Radio Bremen Radio Bremen 3/21/23 - Episode Page - 46m - PDF Transcript

Ich habe gerade gekocht, die Sonne hat so tief gestanden, wir haben irgendwie ganz laut Musik gehört.

Ich habe ein Glas Wein getrunken, ich hatte so tränenvoller Glück eigentlich in den Augen.

Und war richtig so, mein Gott, ist das wieder alles so ein bisschen besser.

Und ich spüre mich wieder mehr so als Mensch und nicht nur als kranker Mensch.

Und ich habe weniger Angst und so.

Und 20, 30 Minuten später habe ich auf einmal ein so vernichtendes Stechen unter meinem Schlüsselbein gespürt.

Und dieses Stechen, als würde mir jemand da ein Messer reinjagen, ein heißes Messer.

Und das immer und immer wieder.

Und ich stand da und musste mich festhalten und Leon hat mich angeguckt, meinte, oh Gott, was ist los?

Und ich habe nur gesagt, so ist es ganz schlimm.

Und ich hatte in dem Moment nochmal auf eine andere Art und Weise einfach das ganz extreme Gefühl, ich habe gerade einen Herz infragt.

Das ist Visavi, erfolgreiche Podcasterin, Autorin und Musikjournalistin.

Seit Ende 2021 leidet sie nach einer Corona-Infektion an Long, oder genauer gesagt Post-Covid.

Vorher Topfit bestimmen Visavis Leben jetzt, Diabetes und lebensgefährdende Herzprobleme.

Lange Aufenthalte in Krankenhäusern, endlose Besuche in Arztpraxen, ewiges Warten auf mögliche Diagnosen und Angst.

Fighting Long Covid ist ein Bremenvier-Podcast für die AID-Audiothek, in dem Visavi von ihrer gesundheitlichen Achterbahnfahrt erzählt.

Ich bin Malin Compa, Moderatorin und Redakteurin und höre wie ihr vor allem zu.

Hallo, liebe Lotti.

Hallo, hallo, hallo.

Wie geht's dir heute?

Gut und schlecht zugleich, wenn ich sagen.

Heute ist insofern ein guter Tag, dass ich aufgestanden bin und heute einen relativ klaren Kopf hatte.

Das ist ja auch etwas, was ich nicht immer habe und geistig habe ich mich heute so geführt, dass ich dachte,

boah, ich könnte heute irgendwie einen Roman schreiben oder sowas.

Genau das hat aber dann wiederum dazu geführt, dass ich dachte, ja cool, wenn ich mich so kopfmäßig, so fit führe,

dann ist doch mein Körper vielleicht auch am Start und deswegen hatte ich die super Idee heute,

wie so eine Art Frühsport zu machen, der bei mir impliziert hat, dass ich einmal runter zum Briefkasten und wieder hoch gegangen bin.

Das klingt jetzt erstmal für andere Menschen vielleicht so, ja, okay, das ist Frühsport, aber es sind halt auch fünf Stockwerke und ich bin krank.

Ja, und das hat dann auch direkt wieder dazu geführt, dass mir meine Grenzen aufgezeigt wurden, weil es geht einfach nicht.

Ich kann nicht einfach so fünf Stockwerke mal eben nach unten und nach oben laufen.

Also anscheinend kann ich das nicht, ich hatte gehofft, dass es geht, aber ich habe wieder einen total hohen Blutdruck.

Mein Puls hat sich seitdem nicht beruhigt.

Ich bin die ganze Zeit schon wieder auf so einem 120er, 130er Puls und habe einfach direkt wieder so ein Gefühl,

fuck, ich habe mich übernommen, nur weil ich einfach zum Briefkasten gelaufen bin, aber auch da gibt es dann trotzdem wieder eine gute Nachricht.

Ich hatte nämlich im Briefkasten von einer meiner letzten Untersuchungen, wo man, ja, man hat versucht bei mir so ein bisschen nach rheumatologischen Sachen zu graben,

ob es da vielleicht den Ursprung auch mancher Probleme gerade bei mir gibt und die gute Nachricht ist, ich habe auf jeden Fall keine rheumatologische Erkrankung.

Also hat sich der Weg zum Briefkasten doch irgendwie gelohnt.

Ich gerade gefragt, ist das eine gute Nachricht, weil andererseits ist ja immer noch so, dass ihr noch immer Gründe für die Dinge sucht, oder?

Ja, das ist nämlich genau immer diese Scheiße bei mir, dass Diagnostik einerseits immer wieder Erleichterung bedeutet, weil jede nicht gestellte Diagnose ist natürlich ein Segen,

weil ich denke, oh Gott, nicht noch eine chronische neue Krankheit und auf der anderen Seite ist es natürlich so, okay, wieder keine Erklärung für das,

wieder keinen Schritt weiter in der Hinsicht, weil man eigentlich auch gehofft hatte, während dieser rheumatologischen Untersuchung vielleicht ein Beweis dafür zu finden,

dass ich eben eine Gefäßproblematik durch Covid entwickelt habe, aber zumindest bei den Blutuntersuchungen, die man da jetzt gemacht hat, hat man nichts dazu gefunden und es ist und bleibt weiter spannend.

Okay, dann machen wir aber heute erst mal einen Haarkt darunter, dass es an sich eine gute Nachricht ist.

Das stimmt, ja. So muss man es ja auch sehen. Es bleibt mir ja nichts anderes übrig besser, als dass ich jetzt wie gesagt noch eine unheilbare Krankheit für den Rest meines Lebens habe.

Wir sind ja in der letzten Folge damit ausgestiegen, dass Leon dein Mann Corona hatte, das war im Frühjahr letzten Jahres und du hattest richtig Panik, dass du dich anstecken könntest.

Hattest du eigentlich seit deiner Corona-Infektion 2021 jemals wieder so was wie eine Erkältung, eine Grippe oder den kleinsten Infekt?

Kein einziges Mal. Wow. Und das ist auch für mich das Verrückte. Also ich selbst bin der beste Beweis dafür, dass Maske tragen einfach funktioniert, weil ich hatte vorher wirklich ein Lappenimmunsystem.

Also im Sinne von ich habe mir jede Erkältung mitgenommen. Ich hatte jetzt nie irgendwie eine diagnostizierte Immunschwäche oder so, aber ich hatte wirklich einen extrem schwaches Immunsystem.

Und seit meiner Covid-Erkrankung trage ich ja wirklich so extrem immer und überall, wo ich bin, Maske. Und ich bin ja auch mehrfach die Woche in irgendwelchen Praxen, wo kranke Menschen sich aufhalten.

Also ich komme damit ja auch zwangsläufig in Kontakt, aber da tragen diese Leute Maske. Zum Glück, weil das in Arztpraxen noch so ist.

Und ich trage Maske. Und für mich ist das ein Wunder, dass ich mich seit 14 Monaten oder 15 Monaten mit keiner Erkältung, keiner Grippe, nichts, aber auch gar nichts angesteckt habe.

Das ist ein absolutes Wunder und deswegen ich schwöre einfach auf Maske tragen und da kann mir jeder andere Mensch erzählen, was er möchte. Das hat mich davor bewahrt, die letzten Monate irgendwie einfach noch mehr zu leiden.

Übrigens, sorry, heute, das ist jetzt hier auch sehr authentisch zum Thema Fighting Long Covid. Heute habe ich wieder krasse Probleme mit meiner Stimme. Ich muss das ganz kurz mal vorweg sagen.

