Echo der Zeit: Abgang der RUAG-Chefin wird mehrheitlich gutgeheissen

Schweizer Radio und Fernsehen (SRF) Schweizer Radio und Fernsehen (SRF) 8/7/23 - 42m - PDF Transcript

Radio-SRF Echo der Zeit mit Simon Hulliger Unsere Themen am 7.

August, ein Abgang mit Fragezeichen, die Chefin der Ruhr-Aktritt zurück, wie weiter mit dem

Rüstungskonzern. Niger in der Hand der Putschisten. Warum das für Frankreich ein Problem darstellt?

Wenn jetzt Frankreich vielleicht den Niger sogar verlassen muss nach dem Putsch,

ist das natürlich eine politische diplomatische Niederlage. Sagt unser Mitarbeiter in Paris.

Dann große Armut und massive Bandengewalt. Ist Haiti ein gescheiteter Staat?

Naja, im Augenblick ja. Ich würde aber nicht sagen, dass es Haiti insgesamt angemessen

Kennzeichen hat. Haiti ist nicht wirklich aussichts- und hoffnungslos.

Erklärte Haiti-Kennner Oliver Gliech. Und? Strategisches Grasen. Ziegen fressen gezielt,

schneisen in den Wald zur Brandprävention. Ein Besuch bei den Feuerwehrziegen in Chile.

Im Echo der Zeit.

Wir beginnen mit den Nachrichten und Manuel Riesi. Am Weltpfadilager in Südkorea

machte den Teilnehmenden zuerst die Hitze zu schaffen. Jetzt müssen sie in Sicherheit gebracht

werden, weil sich ein Typhoon nähert. Unter den Teilnehmenden befinden sich auch 1.400

Schweizer Pfadfinderinnen und Pfadfinder. Für sie konnte eine neue Unterkunft gefunden werden.

Sie müssen zwar das Gelände des sogenannten Chambourilagers verlassen,

werden aber gemeinsam im Großraum der Hauptstadt Seoul untergebracht. Dort soll Ende Woche auch

die Abschlussveranstaltung des internationalen Pfadilagers stattfinden, wie Barbara Hochuli

von der Delegationsleitung zur Radio SRF sagte. Eine frühere Heimreise sei für die

Schweizer Delegation kein Thema gewesen. Die südkoreanischen Behörden hatten beschlossen,

das Lager morgen zu evakuieren, weil am Donnerstag ein Typhoon das Gelände erreichen soll.

Die Arbeitslosenquote in der Schweiz ist im Juli bei 1,9 Prozent geblieben. Das meldet das

Staatssekretariat für Wirtschaft, Echo. Knapp 88.000 Personen seien bei den regionalen

Arbeitsvermittlungszentren als arbeitslos registriert gewesen, 2.500 mehr als noch im Juni.

Zurückgegangen ist dagegen die Zahl der offenen Stellen. Im Kanton Aargau kandidieren dieses

Jahr über 700 Personen für die 16 Nationalratssitze, das sind 44 Prozent mehr als bei den Wahlen 2019.

Das teilt die Aargauer Staatskanzlei mit, nachdem die Anmeldefrist heute Mittag abgelaufen ist.

Der Frauenanteil stieg um gut 3 Prozent, punkte auf knapp 41 Prozent. 291 Kandidatinnen

zwischen 18 und 85 Jahren wollen ihre Parteien und den Kanton Aargau künftig im Nationalrat vertreten.

Die Hitze in Italien hat den Menschen arg zugesetzt. Dies zeigt die Sterberate für den Monat Juli.

Die Sterberate war im Juli laut dem italienischen Gesundheitsministerium überdurchschnittlich

hoch. Im Zentrum und im Süden Italiens seien 7 Prozent mehr Verstorbene registriert worden,

als in den Julimonaten der vergangenen Jahre. Die Rekordtemperaturen von teils über 40 Grad

hätten vor allem bei Menschen über 75 Jahren zu mehr Todesfällen geführt, sagt das Gesundheitsministerium.

Die britische Regierung hat 50 Migranten auf einem Schiff vor der südenglischen Küste

einquartiert. Sie sollen auf dem dreistöckigen Lastkahn im Hafen von Portland leben, bis

ihre Asylverfahren abgeschlossen sind. Insgesamt sollen künftig 500 Männer auf dem Schiff untergebracht

werden. Die britische Regierung will so Kosten einsparen. Sie gibt nach eigenen Angaben täglich

Millionen von Pfund für die Unterbringung von Asylsuchenden aus. Kritikerinnen und Kritiker

sagen, die Unterkünfte auf dem Schiff seien menschenunwürdig. Zum ersten Mal seit 50 Jahren

will Russland am Freitag wieder eine Mondmission starten. Eine Trägerakete soll dann eine

Raumsonde ins All bringen, wie die russische Raumfahrtbehörde Roscosmos mitteilt. Ursprünglich

hätte die Mission schon im Herbst 2021 starten sollen. Wegen technischer Probleme war dies aber

nicht möglich. Eigentlich hatte Roscosmos mit der europäischen Raumfahrtbehörde ESA am

Mondprogramm gearbeitet. Nach dem Einmarsch in die Ukraine hat die ESA die Zusammenarbeit aber

beendet. Und noch eine Meldung vom Fußball an der Weltmeisterschaft der Frauen stehen die

Gastgeberinnen aus Australien und die Engländerinnen im Viertelfinal. Australien besiegte Danemark

mit 2 zu 0. Zuvor waren England gegen Nigeria im Penaltychissen mit 4 zu 2. Die Börsendaten von

18.04 geliefert von 6. Das Swiss Market Index schließt bei 11.107 Punkten plus 0,1%. Der Dow Jones

Index in New York steigt um 0,9%. Der Euro wird zu 96°15 gehandelt, der Dollar zu 87°43.

