Inside Austria: Scheitert die Letzte Generation?

DER STANDARD DER STANDARD 6/24/23 - Episode Page - 41m - PDF Transcript

Diese Podcast wird unterstützt von Tierschutz Ausdreher.

Ich gehe in jeden Protest mit Angst rein.

Das hört auch nicht auf.

Mir wird jedes Mal davor noch wirklich Speiübel und ich möchte das nicht machen und mein

ganze Körper wehrt sich dagegen.

Wir sind mittendrin in der Klimakrise.

Während die Erde sicher hitzt, kämpfen weltweit zigtausende Menschen dafür, die Klimakatastrophe zu stoppen.

Und das auf ihre Art.

Wir müssen uns alle wirklich diskutieren und eine Debatte schaffen.

Wir gehen auf die Straße, wir setzen uns dieser fossilen Zerstörung aktiv in den Weg.

Wir wollen für möglichst viele Menschen ein Leben, das lebenswert ist.

Doch wie soll das funktionieren? Was bringt der Protest?

Während hier auf Englisch die weltbekannte Sängerin Shakira über die Klimakrise in einem Video einer Modezeitschrift grübelt, geht eine andere junge Frau weiter.

Auch sie wird von den Medien Shakira genannt, die Klimaschakira.

Die beiden Shakiras könnten unterschiedlicher nicht sein.

Eigentlich heißt die Klimaschakira Anja Windl.

Die junge Frau aus Deutschland ist unfreiwillig zum Gesicht der letzten Generation in Österreich geworden.

Innerklimaaktivisten, die seit Monaten mit ihren Störaktionen den Verkehr nahmlegen.

Es ist fast jeden Tag, es ist schon neufig was.

Doch statt ihre Forderung durchzusetzen, stoßen die Aktivisten in der Politik und in der Zivilgesellschaft auf immer mehr Widerstand.

Und das in Österreich wie in Deutschland werden etwa Einsatzfahrzeuge blockiert werden.

Zum Beispiel Ende des vergangenen Jahres in Berlin und kürzlich auch in Wien.

In beiden Fällen hat es Ermittlungen gegeben, weil Menschen verstorben sind.

Sind die sogenannte Klimaschakira und die Aktivisten der letzten Generation mit ihren Methoden auf dem falschen Weg?

Einem Weg, für den Anja online und auf der Straße angefeindet wird.

Aber wenn ich mich mal wieder durchficken lassen würde, dann wäre es gerettet.

Ja, glaube ich auch, dass die Klimakatastrophe dann hier Ende gefunden hat.

Wir fragen, ob die Klimaschakira und ihre Mitstreiter die einzigen sind, die die Klimakrise ernst genug nehmen.

Oder ob sie dem Klimaschutz mit ihren Aktionen am Ende mehr Schaden als nützen.

Und warum muss die Klimaschakira für ihren Aktivismus am Ende womöglich den hohen Preis einer Abschiebung zahlen?

Ich bin Antonia Raut vom Standard und ich bin Regina Steffens vom Spiegel.

Ich mache beim Spiegel sonst den Podcast Klimabericht. Und das ist diese Woche eine Kooperation mit Inside Austria.

In dieser Folge sprechen wir über die letzte Generation in Deutschland und vor allem in Österreich.

Und schauen ganz speziell auf eine Person, Anja Windl, von den Medien Klimaschakira getauft.

Also es geht direkt nach Österreich.

Anja Windl, inzwischen bekannt als Klimaschakira, wird angefeindet. Auf das übelste.

Ein Mann kommt auf sie zu, während sie mit einem Banner vor sich in der Gruppe durch die Straßen zieht.

Der ältere Held trägt Anzug und Hut, erst wirkt es, als wolle er sachlich diskutieren.

Doch dann verliert der Passant plötzlich die Fassung. Und wirft Anja Dinge an den Kopf, die wir hier eigentlich gar nicht wiederholen wollen.

Wenn es jetzt auf individuelle Ebene geht, wenn ich als deutschen Nutzer bezeichnet werde, dann muss ich sagen, da ist mir ein bisschen dran vorbei.

Und auch wenn ich mich mal wieder durchficken lassen würde, dann wäre es gerettet, ja, glaube ich auch, dass die Klimakatastrophe dann hier Ende gefunden hat.

Anja Windl versucht, bei der Sache zu bleiben. Sexistisch beschimpft zu werden, das passiert vielen Aktivistinnen.

Aber bei Anja kommt es öfter vor, vor allem online.

Denn ihren Namen, die Klimaschakira, hat sie in Anlehnungen die, in Anführungszeichen, sexy Popsängerin Shakira bekommen.

Sie wird also komplett auf ihr Äußeres reduziert.

Dabei hätte der Tag eigentlich so fröhlich begonnen.

Ja, man hört es relativ gut.

Schöne Unterstützung vom Street Noise Orchestra.

Trifft man Anja Windl?

Dann kann man schon Ähnlichkeiten zur kolumbianischen Popsängerin Shakira ausmachen.

Aber ehrlich gesagt nur eine, eine Optische.

Anja hat blondes, welliges Haar, das sie ja weit den Rücken hinabreicht.

Sehr ähnlich eben wie Shakira.

Die kennen wir ja aus Musikvideos wie Waka Waka oder Whenever Whatever.

Es gibt Fotos, auf denen zwei Polizisten Anja von der Straße ziehen.

Ihr aufhört ein Haar, sehr präsent, fällt ihr ins Gesicht und flattert über den Asphalt.

Anja trägt beim Protest auch mal Cowboy Stiefel oder eine Lederne Fransenjacke.

Also durchaus auffällig.

Die Klimaschakira ist an diesem Freitag im Juni in Innsbruck unterwegs.

Anja Windl ist extra aus Graz angereist,

um in Tirol Aktivisten und Aktivistinnen bei der Aktion zu unterstützen.

Es ist noch ziemlich früh erst 7 Uhr und schon steht die halbe Stadt im Stau.

Übrigens schon den fünften Tag in Folge.

Eine Woche lang haben Aktivisten der letzten Generation in Innsbruck Stör-Aktionen organisiert.

Beim Innsbrucker Frühverkehr kam es einmal mehr zu massiven Behinderungen.