Also seit meiner Covid-Erkrankung gibt es immer mal wieder Tage, an denen ich einfach mich den ganzen Tag reuspern muss, den ganzen Tag so ein Froschumhalts habe und mich also wirklich 300 mal irgendwie, ich muss die ganze Zeit trinken und es wird nicht besser.

Sorry, also heute ist leider so ein Tag, wenn ich jetzt irgendwie hier oft mal ein bisschen komisch klinge. Ich kann es nicht so richtig ändern, leider.

Da sitzen wir heute quasi im selben Boot. Ich habe ja auch ständig Erkältung und Nebenhöhlenentzündung, seitdem ich Corona hatte und heute auch schon wieder so ein Kratzen im Hals.

Ein paar mal können wir vielleicht rausschneiden. Ja, das kriegen wir hin. Aber weißt du denn, was das für dich bedeuten würde, wenn du dir wirklich einfach nur eine kleine Erkältung holen würdest?

Ja, man weiß das natürlich nicht genau, weil man ja auch immer noch nicht genau weiß, was eigentlich in meinem Körper für Prozesse ablaufen.

Aber alleine durch die auf jeden Fall ja trotzdem irgendwie bestätigte Tatsache, dass mein Herz definitiv ein Problem hat, sagt man natürlich, also so Erkältung oder so gehen natürlich einfach bei Menschen, die ein Herzproblem haben, auch direkt dahin.

Wenn ich jetzt das nicht schaffe, mir irgendwie eine Erkältung schnell wieder weg zu kurieren oder eine Grippe, dann kann es einfach sein, dass mein Herz dadurch noch schwächer wird, dass sich mein Herz dann vielleicht auch noch mal eine klassische Herzmuskeentzündung reinholt, weil das ja etwas ist, was auch total bekannt ist so als Folge von nicht auskurierten Erkältungen oder Grippe oder so.

Und deswegen raten mir einfach wirklich alle behandelnden Ärztinnen und Ärzte dazu, mich total zu schützen vor jeder Form, gerade von Infektionen, egal ob vor Viren, vor Bakterien, vor Grippen, vor Erkältungen, vor Covid.

Alle sind halt so, bitte, gerade nicht, so, das kann einfach gerade alles viel, viel, viel, viel schlimmer machen.

Und dann kommen wir zurück zu der Corona-Infektion von Leon.

Im Ende der letzten Folge haben wir eine sehr verzweifelte Sprachnachricht von dir gehört, weil du offensichtlich richtig krass Angst hattest, das nochmal zu kriegen.

Was hat das mit dir gemacht auch psychisch, weil er hatte nicht einfach nur einen Schnupfen?

Also, das war auf so vielen Ebenen für mich wirklich kaum auszuhalten, weil einerseits habe ich natürlich unfassbare Angst um Leon gehabt, weil zu diesem Zeitpunkt natürlich hatten auch schon ein paar Menschen in meinem Umfeld Corona, aber Leon ist halt mein engster Mensch und meinen Mann und dadurch, dass ich weiß, was mir diese Infektion angetan hat, habe ich natürlich totale Angst bekommen.

Was ist, wenn das bei ihm auch so schreckliche Schäden hinterlässt und das hat sofort von Anfang an auch ganz, ganz, ganz, ganz viel Angst in mir ausgelöst und dann natürlich kam bei mir alles wieder hoch, diese ganzen Tage, in denen ich dachte, okay, mir geht es schon schlecht und es hat sich angebahnt, aber ich hatte noch keine positiven Schnelltests.

Und in dem Moment habe ich einfach gedacht, es geht jetzt alles wieder von vorne los und ich hatte einfach Todesangst, ich hatte wirklich Todesangst und ich hatte so einen Nervenzusammenhoch und das war für uns beide so schrecklich, natürlich auch für Leon, weil der dachte, er hat mich jetzt angesteckt so.

Und wir haben uns ja auch noch an dem Tag, als er dann abends irgendwann den ersten positiven Schnelltest hatte, da haben wir uns noch geküsst und alles und das war für uns beide wirklich eine ganz, ganz, ganz, ganz, ganz schreckliche Situation.

Aber erst mal jetzt nochmal gleich mal direkt die gute Nachricht. Du hast dich damals nicht angesteckt, ne?

Ich war selber übertrieben verwundert, aber ich habe wenige Stunden nach dem, weil Leon hatte einen PCR-Test gemacht, der dann eben positiv war und dann habe ich gesagt, okay, ich muss auch sofort einen PCR-Test machen.

Ich wollte es einfach sofort wissen, weil mir eine Schnelltests waren negativ und ich wollte nicht wieder irgendwie tagelang warten und ich wollte es wissen auch, weil für mich war klar, wenn ich es jetzt wieder hätte, würde ich ins Krankenhaus gehen.

Also ich wäre einfach sofort freiwillig auf irgendeine Covid-Station gegangen, um auch Medikamente diesmal von vornherein zu bekommen und ich hätte das nicht nochmal, hier auch psychisch nicht nochmal alleine irgendwie zwei Wochen mehr im Zimmer ausgehalten.

Und deswegen habe ich dann ein PCR-Test gemacht und dann kam die Nachricht, es ist negativ und ich konnte es gar nicht fassen und ich war auch noch so, ja okay, aber vielleicht kommt es ja noch oder so und Leon haben wir dann ausquartiert.

Also der ist dann sofort zu einem Kumpel, der dann da wieder rum ausgezogen ist und Leon durfte dann bei dem Kumpel in der Wohnung irgendwie zwei Wochen bleiben und ich war dann alleine zu Hause, habe natürlich auch hier weiterhin total Paranoia geschoben, weil ich alles irgendwie desinfiziert habe und so.

Also ich habe natürlich auch eine krankhafte Angst davor entwickelt vor diesem Virus, was ich vorher nie hatte.

Also ich war nie so ein Mensch, der sich jetzt irgendwie viel die Hände desinfizieren musste oder Hände jeden Tag waschen musste und Angst hatte vor irgendwelchen Bakterien oder Viren.

Es gab es nie in meinem Leben, obwohl ich ständig erkältet war, hat mich sowas gar nicht gejuckt so.

Also das war vollkommen weg von mir und ich habe gemerkt, dann misst, jetzt geht es halt auch schon hier zu Hause los, weil natürlich tagelang konnte ich hier nichts einfach normal berühren.

Ich musste die ganze Zeit lüften, ich habe alles die ganze Zeit immer wieder desinfiziert und habe gemerkt, Scheiße, das geht schon in so eine zwanghafte Richtung.

Und auf der anderen Seite wurde natürlich von Tag zu Tag die Erleichterung immer größer und größer und größer, dass ich gemerkt habe, okay, ich bin nicht positiv, ich habe es geschafft, ich habe mich nicht angesteckt.

Und das hat dann wiederum auch zu einer Entscheidung geführt, weil mich das super do interessiert hat, dass ich mal meine Antikörper testen lassen wollte.

Ja, genau, klar.

Und dann bin ich zum Hausarzt gegangen und fand ich auch absurd, ich musste das irgendwie auch bezahlen, aber okay, gut, ist in Ordnung, aber ich fand es halt krass.

Zu dem Zeitpunkt stand es nämlich auch zur Debatte, soll ich jetzt nochmal mich impfen lassen oder nicht oder wie sieht es halt jetzt gerade einfach aus, was so mein Antikörpersterbs betrifft.

Und dabei ist dann rausgekommen, dass ich einfach einen wirklich, also absurd hohen, wirklich astronomischen Antikörperwert hatte.

