NZZ Akzent: Marokko: Die Toten vom Atlasgebirge

NZZ – täglich ein Stück Welt NZZ – täglich ein Stück Welt 9/13/23 - Episode Page - 18m - PDF Transcript

Ich war in Berut, ich bin in der Nacht von Freitag auf Samstag, bin ich von einer Reportagereise

aus Kuwait zurückgekommen ganz spät und bin dann ins Bett gegangen und am nächsten

Morgen bin ich aufgewacht und dann war mein Handy voll mit Videos, mit Nachrichten und

ich habe dann gesehen, was da passiert ist, es kamen die ersten Zahlen von Toten rein und

von Zerstörung. Und das war in dem Moment natürlich ein Schock. Dann habe ich am Samstag

früh dann auch schon gleich mit der Redaktion gesprochen und wir haben dann relativ schnell

beschlossen, dass ich versuchen werde, gemeinsam mit Dominik Nadim Fotografen nach Marokko zu reisen,

um eben zu versuchen aus den Betroffenen Gegenden zu berichten. Und ja, jetzt bin ich hier in

Marrakesch und ich war am Montag oben in den Bergen des Atlas, also in der Region, wo das

Epizentrum des Erdbebens lag und wenn man da hochfährt und das sieht, die Zerstörung und das Leid,

dann wird einem vor allem eines bewusst, nämlich wie sehr die Menschen dort zum Teil ganz auf sich

alleine gestellt sind. Über 2000 Tote hat das Erdbeben vom Wochenende in Marokko gefordert und

noch immer warten die Menschen auf Hilfe, schildert unser Korrespondent Daniel Böhm, der ins Katastrophengebiet

gereist ist. Ich bin David Vogel. Also Daniel, du bist nach Marrakesch geflogen. Wie muss ich mir

dann jetzt die Stadt vorstellen? Ja, Marrakesch war ja die Stadt, aus der man am meisten Bilder

gesehen hat, ganz am Anfang der Katastrophe. Es ist eine wichtige Stadt in Marokko, historisches

Erbe, UNESCO-Kulturerbe war einmal die Hauptstadt des Landes. Wir sind dann sofort in die Innenstadt

gefahren, als wir gelandet sind und man hat natürlich Schäden gesehen, ein Minaret auf einem

der wichtigen Plätze ist zusammengefallen, manche Gebäude waren beschädigt, die Leute haben viel

erzählt von Panik, davon, dass sie rausgerannt sind und auf den Straßen und Plätzen übernachtet

haben. Aber was mich eigentlich erstaunt hat, war, dass in der Stadt auch schon wieder eine ziemliche

Normalität geherrscht hat. Auf dem berühmten Marktplatz der Hauptattraktion, da waren Touristen

unterwegs, sie haben Fotos gemacht, sogar die Marktstände, die da immer sind, wo Suppen verkauft

werden, die haben wieder offen gehabt, da haben die Leute ihre Stände wieder aufgebaut. Es herrschte

so eine Art seltsame Normalität und auch die Schäden selber waren zum Teil schon weggeräumt und

der Stadt hat man eigentlich auf den ersten Blick überhaupt nicht angesehen, dass sie eine

Katastrophe stattgefunden haben. Also will man da irgendwie die Realität so schnell wie möglich

weg haben, also quasi unter dem Motto, das Leben muss irgendwie weitergehen für die Touristen? Ja,

natürlich ist es nicht nur wegen den Touristen, es ist vor allem auch wegen den Marokkanern selber.

Der Tourismus ist ja die wichtigste Einnahmequelle der Stadt. 10 Millionen Touristen kommen nach

Marrakesch im Jahr und die Stadt hat unter der Pandemie schon gelitten damals und viele Besitzer

von Restaurants und Hotels, die sind angewiesen darauf, dass die Touristen da bleiben und sie sind

auch froh, dass viele geblieben sind. Gleichzeitig gibt es aber auch eine große Solidarität in der

Stadt. Vor den Spitälern, da bilden sich lange Schlangen, weil Leute Blutspenden, die Leute bringen

Sachspenden für die betroffenen Menschen in den Bergen, denn alle wissen, dass die eigentlich

schlimmen Ortets der Störungen nicht in Marrakesch selber sind, sondern eben oben in den kleinen

Dörfern im Atlasgebirge, südlich der Stadt, wo mit Abstand die meisten Opfer zu beklagen sind.

