11KM: der tagesschau-Podcast: Bereit für den Klimawandel? Deutschland so...

tagesschau tagesschau 7/13/23 - Episode Page - 26m - PDF Transcript

Das waren die heißesten Tage auf diesem Planeten, die jemals gemessen wurden.

Also die Tage ab Montag letzter Woche.

Und die Tendenz steigt.

Wetterextreme werden häufiger.

Hitze und Dürre, Starkregen, Sturmfluten und Orkane.

Ja, nur sind wir eigentlich darauf vorbereitet?

Eine Recherchekooperation von BR-Data, NDR-Data, WDR-Corcs und Korrektiv

hat einmal nachgefragt.

Bei allen 400 Landkreisen und kreisfreien Städten in Deutschland.

Wie deren Klimaanpassungen laufen.

Und sagen wir mal so, das Ergebnis ist spannend.

Und ausnahmsweise ist das größte Problem mal nicht das Geld.

Das erzählt uns heute Lara Schwenner.

Sie ist Wissenschaftsjournalistin bei WDR-Corcs und Teil des Recherche-Teams.

Ihr hört FKM, der Tagesschau-Platkast.

Mein Name ist Victoria Michalsack.

Heute ist Donnerstag, der 13. Juli.

Und heute geht ein Klimaanpassungsgesetz zur Abstimmung ins Bundeskabinett.

Jetzt aber erst mal von vorne.

Hallo Lara.

Hi.

Lara, was ist eigentlich Klimaanpassung?

Ganz kurz zusammengefasst ist es am Ende,

dass wir jetzt schon die Situation haben,

dass wir bestimmte Folgen durch den Klimawandel merken.

Der Deutsche Wetterdienst warnt für den Nachmittag

und den Abend vor heftigem Orkanböen.

Wenn wir mal zurückdenken an zwei Jahre im Ahrtal,

das große Hochwasserereignis unter anderem,

oder Dürreperioden, Hitze, das sind alles Dinge,

die wir jetzt schon merken, vor allem im städtischen Raum.

Ein sehr seltenes Ereignis im Sommer.

Das ist schon ein extrem seltenes Ereignis, was wir heute erfahren.

Und dagegen gibt es eben bestimmte Maßnahmen,

wie man ergreifen kann, damit diese Folgen,

die durch Hitze, Dürre, Wassermangel und so weiter anstehen,

dass wir die dann doch nicht, oder dass sie uns nicht so hart treffen.

Und das alles fasst man unter diesem großen Bereich

Klimaanpassung zusammen.

Also, dass wir unsere Umwelt an den Klimawandel anpassen,

aber nicht im Sinne von Klimaschutz, also präventiv,

sondern so ein bisschen, wenn das Kind schon im Brunnen gefallen ist,

also um das anzupassen, damit die Folgen,

die nicht mehr zu verhindern sind, möglichst wenig schlimm sind.

Genau, und im Prinzip befinden wir uns gerade in so einer Zwischenphase.

Das Kind ist noch nicht komplett in den Brunnen gefallen.

Es kann noch tiefer fallen.

Wir haben die zwei Grad noch nicht überschritten.

Ab da gibt es ja dann weitere Prognosen,

was alles noch so passieren könnte.

Aber genau, also Klimaschutz ist nach wie vor super wichtig.

Das sagen auch alle Fachleute, mit denen wir gesprochen haben.

Ja, klar.

Aber eben, weil wir die ersten Folgen schon spüren

und vermesstbar nachweisbar Extremwetterereignisse einfach mehr werden,

ist eben die zweite Schiene, die man damit verfolgt,

eben auch sich zusätzlich an diese Folgen anzupassen.

Also Klimaschutz und Klimaanpassung parallel.

Das ist vielleicht wirklich wichtig zu sagen an der Stelle.

Ja, und dazu habt ihr für eure Recherche eine sehr große Umfrage gemacht.

Ihr habt alle Landkreise in Deutschland gefragt,

was macht ihr eigentlich in Sachen Klimaanpassung?

Also mal so grob zusammengefasst.

Was haben die euch geantwortet?

Ja, so eine zentrale Antwort.