Es ist so ein bisschen schwer, diese ganzen Einheiten und so, ich will ja jetzt auch nicht wieder zu medizinisch werden, aber nur mal so für alle Leute, die auch schon mal ein Antikörpertest gemacht haben.

Ich war auf jeden Fall, ich glaube, im Mai war ich bei über 10.000 und man sagt, dass der Wert nach einer frischen Impfung oder einer Ansteckung schon so in dem Bereich um die 1.000 relativ hoch ist und auch einen gewissen Schutz bietet.

Und da hat dann der Arzt nochmal gesagt, es ist halt ein Zeichen dafür, dass mein Körper extrem damit zu kämpfen hatte und anscheinend so viele Antikörper produziert werden mussten, dass das immer noch so hoch ist.

Und ich habe das, glaube ich, nochmal drei, vier Monate später testen lassen und da war ich dann immer noch bei 5.000 oder so und das fand ich schon auch interessant.

Interessant und eigentlich dann auch zumindest ein bisschen erleichtern und beruhigend, oder?

Zumindest in Bezug auf Covid.

Genau.

Obwohl es trotzdem für mich nicht ausgereicht hat, weil das sagen die eben auch, es ist kein, du kannst daran sehen, dass im Körper Antikörper da sind, das bedeutet aber nicht, dass die dann auch funktionieren.

Mir wurde trotzdem weiterhin dazu geraten, bitte stecken Sie sich nicht mit Covid an, weil wir können gerade das Ausmaß und die Auswirkung auf Ihren Körper nicht einschätzen bedeutet.

Ich habe trotzdem auch schon da leider nicht wieder normales Leben geführt, sondern ich habe auch da extrem auf mich aufgepasst.

Aber dann kam ja genau zu diesem Zeitpunkt auch der Sommer gerade so ein bisschen, es wurde wärmer draußen, was natürlich mein Leben nach 4, 5 Monaten zu Hause Isolation über den Winter endlich beendet hat.

Weil zu diesem Zeitpunkt, ich habe mich eben mit niemandem getroffen, ich habe niemand in meine Wohnung gelassen.

Ich war nirgendwo in einem Restaurant, in einer Bar nirgendwo mehr drin, bei keinem Geburtstag, bei keiner Veranstaltung.

Nichts.

Ich war 4, 5 Monate isoliert und dann ging, hat langsam der Sommer los ausgerechnet, dann wieder, wie gesagt, war Leon infiziert, aber zum Glück ging's ihm übrigens super.

Also er hatte keine Probleme danach, alles war gut und er war wieder fit danach.

Gut.

Ja, aber dann ging zumindest in der Hinsicht so ein bisschen eine bessere Phase für mich los.

Und wenn du sagst, du bist jetzt mehr rausgegangen, im Sommer hast du da versucht, ein Stück normaler zu leben.

Warst du zum Beispiel auch immer, wenn du mal irgendwo draußen warst mit Maske dann unterwegs?

Am Anfang schon, weil eben in mir selbst beim Spazieren oder so diese Angst wirklich ist.

Es ist extrem bei mir, wenn ich einfach rausgehe und mir kommen hustene Menschen entgegen oder hustene Menschen laufen vor mir.

Es ist richtig so, dass mein Kopf automatisch virenvisualisiert.

Ich sehe das vor mir, wie die auf mich zukommen und in meinen Körper eindringen.

Was natürlich total, ich weiß, dass es auch krankhaft ist und ich mache ja deswegen auch eine Therapie.

Aber man kann es mir, glaube ich, eben auch, wie gesagt, nicht verübeln nach dem, was alles so passiert ist.

Aber das Schöne war dann wirklich im Laufe der Monate so besonders im Juni rum, glaube ich, war so ein Knackpunkt,

dass da zum ersten Mal es einen Moment gab, dass ich einen Anruf bekommen habe, genau ein Tag von meinem Geburtstag,

dass meine Troponienwerte sich jetzt in einem Wert bewegen, der immer noch zu hoch ist und ein gesunder Mensch hat diesen Wert nicht.

Aber er war so niedrig wie seit Beginn der ersten Messung noch nie.

Und das war für mich so ein Punkt, wo ich dachte, okay, jetzt geht es wirklich bergauf.

Vielleicht ist die Scheiße jetzt vorbei.

Vielleicht bestehe ich jetzt ganz kurz vor diesem Moment, an dem alles wieder gut wird und mein Herz wieder normal wird.

Okay, ich habe Diabetes Typ 1 und vielleicht habe ich auch wieder Bluthochdruck, weil es nicht weggeht, keine Ahnung.

Aber ich hatte zu diesem Zeitpunkt unfassbare Hoffnung und das hat dann auch dazu geführt,

dass ich an meinem Geburtstag am 22.06. wirklich einfach eine kleine Geburtstagsparty auch im Garten meiner Mutter gefeiert habe.

Und das war dann wie wirklich, also ich habe all diese Leute, all meine Freunde, ich habe die das letzte Mal größtenteils bei meiner Hochzeit gesehen.

Also einfach im Oktober 2021 und dann war Juni 2022 und ich habe selbst meinen besten Freund das erste Mal wieder gesehen an diesem Tag

und solche Sachen und das war ganz, ganz krass für mich.

Und ich habe auch so ein bisschen trotzig an diesem Abend einfach versucht so zu tun, als wäre alles wieder normal.

Ich habe Alkohol getrunken, mein Diabetes war so, achts mir jetzt, egal, gibt es nicht mehr.

Ich war so ein bisschen so rebellisch an dem Abend und wollte einfach nur so das Gefühl haben,

dass alles wieder ist wie früher und einfach leben und trinken und feiern und tanzen.

Und das habe ich auch echt gemacht in dieser Nacht.

Hast du dich denn getraut, Menschen in den Arm zu nehmen?

Ja, habe ich. Am Anfang konnte ich mir das nicht so richtig vorstellen und dann habe ich es aber gemacht

und habe auch an diesem Abend, glaube ich, so wenig Angst gehabt, wie zu diesem Zeitpunkt einfach seit Beginn meines ganzen Albtraums nicht.

Also das war so einer der wirklich freisten und schönsten Abende, was dieses ganze Thema betrifft

und trotzdem habe ich dann auch direkt am nächsten Tag die Quittung dafür bezahlt.

Also ich bin aufgewacht und war so okay, fuck, mir geht es so schlecht.

Man weiß ja, wie sich ein Kater anfühlt und ich habe ja noch nicht mal jetzt unbedingt viel Alkohol getrunken,

aber das war einfach ein Kater mal 5000 und ein Kater, der auch nicht ein Tag geht oder zwei Tage geht,

sondern dieser Kater ging quasi einfach eine ganze Woche lang.

Und ich habe eine Woche lang eben einen ganz extrem hohen Blutdruck gehabt, egal was ich für Medikamente genommen habe.

Ganz schlimmes Herzrasen, mir war die ganze Zeit schlecht, mein Kopf hat so gedrönt, wie eben dieser Moment,

wenn du das erstmal aufwachst und denkst, du hast gestern eine Flasche Schnaps getrunken oder so,

was habe ich ja noch nicht mal getrunken und ich habe gemerkt, okay, ich habe mich total übernommen.

Also so schön es auch alles war, aber es hat mich auch direkt wieder in die Realität zurückgeholt.

Es ist nicht mehr so wie früher, mein Leben ist nicht mehr, ich kann einfach feiern, wenn ich Bock habe,

ich kann einfach saufen, wenn ich Bock habe, das geht einfach nicht, das funktioniert nicht.

