11KM: der tagesschau-Podcast: AKW-Recycling: Wohin mit dem Müll der Meiler?

tagesschau tagesschau 4/20/23 - Episode Page - 29m - PDF Transcript

Jedes einzelne Knacken, das ihr hier hört, ist ein kleines radioaktives Teilchen, was gerade zerfällt.

Und weil wir die Kraftwerke, mit denen wir jahrzehntelang Atomkraft produziert haben, jetzt zurückbauen wollen,

beschäftigen uns diese zerfallenden radioaktiven Teilchen.

Denn auch der Beton, aus dem so ein Atomkraftwerk gebaut ist, kann strahlen oder Metallrohre oder Dämmstoffe.

Da kommen tausende Tonnen pro Kraftwerk zusammen, Millionen Tonnen für den Atomausstieg und eine große Frage.

Was machen wir jetzt damit?

Eine Frage, die sich in dieser Woche besonders stellt.

Denn wir haben Woche 1 nach dem großen Ausstieg von Deutschland aus der Atomkraft.

Und deshalb Folge 2 in dieser Woche von FKM zu diesem Thema.

Am Montag ging es bei uns darum, warum Finnland gerade auf Atomkraft setzt.

Verlinken wir euch in den Schauen auf uns.

In dieser Folge ist der Filmemacher Tim Böhme bei uns.

Er hat für den NDR über Monate recherchiert und dokumentiert, wie Deutschland damit kämpft, seine AKW, also Atomkraftwerke, zu recyceln.

Und dafür war er unter anderem in den AKWs uns Büttel, Lubmin und auf einer ganz besonderen Deponie in Frankreich.

Ihr hört FKM, der Tagesschau-Podcast. Zu Hause in der ARID-Audiothek, hörbar überall, wo ihr am liebsten eure Podcasts hört.

Auf alle Fälle bekommt ihr hier ein Thema in aller Tiefe.

Heute ist Donnerstag, der 20. April.

Der Rückbau der deutschen Atomkraft, der könnte langwieriger werden, sehr viel teurer,

und vor allem um einiges konfliktreicher ablaufen als gedacht.

Oder auch zeitweise zum Erlegen kommen.

Wegen zu vieler roter Kisten.

Na, erstmal könntest du eigentlich meinen, das gesamte Kraftwerk läuft eigentlich noch.

Also es sieht eigentlich gar nicht aus wie Abbruch.

Es ist nicht so, dass jetzt da alles Helter, die das Geld überall auseinandergerissen ist,

sondern man könnte meinen, auch die könnten ja eigentlich morgen das Ding wieder anfahren.

Aber die müssen nicht so, weil schon die ersten Rohleitungen weg sind.

Und das ist halt ein wahnsinnig komplexes Objekt.

Überall laufender Rohleitung, überall sind Kabel und enge Gänge.

Brunsbüttel, das ist hier im Norden, ne?

Genau, das ist das Kernkraftwerk An der Elbe.

Und wurde ja stillgelegt, schon bereits 2007 ist es nicht stillgelegt worden, aber es ist vom Netz gegangen.

2012 ist es dann endgültig stillgelegt worden.

Und jetzt eigentlich seit letztem Jahr fangen die so richtig an, abzubauen.

Also wenn man da längst geht mit der Kamera,

da sind Stellen, wo dann steht, bitte hier nicht aufhalten für längere Zeit.

Und es ist so Bleiwesten oder Bleivände quasi,

dass man sich nicht selbst verstrahlt aus Versehen.

Ist schon auch ein bisschen gruselig, oder?

Nein, das ist voll gruselig, weil man guckt ja auch immer.

Okay, nicht nur ein bisschen, sondern voll.

Nee, man guckt ja immer runter auf sein Dosimeter.

Ist das schon angeschlagen, läuft da schon was?

Weil wie gesagt, man kann es nicht riechen, man kann es nicht sehen, man kann es nicht fühlen.

Und man denkt ja schon, gut, jetzt mache ich diesen Film,

aber ich möchte mich ja nicht unbedingt verstrahlen dafür.

Und das ist ja nicht der normale Umgang für uns.

Also für uns ist ja was ganz Besonderes, wenn man auf so einen Ort kommt.

Das ist ja selten.

Wenn man dadurch die Gänge geht, steht alles voll mit roten Küsten bis zur Decke.

Und auch in der Turbinenhalle.

Ist auch alles rund um die Turbine, ist alles voll mit diesen Kisten.

Und das Problem ist natürlich, dass sie diese Kisten jetzt nicht loswerden.

Die wissen nicht wohin damit.

Was sind das für rote Kisten?