Die war, glaube ich, tatsächlich das über 90 Prozent der Landkreise und Städte,

die sagen, ja, wir sind uns bewusst, dass da in Zukunft,

was auf uns zukommt, in puncto Hitze, Dürre, Wassermangel, Starkregen,

Hochwasser oder Meeresspiegelanstieg,

dass das bis 2050 zunehmen wird,

dieses Risikobewusstsein dafür, das ist offenbar da.

Und zwar waren das ja alle 400 Landkreise und Städte,

die wir angefragt haben.

Und wir haben ungefähr von 80 Prozent eine Antwort bekommen.

Okay, also das Bewusstsein ist da, aber gibt es da auch ein Konzept?

Also habt ihr auch erfahren, was die aktiv genau dagegen tun?

Ja, wir haben verschiedene Sachen gefragt.

Einmal gibt es überhaupt ein Klimaanpassungskonzept vor Ort

und da sagen, ja, ein Viertel nur der Städte und Landkreise.

Ja, wir haben bereits eins. Also ein Viertel, ja, ist ein Viertel.

So, genau, noch mal ein weiteres Viertel sagt, wir erarbeiten gerade eins,

aber die Hälfte hat auch angegeben.

Ne, da machen wir nix, da ist nix, ist auch erstmal nix geplant.

Kein Konzept zu haben heißt aber nicht, dass gar nichts in dem Bereich passiert.

Da kann trotzdem viel vor Ort laufen,

aber zumindest hat man sich mal nicht die Mühe gemacht,

das irgendwie zu bündeln, Ziele zu setzen und so.

Was den Konzept eben tut.

Und dann haben wir aber auch ganz konkret nach den Maßnahmen gefragt,

die in den Städten und Landkreisen umgesetzt werden,

gegen Hitze, gegen Dürre, gegen Wassermangel, Starkregen, Hochwasser

und Migrospiegelanstieg.

Und da konnten die Landkreise ankreuzen,

was verschiedenen Topmaßnahmen auswählen, was sie bereits ergriffen haben,

was sie für die nächsten fünf Jahre planen,

was sie generell nötig halten, aber noch nicht finanzieren konnten

oder aber auch was für sie gar nicht relevant ist.

Bleiben wir mal bei einem Aspekt

und konzentrieren uns auf den Punkt Hitze.

Wir wissen, es wird heißer.

Was heißt jetzt Hitze genau als Gefahr?

Also um wie viel Grad geht es da und um welche Konsequenzen?

Wichtig ist zum Beispiel die Tage über 30 Grad.

Das sind offiziell die, die als Hitze Tage gelten.

Wo man ja auch wirklich, das spürt man ja,

Tage über 30 Grad, da ist es auch oft nachts warm.

Unser Kreislauf fängt irgendwann an, das zu arbeiten,

wenn es immer heißer wird.

Wir schwitzen logischerweise mehr,

wir können schlechter konzentrieren,

jetzt nochmal um so ein paar gesundheitliche Beeinträchtigungen zu nennen.

Das auf der einen Seite.

Und Hitze ist dann aber natürlich auch für die Vegetation,

für die Umwelt, für die Landwirtschaft ein sehr, sehr bedeutender Faktor

und hat dann wieder super viele Folgen.

Zum Beispiel Wassermangel im Boden, Dürre, die sich da irgendwie abzeichnet.

Das alles ist ja auch durch Hitze bedingt.

Also Hitze ist schon so ein großer Faktor,

der auf viele Lebensbereiche irgendwie Einfluss hat

und der tatsächlich nachweislich einfach in ganz Deutschland zugenommen hat.

Ja, also sterben ja auch sogar viele Leute an besonders heißen Tagen.

Besonders für ältere Menschen ist das echt gefährlich.

Genau.

Und was machen denn Landkreise gegen die Hitze?

Da kann man viele verschiedene Sachen tun,

aber was so eine der Top-Maßnahmen war,

die die Landkreise und Städte, wo sie sagen, das machen sie schon,

das ist Begrünung.

Also Bäume pflanzen oder auch Fassaden begrünen.

Genau, so kann man es eigentlich erstmal ganz platt zusammenfassen.

Und das war echt ein großer Teil, die angegeben haben,

das machen wir schon, ich glaube um die 60 Prozent.

Und da dachten wir erst mal, ist das jetzt irgendwie so die effektivste wirklich Maßnahme

oder ist es einfach so das Einfachste, mal eben irgendwo was zu pflanzen

oder vielleicht auch das Billigste, sieht ja auch schön aus.

