Lage der Nation - der Politik-Podcast aus Berlin: LdN347 Beruhigendes Corona-Update, Schröders Deutschland-Pakt, Wirtschaftskrise in Deutschland (Jens Suedekum, Ökonom), Freie WLANs vor dem Aus
Philip Banse & Ulf Buermeyer 9/7/23 - Episode Page - 1h 36m - PDF Transcript
Herzlich willkommen zur Lage der Nation. Ausgabe Nummer 347 vom 7. September 2023.
Mein Name ist Philipp Banzer.
Und ich bin Ulf Burmaier. Herzlich willkommen auch von mir. Der Philipp ist Journalist. Ich bin Jurist als Berlin.
Und wir haben für euch wieder ein volles Pet vorbereitet mit diesem Themen.
Wir kümmern uns um das drohende Ende der Freien WLANs in Deutschland.
Wir schauen uns an, wie es um die Lage der Wirtschaft in Deutschland bestellt ist.
Und wir interviewen einen der Spitzenökonomen in Deutschland zur Frage, wie wir den Karren
aus dem Dreck ziehen und ob er überhaupt so tief im Dreck steckt, wie viele behaupten.
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Wie ist eigentlich die Lage der Unternehmen in Deutschland?
Herausforderd würde man meinen. Fachkräftemangel, Rohstoffknappheit, Klimaziele.
Unternehmer und Unternehmerinnen müssen gerade viele Antworten für morgen finden.
Im Podcast Erfolgsbilanz erzählen Sie aus ganz unterschiedlichen Branchen über ihre ganz persönlichen
Transformation. Welche Herausforderungen Sie dabei gemeistert haben, wer Sie dabei unterstützt hat
und wie Ihre Firmen zu führenden Unternehmen in diesem Land werden konnten.
Den Unternehmenspodcast Erfolgsbilanz findet ihr überall dort, wo es Podcast gibt.
Anfang wollen wir heute aber mit einer guten Nachricht und die kommt fast überraschender
Weise zum Thema Corona. Ja, so ändern sich die Zeiten. Gute Nachrichten machen wir eh viel zu
wenig und dann auch noch zu Corona. Also worum geht's? Aus dem Umkreis privat, aber auch aus
vielen Bekanntschaftskreisen und so. Da ist zu hören, viele Leute sind mal wieder krank. Liegen
flach, haben Corona. Genau. Es kursiert momentan auch jedenfalls hier bei uns in Berlin eine andere
ziemlich fiese Atemwegsgeschichte. Manche Leute haben überhaupt gar keine Stimme mehr. Das soll
aber irgendwie kein Corona sein. Jedenfalls sind die Corona-Tests negativ. Andererseits sind die
auch ziemlich unzuverlässig. Man weiß es nicht. Aber einige Leute haben eben doch Corona und eins
ist natürlich auch sicher für der Herbst steht vor der Tür. Der Herbst steht vor der Tür und
angesichts auch dieser ja wirklich spürbaren Corona-Fälle, die ja da sind, hab ich mich immer
gefragt, was ist damit jetzt eigentlich Phase? Also ist das jetzt eine neue Welle? Was sind wir
denn eigentlich gerade für eine Variante? Müssen wir uns da jetzt Sorgen machen? Und da kam es irgendwie
ganz treffend, dass der Science Media Center eine Pressekonferenz gemacht hat. Science Media Center,
weiß gar nicht, was das für eine Form ist, Verein oder G&G, aber jedenfalls eine Organisation,
die auch gar nicht immer genannt werden will, aber die sich zur Aufgabe gemacht hat zu wichtigen
Themen Wissenschaftler, Wissenschaftlerinnen zusammen zu holen und zu interviewen und deren
Informationen zusammenzufassen, um sie eben für die Medien wissenschaftlich fundiert aufzubereiten.
Und die haben jetzt tatsächlich eine PK gemacht, eine Pressekonferenz, einen Hearing oder eine
Zoom-Konferenz zum Thema, wo stehen wir eigentlich mit Corona? Ja, und da gab es ganz spannende Ergebnisse
und die wollen wir mal für euch zusammenfassen, denn das muss ich ganz ehrlich sagen, da kommen
jetzt auch immer mehr Fragen so auch auf sozialen Medien. Was ist denn jetzt eigentlich zum Thema
Corona? Also Ergebnis, das Virus ist natürlich weiter da. Das war nicht anders zu erwarten. Das geht
natürlich nie wieder weg und es mutiert auch weiterhin. Das heißt, es entwickeln sich immer
neue Virusvarianten und es macht weiterhin Leute krank und es kann auch tatsächlich noch gefährlich
werden, aber vor allem für bestimmte Gruppen. Ja, ältere Menschen, Menschen mit einem Geschwächten
oder auch künstlich supprimierten, also unterdrückten Immunsystem, beispielsweise Leute, die, was,
was ich finde, Transplantation, Medikamente nehmen müssen, damit eben dieses neue Organ nicht
abgestoßen wird und das Immunsystem runtergedämpft wird. Solche Leute sind durch dieses Virus,
aber natürlich auch durch viele andere Viren, immer noch bedroht, aber dieses Virus ist längst
nicht mehr so gefährlich wie auch vor ein paar Jahren. Ja, also auf den Intensivstationen gibt es
schon noch einzelne Fälle von Menschen, die dort eben liegen mit einer Corona-Infektion,
aber in aller Regel nicht mehr wegen einer Corona-Infektion und vor allem wichtige Erkenntnis.
Es ist droht also keine neue Pandemie, die dann tatsächlich zu drastischen Maßnahmen zwingen
würde wie 2021, der wichtigste Grund, warum Corona weitgehend seinen Schrecken verloren hat.
Es gibt kaum noch Menschen, die, wie man so schön sagt, naiv sind, also deren Immunsystem
des Coronavirus noch nicht kennt. Ja, das heißt, also dieses Immunsystem fast aller Menschen in
Deutschland hat schon mal Kontakt mit dem Virus gehabt, sei es durch eine direkte Infektion oder
eben über einen Impfstoff, weil einfach so gut wir alle irgendwie mal infiziert waren,
ob sie es nun gemerkt haben oder nicht. Und Last but not least, viele sind einfach geimpft und
geboostert, sagt Professor Life Erich Sander, Infektiologe an der Charité in Berlin. Wir haben
jetzt im Grunde schon Impfstoffe, die die allermeisten von uns eben schon sehr, sehr gut schützen. Wir
haben quasi so eine sehr starke Immunitätsbahn schon aufgebaut und deswegen ist auch die
Fallsterblichkeit, also die Gefährlichkeit dieses Virus für jeden einzelnen deutlich
reduziert worden, im Vergleich zu der Zeit, bevor geimpft waren. Insofern es geht jetzt
um Optimierung, es geht um optimalen Schutz, gerade von Risikogruppen und noch eine weitere
Senkung, denn natürlich jeder Todesfall, jede schwere Erkrankung ist eine zu viel. Und wenn man
mit einer relativ einfachen Intervention wie einer Impfung das senken kann, glaube ich sollte man
das machen. Bei uns auf der Intensivstation sind es sporadische Fälle von Patienten, die nochmal
so schwer erkranken, häufig Patienten mit Immunschwäche. Von daher haben die Info schon
sehr gut und auch breiten Schutz geliefert. Ja, und Professor Dr. Sandra Ciesek, vielen noch sicher
bekannt vom Corona-Podcast von NDR Info, sie ist Direktorin des Instituts für Medizinische
Virologie am Universitätsklinikum in Frankfurt am Main, sagte mit Blick auf den Herbst. Ach,
ich glaube, das wird so ähnlich wie letztes Jahr und es ist einfach ein Nervfaktor für alle,
ja, wenn die Erkältungs-Saison kommt, wenn die Infektionen ansteigen. Ich gehe davon aus,
dass sehr viele von uns nochmal in der kommenden Saison eine Corona-Infektion durchmachen werden.
Und es ist ja schon so, dass die meisten dann doch eine Woche zu Hause sind und ausfallen,
weil sie krank sind, weil sie einfach wirklich Fieber haben, weil sie die Husten haben und
Schnupfen haben. Aber ich sehe, solange Omicron zirkuliert, jetzt keine Gefahr, dass sich die
Situation groß verändert oder dass es auch nochmal nötig wird, dass zum Beispiel der Staat
irgendwelche Maßnahmen verhängt, das sehe ich im Moment überhaupt nicht. Ja, und sie sieht auch
keine wirklich gefährlichen Varianten am Horizont. Aktuell ist es Omicron und ein paar
Mutationen davon, aber andere gefährliche, wirkliche, gefährliche Varianten sehen
sie nicht am Horizont. Und da ist natürlich die Frage, ist Corona jetzt also nur noch wirklich
eine nervige Erkrankung, sowie Husten oder Schnupfen? Daran machten eine Fußnote, schon erwähnt
da live Erich Sander von der Charité und Stefan Kluge, der ist Direktor der Klinik für Intensivmedizin
am Uniklinikum in Hamburg, Ebbendorf. Beide sagen im Prinzip, ja so ist es, es droht auf
keinen Fall eine neue Pandemie, aber es gibt halt generelle, strukturelle Probleme im deutschen
Gesundheitswesen, die durch diese Viren jetzt nochmal deutlich drastischer werden könnten,
vor allem der Personalmangel bei der Pflege. Ich glaube, wir können davon ausgehen, dass irgendwann
im Herbst, Winter vermehrt Atemwegsinfektionen zirkulieren, die auch zu einer Belastung des
Gesundheitswesens führen. Ich glaube nicht, dass die so hoch werden, wird auch nur annähernd
so hoch wie in den wirklich Hauptpandemiejahren, aber der Mitarbeitermangel, der Fachkräftemangel,
der wird uns natürlich weiterhin zu schaffen machen. Das ist unser größtes Problem in den
Krankenhäusern und der wird natürlich durch Infektionswellen nochmal verschlechtert. Insofern
ist das so meine große Sorge, die ich habe vor dem Herbst im Winter.
In diesem Herbst und Winter sehe ich ungefähr so wie den letzten und das kann auch wieder
zu Belastungen führen. Das kann auch wieder zu Führungsleute in die Rettungsstellen gehen
und Stunden lang warten müssen und nicht wandeln werden können und vielleicht in bald
entfernte Krankenhäuser verlegt werden müssen, weil nichts frei ist, was eine Kombination
aus Vireninfektionen und Personalmangel ist. Ja, das war also erst Professor Kluge und
dann zum Schluss Professor Sander. Ja, Philipp, was sollten wir denn jetzt machen in diesem
Herbst? Von staatlicher Seite, glaube ich, ist nicht mehr so wahnsinnig viel an Schutzmaßnahmen
zu erwarten. Und auch nicht notwendig. Und auch vielleicht nicht notwendig. Ob's klug wäre,
weiß ich nicht, aber jedenfalls wird es nicht kommen. Da muss man sich, glaube ich, keine
Illusionen machen. Aber wir können natürlich privat eine ganze Menge tun. Zentral, weiterhin,
Masken? Genau, das haben die auch gesagt. Es wird keine staatlich verordnete Maskenpflicht oder so
was geben, aber natürlich, Maske hilft immer, schadet eigentlich nie. Klar, wenn du den ganzen
Tag mit acht Stunden mit Maske rumrennen musst, ist das nochmal was anderes. Aber im öffentlichen
Nahverkehr oder auf Konzerten oder wie auch immer öffentlich veranstaltende Maske aufzusetzen,
das ist sicherlich mindestens für den Selbstschutz gut und sicherlich auch für die anderen. Ja,
und zwar nicht nur wegen Corona, sondern das schützt ja auch für allen möglichen anderen
Infektionskrankheiten. Also insbesondere, wenn was Wichtiges ansteht, eine Reise zum Beispiel,
eine Hochzeit irgendwie sowas, ist es auf jeden Fall eine gute Idee, mal eine Woche in Menschen
Ansammlung sich selber zu schützen. Wäre natürlich toll, wenn alle Menschen eine Maske trügen,
vor allem eben in öffentlichen Verkehrsmitteln, denn wir wissen ja, aller Effektivsten schützen
die Masken nicht beim Einatmen, sondern beim Ausatmen. Aber du hast es gesagt, Philipp von
der Maskenpflicht sind wir malenweit entfernt. Leider Gottes fehlt es da in Deutschland an
dieser nötigen Solidarität. Das ist ja zum Beispiel im asiatischen Raum, hoffe ich, anders. Da
gehört es zum guten Ton, eine Maske zu tragen in der U-Bahn. Das ist bei uns leider nicht so. Im
Gegenteil hat sich ja hier die Maske so aus meiner Sicht bedauerlicherweise so rausentwickelt zu
dem Symbol der persönlichen Freiheitsentfaltung oder die Maskenfreiheit. Schade, aber so ist es eben
bei uns, wie gesagt, jeder Einzelne von uns kann sich schützen und schützt damit eben und das ist
das Schöne zugleich auch seine Mitmenschen. Ja, dann natürlich das wirklich wichtige Element,
die Impfung. Die Impfung ist wichtig, bleibt wichtig. Das Robert-Koch-Institut RKI schreibt dazu,
gesunden Personen ab 18 Jahre, auch Schwangeren, wird eine Grundimmunisierung plus eine Auffrischung
empfohlen, um eine Basisimmunität aufzubauen. Wichtig für diese Basisimmunität, schreibt das RKI,
ist, dass das Immunsystem dreimal Kontakt hatte mit Bestandteilen des Erregers und mit dem Erreger
selbst, also Bestandteilen des Erregers durch die Impfung und den Erreger selbst durch eine Infektion.
Mindestens zwei dieser Kontakte sollen durch die Impfung erfolgen. Ja, was heißt das jetzt
praktisch und konkret? Die könnt ihr euch alle fragen. Hatte ich mindestens zwei Impfungen und
hatte ich schon mal Corona oder eine dritte Impfung. Ansonsten sollte man sich schon deswegen
dringend gegen Corona empfen lassen und zwar auch, wenn man nicht zu irgendeiner Risikogruppe gehört,
einfach um diese sogenannte Basisimmunität aufzubauen. Denn was wir oben gesagt haben,
nämlich dass Corona nicht mehr so gefährlich ist, das gilt natürlich nur für Menschen,
deren Immunsystem nicht naiv ist. Wenn ihr durch großes Glück zum Beispiel bislang überhaupt kein
Corona hattet und bislang auch impf skeptisch wart, dann ist es spätestens jetzt ein guter Moment,
um sich diese Basisimmunität aufzubauen. Ja, und was gilt denn jetzt für alle,
deren Immunsystem schon mindestens dreimal Kontakt zu Corona hatte? Was ja die große,
große Mehrheit in Deutschland ist, die sollte zumindest den Booster erwägen, sagt Leif Sander,
von der Charité. Wir haben früher gesagt, jeder braucht drei Impfungen. Jetzt ist es aber so,
dass sie kaum noch einen Menschen finden, der keinen Kontakt hatte mit dem Virus, also keinen
Infektionshistorier hat. Und von daher geht man davon aus, dass auch eine einmalige Impfung
ausreichen kann, um einen Impfschutz zu kompletieren. Es ist besonders, wenn Infektionen vorliegen. Man
kann dafür auch die jetzt neuen angepassten Impfstoffe verwenden, weil nur noch Omikron zirkuliert.
