Inside Austria: Kurz und der Boulevard (1/2): Der Dichand-Deal

DER STANDARD DER STANDARD 4/8/23 - Episode Page - 31m - PDF Transcript

Im Mai 2019 geht ein Video um die Welt.

Darin schwadroniert der damalige Vizekanzler Österreichs,

Heinz-Christian Strache, in einer Villa auf Ibiza über dubiose Deals und Machenschaften.

Unter anderem spricht der FPÖ-Chef davon, die mächtige Kronenzeitung auf Linie zu bringen,

damit sie seine Partei im anstehenden Wahlkampf pusht, wie er sagt.

Heute, fast vier Jahre später, sieht es so aus, als habe ein anderer geschafft,

wovon Strache damals auf Ibiza träumte.

Es war Hausdurchsuchung Nummer 40 in den mittlerweile riesigen Ibiza-Inserate- und Umfrage-Ermittlungen.

Nach der Hausdurchsuchung bei der Tageszeitung heute am Donnerstag kommen jetzt neue Chats.

Zwischen dem ehemaligen Finanz-Generalsekretär und Kurz Intimus Thomas Schmidt und Eva Dichrand ans Tageslicht.

Neue Vorwürfe der Wirtschafts- und Korruptionsstaatsanwaltschaft zeigen Sebastian Kurz und seine Truppe sollen mutmaßlich illegale Deals mit allen drei großen Boulevardmedien in Österreich abgeschlossen haben.

Es gibt verschiedene Beispiele, die zeigen, dass es möglich war, einzugreifen im Berichterstattung.

Nach dem mächtigen Medienmacher Fellner stehen nun auch die Herausgeber der Kronenzeitung und der Gratiszeitung heute im Visier.

Und damit eine der einflussreichsten Familien in Österreich.

Die Macht der Familie Dichrand ist fast schon sagen um Woben. Die Dichrands gelten als reich und mächtig und einflussreich.

Das erzählt halt Schmidt dem Sebastian Kurz. Das sagt, die Dichrands werden halten, Dichrands mega auf Schiene.

Hinter all dem steht die große Frage, hat der Boulevard in Österreich geholfen, Sebastian Kurz ins Kanzleramt zu heben?

In der Gesamtschau der Ermittlungsakten kann man Konturen eines Medienkartells erkennen.

Ich bin Lucia Eisterkamp vom Spiegel.

Und ich bin Antonia Raut vom Standard.

In dieser und der nächsten Folge von Inside Austria beschäftigen wir uns mit den neusten Enthüllungen in der Korruptionsaffäre rund um Sebastian Kurz.

Wir zeigen, welche Rolle die Boulevardzeitungen Krone und Heute dabei spielen.

Wie deren Herausgeber Eva und Christoph Dichrand mutmaßlich positive Berichterstattung gegen Geld und politischen Einfluss angeboten haben.

Und wir wollen wissen, was es mit Österreichs Medienmarkt zu tun hat, dass solche Deals überhaupt möglich sind.

Es ist Donnerstag der 30. März 2023, ein Kühler morgen in Wien. In einem hohen Gebäude mit großen Glasfenstern mitten in der Innenstadt sitzen die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Zeitung heute.

Das Haus hier besteht aus mehreren Stockwerken, drei davon sind Geschäftsführung, Herausgeberschaft, Produktion, Technik.

Das ist Christian Nusser, der Chefredakteur der Zeitung.

Sein Büro liegt im fünften Stock. Man hat von hier aus einen fantastischen Blick über die Dächer Wiens und auf den Stefansturm.

An diesem Morgen vor rund einer Woche interessiert der Ausblick allerdings niemanden.

Im Zeitungsgebäude herrscht Ausnahmezustand, ungefähr 25 Ermittlerinnen und Ermittler stehen vor der Tür.

Und haben mit einer Ausdrucksucht begonnen, haben verschiedene Materialien mitgenommen. Tatsächlich über viele, viele Stunden hat gedauert die Datenabsaugung aus der Cloud, weil die Datenmengen so groß waren,

weil natürlich der ganze Verkehr nach außen und nach innen dort abgespeichert ist.