Was für die letzte Generation selbst erfolgreiche Tage waren,

sorgt für immer schärfere Kritik seitens der Politik.

Am meisten Aufmerksamkeit haben die Protestierenden in dieser Woche bekommen,

als sie sich auf die Brenner Autobahn geklebt haben.

Die A13, die über Tirol nach Italien führt, die Urlaubsroute der Deutschen.

Für eine halbe Stunde war eine der wichtigsten Nord-Süd-Verbindungen Europas in eine Richtung dicht.

Die Folge, ein riesiger Stau.

Die Aktivistinnen und Aktivisten kassierten Anzeigen.

Auch Anja Windl hat die Autobahn blockiert

und ihre Hand mit Sekundenkleber an den Asphalt geklebt.

Tags darauf, jetzt direkt in Innsbruck läuft der Protest im Gehen.

Eine Gruppe von rund 60 Leuten, ein Orchester, alle in Orangenbahnwesten.

Auf jeden Fall die Stimmung der ganz andere, viel weniger aufgeheizt.

Die meisten Autofahrer reagieren wütend auf den Protestmarsch, Musik hin oder her,

wie dieser Taxifahrer.

Eine Kundschaft wartet, ich kriege mir das zu spart,

vielleicht ist es ungeduldig oder muss dringend irgendwo hin.

Es ist fast jeden Tag, es ist schon neufig.

Ich finde es gar nicht gut, weil ich in die Schule muss

und das haltet mir noch nur auf.

Wenn ich eine Prüfung theoretisch hätte, dann könnte ich nicht pünktlich kommen.

Pünktlich zu Prüfungen kommen.

Für Anja Windl zweitrangig.

Sie studiert zwar in Graz Psychologie,

der Aktivismus steht im Moment aber für sie an erster Stelle.

Das erzählt sie bei unserem ersten Treffen im Studio des Standard in Wien.

Also zeitlich ist gerade relativ viel darauf ausgerichtet

und hat bei mir im Leben gerade auch einfach Priorität.

Anja Windl ist 26 Jahre alt und sie ist Deutsche.

Seit 2017 lebt sie aber in Österreich.

Wenn sie nicht gerade auf der Straße klebt,

macht sie am liebsten etwas Handwerkliches, Kreatives.

Nee zum Beispiel oder ist draußen in der Natur.

Zu Hause, in Bayern ist ja Deutsche, hat sie ein Zwergeesel.

Mit dem geht sie ganz gerne spazieren.

Ihrer Familie wäre es wohl lieber,

wenn Anja damit den Großteil ihrer Zeit verbringen würde

und eben nicht mit Straßenblockaden.

Meine Eltern sind grundsätzlich mal sehr dagegen.

Also ich glaube, mein Dad wäre eher die Fraktionen,

die sich am Stammtisch noch hinsetzen würde und so einsperren alle.

Ist halt blöd, wenn die eigene Tochter dran beteiligt ist,

dann geht es vielleicht doch nicht mehr ganz so leicht von der Lippe.

Ihre fünf Geschwister sehen Anjas Engagement unterschiedlich.

Einer ihrer Brüder findet, würde sein Kind sich so engagieren wie Anja,

dann wäre er stolz.

So zählt sie das zumindest.

Immerhin gehört Anja mittlerweile zu den bekanntesten Aktivistinnen Österreichs.

Es hat ganz ursprünglich damit angefangen,

dass mich ein Influencer, der von unserer Seite zu Protestaktionen

einfach bloß zur Begleitung eingeladen wurde,

weil er eben grundsätzlich Polizeiinsätze gerne filmt.

Und dort wo wir sind, ist naturgemäß auch viel Polizei anwesend

und er hat dann auf jeden Fall aber primär Videos hochgeladen,

auf denen ich zu sehen war.

Und die sind dann auf TikTok wieder allgegangen.

In den Videos macht Anja eigentlich nichts,

was andere Aktivistinnen und Aktivisten nicht auch tun.

Sie sitzt auf der Straße, wird von der Polizei weggetragen,

schaut ernst in die Kamera.

Der Influencer postet die Clips auf TikTok,

schreibt über ein Video,

trägt diese Klimaaktivistin etwa Echtlederstiefel

und über ein anderes, in dem Anja auf der Straße klebt,

und diese eine Klimaaktivistin hat es wieder getan.

Beide Videos werden um die 200.000 mal angeschaut.

Auch eine Boulevard-Zeitung stolpert über die Clips.

Und ein paar Tage später dann, da fragen Überschriften in Zeitungen.

Klima Shakira, und damit war es dann geboren.

Es war nicht das erste Mal, dass Anja diesen Vergleich hört.

Wie gesagt, eine gewisse optische Ähnlichkeit sehen ja auch wir.

Ich habe das tatsächlich auch insbesondere im Sommer schon vermehrt gehört,

auch die Jahre davor, also das kam jetzt nicht so komplett aus dem Nix.

Aber trotzdem, öffentlich wurde sie noch nicht mit einer Pop-Sängerin verglichen,

und vor allem nicht dann, wenn sie sich als Aktivistin

eigentlich gerade für strengere Klimapolitik einsetzt.

Ich finde es sehr absurd.

Ich glaube, ich habe das auch immer noch von meiner Realität

bis zu einem bestimmten Grad, weil einfach abstrahiert,

weil ich das nicht so ganz als meine Person wahrnehme,

weil es eben auch so random ist.

Das ist ja nichts, was du davor in irgendeiner Art und Weise abschienen

oder planen kannst oder überhaupt doch nur für dich wollen würdest.

Weil klar, du hast aber bis zu einem bestimmten Ausmaß

eine Zielscheibe auf dem Gesicht.

Wir sind keine beliebte Bewegung, wollen wir auch nicht sein,

aber dennoch auch da kann es problematisch sein.

Die Haar-Mäne ist aber ja eigentlich die einzige Gemeinsamkeit

von Anja und Shakira.

Anja tanzt nicht, sie sind keine Pop-Songs,

sie hat keine Villa in Miami oder auf den Bahamas,

und das Letzte, was sie wahrscheinlich tun würde,

wäre mit einem Privatjet um die Welt fliegen,

wie eben die echte Shakira.