Ja, allen empfohlen ist diese Impfung auf jeden Fall von Seiten des Robert-Koch-Instituts für
Risikogruppen und ab 60 Jahren. Man sollte das nicht machen, wenn man gerade eine Infektion hat,
aber ansonsten ist so eine Impfung auf jeden Fall eine gute Idee. Also Philipp und ich werden uns
auch auf jeden Fall impfen lassen. Ganz praktisch dabei, man kann sich wohl in diesem Winter erst
mals gegen Corona und Grippe kombiniert impfen. Ja, das haben die auch bei der Pressekonferenz gesagt,
es gibt eine Kombi-Impfung, dass man das in einem Abwasch quasi erledigen kann und deswegen habe
ich jetzt noch ein bisschen gewartet und jetzt nicht gleich diese Woche losgestopft. Es wird
einen angepassten Impfstoff an die aktuelle Corona-Variante geben. Der Impfstoff der Firma
Biontech soll von der Woche vom 18. September an erstmals in Praxen zu bekommen sein. Dabei
handelt es sich eben um ein angepasstes Präparat für die Omikronsublinie XBB1.5 und der soll dann
nochmal ein bisschen besser schützen vor den jetzt kursierenden Varianten als die bisher schon
auf dem marktbefindlichen Impfstoffe. Aber ich glaube auch mit den bisherigen Impfstoffen macht
man jetzt nichts falsch. Ja, also ist es natürlich auf jeden Fall besser, als ich gar nicht impfen
zu lassen. Andererseits gibt es dann auch wieder den Tipp, na ja, die drei Monate nach der Impfung
hat man den besten Impfschutz. Deswegen ist natürlich schon eine gute Idee, sich vielleicht
sagen wir mal so relativ knapp vor der harten Infektionszeit impfen zu lassen. September ist
vielleicht ein Tick zu früh, also insofern macht es vielleicht auch Sinn auf den Oktober zu warten,
aber das muss jeder für sich selber entscheiden. Auf jeden Fall ist es eine gute Idee, sich so
eine Impfung abzuholen. Für den angepassten Impfstoff von Moderna gibt es noch keine Zulassung.
Ja, da schreibt die DPA, wenn die vorliege, dann werde sie im Rahmen der Regelversorgung auch
angeboten und dann auch von den Krankenkassen bezahlt, wenn Ärzte ihnen aufgrund einer Empfehlung
der ständigen Impfkommission verordnen und Ärztinnen natürlich auch. Es gibt auch gegen
RSV und andere Viruserkrankungen, die gerade rum geht. Sehr gute Impfstoffe haben sie auch nochmal
empfohlen, kann man sich auch gegen impfen lassen. Ganz interessant. Ich habe nochmal geguckt,
ja wie würde man das denn jetzt machen? Und ab damals war hier, wer ist der Dr. Lib, einfach mal
eingegeben, Impfung, Corona und dann haben sie mich gefragt, welchen Impfstoff hättest du denn
gerne? Dieser angepasste jetzt an XBB15, der war noch nicht zur Auswahl, aber habe jetzt mal den
neuesten, den spezifischsten genommen, den es da gerade gab. Und da fielen halt jede Menge
Niederglassenärzte und Ärztinnen raus, wo ich mir Freitag, also ich habe Dienstag mal geguckt,
Freitag habe ich den Termin gekriegt und auch Impfzentren gab. Gibt es immer noch. Wieder noch,
ich kann keine Ahnung, jedenfalls konnte ich mir auch in Impfzentren einen Termin buchen. Wie gesagt,
ich warte jetzt noch bis da angepasste Impfstoff, da ist aber nämlich das sicherlich machen.
Zu unserem nächsten Thema. Wir schauen in den Deutschen Bundestag. Dort laufen nämlich in
dieser Woche die Haushaltsberatungen. Das heißt, der Bundestag debattiert den Haushaltsentwurf
von Bundesfinanzminister Christian Lindner und am Mittwoch dieser Woche stand der Etat des
Kanzleramts auf der Agenda. Und das ist ja der traditionelle Anlass für die sogenannte
Generaldebatte, Philipp. Was hat es damit auf sich? Naja, also dieser Haushaltsentwurf ist
ja ein Gesetzesentwurf, der wird dann halt ins Parlament eingebracht und dann wird halt über die
alle allermeisten Etats da ausführlich diskutiert, wer da wie viel Geld bekommt und wenn der Etat des
Kanzleramts da am Mittwoch traditionell auf der Tagesordnung steht, dann darf zuerst
Oppositionsführer reden, also der Vorsitzende der größten Oppositionsfraktion und halt
traditionell einfach mit der Regierung abrechnen. Da geht es ja nicht nur um den konkreten Euroetat,
was die jetzt für ihre Empfänger ausgeben dürfen, sondern einfach um die generelle
Politik der Regierung. Ja, und Oppositionsführer Friedrich Merz nutzte seine Rede für eine
Generalabrechnung mit der Bundesregierung, der Vorsitzende der CDU und zugleich Vorsitzende auch
der gemeinsamen Unionsfraktionen von CDU und CSU, sparte in seiner Rede nicht mit deutlichen Worten.
Unser Land erstickt in Bürokratie. Wir würden sofort alle Gesetze stoppen. Wir würden sofort alle
Gesetze stoppen, die diesen wahnsinnigen Bürokratieaufwand immer noch weiter erhöhen. Dazu zählen
eben das angekündigte Kindergrundsicherungsgesetz, das wir bis heute nicht haben und das Gebäudeenergiegesetz.
Wir würden es nicht machen. Ja, das Gelächter, das kommt natürlich daher, weil diese von Merz
kritisierte Bürokratie nicht zuletzt in den 16 Jahren Merkel-Regierung entstanden ist,
also unter der Führung von CDU und CSU auch gewuchert ist. Aber gut, die Kritik ist, glaube ich,
berechtigt und angekommen. Ja, und danach war dann der Bundeskanzler an der Reihe und Olaf Scholz
zeichnete in seiner auch relativ kämpferischen Rede doch ein erstaunlich klares und zugleich
kritisches oder auch vielleicht in Teilen selbstkritisches Bild der Lage der Bundesrepublik.
Zu viel ist in den vergangenen Jahren auf die lange Bank geschoben worden. Wer heute mit der Bahn
oder mit dem Auto von Hamburg nach München fährt, der erlebt bei jeder Weichenstörung oder jeder
Brückenbaustelle, wie sehr unsere Infrastruktur auf Verschleiß gefahren wurde. Statt in die
Zukunft zu investieren, haben wir über die PKW-Maut diskutiert und die jahrelange Vernachlässigung
unserer Bundeswehr bis zur Zeitwende ist hier schon so oft debattiert worden, dass sich darüber nicht
mehr als das zu Anfang sagen muss. Also, Infrastruktur ist auf Verschleiß gefahren,
die Bundeswehr kaputtgespart, Bürokratie, eine Plage für Bürger und Unternehmen,
Bürgerinnen, der Stand der Digitalisierung eines Landes wie Deutschland nicht würdig. Das waren so
die Töne des Bundeskanzlers und er benennt eben tatsächlich auch durchaus zutreffend eine Reihe
von Problemen, die wir oft schon auch in der Lage besprochen haben. Also Fachkräftemangel ist
natürlich eine Sache, dann auch der zu langsame Ausbau der erneuerbaren Energien. Der Bund,
die Länder, Städte und Gemeinden, Unternehmen und Behörden, Verbände und Gewerkschaften. Nur
gemeinsam werden wir den Mehltau aus Bürokratismus, Risikoschreu und Verzagtheit abschütteln,
der sich über Jahre, Jahrzehnte hinweg über unser Land gelegt hat. Dieser Mehltau lehnt
unsere Wirtschaft und er sorgt für Frust bei den Leuten im Land, die einfach wollen, dass Deutschland
ordentlich funktioniert, dass die Bahn pünktlich fährt, dass unsere Infrastruktur analog und digital
zu den besten in Europa zählt, dass einem die Ämter unter die Arme greifen und keine Schwierigkeiten
machen. Das erwarten die Bürgerinnen und Bürger nach Jahren des Stilvstads. Ja, das sind dann schon
deutliche Worte. Ja und vor allem kommt da schon ein Ton, der im Grunde den weiteren Verlauf von
Olaf Scholz Rede vorzeichnet. Nur gemeinsam geht es voran, macht der Bundeskanzler deutlich und
seinen Kassensturz gipfelt dann in einem Stoßseufzer, dass es so nicht weitergehen könne und deswegen hat
Olaf Scholz ein Angebot. In meiner Verantwortung als Bundeskanzler möchte ich Ihnen daher heute
ein Angebot machen. Mein Vorschlag richtet sich an die 16 Regierungschefin und Regierungschef,
Chefs der Länder, an die Landräte und Landräte, an die Bürgermeisterinnen und Bürgermeister
überall in unserer Republik. Und mein Vorschlag richtet sich ausdrücklich auch an Sie, verehrter Herr
Merz, als Vorsitzender der größten Oppositionspartei, die im Bundesrat in den Ländern und Kommunen
Verantwortung trägt. Wir brauchen eine nationale Kraftanstrengung. Lassen Sie uns unsere Kräfte bündeln.
Beweisen wir den Bürgern und Bürgern, wozu unser Land, unser Föderalismus und unsere
Demokratie im Stande sind. Viele im Lande warten gerade zu sehnsüchtig nach einem solchen Schulterschluss.
Und ich möchte Ihnen deshalb ein Pakt vorschlagen, sagen wir einen Deutschlandpakt. Ein Deutschlandpakt,
der unser Land schneller, moderner und sicherer macht. Tempo statt Stillstand,
Handeln statt Aussitzen, Kooperation statt Streiterei. Ja, Olaf Scholz will also einen
Deutschlandpakt. Und Philipp, du hast in der Ahnung, er sollte eigentlich lieber frei reden?
Ja, er hat am Anfang auf Friedrich Merz reagiert, der vor ihm gesprochen hat. Und da merkte man,
da gibt es Anliegen, da formuliert er frei, da sitzt er, da verhasbelt er sich nicht so. Und
irgendwann muss er dann wieder zu seiner Rede übergehen und dann wird es halt doch ein bisschen
vorgelesen. Also ich würde ihm empfehlen, reden sie öfter mal frei. Das ist einfach überzeugender.
Und das ist das letztlich, was er erreichen muss. Er muss überzeugen, er muss mitnehmen,
man muss ihm das irgendwie abnehmen. Und das fällt schwerer, wenn er es abliest.
Ja, den einem kann man haben. Man muss natürlich zu seiner Ehrenrettung dazusagen. Er hatte in
der vergangenen Woche einen Sportunfall, er ist beim Joggen gestürzt. Deswegen trägt er zur Zeit
so eine Augenklappe. Sieht so ein bisschen aus wie so ein Pirat. Das ist der erste Bundeskanzler der
Pirat. Da haben die Piraten auch gleich getwittert und unser erster Bundeskanzler. Na gut, also
vielleicht liegt das auch daran. Vielleicht fällt es ihm einfach gerade schwer abzulesen von seinem
Zettel, wer weiß es. Aber jedenfalls machte Olaf Scholz da noch eine ganze Reihe von Vorschlägen,
welche Elemente denn in einem solchen Deutschlandpakt enthalten sein sollten. Der Deutschlandpakt setzt
dort an, wo die Bürger und Bürger Fortschritte am dringendsten erwarten. Bei der Energieversorgung,
die sauber, sicher und bezahlbar sein muss, beim Bau neuer Wohnungen und Häuser, bei der
Monetisierung und Digitalisierung unserer Infrastruktur, bei der Wettbewerbsfähigkeit
unserer Unternehmen, bei einer schnellen Leistungsfähigen und digitalen Verwaltung. Ja, also insgesamt
sagt er, müsste man mehr Tempo machen, mehr Deutschland Tempo, es müsste schneller gehen,
sagt der Kanzler. Schneller heißt natürlich auch, dass wir die Planungspräzise überallt digitalisieren.
Schluss mit zwei Metakten Ordnern. Das habe ich aufgenommen und da dachte ich, junge, junge,
junge, der legt aber hier gut vor. Schnell nimmt er schon beim Wort. War natürlich auf zweifacher
Geschwindigkeit, ich höre das so oft, ich merke das gar nicht mehr, die Originalgeschwindigkeit von
Olaf Scholz-Deutschland-Tempo, das klingt natürlich an. Schneller heißt natürlich auch, dass wir die
Planungspräzise überall digitalisieren. Schluss mit zwei Metakten Ordnern für den Bau eines Soldatags
oder eine Mobilfunkantenne. Schneller heißt, dass Gutachten und Umweltdaten, die schon oft da sind,
nicht noch mal vorgelegt werden. Schneller heißt, dass wir EU-Regeln zum Naturschutzrecht 1 zu 1
umsetzen, damit das auch überall gleich funktioniert. Schneller heißt, dass alle 16 Länder bis Ende des
Jahresbauanträge auch digital annehmen. Schneller heißt, dass nicht noch weitere Gutachter und
Sachverständigungen für Genehmigung gebraucht werden, wenn ein Handwerksmeister bestimmte
und Gebäude und Gebäude Teile plant. Schneller heißt, das Raum Ordnungsrecht so zu ändern,
dass über einem Land neue Geothermieanlagen entstehen können. Schneller heißt, dass wir eine
Anlaufstelle schaffen für Schwertransporte auf Autobahnen, damit die Rotorblätter für
Windräder und vieles andere besser transportiert werden können. Schneller heißt auch, manche
Genehmigungen kriegt einfach mal zu verzichten, damit Glasfalserleitung zu den Nutzern kommt.
Alles das heißt schneller und darum geht es, wir müssen das Bürokratie dichtgeicht lichten.
Ja, was war das jetzt für eine Rede? Also ich finde ja erst mal erfrischend, dass er die
Wirklichkeit relativ konkret und zutreffend beschreibt. Ich finde, das ist erst mal schon fest.
Ja, das finde ich auch, Philipp. Das ist also ein, finde ich, ganz erfrischender Fortschritt
gegenüber zum Beispiel seinen Kommunikationen zum Thema CO2-Einsparung, Klimaschutzziele,
wo er sich letztlich an Wurken Kokosheimen festhält. Hier wird Klartex geredet, hier wird
Tacheles geredet, hier benennt er, glaube ich, sehr genau und auch vor allem sehr konkret.
Ich habe im letzten Ton gehört, manchmal sogar ein bisschen Detail verliebt, die Probleme und das
lässt mich doch hoffen, dass er da jetzt ernsthaft mal ran will nach zwei Jahren.
