Ö1 Journale: Morgenjournal um 7 (15.04.2023)

ORF Ö1 ORF Ö1 4/15/23 - Episode Page - 34m - PDF Transcript

Schiefer. Es ist sieben Uhr.

Ö1. Morgenjournal.

Samstag der 15. April. Guten Morgen.

In Frankreich hat die umstrittene Pensionsreform die letzte Hürde genommen.

Der Verfassungsrat hat die Eckpunkte der Reform bestätigt.

In Spanien wird jetzt in einem staatlich geförderten Probelauf die Vier-Tage-Woche getestet.

Auch in Österreich wird derzeit über eine Verkürzung der Arbeitszeit diskutiert.

Für den burgenländischen Landeshauptmann Hans-Peter Droskozil von der SPÖ

ist eine Erhöhung der Mindestlöhne derzeit aber wichtiger.

In den USA bleibt die Waffenlobis sehr einflussreich.

Das zeigt sich wieder einmal bei der Tagung der NRA an diesem Wochenende.

Und die europäische Wirtschaft hat es aktuell gleich mit drei Herausforderungen zu tun.

Das ist die wenig ermutigende Botschaft bei der Tagung des internationalen Währungsfonds in Washington.

Die Wetteraussichten hat Simon Kulldorfer.

Der dritte sehr nasse Tag in Folge steht bevor.

Zu den aktuellen Meldungen der Landeshauptstädte.

In Vorarlberg starten wir mit etwas Sonne. Meist ist das Amstag aber verregnet und kalt.

Durchgehend regnet es vom Salzburger Flachgau bis zum Burgenland.

Die Schneevergrenze steigt auf 700 bis 1200 Meter.

Auf dem Bergen fallen bis zu 20 Zentimeter Neuschnee und die Lawinengefahr ist teils groß.

Die Höchsthärte liegen bei teils Lebhaft im Westwind zwischen 3 und 13 Grad.

Morgen Sonntag gibt es etwas öfter kleine Sonnenfenster.

Wieder aber überwiegend die Wolken und von Vorarlberg bis Oberösterreich gibt es einige,

sonst einzelne Regenschauer.

Das grüne Licht des Verfassungsrats für die umstrittene Pensionsreform kommt nicht ganz unerwartet.

Aber die Entscheidung hat wieder Proteste in Frankreich ausgelöst, die bis in die Nacht hinein gedauert haben.

Der Verfassungsrat hat also die Kernpunkte der Reform als verfassungskonform beurteilt.

Und das bedeutet, dass das Pensionsantrittsalter auf 64 Jahre angehoben werden kann.

Aus Paris Cornelia Primos.

Zum Verfassungsrat im Zentrum von Paris steuern die Demonstranten mitten in der Nacht.

Die Polizei versucht, sie daran zu hindern.

Zumal für diesen sensiblen Ort bis heute früh ein Kundgebungsverbot gilt.

Schließlich war es der Verfassungsrat, der die Pensionsreform in ihren Kernpunkten als verfassungskonform beurteilt.

Die Gegner, wie die Lehrerin Oredi de Vandell, verbergen ihre Enttäuschung nicht.

Wir hatten schon eine gewisse Hoffnung, das ist ein Drama.

Bisher waren die Leute sehr geduldig und friedlich.

Wenn jetzt die Gewalt zunehmend ist, ist das nur die Reaktion auf die politische Gewalt dieser Entscheidung.

Trotzig weigert sich Krankenpfleger Olivier Kermas die Entscheidung des Verfassungsrates zu akzeptieren.

Wir wären uns seit drei Monaten, der Verfassungsrat hat keine Bedeutung.

Wir zwingen die Reform mit weiteren Protesten in die Knie.

Etwas vorsichtiger äußern sich hingegen die Gewerkschaftspitzen.

Die neue Generalsekretärin der linken Gewerkschaft CGT Sophie Binet

will zwar den Widerstand aufrecht erhalten, doch anstatt neuerlich zum landesweiten Protest aufzurufen,

wie es in den vergangenen Monaten regelmäßig der Fall war, beschränkt man sich auf einen Maiaufmarsch.

Wir sind weiterhin fest entschlossen.

Drei Monate haben wir gestreikt und mobilisiert und jetzt rufen alle Gewerkschaften

erstmals in der Nachkriegszeit zum gemeinsamen Maiaufmarsch auf, um die Reform zu Fall zu bringen.

Denn die größte Gewerkschaft, die moderate CFTT, fügt sich der Entscheidung des Verfassungsrates,

wie ihr Generalsekretär Laurent Berger, in den Hauptnachrichten von DFA Zähne Knirschend erklärt.

Es gibt Institutionen in dieser Republik, die Entscheidung des Verfassungsrates setzt sich durch.