Und das war dann natürlich irgendwie auch schon wieder so ein bisschen trotz aller Dankbarkeit,

die ich für diesen Abend empfunden habe, habe ich auch gedacht, okay, scheiße, ich muss ein bisschen wieder drei Schritte zurückmachen,

weil das kann mein Körper nicht, also es geht nicht.

Ist das so was, was dich auch bis jetzt noch durchzieht?

Das heißt, wenn du zum Beispiel mal sagst, heute Abend möchte ich mal ausgehen, jetzt möchte ich mir mal was gönnen,

dass du aber eigentlich schon mit einkalkulieren musstest, dir danach so schlecht geht?

Und dann machst du es gar nicht mehr.

Ich habe es gemacht im Juni, Juli, August und habe da immer mal so gesagt, okay, komm, ich trinke jetzt mal zwei, drei Gläser Wein

und ich habe irgendwie Spieleabende draußen gemacht, also niemals drin.

Ich war in keinem Club, in keinem Restaurant, in keiner Bar.

Es gab eine einzige Ausnahme, wo für mich Luftfilter aufgestellt wurden und alle PCR-Tests gemacht haben,

was ich ganz, ganz toll fand.

Extra für mich hat mein Weird Crimes Team mir quasi einen Abend geschenkt in einem Restaurant,

nur auf mich quasi so wie noch zu ganz schlimmen Pandemiezeiten zugeschnitten.

Das war das einzige Mal.

Und ansonsten habe ich eben nur mir diese Schlupflöcher gesucht, mit irgendwo draußen vorkneiden sitzen

und das habe ich diese drei Monate lang ab und zu mal gemacht

und habe aber gemerkt, dass es meinem Körper gar nicht gefallen hat, dass es gar nicht gut ging

und dass es auch meiner Genesung nicht gut getan hat.

Aber mir wurde ja auch von vielen Seiten immer wieder geraten, ja komm, lebt doch und ist doch in Ordnung

und versuch doch wieder zu leben, ist doch alles in Ordnung.

Aber ja, dazu kommen wir dann vielleicht auch noch, weil ab September, Oktober,

ging es dann einfach ganz rapide wieder richtig dollberg ab.

Und seit Anfang November habe ich keinen Schluck Alkohol mehr getrunken.

Ich habe davor auch von der Infektion bis Mai, hatte ich wahrscheinlich auch irgendwie

vielleicht einmal einen Schluck Wein getrunken.

Aber jetzt bin ich halt wieder in einer Phase, in der ich gar nichts mache.

Also wieder rausgehe und an sowas wie Abende mit Alkohol und Freunden zu denken,

ist komplett ausgeschlossen.

Und es sind auch seit dem, also seit dem Sommer sind nochmal so viele neue Medikamente dazugekommen,

dass jetzt der Punkt ist, wo ich auch weiß, ich darf sowieso niemals mehr Alkohol trinken.

Also ich habe neulich nochmal extra meinen Kardiologen gefragt,

als Medikament Nummer 6 oder so dazu kam auf meinem täglichen Speiseplan,

habe ich so gefragt, wie ist denn das jetzt eigentlich?

Und dann meinte er, nee, also momentan habe ich zum Glück eh nicht das Bedürfnis,

aber ich muss schon sagen, dass es mich ein bisschen getroffen hat zu hören,

selbst wenn ich mal Bock habe auf irgendwie ein Glas Wein oder vielleicht auch eine Flasche Wein oder so,

das kann ich nicht mehr machen.

Das werde ich nie wieder machen kann, weil diese Medikamente werde ich nicht mehr los

und das wird alles, das geht halt nicht.

Und ich finde auch, dass diese Beispiele, die du jetzt so aus dem Sommer gebracht hast,

ist so ein total exemplarisch für diese Achterbahnfahrt deiner Krankheit.

Wenn man wieder gab es mal so eine leichte Entspannung

und dann waren mal Werte wieder ein bisschen besser

und dann bam, kam wieder irgendwie die nächste Klatsche.

Ihr seid doch zu der Zeit dann auch zum Beispiel im Urlaub gewesen, ne?

Ja, wir haben es sogar zweimal geschafft

und das finde ich im Nachhinein auch wirklich unglaublich, dass das geklappt hat.

Ende Juni, Anfang Juli, haben wir so einen kleinen Roadtrip gemacht,

weil ich eben auch zu dem Zeitpunkt mir noch nicht zugetraut habe zu fliegen.

Und dann sind wir nach Dänemark und Schweden gefahren mit dem Auto, also mein Mann und ich.

Und es war einerseits so dieses größte Freiheitsgefühl nach all den Monaten,

nur zu Hause und nur die ganze Zeit in Krankenhäusern und irgendwie im Praxen rumhängen,

war das so, oh mein Gott, es fühlt sich gerade wieder so ein bisschen nach Leben an

und das ist so schön und das war ganz, ganz aufregend.

Und gleichzeitig hatte ich auch da immer wieder Momente, wo ich eben gemerkt habe.

Zum Beispiel in Dänemark, da hatten wir so ein Pool,

das war so ein bisschen auch mein Geburtsgeschenk an mich,

so ein privater Pool, in dem ich irgendwie morgens versucht habe, immer so ein bisschen zu schwimmen.

Aber ich jeden Tag gemerkt habe, dass mein Herz mit jedem Tag, an dem ich mehr mich bewegt habe,

mehr geschwommen bin, auch mehr dann spaziert bin mit Leon am Strand,

ist mein Herz jeden Tag schwächer geworden.

Also immer, wenn ich morgens wach geworden bin, habe ich gemerkt,

es ist ganz schwer, sich das vorzuschauen, aber das fühlt sich wirklich an,

als wäre so das Herz nasser Sack, der so in einem drin hängt

und man kriegt richtig mit, wie das, was es eigentlich ist, nämlich,

dass das stark ist und dass das ein Muskel ist, der sich mit dir bewegt

und dir halt auch die Kraft und die Power gibt und dein Motor ist.

Das war eben, ich habe richtig gemerkt, scheiße, ich kann das nicht machen.

Ich kann mich nicht jeden Tag so viel bewegen,

weil dann habe ich gar keine Kraft mehr, um noch irgendwas anderes zu machen.

Und dann gab es auch einen Moment, also das ist einer der schlimmsten Symptome,

die bei mir aufgetreten ist, irgendwann, weil ich hatte das nicht von Anfang an.

Aber ich kann mich da zum ersten Mal ganz, ganz explizit daran erinnern,

dass ich in Dänemark an einem Abend so, ich habe gerade gekocht,

die Sonne hat so tief gestanden, wir haben irgendwie ganz laut Musik gehört,

ich habe ein Glas Wein getrunken, ich hatte so tränenvoller Glück eigentlich in den Augen

und war richtig so, mein Gott, es ist wieder alles so ein bisschen besser

und ich spüre mich wieder mehr so als Mensch und nicht nur als kranker Mensch

und ich habe weniger Angst und so.

Ja, und wirklich, also 20, 30 Minuten später habe ich auf einmal

ein so vernichtendes Stechen unter meinem Schlüsselbein gespürt

und man muss sich das vorstellen zwischen Herz und Schlüsselbein dazwischen so.

