Deffner & Zschäpitz: Wirtschaftspodcast von WELT: Naiv oder ignorant – Kommt jetzt noch der Knall an den Börsen?

WELT WELT 10/14/23 - Episode Page - 10m - PDF Transcript

Herzlich willkommen zu Defna und Schäpitz. Mein Name ist Defna, Dietmar Defna.

Mein Name ist Schäpitz, Holger Schäpitz.

Die im Podcast besprochenen Aktien und Fonds stellen keine spezifischen Kauf- oder Anlageempfehlungen dar.

Die Moderatoren und der Verlaghaften nicht für etwaige Verluste, die aufgrund der Umsetzung der Gedanken oder Ideen entstehen.

Zusätzlich zu unserem großen Podcast bekommt hier jeden Samstag ein Defna und Schäpitz Update mit Ausblick.

An das heißt Dienstags, Kurz- und Knapp, denn Zeit ist Geld und wir lassen immer eine Uhr mitlaufen, damit keiner hier zu viel redet.

Und das ganze gibt's freitags auch schon bei Weltfernsehen live um 17.45 Uhr.

Und jetzt rein in die Show!

Eine schlechte Zeit für Optimisten, ganz klar diese Woche nach dem brutalen Angriff der Hamas auf Israel.

Am letzten Wochenende seitdem hat sich die Welt wieder grundlegend verändert.

Und der DAX ist trotzdem stabil geblieben überraschenderweise in dieser Woche.

Nur ein klitzekleines Minus von 0,3 Prozent.

Als wir letzten Freitag hier saßen, haben wir beide ja steigende Kurse erwartet.

Aber wenn wir gewusst hätten, was eben am Samstag passiert, hätten wir damit nicht gerechnet.

Ich auf jeden Fall nicht.

Und deswegen bin ich doch einigermaßen überrascht, fast sogar irritiert,

dass der DAX so stabil sich geschlagen hat.

Zeitweise sogar er deutlich zugelegt hatte über die Marke von 15.500 Punkten.

Ja, am Anfang der Woche würde ich mal sagen, emotionsloser DAX einfach gestiegen.

Das hing damit zusammen, dass die Zinsen gefallen sind.

Die Renditen, da gab's ja Notenbank-Aussagen aus Amerika.

Und die Börsen waren ja so ein bisschen im Würgegriff der Zinsen.

Und dann waren die Leute ein bisschen befreit.

Und irgendwann zum Ende der Woche hin gab's so ein bisschen mehr Realität.

So wird ich's mal nennen.

Auf jeden Fall müssen wir gleich nochmal im Thema der Woche zu berätendessen.

Ja, in solch kriegerischen Zeiten profitieren natürlich besonders Rüstungsaktien,

dass das diesmal auch funktioniert.

Man Bulle der Woche geht deswegen an Rheinmetall.

Das ist ja die Rüstungsaktie im DAX.

Und die hat in dieser Woche tatsächlich 15% zugelegt.

Man besinnt sich eben wieder darauf, dass Frieden und Freiheit verteidigt werden müssen.

Nicht nur in der Ukraine, sondern jetzt an einem zweiten Kriegsherd

nicht weit von uns entfernt.

Und dass das natürlich dann auch seinen Preis hatte.

Das ist ganz klar, die Analysten von Barclays haben in dieser Woche dann auch noch das Coverage,

also die Beobachtung der Aktie aufgenommen, gleich mal auf Übergewichten gesetzt

und eben gesagt, die profitieren von Waffenkäufen

und davon, dass sich eben die Armeen der Welt ihre Bestände wieder aufstocken müssen.

Und sie haben hervorgehoben, dass Rheinmetall es jetzt auch schafft,

diese steigenden Auftragsbestände schneller abzuarbeiten, viel schneller als früher.

Und deswegen haben sie ein Kurszieh von 300 Euro ausgegeben,

das immer noch 10% über dem aktuellen Stand,

obwohl die Aktie jetzt in dieser Woche so performt hat.

Ja, da kann ich jetzt wenig dagegen sagen.

Rüstungsaktien sind Wachstumsaktien so traurig.

Es ist ja nicht mehr auch nicht vorstellen können,

dass man irgendwann Panzer, so klassische Kriegssachen wieder so gut laufen.

Es hat seit Jahresanfang hat die Aktie 45% gemacht,

wo noch mal deutlich wird, was sich da geändert hat.

Und wenn man sich die Bundeshaushalt mal anschaut,

dann dürfte im kommenden Jahr, der wäre etwa bei 71 Milliarden legen

und der lag in diesem Jahr noch bei 58.

Da sieht man, was da für Steigerungen drin sind.

Und Goldman Sachs hat angekündigt oder hat erwartet,

dass 12% dieses Rüstungsetages direkt zu Rheinmetall fließen.

Da ist auch das Wachstumsding mit drin.