Präsident Emmanuel Macron will noch an diesem Wochenende das Gesetz zur Pensionsreform unterzeichnen.

Für den Verfassungsrechtler Benjamin Morel von der Pariser Universität Bantein Assas

hat sich Macron jedoch nur scheinbar durchgesetzt.

Die Gegner haben die Streikschlacht verloren.

Emmanuel Macron aber hat die Schlacht in den Meinungsumfragen und seine Mehrheit im Parlament verloren.

Er kann eigentlich nicht mehr regieren. Der Präsident mag stark erscheinen, aber viel Macht hat er nicht mehr.

Seine verbleibende Macht wird der Präsident nun dafür aufbringen müssen, die Wut zu linden und das Land zu versöhnen.

Berichtet Cornelia Primosh.

In Österreich wird derzeit über das Thema kürzere Arbeitszeiten diskutiert. In Spanien ist man schon einen großen Schritt weiter.

Dort wird jetzt die Viertagewoche bei voller Bezahlung getestet.

In einem staatlich geförderten Probelauf sollen auch Industriebetriebe Erfahrungen damit sammeln.

In sechs Monaten soll dann ein Gesetz vorliegen, um die Viertagewoche umzusetzen.

Das ist zumindest der Plan.

Mit 200.000 Euro pro Betrieb will die Regierung im Madrid kleine und mittlere Unternehmen zu einem Probelauf mit der Viertagewoche anregen.

Um an dem geförderten Test teilnehmen zu können, muss mindestens ein Viertel der Beschäftigten ein Zehntel weniger arbeiten.

Nur so sei ein auch sagekräftige Ergebnisse zu erwarten, wobei die Frage, ob die Produktivität trotz der eingesparten Arbeitsstunden gehalten werden kann, im Mittelpunkt steht.

Die Förderungen in der Höhe von 9,6 Millionen Euro sollen zur Teilnahme in dem Versuch anregen und mögliche Einnahmenverduste für die Unternehmen abfangen.

Bisher findet man die Viertagewoche vor allem bei Dienstleistungsunternehmen, die während der Pandemie mit dem Homeoffice gute Erfahrungen gemacht hatten.

Daniela Ferrer ist Geschäftsführerin in einer Kommunikationsagentur, in der die über 20 Angestellten der Be- und Informationskampagnen für ihre Kunden produzieren.

Am Anfang hatten wir unsere Zweifel und setzten sogar eine Kommission ein, die die Umstellung begleiten sollte.

Wir waren besorgt darüber, wie sich die kürzere Arbeitszeit auf unsere Kunden auswirken würde.

Aber wir haben festgestellt, dass unsere Arbeit effizienter geworden ist.

Bei gleichbleibender Produktion weniger Zeit am Arbeitsplatz zu verbringen, das ideale Szenario für die erfolgreiche Einführung der Viertagewoche.

Der Vorsitzende der Gewerkschaft UHT, Pepe Alvarez, spricht von Studien, die eine Erhöhung der Leistung an vier Arbeitstagen nachgewiesen hätten.

In den Industriebetrieben gibt es diese Erfahrungswerte noch nicht. Daher liegt der Schwerpunkt der geförderten Viertagewoche bei Unternehmen,

die anhand der hergestellten Werkstücke über Reproduktivität Auskunft geben können.

Santiago Zamora ist Geschäftsführer eines metallverarbeitenden Betriebs.

Wir werden mehr Personal einstellen müssen, aber am Arbeitsmarkt fehlt es an qualifizierten Personal.

Der Mangel an ausgebildeten Fachkräften könnte zum größten Hindernis für die erfolgreiche Einführung der Viertagewoche werden.

Spaniens fremden Verkehrsbetriebe beklagten schon während der Osterfeiertage, dass viele Stellen umbesetzt blieben.

Mit Blick auf die Urlaubszeit wird sich die Lage weiter verschärfen.

Aber auch in der industriellen Fertigung oder der Installation von Photovoltaikanlagen, die zurzeit besonders gefragt sind,

stellt das Fehlen von ausgebildeten Arbeitskräften die Unternehmen für ein großes Problem.

Dabei verzeichnet Spanien mit rund 12,8 Prozent die höchste Arbeitslosenquote innerhalb der Europäischen Union.

In der Diskussion um die Viertagewoche hat sich in Österreich zuletzt Andreas Babler eindeutig posicioniert.

Der 30-Kirchner Bürgermeister ist ja in das Rennen um die SPÖ-Parteilführung eingestiegen

und er will die 32-Stunden-Woche schrittweise einführen.

Einer seiner beiden Konkurrenten ist der burgenländische Landeshauptmann Hans-Peter Doskozil.

Für ihn ist die Erhöhung der Mindestlöhne derzeit wichtiger als die 32-Stunden-Woche.