Und genau da fährst du hin? Ja genau, ich bin dann nach Adous gefahren. Das ist ein entlegenes,

bitterarmes Dorf hoch oben im Atlasgebirge. Das ist so ungefähr eine Stunde weg, ein bisschen südlich

von Marrakesch, aber das ist eine komplett andere Welt. Also man fährt da langsam in die Berge

hoch, die Straßen werden immer enger. Die Kulisse ist malerisch, ist wunderschön, also man hat

sattgrüne Täler unten, Kagegebirge oben, da hinten gehen diese Gipfel des Atlas hoch und dann

bis man eben an das Ende dieses Tals kommt und dann, was man sieht, das erschüttert einem. Denn

Adous, dieses kleine Dorf, das eben da am Hang liegt, ist eigentlich nur noch ein Friedhof,

voller Geröll und Staub. Kein einziges Haus hat dieses Erdbeben überstanden. Das ist einfach eine

einzige Apokalypse. Das ist so wie wenn eine Faust vom Himmel auf das Land niedergegangen ist. So hat

ein Bewohner dann beschrieben, als wir da angekommen sind, das liegt so einen Geruch von Tod und

Verwesung, so ein süßiger Geruch, liegt in der Luft und das ganze Dorf ist einfach eine

einzige Trümmerhalte.

Siehst du denn überhaupt noch Menschen dort, wenn du anstattest?

Ja, also wir sind ja unten angekommen im Tal, da waren Überlebende, die sich da unten gesammelt

haben und dann sind wir hoch gelaufen in das Dorf, weil die Straße war ja blockiert wegen

Erdrutsch. Uns ja hoch gelaufen und da in diesem Trümmerhalten haben wir dann tatsächlich Menschen

gesehen, mit Spitzhacken und Schaufeln waren die da und auch mit bloßen Händen und haben in

diesen Trümmerhaufen gegraben, entschlossen und verzweifelt zugleich.

Mit den Händen?

Ja genau, zum Teil mit den Händen. Die hatten Werkzeug, aber wie auch mit den bloßen Händen,

die waren halt voll von oben bis unten mit Staub und haben da sich durchgearbeitet. Manche hatten

irgendwie ein paar Tücher vom Mund oder ein paar Masken, die man jetzt zur Corona-Zeit kennt,

aber das war echt so, ohne Hilfsmittel standen, die hat auf diesen Trümmer drum, ist ja gefährlich

auch. Das kann ja sich alles immer noch bewegen. Ich bin dann hingegangen und wir haben dann mit

diesen Leuten gesprochen, es waren alles Amersig, also Berber aus dieser Region, die aus dem Dorf waren

und da waren eben dann auch zwei Männer, zwei Brüder, die gemeinsam mit den anderen Leuten

aus dem Dorf ihren Vater gesucht haben. Der Mann hieß Said und ist der 60, war auch ein Bauer,

die alle hier und seit mehr als zwei Tagen verschüttet. Der liegt unter den Trümmern. Die Chancen,

dass er noch lebt, sind zu diesem Zeitpunkt verschwinden klein, aber die Männer und die

Söhne wollen ihn unbedingt finden und machen deshalb weiter. Aber bekommen sie denn da keine Hilfe?

Also siehst du denn keine Organisationen oder marokanische Regierung, die dort ist? Als wir da

hochgefahren sind, hat man Hilfe gesehen und in den Städten am Rand der Berge, da war Hilfe da,

aber als wir in das Dorf kamen, waren Dominic Nase, der Fotograf und ich, wir waren die ersten

Journalisten, die da durchgekommen sind. Die Straße war fast unpassierbar. Dass wir dahin kamen, waren

