Ö1 Journale: Morgenjournal um 7 (15.09.2023)

ORF Ö1 ORF Ö1 9/15/23 - Episode Page - 35m - PDF Transcript

Guten Morgen aus dem Journalstudio. Begrüßt Sie Franz Renner, Freitag der 15. September.

Darüber berichten wir unter anderem. Der ukrainische Präsident Zelenski jubelt über

die erfolgreichen Angriffe auf der russisch besetzten Krim, ob die mehr für den Krieg

bedeuten als die viel zitierten ukrainischen Nadelstiche auf russischem Territorium, das

besprechen wir mit dem Militäranalysten Franz Stephan Gadi. Einen Inflationsschutz für

Neupensionisten hat die Regierung versprochen, wie der funktionieren kann und ob es reicht,

ihn nur für 2024 einzuziehen. Darüber berichten wir auch. So wie über den heutigen nunmehr

bereits 14. österreichweiten Klima Streik von Fridays for Future.

In den USA kämpft Präsident Joe Biden nicht nur mit den Problemen, die ihm sein Sohn bereitet,

sondern auch mit der Herausforderung, seine an sich erfolgreiche Wirtschaftspolitik

in bessere Umfragewerte umzumünschen. Und kurz vor der Neuwahl im österreichischen

olympischen Komitee sorgt eine Anzeige wegen Untreue für Aufregung. Bevor wir loslegen

aber, wie gewohnt die Wetterprognose Nicola Biermeier mit einem Ausblick auf ein paar

spätsommerliche Tage.

Damit sind die Temperaturen weit überdurchschnittlich für die Jahreszeit. Am Montag sind sogar

noch mal an die 30 Grad möglich. Aktuell in Wien und Eisenstadt Heiter bei 15 Grad,

St. Poltenheiter 13, Linz Heiter 14, Salzburg-Nebelschwaden 11, Innsbruck-Hochnebel 14, Bregenz-Heiter

14 und Gratz- und Klagenfurt-Hochnebel 16 Grad. Verbreit erscheint heute für einige

Stunden die Sonne. Derzeit hält sich in vielen Tälern, im Alpenvorland oder im Süden noch

Nebel oder Hochnebel, in Ostjahol, Kärnten, im Lunger oder in Teilen der Steiermark zum

Teil sogar bis Mittag. Sonst setzt sich am Vormittag die Sonne durch. Am Nachmittag

bilden sich dann ein paar Quellwolken aber nur vereinzelt über den Bergenregenschauer.

Im Donnerraum windig und am Nachmittag warm mit 18 bis 26 Grad. Am Wochenende noch etwas

wärmer mit meist 20 bis 28 Grad. Zudem Sonne, Nebel und höchstens einzelne Schauer.

Wir beginnen mit dem Kriegen der Ukraine, in dem die ukrainische Armee in den vergangenen

Tagen tief in russisch besetzten Gebieten auf der Halbinselkrim bemerkenswerte militärische

Erfolge vorweist. Die Beschädigung oder Zerstörung, je nachdem welcher Seite man glaubt von zwei

Kriegsschiffen und eines Raketenabwehrsystems, inwieweit da seine neue Qualität in diesem

Krieg ist, darüber sprechen wir gleich mit dem Militäranalysten Franz-Stefan Gadi. An

der langen Front ging es, ging der für beide Seiten verlusterreiche Stellungskriege in

der vergangenen Nacht unvermindert weiter. Besonders heftige Kämpfe werden aus Dörfern

im Süden von Bachmut gemeldet. Informationen von Birgit Schwarz.

Bei ihrer Gegenoffensive kämpft die ukrainische Armee nach eigenen Angaben hart um drei Dörfer

südlich der Stadt Bachmut. Die Aussage der Vizeverteidigungsministerin Kanna Maliar,

wonach eines der Dörfer bereits befreit sei, hat die Armee später dementiert. In der

teilweise von Russland kontrollierten Region Kherson im Süden hat die Ukraine Evakuierungen

angeordnet. Familien mit Kindern müssen Orte, die dort unter ständigen Beschuss stehen,

verlassen. Der Abwehrkampf der Ukraine ist blutig zäh und sehr teuer. Die viel kleinere

Ukraine kann nur mit Hilfe westlicher Waffenlieferungen gegen Russland bestehen. Damit diese Unterstützung

nicht versiegt, wird der ukrainische Präsident Volodymyr Zelensky kommende Woche in die USA

reisen und dort eine Rede vor der UN-Generalversammlung halten. Anschließend ist auch ein Treffen mit