Mir geht es nicht darum, und das sollte es auch nicht der Gewerkschaft gehen, wie wir den Mindestlohn erreichen.

Gesetzlich oder kollektiv vertragsrechtlich, das ist mir nicht wichtig.

Für mich ist am Ende des Tages wichtig, dass er kommt. Das muss ja das Ziel sein.

Warum sind Sie als Sozialdemokrat gegen die 32-Stunden-Woche?

Das ist ja eine der Hauptforderungen Ihres Konkurrenten Andreas Babler.

Schauen Sie, unsere Aufgabe ist es dafür zu sorgen, dass Sie mit dem, was Sie verdienen, auskommen.

Daher ist der Druck, da eingehen zu richten, dass wir die Mindestlöhne raufbringen.

Wir können schon über Arbeitszeitverkürzung reden.

Aber erst dann zu einem Zeitpunkt, wenn die Löhne so entwickelt sind, dass man davon leben kann.

Das ist aus der Witter wichtigste Aspekt für mich.

Sagt der burgenländische Landeshauptmann Hans-Peter Doskozil im Gespräch mit Klaus Wehpuffer.

Das ausführliche Interview hören Sie dann im Mittagsjournal.

Damit gehen wir in die USA, wo gestern der 21-Jahre-Alte Jack Tejera offiziell angeklagt worden ist.

Er hat geheime Dokumente auf einer Plattform für Videospieler gepostet

und sich damit den Vorwurf der unbefugten Aufbewahrung und Weitergabe

von geheimen nationalen Verteidigungsinformationen eingehandelt.

Fabio Polly über die Details, die aus den Gerichtsakten ersichtlich wurden.

Jack Tejera hatte als Mitglied der Nationalgarde in Massachusetts

ab 2021 die Berechtigung, streng geheime Unterlagen anzusehen,

eine sogenannte Top Secret Clearance.

Diese Freigabe hat er offenbar ausgenützt

und zunächst Abschriften von Geheimdokumenten ab Dezember 22

in einem kleineren Chatkreis zu veröffentlichen.

Warum er das getan hat, ist allerdings unklar.

Aus den Gerichtsakten geht hervor, dass er laut einem der Chat-Teilnehmerbefürchtete

bei seinen Abschriften im Dienst entdeckt zu werden

und deshalb Dokumente mit nach Hause nahm, um sie zu fotografieren

und dann online zu stellen.

Zumindest einige dieser Dokumente waren als Top Secret gekennzeichnet,

also als streng geheim.

Die Nachforschungen der Bundespolizei FBI haben auch ergeben,

dass Tejera am 6. April, dem Tag als die Veröffentlichung der Dokumente

geauflog, auf seinem Dienstcomputer nach dem Wort League, also Datenlex suchte.

Vermutlich wollte er wissen, ob ihm die Behörden schon auf den Fersen waren.

Tatsächlich kam ihm das FBI durch eine bezahlte Internetrechnung auf die Spur

und konnte ihn so identifizieren.

Wird er in allen Anklagepunkten verurteilt,

könnte das 15 Jahre Haft für Tejera bedeuten.

Die Waffengewalt bleibt in den USA ein riesiges Problem.

Erst diese Woche hat ein Mann in einer Bank in Kentucky fünf Menschen erschossen.

In der Diskussion um strengere Waffengesetze bewegt sich dennoch wenig.

Der Widerstand der Republikaner ist groß

und diese stehen wiederum unter dem Einfluss der Waffenlobby NRA.

Das lässt sich an diesem Wochenende wieder gut beobachten,

denn da hält die NRA ihre Jahrestagung ab.

Berichtet aus den USA, Christoph Kohl.

Über 12.000 Menschen sind laut dem Gun Violence Archive

alleine dieses Jahr in den USA bereits durch Schusswaffen ums Leben gekommen.

Die Lösung dieses Problems seien mehr Waffen nicht weniger.

So sind das zumindest viele bei der Jahrestagung der Waffenlobby-Organisation NRA in Indianapolis.

Denn um die Waffengewalt in den Griff zu bekommen,

braucht es einfach nur mehr Good guys with guns,

also gute Leute mit Waffen um die Bösen aufzuhalten, zum Beispiel auch in Schulen.

Damit die Waffengesetze in den USA möglichst lasch bleiben,

investiert die NRA seit Jahrzehnten dutzende Millionen Dollar in politische Kampagnen.

Politikern, die strengere Gesetze wollen, droht der Vorsitzende der NRA,

Wayne LaPierre und verholen.

Waffenhassende Politiker sollen stets fürchten,

was diese Organisation und ihre Millionen Mitglieder ihrer Karriere antun können.

So ist es kein Wunder, dass all jene Republikaner,

die sich Hoffnungen auf den Job als nächster US-Präsident oder Präsidentin machen,

sich hier einstellig eingeben.

