müssen wir vielleicht nochmal klarmachen,

dass das hier nicht die Geschichte über die privatwirtschaftlichen Probleme

von einem Fischzüchter in Bayern ist.

Warum sollte mich das interessieren?

Warum ist es so wichtig, dass wir uns dafür interessieren,

dass bei diesem Fischzüchter zu wenig Wasser ankommt?

Das ist einfach ein richtig kleines Beispiel dafür,

dass Trockenheit Konflikte bedeutet.

Wasser sollte für alle da sein.

Und hier gibt es jetzt dadurch, dass es immer trockener wird,

Konflikte darum.

Aber es gibt auch super wenig Wissen darum.

Ja, wie viel wird da eigentlich rausgeholt aus dem Boden?

Wer bekommt da was?

Und dann haben wir uns zusammengesetzt und haben versucht den zuständigen Behörden.

Das sind die kreisfreien Städte und die Landkreise, also die Landratsämter.

Wir haben versucht, denen eine Anfrage zu machen, die wirklich total gut ist.

Also wir haben uns Mühe gegeben.

Wir haben uns eine Excel-Tabelle für die zu Recht gelegt,

die super strukturiert war, mit Beschreibungen, mit Fragen formuliert,

sodass wir dachten, hey, das müssen wir einfach nur noch ausfüllen.

Total easy.

So musst du dir vorstellen, so eine Zeile.

Das ist der Entnehmer, der ist hier, der bekommt,

der darf im Jahr so und so viel Wasser aus dem Boden holen.

Der darf das fünf Jahre oder auch nur ein Jahr.

Der benutzt das, um, weiß ich, nicht seine Kühe zu tränken,

oder der benutzt das, um seine Felder zu bewässern.

Und dann wollten wir noch wissen, okay, es gibt da diese erlaubte Obergrenze.

Wir wollen aber auch wissen, wie viel haben die in den letzten Jahren tatsächlich rausgeholt.

Warum fragt ihr ihn eigentlich bei den Behörden an?

Eigentlich müsste man ja, oder man könnte ja auch bei den Gemüsebauern zum Beispiel,

anfragen oder bei denen, die das Wasser entnehmen.

Wir sprechen jetzt hier davon, dass es bestimmte Personen oder auch Gemeinden gibt,

die eine Genehmigung dafür brauchen, Wasser aus dem Boden zu holen.

Die Genehmigung braucht jetzt nicht jeder.

Also, wenn du jetzt mit deiner Gießkanne zum Bach gehst

und dir Wasser holst, um deinen Garten zu gießen, das darf jeder machen.

Das ist genehmigungsfrei sozusagen.

Da geht es jetzt wirklich darum, da werden Brunnen gegraben

und dafür brauchen diese Landwirte, die Weinbauern, die Industrieunternehmen,

die brauchen dafür eine Erlaubnis

und die erteilen ihnen eben die Landkreise und die kreisfreien Städte.

Und deswegen sind die auch dafür zuständig, uns dann Informationen darüber zu geben.

Ja, dann sollten die eigentlich auch den Überblick haben.

An dieser Stelle sollten wir vielleicht einmal sagen,

ihr habt euch in eurer Recherche erstmal nur auf Unterfranken konzentriert,

beispielhaft, also auf eine Region, die in vergangenen Jahren mit Trockenheit zu kämpfen hatte,

also auf einen begrenzten Raum und auch einen begrenzten Zeitraum.

Welchen Zeitraum habt ihr da abgefragt?

Wir haben abgefragt, was war 2022 genehmigt?

Man muss natürlich immer einen Standpunkt festmachen.

Diese Genehmigung, die laufen natürlich mehrere Jahre

und dann haben wir gefragt, wie viel ist denn tatsächlich rausgeholt worden,

21, 20, 19 und 18.

Okay, und das habt ihr also gefragt, wo landet das?

Wer darf das bekommen und pumpt das ab?

Was habt ihr denn da zurückbekommen auf eure vorgefertigten Exeltabellen?