So, und dann haben wir natürlich nochmal nachrecherchiert,

was ist denn die Wissenschaft dahinter?

Also wie viel bringt denn diese Begrünung wirklich was?

Und da kann man tatsächlich auch wissenschaftlich evident sagen,

das ist eine der wirklich effektivsten Maßnahmen gegen Hitze so platt,

dass dann auch klingt, denn Bäume spenden auf der einen Seite Schatten,

das schützt uns auch vor UV-Strahlung, wenn es heiß ist.

Aber es gibt auch viele Studien, die zeigen die Temperatur,

die wird deutlich gesenkt in Bereichen, in denen viele Bäume stehen.

Im Vergleich zu einer Straße, wo zum Beispiel nur Asphalt ist,

denn auf Asphalt heizt sich der Boden richtig auf, es zieht nicht ab,

es bleibt einfach warm und da können Bäume ja einfach gegen helfen.

Und ihr habt auch mit einer Expertin darüber gesprochen,

wer war das? Und was hat die euch erzählt?

An der Bierwirt, mein Name, ich leite am Wuppertal Institut,

den Forschungsbereich Stadtwandel.

Und da wir uns damit kommunaler Klimapolitik beschäftigen,

gehört natürlich auch das Thema Anpassung an die Folgen des Klimawandels dazu.

Entsiegelung von Flächen.

Das haben Experten gesagt, ist auch so ein Punkt,

den man ergreifen sollte, wenn man Hitze in der Stadt herwerden möchte.

Denn wo viel Asphalt ist,

wärmt sich das erstens auf und staut sich auch mehr.

Und wenn man es schafft, wieder so ein bisschen Beton aus der Stadt rauszukriegen,

hat das auch wieder einen positiven Einfluss auf die Temperatur,

dass nicht diese Hitzeinsen so stark in den Städten vor allem entstehen.

Ja, also Entsiegelung heißt konkret,

man muss den Asphalt wieder rausholen, aufbrechen.

Die Expertin Anja Bierwirt vom Wuppertal-Institut,

die hat auch nochmal betont, was es denn generell bedeutet,

wenn eine Stadt schon viel tut im Bereich Klimaanpassung.

Und da sagte sie eben...

Eine Stadt mit Vorbildcharakter würde meines Erachtens

an jedwie des Stadtentwicklungsprojekts,

also ich sag mal, wenn da eine Straße mit Sanierungsbedarf ist,

wenn ein Platz umgestaltet werden soll,

würde einfach in jedem dieser Projekte die das Thema Anpassung mitdenken

und das direkt mit Einplan mit Berücksichtigen,

sodass sozusagen keine Entwicklungsprojekte mehr gemacht werden,

die dem entgegenstehen.

Also alles Dinge, die dann auch im Kontext Klimaanpassung wichtig sind

und nicht nur Straße auf und wieder zu,

ohne dass man vielleicht sich so ein paar mehr Gedanken gemacht hat,

sagt immer, dann kann man von positiven Beispielen

im Bereich Klimaanpassung sprechen.

Was haben denn die Landkreise und die kreisfreien Städte,

die bei eurer Umfrage mitgemacht haben?

Was haben wir denn so gesagt?

Wer ist denn da, wie aktiv, in Sachen Hitzeschutz?

Wenn wir jetzt ganz konkret auf Hitze schauen,

da kann man sagen, sind vor allem die Bundesländer Hessen,

Nordrhein-Westfalen und Mecklenburg-Vorpommern

und das Saarland und Thüringen,

die vor allem im Bereich Hitze schon einige Maßnahmen ergriffen haben.

Gibt es denn ein Beispiel,

wer das besonders gut macht mit der Begrünung, auch wenn es schwer ist?

Das ist schwer zu sagen, denn die haben zwar angegeben,

die Region, was sie machen,

aber das ist ja erstmal nur ein Häkchen bei uns im Fragebogen gewesen.

Das heißt, wo jetzt wirklich eine große Fläche neu begrünt wurde

als Klimaanpassungsmaßnahme,

das muss man dann quasi im Zweifel immer noch mal zusätzlich schauen.

Aber es gibt Regionen, wo uns zum Beispiel auch Fachleute gesagt haben,

da passiert schon einiges, zum Beispiel wurde da die Stadt Bochum

von einer Expertin genannt,

die generell schon viele Anpassungsmaßnahmen insgesamt umgesetzt haben.