Von der ehemaligen UNO-Botschafterin Nikki Haley über Florida's Gouverneur Ron DeSantis

und ex-Vize-Präsident Mike Pence

sind zu Donald Trump, der sich als größter Freund der Waffenfans präsentiert.

Die Botschaft ist dabei immer dieselbe, Waffen bedeuten Freiheit und Freiheit bedeutet, Waffen tragen zu dürfen.

Schuld an den vielen Erschossenen im Landsein, die Demokraten, die zu Lasch gegen Kriminelle vorgehen,

nicht die laschen Waffengesetze.

Statt gefährlicher Mörder einzusperren, verdrehen sie das Gesetz,

um konservative wie mich zu verfolgen, erklärt Donald Trump.

Die potenziellen Präsidentschaftskandidaten der Republikaner bieten den Waffenliebhabern,

was diese hören wollen.

Wir werden dieser liberalen Einmischlaust in Waffengeschäften und aus eurem Leben rausschmeißen.

Er ruft Mike Pence der Menge zu, denn er, wie seine Partei in seinen Konkurrenten,

wissen, dass der Weg zur Nominierung als offizieller Kandidat, Kandidat in der Republikaner

über die NRA und die Stimmen ihrer Mitglieder führt.

Daran ändert auch die Tatsache nichts, dass es Heuer in den USA bereits 155 Massenschießerein gegeben hat.

Wir bleiben noch in den USA gehen, aber in die Hauptstadt Washington,

dort hält der Internationale Währungsfonds gerade seine Frühjahrstagung ab.

Und dabei dreht sich derzeit viel um die europäische Wirtschaft.

Sie habe es gleich mit drei Herausforderungen zu tun, heißt es da.

Und die Aussichten sind dabei nicht besonders rosig, berichtet aus Washington, NKP.

Wirtschaftlicher der Europa im Winter das Schlimmste, die totale Rezession vermieden,

sagt Alfred Kammer, der Direktor der Europaabteilung des Internationalen Währungsfonds.

Europe avoided an all out recession this winter and showed resilience.

Trotz all der Widerstandsfähigkeit sind die Perspektiven aber nicht rosig.

Das Wachstum schwächt sich laut IVF-Prognose ab.

In den europäischen Industriestaaten wird das Bruttoinlandsprodukt dieses Jahr nur noch um 0,7 Prozent zulegen.

Die Wirtschaft in Europa stehe vor einer dreifachen Herausforderung, sagt Alfred Kammer.

Es gelte jetzt, die Inflation zu bekämpfen, den Aufschwung zu stützen und die Finanzstabilität zu sichern.

It is facing a triple challenge. Defeat inflation, sustain the recovery and safeguard financial stability.

Als Problem Nummer eins für den Kontinent bezeichnet der IVF die hartnäckige und beharliche Inflation.

Im Kampf gegen die steigenden Preise müsse die Europäische Zentralbank bei der nächsten Zinssitzung im Mai

einen weiteren kräftigen Zinsschritt setzen, sagt auch Österreichs Nationalbankchef Robert Holzmann.

So wichtig die Informationen haben, würde ich erwarten, dass wir sicherlich die Zinsen erhöhen.

Und wie viel? 25, 50? Das ist noch eine teile Diskussion.

Aus jetziger Sicht spreche die Hartnäckigkeit der Inflation eher für eine Erhöhung des Leitzinses um 50 Basispunkte,

sprich 0,5 Prozentpunkte, sagt Holzmann.

Steile Zinserhöhungen haben zuletzt aber auch Probleme im Bankensektor mitverantwortet.

Stichwort pleite das Silicon Valley Bank.

Auf der IVF Aufsichtsbehörden dazu auf, die Auswirkungen höherer Zinssätze auf die bilanzende Banken zu prüfen

und diese einem Stresstest unterziehen.

Supervisors should continue to take stock of the implications of higher interest rates on financial institutions balance sheets

and stress test them.

Die heimischen Banken seien hier gut aufgestellt, versichert Nationalbankchef Robert Holzmann.

Österreich hat seit der letzten großen Krise, also 2008, 2009, das Einkapital in ein hohen Maß erhöht dabei.

Österreich hat einen sehr hohen Anteil an versicherten Einlagen, so dass von der Seite kein Risiko droht.

Die Risiken für die Finanzstabilität einzudämmen ist doch deshalb so wichtig,

weil die Dinge ganz schnell noch viel komplizierter werden könnten,

während IVF Europa-Direktor Alfred Kammer.

Angespannte Arbeitsmärkte ein, biederanstiegte Energiepreise oder eine zunehmende geopolitische Fragmentierung könnten laut IVF sowohl ein geringeres Wachstum,

als auch eine noch höhere Inflation, zur Folge haben.

