Inside Austria: Replay: Der wundersame Erfolg des René Benko (3/4)

DER STANDARD DER STANDARD 7/29/23 - Episode Page - 39m - PDF Transcript

Rene Benko, könnt man sagen, ist momentan der Held in goldener Rüstung, also er rettet

den Job von immerhin 5.000 Mitarbeitern von Kicker Leiner.

Rumglanz und immer mehr Immobilien.

Die Strategie des Selfmade-Immobilien-Unternehmers Rene Benko geht wieder einmal auf.

Geschäfte vor der Insolvenz bewahren und sich damit die prachtvollsten Gebäudes sichern.

Und Benko ist mittlerweile nicht nur Immobilienmogul und Warnhauskaiser.

Die Kronanzeitung ist natürlich schon das Zentralgestirn der österreichischen Politik, Medien und vielleicht sogar Gesellschaft.

Er wird Mit-Eigentümer bei Österreichs Geröster Prinzheizung.

Unterstützung bekommt der Multimilliardär bei seinen Deals von ganz oben.

Ich glaube dem Kanzler ging es darum eine österreichische Lösung zu finden.

Rene Benko ist ein österreichischer Unternehmer und das Ganze ist für den österreichischen Wirtschaftsstandort super.

Die Bundesregierung hat damals von einer serviceorientierten Verwaltung gesprochen.

Spielt die Politik inzwischen nach Benkos Regeln und wie weit ist der Unternehmer bereit für seine Geschäfte zu gehen?

Die Staatsanwaltschaft sieht es als erwiesen an, dass Chorherr für seine Hilfe beim Zustande kommen

der Immobilienprojekte Spenden für seinen Verein gefordert, angenommen oder sich versprechen hat lassen.

Spenden an ein Lokalpolitiker, die Benko jetzt Jahre später zum Verhängnis werden könnten.

Ich bin Lucia Heisterkamp vom Spiegel und ich bin Joel Wilhelm vom Standard.

In dieser Folge von Inside Austria blicken wir darauf, wie weit die Macht von Rene Benko reicht

und welchen Einfluss Politikerinnen und Politiker auf seine Deals nehmen.

Wir fragen, ob Benko rechtliche Grenzen überschreitet und wieso er bei der größten Tageszeitung Österreichs einsteigt.

Geht es ihm dabei nur ums Geld oder steckt noch mehr dahinter?

Rene Benko denkt das strategisch, der denkt über ein Beiden.

Oder wie eine Marktteilnehmerin gemeint hat, der denkt dann nicht wie ein Heuselbauer, der hat eine ganz andere Gedanke.

Bevor es losgeht, ein Hinweis.

Das ist die dritte Folge von Rene Benko, der wundersame Erfolg eines Immobilienmoguls.

Wenn Sie die ersten beiden Folgen noch nicht gehört haben, fangen Sie am besten damit an.

An dieser Stelle noch ein Hinweis.

In dieser Folge geht es um strafrechtliche Vorwürfe.

Für alle genannten Personen gilt die Unschuldsvermutung.

Außerdem geht es unter anderem um den sogenannten Chorher-Prozess.

In diesem Verfahren war Christoph Chorher damals beschuldigter.

Inzwischen wurde er freigesprochen.

Und jetzt geht's los.

Ein Fall, der zeigt, wie stark Benko Stils mit der Politik verschränkt sind,

ist seine Übernahme einer großen Möbelkette in Österreich.

Wir befinden uns da am Jahresende 2017.

In Österreich haben gerade die Nationalratswahlen stattgefunden,

aus denen Sebastian Kurz als strahlender Sieger hervorgegangen ist.

Wir haben nicht kandidiert, um nur eine Wahl zu gewinnen,

sondern wir haben kandidiert, um den Kampf für Österreich zurück an die Spitze zu gewinnen.

Wir haben kandidiert.

In dieser Zeit steckt das bekannte österreichische Möbelhaus Kikaleiner in der Krise.

Ein Unternehmen mit Standorten in Österreich und Osteuropa.

Allein in Österreich sind jetzt knapp 50 Filialen mit über 5.000 Mitarbeitern.

Kikaleiner war zuvor in österreichischem Familienbesitz gestanden

und wurde in der südafrikanische Steinhoffgruppe verkauft.

Das ist unsere Kollegin Renate Graber vom Standard.

Sie hat sich intensiv mit der Übernahme der Kikaleiner-Kette

von dessen Mutterkonzern der Steinhoffgruppe beschäftigt.

Die hat finanzielle Probleme bekommen und musste, wir sprechen von Jahresende,

wir sprechen von Weihnachtsgeschäft, wir sprechen von Weihnachtsgehältern

für die Mitarbeiter und musste selbige Mitarbeiter bezahlen.

Und es war Feuern, Dach und eine der ersten Möglichkeiten,

an Geld zu kommen, war, diese mitten in Wien liegende, große Immobilie zu verkaufen.

Das ist der Ausgangspunkt der Geschichte.

Das Möbelhaus steht an der Wiener-Maria-Hilferstraße,

einer der größten Geschäftsstraßen der Stadt.

Die Immobilie ist ein Gründerzeitgebäude, das besonders wertvoll ist

und sie ahnen sicher schon, wer sich dafür interessiert.

Denko als Unternehmer, der in diesem Bereich tätig ist,

der in Wien, auch in der Innenstadt, das sogenannte goldene Quartier besitzt,

hat sich das sozusagen angeboten.

Denn das prachtvolle Gebäude mit 10.000 Quadratmetern Verkaufsfläche

passt genau in das Beuteschema unseres cleveren Investors.

Das Beste an diesem Objekt war das Loft oder das drauf gebaute Haus,

dass den vormaligen Eigentümern gehört hat.

Das war gemietet von der Familie und das ist ein Haus mit einem Riesengarten,

mit Blick über die Wiener Innenstadt.

Best, best, best Lage, das muss man auch dazu sagen.