Helfer da, aber das waren alles Privatpersonen. Da war zum Beispiel mit Floristin aus Casablanca,

die mit einem Van hergefahren ist. Da waren Elixil Marokane aus Belgien, ein Bauarbeiter,

der mit seinem eigenen Auto vollgestopft mit Medikamenten, Wasser und Lebensmittel daraus

gefahren ist. Da waren noch ein paar andere Leute, ein Typ aus England, die versucht haben, was zu

machen und die versucht haben, da Hilfe herzukriegen. Zumindest das ist Minimum. Und diesen Leuten

sind die Überlebenden, die eben unten im Tal saßen von den Frauen und Kindern, sind denen regelrecht

entgegen gerannt und haben zum Teil weinend sie gebeten, was zu machen. Aber habe ich dich richtig

verstanden, das sind alles private Leute, die irgendwie verbunden sind mit dem Dorf, aber

offizielle Hilfe, wo bleibt die? Ja, es waren fast alles private Leute, die offizielle Hilfe in

diesen Bergdorfern, zumindest da, wo wir waren, war bisher keine angekommen. Das haben uns auch die

Bewohner gesagt. Ich glaube, das hat sicher auch damit zu tun, dass natürlich dieses Erdbeben

Marokko extrem überfordert hat, sehr eine riesige Katastrophe, schwierig die Ressourcen zusammen zu

bekommen. Was aber vor allem auch ein großes Problem ist, ist natürlich, dass diese Dörfer so

abgelegen sind. Man muss sich vorstellen, das ist wie wenn wir in der Schweiz wären und statt den

schönen Straßen, die wir kennen, die da in Serpetin hochgehen, muss man über den Feldweg

hochfahren. Und diese Feldwege sind jetzt zum Teil voll mit Steinen. Man kommt da kaum hin, es gibt

zum Teil kein Handynetz, es gibt keinen Strom, die Leute können nicht mal auf sich aufmerksam

machen. Wir haben dann gesehen, dass auf den größeren Straßen Trucks unterwegs waren, wir haben

auch Helikopter gesehen, die bei uns hingeflogen sind, aber viele, viele Orte sind bis heute noch

nicht erreichbar und das ist wirklich schwer. Und dann kommt noch eine andere Komponente hinzu und

das ist halt die sozioeconomische. Dort oben die Menschen, die im Atlasgebirge leben, das sind

ja wie ich gesagt habe, vor allem Amazik, das sind Berber. Einerseits wurde die Berbekultur, die

sie dort sehr stark pflegen, lange Zeit in den 60er und 70er Jahren in Marokko, diskriminiert, was sich

jetzt zumindest offiziell geändert hat. Aber gerade diese Leute oben in den Bergen im Atlas sind halt

immer noch sehr, sehr arm. Das heißt, man sieht, dass die Leute leben von Subsistenzwirtschaft, die

Häuser sind schlecht, nichts ist erbleben sicher gebaut, viele Leute haben keine Arbeit, es gibt

kaum Infrastruktur, ganz anders als etwa in Marrakesch, was nur eine Stunde weit entfernt ist.

Und das zeigt, wie tief gespalten Marokko eben ist zwischen diesem modernen Marokko, wo sich ganz

viele Dinge in letzter Zeit auch wirtschaftlich entwickelt hat und diesen Berggegenden, wo es

wirklich bitterer Armut herrscht. Aber das heißt doch, diese beiden Brüder, die jetzt nach ihrem

Vater suchen, die sind irgendwie alleine auf sich gestellt? Ja eben nicht ganz, weil in diesen

Dörfern herrscht dann trotzdem eine tiefe Solidarität, die Menschen helfen sich gegenseitig,

sie packen miteinander an und versuchen irgendwie, irgendwie einander zu helfen. Aber das Problem ist

natürlich, sie haben keine Maschinen, sie haben keine Suchhunde, sie arbeiten nur mit den Händen

und dazu ist es so, am Ende des Tages kam dann irgendwann die ersten Helfer, professionellen

Helfer ran, aber da war es natürlich viel zu spät. Das ist ja mittlerweile drei Tage und wer immer

unter Schutz liegt, ist zu einem zu Zeitpunkt verfügt vermutlich schon tot. Entsprechend war

auch die Verzweiflung, die Müdigkeit so unten im Tal, waren eben diese Frauen und Kinder, die da

im Freien geschlafen haben und völlig verzweifelt waren. Und die Brüder? Die arbeiten halt immer

weiter, den ganzen Tag machen auch kaum Pause, trinken nur ein bisschen Wasser und ein bisschen