Ja, weil das ist die Messlatte. An diesem Problem wird er gemessen werden, weil er hat sie genannt,
er hat sie anerkannt und an denen wird er gemessen werden. Es ist aber auch klar geworden, spätestens
jetzt und das merkt man in dieser Rede, er weiß, die Ampel allein kann das nicht schaffen. Er will
also ein Bündnis schmieden. Auch das ist richtig. Ich glaube, es sollte so eine Rede sein, wie diese
Zeitenwende rede, so von der Bedeutung, so ein Rucksack. Ich drehte jetzt dahin und rede mal
Tacheles. Was bei der Zeitenwende der Fall war, war, dass er gesagt hat, 100 Milliarden Euro,
2 Prozent für die Bundeswehr vom Boto-Inlandsprodukt. So was gab es hier nicht. Es gab keine neuen
Vorschläge, keine neuen Investitionen, kein neues Gesetz, kein neues Geld. Es waren alles bekannte
Probleme, bekannte Maßnahmen. Es war schlicht der Versuch, Schwung in bestehende Gespräche,
in bestehende Vorhaben zu bringen. Ja, es ist natürlich auch ein ganz kleines bisschen schon
auch eine Verantwortungsverschiebung auf die Union, denn es ist ja ein offenes Geheimnis,
dass auch die Ampel sich bei Weitem nicht immer einig ist, bei ganz vielen dieser Projekte. Aber
auf jeden Fall finde ich es gut, dass er versucht hat, hier mal einen Vorschlag zu machen, wenn auch
nicht inhaltlich, dann doch jedenfalls zum Verfahren. Denn Olaf Scholz weiß ja ganz genau, er ist zwar
Kanzler einer Ampelkoalition, sie haben auch eine Mehrheit im Bundestag, aber damit es wirklich
vorangeht mit diesen vielen Projekten, braucht er die Union von Windkraft bis Wachstumsschancengesetz
ohne die Länder. Und damit ohne die Union geht nichts, denn die Union, die Länder können im
Bundesrat praktisch alle wesentlichen Gesetze blockieren. Sobald es irgendwie ums Geld geht,
und wo geht es nicht ums Geld, kann ohne den Bundesrat praktisch nichts gesetzt werden. Wir
wollen das jetzt nicht im Detail aufdrösen, aber die Bottom Line ist, er braucht den Bundesrat
praktisch immer. Und die spannende Frage ist natürlich, wie sich jetzt die Union dazu
strategisch, politisch positioniert. Ja, also Merz hat ja vor ihm geredet, dann kam der Vorschlag,
dann konnte er jetzt also unmittelbar im Bundestag nicht darauf reagieren, erwirkte es
ein bisschen, vielleicht war sie nicht überrascht, keine Ahnung. War so der Eindruck, der von Frank
Kaplan im Deutschlandfunk gestern zitiert, der meinte, er hätte sich jetzt, also Merz hätte
erst mal mit Dobrin die Köpfe zusammengesteckt und heißt diskutiert, was man damit jetzt machen
soll. Aber das ist natürlich keine offizielle Verlautbarung. Es war so der Eindruck von Frank
Kaplan. Also ich glaube nicht, dass Sie es vorher wussten, dass dieses Angebot kommt und die Frage
ist natürlich, wie reagieren Sie darauf? Wo sieht die Union, wo sieht Merz die größeren Chancen?
Wenn Sie die Ampel vor die Wand fahren lassen, einfach wir machen hier Obstruktionen und blockieren
und sieht mal zu, wie er den Karren aus dem Dreck kriegt oder rechnen Sie für sich aus, dass es
für Sie politisch günstiger ist, wenn Sie Verantwortung übernehmen, konstruktiv mitgeschleiden. Ich
würde sagen, da ist die Meinungsbildung nicht abgeschlossen. Das kann man so sagen. Es ist
glaube ich auch nicht zu hochgegriffen oder nicht zu weit spekuliert, wenn man davon ausgeht,
dass vor den Landtagswahlen in Hessen und Bayern so eine Einheitsfront sicherlich nicht zustande
kommen wird. Bis dahin wird erst mal Wahlkampf gemacht. Aber die Frage ist, was passiert denn dann?
Denn klar ist eins, Fundamental-Opposition wäre rein rechtlich problemlos möglich. Die sehr
weitreichenden Mitwirkungsrechte des Bundesrats auf Bundesebene machen das möglich. Ohne die
Union kann die Ampel fast nichts beschließen, aber und das ist irgendwie so ein bisschen der Plottwist
an der Stelle. März und seine Leute von der Union wissen natürlich auch, das gilt genau so andersrum.
Richtig. Selbst wenn Sie, also die Union, die nächste Bundestagswahl gewinnen sollten, wären auch Sie
für wirklich tiefgreifende Reformen auf die SPD und die Grünen angewiesen. Ohne die würde auch die
Union nichts durchbekommen und wer jetzt blockiert wird potenziell selber in zwei, drei Jahren
ausgebremst. Genau und dann könnte es doch einen nicht unerheblichen Anreiz geben, im Grunde für alle,
die politisch Verantwortung tragen mit Ausnahme der Obstruktionsleute von der AfD, sich doch
vielleicht lieber jetzt gleich zu einigen. Denn dadurch schlägt man zwei Fliegen mit einer Klappe.
Man schafft quasi jetzt tatsächliche Fortschritte. Das macht die Menschen in Deutschland grundsätzlich
mal zufriedener mit der Politik und man hat dann zugleich auch die Chance, dass man, wenn man die
Wahl gewonnen haben sollte, 2025, selber besser gestalten kann. Der Witz allerdings an Olaf Scholz,
Vorschlag ist natürlich, dass der in gewisser Hinsicht auch nur die Realität mal offenlegt.
Ja, ich habe mich auch gefragt, was als er das so vorschlagen hat, dann was ist das besondere
daran, was er da erzählt? Denn es gibt ja längst de facto diese Mitregierung der Union bei allen
wesentlichen Gesetzen. Das haben wir gesagt im Bundesrat. Ohne die geht im Bundesrat nichts.
Deswegen gibt es heute schon de facto so ein Bündnis, so ein Deutschland-Pakt, weil die sich in
wesentlichen Fragen bei tiefgreifenden Reformen immer mit der Union ändern müssen. Das würde ich
im Detail anders sehen. Ich würde sagen, es gibt diese de facto Mitregierung, aber es gibt die eben
nicht vor eines Deutschlands-Pakts und es gibt die eben bislang nicht offen und ausgesprochen,
sondern es gibt die de facto hinter den Kulissen nur findet diese de facto Mitregierung eben oft
erst im sogenannten Vermittlungsausschuss statt. Das ist ja quasi das Gremium, das eingeschaltet
wird, wenn ein Gesetz des Bundestags, das im Bundesrat zustimmungspflichtig ist, eben nicht
durchkommt. Dann gibt es da diesen Vermittlungsausschuss. Ich sage jetzt mal dieses Hinterzimmer,
Gremium unter Ausschluss der Öffentlichkeit, wo dann irgendwie versucht wird, ein Ergebnis zu
finden und das ist ja häufig für die Demokratie nicht so wahnsinnig herrscht.
Das ist maximal spät im Verfahren. Da hast du schon irre viel Zeit investiert in irgendwelche
Lösungen, die dann alle am Ende irgendwie noch mal übernaufen geworfen werden können. Das ist
maximal spät abends in aller Regel. Das ist maximal intransparent, weil das alles hinter schlossenden
Türen verhandelt wird. Das führt in aller Regel zu minimal Kompromissen, die dann irgendwie das
Land leicht ein bisschen in Trippelschritten voranbringen. Aber große Sprünge erreichst du
da in aller Regel nicht. Siehe-Bürgergeldreform haben wir auch lange drüber geschrieben,
geredet hatte der Bundestag beschlossen, Bundesrat hebt Einspruch und am Ende wird
das Ding zusammengeschrumpft auf fast nichts. Also da ist es wirklich, das Bürger hat natürlich
schon ein paar Änderungen, aber die Spannungsänderung ist wirklich der neue Name und ganz viele
Entlastungen, die da geplant waren, sogar letzten Endes mit Zustimmung der FDP, mit den Stimmen
der FDP sind dann an der Union gescheitert im Bundesrat. Das heißt also diese Mitregierung,
diese de facto Mitregierung der Opposition auf Bundesebene findet bislang in einer Weise statt,
die sowohl inhaltlich als auch vom demokratischen Prozess her maximal unerfreulich ist. Philipp,
und wenn man das aus dieser Perspektive mal betrachtet, finde ich, dann hat der Vorschlag von
Scholz schon gewissen Schaben. Ja, wir können in seinen Kopf nicht reingucken, aber wenn wir das mal
wohlwollend interpretieren, was er davor geschlagen hat, so unkonkret das war, aber eben ein Pakt,
dann könnte man annehmen, dass er ohnehin unvermeidliche Diskussionen und Abstimmung mit
der Union quasi aus dem Hinterzimmer vom Ende des Prozesses hervorziehen will und ganz an den
Anfang stellen will. Mit mehr Transparenz, mehr Diskurs, am Anfang versuchen wir eine Einigung
zu finden. Das ist dann zwar natürlich mühsamer erstmal, aber wenn das klappt, könnte das auch
zu mehr Tempo führen, weil man einfach hinten raus viel schneller ist und man weiß, das kommt
in der Regel dann auch so und man muss nicht erst noch durch den Vermittlungsausschuss, aber ob
dabei wirklich größere Ergebnisse rauskommt, das ist die Frage. Ich meine, das ist eben das ganz
große Problem dieser starken Mitwirkungsrechte des Bundesrats, dass es zu einer de facto Super-
Koalition führt, zu einer ganz großen Koalition von Grünen bis hin zur CSU. Das muss man sich mal
überlegen. Alle diese Parteien, Grüne, FDP, SPD, CDU und CSU, alle diese Parteien müssen sich einig
werden. Und wenn man sich überlegt, dass die natürlich völlig unterschiedliche Konzepte haben,
ist das einfach extrem problematisch. Der Vorteil könnte allerdings sein, dass man dann nicht mehr
diese quälende, ich sage jetzt mal etwas über Spitzzoffphase in der Ampel hat, wo sich FDP und
Grüne verhaken, dann hat man irgendeine Kompromiss gefunden und dann kommt noch mal die Union. Das
heißt, man hat wenigstens nicht zwei Zoffphasen, sondern man hat hoffentlich nur noch eine Phase.
Aber du musst auch erst mal eine Ampel ne Meinung bilden, bevor du mit der Union redest. Also der
Software wird da, glaube ich, nicht weggehen. Die Alternative, würde ich sagen, wäre daher
eigentlich eine bessere Idee gewesen. Nämlich, dass Scholz quasi ein Pakt zur Reform des Föderalismus
vorgeschlagen hätte. Aber das ist natürlich dann nochmal eine ganz andere Baustelle. Das ist
eine andere Baustelle, aber das ist tatsächlich so die zentrale Erkenntnis, die wir gewonnen haben
in den letzten 18 Monaten, als wir für unser Buch recherchiert und geschrieben haben, dass der
Föderalismus in Deutschland in seiner gegenwärtigen Gestalt, insbesondere mit den Rechten des
Bundesrats, einfach an allen Ecken und Enden bremst und Dinge ausbremst und verhindert und ich
glaube ein gutes Stück des Mehltaus ist im Grunde Fallout des Bundesrats. Deswegen zusammen mit
der Union ließe sich natürlich der Bundesrat auf ein gesundes Maß zurechtstutzen und vielleicht hätte
Olaf Scholz statt dieses Sungen an Deutschlandpakt oder jedenfalls begleitend dazu mal zu einem Gipfel
nach Mieseberg laden sollen ins Gästehaus der Bundesregierung mit der Union und Linkspartei,
aber ohne Presse und ohne Handys und ohne Twitter und dann in Ruhe besprechen, wie man eine kleine,
aber wichtige Föderalismusreform hinbekommt, die dann tatsächlich der Mehrheit im Bundestag
deutlich mehr Spielräume einräumt. Das wäre aus meiner Sicht die grundsätzliche Lösung des
Problems gewesen. Aber Philipp, du hast es eben gerade schon angedeutet. Föderalismus hin oder
her eine Voraussetzung für einen solchen Deutschlandpakt, wie in Olaf Scholz jetzt offensichtlich
will, nämlich einfach im wesentlichen Absprache mit der Union, ist doch klar, du hast es ihm schon
angedeutet, eine geschlossene Ampel. Ja, ich glaube, daran kommst du nicht vorbei, weil auch so ein
Pakt Führung braucht. Der muss in eine Richtung wandern und die muss die Ampel vorgeben, die muss
er vorgeben und das sieht halt momentan nicht danach aus. Davon sind sie einfach sehr weit entfernt
und das hat man in dieser Debatte um den Haushalt auch so deutlich gesehen, wie eigentlich selten zuvor.
Da stellt der Finanzminister einer gemeinsamen Regierungskoalition seinen Haushaltsgesetz vor
und erzählt, wofür er überall Geld ausgeben will und wo er kein Geld oder weniger Geld ausgeben will.
Und es klatscht wirklich die Minderheit der Regierungsabgeordnete. Ja, klar. Natürlich sind
SPD und Grüne mit diesem Haushaltkreuz unglücklich. Ja, und das war selten so zu sehen. Oft gibt es
zumindest so ein Pseudo-Aplaus. Ja, ja, hier applaudieren wir und dann im Haushaltsausschuss
haken wir das alles um. Aber da haben einfach ganz viele nicht applaudiert. Die haben einfach ihre
Hände nicht bewegt, nur die FDP und vielleicht noch ein, zwei andere haben mal geklatscht. Hat man
selten gesehen. Das heißt, ohne Zuch und Schluss in der Ampel kriegst du diesen Deutschlandpakt nicht
aufs Gleis. Ja, und Scholz wirkt einfach nicht ganz so stark, wie man sich das wünschen würde,
dass er tatsächlich die Leute mitreist. Bislang wirkt er für mich also zumindest als jemand,
der quasi den Ernst der Stunde erkannt hat. Ich glaube, er weiß schon, so geht es nicht weiter,
weder mit dem Zoff innerhalb der Ampel noch mit der CDU CSU, die eben natürlich sich momentan in
so einer Oppositionshaltung verhakt hat. Insofern hat er da, glaube ich, schon die richtige Idee. Aber
mir wirkt er auch einfach noch nicht so führungsstark. Also ich habe bislang nicht den Eindruck,
dass er die Union wirklich mitgerissen hat. Aber wie gesagt, ich hoffe einfach mal, dass das eine
Menge zu tun hat mit den Wahlkämpfen in Bayern und Hessen. Noch vier Wochen, dann sind die Landtagswahlen
oben möglicherweise gelingt es, Scholz ja dann sich mal mit März unter vier Augen zu treffen. Ja,
aber dann kommen ja im nächsten Jahr schon die nächsten drei Landtagswahlen aus Deutschland. Ja,
aber das ist eben das große Problem mit diesen ständigen Wahlkämpfen, diesen ständigen Landtagswahlen.