Dieses Motto kennen wir ja schon von Benko.

Das ist einmal Lage, Lage, Lage.

Benko bietet 60 Millionen Euro für die Immobilie.

Verhältnismäßig wenig für ein solches Prachtobjekt.

Man kann mit Blick auch heute auf das Grundbuch und auf die Bewertung der Immobilie sagen,

dass das für Benko durchaus ein Schnäppchen war damals.

Also, wenn man jetzt mehr Zeit gehabt hätte, mehrere Bieter einladen hätte können,

dann wäre das Haus wahrscheinlich deutlich mehr verkauft worden.

Sie hören hier unseren Kollegen Fabian Schmidt vom Innenpolitikressort des Standard.

Er spricht den entscheidenden Punkt an, den sich Benko als Bieter zur Nutze macht.

Das große Problem war eben, dass sich das alles in dieser Zwischenzeit

zwischen Weihnachten und Neujahr abgespielt hat.

Das heißt, es musste einerseits auch sehr schnell gehen,

damit die Gehälter dann ausgezahlt werden können, auch am 1.

Und gleichzeitig war die Frage, wie schafft man das jetzt noch vor dem Wochenende,

vor dem Neujahr, das alles einzutragen ins Grundbuch?

Und nicht nur die Firma Kika Leiner will, dass das Geld rechtzeitig fließt.

Auch der frisch gewählten Bundesregierung von Sebastian Kurz liegt einiges daran,

dass die Tausenden Angestellten zum Jahresbeginn ihr Gehalt bekommen.

Das wäre sonst ein sehr schlechter Start gewesen,

weil die Regierung ist ja gerade erst angelobt worden, wenige Tage davor.

Doch es gibt ein Problem, denn Benko Siegner muss noch ins Grundbuch eingetragen werden.

Und zwar bevor die Wiener Bezirksgerichte über die Weihnachtsfeiertage schließen.

Und da gab es immer Gerüchte, dass das Justizministerium ein Bezirksgericht

extra länger offen hat lassen, also dass es nicht am Freitag früher zugesperrt hat,

sondern dass es offen blieb, damit das alles noch in den Grundböchern eingetragen werden kann.

Ganz geklärt worden ist das nie.

Der damalige Bundeskanzler Sebastian Kurz höchstpersönlich soll den Justizminister angewiesen haben,

das Gericht geöffnet zu halten.

Die Bundesregierung hat damals dann von einer serviceorientierten Verwaltung gesprochen

und einfach gemeint, dass sie noch ermöglicht hat, dass der Deal offiziell abgeschlossen wird.

Der damalige Kanzler Sebastian Kurz hat hier ein gutes Verhältnis zu Benko, wie wir aus der letzten Folge wissen.

Und dass ihm viel daran lag, dass Benko die Filiale übernimmt, ist kein Geheimnis.

Die Wirtschaftsexpertin Angela Selner, der Tageszeitung Österreich, sagt in einem Interview mit OE 24,

Ich glaube dem Kanzler ging es darum, eine österreichische Lösung zu finden.

Der Rene Benko ist ein österreichischer Unternehmer und das Ganze ist für den österreichischen Wirtschaftsstandort super.

Interventionen durch Kurz oder seine Vertrauten wurden nicht dokumentiert,

aber die Signale erhält noch rechtzeitig vor Jahresende den Eintrag ins Grundbuch.

Und Benko bekommt die wertvolle Immobilie zum Schnäppchenpreis

und bevor er von einem anderen Anbieter überboten werden kann.

Wieder einmal geht sich ein Deal voll zu Benkus Gunsten aus.

Und es ist nicht das einzige Mal, dass PolitikerInnen seine Geschäfte unterstützen.

Nach der Übernahme des Möbelhauses in der Maria Hilferstraße geht die Geschichte von Benko und Kika Leiner eigentlich erst richtig los.

Der Konzern schreibt weiter rote Zahlen und kämpft ums Überleben.

Die Kika Leiner ketten Leiden in Österreich unter dem Bilanzskandal beim Mutterkonzern Steinhoff,

der sich bereits über ein halbes Jahr hinzieht.

Die Umsätze sind zuletzt rückläufig.

Der Kauf dieser Immobilie auf der Maria Hilferstraße,

der war quasi einmal eine kurzzeitige Überbrückungsmethode für Kika Leiner.

Also da hat man mal für ein paar Monate wieder gefüllte Kassen gehabt.

Aber das Geschäftsmodell an sich war offenbar nicht lukrativ.

Es gab im Mutterkonzern viele Probleme und es war dann recht rasch.

Klar, jetzt haben wir ein paar Monate deshalb überlebt, aber an und für sich die Firma wird so nicht weitermachen können.

Nur wenige Monate später, im Frühjahr 2018, steht die Kette vor der Pleite.

Der Mutterkonzern Steinhoff hat 10 Millionen Euro Schulden.

Schicksalstunden für die 5000 Mitarbeiter des eingeschlagenen Möbelhauses Kika Leiner.

Denn wie sich in den letzten Tagen abzeichnet, bleibt ohne einen Investor wohl nur der Weg in die Insolvenz.

Die Gläubiger drängen auf Insolvenz, weil der Konzern verwertbares Vermögen hat.

Dazu zählen auch 48 Immobilien.

Und wieder einmal sieht Benko einen günstigen Moment, um zuzuschlagen.

Er will mit seiner Signale die gesamte Möbelkette samst der Immobilien übernehmen.

450 Millionen Euro wollen sie für die Möbelkette zahlen und einen symbolischen Euro für das operative Geschäft.

Das Angebot soll bis Donnerstag 13.30 Uhr gelten.

Aber Benko ist nicht der einzige Interessent.

Da gab es zum Beispiel auch den Unternehmer Frank Albert.

Frank Albert hatte zuvor schon Baumärkte übernommen.

Und der hat sich auch interessiert.

