Lage der Nation - der Politik-Podcast aus Berlin: LdN334 Filz-Vorwürfe in der Ampel, Wahlrechts-Kommission (mit Sandra Schulz, DLF), 49-Euro-Ticket, Dienstwagenprivileg
Philip Banse & Ulf Buermeyer 5/4/23 - Episode Page - 1h 31m - PDF Transcript
Herzlich Willkommen zur Lage der Nation. Ausgabe Nummer 334 vom 4. Mai 2023.
Ganz herzlich Willkommen. Mein Name ist Philipp Banzer. Ich bin Journalist und ich bin Ulf Bohrmeyer, Jurist aus Berlin.
Herzlich Willkommen auch von meiner Seite. Anfang jeder Sendung, das kennt ihr, geht's kurz in unsere Hausmitteilungen hinein.
Und da möchten wir zum einen auf unser Lageforum hinweisen. Wir bekommen immer noch relativ viel Feedback per Mail.
Das können wir aber ehrlich gesagt gar nicht alles bearbeiten, weil es dazu ein bisschen zu viel geworden ist.
Deswegen haben wir ja extra einen Forum eingerichtet für euer Feedback.
Richtig. Da gibt's mehrere Tausend Leute. Ich habe jetzt nochmal über 7000 Leute oder so was da mittlerweile angemeldet.
Ich habe mir nochmal geguckt. Und da gibt's wirklich viel, viel Debatte, aber auch viel, viel Hilfe, viel Hinweise.
Da werden Themen gesammelt, Themenvorschläge gesammelt. Da wird wirklich jeder Aspekt dieser Sendung ausführlich diskutiert.
Ja, und deswegen da schauen wir halt auch rein. Wenn ihr uns Feedback geben wollt, das ist so der Weg.
Denn da haben wir das Feedback gesammelt. Da wird es dann auch gleich schon eingeordnet von anderen Foristinnen und Foristen.
Und das ist quasi so der Kanal, talk.lage.org.
Dann noch der Hinweis auf unsere Verlosung, die natürlich noch läuft. Verlust wird ein E-Bike.
Ein One-Move, ein neues One-Move wird verlost unter allen Abonnenten und Abonnentinnen.
Also die Leute, die jetzt schon Abonnenten und Abonnenten sind.
Oder es noch werden bis zum 11. Mai, bis zum 11. Mai, 13.03 Uhr.
Dann findet die Verlosung dieses E-Bike statt.
Und ihr werdet Abonnent, Abonnentin, falls ihr da noch einsteigen wollt, unter pluspunkt.
Das hat natürlich den Vorteil, dass ihr eine werbefreie Ausgabe bekommt.
Dass ihr eine auf die Hälfte eingedampfte Version der Lage bekommt.
Lage Kompakt, nennen wir das.
Und ihr bekommt ein hervorragendes, gechecktes Transkript der kompletten Sendung, was man super durchsuchen und auch abspielen kann.
Ja, und vor allem kann man eben quasi mitlesen, während man die Lage hört.
Das ist das Coole. Da gibt es so eine Funktion.
Da sieht man quasi im Text immer gerade, was gesprochen wird.
Das ist zum Beispiel zum Sprache-Lernen ganz toll.
Also für Menschen, für die Deutsch nicht die Muttersprache ist, kann man das wunderbar lernen, indem man halt Lage hört.
Und zugleich mitliest, was im Transkript steht.
All das unter pluspunkt, lag den nationpunkt.org.
Und natürlich auch das gute Gefühl, unabhängigen politischen Journalismus zu unterstützen.
In dieser Woche gab es große Aufregung, mal wieder die Überschrift.
Diesmal in Varianten, sowohl farblich als auch inhaltlich, fetternwirtschaft.
Filt es in der Ampel grüne Fetternwirtschaft im grünen Wirtschaftsministerium Skandal?
Skandal, Skandal, Skandal.
Und wir haben uns gedacht, das lohnt sich einfach, das mal so ein bisschen auseinander zu püseln und so ein bisschen zu schauen.
Was ist denn eigentlich dran in der ganzen Geschichte?
Und vor allem, was können wir politisch lernen über den Einzelfall hinaus?
Dafür, wie man sich korrekt verhält.
Also Philipp, es geht um den Protagonisten Patrick Greichen, der ist 51 Jahre alt.
Und so wie wir hören, fachlich umrunde anerkannt.
Und von Berufswegen zur Zeit einer der sechs Staatssekretäre im BMWK,
im Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz.
Aber man kann schon sagen, Philipp, ihr ist glaube ich nicht irgendein Staatssekretär.
Nein, erst nicht irgendeiner.
Das kann man schon sagen, war zumindest bisher einer der wichtigsten dort,
zumindest der einer, der den größten Fußabdruck hinterlassen hat,
ohne den anderen jetzt unrecht zu tun.
Er gilt so als Haberks Mann der Energiewende.
Also der hat auf seinen Konto oder auf das Konto seiner Leute, seines Teams,
geht das Gesetz zum Austausch alter Öle und Gasheizung.
Er steckt halt hinter diesen ganzen Beschleunigungsgesetzen,
aber die wir auch schon gesprochen haben, für den Ökostromausbau.
Und er ist quasi der Mann, der über das Klimaschutzgesetz wacht.
Ja, das ist ja vom Umweltministerium eben in das Ministerium für Wirtschaft
und Klimaschutz gewechselt.
Doch sehr zum Leidwesen übrigens der Menschen,
die das viele Jahre lang betreut haben im Umweltministerium.
Nun gut, und Herr Greichen hat bisher auch einiges gerockt,
kann man glaube ich sagen, was auch parteiübergreifend anerkannt wird.
Beispielsweise hat er im vergangenen Jahr dafür gesorgt,
dass Deutschlands leere Gasspeicher gefüllt werden konnte.
Ja, er hat auch an diesem Aufbau der LNG Terminals für Flüssiggas erheblich mitgewirkt,
vor allen Dingen an den Beschleunigtenaufbau.
Da gibt es natürlich jetzt auch Kritik, dass da viel zu viele aufgebaut wurden
und dass das eigentlich weit über den Bedarf jetzt da fossile Infrastruktur entstanden ist.
Aber gut, also an dem Beschleunigtenaufbau der LNG Terminals
hat er auf jeden Fall maßgeblich mitgewirkt
und er hat auch die Verstaatlichung offensichtlich der russischen Energiefirmen,
die es ja hier in Deutschland gab, an denen hat er mitgewirkt.
So, natürlich war er auch verantwortlich für mindestens eine echte Pleite,
nämlich die umstrittene Gasumlage, an die euch vielleicht noch dunkel erinnert,
die aber dann ja letztlich nicht gesetzt geworden ist.
Wollen wir jetzt nicht noch mal tief einsteigen.
Aber man merkt schon, er ist jedenfalls ein Experte
und auch ein sehr engagierter Kämpfer für Klimaschutz,
für insbesondere die Einsparung von Kohlenstoff Jürgshüt
und das ist kein Zufall, denn vor seiner Zeit im BMWK war der Herr Patrick Greichen,
Chef eines Stinktanks, nämlich der Organisation Agora Energiewende hier in Berlin.
Ja, die hatten wir ja auch schon öfter im Programm.
Vor allen Dingen hatten die nämlich was ganz Interessantes veröffentlicht,
was wir hier auch breit gefiltert und besprochen haben,
nämlich bevor die Ampel an den Start ging,
hatten die so ein recht ausführlichen Vorschlag, wo ich es mal nennen, formuliert.
Was müsste denn die nächste Regierung tun, um im Klimaschutz die Ziele einzuhalten?
Hatten sie das wirklich bis auf Gesetzesformulierungen
und Verordnungsvorschläge und so alles so runterdecliniert?
Und das ist eben unter der Ägide oder dem Vorsitz von Greichen
damals noch in der Agora Energiewende passiert.
So, das kann man sich vorstellen.
Ein sehr exponierter, verfechter von Klimaschutzmaßnahmen,
der macht sich nicht nur Freunde.
Und in dieser Woche ist jetzt tatsächlich, sagen wir mal, zweierlei hochgekocht.
Es geht also im Kern bei der Debatte um Fetternwirtschaft bei Herrn Greichen.
Zwei Vorwürfe. Zum einen sollen zu viele Familienmitglieder von Herrn Greichen
quasi in seiner Nähe oder in der Nähe des BMWK arbeiten.
Und zum anderen geht es um eine umstrittene Mitwirkung von Herrn Greichen
an einer Stellenbesetzung zu Gunsten seines ehemaligen Trauzeugs.
Also, der erste Vorwurf, würde ich sagen, den kann man relativ schnell abräumen.
Das ist der Dünnere, der eindeutig Dünnere der beiden.
Da geht es nicht um konkretes Vielfalt von Greichen,
sondern einfach man könnte sagen, Stilfragen,
obwohl Stil auch schon immer wieder impliziert,
dass er da irgendwas aktiv hat, machen können.
Es geht einfach um die schlechte Tatsache,
dass sein Bruder und seine Schwester Verena Greichen im Öko-Institut arbeiten.
Das ist so ein privates Forschungsinstitut, wie der Name schon sagt,
wird man die sich auch Klima und Energiefragen,
vor allen Dingen und beide sind dort Senior-Researcher.
Und das Problematische ist, dass das Öko-Institut
seit vielen, vielen Jahren hochdotierte Aufträge vom Wirtschaftsministerium bekommt,
an dessen Spitze nun Patrick Greichen steht.
Außerdem ist eben Verena Greichen auch noch mit einem Kollegen von Patrick Greichen
verheiratet, nämlich mit dem parlamentarischen Staatssekretär im BMWK Michael Kellnam.
Also, Öko-Institut und verheiratet.
Jetzt kann man sich natürlich die Frage stellen, wo ist das Problem,
wenn Bruder und Schwester von Patrick Greichen bei einem Institut arbeiten,
das unter anderem vom BMWK Aufträge bekommt?
Nun ja, das wäre dann ein Problem, wenn diese Aufträge etwa wegen dieser familiären Nähbeziehung
zwischen diesen beiden Greichen Geschwistern und dem dritten Greichen Geschwister vergeben worden wären.
Was ist denn davon zu halten?
Na ja, jetzt muss man sagen, ja, das Öko-Institut bekommt seit vielen Jahren
regelmäßig Aufträge vom Wirtschaftsministerium.
Studie hier, Studie dazu.
Und da sind es auch viel Geld geflossen.
Da sind viele Millionen Euro geflossen in den letzten Jahren.
So weit so gut, so weit so normal.
Denn die großen Aufträge sind eigentlich an das Öko-Institut geflossen
unter dem vorherigen Wirtschaftsminister von der CDU, nämlich Minister Altmaier.
Und unter der Ampel sind diese Aufträge des Ministeriums an das Öko-Institut laut ST sogar zurückgegangen.
Ja, also mit anderen Worten, ja, da gibt es eine Nähbeziehung,
aber nein, die hat nicht etwa dazu geführt, dass das Öko-Institut bevorzugt worden wäre.
Im Gegenteil, wenn überhaupt, steht das Öko-Institut unter dem grünen Minister schlechter da als unter dem CDU-Minister vorher?
Ja, und dazu kommt noch, das gehört auch dazu, dass Verena Greichen nicht nur jetzt am Öko-Institut arbeitet,
sondern die wurde auch vom Wirtschaftsministerium in den sogenannten Nationalen Wasserstoffrat berufen.
Das ist also so ein Experten, Expertin-Gremium, die halt darüber Beratene und Tipps geben,
wie Wasserstoff, grüner Wasserstoff vor allen Dingen in Deutschland vorankommen könnte.
Und da sitzt sie auch drin.
Aber auch in diese Position wurde sie nicht etwa unter H-Bag berufen,
sondern noch von dessen Amtsvorgänger als Chef des Wirtschaftsministeriums, nämlich CDU-Mann Peter Altmaier.
Deswegen, Philipp hat es eingangs gesagt, diese Family-Connection-Vorwürfe,
die sind zwar insofern berechnet, als da tatsächlich Familienmitglieder in einer gewissen inhaltlichen Nähe arbeiten,
aber es gibt bislang jedenfalls keinerlei Anhaltspunkte dafür, dass da irgendetwas schräg gelaufen wäre.
Der zweite Vorwurf hingegen, Philipp, der ist deutlich gravierender.
Ja, der ist wirklich gravierender, und deswegen breiten wir den hier auch mal aus,
weil man da was gesagt ja auch eine Menge lernen kann, wie gehen wir damit um?
Also konkret geht es darum, dass seit Monaten ein neuer Chef gesucht wurde für die deutsche Energieagentur DNA.
Das wird immer so ein bisschen mit staatlichem Think Tank für die Energiewende umschrieben.
Ich glaube, das kann man mal, es ist ein bisschen vereinfacht,
aber es ist eine weitgehend staatliche Institution, die sich halt mit Energie, Energieversorgung auch beschäftigt
und die untersteht halt dem Wirtschaftsministerium.
Und dann gab es also in den letzten Monaten eine vierköpfige Findungskommission,
die gebildet wurde aus vier Personen.
Da waren zwei Staatssekretäre drin, der Greichen eben auch und die Chefin, die andere Chefin der DNA.
Und die haben zusammen mit Hilfe einer Personalagentur nach Kandidaten gesucht.
Wer eignet sich denn hier? Wer könnte sich denn als Chef, als neuer Chef oder Co-Chef es ist ja für die DNA eignen?
Und bei dieser Kommission herausgekommen ist der Kandidatenvorschlag Michael Schäfer.
Michael Schäfer saß für die Grünen im Berliner Abgeordnetenhaus,
hat vorher aber auch für die Umweltverbände den Naturschutzbund Deutschland NABU
und den World Wildlife Fund WWF gearbeitet.
Vor allem aber, und das macht die Sache so Juicy, er war vor, wenn auch 23 Jahren, mal Patrick Greichens Trauzeug.
Also es ist eigentlich immer noch offiziell, wenn du einmal Trauzeuge bist, dann bist du immer Trauzeuge.
Und die Entscheidung von Greichen, die ihn zum Trauzeugen zu machen, liegt 23 Jahre zurück.
Also das muss man sich vorstellen.
Da gibt es also die Vierköpfige Findungsfondition, einer von diesen vier Findern ist Patrick Greichen,
dann gibt es halt 11 oder 12 Kandidaten, die singen davor, machen vorstellungsgespräche,
einer davon ist halt sein Trauzeuge.
Und der wird nun dem Aufsichtsrat der DNA und der Gesellschaft der Versammlung der DNA vorgeschlagen.