Aber es gibt dann doch zumindest bis zum Jahresende mal so ein Zeitfenster, das er vielleicht
nutzen könnte. Ich denke, diese Rede von Scholz war so ein erster wichtiger Schritt. Dem müssen
jetzt aber weitere Folgen, insbesondere klare innerhalb der Ampel abgestimmte Vorschläge,
die man dann mit der Union überhaupt diskutieren kann. Ja, denn eins ist klar und das hat ja Scholz
auch unterstrichen und das sieht ja auch März. Das wissen eigentlich alle. Die Probleme hier im
Land sind doch erheblich. Viele davon hat Scholz aufgezählt. Ein ganz zentraler Punkt über den
momentan alle reden ist die Situation der deutschen Wirtschaft. Ja, da hatten wir ja auch schon
im Habeck Interview angesprochen und hat der Spiegel in dieser Woche eine dicke Titelgeschichte
gemacht, so nach dem Motto die deutsche Wirtschaft steht am Abgrund. Das Interessante an der aktuellen
Situation ist ja, dass sich über diese Krisensymptome eigentlich alle relativ einig sind. Auch Olaf
Scholz hat da einen überraschend klaren Blick auf die Lage. Allein, welche Diagnose ergibt sich
aus diesen Symptomen. Da gehen die Analysen doch dann sehr auseinander und zwar teilweise auch entlang
durchaus überraschender Linien, also insbesondere nicht unbedingt parteipolitischer Linien, auch
nicht wirtschaftsnah oder weniger wirtschaftsnah. Und das Problem ist natürlich, wenn die Diagnose
nicht klar ist, ist natürlich auch die Therapie umstritten. Aber fangen wir doch mal an, Philipp,
um sich diesem Thema Wirtschaftskrise ja, nein, vielleicht zu nähern. Fangen wir doch mal an
mit den Krisensymptomen. Ja, die Krisensymptome, sagen wir mal, die deutlichsten lassen sich in
ein paar Zahlen festhalten. Jetzt haben führende deutsche Wirtschaftsforschungsinstitute Zahlen
veröffentlicht und sie warnen vor einer Rezession, in die Deutschland reinsteuern könnte. Da wäre
zum einen das IFO-Institut, das rechnet für 2023 aus fürs laufende Jahr mit einem Minus von 0,4% des
Wirtschaftswachstums. Fürs nächste Jahr prognostizieren sie nur noch 1,4% Wachstum und IFO-Prognose.
Immerhin wieder ein Wachstum. Immerhin wieder ein Wachstum, aber abgesenkt die Prognose und
der Konjunkturchef des IFO-Instituts Timo Wollmershäuser, der sagt, die Abkühlung setzt sich fort.
In nahezu allen Branchen steht die Dendenz auf Pflaute. Anders als bisher erwartet
dürfte die Erholung in der zweiten Jahrestilfte ausbleiben. Daher die Rezession. Tja, das RWE Leibniz-Institut
für Wirtschaftsforschung rechnet ebenfalls für 2023 mit einem negativen Wachstum, also mit
einer Schrumpfung der deutschen Konjunktur, der deutschen Wirtschaft um 0,6%. Und 2024 hatten sie
bislang mit 2% Wirtschaftswachstum gerechnet. Jetzt haben sie korrigiert auf nur noch 1,1%. Also
minimal Wachstum unterhalb der Inflationsrate. Also real bleibt da auch nicht viel über. Und
ähnliche Töne kommen vom Kieler-Institut für Weltwirtschaft. Die Prognose für 2023 wurde
von minus 0,3%. Und nun auf sogar minus 0,5% im Vorjahresvergleich gesenkt. Und man kann jetzt
durchsagen, wenn es eine weltweite Situation wäre. Aber so ist es ja nicht. Das Wachstum in
Deutschland ist eben auch noch signifikant niedriger als in den anderen europäischen Ländern. In so
fern kann man schon sagen, Summe strich darunter, die Zukunftsprognosen fallen süßer. In Süster
vor allen Dingen haben sich wenige Länder so schlecht von Corona erholt wie Deutschland. Der
Spiegel hat auch nochmal ein paar Zahlen, also ein paar, wie sagt man, Symptome aufgelistet. Absatz
deutscher Autobauer. Die deutschen Autohersteller produzieren 2022 fast 40% weniger Fahrzeuge als
vor zehn Jahren. Dann minus 50% ausländische Direktinvestitionen in 2022 im Vergleich zu
2000. 21, auch wenn jetzt natürlich wieder Chiphersteller hier investieren würde,
die Regierung anmerken. Aber in der Vergangenheit ist das doch extrem zurückgegangen, das Geld,
was ausländische Firmen und Konzerne hier in Deutschland investieren. Industrieproduktion ist
im Juni 2023 im Vergleich zum Juni 2019, also zuvor vier Jahren um minus 7% zurückgegangen. Also
das sind alles Zahlen, die doch darauf hindeuten, dass es substanzielle wirtschaftliche Probleme gibt,
natürlich auch getrieben von der schwächelnden Bauwirtschaft. Ja, das ist vielleicht so,
finde ich, der Wirtschaftsbereich, wo die Krise am deutlichsten zu erkennen ist bisher. Die
Bauwirtschaft leidet enorm unter den hohen Zinsen, denn es ist völlig klar, wann muss man sich als
Privatperson Geld leihen? Na klar, wenn man Haus bauen will oder kaufen will. Das ist so der
Moment, wo die meisten Menschen sich Geld leihen von der Bank und ob man da 1% Zins zahlt wie noch
vor zwei Jahren oder ob man da 4,5% zahlt, wie jetzt zu Spitzenzeiten. Das macht einen gigantischen
Unterschied. Auch für große Konzerne wie WoNovia und so, die ja bis zum ersten Ende alles eingestellt
haben. Für diese Zinsen sind auch ein Riesen. Deswegen wirkt sich dieses extrem hohe Zinsniveau
trotz der sagen wir mal doch sehr speziellen Gründe für die Inflation einfach sehr schlecht
aus, sehr negativ aus auf die Bauwirtschaft. 27% Einbruch im Vergleich zum Vorjahr, nicht irgendwie
1, 2, 3%, 27%. Also das ist schon richtig hart. Baugenehmigung in dem Fall. Ja, aber die
Baugenehmigung sind ja die Bauten von Mord. Und das Ampelziel von jährlich 400.000 neuen Wohnungen,
um die gigantische Wohnungsnot, insbesondere in deutschen Städten, zu beheben, ist natürlich so
überhaupt nichts zu schaffen. Und sogar das Gewerkschaftsnahe Institut für Makroökonomie und
Konjunkturforschung, kurz IMK, rechnet damit, dass 2024 nur rund 177.000 neue Wohnungen fertig
gestellt werden. Das sei ein historischer Tiefstand vergleichbar mit dem Jahr 2009. Ja, der Frankfurter
Wirtschaftshistoriker, Werner Plumpe, kommt das aus dem Spiegel das Zitat. Ich glaube schon, ne. Der
sagt zur Mischung aus Bräsigkeit und Überheblichkeit, die die letzten Merkeljahre prägte, kommt nun eine
Selbstblockade, aus der sich manche Politiker in Wunsch denken, flüchteten. Damit kommen wir
zu den Ursachen. Also sind die Symptome. Durch was sind denn diese Symptome hervorgerufen? Ja, da gibt
es natürlich eine bunte Mischung von Faktoren, die alle einen gewissen Einfluss haben. Also natürlich
gewisse Nachwien von Corona wird man immer noch feststellen können. Wie verketten und solche
Sachen. Das hat sich jetzt weitgehend wieder normalisiert, aber eben noch nicht so vollständig. Dann
natürlich die russische Invasion in der Ukraine und die in der Folge gestiegenen Energiepreise. Das ist
natürlich der zentrale Faktor, der jetzt kurz bis mittelfristig die deutsche Wirtschaft belastet.
Niemand weiß, wie lange der Konflikt noch dauert, was dann noch genau passiert. Auf jeden Fall ist
klar die billige, wenn auch natürlich extrem klimaschädliche Energie, nämlich Gas, ist erstmal
weggefallen. Dementsprechend sind die Energiepreise gestiegen und das hat unmittelbar eine enorme
Inflation ausgegeben. RWE, Leibniz Institute Wirtschaftsforschung, spricht von beträchtlichen
Abwärtsrisiken für die Weltwirtschaft. Das geht also vor allem von China aus, weil dort die
Konjunktur auch abflaut. Gleichzeitig bauen die Chinesen immer mehr selbst, was sie vorher in
Deutschland einkaufen mussten. Und beides, also abflaune Konjunktur in China, wo die Chinesen
selber weniger kaufen und sie stellen auch gleichzeitig mehr her, was früher aus Deutschland
kam, das führt eben dazu, dass die Nachfrage aus China in Deutschland nachlässt. Und das ist
für eine Exportnation wie Deutschland, die extrem davon lebt, alle möglichen Krempel in die Welt
zu verkaufen, natürlich ein Problem. Ja und dazu kommen natürlich die hausgemachten Probleme, die
oben auch schon in den Tönen von Olaf Scholz angeklungen sind, daher hier nur so ein paar Stichworte,
überbordende Bürokratie, mangelde Digitalisierung, zu wenig Fachkräfte alternde Gesellschaft,
marode Infrastruktur, Brücken und Bahnen und so zu schlechte Schulen und ein unterfinanziertes
Bildungssystem für treuer Hörerinnen und Hörer der Lage, alles keine Neuigkeiten. So und diese
ganzen Probleme, die werden jetzt insbesondere von Seiten der deutschen Wirtschaft sehr gerne
allerdings auf die Bundesregierung projiziert und es wird sehr gerne der Vorwurf erhoben,
die wirtschaftlichen Rahmenbedingungen, die die Politik setzt, seien einfach zu schlecht. Ja und
Marcel Fratscher, Chef vom Deutschen Institut für Wirtschaftsforschung, der schreibt auch
im Tagespiegel so sinngemäß, ja ja das ist schon alles richtig, in Deutschland, da gibt es viele
Probleme, du hast es gesagt von Digitalisierung bis Fachkräfte über alternde Gesellschaft,
er sagt aber, die größere Verantwortung für den Verlust der Wettbewerbsfähigkeit und die
drohende Deindustrialisierung liegt jedoch bei den Unternehmen. Die hätten in den letzten 10 bis
15 Jahren einfach richtig Kasse gemacht, seien dabei aber Risiken eingegangen, große Risiken,
die jetzt geplatzt sind, die Wetten und dafür solle der Staat einstehen. Das finde ich ein
total spannenden Ansatz ehrlich gesagt, das ist ja so ein ganz klassischer Vorwurf, die Gewinne
werden privatisiert, die Risiken werden dann aber gerne wieder auf die Allgemeinheit abgewälzt und
diese, sagen wir mal, generelle These, dass das so eine Herangehensweise in der Wirtschaft sei,
diese generelle These, die projiziert Marcel Fratscher in seinem Beitrag im Tagespiegel jetzt
auf drei Wetten, die so seinen Vorwurf oder seine Analyse nicht aufgegangen seien. Richtig,
das ist zum einen, dass die Industrie, die klimatechnische und digitale Transformation verpennt
hat, weil sie einfach angenommen oder gewettet haben, dass diese Transformation noch ein paar
Jahre warten kann. Oder auch Jahrzehnte. Oder auch Jahrzehnte, so nach dem Motto ja, ja, machen
wir dann und so, kommt bei Zeiten. Wenn ich in Rente bin, müssen wir uns jetzt nicht drum kümmern,
dass die erste Wette definitiv in die Hose gegangen ist. So, konkretes Beispiel einmal für die
erste Wette, dass die deutsche Automobilindustrie so lange die Wände weg vom Verbrenner hin zur
E-Mobilität verpennt hat. Dass sie im Grunde erst jetzt, seit vielleicht ein, zwei Jahren engagiert
anfangen, E-Autos auszurollen mit der Folge, dass in China inzwischen deutsche Autos zu 10.000en auf
irgendwelchen Höfen stehen und nicht mehr zu verkaufen sind und stattdessen aber chinesische
Autounternehmen ziemlich coole Modelle entwickelt haben, die jetzt den europäischen Markt überfluten.
Das muss man einfach sehen. Das ist jetzt nicht nur ein abstrakter Vorwurf, Transformation verpennt,
das hat ganz konkrete Folgen, dass die deutsche Automobilindustrie so da steht, wie sie da steht,
liegt an diesem Fehler. Zweite Wette, die sie verloren haben, ist die Wette auf billiges Gas aus
Russland und immer laufenden umsatzträchtigen Absatz in China. Also diese Abhängigkeit von zwei
schwierig regierten Ländern Russland und China. Und diese, diese, diese Abhängigkeit speziell
vom Gas argumentiert Fratscher, die sei nicht vom Staat getrieben worden, sondern von den
Unternehmen. Die großen Chemieunternehmen, Gasversorger, auch Kommunen hätten dafür lobbyiert,
für so Pipelines wie Nord Stream 2, hätten die vorangetrieben, um sich einfach mit billigem Gas,
mit billiger Energie versorgen zu können. Diese Wette ist mit dem Krieg in der Ukraine auch geplatzt.
Und die dritte Abhängigkeit und die dritte Wette, die sie gemacht haben, die kaputt gegangen ist,
sie haben sich auf zu wenige, zu fragile Lieferketten konzentriert und haben verpasst,
sich zu diversifizieren. Ja, das ist eben, das ist eben quasi das Risiko, dass sie dadurch
eingegangen sind, dass sie jeweils den absolut billigsten Markt gewählt haben als Hersteller
zum Beispiel von Vorprodukten und eben nicht zwei oder drei Märkte, auch wenn einer der
anderen Märkte zwei, drei, fünf Prozent Torer gewesen wäre. Und dann hat man natürlich das,
was man so schön ein Klumpenrisiko nennt. Dann brechen mit einem mal alle möglichen Vorprodukte
weg, und zwar alle, weil man eben keine mehreren Zulieferunternehmer hat. Das ist ein Problem.
Und Marcel Fratscher bringt das auf einen, wie ich finde, schon relativ knackiges Fazit.
Es reibt, ein Teil der Unternehmen erwartet, ein Teil der Unternehmen. Dass der Staat sie
gegen Risiken absichert, existierende Strukturen zementiert und sie notfalls durch Subventionen
stützt. Diese Vollkasko-Mentalität ist heute die größte Gefahr für die Zukunftsfähigkeit
Deutschlands. Zitat Ende. Zitat Ende, harte Worte. Klar, Marcel Fratscher hat jetzt
sicherlich nicht völlig aus dem Blick verloren, dass auch politische Rahmenbedingungen besser sein
könnten, aber er sieht die Verantwortung eben doch vor allem in Deutschlands Vorstandsintage.
Generell sehr entspannt im Mitblick auf die Wirtschaftssituation zeigt sich kein Linker,
nein, sondern der Bundesbank-Chef Joachim Nagel im Interview mit dem Handelsblatt.
Jo, der lehnt sich relativ ruhig und sagt, Deutschland ist nicht der kranke Mann Europas.
Das spielt da so ein bisschen an auf die Berichterstattung des britischen Economists aus den letzten
Wochen, die ein ähnliches Bild skizziert haben, wie wir das oben getan haben.
Ganz süßes Titelbild, übrigens fand ich, ganz lustig.
Mit dem grünen Männchen.
Ja, ein grüßes, so ein Ampelmännchen am Tropf. Das fand ich schon sehr süß.
Also, Bundesbank-Chef Nagel, Deutschland ist nicht der kranke Mann Europas.
Ich halte das für eine Fehldiagnose, die bei vielen allzu leicht verfängt.
Das Land hat immer wieder seine Anpassungsfähigkeit bewiesen.
Wer hätte vor einem Jahr gedacht, dass wir mit der Gasversorgung so gut durch den Winter kommen.
Wir erwarten, dass sich das Bild im kommenden Jahr wieder auffällt.
Insbesondere bei Beschäftigung und Schulden, Tragfähigkeit stehe Deutschland besser da
als andere Länder, Zitat Ende.
Was meint er mit dem letzten Punkt?