Also erstmal hat sich, nachdem diese erste E-Mail an alle zwölf kreisfreien Städte und Landkreise rausging,

keine Rückmeldung von denen, sondern die Regierung von Unterfranken hat sich bei uns gemeldet

und also das wurde direkt mal hocheskaliert und die fragen, warum wollt ihr das wissen?

Also was ist das denn, wofür wollt ihr diese Daten?

Könnt ihr die überhaupt richtig verstehen, wenn wir die euch geben?

Und wir haben gemerkt, okay, da ist erstmal irgendwie Widerstand da.

Das ist schon erstmal komisch, ne?

Ja, also wir wussten schon, dass wir da auch ein bisschen was verlangen,

aber wir hatten jetzt nicht mit dieser Eskalation erstmal gerechnet.

Und dann haben wir eben da Gespräche geführt und gesagt, wir wollen da jetzt nicht davon abweichen,

wir wollen das jetzt wissen, bitte voll Anlass das mal, dass das passiert.

Und dann haben sich dann doch irgendwann die einzelnen Landratsämter und kreisfreien Städte gemeldet.

Für manche war das gar kein Problem.

Die haben uns die Tabellen ausgefüllt in einer Frist zurückgeschickt, die wir gesetzt haben.

Manche hatten eben einfach nur zwölf oder dreizehn solche Genehmigungen

und andere irgendwie drei oder vierhundert.

Manche hatten das einfach schon digitalisiert und haben es einfach nur abrufen müssen

und ein bisschen in unsere Struktur reinbringen und fettisch.

Und andere mussten in den Keller stiefeln und Aktenordner rausholen

und dann so händisch alle diese Bescheide, in denen diese Genehmigungen festgesetzt sind, durch Blättern

und dann eintippen bei uns in die Tabellen.

Das haben manche dann angefangen und haben sich dann nochmal gemeldet und gesagt, das ist viel zu viel Aufwand.

Es haben auch manche versucht zu sagen, wir beantworten das nach dem Umweltinformationsgesetz

und dann kostet euch das etwas.

An der Stelle haben wir dann auch teilweise unsere juristischen Abteilungen eingeschaltet,

weil wir gesagt haben, nein, wir zahlen dafür nichts, das ist unser Informationsanspruch.

Dann ging das so ein bisschen hin und her.

Und dann kamen da auch zurück Tabellen, wo so die ersten paar Spalten gut ausgefüllt waren

und dann die letzten vier, fünf überhaupt nicht mehr,

sondern dann wurde einfach dann nur noch der Bescheidtext reinkopiert.

Und aus diesem Text mussten wir uns dann in mühvoller Kleinarbeit die Infos rausholen, die wir eigentlich haben wollten.

Okay, also ihr müsstet euch dann alles zusammensuchen.

War es denn dann am Ende vollständig?

Wir können absolut keine Garantie darauf geben, dass es vollständig ist.

Wir können auch nur damit arbeiten, was wir bekommen haben.

Also es ist so, dass das die richtige Anlaufstelle war, die Landratsämter und Kreisrhein-Städte.

Da müssen diese Genehmigungen alle liegen, die es gibt.

Aber es kann natürlich sein, dass Sachen vergessen wurden.

Es hat einen Kollege zufällig gerade zu so einem großen Bewässerungsverband recherchiert

und dann haben wir gemerkt, okay, der fehlt in der Tabelle komplett.

Was ist da passiert?

Ein Bewässerungsverband, was ist das?

Das ist ein Zusammenschluss von mehreren Gemüsebauern oder Weinbauern oder so, die zusammen diese Genehmigungen haben.

Ah, okay, also das heißt eigentlich ein sehr großer Teil vom Wasser.

In diesem Bereich oder in diesem Landgrass ist das, glaube ich, sogar der größte gewesen.

Und das hat sich dann rausgestellt, der wurde einfach vergessen.

What? Das war der größte Inanspruchnehmer von dem Wasser, was abgepumpt wird.

Und das war gar nicht dabei?

Genau.

Also die Datenlage weiß nicht so gut, die ihr da bekommt.

Schwierig.