US-Präsident Joe Biden im Weißen Haus in Washington geplant. Das berichten mehrere

amerikanische Medien. In seiner nächtlichen Ansprache kündigt Zelensky an, dass schon

bald amerikanische Abrams-Panzer unter ukrainischer Flagge rollen würden. Und er dank den eigenen

Truppen für einen psychologisch wichtigen Schlag. Heute gibt es etwas, wofür man

die gesamten Mitarbeiter des Sicherheitsdienstes der Ukraine und unsere Marine besonders loben

kann. Ich danke ihnen für den heutigen Triumph. Die Zerstörung des Luftabwehrsystems der Besatze

auf dem Land unserer Krim. Es ist eine sehr bedeutende Leistung. Gut gemacht. Das offenbar

getroffene Luftabwehrsystem S 400 ist eine der modernsten und teuersten Waffen, die Russland

auf der Krim einsetzt. Die Ukraine hat zuerst mithilfe von Drohnen die russischen Radaanlagen

ausgeschaltet und dann mit hochpräzisen Marschflugkörpern die Abschussrampen des

Luftabwehrsystems zerstört. Das ukrainische Militär vermeldet außerdem eine Unterwasserdrohnenattacke

auf zwei russische Patrouillenboote in der Nähe der Krim. Damit macht die Ukraine deutlich,

dass sie die 2014 von Russland annektierte Halbinsel nicht aufgeben will.

Der Jubel in der Ukraine ist groß über die Angriffe tief in Russisch besetzt im

Gebiet auf der Krim. Wie berechtigt dieser Jubel diese Euphorie ist und ob die

ukrainische Armee der neue Fähigkeiten erlangt hat, das besprechen wir jetzt live via Skype mit

dem Militäranalysten Franz-Stefan Gadi tätig unter anderem am Institut für Internationale

Strategische Studien in London. Guten Morgen.

Zur Einordnung, ist das eine neue Qualität in diesem Krieg, also mehr als die bekannten

Nadelstiche auf russischem Territorium mit Dronen bis hin nach Moskau?

Ich würde sagen, in gewisser Weise ist es eine neue Qualität, was diese Angriffe betrifft. Es

ist aber Teil einer Gesamtstrategie der Ukraine der Abnutzung, die sie eben schon seit mehreren

Monaten während dieser Offensive durchführt und ich würde auch jetzt nicht diese einzelnen

Angriffe überbewerten. Letztendlich findet die meiste Abnutzung, das heißt also die

disproportionalen hohen Verlust der Menschenmaterial direkt an der Frontstadt und nicht zu sehr in

der Tiefe des Gefechtsraums. Ich würde also sagen, es ist wichtig natürlich, dass diese Angriffe in

der Tiefe gelingen, ob sie aber dann mangelnde Durchbrüche an der Front kompensieren können.

Das wage ich zu bezweifeln. Was ist das Motiv dahinter? Und ich glaube, das ist relativ einfach.

Das würde man einen indirekten Ansatz nennen jetzt in der Militärtheorie und der bedeutet eben,

dass man probiert, die russischen Nachschubwege hinter der Front, Kommandozentralen, Munitionsdibose

und so weiter anzugreifen, um so die Kampfkraft an der Front zu schwächen. Die Idee ist hier,

dass irgendwann einmal die Front so schwach ist, dass sie einfach kollabiert durch diese

systematische Degradierung des russischen Hinterlandes hinter der Frontlinie. Hier müssen

wir sagen, haben wir einfach nicht die Daten, um wirklich zu evaluieren, ob die Ukraine tatsächlich

einen systematischen Ansatz durchführt. Militär ist etwas naiv gefragt, wenn Nachschubwege,

wenn die ukrainische Armee Nachschubwege der russischen Armee unterbrechen,

will, wäre es dann nicht einfach mit weniger Aufwand verbunden, die doch in Front Nähe verlaufen,

die Eisenbahnlinie so richtig zusammen zu bomben? Naja, jede Reaktion im Krieg natürlich wird,

darauf kommt eine gewisse Reaktion und in dieser Hinsicht, in dieser Spieleimt zwischen Aktion und

Reaktion ist es so, dass natürlich die Russen diese Nachschubwege auch gut sichern mittlerweile mit

Flugraketen ab der Systeme und so weiter. Und dann muss man natürlich noch dazu sagen,

dass weder die Ukraine noch Russland Luftüberlegenheit hat, also eine Gefechtsfeldaufklärung,

eine systematische, ist relativ schwierig. Und dann ist es das eine, wenn man das Gefechtsfeld

quasi aufklärt mit Satellitenbillen und so weiter. Und dann gleichzeitig etwas ganz anders,

wenn man probiert, über längere Entfernung an ein Ziel akkurat zu treffen. Da braucht man

eine dynamische Gefechtsfeldaufklärung und das ist relativ schwierig, wenn man nicht die ganze