Wobei umstritten ist, also unsere Informationen sagen, er hat sich sehr intensiv interessiert für die Übernahme.

Erst selber spielt dieses Interesse ein wenig runter.

Was jedoch laut Kollegin Renate Graber klar ist.

Er war auf jeden Fall relativ lang im Gespräch und war auch lang bei den Verhandlungen dabei.

Benko aber hat wieder einmal einen Trumpf in der Tasche.

Er verspricht, die Kickerleiner Filialen weiterzuführen und möglichst viele Arbeitsplätze zu erhalten.

Das alte Versprechen, mit dem Benko ja schon bei Kaufhausübernahmen in Deutschland gepunktet hat.

Und mit dem er seinem Konkurrenten Frank Albert einen wichtigen Schritt voraus ist.

Da gab es die große Befürchtung, dass der das dann filetiert quasi und einzelne Standorte verkauft,

andere vielleicht umwandelt.

Hinzu kommt Frank Albert ist ein bekannter Großpender der regierenden Volkspartei.

Seine Firma hat für Sebastian Kurz gespendet und das hat ziemlich im Alarm ausgelöst,

die Vorstellung, dass ein ÖVP-Spender zum Zug kommt und dann massenhaft Leute hinauswirft.

Das wäre eine ganz schiefe Optik gewesen, politisch für Zürichis.

Die Regierung hat also ein offensichtliches Interesse daran, dass René Benko und nicht Frank Albert die Möbelhauskette übernimmt.

Hinzu kommt, dass Benko ja sowieso in der Gunst des damaligen Kanzlers steht.

Nur eigentlich sind privatwirtschaftliche Deals ja keine Sache der Politik.

Per se hat die Regierung natürlich nichts damit zu tun, also gar nichts mitzureden, wenn eine Firma pleite geht und eine andere das kaufen will.

Und dennoch lässt sich heute Nachfolge ziehen, wie Kabinettsmitglieder aktiv versucht haben, die Verhandlungen zugunsten von Benko zu beeinflussen.

Wir wissen das deshalb so genau, weil sich Details dazu in den berüchtigten Chat-Nachrichten von Thomas Schmidt finden,

dem ehemaligen Generalsekretär im Finanzministerium.

Also jene Handynachrichten, die auch Sebastian Kurz zu Fall gebracht haben.

Und die geben auch präsente Einsichten in den Verhandlungsmarathon rund um den Verkauf von Kicker Leiner.

Es ist wirklich schön und hergegangen, also wer hat welche Garantie vorgelegt und die Zeit drängt und die werden zusperren.

Eine Schlüsselfigur ist eine Frau namens Gabriele Spiegelfeld, die schon in den Wahlkampf von Sebastian Kurz involviert war.

Die schickt Thomas Schmidt Nachrichten mit Updates rund um die Übernahmegespräche.

Denn Schmidt befindet sich zu dieser Zeit in Griechenland.

Er macht Sommerurlaub auf dem Berg Athos, der orthodoxen Mönchsrepublik.

Von dort aus, das zeigen die Nachrichten, weiß Schmidt seine Mitarbeiter an sich,

etwa um Fragen nach dem Umgang mit den hohen Schulden von Kicker Leiner zu kümmern.

Da war es so, dass ziemlich hohe Abgabenschulden bestanden und da die Frage war, wie preist man die ein,

wie schnell sind die fällig etc., da hat das Finanzministerium durchaus ein Mitspracherecht gehabt.

Gabriele Spiegelfeld informiert Schmidt auch über den zweiten Möbelhausinteressenten, den ÖVP-Spender Frank Albert.

Er fragt, zu wem halten wir?

Schmidt's Antwort? Wir sind für Reni Benko. Denke, der ist mit Herrn Bundeskanzler abgestimmt.

Man weiß auch im Hintergrund, dass der damalige Kanzler Sebastian Kurz telefoniert hat.

Kurz soll unter anderem mit dem Interessenten Albert telefoniert haben, um ihn davon abzubringen, die Kette zu übernehmen.

Die Zeit tickt. Schließlich steht das Möbelhaus kurz vor der Insolvenz.

Und die gilt es in jedem Fall zu verhindern, wenn es nach Bencos Plan laufen soll.

Also das kann man nicht beliebig lange hinauszögern, da gibt es dann einen Stichtag und da muss man dann die Insolvenz einreichen

und dann wäre das alles komplett anders geworden. Also dann hätte Benco wahrscheinlich nicht die Möbelkette so an sich übernehmen können,

sondern wäre das aufgeteilt worden auf Gläubiger etc. Das wäre viel, viel komplizierter geworden.

Eine Insolvenz hätte für den Investor bedeutet, mit dem Masseverwalter um einzelne Immobilien verhandeln zu müssen.

Und da haben wir eben auch wieder die Problematik mit den Fristen gehabt.

Also die Frage, wie lange hat das Gericht eigentlich dann noch offen, um den Insolvenzantrag zu kriegen.

Und das lässt sich dann eben in Jets nachlesen, dass das ziemliches Herzschlagfinale war.

Also das wirklich bis zum eigentlich zu allerletzten Sekunde verhandelt wurde.

Das kann man halt quasi live mitlesen, wie dramatisch das war und wie knapp das war.

Am Abend des 14. Juni kommt es zum großen Verhandlungsmarathon.

Und Schmidt wird in seinem Urlaubsort auf der Halbinsel Athos laufend über die Entwicklung informiert.

Um 20.27 Uhr legt Siegner das finale Angebot vor. Schmidt wird darüber umgehen von seinem Kabinettsmitarbeiter in Kenntnis gesetzt.

Ein Siegner-Manager bedankt sich per Chat-Nachricht bei Schmidt für die Unterstützung aus seinem Kabinett, ohne die es nicht geklappt hätte.

Schmidt antwortet, man habe Benko so gut es ging, zugearbeitet.