Wir haben in Deutschland nahezu Vollbeschäftigung, also eine sehr niedrige Arbeitslosigkeit.
Und die Menschen, die offizielle Arbeitslos gemeldet sind, sind eben in der Realität
häufig einfach gar nicht arbeitsfähig.
Das heißt also, wir haben tatsächlich nahezu Vollbeschäftigung.
Und was meint er mit Schuldentragfähigkeit?
Na, die Schuldenquote ist in Deutschland extrem niedrig aufgrund der sehr harten
Haushaltsdisziplinen, insbesondere in den späten GroKo-Jahren.
Das heißt also, Deutschland ist eben nicht völlig überschuldet und die Bonität
von Deutschland als Schuldner steht überhaupt nicht infrage.
Also, soweit zu den Symptomen und der Diagnose allein, wie Deutschland da rauskommen will,
ist bisher nicht ganz klar.
Also, da rauskommen, ich meine, dass natürlich die Konjunkturschwäche ist ja nicht zu alt.
Ist klar, es ist unbestritten und dass es auch viele Probleme gibt, ist auch unbestritten.
Das haben wir ja oben bei Olaf Scholz gehört.
Aber die Frage ist jetzt, welche Strategie wir folgen.
Sie sagen, okay, packt, maybe.
Aber das, was sie dann letztlich aufs Paket bringen, ist eben widersprüchlich.
Also, einerseits gibt es den Fachkräftemangel, andererseits beschließt die Regierung aber
jetzt die Vorgängerregion eine Rente mit 63, also, dass die Leute bei voller Rente einfach
früher in Rente gehen können, sprich, nicht mehr arbeiten können, sprich, den Fachkräftemangel
verschärfen.
Dann gibt es einerseits die Klimaziele, okay, andererseits subventioniert der deutsche Staat
aber weiterhin jedes Jahr klimaschädliche Aktivitäten mit 70 Milliarden Euro sattet.
Vor allem Autofahren.
Vor allen Dingen Autofahren und solche Sachen und die beste Passage aus dem Spiegeltitel
schreibt dazu.
In den Sozialkassen wird das Geld knapp, die Regierung zementiert das Rentenniveau.
Zu viele ältere verlassen den Arbeitsmarkt, die Ampel verteidigt den abschlagsfreien Vorruhestand.
Viele Frauen sitzen in der Teilzeitfalle, die Regierung weitet die Minijobs aus.
Deutschland plant die größte Transformation der Industriegeschichte, Lindner und Scholz
halten es für das Wichtigste, keine neuen Schulden zu machen.
Werbung An öffentlichen Orten seht ihr sie überall.
Diese QR-Codes ganz oft sind die super praktisch, weil man mit einem einzigen Scan sofort die
richtige Seite aufrufen kann.
Aber wohin genau euch so ein QR-Code verlinkt, das ist oft nicht zu erkennen.
Was, wenn jemand den korrekten QR-Code mit einem anderen QR-Code überklebt hat und
ihr landet nicht beim offiziellen Webshop, sondern bei einer Betrügerwebsseite oder
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Den Link findet ihr wie immer auch noch mal in den Schornots.
Tja, was ist denn jetzt wirklich dran an der Krisenstimmung und wenn ja, was sollte die
Ampel tun, um die deutsche Wirtschaft wieder in Schwung zu bringen und um das zu klären,
haben wir uns mit Professor Dr. Jens Südekump verabredet?
Ja, er ist Professor für International Economics, also internationale Ökonomie, internationale
Wirtschaft, an der Heinrich-Heine-Universität in Düsseldorf.
Ganz herzlich willkommen, Herr Südekump in der Lage der Nation.
Hallo, ich bin Sie.
Herr Professor Südekump, die wirtschaftlichen Parameter in Deutschland sind ja zurzeit relativ
widersprüchlich.
Auf der einen Seite haben wir ein Wirtschaftswachstum nahe Null.
China kauft weniger bei uns ein, die Exportnation sieht sich bedroht und vor allem in der deutschen
Presse gibt es überall Wirtschaftskrisenerzählungen, aber das ist ja nur die eine Seite.
Die andere ist, es gibt kaum Arbeitslosigkeit.
Die Autokonzerne, auch die Autokonzerne fahren Milliardengewinne ein, viele andere Firmen
auch.
Was ist denn nun dran?
Steckt die deutsche Wirtschaft in der Krise oder nicht?
Ja, es ist eine sehr unübersichtige Situation, das stimmt.
Und wenn wir eine Krise haben, dann ist sie komplett anders als die letzte große Krise,
die Deutschland hatte also so in den frühen 2000er Jahren, wo dann Kanzler Schröder mit
der Agenda 2010 um die Ecke kam, das war ja so eine Krise, wie man sich vorstellt, Massenarbeitslosigkeit,
der Staat hochverschuldet und dann kam ja die Reform.
Und jetzt haben wir zumindest auf dem Arbeitsmarkt die komplett gegensätzliche Situation, also
der Fachkräftemangel.
Ich glaube jetzt, die aktuellen Zahlen, die momentan rumgeistern, also dass der International
Regierungsfonds eine Prognose rausgegeben hat, Wirtschaftswachstum für 2023 bei minus
0,5 Prozent und damit so ziemlich auf dem letzten Platz in Europa.
Das ist natürlich ein Warnzeichen, aber dafür gibt es natürlich auch plausible Erklärungen,
warum wir schlechter dastehen als Spanien zum Beispiel.
Das hat zum einen natürlich ganz stark damit zu tun, dass wir einfach viel stärker von
russischer Energie abhängig waren als andere Länder.
Und da ist ja die wirkliche Krise, da ist ja etwas Neues wirklich passiert.
Und das zweite ist, wir sind stärker als andere von China abhängig, sowohl von chinesischen
Importen und Vorprodukten, aber vor allem auch vom chinesischen Absatzmarkt.
Die deutschen Autokonzerne, die drei Großen, machen 40 Prozent ihres Umsatzes in China.
Und wenn die chinesische Wirtschaft hustet, sage ich mal, dann kriegen alle irgendwie
einen Schnupfen, aber Deutschland kriegt dann eben eine Grippe.
So kann man es vielleicht sagen, weil wir viel stärker davon abhängig sind.
Das sind, würde ich jetzt mal sagen, kurzfristig die Erklärungen, warum die
Wirtschaftsprognose der Ausblick beim Wachstum so schwach ausschaut.
Aber überall dem liegen natürlich strukturelle Probleme, die jetzt aber nicht ganz neu sind
und die eher längerfristiger Natur sind.
Also insbesondere eben der Fachkräftemangel, das ist ja ein Spiegelbild der deutschen Demografie.
Also der Altung der Gesellschaft, der auch noch schlimmer werden wird in den kommenden Jahren,
der aber nicht neu ist.
Also das wusste man vor zehn Jahren auch schon, dass das so kommen wird.
Dann die Bürokratie, über die jetzt alle reden.
Und jetzt gerade bei den Krisenerzählungen, die jetzt überall in der Presse stehen,
da wird ja jetzt quasi gesagt, die Bürokratie ist schuld.
Aber die Bürokratie hat sich jetzt in den letzten zehn Jahren auch nicht groß verändert.
Sie ist jetzt an einem Stelle vielleicht sogar besser geworden, weniger schlimm geworden
und deswegen glaube ich, das ist gerade der Grad, auf dem wir da wandern.
Also dass wir eigentlich viel stärker mit strukturellen Problemen zu tun haben,
nicht mit unmittelbaren akuten Krisen.
Deswegen brauchen wir auch kein Konjunkturprogramm.
Aber wir werden eben zusätzlich belastet einfach durch diese
eintrügenden Faktoren auf die Konjunktur, die eben stark von außen kommen,
Stichwort China, Stichwort
Energieabhängigkeit von Russland und Energiepreise.
Ja, also ein ähnliches, will ich jetzt mal so hören, wie ich das richtig verstehe.
Dann hat eine ähnliche Erzählung oder ähnlichen Blick auf die Lage.
Ihr Kollege David Kohl, der Chefsvolkswirt bei der Privatbank Julius Baer.
Der sagt im Kern, also Krise gibt es eigentlich nicht so richtig,
sondern es gibt eigentlich eher strukturelle Probleme,
aber vor allem bei den Unternehmen.
Im Deutschlandfunk sagte er, es sind Probleme im Unternehmensbereich
und nach unserer Einschätzung hauptsächlich Probleme nicht,
weil man ineffizient oder weil man zu hohe Kostenbelastung
über den Arbeitsmarkt hat oder bei den Energiepreise,
sondern weil man eben zu langsam ist, um sich an die neuen Herausforderungen anzupassen.
Und da könnte man natürlich von der Politik mehr tun.
So, und da ist jetzt natürlich die riesen Diskussion.
Soll es jetzt Subventionen geben für die Industrie?
Oder muss man einfach sagen, hey, ihr seid so langsam beim Wandel.
Das müsst ihr jetzt einfach mal hinkriegen.
Die hohen Energiepreise sind die hohen Energiepreise.
Der Arbeitskräftemarkt ist der Arbeitskräftemarkt.
Ihr müsst euch dran anpeisen.
Wo stehen Sie?
Also jetzt eine pauschale Schelte,
dass alle deutschen Unternehmen zu langsam und zu unflexibel sind.
Das würde ich jetzt so nicht unterschreiben.
Natürlich gibt es einzelne Bereiche, wo man da sicherlich so argumentieren kann.
Also man kann sich ja schon fragen, warum hat die Automobilindustrie
die Trends die momentan so durchschlagen?
Warum hat sie die nicht schon viel früher erkannt?
Also warum hat sie in den Jahren, wo es ihr super ging,
wo sie super Exportgeschäfte insbesondere neu gemacht hat?
Warum hat sie da nicht schon verstanden,
dass dieses Geschäftsmodell mit Verbrennern
ans Ende kommt irgendwann, das Lebenszyklus?
Und darüber nachgedacht, was kommt danach?
Warum muss also erst Tesla kommen, um quasi klar zu machen,
wohin die Reise geht mit der Elektromobilität?
Das sind aber so ein bisschen die Probleme der Vergangenheit.
Ich glaube, mittlerweile haben das die deutschen Autokonzerne auch verstanden
und sind jetzt eben auch wirklich dabei, sich rapide zu wandeln
und hoffentlich, toi, toi, toi, auch wirklich wieder nach vorne zu kommen.
In ihrem Geschäftsfeld.
In anderen Bereichen, also bei mangelndem Wandel
würde ich sagen vor allem kleine und mittelständische Unternehmen
tun viel zu wenig im Bereich Digitalisierung.
Da hat der Kollege Recht, da gibt es auch handfeste Daten dazu,
dass der deutsche Kapitalstock insgesamt
übereitert ist, also weniger modern, weniger zeitgemäß
als in anderen Ländern.
Und dass insbesondere hat das eben damit zu tun,
dass einfach digitale Technologien in der Breite überweiten
noch nicht so stark eingesetzt sind und Unternehmen eben auch
ihre Daten, die im Produktionsprozess anfallen, nicht effektiv nutzen.
Also insofern ist das schon so gesehen ein Problem, wo die Unternehmen
erst mal ihre Hausaufgaben machen müssen.
Bei den Energiepreisen, das ist jetzt so noch mal
ein etwas spezieller Bereich, also dafür konnte ja nun die deutsche
Industrie so nichts, also durch jetzt einfach die krisenvollen
und die ja vor allem und hauptsächlich durch den Kriegsausbruch
eben angefallen sind und die Konstellationen haben sich
darauf natürlich extrem verschlechtert.
Also gerade jetzt um eine Zahl zu nennen, nehmen wir mal den Strompreis.
Vor der Krise hat so die mittelständische Industrie
ungefähr 18 Cent für eine Kilowattstunde Strom bezahlt,
inklusive aller Steuern und Umlagen.
Und dann ist das im Jahr 2022 durch die Decke geschossen auf 53 Cent.
Und das ist natürlich etwas, da stehen erst mal die Räder still
und viele Geschäftsmodelle haben sich einfach nicht mehr gerechnet.
Also nur zur Unterbrechung, das Spiegel schreibt von 26 Cent
Industriestrompreis im zweiten Halbjahr 2022.
26 Cent haben wir jetzt aktuell, also die 53, die ich gerade besprochen habe,
das war sozusagen zum Hochpunkt der Krise im Jahr 2022.
Gut, aber der Strompreis ist wieder gesunken, okay.
Der ist wieder gesunken, jetzt sind wir bei 26, das ist noch nicht bei 18.
Aber wir haben jetzt eben für die energieintensive Industrie
schon eine spezielle Lage, weil die sehen, okay, wir sind noch nicht ganz
wieder auf dem Niveau von vor der Krise.
Zugleich sehen sie aber andere Standorte, andere Länder haben
erstens günstigere Energiepreise sowieso schon immer gehabt, jetzt insbesondere,
etwa die USA, die ja jetzt vom Krieg Russland, Ukraine nicht so stark betroffen waren
und die aber zudem neben den günstigen Energiepreisen
jetzt auch noch eine dezidierte industriepolitische Strategie auf den Tisch
gelegt haben und eben im großen Stil noch zusätzliche Subventionen anbieten.
Das heißt also, jetzt bestimmte Branchen in der Industrie, gerade die energieintensiven
und zu Zukunftsbranchen wie Wasserstoff oder Batteriezellfertigung,
da hat der Standort Deutschland gerade eben wirklich ein handfestes Problem,
weil eben andere Länder günstig ihre Energiepreise, günstige Standortbedingungen
plus zusätzliche Subventionen anbieten.
Und das würde ich sagen, ist eine ganz aktuelle Entwicklung und darauf müssen wir
eben auch eine Antwort finden und da kommen eben diese Subventionen, Stichwort
der Industriestrompreis, der kommt da eben ins Spiel.
Die Ampel hat sich ja nur eine Szene knirrschen, sage ich mal, auf ein
sogenanntes Wachstumschancengesetz geeinigt, insbesondere auf Betreiben
der Freien Demokraten, ob das tatsächlich kommt, ist unklar, liegt jetzt erst mal
im Bundestag, auch im Bundesrat, deutet sich schon eine ziemlich harte
Oppositionsfront an, aber nehmen wir doch mal die Pläne, die zurzeit
aus dem Hause von Christian Lindner auf dem Tisch liegen.
Das ist ja ein ganzes Maßnahmenbündel mit ganz vielen einzelnen Ideen,
wie Unternehmen entlastet werden sollen.
Welche Maßnahmen aus diesem Plan von Christian Lindner erscheinen
Ihnen denn sinnvoll oder welche zum Beispiel sind vielleicht auch weniger sinnvoll
und verbrennen nur Steuergelder?
Ja, dieses Wachstumschancengesetz ist ein Sammelsurium von an die 50 Einzelmaßnahmen.
Davon sind einige wirklich, finde ich, sehr, sehr gut.
Welche?
Die sogenannte Investitionsprämie, finde ich, sehr gut, also Unternehmen,
die Investitionen im Bereich Energieeffizienz machen, bekommen bis zu 15 Prozent
der Investitionssumme als Steuergutschrift praktisch erstattet vom Staat.