Hier, das ist euer neuer Chef, das wäre doch ein guter Kandidat, beide Gremien der DNA stimmen zu
und nun soll, also sollte, muss man sagen, Michael Schäfer am 15.6. als neuer zweiter Chef der DNA anfangen.
Tja, und nun muss man sehen, da gibt es natürlich einen ziemlich offensichtlichen Interessenkonflikt,
wenn wir mal unterstellen, dass die auch heute noch so eng befreundet sind, wie sie es vor 23 Jahren waren.
Das weiß man nicht so richtig, aber das zeichnet sich ab, denn inzwischen hat auch Patrick Greichen
diesen Interessenkonflikt selber angezeigt, nämlich bei Robert Habeck quasi seinem Chef.
Das tat er aber jetzt nicht etwa gleich zu Beginn des Verfahrens,
als quasi die Akte Michael Schäfer auf seinem Schreibtisch landete,
sondern erst nachdem das ganze Verfahren eigentlich schon durch war, insbesondere Schäfer,
schon von dieser Findungskommission benannt war.
Ja, und nachdem der Spiegel ein Artikel ein bisschen allgemeiner,
aber doch über, ich will mal sagen, grünen Filz im Wirtschaftsministerium geschrieben hat,
ich glaube, da war der Fall noch nicht so explizit erwähnt,
aber da dürften bei Greichen die Alarmglocken geläutet haben, so möchte ich es mal sagen.
Also muss man sehen, Patrick Greichen hat das tatsächlich inzwischen auch eingeräumt,
dass das ein Fehler war, auch Robert Habeck, der Minister, spricht von einem Fehler
und dieser Fehler soll jetzt auch korrigiert werden, also das Auswahlverfahren wird neu gestartet,
wobei jetzt niemand sagt, dass Schäfer ungeeignet sei.
Also niemand erhebt den Vorwurf, dass quasi diese inhaltliche Entscheidung falsch gewesen ist,
sondern der Vorwurf kreist darum, dass quasi an dieser Findungskommission
in der Person von Patrick Greichen, dem Staatssekretär, jemand mitgewirkt hat,
der einfach nicht neutral war, weil er viel zu nah dran war an Michael Schäfer.
Und dementsprechend, Philipp, gab es jetzt in dieser Woche große Aufregung.
Richtig, fetternwirtschaft war nur ein Vorwurf, die Union hat gleich den Rauswurf von Patrick Greichen gefordert.
CDU-Generalsekretär Majo Chaya sieht gar die Integrität des Bundeswirtschaftsministers selbst infrage gestellt,
wie er sagte, und CSU-Generalsekretär Martin Huber sagte, die Grünen machen das BMWK,
also das Wirtschafts- und Klimamisterium zum Familienministerium.
Um bei HBK hier zu machen, muss man offenbar Teil der Familie sein.
Robert Habeck muss die fetternwirtschaft im BMWK um den gleichen Klaren aufklären, Patrick Greichen,
ist nicht mehr als Staatssekretär haltbar.
Tja, also in Sachen...
Das spricht der Fachmann.
Das spricht der Fachmann.
In Sachen Fetternwirtschaft sind CSU-Leute nun mal Experten.
Da galt es ja jahrzehntelang quasi als guter Brauch,
dass CSU-Landtagsabgeordnete quasi alle Männer ihre jeweiligen Ehefrauen
in allen möglichen Positionen beschäftigt haben auf Staatskosten.
Also, die CSU ist da tatsächlich ganz nah dran am Problem,
aber auch CDU-Abgeordnete Timan Kuban und vor allem Boss der Jungen Union,
Timan Kuban, sprach Zitat von mafiosen Tendenzen.
Stefan Brandner von der AfD sah grüne Klarnstrukturen am Werk.
Jürgen Trittin von den Grünen hat im Deutschlandfunk dagegen von einer Kampagne gesprochen,
sagt der Fall, war ein Fehler, ist jetzt gelöst, bitte gehen Sie weiter.
Nichts mehr zu sehen.
Nichts mehr zu sehen.
Also ich glaube, die Wahrheit liegt da so ein bisschen in der Mitte.
Man kann sich natürlich jetzt die Frage stellen,
schreien die Leute rum, weil sie die Person greichen
und vor allem seinen Engagement für Klimaschutzpolitik falsch finden
und deswegen Person und Politik zusammen versenken wollen.
Oder regen sich die Leute auf, weil tatsächlich eine Regel gebrochen wurde
und falls ja, was ist denn ganz konkret diese Regel, die da gebrochen wurde?
Ja, vor allen Dingen haben wir das jetzt auch noch mal reingeschrieben,
weil das ja eine ganz grundsätzliche Frage ist für gesellschaftliche Diskussionen.
Da wird sich manchmal sehr aufgeregt, weil es ein Aufreger gibt.
Die Emotionen schwaben hoch und alle rufen hier, CETA und Mordio hier und da
und dann kann man, glaube ich, in sehr vielen gesellschaftlichen Debatten dazu aufrufen,
sich einmal zurückzulehnen und zu sagen, okay, Aufregen ist einfach,
Federnwirtschaft, das klingt auch nicht gut.
Aber was sind denn hier konkret die Regeln, die gebrochen werden?
Menschen müssen klare Vorgaben haben, was zu tun ist und was sie lassen soll.
Und wenn wir uns darauf irgendwie mal geeinigt haben, das müssen ja nicht immer Gesetze sein.
Das können ja auch irgendwelche gesellschaftlichen Normen sein oder so.
Aber die muss man zumindest mal benennen.
Der Hintergrund ist dafür, wenn wir möchten, dass Menschen sich an Regeln halten,
dann müssen wir uns bei solchen Skandaldebatten schon die Mühe machen,
solche Regeln auch mal zu formulieren.
Denn andersherum, wenn wir einfach nur unklare Vorwürfe erheben,
wie zum Beispiel Federnwirtschaft, dann führt das eben im Zweifel nicht dazu,
dass Menschen sich hinterher anders verhalten,
weil sie ja gar nicht wissen, wie die Regel der eigentlich lautet.
Unklare Vorwürfe verunsichern nur die Menschen, führen zu viel Aufregung.
Die ermöglichen es aber gerade nicht, sich hinterher korrekt zu verhalten.
Denn dazu muss man ja wissen, was die Verhaltensnorm ist.
Das nennt sich im Strafrecht so schön die Garantiefunktion des Strafrechts.
Es gibt halt strafrechtliche Normen, die verbieten Diebstahl, Mord
und was weiß ich nicht noch alles.
Und da weiß man, okay, wenn ich dagegen verstoße, mache ich mich strafbar.
Aber wenn ich die Regeln allein halte, dann bin ich halt auch nicht strafbar.
Das heißt, man hat quasi einen garantierten Raum der Freiheit,
solange man sich nur an diese Norm hält.
Und deswegen reiten wir so auf der Frage rum, um welche Regeln geht es denn hier?
Geht es überhaupt nicht jetzt um konkret Korruption,
sondern generell bei solchen Skandaldebatten lohnt sich die Frage nach den Normen,
um die es eigentlich geht.
Also ich würde mal sagen, klar ist, hier gibt es einen Interessenkonflikt
in Patrick Greichen, den er nicht, zumindest nicht rechtzeitig, offengelegt hat.
Aber das ist klar.
Er hat einerseits die Interesse eines Verwaltungsbeamten, eines Chefs,
der neue Positionen besetzen soll.
Und andererseits das Interesse, ja, da gibt es familiäre,
freundschaftliche Verbindungen, die einfach eine andere Interessenkonstellation darstellen.
Er hat einfach mit seinem Best Body Vorstellungsgespräche geführt
und nicht ein einziges Mal offensichtlich gedacht oder zumindest nicht so gehandelt.
Sollte ich das wirklich machen?
Wie liegt die Akte von meinem Trauzeugenoffen-Tisch
für die Besetzung eines gut bezahlten, hochdotierten Jobs
in einer öffentlich bezahlten Job?
Sollte ich das wirklich machen?
Sollte ich hier wirklich dabei sein oder mich nicht zurückziehen?
Das hat er nicht gemacht.
Also Bauchgefühl ist klar.
Bauchgefühl ist klar.
Und die Frage ist jetzt, wie soll man mit solchen Interessenkonflikten
in der Politik und vor allen Dingen in der Verwaltung umgehen?
Ja, aber trotzdem bleibt eben die Frage, welche Norm hat er verletzt.
Ich glaube, das ist schon zweierlei.
Man muss sich die Frage stellen, was hat er getan, was er nicht hätte tun dürfen.
Und umgekehrt spiegelbildlich bedeutet das dann, wie muss man sich verhalten,
damit man quasi auf der richtigen Seite der Geschichte steht.
Und da gibt es in diesem Fall im Kern drei Regeln, die so infrage kommen.
Zum einen gibt es eine Richtlinie der Bundesregierung
zur Korruptionsprävention in der Bundesverwaltung.
Dann gibt es quasi da nochmal eine erläutante Regel dazu.
Das nennt sich Verhaltenskodex gegen Korruption.
Da gibt es keine Gesetze, alles so untergesetzlich enorm.
Und schließlich, das ist jetzt ein Gesetz, nämlich das Verwaltungsverfahrensgesetz.
Haben wir auch alles verlinkt.
Festhalten können wir diese Richtlinie der Bundesregierung zur Korruptionsprävention.
Haben wir gelesen, es ist nicht so irre langführt,
aber hier nicht weiter, in Sinne von, ja, da wird über Korruption gesprochen.
Das ist hier offensichtlich nicht der Fall. Also die trifft einfach nicht.
Nee, klarer ist der Fall schon beim Verhaltenskodex.
Da lässt sich der Vorwurf relativ deutlich drunter subsumieren.
Denn in diesem Verhaltenskodex heißt es...
Erkennen Sie, also das ist wie eine Anleitung für Behördenangestellte,
für Verwaltungsangestellte und Beamte,
erkennen Sie bei einer konkreten dienstlichen Aufgabe,
eine mögliche Kollision zwischen Ihren dienstlichen Pflichten
und Ihren privaten Interessen, oder denen in Interessen Dritter,
denen Sie sich verbunden fühlen, so unterrichten Sie darüber,
Ihren Vorgesetzten oder Ihre Vorgesetzte damit angemessen reagiert werden können,
mögliche Kollision zwischen Ihren dienstlichen Pflichten
und Ihren privaten Interessen oder den Interessen Dritter,
denen Sie sich verbunden fühlen können.
Mögliche Kollision, dienstliche Pflichten, Interessen Dritter.
Das macht im Grunde völlig klar.
Natürlich hat der Trauzeuge ein Interesse daran, den Job zu kriegen,
dass er sich nicht beworben.
Und das dienstliche Interesse allerdings,
oder die dienstliche Pflicht ist, besten auslesen.
Das heißt also für einen Job in der Verwaltung,
den bestmöglichen Kandidaten, die bestmögliche Kandidate
mit anderen Worten hergreichen,
hätte sich nach diesen Regelungen völlig klar bei der Besetzung
der Dänerspitze sofort selbst aus dem Spiel nehmen müssen.
Dagegen hat er ganz eindeutig verstoßen.
Er hätte zumindest sein Vorgesetzten, so steht das jetzt hier, informieren müssen,
damit der angemessenen Reaktion...
Ja gut, aber da steht ja hin,
bei angemessenen Reaktionen zum Beispiel
Befreiung von Tätigkeit im konkreten Einzelfall.
Ja, das hätte dann die logische Folge sein.
Er hätte dann halt sagen müssen, hey Robert,
das hat sich übrigens mein Trauzeuge beworben,
ich bin da in einer Kommission, keine gute Idee, ich mach das nicht weiß.
Such mal jemand anders.
So mal jemand anders.
Also das wäre mit einem Telefonanruf hoffentlich
oder einem Vermerk hoffentlich vom Tisch gewesen.
Aber dazu muss man eben die nötige Sensibilität mitbringen.
Gegen diese Verhaltensnorm,
wenn auch nicht gegen ein Gesetz hat,
gerade ich hier völlig eindeutig verstoßen,
fragt sich natürlich, was könnte denn die Folge,
die Sanktionen möglicherweise sein?
Ja, um das rauszufinden, habe ich mal bei Normen Löffel angerufen,
der ist Fachmann für diese Fragen
bei Transparency International Deutschland,
also einer NGO, einer Nicht-Regierungsorganisation,
die sich Transparenz auf die Fahnen geschrieben hat,
um solchen Problemen auf die Spur zu kommen.
Und Normen Löffel sagt auf die Frage,
was müsste denn hier die Sanktionen eigentlich sein
für Patrick Gereichen?
Das ist die Aufgabe des Ministers zu entscheiden.
In jedem Fall sollte er eine diskriminarische Abmahnung bekommen,
denn das kann eigentlich nicht sein,
er müsste darüber informiert sein.
Und natürlich sollte er nochmal explizit auf diese Regeln
hingewiesen werden.
Das gilt übrigens nicht auf die Ihnen,
das gilt auch für die parlamentarische Staatssekretärin,
für die es offiziell überhaupt keine Vorgaben gibt.
Da muss ich noch kurz sagen, es gibt in dem Ministerium
vier verbeamtete Staatssekretäre
und zwei parlamentarische Staatssekretärinnen.
Und der große Unterschied ist in diesem Fall hier,
die wenigen und schwammigen Regeln,
die es gibt für diese Fälle,
Interessenkollision, Korruption,
halt nur für die vier verbeamteten Staatssekretäre,
von denen Patrick Gereichen einer ist,
für diese parlamentarischen Staatssekretäre,
so zumindest die Auskunft von Transparency International,
gibt es de facto keinerlei Regel.
Ja, Hintergrund ist,
die parlamentarischen Staatssekretäre sind,
wie der Name schon sagt, parlamentarier,
also Mitglieder des Deutschen Bundestages,
die außerdem noch so ein Staatssekretärs-Job haben im Parlament,
aber eben nicht als Beamte,
sondern die Idee ist so ein bisschen,
die Exekutive und die Legislative enger aneinanderzukommen.
Das macht noch lange nicht.
Also Verstoß gegen diesen Verhaltenskodex ist das eine,
jetzt kommt das Verwaltungsverfahrensgesetz ins Spiel.
Verwaltungsverfahrensgesetz, das ist das Bundesgesetz,
das regelt, wie Verwaltungsbehörden
eine bestimmte Frage entscheiden,
also wie sie einen Bebauungsplan aufstellen
oder eben auch wie sie einen Stelle besetzen,
wie in diesem Fall in dieser DENA-Kommission.
Und das Verwaltungsverfahrensgesetz,
das beschäftigt sich unter anderem
mit der Frage der Besorgnis der Befangenheit,
im Hintergraf 21.