Zu Nusser in die Redaktionsräume kommen die Ermittler nicht. Sie durchsuchen die Räume der Geschäftsführung und das Büro der Herausgeberin.

Die Beamten sind Ermittler der Wirtschafts- und Korruptionsstaatsanwaltschaft WKSDA.

Das sind jene Leute, die im Herbst 2021 die große Ratia bei Sebastian Kurz und in der ÖVP-Zentrale durchgeführt haben. Damals ging es um mutmaßliche Korruption.

Das Team von Sebastian Kurz soll Steuergeld für positive Berichterstattung bei einer mächtigen Boulevardzeitung gezahlt haben.

Die Tageszeitung Österreich, der Mediengruppe von Wolfgang Fellner.

An jenem Donnerstag folgen die Ermittler einer neuen Spur. Und wieder geht es um mutmaßliche Bestechung und um Sebastian Kurz.

Nicht nur die Fellner Medien sollen illegale Deals mit ihm und seinem Team abgewickelt haben,

auch die Gratis-Zeitung heute und Österreichs auflagenstärkstes und einflussreichstes Blatt, die Kronen-Zeitung.

Krone, Heute und Österreich. Das sind die drei Boulevardmedien des Landes. Der Verdacht der Korruptions-Ermittler hat es also in sich.

Hat der gesamte Boulevard in Österreich mit illegalen Machenschaften Sebastian Kurz dabei geholfen, an die Macht zu kommen?

Aber beginnen wir von vorne. Damit, woher diese neuen Vorwürfe überhaupt kommen?

Also die Beruhen auf verschiedenen Dingen, vor allem, aber ausschlaggebend war das Geständnis von Thomas Schmid.

Sie hören hier unseren Kollegen Fabian Schmid, leitender Redakteur, investigativ beim Standard.

Thomas Schmid, der übrigens nicht mit unserem Kollegen verwandt ist, taucht hier im Podcast immer mal wieder auf.

Er ist eine der Schlüsselfiguren in der Korruptionsaffäre rund um Sebastian Kurz.

Thomas Schmid soll als Spitzenbeamter im Finanzministerium die Mediendeals für Sebastian Kurz quasi eingefädelt haben.

Und es waren die WhatsApp und SMS-Nachrichten von seinem Handy, die den Ermittlern Einblicke in die Machenschaften des Kurzdienst verschafft haben.

Ausgangspunkt für die Ermittlungen waren übrigens das Ibiza-Video, das Sie ganz am Anfang gehört haben.

Schmid war jedenfalls einer der führenden Köpfe unter den Kurzunterstützern.

Er gehört zu den wichtigsten Beschuldigten in den verschiedensten Verfahren der Korruptions-Ermittler.

Im Oktober letzten Jahres ist dann etwas Erstaunliches passiert.

Thomas Schmid hat ausgepackt.

Und hat entsprechende Gespräche mit der WKSDR dann vergangenes Jahr aufgenommen.

Schmid hat das wohl nicht einfach aus schlechtem Gewissen gemacht, sondern weil er Kronzeuge werden will.

Das heißt, er liefert den Ermittlern wichtige Hinweise und bekommt dafür, wenn es gut für ihn läuft, eine mildere Strafe.

Deshalb hat Thomas Schmid letztes Jahr ein umfassendes Geständnis abgelegt und dabei verschiedene Personen aus dem Umfeld von Kurz schwer belastet.

Zum Beispiel auch den Immobilienmogul René Benko. Aber das ist eine andere Geschichte.

Schmids Geständnis wurde Ende letzten Jahres öffentlich und hat für viel Wirbel gesorgt,

weil er als Insider im Kern bestätigt, dass die Deals und Machenschaften des Kursteams tatsächlich so abgelaufen sind, wie es die Ermittler vermuten.

Aber zehn Seiten in dem Geständnis waren noch geschwärzt.

Das ist in der Regel ein Hinweis dafür, dass noch Ermittlungen laufen, dass zum Beispiel eine Ratia bevorsteht, die die Behörde nicht verraten will.

Und das hat sehr, sehr große Aufregung ausgelöst und auch viele Spekulationen und der Name Dichern ist da eh schon immer öfter gefallen.

