Input: «Auf Italienisch bin ich strenger» – Pro Sprache eine Persönlichkeit?

Schweizer Radio und Fernsehen (SRF) Schweizer Radio und Fernsehen (SRF) 9/27/23 - 28m - PDF Transcript

Wie viele verschiedene Menschen bin ich eigentlich?

Ich finde, man kann auf Italienisch einfach so gut Sprüche klopfen.

Manchmal ist es unter der Geltel.

Ich habe so ein bisschen überspittet das Gefühl,

dass in mir leben so viele verschiedene Menschen, wie ich Sprache, spricht.

Das ist ein Tag, zwei Mal, August. Sind das deine Füße?

Ja, ich habe viele verschiedene Dinge.

Je nach Sprache liebe ich anders,

fluche ich anders und fühle ich mich anders.

Pro Sprache eine Persönlichkeit.

Den Satz habe ich in der letzten Ferie in einem Buch gelesen.

Sprache und Zähne der Kübra Gümüschei.

Und den Satz hat mir völlig eingeleuchtet.

Ich switche mit der Sprache in eine andere Version von mir selbst.

In meiner Muttersprache Portugiesi zum Beispiel kann ich nicht fluchen.

Und anderen geht es offenbar auch so.

Wie kommt das genau zu dem Stand, dass wir uns zum Beispiel auf Hochdeutsch

anders fühlen als auf Schweizerdeutsch?

Auf Türkisch poetischer, aber irgendwie auch limitiert.

Dass wir auf Bosnisch leichter lieben, aber auch leichter fluchen.

Switche mir mit der Sprache auch die Persönlichkeit.

Ich bin Julia Lüscher.

Und je nachdem auch Julia oder Julia.

Lüscher aber auf jeden Fall.

Ist das dein Kopf?

Ja, genau.

Der ist echt nicht schlecht.

Wir hocken im Auto.

Christian Meyer sind Sonne, August und ich.

Es ist ein Königsblauer Subaru mit Heck-Spoiler

und verliert den pinken Ziffern auf den Motorhoben.

Das sehr auffällige Auto steht im beschaulichen Dorf

Apenzell am Bahnhof, auf dem Parkplatz.

Wie kann ich sagen, freut mich, dich kennenzulernen auf Mandarin.

Christian Meyer ist Künstler. Er lebt zur Apenzell seit zwei Jahren wieder.

Nachdem er 15 Jahre lang in China gelebt hat.

Die Schangheit, letztendlich.

Ich bin fast vom Stuhl geheit von Freude,

bei dem ich meine Inputkommegin Beatrice Gemünder von ihm erzählt

und den Kontakt für die Sendung hergestellt habe.

Vor zwei Wochen sind August und Mimi aus China nahe gereist.

Christian und seine Familie.

Der August, der gerade mit uns im Auto hockt,

ist also taufrisch in den Schweiz angekommen.

Die beiden unterhalten sich auf Mandarin.

Ich komme mit offenen Mühlen nebenan und verstehe nichts,

nicht einmal Bahnhof.

Ich habe mega Freude an diesem Sprache.

Wir fahren den Hang darauf, ein Haarnadeln an den anderen.

Die Häusern werden weniger, die Satten wiesen und fehlen mehr.

Der Kontrast ist einfach herrlich.

Ich fühle mich als würde ich in einer Wunderkugel

hier im Auto den Hang darauf fahren.

Jetzt sind wir gerade angekommen.

Und hier aussteigen, dann musst du hier rein abstehen schauen.

Es ist noch nicht allspektakulär.

Wir fahren das jetzt schon mega ein.

Die Mischung aus der Abzellerkultur und der chinesischen.

Dann ist es ja, wo du siehst, auch hier.

Die Faszination wird nur grösser.

Das soll schon mal rein gehen, oder?

Ja, kann man gehen dir.

Weisst du, da kommt noch ein schwieriges Stecken.

Jetzt, wo wir rein gehen, die Tür.

Jetzt bist du schon belastet.

Ich klettere die Kinder der beiden her,

so eine gewackelige Leiterin durch die Runde.

Die Felderwege ist bross.

Ah, danke.

Das hat sie geheissen.

Wow.

Und dann weiss ich wirklich einen Moment lang nichts, was zu sagen.

Ich finde mich wieder im Atelier von Christian.

Es blendet, es ist so hell.

Ich muss mich zuerst daran gewöhnen, die Helligkeiten.

Dann sehe ich Neon-Röhren, die von der Decke bambeln.