Also doch ganz schön viele Informationslücken mal daran gemessen,

dass es ja schon ein wichtiges Thema unserer Zeit ist, Wasserversorgung.

Also ich werde da schon davon ausgegangen, dass die zuständigen Behörden einen besseren Überblick haben,

wo Grundwasser landet als eine wertvolle Ressource,

gerade weil ja Trockenheit auch ein immer größeres Problem wird.

Also das merkt ja auch der Fischzüchter aus der Nähe von Würzburg.

Aber gucken wir uns mal die Daten an, die ihr bekommen habt.

Was konntet ihr damit rausfinden über den Umgang mit Grundwasser?

Also was dabei rauskam war, es sind in Unterfranken zahlenmäßig die Landwirte und Weinbauern

schon sehr viel mehr als jetzt zum Beispiel Industrie oder Sportvereine.

Von der Menge her ist es ein bisschen anders.

Also diese Industrieinnahmen, die sind von der Menge her schon sehr viel mehr.

Man muss aber da auch immer dazu sagen, wenn die Industrie Wasser benutzt,

dann ist das ganz oft für so Kühlprozesse und dann wird das Wasser auch wieder eingeleitet.

Und wenn man sich dann vor Augen hält, die Landwirtschaft und der Weinbau,

vor allem die Landwirtschaft, die verbrauchen dieses Wasser auch,

dann ist es natürlich schon so.

Also man kann auch diese Daten nie so fürbare Münze nehmen.

Man muss immer ein bisschen einordern und gucken, okay,

was ist denn jetzt diese Info, die ich da rausnehmen kann.

Okay. Und jetzt sinken ja aber die Wasserstände.

Also man muss einfach sehen, auf der einen Seite sinken die Grundwasserstände,

auf der anderen Seite wird es immer trockener.

Das heißt, die Anfragen oder der Bedarf wird immer mehr.

Und dann kommt man eben in diesen Bereich, wo man abwägen muss.

Wir haben ja auch gefragt, wie lange laufen diese Genehmigungen

und da sind welche dabei. Die meisten liegen so zwischen 25 Jahren.

Es sind auch einige, die laufen in 40 oder 80 Jahre.

Wow, okay, das ist jetzt echt länger, als ich dachte, muss ich sagen.

80 Jahre, das ist ja ein Menschenleben.

Weil es auch noch Genehmigungen gibt, die dann auf irgendwelchen Rechten von 1800 irgendwas beruhen

und die sind dann tatsächlich ganz oft nicht befristet.

Also wir haben auch 300, was nicht wenig ist,

weil wir insgesamt so knapp 2000 hatten

und 300 hatten überhaupt keine zeitliche Befristung.

Und da wird also quasi bis in alle Ewigkeit dafür Wasser rausgenommen werden,

obwohl wir ja wissen, dass sich die Lage dramatisch verändert.

Absolut, also in Verträgen von 1800 und da ist der Klimawandel auf jeden Fall noch nicht mitgedacht

und bestimmt auch nicht der trockene Boden.

Ganz genau.

In immer mehr Regionen herrscht so genannte Mietwache.

Deshalb eine bundesweite einheitliche Bestandsaufnahme.

Nachhaltig mit der Ressource umgehen

und auf dem besprechenden Luxus dann regional und temporär auch verzichten.

Okay, was stand da noch drin in der Excel-Tabelle? Ihr habt ja noch mehr gefragt.

Genau, also vor allem wollten wir natürlich auch wissen,

wie viel ist denn jetzt hier rausgeholt worden?

Beziehungsweise wir wollten wissen, was dürfen Sie und was nehmen Sie wirklich?

Und dieses, was dürfen Sie, das ist eigentlich die Grundlage von allem, wovon wir hier sprechen,

weil wir nur das ganz genau wissen.

36,5 Millionen Kubikmeter insgesamt dürfen aus dem Grundwasser jedes Jahr geholt werden.

Da sind auch ein paar Ausnahmen dabei, aber das kann man so halbwegs gut sagen.

