Inside Austria: Straches Bodyguard (4/4): Der Super-GAU

DER STANDARD DER STANDARD 6/3/23 - Episode Page - 1h 4m - PDF Transcript

Dieser Podcast wird unterstützt von Tierschutz Austrea.

Freuen wir uns nun auf ihn mit einem herzlichen Applaus.

Hier ist unser Vizekanzler, HC Strache.

Heinz Christian Strache auf dem Höhepunkt der Macht.

Der FPÖ-Chef hat es 2017 in die Regierung geschafft

und sitzt nun im Vizekanzleramt.

Doch mit den SK-Paden ist es nicht vorbei.

Jetzt trinken wir ein paar Bier gemeinsam. Glück auf!

Diese rauchgeschwängerte und alkoholgeschwängerte Luft

nach den Nationalerziehungen sind ja nicht nach Hause gegangen.

Die sind da drinnen gesessen und haben sich angesaufen bis in der Früh.

Und genau dort hat er den ganzen Ballerwatsch auch verzapft.

Straches langjähriger Leibwächter Oliver Rieberich

begleitet seinen Chef nun zu Regierungstreffen und auf Auslandsreisen.

Und weiter bei nächtlichen Exzessen.

Und dann musst du immer sagen, Heinz, bitte, komm, jetzt gehen wir, jetzt ist Zeit.

In der frühen Pressekonferenz, was war sein Kommentar?

Mach scheißegal.

Wortwörtlich, in der Passage, sage Heinz,

in fünf Stunden ist die Vorbereitung für die Pressekonferenz.

Mach scheißegal.

Doch nichts davon lässt straches Höhenflug einbrechen.

Bis etwas passiert.

Exklusive Recherchen des Spiegel und der Süddeutschen Zeitung deuten darauf hin,

dass der Vizekanzler eines EU-Staates bereit wäre,

den Rechtsstaat zu opfern für die Macht, gerne auch mit Hilfe aus Russland.

Die ganze Welt sieht plötzlich ein Video, in dem sich ein Parteichef um Kopf und Kragen redet.

Und einer vermeintlichen oligarchennichte den Ausverkauf der Republik anbietet.

Plötzlich steht für Strache alles auf dem Spiel.

Kiegelkammer ein, stille.

Kiegelschutz und Heinz ja und sagt, das war's.

Die Veröffentlichung des Ibiza-Videos löst ein politisches Erdbeben in Österreich aus.

Und das Video bringt Ermittlungen ins Rollen,

die die FPÖ-Spitze und auch Straches Leibwächter Rieberich bis heute ernsthaft bedrohen.

Selbst wenn ich verurteilt werde, diese Verurteilung trage ich wie ein Orten auf der Brust.

Weil wenn ich verurteilt werde, ist der Herr Strache im Gefängnis.

Und das rechtfertigierte Verurteilung.

Ich bin Lucia Heisterkamp vom Spiegel.

Und ich bin Jold Wilhelm vom Standard.

In dieser vierten und letzten Folge der Serie Straches Bodyguard

rekonstruieren wir den Tag, an dem Straches politische Karriere endete.

Wir sprechen über die laufenden Ermittlungen gegen Strache, Rieberich und Dutzende FPÖ-Funktionäre.

Und wir fragen, was das alles für die freiheitliche Partei bedeutet,

die heute wieder stärkste Kraft in Österreich ist.

Bevor es losgeht, ein Hinweis.

In dieser Folge geht es auch um die Verdachtslage von strafrechtlich relevanten Vorwürfen.

Für alle genannten Personen gilt die Unschuldsvermutung.

Und jetzt geht's los.

13. April 2019.

In der Wiener Hofburg haben sich Schauspielerinnen und Promis versammelt.

Sie tragen schicke Anzüge und Abendkleider.

Denn heute werden hier die Promis verliehen.

Der wichtigste Fernseh- und Filmpreis in Österreich.

Die Tageszeitung Kurier, die auch der Veranstalter ist, begleitet die Gala,

spricht mit Preisträgern wie dem ORF-Moderator Armin Wolf.

Ich muss sagen, ich freue mich sehr darüber.

Ich freue mich über jeden Preis.

Und wenn man dann merkt, bei der Publikumswahl,

dass diese Arbeit auch ankommt beim Publikum, ist das besonders schön.

Zu den Nominierten gehört auch der deutsche Satiriker Jan Böhmermann.

Er ist bei der Gala nicht selbst dabei und wird per Video dazu geschaltet,

als ihm der Preis für die beste Programmidee verliehen wird.

Hallo, liebe Lipstick-Ladies.

Sehr geehrte, dummen, hohen Kinder.

Liebe Romigäste, hallo Ostmark.

Böhmermanns Rede sorgt dem gut gelaunten Publikum für ein Palacher

und für Verwunderung, vor allem, als es so weitergeht.

Ich hänge gerade ziemlich zugeguckt

und rett wohl betankt mit ein paar FPÖ-Geschäftsfreunden

in der russische Oligarchen-Wille auf Ibiza rum

und verhandle darüber, ob und wie ich die Kronenseitung übernehmen kann

und die Meinungsmacht in Österreich an mich reißen kann.

Die Gäste auf der Gala wundern sich,

was Böhmermann mit seinen diffusen Anspielungen sagen will.

In diesem Moment macht sich an einem anderen Ort in Wien unbehagenbreit.

Also, es hat da was aufgeschlagen und war eine Gewissungsruhe.

Oliver Rieberich, also Straches Bodyguard behauptet,

auch er habe Böhmermanns Auftritt damals nicht verstanden.

FPÖ, Red Bull, Kronenzeitung.

Vier Wochen später wird ganz Österreich wissen,

worauf Böhmermann hinaus wollte.

Wie viel Rieberich zu diesem Zeitpunkt tatsächlich ahnt, wissen wir nicht.

Doch bei mindestens zwei Leuten müssen an diesem Abend

die Alarmglocken klingeln.

Heinz-Christian Strache und sein Parteifreund Johann Godenos.

Kronenzeitung kaufen.

Meinungsmacht in Österreich übernehmen.

Der feuchtfröhliche Abend auf einer Finca in Ibiza vor zwei Jahren.

Eingefädelt von einer vermeintlichen Rosin und ihrem Begleiter.

Aus den Deals bei Wein und Wodka ist nie was geworden.

Strache und Godenos hatten die Begegnungen längst ab Agda gelegt.

Sie können am Abend der Rommigala noch nicht wissen,

dass sie auf der Finca in Ibiza heimlich gefilmt wurden.

Dass es ein Video davon gibt.

Aber Böhmermann scheint aus irgendeinem Grund,

von dem Treffen zu wissen.

Und wenn er etwas weiß, dann vermutlich auch noch andere.

Strache und Godenos müssen in diesem Augenblick geahnt haben,

dass der Abend in der Finca womöglich eine Falle war.

Aber darüber darf ich leider öffentlich nicht reden.

Schon gar nicht heute Abend. Darum sage ich einfach nur darum.

Böhmermanns Rede schlägt ein.

Zumindest bei einem der beiden FPÖ-Männer.

Beim Godenos, beim HCE offenbar nicht.

Bei dem hat er mir relativ wenig aufgeschlagen.

Strache scheint der Böhmermann-Auftritt nicht zu beunruhigen.

So erzählt es Rieberich.

Doch in der Partei beginnt man zu rätseln,

was die Rede zu bedeuten hat.

Gerüchte machen die Runde.

Und wenige Tage danach, sagt Rieberich,

habe er von dem Ibiza-Video erfahren.

Eben über diesen Anwalt?

Dieser Anwalt M, das ist jener Mann,

dem Rieberich vor Jahren die falschen Abrechnung für Strache

und die Fotos mit den Bargeldtaschen gezeigt hat.

Und der erzählt ihm jetzt, was Rieberich damals offenbar ins Rollen gebracht hat.

Das Treffen mit Strache auf Ibiza war eine Falle.

Die der Anwalt M und der Privatermittler Julian Hessenthaler,

den beiden FPÖ-Männern im Sommer 2017 gestellt haben.

Bis zu dem Moment, kurz nach der Romigala,

also wenige Wochen, bevor das Video veröffentlicht wird,

sagt Rieberich, er habe nichts von dem Video gewusst.

Wir müssen an dieser Stelle betonen,

dass es zum Ibiza-Video mehrere Erzählungen gibt.

Einige darunter Strache behaupten heute,

Rieberich habe von Anfang an mit dem Anwalt und Hessenthaler

unter einer Decke gesteckt.

Es ist schwierig zu sagen, wie glaubwürdig das insgesamt ist.

Das sagt unser Kollege Fabian Schmidt vom Standards.

Dafür, dass er es nicht gewusst hat,

spricht er, dass er dennoch bis zum Schluss gewissermaßen

bei Strache geblieben ist.