Und insbesondere auch diese komplett sexistisch,

sexualisierende Diskussion, die es einfach nach sich gezogen hat

und auch immer noch nach sich zieht,

oder auch die Art und Weise der Berichterstattung,

die ist natürlich in höchstem Maße kritisch zu betrachten.

Nachdem die Shakira-Welle Anfang des Jahres einmal losgetreten war,

konnte Anja sie aber nicht mehr einfangen.

Also auf Social Media, was die Kommentare betrifft,

man muss es sich bloß anschauen.

Und ich glaube, das Zeug, das wirklich auch unter die Gürtellinie geht,

ist ohnehin gelöscht.

Aber das sind Dinge, die will man nicht lesen.

Und das ist insbesondere sowas,

was einfach wieder auch so geschlechtsspezifisch ist.

Und an einem menschlichen Genes in Person,

auf der Art und Weise, vermutlich eher nicht passieren.

Da hat sie ein Punkt.

Wir haben bisher von noch keinem Klima-Harry-Styles

oder Klima-Elten John gehört.

Solange man so opportunistisch für uns nutzt kann,

und solange das auch wirklich noch positiven Outcom hat,

kann man das durchaus hin und wieder auch für sich spielen lassen.

Und es ist natürlich auch für ein Boulevard ein Vehikel

um über uns zu berichten, ohne so wirklich über uns zu berichten.

Und am Ende des Tages selbst wenn bloß 10% das Artikel

ist unsere eigentliche Botschaft oder ein Message mitbringen, dann sind es trotzdem 10% mehr als

vielleicht ursprünglich drinnen war. Anja spielt das Spiel also auch deshalb mit, weil sie die Presse

für ihre Zwecke nutzen will. Doch es ist kein so ganz ungefährliches Spiel. Wieso sich ihre

Familie sorgt, ist jedenfalls recht einfach nachvollziehbar. An die 30-mal hat Anja sich

bereits auf die Straße geklebt. Sie klettert auf Schilderbrücken, also diese Konstruktionen

über Autobahnen, um den Verkehr zu behindern. Wollte das weltberühmte Neujahrskonzert der

Wiener Philharmoniker stören. Wir wollen wissen, wie fing das an? Ich würde nicht sagen, dass ich

so den einen Aha-Moment hatte, aber es ist so ein Prozess, dass du immer und immer wieder damit

konfrontiert wirst. Und ich glaube für mich ist eher so der ausschlaggebende Punkt dann gewesen,

aus dieser Onmacht rauszukommen und wirklich persönlich das zu tun, was jetzt notwendig ist.

Anja war schon früher auf Klima-Demos, zum Beispiel denen von Fridays for Future.

Das ist keine ganz ungewöhnliche Geschichte. Deutsche Aktivisten haben mir das schon öfter

erzählt. Fridays for Future war ihnen irgendwann nicht mehr genug. Obwohl, ein bisschen paradox finde

ich, Fridays for Future ist in den politischen Forderungen weitreichender und konkreter. Radikaler

ist bei der letzten Generation eigentlich nur die Protestform. Im Herbst 2022, also vor knapp einem

Jahr stößt Anja dann jedenfalls auf diese neue Gruppe. Und dann war zufällig gerade der erste

Vortrag in Graz. Ich habe mir den im Netz rausgesucht, bin dorthin und war dann halt einfach auch

nochmal so sehr erschüttert, auch über die Ernsthaftigkeit und Dringlichkeit. Weil klar, es ist

was eigentlich, verstehen wir das alle. Dass der Klima-Kollaps jetzt einfach in der Art und Weise

wirklich auch schon vor unseren Augen anfängt zu eskalieren. Die letzte Generation will eines

stören. Dafür überschütten sie Gemälde hinter Glasscheiben, mit Suppe, sie kleben sich auf

Straßen oder besprühen Gebäude. Und leider Gottes sind wir eben jetzt auch auf diese Art des

friedlichen Zivilen Widerstands angewiesen. Anders hat es die letzten 30 Jahre, wenn man sie so

anschaut, nichts gebracht bzw. viel zu wenig gebracht. In Österreich hat die letzte Generation

zwei große Forderungen. Tempo 100 und ein Stopp der Öl- und Gasborungen. Außerdem wollen sie,

dass die Punkte, die von einem Klima-Rat bereits ausgearbeitet wurden, jetzt auch von der Politik

berücksichtigt werden. Das fordern auch die deutschen Mitstreiter. Genauso auch ein Tempolimit von

100 kmH. Überhaupt schon ein Tempolimit in Deutschland wäre ein großer Erfolg für die

Aktivisten. Außerdem wollen sie ein dauerhaftes 9-Euro-Ticket für den öffentlichen Nahverkehr.

Die Forderungen der beiden Gruppen ähneln sich so, weil die letzte Generation Österreich und

Deutschland demgleichen weltweiten Netzwerk aus Umweltorganisationen angehören. Das heißt

A22 und setzt sich Zitat für das Überleben der Menschheit ein. Also du hast ein Kernteam, das

ist ungefähr eine halbe Dutzend Menschen und dann hast du verschiedene Arbeitsgemeinschaften,

die sich dort halt noch drunter organisieren. Nicht nur in Graz, wo Anja lebt, entsteht eine

Gruppe der letzten Generation. Sowohl in Österreich als auch in Deutschland beginnen sich Menschen

in vielen Städten hinter der Idee dieser neuen Bewegung zu formieren. Also wir haben quasi in

jeglichen Bundesländern bzw. in aller meisten inzwischen relativ eigenständig funktionierende

Keimzellen, die sich dann halt immer wieder auch mit Wien absprechen und mit den Leuten aus dem

Kernteam. Und die planen inzwischen auch relativ selbstständig, je nachdem ihre Proteste und auch

wie die lokale Strategie dann aussieht. In Österreich hat die Bewegung laut eigenen Angaben

250 aktiv protestierende Mitglieder. In Deutschland um die 600. Und hier ist es wichtig als demokratisches

Kollektiv aufzutreten. Also keine Anführerpersonen, keine sichtbaren Hierarchien. Das Personen so

hervortreten wie Greta Thunberg oder Louisa Neubauer bei Fridays for Future will die Gruppe nicht. Und

eigentlich auch keine Klimaschakira. Intern werden aber klare Rollen verteilt, vor allem für die