Die viel im Bereich auch macht,

initiiert durchs Tiefbauamt, wo es darum geht zu schauen,

was können wir im Bereich Klimaanpassung machen,

um unsere Kläranlage zu entlasten,

um kühlende Elemente zu bringen

und auch große Einfallstraßen in die Stadt werden dort jetzt umgebaut

in den Straßenquerschnitten,

um in stark regnen Ereignissen Regenwasser ableiten zu können.

Das war einmal die Susanne Beaker vom Fraunhofer Institut in Karlsruhe,

also im Bochum.

Da wird was gemacht, nicht nur zur Kühlung der Stadt,

sondern auch für den stark regnen Schutz.

Aber bei den anderen Städten wissen wir jetzt nicht unbedingt,

ob da wirklich was gemacht wird

oder ob das nur auf dem Papier stattfindet.

Was sagt denn die Susanne Beaker dazu?

Tatsächlich war ich etwas erstaunt,

dass die Anteile Begrünung und Begrünung Fassaden,

das 60% ihrer Rückläufen gesagt haben, sie sind in dem Bereich aktiv.

Das ist ein begrüßenswert großer Teil, aber auch fast ein erstaunlicher Teil.

Sie sagte, was heißt denn jetzt,

wir haben das wirklich ergriffen,

wenn die dieses Kreuz bei uns da im Fragebogen gemacht haben.

Man weiß ja auch nicht, ob die jetzt ein Programm ausgeschrieben haben,

wo man Gelder bekommen kann,

Erstattungen für die einzelne Baumpflanzung

oder ob das wirklich große umfängliche Maßnahmen sind.

Da war sie so ein bisschen kritischer,

sagte sie, dass man da wirklich genauer raufschauen muss,

was dieses haben wir bereits ergriffen,

am Ende in der Realität auch bedeutet.

Wobei ich mich jetzt auch gefragt habe,

also wenn man jetzt keine Maßnahmen ergriffen hat,

die auch wirklich Klimaanpassung heißen,

heißt das ja jetzt noch nicht, dass der Ort schlecht vorbereitet ist.

Also wenn man jetzt Bürgermeister oder Bürgermeisterin

von einem kleinen Dorf ist, wo es generell

ganz wenig versiegelte Flächen gibt, viele Wiesen und Felder

und viele Bäume, und da auch Bäume pflanzt weiterhin

und das heißt aber nicht Klimaanpassung,

wäre der Ort ja trotzdem kein Hochrisikorgebiet, oder?

Nee, absolut, aber deshalb haben wir jetzt zum Beispiel auch noch mal geschaut,

was sagen denn die Kreisanstädte in unserer Umfrage,

was sie machen, und wir haben ja zusätzlich auch ermittelt,

wie stark betroffen sind denn die Walgenregionen,

wirklich gerade um jetzt zum Beispiel Hitze zu bleiben,

wie viele Hitzetage gibt es denn da pro Jahr?

Ein Beispiel dafür wäre Karlsruhe,

der Landkreis Karlsruhe, muss man dazu sagen, nicht die Stadt,

die jetzt fast zu den Topregionen gehören, die von Hitze betroffen ist,

mit an die 18 Hitzetage pro Jahr im Schnitt, genau,

die haben tatsächlich null Maßnahmen angegeben

in unserem Fragebogen, was sie dagegen tun.

Sie haben in ihrer Umfrage beispielsweise den Landkreis Karlsruhe drin,

als herausstechendes Beispiel für Kenntnis der Problematik und kein Handeln.

Ich musste natürlich gestern nochmal kurz telefonieren,

weil ich es nicht glauben konnte, dass es so ist.

Was ganz interessant war,

dass die Expertin Susanne Bieker vom Fraunhofer Institut,

die selber in Karlsruhe sitzt, die sagte,

das hat mich jetzt aber schon überrascht,

dass da der Landkreis irgendwie gar nichts macht,

dann sagte ihr die zuständige Person irgendwie so ein, zwei Sachen wohl doch.

Und er konnte mir spontan zwei von seinen Gemeinden nennen,

die tatsächlich irgendwas im Bereich Klimaanpassung machen.

