Verbrechen: Maddie und die Gespenster

ZEIT ONLINE ZEIT ONLINE 5/16/23 - Episode Page - 42m - PDF Transcript

Liebe Zuhörerinnen, liebe Zuhörer, ganz herzlich willkommen zu einer neuen Folge unseres Podcasts

Zeit Verbrechen. Wir sitzen im Büro von Sabine Rückert. Mein Name ist Andreas Sänker und Sabine

wer zu uns vordrängen will. Das sollten wir vielleicht an dieser Stelle mal sagen, weil es

gibt viele Menschen, die sich bei uns melden auf Verbrechen hinweisen, auf Verbrecher hinweisen.

Ja, wir kriegen wahnsinnig viel Post, aber ich kriege auch sehr viel Post. Da heißt es,

liebe Frau Rückert, ich habe irgendwie versucht, ihre Adresse rauszukriegen. Ich versuche es jetzt

mal hier. Wahrscheinlich wird es sie nicht erreichen, aber ich habe folgendes Anliegen. Und

dann kommt das Anliegen von dem, die Absenderin oder der Absender glauben, dass sie mich niemals

erreichen. Manchmal kriege ich auch Briefe, weil es heißt, ich weiß ihre Mailadresse nicht.

Na, es ist jetzt nicht so schwer uns zu erreichen, weil wir stehen ja im Impressum und es gibt auch

eine Mailadresse über die Leserbriefe. Da kommen auch übrigens viele anschreiben. Aber trotzdem wer

uns jetzt direkt an Verbrechen erreichen will, ganz viele Leute schreiben uns ja, weil sie

irgendwelche persönliche Sachen haben oder weil sie irgendeinen Fall haben, mit dem sie was zu tun

haben oder so. Oder weil sie beide zum Opfer geworden wären, weil sie zu einem Serienmörder

ins Auto gestiegen sind. Ja, das haben wir auch erlebt. Der kann uns unter verbrechen

adzeit.de erreichen. Verbrechen adzeit.de. Genau. Das Verbrechen über, dass wir

Häuse sprechen, ist schon länger her. Es geht um wahrscheinlich einen der berühmtesten Fälle

einer Kindesentfüge. Ihr könnt es gar nicht sagen, eines Verschwinden eines Kindes. Es

geht um Madeleine Beth MacCann. Am 12. Mai 2003 wurde sie geboren in Großbritannien. Am 3. Mai

2007 ist sie aus einer Ferienwohnung in Praia da Luz an der Portugiesischen Algarve

verschwunden. Fast vierjährig ist sie da gewesen. Und vor ein paar Wochen kam eine Meldung. Ich habe

dann irgendwie im Internet aufgeschnabt, dass sich jetzt eine junge Frau gemeldet haben soll. Die

sagt, ich bin die Verschleppte Madeleine. Endlich will ich es der Welt sagen. Und daraufhin habe

ich eine Künze angerufen, meine Kriminalreporterin der Zeit und Nachfolgerin. Und die hat sofort

gesagt, das mache ich. Das schaue ich mir mal an, diese Figur. Und ist losgestürmt. Und heute ist

sie unser Gast hier. Das habe ich in der Tat. Hallo, liebe Salmine, liebe Andreas. Julia W. 21,

ziemlich aktiv auf Instagram, wo sie viel postet. Und unter anderem am 14. Februar 2023. Ich brauche

einen DNA-Test und muss Kontakt mit Maddies Eltern haben. Genau, das war der erste Post,

Andreas, den du davor gelesen hast. Du hast Kontakt mit ihr aufgenommen. Ich habe Kontakt mit ihr

aufgenommen, aber besucht hat sie meine Kollegin Sophie Rebmann, die in Polen ist und dankenswerterweise

alles hat stehen und liegen lassen und als einzige Journalistin tatsächlich empfangen wurde von der

Julia W. Also die Julia ist eine Polin. Die Julia ist eine Polin und vielleicht können wir noch mal

ein bisschen erzählen, wie sie überhaupt viral gegangen ist. So heißt das ja. Also sie setzt

diesen ersten Post-Up, alles spielt auf Instagram. Das ist eine reine Instagram-Geschichte von dieser

Julia W. Und dort setzt sie diesen Post-Up und postet dann immer wieder zum Beispiel Kindheitsbilder

von sich und auch von Madeleine MacKenn. Und sagt dann so, ja, schaut mal, hier ist doch eine

Ähnlichkeit. Da ist doch eine Ähnlichkeit. Die Gesichtsform ist ähnlich. Dann hatte ja Madeleine

MacKenn, hatte ja so einen ganz prägnanten Fleck auf der Iris und da postet sie dann immer mehr

Fotos von sich. Also diese Julia W. von ihre Iris und sagt, ja, da gibt es doch auch einen Fleck.

Der ist vielleicht ein bisschen schwer zu erkennen, aber der ist in Kindertagen stärker gewesen und

der könnte ja im Laufe der Jahre verblasst sein. Vielleicht hat es ja auch ein Optiker entfernen

können, diesen Fleck. So, sie spekuliert. Also sie lässt sich hinreisen zu allen möglichen

Spekulationen und fahndet nach Ähnlichkeiten zwischen sich und Madeleine MacKenn und verlangt

einen DNA-Test von der Familie MacKenn oder von ihren leiblichen Eltern, wo aber beide nicht

zugestimmt haben. Und wie kommt sie darauf, dass sie nicht die Tochter ihrer Eltern ist, sondern

offenbar ein Findelkind? Diese Fantasie haben ja viele. Ich bin eigentlich ein Königskind. Ich wurde

in einem Bastkörbchen angeschwemmt. Diese Idee haben ja viele Leute, die mit ihrer Herkunft nicht

zufrieden sind. Oder ich bin ganz simpel auf der Geburtsstation verwechselt. Genau. So ähnlich

klingt das ja hier auch. Es ist ja ein Märchenmotiv, ne? Sie hat, meine Kolleginnen, Sophie Rebmann

erzählt, sie geht davon aus, dass sie nicht die Julia W. sein kann, als die sie aufgewachsen ist,

weil sie kaum Erinnerungen an ihre frühe Kindheit hat. Also sie kann sich an gar nichts erinnern. Die

Eltern hätten auch immer nur ganz ausweichend geantwortet. Und ihre früheste Kindheitserinnerung,

sein Urlaub am Meer gewesen. Und so ein Urlaub haben natürlich auch die Familie MacKenn

unternommen. Ja, so Unternehmen natürlich, viele Familien, solche Urlaube. Genau. Was hat denn deine

Kollegin erzählt? Wie hat sie überhaupt die Julia angetroffen? Was war das für eine Umgebung? Was

macht die beruflich? Was ist das für eine Frau? Sie hat die Julia W. überfordert angetroffen. Also

die hat die Haustür geöffnet mit dunklen Augenringen, so einem schlapperigen T-Shirt. Sie ist Fahrricht

durch Unterlagen gegangen. Also sie hat meine Kollegin in ihre Wohnung eingeladen. Diese Wohnung

war auch weitgehend unbehaust. Also da fehlten die Möbel, da waren die Türen noch nicht eingebaut. Sie

lebte mit ihrem Freund zusammen. Aber der Freund und sie hatten noch keine Gelegenheit und kein Geld,

diese Wohnung richtig zu bewohnen. Die hausten da sozusagen eher in so einer leeren 13. Wohnung.