Dass er sich dann doch wieder arrangiert hat mit den Zuständen

und das vielleicht auch für ihn nicht so schlecht war,

im Vizekanzleramt zu arbeiten und so weiter.

Jedenfalls scheint es,

als sei Rieberich damals durchaus loyal gegenüber Strache gewesen.

Auch dann noch, als er von Anwalt M erfährt,

dass sein Chef sich offenbar um Kopf und Kragen geredet hat.

Also habe ich das logischerweise auch als Pflicht gesehen

von einem Arbeitgeber gegenüber,

dass ich jetzt sage, Herrschaften offenbar gibt es da wirklich was.

Strache ist damals gerade auf seinem Sommersitz

im beschaulichen Weidling in Niederösterreich.

Wenn du das erzählst, hat er nur aufgeschaut vom Händen,

so auf der Gläscher Glänze.

Merkst du immer, wenn das Hände der Querhäute ist, Gläscher Glänze,

gerade das Facebook, schräg ist Gläscher Glänze,

hat er nur gesagt, hm?

Das war Direktion von ihm.

Okay, pass, danke.

Im Verlauf der nächsten zwei Wochen

begreift der Vizekanzler dann offenbar doch,

dass womöglich etwas auf ihn zurollt.

Und zwar nicht nur ein kleiner Stein, sondern eine Lawine.

Rieberich zeigt uns eine WhatsApp-Nachricht,

die seinen Chef ihm damals geschickt hat.

Das war zu mir in das Büro gekommen, das war am 29. April.

Strache bestellt Rieberich zu sich, um zu erfahren,

was genau der Anwalt M. ihm über das Ibiza-Video erzählt hat.

Dann wollte mir einreden, dass er mit der Anwalt bestechen wollte.

Wegen Geld und so, weil er absolut der Schwachsinn ist.

Der wollte mich überhaupt nicht bestechen der Anwalt.

Strache hat sich zu diesem Zeitpunkt offenbar schon eine Geschichte

zurechtgedeht, die das Video sollte es denn tatsächlich erscheinen,

erklären kann.

Kriminellen und rechtswidrigen Methoden,

arrangierten Fektreifen, gestellten Fallen,

gekürzt und den stellten Video-Aufzeichnungen,

vielleicht sogar bearbeitet,

indirekt versucht eine Anwerbung eines Kabinettmitarbeiter

mit Ansagen, dass sie möglichen Informanten,

viel Geld zahlen etc.

Strache will das Ganze so dastehen lassen,

als hätten die Ibiza-Hintermänner versucht,

seinen Bodyguard zu bestechen.

Rieberich soll das genau so aufschreiben.

Und zwar in einem Gedächtnisprotokoll des Gesprächs mit dem Anwalt.

Er soll also für ihn lügen.

Und da gibt es auch einen SMS-Verkehr,

wo ich ihm da mitgeteilt habe,

einfach sage Heinz, mein Gedächtnis, mein Gedächtnisprotokoll.

Ich werde nicht das Protokoll so schreiben,

wie es für dich passt,

sondern so, wie ich es erlebt habe.

Rieberich weigert sich also,

Straches Erzählung so aufzuschreiben.

Und da hat er mir dann geschrieben,

ja, er hat ein sehr ungutes Gefühl bei mir.

Das war das erste Mal, dass er geschrieben hat,

er hat ein ungutes Gefühl mit mir, das war 2019.

Ich hatte nie ein schlechtes Verhältnis zu ihm.

Und noch etwas für Rieberich später überraschen.

Die Macher des Videos,

also Anwalt M. und der Privatermittler Julian Hessenthaler,

haben tatsächlich versucht,

die Aufnahmen von Strache zu verkaufen.

Angeblich für mehrere Millionen Euro.

Das sagt Julian Hessenthaler auch

in einem aktuellen Interview mit dem ORF.

Nun, ich war tatsächlich bei diesen Angeboten nicht dabei,

aber ich weiß, die Gespräche, die ich mit dem Anwalt Dr. M. hatte,

da hingehend.

Und mein Verständnis davon ist,

dass es darum ging, eine Quelle abzusichern.

Mit Quelle meint Hessenthaler den Bodyguard Oliver Rieberich.

Der hat ja das vermeintlich belastende Material über Strache gesammelt

und damit den Anstoß für das Ibiza Video gegeben.

Hessenthaler behauptet,

er und der Anwalt hätten das Geld verwenden wollen,

um Rieberich finanziell abzusichern.

Und zwar, falls der seinen Job verliert,

wenn das Ibiza Video erscheint.

Obwohl Rieberich ja eigentlich nichts von dem Video gewusst haben will.

Wer hier die Wahrheit sagt

und was hinter den Kulissen genau abgelaufen ist,

das werden wir vielleicht nie mit Sicherheit wissen.

Letzten Endes jedenfalls wollte offenbar niemand für die Aufnahmen zahlen.

Stattdessen landet das Ibiza Video

bei der süddeutschen Zeitung und beim Spiegel.

Ohne Gegenleistung.

Und wir wissen heute auch,

warum Jan Böhmermann von der Geschichte Wind bekommen hat.

Ihm wurde das Video ebenfalls von den Machern angeboten.

Er lehnte die Veröffentlichung zwar ab,

ließ es sich dann aber nicht nehmen,

in seiner Galerrede dubiose Andeutung dazu zu machen.

Und damit, gewollt oder nicht, Strache vorzuwahren.

Ihm die Möglichkeit zu geben,

sich vor der Veröffentlichung zu wapnen.

Das Krisenmanagement hat ja in Wahrheit erst begonnen

mit der Anfrage von euch.

Am 15. Mai 2019,

vier Wochen nach dem Böhmermann auftritt,

erhält Strache eine Nachricht von Redakteuren

der süddeutschen Zeitung und des Spiegel.

Es geht um das Ibiza Video.

Ihr habt's gehört, bis so und so viel,

sonst wird veröffentlicht.

Da ging's dann los.

Da hat er mich sofort reingeholt.

Ich hab dich dienst oder mir reinkäuzt.

Jetzt geht's los.

Wir haben den Herrn Strache erst zwei Tage

vor der Veröffentlichung des Videos konfrontiert.

Das ist unser Kollege Bastian Obermeier.

Er ist einer jener Journalisten und Journalistinnen,

die das Ibiza Video damals bei der SZ veröffentlicht haben.

Mittlerweile arbeitet er u.a. für den Spiegel und den Standard.

Dann haben wir als Mittwoch vor dem Freitag,

in dem wir das Video veröffentlicht haben,

diese Nachricht geschickt, in der relativ banal drinsteht,

dass wir von diesem Abend auf Ibiza erfahren haben,

worüber da geredet wurde und was unsere Vorwürfe sind.

In diesem Zusammenhang war er bereit,

Dinge zu tun, die wir als Korrupt einschätzen.

Das Recherche-Team gibt Strache einen Tag Zeit,

um auf die Vorwürfe zu reagieren.

So ist es üblich bei solchen investigativ Recherchen.

Und für Bastian Obermeier und seine Kolleginnen

beginnt das große Zittern.

Denn von Straches Reaktion hängt ab,

ob sie ihre Story über das Video am Freitag bringen können oder nicht.

Wenn Herr Strache zum Beispiel gesagt hätte,

ja, das war eine Falle, die haben wir als Falle erkannt

und haben deswegen dort fast sieben Stunden Unsinn geredet.

Also jedes Wort, das wir dort gesagt haben,

dürfen sie nicht ernst nehmen,

weil wir das alles nur gesagt haben, um rauszufinden,

wie reagieren denn diese Menschen,

die uns hier heimlich versuchen, irgendwas unterzuschieben.

Dann hätten wir natürlich diese ganze Aufzeichnung,

die wir vorliegen hatten, jeweils immer vor diesem Vorzeichen hören müssen.

Dann hätten Obermeier und seine Kolleginnen nämlich nachweisen müssen,

dass Strache seine Aussagen eben doch ernst meint.

Und das wäre sehr, sehr kompliziert geworden.

Wir hätten natürlich dann immer schauen müssen, wo sagt der Dinge,

die stimmen, wo sagt der Dinge, die wir nicht belegen können.

Und wir hätten auf jeden Fall die Geschichte,

die wir für den nächsten Tag auf drei Seiten damals bei der SZ geplant hatten,

die hätten wir vom Tisch ziehen müssen.

Es gab sogar schon eine perfekt vorbereitete Ersatzgeschichte.

Eine Reportage aus Brasilien, glaube ich, drei Seiten, die hätten wir dann gedruckt.

Und jedenfalls an diesem Wochenende wäre nicht passiert in Sachen Ibiza.

Und wer weiß, was in den Wochen danach passiert wäre.

All das zeigt, die ganze Geschichte stand bis zum letzten Moment auf Messers Schneide.