Was wir wirklich sogar nicht sagen können ist, wie viel wurde tatsächlich rausgenommen,

weil wir genau hier dieses Ergebnis haben, was uns so überrollt hat.

Bei mehr als der Hälfte der Genehmigungen, die wir jetzt in unseren Daten haben,

können wir zum Beispiel nicht sagen, was wurde 2021 wirklich genutzt.

Das sind einfach keine Einträge.

Und auch bei den anderen Jahren, also bei mehr als der Hälfte,

gibt es in allen diesen vier Jahren, die wir abgefragt haben, keinen Eintrag.

Da weiß man das einfach nicht.

Also das heißt, es wird auf gar keine Art und Weise mal irgendwie kontrolliert.

Es funktioniert so ein bisschen wie der Straßenverkehr.

Also es gibt eine Obergrenze an Geschwindigkeit, es gibt eine Obergrenze an Wasser,

das rausgeholt werden darf.

Und jeder ist so ein bisschen selber dafür verantwortlich,

dass er diese Obergrenze einhält.

Und dann gibt es Kontrollen.

Und wenn du dann eben erwischt wirst, wenn deine Wasseruhr dann zu viel anzeigt,

dann gibt es eine Strafe.

Aber wie das eben im Straßenverkehr auch ist, es gibt einfach nicht an jeder Ecke einen Blitzer.

Das heißt, dass uns die Behörden immer wieder gesagt haben,

wir versuchen zumindest die Großen, die viel entnehmen dürfen, zu kontrollieren.

Und vielleicht ist es auch gar nicht so schlimm,

wenn ein paar kleine Weinbauern jetzt mal nicht melden.

In Summe macht es aber schon ganz schön was aus.

Es ist herausgerechnet, dass 17,5% der Grundwasserentnahmemenge 2021 nicht kontrolliert wurde.

Es kann ein großes Problem werden in der Zukunft,

weil die Wasservorräte werden ja nicht mehr, sondern eher weniger.

Es ist Theodor Strobel.

Er ist langjähriger Experte in Sachen Wasserwirtschaft.

Er hat an der ITU München gelehrt dazu.

Wir müssen zukunft wissen, wie viel Grundwasser wir zur Verfügung haben,

wie viel Grundwasser sich erneuert.

Und dazu brauchen wir unbedingt auch verlässliche Daten.

Er sagt das absolut nicht mehr zeitgemäß.

Man muss wissen, wie viel Grundwasser entnommen wird.

Das ist heute absolut essentiell.

Die Personaleinsparung bezüglich der technischen Gewässeraufsicht in der Fläche,

das war der entscheidende Fehler meines Erachtens.

Weil damit, wenn überhaupt noch Stichprobenkontrollen gemacht werden konnten

bei der Wasserentnahme.

Und wir wissen ja, dass es viele Grundwasserentnahmen gibt,

wo auch keine Wasseruhren installiert sind.

Also die richtige Kontrolle wäre ein wichtiger Ansatzpunkt, sagt der Experte.

Würde das auch sagen, weil die Probleme mit der Trockenheit ja auch zunehmen?

Ja, also es entstehen dann einfach Konflikte zwischen dem einen

und dem anderen Gemüsebauern oder zwischen dem einen Weinbauern

und dem anderen Weinbauern.

Wie soll man diese Konflikte gerecht und fair lösen können,

wenn man nicht mal das Wissen darüber hat, wer wie viel bekommt

und wer wie viel auch wirklich benötigt?

Ja, und dieses Thema gerechte Verteilung, das ist auch genau das,

was auch euren Fischzüchter Jens Kessler bewegt, oder?

Also wer bekommt das Wasser eher oder die anderen, die da abpumpen?

Ich fand es dann auch sehr cool,

wer er hat nicht sofort gefordert, die müssen weniger kriegen,

sondern er hat gefordert mehr Kontrollen.

Unangemeldete Kontrollen, ganz wichtig.

Und keine Vorausmeldung bis im Wochenende.

Und das ist das, wo wir bräuchten.

