Deffner & Zschäpitz: Wirtschaftspodcast von WELT: Vergeigte Bilanzsaison – fällt die Jahresendrallye aus?

WELT WELT 10/28/23 - Episode Page - 10m - PDF Transcript

Herzlich willkommen zu Defna und Schäpitz. Mein Name ist Defna, Dietmar Defna.

Mein Name ist Schäpitz, Holger Schäpitz.

Die im Podcast besprochenen Aktien und Fonds stellen keine spezifischen Kauf- oder Anlageempfehlungen dar.

Die Moderatoren und der Verlaghaften nicht für etwaige Verluste, die aufgrund der Umsetzung der Gedanken oder Ideen entstehen.

Zusätzlich zu unserem großen Podcast bekommt hier jeden Samstag ein Defna und Schäpitz Update mit Ausblick.

An das heißt Dienstags, Kurz- und Knapp, denn Zeit ist Geld. Und wir lassen immer eine Uhr mitlaufen, damit keiner hier zu viel redet.

Und das ganze gibt's freitags auch schon bei Weltfernsehen live um 17.45 Uhr.

Und jetzt rein in die Show!

Und mein Ausflug ins Bärenlager, der hat sich genohnt, denn mit meiner Bärenwette in der letzten Woche habe ich tatsächlich die Wette gewonnen.

Der DAX hat tatsächlich im Minus geschlossen. 0,7 Prozent ging's nach unten für den DAX.

Und das obwohl im Nahen Osten Gott sei Dank den Lage nicht weiter eskaliert ist.

Die große Bodenoffensive, der Israelis immer noch ausgeblieben ist.

Aber die Anleihrenditen in Amerika, das sind zeitweise über die 5 Prozentmark bei den 10-jährigen Hochgeschossen.

Das hat verunsichert.

Und von der Bilanzberichtssaison, da gab's auch eher Schatten als Licht.

Gut, die 0,7, das war wirklich ein Foto für den Schwester Erlebnis.

Aber es sei dir gegönnt, dass der erste Sieg hier, der erste Alleinseg in elf Sendungen hier.

Und das hat auch gar nicht das richtige Chaos gezeigt, was in den Märkten hatten gerade in Amerika.

Gab's ja wahre Ausverkäufe, was wir da erlebt haben.

Das sagt auch daran, dass die EZB in Europa ein bisschen für Ruhe gesorgt hat nach Zinsanhebungenfolge.

Hat mir jetzt zum ersten Mal jetzt keine Anhebung mehr gemacht.

Und hat gesagt, der Zinskipfel ist wohl erreicht.

Und das war positiv.

Aber es war die sechste DAX-Minuswoche in Folge.

Aber auch in solchen Minuswochen gibt's Erfolgsgeschichten.

Mein Bulle der Woche geht an die Aktie der Deutsche Bank.

Die hat nämlich in dieser Woche ein Plus von 10 Prozent hingelegt,

nachdem sie mit ihren Zahlen überzeugt hat.

Die sind besser ausgefallen als erwartet.

Ein Gewinnrückgang von nur 8 Prozent auf rund einem Jahr.

Der Markt hatte abends mehr Gewinnrückgang erwartet.

Und auf der anderen Seite hat man tatsächlich einen Kapitalpolster nochmal gefunden.

Von drei Milliarden vielleicht irgendwo unter dem Sofa oder so, wo so ein Polster rumliegt.

Weil man so, ich hieß es effizienter, mit dem Kapital jetzt umgeht.

Und diese drei Milliarden kann man jetzt eben verwenden, wo am nötigsten würde man so schön sagen.

Zum Beispiel für Ausschüttungen, Aktien, Aktionäre.

Aber auch für Investitionen in IT- und Kontrollsysteme.

Und das ist wirklich bei der Deutsche Bank am nötigsten,

wenn man sich die Probleme bei der Postbank ansieht.

Im derzeitigen Zinsumfeld, da bewahrt sich so ein Alterspuff von Bert Precht.

Was ist der Einbruch in eine Bank gegen die Gründung einer Bank?

Wenn die EZB so Zinsen anbietet und die Bank das in den Kunden weitergeben,

kann man wahnsinnig viel Geld verdienen.

Ich würde trotzdem Deutsche Bank nicht haben wollen.

Du hast es angesprochen.

Dieses IT-Chaos bei der Postbank hat nochmal gezeigt,

wie schlecht das IT-System bei der Deutsche Bank ist.

Und jeder, der da einen Konto hat und mal eine Aktie bei der Deutsche Bank,

der weiß wovon ich da rede.

Das zweite, das Investmentbanking, war auch nicht so toll.

Gerade der Anleihehandel.

Und ich denke mir gerade, wo ein Anleihe richtig was gehandelt wird,

haben sie trotzdem in Minus gewandt.

Man hat die Risikoforsorge zurückgenommen.

Da habe ich mir gesagt, in diesem Umfeld Risiko vorgezogen.

Ich habe die Deutsche Bank selbst, kann mir auch vorstellen,

dass da vielleicht noch ein bisschen was drin ist.