Und Strache hätte die Veröffentlichung hinauszögern,

vielleicht sogar ganz verhindern können.

Doch am Donnerstag kommt die Antwort von Strache.

Der dann von einem feuchtfröhlichen Abend gesprochen hat

und er versucht hat, das so ein bisschen unter den Teppich zu schieben,

als dass er wirklich ernsthaft darauf eingegangen wäre.

Diese Antwort ist das Signal, auf das die Journalistinnen gewartet haben.

Die Story kann in Druck gehen.

Am Freitag, dem 17. Mai 2019, um 18 Uhr veröffentlichten der Spiegel

und die Süddeutsche Zeitung einen sechs Minuten Zusammenschnitt des Abends auf Ibiza.

Der Süddeutsche Zeitung und dem Spiegel wurden heimlich aufgenommen, die Videos zuspielt.

Diese Videos wurden auf Ibiza aufgenommen im Sommer 2017.

Und das war kurz vor den Nationalratswahlen in Österreich.

Die Veröffentlichung der Ibiza-Recherchen versetzt Österreich in eine Schockstarre.

Es ist Freitag. Frühjahrabend. Ein sonniges Wochenende steht bevor.

Im Fernsehen läuft gleich der Eurovision Song Contest.

Gerade noch waren die Menschen dabei, ihre Grille anzuwerfen

oder sich auch ein bisschen zu spüren.

Es ist ein bisschen zu spüren.

Es ist ein bisschen zu spüren.

Es ist ein bisschen zu spüren.

Es ist ein bisschen zu spüren.

Es ist ein bisschen zu spüren.

Es ist ein bisschen zu spüren.

Es ist ein bisschen zu spüren.

Es ist ein bisschen zu spüren.

Es ist ein bisschen zu spüren.

Es ist ein bisschen zu spüren.

Es ist ein bisschen zu spüren.

Es ist ein bisschen zu spüren.

Es ist ein bisschen zu spüren.

Es ist ein bisschen zu spüren.

Es ist ein bisschen zu spüren.

Es ist ein bisschen zu spüren.

Es ist ein bisschen zu spüren.

Während den Österreichern und Österreicherinnen die Schweinskottletz und Käsekreiner im Halt stecken bleiben,

herrscht im Vizekanzleramt große Anspannung.

Es war natürlich sofort eine sehr gedrückte Stimmung. Es wollte am Anfang natürlich keiner reden, was ich mir erinnern kann.

Heinz-Christian Strache hat in den frühen Abendstunden sein Team einberufen. Auch Oliver Rieberich ist vor Ort.

Um einen Bildschirm herum stehen im Büro des Parteichefs zwischen punktvollen Gemälden, roten Sandvorhängen und einem Rettbuhlkühlschrank

eindutzend Personen und können kaum glauben, was sie sehen.

Hier sehen wir zwei sehr hochrangige österreichische Politiker, wie sie um russisches Geld aus angeblich dubiosen Quellen regelrecht wulen.

Wie sie Gegenleistungen in Aussicht stellen, Gegenleistungen, die fragwürdig sind und Gegenleistungen, die womöglich sogar illegal sind.

Anwesend sind neben dem Bodyguard Oliver Rieberich, unter anderem Straches Frau Philippa, der FPÖ-Clubdirektor, der Bundesgeschäftsführer,

der damalige Wiener Finanzreferent Dominik Nepp, Straches rechte Hand und Ibiza Kodasteller Johann Godenos sowie der Pressesprecher und Anwälte der Partei.

Als das Video zu Ende ist, traut sich keiner im Raum, das Offensichtliche auszusprechen.

Für Strache und Kodenos sind die Ibiza-Enthüllungen ein Totalschaden.

Doch bevor diese Erkenntnis durchsickert, geht Strache im Kreise seines Ängstenstabs in die Gegenoffensive.

Die haben ja Substanzen, die haben ja Kautropfen hineingemischt, Kautropfen haben sie mir eingemischt und irgendeiner in dem Raum hat dann noch gemeint,

so hast du vielleicht das Brummenkirt hinterher. Mit Kautropfen reagiert man aber anders.

Straches Theorie von den Kautropfen nimmt ihm keiner ab. Im Video wirkt er ja auch nicht gerade benommen, sondern spricht und gestikuliert so energisch wie eh und je.

Na ja, dann macht's keine Kautropfen, dann macht's was anderes. Na weiß, was sie mir gegeben haben, die wollten mich vergiften, die wollten mich töten.

Weder Rieberich noch die Parteistrategien im Raum, scheinen Straches Fantasien von flüssigen Kokain, das ihm in die Getränke gemischt wurde, wirklich ernst zu nehmen.

Wer Strache besser kennt, weiß, wie der sich in feuchtfröhlichen Nächten verhält.

Das war ein ganz normaler Abend mit hat sich Strache, so wie ich ihn zickfach gehört und gesehen habe.

Jetzt geht es darum, den Schaden zu begrenzen. Was ist, wenn es zu Hausdurchsuchungen kommt? Welche Räume und Niederlassungen der FPÖ dürfte die Polizei durchsuchen?

Der Finanzreferent Dominic Nepp wird beauftragt, die Buchhaltung der Partei in Sicherheit zu bringen, was auch immer damit gemeint ist.

Was mit den Dokumenten passiert ist, wissen wir nicht. Aus den Ermittlungsakten der Staatsanwaltschaft geht allerdings hervor, dass viele Abrechnungen aus dieser Zeit nicht mehr auch findbar sind.

Und Strache glaubt in diesen Minuten nach der Veröffentlichung des Ibiza-Videos offenbar noch, dass er das Schlimmste verhindern könnte.

Doch ein Mann fehlt im Raum. Ein Mann, der ihm den Rücken stärken muss. Ohne dessen Rückhalt er diese Krise nicht durchstehen kann.

Der Tür ging auf und es wurde still.

30 Minuten nachdem das Video gelaufen ist, betritt Herbert Kickel das Vizekanzleramt. Zu diesem Zeitpunkt Innenminister und seit Jahrzehnten eine Autorität in der Partei.

Und Kickel kam rein, stille. Kickel schaut sich in den Händen sehr und sagt, das war's. Fertig.

Kickel ist in dem Moment der einzige, der Strache die Realität vor Augen hält. Dieses Video ist der Super-Gau für die FPÖ.

Bis auf vier Leute verlassen alle den Raum. Es bleiben Strache, Godenus, Kickel und Kickelvertrauter Reinhard Teufel.

Und dann ging's eigentlich nur noch ums Rücktrittsprozess.

Während die Viehern im Büro Straches Zukunft verhandeln, denkt Rieberich darüber nach, wie es nun mit ihm weitergeht. Wenn Strache geht, ist es auch mit seinem Job als Leibwächter für ihn vorbei.

Rieberich fragt den Finanzreferenten Dominic Nepp, was er denn mit den ganzen Rechnungen tun soll, der über die Jahre gesammelt hat. Also jetzt, wo sein Chef wohl nicht mehr lange sein Chef bleiben wird.

Und Nepp soll geantwortet haben, verwahre sie sicher auf.

Strache bekommt davon nichts mit. Von falschen Belegen und Spesenabrechnung ist ja im Video nichts zu hören. All das wirkt in dem Moment auch fast irrelevant gegen die großen Korruptionsfantasien, über die er mit der vermeintlichen Russin spricht.

Auch wenn Kickel in dem Moment der einzige ist, der Strache die Wahrheit ins Gesicht sagt, niemand im Büro glaubt noch, dass Strache sich als Vizekanzler halten kann. Außer eine Person. Seine Ehefrau, Philippa.

Sie ging dann raus und sprang raus noch herum. Darf nicht zurücktreten, darf nicht zurück, ganz, ganz, ich verkomminiere.

Aber Strache, der sonst doch immer auf seine Philippa hört, hört in diesen kritischen Momenten auf jemand anderen.

Generell hat man den Eindruck, dass der Kickel der Chef ist. Nichts anderes.

Und Herbert Kickel überzeugt Strache davon, dass er den Platz an der Spitze räumen muss.

Die Ausschnitte des Ibiza-Videos laufen mittlerweile durch alle deutschsprachigen Medien.

Exklusive Recherchen des Spiegel und der süddeutschen Zeitung deuten darauf hin, dass der Vizekanzler eines EU-Staates bereit wäre, den Rechtsstaat zu opfern für die Macht, gerne auch mit Hilfe aus Russland.

Die Bilder zeigen, wie er und Johann Gudenos offensichtlich einem Lockvogel in die Falle gehen einer vermeintlichen russischen Investoren, der sie staatliche Aufträge im Gegenzug für Parteispenden versprechen.

Also es ist wirklich ein Erdbeben, das hier durch die politische und durch die Medienlandschaft heute Abend gegangen ist.