Genau, in einem Provisorium, in einem Neubaugebiet einer polnischen Stadt, von der wir nicht verraten

möchten, wo sie liegt. Und der Freund kommt für den gemeinsamen Lebensunterhalt auf. Die Julia

W. hat bis vor kurzem noch Nachhilfe gegeben. Aber jetzt wollten dann die Eltern nicht mehr,

dass sie weiter Nachhilfeunterricht gibt, ihren Kindern, vielleicht auch verständlich. Und sie war

dann zu dem Zeitpunkt, zu dem meine Kollegin sie getroffen hat, wirklich nur noch mit ihrem eigenen

Fall beschäftigt, wie sie das genannt hat. Und vielleicht kann ich ja noch dazu sagen, dass sie

erzählt hat, gepostet hat und auch meine Kollegin erzählt hat, dass sie missbraucht worden sei,

als Kind und als Jugendliche von einem Familienmitglied. Dazu hat sie auch ein Gerichtsurteil

präsentiert. Da konnten wir nicht nachprüfen, ob das echt ist, aber das gab zumindest ein

Dokument, dass der Täter auch verurteilt wurde. Im Foto hat sie das präsentiert, oder? Sie hat

es auch auf Instagram präsentiert, genau. Und sie hat es auch meiner Kollegin in

Screenshot davon geschickt. Und sie sagt, das sei für die Familie durchaus erkennbar gewesen,

dieser Missbrauch. Und ihre leibliche Mutter hätte sowas niemals zugelassen, dass sie missbraucht

wird. Und deswegen ist sie überzeugt, kann die Frau, bei der sie aufgewachsen ist und die sich als

ihre Mutter zu erkennen gegeben hat, niemals ihre echte Mutter sein. Julia W. ist nicht nur

äußerlich sozusagen ein wenig unbehaust. Sie kämpft sehr mit sich selbst. Sie hat psychische

Probleme. Sie hat unter Depressionen gelitten oder tut es noch. Sie hat Essstörungen. Und ich glaube,

es geht so auf einen Klinikaufenthalt zurück, bei dem sie dann so für sich entdeckt hat. Es gibt

diese ganz seltsame große Distanz zu der Familie, in der ich aufgewachsen bin. Da fehlt mir jede

Bindung. Da stimmt irgendetwas nicht. Das war so ihr Verdachtsmoment, der da entstanden ist.

Sie ist ja Anfang 20 und war bereits dreimal stationär untergebracht. Du hast das genannt,

Mobbingerfahrungen, Essstörungen und so weiter, also eine Vielzahl an psychischen Problemen. Und

ihre Familie, die hat sich öffentlich nicht geäußert, aber sie hat auf einer Facebookseite ein Post

abgesetzt, der ihr zugerechnet wird. Diese Facebookseite heißt vermisst seit Jahren auf

Deutsch übersetzt. Und da sagt die Familie, dass es eigentlich selbstverständlich ist, dass Julia

die Tochter, Enkelin Schwester, nicht der und Kusine und Stieftochter ist. Und die Familie,

wenn das stimmt, sagt, wir haben Erinnerungen, wir haben auch Fotos und dass auch Julia diese

Fotos besitzen würde. Aber sie hätte sie eben mitgenommen, zusammen mit ihrer Geburtsurkunde

und zahlreichen Arztbriefen aus dem Krankenhaus. Die Familie, wenn es sie ist, sagt dann weiter,

dass die Julia immer berühmt sein wollte und jetzt endlich Beachtung gefunden habe. Und dann

stellt die Familie eine Frage, die mich glauben lässt, dass es tatsächlich die Familie ist. Und zwar,

was ist denn, wenn die Aufmerksamkeit abflacht? Wie geht es ihr dann? Dann ist sie komplett im

nichts und darüber macht sie sich Sorgen. Apropos Aufmerksamkeit, wie groß ist die Aufmerksamkeit,

die Julia geerntet hat und was hat das alles mit dem Fall Medi zu tun? Vielleicht sagst

einfach auch noch ein bisschen was zu dem berühmten Fall Medi. Da gibt es auch eine,

wie ich finde, nicht besonders gute Netflix dazu mit ein paar Teilen, acht oder so. Man

muss es sich nicht angucken, aber ich finde, dass es eine nicht besonders gelungene Serie ist. Aber

auf jeden Fall kannst du ja vielleicht ein bisschen was zu dem Fall sagen. Also die Aufmerksamkeit,

die Julia Wehe innerhalb von Stunden bekommen hat, ist enorm. Die hatte schon nach kurzer Zeit

über eine Million Follower. Die hat Videos dann gedreht, die drei Millionen Leute teilweise

angeschaut haben. Also wir sagen ja dazu, dass ein Profil viral geht. Das ist bei ihr der Fall

gewesen. Und das liegt ganz sicher daran, dass auch der Fall der Madeleine Macken ein Fall ist,

der wahrscheinlich so viel Aufmerksamkeit erzeugt hat, wie es noch nie bei einem Fall von einem

vermissten Kind war. Also diese Madeleine Macken ist ja verschwunden im Jahr 2007 und die Eltern

haben sofort danach Interviews gegeben, sich der Presse gestellt und haben eine große Suchkampagne

gestartet. Ich glaube auch, dass es daran liegt, die Umstände. Also die Eltern machen Urlaub in

so einer Ferienwohnung, dann gehen sie abends essen mit Freunden. Alle Paare lassen ihre Kinder in

den Ferienwohnungen, schlafen, checken ab und zu nach den Kindern. Ein Paar hat auch ein Babyfunder,

das die Kinder überwachen soll. Das ist natürlich der Albtraum von allen Eltern. Das kann man sich

gar nicht vorstellen, wie schrecklich das ist. Und deswegen glaube ich, dass es da von Anfang an eine

große Empathie gehabt. Also jeder wollte wissen, was ist passiert. Alle haben mitgefiebert und sie

ist ja bis heute nirgendwo aufgetaucht, weder lebend noch als Leiche. Also die Eltern kamen abends

zurück. Sie sind in ein Restaurant gegangen, das in diesem Hotel komplex integriert ist und ist aber

ein paar hundert Meter weg gewesen. Also ein vierjähriges Kind alleinlassen ist natürlich. Mit ihren