Das ist also eine ziemlich klare Forderung von dem Fischzüchter Kessler,

der wünscht sich unangemeldete Kontrollen.

Was sagen denn die zuständigen Behörden zu den Ergebnissen

und vor allem jetzt mal konkret zu den vielen Datenlücken?

Also wir haben natürlich mit allen Landkreisen in Kreisbrei-Städten,

die wir angefragt haben, hatten wir sehr viel Kontakt.

Und wir haben aber auch mit den Wasserwirtschaftsämtern gesprochen,

die zum Beispiel dafür verantwortlich sind,

dass diese Kontrollen gemacht werden.

Da hat uns vor allem der Leiter des Wasserwirtschaftsamtes in Aschaffenburg,

Friedrich Altmann, gesagt, ja, wir kennen diese Datenlücken.

Und es ist einfach so, dass wir nicht das Personal haben,

um hier alle Brunnen und alle Entnahmestellen zu kontrollieren.

Da fehlen uns einfach die Leute dafür.

Es ist tatsächlich seit vielen Jahren ein Problem,

aber mit der Tendenz der Besserung,

dass halt sehr viele Bescheidsinhaber zum Teil fahrlässig,

zum Teil vorsätzlich ihren Meldepflichten nicht nachkommen.

Und so das Landratsamt letztlich gezwungen ist,

mehrfach nachzufragen, um eben die Informationen von den Betroffenen einzufordern.

Dann haben wir natürlich auch beim Umweltministerium in Bayern angefragt

und haben die mal ein bisschen konfrontiert mit dem,

was wir jetzt rausgefunden haben

und die Antworten, die wir da zurückbekommen haben,

die waren für uns so ein bisschen unbefriedigend.

Also der Umweltminister hat uns nur eine schriftliche Antwort zurückgegeben.

Aber ein Verbesserungsweg, den er zum Beispiel immer wieder anführt,

ist ein Wassersend.

Also die Einführung einer Gebühr für diese Wasserentnahmen.

Ja, das gibt es sogar, ne?

Also das ist jetzt gar keine verrückte Idee,

sondern der Wassersend, den gibt es in einigen Bundesländern in Deutschland.

Also allen Cent pro Liter?

Oder wie funktioniert das genau?

Also das ist überhaupt keine verrückte Idee.

Das gibt es in den meisten Bundesländern schon.

Das Ding heißt deswegen Wassersend,

weil es so die ursprüngliche Idee war,

okay, man macht einen Send pro Kubikmeter.

Das variiert immer so ein bisschen.

Es variiert zum Beispiel in manchen Bundesländern auch zu welchem Zweck man dann das Wasser benutzt.

Also Landwirte müssen in Baden-Württemberg zum Beispiel nichts zahlen.

Industriebetriebe schon.

Zum Beispiel in Berlin, da wird das nach einer bestimmten Menge,

also ab einer bestimmten Menge muss man zahlen.

Es gibt da ganz verschiedene Modelle,

aber es sind einfach nur drei Bundesländer, die das noch gar nicht machen

und ausgerechnet Bayern, wo es ja wirklich diese Krisenregionen gibt, macht das noch nicht.

Was sind die anderen beiden Bundesländer?

Hessen und Thüringen.

Okay.

Welche Erfahrungen haben die Bundesländer, die den Wassersend haben,

die es nicht kostenlos hergeben?

Also wir haben alle Bundesländer einmal angefragt,

wo es schwierig ist zu sagen, ob das jetzt irgendwie dadurch Wasser gespart wird.

Also zum Beispiel Rheinland-Pfalz hat gesagt,

bei uns sehen wir überhaupt keine Veränderungen.

Das Saarland und Hamburg sagen, ja doch, wir merken, seit wir den Wassersend haben,

gehen die Entnehmer ein bisschen sparsamer damit um.

Was jetzt die Kontrolle angeht, ich glaube, wir können nicht sagen,

dass dadurch eine bessere Kontrolle stattfindet.

Man kann auf jeden Fall sagen, dass dadurch ein größerer Anreiz geschaffen wird,

dass die Entnehmer eben selber melden.