Immobilien-Teikun René Benko rettet die Möbelkette, die sonst schon am Freitag in die Insolvenz geschlittert wäre.

Der Übernahme geht ein wahrer Krimi voraus.

Am Ende schickt Schmidt, vom Berg Athos aus, ein Selfie mit erhobenen Daumen an René Benko.

Coole Sache René.

Die Kommunikation zwischen Schmidt, seinen Kabinettsmitgliedern und der Siegner zeigt also, wie eng das Ministerium offenbar daran arbeitete, die Übernahme durch Benko zu ermöglichen.

Doch die Sache hat ein Nachspiel. Die Wirtschafts- und Korruptionsstaatsanwaltschaft prüft wegen des Verdachts auf Amtsmissbrauch die Aufnahme von Ermittlungen gegen Schmidt.

Demnach könnte der einstige Generalsekretär im Ressort über das Bundesrechenzentrum den Insolvenzantrag der Mobilhauskette an das Gericht abgestoppt haben.

Nutzenießer der Aktion soll der Investor René Benko gewesen sein, der die Kette schließlich kauft.

Allerdings?

Die Staatsanwaltschaft hat ihre Ermittlungen eingestellt, das heißt, das kann zu keinem verfahren, zu keiner Anklage.

Strafrechtlich relevant ist die Sache am Ende also nicht. Aber sie macht eines ganz deutlich.

Benko ist so wichtig für Österreich, dass sich sogar der Bundeskanzler für seine Geschäfte stark macht.

Jetzt kann man natürlich fragen, wenn die Politik ein Interesse daran hat, dass Arbeitsplätze erhalten bleiben und sich aktiv dafür einsetzt, ist das wirklich so verwerflich?

Aber es geht hier eben um sehr viel Geld. Und es geht um die Frage, wie stark die Politik eingreifen darf, wenn dafür am Ende ein einzelner Unternehmer Profite in Millionen Höhe macht.

Es ist eben nicht alles schwarz-weiß in dieser Geschichte.

So wichtiger ist es für uns, auf die Graubereiche zu schauen.

Ich bin die Franziska.

Ich bin der Martin.

Und wir wollen besser leben.

Lohnt sich 10.000 Schritte zugehen jeden Tag?

Ist das Großraumbüro wirklich so schlecht wie sein Ruf?

Spoiler Ja, bringt zwar das Intervall zu fasten.

Wir fragen, die das wirklich wissen und probieren es auch gleich selber aus.

Bei Besser Leben, jeden Donnerstag eine neue Folge.

Die Übernahme der Möbelkette Kika Leina verdeutlicht jedenfalls ein weiteres Mal.

Wie geschickt René Benko seine Kontakte zur Politik ausspielt.

Doch während sich hier die Verdachtsmomente nicht erhärten, gerät Benko nur wenig später wieder ins Fissier der Staatsanwaltschaft.

Vier Jahre lang hat die Wirtschafts- und Korruptionstaatsanwaltschaft gegen den ehemaligen Wiener Grünpolitiker Christoph Kohr hermittelt.

Jetzt wird er gemeinsam mit neuen weiteren Verdächtigen und 21 Firmen angeklagt.

Wegen Bestechung, Bestechlichkeit und Amtsmissbrauch.

Am 10. November 2021 erhebt die Staatsanwaltschaft Anklage gegen einen früheren Wiener Gemeinderat, namens Christoph Kohr her.

Das ist dieser Mann.

Wir haben jene Technologien, die es ermöglichen, dass es im Winter warm ist,

dass wir heiss duschen können oder baden können, dass wir es auch im Sommer kühl haben,

ohne dass wir auf fossile Energieträger Bezug nehmen müssen.

Mitangeklagt sind mehrere prominente Persönlichkeiten der österreichischen Baubranche, darunter auch René Benko.

Aber alles der Reihe nach.

Christoph Kohr her war für die Grünen in Wien vielleicht der wichtigste Politiker im Bereich der Stadtplanung.

Wo kann ein Hochhaus gebaut werden, ausbauten, etc., etc.

Das war das Metier von Christoph Kohr her über lange Jahre in Wien über Jahrzehnte.

Er hat auch einen Verein gegründet und betrieben sozusagen, der in Südafrika tätig war

und der sich durch Spenden finanziert hat.

Da wurden Schulen erbaut und Kinder gefördert in diese Richtung, muss man sich das vorstellen.

Wie Fabian Schmidt und Renate Graber erzählen, engagierte sich Kohrherr seit den späten 90er Jahren

beruflich für die Grünen im Bereich der Stadtplanung und seit 2004 für wohltätige Zwecke in Südafrika.

Und diese beiden Interessensgebiete beginnen sich laut den Korruptionsermittlungen

ab dem Zeitpunkt zu überlappen, an den die Grünen nicht mehr auf der Oppositionsbank sitzen.

Die Grünen sind ja im Jahr 2010 dann auch in die Stadtregierung gekommen

und haben auch das Stadtplanungsressort erhalten.

Das war dann Maria Vasilaco, die Parteichefin.

Und die hat sich natürlich eng mit Kohrherr beraten

und in ihrem Resort waren dann auch die Magistratsabteilungen, also die Behörden, die all das Genehmigen angesiedelt.

Mit einem Mal ist der grüne Stadtplaner Kohrherr also tatsächlich an den Schalltäbeln.

Und jetzt hat er mit Spracher bei der Frage, welche neuen Bauprojekte in Wien umgesetzt werden und welche nicht.

Und laut Erzählung der Staatsanwaltschaft dauert es auch nicht lange, bis auf Kohrherrs Bildfläche die großen Baulöwen Österreichs auftauchen.

Und so ist es dann gekommen, dass plötzlich immer mehr dieser sehr bekannten prominenten Immobilienentwickler,

Immobilienunternehmer für Kohrherrs Verein gespendet haben.

Und die Wirtschaft zum Korruptionstaatsanwaltschafts hat da dann eine Interesse entwickelt.