Der Raum ist bis oben ausgeleitet mit weissen Stellwänden.

Und angelehnt Leinwände,

mit vielen Neon-Pinken und leuchtgrönen Pinselstrich drauf.

Und ich fühle mich als wäre ich durch eine magische Tür gestiegen

und auf einmal zur Schangheit gelandet.

Es ist irgendwie so eine Zauberkugel hier,

wo man sich einfach verleutet.

Nur der Wind, der hoch oben in der Decke der Schuhe durchpfeift,

erinnert mich daran,

dass ich gerade noch mit den Füßen auf einer grünen Weide gestanden bin

und auf den Alpsteig geschaut habe.

Die erste Reaktion der meisten Leute, die uns im Atelier sagen können,

ist geil.

Aber ich habe gar keine Feinsten.

Ich bin ja nicht da, um quasi voraus zu schauen.

Am Morgen, wenn ich hierher komme, verliere ich mich so in der Zeit,

dass ich vielfach rausgekommen bin.

Und scheisse, es ist schon dunkel.

Der Apizell-China-Strudel,

wo die beiden Kulturen gleichzeitig auf engstem Raum komprimiert sind,

der Strudel hierin zieht mich noch mehr in den Bann,

wo Christian und August anfangen zu malen

und mir von den Bildern an den Wänden zu erzählen.

Das ist ein gescheiterter Döffel.

Du siehst quasi den Krampf,

du siehst die Verletzlichkeit, die ihm natürlich nicht gefallen.

Scheisse!

Das sind die gleichen Leute.

Das ist ein Tattoo-Mann, August.

Hast du einen Fangenlein?

Sind das seine Füße?

Das ist ein Tattoo-Mann.

Vielleicht geht es euch ähnlich,

beim Losen kommt es mir vor,

als wäre einfach noch jemand 14 im Raum.

Na, was sagst du?

Christian sind so und August, ich und noch mal jemand,

einen wachsenden Mensch, der man in Ruhe spricht.

Dieser Monster kann mit seinen Füßen Sachen essen.

Papa, schau dir das an.

Und dann wäre er quasi sein Arsch.

Das ist ein Tattoo-Mann,

ich kreische einen Dungsehmann.

Das ist ein ganzes Tattoo-Mann.

Das ist ein ganzes Tattoo-Mann.

Das ist mega gut.

Für mich wirkt es,

als würde Christian in eine andere Rolle schleupfen,

wenn er andere inrägt.

Als wäre er dann etwas jemand anderem.

Als wir aber aus dem Atelier wieder rauslaufen,

etwas später an dem Morgen,

sagt Christian ...

Nein, ich weiss es nicht.

Ich habe nicht das Gefühl,

dass ich switche.

Zum fülligen anderen Personen?

Nein.

Christian switcht also in seinem Kopf

zwischen dem Appenzell und Shanghai hin und her.

Er hat nicht das Gefühl,

dass er je nach Sprache in eine andere Rolle kommt.

Oder sogar,

wie er switche in eine andere chinesische Persönlichkeit.

Erst unruhlicherweise.

Für mich.

Die Situation hier erinnert mich fest an das,

was andere über mich gesagt haben,

wenn ich gezwitscht habe.

In meinem Fall ist ein Switcher

vom Schweizerdeutschen in meine Muttersprache Portugiesisch.

Ich sage z.B. Sachen wie ...

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Wir lernen ja alle sehr früh im Leben Hochdeutsch.

Schon in der Primarschule kommt eine zweite Landessprache dazu,

je nachdem Später Englisch und dann allenfalls noch mehr Sprachen.

Gemessen bundesamt für Statistik,

Lisie braucht eine grosse Mehrheit der Bevölkerung in der Schweiz

mehr als ein Sprach pro Woche, 60%.

Sieht es mit Angehörigen im Job oder beim Fernsehen, Musiklosen, Serien, Medikonsum.

Die Verteilung der Sprachen in der Schweiz kurz als Erinnerung im Überblick.

Am häufigsten Grette wird insgesamt Schweizer und Hochdeutsch mit gut 60%.

Ein gutes Drittel spricht regelmässig Französisch, italienisch 8%,

und dann folgen die ersten nicht-landes Sprachen, Englisch und Portugiesisch,

mit knapp 6% und 3,5%.

Rhetoromanisch spricht noch 1,5%.

Weitere Sprachen, die in der Schweiz viel gerettet werden, sind Spanisch, Serbisch,

Kroatisch und Albanisch.

