Input: Best of Input: Soul Food - Warum essen wir, wie wir essen?
Schweizer Radio und Fernsehen (SRF) 8/2/23 - 32m - PDF Transcript
Nach einem langen Tag gibt es für mich einfach nichts Besseres wie eine Portion Herdöpfelstok.
Und ja, der aus dem Bödel.
Und dazu ein paar Fleischbälle, also in meinem Fall wege Fleischbälle.
Und dann noch irgendein Verlegenheitsgemüse dazu.
In meinem Fall sind das heute rühblie drängt in Butter.
Dann setze ich am liebsten aufs Sofa, mache den Fernseher oder bin am Handy oder beides.
Hauptsache, ich kann abschalten.
Ich esse schnell und ohne wirklich zu kommen.
Der Herdöpfelstok fühlt sich an wie eine Umarmung von innen.
Sättige Soulfood, also Essen, die mich über die Nabe holt, die mich entspannt,
schaufle ich mir ein paar Mal pro Woche hinein.
Aber wieso esse ich eigentlich, wenn ich esse?
Warum essen wir, wie wir essen?
Für diesen Podcast rette ich Anna Kreidler mit Menschen,
die sich mit ihrer Beziehung zum Essen auseinandersetzen.
Mit allen schönen und komplizierten Aspekte.
Essen ist vor allem auch bei uns in der südländischen Kultur ein Riesending.
Es wird immer gegessen, es wird egal, wie urzeit es ist.
Es ist jemand auf Besuch, es wird gegessen.
Und dann assoziere ich oft auch mit Positiven.
Wir essen sehr viel, wenn Verwandte kommen.
Wenn wir zu Verwandten gehen, ist es fast zu zelebriert.
Und durch das denken wir immer auch positive Sachen durch Essen.
Ihr habt gerade Elena gehört, sie heisst eigentlich anders,
aber möchte nicht, dass ich sie bei ihrem richtigen Namen nenne.
Sie hat mich auf die Idee für diesen Volk gebracht,
die ich sie vor kurzem für eine ganz andere Recherche
für ein Reportage kennengelernt habe.
Ich treffe sie bei ihrem Zuhause.
Sie hat einen Himmwerkuchen mit weissem Schocki-Überzug für uns gemacht,
so einem mit rosa Streusel.
Wir hocken an einem runden Holzdisch
und ich stelle mir die Familie fest, wo sie beschreibt, sehr schön vor.
Ich seh nicht Berge von feinem Essen richtig vor mir.
Es gab bei ihrem Zuhause aber auch Regeln.
Fastfood sage z.B. ein No-Go gewesen.
Was sie dann von Hause ausgezogen ist,
hat sich für sie eine ganz neue Welt aufgedacht.
Auf jeden Fall erschliessen sich Dinge, die wir kaufen können,
die Eltern z.B. vorher nicht gekauft haben.
Du kannst dir am halben Eis am Morgen einfach ein Pizzer offenschieben
und niemals sagt ihr etwas.
Es ist nicht verboten.
Früher als Kind fahre ich an Mac vorbei und sagte mir,
nein, wir haben zu Hause Essen und keine Ahnung, was.
Aber wie gerne ich es mal auf eine Portion Pommes und ein paar Chicken nagen.
Keine Ahnung, was.
Es ist einfach ... nie gehabt.
Und dann auf einmal hast du es.
Und dann fangst du an zu arbeiten und dann lebst du alleine
und dann bist du im Stress.
Und auf einmal hast du auch zu Hause und die Mama hat nicht gekocht.
Sondern du musst auf einmal selber einfach kochen.
Dann hast du einen schlechten Tag gehabt.
Und dann denkst du, heute koche ich mir etwas richtig Geiles
und umso mehr und keine Ahnung, was.
Und dann fangst du an, deine Emotionen mit Essen zu verbinden.
Sei es positiv, sei es negativ.
Und das entwickelt sich dann einfach wie so weiter.
Elena hat es genossen,
selber zu bestimmen, was sie essen will.
Aber es ist für sie auch kompliziert geworden.
Einmal sei sie am Haben in Zürich 15 min lang am Hei
und herüberlegend gewesen, ob sie sich selbst Chicken nagen
zu kaufen oder nicht.