Zeit Flugzeugetronen und so weiter über dem gegnerischen Luftraum haben kann, wegen dem

Flugabwehr elektronischer Kampfmitteln und so weiter, weil ihm keiner dabei einen Seiten

Luftüberlegenheit hat. Also ich würde sagen, es wäre sicher wünschenswert, ist aber sehr

schwieriger für beide Seiten solche Angriffe dann durchzuführen, systematisch. Jetzt scheint

die Aufklärung der Ukraine auf der Krim nicht schlecht zu sein und auch die Fähigkeit über

weite Distanzen, Ziele so punktgenau anzugreifen, dürfte gewachsen sein, unter anderem mit diesem

Marschflugkörpern aus Großbritannien und möglicherweise auch schon von Frankreich,

aber auch Marke Eigenbau. Inwieweit sind da die militärischen Fähigkeiten der Ukraine gewachsen?

Ich glaube, das wichtigste ich jetzt zu verstehen ist auch, hier gibt es grundsätzlich ein

quantitatives Problem. Also die Ukraine würde wahrscheinlich mehrere hunderte zusätzliche

Marschflugkörper, politische Raketen, die sie noch nicht im Arsenal hat und so weiter benötigen,

um hier vielleicht wirklich im größeren Rahmen im Hinterland angreifen zu können. Zusätzlich

braucht sie im gute Dynamische Gefechtsfeldaufgörung. Hier meigelt es auch

wahrscheinlich an Systemen. Es ist jetzt nicht nur eine qualitative Frage, sondern vor allem

eine quantitative Frage. Sollte es die Geistinmenge nicht da, um solche Angriffe in größerer Zahl

führen zu können, das würde auch den Druck erklären, den die Ukraine auf die USA oder Deutschland

ausübt, ebenfalls Marschflugkörper zu liefern. Also ich glaube, für den Krieg, wie er sich jetzt

da entfaltet hat über die letzten eineinhalb Jahre in der Ukraine, muss man sagen, hier reden wir

von Quantitäten eben an Munition, die man sich einfach nicht vorstellen konnte vor Ausbruch des

Krieges wahrscheinlich. Und hier geht es nicht um hunderte von Marschflugkörpern, idealerweise

werden, würde die Ukraine tausende von diesen Systemen haben, die sie dann einsetzen kann. Und

das ist auch unter anderem der Grund, warum dann eben gewisse Ziele vielleicht nicht angegriffen werden.

Eine letzte Frage, einen Ausblick auf den weiteren möglichen Kriegsverlauf, ein bisschen

Blick in die Glaskugel. Aber in wenigen Wochen wird die berüchtigte Schlammzeit, das Puttiza

genannt einsetzen. Steht die Front dann mehr oder weniger bis ins kommende Frühjahr? Nein,

davon gehe ich nicht aus. Also es gab ja auch andere militärische Operationen, wo das Wetter

wirklich einen sekundären Einfluss hatte. Ich glaube, was viel mehr zur Limitation von

Kampfhandlungen führen wird in Zukunft ist auf der einen Seite Munitionsmängel, auf beiden

Seiten und zweitens eben fehlende Reserven. Und hier sehen wir wirklich auch in den letzten Tagen

relativ wenig Bewegung an der Front. Also gezeichnet sich vielleicht schon ein Trend ab. Wobei es

könnte auch eine Gefechtspause einfach sein, um sich neu zu gruppieren und wieder anzugreifen.

Also wir müssen abwarten, wie sich die Situation entwickelt in den kommenden Wochen.

Der Militäranalyst von Stefan Gardi war das Danke, dass Sie uns Ihre Expertise zu so frühen

Stunden zur Verfügung gestellt haben. Einen guten Tag noch. Danke. Um 7 Uhr und 11 Minuten

nach Österreich in diesem Morgen schon alt. Da hat die Regierung am Mittwoch im Ministerrat eine

Pensionserhöhung in der Höhe von 9,7% beschlossen für das kommende Jahr. Dazu soll eine Art

Inflationsschutzklausel kommen, um zu verhindern, dass Personen, die im kommenden Jahr in Pension

gehen, einbußen, erleiden, weil die Teuerungsanpassung am Pensionskonto erst mit großer Verzögerung

durchschlägt. Das klingt kompliziert und das ist es auch. Vom Seniorenrat und der Arbeiterkammer

kommt die Forderung, diesen Inflationsschutz für Neupensionisten nicht nur fürs kommende Jahr,

sondern auch für 2025 einzuziehen. Es ist kompliziert, wie gesagt, Niklas Lehrhaber erklärt es uns.