Proteste. In einer Dokumentation des Mitteldeutschen Rundfunks wird beschrieben, wie diese Rollen auch

Namen haben. Unterstützer bei den Aktionen, das sind die Hummeln. Wer blockiert oder sich an den

Asphalt klebt, gehört zu den Bienen. Wildbienen sind jene, die bereits in Strafen zu riskieren. Anja

wäre dann also auch noch eine Wildbiene. Der Gruppenname meint übrigens nicht die letzte Generation

überhaupt, die noch auf diesem Planeten leben kann, sondern die letzte Generation, die aus ihrer Sicht

jetzt noch der Erderwärmung und ihren Folgen etwas entgegensetzen kann. Also der Zeitkordida ist

natürlich extrem schmal und er wird auch immer schmaler. Es ist wichtig. Es ist auch wichtig für

uns, dass wir sehen, wir müssen unsere bestmögliche Arbeit leisten, um Menschen aus der Bevölkerung

zu mobilisieren, dass sie mitmachen, dass sie den Ernst der Lage auch wirklich begreifen.

Das erste Mal ist die letzte Generation in Deutschland so richtig aufgetreten,

als 2021 erneuer Bundestag gewählt wurde. Und die Ära Merkel zu Ende ging. Damals im

September 2021 saßen sieben Aktivisten und Aktivistinnen im Hungerstreik vor dem Kanzleramt

in Berlin. Weil das der siebte Tag im unbefristeten Hungerstreik. Die Erforderung ist ein Gespräch mit

allen drei Kanzlerkandidaten, also mit Scholz, Baerbock und Laschet. Tatsächlich hatten sie mit

dem Hungerstreik Erfolg. Sie konnten ein Gespräch mit Olaf Scholz erpressen. Also einen tatsächlich

messbare Erfolg. Schnell kam dann die Aktionsform der Straßenblockade dazu. 2022 sagt die Gruppe,

hätten sie auf 1250 Straßen den Verkehr gestoppt. 2022 gründet sich der österreichische

Ableger. Mitauslöser ist ein Verkehrsprojekt in Wien, der Lobautunnel. Aktivistinnen und

Aktivisten demonstrierten gegen den Bau der Lobauautobahn. Samt Tunnel durch ein Naturschutzgebiet.

8 Kilometer lang, 60 Meter tief. Er soll unter der Donau und unter dem Naturschutzgebiet der Lobau

hindurch führen. Ein Großprojekt, das seit Anfang der 2000er auf dem Tisch liegt. Um

Weltschützerinnen und eben auch die letzte Generation befürchten verschmutztes Grundwasser,

zerstörte Fauna und Flora. Internationales Aufsehen erlangen die Österreicher dann im

November 2022. Sie schütten schwarze Farbe über eine Glasscheibe, dahinter das Gemälde

Tod und Leben von Gustav Klimt. Ihr Ziel, Schockieren und Aufmerksamkeit bekommen. So provokativ die

Aktionen auch sind, eins ist in beiden Ländern nie dabei, Gewalt. Und genau das macht die

Protestform des zivilen Ungehorsams aus. Die letzte Generation nimmt in Kauf, Gesetze zu brechen,

aber ohne körperliche Gewalt. Die Ziele des zivilen Ungehorsams sind sicherlich das Thema

in den Medien zu halten, Druck auf die Regierung aufzubauen, aber eben auch die Trastik der

Situation zu verdeutlichen. Das sagt Antje Daniel. Sie ist Protest- und Bewegungsforscherin an der

Universität Wien. Seit 2019 erforscht sie den Klimaaktivismus und seine Gruppen. Kann der

zivile Ungehorsam als Strategie auch nochmal erklärbar gemacht werden. Viele Aktivisten oder

Aktivistinnen der Klimagerechtigkeitsbewegung bzw. der letzten Generationen fühlen die Klimakrise

als ein existenzielles Problem. Sogar auch der Terminus der Klimaangst ist in diesem Verbindung

sehr wesentlich, weil es zeigt, dass sozusagen die ökologischen Wandlungsprozesse eben als

existenzielle Bedrohung gesehen werden. Mit dieser lebenswertlichen Trastik, wie der Klimawandel

und die Klimakrise erlebt werden, wird eben auch auf der Straße performiert. Antje Daniel beobachtet,

die Aktivisten der letzten Generation empfinden aus dieser Zukunftsangst heraus auch einen

moralischen Druck. Ein Druck, sich auch für die nächste Generation einzusetzen und den wollen

sie auf die Gesellschaft übertragen. Sie wollen auf der einen Seite zeigen, dass wir selbst

Unbequemlichkeiten hinnehmen wollen, um auch die Klimakrise zu verändern, indem sie sich selbst

beschränken, indem sie auch Geldstrafen beispielsweise oder auch die die Vermierung von

Personen und die Kritik aus der Öffentlichkeit auf sich nehmen. Und gleichzeitig sehen sie

eben auch genau dies als notwendiges Mittel, um die Klimakrise in der Öffentlichkeit zu halten.

Die Krise in der Öffentlichkeit halten. Das schaffen die sogenannte Klimaschakira und

die letzte Generation ziemlich gut. Auch wir berichten ja gerade über sie. Und das,

obwohl die Gruppen alles andere als Massenbewegungen sind und es sie ja auch noch nicht allzu lange

gibt. Es liegt wohl auch daran, dass die letzte Generation sich ziemlich professionell organisiert.

Ich merke das auch als Journalistin. Über den Presseverteiler bekomme ich jeden Tag

mehrere Mails, oft mit professionellen Protestfotos. Bei Straßenblockaden lenkt die letzte

Generation Journalisten bewusst zu verschiedenen Schauplätzen, um sicherzugehen, dass überall

Presse ist. Die Aktivisten bereiten sich mit wissenschaftlichen Infos und Kernbotschaften

vor. Die, so ist es schon mein Eindruck, denn jeder auswendig abspulen kann. Aber genauso

routiniert sind mittlerweile auch die aggressiven Beschimpfungen und auch die Gewalt einiger Passanten

gegen die Aktivisten. Das ist dann wirklich erschreckend. Hinter der letzten Generation steckt

auch ziemlich viel Geld. Die deutsche Organisation hat letztes Jahr gut 900.000 Euro Spenden gesammelt.