Geschwistern sogar noch. Die waren aber noch kleiner. Genau, die hatten noch Zwillinge dabei in ihrem

Zimmer. Und die Eltern waren essen gemeinsam mit Freunden jeden Abend in dem selben Restaurant. Das

ging so einmal um die Ecke. Und die Eltern haben dann gesagt, dass sie und die Freunde so Checkgänge

gemacht haben zu dem Schlafzimmer der Kinder. Also immer ist einer aufgestanden. Die Eltern sagen so

alle 20, 30 Minuten und hat so einen Rundgang gemacht, um die Kinder zu kontrollieren. Und als

die Kate mir kennen, also die Mutter dann einen Rundgang gemacht hat, ist sie aufgefallen, die

Tür ist offen, das Fenster steht auf und Maddie ist nicht da, die Zwillinge schlafen.

Erdgeschosswohnung muss man vielleicht dazu sagen. Apartment. Ich war gerade an der Algarve und es

gibt eine ganze Reihe solcher Ferienanlagen. Man muss sich das so vorstellen wie so gated

Community ist. Die sind mit einem Zaun umgeben. Es gibt ein Tor und da drin gibt es unterschiedliche

bungalows, Häuser. Viele dieser Hotels haben nicht nur ein Restaurant, sondern drei oder vier,

sodass die Gäste sich aussuchen können, wo sie jeweils essen. Und man fühlt sich tatsächlich in

so einer gated Community eigentlich ziemlich sicher an. Da kann nichts passieren. Aber das Zimmer

von Maddie ging auf die Straße raus und zwar nicht gated, sondern es war direkt mit Anschluss

zur Straße. Ja, man konnte von der Straße aus reinsteigen und es hat ja wohl auch jemand gemacht

oder es wurde vorgetäuscht. Es gab ja eine große Verdachtskampagne gegen die Eltern auch. Das

sind Ärzte und man hat vermutet, dass sie um die Kinder rückzuhalten, denen was gegeben haben.

Ein Berührungsmittel, das dann eben falsch dosiert zum Tod der Maddie geführt haben soll und

zur anschließenden Beseitigung der Leiche durch die Eltern. Das hat ja die portugiesische Polizei

sehr lange vermutet. Aber diese Vermutung ist entkräftet. Die ganzen Spuren, die da untersucht

wurden mit Mietwagen und so weiter, das stimmte nicht. Da sind Blutspuren entdeckt worden,

Leichen durch ihre Wohnung, am Leichenhundert angeschlagen. Aber das hat sich nicht stellte sich

raus, dass diese Blutspuren in dem Mietwagen, der erst nachträglich gemietet wurde, also nach dem

Tod jedem hätte gehören können. Also das DNA-Profil hätte sowohl der Maddie gehören können als auch

der Kate, als auch einem von den Zwillingen. Also das ist wirklich entkräftet, muss man auch einmal

klar sagen, dass die Eltern nicht mehr im Zentrum der Ermittlungen stehen. Aber sie sind natürlich

durch die Suchkampagne, die sie selbst entfacht haben, dann auch wirklich regelrecht gejagt worden.

Also dann sind sie nach England ausgereist, nachdem sie von der portugiesischen Polizei da

befragt und als Beschuldigte geführt wurden. Und Journalisten haben vor ihrem Hausstellung

bezogen und mit so riesigen Kameraobjektiven sind denen überall nachgegangen. Das ist wirklich,

also ich stelle mir das echt schrecklich vor, wie die vorgeführt wurden und gejagt wurden.

Ja, aber das gehört natürlich zu diesem Fall ganz besonders dazu. Also die haben eine mediale

Präsenz gehabt, die Eltern auf der Suche nach ihrer Tochter, die gewaltig waren. Und die sind

richtig auf Tournee gegangen durch verschiedene Länder, die waren hier in Deutschland, die haben

sich an Fernsehsender gewonnen, die saßen in Talkshows. Also das war schon ein riesiges Aufwallen,

was da passierte. Das stimmt, die Eltern haben wahnsinnig nach der Tochter gesucht, aber ich

glaube, da muss man sich schon auf fragen, was würde man selbst machen? Würde man selbst nicht

auch Himmel und Hölle in Bewegung setzen und den Papst besuchen, wie es die Eltern zum Beispiel

getan haben, um auf das Verschwinden der Tochter aufmerksam zu machen? Es gibt ja auch immer wieder

Fälle von Kindern, die nach Jahren wieder auftauchen. Und da ist man dann angewiesen auf

Hinweise aus der Bevölkerung. Also uns allen ist ja noch in Erinnerung zum Beispiel Natascha Kampusch

und andere Fälle, wo die entführten Kinder dann nach vielen, vielen Jahren plötzlich wieder auftauchen.

Dann kann man vielleicht nochmal sagen, dass immer wieder auch Verdächtige es tauchten,

dann fanden Tombilder auf, irgendwelche Zeichnungen, neue Zeichnungen, Zeugen wurden wieder und wieder

befragt, dann schließlich von der britischen Polizei. Und jetzt taucht eben die Julia auf,

aus Polen, die sagt, ich bin Madeline MacCann. So, jetzt stellt sich als Allererstes heraus,

die ist anderthalb Jahre älter. Ja, dazu sagt sie, na ja, es wäre ja nur logisch, wenn ich entführt

wurde, dass man meinen Geburtsjahr manipuliert hat. Also dazu hat sie auch eine Erklärung

präsentiert. Es gab aber auch Gesichtserkennungsexperten, die am Anfang gleich gesagt haben, na das ist

schon sehr unwahrscheinlich, dass es sich da um dieselbe Person handelt. Auch wenn die beiden

Mädchen, wenn du dir Kindheitsfotos anschaust, also die sie gepostet hat, sind schon zwei kleine,

blonde Mädchen, da gibt es schon, also man kann schon durchaus den selben Typ erkennen.