Also im Pinztal gibt es große Aktivitäten,

wo Klimaschutz und Klimaanpassung zusammengedacht wird jetzt in einem neuen Gebiet

und den Egenstein Leopoldshafen gibt es Programme für Solargründächer,

Gründachkatasta, Gründachförderung. Also es gibt diese Elemente.

Und dieser Fall, der zeigt ja tatsächlich irgendwie ganz gut,

dass es da schon auch ein Kommunikationsproblem gibt.

Also wir haben dann den Landkreis auf der einen Seite,

der ja an unserem Freiengebogen teilgenommen hat

und der aber auch schon angegeben hat,

er weiß Bescheid über das, was in den Gemeinden passiert.

Das haben wir extra mit abgefragt.

Aber in der Realität kann es dann unter Umständen trotzdem ein bisschen anders aussehen,

dass da vielleicht doch etwas passiert, wovon der Landkreis selber nichts weiß.

Aber dieses Kommunikations- und Informationsproblem,

das haben ja auch viele Fachleute, mit denen wir gesprochen haben, genannt,

das ist wichtig in diesem Themenfeld Klimaanpassung.

Man muss wissen, was da so passiert.

Da müssen Informationen fließen.

Und ja, das zeigt irgendwie dieses Beispiel Landkreis Karlsruhe ganz schön.

Kommunikation ist so ein wichtiges Thema.

Wir haben mit der Klimaanpassung ein Querschnittsthema,

was wirklich ganz viele Ämter in der Kommune betrifft,

ganz viele Akteure, die in der Kommune oder in der Stadt leben, betrifft.

Also ich glaube, es passiert im Kleinen mehr, als man so glaubt,

aber es ist ganz viel Luft nach oben.

Und wenn man jetzt sieht, hier passiert schon viel, hier weniger,

ist so ein bisschen die Frage, wer sollte da mehr machen?

Ist das der Bund?

Ist das der Landrat, der Bürgermeister?

Wer ist denn dafür zuständig, um zu sagen,

wir brauchen hier ein Konzept gegen Hitze

und wir müssen das konkret so umsetzen,

dass hier so und so viele Bäume gepflanzt werden, zum Beispiel.

Auch darauf gibt es leider nicht so die eine klare Antwort,

denn dieses ganze Thema Klimaanpassung,

das ist in weiten Teilen so ein bisschen freiwillig tatsächlich.

Und wie dieser freiwillige Rahmen ausgelegt wird in der Realität,

das sieht dann am Ende ganz unterschiedlich aus.

Da kann man, glaube ich, ein bisschen differenzieren

zwischen den kreisfreien Städten, also Städte wie Köln, München, Berlin,

die großen oder generell Städte, die eben für sich agieren,

oder dann diese Landkreise, die nochmal verschiedene Gemeinden

unter einem Hut vereinen.

Genau, und da ist die Befugnis nochmal so ein bisschen unklarer.

Was macht jetzt der Landkreis?

Was passiert aber schon ganz konkret in den Gemeinden selbst?

Manchmal passiert auch total viel in den Gemeinden

und der Landkreis weiß aber gar nichts davon.

Deshalb ist diese Frage der Verantwortlichkeit da

tatsächlich gar nicht mal so leicht zu beantworten.

Verstehe, das ist also gar nicht so geklärt.

Verwaltungsapparate sind ja tatsächlich leider etwas komplizierter aufgebaut.

Da gibt es dann auch nochmal so viele Unterschiede.

Also es gibt das Stadtbauamt, das Umweltamt,

dann gibt es in manchen vielleicht irgendwie ein Klimadezernat.

Ich weiß es nicht.

Also so viele verschiedene Stellen, wo das Thema

Klimaanpassung theoretisch auch untergebracht werden könnte

in der Praxis.

Aber die wenigsten haben ja am Ende eine zentrale Stelle

tatsächlich bisher, die sich nur um Klimaanpassung kümmert

oder versucht das zu bündeln.

Okay, also wenn man es gesagt, manchmal heißt es einfach

nicht Klimaanpassung, aber wäre das nicht sinnvoll,

damit man das dann auch abfragen und erheben kann

und dann auch besser planen?

Genau, sinnvoll wäre das auf jeden Fall.

Also es kann ja sein, dass gerade schon an verschiedenen Stellen

was passiert im Bereich Stadtplanung, im Bereich Umwelt,

Dizernat oder Klimaschutz, wie auch immer.