Nämlich, und hier heißt es Absatz 1,
liegt ein Grund vor, der geeignet ist,
Misstrauen gegen eine unparteiische Amtsausübung zu rechtfertigen.
So hat, während einem Verwaltungsverfahren
für eine Behörde tätig werden soll,
den Leiter der Behörde oder den von diesen Beauftragten
zu unterrichten und sich auf dessen Anordnung
der Mitwirkung zu enthalten.
Also auf Deutsch liegt ein Grund vor,
der geeignet ist Misstrauen.
Das ist wirklich eine relativ niedrige Latte eigentlich.
Wenn ein Grund dafür da ist,
dass Misstrauen entstehen könnte in die unparteiische Amtsausübung,
dann muss die Person, die an diesem Verwaltungsverfahren beteiligt ist,
vorgesetzt oder einen von den Vorgesetzten der Vorgesetzten
beauftragten Menschen informieren.
Ja, nun muss man sehen, es gibt so ein bisschen Zweifel,
in welcher Weise genau dieses Gesetz hier greift,
weil Beamtenrechtlich nämlich gar nicht so ganz einfach ist,
ob der Greichen als Staatssekretär überhaupt einen Vorgesetzten hat,
das ist rechtlich gesehen seinen Vorgesetz.
Da konnten wir jetzt kurzfristig nicht klären, aber klar ist auch,
er hätte auf jeden Fall eben den Minister fragen können
oder die Person, die als Antikorruptionsbeauftragte des BMWK tätig ist,
da wird es sicherlich irgendwen geben, der dafür zuständig ist.
Also da hätte es schon Wege gegeben.
Aber man muss sich ja vor allem die Frage stellen,
ob Greichen denn jetzt eigentlich befangen wäre im Sinne dieses Gesetzes.
Und wir haben jetzt nicht direkt in eine gescheitliche Entscheidung gefunden
zu dem Fall des Verwaltungsverfahrensgesetzes,
sondern es gibt natürlich parallele Regelungen
zur Besorgnis der Befangenheit auch in allen möglichen Prozessordnungen,
unter anderem auch in der Zivilprozessordnung.
Und dazu hatte das Oberlandesgericht München vor etwa zehn Jahren
mal über den Fall eines Richters zu entscheiden,
bei dem der Anwalt einer der Parteien in einem Zivilrecht streit,
also wo sich zwei streitende Parteien gegenüberstanden, Trauzeuge gewesen war.
Also zwei Parteien vor dem Landgericht, beide haben einen Anwalt,
und der eine Anwalt war zufällig Trauzeuge gewesen des Richters.
Und da sagt das Oberlandesgericht in München völlig klar,
eine Freundschaft, also Freundschaft, die über eine bloße Bekanntschaft,
man grüßt sich hinausgeht.
Und ihren Ausdruck sogar darin findet, dass man Trauzeuge war,
ist mit einer Verwandtschaft vergleichbar, sagt das ORG.
Und außerdem weiß es daraufhin, dass es ja nicht darum geht,
ob der Richter oder bei 21 Verwaltungsverfahrensgesetz
die Verwaltungsmitarbeiterin, der Verwaltungsmitarbeiter,
tatsächlich befangen ist,
sondern es geht allein um den Anschein.
Denn, sagt das Oberlandesgericht,
es ist der anderen Partei nicht zuzumuten,
darauf zu vertrauen,
dass eine unzulässige Einflussnahme schon unterbleiben werde.
Da reicht also die reine Sorge aus,
dass es eine Befangenheit sein könnte, um zu sagen, geht nicht.
Und das ist ja derselbe Geist,
der auch aus Paragraph 21 Verfahrensgesetz,
Verwaltungsverfahrensgesetz spricht.
Wenn es ein Grund dafür gibt, der geeignet ist, Misstrauen zu sehen,
dann gehen schon die roten Lichter an.
Mit anderen Worten, auch da muss man sehr deutlich sagen,
auch nach den Maßstäben von Paragraph 21
des Verwaltungsverfahrensgesetzes,
hätte Patrick Reichen sich aus dem Spiel nehmen müssen.
Was ist denn jetzt die Lehre?
Man kann festhalten, es gibt Regeln,
zumindest für die verbeamteten Staatssekretäre
und sowieso für alle anderen Verwaltungsmenschen in den Behörden auch.
Aber die sind schon recht schwammig
und auch unverbindlich,
und es gibt auch die Verwaltungsverfahrensgesetzes,
die sich in den Bergen verabschieden.
Und irgendwelche Kodizes und so richtig Gesetzescharakter
haben die zumindest auf Bundesebene nicht.
Ich finde, das kann man generell so sagen.
In diesem Fall würde ich sagen,
ist die Sache spätestens durch 21 Verwaltungsverfahrensgesetz relativ klar.
Aber wenn jetzt der nicht einschlägig wäre
und wenn es nur um diesen Verwaltungskodex ginge,
dann würde ich auch sagen, da bräuchte es mehr Regelungen.
Und das ist ja auch die Forderung von Transparency International,
dass sie in den Bergen verabschieden werden.
Nicht immer hat man quasi den glücklichen Fall,
dass es schon ein Gesetz gibt, das den Fall regelt.
Das sagen Sie, in vielen Bundesländern sei das der Fall,
weil da die Kommunen noch mit den Ländern verbandelt werden müssen.
Und deswegen hätten viele dieser Interessenskonflikt
und Korruptionsregelungen in den Bundesländern
oft schon Gesetzescharakter.
Also da gibt es durchaus Vorbilder.
Ja, ein Spezialproblem in diesem konkreten Fallen ist,
dass es ja gar nicht so richtig um Korruption geht,
eine Stelle zu besetzen hat.
Und da findet unser Ansprechpartner bei Transparency International
ganz unabhängig auch vom konkreten Fall,
das Stellenbesetzungsverfahren in Deutschland
viel zu intransparent ablaufen.
Denn Stellenbesetzungsverfahren
und insbesondere auch das Ergebnis, zudem diese Verfahren kommen,
die würden kaum objektiv geprüft, so jedenfalls die Kritik.
Denn die Öffentlichkeit bekommt in aller Regel
ja gar keinen Einblick in die Bewerbung.
Also man erfährt nicht, wer sich bewirbt für ein öffentliches Amt.
Schon mal gar nicht erfährt man die Bewerbungsunterlagen.
Das wäre ja auch total spannend, welche Zeugnisse haben die Leute denn eigentlich
und was für Beurteilung oder so.
Und man sieht auch öffentlich nicht das Ranking.
Die einzige Möglichkeit, so ein Besetzungsverfahren zu kontrollieren,
ist die sogenannte Konkurrentenklage.
Also wenn eine Konkurrentin um die Stelle,
die die Stelle nicht bekommen hat, hinterher hingeht
und zum Beispiel das Verwaltungsgericht anruft.
Aber dazu muss man eben immerhin eine Klage anstrecken.
Mit einem Risiken.
Mit einem Vorstrecken oder einem Verlierers.
Da musst du zahlen und so.
Ja, vor allem gilt das ja oft als Ende der Karriere.
Es hängt so ein bisschen von dem sozialen Kontext ab.
Aber es gibt so bestimmte Bereiche, wo man das einfach nicht macht.
Das war lange in der Justiz auch so,
dass man einfach nicht umstellen,
sich kloppte vor dem Verwaltungsgericht.
Das ist so in den letzten Jahren so ein bisschen eingerissen.
Es gab da in Berlin auch eine Reihe von Besetzungsverfahren,
die extrem streitig waren.
Aber das war lange Zeit ein totales No-Go.
Und es wurde einem vor allem von der Dienstbehörde
auch extrem zum Nachteil angerechnet.
Das lief tatsächlich so.
Man musste warten, bis man angerufen wird.
Ah, wir haben hier eine Ausschreibung.
Bewerben Sie sich da doch mal.
Und wer sich bewarb, ohne angerufen worden zu sein,
der kriegt den schwarzen Strich auf die Personalakte.
Das hat natürlich nie irgendwer offiziell gesagt.
Aber so lief das halt in der Praxis ab, in ganz vielen Behörden.
Und deswegen ist es, also der Bottom Line ist,
es gibt einfach bislang keine effektive Kontrolle
von Besetzungsverfahren.
Aber wenn es die International sagt,
das könnte auch besser laufen.
Sie sagen, das gibt abrupte Verfahren,
wie man die Qualität von Besetzungsverfahren
eben deutlich verbessern kann.
Das sagt uns Norman Lockel von Transparency International.
Er sagt, wir können da durchaus vom Ausland lernen.
Denn dort gibt es zum Teil eine eigene Behörde,
die für die Besetzung von Stellen in der Verwaltung zuständig ist.
So eine Behörde würde erst einmal transparent schaffen,
indem sie offen liegt, wie die Verfahren ablaufen.
Das läuft im Ausland auch über anonymisierte Listen,
wo man schauen kann, wer wie in den jeweiligen
Auswahlverfahren abgeschnitten hat.
Diese Behörden ermöglichen auch eine einfache Überprüfung
von Auswahlverfahren,
sodass man sich nicht auf langweilige Gerichtprozesse
einlassen muss.
In einen Worten, es lässt sich für die Öffentlichkeit,
aber auch für die Betroffenen sehr leicht erkennen,
ob tatsächlich eine leistungsorientierte Einstellung erfolgt ist
oder ob tatsächlich eher parteipolitische Kriterien
eine Rolle gespielt haben.
Oder sogar rein persönliche Interesseverknüpfung.
Stellen wir uns das nur vor bei Patrick Reichen
und dieser DNA-Besetzung.
Wenn es da jetzt öffentliche Listen gibt,
es wäre klar, wer hat sich da beworben.
Dann wäre das vielleicht schon viel schneller aufgeflogen
oder gar nicht erst so weit gekommen.
Vorbild sagt Herr Löckl sein Kanada-Irland,
aber vor allem die EU.
In der EU gibt es nämlich eine eigene Behörde namens Epsos,
die für die Stellenbesetzungen zuständig ist.
Da läuft das so in so einem ganz grob in einem zweistufigen Verfahren.
Epsos führt regelmäßig für die EU in sogenannten Konkur durch.
Das ist ein bisschen nach französischem Vorbild.
Das ist so eine Art Bewerbungsverfahren slash Assessment Center
für alle, die bei der EU arbeiten wollen,
in ganz unterschiedlichen Positionen.
Das heißt, man bewirbt sich jetzt nicht für den einen Job
in der Generaldirektion sonst was,
sondern man bewirbt sich pauschal für Jobs bei der EU.
Dann landet man, wenn man es schafft,
in einem großen Pool von Menschen, die eingestellt werden können.
Aus diesem Pool können EU-Behörden Menschen gewinnen
bzw. aus diesem Pool heraus kann man sich dann gegebenenfalls
auch auf Stellen bewerben.
Es gibt da einen ersten Vorfilter, wo die fachliche Eignung gecheckt wird.
Alle, die in diesem Pool landen, sind im Prinzip super.
Dann geht es überhaupt um die Frage,
wo werden die Leute möglicherweise eingesetzt
und auch lange nicht alle, die einmal in dem Pool gelandet sind,
bekommen dann auch hinterher eine Stelle
bei der EU-Kommission zum Beispiel.
Ja, und diese Behörde bietet halt,
ist halt auch noch Anhörungsinstanz für Bewerber-Bewerberinnen
und Behörden können das dann auch checken,
selber checken und checken lassen.
Also das hat viele Vorteile für eigentlich alle Beteiligten
für die Behörden selber, für die Bewerber-Bewerberinnen,
auch für die Öffentlichkeit.
Es ist einfach ein unabhängigeres, transparenteres
und besser geregeltes Verfahren,
um wirklich der Besten auszuwählen.
Jetzt gibt es aber ja noch ein Vorwurf,
der ein bisschen darüber hinausgeht
und der jetzt nicht nur Greichen betrifft,
sondern auch Robert Habeck und das ganze Ministerium.
So der Vorwurf, ja, da in diesem Klimaministerium,
da sitzt ja so eine grüne Truppe.
Es ist quasi rekrutiert aus Weggefährten,
Weggefährten der Umweltbewegung.
Ja, so möchte ich mal sehen,
das ist ein Ministerium mit Hunderten von Referentinnen
und Referenten.
Und wir haben es hier mit einer Hand voll von Menschen zu tun.
Der Eindruck, der da erweckt wird,
ist, denke ich, schon mal reinzahlenmäßig,
nicht so ganz nachzuverziehen.
Und wir haben auch in der Lage schon immer wieder darüber berichtet.
Ich denke da zum Beispiel an diese Förderungen
für die Energiehäuser Philipp,
dass da also in Hintergrundgesprächen uns sehr deutlich gemacht wurde.
Also die politischen Vorgaben der Hausleitung
werden auch ganz gerne mal ausgebremst von Leuten,
die hier im Apparat noch irgendwie warm und trocken sitzen
oder aus CDU-Zeiten stammen.
Also ich glaube, man kann wirklich nicht sagen,
dass das ganze Haus da jetzt irgendwie auf Linie sei.
Aber trotzdem lohnt es sich natürlich mal,
sich die Frage zu stellen,
sind diese Netzwerke irgendwie ein Problem, Philipp?
Und du hast da jetzt mal so verschiedene Typen aufgemacht.
Da gibt es zum Beispiel den Netzwerk Typ 1,
wo die Leute inhaltlich fachlich verdrahtet sind.
Ja, da würde ich schon sagen,
dass das mit so der unproblematisch,
nicht völlig unproblematisch,
aber so der Normalheit,
wo man sagt, ja, die Leute kennen sich,
man muss zusammenarbeiten,
dazu gehört einfach Vertrauen
so sehr wie Fachkenntnis.
Und das macht man halt mit Leuten,
die man kennenlernt, die man in fachlichen Kreisen kennenlernt.
Und natürlich gibt es da Netzwerke,
man tauscht sich aus und davon profitiert auch, glaube ich.
Die Öffentlichkeit, da gibt es durchaus einen Mehrwert.
Aber im öffentlichen Dienst,
in der Verwaltung, in Ministerien,
gibt es da halt Hürden.
Genau, also ganz klar, im öffentlichen Dienst geht das nicht.
Im öffentlichen Dienst geht das eben nicht.
Das persönliche Netzwerke,
das zentrale Kriterium zum Gegenteil,
da gilt halt ganz klar die besten Auslese.
Also die öffentliche Verwaltung
muss nach objektiven Kriterien
und nicht nach Netzwerken einstellen.
Jedenfalls bei den allermeisten Stellen.
Da darf die persönliche Nähe keine Rolle spielen.