Ich habe die Bilder hier vor mir, also Maddie MacCann hat so einen rosa Sonnenschutzhut auf und

umklammert mit kleinen Händen vier Tennisbälle und grinstfreundlich in die Kamera. Daneben das

Bild unserer Julia, weh aus Polen, das ist so ein kleines, ja zartes Mädchen im geblümten T-Shirt.

Also wenn man das sieht, da ist die Julia wahrscheinlich so sieben oder so, das könnte

man schon glauben, dass dies ist. Also ja, es gibt eine gewisse Ähnlichkeit, aber du hast ja schon

gesagt, es gibt forensische Verfahren, es gibt auch Gesichtserkennungsprogramme, also Artificial

Intelligence ist gerade in aller Munde KI, die untersuchen so Proportionen im Gesicht und die

verändern sich halt mit dem Alter sehr typisch und nach einem bestimmten Muster. Also wie weit stehen

die Augen auseinander, wie hoch stehen die Wangenknochen oder solche Sachen. Und da hat das

Programm offenbar sehr eindeutig gesagt, sehr unwahrscheinlich, dass es sich hier um dieselbe

Person handelt. Wie viele Follower hat denn Julia nun durch ihre Offenbarung? Also mittlerweile sind

es jetzt ein bisschen weniger wieder, manche sind jetzt entfolgt, sie hatte zwischenzeitlich über

eine Million Follower und interessant finde ich, wen sie alles auf den Plan gerufen hat. Zum Beispiel

eine Frau mit einer großen Followerzahl, nämlich der von 9 Millionen, Dr. Fia Johansson,

The Persian Medium nennt sie sich, also das persische Medium und die wurde dann schnell so eine Art

Pressesprecherin der Julia W. Sabine, als du mich angerufen hast, hast du gesagt, PR der 3. Art,

das fand ich sehr passend. Und diese, die hast du noch auch gesprochen. Genau, die haben wir auch

kontaktiert und die hat dann in der Nacht, also in unserer Zeit Nacht bei ihr, was natürlich nicht

Nacht, dann doch Zeit für ein zweieinhalb stündiges Video Interview, das wir mit ihr geführt haben,

obwohl sie uns am Anfang gesagt hat, also es ist ja komplett ausgebucht. Alle Medien aus der

ganzen Welt würden ständig mit ihr sprechen, aber sie hat dann doch mit uns geredet über Video. Und

das war wirklich ein denkwürdiges Video. Ja, das wollte sie nicht sagen. Also wir haben versucht

zu detektieren, dass es in Kalifornien gewesen sein muss, haben viele Anhaltspunkte, dass es

Kalifornien sein muss. Sie hat dann auch später die Julia zu sich geholt und dann auch LA genannt,

aber sie hat das nicht gesagt. Also sie will alles verschleiern und so ungefähr wollte sie auch alles

verschleiern, was sie in dem Telefonat gesagt hat, zum Beispiel. Sie würde ganz häufig mit der

Polizei zusammenarbeiten, natürlich auch in diesem Fall. Und immer wenn du danach gefragt hast,

wir haben sie natürlich gefragt, in welchen Fällen haben sie mit der Polizei zusammengearbeitet,

mit wem arbeiten sie genau zusammen, wollte sie nichts sagen, um die Ermittlungen nicht zu gefährden,

weil die Auftraggeber das nicht möchten. Aber sie hätte schon ganz häufig vermisste Personen

gefunden und sie würde spüren, weil sie könne Kontakt zu Lebenden und Toten aufnehmen. Und sie

würde spüren, dass die Medi-Mecann am Leben sei. Und sie hätte ja auch vorausgesagt, dass irgendwann

die wahre Medi sich wieder äußern wird. Und sie hat schon gesagt, sie kann uns nicht sagen, ob

das diese Julia weh sei ohne nicht. Das konnte sie nun nicht. Das finde ich ja interessant. Sie weiß

zwar, wo Tote und Lebende sind, aber das... Ausgerechnet, das konnte sie leider nicht sagen.

Das ist natürlich doof. Und ich möchte euch noch mal kurz erzählen, falls nicht jeder sein Insta

schon offen hat. Diese Frau ist wirklich auch eine Erscheinung. Die nahm Platz in einem hautengen

Hosenanzug, ganz in schwarz, ihre Haare auch so schwarz und sehr ordentlich frisiert und hatte

so ein ganz glattes Gesicht und so ganz dunkel geschminkte Augen. Und ich habe sie dann gefragt,

ja, wie alt sind sie eigentlich? Weil es war wirklich so eine alterslose Frau,

wo man es nicht sagen kann. Und dann hat sie gesagt, sie sei immer noch unter 40, weil sie auch

ihr wahres Alter nicht verraten wollte. Auch das gefährdete Ermittlungen. Kurz nach dem Gespräch

mit der Dr. Fiat Johnson hat meine Kollegin Sophie Rebmann, die Julia weh, besucht. Und die Fiat

Johnson hat dann meine Kollegin im Staccato-Ton etliche Nachrichten geschickt, was es soll,

was sie da macht. Und sie hat ihr dann gesagt, na ja, ich bin übrigens die und die. Wir haben

gestern gesprochen. Und dann hat sie sich auch später entschuldigt, aber sie ist wirklich

durchgedreht. Sie hat auch gesagt, sie hätte on the ground, also dort vor Ort, ein Team von

Leuten, die investigieren würden und die natürlich mit der Polizei zusammenarbeiten würden. Das war

wirklich ein großen Aufwahr, stehen Sie da offenbar. Behauptet hat zu machen. Aber wahrscheinlich

alles schall und rauch, ne? Ja, also ich halte sie für eine Aufschneiderin. Ich glaube nicht,

dass sie mit der Polizei zusammenarbeitet. Ich bezweifle auch stark, dass sie jemals eine

verschwundene oder tote Person gefunden hat. Also man benutzt einen Publikum. Man möchte gerne

ein Publikum haben. Also du hast diesen, als Ausgangspunkt diesen wahnsinnig Aufmerksamkeits

starken Fall. Unfassbare Geschichte. So, dann kommt Julia Weh, die sucht nach Aufmerksamkeit und bekommt

ihre eine Million Follower. Und dann kommt oben drauf Fiat Johnson und sagt, super, also wenn ich

auf Fiat Johnson. Entschuldigung, so viel Zeit muss sein. Und sagt, hey, davon möchte ich was

abhaben von dem Kuchen, von der Aufmerksamkeit. Und sie ist nicht die einzige, die was davon abhaben

will, sondern es gibt noch einen weiteren Hellseer, der sich hier eingeschaltet hat und hier mit sucht

und sehr, sehr prominente Kontakte hat. Und jetzt wird es wirklich interessant, denn das zeigt ja

auch, wie dieses Instagram ein born der Verwirrung und der Desinformation wird. Und jetzt wird es

auf unserem Kanal natürlich. Außer man ist auf dem Kanal von Zeit Verbrechen. Aber ich muss

wirklich sagen, was jetzt kommt, hat mich doch sehr erschüttert. Der Hellseer, der sich der sehr