Die EU und die südamerikanischen Mercosur-Länder Argentinien, Brasilien, Paraguay und Uruguay, das ist schon eine lange Geschichte.

Seit 25 Jahren will man ein Handlersabkommen umsetzen und seit vier Jahren gibt es eigentlich auch eine grundsätzliche Einigung.

Besonders die europäische Industrie macht Druck, damit der Freihandelspakt noch heuer beschlossen wird.

Aber es gibt eben auch Widerstand und der kommt neben der Landwirtschaft auch von Umweltschutzorganisationen. Volker Obermeyer.

Veraltet, naturfeindlich, klimaschädlich, in ihrem Befund zum geplanten EU-Mercosurabkommen sind sich die Organisationen einig.

Der Pakt forciere den Handel mit Gütern, die per se schlecht für die Umwelt sein,

etwa Rindfleisch für das weitere Regenwaldflächen gerodert würden und aus Europa,

in der EU bereits verbotene Pestizide oder Autos mit Verbrennermotoren.

Im Abkommen gäbe es keine Nachhaltigkeitsgedanken, kritisiert etwa Sebastian Teising-Martei von Greenpeace.

Es müsse in seiner derzeitigen Form zum Altpapier.

Es braucht, wenn man mit dem Mercosur ein Handelsabkommen machen will, ein zurück an den Staat und wirklich ein Abkommen,

das von Anfang an Umweltaspekte gleichwertig mit ökonomischen Aspekten berücksichtigt.

Ergänzung ein etwa im Bereich Umweltschutz und Nachhaltigkeit fallen für die Kritiker in die Kategorie ungenögend und wertlos.

Die vier Staaten des Mercosur haben bereits das Pariser Klimaschutzabkommen ratifiziert.

Der Abschluss des Pakts würde in diesem Punkt keinen Zusatznutzen bringen.

Verstöße gegen Auflang hätten weiterhin keine Konsequenzen.

Es fehle jeder, Druck sichern Standards zu halten.

Resumiert David Walsch von ATAG.

Da wird auch kein Durchsetzungsmechanismus für Menschenrechte, für Umweltschutz geschaffen,

keine harten Sanktionsmöglichkeiten.

Das ist sozusagen in dem Sinn Greenwashing, weil man zwar Absichten reinschreibt,

aber inhaltlich wirklich nichts verändert.

Es brauche stärkere regionale Wirtschaftskreisläufe fordert Walsch,

also das Gegenteil dessen, was gerade in Brüssel verhandelt wird,

schon allein um die CO2-Belastung durch den transatlantischen Waren-Austausch zu verkleinern.

Wo man nicht Export- und Profitinteressen der Konzerne ins Zentrum stellt,

sondern im Interessen von Mensch und Umwelt, nachhaltigen Handel,

komplementären Handel auch, den Austausch dort, wo es sinnvoll und nötig ist,

aber nicht sozusagen ein sinnloses Mehr-Anhandel, um Profitler zu maximieren.

Ein klares Nein kommt von Attac und Greenpeace zur Variante,

lediglich den wirtschaftlichen Teil des Abkommels zu beschließen

und den politischen auf Eis zu liegen.

Dann bräuchte es nur eine Mehrheit im EU-Parlament

und eine qualifizierte Mehrheit im Rat der EU.

Ein Nein etwa im österreichischen Parlament wäre wirkungslos, Sebastian Teising.

Aus unserer Sicht ist das ein antidemokratischer Trick.

Man möchte einfach, um das Ergebnis zu bekommen bei der Abstimmung,

was man sich wünscht, die Abstimmungsregeln ändern.

Und das legen wir so natürlich ab.

Nicht nur der Greenpeace-Experte fordert die Regierung auf,

sich in Brüssel dafür stark zu machen,

dass beim geplanten EU-Merkursurabkommen

die Einstimmigkeit im Rat gewährleistet bleibt

und damit auch die Ratifizierung durch die nationalen Parlamente.

Schwere Vorwürfe gegen das Außenministerium

und die österreichische Botschaft in Teheran erhebt ein österreichisch-iranisches Ehepaar.

Die beiden Männer haben in Österreich geheiratet.

Im Iran könnte aber bei der Beantragung eines österreichischen Besucher Visums

für den iranischen Teil der Familie die Homosexualität des Pares offengelegt worden sein.

Und im Iran steht darauf die Todesstrafe, berichtet Jürgen Pettinger.

Um Repressalien gegen die Familie im Iran zu vermeiden,

will das Paar anonym bleiben.

Der österreicher IT-Unternehmer, sein iranischer Ehemann,

Facharzt für Augenheilkunde.

Er lebt und arbeitet seit Jahren in der EU,

um wieder in seine alte Heimat einreisen,

muss er damit rechnen verhaftet und gehängt zu werden.