Die Staatsanwaltschaft zieht es als Erwiesen an, dass Kohrherr für seine Hilfe beim Zustande kommen der Immobilienprojekte

spenden für seinen Verein, gefordert, angenommen oder sich versprechen hat lassen.

Einzelpersonen und Firmen spenden damals hunderttausende Euro für Kohrherrs karitatives Engagement in Südafrika.

Bencos Signa Holding überweist hunderttausende Euro.

Und tatsächlich muss man sagen, ist es natürlich ein bisschen absurd, dass da jetzt plötzlich all die großen Namen aus der Baubranche

sich so für Schulen in Südafrika interessieren.

Und herausgestellt hat sich, dass es etliche Bauunternehmer vor allem in Wien gab, die an diesen sogenannten Kohrherrverein gespendet haben

und in deren zeitlicher Nähe dann irgendwelche Baubewilligungen erteilt wurden oder sonstige Bescheide erlassen wurden,

die damit zu tun haben, dass diese Bauunternehmer ihre geplanten Projekte umsetzen können.

Herzstück der Ermittlungen ist zum Beispiel das Projekt Heumack Neu des Investors Michael Theuner.

Hier soll am Rande von Wien's Innenstadt einer aufgrund der geplanten Höhe und Gestaltung sehr umstrittener Wohnturm entstehen.

Im Fall von Benco geht es um ein großes Business Center am Wiener Hauptbahnhof, das Eiken.

Herr Benco, fangen wir mal mit dem Ort an. Wo sind wir denn hier?

Ich glaube, hier sind wir geistig irgendwann im Jahr 2013-14 gestautet, wie die österreichische Bundesbahn das Grundstück ausgeschrieben hat.

Und die Idee war, wie der Name Eikon ja auch versucht, irgendwo zu transportieren,

ein echtes Eikon-Gebäude hier direkt am neuen Hauptbahnhof zu realisieren.

Was Rene Benco hier in einer Veranstaltung der Siegner im Jahr 2018 beschreibt, ist ein komplett verglaster, spiegelnder Bürokomplex,

der für seine Mieter, wie die Bank Bavark, PSK oder Nestle, kaum Wünsche übrig lässt.

Tatsächlich beginnt die Planung des Siegners allerdings nicht erst 2013 oder 2014, wie sich Benco erinnert,

sondern spätestens im Jahr 2012, als die Siegner das Grundstück von den Bundesbahnen erwirbt.

Und laut Wirtschafts- und Korruptionsstaatsanwaltschaft ist die genaue Datierung entscheidend.

Denn ihren Ermittlungen nach leistete die Siegner Ende 2011 die Spende an Chorherrs Wohltätigkeitsverein.

Die Staatsanwaltschaft hat zeitnah zu den diversen Spenden herausgefunden, welche Bescheide da im Laufe eines solchen Bauprozesses genehmigt wurde.

Um welche Bewilligung es sich genau handelt, das geht aus der Anklageschrift nicht hervor.

Und man muss an dieser Stelle auch festhalten, dass in die Ausführung dieser Prozesse und in die Ausstellung von Genehmigungen

zahlreiche Personen involviert sind.

Das sind ja Beamte involviert, wobei man auch dazu sein muss, dass im Laufe dieser Ermittlungen die Beamten eigentlich Chorherr in dem Sinn entlastet haben.

Also die haben das nicht so dargestellt, dass da ein Connect da gewesen wäre.

Die beschuldigten Investoren erklären über dies, dass ihre Firmen laufend an Charities spenden und weisen die Vorwürfe zurück.

Ein Einspruch bezüglich der Anklageführung wird allerdings Anfang 2022 vom Oberlandesgericht Wien abgewiesen.

Für die Staatsanwälte sei klar, dass allen Beteiligten bewusst war, wer hier für wen uns vorum spendet

und auch im Fall von Benko massives Interesse an einer gewogenen Amsttätigkeit von Christoph Chorherr bestand.

Für Benko ist die zeitliche Zuordnung der Spenden im Herbst 2011

und die mutmaßliche Einflussnahme auf die Amtshandlung aber noch aus einem anderen Grund brisant.

Für ihn selbst ist es natürlich etwas heikel, da in der Anklageschrift auch angeführt wird,

dass er bereits 2012 verurteilt wurde und das 2013 rechtskräftig wurde ebenfalls in einem Korruptionsdelikt.

Diesen Korruptionsfall hatten wir bereits in der ersten Folge ausführlich behandelt.

Relevant ist diese damalige Verurteilung für den aktuellen Fall deshalb,

weil für das Gericht die strafrechtliche Vergangenheit eines Beschuldigten durchaus eine Rolle spielen kann.

Das ist grundsätzlich so, dass Leute, die verurteilt werden und die bis dahin einen einwandfreien Lebenswandel hatten oder Leumont hatten,

dass dies leichter haben und dass es tendenziell höhere Strafen geben kann,

wenn man schon eine Vollstrafe in seinem Strafregister hat.

Der Prozessbeginn in der Kausakor her wird für Herbst dieses Jahres erwartet.

Wie der Fall ausgehen wird, bleibt abzuwarten.

Aber an dieser Episode sieht man schon jetzt, wie rasch sich Interessen verschränken können.

Und dann können auch das wohltätige Engagement eines Politikers so ehrenhaft es auch ist

und Spendenaktivitäten von Vermögenden nicht mehr für sich allein betrachtet werden.

René Benko, der bei seinem Weg an die Spitze schon so viele Hindernisse aus dem Weg geräumt hat,

wird jedenfalls auch diese Hürde nehmen müssen.

Unterdessen baut er seinen Einflussbereich aber nicht mehr nur mit Bauprojekten

und der Übernahme von Handelsketten aus.

Mein Name ist Harald Fiedler, ich bin Medienredakteur des Standards seit vielen Jahrzehnten.