Aber es gibt auch Ausnahmen.
Und da, glaube ich, ist diese Geschichte
mit diesen persönlichen Netzwerken
tatsächlich auch mal in Ordnung.
Das sind nämlich die sogenannten Führungspositionen.
Also Stichwort politische Beamte.
Das sind also Beamte-Abteilungsleiter aufwärts zum Beispiel.
Die können nämlich jederzeit
in den ein, zwei Dingen Ruhestand versetzt werden,
wenn das Vertrauensverhältnis zur Hausspitze zerrüttet ist.
Zerrüttet ist, genau.
Und das ist dann auch für die Leute hart.
Ohne Begründung jederzeit,
aber auf der anderen Seite bei voller Bezahlung bis zur Pension.
Fallenweich.
Fallenweich.
Aber klar, das Argument ist,
Minister-Ministerin braucht einfach Vertrauenspersonen
in seinem, in ihrem Umkreis.
Und deswegen können Abteilungsleiter aufwärts
die Leute mit bekannten, vertrauten, besetzt werden.
Das macht ja schon Sinn,
dass sich Habeck und Greichen mit Klima- und Umweltexperte umgeben.
Nicht irgendwie mit einer Leugner-Innen des Klimawandels,
dann mit denen man jeden Morgen erst mal Grundsatzdebatten führen muss.
Und in diese Kategorie
fällt so dieser, würde ich mal sagen,
so dieser anderthalbte angebliche Skandal
in der Ampel der Filzkandal,
nämlich der angebliche Filzkandal
bei Volker Wissing
im Verkehrsministerium.
Also Bild irgendwie scharf geschossen.
Find ich total interessant, ne?
Die Bild, wie man was den Döpfner SMS weiß,
von Döpfner eigentlich, also vom Springer-Boss,
eigentlich auf pro FDP-Kurs eingeschworen ist.
Die Bild hätte zur Abwechslung also mal gegen die FDP geschossen
und zwar mit der Überschrift, Zitat.
Das ist auch Filzalarm bei der FDP.
Der Vorwurf war,
dass Volker Wissing gleich mehrere Stellen
in seinem Verkehrsministerium
mit alten Vertrauten aus den Reihen der FDP
besetzt habe.
Ohne die Position auszuschreiben.
Das ist der Vorwurf, ne?
Und es soll da um 18, insgesamt 18,
Stellen gegangen sein,
die ohne Ausschreibung vergeben wurden.
Davon, das ist wohl bekannt, 5 Abteilungsleiter.
So geht das zumindest
aus der Antwort auf eine kleine Anfrage
der Unionsfraktion im Bundestag hervor.
Die Bild.de angeblich vorlegt.
Wir konnten jetzt nicht checken,
was diese anderen Positionen umfassen,
ob das auch Abteilungsleiter sind oder andere.
Das konnte man jetzt nicht so genau sagen.
Ich habe deswegen mal Norman Löckel auch hier
von TI Deutschland auch nach diesem Fall gefragt.
Ob er da ein Problem,
ein Skandal sieht,
Zitat, völlig üblich in Deutschland,
war schon immer so,
keine Unart der FDP
macht jede andere Farbe auch so.
Kein Rechtsverstoß.
Das ist einfach so.
Das ist halt diese Sonderregel,
Abteilungsleiter, Staatssekretäre und so weiter.
Da kann man eben den einen, zwei in den Ruhestand versetzen.
Aber auf der anderen Seite
kann man sie eben auch nach politischen
oder persönlichen Gesichtspunkten besetzen.
Das finde ich auch richtig, ich meine mal ganz ehrlich.
Das ganze Ministerium kann man natürlich nicht
farblich kodieren,
aber dass man wenigstens seine unmittelbare Umgebung
und die Leitungsebene quasi auf Linie bringt,
finde ich total normal.
Das ist ja auch so ein Haus zu führen sein.
Löffel sagt, das muss man nicht so machen.
Es gibt durchaus Länder, UK zum Beispiel,
da ist das anders.
Da überleben angeblich auch solche politischen Beamten,
also herausgehobene Positionen,
auch so Regierungswechsel und solche Sachen.
Wie gesagt, das kann man so machen.
In Deutschland ist die Lage ziemlich klar.
Politische Beamte, Abteilungsleiter aufwärts,
darf man ohne Ausschreibung besetzen.
Im UK wird es übrigens auch schon seit Jahrzehnten
als Problem gesehen.
Falls jemand zufällig diese wunderschöne BBC-Satire-Serie
mit einem Minister,
ich will das nicht tief vertiefen,
aber guckt euch das mal an, gibt es bestimmt irgendwo
in diesem großen, weiten Internet,
da sieht man nämlich sehr schön wie ein Minister,
der Minister for Administrative Affairs,
Mr. Hacker, von seinen beiden Mitarbeitern
in seinem Büro letzten Endes
bei jeder einzelnen Frage an die Wand gespielt wird.
Es ist ganz großartig, diese beiden Jungs,
die leben so richtig schön in dieses Motto,
um mir doch wurscht, wer unter mir Minister ist.
So, das ist so der eine Netzwerktüb,
bekannte fachliche, fachliche, freundschaftliche Beziehungen.
Das ist ein sehr starken Netzwerktüb,
den finde ich schon ein bisschen schwieriger.
Da ist es, wenn zu diesem Netzwerk
wirtschaftliche Interessen sich dazu gesellen.
Also wenn dann auch finanzielle Interessen
von bestimmten Gruppen und einem selber
mit dem Gemeinwohl konfligieren.
Also was weiß ich, wenn Abgeordnete
in Aufsichtsräten, in X-Aufsichtsräten
mitunter von Banken beispielsweise sitzen
und dann über Bankenfragen
im Parlament entscheiden sollen,
dann ist das eine Art von Netzwerk,
finde ich, die extrem problematisch ist.
Ja, insbesondere wenn die Banken
dann auch noch schön Gesetzentwürfe
für Bankenregulierung schreiben
und der Mensch es im Ausweg sagt,
die dann auch noch politisch quasi einbringt und so.
Also dann, da gibt es halt alle möglichen Formen
von Filz, die einfach extrem gefährlich sind.
Ja, so, das ist, das ist so,
das ist so, wirklich sagen, die zweite Kategorie
und die dritte, und da kommen wir dann wieder
zum Anfang zurück, ist halt der Netzwerktyp Familie.
Auch da gibt es einfach Interessen
und Bindung in der Familie,
die mit dem Gemeinwohl konfligieren können.
Wenn Familienmitglieder einfach
fachlich Unsinn machen,
dann ist es einfach schwieriger,
Konsequenzen zu ziehen, weil es nicht
nur eine fachliche Ebene gibt,
wo man dann sagt kann, so hast du einen schlechten Job gemacht,
du musst gehen, sondern es gibt
eben diese familiäre Ebene, wo man die Leute
wieder sieht, wo es Abhängigkeiten gibt, wo man sie dann
bei Familie treffen, wo man sich rechtfertigen muss
und so, was dann eben dazu führen kann,
dass die Konsequenzen nicht rein fachlich
inhaltlich so gezogen werden,
wie sie gezogen werden müssten.
Ja, also Beispiel, wenn also jetzt
gleich ins Trauzeuge bei der Diener
einen schlechten Job machen sollte
und es haben wir jetzt nochmal geprüft,
aber da irgendwie für irgendeine Form
von Aufsicht zuständig ist, ist natürlich schwierig.
Er kann den Mann ja nicht einfach so rausschmeißen
oder ohne sich mit seinem Trauzeuge.
Ja, ich glaube für den Rausschmiss wäre hier Aufsichtsrat
im Gesellschaft der Verabendung zuständig,
deswegen ist das jetzt auch ein bisschen kompliziert,
diesen Prozess neu aufzurollen.
Aber trotzdem, das ist im Prinzip das Fatale
an solch familiären Beziehungen
als Fazit in Sachen Greichen.
Also ich denke, Greichen hat
hier gegen das Verwaltungsverfahrensgesetz
verstoßen nach allem, was wir wissen,
aber er hat auf jeden Fall das politische Gespür
vermissen lassen und diese Antikorruptionsregelung
dies ja gibt, auch wenn sie nicht
direkt gesetzlich sind, verletzt.
Damit hat er einfach einen großen politischen Fehler gemacht,
er hat nämlich politischen Gegnern,
Munitionen geliefert, gegen ihn persönlich,
aber das nutzt man dann natürlich auch,
um die Gesetze zu zerpflücken,
für die eben Herr Greichen zuständig ist,
für besondere klimaschützende Gesetze,
wie die Regelungen zum Heizungsaustausch
und andere Gesetze.
Und mal ganz ehrlich, das ist halt auch ein riesiges
politisches Problem für Robert Habeck
eben als Chef von Herrn Greichen,
denn für ihn ist ja seine persönliche Glaubwürdigkeit
eigentlich fast seine wichtigste Waffe,
sein wichtiges Pfund, mit dem er wuchern kann.
Er kann eben relativ gut reden
und er stellt sich auch hin und versucht,
die Menschen zu überzeugen
und dafür ist eben Glaubwürdigkeit unabdingbar.
Und wenn er die verspielt hat,
hat er dann einfach ein Problem.
Ich glaube, es ist aber auch wahr,
dass die Gegner Greichens diese Vorlage natürlich
jetzt nutzen,
um ihren ohnehin
sehr aktiven Kampf gegen die Klimapolitik
neu zu intensivieren.
Rücktrittsforderungen
links und rechts haben wir gesagt
und ich finde, das ist glaube,
das ist auch eben gefährlich für Habeck,
weil jetzt, wenn es wirklich dazu führt,
dass er jetzt zurücktreten muss
oder dass zum Beispiel dann sein Heizungsgesetz
im Parlament liegt so nicht durchkommt
oder völlig zerflückt wird,
dann wird das für ihn einfach gefährlich,
weil es ja letztlich für ihn auch darum geht,
werde ich Kanzlerkandidat oder nicht?
Wir haben in was zwei Jahren Wahlen,
er will Kanzler werden, glaube ich,
davon kann man mal ausgehen.
Und wenn es ihm jetzt gelänge,
dieses Heizungsgesetz durchzubringen
und eine wirklich unkondizierte gute Förderung
auf dem Weg zu bringen, wo alle sagen, ja super,
dann stünde er da in diesem Rennen einfach relativ gut da,
während, wenn das Ding kaputt geht,
wenn ein Staatssekretär jetzt hier was verbockt hat,
dann ist das schon fürs Klima sowieso,
aber auch für ihn persönlich und seine Karriere
echt ein ziemiger Dämpfer.
Ja genau, und der vergleichen zeigt natürlich auch
die diversen Wenden zum Schutz des Klimas,
die so anstehen, von Mobilitätswände
bis eben zur Heizungswände,
die stehen auf dem relativ wackeligen Fundament.
Das sind eben nur relativ wenige Leute,
die da die nötige Expertise mitbringen,
die da diese Gesetze entwerfen
und durchboxen.
Und wenn natürlich jetzt die Opposition
sich auf diese Leute einschießt
und damit auch noch Erfolg hat
wegen solcher, ich sag mal, Anfängerfehler
wie hier von Reichen,
dann schadet das dem Anliegen des Klimaschutz
das natürlich massiv.
WTEL vermeidet
wo immer möglich Emissionen und was nicht vermeidbar ist,
holen sie aus der Atmosphäre zurück.
Alle Tarife sind 100% klimaneutral.
Bei WTEL kommt der Schutz eurer Daten
immer vor den Geschäftsinteressen.
WTEL wird von sich aus
niemals Kunden und Kundendaten
zu Werbezweckenes brauchen
oder sonst wie zu Geld machen.
Und das Wichtigste, WTEL begegnet euch
auf Augenhöhe und behandelt euch nicht
wie Idioten, die man melken muss.
Es gibt vier Tarife, 15 bis 30 Euro.
Monatlich kündbar,
keine versteckten Kosten
und wenn es Tarif Upgrades gab,
dann haben die bisher nicht nur
neue Kunden und Kundinnen bekommen,
sondern alle. Checkt es selber aus
unter WTEL.de
oder ruft einfach an. Aber Achtung,
da geht wirklich ein Mensch ans Telefon
und will euch helfen.
Nachhaltige Mobilfunktarife von WTEL.
Mit dem Code Lage
gibt es einen einmaligen Rabatt
von 25 Euro
an Tarifabschluss oder WTEL
steckt für euch 40 Euro
in den Ausbau von Solarenergie.
Zu unserem nächsten Thema.
Wir hatten ja hier schon
ausführlich sogar über
die Verkleinerung des Bundestags
berichtet. Das Ding ist ja
jetzt auch durch und gesetzt,
wenn auch nicht ganz unumstritten, aber es ist gesetzt.
Der Bundestag wird verkleinert
und ehrlich gesagt war ich
in der Meinung, damit ist das
Wahlrecht jetzt aber auch reformiert.
Und das Thema erstmal gegessen
bis auf weiteres und dann
viel aber letzte Woche
ein Abschlussbericht
einer Bundestagskommission
zur Reform des Wahlrechts
ins Internet.
Und da war ich ein bisschen überrascht.
Ich dachte, das Ding wäre durch.
Tja, turns out die Größe des Bundestags
und natürlich auch die Frage,
wer überhaupt so reinkommt in den Bundestag.
Und da gibt es noch
eine Menge mehr Fragen,
die sich so beantworten lassen
auf verschiedenste Weise bei der Frage,
nämlich wie repräsentiert man eigentlich
einen Wahlvolk von über 80
Millionen Menschen in einem
Berliner Parlament.
Und da dachten wir uns, da laden wir doch mal
eine geschätzte Kollegin ein,
um das ein bisschen ausführlicher zu diskutieren.
Und zwar haben wir gedacht, holen wir uns mal
in die Sendung Sandra Schulz,
geschätzte Kollegin vom Deutschlandfunk,
sehr höhrenswerte informative Sendung
jeden Morgen. Außerdem ist
die Mitglied-Team
vom Podcast der Tag.
Nebenbei, sie auch Juristin,
ganz herzlich willkommen, Sandra
in der Lage. Hallo ihr Weiden,
danke für die Einladung, hat mich sehr gefreut.
Sag mal, warst du auch so überrascht
von dem Bericht, hast du auch in der
Wahrnehmung gelebt, dass das Wahlrecht
jetzt eigentlich reformiert ist? Ging mir ganz
genauso, ich habe mich spontan gefragt,
was diese Kommission jetzt eigentlich beruflich macht,
weil ich tatsächlich auch dachte,
also dieser dicke Batzen, diese Reform
des Wahlrechts, die ist ja jetzt
tatsächlich beschlossen und verkündet
im Frühjahr, habt ihr ja
auch sehr genau berichtet und auch
analysiert. Aber
tatsächlich hat
diese Kommission, die im vergangenen Jahr
eingesetzt worden ist von der Ampelkoalition,
hat noch eine ganze
Reihe anderer Themen auch richtig super
Arbeitsauftrag auf dem Zettel gehabt.