Und jetzt wissen wir eben seit vergangener Woche, dass es sich tatsächlich um die Dicherns handelt.

Die Dicherns. Das sind die Herausgeber der Zeitungen heute und Krone. Also die beiden Boulevardblätter, die jetzt im Visier der Korruptionsermittler sind.

Die Eheleute Dicherns gehören zu den mächtigsten Medienmachern in Österreich. Wir sprechen gleich noch etwas mehr über sie.

Die Korruptionsermittler haben mittlerweile nicht nur die geschwärzten Passagen des Geständnisses von Thomas Schmidt vorgelegt, sondern auch ein über 1000 Seiten langen Bericht.

Darin werden die Vorwürfe gegen die Dicherns ganz genau aufgeschlüsselt. Die Ermittler berufen sich einerseits auf die Aussagen von Schmidt und andererseits auf Chat-Nachrichten von Eva Dichern, der Herausgeberin von heute.

Beides Zusammenhör gibt ein ziemlich genaues Bild davon, wie eng das Team kurz mit dem Ehepaar Dicherns über die Jahre verstrickt war.

Schon früh, also so ungefähr 2015, die Wecke ist ja bezeichnet, das erste Phase, hat man eben gewissermaßen Pläne geschmiedet, wie man mit dem Boulevard zusammenarbeiten kann.

2015, da ist Sebastian Kurz Außenminister. Der Jüngste in dem Amt, den Österreich je hatte.

Der liebe Freunde, liebe Freunde, sehr geehrter Herr Bundespartei, ob man geschätzte Ehrengäste, vor allem aber lieber JVBlerinnen und JVBler, herzlich willkommen beim Bundestag der Jungen ÖVP. Schön, dass so viele gekommen sind.

Sebastian Kurz spricht hier auf einer Veranstaltung der Jungen Volkspartei. Er ist damals nämlich deren Bundesvorsitzender, aber noch nicht Chef der Volkspartei.

Wie wir heute wissen, hecken er und seine Vertrauten damals einen Plan aus, wie Sebastian Kurz an die Spitze der Macht kommen soll. Erst in der Partei, dann im Kanzleramt.

Das Team Kurz weiß natürlich, wie mächtig der Boulevard in Österreich ist. Wenn Sie Sebastian Kurz als den einzig Fähigen Mann für das Land darstellen wollen, dann müssen die Zeitungen wie Krone oder heute genau das schreiben.

Thomas Schmidt ist zu der Zeit Generalsekretär im Finanzministerium. Er ist jemand, der ziemlich gut Netzwerken kann.

Und hat so einfach ein sehr, sehr gutes Telefonbuch aufgebaut, gehabt, sehr viele Kontakte zur Medienbranche, aber auch in die Wirtschaft.

Damals beginnt Thomas Schmidt auch Kontakt mit Eva Dichand und Christoph Dichand aufzunehmen.

Wir sehen 2015, dass Thomas Schmidt und beide Dichands noch per Sie miteinander sind, aber diese Beziehung hat sich dann verfestigt.

Und vielleicht sollten wir an dieser Stelle mal kurz darüber sprechen, wer die Dichands eigentlich sind.

Dann ist hier Kultur. Auch etwas, was zum Beispiel beim Boulevard nicht hätte.

Wenn wir über die Dichandfamilie sprechen, dann fangen wir am besten mit Hans Dichand an, der mittlerweile verstorben ist.

Man hört ihn hier in einer der wenigen Aufnahmen, die es von ihm gibt, während er durch seine Kronenzeit umblättert.

Er war nämlich viele Jahre Herausgeber der Krone. Kurz vor seinem Tod, im Juni 2010, machte der alte Dichand dann seinen Sohn Christoph zum Herausgeber.

Christoph Dichand hat ein anderes Naturell als sein Vater. Das ist ein zurückgenommener, eher beobachtender Mensch, der eigentlich dafür, dass er so mächtig ist

und auch sowohlhabend sehr natürlich auftritt.

Das ist unser Kollege Oliver das Gupta, Autor beim Standard und beim Spiegel. Er hat Christoph Dichand schon mehrmals persönlich getroffen.