Allen, die in den kommenden zwei Jahren im Pension gehen, drohen einbußen. Denn die Anpassung des

Pensionskontos sinkt der aktuell hohen Inflation hinterher. Zwar steigen die Beiträge für das

Pensionskonto auch jährlich. Jedoch ist die Basis dafür immer die Lohnsteigerung vor zwei

Jahren, erklärt Wolfgang Panhölz, Leiter der Abteilung Sozialversicherung in der Arbeiterkammer.

Und aus dem Grund sind die guten Lohnentwicklungen, die die Gewerkschaften errungen haben, die sind

jetzt bei den künstlichen Pensionsanträgen 2020, 2024, die könnten nicht mitberücksichtigt werden.

Und das ist ein Problem für alle Menschen, die 2024 in Pension gehen. Für sie bestehe

dadurch sogar ein Anreiz, ihren Pensionsantritt auf dieses Jahr vorzuziehen, sagt Panhölzl von

der Arbeiterkammer. Weil dann wäre aufgrund der guten Pensionsanpassung im Ausmaß von 9,7%

wäre die Pension von denjenigen, die 2023 noch gehen, höher, wie von den Personen, die 2024

gehen, bei gleichen Versicherungsverlauf. Die Regierung will nun eine Schutzklausel für

den Pensionsjahrgang 2024 einziehen. Das soll die Lücke schließen zwischen hoher Inflation und

niedrigerer Anpassung des Pensionskontos. Panhölzl von der Arbeiterkammer hält das ebenfalls für

unbedingt erforderlich. Wenn die Schutzklausel nicht kommen würde, würde das bedeuten, dass alle

rund 100.000 Menschen, die nächstes Jahr im Pension gehen, ein Pensionsminus von 8% hätten. Ob die

Schutzklausel auch für das Jahr 2025 gilt, hat die Koalition offen gelassen. Genau das fordern

der Seniorenrat und die Arbeiterkammer. Denn die hohen Lohnabschlüsse würden sich erst

2026 bemerkbar machen. Zudem sei bisher nur von Alterspensionen die Rede. Damit sein aber bei

Weiten nicht alle 100.000 Betroffenen von der Schutzklausel umfasst, kritisiert Sozialversicherungsexperte

Panhölzl. 40.000 Personen sind ausgeschlossen. Ausgeschlossen sind insbesondere Schwerarbeiterinnen,

Langzeitversicherte, Korridor-Pensionisten und auch Invaliditätspensionisten. Die Schutzklausel

sei immer dann notwendig, wenn die Inflation die Lohnentwicklung übersteigt. Für Ausnahmesituationen

wie die aktuelle Teuerungswelle so Panhölzl müssen die Schutzklausel aber gesetzlich fix verankert

sein. Eine fixe gesetzliche Verankerung wünschen sich viele auch für den Klimaschutz. Themen

wechseln damit. Fast genau fünf Jahre ist es her, dass sich eine damals 15-Jährige jeden Freitag

allein vor das schwedische Parlament gesetzt hat, um für Klimaschutz zu streiken. Greta Thunberg

war das und ihr Vorbild hat rasend schneller rund um den Globus Schule gemacht. Fridays for Future heißt

die daraus entstandene Bewegung und die ruft heute zum mittlerweile 14. Klimastreik in Österreich

auf in insgesamt elf Städten von Wien bis Prägens. Mehr von Beate Tomasowicz. Die Politik

müsse die Menschen schützen davor, dass Überschwemmungen wie heuer immer öfter passieren, sagt

Johanna Frühwald, Sprecherin von Fridays for Future. Wir fordern ganz konkret einen Klimakatastrophengipfel,

wo die Bundesregierung zusammenkommt mit den Landeshauptleuten und den Bündnern sofort Maßnahmen

beschließt. Auf ein Klimaschutzgesetz kann sich die Regierung mittlerweile seit fast 1000 Tagen

nicht einigen. Dabei müssten die Maßnahmen rasch gesetzt werden. Wir können eigentlich nicht

mehr diskutieren über solche Babysteps wie ein Tempolimit oder einer Neubahnwärme gesetzt. Das

sind alles Dinge, die es jetzt sofort braucht. Wir haben gesehen, wir haben hier wirklich keine

Zeit mehr. Wir kämpfen hier gegen physikalische Grenzen und uns erwartet sonst ein Sommer wie

dieser jedes Jahr. Wir wollen nicht, dass das zum neuen normal wird und deshalb braucht es uns heute

alle auf der Straße, jung und alt. Laut Berechnungen des Wegener Center der Universität Graz verursacht

die Klimaerhitzung in Österreich und da vor allem das Extremwetter jährlich Schäden von mindestens

zwei Milliarden Euro. Die Klimakrise zerstöre Existenzen und treibt Menschen in finanzielle