Michael ohne Lücke dazwischen, also zusammengeschrieben im Internet nennt, ist der 52-Jährige

Michael Schneider. Und als ich ihm geschrieben habe, hat er sofort innerhalb von Sekunden zurückgerufen

und mich gleich vollgelabbert. Er ist gerade bei seiner Freundin in Weimar. Er war gerade mit

seinen Hündinnen spazieren. Er ist ja auch ein bisschen elektrismoxsensibel. Also wirklich ein

Schwall von Geschichten traf mich. Der man sieht, nicht, der sendet. Und er hat auch natürlich

alles erzählt, ungefragt, für wie viele Fälle er schon verantwortlich war, für die Aufklärung. Also

er hat alles Mögliche erzählt und zwischendrin gelang es mir mal rückzufragen, ob er denn eigentlich

hier auch im Fall Mediaktiv ist. Und dann sagt er, oh ja, er arbeitet ganz eng, sagt er mit der

Staatsanwaltschaft Braunschweig zusammen und er hat auch eine Koordinate. Ich kann euch gleich

gerne erzählen, wie er auf die Koordinaten kommt, die er da so spürt. Der Staatsanwaltschaft

Braunschweig gegeben und die Würde der Koordinate ja auch gerne nachgehen, nur leider sei in die

Hände gebunden aufgrund der portugiesischen Kollegen, die diese Koordinate nicht ermitteln

möchten. Wie lautet denn die Koordinate, Andreas? Wie lautet? 37 Grad, 9 Minuten, 45 Sekunden

Nord, 8 Grad, 40 Minuten, 5,4 Sekunden West. Und was soll da jetzt sein? Da soll die Leiche der

Meddlen liegen. Wo ist denn die Koordinate? Da hast du mal nachgeguckt. Ja, die ist bei Odiaxer,

die ist 11 Kilometer nordöstig des Feriendorffes von Praia da Luz, wo die... Also in Portugal?

In Portugal an der Agabe. Jetzt möchte ich dazu einmal noch mal sagen, dass ich natürlich die

Staatsanwaltschaft damit auch konfrontiert habe und der zuständige Braunschweige Staatsanwalt

Christian Wolters hat gesagt, ja, er habe mit dem Michael Schneider gesprochen, so wie mit ungefähr

100 anderen Leuten auch. Er hat sich im Bedeck gehalten zu der Frage, wie eng er mit dem Michael

Schneider zusammenarbeitet. Er hat nur gesagt, er geht allen Hinweisen nach, ganz egal woher sie

kommen, bislang hätten die Hinweise aber leider noch nicht dazu geführt, dass die Leiche aufgefunden

wurde. Die Staatsanwaltschaft Braunschweig spielt im Fall des Verschwindens von Meddlen-Bethmer

kennen eine ganz besondere Rolle gegenwärtig. Aber bevor wir uns enger mit der Staatsanwaltschaft

Braunschweig beschäftigen müssen, würde ich doch noch mal sehr gerne wissen, wie denn

Seher Michael auf seine Koordinaten kommt. Ja, das kann ich dir gerne erzählen, weil er hat es

mir ausführlich erzählt, dass er über Falkplänen und Landkarten, also physischen Karten meditiert.

Er ist nicht nur hellseherisch, sondern er ist auch hellhörig und dann hört er eine innere Stimme,

die ihm auch sagt, ob die Person lebend oder tot ist und dann lässt er seinen Finger kreisen über

den Falkplänen oder der Landkarte und dann kommt er auf eine Gegend und die verfeinert er dann noch

mit Google Maps und Google Earth, sodass er eine ganz genaue Koordinate schließlich bekommt. Man muss

auch dazu sagen, er hatte schon mal eine Koordinate, wo die Meddlen-Bethmer liegen soll. Das war im Jahr

2014 und damals ist er mit einem Team von Sat.1 hingefahren und hat auch eine Schlucht gefunden,

aber da lag dann ... Die sind dann in eine Stucht runtergestiegen, da lag dann aber die Leiche

nicht. Das kann man sich noch anschauen im Internet, also die suchen wirklich und finden aber nichts.

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ständig die Leichen oder die Verschwundenen finden, dann fragt man sich, wie kommt es dann,

dass in Deutschland 3.000 Leute verschwunden sind. Die müssten ja in Ratzfatz, müssten die

alle ermittelt worden sein, wenn die Hellseher hier so eine Erfolgsquote hätten. Er sucht ja auch

verschwundene Tiere, soweit ich mich entsinne. Ja, der Michael Schneider sagt, er habe auch das

Verschwinden, eine Schildkröte zum Beispiel aufgeklärt, die seien eine Richtung davon

gekrabbelt und er sagt dann so, na ja, dann sagen die Leute, das war nur eine Schildkröte, aber die

hatte ja auch eine ganz andere Richtung davon krabbeln können und Tiere spielen sowieso für

ihnen eine große Rolle, weil er würde auf deine Frage, wie kommt das, dass so viele Fälle nicht

aufgeklärt sind, sagen, na ja, weil man mich nicht fragt, weil man nicht auf mich hört. Weil er hat

mir sehr viele Fälle genannt, wo er ganz, ganz knapp nur daneben war. Zum Beispiel in einem Fall

in Berlin, so ein verschwundener Berliner, da hat er gesagt, seit Deutschlands beste Spürhund

eingesetzt gewesen, Atros oder Atos und er sei besser gewesen als Deutschlands beste Spürhund,

weil der hätte die Leute in die Stolpe Heide geschickt, 35 Kilometer vom tatsächlichen

Aufwinderort und er hätte gesagt, die Leiche liegt an einem Kanal und es sei nur 2 Kilometer vom

tatsächlichen Fundort der Leiche entfernt gewesen. Ja, 2 Kilometer können sehr weit sein. Aber die

Schildkröte wurde gefunden, oder? Die Schildkröte wurde gefunden und er sagt, dass auch Vermisste,

also tote Vermisste gefunden wurde, wo es dann meistens um Suizide ging. Also laut Michael

Schneider hat er schon viele Fälle aufgeklärt. Jetzt haben wir es aber mit einer Staatsanwaltschaft

zu tun, also einer Behörde, einer Strafverfolgungsbehörde, dass die mit Hellsehern und Wünschelroutengängern,

Zauberern und Magiern zusammenarbeitet. Das kommt vor, es habe ich auch schon erlebt.

