Echo der Zeit: Auch Giorgia Meloni kämpft mit dem Flüchtlingsproblem

Schweizer Radio und Fernsehen (SRF) Schweizer Radio und Fernsehen (SRF) 8/19/23 - 29m - PDF Transcript

Die Themen vom 19. August. Die italienische Migrationspolitik und warum die derzeit in der Kritik steht.

Die ehrgeizigen Wahlziele der Grünliberalen und wie realistisch diese sind. Die verheerenden Folgen der Brände auf Maui und wie spezielle Indigene davon betroffen sind und die Arbeit als Journalistin mit Behinderung und welcher speziellen Herausforderungen sich dabei stellen.

Ich muss solche Aktivitäten sehr gut planen, damit das überhaupt möglich ist.

Im Echo der Zeit.

Eine russische Rakete ist auf einem zentralen Platz der ukrainischen Stadt Czerniev eingeschlagen. Es gab viele Tote und verletzte.

Thema jetzt in den Nachrichten mit Marco Koller.

Die ukrainischen Behörden sprechen von sieben Toten und mehr als hundert Verletzten. Die russische Rakete sei vor einer Kirche und einem Theater eingeschlagen, zudem sei ein Linienbus auf dem Platz gewesen.

Die Uno spricht von einem weiteren abscheulichen russischen Angriff, der Menschen beim Spazieren oder auf dem Weg zur Kirche getroffen habe.

Russland meldet derweil mehrere ukrainische Angriffe mit Drohnen, darunter etwa einen in der Region der Hauptstadt Moskau und einen weiteren auf einen Militärstützpunkt bei Novgorod 500 km nördlich von Moskau.

Dabei ist nach russischen Angaben ein Kampfflugzeug beschädigt worden. Verletzte habe es keine gegeben.

In der Ukraine sollen künftig schwedische Panzer des Typs CV 90 hergestellt werden. Darauf haben sich die beiden Länder in einem Abkommen geeinigt, im Rahmen eines Besuchs des ukrainischen Präsidenten Volodymya Zelensky in Schweden.

Das berechten mehrere schwedische Medien. Zelensky bat auch um die Lieferung von schwedischen Gripenkampfjets, die es nach dem im Sommer ukrainischer Piloten bereits Testflüge im Gripen absolvieren konnten.

Zelensky erhielt von Schweden jedoch keine Zusage für Gripenkampfflugzeuge.

Auf der spanischen Insel Tenerife haben sich die Waldbrände weiter ausgebreitet. Aus mehreren Dörfen im Norden Tenerifas sind mir als 7000 Menschen evakuiert worden.

Die Situation habe sich in der letzten Nacht wegen starker Winde verschlimmert, sagte der Regionalpräsident der kanarischen Inseln. Das Feuer sei nicht unter Kontrolle.

Eine Waldfläche in der Größe des Tunasees ist abgebrannt, bisher sei jedoch kein Gebäude zerstört worden.

Auch in Kanada lodern derzeit Wald- und Buschbrände über 1000 sind es. Betroffen ist unter anderem die Provinz British Columbia im Westen des Landes.

Dort wurden Menschen in rund 15.000 Haushalten aufgefordert, ihre Häuser zu verlassen. Weitere 20.000 Menschen sollen sich auf die Evakuierung vorbereiten.

In Myanmar ist ein Schweizer Filmemacher festgenommen worden. Der Grund, ein Film von ihm soll gegen die Moral und die Würde der buddhistischen Religion verstoßen.

Das teilte die Militärregierung von Myanmar mit. Der Schweizer sei bereits am 8. August festgenommen worden und mit ihm 13 weitere Personen, die mit dem Film in Verbindung stünden.

Das Schweizer Außendepartement Eta weiß von der Verhaftung und steht mit den Behörden in Myanmar in Kontakt, wie die Nachricht Nagentur AFP berichtet.

Zum Sport und zur Leichtathletik WM in Budapest.

Die Schweizer Siebenkämpferin Annik Kählin hat den Wettkampf nach zwei Disziplinen abgebrochen. Sie fühle sich wegen der Krankungssymptomen geschwächt, teilte Kählin nach dem Hochsprung mit.

Und die Schweizer 4x 400 Meter Mixed Staffel hat die Teilnahme am Final verpasst, um 48 Hundertstel Sekunden.