Ja, das sind Kisten, die sind so ungefähr so groß wie eine Europalette.

So muss man sich vorstellen.

Und da wird alles, was in diesem Kraftwerk abgebaut wird, zerkleinert.

Also es muss in diese Kisten reinpassen.

Quasi ist das das Nadelöhr.

Alles, was aus dem Kraftwerk rauskommt, muss in diese Kisten rein.

Und auch so eine Freimessanlage geschleutzt werden.

Das heißt, man muss sich vorstellen, dass es ja riesige Komponenten,

riesige Teile, alles muss zerkleinert werden.

In handliche Teile, das ist da reinpasst.

So.

Und das heißt, wenn wir jetzt wissen, wir wollen das recyceln,

dann wird erstmal eine Vormessung gemacht.

Durch diese Vormessung entscheiden sie schon,

okay, das kriegen wir jetzt nicht so weit, die kontaminiert.

Das können wir überhaupt nicht freigeben.

Wir kriegen es total gut, die kontaminiert,

runter auf diese 10 Mikrosiewert, auf die wir vielleicht gleich nochmal kommen.

Das würde ich jetzt nochmal aufheben.

Wir kriegen das gut, die kontaminiert.

Die spezifische Freigabe, das sind Sachen, die strahlen etwas mehr.

So kann man es einfach sagen.

Also man denkt ja immer, Freigabe oder Freimessen,

das ist dann völlig frei von Radioaktivität.

Nein, so ist es nicht.

Es ist nur unter ein gewissen Schwellenwert.

Und bei der spezifischen Freigabe ist das halt so hoch,

dass es in irgendeiner Form vermengt werden muss

oder überdeckt, also weg von den Menschen oder verdünnt.

Okay.

Das kann zurück in den Kreislaufwirtschaft

oder es kann sonst auch normal weggeschmissen werden

oder verbrannt werden.

Aber was ist denn jetzt das Problem mit diesen roten Kisten?

Die wissen nicht mehr wohin damit.

Überall stehen diese roten Kisten rum,

auf den Gängen in der Turbinenhalle.

Und die wissen nicht, wie sie sich da bewegen sollen.

Die müssen immer sozusagen so ein bisschen verfrachten,

alles rüber in eine Ecke und weiterstabeln.

Und der Ablauf fehlt einfach aus dem Kernkraftwerk.

Gibt Nächte, da kann man tatsächlich von roten Kisten träumen.

Also wenn man wirklich sieht, wie viel Material wir

in allen Bereichen stehen haben

und dass wir wirklich damit ja gedanklich schirmlieren müssen,

dann kann das einen durchaus mal verfolgen, ja.

Ich hatte auch den Leiter des Abbaus sozusagen.

Es waren Hohnefälle.

Und da hat mir einfach die Komplikation gezeigt,

wie kompliziert es ist, so ein Kraftwerk abzubauen.

Da müssen ja Testmessungen gemacht werden von allen Rohlleitungen.

Und diese Testmessungen, die ergeben,

dann was da wirklich an Kontamination drin ist.

Also so kann man sich auch nicht einfach messen mit einem Gerät,

sondern man muss genau wissen, welche Nukleide dort sich befinden.

Im Grunde genommen wird ja jedes Material separat behandelt.

Also ob es jetzt Edelstahl ist,

oder ob es Aluminium ist,

oder ob es Dämmstoffe sind,

die müssen natürlich alle separater behandelt werden.

Also insofern ist es schon eine Trennung.

Die Sachen, die jetzt hoch radioaktiv sind,

die kommen nicht in die roten Kisten,

sondern die müssen ja dann separat verpackt werden.

Die kommen dann irgendwann mal in Schacht Konrad.

Das ist so ein Endlager.

Das ist aber noch nicht im Betrieb.

Nur in diesem Endlager gibt es wenig Platz,

nur ungefähr 300.000 Tonnen.

Und deswegen haben sie das Problem,

dass natürlich diese Sachen, die nicht so doll strahlen,

wollen sie woanders unterbringen.

Und das ist ja im Grunde der Streit, der dann entfacht darüber.

Wenn das nicht möglich ist,

ist es Vorhaben innerhalb von 12 Jahren abzubauen.

Nur noch schwer möglich,

sodass wir tatsächlich eigentlich nur noch einige wenige Monate

Abbau betreiben können,

bis dann die letzten Ecken auch gefüllt sind.

Und das Material dann sich soweit zurückstaut,

dass ja kein Fortschritt mehr möglich ist.

Ist das wirklich richtig?

Nur noch ein paar Monate?

Im Grunde ja.