Es ist nicht das erste Mal, dass mir sowas vorkommt. Aber es ist doch erstaunlich, in welcher

Intensität hier offenbar kommuniziert worden ist. Du hast ja auch ein Mailwechsel zwischen der Staatsanwaltschaft

und diesem Hellseher Schneider. Und jetzt frage ich mich, wie kommt es dazu und warum macht die

Staatsanwaltschaft sowas? Also Michael Schneider hat oft bei der Polizei eine Abfuhr bekommen,

die will nicht mit ihm zusammenarbeiten. Aber die Staatsanwaltschaft Braunschweig verhält sich

anders. Er bekommt zum Beispiel einmal auch eine Antwort von dem ermittelnden Staatsanwalt. Der

Hellseher Schneider schickt dem Staatsanwalt die Koordinator und sagt, übrigens auch die

portugiesischen Kollegen wissen jetzt Bescheid und der Staatsanwaltschaft antwortet mit den Worten,

da bin ich gespannt, ob sich was tut. Und ich meine natürlich kann man sagen, er antwortet halt

irgendetwas, aber er nimmt sich immerhin die Zeit zu antworten. Also ich musste ein paar Tage warten

und ein paar Mails schreiben, bis er mir geantwortet hat das erste Mal. Die Braunschweiger Staatsanwaltschaft

recherchiert nicht umsonsten alle möglichen Richtungen. Und sprich, du hast vorhin gesagt mit

ganz ganz vielen Menschen, denn die haben einen neuen Tatverdächtigen am Wickel. Der soll jetzt

der Entführer von Merdy McKennon sein und der Mörder. Christian B, das habe ich den

Staatsanwalt auch gefragt. Er sagt ja, wir gehen weiterhin davon aus, dass Christian B die Merdy

getötet hat. Wer ist Christian B? Christian B ist ein Mann, ein Deutscher, der in Portugal

gelebt hat an der Algarve und der aktuellen Haft sitzt, verurteilt wurde wegen der Vergewaltigung

einer älteren Dame auch an der Algarve. Er soll eingebrochen sein in Ferienhäuser, in Hotels

und er hat auch nachweislich Material auf dem sexuelle Gewalt gegen Kinder zu sehen ist.

Also der Christian B Gerät in den Fokus, weil er war zu der Zeit, zu der Merdy McKennon

verschwunden ist, in Portugal unterwegs. Er war die Jahre davor und die Jahre danach auch

ständig dort, war mit einem VW-Bus, glaube ich, da und hat sich an der Algarve rumgetrieben. Er meldet

am Tag nach der Tat seinen damaliges Auto um, das ist ein Verdachtsmoment. Aber er gerät in

den Fokus, wenn ich dich da ganz kurz unterbrechen darf. Ja unbedingt. Nicht, weil die portugiesische

Polizei all das ermittelt hätte von sich aus, was du da erzählst, sondern weil sich ein Zeuge an

die Behörden wendet, Helge B und diesen Helge B kann man sich im Privatfernsehen anschauen,

wenn man möchte. Ich habe auch Aufnahmen von dem, das ist ein vermummt auftretender Mensch,

der mit Schiemaske auftretender Mann, der sagt, dass der Christian B ihm auf einem

Happy Festival in Spanien was erzählt hat, woraus der Zeuge Helge B geschlossen hat,

dass der Christian B verantwortlich sei für das Verschwinden von Madeleine Macken. Und deswegen

kommt die Polizei auf ihn, auf den Christian B und dann ermittelt sie das alles, was du hier

gerade völlig korrekt vorgetragen hast. Und wie kommt jetzt die Staatsanwaltschaft

Braunschweig ins Spiel dabei? Ja, die Staatsanwaltschaft Braunschweig ist der

Überzeugung für das Verfahren zuständig zu sein, weil sich der Christian B dort mal in

einem Kleingarten aufgehalten hat. Offiziell gewohnt hat er in Sachsen-Anhalt, aber die

Staatsanwaltschaft Braunschweig hat auf 70 Seiten gegenüber dem Landgericht klein in

klein dargelegt, dass sie doch zuständig sein könnte. Also da geht es um Meldeanschriften,

um Kleingartenvereine, um die Frage, wo der Christian B tatsächlich gewohnt hat oder wo er

sich bloß aufgehalten hat. Also man kämpft um diesen Angeklag, um diesen Verdächtigen.

Genau, man kämpft um ihn. Und jetzt hat aber ganz aktuell im April das Landgericht Braunschweig

entschieden, dass die Staatsanwaltschaft Braunschweig eben nicht zuständig ist für Christian B

und auch das Landgericht hat auf einigen Seiten dargelegt, wo der Christian B gewohnt

haben könnte, welcher Wohnung er bloß einem Freund überlassen haben könnte, wo er mit seinem Auto

lang gefahren ist und wofür das dann wiederum spricht. Also die Behörden haben sich intensiv mit

dieser Frage der Zuständigkeit beschäftigt. Und die Staatsanwaltschaft hat gegen diesen

ganz aktuellen Beschluss des Landgerichts jetzt schon Beschwerde eingelegt und gesagt,

wir sind doch zuständig. Und jetzt ist es so, die Staatsanwaltschaft hätte die Möglichkeit das

Verfahren nach Magdeburg abzugegen, wo der Christian B gelebt hat oder nach Frankfurt,

wo er aufgegriffen wurde, also wo er von den Behörden ergriffen wurde. Das tut sie aber nicht.