Aber diese ganzen Aktivitäten werden nicht gebündelt.

Also nur mal als Beispiel, ich reise eh eine Straße auf

und pflanze dann da vielleicht irgendwie Bäume hin,

dann ist das ja auch eigentlich eine Klimaanpassungsmaßnahme,

wenn da mehr Grün am Ende bei rumkommt.

Aber ja genau, es wird unter Umständen gar nicht so genannt

und deshalb wäre es schon sinnvoll,

wenn man eben also was in ein Konzept irgendwie übergeordnet gießt,

wo auch alle wissen, ja das machen wir überhaupt in dem Bereich.

Manchmal weiß ja auch der eine gar nicht von dem, was der andere so macht.

Und genau, deshalb ist so ein Konzept schon wichtig,

weil man sich da ja auch Ziel setzt,

weil man bündelt, was alles passieren muss

und weil man ja im besten Fall auch festlegt,

dass man das nochmal regelmäßig evaluiert.

Was haben wir denn jetzt eigentlich geschafft bis Zeitpunkt X?

Und jetzt kommt noch eine Schwierigkeit dazu.

Die Kommunen haben ja quasi auch nur die Hochhalt

über einen bestimmten Teil der Fläche in einer Stadt oder einem Land.

Ganz viel ist da auch in privater Hand oder ja in wirtschaftlicher Hand.

Also über alles haben die dann auch, also die Kommunen gar nicht,

die Steuerungskraft, wenn ich es mal so sagen kann.

Okay, also du meinst, der Asphalt gehört denen gar nicht,

oder das Feld oder die Wiese?

Genau, genau so kann man das sagen.

Also dann wollen die vielleicht diese Fläche entsiegeln,

aber das Unternehmen XY sagt, nee,

das brauchen wir als Parkplatz für unsere Mitarbeiter.

Ja, das ist ja eine Sache, die immer ein großes Problem ist

bei großen Vorhaben, Strukturen und eben auch Verantwortlichkeit.

Also einer muss es machen.

Aber oft ist ja auch ein Problem das Geld.

Wie ist es da?

Ich könnte mir vorstellen, also jetzt, ich mein,

den ganzen Asphalt aufzureißen überall in Deutschland

oder viele Bäume zu pflanzen,

ist das eine Kostenfrage, mangelt es auch in Geld?

Jetzt zumindest haben ungefähr die Hälfte der Landkreise

und Städte in unserer Befragung angegeben,

dass sie ja nicht ausreichend all diese Maßnahmen,

die vielleicht notwendig wären,

dass sie die gar nicht finanzieren können.

Und die Hälfte fahre ich schon irgendwie in eine krasse Zahl,

was das angeht. Allerdings...

Diese Frage, das ist alles so toll,

wenn soll das denn alles bezahlen, die ärgert mich immer ein bisschen,

muss ich sagen, denn wenn man sich anguckt,

wofür alles Geld da ist, was alles gebaut und ausgebaut

und investiert und asphaltiert wird,

was komplett konträr steht zu den Zielen des Klimaschutzes,

zu den Zielen der Klimaanpassung.

Und zwar sagte die Anja Bierwirt ganz konkret,

wenn man dieses Geld, was man jetzt in die Neue aufhört

für die Autobahn oder neue asphaltierte Fläche

oder sonst irgendwas steckt, wenn man das einsparen würde,

um es in Klimaanpassungsmaßnahmen zu stecken,

wenn man also nur einfach umverteilen würde,

dann glaubt sie, hätten wir schon

vielleicht nicht genau gleich viel Geld,

aber mehr Geld für Klimaanpassung.

Also da ist vielleicht die Gewichtung auch nicht immer so

der Situation angemessen.

Aber sobald es um die Frage geht,

Stellplatz und Entsiegeln und was muss an Nutzungen

im öffentlichen Raum wegfallen,

dann ist, ja, ich sag mal, dann geht dieses Diskussion halt trotzdem los.

Letztlich sind Stadtumbau-Maßen

einfach auch eine langwierige Geschichte

und irgendwann muss ich anfangen und je früher ich anfange.

Und so mehr Chancen habe ich,

dass ich meine Stadt in den nächsten vielleicht 10-15 Jahren

doch deutlich resilienter bekommen, als sie jetzt ist.