Notlagen, weil auch viele Naturschäden nicht versichert sind. Wir haben schon das Gefühl,

dass Klimaschutz bei den Menschen immer noch ein sehr wichtiges Thema ist. Natürlich sind wir jetzt

in einer Situation, wo auch andere Krisen eine Rolle spielen, wo wir zum Beispiel mit der

Treuerung zu kämpfen haben, aber es wäre eigentlich auch die Verantwortung der Politik

langfristig zu denken und den Menschen langfristigen Schutz vor Katastrophen zu bieten. Problematisch

sind die Klimaaktivistinnen, dass manche Politikerinnen oder auch mancher Politiker unter anderem

von Klima-terroristen spricht und damit die gesamte Klimaschutzbewegung kriminalisiere.

Dass mich mittlerweile zum Beispiel 14-jährige Schülerinnen fragen, ob sie denn jetzt mit uns

auf die Straße gehen können, weil sie ja sonst Klima-Extremisten wären, das finde ich,

zeichnet schon ein Bild darüber, was sozusagen die politische Rhetorik bewirkt auch bei den

jungen Leuten. Und ich glaube, da gilt es ganz klar, das zurückzuweisen, dass man Leute dafür

kriminalisiert, sich für ihre Zukunft einzusetzen. Es dürfe kein gesellschaftspolitisches Klima

erzeugt werden, wo junge Menschen Angst haben, sich demokratiepolitisch zu engagieren, sprich auf

die Straße gehen für das Klima. Großer geographischer Sprung jetzt in die USA, wo der Wahlkampf für

die Präsidentschaftswahl im kommenden Jahr praktisch schon begonnen hat. Und da kämpft Amtinhaber Joe

Biden nicht nur mit den Problemen, die ihm sein Sohn Hunter bereitet, der, wie in der Nacht bekannt

wurde, wegen eines gesetzwidrigen Waffenkaufs angeklagt wird, weit mehr Kopf zerbrechen

dürfte Joe Biden, aber bereiten, dass sein Gemessen an den Zahlen höchster erfolgreicher

Wirtschaftskurs sich nicht und nicht in positive Umfragewerte ummünzen lässt. Daher tut der

Präsident durchs Land, um seine beiden Nomics, seine wirtschaftlichen Erfolge unter die Leute

zu bringen, so auch gestern, bei einer Rede vor Studentinnen und Studenten.

Vor Studierenden aus größten Teils Einkommensschwachenfamilien hält Joe Biden an einem Community

College im Bundesstaat Maryland seine Wirtschaftsrede. Er investiere in Amerika und vor allem in

Amerikanerinnen und Amerikaner. Denn es geht darum, die Wirtschaft von unten aufzubauen, damit

es der Mittelklasse wieder besser gehe und die Armen wieder Aufstiegschancen hätten, erklärt

der US-Präsident. Doch seine Milliardeninvestitionspakete sei es ihm nicht nur gelungen, mehr Job

als viele seiner Vorgänger zu schaffen, sondern die USA hätten auch die niedrigste Inflation

der großen Wirtschaftsmächte. Lobt Biden seine Politik. Tatsächlich sprechen die Wirtschaftsdaten

für den Präsidenten. Die Stimmung im Land tut es allerdings nicht. Eine große Mehrheit

der Bevölkerung kennt sein Investitionspaket, den sogenannten Inflation Reduction Act nicht.

Seine Umfragewerte sind im Keller ausgerechnet in Sachen Wirtschaft, trauen die Amerikanerinnen

und Amerikaner ihm nur wenig zu. Daher tut Joe Biden seit Wochen durchs Land und versucht,

seine Erfolge zu verkaufen. Da aber das Anpreisen seiner wirtschaftspolitischen Erfolge alleine

nicht auszureichen scheint, waren beiden nun zunehmend vor der Wirtschaftspolitik der Republikaner,

die er Magnomics nennt. Donald Trumps Gefolgsleute würden

eine extreme Wirtschaftspolitik verfolgen, von der nur die Reichen profitieren würden. Von Lebensmittelsicherheitsinspektoren

über Sozialprogramme bis hin zur Krebsworschung, die Republikaner würden alles streichen,

warnt Joe Biden. Tatsächlich droht der rechte Rand der Republikanischen Partei, das bereits

ausverhandelte Budget zu blockieren und damit einen Shutdown zu verursachen, was zur Folge hätte,

dass ein Teil des Staatsapparates stillstehen würde.