Und an der FußballwM der Frauen hat Schweden Bronze gewonnen. Die Schweden bezwangen im kleinen Final Australien mit 2 zu 0.

Und das Wetter?

Es bleibt am Abend und wird auch morgen sonnig, da und dort mit ein paar Wolkenfeldern. Die Temperatur erreicht auch morgen 32 bis 35 Grad.

2023 sind an den italienischen Küsten bereits über 100.000 Migrantinnen und Migranten angekommen.

Das sind mehr als doppelt so viele wie zum gleichen Zeitpunkt im letzten Jahr.

Für Premierministerin Giorgia Meloni ist das ein Problem, denn sie hat die Bekämpfung der illegalen Migration zur Priorität erklärt.

Das war für sie auch ein wichtiges Wahlkampfthema. Nun zeigt sich, die Regierung Meloni ist mit dem Thema genauso überfordert wie die Regierung davor.

Aus Rom, die Analyse von Peter Vögerli.

Verkehrte Welt. Vor einem Jahr noch hatte Giorgia Meloni die damalige Regierung unter Mario Draghi kritisiert.

Sie sei mit der Migrationsproblematik heillos überfordert. Heute sind die Rollen vertauscht.

Meloni ist nicht mehr Oppositionspolitikerin, sondern Ministerpräsidentin und wird nun von der Opposition dem Partito Democratico fast wortgleich kritisiert.

Was erstens zeigt, wie ratlos die italienische Politik ist, vor und mit Meloni.

Und zweitens, dass Migrationspolitik in Italien noch immer vor allem Symbolpolitik ist, um die eigene Wählerschaft an sich zu binden.

War ist aber auch, Italien kann das Problem nicht alleine lösen.

Es hat nicht das wirtschaftliche Gewicht, um Länder wie Tunesien unter Druck zu setzen, den Migrationstrom einzudämmen.

Rom hat auch nicht den politischen Willen, eine so harte Migrationspolitik wie Australien durchzuziehen, was sie nach EU-Recht ohnehin nicht darf.

Wo also ist die EU?

Brüssel hat im Juli mit Tunesien eine Absichtserklärung vereinbart.

Bis zu 900 Millionen Euro soll das wirtschaftlich angeschlagene Land an Darlehen erhalten.

100 Millionen Euro Versuch, Rettungs- und Rückführungsaktionen von Migrantinnen und Migranten, die von Tunesien aus nach Europa weiterziehen.

Tunes soll also den dreckigen Job für die EU machen und die Migrationspolitik Tunesiens ist ziemlich schmutzig.

Menschenrechtsorganisationen berichten, dass flüchtende Buchstäblich in die Wüste in den sicheren Tod geschickt werden.

Europa macht sich auch von Tunesien aus Gatekeeper abhängig, so wie nach der Migrationskrise 2015-16 von der Türkei.

Um politischen Druck aufzubauen, öffnet Tunes die Grenzen.

Nicht anders kann man die große Zahl von Bootsflüchtlingen aus Tunesien interpretieren, die in diesem Sommer Italiensküsten erreichen.

Und wo ist Frontex? Die europäische Agentur für Grenz und Küstenwache hat dieses Jahr ein Budget von 845 Millionen Euro.

2005 waren es noch 6 Millionen gewesen.

Die Migrationsproblematik ist enorm.

Millionen junger Menschen aus den afrikanischen Ländern wollen ihre Heimat verlassen, um in Europa Arbeit zu finden.

Lösungsansätze sind bekannt, eine robuste Verfolgung der Schlepper, eine wirksame Entwicklungszusammenarbeit,

eine Einwanderungspolitik, den insbesondere Italien leitet an Fachkräftemangel.

Aber die Umsetzung ist zugegebenermaßen schwierig, vor allem, wenn man Symbolpolitik betreibt.

Das ist das Echo der Zeit auf Radio SRF.

Bei uns im Fokus jetzt die Ziele der Grünliberalen bei den Wahlen diesen Herbst.

Die Probleme der indigenen Bevölkerung nach den Bränden auf Maui.

Und die möglichen Szenarien für den Wahlausgang in Zimbabwe.

Mindestens einen Sitz im Ständerat und einen Stimmenanteil von über 10% im Vergleich zu 7,8% aktuell.

Das sind die Ziele der Grünliberalen bei den nationalen Wahlen im Herbst.

