Thema des Tages: Berlusconi ist tot – wie er Italien geprägt hat
DER STANDARD 6/12/23 - Episode Page - 43m - PDF Transcript
Ich bin Tobias Holop, das ist Thema des Tages, der Nachrichten-Podcast vom Standard.
Silvio Berlusconi ist tot.
Er detailend in den letzten Jahrzehnten geprägt wie kein zweiter, neben rechter und populistischer
Politik ist er dabei aber vor allem mit unzähligen Skandalen aufgefallen.
Stichwort Bunga Bunga.
Wir sprechen heute darüber, wie der ehemalige Unternehmer aus Meyland weltberühmt wurde.
Wir schauen uns an, wie er sich bis zuletzt in der italienischen Politik gehalten hat und
wie sehr Berlusconi die Politik auch über Italien hinaus geprägt hat.
Gianluca Wallisch, heute am Montag-Vormittag hat es bei euch in der Standard-außen-Politik-Redaktion
doch eine gewisse Aufregung gegeben, weil bekannt geworden ist, dass Silvio Berlusconi
verstorben ist.
Kannst du uns kurz eine Einschätzung geben, kam diese Nachricht jetzt überraschend für
dich als Fachmann?
Überraschend kam sie ja und nein.
Also Silvio Berlusconi war in den letzten Jahren immer wieder im Spital, immer wieder
auf der Intensivstation, zuletzt erst vor wenigen Wochen, für mehrere Wochen wegen
Problemen mit seiner Lunge, mit seinem Herzen, das hat er öfters gehabt.
Die Sache ist die gewesen, dass er sich dann immer wieder sehr gut erholt hat.
Ich nehme auch an, dass er es damit zusammengehangen hat, dass er sich die allerbesten Spezialisten
keiner Weise leisten konnte.
Er hat sich immer wieder gut erholt, konnte nach Hause und dann plötzlich gab es wieder
etwas.
Und manchmal, eine Zeit lang ist es sogar so gewesen, immer dann, wenn er zum Beispiel
einen Gerichtstermin gehabt hätte, war er plötzlich krank.
Und insofern hat man in der italienischen Öffentlichkeit und im italienischen Journalismus
seine Gesundheit und Krankenmeldungen nicht mehr wahnsinnig ernst genommen, weil das
nicht zum ersten Mal gewesen ist, dass er plötzlich in Krankenhauspflege gehen musste
und so.
Dass es jetzt tatsächlich passiert ist, war insofern aber dann doch überraschend, weil
er erst vor wenigen Tagen nach Hause gekommen ist, nach einer längeren Behandlung.
Wahrscheinlich ist es dann so gewesen, dass man ihn nach Hause geschickt hat und nur noch
palliativ behandelt hat, möglicherweise.
Also die genauen Details kenne ich nicht.
Aber bei einem 86-Jährigen muss man doch damit rechnen, dass es jederzeit soweit sein kann.
Insofern überraschend ja und nein gleichzeitig.
Du hast es schon ein bisschen angesprochen.
Nicht nur in Italien ist über Silvio Berlusconi über die Jahre sehr viel gesprochen worden.
Reden wir auch ein bisschen über sein Leben und seine Politik.
Wer war denn dieser Mann eigentlich?
Was war sein Hintergrund?
Was waren seine Anfänge?
Ja, ich glaube, gerade seine Anfänge sind extrem interessant, weil die nicht unbedingt bekannt sind,
zumindest bei uns.
Also Silvio Berlusconi ist aus einer relativ wohlhabenden mittelständischen Familie gekommen
und ist trotzdem ein absoluter Self-Mate-Man gewesen, weil er am Anfang tatsächlich
als Entertainer gearbeitet hat, Klaviergesang, bei Kreuzfahrten unterwegs gewesen und so.
Und dieses Entertainment-Element hat sich eigentlich durch sein ganzes Leben durchgezogen.
Er war immer jemand, der gerne im Mittelpunkt gestanden ist, der Leute zu unterhalten wusste,
egal, ob man ihn mochte oder nicht, man muss ihm zugestehen.
Er kann mit Menschen gut umgehen.
Er hat genau gewusst, wie er auf sie zugehen muss, wie er sie unterhalten kann,
wie er Aufmerksamkeit erschaffen kann.
Er hat auch tatsächlich nicht nur im sprichwörtlichen, sondern in der technischen Sinn als Vertreter gearbeitet
für Staubsauger und andere Sachen.
Also er hat wirklich diese Karriere vom kleinen Mini-Unternehmer
hin zu einem riesigen Magnaten geschafft.
In den 60er Jahren war das in etwa.
Und dann sowas in dieser Zeit, 60er Jahre, 70er Jahre hinein, hat er einfach gemerkt,
indem er die wirtschaftliche Lage in Italien beobachtet hat, großer Boom nach dem Krieg,
Wirtschaftsboom und hat er gemerkt, als Bauunternehmer könnte ich Erfolg haben.
Und so ist es dann tatsächlich gewesen, ohne dass er selber jetzt als Ingenieur oder so was Fachwissen
gehabt hätte, aber er hat einfach als Investor, als Bauunternehmer dann sozusagen richtig durchgestartet
und hat angefangen in seiner Heimatstadt Meyland zuerst irgendwelche Wohnbauprojekte
und zu setzen, die dann immer größer geworden sind.
Und die große Frage damals ist gewesen, wie kann jemand, der sozusagen aus dem Nichts kommt,
plötzlich so ein signifikanter Bauunternehmer sein?
Und da weiß man natürlich, das geht nur, wenn man viel Geld hat zum investieren, dass man auch einsetzen kann.
Und das ist immer so ein bisschen ein dunkler Schatten gewesen über seiner Karriere, weil man bis zuletzt nicht ganz genau
gewusst hat, woher das Geld kam, sozusagen sein Anfangskapital.
Landwäufige Meinung in Italien, das hat ihm die Mafia vorgestreckt.
Mag sein, ist auch gut möglich, weil gerade im Baugewerbe die Mafia in Italien damals ganz
besonders und heute immer noch natürlich die Finger im Spiel hat.
Er hat es aber immerhin geschafft, mit diesen Projekten wirklich dermaßen viel finanziellen
Folgen zu haben, dass er sich sozusagen mit der Zeit wirklich auch selber finanzieren konnte.