Es gibt einen Grenzwert von 10 Mikrosiewert für Müll aus dem Atomkraftwerk.

Beton, Rohre, alles Mögliche.

Und wenn dieser Wert unterschritten ist,

dann gilt das als freigemessen.

Und das darf dann einfach weggeschmissen werden

oder verbrannt werden

oder wie du sagst, zurück in die Kreislaufwirtschaft,

also in den Straßenbau oder ähnliches,

oder aber deponiert werden.

Aber das läuft ja irgendwie nicht so richtig.

Da gibt es gerade Stau bei den roten Kisten.

Die gehen nicht raus.

Tim, woran liegt das?

Na ja, die haben jetzt ja überlegt, wo können wir das Zeug hinpacken.

Und da hat sich ja keiner gemeldet.

Ja, ich nehme es.

Normalerweise sollte es ja eigentlich im Kreis dort deponiert werden,

wo es anfällt.

Und so hat man halt gesucht im ganzen Land.

Überall, wenn man durch Schleswig-Holstein gefahren ist,

hat man gesehen, transparente, hier, keiner Turm-Müll.

Da ist natürlich keiner da, der als Erstes da mitmachen möchte.

Und dann gab es einen runden Tisch mit Robert Habeck damals noch,

als er Umweltminister war.

Und man hat alles überlegt,

aber es war eigentlich nicht so richtig ergebnisoffen.

Es war schon klar, dass sie die Deponie bevorzugen würden,

weil sie auch eigentlich keine Alternative haben.

Da haben wir mal gesagt, wir werden jetzt gucken,

welche ist am besten geeignet.

Und da haben sie gesagt, Lübeck-Niermark

und noch eine weitere, Johannisthal.

Und da gab es dann eine Zwangsuweisung.

Also das heißt nicht Zwangs, das heißt Zuweisung.

Zwangsuweisung kommt eigentlich von den Aktivisten.

Die heißt es Zuweisung.

Das wollte man natürlich auch nicht so auf sich sitzen lassen.

Und so hat dann die Gemeinde eigentlich geklagt dagegen.

Nicht weil es radioaktiver Abfall ist,

ist es ja ja nicht offiziell, weil er ja freigemischt ist,

dass sie nicht so freigemischt sind.

Und die haben natürlich Angst, dass sie jetzt irgendwann,

jetzt kommt irgendwann Brockdorf auch noch.

Und Kromil ist auch noch da, wird auch abgebaut.

Dass sie irgendwann sozusagen Vorreiter werden im Land

für diesen freigemäßenden Atomüll.

Also es gibt viele Leute, die das sehr kritisch sehen.

Natürlich oftmals ist es auch so,

dass sie vielleicht betroffen sind,

dass in der Nähe eine Deponie stehen.

So eine Betroffene habe ich auch kennengelernt, Marie Weigner.

Da steht überall, dass es nicht strahlendes Zeug ist.

Also das ist richtig propagandar.

Da wird halt beschwichtigt und verharmlost, wo es so geht.

Das Blaue Haus sind wir und die Deponie ist hier.

Also es liegen wirklich nur in der Hand voll Felder dazwischen

und eine Autobahn.

Sie hatte ein Haus gebaut,

eine unmittelbare Nähe der Deponie.

So, und denn gerade als sie einzogen,

kam dann die Nachricht,

oh, es soll auch hier dieser Atomschutt dort deponiert werden.

Und das hat sie natürlich erst mal aufgeschreckt.

So, und jetzt denkt man bei freigemäßendem Atomüll,

Rückbauschutt, wie es hier heißt.

Ja, jetzt nicht gleich daran, dass das Zeug strahlt.

Weil freigemäßend impliziert ja irgendwie, dass es nicht strahlt,

sodass dann erst die begründeten Sorgen,

erst im Laufe der Recherche kamen, ehrlich gesagt.

Sie beteuert, dass es nicht Nimbius, also Naht im Mayberg,

ja, das ist nicht, was sie antreibt,

sondern sie findet einfach das ganze System irgendwie,

auf dem Kopf gestellt, also irgendwie komplex.

Und wieso können wir das nicht anders machen?

Okay, also das heißt, die Leute in Lübeck,

die wollen das nicht so gerne da haben, aus Gründen,

und machen sich sehr viele Sorgen.

Und die haben jetzt dagegen geklagt.

Sind diese Zweifel denn eigentlich berechtigt,

die die da haben und diese Sorge?

Ja, das kommt drauf an, wenn man spricht.

Das gibt sowas, das nennt sich das Zehn-Mikrosiewert-Konzept.