Fast 100.000 Euro gingen für Materialkosten drauf. Kissen, Bahnwesten und natürlich Kleber. Von

diesem Geld bekommen in Deutschland auch einige Vollzeitaktivisten eine Art Gehalt. Und natürlich

geht auch Geld für eines drauf. Geldstrafen und Gerichtskosten.

Ich lebte wie eine kleine Königin. Der Tag bestand aus Essen, Streicheln und Schlafen. Bis zum

Bösen erwachen. Weggeworfen wie ein altes Spielzeug musste man mich aus einer Tonne retten. Aber

warum? Ich wünsch mir doch nur ein warmes Plätzchen und ab und zu ein bisschen kuscheln.

Sie hörten Monika Weinzettel als Hauskatze Mia. Wir geben Tieren eine Stimme. Tierschutz ausdreher.

Mia auf T-Schutz minus Ausdreher, AT. Was unternimmt Österreich eigentlich gegen den

Klimawandel? Wie viel Betrogen und Bestochen wird im Profisport? Und wie so verdienen Frauen immer

noch weniger Geld als Männer? Ich bin Margit Ehrenhöfer. Ich bin Tobias Holub. Wir stellen die

brennenden Fragen unserer Zeit und die Standardredaktion liefert Antworten. Im Thema des Tages,

von Montag bis Freitag um 17 Uhr überall, wo es Podcasts gibt.

Die letzte Generation hat sowohl in Deutschland als auch in Österreich ziemlich viel mit den

Behörden und der Justiz zu tun. Anzeigen hagelt es für die Aktivisten bei ihren

Protestaktionen in beiden Ländern oft. Doch wie es dann weitergeht unterscheidet sich massiv.

Der größte Unterschied ist sicher, dass in Deutschland auch reine Straßenblockaden schon

gerichtlich strafbar sind. Das ist mein Kollege Jakob Vügel. Er ist Rechtsredakteur beim Standard.

In Österreich sieht die Rechtslage in Sachen Straßenblockaden so aus. Es gibt natürlich ein

Demonstrationsrecht, aber auch das hat Grenzen und Straßenblockaden werden deshalb normalerweise

von der Polizei aufgelöst und die Leute müssen dann die Straße verlassen. Wenn sie dem nicht

nachkommen, dann drohen Geldbußen. Im Gegensatz zu Deutschland sind Straßenblockaden aber nicht

nach dem gerichtlichen Strafrecht verboten, sondern ein normales Verwaltungszulick. Das heißt,

im Grunde ist das Festkleben rechtlich vergleichbar mit zu schnell fahren. Es gibt ein Bußgeld.

In Deutschland ist es erstmal auch so. Also es geht um ein Verstoß gegen die Straßenverkehrsordnung.

Aber nicht nur. Na ja, es macht natürlich einen großen Unterschied, ob ich jetzt eine

reine Geldbuße bekomme und die halt bezahle oder ob man sich tatsächlich von einem Gericht,

von einem Richter oder von einer Richterin verantworten muss. Das heißt, in Deutschland

stehen und standen Klimaaktivisten schon vor Gericht. Im März 2022 hatten Mitglieder der

letzten Generation schon 120 Mal vor Gericht erscheinen müssen. 120 Termine standen ihnen damals

noch bevor. Seitdem sind es natürlich noch ein paar mehr geworden. Angezeigt wurden sie oft

wegen mutmaßlicher Nötigung. Zwar nötigen die Klimaaktivisten andere nicht durch aktive

Gewalt zu etwas, aber sie hindern andere am Weiterfahren. Dafür haben sie Gerichte schon

zu Geldstrafen verurteilt. Die Reaktion der Aktivisten dazu, Klimaschutz ist kein Verbrechen.

Sie zahlen die Strafen, aber hören nicht auf mit den Blockaden. Im Gegenteil. Also im

gerichtlichen Strafrecht sind dann deutlich höhere Strafen und auch längere Freitstrafen möglich.

Im März 2023 wurde tatsächlich eine Haftstrafe gegen zwei Aktivisten und

eine Aktivistin verhängt. Für mehrere Monate ohne Bewährung. Und zwar, weil sie bereits vorher

zu Bußgeldern verurteilt worden waren, sich aber kurze Zeit später wieder an die Straße klippten.

Die Richterin nannte die Aktivisten nicht belehrbar und setzte eben die Bewährung aus.

Dass es in Österreich schon Haftstrafen gegeben hätte, dazu ist öffentlich nichts bekannt. Wenn

Klimaaktivisten ins Gefängnis mussten, dann ging es wenn um sogenannte Ersatzhaft. Das heißt,

man sitzt höher ein paar Tage hinter Gittern, weil eine Geldstrafe nicht bezahlt wurde. Das kann

einem aber auch blühen, wenn man zum Beispiel betrunken Fahrrad fährt oder einen Strafzettel

nicht begleicht. Auch abseits der Strafen, die den Aktivisten drohen, gehen die deutschen Behörden

schon deutlich härter gegen die letzte Generation vor als die österreichischen. Ja, es ist eine

Präventivhaft, die zum Beispiel in Bayern gibt es in Österreich nicht. Das gibt es in Österreich

auch nicht im gerichtlichen Strafrecht. Man darf niemanden präventiv festnehmen, wenn man Sorge hat,

dass der jetzt straffällig wird. In Bayern nämlich saßen 13 Aktivistinnen und Aktivisten in Haft,

ganz ohne ein Gerichtsverfahren. Die Begründung dafür lautete, es besteht die Gefahr, dass sie

Straftaten begehen könnten. Die Klimaschützer wurden schließlich freigelassen, weil sie versprochen

haben, ihre Blockaden für eine Woche auszusetzen. In Deutschland kam daraufhin eine Diskussion über

die Verhältnismäßigkeit auf. Schließlich übt die letzte Generation ja keine physische Gewalt aus.