Und er hat sehr früh verstanden, dass man diversifizieren muss, dass man sich nicht nur auf eine Geschichte
konzentrieren sollte als Unternehmer, der nach Größe strebt, sondern die Quellen für finanziellen
Erfolg breiter steuern muss.
Und er ist draufgekommen, das ist die ganz interessante Geschichte, dass die Medien eigentlich im Lohnen des
Geschäfts sein könnten.
Nämlich, wir müssen uns zurückversetzen, Italien in der 70er-Jahre, da gibt es nur
die staatliche Fernsehen bzw. das öffentlich-rechtliche und er hat sozusagen am Gesetz vorbei für seine
Wohnsiedlungen die Idee gehabt, einen Kabel Fernsehsender zu schaffen und hat es einfach
gemacht, obwohl die Gesetze das nicht ermöglicht haben.
Jetzt gibt es eine große Unterscheidung zwischen einer italienischen und einer deutschen oder
sagen wir österreichischen Auffassung von Gesetzen.
Wenn uns landweifig sagt man, das was nicht erlaubt ist, ist verboten, macht man nicht.
Die italienische Mentalität oder eine Mentalität, die ja zumindest der Berlusconi offensichtlich
ihm ankangern ist, das was nicht explizit verboten ist, kann man machen und das was verboten ist,
das umgeht man irgendwie.
Auf diese Art und Weise hat er eben seinen ersten Fernsehsender gegründet, der dann viel
zu seiner Popularität beigetragen hat.
Du hast schon gesagt, vorher Berlusconi hat es verstanden, sich zu diversifizieren und
er ist ja dann vom Entertainer und Unternehmer schlussendlich auch Politiker geworden.
Wie ist das dann dazu noch gekommen?
Ja, das ist ein längerer Prozess gewesen.
Ich glaube, in der italienischen Zeitgeschichte, in der ganz wichtige Zeitmarke ist das Jahr 1992.
Das ist jetzt für den Berlusconi mehr oder weniger der Startpunkt gewesen für sein
politisches Engagement, nämlich selbst in die Politik zu gehen.
Vorher hat er schon politische Parteien und Bewegungen unterstützt, die zu sagen,
für ihn wirtschaftlich, ökonomisch von Interesse sein können und ihm Erfolg versprechen
können, da hat er vorhin mit der sozialistischen Partei zusammen gearbeitet und hat sozusagen
über sie Lobbyismus betrieben.
1992 ist allerdings ein unglaublicher Korruptionsfall aufgedeckt worden in Italien,
der eine Kettenreaktion verursacht hat.
Angefangen hat das damit, dass der Manager eines Altersheimes der Korruption angeklagt
worden ist, weil man ihn erwischt hat, wie er für eine Reinigungsfirma Schmiergelder
überwiesen hat.
Das hat dann zu einer ganzen Reihe von Folgeermittlungen geführt.
Der investigative Journalismus beginnt teilweise klein und geht weiter, geht weiter, geht weiter
und es hat immer größere Kreise gezogen.
Es gab in diesen Tagen und Wochen und Monaten in Italien nur dieses eine Thema Korruption,
Korruption, Korruption.
So ähnlich wie bei uns Ibiza-Faire hat man gemerkt, was alles noch passiert.
Und das in einem viel viel größeren Maßstab ist damals eben im Jahr 1992 und folgendem
in Italien passiert.
Das hat dazu geführt, dass sämtliche großen Parteien in Italien de facto pulverisiert wurden,
zusammengefallen sind.
Es gab sie nicht mehr, die Sozialdemokraten genauso wie die Christdemokraten, das wäre
sozusagen die ÖVP-Italiens gewesen.
Die Sozialisten, die kommunistische Partei, die sozusagen der große Gegenpol der Christdemokraten
in Italien war, Dokamil und Pepone, kommt ja nicht von ungefähr.
Das ist wirklich in der Realität auch so gewesen.
Und plötzlich waren die politischen Protagonisten nicht mehr da zurückgetreten, verhaftet, im
Gefängnis und Berlus Kunis plötzlich alleine dargestanden und hatte keine Fürsprecher mehr
an der Politik.
Und dann hat er eben diese Idee gehabt, selbst in die Politik zu gehen, Geld genug hat er
ja gehabt.
Er hat gewusst, dass er sich jetzt nicht irgendeiner Partei andienen muss, sondern er
findet selbst eine Partei.
Tim Strohnach sozusagen auf Italienisch war plötzlich Tim Berlus Kuni.
Ich gehe in die Politik, ich bin der Einzige mit einer weißen Weste.
Habt ihr gesehen, dass irgendwie gegen mich ermittelt wird?
Bin ich irgendwo angeklagt, verursellt worden?
Nein, ich bin der Mann mit der weißen Weste und meine Partei ist die Einzige, die Italien
retten kann.
Und das war eben diese Partei, die am Anfang gar nicht zu nennen wollte, sondern als Bewegung
deklariert hat, v.a.
Zeitalia.
Das ist der Schlachtruf der Italiener beim Fußball, so wie Hopp auf Österreich, v.a.
Zeitalia.
Und so hat auch seine Bewegung bzw.
seine Partei genannt.
Und das war eine One-Man-Show gegründet 1993, glaube ich, im Herbst, nachdem alles sozusagen
politisch im Schutt und Asche gelegen ist.
Und 1994 hat aus dem Stand heraus die Wahlen gewonnen und war plötzlich Ministerpräsident.
Also insgesamt war er Viermal Ministerpräsident und was man vielleicht bei ihm dazusagen muss,
er war der erste Ministerpräsident in Italien, das geschafft hat, eine ganze Legislaturperiode
von fünf Jahren durchzuregieren.
Zwar mit einer Regierungsumbildung, aber urst er als Ministerpräsident, hat die gesamte
Zeit geschafft.
Und alle anderen haben teilweise nur, ich glaube, der Rekord ist bei neun oder elf Tagen.
Und diese Stabilität, die Berlusconi reingebracht hat, die hat natürlich die Menschen extrem
beeindruckt.
Jetzt hast du vorher gesagt, in seinen Anfangstagen ist er teilweise bei den Sozialisten angestreift.
Am linken Ende des politischen Spektrums, jetzt ist seine Forza Italia heute eher bekannt
für rechte Politik.