Milch zwischendurch mal und irgendwann am späten Nachmittag finden sie dann tatsächlich unter

dem ganzen Schutt ein leblosen Körper und ziehen aus den Trümmern raus und das ist dann

tatsächlich Said, der Vater und sie hüllen diesen Leichnamen in eine Decke und in dem Moment

an dem eben der Tote gefunden wurde, erhalten alle inne und rufen alle Aqbah, aller ist groß und

sie tun das wirklich sehr still und leise, wie ich somit blicken dabei zum Himmel. Also sehr

Schicksalsergebung? Ja, ich glaube halt in der Region, also dort im Atlasgebirge, wie oft halt

in abgelegenen Regionen, die auch immer noch konservativer sind, sind die Leute halt immer

noch sehr gottverbunden und sehen vieles als Schicksal an und sind gottesfürchtig und das

hat sich ja auch damit zu tun, dass sie eben ein schwieriges und hartes Leben haben. Ich meine,

diese Menschen leben mit der Erde von der Natur, sie haben paar Tiere und ich glaube, dass das

halt auch dazu führt, dass man wahrscheinlich auch dann diesen Kraft im Glauben findet.

Wissen das eigentlich für dich? Ich meine, du hast ja schon sehr vieles gesehen, du hast

vorher gesagt, du bist eben aus Kuwait zurückgekommen, du lebst in Beirut, das ist ja auch kein

einfaches Pflaster und jetzt bist du in diesem Dorf abgelegen im Atlasgebirge und bist irgendwie

gezwungen, das einfach zu beobachten. Ja, es ist natürlich ja schon eine Liste hat, wenn man

dort hinkommt, weil man berichtet darüber, man sieht aber wie diese Leute notleiden und sie fragen

einem oft auch, ja kannst du mir helfen, kannst du dies und das tun und wir haben natürlich auch in

unser Auto und wir haben Masse Wasser mitgenommen, ein bisschen nötige Sachen zu verteilen, aber man

kann dann bis zu einem gewissen Grad auch nichts machen und es ist einfach auch brutal, wenn man das

sieht. Und ja, man erlebt das immer wieder und was halt so bleibt, sind halt einfach diese zwei

Dinge einerseits, dass halt das menschliche Leid egal wo man ist immer gleich ist und immer gleich

berührend und schlimm und auf der anderen Art, dass aber auch in diesen ganz schlimmen Momenten

noch immer sehr berührende Momente der Solidarität gibt und halt wo Leute Sachen machen und anpacken.

Also als ich das gesehen habe eben mit diesen ganzen Männern, die da zwei Tage nachher immer noch

arbeiten, arbeiten, arbeiten, das ist schon auch wirklich beeindruckend.

Aber eben sie waren alleine und Hilfe aus dem Ausland, wo bleibt die?

Also es gibt Hilfe aus dem Ausland, die haben zum Beispiel spanische Hilfsorganisationen gesehen,

die unten an den Bergen Zelte aufgebaut haben. Es boten ja auch zahlreiche Länder den Marokkanern

Hilfe an, aber die Regierung hat eben nur ausgewählte Angebote angenommen, also unter anderem

Katar, Jordanien, Tunisien. Bergungstruppen kamen aus Spanien, den Vereinigten Emiraten und Großbritannien,

aber andere Länder zum Beispiel Frankreich, die ehemalige Protektoratsmacht in Marokko hat keine

Genehmigung erhalten, obwohl die Franzosen das auch umgeboten haben und daran zeigt sich halt

natürlich, dass das auch eben solche Dinge wie Hilfe mittlerweile eine politische Komponente haben,

Marokko und Frankreich hatten politische Probleme in den letzten Jahren. Es ist schwer zu sagen,

ob das jetzt nur daran liegt oder ob es auch andere Gründe hat, aber es wirkt zumindest in die

Richtung und das zeigt halt mittlerweile, wie kompliziert das geworden ist. Das ist vielleicht

ein bisschen salopp formuliert, aber das geht ja schlussendlich dann auch auf Kosten von Saïd,

also dem 60-jährigen Bauern dessen Söhne nach ihm suchen. Ja, das ist schwierig zu sagen,

weil ob es gereicht hätte mit international Hilfe, kann ich nicht sagen, ist wirklich sehr,

sehr, sehr schwierig und man darf eben auch nicht vergessen, dass diese Landstriche und diese

Dörfer, ich habe gesagt, so abgelegen sind, dass es für jedes Hilfsteam extrem, extrem schwierig

ist, dort vorzudringen und den Leuten rechtzeitig Hilfe zu bringen. Von dem her ist es schwer,

Schuldigkeiten zu verteilen, das ist ja auch etwas, was die Marokkaner, also bisher noch nicht

machen. Ich habe das nicht erlebt, dass sich die Leute aufgeregt haben. Alle haben sich damit

beschäftigt, extrem solidarisch zu sein, aneinander extrem zu helfen. Das ist wirklich beeindruckend.