Die haben ja meistens eine Meldepflicht.

Und kommen der aus verschiedenen Gründen offensichtlich nicht nach.

Und es ist zu wenig Personal da, um dann irgendwie jeden Einzelnen so auf die Finger zu klopfen.

Oder wirklich mal nachzugucken.

Aber wenn man etwas dafür zahlt, dann ist ja da ein Anreiz da zu sagen,

okay, ich will aber auch die richtige Menge bezahlen.

Sonst muss man seine Genehmigte Menge zahlen, das ist ja in manchen Fällen mehr.

Und deswegen wäre das auf jeden Fall ein Anreiz, diese Lücken zu schließen.

Und was auch ganz wichtig ist, was uns der Leiter vom Wasserwirtschaftsamt in Aschaffenburg gesagt hat,

man könnte dann auch rechtlich ein bisschen schärfer mit denen umgehen.

Weil jetzt ist es so, wenn du mehr entnimmst, als dir genehmigt wurde,

dann hast du gegen deine Genehmigung verstoßen.

Wenn du aber quasi nicht meldest und du zahlst dann nur deine Genehmigte Menge,

aber du entnimmst mehr, dann hast du Gebühren unterschlagen.

Ah, dann ist es geklaut.

Es ist dann eben noch ein strafrechtlich noch ein bisschen doller.

Und deswegen könnte auch das hier so eine Art Regulation sein.

Ja, und was mir jetzt auch eingefallen ist,

vielleicht ja auch am anderen Ende bei den Behörden.

Schließlich haben wir jetzt gesehen in Bayern,

bei den Behörden ist das ja offensichtlich bisher gar nicht aufgefallen als Problem.

Da würde ich mir denken, wenn die dafür Geld bekommen würden,

vielleicht ist es ein bisschen anders aus, wenn sie es in der Katze merken würden, oder?

Absolut, also was sich da auch wirklich die Wasserwirtschaftsämter wünschen,

ist dann, dass diese Gebühren auch eben reinvestiert werden,

dass man dann schauen kann, okay, man schafft vielleicht neue Anreize,

um wassarsparendere Landwirtschaftsmodelle zu entwickeln.

Also man, das würde auf beiden Seiten so eine gewisse Dynamik in die Sache auch reinbringen.

Weil unsere Gesellschaft funktioniert,

leider Gott ist so, dass etwas dann wert hat, wenn Geld dran klebt.

Ja, schon.

Und also kann man jetzt sagen, in anderen Bundesländern läuft es besser mit dem Wassersend,

oder kann man das jetzt auch nicht so schließen?

Nee, das kann man, glaube ich, wirklich nicht drausschließen.

Aber uns wurde natürlich auch immer gesagt,

hey, alle Behörden in Deutschland auf dieser Ebene haben Personalmangel.

Wir können jetzt, glaube ich, nicht davon ausgehen,

dass nur, weil ein Wassersend eingeführt wurde,

da jetzt automatisch die Kontrolle auch besser funktioniert.

Also was die konkrete Gefahr von Wasserknappheit angeht,

irgendwie lässt mich diese Recherche jetzt zurück mit so einem Gefühl,

dass es da schon mehr Klarheit bräuchte.

Also ihr habt los recherchiert, um einfach nur rauszufinden,

wie ist die Grundwassersituation in Unterfranken, in Bayern.

Aber rausgekommen sind dann doch ganz schön viele Lücken

und unbeantwortete Fragen.

Ja, es ist einfach, es ist der Wahnsinn, wenn man sich jetzt mal überlegen muss,

wir haben im Oktober letztes Jahr angefangen mit dieser Recherche

und sind jetzt im Mai damit rausgegangen.

Wir haben für zwölf Landkreise, für eine Region,

jetzt quasi ein halbes Jahr gebraucht, mehr,

um einfach mal so überhaupt mal zu erfahren,

was ist denn jetzt hier Phase oder überhaupt mal diese Lücken zu finden

und dann musst du dir mal vorstellen,

du möchtest das für alle Landkreise in Deutschland machen.