Von untragbar bis sofortigen Rücktritt und Neuwahlen reichen die Forderungen.

Es gibt keine andere politische Konsequenz, außer dass der Vizekanzler zurücktritt, dass der Gruppmann der FPÖ Johann Gudenos zurücktritt.

Und vor allem, dass Bundeskanzler kurz hier gefordert ist, diese Regierung endlich aufzulösen.

Dieses Video blamiert Österreich bis auf die Knochen.

Blamiert ist an diesem Abend vor allem Strache.

Zusammen mit Philippa, Rieberich und Sicherheitsleuten verlässt er vielleicht zum letzten Mal als Regierungsvize sein Büro.

Sebastian Kurz erwartet ihn im Bundeskanzleramt.

Was im Vier-Augen-Gespräch zwischen Strache und Kurz gesagt wird, dazu kommen wir noch.

Während Rieberich, Strache und dessen Ehefrau Philippa in die Villa in Weidlingen vor Wien fährt, fällt ihm auf, wie gezeichnet die beiden sind.

Es ist bereits Nacht, niemand im Auto sagt ein Wort.

Wir sind gleich zurück. Bleiben Sie dran.

So aufwachsen wie jedes kann sie keiner vorstellen.

Alles weiß, nix echt und immer Doktoren sind ihr herum.

Aber dann haben sie mich wohin gebracht, wo ich zum ersten Mal die Sonne auf meiner Haut gespielt habe.

Und ich habe gewusst, jetzt fängt mein Leben an.

Sie hörten Gerand Fleischhacker als Laborschwein Merlin.

Wir geben Tieren eine Stimme. T-Schutz Austria.

Mehr auf T-Schutz minus Austria AC.

Am Morgen nach der Veröffentlichung des Ibiza-Videos haben sich tausende Menschen vor dem Bundeskanzleramt versammelt.

Sie alle fordern politische Konsequenzen.

So kann es für sie nicht weitergehen.

Wir stehen heute hier, weil wir alle ein Video gesehen haben.

Die Demonstrantinnen fordern Neuwahlen und den Rücktritt der Regierungsspitze.

Die Vorsitzende der jungen Sozialdemokratinnen heizt der Menge ein.

Ein Video, das uns bewälzt, dass diese Regierung nicht unser Rettelsvertritt,

dass sie den Staat Österreich als Selbstbedienungsladen verwendet hat.

Für ihre Interessen und die der Freunde aus der Wirtschaft.

Während draußen am Ballhausplatz die Menschen toben,

herrscht innen im Vizekanzleramt die Ruhe vor dem Sturm.

In einem preilgefüllten Prunksaal des Vizekanzleramts drängen Journalistinnen um jeden Zentimeter.

Vor dem Rednerpult stapeln sich die Mikrofone.

Ein paar davon fallen herunter.

Beim Verrücken des Puls fällt auch das Standard-Mikrofon herunter.

Alle warten auf den Mann der Stunde.

Letzte Vorbereitung werden getroffen.

1, 2, 1, 2, 3, 4, 1, 2, 3, 4, 5, 6, 7, 8, 8, 8.

Und dann ist es soweit.

Am 18. Mai 2019 zur Mittagszeit tritt Heinz-Kristian Strache vor die Kameras

und sagt das, was ihm 24 Stunden vorher nicht mal seine Parteikollegen in ängster Runde geglaubt haben.

Ich habe in den letzten 3 Jahren das Gefühl,

dass viele Verleimdungen und Formierungen aber auch in Bösartigkeiten erleben müssen.

Was aber hier vor 2 Jahren inszeniert wurde, hat eine völlig neue Dimension.

Minutenlang wiederholt Strache die Erzählung, die Rieberich schon kennt.

Die Strache, die sich zurechtgelegt hat, Seite weiß, dass es ein Video von ihm gibt.

Er hat sich in den letzten 3 Jahren verleimt.

Und wenn Strache sich zurechtgelegt hat, Seite weiß, dass es ein Video von ihm gibt.

Er spricht über eine politische Falle, über illegale Methoden, eine Auftragsarbeit, dubiose Hintermänner.

Und am Ende war doch alles eine soffene Geschichte.

Und ja, meine Äußerungen waren nüchtern gesehen, katastrophal und ausgesprochen beinlich.

Ich stehe ja nicht an, all jene, um Entschuldigung zu bitten, die ich damit in Misskredit gebracht habe.

Strache entschuldigt sich bei Sebastian Kurz, über den er in Ibiza Gerüchte gestreut hat.

Er sagt, dass er die attraktive Oligarchennächte mit seinen Äußerungen beeindrucken wollte.

Und damit habe ich letztlich den wichtigsten Menschen in meinem Leben zutiefst verletzt.

Nämlich meine Frau. Und lieber Philippa, ich weiß, dass du jetzt zusiehst.

Und ich kann verstehen, dass du verletzt und enttäuscht bist.

Und ich hoffe, du kannst mir verzeihen, denn es tut mir auch richtig leid.

Und ich möchte mich vom ganzen Herzen auch bei dir entschuldigen.

Philippa Strache sieht in diesem Moment wohl tatsächlich zu.

Was sie über die Worte ihres Mannes denkt, wissen wir nicht.

Aber bis zuletzt soll sie laut Rieberich, auch unter vier Augen bei Kurz im Kanzleramt,

versucht haben, Straches Rücktritt zu verhindern.

Doch der Schaden ist zu groß.

Und deshalb habe ich heute um 11 Uhr ein Gespräch auch mit Herrn Bundeskanzler Sebastian Kurz gehabt,

wo ich meinen Rücktritt von der Funktion des Vizekanzlers der Republik Österreich angeboten habe.

Und er diese Entscheidung annehmen wird.

Strache legt in weiterer Folge auch den Parteivorsitz zurück.

Die Ära Jenes Mannes, der die FPÖ 2005 am Boden liegend übernommen

und in nicht einmal 15 Jahren zur Regierungspartei gemacht hat, ist zu Ende.

Ich sage Danke und wünsche Ihnen noch einen schönen Tag.

Im Ende von Straches Vizekanzlerschaft sieht ein anderer Mann eine Chance.

Meine sehr geehrten Damen und Herren, ich darf Sie ganz herzlich hier im Bundeskanzleramt begrüßen,

nachdem die letzten 24 Stunden an Dramatik kaum zu überbieten waren,

möchte ich gerne mit Ihnen meine Einschätzung der Situation teilen.

Bundeskanzler Sebastian Kurz wird an diesem Nachmittag auffallend frisch.

Zumindest würde man ihm nicht anmerken, dass die Republik gerade in eine tiefe Krise gestürzt ist.

Ich habe der Bevölkerung den Wählerinnen und Wählern versprochen,

dass ich mir immer selbst treu bleiben werde, egal was kommt.

Kurz bedankt sich bei seinen Regierungsmitarbeiterinnen

für die gute Zusammenarbeit in den letzten beiden Jahren.

Abseits einiger rechtsextremer Einzelfälle seines Koalitionspartners in dieser Zeit

habe inhaltlich alles gut funktioniert.

Aber nach dem gestrigen Video muss ich ganz ehrlich sagen, genug ist genug.

Genug ist genug.

Und dann rechnet Kurz mit seinem Ex-Vizekanzler ab.

Was aber wirklich schwerwiegend und problematisch ist,

das sind die Ideen des Machtmissbrauchs,

die Ideen zum Umgang mit der österreichischen Steuergeld

und natürlich auch das Verständnis gegenüber der Medienlandschaft in unserem Land.

Aus heutiger Sicht klingt das, was Kurzter sagt, absurd.

Denn zwei Jahre später werden sich allen diese Vorwürfe gegen ihn selbst richten.

Heute ist es nicht mehr Strache, sondern Kurz,

der im Zentrum der Ibiza-Ermittlungen steht.

Doch all das ist im Frühjahr 2019 noch weit weg.

Und Kurz weiß genau, die Schwäche seines Koalitionspartners wird ihn stärken.

Darum habe ich heute dem Bundespräsidenten vorgeschlagen,

vorgezogene Wahlen in Österreich durchzuführen,

und zwar zum schnellstmöglichen Zeitpunkt.

Und Kurz lässt keine Zweifel daran, was es sich von diesen Neuwahlen erwartet.

Ich glaube fest daran, dass es in unserem Land, wenn es regierbar sein soll,

klare Verhältnisse und somit auch einen klaren Wählerauftrag

für eine Person geben sollte, die das Land führen möchte.

Darum werde ich in den nächsten Wochen und Monaten werben.

Und dafür bitte ich natürlich um Ihre Unterstützung. Vielen Dank.

Nach dem Ibiza-Video platzt die Regierung.

Aber womöglich war das ursprünglich eigentlich anders geplant.

So erzählt es zumindest Hans-Christian Strache.