Und jetzt zum Wetter. Heute Abend wird es allmählich trocken. Morgen scheint im Norden

nebst einiger Wolkenfelder zeitweise die Sonne. Nach einem kühlen Morgen wird es am Nachmittag

rund 23° warm. Im Süden bleibt es meistsonig bei 26°. Die Chefin des Rüstungskonzerns

Ruak Brigitte Beck hatte in letzter Zeit mehrmals mit umstrittenen Aussagen zur

Schweizer Neutralität für Aufsehen gesorgt. Über die Weitegabe von Kriegsmaterial aus der

Schweiz vertrat sie eine andere Position aus der Gesamtbundesrat. Nun verlässt sie das Unternehmen

nach bloß einem knappen Jahr. Ihr Abgang wird von Sicherheitspolitiker und Politikerinnen

mehrheitlich begrüßt. Ruth Wittwe. An einer Podiumsveranstaltung ermuntert Brigitte Beck

europäische Länder dazu, in der Schweiz hergestelltes Kriegsmaterial an die Ukraine

weiterzugeben. Obwohl der Bundesrat dagegen war, weil das Kriegsmaterialgesetz eine Weitergabe

nicht zulasse. Damit geriet Brigitte Beck unter Druck. Die SVP kritisierte sie scharf. Die Ruak

brauche nun eine besser geeignete Person für die Nachfolge, sagt SVP-Nationalrat Mauro Tuena,

Präsident der Sicherheitspolitischen Kommission. Die Person müsse sowohl mit dem Rüstungsgeschäft

als auch mit dem politischen Betrieb vertraut sein. Dieser Spagat sei nicht einfach. Das heißt,

ganz wichtig, ah, es sollte jemand sein, der mit diesen Geschäften eine Erfahrung hat. Das heißt,

aus der Rüstungsindustrie kommt, um möglichst noch eine Person, welche den Betrieb Bundesfern

kennt oder schon mal damit zu tun gehabt hat. Für weitere Unruhe sorgte die Ruak auch rund um alte

Panzer vom Typ Leopard 1. Sie wollte fast 100 Stück nach Deutschland verkaufen mit dem Ziel

Ukraine. Trotz negativen Signalen der Schweizer Behörden hielt die Ruak am Geschäft fest,

bis der Bundesrat endgültig nein sagte. Dennoch müsse die Schweiz eine Lösung finden, um das

Kriegsmaterialgesetz zu ändern, sagt Sicherheitspolitikerin Ida Glanzmann von der Mittepartei.

Die Schweizer Ruak ist eine private Firma, jedoch im Vollbesitz des Bundes und für den

Unterhalt von Armeematerial zuständig. Aber, sagt Nationalrätin Glanzmann, die Ruak brauche

weitere Perspektiven. Auf der anderen Seite ist die Ruak auch darauf angewiesen, dass sie auch

andere Geschäfte noch machen kann. Und da, denke ich, müssen wir schon schauen, dass wir auch

international nicht völlig abschotten. Diese Meinung teilt FDP-Präsident Thierry Burkhardt. Auch

nach dem Abgang der Ruak-Chefin bleibt der Schweizer Rüstungskonzern in einem Spannungsfeld. Krieg

in der Ukraine, das strenge Kriegsmaterialgesetz der Schweiz, ihre Neutralität und die internationale

Kritik an der Schweiz. Sie sei mit ihrem Verhalten wenig solidarisch. Deshalb müsse sich die Schweiz

fragen, so Thierry Burkhardt, ob sie der Ruak wirklich jeglichen Export von Waffen weiterhin

verwehren wollen. Zumal wir gerade momentan eine sehr schwierige Position haben, insbesondere in Europa,

aufgrund dieser Waffenwiederausführfrage, also dieses Bebot, dass ich bekanntlicherweise falsch

finde, das strenge natürlich die unternehmische Möglichkeit der Ruak massiv ein. In diese Richtung

argumentiert auch SP-Nationalrätin Franzis Karot. Der Abgang der Ruak-Chefin symbolisiere die

Strategielosigkeit des Bundesrats. Seit Kriegsbeginn habe der Bundesrat sich geweigert, die Ukraine

zusammen mit anderen Ländern unter die Arme zu greifen. Wir beteiligen uns nicht an der Taskforce,

um die Oligarchengelder zu finden. Wir holen die Länder nicht an den Tisch, wir werden überholt von

Saudi-Arabien, die Gespräche finden nun dort statt. Und Franzis Karot verlangt, dass die

Ereignisse bis zum Abgang der Ruak-Chefin von der Geschäftsprüfungskommission untersucht

werde. Damit steht Franzis Karot bis jetzt noch ziemlich allein da. Die Grünen etwa sind dagegen.