Also in dieser Zeit, als Berlusconi Ministerpräsident war, was hat er denn da eigentlich konkret
für eine Politik gemacht, außer dass er anscheinend beliebt war?
Ja, die Fragestellung klingt jetzt so, als ob das irgendwo vielleicht ideologisch begründet
sein könnte.
Das war es bei ihm sicher nicht.
Also die Sozialisten, nach der österreichischen Lesart ist es links.
Nach der damaligen Lesart in Italien war das eher eine Zentrumspartei oder eine Mitte-Links-Partei.
Und die Sozialisten waren eine Verhältnismäßig-kleine Partei.
Und bei denen hat er angedockt, weil er einfach mit den Leuten, die dort maßgeblich Politik
gemacht haben, sehr gut gekonnt hat.
Und dort hat er einfach gut andocken können, relativ ideologiefrei, so wie ich das sehe.
Es hätte genauso gut eine andere Partei sein können, aber dort hat es für ihn gut funktioniert
und deswegen hat er sich dort engagiert, allerdings nur im Hintergrund.
Er war nie jemand, der sozusagen offen dafür eingetreten ist, ja, ich unterstütze jetzt
die Sozialisten.
Und dann, als alles zusammen gefallen ist und er mit seiner eigenen Partei dahergekommen
ist, hat man sehr schnell gemerkt, das ist in Wirklichkeit ein konservativer Typ, ein
konservativer Unternehmer mit neoliberalen Zügen, wie er es halt damals, das wirtschaftspolitische
Credo gewesen ist.
Und dass er jetzt zuletzt bis eben zur Zeitpunkt seines Todes in einer Rechtsregierung vertreten
war, ist eigentlich kein wirklicher Widerspruch zu seinen Ansichten, weil in Wirklichkeit
eigentlich immer konservativer.
Und in der jetzigen Regierung von der Giorgio Miloni, die er Chef in der Post verschießen
ist, zusammen mit dem Matteo Salvini von der Lega, die rechtsnational ist, ist seine
Frau zu Italien, sozusagen das gemäßigte Relement in dieser Dreierkoalition gewesen
oder die Koalition besteht ja weiter, ja, selber ist mit seiner Partei nie soweit rechtsgestanden,
wie seine beiden Koalitionspartner jetzt letzt hin.
Also Berlus Coni lässt sich nicht so einfach verorten auf dem politischen Spektrum, aber
auf jeden Fall ist er ja sowieso noch bekannter geworden durch sein Privatleben, muss man
fast sagen.
Ich höre da immer wieder den Begriff Bunga Bunga Parties, weiß aber gar nicht so wirklich,
was da konkreter hintersteckt.
Um was geht es da?
Ja, so Silvia Berlus Coni war immer ein Entertainer, das haben wir schon besprochen.
Er war auch immer ein Mann der Frauen, wie man so schön sagt, unter Anführungszeichen
diese jetzt mitzudenken.
Er kommt aus einer Generation, wo das Gesellschafts- und das Frauenbild noch ein anderes war und
das hat eigentlich bis zuletzt nicht abgelegt.
Ja, also das ist völlig aus der Zeit gefallen und wäre ja in Österreich oder Deutschland
oder Skandinavien tätig gewesen hätte, unmöglich sich so verhalten können in Italien
hingegen, ist man hier, würde ich mal sagen, gesellschaftspolitisch vielleicht ein bisschen
hintennach, vielleicht ist man hier auch ein bisschen weniger strikt mit den progressiveren
oder mit den moderneren Ideen einer Gesellschaft, also Italien ist hier einfach ein Erzonderfall.
Und insofern ist Berlus Coni hier nicht so negativ aufgefallen, wie es vielleicht bei
uns in Österreich oder Deutschland der Fall wäre.
Ich habe schon gesprochen über sein Fernsehengagement.
Er hatte nicht nur TV-Programm ausgestrahlt, sondern auch selber produziert.
Er hatte innerhalb kürzester Zeit mehrere Fernsehsender gegründet, um die Konkurrenz,
sozusagen nachdem die Gesetze geschaffen wurden, für Privatfernsehen rauszukicken.
Er hat andere Fernsehsender aufgekauft und hatte irgendwann einmal mehr als die Hälfte
des gesamten Fernsehmarktes unter seiner Kontrolle.
Es gab in Wirklichkeit nur Berlus Coni, ist gleich privat und die Reihe ist gleich öffentlich
rechtlich und alles daneben, was darüber hinaus noch existiert hat, das war ein Mininischen-Programm.
Und er hat auch selbst Programme produziert und diese Programme sich anzusehen, tut teilweise
wirklich weh, weil hier eine Nivellierung nach Hunden stattgefunden hat, die in Wirklichkeit
schreckend war, mit sehr, sehr seichten Unterhaltungsshows, die sich mehr oder weniger fast bis in
die Gegend weiter in diese Art und Weise durchziehen, also Frauen ziehen Aufputs, die rennen in
Bikini herum, bei den Shows und so weiter werden die Männer alle extrem gut gekleidet sind.
Also das ist einfach sein Weltbild gewesen, das er ins Fernsehen getragen hat, an das
ich die Italienerinnen und Italiener über Jahrzehnte eigentlich gewöhnt haben, weil sie das jeden
Tag so gesehen haben. Er hat sozusagen diese Art dieses Gesellschaftsbild zu einem gewissen Teil
mitgeprägt, weil er dermaßen dominant gewesen ist im Privatfernsehbereich und das Ganze ist
auch nur eine Art Spiel dessen gewesen, wie er selber privat gelebt hat und wie er privat,
sozusagen das Leben gesehen hat. Und er war immer jemand, der gerne unterhalten wollte,
der gerne im Mittelpunkt steht, hat immer große Parties geschmissen und sein ganzes Privatleben
ist auch so gewesen, dass es in Wirklichkeit die ganze Zeit ein Rauschendes Fest gewesen ist.