Unsere Kollegin und Leitende Redakteurin Katharina Mittelstedt vom Standard

hat die Hintergründe des dramatischen Endes der ersten Regierung Kurz nach recherchiert.

Wir wissen nämlich heute, dass Kurz womöglich gar nicht vorhatte Neuwahlen

durchzuführen, sondern lediglich Pokern wollte.

Strache erzählt darüber nämlich im Nachhinein eine andere Version der Geschichte als Kurz.

Der sagt Kurz hat damals zu ihm gesagt, er Strache muss gehen

und dann kann die Koalition aufrechterhalten bleiben.

Kurz soll in den entscheidenden Stunden nach der Veröffentlichung des Videos

der FPÖ die Daumenschrauben angelegt haben.

Das Ziel in der Krise das meiste für sich und seine ÖVP herauszuholen.

Danach soll die ÖVP aber plötzlich auch Kickel als Innenminister weghaben wollen.

Man muss sich vorstellen, diese Situation, diese theoretische wäre für die ÖVP natürlich super gewesen.

Eine Regierung mit der FPÖ, aber ohne die zwei mächtigen Macher, Strache und Kickel dort

wäre natürlich irgendwie eine Art Alleinspiel geworden.

Kurz nutzt Knallhardt aus, dass die FPÖ am Boden liegt.

Aber darauf liest sich die FPÖ jedenfalls nicht ein, so lautest du zumindest die Erzählung.

Und somit war Türkis Blau schließlich Geschichte.

Auch wenn das Pokerspiel von Kurz nicht aufgeht.

Er wird am Ende trotzdem gestärkt aus der Regierungstrise hervorgehen.

Bei den Neuwahlen im September 2019 erhält die ÖVP ein Plus von fast 6 Prozent.

Für Strache hingegen beginnt eine Abwärtsspirale und damit auch für seinen Leibwächter Oliver Rieberich.

Die Regierungsauflösung beendet auch sein Dienstverhältnis mit dem Ministerium und auf einmal ist er wieder Polizist.

Nach 13 Jahren ist er von heute auf morgen nicht mehr Straches Leibwächter, nicht mehr sein Fahrer

und auch nicht mehr sein Mädchen für alles, wie er selbst sagt.

Es ist kein schönes Ende.

Ich bin ja unmittelbar nach dem Video schon beschuldigt worden aus Parteikreisen,

dass ich da involviert bin in dem Ibiza-Video, was ich ja nicht bin.

Weil Rieberich sein Chef ja frühzeitig vor dem Video gewarnt hat,

glauben offenbar viele, dass er mit den Hintermännern unter einer Decke steckt.

Wenn man mit Leuten aus dem Gefolge von Strache spricht, dann sagen die übereinstimmend,

alle waren überrascht, dass der etwas mit diesem Ibiza-Komplex zu tun hat.

Hier hören sie unseren Kollegen Oliver das Gupta, Autor für Standard und Spiegel.

Und ebenso sagen diese Leute übereinstimmend, fast niemand kenne den Heinz-Christian-Strache so gut wie Oliver Rieberich

und damit auch das innenleben der Partei in der Ära Strache.

Rieberich selbst sagt rückblickend, die Einschätzungen seiner Parteikollegen waren richtig.

Der Partei oder meinem Arbeitgeber, nicht in HC ging über,

weil der war für mich nicht mein Arbeitgeber, sondern es war die Partei,

hab ich mir einfach in meiner Blödheit eigentlich loyal verhalten.

Das muss man wirklich sagen, ich war ein richtiger Idiot.

Das kann man rückbringen.

Sein Verhältnis zu Strache wird sich schon bald radikal ändern.

Doch in den turbulenten Tagen im Mai hält der gefallene Vizekanzler zunächst Kontakt zu Rieberich.

Das ist der Fall, wenn der nicht mehr für ihn arbeitet.

Eine SMS vom 30. Juni 2019 zeigt, dass Strache damals versucht, Leute in der Partei auf seine Seite zu bringen.

Ja, da hat er sich dann aufgeregt schon über den Kickl, wir bleiben jedenfalls in Kontakt.

Herbert Kickl verhält sich jedenfalls nicht fair und nicht korrekt,

sollte ich in Wien wieder eine Chance bekommen, dann bist du jedenfalls dabei.

Ein letztes Mal treffen Strache und Rieberich in der Kanzlei von Straches Anwalt zusammen.

Die Stimmung ist angespannt. Strache weiß, ihm stehen schwierige Monate bevor.

Die Ermittlungen zum Ibiza-Video haben schon begonnen.

Und Strache verabschiedet sich mit Worten, die ihm wohl selbst Trost spenden sollen.

Ich soll mir keine Sorgen machen.

Das war das letzte Persönliche.

Ich habe gar nichts gesagt.

Meine Frau hat mich dann noch am Abend draußen vor der Büro-Tür und dann sind wir auseinander gegangen.

Es wird alles gut, hat sie gesagt zu mir. Es wird alles gut.

Und ich denke mir immer, es wird alles gut.

Ja, ihr wird alles gut.

Rieberich wird Strache danach nie wiedersehen.

Wir sind gleich zurück.

Wir haben kennengelernt, ob wir ein junger wiederhund. Wir waren ein spitzen Team.

Aber dann ist er krank geworden und schwach geworden.

Dann hat er mich abgemessen.

Aber nicht obwohl, sondern weil er mich eben so gern gehabt hat.

Ob ich noch mal so jemanden find, wie er.

Sie hörten Gerys Heidel als Chefer und Benno.

Wir geben Tieren eine Stimme. Tierschutz Austria.

Mehr auf Tierschutz minus Austria, AT.

Unser Kollege Fabian Schmidt beschäftigt sich bis heute mit den Konsequenzen der Ibiza-Affäre.

Nachdem das Video um die Welt gegangen ist, wird damals eine Ermittlergruppe eingerichtet.

Die sogenannte Soko Tape. Also Tape wegen des Videos.

Es gibt zwei Einheiten in dieser Gruppe.

Die eine ermittelt wegen dem, was Strache gesagt hat.

Die andere, eine übrigens deutlich größere Einheit, fahndet nach den Hintermännern der Falle.

Über die Folgen, die all das für die Videomacher Anwalt M. und Julian Hessenthalade werden wir in der nächsten Folge sprechen.

Wie aber geht es nun mit Strache weiter?

Nachdem der als Vizekanzler zurückgetreten ist.

Es gab da schon dann wieder Comeback-Bemühungen von Strache innerhalb der FPÖ.

Die Partei war auch uneins.

Und eigentlich war Ibiza wartechnisch in den Umfragen gar keine so große Katastrophe.

Denn Strache ist zwar nicht mehr Parteichef, bleibt aber Mitglied der Wiener FPÖ.

Und in den Monaten nach der Veröffentlichung des Videos scheint es,

es würden viele Wählerinnen und Wähler in den Abend auf Ibiza gar nicht so übel nehmen.

Im Alkoholrausch hat doch jeder schon mal die eine oder andere Dummheit von sich gegeben.

Eine psoffene Geschichte kann jedem mal passieren.

So denken damals offenbar nicht wenige seiner bisherigen Unterstützer.

Und tatsächlich wird sich später zeigen,

Strache hat mit seinen Aussagen im Video nach dem damaligen Recht auch keine einzige Straftat begangen.

Bei dem Abend war es so, dass Strache und Codenus ja darüber sprachen,

was sie als künftige Regierungsmitglieder der Oligarchen nicht anbieten würden.

Welche Deals sie damit eingehen würden.

Und dieser Konjunktiv macht das Ganze eben nicht strafbar.

Denn im Sommer 2017, kurz vor dem großen Wahlkampf, war die FPÖ ja noch nicht Teil der Regierung.

Also ich kann nicht sagen, selbst wenn es wahrscheinlich ist, dass ich in vier Wochen Kanzler bin,

wenn ich mir dafür etwas ausmache und es dann nicht umsetze, dann ist es straffrei,

dann ist es gerede unter einem Werkzeug.

Diese schon damals sehr umstrittene Gesetzeslage wurde in Folge der Ibiza-Emmittlung geändert.

Aber 2019 war es in Österreich nun mal so.

Korruption kann man erst begehen, wenn man bereits in dem Amt ist, über das man spricht.

Man könnte meinen, für Strache ist die Geschichte damit doch noch glimpflich ausgegangen.

Ein politisches Comeback nicht ausgeschlossen.

Aber es sind Ermittlungen gestartet worden wegen gewisser Dinge, die er dort gesagt hat.

Denn Strache spricht im Video auch über illegale Parteispenden.

Nennt Namen von Konzernen, die angeblich Geld an die FPÖ und auch andere Parteien zahlen.

Wegen solcher Aussagen beginnen die Beamten weiter zu ermitteln.

Und zwar nicht nur gegen Strache und die FPÖ, sondern auch gegen andere Parteien und Unternehmen.