Das heißt, das ist eine effektive Entlastung, es ist wie eine Steuersenkung,
kann man sagen, aber eben nicht mit der Gießkarte Steuersenkung für alle,
sondern eine Steuersenkung ausschließlich für Unternehmen, die eben auch wirklich
investieren. Und das finde ich sehr gut, weil diese Problematik mit dem
überalterten Kapitalstock und der mangelnden Modernität der deutschen
Wirtschaft, die kann man ja nur durch private Investitionen irgendwie heilen.
Und deswegen braucht man eben Programme, die wirklich Investitionen anreizen.
Und da würde ich sagen, ist das Programm gut.
Okay, was noch? Steuernische Forschungs- und
Entwicklungsförderung finde ich sehr gut.
Also so etwas wie bei Biontech oder große
Zukunftsprojekte, Forschung daran, dass die eben steuerlich gefördert wird.
Das ist sozusagen mein zweiter Liebling.
Und dann geht es aber schon los.
Dann haben wir so viele Maßnahmen, die irgendwie ähnlich sind, aber die ich
nicht für so besonders zielgenau halte.
Also zum Beispiel das Thema Verlustrücktrag, also das Unternehmen,
die jetzt in den Krisenjahren Verluste gehabt haben, dass sie die jetzt
verrechnen dürfen mit Gewinnen, die sie jetzt momentan machen oder die
sie in der Zukunft machen können.
Das ist okay, das ist auch eine steuerliche Entlastung, aber die ist eben nicht
maßgeschneidert auf Investitionen.
Die gibt jeder, Mittelständler jedes Unternehmen, ganz egal, ob er nun
investiert oder nicht.
Und das finde ich wenig zielgenau.
Und dieselbe Richtung jeden paar andere Maßnahmen.
Also die sind dann sehr komplex und technisch.
Tesaurierungsbegünstigung ist eine dieser 50 Maßnahmen.
Das ist eben das Problem.
Es ist schon alles okay, aber das hat eben nicht wie die Investitionsprämie
diese ganz starke Fokussierung.
Es gibt Entlastung, aber nur dann, wenn auch tatsächlich investiert wird.
Diese Maßnahmen, die sie jetzt geschildert haben und dieses Gesetz,
wenn es denn so kommt, das ist ja alles noch ein bisschen mit dem Fragezeichen
versehen, hat Ulf gesagt.
Da sagen ja viele, ja, das geht schon in die richtige Richtung, könnte
noch zielgenauer sein.
Aber interessant ist ja auch, dass die finanziert werden sollen in
erster Linie dadurch, dass an anderer Stelle Investitionen gestrichen
werden und gekürzt werden.
Und da gibt es die Kritik, dass viele sagen, na ja, solche Investitionen
von Staatsgeld, möchte ich mal sagen, die haben ja ein Hebel.
Das heißt, für ein staatlich investierten Euro werden mehr als
einer, zwei, drei, vier in Euro angereizt durch private Investitionen.
Und nun ist es so, wenn wir so die Idee, wenn man das sagt, Kritiker,
wenn dieses Gesetz jetzt finanziert wird, indem quasi Investitionen
staatlicherseits gekürzt werden, dann könnte sich quasi das Gesetz
selber kontakarieren.
Ja, wir schieben vielleicht die Wirtschaft ein bisschen an, so dass
denn klappt.
Aber weil wir da staatliche Investitionen streichen und somit dann
auch dieser Hebel von mehr abgewahrten Investitionen wegfällt,
kontakariert sich das Ganze und das wird ein Nullsumspiel.
Ja, es treibt die Wirtschaft ein bisschen an, aber weil das Ganze
mit weniger Investitionen bezahlt wird, kommt es dann doch alles
am Ende bei Null raus.
Wie sehen Sie das?
Das ist schon richtig.
Also das Wachstum-Schorzen-Gesetz ist aus meiner Sicht sowieso erst mal
von vornherein zu klein vom Volumen.
Es hat ja ungefähr so einen Rahmen von 7 Milliarden, diese Entlastungen.
Ich glaube, wir hätten das Vierfache bis fünf Jahre gebraucht.
Herr Lindner würde sagen, also in den nächsten Jahren sollen das ja
über 20 Milliarden werden.
Das soll ja sicher auf 30 Milliarden funktionieren.
Ja, aber es geht jetzt erst mal um die Haushaltsauswirkungen, die berechnet
sind für ein Jahr und da kommt man ja laut den Berechnungen auf diese
7 Milliarden und das halte ich für zu wenig.
Also es gibt so Berechnungen, wie viel zusätzliche Investitionen
bräuchten wir denn in der Privatwirtschaft bis 2030, um realistischerweise
die Transformation, die Klimaziele zu erreichen und die Modernisierung des
Kapitastocks zu erreichen.
Und da sind wir bei viel, viel größeren Summen.
Deswegen ist die erste Geschichte, das Volumen ist aus meiner Sicht zu klein.
Und dann kommt das, was Sie gerade gesagt haben, dann ist es so gesehen
noch gegenfinanziert durch andere Steuererhöhungen wieder, zum Beispiel
Mehrwertsteuer Gas kommt zurück und ein paar andere Sachen und Kürzungen
an anderer Stelle und dadurch ist der gesamtwirtschaftliche Effekt
tatsächlich ein Stück weit wieder kontakariert.
Also aus meiner Sicht hätte man das anders machen sollen.
Man hätte es von vornherein größer anlegen sollen und finanzieren sollen
aus dem Wirtschaftsstabilisierungsfonds.
Da liegen ja 150 Milliarden ungenutzte Kreditermächtigungen, die aus dem
sogenannten Doppelwummsprogramm kamen, das letztes Jahr aufgelegt wurde,
um einfach die Energiekrise zu bekämpfen.
Da ist noch sehr viel Geld über, weil die Energiepreise eben schon wieder
stark gefallen sind und ich glaube, dieses Geld wäre gut angelegt, wenn man
es jetzt eben nutzt für mittelfristige Investitionen, um eben die strukturellen
Probleme, über die wir gesprochen haben, wirklich den Griff zu kriegen.
Also endlich eine echte Investitionsagenda zu machen, die auch nicht nur so
bisschen in die richtige Richtung geht, sondern die wirklich auch mal ein
richtiges Wort ist und wo richtig auch Geld auf den Tisch gelegt wird, so wie
es andere Länder etwa die USA ja auch machen.
Das wäre aus meiner Sicht der richtige Weg gewesen.
Ja, Sie haben das Stichwort USA schon angesprochen.
Die USA wählen ja unter Joe Biden mit dem sogenannten Inflation Reduction Act
einen völlig anderen Weg.
Sie haben die Unternehmen steuern sogar ein bisschen erhöht.
Sie zahlen aber riesige Subventionen und zwar kreditfinanziert, so fern
Unternehmen in Zukunftstechnologien investieren, insbesondere zum Klimaschutz.
Das ist also ganz klassisches Schuldenmachen in der Krise, ja,
Deficitsbanding und die Daten jedenfalls scheinen Joe Biden recht zu geben,
jedenfalls wächst das Protoinlandsprodukt in den Vereinigten Staaten
weitaus schneller als in Deutschland.
Das heißt, wir sehen da sogar schon einen ersten Konjunktureffekt.
Wäre das aus einer ökonomischen Perspektive auch für Deutschland der klügere Weg?
Ich glaube, wir können sehr viel von Beidenomics, wie es gerade praktiziert wird,
lernen. Ich glaube, Deutschland sollte tatsächlich stärker in diese Richtung gehen.
Teilweise ist es passiert, also diese Investitionsprämie im Wachstum
Chancengesetz, die hat durchaus Ähnlichkeiten mit den Text Credits
vom Inflation Reduction Act, also die funktioniert durchaus ähnlich.
Insofern, das ist schon mal gut.
Dann ist aber natürlich das Volumen.
Also in den USA reden wir jetzt eben nach aktuellen Projekten
über ein Programm mit einer größten Ordnung von 1,2 Billionen Dollar,
insbesondere eben Ansiedlungsanreize für neue grüne Technologien.
Und das Wachstum Chancengesetz geht so ein bisschen in die ähnliche Richtung.
Aber wir konnten dann eben mit einem Programm von 7 Milliarden
Ein Programm, also wir haben mal gehört das Bild.
Wir versuchen sozusagen mit der Wasserpistole gegen Godzilla anzutreten.
Und das verstehe ich wirklich nicht.
Also wir sind in einer kritischen Phase.
Es werden jetzt in vielen dieser Zukunftsfelder wirklich jetzt auch die Felder verteilt.
Also wer wird dort die neue Technologie beherrschen?
Wer wird sozusagen der Weltmarktführer werden?
Und in vielen dieser Technologien war eigentlich Deutschland in einer guten Position.
Aber meine Befürchtung ist, ist, dass wir da diese Position verlieren
und viele dieser Geschäftsmodelle auch durch diese Subventionen am Ende in die USA abwandern.
Und ich glaube nicht, dass das eine gute Entwicklung ist.
Ich habe noch eine Nachfrage zu diesen Subventionen.
Also wir haben das jetzt, Sie haben die positiven Seiten in den USA beschrieben.
Kritiker hierzulande sagen ja, na ja, wenn wir jetzt an der falschen Stelle
diese Unternehmen, diese alten Unternehmen subventionieren,
dann verhindern wir, dass die sich wandeln.
Dann nehmen wir den Druck runter, dass die sich einfach an diese neuen Bedingungen anpassen.
Industriestrompreis, Sie sind dafür, Kritiker sagen,
wenn wir diesen Strompreis künstlich senken,
dann verhindern wir, dass der Druck auf diese Unternehmen so groß ist,
eben Energie zu sparen und sich an eine neue klimaneutrale Wirtschaft anzupassen.
Wo Sie sagen, sind Subventionen sinnvoll?
Wenn das Ziel denn ist, wandeln der Industrie hin zu einer klimaneutralen Wirtschaft.
Wo müsste das gezielt eingesetzt werden?
Was wären die Kriterien?
Ich glaube, viele der Kritikpunkte, die geäußert werden,
sind oftmals Missverständnisse.
Weil man so ein bisschen hört, Subventionen, und dann ist so ein Reflex,
ah, da sollen quasi alte Strukturen konserviert werden.
So ein bisschen, wie es vielleicht mal früher im Ruhrgebiet mit Kohle und Stahl mal war.
Ja, man gesagt hat, wir geben euch Geld, damit ihr hier weiter noch Kohle abbaut,
obwohl jeder wusste, dass das nicht mehr wettbewerbsfähig ist.
Aber die Subventionen, über die wir jetzt reden,
die sind ja gerade dazu da, Transformationen zu unterstützen.
Also einen kompletten Wandel, ein kompletten Wandel des Geschäftsmodells.
Also zum Beispiel weg von konventioneller Stahlproduktion hin zu grüner Stahlproduktion.
Oder in der Kunststoff- und Plastikbranche,
weg von fossilen Brennstoffen und eine Elektrifizierung hin zu strombasierten Verfahren.
Das heißt, da bleibt kein Stein auf dem anderen.
Es ist ein kompletter Wandel der Produktionsprozesse und der Geschäftsmodelle.
Und der wird sowieso stattfinden.
Ja, also das wird sowieso passieren.
Die Frage ist also quasi, wird es hier passieren?
Und die Subventionen, um die es jetzt hier geht,
die versuchen eben bloß zu beeinflussen, dass diese Investitionen,
dass diese Transformation, was maler sich die gesagt, ohne hinkommen,
wirkt, dass die auch hier am Standort passiert.
Und deswegen ist dieser Industriestrompreis so wichtig.
Wenn wir jetzt eben sagen, wir bieten der energieintensiven Industrie
sichere Konditionen für die nächsten fünf bis zehn Jahre, also fünf oder sechs Cent.
Diese Planungssicherheit, die beeinflusst dann Investitionsrechnungen.
In dem Moment, wenn der Strompreis sicher ist, könnt Unternehmen auch sagen,
gut, dann mache ich das jetzt, dann elektrifiziere ich meinen Produktionsprozess
und zwar hier in Deutschland.
Wenn Unsicherheit besteht, wenn es diese Subventionen nicht gibt in Deutschland,
dann werden die Unternehmen wahrscheinlich trotzdem diese Investitionen machen,
aber eben anderswo.
Und das können wir aus meiner Sicht nicht wollen.
Deswegen sind diese Subventionen wichtig, aber noch mal die Subventionen,
über die wir reden, sind nicht strukturkonservativ,
sondern sie sind geradezu transformationsbeschleunigend,
nur eben in dem Sinne, dass es hier passiert und nicht umworen ist auf der Welt.
Ja, ich hätte noch eine Frage zu den 150 Milliarden,
die sie eben schon angesprochen haben, die es ja bereits gibt an Kreditermächtigungen,
die also die Ampelkoalition relativ einfach ausgeben könnte,
tatsächlich für ein Konjunkturprogramm,
vielleicht sogar für ein über einige Jahre gestrecktes Konjunkturprogramm.
Was wären denn aus Ihrer Sicht die besten Hebel?
150 Milliarden sind immer noch weit entfernt von den Summen,
die Joe Biden ins Spiel gebracht hat, aber immerhin was ganz anderes als 7 Milliarden.
Wo würden Sie denn ansetzen, um dieses Geld möglichst konjunkturwirksam
und im Interesse einer Beschleunigung des Umbaus der deutschen Industrie einzusetzen?
Also erst mal möchte ich sagen, der Begriff Konjunkturprogramm, den finde ich da nicht passend.
Unter Konjunkturprogramm stelle ich mir vor, wir machen jetzt einen großen Stimulus für den privaten Konsum.
Also, wir senken die Mehrwertsteuer oder wir machen eine Abwrackprämie für Autos
und wollen den privaten Konsum anschieben.
Darum geht es nicht. Der private Konsum ist nicht unser Problem.
Der wird sich, glaube ich, in diesem und im kommenden Jahr sowieso wieder relativ gut entwickeln,
weil jetzt auch die Löhne allmählich angezogen haben.
Das ist nicht das Problem.
Was worum es geht, ist wirklich die Investition.
Also, eine anderes Nachfrage, allgigart die Investitionen.
Da ist unser Problem und deswegen würde ich sagen, sollten wir diese 150 Milliarden,
die eben übrig sind in Anführungsstrichen, in Wirtschaftsstabilisierungsfonds,
nutzen eben für erstens den Industriestrompreis,
zweitens für das Wachstum-Chancengesetz
und zwar für die guten Elemente aus dem Wachstum-Chancengesetz,
also insbesondere die Investitionsprämie und die steuerliche Forschungs- und Entwicklungsförderung,
die würde ich nehmen und eben um den Faktor 4 bis 5 vergrößern.
Und dann, wenn noch was über ist, würde ich sagen, sollten wir noch mal richtig in Bildung investieren,
weil das ist langfristig sowieso das wichtigste Thema, gerade für Deutschland.
Dann werden diese 150 Milliarden aus meiner Sicht insgesamt ganz gut angelegt.
Ich habe noch eine letzte Frage, wie wir es immer so ist, in diesem Gespräch.
Ihr Kollege Herr Schulerig, neuer Chef des Kieler Instituts für Weltwirtschaft,
hat im Spiegel sinngemäß gesagt, die Deutschen haben Schiss.
Dieser ganze Wandel, der geht nicht so schnell, der geht nicht so nachhaltig,
weil die Deutschen Angst haben vor dem Wandel, weil sie nur darauf gucken, was sie verlieren
und nicht darauf gucken, was sie gewinnen und ihnen erzählt auch keiner, was sie gewinnen.