Also die Suche
nach einer verfassungskonform
Lösung nach verfassungskonform
Vorschlägen, um
den Frauenanteil im Parlament
zu steigern. Die Frage
wie ist es eigentlich mit dem
Wahlalter, sollte es von 18
auf 16 abgesenkt werden
und tatsächlich
bearbeitet hat die Kommission jetzt auch noch
die Frage, wie oft
der Bundestag eigentlich neu gewählt werden sollte.
Ich finde, das ist schon
auch ein sehr relevantes Thema,
weil wir natürlich hier auch vor den
Problemen stehen. Es gibt
wahnsinnig viele Themen, von denen
vor allem jetzt junge Menschen betroffen
sind oder sein werden, also Altersvorsorge,
Digitalisierung, Bildungspolitik, aber
vor allen Dingen natürlich Klima, gleichzeitig
aber haben Stimmen, also bei
Wahlen, Wahlstimmen junger Menschen immer
weniger Gewicht, weil unsere Gesellschaft ja
immer älter wird und immer mehr
alte bestimmen also, ja, die
Welt in 30, 40 Jahren,
wie sie dann aussieht, wenn die Alten,
jetzt ihre Stimme abgeben, aber schon längst
tot sind und deswegen hat die
Kommission da Vorschläge gemacht.
Ja, also es gab die Idee,
das Wahlalter von 18
auf 16 abzusenken und da
haben sich auch die Ampelvertreter
und auch deren Sachverständige drunter versammelt,
wie auch die Mitglieder,
die die Linkspartei gestellt hat.
Aber, das ist
schon der erste Knackpunkt und auch die
erste Enttäuschung für die, die das
jetzt wollen, nämlich
dass das allein ja nicht reicht.
Also die 18 Jahre,
diese Altersgrenze, die steht im
Grundgesetz, deswegen braucht es da ja die
zwei Drittel Mehrheit. Ja, ganz genau,
das wissen Altgedienthöherinnen und
Höherer der Lage natürlich, wenn das
Grundgesetz geändert werden soll, dann gibt es
dafür eine relativ hohe formelle Hürde.
Da muss man sowohl im Bundestag als auch
im Bundesrat eine zwei Drittel Mehrheit
erreichen und Artikel 38
des Grundgesetzes regelt
zur Zeit in Absatz 2
berechtigt ist, wer das 18.
Lebensjahr vollendet hat.
Da gibt es eigentlich nichts miss zu verstehen,
das heißt also ein Wahlalter 16 geht nur,
wenn dieser Artikel 38 Absatz 2
des Grundgesetzes geändert
werden sollte, Sanna, und da bist du
pessimistisch, dass da die entsprechenden
zwei Drittel Mehrheiten zustande kommen.
Genau, in der Kommission selbst,
jetzt haben sich konkret die Abgeordneten
von der CDU,
von der Union und auch von der
AfD dagegen
entschieden oder dagegen geäußert.
Und das ist ja völlig klar,
also es müsste der Bundestag beschließen
und diese Mehrheit, die ist
jetzt im Moment nicht in Sicht.
Was ich aber interessant fand, war,
dass Konstantin Kuhle, also
einer der FDP,
Vertreter in dieser Kommission,
dass der schon in der letzten
Sitzung angekündigt hat,
dass es dann noch eine Diskussion
geben werde.
Auf europäischer Ebene ist ja auch die
Entwicklung von 18 auf 16
schon beschlossene Sache.
Ich vermute, dass uns das Thema
nochmal anlachen wird,
wenn dieser Abschlussbericht,
wenn der offiziell übergeben ist.
Das ist für Mitte Mai geplant.
Ah, das heißt, der ist noch gar nicht offiziell
vorgestellt, das ist so wie Philipp sagt,
der ist halt mal so ins Internet gefallen,
irgendwie vom Laster gefallen.
Genau, also es gab diese letzte Sitzung
der Kommission, die war Ende letzter
Woche und da sind eben so die aller,
allerersten Abstimmungen gelaufen
und da haben die Kommissionsmitglieder
aber auch nochmal,
wie ich fand, sich sehr interessant
auch zusammenfassend geäußert haben,
nochmal, also
alle Vertreterinnen und Vertreter
in der Runde, abgesehen von der AfD,
das Format gelobt,
haben die extrem
sachorientierte
Art zu diskutieren gelobt,
den Mut da auch über den Teller
ranzublicken, da gab es eben auch
einiges Format, insofern
dass die Sachverständigen, die ja dabei waren,
das waren 13 Abgeordnete
und auch 13 Sachverständige,
dass die eben auch viel
ja, Sachebene reingebracht haben
in die Diskussion.
Das weiß ich tatsächlich auch aus vertraulichen Gesprächen
mit WissenschaftlerInnen, die da drin saßen,
dass das tatsächlich wohl
ein sehr angenehmes und eben tatsächlich
zielorientiertes, sachorientiertes
Diskussionsklima war.
Aber was mich dann nochmal interessieren würde,
dieses Wahlalter 16, das haben wir zum Teil
auf kommunaler Ebene, da haben wir das ja schon
und jetzt gibt es natürlich immer das Argument,
ja, man ist erst mit 18 reif, um zu wählen
und so, wissen wir
von irgendwelchen Erfahrungen, von schlechten
Erfahrungen mit diesem Wahlalter 16
irgendwas?
Wir wissen, dass sich die Wahlbeteiligung
in der Altersgruppe, also bei diesen
Erstwählern, dass sie sich in eher
engeren Grenzen hält,
aber jetzt per se
ich noch nicht unbedingt für eine schlechte
Erfahrung oder für ein Gegenargument
halten würde, es ist ja im ersten Schritt
ein Angebot und ich weiß nicht,
wie es euch geht, bei mir schwingt, also wenn ich
diese Debatte höre, absenkt des Wahlalters
von 18 auf 16,
bei mir schwingt immer der Gedanke mit, warum denn
eigentlich nur auf 16? Was ist denn mit den
anderen Minderjährigen eigentlich?
Ja, ich glaube, da spielt eine große Rolle,
dass man sich dann immer die Frage stellt,
können diese Menschen denn überhaupt schon
für sich verantwortlich entscheiden?
Also ich meine zum Beispiel, Kaufverträge
für wirtschaftliche Verträge sind ja
im Prinzip erst rechtlich
bindend ab dem Alter 18, es gibt natürlich
auch da bestimmte Sonderregeln für jüngere
Menschen, weil auch die wirksame Verträge schließen können,
das blenden wir jetzt mal aus, aber jedenfalls so die Grenze
zur Volljährigkeit ist eben das 18. Lebensjahr
und ich glaube, da gibt es ja immer so ein bisschen die Sorge,
dass jüngere Menschen politische
Entscheidungen gar nicht verantwortlich treffen
könnten angeblich, aber Sander, es gibt
ja auch noch andere Modelle,
wie man die Repräsentation
von Menschen unter dieser Schwelle von 18
Jahren möglicherweise verbessern könnte.
Stichwort Familienwahlrecht.
Genau, das ist diese
Diskussion, ich verfolge das so ein bisschen
hobbyartig seit einiger Zeit,
weil ich finde, dass da einfach
also vom demokratischen
Impact eine ganze Menge
drin steckt, denn
wenn wir überlegen,
Minderjährige haben wir ja gar nicht so wenige
in der Republik, sind mehr als 14
Millionen und ja auch
mehr als 15 Prozent überhaupt
der Staatsbürgerinnen und Staatsbürger.
Die Minderjährigen sind ja schon auch
Staatsbürgerinnen und Staatsbürger dieses Landes
und dieses Familienwahlrecht,
das wird manchmal auch oder diese
Diskussion wird manchmal auch genannt
Wahlrecht von Geburt an.
Das ist eine ziemlich
alte Diskussion, schon
eine ziemlich
Spezialdiskussion, würde ich sagen, die aber
schon auch im parlamentarischen Raum
immer wieder auch ihren Niederschlag
gefunden hat. Aber wie soll das denn funktionieren?
Als Dreijähriger kann man
jetzt ja schlecht ins Wahllokal tigern.
Aber Minderjährige heißt 0 bis 18 oder was?
Ja, von Geburt an, das ist die Idee. Aber
in Dreijähriger kann jetzt ja schlecht ins
Wahllokal tigern. Wieso das denn konkret
funktionieren, dass eine Person,
die jetzt eben, wenn man ehrlich ist,
weder sich selber eine Meinung bilden kann,
noch rein physisch ins Wahllokal gehen kann,
bleiben wir bei deinem Beispiel
der kleine Tim mit sechs Monaten.
Wie kann der denn sein Wahlrecht
von Geburt an ausüben?
Wahrscheinlich gar nicht,
beziehungsweise über eine
stellvertreter Lösung.
Und da denken wir alle natürlich sofort
an die Eltern. Also diese Vorschläge
für einen Familienwahlrecht, für ein
Wahlrechtangebot an, die zielen
darauf ab, die Eltern
stellvertretend, also
im Interesse ihrer Kinder
diese Wahlentscheidung so lange
treffen zu lassen, bis die selbst
können. Stellen sich natürlich
tausend Nachfragen, schon allein
bis sie es selbst können.
Da hat dieser
eine parlamentarische Vorstoß,
der jetzt auch schon ein paar Jahre alt
ist, 2008 hat es den gegeben,
mehr als 40 parlamentarische,
interessanterweise aus allen Fraktionen,
der hat gesagt
bis zu dem Zeitpunkt,
an dem das Kind
der Minderjährige, der Nachwuchs
sagt, wisst ihr was, liebe Eltern,
danke, dass ihr bis jetzt für mich
gewählt habt, jetzt würde ich das lieber
selbst machen. Und ich gehe dann jetzt mal
eben und lasse mich eintragen ins
Wahlregister. Gibt natürlich auch da
die Idee von starren
Altersgrenzen oder
auch den, wie ich finde, ziemlich weit
geringen Vorschlag. Bis zum 18. Lebensjahr
machen das dann die Eltern.
Das finde ich eine Vorstellung, den auch
mir nicht so sonderlich lebensnah
erscheint. Aber also da gäbe es dann
viele Detailfragen
zu klären, logischerweise.
Aber das würde bedeuten, also eine Familie
mit zwei Erwachsene, drei Kinder, die hätten
dann de facto fünf Stimmen
statt zwei. Und drei davon
sind auf wie auch immer irgendwie
delegiert und die Kinder
können sich das dann wie auch immer
irgendwann zurückholen, entweder automatisch
oder per Akklamation sagen
ich will jetzt selber, die Vollmacht
ist hier beendet.
Ich muss ehrlich sagen, ich habe von
diesem Konzept noch nie was gehört
und die Frage ist natürlich jetzt ein bisschen,
also wenn die Union schon Probleme hat
um Leute ab 16 wählen zu lassen
ohne jetzt der Union
dazu viel ins Programm
zu schreiben, würde ich denken
wenn einjährige wählen sollen, haben sie damit
noch viel größere Probleme. Was ist denn,
hast du da ein Gefühl aus diesem Report,
also offensichtlich empfiehlt diese
Kommission ja, was darüber nachzudenken,
das einzuführen oder was schreiben die da rein?
Das muss ich jetzt der Ehrlichkeit halber dazu sagen,
die Kommission sagt dazu gar nichts. Also die
Kommission hat sich jetzt wirklich nur
beschäftigt mit der Absenkung
um 14 auf 16
und genau, das ist wirklich
eine wichtige Klarstellung. Im Parlament
gibt es nicht den Hauch einer Chance,
dass sowas
mehrheitsfähig ist oder wird, wie gesagt, der letzte
Vorstoß 2008.
Da waren es 40 Abgeordnete
und auch dafür bräuchte man
ja die Verfassungsänder, also die
zwei Drittel Mehrheit. Also das ist ein
wirklich reines Gedankenspiel.
Ich muss auch ganz ehrlich sagen, ich habe
zwar hier einige Pro Argumente genannt,
aber das Selbstgespräch,
dass ich darüber mit mir selbst führe,
das ist auch noch nicht zu Ende.
Ich steh da selbst am Vivalent davor.
Denn lasst mir einen ganz spannenden
Punkt noch sagen, also die, die dagegen
sind, das ist auch verfassungsrechtlich
umstritten. Also das letzte, was im Parlament
dazu zu hören war, das war eine Ausarbeitung
des wissenschaftlichen Dienstes von vor
einigen Jahren. Und die blättern das eben
ganz interessant auf,
dass eben das auch wirklich
verfassungsrechtlich umstritten
ist. Also die Dreh- und Angelpunkt ist dann
die Gleichheit der Wahl. Philipp, du hast es ja
gesagt, genau dieser Punkt,
dass Eltern dann ja
de facto mehr Stimmen bekommen
würden. Das kann man natürlich
als ganz massive Gefährdung
der Gleichheit der Wahl
sehen. Und das finde ich so spannend,
weil eben das Gegenargument
mehr Generationengerechtigkeit,
mehr Staatsbürger
und Staatsbürger an die Wahl ohne zuholen,
genau das fordert ja auch
diesen Top-Boss voraus.
Der Gleichheit der Wahl, also die Stimmen
durch den Rost fallen zu lassen, ist eigentlich auch
unbefriedigend. Also ich finde es einfach total
spannend, Sander, dass du das mal angesprochen hast,
auch wenn das jetzt eben nicht Gegenstand dieser
Reformüberlegung der Kommission war. Aber
das ist halt einfach mal so ein bisschen
sensibilisiert dafür, wie viele Menschen
in Deutschland leben, die von den
Entscheidungen der heutigen Politik
massiv betroffen sein werden,
die aber auf diese heutige Politik überhaupt
keinen Einfluss nehmen können. Noch nicht
mehr, quasi mittelbar über Bande,
über ihre Eltern zum Beispiel.
Und auf der anderen Seite gibt es dann ganz viele
Menschen, die Generationen, sagen wir mal,
70, 80 plus, die
von der heutigen Politik jedenfalls von den
mittel- bis langfristigen Entscheidungen
absehbar nicht mehr betroffen sein werden,
die aber sehr wohl Einfluss nehmen können.
Und das ist einfach ein ganz krasses
Repräsentationsproblem, finde ich.