Und die Bunga Bunga Parties hat er immer nur als elegante Dines deklariert. In Wirklichkeit ist
es aber so gewesen, dass er und seine mächtigen Freunde und Gefolgsleute einfach eine Klicke
von Männern waren, die sich gut gänglichsten, viel Geld gehabt haben, dieses Geld zur Schau
gestellt haben und Frauen sind in diesem Zusammenhang teilweise wirklich nur Aufputs gewesen
und teilweise wurden sie zur Unterhaltung wirklich sozusagen eingekauft und ganze Gruppen an
das Court. Damen wurden zu solchen Parties eingeladen und alles was man dazugehört hat,
was teilweise wirklich absurd klingt, dürfte teilweise tatsächlich so passiert sein. Und
Bunga Bunga kann man sich in etwa vorstellen, was es betreuten soll, wenn sich es da hier bei
irgendwelchen Parties eine Art orgiastische Tendenz entwickelt. Es kam dann so, dass eine junge
Frau, die bei einem dieser Scores Firmen dabei gewesen ist, der Spitzname war Ruby Rubacore,
also Ruby, die Herzensbrecherin, die hat dann irgendwann einmal ausgepackt und erzählt,
wie es dazu gegangen ist und das hat dann irgendwann einmal in Italien doch für einen
Aufschrei gesorgt, dass das einfach Tomates ist und das geht einfach über alle Grenzen weg,
die man akzeptieren kann. Und das hat auch dazu geführt, dass er im Zusammenhang mit
mutmaßlicher Prostitution und Prostitutionsgewerbe juristische Probleme bekommen hat. Übrigens,
vielleicht könnt ihr euch erinnern, die Ruby Rubacore war ja auch einmal ein Star-Gast
von Richard Lugner beim Opernball. Diese Geschichten, die du jetzt erzählt hast,
die sagen viel aus über Berlusconnis Weltbild, aber du hast auch gerade schon juristische
Folgen angesprochen, hattest du irgendwie auch Ermittlungen oder Gerichtsverfahren gegeben
rund um Berlusconi, weil du hast ja ganz vorher auch schon mal die Mafia kurz angesprochen?
Ja, ich habe irgendwann zu Zählen aufgehört und das müsste man wirklich einmal im Internet
gescheitere recherchieren, wie viele Verfahren es gegen Berlusconi jemals gab. In den Allerwenigsten
ist er überhaupt vor Gericht gestanden und bei noch weniger Verfahren ist er überhaupt
verurteilt worden. Berlusconi ist ja nicht zuletzt deswegen in die Politik gegangen, das habe ich
hier schon gesagt, um seine wirtschaftlichen Interessen wahrzunehmen, weil er natürlich
befürchtet hat nach seiner Boomfas in den 70er, 80er Jahren, da war er der Reichsdeitaliener,
dass irgendwer daherkommen wird und sein Unternehmen zerschlagen wird. Diese Tendenzen,
diese Bemühungen hat es natürlich gegeben, deswegen ist er in die Politik gegangen und
er ist auch deswegen in die Politik gegangen und die Gesetzgebung zu beeinflussen, damit er sozusagen
keine juristischen Probleme bekommt, im Gegensatz zu allen anderen, die wir gesehen haben bei dieser
Dungeon-Thorpolis-Affäre über die Korruptionsgeschichten gestolpert sind, in die sie verwirkelt
waren. Natürlich hatte Silber-Belosconi keine weiße Weste, er hat einfach nur dafür gesorgt,
in eine politische Situation zu kommen, wo er Einfluss nehmen kann auf die Gesetze,
die ihn unter Anführungszeichen verfolgen könnten. Und tatsächlich ist es so gewesen,
dass er in etlichen Verfahren angeklagt worden ist, dass es etliche Verfahren gegeben hat,
wo er im ersten Instanz auch schuldig gesprochen wurde, dann ging er in Berufung oder Rekurs und
das Ganze ist, weil italienische Justiz extrem langsam ist, weil Verfahnteile sich ja zehntelang
laufen, klär man zu. Wegen dieser Konstruktion der italienischen Justiz, wenn du mal im Berufung
bist, kann das sehr, sehr lang dauern und dann ist es so gewesen, dass es wir als Zauberhand
plötzlich ein Gesetz gegeben hat, das gewisse Verehrungsfristen reglementiert und plötzlich
konnte Belosconi nicht mehr verurteilt werden, obwohl jeder ganz genau gewusst hat, der Mann
ist schuldig und weh. Also solche Sachen sind viele passiert und ich würde mal sagen, es sind
Dutzende Verfahren gewesen, in die er involviert gewesen ist, wirklich Dutzende, die meisten haben
mit Korruption zu tun, also Überweisung von Schwarzgeldern, Deals mit anderen Firmen. Überall
dort ist die Mafia in dem kleineren oder im größeren Stil natürlich mit dabei gewesen. Dort
wo sie den einmal Hops genommen haben, das war tatsächlich Steuerhinterziehung, so wie bei
El Capone, so wie man vielleicht irgendwann einmal Donald Trump rankriegen wird, Follow the Money.
Das ist ein regerisches Recherche-Prinzip. Wenn man Leute anders nicht kriegt, dann muss man mal
schauen, wie ist ihr Finanzverhalten, ihre Finanzgebahre. Und auf diese Art und Weise hört man
dann Belosconi verurteilt, dann hat er auch eine Zeitlagenämterverbot bekommen, er war ja damals
dann nicht mehr Ministerpräsident, sondern unter Anführungszeichen nur Senator, musst du
dieses Amt dann ruhen lassen, nachdem das vorbei war, hat er sein Amt dann wieder bekommen und war
dann wieder aktiv in der Politik. Das war jetzt in den letzten Jahren erst einmal. Du sagst es schon,
trotz Gerichtsverfahren und Bunga Bungafern war Belosconi wirklich bis zuletzt politisch aktiv
und wir das geschafft haben, schauen wir uns gleich noch genauer an und machen vor eine kurze
Pause. Wir sind gleich wieder da.
Jeden Freitag gibt es eine neue Folge.
Jean-Lucas, du hast es gerade schon gesagt, trotz ganz vieler Skandale und Affären war Belosconi
bis zuletzt aktiv in der Politik. Kannst du vielleicht noch mal beschreiben, was hat er denn
zuletzt noch gemacht, wie groß war das sein Einfluss und wie konnte er trotz dieser Vorgeschichte
weiter in der Politik bleiben? Ja, er hat weitergemacht, weil er einerseits nicht anders konnte. Ich
glaube, er hat das wirklich gebraucht und weil er natürlich nach wie vor gewusst hat, dass sein
Imperium das mittlerweile schon längst seine Kinder leiten, dass auch diese sie ihm beschützen
muss, weil seine große Angst ist immer die gewesen und das ist sozusagen seine Art Wahnruf gewesen
über Jahrzehnte. Wenn wir nicht an der Macht sind, dann kommen die Linken, da kommen die Kommunisten
unter einem anderen Deckmännchen und die Verstaatlichen alles, nehmen uns alles weg.