Diese Ermittlungen werden letztlich zwei Jahre später auch zum Sturz von Sebastian Kurz führen

und beschäftigen Österreich bis heute.

Und auch das, was Strache schließlich das Genick brechen wird, ist eigentlich ein Zufallsfund.

Da gab es dann eben einzelne Telefonate, die die Ermittler stutzig gemacht haben.

Und dann sind auch noch Dokumente nach außen gedrungen, die eben dieses viel kritisierte Spesengebahn zum Inhalt hatten.

Und das hat dann dieses riesige Spesenverfahren ausgelöst.

Die vielen privaten Einkäufe, die Oliver Rieberich für Strache erledigen musste,

die falschen Belege, die er bei der Sekretärin einreichte,

die Luxusurlaube, die er in Bar für Strache im Reisebüro buchte, die teuren Geschenke für Philippa.

Auf all das stoßen die Ermittler wenige Monate nach der Veröffentlichung des Ibiza-Videos.

Und im Sommer 2019 dringen die ersten Berichte über die mutmaßliche Spesenaffäre an die Öffentlichkeit.

Ihnen wird vorgeworfen, seiner Partei private Ausgaben in der Höhe von knapp 600.000 Euro als Spesen verrechnet zu haben.

Vorwürfe, die Strache bestreitet.

Auch ein Beleg für die Lernhilfe seines Sohnes aus erster Ehe findet sich auf der bisher vertraulichen Spesenliste.

Eine Rechnung 500 Euro Gucci ist ebenfalls als Spesenbeleg von der Staatsanwaltschaft sichergestellt worden.

Die Berichte darüber, dass sich die FPÖ-Spitze ein Luxusleben gegönnt hat, gewissermaßen auf Steuerkosten,

dass er dann die FPÖ noch einmal abstürzen lassen.

Und da war es dann auch für Strache vorbei innerhalb der FPÖ endgültig.

Plötzlich rutschen die Freiheitlichen in den Umfragen nach unten.

Doch der Ex-Parteichef will die FPÖ nicht verlassen.

Er ist zu diesem Zeitpunkt erst 50 Jahre alt.

Zu jung für das Ende einer politischen Karriere, aber vermutlich auch zu alt, um nochmal ganz neu durchzustarten.

Aber die Partei bekommt es mit der Angst zu tun.

Und selbst Straches ehemalige Vertraute wollen nur noch eins.

Den Schaden, so gut es geht, eindämmen.

Ich darf bekannt geben, dass der Ausschluss von Heinz-Christian Strache erfolgt ist.

So verkündet es im Dezember 2019 der damalige Parteivorsitzende Norbert Hofer.

Bis dahin waren ja viele weiterhin an Straches Seite gestanden und haben gesagt, meine Güte, der hat sich verleiten lassen, aber gut.

Das sagt nochmal unser Kollege Bastian Obermeier.

Aber die eigene Partei, um Geld zu bescheißen letztendlich und unterwirkt es ja im Luxus zu leben, während man vorgaukelt, für den kleinen Mann zu kämpfen, das kam einfach furchtbar an.

Und strafrechtlich hat man dadurch plötzlich eine Dimension gehabt, die mit dem Video nicht da war.

Und deswegen hat, glaube ich, das Tun von Herrn Rieberich dem Herrn Strache tatsächlich letztlich politisch das Ende bereitet, vorerst.

Oliver Rieberich, der 13 Jahre treu an Straches Seite stand, gerät nun selbst in den Fokus der Ermittler.

Ja, also einerseits hat Rieberich dieses System natürlich mitgetragen, auch wenn er es dokumentiert hat.

Er sagt selbst, es gab keine andere Art, um an das Geld zu kommen, das er gewissermaßen privat ausgelegt hat für Straches Erledigungen.

Und deshalb musste er falsche Rechnungen bringen.

Das kann so sein, Strache hingegen sagt, dass Rieberich auch profitiert habe von diesem System.

Jedenfalls gehört Rieberich zu den Beschuldigten in der Spesenaffäre.

Er kooperiert aber mittlerweile umfassend mit den Beamten, hat ihn all sein gesammeltes Material zur Verfügung gestellt.

Die Belege, E-Mails, Chats, Fotos.

33-mal wurde er von den Ermittlern befragt.

Ich will das einfach loswerden, ja.

Weil der Herr Strache, der lügt und er behauptet, er hat ihm das Geld untergeschoben, er hat behauptet,

dass es eine Verschwörung gab, eine Geheimdienstliche, das ist alles mummitz und gelogen.

Und man muss diese Lügen irgendwann einmal hoffentlich vor Gerichtern aufzeigen.

Es ist schwer zu sagen, wann genau sich das Verhältnis zwischen Rieberich und Strache umkehrt.

Aber als Rieberich aufhört, für den ehemaligen Parteichef zu arbeiten, ist es auch mit seiner Loyalität vorbei.

Und dann bricht die Wut aus ihm heraus, die sich über all die Jahre angestaut hat.

All die Jahre, in denen er geschwiegen hat, aus Pflichtgefühl und auch auf Anraten seines Anwalts.

Heute spricht er öffentlich über das, was er bei Strache erlebt hat.

Ich gehe auch deswegen raus, weil auch der Herr Strache noch immer in der Lage ist, über irgendwelche Müllmedien irgendwelchen Unwahrheiten zu verbreiten.

Und warum soll ich nicht jetzt einfach wollte Gelegenheit habe und wo ihr rechtlich weniger zu befürchten habt?

Warum soll ich nicht einfach rausgehen mit den Sachen?

Auch wenn Rieberich überzeugt von seiner Entscheidung klingt.

Es dürfte ihm nicht leicht gefallen sein, sich öffentlich gegen die Partei zu wenden.

Wenn man mit Rieberich darüber spricht, merkt man, dass er einen inneren Kampf durchgemacht hat.

Und dass er mit seinem alten Leben in der FPÖ abgeschlossen hat.

Ich habe jeglichen Kontakt abgebrochen, auch vorwiegend zur Partei.

Ich habe Freunde noch bei der Partei, da stimmt.

Aber all jene, die irgendwie auf jeden Fall beschuldigt sind oder in diese Sachen.

Seit 19 habe ich keine Kontakt mehr gesucht.

Es gibt neben Rieberich noch weitere Personen, die in der Spesenaffäre beschuldigt werden.

Zunächst einmal gehen wir von Strache aus, dann seine damalige Ehefrau Philippa Strache.

Ebenso zahlreiche Mitarbeiter von Strache.

Einerseits ist der Straches unmittelbares Umfeld, das mutmaßlich vom Spesenbetrug wusste und aktiv mitgemacht hat.

Die Liste der Beschuldigten geht allerdings noch weiter.

Der damalige Generalsticke, der Harald Wilimsky, dann unterschiedliche Finanzprüfer der Partei,

dann in der FPÖ Wien zum Beispiel Partei-Chef Dominik Nepp.

Also es zieht wirklich weite Kreise.

Und wir sind bei unseren Zählungen auf mehr als 30 Personen gekommen, die da als Beschuldigte gelten.

Harald Wilimsky und Dominik Nepp, die sitzen nach wie vor an der Spitze der FPÖ.

Rieberich behauptet, beide wussten Bescheid, was bei Strache vor sich ging.

Sie hätten sogar gewusst, dass er, also Rieberich, die falschen Abrechnung dokumentierte.

Jedliches Büro, egal ob das die Landesgruppe Wien ist, ob das der Dominik Nepp war, den ich jetzt auch mehrfach gesagt habe.

Im Parlamentsclub, im Sekretariat überall.

Ich habe daraus kein Geheimnis gemacht.

Ich mache es mir im Herz keine Mördergrube, wie man es so schön sagt.

Und die Vorwürfe gehen noch weiter.

Es geht bei den Spitzenpolitikern vor allem darum, dass sie dieses System unterstützt hätten,

dass sie da als aktiv ihre Mitarbeiter aufgefordert hätten, falsche Rechnungen zu sammeln.

Das ist alles so ausgesagt worden.

Unser Kollege Fabian Schmidt spricht hier über die Aussagen von Oliver Rieberich

und zwei weiteren FPÖ-Sicherheitsleuten gegenüber den Ermittlern.

Und von Rieberichs Beweismaterial.

Ich habe ja da etliche Verkehrs- und SMS-Verkehr mit der Sekretärin,

die mich im Auftrag von Herrn Wilimski mehrfach aufgefordert hat, Rechnungen für ihn zu besorgen.

Harald Wilimski, der heute für die FPÖ im EU-Parlament sitzt,

soll sich demnach aktiv an der Spesenerschleichung beteiligt haben.

Und es gibt weitere Leute, die FPÖ-Spitzenpolitiker belasten.

Zum Beispiel den Parteichef der Wiener FPÖ Dominic Nepp.