So lange, bis sie dann sogar den Zug verpasst hat.
Elena hat angefangen, sich mit Essen zu belohnen
nach einem guten Tag und sich zu trösten nach einem schlechten.
Sie bezeichnet sich selber als Emotional Eater,
also jemand, der aus der Gefühlslage raus ist.
Es gab auch Zeiten, wo Elena viel und schnell gegessen hat,
sogenannte Binge-Eating, Essattacken.
Nicht zu verwechseln, aber mit der Bulämie,
die man sich nach Essen übergibt.
Das hat Elena nie.
Sie wohnt mit ihrem Freund zusammen.
Vor ihm hat sie versucht, das zu verstecken.
Wenn man sich auch denkt,
jetzt bin ich schon wieder am Scheitern.
Man will gar nicht darüber reden.
Es ist schwer zu beschreiben.
Natürlich spürt man auch Scham.
Man will auch, wenn der Blick noch kommentiert,
noch etwas in diesem Moment,
einfach nur Essen zu haben.
Wenn ich jetzt so zurückgucke,
denke ich mir auch so ...
... komische Zeit.
Wirklich komisch.
Momentan hat sie fast keinen Appetit.
Der Grund ist ein Medikament,
wo sie sich zum Abnähen spritzt
und unter anderem ihren Appetit drosselt.
Ihres Verhältnis zum Essen
ist momentan sozusagen zu wungener Massen on hold.
Ihres Ziel ist es, durch die Therapie,
ihre Beziehung zum Essen wieder neu aufzubauen.
Wieder spüren, was ihr Körper wirklich braucht.
Ich will einfach in eine Normalität reinkommen,
wo ich heimkomme,
eine Nachtfreude zu machen.
Ich muss mir keine Gedanken machen.
Ich hole mir jetzt fast Food.
Wenn es mal einen Tag gibt,
wo ich wirklich Lust darauf habe
und das jetzt wirklich schon seit drei Tagen will,
dann okay.
Aber bei mir sind so Impulse ...
Ich habe einen Craving im Puls,
in dem Moment brauche ich es und wollte es einfach.
Das ist wie mit dem Shopping.
Wenn ich seit zwei Monaten lang
das gleiche Paar Schuhe denke, dann kaufe ich es mir.
Dann wird es so wie im Grunde.
Genau, dann hat es wohl im Grunde,
dass es mir seit zwei Monaten gefällt.
Und wenn ich wirklich seit einer Woche
mich auf den Pizza freue,
mit meinem Partner in Zürich,
dann ist das auch okay.
Und in das will ich reinkommen.
Elena, Ihre Geschichte bringt mich zum Nachdenken.
Es dunklt mich einfach mega schwierig,
um beim Essen wirklich auf das zu lassen,
was einem der Körper gerade signalisiert.
Es gibt so viele Meinungen zur Ernährung
in der Familie, im Freundeskreis,
beim Arbeitsplatz
und auch die unendliche Flut
an Sinn und Unsinn auf Social Media zum Thema Essen.
Tipps, Erfahrungsbericht, Diäte, Rezept, vegan, vegetarisch,
pesketarisch
und wie die Ernährungsarten nicht alle heissen.
Zu den Normen und Trends von außen
kommen dann ja auch noch innere Überzeugungen.
Wenn ich so überlege,
hat doch jeder und jede in seines eigenen Essverhalten
seine eigenen Regeln.
Wie viel man ist, was man ist
und was wir vielleicht nicht dürfen essen.
Aber von wo kommt das?
Und wie viel Einfluss haben wir auf unses Essverhalten?
Sind wir dem auf eine Art ausgeliefert?
Das wollte ich von der Ernährungsberaterin
und Therapeutin Christine Landold wissen.
Ich treffe sie am Unispital Zürich.
Sie hat wenig Zeit,
aber für mich schiebt sie ihre Mittagspause
ausnahmsweise hinterher.
Ihre Kolleginnen müssen ohne sie in die Mensa.
Sie führt mich in ihr weissen, sterile Büro
und wir springen Trügelesser auf einem Regal ins Auge.
Sie sind bis oben gefüllt mit Schocki.
Genau, das ist von uns,
von uns, die auch in den Pausen zu uns nehmen,
nach dem Kaffee oder zum Kaffee dazu.