Heute haben sich die Delegierten an ihrer Versammlung auf die heiße Phase des Wahlkampfes eingeschworen,

an einem symboltrechtigen Ort, dem Park im Grünen im zürcherischen Rüschlikon.

Tobias Gasser.

Ein Sprengbrunnen sorgt für Frische, ein Hochzeitspark ist im Schatten für den Fotografen

und Kinderspielen mit dem Vater Frisby.

Diesen Park im Grünen hat einst die Migros Gründer Gottlieb Dutzweiler der Öffentlichkeit geschenkt.

Dutzweiler war auch Vater des Landesringes der Unabhängigen.

Die Migropartei, die mal links, mal rechts war, und grüne Positionen vertrat.

Ganz ähnlich wie die Grünliberalen heute. Kein Zufall also, dass die GLP hier tagt.

Parteipräsident Jörg Großen.

Das Gedankengut ist schon sehr nahe beieinander.

Und ich glaube, das Interessante ist,

der Landesring hat es damals nicht geschafft, die Jungen zu mobilisieren

und sich langfristig zu etablieren.

Uns Grünliberalen gelingt das, das ist das Schöne.

Es gibt aber noch einen weiteren Unterschied.

Tutzweiler war ein Paar.

Es war ein Paar.

Es gibt aber noch einen weiteren Unterschied.

Tutzweiler war ein Polteri, der auch mal mit einem Steinwurf ein Fenster im Bundeshaus zerschmetterte.

Die GLP hingegen setzt nicht auf Tabu-Brüche, sondern eher auf druckene Energiekonzepte.

Wieso nicht mal einen Steinwurf wagen gegen die aus GLP Sicht verfehlte Europapolitik Jörg Großen?

Ich denke, für die Politik ist es nicht das richtige Mittel, mit Wut zu agieren.

Ich glaube, es ist eher besser, wenn man mit Mut agiert.

Wir haben jetzt den Slogan-Mut zur Lösung für diesen Wahlkampf hier gewählt.

Ein Marketingspruch für die Wahlen.

Aber trotz ideologischer Nähe zur Migropartei Landesring,

die GLP ist noch lange nicht ein mächtiger Großist,

sondern eher die Spezial-Boutique im Hippen-Trend-Quartier.

Die Marktanteile stiegen zwar bei den letzten Wahlen zu letztes gemäß Umfragen,

aber eher nach einer Stagnation aus.

Großen ist trotzdem zuversichtlich.

Ich würde daran erinnern, dass wir in den Kantonen seit den letzten Wahlen 2019 überall zugelegt haben

an Sitzzahlen oder an Wähleranteilen, also richtig fest zugelegt.

Ich bin überzeugt, das wird sich in den Nationalratswahlen

und auch in den Ständerratswahlen jetzt niederschlagen.

Energiewende und ein besseres Verhältnis zu Europa,

das sind die beiden Kernanliegen der GLP beiden Wahlen.

Daneben auch liberale Anliegen wie die Individualbesteuerung

oder die Sanierung der Altersvorsorge.

Es ist es, die 10-Prozent-Marke zu knacken,

beiden Wählerstimmen und zurück in den Ständerat zu kommen.

Fraktionschefin Moser ist Ständeratskandidatin im Kanton Zürich.

Aber gemäß Wahlumfragen sieht es für sie

und auch alle übrigen GLP-Ständeratskandidatoren nicht gut aus.

Bei den Ständeratswahlen haben wir in den unterschiedlichen Kantonen oft eine Blockbildung.

Das heißt, die Pole tun sich zusammen

und man muss schlussendlich dann eine möglichst gute Ausgangslage schaffen können

für einen zweiten Wahlgang.

Und da hofft dann Moser, die Bevölkerung wähle nicht eine Pole-Partei, sondern die GLP.

Aber die Themenkonjunktur ist zurzeit nicht GLP-freundlich.

Es dominieren Mietpreiserhöhungen, steigende Gesundheitskosten und Migration

und diese Themen bewirtschaftet die politische Konkurrenz.

Hingegen kann die GLP auf einen inzwischen treuen

und zufriedene Stammwählerschaft zählen.

Aber ob das für ein Zuwachs reicht, bleibt offen.

Hier im Park, im Grünen, ist die Parteibasis zuversichtlich.

Tobias Gasser hat berichtet.

Auf Maui, der zweitgrößten Insel von Hawaii,

dauert die Suche nach Opfern an, nach den verheerenden Feuern letzte Woche.