Und was man gerne vergisst,

ein knappes Viertel, 23% der Menschen in der Schweiz,

hat als Hauptsprache eine nicht-landes Sprache.

Die Mehrsprachigkeit ist gesetzlich verankert.

Zusammengefasst bedeutet das also, wir sind ein Land von Sprachen-Switcher.

Aber was das auf einer psychologischen Ebene mit der Persönlichkeit macht,

das Sprachen-Switcher,

finde ich wieder Zahlen an aktuelle Studien aus der Schweiz.

Ich erfahre aber von einzelnen anderen Menschen,

dass sie das auch erleben.

Unter anderem von einem Psycholinguist,

einem belgisch-holendisch-französisch-englischen Psycholinguist.

Dann hören wir später in dem Podcast.

Und?

Hallo, liebe Julia.

Ich komme zur Erfahrungsberichte von Input-Hörerinnen,

die wir auf einen Aufruf nach Richten schicken.

Lass uns ein paar registrale Kommunalpartner anziehen.

Was?

Das mache ich jetzt einfach nicht.

Was?

Ist das okay?

Geht es noch?

So, zum Beispiel die Elisa,

die wir hier gehören, mit ihren Kindern aus Bern.

Was ist das?

Das ist okay.

Ist okay.

Was?

Aber manchmal spart ich heute.

Elisa Malinverni ist 41.

Sie arbeitet als Jogalehrerin und auch Torein,

lebt in Bern.

Wir haben sie in ihrem Dialekt angehört.

Als kleine Kind bis drei

hat sie aber noch ausschließlich Italienisch geregt.

Und auch heute

redet sie neben Bern,

tut sehr viel Italienisch im Alltag,

v.a. mit den Kindern.

Elisa bestätigt das Gefühl, das ich auch habe.

Auf Italienisch fühlt sie sich irgendwie anders,

als beispielsweise auf Bern-Deutsch.

Ich finde, man kann auf Italienisch

einfach so gut Sprüchen klopfen.

Das ist wirklich auch etwas in der Kultur drin.

So leicht ironisch bis erkastisch,

Humor, dass ...

Ja, eigentlich ...

Manchmal ist es ein bisschen unter der Gürtelinie.

In ihrer eigenen Kindheit war es für Elisa aber völlig klar.

Der Hei, speziell mit der Mutter,

wird Italienisch geregt, und zwar nur Italienisch.

Mit meiner Mutter, die Italienisch ist,

ist in meinem Leben eine sehr strenge, autoritäre Figur,

redet nach wie vor Italienisch,

weil das ihre stürzte Sprache ist.

Das kann man gar nicht in der Frage etwas anderes sprechen.

Darum ist Italienisch gleichzeitig auch diese Sprache,

die für mich wenigstens spricht,

v.a. wenn ich es mit meinen Kindern spricht.

Ja, so eine strenge Het.

Zwitschern, also mit dem Satz von Italienisch ins Bernddeutsche,

wechseln, haben da vielleicht auch schon bemerkte

italienischsprachige Communities,

das Zwitschern war verpönt bei Elisa daheim.

Heute erlebt sich Elisa das mit ihrer eigenen Kind

und sie macht es ganz aktiv sogar.

Die Lustige ist, wenn ich mit meinen Kindern hier,

dann tue ich manchmal auch Zwitschern,

weil wenn ich z.B. mit ihnen streng sein muss

oder wenn es ganz schnell ausgeht,

dann wechseln kurz auf Schweizerdeutsch.

Ich habe das Gefühl, dort bin ich wie Weicher.

Dort bin ich nicht ganz so böse, wenn ich streng sein muss

oder es ist nicht ganz so zackig,

wenn ich schnell mache und sie wie voran treibe.

Wie clever ist denn das?

Elisa braucht als Sprache

zu switchen mit den Kindern, also bewusst als Tool,

um sich selbst eine andere Fasssette für zu holen.

Aller nicht zu streng werden jetzt,

beim Ausschicken der Kinder am Morgen,

in der Kindesgie und Schule,

sondern lieber aus dem italienischen

Ausschleifen und ins Bernddeutsch in den Zwitschern.

Das probiere ich auch mal aus im Alltag mit den Kindern

auf Hochdeutsch oder Englisch funktioniert das auch.

Es ist eine Sache,

sagt der Linguist Jean-Marc de Valle.

Mehrsprachige Menschen switchen mit der Sprache

zum Teil in eine andere Version von sich selbst.

Ich kann es nicht arbeiten.