Weglich Neues bietet Joe Biden in seiner Ansprache nicht, denn grundlegend Neues umsetzen kann

er angesichts der Mehrheitsverhältnisse im Kongress ohnehin nicht. Beiden hat die Präsidentenwahl

kommendes Jahr im Fokus und so war die groß angekündigte Wirtschaftsrede vor allem eine

Wahlkampfrede. Aus den USA hat Christoph Kohl berichtet

weiter in den Iran. Magensamstag jährt sich der Tod der 22-jährigen Maxa Gina Amini zum

ersten Mal. Die junge Frau war in den Fängen der berüchtigten Sittenpolizei zu Tode gekommen.

Die heftigsten Proteste seit vielen Jahren gegen das Regime der Mullahs waren die Folge,

Proteste, die vom Regime brutal niedergeschlagen worden sind. Und doch meint eine Mexilebende

iranischer Journalist im Gespräch mit Katharina Wagner und doch hätten die Proteste im Iran

etwas verändert. Rufe lang angestauter Unzufriedenheit,

die Worte Frauen leben Freiheit. Sie waren vor einem Jahr monatelang in duzensten Städten

des Iran zu hören, gerichtet gegen das Regime der islamischen Republik, die seit mehr als

40 Jahren das Land prägt und gegen den obersten geistlichen und politischen Führer des Landes

Ayatollah Ali Khamenei. Ein Jahr nach dem Tod der 22-jährigen Maxa Gina Amini,

sind die Rufe leiser geworden, doch die Unzufriedenheit bei so vielen sei geblieben,

sagte iranische Journalist Borso Daragahi, der von Istanbul aus die Vorgänge in seinem Land beobachtet.

Die Proteste sind abgeflacht, aber Frauen sind doch immer sehr widerspenstig, wenn es um die

Hijabpflicht gibt. Viele über das ganze Land verteilt halten sich nicht daran, es kommt zu

Konfrontationen mit Behörden. Es gibt seit längerem einen kulturellen Riss, eine Veränderung in der

Gesellschaft. Aber politische Veränderungen gibt es keine, das Regime ist sogar geeignet.

Auch im Vorfeld des ersten Todes-Tages Aminis fürchtet der iranische Machtapparat erneute

Proteste. Mutmaßliche Anführer wurden im Ausland und im Iran festgenommen, meldeten diese

Woche staatsnahe Internetplattformen. Internetzeiten wurden gesperrt, Polizeipräsenz verstärkt.

Innerhalb der iranischen Führung sei die Machtverteilung immer konzentrierter, so Daragahi.

Es sind die Hardliners, der oberste Führer Ayatollah Khamenei und die Revolutionsgarten. Sie

und die ideologisch motivierten Mitglieder unter ihnen waren ein Teil des Machtapparats,

neben dem Innenministerium und dem Militär. Aber jetzt scheinen sie in viele andere Bereiche

vorgedrungen zu sein. Einen Umbruch im Iran sieht der Journalist Daragahi nicht bevorstehen,

doch die Lage im Land bleibt er ein Jahr nach dem Tod, macht Saminis mehr als angespannt.

Meiner Meinung nach gibt es eine Kluft zwischen der Mehrheit der Bevölkerung im Iran, die der

islamischen Republik müde ist und einer Milenderheit, der es finanziell sehr gut geht. Ich glaube,

bis zu den nächsten Protesten ist es nicht weit.

Zurück nach Österreich, zu einem Stück Sportpolitik, die ins Strafrechtliche abgläten könnte. Kurz vor

der Neuwahl des Vorstandes des österreichischen Olympischen Komitees, kurz ÖOC, sagt eine

Strafe an Zeige gegen den Generalsekretär und das Präsidium für Aufsehen. Laut Recherchen

der Zeit im Will-Zweih und des Standard geht es um den Verdacht der schweren Untreue und

der Beihilfe zur Untreue der ÖOC-Spitze wird vorgeworfen, Vereinsvermögen missbräuchlich

verwendet zu haben. Mehr von Daniel Kulowitz.

Es geht um ein Crowdfunding-Projekt namens I Believe In You. Auf dieser Plattform können

Hobby-Sportler, Nachwuchstalente oder Vereine ihre sportlichen Träume und Ziele präsentieren

und Spenden sammeln. Dieses Projekt läuft seit 2015 und es dürften sich über die Jahre

Schulden angehäuft haben. Das zeigen Protokolle von ÖOC-Sitzungen, die dem ORF vorliegen.

Die Verluste im sechstelligen Bereich sollen dann mit dem Vereinsvermögen des ÖOC ausgeglichen

worden sein und das ohne Zustimmung, so der Vorwurf von Volker Zackmann, Anwalt der ÖOC-Mitglieder

in der ZIP2. Die Entscheidung den Schaden zu übernehmen oder die Verluste abzudecken

hätte jedenfalls meines Erachtens in die Hauptfachsammlung gebracht werden müssen.