Ja, da ist eine stale Wissenslücke da.

Wir haben auch in allen Bundesländern angefragt,

wie sieht es denn da aus mit der Informationslage.

Und manche haben zum Beispiel diese Infos darüber,

welche Genehmigungen es gibt.

Die liegen da jetzt nicht in verstaubten Kellern rum,

sondern die sind da zumindest schon mal in einer Datenbank drin.

Und in manchen Bundesländern kann man die dann auch öffentlich einsehen.

Niedersachsen ist so ein Beispiel.

Da gibt es eine Datenbank.

Da kannst du einfach draufklicken.

Also du könntest die jetzt so wie du bist,

ohne Anmeldung, ohne Anfrage, ohne Presseausweis,

könntest du da draufgehen

und du siehst eine lange Tabelle jede Genehmigung mit Namen.

Also du kannst wirklich den Namen auch sehen

von der Organisation oder von den Menschen,

der da jetzt Wasser bekommt.

Du siehst, wie viel es ist

und vor allem siehst du auch so den Höchstwert.

Also wenn er das mal überschritten hat,

dann wird es da auch gezeigt.

Eine ist schon so eine Wahrnehmung,

so eine Kontrollfunktion durch Öffentlichkeit.

Und wir haben mit den Behörden da gesprochen,

die das eingeführt haben

und die sagen auch, hey, das ist total positiv.

Da hat sich noch niemand beschwert über den Datenschutz

oder irgendwas,

sondern das wird total gut angenommen

und das wird auch von den Bürgern total honoriert,

dass da Transparenz da ist.

Das ist das eine

und dann ist natürlich das andere,

dass die Kontrollen besser werden müssen.

Es gibt zu wenig Personal.

Das können wir nicht beurteilen.

Das sagen uns die Wasserwirtschaftsämter.

Es gibt aber auch andere Lösungen,

die man angehen kann.

Da haben wir wieder ein schönes Beispiel gefunden

in Niedersachsen, die sind da echt top unterwegs.

Da gibt es einen Landkreis,

der hat so ein Projekt gestartet.

Da wurden auf die Wasseruhren,

die es bei den Landwirten schon gab,

so kleine Geräte draufgesetzt

und die haben dann diese Impulse der Wasseruhren

digitalisiert.

Und dann konnte man wirklich

diese Wasseruhren dann auf einmal

online überwachen.

Das heißt, das ist ein Wasserzähler,

aber der funktioniert remote.

Da muss jetzt keiner vom Amt extra vorbeikommen

und den Zähler ablesen.

Das wäre natürlich genau der Punkt,

wo man da ansetzen könnte,

weil man braucht dann nicht mehr 100 Leute,

die auf irgendwelche Ecke fahren

und da die Wasseruhren kontrollieren,

sondern man sagt,

hey, wir machen das von hier aus

und wir gucken uns das digital an.

Die haben das da bei 30 Brunnen getestet

und waren dann überzeugt davon.

Jetzt wollen sie das bei allen Landwirten einführen.

Bei den Industrieentnahmen wird das schon gemacht.

Und dann, der nächste Schritt,

ist dann eben so diese ganz, ganz kleinen,

privaten Leute, die ihren Brunnen für ihren Garten haben.

Aber das hat da schon total gut geklappt

und ist da im Aufbau.

Das wäre etwas,

wo man ansetzen könnte mit der Lösung.

Vielen lieben Dank, Claudia,

dass du das alles erklärt hast.

Ich habe viel gelernt.

Ja, hat mir total Spaß gemacht.

Vielen Dank, dass ich da sein durfte.

Das war 11km der Tagesschau-Podcast.

Heute mit der BR24-Datenjournalistin

Claudia Kohler

über die Datenrecherche zur Wasserentnahme in Unterfranken.

Einer der trockensten Regionen Deutschlands.

Alle Fakten und Hintergründe zu dieser spannenden Recherche

könnt ihr in Ruhe nachlesen.

Die Links haben wir euch, wie gewohnt,

in die Show-Notes gepackt.