Das wäre in Österreich sogar nicht möglich. Präventivhaft gibt es hier nicht, nur eine

Untersuchungshaft. Die kann zwar verhängt werden, wenn von einer Person eine große Gefahr für die

öffentliche Sicherheit ausgeht. Auf Aktivisten, die Straßenblockaden planen, wäre das aber nicht

ohne weiteres anwendbar. Dasselbe gilt für Hausdurchsuchungen bei Aktivistinnen. In Österreich

rechtlich schwierig, meint unser Kollege Jakob Flügel. Die Ratschen, die durchgeführt worden

sind, wurden ja auch wegen schwerwiegenderer Straftaten durchgeführt, also jetzt nicht nur wegen

reiner Straßenblockaden, sondern da haben Aktivistinnen ja zum Beispiel versucht, eine

Ölpipeline zu sabotieren. Da wurde ein Flughafen lahmgelegt. Also statt einfachen Verkehrsblockaden

geht es bei Ölpipelines und Flughäfen um sogenannte kritische Infrastruktur. In Deutschland

kam es dann tatsächlich zu Hausdurchsuchungen. Und das war am 24. Mai 2023, also knapp vor einem

Monat. Da hat die deutsche Polizei die Wohnungen von 15 Aktivistinnen und Aktivisten durchsucht und

konnten beschlagnahmt. Der Vorwurf Bildung einer kriminellen Einigung. Ziel sei es gewesen,

Erkenntnisse über die Struktur und die Finanzen der letzten Generation zu gewinnen. Dabei hatte

die Berliner Staatsanwaltschaft erst wenige Tage vorher gesagt, dass es eigentlich gar keine

Anhaltspunkte gibt für die Bildung einer kriminellen Organisation. Die Hausdurchsuchungen sind

deshalb bundesweit ziemlich heftig kritisiert worden. In Deutschland scheint es als würde sich die

Eskalationsspirale immer weiter hochschrauben. Eigentlich das Gegenteil von dem, was die

Behörden bezwecken. Trotzdem, auch in Österreich fordern viele eine Verschärfung der Rechtslage.

Die meisten Fachleute, mit denen ich gesprochen habe, lehnen das eigentlich ab. Man sieht in

Deutschland auch diese gerichtlichen Strafen halten die Aktivistinnen eigentlich nicht davon ab,

aber sie schränken das Demonstrationsrecht noch stärker ein. Und man darf nicht vergessen,

es ist ja nicht so, dass der österreichische Rechtsstaat der Lasch wäre, weil wenn was

passiert, also wenn zum Beispiel ein Rettungsauto tatsächlich blockiert wird, dann drohen sie wohl

auch in Österreich hohe Strafen. Die Blockaten von Rettungswagen sind oft in beiden Ländern der

lauteste Vorwurf gegen die letzte Generation. Die Gruppe selbst plant nach eigenen Angaben ihre

Proteste so, dass Krankenwagen vorbeifahren können oder sie informieren mitunter auch die

Leitstelle über ihre genauen Protestorte. Im Oktober letzten Jahres sorgte der Tod einer

Radfahrerin in Berlin für Empörung. Ein Betonmischer hatte die Frau erfasst. Zeitgleich starrte

sich der verkehr in Berlin durch eine Blockade der letzten Generationen. Obwohl war Medien und

Politiker, darunter auch die Bundesinnenministerin Nancy Faeser von der SPD kritisierten die letzte

Generation darauf scharf. Und sie machten die Aktivisten teilweise für den Tod verantwortlich,

weil ein Spezialfahrzeug der Feuerwehr die Frau zu spät erreicht hätte. Zum Beispiel Ende des

vergangenen Jahres in Berlin und trützlich auch in Wien. In beiden Fällen hat es Ermittlungen

gegeben, weil Menschen verstorben sind. In beiden Fällen hat sich aber herausgestellt, dass die

Aktivistinnen nicht kausal, also nicht verantwortlich verantwortlich waren dafür. Zu dem Schluss kam die

Staatsanwaltschaft in Berlin. Und zu demselben Urteil kam auch die Staatsanwaltschaft in Wien nach

einem ähnlichen Vorfall. Trotzdem, die Ereignisse sind für die letzte Generation mit einem enormen

Image-Schaden verbunden. Was, wenn tatsächlich einmal wegen einer Blockade ein Mensch stirbt?

Das fragen wir auch Anja Windl. Die Diskussion darum ist in allererster Linie mal politisch motiviert.

Man sieht hier auch, wie der zweierlei Maß gemessen wird. Und auch ganz grundsätzlich für den

Großteil der Staus sind wir hier nicht mal verantwortlich. Und da kam es halt de facto auch zu Verzögerungen.

Obwohl Österreich weniger repressiv mit der letzten Generation umgeht, heißt das nicht, dass es für

immer bei Bußgeldern nach der Straßenverkehrsordnung bleibt. Theoretisch könnte auch Österreich

die Aktivisten härter bestrafen. Allerdings haben die Behörden in Anja Windl's Fall schon jetzt einen

Weg gefunden, sie noch auf eine andere Art unter Druck zu setzen. Also an Repressionen. Ich glaube,

das Ärgste war wirklich, als ich den Wiesch erhalten habe, zur aufenthaltsbeendigen Nasenahme.

Anfang April etwa zwei Monate, nachdem Anja Windl als Klimaschakira zum ersten Mal Schlagzeilen

machte, baut sich vor der 26-Jährigen eine ganz neue Drohkulisse auf. Es geht nicht mehr um ein paar

hundert Euro Geldstrafe. Als mir mitgeteilt wurde im Polizei-Anhalt der Zentrum Wien, dass wir

halt ein mehrjähriges Aufenthaltsverbot aufhalten möchten. Und als das Ganze dann durchaus nochmal

ernste wurde, als ich auch in Leoben geladen wurde. Also in Leoben, in einer Kleinstadt in

Österreich, muss Anja zu einem Termin zur Polizei. Wo ich dann wirklich, weil sie nicht so drei

Stunden lang einvernommen wurde von Amy Buridisten und mir dann einfach auch eine

handsbreite Akte von mir selbst präsentiert wurde. Also da hat schon jemand wirklich auch Zeit reingesteckt.