Das Parlament müsse zwar erfahren, was in der Ruak schief gelaufen sei, sagt Nationalrat Gerhard

André. Aber es kann nicht sein, dass gefühlt in jedem zweiten Geschäft die Geschäftsprüfungskommission

losgeschnickt werden muss, um Dinge zu untersuchen. Wir brauchen endlich einen geeinten Bundesrat,

der nicht liebisch das Land führt. Die Grünen sind jedoch wie die SVP der Ansicht, dass die Schweiz

die Weitergabe von Kriegsmaterial aus Schweizer Produktion an die Ukraine verweigern soll.

Echterer Zeit auf Radio SRF, die weiteren Themen. Die letzte Bastion, die Bedeutung Niges für

Frankreichs Militär, das große Aufräumen Slowenien nach den heftigen Unwettern, dann Betreuinstadt

bewachende Kulturwandel in Schweizer Gefängnissen und eine Feuerwehr auf vier Beinen in Chile helfen

Ziegen bei der Brandprävention. Die Lager in Niger bleibt seit dem Staatstreich angespannt.

Gestern Sonntag ist das Ultimatum der Westafrikanischen Staatengemeinschaft ECOVAS abgelaufen. Sie droht

mit einer militärischen Invention, sollte die Gewälteregierung nicht wieder an die Macht

zurückkehren. Doch die Putschisten gingen nicht darauf ein. Am Donnerstag will ECOVAS über das

weitere Vorgehen beraten. Bislang war Niger für Europa und die USA ein wichtiger Partner. Gerade

Frankreich, die ehemalige Kolonialmacht, spielte in dem Land noch immer eine bedeutende Rolle.

Warum ist Niger wichtig für Frankreich? Dies wollte ich von unserem Mitarbeiter in

Paris wissen, Rudolf Balmer. Wir haben zuerst die wirtschaftliche Bedeutung angeschaut.

Niger ist für Frankreich nicht ein großer wirtschaftlicher Partner, aber immerhin für den

Abbau von Uran für die französischen Atomkraftwerke ist Niger von Bedeutung. Etwa 10 Prozent des

Urans kommen aus dem Niger für die französischen Atomkraftwerke. Die werden dann aufbereitet.

Die Gesellschaft Orano, die Niger eine Uranmine betreibt, die ist früher Arewa, das ist ein

staatliches Unternehmen, beschäftigt aber im Niger vor allem einheimisches Personal. Sonst hat

Frankreich nicht große wirtschaftliche Interessen. Ingegen ist die Präsenz in Niger für Frankreich

politisch wichtig. Es ist eine Prestigssache und wenn jetzt Frankreich vielleicht den Niger sogar

verlassen muss nach dem Putsch, ist das natürlich eine politische diplomatische Niederlage.

Niger sei politisch wichtig für Frankreich, sagten sie. Wie ist es denn militärisch? Wie

wichtig ist Niger militärisch für Frankreich? Man darf nicht vergessen, dass Frankreich ja

kürzlich 2020, 2021 bereits aus Mali und aus Burkina Faso rausgeworfen wurde und die Truppen,

die dort stationiert waren, sind dann in den Niger überführt worden. Das war nun in dieser

westafrikanischen Region quasi die letzte Bastion und heute sind fast 1500 französische Soldaten auf

einer Militärbasis beim Flughafen von Nihame stationiert. Sie haben dort einen Kampf gegen

die Jihadisten geführt und was mit ihnen jetzt geschieht, das ist offen, falls auch sie abziehen

müssen wie bereits vorher aus Mali und Burkina Faso, wäre das Führtenkampf gegen den Jihadismus in

Afrika ein Desaster. Sie haben es gesagt, 1500 Soldaten hat Frankreich noch in Niger und die

sollen vorerst auch dort bleiben, sagte die französische Außenministerin am Wochenende. Die

Putschisten wollen allerdings nicht mehr mit ihnen zusammenarbeiten. Wenn nun die afrikanische

Staatengemeinschaft Ecovas tatsächlich militärisch in Niger intervenieren sollte, wie verhalten sich

dann die französischen Truppen im Land? Das wird sehr schnell zu einem Dilemma. Die französische

Außenministerin Katrin Kolonna hat auch gesagt, grundsätzlich wolle Frankreich nicht militärisch

intervenieren. Man kann sich kaum vorstellen, dass die Soldaten beim Flugplatz von Nihame und tätig

bleiben, falls die Ecovas Truppen eingreifen sollten, dann kommt es natürlich zu einem Konflikt,

indem die französischen Streitkäfte sicher nicht neutral untätig bleiben könnten. Umgekehrt kann

man sich kaum vorstellen, dass die französischen Militärs dann gegen Demonstranten vorgehen oder

sogar auf sie schießen. Man muss befürchten, dass es bei einer Intervention zu Kundgebungen der

Bevölkerung kommt, dass sich ein Teil der Bevölkerung mit den Putschisten solidarisiert und das hätte

natürlich ungeahnte und unabsehbare Folgen und das lässt sich ja in Frankreich auch die zuständigen

Zögern. Ein Einsatz der Militärs ist im Moment also nicht geplant. Die Putschisten

hängen ja große Ressentiments gegen Frankreich. Frankreich ist das Feindbild. Wie weit lassen

sich diese Ressentiments mit dem Verhalten Frankreichs erklären? Diese Ressentiments gehen

natürlich auf eine lange Geschichte zurück. Wir reden da ja von einem Land, das wie die

Nachbarländer früher eine französische Kolonie war und auch nach der Unabhängigkeit, das war für

die meisten Länder so rund ums Jahr 1960, blieb Frankreich extrem stark präsent und hat diese

Staaten, diese Bevölkerung oft wie einen postkolonialen Hinterhof behandelt. Das hat die

Gemüter und die Einstellung und das Bild von Frankreich natürlich sehr negativ geprägt.