Die ÖOC-Mitglieder sollen um insgesamt 416.000 Euro geschädigt worden sein und sie haben

nun Strafanzeige eingebracht, namentlich gegen den ÖOC-Generalsekretär und Geschäftsführer

der Plattform Peter Menel und gegen das ÖOC-Präsidium. Die Beschuldigten wollten vorerst keine Stellungnahme

abgeben. Peter Menel lässt über seinen Anwalt wissen, erkenne die Sachverhaltsdarstellung

nicht und weise alle Vorwürfe zurück. Es gilt die Unschuldsvermutung.

Viel Weltpolitik haben wir heute schon berichtet. Jetzt, könnte ich sagen, gibt es gleich

viel Weltpolitik und ihre Folgen zu sehen, aber geht ja nicht, weil Radio daher so. In

der Wiener Galerie Westlicht ist wieder eine Auswahl der weltbesten Pressefotos des Jahres

zu sehen. David Baldinger bringt uns seine Eindrücke zu Gehör.

75 Menschen hat der spanische Fotoschannelist César Desfu-Liebegleitheit über Jahre. Kennengelernt

hat er sie auf Hohe See im Mittelmeer 2016 auf einem Boot, das Flüchtlinge vor dem Ertrinken

rettete, nur wenige Meilen von Libyen entfernt.

Es war in der Boot, die die ganze Gruppe von Libyen rescued hat.

In der Galerie Westlicht wird die Geschichte von Alfa erzählt. Desfu-Lie zeichnet die 16

Stationen seiner Odyssee von Mamu, in Guinea, nach Carovinho, im Süden Italiens nach. Vom

Leben als Student zum Alltag eines Erntehelvers.

Der Fotograf kommt seinem Subjekt nahe wie sonst kaum. Er fotografiert in der Intimität

des persönlichsten Lebensbereichs.

Der aktuelle Jury-Vorsitzende Brent Lewis, Bildschirfter New York Times, legte besonderen Wert auf

ungeschönte Fotos, so Kuratorin Julia Kosakiewicz.

Schonungslos ist auch der Blick von Evgeni Maloletka. Sein Bild, Belagerung von Maria

Uphol, ist einer von vier Gewinnern. Auf einer Trage schleppten da fünf Männer eine hochschwangere

Frau aus einer zerbombtenen Bindungsklinik. Kurz darauf wird das Baby, gezauft auf den

Namen Miron Frieden, tut geboren, auch die Mutter stirbt. Dieses Gewinnerfoto habe

alle, so nach die Jury gesucht habe, Dränglichkeit, eine Geschichte und konkrete Folgen. Hier

die Errichtung eines humanitären Korridors.

Nach Kritik wegen einer zu Eurozentrierten Perspektive hat sich in der aktuellen 66.

Ausgabe die Zusammensetzung der Jury geändert. Vier Frauen und drei Männer sollten ab

nun Diversität garantieren. In der Preisverleihung werden in Zukunft auch Dimensionen wie Geschlecht

und Herkunft stärker mit einbezogen, so die Kuratorin. Über 60.000 Einreichungen hat

das Heuer aus insgesamt 127 Ländern gegeben. Ein Zeichen dafür, dass die Marke, World Press

und das Voto ungebrochen funktioniert. Gerade in Zeiten des ungezügelten Bilderrausches

auf Plattformen wie TikTok oder Instagram, braucht er als Fotoschanalismus, der zur Reflektion

anregt, zu César des Foulets. Und 120 dieser ausgezeichneten Augenöffner gibt es im Westlich

zu sehen. Mit Bildern ist im Radio so eine Sache nicht, aber mit Musik. Da sind wir

vorne dabei. Beispielsweise jetzt mit dem Auftrag zum heurigen Jubiläumsprogramm der

Volksoper. Heute Abend wird Salome von Richard Strauss gegeben. Marie-Louise Bischofsberger

Bondier reaktiviert die Inszenierung ihres Mannes Lügg von den Salzburger Festspielen

aus dem Jahr 1992. Judith Hoffmann war bei einer Probe.

Wie ein vorlautes, aufmüppiges Kind, tenzelt Salome um den geheimnisvollen Propheten

Jochana an, den ihr Stiefvater Herodes im Kärker gefangen hält.

Nach der kränkenden Zurückweisung eilt Salome weiter zu Herodes.

Sie willigt ein, für ihn zu tanzen, wenn er ja dafür einen grausamen Wunsch erfüllt.