Also jetzt ist so meine Frage, gibt überhaupt Vorgaben,

was diese Maßnahmen angeht?

Gibt es politische Leitplanken,

also zum Beispiel auf der Bundesebene,

also dass die Bundesrepublik sagt,

wir müssten angesichts des Klimawandels

und anstehender, ja, auch Naturkatastrophen

innerhalb von einem gewissen Zeitpunkt dies oder das tun.

Gibt es da Regeln?

Ja, da ist ganz interessant, dass der Bund da selber

so ein bisschen hinterherhängt.

Es gibt einige Bundesländer,

die haben schon Gesetze in diesem ganzen Kontextklimaanfassung

und der Bund, der hat jetzt erst im April diesen Jahres

seinen Entwurf vorgestellt für die bundesweite Anpassungsstrategie,

die dann bis 2025 weiter ausformuliert werden soll.

Und dieser Gesetzesentwurf,

der ist heute zur Abstimmung im Bundeskabinett.

Ansonsten hatte ich ja schon gesagt,

ist da echt tatsächlich viel auch auf Freiwilligkeit noch gesetzt.

Man hat natürlich Klimaschutzziele,

da ist so ein bisschen mehr schon gesetzlich verankert

und vieles ist dann so ein bisschen gekoppelt

an Klimaanpassung oder das ergibt sich so natürlicherweise daraus.

Auf Anfrage sagt das Bundesumweltministerium

übrigens, dass es schon Förderungen aus dem Bundeshaushalt

für Modellvorhaben gäbe,

wie für den Einsatz von Klimaanpassungsmanagerinnen

und Managern in einigen Kommunen.

Und an einer dauerhaften Finanzierung von Klimaanpassung

würden Bund und Länder gerade arbeiten.

Okay, also das heißt, wir bzw. Deutschland

fängt jetzt gerade erst an, sich dazu Gedanken zu machen

und einen Regelwerk entwerfen.

Sind wir da zu spät dran?

Ja, wenn man die Stimmen der Fachleute da zu hört,

dann sagen die eigentlich ja.

Also die sehen das insgesamt positiv,

dass auch dieses Risikobewusstsein für das Thema zwar da ist,

aber eigentlich ist jetzt auch allerhöchste Eisenbahn.

Also eigentlich müssten wir besser gestern als heute

auch im Bereich Klimaanpassung schon viel aktiver gewesen sein.

Und das Traurige ist die Informationen an sich,

die liegen ja zum Teil schon vor.

Also es gibt zum Beispiel den deutschen Wetterdienst,

es gibt andere, viele Stellen,

die ganz viele Daten dazu sammeln,

wie sich unser Wetter und dann auch extrem Wetter entwickelt.

Jede Kommune, jeder Kreis, jede Stadt,

niemand hält einen davon ab,

also eine Risikoanalyse mal in Auftrag zu geben.

Wie ist das denn eigentlich bei uns vor Ort?

Zu gucken, wo sind die Stellen in der Stadt,

wo besonders viel, wenn da ganz viel Starkregen runterfällt,

wo wir ein Problem kriegen, wo da die Kanalisation überläuft.

Die Optionen sind eigentlich da, die Daten liegen irgendwie vor

oder man kann sie beschaffen,

aber man muss dann natürlich ins Handeln kommen

auf der Basis, irgendwie was zu verändern.

Lara, danke, dass du uns da finanziert hast.

Ciao, tschüss.

Das war FKM, heute mit Lara Schwenner von WDR Quarks.

Das Team, das diese Umfrage zu den Klimaanpassungen entworfen,

ausgewertet und durch Expertenmeinungen und Klimadaten ergänzt hat,

dieses Team, das besteht aus Journalistinnen und Journalisten

von BR-Data, NDR-Data, WDR Quarks und Korrektiv.

Wir haben uns in dieser Folge heute auf den Aspekt Hitze konzentriert.

Falls ihr euch auch für andere Punkte interessiert,

wie Anpassungen an Starkregen oder Wasserknappheit,

dann empfehle ich euch die komplette Recherche.

Den Link findet ihr in den Schaunauts.

Uns, FKM, findet ihr in allen 400 Landkreisen

und kreisfreien Städten in der Audiothek

oder auf anderen üblichen Podcast-Plattformen.