Jean-Marc de Valle ist Linguistik-Professor in London,

an der Birkbeck-Universität.

Wir versuchen gerade,

ein Interview aufzuzeichnen.

Wir haben eine geschlagene Halbstunde,

bis die Technik läuft.

Ich schwitze,

und bin aber richtig froh,

dass das Interview auf Englisch steht.

Für mich ist die Situation so irgendwie abgekühlter,

weniger peinlich oder stressig,

als dass es auf Schweizerdeutsch wäre.

Die Welt auf Englisch,

die Welt auf Englisch,

ist für mich etwas einfacher,

nicht so ernst.

Ich fühle mich risikofreudiger auf Englisch.

Ich sage dann endlich,

dass ich sicher bin, dass die Aufnahme läuft.

Ich erfahre,

Jean-Marc de Valle kennt das Persönlichkeit

und die Sprache-Switching von sich selbst.

Ich benutze Frisch mit meiner Frau,

meine Frau benutzt das Deutsch mit meiner Frau,

meine Frau benutzt das Deutsch mit meiner Frau.

Mit der Familie wird die Unterbund durcheinandergerettet.

Französisch, Holandisch und Englisch.

Im Beruf, in der intellektuell akademischen Welt,

spritzt sich seine Sprache aber klar auf.

Ich genieße die Poetrie in fremden,

ich schreibe und bippe dielove mit Schreiben,

das tut er also fast ausschliesslich auf Französisch.

Für die Uni schreibe und vorlesen halten,

das macht er aber praktisch nur auf Englisch.

ist nur auf Englisch.

Der Jean-Marc de Valle forst sich gut 20 Jahre zur Mehrsprachigkeit

und zu den Gefühlen und der Psychologie vom Sprachenlernen.

Das, was ich jetzt so ein bisschen lapidar Sprach- und Persönlichkeitsswitch genannt habe,

bestätigt er.

Insofern

in seinem Forscher-Leben hat er rund 1'500 Studienteilnehmerinnen festgestellt.

Der Großteil, 80% der mehrsprachigen Menschen,

hat das Gefühl, sie verhalten sich anders je nach Sprach.

Im Hintergrund wirkt da die emotionale Resonanz von einer Sprache.

Die, was, von wieviel?

Ja, ihr fragt zu Recht.

Zeit für ein Gedankenexperiment

zu der emotionalen Resonanz von einer Sprache.

Erkennt vielleicht das moralische Dilemma,

fünf Leute liegen auf einem Zuggeleis,

gefesselt und sie können sich dort nicht wegbewegen.

Ein Zug fährt unbremst auf sie zu.

Und du kannst das Leben dieser fünf Menschen retten,

wenn du einen anderen sehr kräftigen Menschen

von einer Brücke oben und oben vor den fahrenden Zug rührst.

Would you do that?

Würdest du das tun?

Du lüftet?

Würdest du es machen?

Je nachdem, in welcher Sprache das Dilemma präsentiert wird,

könntet ihr euch anders entscheiden.

Bei der sogenannten Muttersprache,

also der ersten Sprach, das wir im Leben lernen,

reagiert die meisten emotional.

People presented with that dilemma in their first language

are more likely to say,

oh no, I can't push the fat guy from the bridge

to save the life of these five people.

It would be unacceptable for me to do that.

Nein, das könnte ich nie.

Ich könnte nie den kräftigen Menschen berühren.

In der zweiten, dritten oder weiteren Sprache

reagieren die Teilnehmenden rationaler.

Sie würden einen anderen Menschen opfern

und fünf anderen das Leben retten.

Sie wären utilitaristischer,

würden also ein Nützlichkeitsprinzip entsprechend handeln.

Hier haben wir sie,

die Emotionalresonanz von einer Sprache.

Die Muttersprache hat in der Regel

einen grösseren Resonanzraum in uns als ein fremden Sprach.

Sie löst also mehr Emotionen aus.

Ich stelle mir den Resonanzraum

gerade bildlich vor,

wie mit einem bauchigen Instrument.

Für mich wäre Englisch zum Beispiel ein Ukulele.

Ein kleinhandlich praktisch macht höhere Töne

und Spass berührt mich aber nicht wirklich tief.

Portugiesisch ist schon grösser.

Eine Gitarre.

Ich habe höhere Töne bis tiefere Töne

und das vibriert beim Spielen.

Töne lösen Gefühle aus, viel mehr Gefühle.

Oder eben die portugiesischen Wörter lösen mehr Gefühle aus.