Und die Zehn-Mikrosiewert, da muss man sozusagen,

haben wir, glaube ich, noch nicht gesagt.

Das ist aber ganz wichtig, natürlich Zehn-Mikrosiewert im Jahr.

Das heißt, über ein Jahr gesehen darf ich nicht mehr

als Zehn-Mikrosiewert abbekommen von diesen Stoffen.

Also, Mikrosiewert ist Dosierung, also die Dosis,

die ein Mensch bekommt.

Das ist ja eigentlich das, was interessiert.

Die Strahlung ist ja in Bäckerell gemessen.

Wo ist der Unterschied?

Bäckerell ist der direkte Zerfall der Atome, kann man da messen.

Und ein Einzelnen, das so genau ist das,

dass man ein Einzelner Atom detektieren kann.

Aber die Siewert, den Mikrosiewert, das ist Dosierung.

Das wird errechnet.

Und um das mal ein bisschen einzuordnen,

Zehn-Mikrosiewert, wie viel ist das eigentlich?

Das ist ja das, was erlaubt es sozusagen.

Und dann kann es überall landen.

Für die Betreiber und auch für die Bundesregierung

ist das dann nicht mehr radioaktiv.

Okay, also Zehn-Mikrosiewert ist intergränzwert.

Dann ist es offiziell nicht mehr radioaktiv.

Dann ist es ganz normaler Müll, der irgendwo in der Recycling.

Dann muss man es auch nicht mehr radioaktiv nennen.

Das ist dann nicht mehr radioaktiv.

Obwohl es natürlich stimmt ja nicht.

Das ist auch der Streit, der entbrannt.

Es ist natürlich trotzdem etwas radioaktiv und nicht sehr.

Und Zehn-Mikrosiewert ist nicht so viel.

Das muss man sagen, das stimmt.

Zum Beispiel ein Flug nach New York,

durch das die Höhenstrahlung,

ungefähr 60 Mikrosiewert, so kann man sagen.

Und ich meine, in Deutschland ist ungefähr,

kommt jeder von uns 2100 Mikrosiewert ab,

einfach weil wir hier leben.

Wegen Höhenstrahlung, Radorn aus dem Boden.

Also wir kommen da ganz nicht weg von.

Also wir haben immer ein bisschen Strahlung um uns herum.

Und so denkt man, Zehn-Mikrosiewert, das ist ja so wenig,

dann müssen wir uns nicht drum kümmern.

Aber da ist genau, da liegt das Problem.

Weil es wird errechnet.

Und es wird errechnet mit vielen, vielen Parametern

und vielen Annahmen.

Und die Kritiker sagen, ja, also, das glauben wir so nicht.

Okay, also die glauben nicht, dass die Zehn-Mikrosiewert unbedenklich sind.

Naja, wenn es wirklich Zehn-Mikrosiewert sind,

dann vielleicht schon, nur sie glauben,

das könnte viel, viel mehr sein.

Weil sich das immer addiert.

Das heißt, wenn jetzt aus dieser Freimaschanlage etwas rauskommt,

spezifisch freigemessen, sagen wir Metall.

Und daraus wird eine, weiß ich, eine Bratpfanne gemacht.

Und die strahlt nur ein bisschen.

Vielleicht halten Sie das ein, dass sich auch alles errechnet.

Das ist ja alles nur Statistik.

Gut, das ist das eine.

Dann habe ich Beton-Recycling aus dem Kraftwerk.

Das liegt bei mir auf der Terrasse.

Da strahlt vielleicht auch ein bisschen.

Und diese Sachen addieren sich dann.

Und die Kritiker befürchten einfach,

dass das unkontrolliert entlassen wird.

Also nicht unkontrolliert, schon kontrolliert,

aber dass man eigentlich den gesamten Effekt

nicht so richtig 100%ig nachvollziehen kann

und nach errechnen kann.

Das ist einfach zu kompliziert.

Das ist ein ungutes Gefühl, glaube ich, für die Leute.

Die sind einfach verunsichert.

Die haben auch Angst, dass sie Sachen verwehen.

Die haben Angst, dass sie Sachen ins Grundwasser gehen.

Ist sie berechtigt?

Also die Frage ist eher so, kann man es vielleicht besser machen?

Wenn das schon ein bisschen paradoxier ansonsten,

kann man sich ja nicht so viel abgucken von den Franzosen.

Wir an der Dreharbeiten hat Marie immer

von diesem Konzept von der Immunotopinien in Frankreich gesprochen.

Das ist ja interessant,

dass die Kritiker irgendwas an Frankreich loben.