Es ist natürlich eine sehr schlechte Situation.

Wenn eine von meinen Eltern z.B. krank wird

oder wenn etwas passiert, dass ich dringend dort hin muss,

oder habe ich keine Alternative, es gibt keine Möglichkeit.

Und ich kann mein Land, mein Zukunft in meinem Land und alles, was ich hatte,

muss ich jetzt alles vergessen.

Das alles nur, weil er seine iranischen Eltern bei der Hochzeit dabei haben wollte.

Die österreichische Botschaft in Teheran nimmt Visa-Anträge nicht selbst entgegen,

sondern hat das an eine externe Firma ausgelagert.

Britisiert der österreichische Ehemann des Arztes.

Sowohl meine Schwegerin als auch mein Schwiegervater

wurden dort von einem iranischen Mitarbeiter zur Beziehung von meinem Partner und mir befragt.

Es ist ein völliges Umding.

Und in Wirklichkeit ist es uns erst danach so aufgefallen,

wie der Schwiegervater uns angerufen hat und gesagt,

du kannst nie mehr in den Iran.

Das Außenministerium in Wien weist jede Schuld von sich.

Nach Bekanntwerden der Vorwürfe habe man sofort eine Untersuchung eingeleitet,

heißt es in einer schriftlichen Stellungnahme.

Es wurden keine Unregelmäßigkeiten und keine Verletzung der Verschwiegenheitspflicht festgestellt.

Auf Nachfrage, ob der iranische Arzt weiterhin sicher seine Eltern im Iran besuchen könne,

heißt es allerdings, dass darüber keine Auskunft gemacht werden könne.

Ausprobieren will es das Paar verständlicherweise nicht.

Regelmäßig werden schwule Männer im Iran hingerichtet.

Offiziell wissen wir natürlich nicht, weil sie wollen auch nichts sagen.

Wir wissen, dass Passe aufkommen, nicht rein, sonst bringen wir die um.

Aber wenn sie wollen, dann sagen, ja, da habe ich deine Heiratsurkunde,

dann ist das offiziell bestätigt, dass du schon wohl bist

und dann musst du auch laut Gesetz auch bestraft werden.

Das ist auf einmal tolle Strafe, ist nicht ganz kleinere Risiko.

Schon im Vorfeld hatte das Paar Bedenken wegen des Visa-Antrags geäußert.

Aus der österreichischen Botschaft hieß es dazu damals nur, Zitat,

wenn gleich uns die Problematik im Iran bewusst ist, sehen wir nichts,

worüber sie besorgt sein müssten.

Wir werden das Visa-Verfahren ihrer Schwiegereltern wie jedes andere behandeln.

Genau das sei das Problem, kritisiert der Neos-Nationalrats-abgeordnete

Janik Shetty, der wegen des Falles eine parlamentarische Anfrage

an den Außenminister eingebracht hat.

Dass in einem Büro mit iranischen Mitarbeitern auf iranischen Boden dort,

wo iranisches Recht gilt, diese Befragung durchgeführt wurde

zur sexuellen Orientierung ihres Sohnes, das halten wir für grob fahrlässig.

Auch die Volksanwaltschaft hat in dem Fall grobe Verfehlungen festgestellt.

In Ländern wie dem Iran sollten der zensible Visa-Anträge nicht mehr ausgelagert werden,

lautet die Empfehlung an das Außenministerium.

Das österreichisch-iranische Ehepaar fordert die Behörden zu mehr Achtsamkeit auf.

In vielen Ländern würden Homosexuelle immer noch brutal verfolgt.

Die Performance-Künstlerin Stephanie Surreal präsentiert ab morgen Abend

ihre neueste Produktion in Wien.

Die Künstlerin beschäftigt sich immer wieder mit Themen wie Rassismus

und Verendlichkeit in ihrer Arbeit.

Auch jetzt bei der englischsprachigen Performance New Endings.

Auch Übergriffserfahrungen aus dem Alltag sind in die Arbeit eingeflossen.

Mehr von Julia Salender.

Keine neue Anfänge, sondern neue, alternative Enden für unangenehme Situationen

will die Performance-Künstlerin Stephanie Surreal mit ihrem jüngsten Stück New Endings wagen.

Es sind in diesem Stück in erster Linie Situationen und Geschichten,

die eine gewaltvolle Erfahrung mit sich gebracht haben oder bringen,

die auch immer wieder passieren, die in dem Fall zu tun haben mit Rassismus,

mit Transphobia.

Also Dinge, die wir in dem Stück jetzt hineinbringen,

aber nie zu dem Punkt kommen, wo dann die ganze Geschichte erzählt wird.

Und egal, ob die Geschichten dabei in Krems, Salzburg oder Wien,

am Spielplatz im Restaurant oder von einem Club stattfinden.