Und diese Diskussion um das Familienwahrrecht
so wenig Chancen es haben mag,
auch Realisierung. Diese Diskussion
geht da den Finger in die Wunde. Die Diskussion
macht deutlich, dass einfach die demokratische
Repräsentation, so wie wir sie heute
organisiert haben, einfach so ihre Defizite
hat. Und das finde ich total wertvoll.
Natürlich ist unsere Demokratie
das beste aller schlechten Modelle,
aber ich finde es einfach
wertvoll, sich über die Grenzen, die Probleme
Gedanken zu machen. Denn das
öffnet so ein bisschen den Blick darauf,
was man vielleicht verbessern sollte.
Und ich meine, ein ganz konkreten Vorschlag
hat ja tatsächlich diese Kommission
gemacht, der aus meiner Sicht wahrscheinlich
doch realistischer ist.
Der wahrscheinlich realistischer ist und
der jetzt auch nicht so revolutionär ist,
wie dieses Familienrecht, wählen ab
eins, sondern da geht es um die Frage
Legislaturperiode. Also wie lange
ist eigentlich eine gewählte Regierung
im Amt? Wann, wie lange hat sie eigentlich
Zeit, um zu wirken?
Das ist ja auf Bundesebene bekanntlich
vier Jahre aktuell und
die Kommission schlägt
fünf Jahre vor. Da gibt es ja auch andere
Themen, in denen das schon so praktiziert wird.
Ich würde jetzt mal so spontan in die
Runde rufen, ich glaube das ist eine gute
Idee. Also wir steuern ja
auf halbzeit Ampel zu und de facto
ist es so, dass die bis zur Sommerpause
jetzt eigentlich die großen Sachen
durchhaben müssen, weil nach der
Sommerpause beginnt
dann so der halbe Wahlkampf und die
großen Geschichten werden sie dann nicht
mehr durchkriegen. Also jedenfalls ist das
so ein bisschen die Wahrnehmung. Also wenn man
mit Bundestagsabgeordneten spricht, dann
ist es so, dass alle also ganz ehrlich so
man braucht erst mal, gerade die neuen,
man braucht eine ganze Weile, bis man reinkommt.
Eigentlich braucht man eine ganze
Legislaturperiode, bis man richtig
arbeitsfähig ist. Also erst ab dem fünften
Jahr ist man so richtig eingearbeitet.
Das ist quasi so das Persönliche
für die Menschen, die im Bundestag sitzen.
Aber auch so thematisch, inhaltlich Philipp,
hast du glaube ich da einen wichtigen Punkt gemacht.
Jedenfalls ab dem dreieinhalbten Jahr,
wenn so dreieinhalb Jahre rum sind von der
Legislatur, dann denken in Grunde alle nur noch
an, wann ist die nächste Bundestagswahl,
wann kocht das hier hoch? Und dann singt die
Kompromissbereitschaft, die ja wie soll ich
sagen jetzt ohnehin nicht gerade ein
Markenzeichen der Ampel ist. Und insofern
glaube ich, öffnen fünf Jahre einfach die
Chance, dass man mindestens ein Jahr
gewinnt für produktive Arbeit,
wo man sich einfach nicht um den
Wahlkampf kümmert. Ich weiß nicht,
Sanna, was ist denn so, was ist deine Wahl?
Geht mir ganz ähnlich, ich hätte Bauchschmerzen
wenn jetzt die Rede davon wäre
von vier auf acht Jahre. Also eine wirklich
komplett andere
Setting wäre das ja logischerweise.
Aber ich glaube gerade in der Anhebung
von vier auf fünf Jahren, das wäre
wirklich eine homöopathische Dosis.
Und tatsächlich in den meisten Bundesländern
ist das ja auch schon die Regeln.
Also die Wahlen auf
Landesebene alle fünf Jahre hätte ich
kein großes Thema mit.
Also interessanterweise, das war ja jetzt
wirklich eine der konkreten Empfehlungen,
die auch mehrheitsfähig war in der
Kommission, ist aber überhaupt noch nicht
parlamentarisch in der Mache. Also da bin
ich jetzt auch gespannt, wie das weiter
läuft, wahrscheinlich auch dazu mehr
dann ab Mitte März, wenn es offiziell
vorgestellt ist. Aber da zeigens sich immerhin
die Mehrheit ab. Da zeigens sich die Mehrheit ab, oder?
Ja, also ich denke,
das hat gute Chancen, Realität,
parlamentarische Realität zu werden. Die Frage
ist dann natürlich auch ab wann. Also mir
fällt dazu nur eine Sache ein. Ich glaube,
wenn man eine Regierung länger an der
Macht lässt und ihr mehr Zeit
gibt zu wirken,
dann muss, glaube ich, insgesamt
die Verantwortlichkeit
für dieses Wirken geschärft
werden. Damit die Leute
sehen, okay, wir übertragen
euch jetzt fünf Jahre lang die Macht.
Ihr habt ein Jahr lang länger Zeit
zu wirken.
Dementsprechend wichtiger ist es,
oder wird es vielleicht auch dann zu wählen,
weil man den Leuten länger die Macht verleiht,
weil sie länger haben zu wirken.
Und ich finde, in dem Kontext
ist so diese Verantwortungsdiffusion,
die wir auf allen Ebenen erleben,
schädlich. Weil die Wahlentscheidung
wichtiger wird, aber
unklar ist in ganz vielen Bereichen,
wer ist denn jetzt eigentlich für was verantwortlich?
Wer hat denn hier eigentlich was genau
entschieden? Wo hat der Bundesrat
mitgemischt? Wieso hat denn die Union,
die jetzt in der Opposition ist,
über den Bundesrat und die Länder da
irgendwie beim Bürgergeld mitgemischt? Wer
ist denn jetzt eigentlich genau dafür verantwortlich?
Ich glaube, um so was gerechtfertigen
zu können, den Leuten länger die Macht zu geben,
muss einfach auch mehr klar sein, wer
für was die Verantwortung trägt. Und ich finde,
das ist eine Voraussetzung dafür und
eigentlich ein guter Anlass, das mal zu tun.
Was natürlich in einem Dreierbündnis auch
nicht unbedingt einfacher ist, als in einem
Zweierbündnis. Ja, also vielleicht um das
Problem noch ein bisschen zu verdeutlichen,
auf das Philipp angespielt hat. Das hatten wir
in der Lage schon verschiedentlich, aber ich finde,
es passt hier ganz wunderbar rein. Das ist
das Problem Philipp hat das Verantwortungsdiffusion
genannt. Man kann es auch als quasi die
ganz große Koalition bezeichnen. Es gibt
auch viele Bundesgesetze, die der Bundestag
beschlossen hat, die aber nur dann den
Bundesrat passieren können, wenn auch im
Bundesrat nach heutigem Stand eine
absolute Mehrheit zusteckt.
Und da wiederum ist das Problem,
dass in den Koalitionsverträgen auf
Länderebene typischerweise geregelt
ist, wenn sich die Koalitionsparteien
auf Landesebene nicht einig sind,
dann enthalten sie sich
im Bundesrat, das ganze Land, weil das Land
seine Stimmen nur einheitlich abgeben kann.
Und das führt dann dazu, dass de facto
eine Partei in einem Land
mit einem Bundesgesetz ein Problem
hat, das Land sich enthält
und das zählt im Bundesrat, weil
eine absolute Mehrheit von Ja-Stimmen
erforderlich ist, de facto als Nein.
Das heißt, ein einziger Partei in
einer Landeskoalition hat quasi
ein Veto-Recht für das Land
und dadurch kommen extrem schnell
die Mehrheiten für Zustimmungsgesetze
im Bundesrat nicht zustande,
soweit, wie gesagt, eine Partei auf
Landesebene damit ein Problem hat
in den gleichen Landesregierungen
sitzt. Und da, finde ich, hat
Philipp einen wichtigen Punkt aufgemacht.
Diese Verantwortungsdiffusion führt eben dazu,
dass man eine ganz große Koalition
braucht, und zwar, Beispiel,
Bürgergeld, Philipp, das du gebracht hast,
da mussten von den Grünen bis zur
CDU alle an Bord sein,
damit diese Reform den Bundesrat
passieren konnte. Und das ist halt ein
Riesenproblem. Die Menschen wählen
den Bundestag dann in Zukunft auf fünf
Jahre, aber trotzdem kann die Mehrheit
in fünf Jahren lang die entscheidenden
Fragen unseres Landes nicht selber entscheiden,
weil der Bundesrat ständig reingerätscht
und zwar nicht etwa um die Landesinteressen
zu schützen. Das wäre ja eigentlich
seine Aufgabe, sondern aus parteipolitischen
Motiven. Und nur damit, dass keiner falsch versteht,
das ist keine Grätsche gegen die Union,
das macht die Union, oder hat die Union...
Das haben alle gemacht. Die Union hat das
jetzt konkret beim Bürgergeld gemacht,
aber es ist ein generelles Problem. Und da,
ich weiß nicht, wie ihr das einschätzt,
aber ich glaube, Philipp, du legst da echten
Grunde, diese Verantwortungstiffusionen,
die muss auf jeden Fall mit einem
quasi Beigelegenheit dieser Verlängerung
auf fünf Jahre mit angegangen werden.
Also ich stelle fest,
das ist auf jeden Fall Ulf Deintledoyer,
wenn wieder
eine Wahlrechtskommission eingesetzt wird,
das dick und oben
mit auf dem Zettel zu haben.
Ich muss generell sagen, dass ich nicht
besonders zuversichtlich
bin, dass man in
einer Demokratie,
dass man das schafft, das Thema
Verantwortungstiffusionen
einzuängen und zurückzudrängen.
Das ist ja eben eigentlich
ja auch Teil der Idee,
dass das alle mitbestimmen,
dass alle gehört werden.
Und gerade das, was wir jetzt ja viel erleben,
also nach dieser
langen Zeit CDU-angeführter Regierung,
das im Prinzip immer,
wenn jetzt im Moment eine Vertreterin
oder ein Vertreter der Ampelpartei den Mund macht,
aufmacht, sich zu einem Sachthema äußert,
Volker Wissing zum Verkehr.
Erster Satz ist immer, ja,
ich habe alles in sehr unbefriedigender Lage
vorgefunden. Thema Klimaschutz, Robert Habeck
sagt eigentlich immer vorweg, ja,
wenn man das Thema mal bei Zeiten
angegangen wäre, jetzt weiß ich zum Beispiel
in dieser Heizungsdiskussion.
Und ich glaube, also das Thema,
und dann natürlich auch das Riesenthema
Abhängigkeit von Russland
und der ganze Russlandkurs
der Vorgängerregierung,
spielt ja quasi eigentlich auch in jedem Interview,
das wir dazu führen im Deutschlandfunk,
spielt ja auch eine Rolle.
Ich wäre da nicht so zuversichtlich,
dass wir da das, was ihr
Verantwortungstiffusionen nennt
und was ich in einem anderen Kontext
auch einen absolut sinnvollen Bezug finde.
Ich weiß nicht, ob man das so
eingedenkt, zurückgedrängt bekommt.
Also, ich meine, die Beispiele,
die du nennst, sind doch schon ganz gute Beispiele.
Da ist die Verantwortung relativ klar.
Es ist relativ unbestritten,
wer dafür verantwortlich war,
dass wir dann bei dem Windausbau
nicht so vorangekommen sind,
wie das aus heutiger Sicht notwendig gewesen wäre.
Es ist relativ klar,
wie es zustande gekommen ist,
dass wir in diese Abhängigkeit
von Russland gekommen sind.
Ich glaube auch nicht,
dass man die Verantwortungstiffusion
komplett los wird
und dass jede Entscheidung
immer auf eine Person zurückzuführen sein soll.
Aber ich glaube,
dass man an bestimmten Schrauben
die Verantwortung klarer zu markieren
und dort Leute mitreden zu lassen,
wo sie auch gewählt wurden.
Da man jetzt zum Beispiel
im Bundesrat, sagt bei diesen Zustimmungsgesetzen,
der Bundesrat
muss nicht mit absoluter Mehrheit zustimmen.
Wir brauchen keine absolute Mehrheit
der vertretenen Länder oder der Stimmen der Länder,
sondern es reicht eine relative Mehrheit.
Es reicht einfach,
die Mehrheit der abgegebenen Stimmen zu haben
und wenn sich dann ein Bundesland enthält,
weil da, weiß ich nicht, die Union
im Bundestag ist die Union
in der Regierung in Baden-Württemberg oder so.
Wenn die sich dann enthalten,
dann ist die Enthaltung eine Enthaltung
und kein Nein,
weil es einfach trotzdem reicht,
wenn eine Mehrheit der Stimmen der Länder
für dieses Gesetz sind.
Das finde ich tatsächlich ein super Vorschlag,
wenn man geht an diese 4 Jahre ran,
macht daraus 5
und sagt dann zugleich,
der Bundesrat muss nur noch mit
relative Mehrheit zustimmen,
kein Nein.
Ich habe vernommen,
deine Bedenken,
wenn es um geht, die Verantwortungsdiffusion
zu bekämpfen, aber es gibt ja noch
ein zweites Problem,
zu dem diese bisherigen hohen Hürden
im Bundesrat führen,
nämlich den sogenannten Reformstau.
Es ist ja nun nicht so,
dass wir in Deutschland quasi immer
ganz vor der Welle schwimmen,
wenn es darum geht, unser Land an Herausforderungen
in Zukunft anzupassen, ob das Digitalisierung ist
oder nicht.
Es ist ja auch so, dass es so
wahnsinnig schwer ist, Dinge durch den Bundesrat
zu bekommen.
Du hast völlig zu Recht darauf hingewiesen,
generell glaube ich, ist es in der Demokratie
immer schwer, Leute davon zu überzeugen,
Macht abzugeben.
Aber hier geht es ja nicht darum,
dass Leute sagen, ich habe weniger Einfluss,
sondern es geht ja darum,
die Bundestags-Mehrheit zu stärken.
Und jede Partei hat ja die Hoffnung,
mal in der Bundestags-Mehrheit zu sitzen
und dass sie einen schönen Bürgergeld
Reformvorschlag machen und der einfach
von der Union bis zur Unkenntlichkeit
verwaschen wird. Und das kennt die Union
andersherum genauso.
Und deswegen habe ich die Hoffnung,
dass die Unionsleute dann einfach sagen,
okay, wir geben unsere aktuelle Blockade
Macht im Bundesrat ein Stück weit auf,
aber dafür können wir dann halt auch regieren,
wenn wir im Bund wieder am Bruder sind.
Absolut spannender Punkt.
Ich wollte euch noch ansprechen auf den
Frauenanteil hier in dieser Runde.