Der soll zum Beispiel mit seiner Frau auf Parteikosten in Kärnten geurlaubt haben.

Nepps Eltern haben angeblich sein Dienstauto für eine Reise nach Italien genutzt.

All das hat wiederum der Leibwächter von Nepp ausgesagt.

Der hat auch so Sachen ausgesagt, wie das während des Lockdowns Partys auf Parteikosten

im Wiederathaus gefeiert wurden.

Eine Party soll im Frühjahr 2020 stattgefunden haben.

Nepp-Sicherheitsmann behauptet außerdem, für die heimliche Feier

seien sechs Russinnen organisiert worden, um die Männer zu bespaßen.

Auch das streitet Nepp alles ab.

Es gibt auch gegen Cudenus derartige Vorwürfe, dass er sich zum Beispiel bedient habe

aus Geldern dieser FPÖ-Nahnenvereine, in die man hier Menschen gespendet haben.

Das alles zeigt, dass Spesenunwesen bei Strache scheint kein Einzelfall gewesen zu sein.

Kein Ausfall eines abgehobenen Spitzenpolitikers.

Sondern vielmehr, dass sehr viele Menschen da offenbar mutmaßlich profitiert haben.

Strache selbst behauptet gar, nicht er habe die FPÖ betrogen, sondern anders herum.

Strache sagt, dass es dieses System vielleicht gegeben hat,

dass er aber damit gewissermaßen nichts zu tun hatte,

sondern dass es ein kriminelles Umfeld gab, das sich an ihn herangeschlichen hat

und ihn ausgenutzt hat.

Dass Strache Opfer eines Systems ist, das würden wir jetzt mal stark in Zweifel ziehen.

Und was wir an dieser Stelle nochmal betonen müssen,

alle beschuldigten, streiten die Vorwürfe ab.

Und es gilt natürlich die Unschuldsvermutung.

Doch sollten sich die Vorwürfe der Staatsanwaltschaft als wahrerweisen,

dann hieße das, der Spesenbetrug ging weit über Strache hinaus.

Also das scheint wirklich ein Problem der FPÖ zu sein,

vielmehr noch als bei anderen Parteien.

Die FPÖ präsentiert sich gern als Partei der kleinen Leute.

Einer ihrer Wahlkampf-Slogans lautet sogar, unser Geld für unsere Leute.

Intern, so hat es Oliver Rieberich uns erzählt, ging der Slogan etwas anders.

Wir hatten einen eigenen Spruch im Büro, ums fremde Geld ist uns nicht so teuer.

Und dieser Umgang der FPÖ mit fremdem Geld, der zeigt sich nicht nur in Wien.

Es geht um untreue Förderbetrug, veruntreutes Steuergeld eigentlich im Allgemeinen

und mittlerweile ist man dabei fast zwei Millionen.

Das ist unsere Kollegin und Innenpolitik-Redakteurin Collette Schmidt vom Standard.

Und sie spricht hier von einem Skandal, der im Herbst 2021 ans Licht kam.

Er betrifft die FPÖ in Graz.

Der wird vorgeworfen, in den Jahren 2014 bis 2021 fast 2 Millionen Euro veruntreut zu haben.

In diesem Fall wurden vor allem Steuergelder, so ist er verdacht,

ganz persönlich den Funktionären zugeführt.

Also die haben sich das offenbar privat eingesteckt.

Ähnlich wie bei Strache sollen sich auch hier FPÖ-Politiker an der Handkasser bedient haben.

Ein Teil der Veruntreuung soll außerdem über Vereinskonstruktionen gelaufen sein.

Also Vereine, die im Prinzip nur einen Zweck erfüllen, Geld an FPÖ-Funktionäre zu verteilen.

Man hat da Leute zwischengeparkt, damit sie ein bisschen Geld bekommen.

Also wenn mal jemand nicht in irgendein Amt gewählt wurde, dann wurde der da beschäftigt.

Und es geht nicht nur um ein bisschen Geld.

Es wird gegen mittlerweile sieben Menschen dort ermittelt.

Zuletzt hat das auf die Landespartei übergegriffen, wobei die Ermittler schon sehr früh die Vermutung hatten,

dass das System, dass man über Vereinskonstruktionen Gelder verschiebt,

oder dass man durch eine Handkasser sich einfach Klubgelder einsteckt,

dass das auch vielleicht in der Landespartei hätte System haben können.

Allerdings ist das alles Teil von Ermittlungen und es gilt natürlich die Unschuldsvermutung.

Als die Causa öffentlich wurde, hat der Chef der FPÖ Landespartei zunächst angekündigt,

alles lückenlos aufklären zu wollen.

Und hat dann aber gleichzeitig die, die das aufklären wollten, aus der Partei ausgeschlossen.

Ausgerechnet jene Leute werden also aus der Partei geworfen, die eigentlich rein Tisch machen wollen.

Und das auch noch mit Hilfe des obersten Parteichefs, Herbert Kickel.

Kickel selbst sagt, er habe von dem mutmaßlichen Spesenbetrug vieler Funktionäre nichts mitbekommen.

Weder in Graz, noch in Wien, noch anderswo.

Auch Rieberich behauptet, Kickel hätte von Strache als Spesengeschichten nichts gewusst.

Unser Kollege Fabian Schmidt sagt allerdings, der Umgang mit Geld in der Partei ist ein offenes Geheimnis.

Eigentlich ist es schon seit Jahrzehnten Teil gewissermaßen der DNA, der FPÖ,

dass es immer wieder Korruptionsvorwürfe gibt, dass es immer wieder Vorwürfe rund um Spesen gibt.

Als Strache die Partei übernommen hatte, 2004 hat er selbst seiner Vorgängerin zum Beispiel vorgeworfen,

exorbitante Spesenausgaben gehabt zu haben.

Selbst unter dem FPÖ-Gründer Jörg Heider sind schon massive Vorwürfe der Untreue und des laxen Umgangs mit Parteigeld aufgetreten.

Also das scheint sich da einfach gewissermaßen systematisiert zu haben und einfach auch Tradition geworden zu sein.

So sieht es auch unser Kollege Oliver der Skupter.

Es gibt ja dieses Sprichwort von Wasser, Predigen und Wein trinken und so ähnlich scheint die Diskrepanz zumindest bei manchen der FPÖ-Funktionäre zu sein.

Also nach außen gibt man sich als Vertreter der Sozialschwächerin und man wettert immer gegen das Establishment, gegen die Eliten, gegen die da oben.

Aber wenn man sich das so anguckt, wie diese Leute, auf die auch jetzt ein wirklich schlechtes Licht fällt, dann scheinen sie vor allem so gelebt zu haben,

dass es auf jeden Fall im krassen Widerspruch steht zu dem, was sie nach außen vertreten haben.

Und dennoch steht die Partei heute, vier Jahre nach dem Ibiza-Skandal, in Umfragen wieder ganz vorne.

Und das, obwohl die Ermittlungen in der Spesenaffäre noch laufen.

Obwohl die Vorwürfe inzwischen lange Schatten werfen.

Und obwohl diese noch viele aktive FPÖ-Politiker schwer belasten.

Obwohl der Skandal in Graz zeigt, dass dieses System der Spesenunwesen nicht auf einzelne Personen und Landesgruppen beschränkt ist.

Trotzdem würden fast 30% der Menschen in Österreich heute die FPÖ wählen.

Ich glaube, es gibt mehrere Gründe dafür. Also ich glaube, einerseits ist die Themenlage für die FPÖ eine sehr gute...

Wie alle rechtspopulistischen Parteien lebst die FPÖ von Krisen. Corona-Pandemie, Klimakrise, Teuerung.

Die Freiheitlichen schaffen es, mit ihren vermeintlich einfachen Lösungsvorschlägen Stimmen für sich zu gewinnen.

Hinzu kommen Österreich die Probleme der Großparteien, ÖVP und SPÖ, die gerade sehr stark mit sich selbst beschäftigt sind.

Und ich glaube, drittens denken viele Österreicherinnen und Österreicher und vielleicht auch gar nicht so zu Unrecht,

dass die Politik an sich ein Korruptionsproblem hat, dass sich das durch fast alle Parteien zieht.

Und dass es da dann gewissermaßen auch schon egal ist, ob es da stärker ist oder da weniger stark.

Wir haben ja in den letzten Jahren und eigentlich auch gewissermaßen zur Gründung dieses Podcasts

und sehr beschäftigt mit Sebastian Kurz und der ÖVP. Dadurch ist die FPÖ vielleicht wieder etwas in den Hintergrund gerückt.

Aber ja, es gibt schon Probleme in fast allen Parteien.

Meine politische Einstellung heute hat sich natürlich massiv geändert.

Vier Jahre ist es nun her, dass Oliver Rieberich nicht mehr für die FPÖ arbeitet.