Genau, weil eben Schocki gehört zu den Ausgewogenernährungen.
Dass Süsses zu einer ausgewogenen Ernährung dazu gehört,
ist mir sehr sympathisch.
In der Schweiz ernähren wir uns aber grundsätzlich
ohne Ausgewogen.
Das schreibt das Bundesamt für Lebensmittelsicherheit
und Veterinärwesen auf ihrer Webseite.
Wir konsumieren z.B. zu viel Süsses und Salz,
dafür zu wenig pflanzliche Öl und Nüsse.
Christine Landold ist es aber wichtig,
dass man die gesunde und ungesunde Lebensmittel einteilt.
Das können wir nicht so pauschal sagen.
Viel wichtiger sagen die Menge, die man zu sich nimmt.
Sättige Glaubenssätze und Werte
von bestimmten Lebensmitteln, ob sie gut oder schlecht sind,
das lernen wir aber schon sehr früh.
Häufig beginnt das im Kindesalter an,
wie man aufgewachsen ist, wie sich das Umfeld ernährt hat,
z.B. was dort schon für Regeln bestanden hat.
Wenn z.B. Mutter oder Diäten gemacht hat,
tut das natürlich auch das Kind abzuschauen,
z.B. weiss.
Oder gewisse Aussagen aufschnappen,
die im Unterbewusstsein schon abgespeichert werden können.
Die können im Erwachsenenalter oder im Jugendalter
auch wieder führen kommen.
Was sind das für Aussagen?
Das könnte ein bisschen Glaubenssätze sein,
die dann entstehen,
also dass man z.B. sagt,
wenn ich Schokolade in es werde, ich dicke.
Oder wenn es mir schlecht geht,
dann brauche ich etwas Süsses.
Ich muss auch gerade das denken.
Man muss den Teller leer essen.
Ist das auch so etwas?
Genau, das kann auch sein,
wenn z.B. Grossmutter früher gesagt hat,
wenn man aufgespeichert hat, dann scheint es zu nehmen.
Oder wenn man nicht aufgespeichert hat,
dann kann es geregnen.
Das sind Dinge, die sich festeiberegen.
Je häufiger man das gehört,
desto mehr wird sich das Abspeichern im Hinterkopf.
Dann hat man später die Tendenz,
dass man nichts stehen lassen möchte
und einfach aufgespeichert wird.
Manchmal ist das unterbewusst abgespeichert.
Dass man nicht auf das Gefühl lasse,
dass man schon länger sagt,
eigentlich bin ich jetzt satt.
Oder ich habe ein gutes Wohlfühlgefühl.
Es ist ja nicht unbedingt zättig,
um so eindeutig erkennbar.
Aber dass man dann in dieser Situation weiter ist,
weil man sich so einprägt.
Das kenne ich gut.
Ich esse sehr schnell und auch immer den ganzen Teller leer.
Es ist wie eine Aufgabe, die ich erledigen muss.
Wenn es noch Reste im Teller hat, bin ich noch nicht fertig.
Bis heute verbinde ich auch gewisse Rezepte mit meiner Kindheit.
Röstchen mit Zwiebelsauce zum Beispiel.
Oder ravioli.
Oder Maisbrot mit Butter und Nutella.
Das Letzte ist nicht wirklich ein Rezept,
aber Freude macht es mir gleich.
Gleichzeitig frage ich mich, ob wir dazu bestimmt sind,
so zu essen, wie wir das zuhause gelernt haben
und einfach die Gewohnheiten
von unserem älteren Haus übernehmen,
wenn wir erwachsen sind.
In der Schweiz nimmt sich jede zweite Person
an einem Arbeitstag am Abend Zeit,
um die Hei zu kochen.
Am Mittag sind es eher die älteren Erwachsenen,
am Abend in den Jüngeren.
Das kam in einer Studie,
die das Bundesamt für Lebensmittelsicherheit
und Veterinärwesen 2017 publiziert hat.
Tania ist so eine,
die sich mindestens einmal am Tag
ein Menü kochen kann.
Eine gemeinsame Arbeitskollegin
hat mir von ihrer Kochkünste vorgeschwärmt.
Sie hat mich zu sich eingeladen.