Das ist bis zuletzt sozusagen sein Mantra gewesen. Sein politischer Volk hat allerdings
abgenommen. Ich habe ja schon gesagt, viermal war er Ministerpräsident und zuletzt ist er eine
Zeit lang in der Versenkung verschwunden gewesen, weil er auch verurteilt war, ihm der Verbot gehabt
hat. Er ist aber trotzdem wieder zurückgekommen und jetzt ist er mehr oder weniger als Kleinpartei,
sowas in der Größenordnung von 8, 9, 10 Prozent, so in etwa. Ich bin den Wahlen immer wieder
aufgetreten und Giorgio Miloni hat nach den vergangenen Wahlen im September 2022
Koalitionspartner gebraucht. Sie hatte nicht genug, um alleine an der Macht zu sein und hat eben
den Matteo Salvini von der Lega und den Silvio Belsconi von der Vorzeitalie mit ins Boot
geholt. Sie hat allerdings schon vorab gewusst, dass sie eine Allianz brauchen wird, weil das
italienische Wahlgesetz einen Bonus für den Wahlsieger vorsieht. Und deswegen hat sie schon
vor der Wahl einen Deal geschlossen mit den beiden und sie sind als Allianz ins Rennen gegangen.
Die Sozialdemokraten Partito Democratico, heißt in Italien, haben sich nicht auf eine
Koalition eingelassen vor der Wahl. Die wollten das allenfalls erst nachher machen und das war
der große Fehler, den sie gemacht haben, weil sie dann sozusagen alleine nicht schaffen konnten,
Nummer eins zu sein. Hätten sie eine Allianz gebildet, wäre das Ganze vielleicht anders
gekommen. Tatsächlich ist, dass der Silvio Belsconi ein Juniorpartner von der Georgia Miloni ist.
Das war die einzige Art und Weise, wie überhaupt noch relevant sein konnte und Einfluss haben
konnte, zumindest mitgestaltend sein konnte. Das große Problem bei dieser Koalitionsregierung von
der Georgia Miloni ist allerdings, dass sowohl der Matteo Salvini als auch der Silvio Belsconi
unglaubliche Allvertiere sind oder beim Belsconi waren. Das bedeutet, Georgia Miloni hatte große
Probleme, diese Koalition zusammenzuhalten. Sie hat sich wirklich nur durchsetzen können,
indem sie gesagt hat, ich bin dreimal so stark wie ihr zwei, also macht ihr das, was ich sage.
Das war das einzige. Intern gab es immer wieder Reibereien, immer wieder Probleme, weil beide,
dass Salvini und der Belsconi gleichermaßen sehr magistisch, sehr allvertmanlich unterwegs
gewesen sind und hier intern für unruh gesorgt haben. Aber zurückkommend auf die eigentliche
Frage, welchen Einfluss hat er noch gehabt, insofern einen Einfluss als er gewisse Sachen
mitgestalten konnte, weil die Georgia Miloni gewissen Sachen nicht anders konnte, weil sie ihn
einfach gebraucht hatte, aber nur bis zu einem gewissen Ausmaß. Er hat dann schon langsam gewusst,
seine Höhezeit, seine Blütezeit ist vorbei. Das waren die 90er Jahre, das war bis hinein in
die Anfang der Zehnerjahre immer wieder. Aber jetzt muss er froh sein, dass er überhaupt noch
irgendwo mitmachen kann und irgendwo noch ein bisschen Erfolg haben kann. Und für ihn persönlich,
glaube ich, das Wichtigste ist gewesen, dass er nach wie vor diese Partei hatte, wo er sehr viele
Gefolgsleute hatte, der Ja-Sager hatte, die an seinen Litten gehangen sind und teilweise hat er
absurde Meldungen geschoben und trotzdem ist er verehrt worden von diesen Leuten. Du sagst
es schon ein bisschen im italienischen Parteien-System, vor allem natürlich innerhalb seiner Partei hat er
immer irgendwie seinen Weg gefunden bis zuletzt. Aber wie beliebt war er denn eigentlich bei der
italienischen Bevölkerung? Weil ein Teil der Bevölkerung hat ihn ja weiterhin gewählt anscheinend
trotz all dieser Skandale. Warum war das so? Ja, er ist jemand gewesen, der die Leute sehr gut im
Griff hatte oder ansprechen konnte. Ich sage jetzt nicht manipulieren, weil ich sehe nicht so wie
andere Menschen als den großen Manipulator. Natürlich manipulierte er auch die Menschen,
aber er hat das einfach so geschafft, indem er offen zu seinen Fehlern gestanden ist. Ja,
ich bin halt ein Mann. Das ist heutzutage natürlich keine Ausrede mehr für so einen Verhalten,
aber für viele Jahre hat das in Italien trotzdem funktioniert. Er hat den Menschen klar gemacht,
ich bin eigentlich eh so wie ihr. Und Korruption ist in Italien Tagesgeschäft allgemein. Wer hat
noch nie irgendwas schwarz gemacht im Baugewehr, bei irgendeiner Firma, im Restaurant und solche
Sachen. Also er hat genau gewusst, wie er die Menschen ansprechen kann bis hin zu den kleinen
Unternehmern. Und er hat immer wieder vor Wahlen Versprechungen gemacht mit Steuerarmnistie, Steuergeschenke
und so weiter. Und die Menschen haben sich gedacht, okay, ja, das ist ein Mensch mit Fehlern. Ich
unterstütze nicht das, was er sagt, wie er denkt und seine Anschauungen. Aber diese und diese und
diese Probleme habe ich als Klein- und Mittelunternehmer auch. Und er wird mir helfen und die
bösen Kommunisten unter Anführungszeichen mitzudenken, machen das nicht, weil die sind so
total auf Korrektheit aus. Also hier haben wir schon eine Art, ich möchte es jetzt nicht
so generalistisch sagen, weil das ein Klischee ist. Aber er hat schon mit diesem Klischee,
das in einer gewissen Art und Weise durchaus auch seine Berechtigung hatte, gespielt. Und auf
diese Art und Weise konnte die Menschen sozusagen mit diesem Trick kapern, das hemmt es mir nie als
Rock. Wenn ich ihn wähle, hilft mir das für meinen Beruf, für meine finanzielle Situation,
für meine Minifirme, die ich habe. Und die andere wird mir nicht so helfen. Und in Italien haben
wir im Gegensatz zu Österreich oder Deutschland eine viel stärker fragmentierte wirtschaftliche
Lage. Es gibt sehr, sehr viele Klein- und Mittelunternehmen, viel mehr als wir es hierzulande
haben. Also das ganze wirtschaftliche Konstrukt, die Volkswirtschaft in Italien ist viel kleinteiliger.