Frankreich hat mehrfach militärisch interveniert in mehreren dieser Länder. Das heißt es ist

eine Frage der Glaubwürdigkeit und diese Glaubwürdigkeit wird jetzt noch zusätzlich

erschüttert. Frankreich hat diesen Putsch nicht vorausgesehen, hat nichts tun können, um ihn

eventuell zu verhindern. Auch das ist natürlich nicht sehr vertrauenserweckend und das führt dazu,

dass vor allem in den jüngeren Generationen, in der jüngeren Elite dieser Länder das

Misstrauen oder sogar das Ressentiment gegen Frankreich wächst.

Rudolf Balmer, der Journalist, arbeitet in Paris.

Es sei die größte Naturkatastrophe der letzten drei Jahrzehnte, sagte der

Slowenische Ministerpräsident am Wochenende. Die verheerenden Überschwemmungen und Erdrucksche

der letzten Tage richteten große Schäden an. Viele Dörfer waren von der Außenwelt abgeschnitten,

sechs Personen kamen ums Leben. Heute ließ der Regen nach, der Wasserstand des Flusses

mit Moor sinkt langsam. Nun geht es in Slowenien ans Aufräumen und wieder aufbauen. Von der ARD,

Wolfgang Wichtl. Alle, alle helfen mit, die vielen Sandzecke zu füllen zum Beispiel,

die dann mit dem Hubschrauber auf den Damm gebracht werden, damit er hält. Diese Nacht ist

alles gut gegangen. Der Damm hat gehalten, obwohl er völlig durchgeweicht ist von dem

vielen Wasser der vergangenen Tage. Auch die Wege, überall Matsch, Lastwagen kommen nicht durch.

Deshalb kam die Armee-Hubschrauber mit tonnenschweren Betonblöcken und jetzt mit Sandzecken. Ein Helfer hat etwas

Überblick. Was ich gehört und gesehen habe aus dem Hubschrauber überzeugt mich. Der Wasserstand der

Moor fällt langsam und wenn es nicht mehr regnet, wird sich die Lage sicher stabilisieren und mit der

Zeit besser wird. Die Menschen aus den Dörfern rundherum sind schon in Sicherheit. 500 wurden in

Notunterkünften untergebracht, vorsichtshalber. Das Schlimmste scheint vorbei. Jetzt geht es um den

Wiederaufbau. Die Sonne scheint wieder, sagt Daria Petschownik im Radio. Sie leitet eine

slowenische Hilfsorganisation und sagt, jetzt brauchen wir viele fleißige Hände, um die

Häuser und Wohnungen der Menschen wieder in den Zustand zu bringen wie vor der Fluss. In

Slowenien hat das große Aufräumen nach der Unwetterkatastrophe begonnen. Zwei Drittel des

kleinen Landes sind betroffen. Die entstandenen Schäden werden auf mehr als eine halbe Milliarde

Euro geschätzt. Auch wenn die meisten Straßen nicht mehr überflutet sind, heißt das noch nicht

freie Fahrt. Viele Fahrbahnen sind blockiert durch steine umgefallene Bäume angeschwemmtes

Geröll. Technikerteams sind unterwegs, um unterbrochene Stromleitung zu reparieren und vor allem

Telekommunikationsverbindungen. Ich hoffe, dass wir sehr, sehr bald auch wieder Telefonsignale

haben. Denn ohne Telekommunikation können wir nur sehr eingeschränkt helfen, kommen nur sehr

schwer an die nötigen Informationen. Das macht unsere Arbeit sehr, sehr schwer. Es dürfte noch

Tage dauern, bis alles wieder funktioniert. Was Slowenien als erstes braucht und angefordert hat,

bei der EU, bei der NATO, sind vor allem schwere Transporthubschrauber mit Besatzung, 40 mobile

Brücken, schwere Bagger, Räumgerät. Hilfe ist versprochen und unterwegs. Jetzt geht es darum,

das nötigste an die richtigen Orte zu bringen, möglichst schnell. Eine ernste Bedrohung sind

nach wie vor Erdrutsche. Die Hänge sind mit Wasser voll gesogen und aufgeweicht. Häuser drohen

mitgerissen zu werden. Aber die meisten Menschen sind in Sicherheit viele auch die letzte Nacht in

Notunterkünften. Das Berufsbild von Gefängnisaufsehen hat sich verändert. Es entwickelte sich vom

Werte zum Betreuen. War es früher die vornehmliche Aufgabe des Gefängnispersonals, die Häftlinge

zu bewachen, begleiten sie heute die Insassen auf deren Weg zurück in die Freiheit. Dieses Teil

eines Kulturwandels in Schweizer Gefängnissen weg von der Strafanstalt hin zum Wiedereingliederungszentrum.