Vor unserem gemeinsamen Kochen
kennen wir uns aber noch nicht.
Ein Experiment.
Ich möchte erfahren,
wieso sie sich so für das Kochen begeistert.
Und wer weiss,
vielleicht kann ich mir ja sogar noch etwas absehen.
Ich habe ein paar Dinge,
zum Beispiel die Ankaste ausgenommen,
dass ich alle meine Gewürze auf Einblick habe.
Die Kastelteure habe ich auch ausgenommen.
Die Kastelteure und die Kochbücher.
Wir schneiden zusammen
durch ihre Kochbücher.
Das sind nicht nur die Bücher,
die in die Säbte stehen,
sondern auch Lexika,
die aufgelistet ist,
welche Zutaten zueinander passen
und die Zutaten zueinander passen.
Tania hat sich das Wissen
über Jahre angeeignet
und jetzt kann sie sich es beim Kochen
einfach aus dem Ärmel schütteln.
Das Kochen
hat sie nach dem Ausziehen gelernt,
wo sie in einer Wege gewohnt hat.
Mit der Mitbewohnerin,
die sie dort hatte,
hat sie jeden Tag aufs Nacht angefiebert
und sie haben sich gegenseitig gekocht.
Sie hat die Zeit zu zürich erleigen.
Wie sie kocht,
hat sie auch sehr mit der Tagesform zu tun.
Wenn sie schlecht geht,
greift sie auch auf Pasta und Tomatensauce zurück.
Wenn sie gut geht,
wie heute,
dann nimmt sie sich richtig viel Zeit zum Kochen.
Was ich immer mache,
vorher habe ich einfach gekocht.
Ist schön hier.
Aber wirklich jetzt?
Ja, jedes Mal.
Herzlich willkommen in der Koche.
Ja, so ein bisschen für die Stimmung.
Es ist so wie bei einem schönen Essen.
Wir sind vielleicht auch in Sinz,
um ein Kärzchen anzünden.
Ich finde,
das Kochen verdient
irgendwie die Gleichaufmerksamkeit.
Wie ein Essen,
darum,
ist es mir mega wichtig,
wie eine aufgrundte Koche, wenn ich anfange,
irgendwie ordentlich,
so wie alle Gewürze auf einen Blick.
Und ein Kärzchen
im Sommer machen wir es nicht.
Aber wenn es aussen dunkel ist,
finde ich es irgendwie gemütlich.
Bevor wir anfangen zu kochen,
zeigt sie mir ihren Kühl,
solange wobei es oben aufgefüllt ist mit Gemüse.
Einmal pro Woche geht sie auf den März
und deckt sich dort ein.
Heute machen wir Daniel ihre Spezialität.
Ein Pfändchen.
Und das funktioniert auch so.
Was ich immer so etwas mache,
ist, ich überlege auch,
in welche Richtung das Pfändchen geht.
Ich mache meistens so etwas im Ofen.
Das sind dann vielleicht so Herdöffel
oder eben so etwas Süßherdöffelmässiges
oder vielleicht auch mal Pasta
oder Ries oder so.
Und das mache ich dann meistens so im Ofen.
Und der Rest kommt eigentlich alles einfach
zusammen in die Pfanne.
Und die Frage ist so ein bisschen,
hat man mehr Lust auf so ein bisschen,
ich sage jetzt mal so mediterrane Welt.
Dann würde ich vielleicht
mehr so ein bisschen mit
dröhnende Tomaten, Kaper,
so diese geschmackliches Welt
oder mehr so ein bisschen asiatisch
als sehr grossen Überbegriff.
Dann ist es mehr so ein bisschen
soja-Sauce,
Riesessig,
mässig.
Zum Würzen.
Oder würde man mehr so ein bisschen
in die orientalische Richtung gehen.
Dann wäre es eher vielleicht so korianderes Samen.
Vielleicht auch so ein bisschen mit Tahini
noch so eine Sauce machen,
recht viel Zitronen.
Da können wir
jetzt von frei wählen,
auf was du vielleicht Bock hast.
Tahini und Koriander.
Sehr gut, finde ich auch gut.
Wir entscheiden uns
für ein paar Süßherdöpfel,
Wurzelgemüse, Krautstil
und Bild.