Weil portugiesisch habe ich gelernt als Muttersprache,

als Familiensprache.

An dieser Sprache hangen ganz viele Emotionen.

Englisch hingegen habe ich in einem

neutral-kühlen Schulzimmer gelernt.

Emotionen hangen dort nicht wirklich dran.

Sind wir wie nicht vermittelt worden auf Englisch.

Die verschiedenen emotionalen Resonanzen

können wir für sich nutzen.

Hier haben wir schon das superalltagstagliche Beispiel

von Elisa gehört, der italienische Rite mit ihren Kindern,

aber nur auf Bern Deutsch streng ist.

Und hier noch einmal ein Vorschlag

vom Sprachforscher Jean-Marc Devale

für Psychotherapie.

Wenn traumatisierte Patientinnen

über ein Erlebnis sprechen,

können sie das allerfalls leichter

in einer abgekühlten, rationalen Zweitesprache?

In einem nächsten Schritt in der Therapie

können Sie das einmal in der ersten Sprache probieren.

Auch wenn es gegen eine Übertie nicht versteht.

Je nachdem löst das im therapeutischen Setting mehr aus.

Weg?

Und da haben wir sie wieder.

Weg der emotionalen Resonanz der Sprache.

Wir haben uns heute angefangen.

Zurück zum Christian Meyer, am Schangheim-Appenzeller.

Heisst aber, ich habe Hunger losgegeben, auf dem anderen.

Unter dieser Reson sind wir nicht mehr in seinem magischen Atelier,

sondern beim Christian, am August

und der Mimi, der heimisch angekommen ist.

Frau von Christian und Mutter von August.

Ich bin zum Mittagessen eingeladen.

Aussen sehe ich die roten Appenzellerbahn vorbeihütteln.

Vor uns auf dem Mittagstisch liegen noch die letzten

chinesischen Tagtaschen.

Dumplings mit vielen Knobeln, sehr viele Knobeln.

Und ich merke, Christian ist in der chinesischen Kultur

einfach völlig daheim.

Für ihn haben sich diese beiden Kulturen so fest

ineinander verwoben.

Schon im Atelier und jetzt auch hier,

bis in einer Familie daheim im Haus.

Wenn man ein Selbstgespräch macht.

Träumen, Fluchen und Selbstgespräch sind seit langem

auch teilweise chinesisch gesehen.

Christian beherrscht sogar die Königsdisziplin

der fremden Sprache, finde ich zumindest.

Christian kann streiten auf chinesisch.

Und das macht er tatsächlich

auf eine andere Art als auf Schweizerdeutsch.

Also, der streitende Christian ist auf chinesisch

ein anderer als der streitende Christian auf Schweizerdeutsch.

Weil ich auch sehr direkt bin,

wenn meine Bestöte sagen.

Technisch ist es auch möglich,

dass man halt das sagt.

Aber weil die Streitkultur ein anderer ist,

musst du sie wieder zeugeln.

Du kannst nichts in deinem Streitimpuls einfach nagen.

Beförderst du sie auch in einem Nachteil?

Also, das hat tatsächlich so ein Konflikt.

Lösest du auf dem anderen in anders wie auf Schweizerdeutsch?

Ich glaube schon, ja.

Eben, weil das Tanzpartner anders reagiert.

Wenn ich die gleichen Mechanismen, die ich hier anwende,

die ich anwende, hätte ich eine andere Wirkung.

Verwützt, denke ich.

Christian zwitscht also doch so ein wenig.

Obwohl, ihr müsst euch erinnern,

der Christian sagt, er fühle sich nicht anders,

als wenn man in dieser komplett anderen Sprache

Mandarin spricht.

Es ist eben eine Art wirklich beides möglich.

Ich lerne mir den Linguistik-Professor Jean-Marc Devalé.

Ich bin nicht überrascht, dass es möglich ist

und dass er nicht so viel zwischen den Lungen fühlt.

Ich bin sehr überrascht.

Anders als eben der Linguist Jean-Marc Devalé.

Er sagt, Christian ist einfach schon so fest,

dass er auf Mandarin komplett daheim ist.

In allen Lebensbereichen.

Er hat lange gearbeitet auf Mandarin,

er spricht mit seiner Frau Mandarin

und die Familie sprach mit dem Sohn,

ist auch Mandarin.

Er hat also wie alle Sprache durchgespielt

und sich zu eigen gemacht auf Mandarin.

Normalerweise die erste Sprache,

also die Muttersprache,

die Herzenssprache,

die mit der meisten emotionalen Resonanz

und auch die Sprache von der Core Identity,

also von dieser Kernidentität.