Lügg Bondi hat seine legendäre Salzburger Festspielinszenierung 1992 als intensives

Kammerspiel in nur einem verwinkelten Raum angelegt, der die archaischen Steinmauern

mit der Feindesjägel-Architektur verbindet. Der Abgang zur Höhle des Propheten ist wie ein

Krater ins Fischkrettpaket geschlagen.

Dieser Meteorit, der da reingeschlagen hat in diesen Palast und daraus ergibt sich eigentlich,

dass man nie weiß, ist man in einem Innen- oder Außenraum.

Sagt die Dramaturgin, Autorin und Regisseurin Marie-Louise Bischof Berger Bondi.

Die Witwe des 2015 verstorbenen Künstlers hat das Werk schon einmal 2007 neu einstudiert,

eine Ausnahme, wie sie betont.

Weil ich fand, dass diese Inszenierung einfach überdauert, die Zeit.

Bischof Berger Bondi's neu einstudierung baut wie das Original auf akkurate, fast

choreografierte Schauspielregie und ein ebenso exaktes Farb- und Lichtkonzept.

Je nachdem, wen sie gerade umgarnt, nimmt Salomes Kleid die Rotthöne der Königsrobe

oder das kalte Nachtblau von Jochana Ranske warned an.

Marie-Louise Bischof Berger Bondi.

Lück sagte, eigentlich muss man verstehen können in einer Stunde 40 Minuten,

wie eine Frau zu killeren wird.

Also war der Ausgangspunkt für ihn nicht eine Famfata,

sondern Ausgangspunkt war ein unschuldiges Mädchen,

das durch dieses Begehren, das durch dieses Umfeld, in dem es lebt,

eigentlich den Eltern über den Kopf wächst.

Und daraus hat ein Familien-Triller geschaffen.

An der Volksoper dirigiert der scheidende Chef-Dirigent Oma Mehe-Welber

die Fassung der Wiener Erstaufführung.

Reich instrumentiert, wechselt die Musik zwischen opulentem Klangteppich

und ergänzendem Kommentar der Randlung.

Am Ende soll die Prinzessin bekommen, was sie trotzig verlangt,

doch spätestens, als ihre satte Genugtuung in leise Schwermut umschlägt,

wird klar, wie teuer sie diesen Triumph bezahlen muss.

Und wie sehr diese Inszenierung auch heute noch mitreißen kann.

Von der Salome an der Volksoper zu unserem Nachrichtenüberblick

mit Otto Trenacher.

Die Ukraine hat bei Angriffen im Schwarzen Meer nach eigenen Angaben

zwei russische Patrouillenbote beschädigt.

Auf der besetzten Halbinsel Krim soll ein Flugabwehrsystem zerstört worden sein.

Kiev hat zuletzt seine Angriffe in der Schwarzmehr-Region verstärkt,

um die russische Seeblockade zu brechen.

Außerdem werde um drei Dörfer, südlich der Stadtbach-Mut,

im Donbass hart gekämpft.

Für den Militäranalysten Franz-Stefan Gadi sind die jüngsten ukrainischen Angriffe

Teil einer Gesamtstrategie der Abnützung,

wie er im Ü1-Morgenschonal-Interviews sagt.

Dieser sollten nicht überbewertet werden, meint Gadi.

Nach der Flutkatastrophe in Libyen steigt die Zahl der Todesopfer weiter.

Die Hilfsorganisation Roter Halbmond spricht von 11.300 Toten in der Hafenstadt Darnar.

Befürchtet werden aber bis zu 20.000 Todesopfer.

Das Nothilfebüro der UNO ruft zu sofort Hilfen in der Höhe von rund 67 Millionen Euro auf.

Insgesamt dürften rund 900.000 Menschen direkt von den folgenden Überflutungen betroffen sein.

Die von der Regierung geplante Pensionsschutzklausel im nächsten Jahr

ist der Arbeiterkammer zu wenig.

Sie fordert die Klausel bis 2025.

Sie soll verhindern, dass Menschen ihren Pensionsantritt vorziehen,

um den drohenden Wertverlust von etwa 8 Prozent zu entgegen.

Das Wetter, einiges an Sonne, anfangs aber stellenweise Nebel oder Hochnebeln

am Nachmittag ein paar Quellwolken, aber nur vereinzelt Schauer.

Höchstwerte, 18 bis 26 Grad.

Danke, Herr Tutrenacher.

Das war's aufs Erste.

Mit dem Morgenschonal um acht analysieren wir dann die Leitzinserhöhung der EZB

und die Folgen für Kreditnehmer und Wirtschaft.

Das geht weiter in diesen Freitag mit Musik von Georg Matthias Mann.

Schön, dass Sie mit uns aufstehen.

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