Das Festhalten an der Atomenergie ist natürlich verwerflich,

aber der Umgang mit diesem schwachradioaktiven Müll,

das ist vorbildlich, das kann man sagen.

Das muss man natürlich so trennen.

Und nun hat natürlich keiner von denen das jemals gesehen.

Deswegen haben wir das dann organisiert,

dass wir uns das vor Ort richtig in Frankreich angucken können.

Was ist denn eine Monodeponie?

Eine Monodeponie ist eigentlich für eine Sorte von Stoff,

in diesem Fall radioaktiven Stoff.

Da wird im Grunde alles, was aus diesem Kontrollbereich,

im Kernkraftwerk ist da um den Reaktor rum, kann man sagen.

Alles, was dort anfällt,

wird automatisch als Atommüll deklariert

und in diesen erdnahen Endlagern, kann man sagen, verfrachtet.

Und dort aufbewahrt.

Okay, das heißt, die machen nicht diese Trennung,

die wir vorher machen, typisch Deutsch, Mülltrennung,

die ganze Zeit, das machen die nicht.

Nein, die sagen gleich, ne, sobald das im unmittelbaren Umfeld

vom Reaktor ist, dann ist das für uns Atommüll

und dann wird das dort in diese Monodeponien verfrachtet.

Also, un mon verier ist eine Anlage,

das ist die zentrale Anlage dort in Frankreich.

Und die waren nett genug, uns da auf die Anlage zu lassen.

Also, die sind auch ganz überrascht,

dass sie mal sozusagen im positiven Licht stehen,

so was die Kernkraft anbelangt.

Die sind auch eher sehr kritisch, die Franzosen.

Und im Grunde genommen sind das so große, lange Hallen,

Leichtbau Hallen.

Und in diesen Hallen wird nochmal ein Graben ausgehoben,

ungefähr acht Meter tief, glaube ich.

Und dort wird dann der ganze Atommüll in Containern

oder in Bigbergs, je nachdem, was es ist,

wird da reinverfrachtet.

Und immer Schicht für Schicht wird das aufgebaut

und dann verdichtet mit Sand.

So was man dann so einen ganz kompakten Müllberg am Ende hat.

Und wenn dieser Müllberg fertig ist,

dann wird er mit Lämen überzogen,

so mit einer dicken Lämschicht.

Und unten ist auch Lämen.

Und da soll es dann erst mal bleiben.

Netterweise hat Frank Tourette und das Ganze gezeigt.

Der ist dort der Direktor.

Und der ist sehr stolz auf seine Anlage.

0 in Alpha, 1,3 in Beta Gamma.

Alles weit unter den Grenzwerten.

Wenn ich den hier auf einen Sack Phosphatdünger lege,

dann würde der Zähle explodieren

aufgrund der natürlichen Radioaktivität.

Okay, also in Frankreich gibt es diese Diskussion gar nicht.

So wie hier, ist das jetzt noch ein bisschen verstrahlt

oder zu viel, geht das wieder in den Kreislauf?

Könnte doch so einfach sein, geht doch,

warum machen wir das nicht auch so?

Naja, es ist kompliziert.

Es ist ja so, es ist vielleicht eine gute Lösung,

aber in Deutschland haben wir solche Deponien nicht.

Die ist auch nicht vorgesehen erstmal.

Also wir haben tatsächlich auch eine Gesetzeslage,

die uns zwingt, zu recyceln, was irgendwie recycelt werden kann.

Also wir dürfen es dann immer, das ist tatsächlich so.

Also man müsste die Gesetze ändern, wie viele diese Sachen.

Also man kann sich das alles ausdenken,

aber im Moment geben die Gesetze das gar nicht her.

Aber das grundlegende Problem ist, außer die Gesetzeslage,

es gibt ja viele Probleme.

Aber das allergrößte Problem ist eigentlich,

kein Politiker hat Lust sich da rauszuhängen

und sowas in die Welt zu schaffen hier in Deutschland.

Warum sollten wir das tun?

Das gibt ja nur Ärger, damit kann man ja kein Blumentopf gewinnen.

Die Franzosen machen es also einfach so,

dass alles, was aus einem Atomkraftwerk rauskommt,

auf eine Deponie verfrachtet wird.

Klingt simpel.

Es ist aber anscheinend hier so nicht möglich.

Wir haben verschiedene Kategorien.

Und die niedrigste, die unter 10 Mikrosiewert liegt,

die darf dann in den Recyclingkreis laufen oder auf die Deponie.

Lass uns vielleicht an der Stelle nochmal über diesen Grenzwert sprechen,

was der eigentlich aussagt.