Folgt uns, abonniert uns, dann verpasst ihr keine neuen Folgen.

Outdoor dieser Folge ist Hans-Christoph Böhringer.

Mitgearbeitet hat Katharina Hübel, Produktion Fabian Zweck,

Eva Erhardt, Christiane Geherhäuserkamp,

Victor Weresch und Alexander Geherhardt,

Redaktionsleitung Lena Gürtler und Fumiko Lipp.

FKM ist eine Produktion von BR24 und NDR Info.

Mein Name ist Victoria Michalsack. Wir hören uns morgen wieder.

Bis dahin, tschüss!

Und noch ein Podcast-Tipp, der Klimawandel ist in vollem Gange.

Was passiert, wenn das 1,5 oder sogar das 2-Grad-Ziel gerissen werden?

Das haben sich unsere Podcast-Kolleginnen und Kollegen

von Quarks Daily angeguckt, in ihrem Spezial

Kipppunkte beim Klima. Darum sollten wir jetzt handeln.

Quarks Daily trägt den aktuellen Stand der Wissenschaft zusammen.

Den passenden Link stellen wir euch in die Shownotes.

Machine-generated transcript that may contain inaccuracies.

Es waren weltweit die heißesten Tage, die seit Beginn der Temperaturaufzeichnungen gemessen wurde: Angefangen mit Montag vor einer Woche. Derartige Meldungen wird man vermutlich häufiger hören, denn Wetterextreme werden häufiger: Hitze, Starkregen, Sturmflut. Wie gut sehen sich die Landkreise in Deutschland auf den Klimawandel vorbereitet? Welche Maßnahmen planen sie? Das fragen wir in dieser Folge 11KM Wissenschaftsjournalistin Lara Schwenner von WDR Quarks. Sie hat gemeinsam mit Journalist:innen von BR Data, NDR Data, WDR Quarks und CORRECTIV nachgefragt, bei allen 400 Landkreise und kreisfreien Städte . Bei 11KM spricht sie über die Ergebnisse, die große Herausforderung der Zukunft und woran es gerade hakt – ausnahmsweise ist das größte Problem mal nicht das Geld.



Hier geht es zur WDR Quarks-Folge zu der Klimaanpassungs-Recherche: https://www.quarks.de/umwelt/klimawandel/anpassung-deutschland-klimafolgen



Was passiert, wenn das 1,5 oder sogar das 2 Grad Ziel gerissen werden. Das haben sich die unsere Podcast-Kollegen von Quarks Daily angeguckt, in Ihrem Spezial: „Kipppunkte beim Klima– Darum sollten wir JETZT handeln!“. Quarks Daily trägt den aktuellen Stand der Wissenschaft zusammen hier in der ARD Audiothek:

https://www.ardaudiothek.de/episode/quarks-daily-dein-taeglicher-wissenspodcast/spezial-kipppunkte-beim-klima-darum-sollten-wir-jetzt-handeln/wdr/12686525/



Zu dem Bericht von BR24 geht es hier hier:

https://www.br.de/nachrichten/



Den NDR-Info-Beitrag zur Recherche gibt es hier:

https://www.ndr.de/klimafolgen/



Und hier noch der Correctiv-Beitrag zu der Recherche:

https://correctiv.org/?p=158420



An dieser Folge 11KM waren beteiligt:

Folgenautor: Hans Christoph Böhringer

Mitarbeit: Katharina Hübel

Produktion: Fabian Zweck, Eva Erhard, Christiane Gerheuser-Kamp, Viktor Veress und Alexander Gerhard.

Redaktionsleitung: Fumiko Lipp und Lena Gürtler

11KM: der tagesschau-Podcast wird produziert von BR24 und NDR Info. Die redaktionelle Verantwortung für diese Folge liegt beim NDR.



Die Journalist:innen hinter der Recherchekooperation zur Klima-Anpassung sind:

Jana Heck, Uli Hendrix, Nandor Hulverscheidt, Lara Schwenner (WDR Quarks/WDR Data);

Anna Behrend, Michael Hörz, Isabel Lerch (NDR Data);

Constanze Bayer, Johanna Bernklau, Robert Schöffel (BR Data);

Lilly Brosowsky, Max Donheiser, Katarina Huth, Annika Joeres, Paulina Thom

(CORRECTIV)