Und dieses Stechen war mit der, also es war eigentlich, glaube ich,

der schlimmste Schmerz, den ich jemals empfunden habe

und zwar nicht einmal, sondern hintereinander, immer wieder,

als würde mir jemand da ein Messer reinjagen, ein heißes Messer

und das immer und immer wieder und ich stand da

und ich musste mich festhalten und Leon hat mich angeguckt, meinte, oh Gott,

was ist los und ich habe nur gesagt so, es ist ganz unangenehm,

es ist ganz schlimm, ich weiß nicht, was ich machen soll, oh Gott, oh Gott,

und ich hatte in dem Moment nochmal auf eine andere Art und Weise

einfach das ganz extreme Gefühl, ich habe gerade einen Herz infarkt,

weil das ist ein Schmerz, ich konnte mir den nicht anders erklären

und der hat so ein bisschen der Strahlt auch in den Hals aus

und auch nach unten, nach rechts, nach links.

Es gibt ja immer diese Frage auch bei Schmerzen von Ärzten,

wie vernichtend ist dieser Schmerz, also auf einer Skale von 1 bis 10

und das ist wie gesagt, das ist ein richtiger, das ist ein Vernichtungsschmerz,

der fühlt sich so an, wenn der noch eine Stufe weiter nach umgeht,

dann ist der nicht mehr aushaltbar und ich war wirklich bei einer,

ich glaube, ich war bei einer neuen, ich war kurz vor,

ich werde gleich ohnmächtig vor Schmerz

und das hat ungefähr eine halbe Stunde angehalten

und unter normalen Umständen hätte ich safe den Krankenwagen gerufen

und hätte gesagt, okay, ich muss sofort ins Krankenhaus,

aber durch alles, was auch schon davor passiert ist

und durch dieses Ganze immer resilienter werden und immer mehr merken,

okay, es gibt schlimme Dinge, aber es gibt auch noch schlimmere Dinge

und ich reiß mich jetzt zusammen, ich gucke, ob das wieder aufhört

und es hat halt irgendwann wieder aufgehört

und trotzdem war ich total, die Tage danach, ich war super alarmiert.

Natürlich habe ich dann auch ein bisschen gegoogelt

und bin immer wieder nur zu dem Punkt gekommen,

einen Menschen mit Werten, die weiterhin eben

auf eine Herzmuske Entzündung hindeuten,

mit absterbenden Herzmuske zählen und so,

der solche Schmerzen hat, das ist halt schon schwierig,

also das ist kein Spaß und das ist ja auch das Ding,

es war kein Schmerz, der irgendwie durch eine körperliche Bewegung

auch nicht durch Atmen oder so ausgelöst wurde,

sondern es war was anderes.

Aber weißt du heute, was es war?

Ich weiß es bis heute nicht, aber dieser Schmerz kommt regelmäßig

und dieser Schmerz reißt mich aus dem Schlaf

und dieser Schmerz kommt, wann er Bock hat

und man weiß es bis heute nicht,

aber genau deswegen habe ich jetzt auch in einer Woche

den nächsten MRT-Termin, weil man sich diese Stelle jetzt angucken muss,

weil man langsam natürlich auch verstehen möchte,

was ist da los?

Ich hatte das halt noch nie vorher in meinem Leben

und ja, aber das hat dann einfach dieses Gefühl

der Freiheit und der Leichtigkeit,

was ich so in den ersten zwei, drei Tagen da in Dänemark hatte,

weil wir sind dann eben auch immer tiefer so rein nach Schweden gefahren

und waren dann da auch so ein bisschen, ich hatte so eine wunderschöne,

relativ abgelegene alte Fischerhöhte gemietet am Wasser,

aber dann mit diesem Gefühl, ja okay, ich habe hier irgendwie gerade

Schmerzen, die sich wirklich so anfühlen,

als könnten die mir sehr, sehr gefährlich werden,

hat das das Ganze so ein bisschen überschattet

und dann ging es auch los mit Sachen,

die eh schon über das Jahr verteilt, mich immer mal wieder geplagt haben,

weil auch so Entzündungsprozesse unerklärlicherweise

in meinem Körper total aus der Kontrolle geraten sind

und selbst da in Schweden ging es dann los,

dass ich wieder so eine Art, das nennt sich Lymphangitis,

also das ist sozusagen eine Vorstufe von einer Blutvergiftung.

Auch das hat dann bei mir mitten in Schweden irgendwie wieder eingesetzt

und ich war so, okay, das Leben ist schön

und ich kann wieder Dinge machen,

aber gleichzeitig spielt mein Körper weiterhin verrückt

und ich muss irgendwie versuchen, das miteinander unter einen Hut zu bekommen

und das heißt so schön, dass auch von außen dann wirkt

und ich habe ja dann auch mal hier unter irgendwelche Stories geteilt

und alle sind so, oh, du bist wieder gesund, du bist im Urlaub, oh, wie schön

und man denkt sich trotzdem nebenbei so, ja, ich bin im Urlaub

und es ist wunderschön und ich kann das hier gerade machen

und ich bin so dankbar, aber es ist halt eben nicht so,

dass ich wieder gesund bin, sondern es sind hier Sachen im Gange,

die Dinge weiterhin sehr, sehr doll erschweren

und ja, deswegen war es so ein bisschen mit nem bitteren Beigeschmack,

aber trotzdem war es auch wunderschön.

Ich weiß, weil du mir ja im Vorfeld eine Timeline deiner Krankheit

relativ ausführlich auch hast zukommen lassen,

dass es danach viele Termine in der Charité gab,

alle möglichen Untersuchungen,

aber du hast dann auch tatsächlich drei Podcastshows auf eurer Tour.

Wie gesagt, das sagt man dann performt gespielt,

kann man ja nicht sagen, also auf jeden Fall bist du auf der Bühne gewesen.

Wie geht das?

Das frage ich mich im Nachhinein ehrlich gesagt auch,

weil ich, ich hab das mal so ein bisschen reflektiert,

wenn ich jetzt noch ein gesunder Mensch gewesen wäre

und es wäre mir so ergangen, wie es im Juni, Juli, August ergangen wäre,

dann hätte ich safe gesagt, sorry Leute, ich muss das absagen,

aber man misst sich selbst und seine Kräfte

und seine Gesundheit ja natürlich dann an den aktuellen Umständen

und da war es so okay. Im Vergleich zu vorher geht es mir irgendwie besser,

es geht mir okay, ich werde es einfach probieren

und ich wollte natürlich auch niemanden enttäuschen

und es war für mich auf jeden Fall die größte Herausforderung

im letzten Jahr beruflich gesehen.

Es war, also ich kann gar nicht beschreiben,

auch was mir das emotional bedeutet hat.