Aber sicher, für viele Opfer, die noch lebend unter den Trümmer lagen, kam die Hilfe zu spät und

ist sie jetzt zu spät. Aber was sich eben dann trotzdem zeigt, ist selbst, wenn es zu spät ist,

geben die Leute eben nicht auf und versuchen ihre Angehörigen zu finden. Und das war ja auch bei

den Söhnen von Saïd, die ihren Vater eben aus den Trümmern ziehen wollten, um ihn so schnell

wie möglich zu beerdigen, was ja die islamische Religion auch so verlangt. Erlebst du das noch?

Ja, also die nehmen dann diesen Leichnamen und sie hüllen ihn in eine Artuch und legen

ihn von einer Holztüre, von einem das ist ein Störtengebäude. Und dann geben diese Männer,

die dieses Staub überdeckten, verschwitzt, müde aussehenden Männer packen diesen Leichnamen

auf ihre Schultern und tragen ihn wie zu einem letzten Geleiht durch dieses komplett zerstörte

Dorf durch. Sie müssen also mit dem Leichnamen über diese Trümmerberge rüber gehen und dabei

singen sie Fers aus dem Koran. Und zuvor gehen eben dann die beiden Söhne von Saïd voran. Und

die sehen müde aus, sind traurig aus, aber ich habe niemanden gesehen, der dort geweint hat. Und

dann gehen die ein bisschen die Straße runter und plötzlich halten sie an, schweigen, beten und

legen dann den Leichnamen in ein Grab, das dort hastig ausgehoben wurde. Und dieses Grab liegt

neben der Straße zwischen dem Dorf und dem Talboden und dort wird seiteben beerdigt. Neben all den

anderen Opfern des Erdbebens, es waren 33 bisher und Saïd ist die Nummer 34. Das ist wirklich

sehr bewegend, was du erzählst und es entstehen gleich Bilder im Kopf. Was geht dir denn nachher

durch den Kopf, als du nachher wieder ins Auto steigst und nur diese Stunde dann zurückfährst

nach Marrakech? Ja, ich meine ehrlich gesagt, das sind ja Dinge, die man da sieht. Das ist oftmals in

dem Moment extrem schwer wirklich zu verarbeiten. Ich glaube, dass man solche Sachen oft auch nicht

versteht, weil diese Fragen mit Leben und Tod und den Verlust, den diese Leute erlitten haben,

das lässt sich weder in Worte fassen, noch wahrscheinlich wirklich verstehen. Und meistens wenn

man nach Hause fährt, als ich dann zurückgefahren bin, spürt man vor allem etwas, das ist halt auch

einfach bis zum Wissengrad eine tiefe Erschöpfung. Liebe Daniel, vielen Dank für deine

Beschreibungen. Du bist gerade in Marrakech, spartfliegst du wieder nach Hause, nach Beirut. Gute Reise,

pass auf dich auf. Ja, tschüss und danke dir auch. Das war unser Akzent. Produzentin dieser Folge

ist Marlen Oehler. Ich bin David Vogel, bis bald.

Machine-generated transcript that may contain inaccuracies.

In den abgeschiedenen Dörfern des marokkanischen Atlasgebirges sind die Menschen nach dem schweren Erdbeben sich selbst überlassen. Im Podcast erzählt Nahost-Korrespondent Daniel Böhm von seiner Reise in das komplett zerstörte Bergdorf Aduz. Er schildert, wie Hinterbliebene mit blossen Händen nach Verschütteten suchen, weil die Hilfe auf sich warten lässt.

Host: David Vogel

Produzentin: Marlen Oehler

Weitere Informationen zum Thema: www.nzz.ch/international/nach-dem-erdbeben-herrscht-in-marrakesch-eine-seltsame-normalitaet-ld.1755568?reduced=true¨

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