Über 100 Tote sind bisher bestätigt.

Besonders betroffen ist das Küstenstädtchen Lahaina,

wo nicht nur viele Menschen ums Leben gekommen,

sondern auch bedeutende historische Städten verbrannt sind.

Ein Teil der Geschichte der indigenen Bevölkerung wurde ausgelöscht

und es stellt sich die Frage,

wird Lahaina wieder so aufgebaut, wie es einst war?

USA-Korrespondent Andrea Christen.

Lahaina war im 19. Jh. der Sitz von Königen, die Hauptstadt des Königreichs Hawaii.

Ein Ort mit einer großen Bedeutung für die Kanaka Maui,

die polinesischen Ureinwohner.

Ein Ort, aber auch der die Geschichte der weißen Neuankömmlinge dokumentiere,

sagte Julia Flynn Seiler, dem Radiosender NPR.

Die Autorin hat ein Buch über Hawaii's Geschichte geschrieben.

In Lahaina zeigt sich ein großer Teil der hawaiianischen Geschichte.

Jene der ursprünglichen polinesischen Siedler,

aber auch der Walfänger,

der Händler aus den USA, die auf ihrem Weg nach China hier Station machten.

Das war während mehr als einem Jahrhundert eine rauhe Hafenstadt.

Asche, ausgebrannte Häuser, schwarze Autowrax.

So sieht es heute in weiten Teilen von Lahaina aus.

Auch der historische Teil ist verwüstet.

Das Haus eines Missionars, das älteste Haus auf Maui, ist zerstört.

Die Kirche, bei der ihr Könige und Königinnen begraben wurden, ging in Flammen auf.

Ein gigantischer ausladender Banyanbaum steht noch, ist aber beschädigt.

Verloren ist ein Kultur- und Forschungszentrum der Ureinwohner.

Gegenüber NPR erklärte Zentrumsleiter Keamoku Kappu, was verbrannt ist.

Alte Dokumente, Karten, Quellen zur Ahnenforschung, Bücher,

die von unseren Königen unterschrieben wurden.

Das war ein zentraler Ort für viele Ureinwohner, die sich nach der Vergangenheit zehnten.

Manche Dokumente im Zentrum halfen den Ureinwohnern,

wenn sie um Land kämpften, dass ihren Vorfahren gehörte.

Zentrumsleiter Keamoku Kappu selbst kämpfte er erfolgreich um Land seiner Familie.

Und er half auch anderen.

All diese Dokumente seien jetzt verloren.

Hawaii hat eine schmerzvolle koloniale Vergangenheit.

Die Ureinwohner wurden unterdrückt und verdrängt.

Weiße Geschäftsleute, Missionare und Landbesitzer machten sich breit.

Amerikanische Zuckerplantagenbesitzer gaben politisch den Ton an.

1898 wurde die Inselgruppe von den USA annektiert.

Manche machen diesen Kolonialismus für die Feuerkatastrophe mitverantwortlich.

Die Landschaft von Lahaina, einstein-feuchtgebiet, sei verändert worden.

Die Plantagenbesitzer hätten Gras eingeschleppt, auf dem sich Feuer ausbreiten könne.

Und nun, da das historische Lahaina in Trümmern liegt, geht die Sorge um,

der Wiederaufbau könnte den Ort grundlegend verändern.

Sagte Noelani Ahia im Interview mit PBS. Sie ist eine indigene Aktivistin.

Die Ureinwohner wurden bereits durch die Plantagen verdrängt,

durch Landraub, durch die Ausbeutung natürlicher Ressourcen,

durch die Wahlfangindustrie, durch übertriebenen Massentourismus

und durch übertrieben große Bauten für Reiche.

Sie kommen von außen und kaufen viel Land, um dort zu bauen.

Wir kennen diese Gefahren, die uns noch mehr vom Land unserer Vorfahren verdrängen könnten.

Das wäre eine Fortsetzung des früheren Siedlungskolonialismus.

Angeblich wurde einigen Einwohnern bereits der Kauf ihrer Grundstücke angeboten.

Governor Josh Green hat reagiert und lässt prüfen,

ob ein temporäres Verbot von Landverkäufen möglich ist.

Noch ist offen, wie Lahaina wieder aufgebaut wird.

Aber momentan ist das wohl nicht die größte Sorge,

nicht bis alle Toten gefunden und identifiziert wurden.