René Benko ist in mein Berufsleben getreten, damit er wesentliche Anteile

an österreichsgrößter Tageszeitung, Kronanzeitung und dazu noch ein paar Anteile

am Kurier übernommen hat.

Das war eigentlich der Moment, wo meine Aufmerksamkeit stärker geworden ist.

Im Herbst 2018 steigt der Immobilienmogul und Kaufhaus Kaiser Benko

in das österreichische Mediengeschäft ein.

Und es sucht sich nicht irgendein Blatt aus, sondern gleich das meistverkaufte Printmedium des Landes.

Jeden Morgen schwärmen die Verkäufer aus, um das Boulevardblatt an den Mann oder die Frau zu bringen.

Gemessen an der Größe des Landes gibt es keine Zeitung, die mehr Einfluss hat.

Heute erreicht die Kronanzeitung gut jede und jeden vierten in Österreich.

Als dieser Bericht der Deutschen Welle im Jahr 2008 erscheint,

liegt die geschätzte Reichweite noch bei 40 Prozent.

Und zu ihren Hochzeiten unter dem mittlerweile verstorbenen Gründer

und Herausgeber Hans Dichand lasst die Zeitung jeder und jede Zweite im Land.

In einem seiner wenigen Interviews erzählt Dichand der Filmemacherin Natalie Borgers,

was es zu seiner Zeit zumeist auf Seite 7 zu sehen gab.

Und hier ist auch unsere Nackte.

Und wir wollen jetzt aus unserem Bereich, nämlich wirklich die Frau von Nehmann,

die heute schon so frei sich bewegt, dass ihr das nichts ausmacht, wenn sie so fotografiert wird.

Die Nackte wurde 2014 in Pension geschickt.

Giblieben sind hingegen auch nach dem Ableben ihres Herausgebers

die komplizierten Besitzverhältnisse.

Die Kronanzeitung hat vor Ende 2018, als Benko eingestiegen ist,

zu je 50 Prozent der Familie Dichand auf der einen Seite

und der deutschen Mediengruppe Funke gehört.

Und diese zwei Gesellschaften der Kronanzeitung sind seit 15, 20 Jahren zerstritten,

liegen im Streit, gibt duzen der Klagen und unzählige Konflikte.

Wie unser Kollege Harald Fiedler erklärt, fängt alles Ende der 80er-Jahre an.

Die Kronanzeitung ist eine Gelddruckmaschine

und die deutsche Funkegruppe, der unzählige Publikationen gehören,

will unbedingt ein Stück von diesem Kuchen abhaben.

Als die Funkegruppe bei der Kronanzeitung eingestiegen ist,

hat sie wirklich die Hosen runtergelassen bei den Verträgen

und hat dem Herrn Dichand, dem Gründer, ganz, ganz große Vorrechte eingeräumt.

Hoheit über die Redaktion, übers Personal,

eine Gewinngarantie von hohen, einstelligen Millionenbeträgen heute

und auch Vorkaufsrechte.

Und diese Verträge, die stören die Funkegruppe seit die Kronanzeitung

nicht mehr ganz so gut läuft wie in den 80er- und 90er-Jahren.

Die Funkegruppe will daher schon länger aus der Krone aussteigen

und sucht einen Abnehmer.

Um dabei aber möglichst gut auszusteigen

und das verfliegste Vorkaufsrecht der Dichands nicht schlagend werden zu lassen,

muss ein ausgefeilter Deal eingefädelt werden.

Benko, der Meister der verschachtelten Firmenkonstruktion,

kommt 2018 also wie gerufen und steigt auf seine ganz typische Art und Weise ein.

René Benko hält an der Kronanzeitung direkt keine Anteile.

Er ist mit 49 Prozent beteiligt an einer Hohlingesellschaft der Funkegruppe,

die wiederum 50 Prozent an der Krone besitzt.

Das heißt, durchgerechnet hat er knapp unter 25 Prozent an der Kronanzeitung.

Kolpotierte 80 Millionen Euro liegt Benko für die knapp 25 Millionen Euro

und die knapp 25 Prozent der Krone und der Verlagschwester Kurir hin.

Die Funkegruppe würde ihm gerne noch die restlichen 25 Prozent überlassen.

Doch daran hindert sie bis heute, wie gesagt, das komplexe Vertragsgeflecht.

Die Familie Dichand, allen voran Krone-Herausgeber Christoph Dichand,

der Sohn des Gründers, erwischt der Deal so oder so völlig unerwartet.

Man hat richtig gespürt, wie irritiert, überrascht

und vorsichtig gesagt verärgert die Familie Dichand war,

die vorher eigentlich mit René Benko ein, glaube ich, zumindest Bekanntschaftsverhältnis,

vielleicht sogar fast freundschaftliches Verhältnis gehabt hat.

Das ist damit scheinbar ziemlich rasch beendet worden.

Die Zeiten der gemeinsamen Partyfotos und gegenseitigen Besuche sind vorbei.

Und spätestens jetzt fragt man sich, was erhofft sich eigentlich

der Immobilieninvestor von seinem durchaus holprigen Ausritt in die Medienwelt?

Was ist ihm so wichtig daran?

In der offiziellen Aussendung der Signer Holding heißt es verkürzt,

der Einstieg bei der Krone werde dabei helfen,

auch die anderen digitalen Unternehmungen des Konzerns besser zu bestreiten.

Das Digital-No-Hau einer klassischen Prinzzeitung soll also der Signer helfen.

Daran glaubt außerhalb des Signer kaum jemand.

Macht nicht selber ausüben, sondern macht ausüben für die Leser, für die Bevölkerung.

Das ist wahrscheinlich auch das Geheimnis des ganz besonders großen Erfolges,

der Kronanzeitung, die als sonst nichts zu erklären werde.

Machtbewusstsein, das ist die Eigenschaft,

die René Benko mit dem Kronevater Hans Dichand teilt.