Das ist jetzt der Moment,
in der die Unkennt-Kommerperiode
deutlich niedriger
als der in der Bevölkerung.
Was ja die große Gemeinsamkeit
ist auch zum Bundestag.
Da wollte ich jetzt den Bogen noch mal schlagen.
Aber im Bundestag haben die Zeit
jetzt nicht nochmal nachgeguckt,
aber so wahnsinnig viel über 30
sind es da auch nicht, oder?
34,7%.
Ich wollte ganz elegant den Bogen schlagen
tatsächlich noch mal zu diesem
denn die hatte ja diesen Auftrag
da zu schauen,
was denn Ideen wären,
um den Frauenanteil zu steigern.
Und da könnte ich jetzt
also ganz nüchtern zu Protokoll geben.
Es gab eine
Mehrheit in dieser Kommission,
dass es ein Bedarf besteht,
den Frauenanteil zu erhöhen,
aber es gab keine
Mehrheit für irgendeinen Weg dorthin,
für irgendetwas,
was sozusagen
ein konkretem Konzept klingen könnte.
Und also darüber war dann natürlich auch
große Ernüchterung da.
Konkretes Konzept,
da gibt es ja durchaus schon Vorschläge,
die in zwei Bundesländern mal probiert worden sind
in Brandenburg und Thüringen,
nämlich die sogenannten Paritätsgesetze.
Waren die denn nicht Thema in der Kommission?
Also die waren
Thema, soweit ich es verfolgt habe.
Aber also was jetzt
eben die Enttäuschung, also vor allem
für die Vertreter
von Grün, Rot und Rot war,
war, dass es eben
ja diese Mehrheitsmeinung dafür gab,
da müsste man eigentlich mal ran.
Aber also trotz
aller guter Arbeitsatmosphäre
gab es eben keine
Idee, auf die man sich jetzt
mehrheitlich hätte verständigen können.
Also vielleicht nur noch einmal,
dass für die Menschen, die mit dem Stichwort
Paritätsgesetz noch nicht so viel anfangen können,
das bedeutet, das war Liste,
Landeslisten für die Bundestagswahl
quasi abwechselnd
von Menschen, männlichen
und weiblichen Geschlechts besetzt werden müssen.
Das ist so ein bisschen die Idee,
in der Hoffnung, dass dann unter dem Strich
sich der Anteil der Frauen im Bundestag
den 50% wenigstens langsam
aber sicher annähert. Man kann damit
nicht verhindern, dass quasi
Direktkandidaturen weiterhin von den jeweiligen
Kreisverbänden der Parteien
mit einem Geschlecht mehrheitlich besetzt
werden. Das kann man dadurch nicht verhindern,
aber die Idee war, dass man doch das ein bisschen
verbessert. Das haben zwei Bundesländer
probiert, Brandenburg und Thüringen,
die jeweils dann
vor ihren Landesverfassungsgerichten damit
gescheitert sind. Das muss man sagen.
Es gibt Stellungnahmen von zwei Landesverfassungsgerichten,
die diese Paritätsgesetze
für unvereinbar mit Wahlrechtsgrundsätzen
gehalten haben. Das ist aber höchst umstritten.
Und deswegen fand ich
das eine total spannende Frage, was diese
doch ja sehr hochkarätig besetzte Kommission
davon halten. Ja, aber der Punkt ist doch,
die Gerichte haben doch nur verboten,
dass der Staat vorschreibt, die Parteien
müssen. Ach so, ja klar.
Wenn die Parteien, und das gibt es ja, viele haben das ja
gemacht. Wenn die Parteien sich selber entscheiden,
wir stellen unsere Listen hier paritätisch auf,
dann geht das, oder?
Sich das falsch? Klar, Parteien können das selber
reden. Und in unterschiedlicher Form
haben das ja inzwischen auch die meisten Parteien,
auch die Union hat da inzwischen Regelungen getroffen.
Ich habe es nicht mehr genau auf dem Zettel welche.
Ich glaube, die einzige Partei, die da gar nichts macht,
ist bislang doch die AfD. Ja, aber
ich dachte, mir gingen doch gerade durch den
Punkt, bei dem was du so sagtest, quasi
so die ganz große Koalition in dieser
Kommission, also mit allen im Parlament
vertreten Parteien, war zwar der Meinung,
in der Mehrheit ja sollten wir was machen,
können sich aber auch nicht ein Weg einigen.
Finde ich, das spricht umso mehr dafür,
dann muss das halt die Regierung,
oder die Regierungsmehrheit im Parlament
mal machen. Ja, und dann ist die Verantwortung
klar, dann weiß man,
hat es jetzt funktioniert, hat es nicht funktioniert.
Und wenn das dann misst ist, dann wissen die
Leute, woher der Mist kam und können ihn abwählen.
Ja, ganz genau. Ich wollte auch nicht sagen,
dass es keine Ideen und keine Vorschläge
gebe, sondern ich wollte eigentlich nur
quasi so diesen etwas ernüchternden
Kontrast schildern, dass es eben
ja, wie du sagst, diese Einigkeit darüber
gibt, dann müsste eigentlich was passieren
eben bei diesen 34,7%
aber
dass eben in dieser Kommission dort
kein Weg mehrheitsfähig war.
Das wollte ich nur sagen. Und ja, klar,
das ist der Auftrag.
Und da Ulf, du korrigierst mich, wenn ich
sage, da sprechen wir ja nicht über die
zwei Dritte Mehrheit, da sprechen wir
übers Parteiengesetz oder übers
Wahlrecht und das ließe sich ja
mit der Ampelmehrheit auch ändern.
Richtig? Ja, absolut.
Das ist tatsächlich eine Regelung, die
Liese sich treffen im Bundeswahlgesetz,
also natürlich wäre es, wenn man jetzt
ohnehin schon ans Grundgesetz rangeht,
dann könnte man natürlich auch im
Grundgesetz klarstellen,
dass eine solche Paritätsregelung
tatsächlich Grundgesetz konform ist,
weil quasi diese verfassungsrechtliche
Streitfrage schon mit eins abgeräumt,
aber man kann das auch einführen
ohne verfassungsändernde Mehrheit einfach
nur im Bundeswahlgesetz, hat dann aber
natürlich, genau wie Philippe so angedeutet
hat, die Perspektive, dass das
Bundesverfassungsgericht darüber wird
entscheiden müssen. Ja, also ich finde
das total spannend, aber Sander, was ist
jetzt konkret die Perspektive? Also es ist ja
erstmal nur eine Kommission, so letztlich
eine Beratung des Bundestags. Also ich denke
mal, diese Verlängerung der Legislaturperiode
ist ja mehr oder weniger absehbar,
oder da müsste jetzt ein Gesetzentwurf geschrieben
werden, aber da kann man, glaube ich,
davon ausgehen, dass das passieren wird, oder?
Michel, wie meinst du mal eine Nachricht?
Das ist eine Nachricht und auch, dass
dieser große Block über den wir ganz am
Anfang, über den wir ganz am Anfang
gesprochen haben, eben die Verkleinung
des Bundestags, also das ist ja
während der Kommissionsarbeit selbst schon
in Sack und Tüten gekommen. Das wäre
sonst natürlich auch ein ganz großer Block
gewesen bei dieser Kommission. Dazu noch
der Hinweis übrigens, da verdichtet
sich, dass jedenfalls die Grünen das
Paket an der Stelle nochmal wieder
aufschnüren möchten. Ihr erinnert euch,
dass eigentlich ja dieses Reformgesetz
aus meiner Sicht jedenfalls aus Sicht der
Lage, aus Sicht vieler Expertinnen und
Experten sehr überzeugend ist, mit der einen
Ausnahme der Abschaffung quasi der sogenannten
Grundmandatsklausel, dass sie 5%
Hürde quasi so scharf gestellt wird,
dass man sie auch mit direkt gewonnenen
Wahlkreisen nicht mehr toppen kann.
Da wollen die Grünen nochmal ran, weil sie
im Prinzip genau die Probleme jetzt auch
sehen, die wir in der Lage besprochen
haben. Und es ist natürlich
unklar, inwieweit sie das
in der Ampelkoalition tatsächlich durchsetzen
können, denn FDP
und SPD fanden ja die Abschaffung der
Grundmandatsklausel letztlich super. Das wird
nochmal sehr spannend. Auf der anderen Seite,
wenn natürlich jetzt das Wahrrecht nochmal
wieder angefasst wird, dann könnte man
natürlich bei der Gelegenheit auch diesen
problematischen Punkt der schon beschlossenen
Reform wieder zurückdrehen.
Bleibt super spannend.
Ja, ganz herzlichen Dank, Sandra. Schön,
dass du mit dabei warst. Vielen Dank
für unser Gespräch. Können wir öfter mal
machen, wenn das deine Zeit zulässt.
Ich danke euch ganz herzlich.
Hat super Spaß gemacht. Danke.
Es ist soweit. Es ist am Start.
Es ist vollbracht, dass
sogenannte Deutschland-Ticket oder
sogenannte 49 Euro-Ticket, wie immer ihr wollt,
ist am Start. Am 1.
Mai ist es losgegangen.
Es kostet erstmal 49 Euro,
deswegen, pro Monat, deswegen sagen
einige, nennt es nicht 49 Euro-Ticket,
weil das vielleicht nicht so bleiben wird,
sondern eher so eine Preiserhöhung anstehen könnte.
Das war so, was man so aus dem Verkehrsministerium
hören konnte. Das soll eher teurer werden.
Viele Menschen fordern aber auch aus sozialen Gründen.
Es solle doch vor allem günstiger werden.
Aber gut, Deutschland-Ticket ist jedenfalls
seit 4, 5 Tagen zu nutzen.
Die Hochrechnung des Verbands
Deutscher Verkehrsunternehmen geht
dahin, dass bereits weit
mehr als 3 Millionen Menschen in Deutschland
so ein Deutschland-Ticket gekauft haben
und darunter seien
750.000, also
rund 20 Prozent, die bisher
kein Nahverkehrs-Abo besaßen.
Hito, ich hatte keinen Nahverkehrs-Abo.
Ich bin natürlich auch einmal gefahren, aber jetzt geht's
nicht so ein Nuremberg-Ticket oder so was.
Ich hatte bislang auch kein Dauerticket.
Ich habe es auch mal ausgerechnet. Also
für mich hätte sich das auch nicht gelohnt. Ich fahre
praktisch alles mit dem Fahrrad hier in Berlin.
Deswegen habe ich nur gelegentlich mal die U-Bahn benutzt.
Ich hatte so BVG-Kosten von 10 bis 20 Euro.
Ich habe es mir jetzt aber trotzdem mal gegönnt.
Ehrlich gesagt, zum einen, weil ich Flat-Rates
halt toll finde. Und zum anderen, weil ich finde,
es ist ein bisschen auch irgendwie, das ist
halt the right thing to do. Es fühlt sich einfach richtig
an, so eine
Nahverkehrspauschale auch zu buchen,
selbst wenn man jetzt nicht direkt Geld spart.
Also wenn man sich das leisten mag, ist es
glaube ich quasi eine gute Tat. Genau, also
die Bahn und VDV, also hier
Verband Deutscher Verkehrsunternehmen, die gehen
davon aus, dass insgesamt perspektivisch
so alles in allem
sich 17 Millionen Menschen dieses Ticket zulegen
werden. Das ist dann doch schon mal
eine Hausnummer.
Dafür mussten dann auch einige erstmal
ihre Technik gerade ziehen, also die Deutsche
Bahn. Ich habe es versucht, ein DB-Navigator
zu kaufen. Das hat ein, zwei Tage lang nicht
geklappt. Ups, ja, da gab es Probleme wegen
Überlastung. Bitte kommen Sie morgen wieder.
Jetzt hat es geklappt, jetzt hat es funktioniert.
Gut, es ist immer wieder interessant,
dass das ja nicht überraschend kam
und es trotzdem nicht funktioniert. Aber hey,
jetzt habe ich es und es ist okay.
Was geblieben ist, bisher ist die
Ticketverwirrung, habe ich es mal genannt.
Es ist einfach nicht so richtig klar, wo geht was.
Also klar ist die Person, die das Ticket gekauft
hat, darf höchst selbst ganz alleine
mit dem öffentlichen
Personennahverkehr in Deutschland fahren und sogar
mit einigen anderen Zügen des
Fernverkehrs ganz ausnahmsweise, wenn die quasi
eine Nahverkehrsfunktion haben. Das ist klar,
aber nicht klar ist, was ist der mit dem
Fahrrad, was ist mit dem Hund, darf man
möglicherweise noch weitere Personen mitnehmen,
was ist mit Kindern und so. Also es gibt
bei diesen Tickets die Nahverkehrsunternehmen
ja jetzt verkaufen, gibt es immer den Kern
des Deutschlandtickets, der gilt
tatsächlich deutschlandweit, überall gleich.
Und dann gibt es so Extras, die einfach
von Verkehrsunternehmen zu Verkehrsunternehmen
unterschiedlich sind und was macht man,
wenn Dinge unübersichtlich sind,
am besten so eine Art Crowdsourcing.
Man lässt einfach mal die Weisheit
des Internet, die Informationen zusammentragen
und deswegen gibt es jetzt eine ganz spannende
Seite auf Github. Ja, Github ist ja eigentlich
so eine Plattform auf der Coder Coder
in ihren Open Source Code teilen,
kommentieren, verbessern,
austauschen, runterladen,
hochladen können. Aber man kann diese
Plattform auch benutzen, um einfach
gemeinsam, ich würde mal sagen, Buchstaben
zu sammeln, Text zu sammeln.
Und das haben einige getan, wir haben das
verlinkt, da gibt es jetzt also eine Seite,
auf der sehr übersichtlich und
sehr ausführlich dargelegt ist.
In welchem Verkehrsverbund man das Fahrrad
mitnehmen kann, in welchem man das Fahrrad
und den Hund mitnehmen kann und Kleinkinder
mitnehmen kann und und und.
Könnt ihr euch mal angucken, hilft
bei der Orientierung.
Das Schöne finde ich an diesem Deutschlandticket
sind einfach die psychologischen Effekte
so einer Flatlight. Also die Kosten
eines Autos werden ja ganz häufig
unterschätzt, weil es halt bezahlt.
Die Kosten fallen natürlich tanken,
aber viele, viele Kosten fallen
halt quasi sowieso an.
Versicherung, Kfz-Steuer, Wartung,
merkt man nicht so richtig und die
sind halt schon bezahlt. Das heißt, in dem Moment,
da fahre ich jetzt Auto oder nicht.