Tania geht sehr intuitiv vor.
Sie nimmt auch alles in die Hand
und inspiziert es ganz genau.
Sie schneidet und gedanklich
wieder abschweift,
zu arbeiten, zu meinem Studium,
zu meinen Deadlines,
ist sie voll im Moment.
Es ist so schön,
nicht einfach nur noch eine Ahnung
von so einem Blatt.
Ich finde es schon einfach
mega schön, es zu anschauen.
Wie würdest du deine Beziehung
zum Essen beschreiben?
Es ist sehr eine zärtliche Beziehung
und auch
möglich ist
eine Variante und eine Kombination.
Es ist unendlich.
Es ist so
eine Spielwiese
und ich meine nur schon
mit den verschiedenen
Küchen, die es gibt auf der Welt
und mit den verschiedenen Produkten,
die uns die Jahreszeiten liefern.
Es ist so schön,
sich in diesem Fluss,
auch z.B. von der Saison so
einzusetzen
und von diesem Fluss finde ich mega cool,
mit dem zu arbeiten,
die einem die Natur in diesem Moment gibt
und ich habe das Gefühl,
wenn man mit den Sachen arbeitet,
die z.B. saisonal sind,
macht das auch in den Körper Sinn.
Aber das ist dann
vielleicht auch schon sehr nerdig.
Aber ich fühle es ein wenig so.
Was sie sagt, leuchtet mir mega ein
und auch den Gedanken,
dass ich mit den Lebensmitteln
durch die Saison gehe, finde ich schön.
Aber es tunkt mich einfach
auch mega aufwendig,
um sich mit dem auseinandersetzen,
um herauszufinden, was dann überhaupt
zusammenpasst und was nicht.
Ich habe das Gefühl,
dass es mir ein grosses Risiko wäre,
so viel Zeit in das Kochen
und das Essen investieren,
wenn ich nachher nicht einmal sicher sein kann,
dass es gut kommt.
Und es wäre mir dann auch schade
Es ist
schon teurer, glaube ich.
Was allerdings auch ist,
es hebt mehr, viel länger.
Ich habe wirklich kein
Foodwaste,
obwohl ich zum Teil
das Gemüse zwei Wochen im Kühlschrank habe.
Aber weil du das,
dass es am Morgen oder am Vortag
geerntet wird und nicht in verschiedenen
Lagerhallen ist und
die Läden verteilt wird und so.
Und du entdeckst einfach
das, was
es nicht gibt im Laden.
Während wir sprechen,
schmorent Herr Döpfeli
in ihrer Marinade
aus Kardamomsamen, Seesamen,
ganz sich noch etwas zählen
und Olivenöl im Ofen vor sich an.
Den Kruldstil haben wir abgelöst,
Daniel achtet darauf,
dass wir von jeder Geschmacksrichtung etwas
im Menü haben.
Also Salz, Sauer, Pitter, Süß
und Umami.
Und auch beim Anrichten lässt Daniel
nichts anbrennen.
Zuerst kommen Herr Döpfeli,
dann den Kruldstil mit den Soßen
und dann die Pilze obendrauf.
Zum Schluss kommt noch Etahine
Zitronensoße drüber
und ein bisschen Koriander.
Vielen Dank für das Kochen.
Das ist romantisch.
Danke.
Wie ist es hier?
Gut.
Wir essen am Kochitisch,
wie Kerzenlicht natürlich.
Du hast gesagt,
dass es von jeder Geschmacksrichtung
etwas auf eine ist.
Man kann wirklich
nichts falsch machen.
Echt?
Und du kannst mit allen etwas nicht machen?
Eigentlich.
Ein bisschen Übung braucht es aber glaube ich schon.
Also ich würde mir das jetzt nicht einfach
so zu trauen.
Daniel ist hier geübter.
Sie kocht auch sehr gerne für die Gesellschaft
beim Essen und das Setting spielt
für sie eine grosse Rolle.
Sie sagt mir,
dass wenn sie jemand zu sich heim einladen,
sie richtig Herzrasen bekommt
in dem Moment, wo sie das Essen anrichtet
ist.
Sie hatte schon immer ein gutes Verhältnis
zum Essen.
Als Kind hat sie gerne und viel Essen.