Als er zur Strache kam, war er selbst Bezirksrat der Freiheitlichen.

Doch nach 13 Jahren im Innenleben der Partei hat Rieberich wahrscheinlich einfach zu viel gesehen.

Das Luxusleben, das dem Parteichef finanziert wurde, die alkoholgeschwängerten Parteisitzung, die kruden Verschwörungstheorien.

Es ist nicht nur die Wut auf seinen ehemaligen Chef, die Rieberich umtreibt.

Er sagt, die FPÖ will der heute definitiv nicht mehr.

Der Mann, der stets am Steuer saß, der Strache zu Parteitreffen und Partys fuhr, der den FPÖ-Chef ständig im Rückspiegel betrachtete,

während der Clash of Clans spielte und keine Notiz davon nahm, wer vorne saß.

Heute ist er zu Straches engsten Feind geworden.

Es melden sich immer mehr zeigen, die von einer jahrelangen Operation von gezielten Kampagnen und falschen Konstruktionen

meines ehemaligen Sicherheitsreferenten und Polizisten berichten.

Wir haben Strache ja für diesen Podcast mit Rieberichs Vorwürfen konfrontiert.

Er sagt, sein ehemaliger Leibwächter habe sich von Anfang an gegen ihn verschworen.

Rieberich habe gemeinsam mit dem Anwalt M. und Julian Hessenthaler über Jahre seinen Sturz geplant.

Wie sie mich für Auftraggeber mit falschen Anwürfen und Konstruktionen fertig machen wollten.

Oliver Rieberich nimmt diese Anschuldigung mit Gelassenheit.

Vor wem soll ich jetzt Angst um vom Herrn Strache?

Wenn der Herr Strache kämpft, glaube ich, mit seinem Leben, der hat genug mit seinem eigenen Leben zu tun, ja, der kriegt sein eigenes Leben nicht auf der Reihe.

Philippa Strache hat sich im vergangenen Jahr von Heinz-Christian Strache scheiden lassen.

Viele ehemalige Parteifreunde haben endgültig mit ihm gebrochen.

Also es gibt beides. Es gibt Strache-Mostagie und es gibt diejenigen, die jetzt sehr kritisch auf ihn sehen.

Also die menschliche Enttäuschung ist auf jeden Fall sehr, sehr groß.

Was Strache heute beruflich macht, das weiß man laut unserem Kollegen Oliver das Gupta nicht so genau.

Zwischenzeitlich hatte er versucht, ein politisches Comeback zu starten und seine eigene Partei zu gründen, das Team HC.

Da hat er ein paar wenige Getreue um sich geschah, war bei der letzten Wienwahl im Jahr 2020 angetreten.

Allerdings gelang ihm nicht der Einzug in das Wiener Parlament und damit war sozusagen auch dieses Projekt mehr oder weniger zur Minipartei geschrumpft.

Mittlerweile tritt Strache angeblich als Berater auf.

Ich habe auch schon gehört, dass er sozusagen Networking betreibt, sein Kapital ist sozusagen sein Telefonbuch, sind seine Kontakte.

Wie gut das läuft, wissen wir nicht. Als wir für diesen Podcast das letzte Mal mit ihm sprachen, schien er zumindest sehr beschäftigt zu sein.

Man kann nur sich daran erinnern, dass er vor einiger Zeit öffentlich gemacht hat, dass ihm das Geld ausgeht,

weil diese Kosten der rechtlichen Auseinandersetzungen eben sich entsprechend in größerem Rahmen inzwischen bewegen.

Denn Strache hat seit der Ibiza-Affäre eine ganze Reihe von Ermittlungsverfahren am Hals, nicht nur die Spesenaffäre.

In zwei Korruptionsprozessen wurde mittlerweile freigesprochen.

Es gibt Menschen, die auch noch vermuten, dass er in Wirklichkeit noch Geld hat.

Dann ist es auch die Frage, hat das unter dem Bett oder hat das woanders, das sind die großen Fragezeichen.

Doch egal, wie viel Puffer Strache noch hat, blickt man vier Jahre zurück, dann ist klar, wie tief der einzige Star der Rechten gefallen ist.

Nach allem, was wir wissen, hat Oliver Rieberich nie geplant, seinen Chef zu stürzen.

Und doch, sagt unser Kollege Bastian Obermeier, war er derjenige, über den Strache letztlich gestolpert ist.

Die Rolle von Oliver Rieberich war letztlich das Mann, der die ganze Affäre ins Rollen gebracht hat.

Weil er Dinge erfahren hat durch seine Tätigkeit als Bodyguard bei Herrn Strache, die er weitergegeben hat,

weil er Dokumente bei sich behalten hat, die belegt haben, dass die Spesenabbrechnung offenbar nicht ganz korrekt war.

Und weil er Leute angestachelt hat, sich Herrn Strache noch mal genauer anzuschauen.

Und was im Ende dazu geführt hat, dass entschieden wurde, maßgeblich auch von Herrn Hessenthaler,

dass man versucht Herrn Strache die Falle zu stellen, die Falle auf Ibiza.

Obwohl Rieberich sich diese Rolle vermutlich nicht ausgesucht hat, auch er zahlt dafür einen Preis.

2019 wurde er vom Dienst suspendiert.

Er kann nicht mehr als Polizist arbeiten, solange das Verfahren in der Spesenaffäre läuft.

Stattdessen arbeitet er Teilzeit in einer Sicherheitsfirma.

Meine Frau arbeitet, ich bekomme nach wie vor zwei Drittel von meinem Gehalt,

habe nach wie vor meinen Gehalt als Angestellter und bin finanziell abgesichert.

Niemand weiß, wann es in der Spesenaffäre zu einer Anklage geschweige denn zu einem Urteil kommen wird.

Sowohl Strache als auch Rieberich würden im schlimmsten Fall mehrere Jahre Haft drohen.

Aber Rieberich sagt, er bräut nichts.

Selbst wenn ich verurteilt werde, diese Verurteilung trage ich wie in einen Orten auf der Brust.

Weil wenn ich verurteilt werde, ist der Herr Strache im Gefängnis.

Und das rechtfertigt jede Verurteilung.

Und damit endet unsere Serie Straches Bodyguard.

Doch unsere Berichterstattung über die Ermittlungen rund um die Ibiza Affäre geht weiter.

Und schon in der nächsten Folge werden wir jenen Mann interviewen,

der das berühmt berüchtigte Video gemacht hat.

Julian Hessenthaler.

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Alle Elements und Infos stehen wie immer auch in den Show-Notes zu dieser Folge.

Danke fürs Zuhören und allen, die auch hinter den Kulissen an diesen Podcast mitwirken.

An dieser Serie mitgearbeitet hat Antonia Raut.

Die Recherche erfolgt in Zusammenarbeit mit Fabian Schmidt, Oliveira Skupter und Colette Schmidt.

Redigiert hat Ole Reismann und Christoph Grubitz hat die Serie produziert.

Ich bin Lucia Heisterkamp.

Ich bin Shold Wilhelm.

Wir sagen tschüss und baba.

Ich lebte wie eine kleine Königin.

Der Tag bestand aus Essen, Streichling und Schlafen.

Bis zum Bösen Erwachen.

Weggeworfen wie ein altes Spielzeug musste man mich aus einer Tonne retten.

Aber warum?

Ich wünsch mir doch nur ein warmes Plätzchen.

Und ab und zu ein bisschen kuscheln.

Sie hörten Monika Weinzettel als Hauskatze Mia.

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Mit dem Ibiza-Video bricht Straches Karriere in sich zusammen. Das Protokoll eines tiefen Falls

13 Jahre lang ist Oliver Ribarich an der Seite von Heinz-Christian Strache. Leibwächter, Chauffeur, enger Vertrauter. Bis zu dem Zeitpunkt, an dem er die Abgründe des Ex-FPÖ-Chefs ans Licht bringt. In dieser Serie von "Inside Austria" erzählen wir die Geschichte jenes Bodyguards, der die Ibiza-Affäre ins Rollen brachte. Wir geben Einblick in Straches politische Verfehlungen und mutmaßliche Spesenexzesse. Und wir zeigen, wie es zum Untergang des einstigen rechten Politstars kommen musste.
In der letzten Folge dieser Reihe von "Inside Austria" beschäftigen wir uns mit dem Tag, an dem Heinz-Christian Straches Höhenflug jäh endete. Sein Bodyguard Oliver Ribarich erzählt, wie der FPÖ-Chef von dem Ibiza-Video erfuhr. Wir zeichnen nach, wie das Krisenmanagement des damaligen Vizekanzlers aussah und welche Fehler damals gemacht wurden. Und Ribarich erklärt, warum er heute nie mehr die FPÖ wählen und sogar für sein Vorgehen gegen Strache eine Verurteilung in Kauf nehmen würde.