Also der Wert an sich ist ja auch so ein bisschen erfunden

Mitte der 80er Jahre von der Atomic Industry Dissociation.

Da hat man sich einfach überlegt,

was denken wir, ist ungefährlich.

Und das hätte jetzt 10 Mikrosiewert sein können,

das hätte aber auch 100 Mikrosiewert sein können.

Aber der Punkt ist einfach,

dass man das einfach nicht in der Umwelt haben will.

Also früher war es halt so, da hatte man gesagt,

man muss es vermeiden, wo immer möglich.

Und das ist jetzt eine Abkehr davon,

wenn man sagt, dass man das doch auf Deponien verfolgt.

Aber also wenn das so beliebig scheint,

bräuchten wir dann nicht eigentlich neuere belastbare Studien?

Gibt es da was?

Die Kickstudie, Kinder im Kernkraftwerk umfällt.

Das ist die beste Studie, die man machen kann?

Prof. Hoffmann, der war im Beirat von dieser Studie.

Und da ging es darum, ob es Krebsfälle

in unmittelbarer Nähe von Kernkraftwerken in Deutschland gibt.

Die Hauptfrage war, gibt es ein Risiko?

Die Antwort heißt ja.

Alle sehr, sehr überrascht.

Das sind nicht viele Fälle.

Es sind in der gesamten Laufzeit der Artumkraftwerke in Deutschland

160 zusätzliche Kinderkrebsfälle.

Im Grunde her hätte das gar nicht sein dürfen.

Aber diese statistisch doch belegbar.

Die Studie wurde eigentlich ausgelegt,

um zu beweisen, dass das alles Quatsch ist.

Und die Kollegen, die die Studie gemacht haben,

also das war ja die Universität Mainz,

die waren fest davon ausgegangen,

dass sie jetzt mal endlich belegen können,

dass es kein Risiko ist.

Weil sich das einfach nicht vorstellen konnten,

dass bei diesen ja relativ niedrigen Dosen,

um die es da geht, schon ein messbarer Gesundheitseffekt da ist.

Aber sie mussten sich dann eben eines Besseren belehren lassen

durch die eigenen Daten.

Kinder unter fünf Jahren erkranken häufiger an Leukämie,

je näher sie an einem Kernkraftwerk leben.

Aber diese Studie war umstritten.

Kritiker haben gesagt, man hätte ja gar nicht die Strahlenbelastung

der Kinder gemessen, sondern eben nur, wo sie wohnen.

Und deshalb kann man da keinen Zusammenhang ableiten

zwischen der Radioaktivität der Reaktoren

und der höheren Krebsrate bei den Kindern.

Ja, und das hat halt erstmal einen großen Aufschrei ausgelöst.

Aber dann wurde im Grunde gesagt,

Moment, nee, das muss ja methodisch irgendwie nicht richtig sein,

das kann ja gar nicht sein, das ist ja viel zu wenig.

So, und das zeigt aber nur im Prinzip,

dass da doch vielleicht so ein bisschen Dinge sind,

die wir noch nicht ganz verstehen mit der Strahlung.

Weil über die Jahrzehnte ist diese Schwelle zur Schädlichkeit

immer weiter gesunken.

Ich glaube, dass das auch noch ein Risiko ist, es ist klein,

aber vermeidbar und deswegen sollte man es eben auch vermeiden

und sollte auch das Müllmanagement von diesen so genannten

freigemessenen Materialien aktiv betreiben

und nicht alles sozusagen so tun,

als ob es gar nicht belastet wäre.

Na ja, gleichzeitig müssen wir irgendeine Lösung finden,

also wenn wir die Atomkraftwerke zumachen,

dann müssen wir irgendwo damit hin,

irgendwo muss der Müll ja landen.

Was machen wir denn jetzt da?

Ja, also es ist ja so,

das gibt ja viele verschiedene Möglichkeiten

und was die Kritiker von der jetzigen, von der Freimessung

im Grunde propagieren, wir anliebsten würden

dies an Ort und Stelle belassen, im AKW selbst.

Das heißt, ja, die eine Sache wäre natürlich

jetzt einfach zumauern und sichere Einschloss

und gar nichts mehr damit machen.

Okay.

Da gibt es aber viele Kritiker, die natürlich sagen,

Moment, ja, das können wir nicht machen.

Irgendwann denn in 100 Jahren muss ja auch wieder jemand ran

und das machen dann vielen, die ganzen Experten.

Jetzt haben wir die Leute, die wissen, wie das geht.

Dann gibt es natürlich die Möglichkeit,

abbauen, aber dort bunkern.