In dem Moment wird es Anja ziemlich mulmig. Sie hat ihr ganzes Leben in Österreich, ihr Studium,

ihren Freundeskreis, wohnt seit sechs Jahren hier. Und sie erzählt uns, dass sie sich seitdem immer

wieder ernsthaft Gedanken macht, nicht mehr an vorderster Front zu protestieren. Klar ist auch was,

worüber ich immer zu auch noch nachdenke und gleichzeitig ist es halt auch es das zu benennen,

was es hier von Seite der österreichischen Behörde ist, eine Repressionversuch, eine

Einschüchterungsversuch. Sie möchten mich ja dazu bewegen, dass ich unbedingt mit dem, was ich mache,

aufhör. Anja glaubt an ihr soll ein Exempel statuiert werden. Wenn es den Behörden gelingt,

eine der bekanntesten Aktivistinnen zum Aufhören zu bringen, dann schreckt es natürlich andere

Protestierende und auch Sympathisanten ab. Genau deshalb will sie erst mal weitermachen.

Ob es tatsächlich zu einer Abschiebung kommen könnte, da scheiden sich juristischen Meinungen.

Rechtsredakteur Jakob Flügel glaubt nicht, dass Anja Österreich tatsächlich verlassen muss.

Es ist ja so, EU-Bürgerinnen haben natürlich das Recht, sich überall in der EU aufzuhalten. Sie dürfen

da studieren, sie dürfen arbeiten, sie dürfen arbeit suchen und eine Aufhebung dieses Aufenthalts

rechts ist eigentlich nur unter ganz, ganz strengen Voraussetzungen möglich. Trotzdem,

noch läuft das Verfahren und ein Restrisiko bleibt für Anja, vor allem, wenn sie weiter bei Aktionen

mitmacht. Sie hat in der ganzen Debatte deshalb einen Aufwurf gestartet, auf Instagram. Da war

gerade diese Ausweisung sehr groß in den Medien und ich habe mir da das halt einen kleinen Spaß

gemacht und war ihm so, okay, ich bin auf der Suche nach der ganz großen Liebe. Drei Voraussetzungen

habe ich für denjenigen, sollten Mensch sein, sollten die die österreichische Staatsbürgerschaft

haben und sehr bindungswillig. Ich möchte gern heiraten, möglichst bald. Eigentlich ist er auf

den ersten Blick erkennbar, dass Anja nach einem heiratswilligen Österreicher sucht, um die Staatsbürgerschaft

zu bekommen. Das ist ein Scherz. Aber es kommt irgendwie nicht bei allen an und sie erhält

tatsächlich hunderte Angebote. Auch die Medien springen einmal mehr auf die Sache auf und was er

es Witz begonnen hat, bekommt schneller eine bedrohliche Erwendung. Dass ich halt über das

auf Schmiede sehr viele Morddrohungen bzw. teilweise ich habe auch schon einen Drohbrief nach

heimgeschickt bekommen. Anja erzählt, wann immer sie in den Schlagzeilen landet, wird sie bedroht,

online per Brief, aber auch in der U-Bahn wird sie bereits angesprochen. Szenen, wie die mit dem

Mann, der sie in Innsbruck beschimpft, sind für sie keine Seltenheit. Wenn wir uns all das noch mal

mit etwas Distanz ansehen, die Klebeaktionen, die so viel Ärger auf sich ziehen, die juristische

Verfolgung im Allgemeinen, in Anjas Fall auch noch die drohende Ausweisung, der Sexismus,

die Anfeindungen. Wofür eigentlich? Kommt die letzte Generation ihren Ziel noch nur ansatzweise näher?

Diese Frage stelle ich auch Anja, nach der Demo in Innsbruck. Wir sitzen in einem Park. Sie wirkt auf

mich noch etwas irritiert von der Begegnung mit dem pöbelnden Passanten. Trotzdem ist sie überzeugt.

Die letzte Generation ist mit ihren Aktionen auf dem richtigen Weg. Wir brauchen die Aufmerksamkeit,

es geht ja auch um Signalschlagen, um wirklich laut zu sein, um unüberhörbar zu sein. Und was

die mediale Berichterstattung betrifft, ist die einfach auf unserer Seite, du kommst nicht an uns

vorbei. Aber auch Anja muss sich eingestehen. Die Forderung der letzten Generation hat die

Politik noch nicht aufgegriffen. Vor allem war es die Energiewende und den Ausstieg aus fossilen

Energien angeht. Stichwort, Gasbohrungen in Oberösterreich. Was die Umsetzung betrifft,

nein, aber es geht ja auch hier darum aufzuzeigen, dass du eben auch nicht bereit bist als Regierung,

selbst die simpelsten, idiotensichersten Zivilisationsschutzmaßnahmen einzugehen,

die am Ende des Tages auch ohne irgendeine CO2-Emissionsreduktion Menschenleben retten würden.

Wir fragen auch Politikwissenschaftlerin Ante Daniel, ob die letzte Generation in ihren Augen

eigentlich schon wirklich etwas erreichen konnte. Sagen wir es jetzt einmal so, in der Protest- und

Bewegungsforschung ist die Wirkung von sozialen Bewegungen und die Effektivität von sozialen

Bewegungen etwas, was tatsächlich schwerkausal messbar ist, weil eine soziale Bewegung agiert immer in

einem komplexen Gefüge, wo soziale politische Aspekte eine Wirkung auf die Bewegung haben und

gleichzeitig die Bewegung auch den Kontext verändert und auf diesen einen Einfluss nennt.