Und die könnte schon 2025 mehr als 10 Milliarden Umsatz machen.

Vor 10 Jahren waren es noch vier ungefähr.

Da sieht man auch, was da für ein Wachstum so ist.

Kurzfristig, wenn ich vielleicht sage, ist die Aktie sehr stark gestiegen.

Aber langfristig, da muss ich dir beipflichten,

ist das wahrscheinlich wirklich ein Wachstumsding.

Ja, und vor allem auch mit starken Gewinnmarschenden.

Die können im Prinzip jeden Preis aufrufen.

Und Goldman Sachs sagt, der 320-Euro-Kursziel

und LBB hat das höchste Kursziel mit 330 Euro sogar.

Kommen wir zu meinem Berl der Woche.

Das ist Bürgenstock.

Das ist der Anbieter der Sandalen mit dem anatomisch geformten Fußbänden.

Viele werden das wahrscheinlich kennen,

werden vielleicht auch ein paar Larschen zu Hause haben.

Die sind an die Börse gegangen, man muss sagen, das war ein Bürkenflop.

Ich würde sagen, gut ist sie nicht in Deutschland an die Börse gegangen,

sondern in Amerika.

Aber die können das ruhig haben, sonst flopp am ersten Tag minus 13%.

Das war der schlechteste Börsenstaat seit zwei Jahren.

Wenn man einfach die Geschichte, die Börsengeschichte in Amerika anguckt,

es gab in den letzten 100 Jahren ungefähr 300 Börsengänge,

die so groß waren wie Bürgenstock.

Und damit gab es, es gab nur neun, die noch schlechter waren.

Das zeigt, dass sie jetzt Geschichte gibt über Amerika.

Ich würde sagen, das war einfach dir, die da zugeschlagen hat.

Vor zwei Jahren hatte ja die Familie, die Bürgenstock,

trete dann noch für ungefähr 4,9.

Die Firma weiterverkauft an Investoren.

Und die wollten jetzt die Investoren, das war einfach verdoppelt.

Und das war einfach zu brutal.

Und es gab ein Kursgewinnverhältnis von 40, das ist so wie Ferrari.

Und das ist zwar Luxus, aber das ist so Luxus, wie ein Ferrari ist.

Es ist 4,9 Milliarden üblich.

4,9 Milliarden, nichts zu unterschlagen hier, das ist eine Zahl.

Und dazu kam mir noch belastend,

dass Luxus jetzt auch gar nicht mehr so in Mode ist aktuell.

Das haben die Zahlen auch an dem Tag,

just am Tag des Börsengangs von LVMH gezeigt.

Da gab es nämlich eine Wachstumschwäche und LVMH,

die da sogar bei Bürgenstock beteiligt, indirekt.

Und hat somit dazu beigetragen, dass dieser Bürgenstock-IPO

ein Flop wurde und man an der Wall Street

auf dem glatten Börsenpaket ausgerutscht ist.

Aber Luxus-Probleme im Fall ist zu dem, was die Welt gerade hat.

Und wir müssen im Thema der Woche natürlich auch

über den schrecklichen Angriff der Hamas auf Israel

und die Folgen für Finanzmärkte und für Börsering.

Wir wollen jetzt gar nicht mit das Menschen je leicht kleinreden,

aber es ist auch mal spannend zu gucken,

dass die Märkte daraus machen.

Und was mich irritiert hat, du hast es schon am Anfang angesprochen,

dass die Märkte so relativ gelassend darauf reagiert haben.

Und es gibt jetzt zwei Probleme bei der Sache

oder zwei Risiken, die da sind.

Wir haben eine angespannte Energielage.

Und jetzt findet da die Auseinandersetzung in dem Gebiet statt,

wo viel Öl und auch viel Gas gefördert wird.

Also da gibt es ein wahnsinniges Risiko.

Und wenn das dann noch steigen sollte, die fossierenden Brennstoffe,

dann haben wir das zweite Problem, nämlich die Inflation.

Und wir dürfen nicht vergessen, die Inflation könnte wiederkommen.

Und dann ist es vorbei mit Zinssenkungshoffnungen.

Dann können sogar mal Zinssteigerungen kommen.

Und das ist für die Märkte, für mich ist das Risiko komplett falsch

gereist von den Märkten.

Und ich kann es mir nicht vorstellen, warum es so ist.

Ja, ich bin da vollkommen in einer Meinung.

Und die große Frage ist ja, wird dieser Konflikt

zu einem weiter eskalierenden Konflikt,

wird es zu einem Flächenbrand im Nahen Osten.

Und das ist ja wirklich ein Pulverfassung.

Deswegen ist das so gefährlich.

Wie stark könnte der Iran dann noch involviert werden?

Bisher gibt es ja keine Beweise dafür, dass der Iran dahinter steckt,

hinter diesen Anschlägen, der Hamas auch direkt involviert ist.