Aber jetzt kaufen würde ich sie nicht mehr.

Ein bisschen was sollte noch drin sein.

30% sagen die Analysten im Schnitt.

Und Goldman sagt so, die müssen sie ja wissen,

sind ja Konkurrenten, die sagen 20,40 Euro Kursziel.

Und das wäre dann eben ein Aufschlag von 100%.

Kommen wir zu meinem Beher der Woche.

Das ist Siemens Energy.

Die Siemens Energy-Aktionäre haben ja schon einiges erlebt.

Gewinnwarnung, Management, Chaos.

Und jetzt hat man noch einen oben draufgesetzt,

nämlich es wurde bekannt,

dass man versucht hat, bei der Bundesregierung

Milliarden Hilfen oder Bürgschaften zu bekommen.

Die Aktie stürzt dann einem Tag.

Wir sehen es hier ab dem Schad 40% ab.

Und jetzt ist sie nicht pleite die Aktie, keine Angst.

Aber wenn man in diesem Gas-Turbine-Geschäft geschäft hat,

muss man große Bürgschaften ranbringen.

Das haben wir bisher Banken gemacht,

aber die haben keinen Bock mehr, Siemens Energy-Bürgschaften zu geben.

Zumindest nicht zu den Koalitionen, die Siemens Energy gerne hätte.

Und das zweite Geschäft, wo es auch nicht so läuft,

das ist ja das Zukunftsgeschäft.

Da geht es um diese Windturbine.

Da wird mir jetzt keine Aufträge mehr annehmen.

Also wenn das eine Geschäft nicht richtig läuft

und für das andere nicht.

Das ist wirklich Beher der Woche insofern.

Das wird nichts.

Aber immerhin, der Konkurrent Nordex hat davon profitiert,

dass sie jetzt erstmal keine weiteren Windaufträge mehr annehmen wollen.

Und der Nordex-Aktie hat es geholfen.

Und zum Thema Bürgschaften bin ich ein bisschen gespalten.

Ich finde schon auch, das sollte erstmal Familienangelegenheit sein.

Das sollte die Mutter Siemens erstmal einspringen

und aushelfen mit Kapital, bevor man nach dem Steuerzahler ruft.

Auf der anderen Seite ist natürlich diese Unternehmen

wirklich strategisch wichtig für die Energiewende in Deutschland.

Nicht nur die Windkraftanlagen, die kann man notfalls auch woanders kaufen.

Aber der Netzausbau, für den sie auch zuständig sind

und die Gaskraftwerke, die man von Siemens Energy bestellen will,

die dienen ja als Brücken und Grundlast Technologie.

Und die braucht man unbedingt.

Wenn ich Energiewende höre, dann höre ich immer nur teuer

für den Verbraucher hohe Strompreise.

Für den Anleger gibt es nichts zu verdienen mit diesen Aktien.

Insofern Energiewende ist für mich ein rotes Tuch.

Kommt wir zum Thema der Woche.

Da müssen wir unbedingt über die Berichtssaison sprechen.

Du hast es schon so ein bisschen angedeuert und hast gesagt,

da wäre er schattend.

Ich fand es gar nicht so schattig, aber was man feststellen muss,

die Unternehmen, die gute Zahlen vorlegen,

wären dafür nicht belohnt.

Und die Unternehmen, die schlechte Zahlen vorlegen,

die kriegen richtig auf die Mütze 30, 40, 50 % gings darunter.

Und was mir das zeigt, ist zum einen,

dass Anleger jetzt die Berichtssaison dazu nutzen, mal zu sagen,

wir müssen mal ein bisschen aus diesen Bewertungen nach ablassen.

Die Bond-Renditen sind ja auch hoch,

da können Aktien auch nicht mehr so teuer sein.

Und das zweite, ich glaube, die Leute gucken jetzt schon auf 2024

und denken, das sind zweistellige Gewinnschuhwechsel eingepreist.

Und das kann nicht passieren.

Das ist nächstes Jahr noch mal zweistellig sowohl beim DAX

als auch im S&P 500.

Ich glaube, das wird jetzt langsam bezweifelt.

Und das sagen wir lieber, bevor ich die Gewinne revidieren muss,

verkaube lieber jetzt die Aktien.

Und es fühlt sich nicht wirklich an wie die Jahresendrede,

die du wahrscheinlich uns jetzt gleich ausrufen wirst.

Na ja, erst mal zum Rückblick.

Also die Quartalssaison in der Tat.

Es gab viel Schatten in der Kursreaktion vor allem,

aber auch Licht zum Beispiel.

Amazon, die haben gestern Abend der Zahlen vorgelegt

und die rechnen vor allem auch mit einem florierenden Weihnachtsgeschäft.

Wer hätte das erwartet noch vor einem halben Jahr?

Da haben wir die Auguren auch schon alle Rezessionen in den USA vorhergesagt.

Und von wegen, sie ist nicht gekommen.

Die wird immer weiter verschoben,

meiner Meinung nach auf den S&P.