Wie wichtig halten Sie diese Mentalitätsfrage?
Also das ist mir ein bisschen zu pauschal.
Also das mag sicherlich für viele zutreffen.
Also ich habe das paraphrasiert.
Nicht gesagt, der ist im Schiss, aber die haben sowas Angsthasenkultur oder sowas hat er gesagt.
Ich habe es auch gelesen.
Erstmal spricht Herr Schulerig auch davor, mit diesen Subventionen wolle man alte Strukturen konservieren.
Aber ich habe ja nun gerade erklärt, dass es da und gerade nicht geht.
Dann ist es natürlich dieser Heulgesang über die Bürokratie, der da zu lesen ist.
Und dem stimme ich ja zu.
Also mich nerven diese überbürokratischen Prozesse auch, uns alle nerven die.
Und natürlich müssen wir das machen.
Aber dass jetzt irgendwie niemand darüber redet und dass niemand hören will und so weiter,
das ist ja nun nachweislich nicht so.
Wir reden ja kaum noch über was anderes.
Und auch die Bundesregierung hat sich ja dieses Thema Endbürokratisierung sehr stark auf die Fahne geschrieben, gerade auf die FDP.
Und das finde ich auch richtig.
Und es geht ja jetzt auch nicht darum, einfach mehr Geld auf dieselben Prozesse zu kippen und zu hoffen, dass dann was Gutes herauskommt.
Wir brauchen beides.
Wir brauchen mehr Geld.
Also meine ich diese 150 Milliarden aus dem Wirtschaftsstabilisierungsfonds und müssen gleichzeitig viel schneller und schlanker in der Bürokratie werden in allen Bereichen.
Ein Genehmigungsverfahren bei der Fachkräfteeinwanderung ganz wichtig und in vielen anderen Bereichen.
Aber jetzt eben zu sagen, die Deutschen wollen das alle nicht hören und sind irgendwie so ein bisschen bräsig und wollen am liebsten so weitermachen mit ihrer überbordenden Bürokratie.
Also ich glaube, das trifft die Realität auch jetzt nicht mehr.
Naja, ich glaube, da haben wir jetzt die Aussagen von Herrn Schularek so ein bisschen verkürzt und es geht ja nicht nur um die Bürokratie.
Es geht ja zum Beispiel auch darum, sich in seinem Privatleben so ein bisschen umzustellen.
Denken wir an den mitunter fanatisch anmutenden Widerstand gegen das Gebäude-Energie-Gesetz.
Also ich glaube, er hatte schon auch quasi so eine gewisse Veränderungsresistenz der Menschen überhaupt im Blick.
Oder die Frage ersetze ich jetzt meinen lieb gewonnenen Diesel gegen ein E-Auto.
Und da gibt es natürlich auch noch teilweise praktische Probleme, je nachdem, was man so für ein Fahrprofil hat, aber für die allermeisten Menschen wäre E-Mobilität eine echte Option.
Trotzdem wissen wir alle, wie viel Zurückhaltung es da noch gibt.
Ich glaube, da wollte ich jedenfalls auch darauf hinweisen und was halten Sie denn von dieser Diagnose?
Ja, wenn man es so jetzt auffasst, dann stimme ich ihm schon wieder eher zu.
Also es mag im politischen Raum so ein bisschen das Bedürfnis geben für so eine Erzählung.
Ach, diese Transformation, das passiert einfach so und ihr müsst eigentlich gar nichts machen und ihr habt auch keine Einbußen.
Für euch ändert sich eigentlich nichts, das organisieren wir alles in der Politik.
Das wird so nicht funktionieren.
Also da muss man schon ehrlich sein, dass diese Transformation natürlich alle irgendwo betreffen wird.
Und es geht aus meiner Sicht jetzt eben darum, nicht nur negativ, sondern auch positiv betreffen kann.
Weil wenn jetzt dieses industriepolitische Projekt, von dem ich gerade sprach, wenn das so ausgeht, also wenn jetzt gerade die neuen Geschäftsmodelle wirklich auch weiterhin ihren Standort in Deutschland haben,
dann wäre das ja etwas, das mit diesem Wirtschaftsmodell, mit diesem Branche auch richtig Geld verdient werden kann, auch gerade durch Export in andere Länder.
Und so eine Geschichte, die wird mir auch noch zu wenig erzählt.
Also dass man sagt, wir müssen diese Transformation machen, aber nicht nur um irgendwie die Klimaziele zu erreichen, auf die wir uns mal verpflichtet haben,
sondern vor allem auch damit wir an der Spitze bleiben bei der industriellen Wertschöpfung.
Wenn wir das nicht machen, dann ist nichts mit grünem Wirtschaftswachstum.
Also wenn wir einfach bräsig sozusagen so weitermachen mit dem alten Stiefel, dann wird Deutschland wirklich auf den absteigenden Ast gehen.
Weil diese Geschäftsmodelle werden dann einfach anderswo kommen und Deutschland wird keine Rolle mehr spielen.
Also ich glaube, diese Geschichte müsste man nochmal anders erzählen, dass es hier wirklich gerade bei diesen Transformationsfragen nicht irgendwie so um soft, grüne Themen und Klimaziele geht,
sondern auch ganz knallhart, ob der Wirtschaftsstand und Deutschland so erfolgreich bleiben wird, wie er mal war.
Ganz herzlichen Dank. Das war im Gespräch mit der Lage der Nation Prof. Dr. Jens Südekum, Professor von International Economics an der Heinrich-Heine-Universität in Düsseldorf.
Ganz herzlichen Dank, Prof. Südekum.
Vielen, vielen Dank.
Ja, soweit Jens Südekum, also wir haben ja so ein bisschen jetzt, wie sagt man, nichts im guten Bauch gemacht,
aber ich finde es irgendwie ganz interessant, sich nach solchen Interviews nochmal zurückzulehnen und zu sagen, was haben wir denn jetzt gelernt?
Was haben wir denn so mitgenommen? Also feststehe, der Bundeskanzler analysiert viele Probleme zutreffend, finden wir gut.
Realitätscheck, positiv, ist immer eine gute Basis, um richtige Maßnahmen zu machen.
Tja, doch, es gibt eine riesige Lehrstelle in seinem Angebot an die Union für einen Deutschlandpakt.
Ja, Bürokratieabbau ist wichtig.
Ja, Digitalisierung ist ein zentraler Faktor.
Aber, ihr habt es eben gehört, Prof. Südekum fordert und da steht er meiner weniger stellvertretend für seine Disziplin massive
und vor allem zielgerichtete Investitionen in die Transformation der deutschen Wirtschaft,
so nach dem Beispiel des Inflation Reduction Acts von Joe Biden, Philipp.
Und dazu enthielt die Rede des Kanzlers kein Wort.
Kein Wort. Ich habe mir die extra nochmal vollständig angehört, um zu horchen, okay, Anerkennung der Realität, Problembeschreibung gut.
Aber ich habe es oben gesagt, letztlich kam da wenig Neues.
150 Milliarden an Kreditarmächtigungen stehen der Bundesregierung zur Verfügung.
Die sind genehmigt, um Industrie- und Verbraucher vor zu hohen Energiepreisen zu schützen.
Ebenso sinnvoll lassen sie sich für Modernisierungsoffensiven einsetzen, das Stünde zur Verfügung.
Dazu gab es aber nichts.
Außerdem stehen 70 Milliarden klimaschädliche Subventionen in den Büchern.
Haben wir oben auch schon gesagt, die könnten zumindest schrittweise abgebaut werden.
Man kann das ja nicht immer sofort streichen, aber zumindest müsste mal rangegangen werden,
um sie schrittweise abzubauen, sodass der Anreiz einfach da ist, um CO2 zu vermeiden und dass der Staat das nicht noch stützt.
Also quasi nicht subventionieren, dass die Leute CO2 reinpusten, sondern im Gegenteil das Geld einsparen und wirklich zielgerichtet investieren.
Das hat ja Südokomm auch gesagt, zielgerichte nicht einfach mit der Gießkanne, sondern zielgerichtet dort investieren, wo es dem Klimaschutz und auch der zukünftigen Wettbewerbsfähigkeit der Industrie nutzt.
Ja, das fand ich ehrlich gesagt so fast den spannendsten Punkt.
Das ist jetzt für Lagehöreinnen und Höre auch keine Neuigkeit.
Wir haben das schon immer mal wieder gesagt, aber jetzt schon lange nicht mehr und ich fand es toll, das jetzt aus seinem Munde nochmal zu hören.
Es geht eben ja nicht nur um CO2-Einsparungen bei dieser ganzen Transformation der Wirtschaft.
Es geht ja auch darum, zukunftsfähige Branchen aufzubauen.
Es geht ja auch darum, einfach neue Wirtschaftszweige zu erschließen.
Wenn es eben keine Verbrenner mehr geben wird in ein paar Jahren, dann muss ja irgendwas anderes in der deutschen Wirtschaft passieren,
damit die Leute weiter Arbeit haben und weiterhin mehr Wert erwirtschaftet wird.
Und da würde ich schon sagen, da weist Scholz Plan stand heute eine große Lehrstelle auf.
Ja, Olaf Scholz weiß natürlich, dass die FDP und auch die Union jedenfalls im Grundsatz überhaupt keine Lust haben, Geld auszugeben.
Die FDP ist da dogmatisch, aber auch die Union hat sich viele, viele Jahre an die sogenannte schwarze Null geklammert, steht wie ein Mann hinter der Schuldenbremse.
Aber man muss auf der anderen Seite sehen, aus einer ökonomischen Perspektive bleibt jeder Pakt Stückwerk, wo zwar irgendwie keine Ahnung Bürokratie abgebaut wird und ein paar Glasfaserleitung gezogen werden,
aber es ist an staatlichen Investitionshilfen, an einem staatlichen Konjunkturprogramm fehlt, so bleibt jeder Pakt irgendwie Stückwerk.
Und ich persönlich finde, ja, das ist natürlich konfliktrechtig, aber Scholz ist mir persönlich hier an der Stelle zu mutlos.
Er antizipiert im Grunde den Widerspruch von Union und FDP und kämpft gar nicht erst.
Ja, und er müsste, weißt du, um so ein Pakt loszutreten, um so eine Dynamik zu entfalten, müsstest du vorangehen.
So wie er das bei der Zeitenwende Rede gemacht hat.
Da hat er gesagt, wir als Ampel investieren 100 Milliarden in die Bundeswehr.
Um, ja.
So, da war die Union damit dabei.
Ja, du musst hervorgehen.
Du kannst ja nicht sagen, hey, komm, lass uns alle mal sehen.
Du bist an der Regierung, du bist gewählt, du machst den Haushalt, du stellst Programme auf, du setzt Prioritäten, du sagst Schattenhaushalt.
Ja, nein, wie hoch.
Es ist jetzt ja nicht so, dass er völlig machtlos wäre.
Und er müsste diese Macht nutzen, um Akzente zu setzen, Prioritäten zu setzen.
Der muss ja nicht in jedem Bereich auf einmal eine Bombe zünden.
Ja, das reicht, wenn er in zwei, mit der Zeitwende hat, das bei der Bundeswehr getan.
Und es war ein neuer Weib da.
Wenn er das in einem Bereich macht, in der Bildung, bei der Transformation,
einmal so eine Bombe zünde, wo er vorangeht, dann würde ich denken, kann so ein Pakt auch in Bewegung kommen.
So, glaube ich, ist das eine Todgeburt.
Wir kommen zu unseren Hausmitteilungen, die haben wir jetzt ja mal so in die Mitte der Sendung verschobeln.
Aber wir wollen sie auch nicht ausfallen lassen, denn so ein ganz bisschen ist ja doch immer zu sagen,
was so hinter den Kulissen passiert.
Diese Woche zum Beispiel hatten wir großen Spaß bei unserem Lagefeuer.
Ja, Lagefeuer.
Mein Sohn hat mich auch in der Grüße mal ...
Und dann habt ihr da ein Feuer gemacht.
Nein.
Und das heißt, warum dann Lagefeuer?
Weil wir sind so gemütlich, ja.
Wir kommen mal zum Lagefeuer.
Die Idee war, wir setzen uns mal mit unseren Freundinnen und Freunden,
die uns mit dem Plus-Abo unterstützen in den Kreis ums Feuer und schnacken mal so ein bisschen.
Und das haben wir halt in virtueller Weise gemacht diese Woche.
Und ich muss ganz ehrlich sagen, mir hat das großen Spaß gemacht.
Ein paar Hundert Leute waren dabei.
War cool.
Und wir werden noch mal Danke sagen können für den Support.
Weil das ja auch noch ein wichtiges haben wir ja auch schon x-mal erzählt.
Und wenn ihr die Lage gut findet und wenn ihr die Lage unterstützen wollt,
dann könnt ihr natürlich einen Plus-Abo klicken und der Plus-Punkt-Lage-Nation-Punkt auf.
Können Sie mir sehr dankbar?
Aber ihr könnt auch einfach die frohe Kunde verbreiten.
Ihr könnt einfach Freunden-Familien, Mitgliedern erzählen, dass es die Lage gibt.
Und dass man da sich ein bisschen informieren kann.
Kolleginnen und Kollegen über die politische Steignisse hierzulande und in der Welt.
Und zwar insbesondere vielleicht, wenn ihr so das Gefühl habt,
da könnte jemand so ein bisschen in Gefahr sein abzurutschen.
Da könnte jemand ein bisschen viel Telegram lesen und ein bisschen viel irgendwelche wilden Verschwörungsblocks lesen.
Aber gerade diese Menschen könnten besonders profitieren,
wenn sie gelegentlich mal bei uns einhalten.
Unser abschließendes Thema heute ist ein Thema,
was ihr vielleicht in eurem Alltag oft zu spüren bekommt.
Und von dem ihr eigentlich in der letzten Zeit, glaube ich, mehr profitiert habt.
Also da geht es um WLANs.
Also Funknetze, mit denen es internet kommt.
Die sind ja relativ häufig anzutreffen.
Mittlerweile, ja, man muss sich immer noch manchmal so ein bisschen anmelden.
Hier klickt darauf und akzeptiere so.
Aber im Prinzip sind das freie WLANs in vielen Bereichen.
Hotels, Cafés, Ferien, Wohnungen, Gaststätten,
wo man sich einfach einklingen kann, auch in Supermärkten,
wo man schnell mal zack drin ist.
Bei all die bei Rewe oder so.
Unterschiedliche Qualität.
Aber man kommt halt rein.
Und das ist im Ausland, ist das schon seit vielen, vielen Jahren so.
In Deutschland hingegen ist das eine relativ neue Entwicklung.
Ja, das ist mir total krass aufgefallen.
Ich habe ja 2013, 14 mal in den USA studiert.
Du bist so an jeder Ecke in alle möglichen WLANs in Deutschland.
Gab es das damals im Prinzip noch nicht.
Denn in Deutschland war es extrem riskant,
öffentliche WLANs anzubieten.
Einfach, weil die Anbieter in solcher WLANs früher
ein ganz erhebliches, rechtliches Risiko eingegangen sind.