Wirtschaftskrise, Hyperinflation, Misswirtschaft und Korruption.

Die Probleme, mit denen das südafrikanische Symbabwe zu kämpfen hat, sind groß.

Entsprechend groß ist auch der Wunsch nach Veränderung in der Bevölkerung,

nach 40 Jahren autokratischer Herrschaft der Regierungspartei Sanu PF.

Doch das bedeutet nicht unbedingt,

dass bei den Parlaments- und Präsidentschaftswahlen

nächsten Mittwoch ein Machtwechsel tatsächlich bevorsteht.

Denn die Aussichten auf faire und freie Wahlen sind gering.

Leoni March über die Stimmungslage in Symbabwe vor der Wahl.

Vor einem Supermarkt in Symbabwe's Hauptstadt Harare

steht ein Schild mit den aktuellen Wechselkursen.

Seit der letzten Hyperinflationswelle dominiert der US-Dollar den Handel.

Die einheimische Währung sei so gut wie wertlos beklagt ein junger Mann.

Alles ist viel zu teuer.

Wir fragen uns, wie wir überleben sollen.

Meine Frau arbeitet im Supermarkt.

Von ihrem letzten Monatsgehalt konnten wir uns gerade mal Speiseöl

und Getränke für unsere beiden Kinder leisten.

Das ist doch kein normales Leben.

Wir brauchen eine neue Generation Politiker, damit sich etwas ändert.

Er will für die Opposition stimmen, so wie viele junge Symbabwe.

Für die Citizens Coalition of Change

und ihren 45-jährigen Spitzenkandidaten Nelson Chamisa.

Seinen eigenen Namen will der Mann nicht nennen aus Angst vor Repressalien.

Anfang des Monats wurde ein Oppositionsanhänger getötet,

mutmaßlich von Regime Anhängern gesteinigt.

Insgesamt hätten sich die Menschenrechtslage und die Meinungsfreiheit

seit dem Sturz des Autokraten Robert Mugabe 2017 wieder verschlechtert,

sagt Kenneth Maguada von der Menschenrechtsorganisation Symbraids.

Viele Leute rechnen damit, dass in ihren Gemeinden wieder Gewalt auflammen wird.

Einige politische Akteure drohen ihn und schüchtern sie ein.

Sollten sie nicht für ihre Partei stimmen, werde die Hölle ausbrechen.

Außerdem ist eine Reihe neuer Gesetze verabschiedet worden,

die die eigentlich verfassungsrechtlich garantierten Freiheiten einschränken.

Mehrere prominente Kritiker der derzeitigen Regierung

unter Präsident Emerson Nangagwa sitzen im Gefängnis.

Die Opposition beklagt, dass die Polizei Kundgebungen verhindert habe.

Die seit Jahren geforderte Wahlrechtsreform,

die für eine gerechtere Ausgangslage sorgen soll,

wurde noch immer nicht umgesetzt.

Die Unabhängigkeit der Justiz ist ebenso zweifelhaft,

wie die der Medien und der Wahlkommission.

Das Wählerverzeichnis weist teils gravierende Unregelmäßigkeiten auf.

Namen einiger registrierter Wähler tauchen nicht auf.

Andere mehrmals in unterschiedlichen Wahlkreisen

betont Politikwissenschaftler Tendai Murisa.

Diese Vorgänge zeigen, dass freie und faire Wahlen schon jetzt fraglich sind

und die Regierungspartei begünstigen.

Es reicht also nicht zu warten, ob der Wahltag gerecht abläuft.

Die Manipulation zugunsten der Sanopf hat längst begonnen.

Die Partei hat dafür gesorgt, dass alle positiven Entwicklungen

nicht nur dem Staat, sondern ihr selbst zugeschrieben werden.

Als Beispiel nennt Murisa landwirtschaftliche Hilfen für Kleinbauern.

Auf diese Weise hat sich die Sanopf schon in der Vergangenheit Mehrheiten gesichert.

Doch auch auf dem Land wächst die Unzufriedenheit der jungen Bevölkerung.

Eine Frau Mitte 20 fasst das so zusammen.

Kein Strom, kein Wasser, keine Jobs.

Alle versuchen, sich irgendwie über Wasser zu halten

und ein wenig Geld zu verdienen.

Der tägliche Überlebenskampf steht im Kontrast zur ausufernden

Selbstbedienungsmentalität der politischen Elite.