Ihre Mutter kommt aus Norddeutschland.
Dementsprechend hat es viel Herz,
Herdöpfe, Fleisch, Butter.
Ich frage sie auch, ob sie bei ihren
Heirgeln oder Verboten gegeben hat.
Nein, gar nicht.
Wir haben so eine Süßigkeit schon geladen.
Die war auch so auf
100 Stunden.
Bei vielen Familien war sie so,
dass sie nicht daran herkommen.
Bei uns war sie in der Küche die
unterste Schublade.
Sie war immer sehr gefühlt
mit meiner Mutter.
Ich mag so Gummizüge.
Ich habe auch
immer für Schlechtzüge
verklebt.
Ich mag so die Suren zungen
und so die Gummipilze.
Das gab es bei uns
sehr viel.
Offi und Jocki.
Was bei uns
recht streng war
mit der Süßgetränke.
Die gab es bei uns nur am
Wochenende, wenn wir Besuch hatten.
Und
eigentlich wie nie zum Essen.
Zum Essen gab es eigentlich immer Wasser.
Später hat sie dann herausgefunden,
dass ihre Mutter eigentlich gar nicht
kocht, das aber für die Kind
jeden Tag gemacht hat.
Wenn man in der Kindheit viel Freiheit
beim Essen hatte und kein Verbot
hat, ist das aber nicht automatisch,
dass man später eine gute Beziehung
zum Essen hat und umgekehrt.
Aber es kann ein Faktor sein.
Das bestätigt mir der Ernährungsberater
in Christine Landold,
wo er am Anfang gehört hat.
Ich genieße jedenfalls Daniel ihre
Kochkünste.
Weil Zutatenkombi für mich etwas
ungewohnt ist, merke ich auch,
wie mich das Essen in Moment holt.
Jeder Biss ist spannend,
weil jeder ein bisschen anders ist
als Dattelbälleli und dunkles Schocki.
Gibt es etwas, was du
vom Kochen und vom Essen
fürs Leben gelernt hast?
Uuuh, ich glaube
mehr, ich gehe viel.
Ähm...
Also ich glaube
erstens mal,
dass wir...
wie schön,
dass es ist,
um jemand anderem etwas gut zu tun.
Ähm...
Wie...
wie befriedigend es nur schon wäre,
wenn ich mein kochtes Essen nicht selber
essen kann, aber jemand anderem Freude hat.
Ich glaube, das ist auch ein Konzept,
das wir, ich glaube, auch sonst
kann aufs Leben übertragen.
Wie viel...
das es einem gibt, wenn man jemandem
Freude macht.
Ähm...
dann sicher auch,
dass man sich selber...
dass man sehr viel in der Hand hat,
wie es einem selber geht.
Also ich glaube, eben in der Art
von, wie man kocht, was schafft man
für eine Atmosphäre.
In der Küche, also nur so, wie ist
das Licht, wie ist die Musik,
zum Beispiel das Kerze, das man anzügt.
Ähm...
dass man sehr viel selber beeinflussen kann,
in welche Richtung es mal zum Beispiel
der Abend geht oder den Tag geht.
Ähm, das finde ich mega.
Ähm...
Ja...
und vielleicht auch einfach
wie...
wie farbig und...
würzig und spannend
so unsere Welt ist.
Ich finde es mega schön,
wie sich Daniel diese Zeit im Alltag nimmt
und auch freisch rufelt fürs Essen.
Es ist ein Mittel zum Zweck.
Es ist eine Priorität.
Und die Nebeneffekte übertragen sich
dann aufs ganze Leben.
Entschleunigung, Zeit für sich,
Bewusstsein im Alltag.
Ich weiss aber auch, dass es bei vielen
nicht den normalen Zustand ist.
Bei mir auch nicht.
Der Stress im Alltag kann einem schnellen Mal
die Lust am ausführlichen Kochen verderben.
Wie kann man dann lernen, bewusst zu essen?
Ich suche online nach Kürs und Angebot
in meiner Nähe, wo bewusste Ernährung
oder wie man heute fast noch in der Zeit
Mindful Eating sagt.
Was ich bis jetzt gesehen habe,
sind Heilpraktiker,
Geist, Heiler,
ja...
nicht für mich.