Outdoor dieser Folge ist Mark Hoffmann.

Produktion Eva Erhardt, Alexander Gerhardt,

Ruth Maria Ullmann,

Alexander G. Hart,

Alexander G. Hart,

Alexander G. Hart,

Alexander G. Hart,

Alexander G. Hart,

Alexander G. Hart,

Alexander G. Hart,

Allah GarOnly,

Alexander G. Hart,

Franz Hauptmann Wilhelm Schubert,

Alexander Gerhardt,

Ruth Maria Oztermann und

Christiane Gerrhorzackkamp.

Redaktionsleitung Lina Götler

Lina Götler,

HOLMICA LÜ dunkt.

Afghan Friedrichsfainted,

das war dann eine zhr penguinische washing station.

Meine ahnungss sociology

komplett in den endlosen Tiefen des Internets. Miguel Rubizki und Karolin Wolves, das sind

die Hots vom Podcast Too Many Tabs, den geht da ständig so, aber das erzählen sie euch

am besten einfach selbst.

Hi, ich bin Karo.

Und ich bin Miguel.

Und wir machen zusammen den Podcast Too Many Tabs.

Wir treffen uns hier jeden Mittwoch, um zusammen unsere Tabs zu schließen.

Genau, Karo und ich fallen regelmäßig in richtige Rabbit-Holes im Internet und wollen das natürlich

alles mal ausgiebig besprechen. Das ist bei mir zum Beispiel das Thema Zauberer, die

bei ihren Tricks gestorben sind. Ich habe aber auch in einer der letzten Folgen darüber

gesprochen, warum, wie, welche Tiere im Krieg eingesetzt werden.

Ich habe mich mit verrückten Teambuilding-Maßnahmen beschäftigt und damit, welche Songs wir von

der Erde aus schon ins Weltall geschickt haben. Also uns gehen die Rabbit-Holes und

offenen Tabs nie aus. Hört doch einfach mal rein in der ARD-Audiothek und überall da,

wo ihr Podcasts hört. Bis bald. Tschüss.

Machine-generated transcript that may contain inaccuracies.

Mit einer “Nationalen Wasserstrategie” will die Bundesregierung Deutschlands Wasserreserven für die Zukunft absichern, angesichts der immer deutlicheren Folgen der Klimakrise. Aber haben die zuständigen Behörden überhaupt den Überblick, wieviel Wasser Landwirte, Winzer und Industrie aus Böden und Flüssen entnehmen? BR24-Datenjournalistin Claudia Kohler hat Zweifel bekommen und erzählt in dieser 11KM-Folge von ihrer fast unmöglichen Datenrecherche im bayerischen Unterfranken. Zusammen mit ihrem Team vom Bayerischen Rundfunk und der Main-Post hat sie über 2000 Datensätze aus den Kontrollbehörden zusammengetragen und viele Lücken festgestellt.



Hier gibt’s mehr Details und Hintergründe zur BR24-Datenrecherche zur Wasserentnahme in Bayern:

https://www.br.de/nachrichten/bayern/wasserentnahmen-in-bayern-so-ahnungslos-sind-die-behoerden,TeRVVWD



Was ein „Wassercent“ bringen könnte:

https://www.br.de/nachrichten/bayern/wassercent-in-bayern-das-verlangen-andere-bundeslaender-bereits,TeWIlkz



Die Nationale Wasserstrategie der Bundesregierung:

https://www.bundesregierung.de/breg-de/suche/nationale-wasserstrategie-2171158



Hier geht’s zu „Too many tabs“, unserem Podcasttipp:

https://www.ardaudiothek.de/sendung/too-many-tabs-der-podcast/10766603/



An dieser Folge waren beteiligt:

Folgenautor: Marc Hoffmann

Produktion: Christiane Gerhäuser-Kemp, Ruth Ostermann, Alexander Gerhardt

Redaktionsleitung: Fumiko Lipp und Lena Gürtler



11KM: der tagesschau-Podcast wird produziert von BR24 und NDR Info. Die redaktionelle Verantwortung für diese Episode liegt beim BR.