Und wer seine Macht zementieren will,

dem kommt ein einflussreiches Mediengelegen, könnte man meinen.

Die Kronanzeitung ist natürlich schon das Zentralgestirn

der österreichischen Politik, Medien und vielleicht sogar Gesellschaft.

Und wie wir zumindest aus den vergangenen Regierungen wissen,

schaut man schon sehr genau, wie die Krone berichtet

und versucht sich möglichst auf gut wienerisch einzuweinbar

und bei ihr mit großen Inseratenaufträgen, also ihre Gunst zu gewinnen

und möglichst positive Berichterstattung zu bekommen.

Der Haken an dieser Theorie ist, dass sich Bencos Millionen

zumindest aus PR-Sicht bislang alles andere als ausgezahlt haben.

Die Kronanzeitung hat sich wirklich merklich verändert,

seit Benco eingestiegen ist.

Und zwar durch sehr auffällige Negativberichterstattung über René Benko.

Es gab mehrere Kampagnen, zum Beispiel gegen dieses Luxuseinkaufstempel

in der Marilvo-Straße in Wien.

Da gab es eine Kampagne, die fast täglich, aber jedenfalls wöchentlich,

eine Seite darüber gemacht hat, wie arg das eigentlich ist

und wie furchtbar das ist und wie Bezirkspolitiker versagt haben

und das hätte eigentlich verboten werden müssen

und das ist eine richtig, ganz klassische, heftige Kronanzeitungskampagne.

Gemeint ist das ehemalige Leinergebäude von Beginn dieser Folge,

dass Benco zum Schnäppchenpreis erworben hatte.

Wenn sich Benco von dem Kronedil also wirklich mehr positive Berichterstattung

für seine oft umstrittenen Unternehmungen erwartet hatte,

dann hatte er zumindest vorerst tatsächlich das Gegenteil damit bewirkt.

Das ist eigentlich die merkbarste Veränderung der Kronanzeitung,

irgendwie seit dem Einstieg von René Benko.

Es gibt einfach Krieg, publizistisch.

René Benko denkt das strategisch, der denkt über ein paar Ecken

oder wie eine Markteilnehmerin gemeint hat,

der denkt dann nicht wie ein Heuselbauer,

der hat da ganz andere Gedanken.

Während sich viele Beobachter infragen,

wie René Benko seine neue Medienmacht eines Tages ausspielen könnte,

macht in Branchenmedien wie dem Fachbottal Immobilienredaktion

ein anderes Gerücht die Runde.

Vielleicht ist der Deal nämlich nur ein strategischer Nebenschauplatz

für ein Stadtgebiet,

und zwar eines der letzten großen zentral-innerstädtischen Areale in Wien,

nämlich dem Stadtteil Mutgasse.

Gemeint ist ein Areal am Stadtrand im 19. Wiener Gemeindebezirk.

Durch S-Bahn und U-Bahn Anschlüsse ist es von allen Richtungen aus gut erreichbar.

Zahlreiche Firmen sind hier angesiedelt

und auch eine Shopping Mall ist nicht weit entfernt.

Und hier stehen am Anfang dieser Mutgasse zwei Türme.

Der eine Turm wartet seit Jahren darauf abgerissen zu werden.

Einst beherbeckte er die österreichische Nachrichtenagentur APA

und seit 2018 gehört das Grundstück René Benko.

Die Gegend ist zentral, sie ist innerstädtisch,

sie ist gleich im Gründen, sie hat einen U-Bahn Anschluss

und nur wenige Anreiner.

Und auf der anderen Seite hat man einen ganzen Fluss, da ist auch Wurst.

Der Fluss, der Wurst ist, ist die Donau.

Und zwischen der Donau und dem ehemaligen Aperturm

steht das andere Hochhaus, von dem wir sprechen.

Und jetzt dürfen Sie dreimal raten, wem dieses Gebäude gehört.

Richtig, der Kronenzeitung.

Genauer gesagt der Krone-Verlag-Gesellschaft.

Und damit besitzt Benko nach seinem Einstieg in das Medienunternehmen

auch ein knappes Viertel dieser Immobilie.

Ich bin nicht sicher, ob René Benko,

einer der wirklich reichsten Menschen in Österreich,

Milliardär, sehr gut vernetzt, ob der die Kronanzeitung braucht.

Es gab auch Theorien, dass er die Kronanzeitung nur dort einsteigen wollte,

weil er die Immobilie haben wollte.

Der Turm der Kronenzeitung könnte für Benko deshalb so interessant sein,

weil das Areal in der Mutgasse auf viele einzelne Besitzer aufgeteilt ist.

Um wirklich etwas Großes zu schaffen, nach dem Format der Signa,

braucht es eine möglichst konsolidierte Fläche.

2020 kursierten bereits Berichte,

wonach auf dem Gelände mehrere Hochhäuser für Büros und Gewerbe

und ein Hotel errichtet werden sollen.

Und so kommt es nicht überraschend,

dass die Signa mittlerweile ein weiteres umliegendes Grundstück übernommen hat.

Bis zu Benko's nächsten großen Spatenstich in Wien könnte also noch etwas Zeit vergehen.

Doch während sich Medienkennah und Immobilienfachleute

gleichermaßen darüber den Kopf zerbrechen,

wie der Tiroler Investor von der Krone profitieren könnte,

wird ein Aspekt leicht übersehen.

Die Kronanzeitung war mal eine Geldmaschine,

verdient aber noch immer ganz gutes Geld.

Es ist schwieriger geworden,

aber wenn man sich vergegenwärtigt,

dass die Kronanzeitung ungefähr 550-540.000 Abos hat,

wenn man das Ganze mit dem Abo-Preis von 390, glaube ich, inzwischen,

inklusiv noch mehr, multipliziert,

Vertriebskosten abrechnet und alles.

Da kommt schon noch eine ganz stolze Summe raus.

Stabile Vertriebseinnahmen fangen auch den Einbruch des Werbemarktes weitgehend ab.