Und auf diese Art und Weise hat er einfach gewusst, mit wem er wie reden muss, damit er
diesen politischen Erfolg bekommt. Insofern Beliebtheits, ja, aber nicht die Personbildoskonitakt
und so, sondern das, was er mag, das, was uns verspricht, das hilft uns. Und er steht dazu,
dass er Fehler hat, haben wir auch. Und deswegen fühlen wir uns nicht so schlecht, wenn wir ihn wählen.
Und ich nehme an, durch dieses Entertainer-Gen hat er auch irgendwie gewusst, was den Menschen nahe ist.
Ich habe auch gehört, dass er an Fußballclubs ganz oft beteiligt war und damit auch erliebt wurde.
Fußball war ein Lebensthema beim Silvio Belosconi. Also ich habe schon erzählt,
seine Partei Forza Italia hat er ja nicht durch Zufall den Namen gewählt, der italienische
Schlachtruf, Schlachtgesagen auf den Fußballfeldern ist. Bei jeder Fußball-VM scheiden alle Italiener
Forza Italia, egal wie links oder wie rechts sie stehen. Und er hat einfach diesen Begriff gekapert
in den frühen 90er Jahren, weil er gewusst hat, damit spreche ich alle Leute an. Das Land liegt am Boden,
nach der Aufdeckung der Korruptionsaffären. Die Wirtschaft ist am Boden, die Politik ist am Boden,
große moralische Depression im Land. Und das ist jemand, der verwendet eine Fußballmetapher,
um wieder durchzustarten. Und er ist ja schon seit Jahren Präsident des AC Milan gewesen. Damals,
er war einfach nicht nur im Zusammenhang mit Wirtschaft und mit Politik in den Schlagzeilen,
sondern jeden Sonntag auch in der italienischen Serie A, also dementsprechend unserer Bundesliga.
Das war einfach ein Held für Menschen. Und Italien ist einfach nach wie vor ein
fußballbegeistertes Land. Und auf diese Weise hat er nicht nur seine eigene Leidenschaft gelebt,
sondern auch die Leidenschaft von Millionen Italienern bedient. Und übrigens seine nette
Anekdote, also 1993, die Partei gegründet hat und in die Politik gegangen ist, hat er nicht gesagt,
ich gehe jetzt in die Politik und gründe diese Partei, sondern ich betrete jetzt das Spielfeld,
Ioscendo in Campo. Also er hat genau gewusst, mit welchen Metaphern er die Leute erreichen kann.
Von 1986 bis 2017 war er eben der Besitzer von AC Milan. Seine Präsidentschaft hatte in den Anfang
der Nullerjahre sowas um 2004, glaube ich, zurücklegen müssen wegen gesetzlichen Regelungen,
die unvereinbar waren mit seiner Eigenschaft als Ministerpräsident. Und auch nachdem er den
AC Milan verkauft hat, hat sie nicht losgelassen und hat er gemerkt, okay, das war zu ein riesiges
Geschäft, weil er das an irgendein Asiatisches Konsort zum Verkauft hat, den Verein um Millionen,
Abermillionen, keine Ahnung, Milliarden. Und da hat er gesagt, okay, mit kleinerem Geld baue ich
jetzt einen neuen Verein auf, der in Zukunft erste Geige spielen soll und hat in der Nähe seiner
Heimatstadt Meyland sich den Fußballclub AC Monster gekauft. Das war 2018, ist in der zweiten
Liga gewesen, eher unauffälliger Verein, auch hier Geld reingestoft, Spieler eingekauft, Trainer
eingekauft und sie hier da seit Beginn der folgenden Saison spielen in der Serie A und haben hier
vergleichsweise großen Erfolgsgesicht noch nicht ganz an der Spitze. Ein bisschen vergleichbar mit
dem, was der Didi Mateschitz mit aus der Salzburg oder in Deutschland mit Leipzig gemacht hat oder
wie russische Oligarchen oder arabische Prinzen in Großbritannien. Das ist einfach ein Geschäft
und gleichzeitig aber auch eine Leidenschaft gewesen. Und eine Art Verkaufsplattform für die eigene
Person, für die eigene Politik, für die eigene Wirtschaft, weil natürlich nicht nur der Fußballclub
selbst der Geschäft ist, sondern das Image einfach hier mittransportiert wird. Jetzt haben wir
natürlich sehr viel über Italien und italienische Politik gesprochen. Hat Beidosconi eigentlich
auch über sein Heimatland hinaus die internationale Politik geprägt, was würdest du sagen? Mit
Sicherheit, ja. Allerdings bin ich hier sehr ambivalent oder sagen wir es so zumindest viel
schichtig. Während er Ministerpräsident war, war sicherlich mehr verhasst als in der Zeit,
nachdem er es nicht mehr war, dann hat man irgendwann einmal diese Erkannten und Spitzen
vielleicht nicht mehr so stark wahrgenommen und man hat ihn dann eher vielleicht nicht
verklärt, aber ein bisschen mit Erdbeer zurückgelehnt betrachtet und nicht mehr so ernst genommen.
Aber es ist schon jemand gewesen, der Italien durchaus repräsentiert hat, nicht immer zum Besten.
Wirtschaftspolitisch hat er doch einiges geschafft, auch das nicht immer zum Besten. Ich
würde mal sagen, Silo Beidosconi als aktiver Ministerpräsident ist sehr kritisch bereugt
worden, weil man genau gewusst hat, das ist ein beinharter Geschäftsmann, der auf den eigenen
Vorteil aus ist und so hat man ihn auch gesehen. Es ist allerdings nie so gewesen, dass man an
Italien sozusagen gezweifelt hätte als treuerverbündeter Donato oder als Säule der Europäischen Union.