Ja, früher war es nämlich so,
dass Menschen und Firmen, die ein freies WLAN betreiben
und eben auch anbieten,
immer damit rechnen mussten,
dass sie teure Abmanungen kassieren und bekommen.
Genau, denn wenn man so ein WLAN betreibt,
dann betreibt man ja einen Internetzugang.
Und da ist es nicht völlig auszuschließen,
nicht so wahnsinnig wahrscheinlich,
aber eben auch nicht auszuschließen,
dass Menschen aus diesem WLAN heraus zum Beispiel Musikdateien
oder Filme im Internet tauschen.
Urheberrechtlich geschützt.
Und da gibt es natürlich so Kanzleien,
die haben sich darauf spezialisiert,
das Internet zu durchforsten nach den IP-Adressen
von Menschen, die eben sowas tauschen.
Und da gab es dann häufig Abmanungen.
Und diese Abmanungen richten sich halt immer an die Person
oder die Firma, die das Netz betreibt.
Weil das an die Firma oder Person ist,
die beim Provider, bei dem Internetzugangsanbieter
quasi eingetragen ist.
Und das konnte richtig teuer werden.
Da musste dann die Eisdiele
mit einmal vierstellige Summen bezahlen
an irgendeine so eine fiese Abmahnkanzlei.
Und deswegen traurte es...
Weil irgendeiner der Gäste irgendwas
angeblich Illegales über dieses WLAN
geladen oder angeboten hat.
Angeblich. Und schon musste die Eisdiele
Capri da irgendwie ein paar Tausend Euro
aushauchen an so eine Abmahnkanzlei.
Und angesichts dieses Haftungsrisikos
traurte sich kaum jemand,
ein solches WLAN anzubieten.
Und diese sogenannte Störerhaftung
wurde nun aber vor ein paar Jahren
abgeschafft.
Das ist ein Gesetz von 2017.
Und es war eine relativ schwere Geburt.
Ich selber muss gestehen, das war so eines der ersten
netzpolitischen Themen, wo ich mich sehr engagiert habe.
Ich habe da sogar meinen Gesetzentwurf geschrieben
im 2012, glaube ich.
Es war so eine extrem schwere Geburt.
Und letztlich 2017 konnte sich die GroKo
darauf einigen,
dass sie die Störerhaftung abschaffen wollte.
Und dazu hat sie in Paragraph 8
des Telemediengesetzes
einen Satz eingefügt,
der klar stellte,
dass Betreibende von WLANs eben nicht haften
müssen, wenn ihr Netz missbraucht wird.
Ja, also unter Paragraph 8 Absatz 1
Satz 2 des Telemediengesetzes
heißt es dort seit dem
Punkt, Punkt, Punkt,
können Sie insbesondere nicht wegen einer
rechtswidrigen Handlung eines Nutzers
auf Schadenersatz oder
Beseitigung oder Unterlassung
einer Rechtsverletzung in Anspruch
genommen werden.
Also können nicht in Anspruch genommen
werden wegen einer rechtswidrigen Handlung
eines Nutzers oder einer Nutzerin.
Dasselbe gilt hinsichtlich aller Kosten
für die geltend Machung und Durchsetzung
dieser Ansprüche.
Also sie konnten also nicht in Anspruch genommen
werden und mussten auch nicht zahlen,
seitdem dieser Satz im Gesetz steht.
So sieht es aus.
Seit 2017, nach einem langen Kampf,
der fast zehn Jahre gedauert hat,
ist die Stöhrerhaftung in Deutschland für WLANs
endlich abgeschafft.
Und Philipp, ich würde sagen, das war ein toller Fortschritt
und insbesondere ohne wirkliche Probleme.
Also die Urheberrechtsindustrie hat natürlich
eine Riesenwelle gemacht, deswegen hat das
auch so lange gedauert.
Aber jedenfalls mir persönlich ist von einer
Insolvenz von Sony Music
oder Universal Pictures bislang nicht zu
angefangen.
Ich habe nicht die Zeit, wenn sie ein
Schaden haben.
Aber mir ist das jetzt auch nicht bekannt geworden,
dass es da irgendwie massive Probleme gegeben
hätte, weil Eisdielen und Cafés und Restaurants
und Tankstellen jetzt einfach WLANs anbieten,
in die man einfach reinkam.
Ehrlich gesagt war das von vornherein eine
Scheindebatte, denn wer stellt sich denn
zum Dateientauschen an die Tanke?
Absurd Idee.
Aber gut, so und dieser gesellschaftliche Fortschritt,
das ist die News,
dieser gesellschaftliche Fortschritt,
die seit ein paar Jahren freie WLANs haben können,
dank dieser Haftungsfreistellung,
das könnte bald wieder vorbei sein.
Ja, es droht nämlich
eine ärgerliche Rolle rückwärts
und verantwortlich dafür
wäre Deutschlands Minister für Verkehr
und digitale Infrastruktur,
Volker Wissing von der FDP.
Und der Hintergrund
dieser Geschichte ist der sogenannte
Digital Services Act
der Europäischen Union.
Das ist, also bekannt als DSA,
das ist eine
Verordnung der EU
und eine Verordnung gilt
im Prinzip immer unmittelbar.
Die muss also nicht erst noch
kompliziert und langwierig in irgendwelche
nationalen Gesetze
umgegossen und
eingebettet werden, wie das bei Richtingen
der Fall ist. Wenn die EU
eine Verordnung beschließt, dann gilt die
in jedem Staat der EU
so auch beim Digital Services Act.
Und trotzdem gibt es in diesem Fall,
obwohl der DSA eine Verordnung ist,
einen Gesetzentwurf,
der den DSA in Deutschland
umsetzen soll. Warum?
Ja, ganz einfach. Weil es zwar
ein Anwendungsvorrang gibt für europäisches Recht,
das heißt also quasi,
das europäische Recht geht vor, aber
nur weil der europäische Gesetzgeber
ein bestimmtes Gesetz erlässt,
treten eben nicht deutsche Gesetze außer Kraft.
Und das würde zu der sehr unschönen Situation führen,
dass im deutschen
Gesetzbuch noch was steht, eben zum Beispiel
die Telemediengesetz, dass aber in weiten
Teilen nicht angewendet werden darf,
weil der DSA eben vorgeht.
Das wäre dann so der blöde Effekt,
du willst irgendwie mal nachgucken, was gilt denn
so in Deutschland, dann blätterst du irgendwie
im Gesetz und liest, aha, das und das gilt.
Wenn du dann aber nicht weißt, dass es dazu
eine europäische Verordnung gibt,
denkst du, ja, das gilt.
Dabei steht das zwar im Gesetz,
gilt aber nicht mehr, weil es eben diese
Verordnung gibt, die irgendwas anderes sagt.
Und das macht es total schwer bis zu unmöglich,
halbwegs ein Überblick dafür darüber zu bekommen,
welche Regeln denn jetzt gelten?
Ganz genau. Und deswegen ist eben parallel
zur Einführung des DSA ein deutsches Gesetz
geplant, das sogenannte
digitale Dienstegesetz.
Und das muss man sich also ein bisschen vorstellen,
wie so ein legislativen Hausputz,
eigentlich eine sehr gute Idee aus dem Hause
von Volker Wissing, dass man also quasi
das deutsche Recht einfach aufhebt
und aus dem Gesetzbuch streicht,
dass sowieso vom DSA überlagert wird.
Und das wesentliche Gesetz,
zum Beispiel vom DSA,
ist eben das sogenannte Telemediengesetz.
Und in diesem Telemediengesetz wiederum
steht diese Haftungsfreistellung
für WLANs. Und deswegen wäre es
natürlich wichtig, dass die aus dem
außer Kraft tretenen TMG
auch wieder übernommen wird
ins digitale Dienstegesetz.
Aber da gibt es ein Problem,
denn es gibt da eine Lücke,
die dazu führen könnte, dass öffentliche
WLANs in Deutschland wieder abgeschaltet
werden. Das ist in Deutschland heute
keine Störerhaftung für WLANs gibt,
verdanken wir, wie gesagt, diesem Satz, den wir
oben vorgelesen haben, den die GroKo 2017
ins Telemediengesetz aufgenommen hat,
haben wir oben vorgelesen.
Das Telemediengesetz aber
wird nun ja komplett aufgehoben,
weil eben von der Verordnung
aus der EU überlagert.
So, und die Teile,
die wenigen Teile des Telemediengesetzes,
die nicht im DSA stehen,
die kommen nun in das digitale Dienstegesetz.
Problem alle Teile?
Nein.
Eine kleine Klausel hat das
Ministerium von Vorker Wissing
bei seiner Umsetzung ins
digitale Dienstegesetz vergessen,
nämlich ausgerechnet die Klausel,
die die Störerhaftung
abgeschafft hat.
Und wenn das so gesetzt wird,
dann müssen WLAN-Betreiber innen
eben doch wieder mit Abmahnungen rechnen
und viele freie WLANs würden
ziemlich sicher wieder abgeschaltet.
Also, wenn das so kommt, nur um das nochmal klar zu machen,
die Verordnung, den DSA,
der regelt ganz viel, was bisher das
Telemediengesetz geregelt hat,
was nicht im DSA steht,
ist diese Abschaffung der Störerhaftung.
Die steht nur im Telemediengesetz.
Damit die weiter gilt,
muss sie aus dem Telemediengesetz raus
in ein neues Gesetz reingeschrieben werden,
dieses digitale Dienstegesetz.
Das ist zum Teil auch passiert,
aber eben ohne diesen Satz,
der dafür sorgt, dass Leute,
die ein öffentliches WLAN anbieten,
haben ganz offensichtlich sich angeschaut.
Okay, hier ist das alte Telemediengesetz.
Ganz vieles davon steht jetzt schon im DSA.
Kann weg. Das kann einfach weg.
Ein paar Sachen stehen nicht im DSA.
Das haben Sie quasi per Copy and Paste
in diesen Entwurfes digitale Dienstegesetz geschrieben.
Aber diesen einen Satz, der die Störerhaftung abschafft,
den haben Sie dabei vergessen.
So, und wenn, das ist jetzt ein Gesetzentwurf.
Wenn das Ding gesetzt wird,
dann werden sehr wahrscheinlich
viele Betreiber, freier WLANs Betreiberin
das Ding einfach abschalten,
die schiss haben, berechtigt schiss haben,
vor teuren, nervigen Abmahnungen.
Und deswegen ist der Verbrauchzentrale Bundesverband,
also der größte Verband
für Verbraucherinteressen,
Verbraucherinneninteressen in Deutschland,
auch auf der Palme, denn die sind da letztlich drauf gestoßen.
Genau, die haben das auch schon ausgegraben
und die schreiben in ihrer Stellungnahme
zu dem Referentenentwurf des digitale Dienstegesetzes,
ob schon in der Gesetzesbegründung
des Gesetzentwurfes die Gründe
für die seinerzeitige Änderung
des Telemediengesetzes genannt wurden.
Nämlich die Angst vor Abmahnungen.
Fehlt im Referentenentwurf in Paragraph 7
die entscheidende Passage,
die diese Angst ausgeräumt hat
bzw. ausräumen kann.
Und deswegen fordert der VZBV.
Der Gesetzgeber muss sicherstellen,
dass keine erneute Abmahnwelle
für Anbieter von öffentlichen WLANs
droht und Paragraph 8 Absatz 1 Satz 2
Telemediengesetz ebenfalls
ins DDG, also digitale Dienstegesetz
übernommen wird.
Ja, das ist ja auch so,
dass die in dem Gesetzentwurf selber schon sagen,
hier gab ein Problem, haben wir abgeschafft,
aber das, was das bewirkt hat,
haben sie dann einfach nicht übernommen.
Also, das kann halt einfach
ein Fehler sein,
dass das in der Gesetzesbegründung
sogar ausdrücklich steht,
könnte darauf hindeuten,
dass es ein Fehler ist.
Es könnte natürlich auch einfach eine Nebelkerze sein,
dass man halt einfach sagt,
ja, wie man tut so, als wenn man das Problem gesehen hat.
Und jeder, der die Begründung liest,
dann ist alles okay.
Und im Wirklichkeit haben sie es gerade nicht im Griff.
Es ist so ein bisschen unklar,
was das Verkehrsministerium bewogen hat.
Deswegen haben wir noch mal nachgefragt
beim Bundesministerium für Verkehr und Digitales.
Was es denn damit auf sich hat,
dass ein Versehen war, ob das Absicht war.
Und die Antwort ist jetzt hier quasi
während der Sendung
eingetrudelt.
Und da heißt das, lieber Herr Bohrmann,
vielen Dank für Ihre Anfrage.
Als Sprecher vom Ministerium kann ich Ihnen mitteilen,
dass es jetzt ja den Referentenentwurf
des Digitale Dienstesgesetzes
im Lichte der Stellungnahme der Länder und Verbände.
Dabei wird auch geprüft, ob die Regelung
des § 8 Abs. 1, 2 TNG wieder aufgenommen werden soll.
Jetzt kommt es.
Ziel ist es,
an der bestehenden Rechtslage
für WLAN-Anbieter nichts zu ändern.
So, das klingt ja jetzt erstmal gut.
Das klingt ja erstmal so,
als solle die Störerhaftung nicht wieder eingeführt werden.
Ich muss ganz ehrlich sagen,
ich werde so ein bisschen stutzig
mit der Formulierung mal prüft,
ob man diesen Satz,
diesen bisherigen WLAN-Schutz-Satz
wieder aufnehmen soll.
Das könnte nämlich so ein bisschen so klingen wie
hm, der ist ja vielleicht gar nicht erforderlich,
weil das ja schon im DSA steht und so.
Also nach dem Versehen klingt es nicht?
Nein, nach dem Versehen klingt es überhaupt nicht.
Und ich mache mir einfach die ganz große Sorge,
dass man sagt, man will an der Rechtslage
nichts ändern, man lässt diesen Satz am Ende
trotzdem weg.
Und dann ist nämlich genau das Problem,
was geändert.
Und dann liegt das Problem wieder bei den Gerichten.
Und die haben sich leider Gottes immer extrem
WLAN-feindlich gezeigt in den letzten Jahren.
Da sind ja, wie man sich vielleicht dunkle erinnert,
auch irgendwelche 80-jährigen Omas wegen
angeblichem Filesharing verurteilt worden.
Also da muss ich sagen, da traue ich so ganz,
insbesondere der Rechtsprechung in Deutschland,
nicht über den Weg.
Da kommen dann immer irgendwelche Tränenschwangeren
Stellungnahmen der Ulberindustrie.
Und dann knickt der kleine Amtsrichter ein.
Also der Satz muss wieder rein?
Sondern so, wie er bisher auch schon
im Telemediengesetz steht.
Einfach nur zu sagen, wird schon gut gehen
und wir wollten nichts ändern.
Das reicht aus meiner Sicht auf keinen Fall aus.
Damit ist die Lage diese Woche ausführlich
und abschließend erörtert, wie ihr das gewohnt seid.
Wir sagen vielen Dank fürs Zuhören.
Gebt uns ein paar Sternchen bei iTunes.
Genau. Und wir hoffen vor allem,
ihr hattet viel Spaß an dieser Sendung.
Empfehlt uns weiterm.
Das hilft uns auch sehr, gefunden zu werden,
dieser Welt, wo es doch immer mehr
kommt, habt ein schönes Wochenende.
Bis bald.
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