Dominic Steiner zeigt dies am Beispiel des Kantons Zürich. Wo früher bewacht wurde,

wird heute betreut. Pascal Ernst arbeitet als Aufseher im größten Gefängnis der Schweiz,

der Justizvollzugsanstalt Pöschwies im Zürcherischen Regensdorf. Dort ist er mit den Insassen

zum Mittag und abends spielt er mit ihnen eine Partie Billard. Dabei rede er mit den Häftlingen

auch über Persönliches. Da kommt es immer auf den Hinaftierten drauf an, ob er das möchte,

also ob er das auch zeigt. Und viele haben da wenig Probleme damit, dass wir mit ihnen reden und

sie sagen uns auch sehr viel. Und ich denke, das ist auch irgendwie ein Vertrauensbeweis

gegenüber uns. Vertrauenschaffen, eine Beziehung aufbauen zu den Häftlingen. Das gehört zum

Beruf des 35-Jährigen. Diese Nähe erhöhe auch die Sicherheit. Wenn er wissen, wie es einem

Insassen gehe, könne er besser abschätzen, wann es allenfalls zu einer brenzligen Situation

kommen, erklärt der Gefängnisaufseher Pascal Ernst, wobei es auf das richtige Maß ankommt.

Es ist immer ein Spagat zwischen zu viel Nähe und zu wenig Nähe. Es muss einen guten Mittel

weggeben. Schließlich ist er kein Sozialarbeiter, sondern auch zuständig für Recht und Ordnung

hinter den Gefängnismauern. Er schließt die Türen auf, er durchsucht die Zellen auf drogen

und verbotene Geräte. Es gelten klare Regeln in der Beziehung zu den Häftlingen. Wir benutzen

nur immer diese Einfahren. Es gibt keine Berührungen, also keine Umarmungen. Zum Teil nicht mal das

Händeschütteln nur in speziellen Anlässen bei der Verabschiedung oder bei der Begrüßung.

Und das hilft uns auch sehr, die Distanz zu wahren und nicht zu nahe zu kommen. Pascal Ernst

ist gelernter Elektromonteur. Vor drei Jahren wechselte er ins Gefängnis. Zurzeit ist er noch

in der Ausbildung zu einer sogenannten Fachperson Justizvollzug. Seine Motivation für den Quereinstieg

zum Betreuer hinter Gittern. Das Arbeiten mit den Menschen Richtung sozialer Beruf zu gehen.

Es sind allerdings besondere Menschen, mit denen er in der Beschwiesse arbeitet,

verurteilte Kriminelle, darunter Mörder vergewaltiger. Zu ihnen muss Pascal Ernst eine Beziehung aufbauen.

Wir kennen natürlich alle Geschichten hinter der Person, aber am Schluss zählt der Mensch, der

jetzt vor uns ist und nicht die Tat, die hinter ihm liegt. Für das wurde er schon bestraft und

für das sitzt er bei uns. Unser Ziel ist wirklich, dass die Person, die es nicht wieder macht und ihm

aufzuzeigen, dass es auch ein anderer Weg gibt. Der Justizvollzug ist heute konsequent auf

Wiedereingliederung ausgerichtet. 99 Prozent der Heftlinge kommen wieder frei, leben dann als

unsere Nachbarn sitzen neben uns im Tram. Die Zürcher Justizdirektorin Jacqueline Fer ist

darum überzeugt, wenn es gelingt, den Heftling auf ein Leben nach dem Gefängnis vorzubereiten,

schaffe das am meisten Sicherheit für die Gesellschaft. Wir trainieren das Verhalten mit

den Insassinnen und Insassen im Gefängnis, das wir von ihnen dann in der Freiheit erwarten.

Von der Strafanstalt zum Wiedereingliederungszentrum. Dahin entwickeln sich die Gefängnisse in der

ganzen Schweiz. In den vergangenen Jahrzehnten habe ein Kulturwandel stattgefunden, sagt Patrick

Gotti, Direktor des Schweizerischen Kompetenzzentrums für den Justizvollzug. Damit eine Kultur im

Gefängnis, in der Justizvollzugsanstalt her, die eben den Wiedereintritt in die Gesellschaft

unterstützt. Und diese Ausrichtung senke auch die Rückfallquote. Also die Gefahr, dass ein

Heftling nach seiner Entlassung in die Freiheit wieder eine Straftat begeht. Patrick Gotti

verweist auf Zahlen des Bundesamts für Statistik. Gerade bei den Gewaltstraftärtern gehe die

Rückfallquote stetig zurück. Das hat sicher damit zu tun, dass die Organisation

die Institutionen eben anders auf die inhaftierten Personen zugehen. Ein anderes Zustand ist in

der Zusammenarbeit haben. Man hat ein anderes Setting als einfach nur in den Anstaltern

abzusitzen und dann zu warten, wenn der Tag kommt, wenn man noch draußen gehen kann.

Diesen Kulturwandel in der täglichen Arbeit umsetzen, müssen die Gefängnisse auf sehr

wie Pascal Ernst. Eine anspruchsvolle, aber spannende Tätigkeit sei es. Es brauche dafür

ein positives Menschenbild. Den Glauben, dass sich Menschen ändern können. Und das sehe

er auch bei den Heftlingen, so Pascal Ernst. Wenn Sie dann Ihre Lebenswünsche aufzählen,

was Sie gerne nach der Haft machen möchten, ist das schon sehr schön und zeigt mir auch,

dass man Menschen verändern kann, wenn man sie auch genug fördert. Fördern und ausbilden,

auch hintergittern. Was früher der Mann mit dem Schlüsselbund war, ist heute die Fachperson

Justiz, die Heftlinge begleitet und betreut. Dominic Steiner. Wenn Fressen, Brände verhütet.