Auch die USA sagen, sie haben keine Beweise dafür.

Aber jedem ist eigentlich klar, dass ohne den Iran Hamas

diesen Heron nicht ausüben hätte können,

so hat sich auch der Bundeskanzler

sogar in seiner Regierungserklärung geäußert.

Und jetzt ist eben die große Gefahr,

dass möglicherweise es sogar einen direkten Angriff auf Iran geben könnte

oder die Iran irgendwie anders direkt involviert werden würde.

Und das wäre natürlich wirklich ein Horrorszenario,

weil Iran auch eine Ölnation ist.

Und an der Straße von Hormuz sitzt über die 20 Prozent

der weltweiten Ölexporte laufen.

Und wenn sie da nicht machen,

dann haben wir wirklich eine weltweite Ölkrise.

Und das ist ein großes Risiko.

Ich persönlich glaube nicht, dass der Iran angegriffen wird von Israel,

dass sie sich das nicht trauen,

sondern dass die iranische Raketen auf Israel gerichtet sind.

Und dass auch die Weltmächte versuchen, da Iran ein Jahr was rauszuhalten.

Aber in dieser Region ist leider alles möglich.

Ich kann es mir auch gar nicht vorstellen,

wenn man sich den Ölpreis anschaut.

Der ist ein bisschen gestiegen diese Woche,

aber er ist bei 89 der Brandpreis.

Wir waren vor Kurzem schon fast bei 100.

Und klar, wir waren ja vorher stark gestiegen,

aber das Risiko, was du ansprichst,

das muss ja in irgendeiner Form eingepreist werden.

Und es ist wirklich das Risiko,

was der Ölpreis da ist und wie eine neue Energiekrise haben.

Und deswegen auch das Zeichen für mich völlig missgepreist.

Ja, und wie gesagt, die Börsen haben das auch relativ

auf die leichte Schulter genommen, lange Zeit.

Ich glaube, nächste Woche wird das anders werden.

Ich persönlich habe zum Beispiel meinem Tradingdepot mich anders positioniert,

habe die guten Tage, Mittwoch und Dienstag auch schon genutzt,

um Aktienbestände zu verkaufen und Gold aufzustocken.

Damit fühle ich mich jetzt auch vor diesem Wochenende wesentlich besser.

Weil uns jetzt natürlich auch wahrscheinlich bald noch brutalere Bilder

auch wieder erreichen werden, auch von der Bodenoffensive.

Also das wird weitergehen.

Und ich glaube auch, dass nächste Woche an den Börsen

dieses geopolitische Risiko noch stärker auch eingepreist werden wird,

wie es jetzt auch zum Beispiel dieser Freitag schon gezeigt hat.

Also ich rechne nächste Woche mit fallenen Börsen.

Ja, da würde ich dir jetzt auch nicht widersprechen wollen.

Ich denke das auch.

Vielleicht sind wir, sehen wir zu viele,

diese schrecklichen Bilder und machen da was draus.

Aber die Börsen sind immer rationaler.

Aber ich kann da auch den Nichts rationaler sein.

Ich glaube auch, dass die Börsen nächste Woche fallen werden.

Und es wird nächste Woche ja die Bilanzsaison beginnen.

Vielleicht wird es ein paar positive Spritzer geben,

wenn wir dann vielleicht mal einen SAP haben

oder wenn wir deutsche Börse zahlen fliegt

oder gut Tesla wahrscheinlich weniger

oder Netflix oder in Amerika ein paar amerikanische Tech-Werte.

Aber über die Woche glaube ich auch,

das wird erst mal die Börsen belassen

und deswegen glaube ich auch mit einer negativen Woche.

Ja, das waren jetzt leider zwei Bären in dieser Woche.

Wie gesagt, schneckte Zeit für Optimismus.

Das war's von Defna und Shapitz.

Im TV, wir sagen Tschüss.

Und schau, und wer nochmal genau

oder ein bisschen mehr darüber wählen will,

kann einfach die verrennende Woche den Podcast hören.

Oder nächste Woche werden wir seelig auch noch was dazu sagen.

Bye!

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Die Börsen-Woche

Die Finanzmärkte haben nach dem Angriff der Hamas auf Israel moderat auf den Konflikt im Nahen Osten reagiert. Die beiden Wirtschaftsjournalisten Dietmar Deffner und Holger Zschäpitz debattieren darüber, ob die Börsen das Risiko komplett falsch preisen.

Weitere Themen: Neue Wachstumsbranche – warum Rheinmetall schon bald mehr als zehn Milliarden Euro umsetzen könnte. Birkenflop – warum der Börsengang von Birkenstock einer der zehn schlechtesten der vergangenen 100 Jahre ist. Ölpreis bald über 100 Dollar – warum eine Energiekrise nicht so unwahrscheinlich ist.

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