Korruption und Politik sind laut Wirtschaftsprofessor Gift Mugano

die beiden Grundübel seiner Heimat.

Simbapho verliert jedes Jahr geschätzte 1,8 Milliarden US-Dollar

durch illegale Geldströme.

Durch den Schmuggel vom Gold und anderen Rohstoffen.

Das ist viel Geld für ein Land wie unseres.

Die Politik hat das Land gespalten.

Statt gemeinsam die Probleme anzugehen, geht die Regierung hart gegen die Opposition vor,

verabschiedet Gesetze, die die Wirtschaft nicht unterstützen

und setzt auf Planwirtschaft.

Die Opposition verspricht einen radikalen Kurswechsel.

Und zwar schon in den ersten 100 Tagen sollte sie die Wahl gewinnen.

In einigen Meinungsumfragen liegt sie auf vorn.

Aber Politikwissenschaftler Tendai Murisa ist weniger zuversichtlich.

Er sieht drei Szenarien für den Wahlausgang.

Das Erste ist, dass sich nichts ändert.

Die Wahl wird gefälscht und die Regierungspartei gewinnt die Mehrheit.

Im zweiten Szenario gibt es keinen klaren Gewinner.

Das könnte zu einer Art Koalitionsregierung führen, aber die Chancen sind gering.

Und drittens besteht die Möglichkeit, dass das Wahlergebnis nicht akzeptiert wird.

Dann könnte das Militär die Macht übernehmen.

Am Wahrscheinlichsten ist jedoch das erste Szenario.

Die ZANU-PF gewinnt die Wahl und macht weiter wie bisher.

Es sind trübe Aussichten für Zimbabwe, ein Land,

das sich seit Jahrzehnten in einer politischen und wirtschaftlichen Dauerkrise befindet.

Journalistinnen und Journalisten sollen unabhängig und objektiv sein.

So gebietet es das Berufsetos.

Aber klar, persönliche Erfahrungen können eine Rolle dabei spielen,

wie auf welche Art und Weise jemand eine Geschichte erzählt.

Nun ist es aber so, dass bestimmte Erfahrungen auf Schweizer Redaktionen kaum vertreten sind.

Menschen mit Behinderungen z.B. sind dem Journalismus so gut wie gar nicht vertreten.

Etwas, das sich ändern sollte, wenn es nach Inclusion Handicap geht.

Der Dachverband der Schweizer behinderten Organisationen

bildet seit kurzem nämlich selber Journalisten aus und nennt sie Reportrennen ohne Barrieren.

Philipp Schremli konnte diesen Sommer eine solche Reporterin begleiten.

Wir sind im Melchtal im Kanton Obwalten.

Reporterin Nicole Haas besucht hier ein Lager der Schweizerischen Muskelgesellschaft,

ein Lager für Kinder, die unter diversen Muskelkrankheiten leiden.

Die Jugendlichen sitzen alle im Rollstuhl,

bei vielen Tätigkeiten sind sie auf Unterstützung angewiesen.

Nicole Haas möchte eine Reportage aus diesem Lager schreiben

und unterhält sich hierfür mit einem Jugendlichen.

Du kommst ja hierher und es hat immer wieder neue Leute, die dich betreuen.

Du weisst das vielleicht gar nicht im Voraus.

Ist das für dich?

Weil du hier einfach auf Leute treffst, die du nicht kennst

und so eng in Kontakt hast mit ihnen.

Nicole Haas ist voll bei der Sache, führt Interviews, macht sich Notizen

sowie jede andere Journalistin auch.

Nur Nicole Haas ist keine gewöhnliche Journalistin,

sie ist eine Reporterin ohne Barrieren.

Was das ist, erklärt sie gleich selbst.

Eine Reporterin ohne Barrieren, die hat eine Form von Behinderung,

entweder eine körperliche, eine psychische oder eine kognitive Beeinträchtigung.

Nicole Haas leidet unter anderem an MICFS,

was man umgangssprachlich als chronisches Erschöpfungssyndrom bezeichnet.

Eine Krankheit, die sie im Berufsleben stark einschränke.

Ich kann eigentlich kaum normale Arbeitstage arbeiten,

d.h. ich arbeite in der Regel nur halbe Tage.

Ich brauche deutlich mehr Pausen als andere Menschen

und ich muss generell ein sehr gutes Energiemanagement betreiben.