In der Realität sind sie immer schlecht ausgegangen.

Ich meine, das kennen wir alle.

In diesen Situationen ist eine Person dann oft überfordert,

geht raus und denkt sich im Nachhinein,

ach Gott, hätte ich doch das gemacht oder das getan,

warum ist mir das nicht eingefallen.

Und in dem Stück geht das.

Wir können die Zeit zurückdrehen und die Geschichten so enden lassen, wie wir wollen.

So Stephanie Surial, die sich immer wieder mit Fragen zu Rassismus,

Kolonialismus, Transphobie und Vorurteilen auseinandersetzt,

eben auch motiviert durch Erlebnisse von ihr und ihren Mitwirkenden.

People of Color, die sich zudem als Non-Binary oder Queer identifizieren.

Dabei ist ja aber eines wichtig.

Es geht nicht um uns, sondern wie können wir diese Geschichten so weiterführen,

dass Leute im Publikum auch absolut was davon haben

und dass auch wir ein Werkzeugkasten mitnehmen können,

nach Hause sozusagen oder auf die Straße oder woher noch immer,

um Fantasie als ein total starkes, mächtiges Werkzeug einzusetzen.

Die Erzählung teilen sich die Performanten auf der Bühne auch auf,

machen sie so zu einer Geschichte, die alle betrifft.

Geteilte Autorinnenschaft zwischen Stephanie Surial,

Hioli und Faris Kuchika-Sache spielte auch in der Stückentwicklung eine Rolle.

Wir haben alle drei einen Beginn geschrieben,

innerhalb von fünf Minuten, der Wecker hat dann geleutet.

Dann haben wir diese Anfänge weitergeschoben, den Mittelteil geschrieben

und so entstand dann auch das Ende.

Das heißt, es war dann sofort nicht mehr die eigene Geschichte.

Erweitert wird dieser Text in der Performance von Animationen im Stil eines Comics,

die auf drei Leinwänden zu sehen sind.

Zudem steckt auch viel Humor in New Endings,

eine wichtige Strategie im Umgang mit negativen Erfahrungen,

wie beispielsweise rassistischen Vermietern.

Der Humor ist ein ganz, ganz starkes, mächtiges Werkzeug- und Stilmittel.

Und auch Theater ist da, um futuristisch zu denken

und fiktiv oder science-fictionmäßig zu denken,

was nämlich sehr wohl auch sehr aktivistisch ist und politisch wichtig ist.

Das heißt, das sind Mini-Steine, die die Zukunft, finde ich, auch ändern können.

So die Performance-Künstlerin über ihren Zugang in New Endings.

Ihr Humorvoller Blick in die Zukunft ist ab heute Abend im Brot Nordwest zu sehen.

Eine Oper und ein Ballett an nur einem Abend, das geht,

und zwar nicht getrennt voneinander, sondern in einer gemeinsamen Geschichte.

Das Salzburger Landestheater hatte dieselbe Idee, wie zu Beginn der Saison

bereits die Wiener Volksoper und bringt mit der Kurzoper Jolante

und dem Ballett der Nussknacker zwei Kompositionen Tchaikovskis auf der Bühne zusammen.

Durchaus naheliegend schließlich sind diese beiden Werke auch 1892 am selben Abend

zur Uraufführung gekommen, Nicole Brunner berichtet.

Komponiert hat Peter Ilyich Tchaikovski diese beiden Werke zwei Jahre vor seinem Tod.

Der Opern-Einakter Jolante kam bei der Uraufführung besser beim Publikum an

als das Ballett der Nussknacker. Heute stammen die Hits eindeutig aus dem Ballett.

Die zum Leben erwachenden Spielzeuge werden in diese Inszenierung von Thomas Mika

zum Bestandteil einer Traumwelt der Jolante.

Eine Doppelgeschichte, die dann eben die Jolantewelt erklärt

und andersrum die Jolantewelt, die Nussknackerwelt erklärt.

Jolante ist eine blinde Prinzessin, die aber nicht weiß, dass sie blind ist.

Am Schluss der Geschichte wird sie zwar sehen können, davor aber erwachen in ihrem Traum

viele unterschiedliche Figuren eben auch der Nussknacker.

Und diese Welt taucht das Publikum ein. Thomas Mika?

Es wird immer einer blinden Person unterstellt, nicht sehen zu sein,

obwohl jede blinde Person eine Vorstellungswelt hat.

Reich an Bildern, das versuchen wir hier halt zu zeigen mit dem Nussknacker

und dass Jolante ihren Liebhaber mit in ihre blinde Welt nimmt und ihn sehen macht.

Farblos scheint, die Bühne und die Kostüme zu sein, alles ist in Grau- und Weistönen gehalten,

außer wenn sich Jolante in ihre eigene Welt zurückzieht.