Ich bin ja auch zu diesem Zeitpunkt,

ich bin ja niemals mehr unter Menschen gewesen

und diese Tour war innerhalb von zehn Minuten komplett ausverkauft

und wir hatten ja eben nur drei Dates,

aber trotzdem waren es bei jedem Date irgendwie zwischen,

keine Ahnung, 500 und 700 Leuten oder so,

es waren schon einfach viele Menschen

und ich war das letzte Mal mit so vielen Menschen

an meiner Hochzeit in einem Raum,

und zwar mit 70 und nicht mit 500

und deswegen, es war unglaublich auch die Tage davor,

das alles vorzubereiten, war natürlich super anstrengend,

aber dieser Tag, ich werde mich immer daran ändern,

ich werde es niemals vergessen, der Tag,

an dem wir in Berlin unseren Auftritt hatten

und Ines und ich, also meine Kolleginnen und ich,

rausgekommen sind auf die Bühne, wie krass die Leute applaudiert haben

und gejubelt haben, weil Ines hat auch eine schwierige Geschichte

hinter sich und bei mir eben diese gesundheitliche Geschichte

und ich glaube für uns beide war es so,

Ines hat zwar auch schon selber eine Tour gespielt,

aber für mich war es eben auch das erste Mal

seit der Pandemie überhaupt wieder vor,

so vielen Menschen auf einer Bühne stehen

und dann nach allem, was so passiert ist

und ich glaube die Leute haben uns beide eben

auch mit so viel Liebe und Wärme und Herzlichkeit empfangen

im Sinne von, ihr seid beide wieder da irgendwie

und ihr seid da und ich hatte sofort Tränen in den Augen,

ich hatte am ganzen Körper Gänsehaut

und ich glaube, das war für mich einer der emotionalsten Auftritte

meines Lebens und ich bin schon vor 15.000 Leuten

aufgetreten und habe moderiert,

aber das war was ganz ganz Besonderes für mich,

weil ich kann dir ganz ehrlich sagen,

in den Monaten davor,

ich dachte, dass ich nie wieder auf einer Bühne stehen werde

und das war vorher mein Leben,

ich habe jedes Wochenende irgendwo aufgelegt,

ich habe jedes zweite Wochenende irgendwo moderiert,

das habe ich 10, 12 Jahre lang,

mein ganzes Leben eigentlich schon als Kind hierauf verbracht,

ich war immer auf Bühnen und dann war das durch die Pandemie weg

und dann war ich krank und war so, das wird nie wieder passieren

und dann ist es passiert und ich habe das unglaublich genossen

und gleichzeitig war auch das wieder sehr beängstigend,

weil ich saß dann da vor 500 Leuten

und habe gemerkt, oh, Herzrhythmusstörung, cool.

Naja, ich mache jetzt einfach weiter,

ich muss das einfach ignorieren,

weil es ist halt jetzt so

und ich kann es mir nicht anmerken lassen

und im Nachhinein haben mir auch alle gesagt,

es hat niemand was gemerkt,

aber dann war es auch so zwischen den Terminen,

musste ich ja dann auch reisen

und auch das hat mich vor große Herausforderungen gestellt,

weil ich zum ersten Mal zugefahren bin,

ich habe dann auch gemerkt, unabhängig davon,

dass auch da wieder mein Herz sich schrecklich angefühlt hat,

ich mich super schwach gefühlt habe,

so wie eigentlich an einem Tag, wo ich kaum alleine zur Toilette komme,

aber mehr eben wie gesagt auch nicht

und stattdessen saß ich in einem Zug,

weil ich musste dann einfach zur nächsten Stadt, zum nächsten Auftritt

und hatte da auch die Problematik,

da gab es sogar noch Maskenpflicht im Zug,

aber voll viele Leute haben mir drauf geschissen

und um mich rum saßen, überall hustende, niesende Menschen

und ich habe im Zug einfach eine Panikattacke bekommen

und dann habe ich dann auch gemerkt,

ich bin dafür noch nicht bereit,

wieder so ein Leben zu führen,

wie ich das früher gemacht habe,

nämlich normal mit dem Zug von A nach B zu fahren,

es ging einfach nicht.

Und dann kam auch noch weitere Herausforderungen,

einfach zum ersten Mal natürlich auch mit Diabetes Typ 1,

das so zu managen.

Wie viel Ess ich dann vor einer Show,

dass ich dann während der Show keine Überzuckerung habe,

aber auch keine Unterzuckerung.

Leon war auch wieder dabei

und war ganz süß, hat nebenbei mein Blutzucker gecheckt

in Köln den Moment,

dass ich dann einfach zu hoch war

und in der Pause mal eben schnell insulin spritzen musste,

was sich für mich auch einfach super strange angefühlt hat.

Natürlich für jemanden,

der seit 20 Jahren Diabetes hat,

ist das ja irgendwann normal,

aber ich hatte zu dem Zeitpunkt ein halbes Jahr Diabetes

und war so, okay, warte mal, ich habe jetzt 5 Minuten Pause,

ich muss eigentlich auf der Lette, ich muss insulin spritzen,

aber nicht zu viel, weil ich nicht,

dass ich dann in der zweiten Hälfte abbrauche

und dann irgendwie auf der Bühne eine Unterzuckerung habe

und so hatte ich eigentlich bei jeder dieser 3 Shows

meine verrückten gesundheitlichen,

kurzen Aussetzer oder Momente auf der Bühne,

auch in München kann ich mich ändern,

habe ich absolute Kopfschmerzen gekriegt

und das ist dann natürlich auch schwierig,

sich zu konzentrieren und ich rede ja auch sehr viel,

ich habe dadurch, dass ich ja die Fälle erzähle,

einfach einen großen Rede und Konzentrationsanteil,

aber was ich sagen muss,

als ich diese 3 Sachen hinter mir hatte,

ich habe daraus so viel Kraft und Stärke geschöpft,

für alles, was dann danach kam,

weil ich gemerkt habe, es ist super belastend

und es kostet mich enorm viel Energie,

aber ich bin dazu in der Lage

und ich weiß, dass ich früher, wie gesagt,

an dem Punkt schon gesagt hätte, ich kann das nicht,

weil mein Körper geht es nicht gut,

aber jetzt habe ich mich so angepasst an die Verhältnisse,

ich musste, dass ich im Radius

und im Rahmen meiner Möglichkeiten

doch noch sehr viel mehr Stärke aufbringen kann,

als mir eigentlich bewusst war

und ich habe auch so viel Selbstbewusstsein,

wie der so auch auf einer anderen Ebene,

nicht nur meinem Körper gegenüber,

sondern mir als Person gegenüber wieder hergestellt,

weil ich habe mich eine Zeit lang natürlich auch nur noch gefühlt,

wie die kranke Lottie,

die eigentlich nichts mehr anderes ausmacht,

außer ihre Geschichte und außer Diabetes

und außer Herz und bla,

und dann war ich auf einmal wieder die Vis-à-Vis,

die ich früher war,

nämlich die, die auf der Bühne steht,

die die Menschen auch unterhalten kann

und ich habe mir ein Stück von dem Menschen zurückerkämpft,

der ich halt mal war

und deswegen hatte das vor allen Dingen

auch emotionalen, riesengroßen Einfluss auch auf mich

und wie es mir danach die Monate mental ging

und deswegen ist es auch so abstrakt,

weil jetzt, wo wir darüber sprechen,

es steht halt wieder eine Tour an,

die wir dann genau zu der Zeit auch geplant haben,

weil es auch so super lief

und ich zu diesem Zeitpunkt dachte,

es wird jetzt weiter bergauf gehen

und zum jetzigen Zeitpunkt sage ich ganz ehrlich,

hätte ich gewusst, wie es mir jetzt gerade geht,

hätte ich niemals für April und Mai Natur geplant,

vor allen Dingen nicht vor 16.000 Leuten insgesamt.

Ach.

Ja, aber es war ganz schön,

weil da ich gerade in Erinnerung daran geschwägt bin,

was das mit mir gemacht hat,

gibt mir das gerade auch wieder Kraft für das, was kommt,

weil ich einfach hoffe, dass ich das durchziehen kann

und dass es mir einfach auch mental wieder ganz, ganz viel Kraft gibt.

Aber wenn ich daran zurückdenke,

es war, es ist immer noch für mich irgendwie auch ein bisschen

ein kleines Wunder, dass ich das geschafft habe

und dass ich das gemacht habe.

Total, ey, Respekt dafür.

Jetzt lass uns mal ein bisschen Realtalk machen,

wo wir schon beim Thema Podcast nämlich sind.