Im Krisenjahr 2020 wurden immer noch knapp 400 Millionen Euro umgesetzt.

Nur zum Vergleich, dass es mehr als der Spiegel und der Standard zusammen erwirtschaften.

Und der Zahlenversteher Benko dürfte auch bei der Krone

noch Potenzial nach oben sehen.

Ich glaube, die Kronanzeitung als wirtschaftlicher Tanker,

der fährt noch sehr, sehr lange in einem ganz guten Kurs.

Das könnte man als Investment schon sehen, wenn man den Einfluss hätte.

Wenn Benko also schon nicht die positive PR von der eigenen Zeitung erhält

und wenn vielleicht auch das Kronegebäude

nicht ein Teil seines nächsten großen Immobilienprojekts werden sollte,

dann bleibt Benko immer noch die Aussicht auf schnöde Boulevardprofite.

Ich glaube, es ist wirklich die zentrale Motivation, das Machtinstrument,

Kronanzeitung und zwar nicht unbedingt um Projekte umzusetzen,

sondern einfach, man ist wer in Österreich, wenn man Krone eigentümer oder miteigentümer ist.

Die Kronanzeitung als Krönung Benkos steiler Karriere.

Kitschiger geht es nicht.

Immobilien, Warnhäuser und jetzt auch Medien.

Reni Benkos wundersame Erfolg scheint immer größer zu werden.

Erst vor wenigen Tagen wurde bekannt,

dass die Signer Anteile auch an der Osttüringer Zeitung erworben hat.

Deutschland macht dich gefasst.

Für uns aber endet hier vorerst die Saga um Reni Benko.

Die Geschichte eines Self-Made-Milliardaires,

der zum richtigen Zeitpunkt Investoren und Politikern

nicht nur in Österreich und Deutschland genau die richtigen Versprechen gibt.

Der mit viel Fleiß und Geschick die Konkurrenz aussticht

und der mit seinen imposanten Gebäuden heute die Innenstädte prägt.

Ob Prunkbauten, Warnhäuser oder nun auch Zeitungsstände.

Egal, wo man hinblickt, die Wahrscheinlichkeit,

dass man ein Stück von Benkos Imperium vor seiner Nase hat, wächst und wächst.

Benkos Geschichte zeigt aber auch, was macht Konzentration

bedeutet, was sie mit Menschen und Gesellschaften macht

und wie selbst Regierung zum Handlanger eines Unternehmers werden können.

Die Rechtsstreitigkeiten, in die Benko verwickelt ist,

werden zeigen, ob er bei seinem steilen Aufstieg vom rechten Weg abgekommen ist.

Darüber aber werden die Gerichte urteilen.

Er hat doch das Talent, sich in alle möglichen Richtungen abzusichern

und sozusagen seine Füße überall fest am Boden zu haben.

Und dann doch schnell genug wieder wegzuziehen, wenn es heiß wird, in manchen Fällen.

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Alle Links und Infos stehen wie immer auch in den Show-Nord zu dieser Folge.

Danke fürs Zuhören und allen, die auch hinter den Kulissen an diesem Podcast mitwirken.

Das waren diesmal vor allem Ole Reismann und Christoph Grubitz.

Ich bin Lucia Heisterkamp.

Ich bin Schold Wilhelm.

Wir sagen tschüß und baba.

Und wie sofort dienen Frauen immer noch weniger Geld als Männer?

Ich bin Margit Ehrenhöfer.

Ich bin Tobias Holub.

Wir stellen die brennenden Fragen unserer Zeit und die Standard-Redaktion liefert Antworten.

In Thema des Tages von Montag bis Freitag um 17 Uhr überall, wo es Podcasts gibt.

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Die Signa will Kika/Leiner übernehmen. Die Kurz-Regierung schaltet sich ein. Die WKSTA startet Ermittlungen. Und Benko setzt sich nur wenig später die Krone auf

Rene Benko ist der bekannteste Immobilieninvestor Österreichs. Zu seinem Portfolio gehören Mega-Projekte in ganz Europa wie das Goldene Quartier in der Wiener Innenstadt, der Elbtower in Hamburg, das Upper West in Berlin.
In nur 25 Jahren hat es Benko vom Schulabbrecher zum Multimilliardär gebracht. Ein “Wunderwuzzi”, wie man in Österreich sagt.

Aber seit einiger Zeit scheint sein Imperium Risse zu bekommen. Steigende Zinsen und hohe Baukosten setzen dem Immobilienhandel zu. Geldgeber sehen Benko mittlerweile skeptisch und plötzlich versucht der Multimilliardär offenbar, ein Gebäude nach dem anderen abzustoßen.
Hat sich Österreichs Immobilienmogul verzockt? Fällt sein Reich Stück für Stück in sich zusammen?

Um diese Fragen geht es in den nächsten vier Wochen bei Inside Austria.
In den ersten beiden Folgen haben wir rekonstruiert, wie Benko zu einem der wichtigsten Player am Österreichischen Immobilienmarkt wurde. Mit Bürogebäuden, Luxushotels und Kaufhäusern erobert er mit seiner Signa Schritt für Schritt die Innenstädte. Mit der Übernahme und Fusion der Ketten Karstadt und Kaufhof wird er schließlich in nur wenigen Jahren zum größten Warenhausbetreiber Europas.
In der dritten Folge blicken wir darauf, wie weit die Macht des schillernden Unternehmers reicht und welchen Einfluss Politikerinnen und Politiker auf seine Deals nehmen. Wir fragen, ob Benko bei seinen Deals rechtliche Grenzen überschreitet und wieso er bei der größten Tageszeitung Österreichs einsteigt.

Noch ein Hinweis: In dieser Replay-Folge geht es unter anderem um den sogenannten Chorherr-Prozess. In diesem Verfahren war Christoph Chorherr damals Beschuldigter. Inzwischen wurde er freigesprochen.

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