Das heißt, man baut alles ab, so wie man es jetzt auch macht,

aber lässt alles dort am AKW.

So, aber das muss man dann auch.

300 Jahre lang muss man dieses Gebäude da behalten.

Ja.

Und deswegen haben sie ja entschieden,

dass das mit den Abriss und Deponieren und Recycling

in Deutschland, das ist das Akk-Recycling,

das kann also ganz schön kompliziert sein.

Eine Menge Erfahrung damit haben wir ja in Deutschland

in Lubmin, in Mecklenburg-Vorpommern.

Und da war es ja auch für deinen Film, ne?

Das ist ja das erste deutsche Kernkraftwerk,

was im Abbau befindlich war.

Das ging ja schon 1995 los.

Es wurde ja 1990 geschlossen.

Das fand sich kein Betreiber.

Das war ja ein DDR-Kraftwerk.

So wirtlicher Bauart.

Das wollte nach Chernobyl keiner mehr betreiben, so gerne.

Und dann wurde es schon damals stillgelegt.

Und auch mit 1995 wurde es dann schon abgebaut.

Und seitdem bauen sie da ab.

Das heißt, dass es jetzt schon längeren Abbau befindlich,

als es jemals Strom produziert hat.

Und wenn man dort durch die Hallen dort streitet,

also durch diese Gänge,

das sieht echt aus wie so ein Lost Place.

Also dort sind die halt in einigen Teilen

das Reaktor schon weiter,

das Reaktor eigentlich nicht, sondern in die Nebengebäude.

Der eigentlichere Reaktor, der steht eigentlich noch da.

Also diesen Teil, wo die Druckgefäße sind ausgebaut,

in so besonderen Hallen.

Aber eigentlich das Reaktorgebäude ist noch völlig kontaminiert.

Also da müssen die überall noch ran.

Also es wird noch ewig dauern, bis die da jemals fertig sind.

Oh, okay.

Also wenn das schon noch so lange dauert

und wir überlegen uns, wie viele Atomkraftwerke

gibt es nach Deutschland?

Naja, es gibt 31 insgesamt.

Das ist so ein bisschen wie man es rechnet.

Aber wenn man sagt, die Leistungsatomkraftwerke,

dann sind es 30.

Die Letzten gehen ja jetzt vom Netz so.

Und da steht eine, also es wird vielleicht nicht alles

so lange dauern wie in Lupmin.

Das kann schon sein, das war ja so eine Art Generalprobe.

Aber das ist etwas, was uns noch lange, lange, lange beschäftigen wird.

Also in Lupmin kann man sagen, die rechnen jetzt,

dass die die Gebäude Ende der 30er Jahre vielleicht abreißen,

aber die Termine haben sich ja immer verschoben.

Aber dann sind noch die ganzen Großkomponenten da,

die auseinandergenommen werden müssen.

Und das soll dauern bis in die 60er Jahre.

Aber ich habe auch schon 70er gehört.

Und dann sind immer noch da die Kastoren

mit den hochradioctiven Zeug.

Damit wissen wir auch noch nicht, was wir machen sollen.

Da suchen wir unsere Endlage.

Das wird auch erst in der Mitte des Jahrhunderts losgehen.

Ja, wow.

Wenn wir uns das vorstellen,

auf diese 31 Atomkraftwerke übertragen, die wir noch haben,

das wird auch eine ganze Weile dauern.

Ja, das bleibt.

Das ist ein Jahrhundertprojekt eben.

Und es wird auch über die Grenzwerte diskutiert.

Es wird diskutiert über die Kategorien,

über die verschiedenen Arten von Freigaben

und auch darüber, wo das eigentlich hin soll.

Das ist auch nicht so leicht.

Und das dauert anscheinend unglaublich lange.

Und es wird sehr, sehr viel darum gestritten.

Wie können wir denn da weiterkommen?

Man kann zumindest sagen,

die Sachen, die spezifisch freigemessen sind,

die wir haben, die wir haben,

die wir nicht sagen, die Sachen, die spezifisch freigemessen sind,

also die etwas mehr strahlen,

die sozusagen zwangsweise verdünnt werden müssen,

zwangsweise deponiert werden müssen,

mit irgendwas überdeckt werden müssen,

dass diese Sachen irgendwie anders behandelt werden

und nicht auf eine normale Deponie kommen.

Muss das so sein wie in Frankreich?

Nein, glaube ich nicht.

Dann kann sicherlich das auch anders lösen.

Aber vielleicht sollen diese Sachen dann auf dem AKW-Gelände bleiben.

Nur diese Sachen.

Die Lösung habe ich natürlich auch nicht parat.

Das ist nicht komplex.