Zum Schluss dieser 6. Zeit begleiten wir Ziegen in Chile, die im Auftrag der Feuerwehr grasen.

Doch zuerst nach Haiti. Die Sicherheitslager in Haiti ist prekär. Vor wenigen Tagen kündigten

die USA an, alle Regierungsangestellten aus dem Land abzuziehen. Bloß Notfallpersonal bleibt

vor Ort. Außerdem forderte die US-Regierung ihre Bürgerinnen und Bürger auf, Haiti so

schnell wie möglich zu verlassen. Und heute meldete das Kinderhilfswerk UNICEF,

das immer mehr Kinder entführt werden, um Geld zu erpressen. Haiti kommt nicht zu Ruhe. Die

Geschichte liest sich wie eine Aneinanderreihung von Katastrophen. Das verheerende Erdbeben,

Zerassenton 10, die Ermordung des Präsidenten Moïse vor zwei Jahren, eine hungerleidende

Bevölkerung und massive Gewalt in vielen Regionen kämpfen kriminelle Banden um die Macht. Warum

gelingt es Haiti nicht, aus dieser Krisenspirale auszubrechen? Darüber sprach ich mit Oliver

Klich. Er ist Lehrbeauftragter am Lateinamerika-Institut der Freien Universität Berlin. Ich wollte

zuerst von ihm wissen, wie denn die Lage aktuell in Haiti sei. Im Augenblick ist die Lage in Haiti

sehr schwierig. Die wichtigste politische Kraft ist eine Ansammlung von etwa 200 kriminellen

Banden. Politische Ordnung gibt es noch in rudimentärer Form, aber in legaler Form nicht mehr. Es

hätten schon lange Zeit über Wahlen stattfinden müssen, das ist aber nicht der Fall. Der letzte

haithianische Präsident Moïse wurde im Jahr 2021 ermordet. Es gibt noch eine Regierung,

die noch von dem letzten Präsidenten eingesetzt worden ist, aber im Prinzip ist sie auch nicht

mehr legal an der Macht. Also eigentlich ein gescheiteter Staat? Naja, im Augenblick, ja,

ich würde aber nicht sagen, dass es Haiti insgesamt angemessen kennzeichnet. Haiti ist

nicht wirklich aussichts- und hoffnungslos. Aber es gibt sehr viele Kräfte in den politischen

Eliten, die sich Privatarmeen gehalten haben und die haben sich jetzt verselbstständigt. Und das

ist eine große Herausforderung, sowohl diese politischen Kräfte, die diese Banden gefördert

haben zu neutralisieren und diese Banden polizeilich auszuschalten. Und das wird sicherlich ein sehr

großer Kraftaufwand werden. Und haben neben die USA noch angekündigt, dass sie das Regierungspersonal

abziehen? Was heißt das für Haiti? Im Prinzip ist Haiti für die feinischen Staaten nur auf zwei

Feldern von Interesse. Sie wollen nicht, dass da eine Massenflucht von Haitianern stattfindet und

sie wollen nicht, dass sich Haiti in einen Umschlagplatz für Drogen aus Südamerika verwandelt,

die dann in die USA geschickt werden sollen. Das ist das Hauptinteresse der USA dort. Man hat

dort militärisch auf Wunsch der Regierung interveniert, als das große Erdbeben 2010 war. Dann

war eine UN-Kraft unter dem Naminusta dort militärisch aktiv und beide haben es nicht vermocht,

zusammen mit den politischen Kräften das Land zu stabilisieren. Deshalb sind die USA derzeit auch

nicht daran interessiert, sich da militärisch zu engagieren, selbst auf Bitten der verbliebenen

Regierung, weil die Perspektiven da einfach zu schlecht sind und eine Militärintervention ohne

klar definiertes Ziel, da sicherlich von jemandem gewünscht wird. Sie sagen ja, dass die aktuelle

Situation des Landes viel mit der Geschichte zu tun hat. Es gibt tiefer liegende Ursachen,

die ja bei selten beleuchtet werden. Versuchen wir dies zu tun. Die Kolonie Haiti wurde 1804 als

erstes Land Lateinamerikas unabhängig. Es gab einen Aufstand, eine erfolgreiche Revolution des

Sklaven. Können Sie uns schildern, was damals passierte? Haiti hieß damals Saint-Omerc als

französische Kolonie und ausgelöst von der französischen Revolution. Hat es dort einen

Aufstand der schwarzen Sklaven gegeben? Saint-Omerc war damals der wichtigste Zucker- und

Kaffeeproduzent der westlichen Welt, also ein wirtschaftlicher Faktor erster Ranges. Und es

gab dort etwa eine halbe Million schwarzes Sklaven, die unter sehr schlechten Bedingungen gelebt haben

und die schließlich in einem sehr harten Kampf dort die Macht übernommen haben. Nun kamen diese

Schwarzen allerdings aus Ländern in Afrika, die soweit voneinander entfernt liegen wie Portugal

und Russland und waren wild durcheinandergewirbelt worden. Und nachdem sie Macht übernommen hatten,

war da schlicht und ergreifend keine Basis für gemeinsame Institutionen. Es fehlten

gemeinsame Traditionen und deshalb war das Land von Anfang an fragmentiert und politisch instabil.