Dichand ist mittlerweile auch Chefredakteur der Kronenzeitung. Ein Blatt, das ungefähr jeder vierte Mensch in Österreich liest.

Man kann also sagen, Christoph Dichand ist einer der mächtigsten Männer im Land.

Christoph Dichand ist einer, der tatsächlich mit dem Fahrrad hier durch die Wiener Innenstadt fährt.

Er hat dabei schon mal eine rote Jacke an, auf der Kronenzeitung drauf steht, so als ob er ein Verkäufer wäre.

Vor ungefähr 20 Jahren hat Christoph Dichand seine heutige Frau Eva kennengelernt.

Eva Dichand ist eine schillernde Persönlichkeit. Sie ist extrovertiert. Sie tritt sehr selbstbewusst auf.

Sie war früher Investmentbänkerin, stammt aus der Steiermark, genauso wie ursprünglich die Familie Dichand.

Naja, das ist so die naive Vorstellung von Menschen, die keine Ahnung haben von dem Business.

Hier hören Sie Eva Dichand im Podcast eines ehemaligen ÖVP-Politikers Andreas Seicher.

Der Podcast ist aufgezeichnet worden, kurz nachdem das Ibiza-Video an die Öffentlichkeit kam.

Eva Dichand wird gefragt, was sie von den Aussagen des damaligen FPÖ-Chefs Heinz-Christian Strache hält,

der ja im Video die Übernahme der Kronenzeitung plant.

Eigentlich, wir haben eigentlich gelacht darüber, weil der Herr Strache keine Wetteranteile verkaufen

und unterstreiten sich schon genug andere, die die Anteiligen hätten.

Und selbst dann hat man nur 50% und kann den Ihnen halt nicht bestimmen, weil Ihnen halt mein Mann bestimmt.

Eva Dichand wirkt den Interviews selbstbewusst und ziemlich schlagfertig.

Man sagt, dass sie ihrem Schwiegervater ähnlich sein soll, dem alten Hans Dichand.

Beide sind eher temperamentvoll, beide haben beispielsweise auch ein Fäbel für Kunst, die sie sammeln.

Von ihrem Schwiegervater kam auch ursprünglich die Idee, eine Gratiszeitung zu schaffen.

Also diese Blätter, die vor allem in Wien in so roten Kästen auslegen und umsonst mitgenommen werden können.

So eine Gratiszeitung ist auch heute.

2005 wurde Eva Dichand Geschäftsführerin und kurze Zeit später auch Herausgeberin.

Man kann das Eva Dichand also als sowas wie das Power-Couple des Boulevard bezeichnen.

Zwei der drei großen Boulevardmedien des Landes sind in ihren Händen.

Die Macht der Familie Dichand ist fast schon sagenumwoben in Österreich.

Sie gehören sozusagen zum Geld- und Medienwirtschaftsadel, den es natürlich so nicht gibt in Österreich.

Aber die Dichands gelten als reich und mächtig und einflussreich.

Es ist von daher nicht gerade verwunderlich, dass das Team von Sebastian Kurz auf dem Weg an die Macht sehr gezielt die Dichands anvisierte.

Wie viel Geld macht eigentlich glücklich?

Wäre ich mit Day Trading reich und ist jetzt der richtige Zeitpunkt, um in China zu investieren?

Das und mehr sehen wir uns in der neuen Staffel vom Standard-Podcast lohnt sich das an.

Wir, das sind Davina Prombauer, Alexander Amon und Michael Wendisch.

Und gemeinsam mit Expertinnen und Experten fragen wir uns, wie ein Pyramidenspiel funktioniert,

was eigentlich ein Baby kostet und ob es sich lohnt, in eine Steueroase auszuwandern.

Lohnt sich das? Der Standard-Podcast über Geld findet ihr jeden Dienstag auf allen gängigen Podcastplattformen.

Ich versuche in meiner Arbeit, die Dinge nicht schön zu reden, sondern das zu tun, was ich für richtige achte.

Weil ich glaube, dass sich die Menschen das nicht nur erwarten, sondern auch verdient haben.

So bin ich zu Hause aufgewachsen und das ist auch mein Verständnis von Politik.