Da sind diese Kosten sowieso schon angefallen
und das ist einfach ein starker psychologischer
Anreiz zu sagen, jetzt habe ich hier schon bezahlt,
jetzt fahre ich ja mit dieser Kiste und
wir hoffen einfach mal, dass was Ähnliches
für den ÖPNV passieren könnte.
Frei nach dem Motto, ich habe jetzt mein
Deutschlandticket, es kostet ja nichts, fahre ich
halt mit der Bahn. Ja, da muss man wirklich
mal abwarten, da bin ich auch gespannt.
Ich beobachte das auch bei mir, jetzt hat man
die 50 Euro 49 da mal rausgehauen
und das ist ja nicht nur lokal im ÖPNV,
sondern auch im Regionalverkehr. Man kann
mit den Regionalzügen quer durch Deutschland fahren
und so. Ja, dauert aber geht.
Dann ist natürlich und bleibt natürlich
die soziale Frage 49 Euro,
ist das ein guter Preis? Ja, nein, sollte er
sinken, sollte er steigen.
Tja, das ist halt die Frage natürlich,
was ist insbesondere dem Bund das Wert?
Was mag er den Ländern zuzahlen?
Also ich persönlich finde ja,
da muss der Bund sich nochmal genau
überlegen, ob er da nicht
möglicherweise noch ein bisschen Geld
in den Topf werfen möchte bei den
Ländern. Ich persönlich finde, dahin
könnte man zum Beispiel eingesparte
Subventionen für Verbrenner
Dienstwagen umleiten.
Ja, das bringt uns zu einem kleinen
Feedback-Blog, den ich ganz interessant
fand. Da ging es ja bei uns letztens
um genau dieses Dienstwagenprivileg.
Also nochmal
die Möglichkeit,
einen Dienstwagen privat zu
nutzen und diese Nutzung
pauschal ein once and for all
mit einem Prozent des
Listen-Neupreises steuerlich
nur als Einkommen
werten zu müssen. Das ist das Dienstwagenprivileg.
Man muss da nicht jeden einzelnen Kilometer
abrechnen, indem man privat mit seinem Dienstwagen gefahren ist,
sondern sagt einfach hier, ein Prozent
zack, fertig, Ende aus.
Oh, das wird dann erhoff ich noch von Arbeitgebern quasi
verschärft das Problem, dadurch, dass sie auch noch
eine Tankflatrate oben drauflegen.
Das quasi du kriegst noch eine Tankkarte,
kannst fahren, so viele wirken.
Das machen dann die Unternehmen, aber vom
Endeffekt, vor allen Dingen diese pauschalierte
Abrechnung über ein Prozent des Listenpreises
als Gertwiltervorteil für die
Privatunutzung eines Dienstwagens.
Und da hat sich Rainer gemeldet.
Und der weiß nämlich auch auf
diesen Flatrate-Effekt hin.
Ja, das ist pauschaliert
und das soll vereinfachten, das soll
einfach verhindern, dass man
seinen Dienstwagen privat nutzt und dabei
aber dann jeden Kilometer aufschreiben muss,
dem man verferrt, deswegen pauschal ein Prozent.
Aber das ist eben nur die halbe Wahrheit.
Denn diese pauschale Abrechnung
mit ein Prozent kannst du deinen
Dienstwagen privat nutzen.
Die wirkt eben, sagt der Rainer Auto Flatrate.
Dabei wird die private Nutzung
unabhängig von der tatsächlichen Nutzung
pauschal besteuert. Man kann also
wie auf einer Party so viel Alkohol
trinken, wie man will, es kostet nichts mehr.
Bei mir selbst habe ich folgendes Verhalten
festgestellt. Es werden
unnötige Fahrten gemacht, Alternativen
zum Beispiel öffentliche Verkehrsmittel
werden nicht mehr genutzt, energiesparende
Fahrweise wird oft vernachlässigt.
Ja, Auto steht halt vor der Tür.
Und Firma zahlt Flatrate, das war jetzt
ein Reinachtsfall so, weil sonst würde das
energiesparende Fahrweise vernachlässigen.
Das passiert natürlich nur dann, wenn du auch
noch eine Sprit Flatrate hast. Das kommt auch
noch dazu. Aber der Effekt ist, dein Auto
steht vor der Tür, das ist der Dienstwagen,
der für das Firma bezahlt. Du sagst
ein Prozent, du musst eh ein Prozent
sozusagen als Einkommen davon
versteuern und dann ist es einfach egal, ob
du da mit ein Meter fährst im Monat
50.000 Kilometer und da ist der Anreiz
eben groß zu sagen, komm, ich muss
eh die ein Prozent versteuern, jetzt
ist das Auto da, fährste halt.
Ja, und dann gab es natürlich eine Reihe
von Leuten, die sagten, na ja, eure
Argumentation schadet doch tatsächlich
dem Mittelstand oder so der Mitte
der Gesellschaft und so. Und da würde ich
noch mal nachhaken und sagen, nein,
wir haben ja nicht gesagt, man soll jede
steuerliche Vereinfachung oder Vergünstigung
abschließen, sondern wir haben gesagt, man sollte die
ökologisch fokussieren. Man sollte halt einfach
diese Förderung nur noch gewähren
für Fahrzeuge, die CO2 neutral
unterwegs sind, was in der Praxis bedeutet
E-Autos. Und wenn man dann zum Beispiel
sagt, ab 2024 gibt es eben
diese Privilegien nur noch für E-Autos,
dann können sich die Menschen darauf einstellen,
du musst ja nicht in 2024 noch
einen Verbrenner kaufen und bei Gott, du
solltest es auch nicht tun. Und wenn du es
trotzdem tust, dann verzichtest du halt auf die
Steuervorteile. Das könnte man also zu
2024 problemlos einführen.
Aber das passiert eben nicht, ja, es gibt
bestimmte steuerliche Vorteile, wenn man sich
die private Nutzung von E-Autos mit geringeren
Sätzen anrechnen lassen muss, aber es gibt
eben immer noch eine großzügige Förderung
für Verbrenner, auch im Jahr 2023
und nach den Plänen der Ampel
soll das auch weiter gelten.
Und diese sagen wir mal nur ganz schwache
steuerliche Subvention
für Elektroautos oder diese jedenfalls nicht
hinreichenden Anreize und diese fortbestehenden
Anreize Verbrenner zu kaufen,
die haben eben drastische Folgen.
Wenn man sich anschaut,
wie es denn so um die Quote
der Fahrzeuge bei den Neuzulassungen
bestellt ist, zum Beispiel in
Norwegen, ratet mal
wie viel Prozent der neu zugelassenen
Autos in Norwegen
Elektroautos sind, das waren
in 2022 volle
87 Prozent.
Ja, und man muss dazu wissen
von den Autos,
die in Deutschland neu zugelassen
werden, also ich rede jetzt hier
im März 23, waren
67 Prozent
gewerblicher Halter.
67 Prozent.
Das heißt, die Autos, die neu auf den Markt
kommen, die gekauft werden,
werden in ihrer großen Mehrzahl
zwei Drittel von Firmen gekauft.
Das sind Firmenwagen.
Das ist schon eine zentrale Stellschraube.
Das ist eine zentrale Stellschraube.
Wenn du da sagen würdest,
dieses Dienstwagenprivileg,
sehr attraktive Versteuerung des privaten
Nutzens, gibt es nur noch für eh,
die Nutzens sind in den nächsten
beiden Jahren völlig vorbei mit den
Verbrennern, aber genau da
traut sich die Politik nicht. Wie gesagt,
in Norwegen sieht es anders aus.
87 Prozent E-Autos, wir haben
natürlich jetzt nicht das norwegische
Steuerrecht nach recherchiert, aber
ganz offensichtlich sind die Anreize da
völlig andere.
Ein besseres Netz und so Lade-Netz und so.
Schweden 33 Prozent,
Anteil an die Neuzulassung elektrisch.
China, Dänemark,
E-Autos im März 2023.
Bei der Neuzulassung nur knapp 16 Prozent.
Nur gut die Hälfte dessen,
was wir in China sehen und überhaupt
nicht nennenswert, im Vergleich zu den
87 Prozent in Norwegen.
Fragt sich, woran liegt das?
Es zetschreibt, denn bei all den
Transformationsbemühungen ist der Anteil
an Elektroautos bei den deutschen
Herstellern meist nicht einmal
zweistellig. Das heißt, das Angebot
an Elektroautos bei deutschen
Herstellern ist zu niedrig, vor allem
bei der Pferde-Preissegment.
Wenn du ein günstiges Auto, was
150-200 Kilometer Reichweite
um mal schnell Polo-Klasse
oder noch kleiner
gibt es fast nichts
von deutschen Herstellern.
Da gibt es Zeit, von Renault
gibt es da was.
Aber auch schwierig.
Porsche und so, die verkaufen
Verbrenner, als gäbe es kein Morgen.
Die haben gerade wieder ihre Zahlen gemeldet.
Umsatzzahlen, Gewinnzahlen, geht alles
durch die Absatzsteigerungen
bei Verbrennern, gehen komplett durch
die Decke, nicht nur bei Porsche,
auch bei den anderen.
Und dem gegenüber muss man sagen,
die Steigerung bei den
Elektroautos Neuzulassung 22,
also letztes Jahr weltweit
war plus 55 Prozent.
Muss man sehen, die Hälfte obendrauf,
also ein ganz drastischer Anstieg
bei den Neuzulassungen, nicht bei der
Quote jetzt, das war jetzt die Zahl
der Neuzulassung. Allerdings diese
Konto, zum einen des chinesischen
Markts, da hat sich die Zahl der
Neuzulassung an E-Autos fast verdoppelt,
plus 82 Prozent und
das Marktes in Nordamerika, auch in den
Vereinigten Staaten, wo man ja denken könnte,
Autoland, unglaublich lange Distanzen,
schwierig für E, weit gefehlt,
plus 48 Prozent.
In Europa hingegen konnten
voll und Teil-Elektrika,
wie das Automotorsport so schön schrieb,
also dann Hybride, lediglich um
15 Prozent zu legen.
40, nicht plus 48, nein,
nur plus 15 Prozent.
Und im europäischen
Mittel sind bei den Neuzulassungen
sogar nur etwa 10 Prozent der Fahrzeuge
elektrisch und da gibt es sogar in Europa
ein paar echte Muffel, die noch schlimmer sind
als Deutschland. Ja, Tschechien, Slowakei,
solche Leute, da liegt wahrscheinlich
vermutlich am schlechteren, schlechten
Ladennetz, das ist dann halt dieses
Henne-Eind-Problem, wenn sie nirgendwo
laden können, dann kaufen sich die Leute
auch kein E-Auto und wenn es keine E-Autos
anreizt, niedriger, auch Ladeinfrastruktur
aufzubauen. Ja, aber das große Problem
ist natürlich ein wirtschaftspolitisches.
Das hatten wir in der letzten Woche auch zitiert,
da gab es dieses Feedback hier,
meine Güte, diese Umweltpolitik ist doch schlecht
für die deutschen Hersteller und so weiter
und so weiter und wir leben aber nun von BMW
und Co. und deswegen wählen wir Parteien,
die es mit den deutschen Herstellern gut meinen
und da muss ich ganz ehrlich sagen,
da bin ich sehr am Zweifeln,
ob das überhaupt einfach nur vom Befund
her stimmt, denn die Schwäche
auf den Heimatmärkten,
die Schwäche beim Verkauf
von E-Autos, die fällt den
deutschen Herstellern international
voll auf die Füße.
Das war zuletzt zu besichtigen bei der Automäße
in Shanghai, wo die deutschen
Autohersteller
nach Bekunden aller Zeugen
extrem schlecht ausgesehen haben.
Man muss mal wissen, 25%
der Neuzulassung in China sind
mittlerweile elektrische Autos.
Ein Viertel der neu zugelassenen Autos
in China sind mittlerweile
elektrisch. Die deutschen Hersteller
haben mit fossilen Antrieben einen großen
Marktanteil in China, 20 knapp fast 20%.
Bei den elektrischen Autos
ist ihr Anteil 5%.
Also weit hinter dem,
was sie aus den fossilen Märkten
gewohnt sind. Unter den 10
meistverkauften Elektroautos
in China ist keiner aus Deutschland,
keiner von der deutschen Marke.
Mit anderen Worten, die zögerlichen Anreize
für E-Mobilität schaden nicht nur
dem Anteil von E-Autos
am Autoverkauf
insgesamt in Deutschland.
Nein, diese zögerlichen Anreize
haben auch dazu geführt,
dass deutsche Hersteller die Wände weg
vom Verbrenner lange Zeit verschlafen
haben. Und nun gibt es einfach
sehr viel Konkurrenz, zum Beispiel aus China
und diese Konkurrenz zieht an den deutschen Herstellern vorbei.
Aber das Problem ist eben nicht,
dass der Wind sich gedreht hat
und jetzt der Trend hingeht zur E-Mobilität.
Das Problem ist, dass die Politik
in Deutschland es völlig verpennt hat,
die entsprechenden Anreize zu setzen.
Und deswegen die Hersteller viel zu spät aufgewacht sind.
Also ich persönlich fahre sehr gerne
auch ein deutsches Elektroauto.
Ich mache jetzt mal keine Schleichwerbung.
Ich würde nicht mehr sagen, dass sie schlecht sind,
aber sie sind einfach spät dran
und chinesische Hersteller oder Tesla oder so,
die sind halt einfach technologisch
eine ganze Ecke weiter. Und da kann man wieder sehen,
nein, es ist eben nicht richtig,
einfach keine Vorgaben zu machen,
die Dinge laufen zu lassen, sondern Industrie
ist einfach nicht.
Aber das sieht man ja auch,
Werbepumpenhersteller Fissmann wird jetzt verkauft,
weil er zu spät aufgewacht ist
mit den Werbepumpen,
er hatte halt jahrzehntelang Gas gemacht.
Warum hat er Gas gemacht?
Natürlich, weil es auch betriebliche Fehlentscheidungen gab,
aber er war eben in einem Kontext,
wo alle gesagt haben, wo die politischen Signale klar waren,
wir bauen eine zweite Pipeline nach Russland,
Gaspult billig, kostet irgendwie nichts,
das wird auf die nächsten Jahrzehnte auch nicht ändern
und so weiter. Das waren die Ansagen
und wir hoffen haben,
während die Ansagen andere gewesen,
so wie sich jetzt das ja ändert,
ändert sich auf einmal die Firmpolitik
und bei deutschen Autos, glaube ich, ist das ähnlich.
Das war's für diese Woche.
Ganz herzlichen Dank für eure Aufmerksamkeit.
Wir hoffen, ihr hattet Spaß mit der Lage der Nation.
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Tschüss.
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