Vor diesem Hintergrund mag es erstaunen,

dass sich die 41-jährige aktuell zur Journalistin ausbilden lässt,

ein Job, der manchmal ziemlich stressig sein kann.

Sie habe aber schon immer sehr gerne geschrieben, erzählt Nicole Haas,

Tagebücher, Gedichte, Sachtexte

und als sie dann vor gut einem Jahr erstmals von dem Projekt

Reporterinnen ohne Barrieren gehört habe,

haben sie sich kurzerhand entschlossen, diesen Kurs zu besuchen.

Ohne irgendwelche Ambitionen, dass ich wirklich Journalistin werde.

Und ich bezeichne mich auch heute noch nicht als solche.

Ich würde sagen, ich bin vielleicht auf dem Weg, da hin eine zu werden.

Reporterinnen ohne Barrieren ist ein Projekt von Inclusion Handicap,

dem Nachverband der Schweizer behinderten Organisationen.

Projektleiter ist Senat Gafouri.

Er sagt, Menschen mit Behinderungen seien in den Medien zu wenig präsent

und wenn doch, dann würden meistens Stereotypen reproduziert,

sie würden als Opfer dargestellt oder es würden Heldengeschichten erzählt.

Aber etwas dazwischen gibt es nicht

und seit dazwischen das realistische Bild,

dass diese Menschen ein Leben haben wie alle anderen auch,

sie einfach in gewissen Bereichen eingeschränkt sind.

Und weil dieses realistische Bild in der Berichterstattung fehle,

sei es wichtig, dass künftig mehr Menschen mit Behinderungen

in den Redaktionen arbeiten

und so ihre eigenen Sichtweisen und Erfahrungen einbringen könnten.

Das Ziel des Projekts, Reporterinnen ohne Barrieren sei es,

die angehenden Journalisten so weit zu bringen,

dass sie reguläre Journalismusausbildungen in Angriff nehmen

oder sich bei etablierten Medien für Praktikumsstellen bewerben können.

Gleichzeitig habe man aber auch eine eigene Online-Plattform geschaffen,

wo die Reporterinnen ohne Barrieren Texte veröffentlichen können,

sagt Senat Gafouri.

Wir wollen auch gute Qualität dort,

wir publizieren nur gute Qualität,

aber die Hürden sind niedriger bei uns, um zu publizieren.

Zurück im Melchtal bei Nikol Haas.

Die ersten Interviews in dem Kasten, Nikol Haas ist erleichtert.

Ich bin immer etwas nervös, ob ich gute Stimmen einfangen kann

als Journalistin, ob ich gute Zitate erhalte

und wenn dann die ersten guten Zitate da sind,

dann werde ich etwas entspannter.

Als ich sie so bei der Arbeit beobachtet,

hat man eigentlich das Gefühl,

ihr gehe alles sehr leicht von der Hand.

Doch dieser Eindruck täusche.

Ich merke das selber im Moment,

wo ich in der Aktivität drin bin, auch nicht sofort.

Aber ich werde das auf jeden Fall morgen merken.

Ich habe mir morgen von der Arbeit frei genommen.

Ich bin schon gestern nach Sarnen angereist,

damit ich nicht die Reise an einem Tag meistern muss.

Ich muss solche Aktivitäten sehr gut planen,

damit das überhaupt möglich ist.

Ich habe mir vorgestellt,

künftig als Freischaffen der Journalistin zu arbeiten.

Projektbezogen, sagt Nikol Haas.

Also große Pläne schmiede sie aber nicht.

Sie plane von Tag zu Tag.

Der Beitrag von Philipp Schremli setzt den Schlusspunkt

im heutigen Echo der Zeit.

Redaktionsschluss ist um 18.28 Uhr.

Verantwortlich für die Sendung Massimo Agostinis

für die Nachrichten Jan Grübler

am Mikrofon Christina Scheidegger.

Das war ein Podcast von SRF.

Machine-generated transcript that may contain inaccuracies.

Themen dieser Sendung:
(04:45) Auch Meloni bekommt das Flüchtlingsproblem nicht in den Griff
(08:20) Die GLP hofft auf Zugewinne bei den Wahlen
(16:31) Auf Maui ist die wichtige Stadt Lahaina weitgehend zerstört
(16:31) Ablösung der Regierung Zimbabwes eher unwahrscheinlich
(22:45) Zu wenig Journalisten mit einer Behinderung in der Schweiz