Also ob schon es eigentlich damals sehr prosperiert war, eben mit vorrieren Kaffee und Zuckerplantagen

gelang es nicht, diese gute Ausgangslage zu nutzen wegen dieser Fragmentierung?

Naja, im Kampf gegen Frankreich sind auch die Zuckerplantagen zerstört worden,

die Kaffeepplantagen waren aber noch intakt. Das ist schlicht und ergreifend nicht möglich gewesen.

Der Kampf gegen Frankreich hat doch die gesamte schwarze Gesellschaft militarisiert. Dann gab es

eine farbige Oberschicht, die von weißen Pflanzern und schwarzen Frauen abstammte und

die ein Großteil des Reichtums des Landes nach der Unabhängigkeit in den Händen hielt und den nicht

teilen wollte mit der schwarzen Bevölkerung. Das gab also von vornherein einen solchen ethnischen

Gegensatz und der hat sich bis heute eigentlich gehalten. Warum ist es denn nie gelungen eine

gemeinsame Identität, eine kreolische Identität zu bilden im Land?

Das Land existierte im Grunde nur verstreut in kleinen Gemeinden. Die ehemaligen Plantagen,

als sie sich aufgelöst haben, führten nicht zu einer Verschmelzung der größten Gesellschaft,

sondern die Leute blieben einfach alle vor Ort und das bildeten sich lauter kleine Machthaber heraus,

die in einem Wort versuchten mit Gewalt Einfass auf die Politik zu nehmen. Die haben die Bauern

für sich mobilisiert und sie dann wieder nach Hause geschickt und es gab eine große

Feindseligkeit in den politischen Eliten. Es gibt eine große Zivilität auf Gemeindeebene in

einer einfachen Bevölkerung und eine große Feindseligkeit in den politischen Oberschichten,

die sich nie als Partner oder als legitime Regierung, legitime Opposition wahrgenommen haben,

sondern sich immer im militärischen Sinne als Feinde, die man überwärtigen und vernichten

muss, betrachtet haben. Was wäre denn heute zu tun? Wie könnte Haiti wieder auf die Beine kommen?

Im Prinzip müsste man natürlich die Banden ausschalten. Das geht nur gewaltsam, aber leider

sind sie auch mit der Polizei verflochten und die Leute, die sie seinerzeit bewaffnet haben,

sind immer noch da und sind auch weiterhin nicht unbedingt daran interessiert, dass das Land zur

Ruhe kommt. Also im Grunde geht nur eine Intervention von außen, die auch von der verbleibenden

Regierung und von der Bevölkerung akzeptiert wird. Kenia hat angeboten, im Namen der UN dort

Polizeieinheiten hinzuschicken und an der Bekämpfung der Banden teilzunehmen, aber das wird

wahrscheinlich nicht ausreichen. Also entweder muss dieser Konflikt komplett ermüden. Das heißt,

auch die Banden müssen irgendwann mal einsehen, dass es nichts mehr zu stehlen gibt oder es muss

eine Intervention von außen geben. Natürlich müsste maßgeblich daran mitgewirkt werden,

dass die Bevölkerung eine materielle Lebensgrundlage hat, weil das nicht die große Armut im Land

natürlich auch eine wichtige Grundlage für die politische Instabilität ist. Eine Bevölkerung,

die immer nur von Hand und Mund lebt und täglich mit dem Überleben beschäftigt ist, kann sich

natürlich auch nicht politisch engagieren. Also da müsste auch etwas für die ökonomische

Entwicklung getan werden. Das geht aber nur, wenn das Land minimum an Rechtsstaatlichkeit garantiert

und nicht jeder Investor fürchten muss, dass er da gleich von irgendwelchen Kriminellen überfallen wird.

Oliver Gliecher ist Lebeauftragter am Lateinamerika-Institut der Freien Universität Berlin.

Chile erlebte im Februar die schlimmsten Waldbrände seiner Geschichte. Nun soll eine spezielle

Feuerwehrbrigade Abhilfe schaffen, eine Einheit aus Ziegen. Die vier Beiner übernehmen neu einen

wichtigen Teil der Waldbrandprävention in Chile. Südamerika-Korrespondentin Teresa Delgado

hat die Feuerwehr Ziegen besucht.

Rosio Grusses ruft ihre Ziegen. In der Hand hält sie einen Eimer mit Futterpellets. Die kleinen,

weißhaarigen Geissen folgen Rosio mit hungrigen Augen bis in einen kleinen Transportwagen. Über

hundert Ziegen hält Rosio zusammen mit ihrem Partner Victor. 20 davon trampeln nun in einem

Anhänger herum. Allzeit fressbereit für den nächsten Einsatz. Wir lassen die Ziegen strategisch

grasen. Sie grasen bestimmte Zonen ab, die wir mit einem Elektrozaun begrenzen. So fressen

die Ziegen, Feuer schneisen in den Wald. Im Notfall helfen dann die Schneisen der Feuerwehr.