Indem sie Beschwerde einlegt, sagt sie ja, ich möchte das Verfahren bei mir behalten. Wir

sollen es hier in Braunschweig machen. Und wenn wir das mal durchspielen, dann könnte das auch zum

Problem werden. Weil wenn jetzt die nächste Instanz, also das Oberlandesgericht sagt,

Braunschweig ist doch zuständig, also den Beschluss des Landgerichts aufhebt, dann nehmen wir

an, dann wird das Verfahren gegen Christian B eröffnet, die Zeugen werden geladen, die Zeugen

aus dem Ausland werden geladen, das Verfahren läuft, ein Urteil wird gesprochen und dann

würden die Verteidiger natürlich wieder argumentieren, dass die Staatsanwaltschaft überhaupt nicht

zuständig ist. Ja und damit auch das Gericht nicht zuständig. Und ein nicht zuständiges Gericht

ist ein absoluter Revisiongrund. Das reicht sogar schon, wenn ein Richter in diesem Gericht

der falsche ist. Also das ist ein hochkomplexes Verfahren, welches Gericht und welche Kammer

dann innerhalb eines Gerichts zuständig ist. Aber wenn es die falsche ist, dann ist das ein

absoluter Revisiongrund, dann kann man wieder von vorne anfangen. Genau, weil dann würde man ja dem

Bundesgerichtshof die Frage vorlegen und wenn der dann sagt, Braunschweig ist tatsächlich nicht

zuständig, würde man das Urteil aufheben müssen. Ja, das Urteil wäre nichts wert. Und das ist doch

total krass. Was ist das für ein Zeuge dieser Herr B., also dieser Schiemaskenmensch, den hast

du mir ja vorhin auf deinem Handy gezeigt, der ist gar nicht wieder zu erkennen und es ist

irgendein Mann, der etwas über einen anderen Mann behauptet. Nun ist es ja so, dass an der Algarve

und ich kenne mich da ein bisschen aus, weil ich da sehr, sehr häufig war, meine Schwester hatte

ein Haus, in das übrigens Ununterbrochen eingebrochen wird, weshalb ich da gar nicht mehr reingehe. Also

es gibt an der Algarve sehr viele Lebenskünstler und so Kleinkriminelle, die sich da rumtreiben und

auch in Bussen oder im Hinterland wohnen und da ihre Zeit am Meer verbringen, es kostet alles nicht

so viel und man geht surfen und schlägt die Zeit tot. Also es gibt dort eine gewisse Kohorte von

Leuten, die sich da länger aufhält, die keiner klassischen Karriere folgen oder so. Also dazu gehört

der Zeuge ganz sicher auch. Ja, was sind das für Leute, mit denen du es dazu tun hast? Die sind,

da bin ich wirklich gespannt, wenn die vor Gericht auftreten, wie die wirken, also als wie

glaubwürdig das eingestuft wird, was die sagen. Weil wenn man sich die Protokolle auch durchliest,

die Zeugen widersprechen einander, die sagen, sie hätten Taten, die der Christian B. begangen haben soll,

gefunden auf Videokassetten, als sie in sein Wohnwagen eingebrochen sind. Also man bricht auch

gegenseitig einander. Ja, man bricht gegenseitig ein und als die in seinen Zuhause eingebrochen sind,

haben sie Videokassetten gefunden und dann sagt der eine, er hätte sie auf eine Videokamera die

Taten angeschaut, der andere sagt, er hätte sie auf dem Fernseher gesehen und wegen dieser Taten

da laufen die Ermittlungen noch, aber wegen einer Tatsitz Christian B. tatsächlich in Haft, da wurde

ein Haar gefunden im Bett des Opfers. Diese ältere Dame. Diese ältere Dame, die da vergewaltigt wurde.

Und jetzt ist es aber so, dass die Staatsanwaltschaft Braunschweig seit drei Jahren sagt, wir sind

davon überzeugt, dass der Christian B. auch der Mörder von Madeleine McCanis und präsentiert aber

überhaupt keine Beweise für dessen Schuld. Und der Christian B. hat zwei Verteidiger, das ist der

Johann Schwen aus Hamburg und der Friedrich Füllscher aus Kiel und die haben bis heute in einem

dreijährigen Verfahren keinerlei Akteneinsicht bekommen. Und ich habe mit beiden gesprochen und

ich habe zum Beispiel den Johann Schwen einmal gefragt, was er denn davon hält, dass die Staatsanwaltschaft

Braunschweig eher mit einem Helsier spricht als mit ihm. Also die Zusammenarbeit mit Helsieren bewerte

ich als Gelände gesagt ungewöhnlich. Rechtsanwalte müssen ja das Sachlichkeitsgebot einhalten und

das fällt hier besonders schwer, weil die Staatsanwaltschaft natürlich nicht mit Helsieren und

anderen sinisteren Quellen zusammenarbeiten darf. Streng genommen tut sie das ja eigentlich auch

nicht. Sie hat nur den Eindruck erzeugt jedenfalls bei dem Helsier und bei der Verteidigung, dass

sie auch auf solche Quellen zurückgreifen will. Also der Helsier hatte sich da, wenn ich das richtig

weiß, der Staatsanwaltschaft aufgedrängt und statt ihnen höflich aber deutlich zu bescheiden, dass

er kein Gesprächspartner für die Staatsanwaltschaft sein kann, wird ihm höflich begegnet und das finde

ich aufschlussreich. Ja, Johann Schwen ist hier ja auch bekannt in diesem Podcast. Wir hatten ihn ja

in dem Fall Kachelmann sogar selber hier zu Gast. Du wirst dich erinnern, Andreas. Natürlich. Und ich

habe Schwen auch gefragt, wie er es insgesamt bewertet, die Medienpolitik der Braunschweiger Staatsanwaltschaft.

Aber eins ist sehr merkwürdig. Es besteht ein gewisses Missverhältnis zwischen dem

Vorenthalten der Aktenkenntnis auf der einen und der offensiven Pressepolitik oder Medienpolitik

der Staatsanwaltschaft auf der anderen Seite. Also das, was den Untersuchungszweck angeblich gefährden

soll, das erschließt sich auch dem Verteidiger, wenn er sich die Mühe macht, auch Beiträge des

Privatfernsehen zu diesem Fall mitzuerfassen. Da werden ja die Zeugen, die die Staatsanwaltschaft

da offenbar haben will, werden da ja vorgeführt und man hat Gelegenheit, sich diese Personen anzusehen

und zu erraten, wie dann wohl die Einschätzung durch ein Gericht aussehen würde. Ich glaube,

das Ganze ist ein Armutszeugnis insofern nicht für die Zeugen, sondern für die Staatsanwaltschaft,

die hier ja den Eindruck erweckt, die Anklage stehe unmittelbar bevor, sich aber scheut

im Ermittlungsverfahren die Auseinandersetzung mit dieser vermeintlichen Verdachtslage zu ermöglichen.