Aber es wird sicherlich noch mehr Diskussion geben müssen darüber.

Und auch mit offenen Ergebnissen.

Irgendwann muss es halt eine Lösung geben für die roten Kisten.

Und ich glaube, wenn man ehrlich damit umgeht,

dann können wir nochmal eine richtige Diskussion aufmachen.

Und ich glaube, das braucht es.

Denn ein zweites Chorleben mit diesen Protesten,

ich glaube, das will keiner erleben.

Das war FKM, der Tagesschau-Podcast.

Wir schauen in der AID-Audiothek und überall, wo es Podcasts gibt.

Die Doku von Tim Böhme findet ihr im Netz unter dem Titel

Abriss der Atomkraftwerke.

Wie gefährlich ist der Bauschutt?

Den Link haben wir euch in die Shownauts gepackt.

Folgenautor ist Stefan Beutting.

Mitgearbeitet hat Lena Gürtler.

Produktion gehad Vico, Alex Berge und Konrad Winkler.

Redaktionsleitung Lena Gürtler und Fumiko Lippen.

FKM ist eine Produktion von BR24 und NDR Info.

Mein Name ist Victoria Michalsack.

Wir hören uns morgen wieder.

Tschüss.

Hallo, ich bin es nochmal mit einem Podcast-Tipp.

Proteste rund um Kernkraftwerke gibt es schon seit Jahrzehnte.

Wir haben auch noch ein Video,

das wir in der AID-Audiothek-Audiothek-Audiothek-Audiothek

über die AID-Audiothek-Audiothek-Audiothek

über die Kernkraftwerke gibt es schon seit Jahrzehnten.

Die Bilder aus Wackersdorf,

Ende der 80er-Jahre kennen bestimmt noch einige.

Vermunkte Autonome gegen prügelnde Polizisten,

Steinewerfer gegen Wasserwerfer.

Bei den Protesten damals ging es um die geplante Atomare-Wiederaufarbeitungsanlage

in der Oberpfalz.

Die dreiteilige Reihe, die Wackersdorf Story von Radio Doku,

erzählt, wie Oberpfälzer Bürger sich den Protesten anschließen,

die bis dahin noch nie auf einer Demonstration gewesen waren.

So wie Irga Dietl, die war bereits Großmutter,

als sie angefangen hat zu protestieren.

Oder der Bauer Josef Fischer,

der mit einem aufmöpfigen Slogan auf seinem Scheunentor

zu einer Großaktion provoziert hat.

Die dreiteilige Serie, Die Wackersdorf Story,

gibt es in der AID-Audiothek.

Machine-generated transcript that may contain inaccuracies.

Deutschland hat abgeschaltet und ist raus aus der Atomstromerzeugung. Doch unklar ist, wohin mit dem Müll der Meiler, mit den vielen Millionen Tonnen Bauschutt, die dort auf ihren Abtransport warten. Das Gesetz verpflichtet zum „Recycling“. Doch dagegen regt sich Widerstand. Wie finden wir heraus aus dem Entsorgungsdilemma? 11KM mit einer Abriss-Geschichte über das endlos scheinende lange letzte Kapitel der deutschen Atomkraft. Tim Boehme war unter anderem in den Kraftwerken Brunsbüttel und Lubmin und zeigt in seiner Doku, wie kompliziert der Abriss ist und wie groß die Ratlosigkeit, wie wir am besten mit dem AKW-Bauschutt umgehen sollen.



Abriss der Atomkraftwerke: Wie gefährlich ist der Bauschutt?

https://www.ndr.de/fernsehen/sendungen/45_min/Abriss-der-Atomkraftwerke-Wie-gefaehrlich-ist-der-Bauschutt,sendung1302376.html



Finnland geht einen anderen Weg und sagt: Atomkraft: Ja, bitte! Eine 11KM-Episode über den finnischen Weg:

https://1.ard.de/11KM_Podcast_Finnland_Atomkraft



Und hier noch unser Podcast-Tipp: Die Wackersdorf-Story:

https://www.ardaudiothek.de/episode/radiodoku/die-wackersdorf-story-1-3-oma-geht-demonstrieren/bayern-2/10712439/



An dieser 11KM-Folge waren beteiligt:

Autor:Stephan Beuting

Produktion: Kondrad Winkler, Alex Berge, Christoph van der Werff, Jürgen Kopp, Simon Schuling

Redaktionsleitung: Fumiko Lipp und Lena Gürtler

11KM: der tagesschau-Podcast wird produziert von BR24 und NDR Info. Die redaktionelle Verantwortung für diese Folge trägt der BR.