Aber wenn jemand so mit Haut und Haar eitaucht

in eine andere Kultur,

dann geht auch die Sprache in diese Kernidentität über.

Darum merkt Christian den Swissch wahrscheinlich einfach nicht.

Er ist in beiden Kulturen komplett daheim

und kann sich in beiden Sprachen,

in allen Sphären vom Leben,

gleichfrei bewegen.

Die emotionale Resonanz von Mandarin und Schweizerdeutsch

ist vermutlich ähnlich stark.

Das haben ja sehr wenige Menschen,

die sich in zwei Sprachen

gleichfrei bewegen und kompetent sind.

Aber was ich aus dieser Sendung gelernt habe,

beim Spracheswitch geht es weniger um

ein eigenes Persönlichkeitsswitch.

Es geht darum,

dass wir uns in jeder Sprache

verschiedenfrei fühlen

und Sprachenfassetten der eigenen Identität

führen können, zeigen.

Für Elisa ist Italienisch die Sprache

von der Mutter zu bleiben

und die Familie zu Sprachen.

Darum steckt immer noch eine gewisse Stränge drin.

Ähnlich ist es für mich mit dem Portugiesisch.

Ich habe in dieser Sprache nie eine Freundschaft geknüpft.

Darum kommt eine kämmtere, nette Version

von mir selber raus aus Portugiesisch.

Und am allerschönsten fasst

die Input-Hörer Elisa Malinverne zusammen.

Ich finde es mega schön,

in verschiedenen Sprachen Angst zu erleben,

einen kleinen Persönlichkeitsschiff zu machen,

je nach Sprache.

Man hat vielleicht für jede Fassette

oder eine Persönlichkeit wie ohne Sprache.

Und es ist mega cool.

Und so haben wir es allerdings auch ein bisschen auf Hochdeutsch.

Die Sprache aus dem Schulzimmer,

vielleicht noch aus dem Fernsehen

und die offizielle Amtssprache,

die der Behörde.

In der nicht so die Sprache von

ich habe dich gern.

Ich habe dich gern, passt besser.

Andere Ukulele.

In der es Klavier.

Oder nach Schweizerdeutsch

ist sogar ein ganzes Orchester.

Input.

Das war der Input über Sprache und Persönlichkeit.

Ich bin mega gespannt,

was diese Sendung ausgelöst hat.

Ich würde mich mega freuen

über Rückmeldungen

an input.srf3.ch

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«Unsere Familiensprache ist Italienisch. Aber wenn's stressig wird, wechsle ich ins Berndeutsch», sagt die Berner Autorin Elisa Malinverni. «Dann bin ich nicht so streng mit den Kindern.» Switchen wir mit der Sprache auch die Persönlichkeit?

Auch Input-Autorin Julia Lüscher nimmt diesen Switch wahr, alleine schon beim Wechsel von Schweizer- auf Hochdeutsch. Tatsächlich verhalten sich die meisten mehrsprachigen Menschen gemäss Linguistik-Professor Jean-Marc Dewaele je nach Sprache anders, ganze 80 Prozent. Und: Was seltsam klingt, habe ein grosses Potenzial fürs Leben.

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(00:00) Leitfrage
(01:40) Autofahrt zwischen Appenzell und Shanghai
(03:45) Wow-Moment im Atelier von Christian Meier
(09:40) Die Schweiz, ein Land von Sprach-Switchern: Die Zahlen 
(10:36) Autorin und Yogalehrerin Elisa Malinverni switch bewusst
(13:59) Linguistikprofessor Jean-Marc Dewaele: It's a thing!
(16:45) Gedankenexperiment: Emotionale Resonanz von Sprachen
(21:19) Zurück im Shanghai-Appenzell: Streiten auf Chinesisch
(25:24) Fazit

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Hast du Feedback, Fragen oder Wünsche? Wir freuen uns auf deine Nachricht an input@srf.ch – und wenn du deinen Freund:innen und Kolleg:innen von uns erzählst.

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Gesprächspartner:innen:

- Christian Meier, Künstler instagram.com/ftm9000000/  
- Elisa Malinverni, Autorin und Yogalehrerin elisamalinvermi.com  
- Jean-Marc Dewaele, Professor für Angewandte Linguistik und Vielsprachigkeit, Birkbeck Universität 

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Das eingangs erwähnte Buch: Kübra Gümüsay, Sprache & Sein. 

Autorin: Julia Lüscher