Das ist dünn. Ja, ich habe Schwendern als letztes gefragt, ob ihm sowas schon mal untergekommen ist,

so eine Staatsanwaltschaft, die sich so verhält, also die so eine Medienpolitik macht. Die Staatsanwaltschaft

ist zur Objektivität verpflichtet und wird dieser Rolle ja in der überwiegenden Mehrzahl

der Fälle auch gerecht. Das ist mitunter etwas anders, wenn es um Fälle geht, die jedenfalls einen Teil

der Öffentlichkeit so intensiv beschäftigen, dass da allerlei Mutmaßungen und Merkwürdigkeiten

anfallen. Man hat ohne da unsachlich werden zu wollen, schon den Eindruck, dass der Fall

Medi sich für die Staatsanwaltschaft zu deren Hitler-Tagebüchern auswachsen könnte.

Man kann sich ja des Verdachts nicht so richtig erwehren, dass auch die Staatsanwaltschaft

Braunschweig ein wenig von der Popularität dieses Falles profitieren möchte.

Ja, das stimmt. Dazu habe ich mit dem Friedrich Fühlscher gesprochen, dem Strafverteidiger

aus Kiel und er sagt folgendes. Ja, man hat erstmal einen großen Aufschlag gemacht,

in dem man internationale Presse eingeladen hat zu einer Pressekonferenz und dann dort erklärt,

man Ermittle gegen einen deutschen Tatverdächtigen und seitdem ist eigentlich nichts anderes bekannt

geworden, als dass eben dieser Text gebetsmühlenartig wiederholt wird in verschiedenen TV-Formaten

in der Presse und das ist eigentlich ein sehr ungewöhnliches Verhalten für die Staatsanwaltschaft,

dass man also immer wieder an die Öffentlichkeit geht, beteuert, man sei der Auffassung, man

habe den Richtigen jetzt an der Angel und sei auf Helsenfeste von überzeugt, dass der

Beschuldigte hier der Mörder von Medlin bekenn ist und kommt aber jetzt seit fast drei Jahren

nicht mit Ermittlungsergebnissen an die Öffentlichkeit beziehungsweise zunächst natürlich erst mal,

präsentiert diese auch nicht den Beschuldigten und seinen Verteidigern.

Und ich habe den Herrn Füllter auch gefragt, ob das normal ist, dass er so von manchen Sachen

auch erst aus den Medien erfährt oder ob das was Besonderes ist. Ja, das ist definitiv was

besonderes in meinen Augen, jedenfalls in diesem Umfang. Also dass Staatsanwaltschaften immer

mehr dazu übergehen, Vorwürfe auch in die Öffentlichkeit zu bringen. Das ist ein Phänomen,

was letztendlich zunimmt, also ganz prägnant war da jetzt zum Beispiel auch das Verfahren

gegen Herrn Kachelmann. Da hat die Staatsanwaltschaft ja ähnlich agiert oder gegen Christian Wulf. In

diesem Umfang, wie es jetzt hier passiert, in dieser Intensität ist mir das nicht bekannt gewesen

bisher. Man kann auf jeden Fall sagen, dass normale weiße Staatsanwaltschaften, also das weißt

du besser als ich, Sabine, jede Gelegenheit dankbar annehmen, ein Verfahren auch mal loszuwerden,

weil einfach weil sie chronisch überlastet sind. Und hier scheint es schon bestreben danach zu

geben, das Verfahren auf jeden Fall bei sich zu behalten. Nicht überlastet genug hier offenbar.

Und da kann man schon eine Parallele ziehen vielleicht zu der Julia W., zu der angeblichen

Julia W. aus Polen. 3. Mai 2007, das ist jetzt fast exakt 16 Jahre her. Habt ihr denn so ein Gefühl

dafür, was da noch passieren kann? Seid ihr sicher, dass das Kind tot ist? Habt ihr eher so

dieses Gefühl aus den Recherchen heraus, aus der Befassung mit dem Fall? Oder Sabine, du hast

ja gesagt, es gibt diese Menschen, die tauchen Jahre später. Ja, aber wie viele sind das? Das ist ja

ein Promillbereich. Die Zahl derer, die wieder auftauchen. Ich glaube nicht, dass das Kind lebt.

Also ich bin gespannt, ob tatsächlich irgendwann Anklage gegen Christian B. erhoben wird und

vor allem von welcher Staatsanwaltschaft. Aber ich bin mir ganz sicher, dass wenn es zu dem Prozess

kommt, dass ich ihn besuchen möchte und hier im Podcast auch darüber berichten möchte, wenn es den

Prozess gibt. Natürlich. Ich würde diese Folge mit einer Abwandlung eines von Marcel Reichranicki

viel zitierten Satzes beenden. Diesmal sehen wir betroffen den Vorhang zu und immer noch

viele Fragen offen. Eine Frage ist allerdings geklärt, Andreas, wenn ich dir dein schönes

Schlusswort jetzt leider rauben darf. Mache. Vielleicht interessiert es euch, dass die Julia W.

jetzt tatsächlich einen DNA-Test gemacht hat. Und? Der DNA-Test zeigt eindeutig, dass die Julia W.

polnischen Ursprungs ist mit ein bisschen Einfluss aus Russland und Litauen. Also nicht,

wer die mir kennt, sein kann. Das alles kann man in den Genen lesen. Vielen Dank, Anne. Bis

bald, Anne. Danke euch. Bis bald.

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Der Fall der seit Jahren verschwundenen Madeleine McCann treibt immer verrücktere Blüten. In Polen behauptet eine junge Frau, Maddie zu sein, und in Braunschweig spricht eine Staatsanwaltschaft in der Sache mit einem Hellseher.

In Folge 140 reden Sabine Rückert und Andreas Sentker mit der neuen Kriminalreporterin der ZEIT, Anne Kunze, über den Fall eines verschwundenen Kindes, der bis heute die Öffentlichkeit umtreibt.

Der Text zur Folge von Anne Kunze: Maddie und die Gespenster ist im März 2023 bei ZEIT Campus erschienen.

Die neue Ausgabe des Kriminalmagazins ZEIT Verbrechen liegt am Kiosk und ist hier online bestellbar. Sie möchten zwei Ausgaben zum Kennenlernpreis testen? Dann klicken Sie hier.