Ich bin davon überzeugt, dass er ein grandioser Bundeskanzler wird, weil er einfach für Menschen da ist.

Es ist kein Beruf für ihn, er sieht das als Berufung, etwas zu tun, sich einzusetzen für Menschen.

Wir befinden uns jetzt im Jahr 2017 und Sie ahnen es wahrscheinlich.

Das war gerade ein Werbesport für Sebastian Kurz. Phase 2 hat begonnen.

Die zweite Phase ist dann quasi die heiße Phase, wo Sebastian Kurz dann tatsächlich die Schritte setzt, um ins Kanzleramt zu gelangen.

Also zuerst einmal ÖVP, ob man zu werden, dann einen Wahlkampf zu führen, Sommer 2017, Herbst 2017

und dann eben die Wahl erfolgreich zu absolvieren und da war mediale Unterstützung sehr, sehr wichtig.

Man kann anhand der Chatnachrichten von Thomas Schmidt erkennen, dass die Beziehung zwischen Team Kurz und den Dichards in dieser Zeit immer enger wird.

Eva Dichardt bittet Thomas Schmidt im Oktober 2015 um die Handynummer von Kurz.

Sie will ihn in New York zum Land treffen. Wenig später gehen Christoph Dichardt, Kurz und Schmidt schon gemeinsam wandern.

Im Jahr 2017 bedankt sich Schmidt bei Christoph Dichardt für die Freundschaft und Hilfe all die Jahre.

Die Wirtschafts- und Korruptionsstaatsanwaltschaft glaubt, dass genau in dieser Zeit, im Frühjahr 2017, die Deals zwischen der Kurztruppe und den Boulevardmedien abgeschlossen wurden.

Das sieht man im Terminkalender von Thomas Schmidt recht gut, wie sich so immer im Abstand von wenigen Tagen Termine abspielen.

Mit zum Beispiel dem Geschäftsführer von der Österreich Mediengruppe mit Eva Dichardt und dann bespricht man sich wieder mit Kurz und mit Stefan Steiner, Kurzängstenberater.

Und bei diesen Treffen, so glauben die Ermittler, wurden Absprachen getroffen. Um zu verstehen, worum es da geht, muss man eins wissen.

Medien bekommen in Österreich verhältnismäßig viel Geld vom Staat. Warum das so ist, dazu kommen wir noch in Folge 2.

Ein großer Teil des Geldes fließt dadurch, dass Ministerien in einigen ausgewählten Zeitungen besonders viele Inserate schalten.

Da werben sie dann zum Beispiel für ein neues Gesetz oder für Corona-Maßnahmen.

Seit die Ermittlungen gegen das Umfeld von Kurz begonnen haben, wissen wir, dass Kurz mit der Mediengruppe Österreich einen Deal eingefädelt haben soll.

Österreich veröffentlichte wohlwollende Berichte über Sebastian Kurz, als Gegenleistung schaltete das Finanzministerium dann mehr Inserate bei der Zeitung.

Und ja, jetzt hat sich das ausgewertet auf Krone und heute.

Ganz konkret behauptet Schmidt, dass Eva Dichand eine positive Berichterstattung über Sebastian Kurz in Aussicht gestellt habe.

In den Zeitungen, die sie und ihr Mann herausgeben.

In einer Nachricht im März 2017 schreibt Schmidt an Kurz, hatte es sehr langes und gutes Gespräch mit Eva Dichand und in der Folge mit Helmut Fellner.

Hier ist wirklich etwas gelungen. Beide stehen voll hinter dir.

In einer anderen Nachricht meldet Schmidt an Kurz, die Dichand sein mega auf Schiene. Sie würden halten.

Es gibt auch Jets, die darauf andeuten, dass eben Thomas Schmidt gewisse Themen platzieren kann in der Krone.

Dafür haben heute und Krone laut den Ermittlern fette Summen kassiert.

Die Werbebuchungen des Finanzministeriums bei den beiden Boulevard-Medien sind nach 2017 jedenfalls rasant gewachsen.

Die Ausgaben für Inserate bei der Krone haben sich innerhalb von drei Jahren verdoppelt, auf 1,6 Millionen Euro.