Italien ist ein Gründungsmitglied der Europäischen Union bzw. früher europäischer Gemeinschaft,
also Italien war immer ein europäisches Land auch unter Silo Beidosconi, das ist jetzt viel
kritischer gesehen worden, als zum Beispiel die Georgia Miloni zum Ministerpräsidenten
gewählt wurde, weil man hier befürchten musste, dass die Position in Bezug auf Russland,
auf Putin Italien sozusagen europapolitisch ins Ausstellen konnte, ist aber nicht geschehen,
anderes Thema allerdings. Wo Silo Beidosconi teilweise wirklich problematisch war, war
eben Stichwort Russland tatsächlich seine Freundschaft zu Vladimir Putin. Diese Freundschaft
gab es schon seit vielen Jahren, also ich schätze mal, Melanissen bei Putin an der
Macht 20 Jahre, so lange wäre eigentlich auch schon die Freundschaft zwischen Vladimir Putin und
Silo Beidosconi und das hat natürlich schon wieder zu beigetragen, dass Italien, wie ich schon gesagt
habe, durch die Ministerpräsidentin Georgia Miloni, durch den ebenfalls putinfreundlichen
Matteo Salvini von der Lega und den sehr putinfreundlichen Silo Beidosconi auf diese Art und
Weise, dass Italien irgendwie eine Art Glaubwürdigkeitsproblem bekommen. Und das ist sozusagen
seine internationale Auswirkung gewesen, obwohl er tatsächlich politisch wenig zu melden hatte,
aber die Georgia Miloni hat sehr viel dafür tun müssen, um die Glaubwürdigkeit Italiens als
NATO-verbündeter, als EU-Player für die Ukraine, für den Westen, glaubwürdig zu machen. Aber
dieses Problem hat sich durch das Ableben von Silo Beidosconi in Wirklichkeit ein bisschen erledigt.
Was übrig bleiben wird, ist vielleicht sein politisches Vermächtnis. Ich habe, glaube ich,
mehr als einmal deutlich gemacht, dass er eine One-Man-Show war für seine Partei,
auch zu Italien. Da bin ich mir echt nicht sicher, was noch überbleiben wird von dieser
Partei. Dies jetzt mit 19 Prozent der drittgrößte Koalitionspartner in etwa gleich stark wie die
Lega von Matteo Salvini. Allerdings, die Leute, die nach Beidosconi kommen, sind entweder unbekannt
oder irrelevant für die Italiener. Und es ist anzunehmen, dass die Partei über kurz oder lang
sich auflösen wird, sich vielleicht in irgendwelche anderen Strömungen hinein verlieren wird,
zersplittern wird. Man kann das vielleicht ein bisschen so betrachten, wie dieses Team
Strannach, das es in Österreich eine Zeit lang gegeben hat. Ohne Strannach ist das Team
Strannach nichts mehr wert gewesen. Oder Team Strache, ohne Strache, abgesehen davon,
dass ich ein Erfolg hatte, ist auch die ganze Bewegung weg. Und so ähnlich könnte ich mir
vorstellen, wird es mit der Forze Italien dann auch sein. Also um die Partei von Beidosconi könnte
es still werden. Aber du hast gerade schon diesen Begriff gesagt, Beidosconi ist politisches Vermächtnis.
Was ist denn sein politisches Vermächtnis? Was wird von ihm bleiben in der Politik Italiens auch
nach seinem Tod jetzt? Also bleiben wird vor allem, glaube ich, die Erinnerungen in. Also das ist
ihm sicher. Er hat Italien eine zeitlang wirtschaftspolitisch relativ erfolgreich geführt. Das war
vor allem in seinen ersten ein, zwei Regierungen, kann man durchaus anerkennen. Allerdings muss man
ihm immer sehr kritisch betrachten, weil das meiste doch Interessens gesteuert gewesen ist. Wie
ich schon gesagt habe, er war nie ein Ideologe. Seine Ideologie ist höchstens gewesen, diejenige des
persönlichen wirtschaftlichen Erfolges. Also es gibt nicht wirklich ein politisches Vermächtnis in
der Hinsicht, dass man sagen könnte, es gibt eine Strömung, für die er gestanden hat. Was man
sagen muss, er ist jemand gewesen, der es geschafft hat, Wahlen zu gewinnen, der es geschafft hat,
sich zu behaupten eine Zeit lang, aber seine Zeit ist einfach vorbei und ich glaube nicht, dass
es so etwas wie Beidosconi in absehbarer Zeit überhaupt wiedergeben könnte in Italien. Wahrscheinlich
ist das gut so. Und trotzdem hat er ja auch dem aktuellen politischen Establishment zur
Macht verholfen der aktuellen Regierung um Czauce Miloni. Heute am Montag ist Silvio Beidosconi
jetzt im Alter von 86 Jahren verstorben. Danke dir, Gianluca Wallisch, dass du uns da heute auch noch
sehr viele Hintergrundinformationen über diesen Menschen geliefert hast. Sehr gerne,
wirklich gerne. Wir machen jetzt dann gleich noch weiter mit unserer Meldungsübersicht und sprechen
über den erwarteten Insolvenzantrag von Kika Leiner und über eine politische Kontroverse um eine
Seeku. Wenn Ihnen diese Folge von Thema des Tages bis hierhin aber schon gefallen hat, dann abonnieren
Sie uns am besten gleich auf Ihrer liebsten Podcast-Plattform, dann verpassen Sie auch keine
weitere mehr. Über nette Kommentare oder gute Bewertungen freuen wir uns auch sehr. Also vielen
Dank dafür. Wir sind gleich wieder da.
Wie viel Geld macht eigentlich glücklich? Werde ich mit Day Trading reich und ist jetzt der richtige
Zeitpunkt, um in China zu investieren? Das und mehr sehen wir uns in der neuen Staffel vom Standard
Podcast lohnt sich das an. Wir, das sind Davina Brumbauer, Alexander Amon und Michael Wendisch.