Viel Farbe bringt dafür die Mischung aus Opa und Ballett.

Choreograph Reginaldo Oliveira kennt das Ballett natürlich auch aus

eigener Tänzer-Erfahrung und ist sehr glücklich hier eine völlig neue Erzählweise

zu entwerfen für ein Ballett, das sehr viele Menschen kennen.

Auch der musikalische Leiter Leslie Suganandarajah, der das Mozartéum

Orchester Salzburg dirigiert, entdeckt parallel inzwischen Opa und Ballett.

Weil die Stücke sind märchenhaft, Jolante würde ich sogar noch ein Stück weitergehen,

das ist schon fast religiös, also man hat schon eine mystische Note

und die Arbeit war inspirierend.

Die Übergänge von der Opa zum Ballett und wieder zurück sind geschickt gelöst

und verweben die beiden Geschichten wunderbar miteinander,

auch wenn die unterschiedlichen Teile gut zu erkennen sind.

Das Salzburger Landestheater bietet hier eine Möglichkeit,

Tchaikovsky's letzte Opa wieder neu zu entdecken

und sein letztes Ballett mit neuestem

Auge zu sehen.

Und die Meldungen hat jetzt Marta Georgiew.

In Frankreich kann die umstrittene Pensionsreform nun ab September in Kraft treten.

Präsident Macron hat den Gesetzestext unterzeichnet,

teilte die Regierung so eben mit.

Das Pensionsantrittsalter steigt damit von 62 auf 64 Jahre.

Gestern hatte auch der Verfassungsrat die Reform gebildet.

In vielen Städten haben sich daraufhin wieder Tausende Menschen

zu Protesten versammelt.

In den Städten zu Ausschreitungen, Mülltonnen, Elektroskuter

und auch eine Polizeistation wurden in Brand gesteckt.

Mehr als 100 Personen wurden festgenommen.

In Russland können Männer ab sofort leichter in den Krieg

gegen die Ukraine eingezogen werden.

Kremlchef Ladimir Putin hat ein Gesetz unterzeichnet,

wonach ein Berufungsbescheide auch elektronisch zugestellt werden können.

Bisher mussten sie persönlich überreicht werden.

Eine mögliche neue Mobilmachung für den Krieg dementiert der Kreml aber.

In Slowiansk im Osten der Ukraine sind bei russischen Raketenangriffen

auf Wohnhäuser mindestens 9 Menschen getötet und 21 verletzt worden.

Unter den Toten soll nach Angaben der Rettungsdienste

auch ein zweijähriges Kind sein.

In den Trümmern wird nach Überlebenden gesucht.

Ab Mai wird es für ältere Personen in Österreich einfacher,

einen Kredit zu bekommen.

Der Bundesrat hat entsprechende Änderungen des Immobilienkreditgesetzes angenommen.

Demnach können Darlene künftig auch vergeben werden,

wenn die Laufzeit des Kredits die durchschnittliche Lebenserwartung übersteigt.

In Japan ist während eines Wahlkampfauftrittes von Regierungschef Fumio Kishida

eine Rauchbombe explodiert.

Kishida sei unverletzt geblieben und sei in Sicherheit gebracht worden,

berichten japanische Medien.

Ein Mann wurde festgenommen, Neres ist noch nicht bekannt.

Die chinesische Video-App TikTok ist im US-Bundestadt Montana künftig verboten.

Das Parlament in der Hauptstadt Helena hat mit 54-43 Stimmen

für das erste Totalverbot von TikTok gestimmt.

Die App steht unter Verdacht,

Nutzerdaten an die chinesische Führung weiterzugeben.

Der Betreiberkonzern ByteDance bestreitet das.

Weil er König Charles mit Eiern beworfen hatte,

muss ein britischer Student jetzt 100 Stunden gemeinnützige Arbeit verrichten.

Ein Gericht in York hat den 23-jährigen wegen bedrohlichen Verhaltens

für schuldig befunden.

Er hatte im November fünf Eier in Richtung des Königs geworfen

und die nur ganz knapp verfehlt.

Die Begründung des Mannes,

er habe sich gegen die Gewalt des britischen Staates wehren wollen.

Und nun ein Blick auf das Wetter.

Es bleibt trüb und nass.

Am meisten Regen gibt es von Salzburg bis zum Burgenland.

Im Westen und Süden kann es zeitweise auch trocken bleiben.

Die Höchstwerte liegen zwischen 3 und 13 Grad.

Danke, Marta Georgiev. Das war das Morgen schon.

Um 7 Uhr melden wir uns wieder um 8 Uhr.

Und jetzt ist wieder Leonards Reiher am Wort.

Wir wünschen einen angemen Start in das Wochenende

mit Musik von Domenico Scalati.

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