Ich finde aber auch Kürs,
wo man lernen kann,
bewusst vegane Smoothies machen, zum Beispiel.
Aber auch das ist am Ende
eine einschränkende Ernährung,
eine Regelung.
Trotzdem bin ich jetzt etwas angefixt
und will herausfinden,
wie ich bewusster essen kann.
Ich lande wieder bei Christine Landholt.
Sie ist auch für Mindfulness
und intuitives Essen.
Trotzdem sieht sie so angebot,
wie ich sie gefunden habe, kritisch.
Also Ernährungsberatung
ist wie nicht eben ein geschützter Begriff
und deshalb macht es Sinn,
da ganz konkret zu schauen,
wer hinter dem Angebot steht.
Was gute Hinweise sind,
ist bei der Ernährungsberatung
die Therapie sicher,
dass zum Beispiel der Bachelor of Science
noch erwähnt wird
oder dass der Berufsverband SVDE
noch im Titel ist
oder auf der Internetseite
erwähnt wird.
Was sind so Hands-on Tipps,
die Sie haben, wenn man möchte,
bewusst zu essen?
Dass man sich z.B. Zeit nimmt
für eine Mahlzeit,
dass man das z.B. fix in den Kalender einplant,
was man am Hut essen kann.
Also z.B. dass man dort
Besteckt zwischen deinen Augen
und sich auf den Geschmackdruck konzentriert.
Und
dann, dass man sich nicht ablenken lässt,
dass man nicht nebenan
noch das Telefon hat,
auf social media geht,
z.B. ein Fernsehen im Hintergrund läuft,
sodass man wirklich auch fokussiert ist
auf die Mahlzeit, in der man gerade hinein ist.
Also alles anders, wenn ich es mache.
Ich denke, es ist wie nicht realistisch,
dass man bei jeder Mahlzeit ganz bewusst ist.
Je mehr man das macht, je besser.
Sie sagt übrigens auch,
dass es okay ist,
wenn man aus einer Gefühlslage raus ist.
Eben, wenn einem ein Rezept
an früher oder an einen schönen Moment erinnert
und man sich so etwas tröstet
oder beruhigt.
Das Essen sollte einfach nicht zu der einzigen Strategie
zu mit seinen Gefühlen umgehen.
Ein Anzeichen für
eine gute Beziehung zum Essen
sei auch eine gewisse Spontaneität.
Also eben, dass auch mal etwas unerwartet,
der für vielleicht besondere Feindsplatz hat,
wie z.B. ein Glasse.
Von Dania habe ich gelernt,
dass man sich beim Kochen
auch einfach mal treiben kann.
Ich versuche es aus.
Es ist jetzt Morgen früh in Zürich
und statt, dass ich heute ausschlafe,
schläpfe ich mich gerade an den Märten.
Mein Ziel ist es,
zu einfach mal schauen, was es hat
und mich dann inspirieren zu lassen,
was ich mir heute feins kochen könnte.
Für mich.
Als Kind bin ich eigentlich nie an den Märten gegangen,
aber jetzt als Erwachsene entdecke ich es
für mich.
Wie man ist, kann sich auch ändern.
Es ist nicht nur eine Frage der Sozialisierung.
Und wie wir einkaufen,
ist je nach Sprachregion in der Schweiz unterschiedlich.
Das hat die Auswertung
der Verkaufszahlen der Migrosupermärte
durch den Bund gezeigt.
In der französisch- und italienischsprachigen Schweiz
war das Verkaufsmuster gesünder.
Zumindest hat man dort
in der Schweiz Mig, Müs und Frucht posten.
Diese Zahlen sind allerdings
schon etwas älter, von 2011.
Ich schlendere an den Stand vorbei
und komme ins Gespräch
mit einem der Standbetreiber.
Auf die Frage, ob wer ein Lieblingsessen hat,
hat er die ganz klare Antwort.
Das ist so ein gutes Produkt,
die man so vielwältig machen kann.
Vom Stock überrascht,
übersalzen.
Das ist einfach ein Traum.
Hat er Essen für Sie auch etwas Emotions?
Sehr.
Vor allem, weil wir in einem
Trüge-Nationenhaus
10 Personen haben.
Das ist sehr wichtig.