Und gemeinsam mit Expertinnen und Experten fragen wir uns, wie ein Büromidenspiel funktioniert,
was eigentlich ein Baby kostet und ob es sich lohnt, in eine Steueroase auszuwandern.
Lohnt sich das, der Standard Podcast über Geld? Findet ihr jeden Dienstag auf
allen gängigen Podcast-Plattformen. Und hier ist, was Sie heute sonst noch wissen müssen. Erstens,
rund um den Verkauf der Kika Leiner Möbelhäuser wird heute am Montag mit einem Insolvenzantrag
gerechnet. Der Reihe nach, vor kurzem wurde bekannt, dass die Siegnergruppe rund um den
Unternehmer René Benko die Möbelhäuser verkauft hat. Laut dem neuen Betreiber Hermann Wieser
schreibt das Unternehmen aber rote Zahlen, die Verluste sollen 150 Millionen Euro betragen.
Deshalb wurde zuerst die Kündigung von 1900 Angestellten und die Schließung von 23 Filialen
bekannt gegeben und jetzt soll eben auch Insolvenz angemeldet werden. Die meisten Schulden dürfte
Kika Leiner bei der Republik Österreich haben, denn von dort wurden zuletzt umfangreiche Hilfen
aus der Coronazeit bezogen, die noch nicht komplett zurückgezahlt wurden. In welcher
Höhe Kika Leiner diese Schulden bezahlen kann, steht noch nicht fest. Aber ein Lichtblick zum
Schluss für viele der gekündigten Mitarbeiterinnen soll es laut dem AMS-Chef Johannes Kopf freie
Stellen bei anderen Handelsunternehmen geben. Zweitens, die ehemalige schottische Regierungschefin
Nikola Sturgeon wurde gestern am Sonntag vorübergehend festgenommen. Sie wurde verdächtigt an
einer möglichen Zweckentfremdung von Spendengeldern beteiligt gewesen zu sein. Diese rund 660.000
Pfund waren eigentlich für eine Kampagne von Sturgeons schottischer Nationalpartei SMP zur
Unabhängigkeit von Schottland vorgesehen. Nach einer mehrstelligen Befragung wurde sie Montagabend
wieder freigelassen, die Ermittlungen rund um die Finanzen der SMP dauern weiter an, es gilt die
Unschuldsvermutung. Sturgeon ist weiterhin als Abgeordnete im schottischen Regionalparlament
tätig. Mehrere Politikerinnen fordern nun aber ihre Suspendierung, darunter auch
KollegInnen aus ihrer eigenen Partei. Und drittens, zwischen Brasilien und Venezuela gibt es aktuell
eine veritable Staatsaffäre, und zwar wegen einer Secu. Es geht um das Secu-Männchen Tico,
das ist als Baby in Brasilien gestrandet und wurde dann soweit aufgepäppelt, bis es wieder
in freier Wildbahn überlebensfähig war und schließlich im Sommer letzten Jahres ausgewildert
wurde. Tico soll daraufhin von Brasilien aus eine unglaubliche Strecke von 5.000 Kilometern
geschwommen sein, nämlich bis nach Venezuela. Dort wurde die Secu dann gefangen und in eine
Zoo gebracht, wie das deutsche Nachrichtmagazin der Spiegel berichtet. In Brasilien wird nun aber
die Rückkehr Ticos gefordert, damit ein weiterer Auswilderungsversuch gestartet werden kann.
Der Venezolanische Zoo auf der anderen Seite will Tico als Zuchtbullen behalten,
denn Secu-Gelten in freier Wildbahn eben als bedroht. Erst der Gespräche zwischen den
Ländern soll nun bereits stattgefunden haben, wie genau die Zukunft von Tico aussehen wird,
ist aber noch unklar. Alles weitere zum aktuellen Weltgeschehen können Sie wie immer auf der
Standardpunkt AT nachlesen. Ein Dönern, das ich mir heute aber auf jeden Fall schon mitnehmen
konnte, ist, dass eine männliche Secu anscheinend kein Seebulle ist. Und jetzt habe ich noch einen
Hörtipp für Sie. In unserem Schwester-Podcast Inside Austria gibt es in der aktuellen Folge
eine Chronologie zum Wahldebakel in der SPÖ-Vorsitzwahl. Große Hörempfehlung,
Inside Austria hören es überall, wo es Podcasts gibt. Falls Sie dem Standard-Podcast-Team jetzt
noch irgendetwas sagen möchten, dann schreiben Sie gerne eine Mail an podcastatterstandard.at. Und
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Also vielen Dank für jede Unterstützung. Ich bin Tobias Holop und an dieser Folge haben
außerdem Antonia Raut und Malene Lanzastorfer mitgearbeitet. Danke fürs Zuhören und bis zum
nächsten Mal.
Gibt es außerirdisches Leben? Haben Tiere ein Bewusstsein? Können wir durch die Zeit reisen?
Es gibt so viele große Fragen, die uns Menschen seit Jahrtausenden beschäftigen. Aber erst jetzt
kann die Wissenschaft Antworten daraus liefern. Oder neue Rätsel entdecken. Ich bin Tanja Traxler.
Und ich bin David Renert. Im Standard-Podcast der Rätsel der Wissenschaft gehen wir großen
Fragen der Menschheit auf die Spur. Wir fragen Wissenschaftlerinnen, was in schwarzen Löchern
passiert, wo die Aliens bleiben und die Fusionskraftwerke und wo die Mathematik an ihre Grenzen stößt.
Rätsel der Wissenschaft jeden Mittwoch eine neue Folge. Überall wo es Podcast gibt.
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Der italienische Ex-Ministerpräsident Silvio Berlusconi ist tot. Wie seine Bunga-Bunga-Affären und populistische Politik Italien bis heute prägen
Silvio Berlusconi ist tot. Er hat Italien in den letzten Jahrzehnten geprägt wie kein Zweiter. Neben rechter und populistischer Politik ist er vor allem mit unzähligen Skandalen aufgefallen – Stichwort "Bunga-Bunga".
Im Podcast spricht STANDARD-Außenpolitikredakteur Gianluca Wallisch darüber, wie der ehemalige Unternehmer aus Mailand weltberühmt wurde. Wir schauen uns an, wie er sich bis zuletzt in der italienischen Politik halten konnte – und wie sehr Berlusconi die Politik auch über Italien hinaus geprägt hat.
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