Es wird einen Softland geben in den USA.

Und deswegen gibt es keinen Grund,

die Prognosen zu reduzieren in den USA.

Und ja, in Deutschland gibt es sogar einen Lichtblick

am Ende des Conjuncture Turans, der Info-Geschäftsklima Index.

Der ist wieder gestiegen nach vielen Rückgängen.

Infolge in den letzten Monaten

gab es eben diesen Silberstreif am Horizont,

sagte sogar der Info-Chef Fust.

Und bei mir im Interview hat er dann gesagt,

dass sie nicht mehr damit rechnen,

dass die deutsche Wirtschaft nochmal in eine Rezession stürzt.

Und wenn man sich zum Beispiel Covestro-Aussagen von heute ansieht,

die Chemie ist ja immer ein wichtiger Frühindikator,

die rechnet damit, dass die Unternehmen jetzt

sukzessive ihre Lager abbauen und dann auch abgebaut haben.

Und wenn im nächsten Jahr die Conjuncture wieder anziehen sollte,

dann müssen die natürlich auch wieder nachkaufen,

ihre Lager wieder füllen.

Und dann haben wir diesen gegenteiligen Effekt,

dass dann wieder die Nachfrage deutlich anzieht,

vor allem nach Investitionsgütern,

nach Grundstoffen und dergleichen,

wo die deutsche Industrie ja sehr stark ist.

Deswegen bin ich sehr zuversichtlich für Deutschland und Amerika.

Vielleicht gibt es noch ein bisschen eher Anpassungsbedarf.

Aber auch da, der Verbraucher ist so stark

und die amerikanische Konjunktur,

wie die Zins jetzt wieder ein bisschen zurückkommen könnte,

das eben auch eben zu diesem Soft-Landing beitragen.

Hast du die Covestro-Aussage zu heute gesehen?

Minus 3,5%.

Da glaubt keiner dran, was der Chef sagt.

Ich glaub da übrigens auch nicht dran.

Der US-Konsument, der hat noch mal im dritten Quartal alles gegeben,

aber irgendwann ist da auch Schluss.

Die Zinsen sind hoch, er kann sich schon freien Auto mehr leisten.

Das hat man ja schon gesehen an anderen Unternehmen.

Also der Konsument ist nicht da.

Deutschland, hast du gesagt, der Silberstreif,

auch das kann ich nicht so wirklich sehen.

Das ist eher eine Stabilisierung als eine Trennwende.

Also insofern glaube ich nicht dran,

dass diese Prognosen fürs nächste Jahr so durchgehen,

die werden eher gekürzt.

Und dann ist seine Jahresentrale dahin.

Tja, ich glaube eher,

dass nächste Woche die Jahresentrale beginnt.

In der Tat, und wir in der Tat

eine positive Börsenwoche dann erleben werden.

Ich bin also wieder im Bullenlager angekommen.

Und wir haben nächste Woche unter anderem

die Notenbank Sitzung der FED.

Und da rechn ich damit,

dass der FED-Chef dann doch eher Signale gibt,

dass möglicherweise der Zinsgipfel erreicht ist.

Wir können ja möglicherweise sagen,

dass der Anleihermarkt durch die steigen Renditen dort

schon einen Teil der FED-Arbeit erledigt hat,

und man jetzt nicht unbedingt mehr die Zinsen anheben muss.

Und das könnte dann den Aktienmärkten helfen.

Gut, ich glaub nach sechs Wochen in Folge Minus beim DAX

muss es mal wieder eine positive Auge geben.

Das ist nur so eine Zwischenerholung.

Ich glaube nicht, wann das so optimistisch ist.

Habt ihr auch schon gesagt, wir haben ein paar DAX-Konzerne,

die nach Zahlen vorlegen.

Das wird auch nicht so positiv werden.

Insofern glaube ich zwar nächste Woche ein Plus,

aber viel mehr wird es dann auch nicht mehr werden.

Das war es auf jeden Fall für diese Woche

bei Defna und Schäpitz, eben TV.

Wir sagen tschüss.

Und schau, und wer noch mehr über Konjunktur,

Energiewende usw. wissen will,

hört rein in den Podcast immer ab Dienstags bei RAID.

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Die Börsen-Woche

In der Berichtssaison werden gute Ergebnisse nicht belohnt und schwache Ergebnisse gnadenlos abgestraft. Die beiden Wirtschaftsjournalisten Dietmar Deffner und Holger Zschäpitz debattieren darüber, was die schwache Marktstimmung zu bedeuten hat und ob zweistellige Gewinnprognosen für das kommende Jahr revidiert werden müssen.

Weitere Themen: Dax sechs Wochen in Folge im Minus — was nach der längsten Verluststrecke seit 2011 kommt. Verdoppler-Chance bei Deutsche Bank – was jetzt für den Branchenprimus spricht. Katastrophe bei Siemens Energy – wie es mit der Energiewende-Aktie weitergeht. Börsen vor der Fed-Sitzung – werden die Notenbanker für Entspannung an den Märkten sorgen?

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