Das heißt, am Ende ist es schwer festzumachen, ob und inwiefern Klimaschutzmaßnahmen tatsächlich

wegen Aktionen der letzten Generation umgesetzt wurden und auch, ob sich die Meinung der Menschen

zum Thema nun deshalb verändert hat. Was die letzte Generation auf jeden Fall gewirkt hat,

ist, dass es eine gesellschaftliche Debatte über die Klimakrise gibt, dass die weiterhin in den

Medien präsent ist und dass Klimakrise auch als eine Form wirklich auch der existenziellen

Bedrohung wahrgenommen wird und diskutiert wird. Ob die konkreten Forderungen der letzten Generation

dann umgesetzt werden, ist laut der Forscherin aber gar nicht das Entscheidende. Wenn wir in die

Theorie der Prozess- und Bewegungsforschung hineinschauen, auch die meisten Bewegungen

formell gescheitert sind, weil sie ihre Ziele nicht erreicht haben. Das klingt erst einmal etwas

seltsam, aber in der Geschichte gab es immer wieder aktivistische Gruppen, die zum Beispiel für

feministische oder antirassistische Anliegen eingetreten sind. Und auch wenn die Gruppen oft

verschwanden, bevor sie ihre oft bananen und flugblättern geforderten Ziele erreichen konnten,

heute haben wir trotzdem ein Frauenwahlrecht und Antirassismus-Gesetze. Trotzdem speziell die

Klebeaktionen der letzten Generationen sind ein zweischneidiges Schwert. Während die

Aktivistinnen und Aktivisten ja eigentlich auf die Klimakrise aufmerksam machen wollen, diskutiert

die Nation, ob die deutsche oder die österreichische, immer öfter über die probaten Mittel gegen die

Klimakleber und wie Straßenblockaden eigentlich rechtlich gehandhabt werden. Also so wie wir es

hier auch getan haben. Anja ist bewusst, dass die Kleberei als Protestform auch Nachteile hat.

Also ganz grundlegend, wir haben auch nicht die Deutungshoheit darüber gefressen, ob jetzt unsere

Proteste produktiv oder kontraproduktiv sind. Wir können uns strategisch anhand von erfolgreichen

sozialen Bewegungen orientieren. Können Sie sagen so hey, so gehen wir das jetzt auch an. Aber

gleichzeitig bleibt natürlich ein Risiko, dass es nichtchen haut. Bei der Frage wie es länger

fristig für die letzte Generation weitergehen soll, bekomme ich irgendwie nicht so richtig eindeutige

Antworten von den Aktivistinnen und Aktivisten. Nur eines betonen alle von ihnen. Gewaltfrei,

wollen sie bleiben. Aber ich glaube die Frage, die man sich da auch stellen muss, was ist denn

für uns als Gesellschaft der Plan B, wenn jetzt das alles nichtchen haut? Wenn auch die nächste friedliche

gewaltfreie Bewegung es nicht schafft? Wir rasen auch wirklich ins Ende von der Zivilisation rein und

das muss uns auch wirklich jedem einzelnen bewusst sein. Und noch etwas ist Anja Windel wichtig.

Sie glaubt nicht, dass die letzte Generation eine Leitfigur aller Greta Thunberg braucht. Dass sie

als Klimaschakierer noch mehr in den Vordergrund treten sollte, denkt sie nicht. Das würde ich an

der Stelle eher kritisch sehen, weil wir eben als Bewegung auftreten wollen und möglichst viele

Menschen ansprechen. Spricht der Personenkult, sollte sich eigentlich wirklich in Grenzen halten,

um eben möglichst viel Identifikationspotenzial auch zu haben, auch in der breiten Masse der

Bevölkerung. Weil es eben nicht gerade darum geht, wieder eine junge Frau vorne stehen zu haben,

sondern dass wir eben divers aufgestellt sind, dass jeder, der sich dem auch anschließen möchte,

auch sieht, dass es möglich ist. Eigentlich hat Anja keine Lust sich noch weiter zu exponieren. Und

nachdem was wir im Zuge unserer Recherchen beobachtet haben, können wir das durchaus verstehen. Aber

trotzdem hat sie ja auch uns ein Interview gegeben und das war längst nicht das erste Interview. Sie

beantwortet sogar unsere Frage, was ihr denn eigentlich von der Sängerin Shakira so hält. Also

so genervt kann sie davon jetzt auch noch nicht sein. Ich glaube, ich habe die gehört als ich

jünger war, aber jetzt auch schon länger nicht mehr. Das ist eher so, dass ich jetzt ab und an

auch im Freundeskreis damit aufgezogen werde. Und ich glaube, es ist auch ganz in Ordnung.

Darüber kann ich auch lachen, wenn das irgendjemand auf eine Playlist anmacht.

Und falls Anja Windl tatsächlich nach Deutschland abgeschoben wird, dann wird sie auch dort

genügend Mitstreiterinnen und Mitstreiter und eine Tube Kleber finden.

Und seit Ostfia hören sie auf allen gängigen Podcast-Plattformen auf desdandert.at und auf

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auch wie immer in den Shownauts zu dieser Folge. Danke fürs Zuhören und allen, die auch hinter

den Kulissen an diesem Podcast mitwirken. Das waren diesmal Margit Ernhöfer, Lucia Heisterkamp,

Marike Heinz, Olaf Häuser und Schold Wilhelm in der redaktionellen Mitarbeit und Christoph Grubitz

in der Produktion. Ich bin Antonia Raut und ich bin Regina Steffens. Wir sagen tschüß und baba.

Wir haben kennengelernt, ich war ja junger wie der Hund. Wir waren ein Spitzenteam. Aber dann

ist er krank geworden und schwach geworden und dann hat er mich abgeben müssen. Aber nicht

obwohl, sondern weil er mich ebenso gern gehabt hat. Und wenn man so jemanden findet, wie er.

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Medialer Personenkult und Klebeaktionen – die Letzte Generation spaltet die Meinungen. Doch erreichen die Klimaaktivisten ihre Ziele?

Die Letzte Generation bewegt Österreich – weil sie den Verkehr immer öfter zum Stillstand bringt. Durch soziale Medien und den Boulevard wurde eine Aktivistin besonders bekannt: Anja Windl, genannt "Klima-Shakira". Die 26-Jährige hat einen gewissen Promi-Status erlangt, erlebt aber auch Sexismus und befürchtet sogar, in ihre Heimat Deutschland abgeschoben zu werden. Dabei will sie eigentlich bloß auf die Klimakrise aufmerksam machen. "Inside Austria" hat sie in Kooperation mit dem "Spiegel"-Podcast "Klimabericht" begleitet.
In dieser Folge fragen wir: Was bezwecken die Aktivistinnen und Aktivisten der Letzten Generation eigentlich? Welche Methoden wählen sie – und wie unterscheidet sich die Protestgruppe in Deutschland und Österreich? Und wir wollen herausfinden: Sind Klebeaktionen und Blockaden wirklich der richtige Weg, um die Klimakrise zu bewältigen?

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Alle Infos dazu finden Sie auf spiegel.de/derstandard