Du hast gerade gesagt, das war zu einer Zeit,

gutes halbes Jahr, so into long oder post covid,

ist zu dem Zeitpunkt der Podcast auch das, wovon du lebst?

Hauptsächlich?

Ja.

Ja, ne?

Also natürlich auch ein Segen in sich,

dass du das auch von zu Hause aufnehmen kannst zum Beispiel, ne?

Ja, also ich kann dir sogar Realtalk sagen,

es ist meine einzige Einnahmequelle.

Also ich habe ja vorher als selbstständige Moderatorin permanent

einfach alle möglichen Jobs rein bekommen

und das war ja immer so im stetigen Wandel.

Es gab ja bei mir keine Konstante außer meine Radiosendungen.

Aber ich habe ja krasserweise gekündigt

und habe mich ja auch quasi genau am Tag meiner letzten Radiosendung

eben mit covid angesteckt.

Und im Nachnähen bin ich auch froh,

wenn meine Radiosendung hätte ich eh nicht weitermachen können.

Es war auch wieder so schicksalsmäßig.

Ich hätte eh entweder wer gekündigt worden

oder ich hätte gekündigt,

weil die hätte ich von zu Hause nicht machen können.

Und es gab noch einen anderen Podcast,

den ich aber auch aus Kraft gründen.

Den Tatort-Podcast, den konnte ich nicht weitermachen.

Es war mir einfach alles zu viel.

Und es ging nicht,

weil wieder teilweise irgendwie drei Aufnahmen

an einem Tag machen mussten.

Und es war einfach für mich nicht mehr möglich.

Und Weird Crimes ist das einzige noch, was mir geblieben ist.

Alles andere ist weggebrochen.

Jede Art von Einnahmequelle, die ich vorher hatte,

also alle Live-Event-Moderationen,

alles an Auflegen, an auch so Drehs.

Ich hatte ja ständig auch irgendwelche Formate.

Dann habe ich mal desmoderiert das.

Und ich habe seitdem einfach alles absagen müssen.

Jede Anfrage. Ich habe jede Einladung zu jedem Event,

egal ob privat oder eben moderieren.

Ich habe alles absagen müssen.

So viele Projekte.

Ich habe auch auf einmal so,

dadurch, dass dieser Podcast so gut lief und läuft,

ganz viele Anfragen für irgendwelche TV-Formate

rund um Crime und so viele Möglichkeiten,

wo ich mir früher einfach,

also ich wäre auf Händen dahin gekrochen und hätte gesagt,

ja bitte, gib mir diesen Job, wie geil ist es.

Und jetzt ist es so, ja cool, danke, aber ich kann es nicht machen.

Ich habe nicht die Kraft.

Kommen die Anfragen immer noch?

Kommen die auch jetzt noch, wo das so publik ist,

dass es hier so schlecht geht?

Zum Glück kommen sie immer noch.

Was einerseits natürlich schmerzhaft ist,

weil man immer wieder alles absagen muss,

aber das ist genau auch wie mit privaten Einladungen und Anfragen,

dass ich mich immer noch freue,

wenn ich von meinen Freunden Einladungen

zu ihren Geburtstagen bekomme.

Weil natürlich ist es jedes Mal ein Stich ins Herz.

Und jedes Mal denke ich, ich werde wieder nicht dabei sein können

oder auch große Events oder Konzerte,

wo ich früher natürlich sofort hingegangen wäre

und ich habe einfach permanent nur das Gefühl, alles zu verpassen,

aber lieber möchte ich noch eingeladen werden

und lieber möchte ich noch das Gefühl haben,

ich existiere noch, weil ich ganz, ganz oft auch das Gefühl habe,

ich bin nur noch ein Phantom, weil natürlich auch...

Kann ich voll verstehen.

Ja, es ist ganz schlimm auch.

Natürlich, mein Mann geht ja trotzdem auch noch mal nicht mal wohin,

auch wenn es auch viel seltener geworden ist,

aber auch da, er ist immer ohne mich.

Das ist mein Geburtstag von seiner Freunde ohne mich.

Egal was ist gerade jetzt, es ist einfach Winter.

Ich kann nicht, ich möchte auch nicht in irgendwelche Bars gehen,

wo einfach auch gerade alle Menschen

mit irgendwelchen Atemwegserkrankungen rum sitzen.

Ohne Maske vor allen Dingen auch, ja?

Genau, ohne Maske, Covid-Inzidenzen sind viel höher,

als man gerade ahnt, weil sich keiner mehr testen lässt.

Ich kann das alles nicht machen.

Und das bedeutet eben, ich sage seit über einem Jahr

einfach alles ab, die ganze Zeit permanent.

Und selbst wenn ich mal was zugesagt habe,

habe ich es ganz oft kurzfristig wieder absagen müssen.

Und deswegen ist vor allen Dingen beruflich gesehen,

dieser Podcast wirklich das Einzige,

was mir in der Hinsicht noch geblieben ist,

worauf ich mich verlassen kann und womit ich meine Miete bezahlen kann.

Ja, in dem Podcast den hast du ja auch wirklich hart durchgezogene,

bis auf einmal, da ist er quasi ausgefallen, da lagst du im Krankenhaus.

Also das ist das Verrückte, das war das einzige Mal

jetzt in diesem kompletten Jahr,

dass ich an diesem Punkt oder wir auch zusammen als Team entscheiden mussten,

jetzt können wir keine Folge aufnehmen,

wir können das nicht realisieren,

weil es einfach gerade nicht mehr geht.

Und das Krasse war aber ansonsten,

habe ich jede Folge irgendwie auf biegen und brechen,

teilweise trotzdem noch hinbekommen.

Also es gab Momente, wo ich, oder auch mehrfach,

leider Momente, wo ich sagen musste,

ich kann heute nicht aufzeichnen oder ich kann morgen nicht aufzeichnen.

Ich merke schon, mir fehlt die Kraft, ich kriege es nicht hin.

Und tollerweise habe ich da wirklich auch,

also das beste Team der Welt erwischt, die alle super flexibel sind,

also egal ob Ines oder eben Studio Bumms,

die Produktionsfirma, die immer voll Verständnis für mich haben.

Das ist halt für mich so ein,

das ist das Beste, was mir passieren konnte,

dass diese Leute immer wieder sagen,

hey, Leute, alles gut, Gesundheit geht vor.

Dann zeichnen wir einfach drei Tage später auf.

Das ist, ich könnte vor Freude darüber weinen,

weil wenn ich dieses Verständnis von diesen Leuten nicht bekommen hätte,

dann hätte ich wirklich richtig große Probleme jetzt,

weil, also ich bin einfach selbstständig

und ich bin auch leider ein Mensch, der keinerlei Rücklagen hat.

Als ich krank geworden bin, war ich an einem Punkt gerade,

ich hatte ja gerade, oder wir hatten ja gerade unsere Hochzeit hinter uns,

das war die größte Investition quasi unseres Lebens.

Alle meine Ersparnisse,

alle unsere Ersparnisse sind in diese Hochzeit geflossen.