Und tragen dazu bei, dass sich Waldbrände nicht weiter ausbreiten. Für einen Waldbrand

braucht es Wind, hohe Temperaturen, trockene Böden und Pflanzen. Das ist Nährstoff für

das Feuer. Wenn wir etwas davon kontrollieren können, zum Beispiel die trockenen Pflanzen

eindämmen, dann hilft das gegen Feuer. Wir befinden uns in der Region Biobio im Süden

Chiles in Santa Juana, einer abgelegenen ländlichen Gemeinde. Rund 13.000 Menschen wohnen hier,

vor allem Bauern. Ihre Grundstücke sind oft mehrere Hektare groß, dazwischen kilometerweise Wald,

meist Monokulturen. Die Forstwirtschaft hat in Biobio große Plantagen angepflanzt. Es sind

Eukalyptus Bäume und Kiefern. Deren Holz und die Zellulose werden gebraucht für die Papierindustrie.

Auch viele Bauern pflanzen Monokulturwälder auf ihrem Grundstück, um sie dann an die

Holzindustrie weiter zu verkaufen. Doch jetzt zeigt der Blick aus dem Autofenster nur schwarz

verkohlte Baumstämme, soweit das Auge reicht. Vor bald sechs Monaten erlebte Chile die schwersten

Waldbrände in der Geschichte des Landes. 26 Menschen starben damals in den Flammen. Mehr als

6000 wurden verletzt. Über 450.000 Hektare Land branden ab. Vor allem hier in der Region Biobio.

Wir halten an im Wald auf dem Nachbargrundstück. Jetzt geht es für die Ziegen an die Arbeit.

Genauer ans Fressen. Gefressiges Schweigen. So klingt es, wenn eine Horde Ziegen sich über Büsche

und Gestrüb hermacht, wie über ein Salatbuffet. Ziegen haben wie Kühe vier Mägen und können

so ziemlich alles verdauen. Auch Dornen oder Unkraut. Ihre Wurzeln haben die chilenischen

Feuerwehr-Ziegen in der Schweiz. Unsere Tiere sind eine Kreuzung der Saanenziege aus der Schweiz mit

der chilenischen Gatchemil-Rasse und der Alpinenziege. Sagt Rosio, die kleinen Ziegenarten aus der

Schweiz seien ideal, weil sie die Baumrinde nicht zu hoch abfressen, denn Baumrinde mögen sie auch.

So nehmen die Bäume wenig Schaden. Die Kreuzung mit chilenischen Ziegenarten sorge für dickeres

Fell, damit die Tiere den Patagonischen Winter in chiles-tiefen Süden besser überstehen. Denn dann

im Winter beginnt die Waldbrandprävention für den nächsten Sommer. Ziegen gehören zu den ältesten

domistizierten Tierarten. Es gab sie schon im alten Mesopotamien und Ziegen passen sich an ziemlich

alle klimatischen Bedingungen an. Deshalb können sie überall solche Feuerschneisen machen. Auch in

Spanien, Portugal, Kanada oder Australien setzen Bauern auf Ziegen für die Waldbrandprävention. Das

ist umweltfreundlicher als giftige Herbizide zu verwenden, um leicht ein zündliches Gestrüpp

loszuwerden. Buena cabra. Gute Ziege. Nennt sich das von der Lokalregierung mit finanzierte Projekt von

Rosio und Victor. Hier in Chile haben viele Vorurteile gegenüber Ziegen. Sie sagen,

die zerstören doch alles, fressen alles weg. Ja, aber diese zerstörerische Kraft können wir mit

einem Elektrozaun lenken und sinnvoll nutzen. So die 42-Jährige. Sie bietet mit ihren Ziegen nun

einen Abgrasservice an. Nachbarin Rosa Sazananeda musste machtlos zusehen, als das Feuer kam und

ihr Haus abbrannte. Die Plastiktonnen mit Regenwasser drin zum Löchen schmolzen, innert Sekunden.

30 Jahre lang hatten wir uns hier ein Leben aufgebaut und dann brannte alles bis auf die

Grundfesten ab, innert einer Stunde. Aber immerhin haben wir überlebt. Das ist das Wichtigste.

Sechs von Rosas Nachbarn starben in den Flammen. Erst zehn Tage später kam das Militär. Hier musste

sich jeder selber helfen. Denn bei mehreren hundert Waldbränden gleichzeitig konzentrierten

sich die chilenischen Feuerwehrbrigaden am stärksten auf städtische Gebiete, wo die meisten Menschen

leben. Abgelegene Orte wie Santa Juana blieben sich selbst überlassen. Über 2000 Chileninnen und

Chilenen wurden damals auf einen Schlag obdachlos. Obwohl der linksprogressive Präsident Gabriel

Bodic allen Betroffenen eine kleine Notunterkunft versprach, bis diese Bungalowhäuschen standen,

dauerte es Monate. Rosillo und ihr Mann Victor brauchten keine Notunterkunft. Ihr Bauernhof

brannte nicht ab, als einer von ganz wenigen in der Region. Wohl weil dort über hundert Ziegen regelmäßig grasen.

So weit, dass ich ja derzeit mit den Aktionsschluss um 18.41 Uhr verantwortlich für die Sendung war

Lukas Schneider für die Nachrichten Tobias Meier am Mikrofon Simon Hulliger.

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Brigitte Beck hat mehrmals mit umstrittenen Aussagen zur Schweizer Neutralität für Aufsehen gesorgt. Nun muss die RUAG-Chefin per sofort gehen. Bei Sicherheitspolitikerinnen -und Politikern in Bundesbern wird ihr Abgang mehrheitlich begrüsst.

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