Dass man es geniesst,
dass man zusammen ist,
kann man fast nicht vorstellen,
als Single irgendwo alleine
im Ecken hocken und essen.
Das Essen ist einfach
eine Zusammenkörigkeit.
Ja, wirklich.
Emotional ist das beste Ding.
Es verbindet auch, oder?
Ja, absolut.
Ich bin gerade auf der Suche
für etwas für mein Mittag.
Ist das ein roter Shikurri?
Ja, das ist alles roter Shikurri.
Ich kaufe ihn ab und gehe weiter.
Er hat gemeint,
dass der Shikurri gut schmeckt,
wenn wir ihn kurz anbröteln.
Ich palze mal im Hinterkopf.
Die Sonne scheint, die Menschen schwätzen miteinander.
Das könnt ihr mir gerade noch gewöhnen.
Was habe ich hier?
Zwei Blumenkühle
und
ein Shikurri,
der
sehr speziell aussieht.
Er sieht aus wie ein Fingern,
wie ein grosses Knospel.
Das sind insgesamt 12 Franken.
Schon nicht nichts.
Aber dafür hat sie noch
eine Beratung inklusiver gegeben
und ein paar Nachtgespräche.
Wie zu Hause
stelle ich vor der grossen Frage,
was ich mit diesem Sack
im Gemüse anfange.
Ich probiere es ohne Rezepte
und ohne Ablenkung wie Podcast
oder Musik am Handy zu lassen.
Ich stehe also in meiner Küche
und nehme den Blumenkühle in die Hand
und breche ihn in kleine Röseln.
Und dann mit Salz,
Pfeffer, Olivenöl
und ein paar Knoblis in den Ofen.
Den Shikurri mache ich in viel Butter kurz anbröteln.
Dann die Zitronensoße
und darauf ein paar Nüsse.
Fertig!
Ich muss sagen,
das hat sich voll gelohnt.
Es ist sehr fein geworden
und weil ich mit dem Flow
nach einem strikten Rezept gegangen bin,
schmeckt es auch etwas anders wie sonst.
Ganz ohne mein Handy
arbeite ich es doch nicht durch meinen Mittag.
Aber so ist es jetzt halt.
Essen ist schliesslich etwas,
das ich wieder einmal gemerkt habe.
Die eigene Beziehung zum Essen
kann einem aber auch viel über sich verroten.
Bin ich gestresst?
Oder nehme ich mir Zeit für mich?
Welche Zutaten schmecken mir,
weil sie mich nostalgisch machen
und welche sind später im Leben dazukommen?
Wie und was wir essen,
ist nicht nur daran verbunden,
wie wir essen und kochen
in der Kindheit mitbekommen haben
oder in welcher Gefühlslage wir gerade sind.
Das nehme ich vom Abend bei Dania mit.
Ich sehe mich zwar nicht jeden Tag
achtsam essen,
aber mal ab und zu
nach Gefühl posten
und mich dann in der Küche treiben lassen.
Wieso nicht? Das nehme ich mir fest vor.
Wo ist denn ihr gerade in eurer Beziehung mit dem Essen?
Wenn ihr Feedback, Kritik
oder vielleicht sogar ein Thema
Vorschläge für uns habt,
freuen wir und ich,
Dania Kreidler, uns über eure E-Mails
input atsrf3.ch
Machine-generated transcript that may contain inaccuracies.
Was und wie wir essen – das hat laut Ernährungsberaterin Kristin Landolt viel mit unserer Kindheit zu tun. Die Glaubenssätze und Regeln, die wir in dieser Zeit lernen, prägen unser Essverhalten im Erwachsenenalter.
Wer als Kind zum Beispiel lernt, aufessen zu müssen, isst als Erwachsener eher über das Sättigungsgefühl hinaus. «Input»-Redaktorin Anna Kreidler möchte herausfinden, wie emotional unser Essverhalten ist und lernt, dass gutes Essen am besten in guter Gesellschaft schmeckt.
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Diese Folge erschien zum ersten Mal am 8. März 2023.
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Hast du Feedback, Fragen oder Wünsche? Wir freuen uns auf deine Nachricht an input@srf3.ch – und wenn du deinen Freund:innen und Kolleg:innen von uns erzählst.
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Autorin: Anna Kreidler