Ich war eigentlich praktisch pleite im Dezember 2021

und lag da im Krankenhaus und war so, okay, fuck, ich,

wenn ich jetzt nicht mehr arbeiten kann,

wenn ich keine Möglichkeiten mehr habe,

diesen Podcast aufzunehmen oder irgendetwas anderes zu machen,

dann, ich weiß gar nicht, was ich machen soll,

ich kann eine Versuchung, eine Frührente zu beantragen,

oder ich weiß es nicht, aber ich stand da auch finanziell

an einem Punkt, was, glaube ich, also das ahnen ja Leute gar nicht,

weil die sich so denken, ach ja, komm, die ist doch hier Moderatorin,

die verdient doch bestimmt unfassbar viel Geld

und die hatte bestimmt gar keine Probleme,

ich hatte wirklich einfach so gut wie nichts mehr auf dem Konto,

weil ich eben alles in diese Hochzeit investiert habe

und das war eine ganz, ganz schreckliche Erfahrung auch für mich,

das letzte Jahr so zu merken, wie abhängig ich davon bin,

als kranker Mensch, der selbstständig ist, weiter funktionieren zu müssen,

weil wenn ich nicht funktioniere, bekomme ich kein Geld

und dann kann ich keine Miete mehr bezahlen

und dann kann ich auch meine Krankheiten nicht mehr bezahlen,

also es kostet ja auch voll viel Geld, krank zu sein.

Ich muss ja zu allem dazu zahlen,

natürlich ganz anders als es in anderen Ländern der Fall ist,

also ich bin da ja noch super privilegiert,

aber auch was ich monatlich privat quasi selbst

an Krankenkasse zahle und an allen Zuzahlungen für Diabetes

und Medikamente und alles.

Und deswegen hat es auch dazu geführt,

dass ich in diesem Jahr ein Druck empfunden habe,

dass ich, egal wie schlecht es mir geht, am Ende des Tages,

ich muss irgendwie in einem gewissen Rahmen wieder funktionieren.

Wir hatten jetzt was im Podcast betrifft,

weil vielleicht zwei, drei Wochen Pause,

aber ich habe mir nie eine komplette Pause genommen,

in der ich einfach gesagt habe, ich bin jetzt krank

oder ich mache jetzt komplett Urlaub

und bereite keine neuen Fälle vor, suche nichts Neues raus.

Ich habe immer weiter funktioniert, weil ich auch muss.

Natürlich liebe ich diesen Podcast, also deswegen ist ja auch das Tollste,

was mir passieren konnte, nicht nur,

weil diese meine tollen Kollegen so verständnisvoll sind,

sondern auch weil mir dieser Job so Spaß macht

und weil ich es liebe, Geschichten zu erzählen,

weil ich mich schon immer auch mit diesem Thema beschäftige,

aber gleichzeitig verspüre ich so einen krassen Druck,

weil ich weiß, sollte es mir irgendwann mal schlechter gehen

und ich bin nicht mehr in der Lage, zu sprechen, zu denken,

zu arbeiten, zu funktionieren, dann bin ich am Arsch.

Dann bin ich einfach komplett am Arsch

und dann bin ich abhängig von meinem Mann

oder ich bin abhängig vom Staat

oder ich bin abhängig davon, dass man mich irgendwie brenntet

oder so und über solche Sachen nachzudenken,

mit Anfang Mitte 30 war so, okay, was soll das?

Also wo bin ich denn jetzt gelandet hier?

Krass, ehrlich, dass du da so drüber sprichst jetzt,

weil ich glaube, das ist so der Moment,

wo viele Menschen mit chronischen Erkrankungen

mit anderen Long- oder Post-Covid-Post-Vac-Symptomen,

wir sprechen von chronischer Fatigue zum Beispiel,

bei vielen Menschen, die nicht mehr aufstehen können,

weil sie nicht die Kraft dazu haben.

Und dieses Thema Berufsunfähigkeit ist, glaube ich,

das ist ja wirklich so ein Riesendruck und so ein Riesengewicht,

das auf diesen Menschen ja zusätzlich lastet.

Ist das letztendlich auch der Grund?

Ich habe das neulich in einer deiner Stories gesehen,

wo du sagst, ich mache jetzt wieder bezahlte Werbung.

Da geht es auch ums Überleben, oder nicht?

Ja, total.

Ich hatte mir irgendwann den Luxus rausgenommen,

trotz einer relativ großen Reichweite,

so gut wie alle Anfragen rund um bezahlte Werbung

bei Instagram einfach abzusagen,

weil ich so auch so ein ganz idealistischen Gedanken hatte,

dass ich einfach nur noch Sachen posten wollte,

die wirklich den besten, größten Mehrwert der Welt haben

und nichts, was irgendwie zu oberflächlich ist

oder auch nichts, was zu viel Konsum oder so,

jetzt irgendwie anpreisen soll,

weil ich hatte da einfach einen Anspruch an mich selbst

und den habe ich auch immer noch,

aber es ist genau wie du sagst,

ich habe so viele Sachen abgesagt

und ich habe auch so krasse, große Kooperationen beendet

oder die Anfragen eben abgelehnt, bevor das irgendwie konkreter wurde,

weil ich mir das leisten konnte, das abzusagen,

weil ich ansonsten mit anderen Dingen Geld verdienen konnte

und so flexibel war und die ganze Zeit rumgereist bin,

die ganze Zeit Geld verdienen konnte,

aber das kann ich jetzt eben nicht mehr

und ich bin so krass an mein Zuhause gerade auch gebunden

und gefesselt, dass ich gemerkt habe,

ey, wenn ich Möglichkeiten habe,

Werbung zu machen, Kooperation einzugehen,

die mir einfach zusätzlich im Monat ab und zu

ein bisschen Geld reinspülen

und ich vielleicht mal ein bisschen was zurücklegen kann,

auch für den Fall der Fälle, dass es mir irgendwann schlechter gehen sollte

und ich einfach ein bisschen was habe,

das hat dann bei mir dazu geführt,

dass ich gesagt habe, ey, Leute, du musst jetzt aufhören,

hier selber irgendwie für dich der moralischste Mensch der Welt zu sein

und das bedeutet ja nicht, dass man all seine Werte

und seine Idealvorstellung irgendwie über den Haufen wirft,

sondern man kann ja trotzdem im Rahmen dessen gucken,

mit wem man zusammenarbeitet und was man macht

und das mache ich jetzt auch.

Also ich war ganz glücklich darüber,

so offen auszusprechen, weil ich erst dachte,

oh Gott, vielleicht sehen die Leute das dann irgendwie an,

als dass ich ja nicht mehr kredibil bin,

so als Person, weil ich dann jetzt hier plötzlich

anfange, Werbung zu machen,

aber ich glaube, dass das einfach legitim ist

und das gibt mir einfach ein bisschen Sicherheit,

weil ich sonst gar nicht weiß,

was die Zukunft beruflich weiterbringt.

Danke fürs Teilen deiner Story bis hierhin.

Wir sprechen dann in der nächsten Folge weiter.

Danke, Lotti.

Und bis zum nächsten Folge weiter fürs Zuhören.

Wenn ihr in tiefer in aktuelle Themen eintauchen wollt,

schaut doch mal bei 11km vorbei.

Das ist der Tagesschau-Podcast,

in dem Themen aus Politik, Wirtschaft, Kultur oder Sport

investigativ und deep beleuchtet werden.

Machine-generated transcript that may contain inaccuracies.

Visa Vie versucht, wieder etwas mehr am Leben teilzunehmen: Sie geht unter Menschen, macht Urlaub, feiert Geburtstag. Gesundheitlich geht das meist nach hinten los. Trotzdem geht sie sogar auf Podcast-Tour. Reicht dieser Job eigentlich zum (Über-)Leben? Damit teilt sie die Existenzängste vieler Long Covid-Patient:innen und chronisch kranker Menschen: Wie kann man Geld verdienen, wenn man fast gar nicht mehr aus dem Haus gehen kann? Darüber spricht Visa Vie in der fünften Folge "Fighting Long Covid".