Bei heute ging es etwas kontinuierlicher bergauf. Im Jahr 2017 waren es 731.000 Euro, drei Jahre später dann 982.000 Euro.

Die Korruptionsermittler sprechen da von der dritten Phase der Affäre.

Die wohlwollende Berichterstattung des Boulevards hat sich offensichtlich ausgezahlt. Sebastian Kurz gewinnt die Wahl und zieht ins Kanzleramt ein.

Und ihr alle habt es möglich gemacht, dass das unmögliche Mal der Eingetreten ist. Wir sind über 1 geworden.

Wo seine Umfeltern quasi die Züge in die Hand nahm, da sollen dann quasi die Entscheidungen über die Inseratenpolitik aller Ministerien zentralisiert worden sein im Kanzleramt.

Ein sehr großes Mitspracherecht, was die einzelnen Ministerien schalten, zumindest die Türkeisen.

Und da ging es nach Darstellung der WKSDA darum, gewissermaßen den Einfluss auf Medien zu sichern und auch zu schauen, dass positiv über die Regierungsarbeit von Kurz berichtet wird.

Auch bei der großen Konkurrenz der Dicherns, den Fellnass, wurden die Inseratenausgaben in dieser Zeit stark angehoben.

Und in weiterer Folge waren dann die Dicherns, vor allem Eva Dicherns, sehr lautstark empört darüber, wie viel der Fellner kriegt und wie wenig sie.

Und dann hat man das quasi angepasst und wieder erhöht. Es war auch so ein Wettkampf, wer die meisten Inserate gibt und offenbar wollte das Team Kurz alle drei zufrieden stellen.

Das ist aber noch nicht alles, was die Korruptionsermittler den Dicherns vorwerfen. Eva Dicherns soll außerdem über Thomas Schmidt versucht haben, Einfluss auf eine Gesetzesänderung zu nehmen.

Und zwar geht es da um das Privatstiftungsgesetz.

Und damit vor allem um eins, sehr viel Geld.

Also Stiftungen sind sehr wichtig für die meisten Vermögenden in Österreich. Stiftung ist eben eine elegante Form, Familienvermögen gewissermaßen aufzubewahren und dann nachkommen, als begünstigter einzusetzen oder wen auch immer.

Auch die Dicherns nutzen diese elegante Form. Das Vermögen der Dichernstiftung wird auf über 500 Millionen Euro geschätzt.

Und wie viele Stifterfamilien in Österreich waren die Dicherns so um 2016, 2017 der Meinung, dass das Stiftungsrecht in Österreich verändert werden müsse.

Da geht es um verschiedene Sachen wie, dass man transparent ablehnt, dass man gewissermaßen mehr Einfluss der Stifter auf das, was der Stiftungsvorstand macht, herstellt.

Also solche Dinge, um die Stiftungen dann doch flexibler zu gestalten und mehr Einflussnahme auf die Stiftungen durch die Stifter zu ermöglichen.

Diesen Wunsch teilte Eva Dichern auch Thomas Schmidt mit.

Etwa zur selben Zeit wurde gerade im Justizministerium, unabhängig von Schmidt, ein Entwurf für eine Reform des Stiftungsrechts entwickelt.

Dieser Entwurf hätte mehr Transparenz vorgesehen und das soll Eva Dichern gar nicht gepasst haben. Die soll so formuliertes Schmidt Terror gemacht haben bei ihm.

Thomas Schmidt, der ja im Finanzministerium saß, setzte daraufhin alle Hebel in Bewegung. Sein Ministerium kommentierte den Gesetzesvorschlag des Justizministeriums sehr negativ, was an sich schon ein sehr ungewöhnlicher Vorgang ist.

Und diese Novelle kam dann nie.

Eva Dicherns Intervention bei Schmidt hat offenbar gewirkt. Ein Gesetz, das für mehr Transparenz bei Stiftungen gesorgt hätte, wurde verhindert.

Als Gegenleistung, so glauben die Ermittler, verspricht sie Thomas Schmidt wieder das, was für Kurz- und Sein-Team so wichtig ist,

dass ihre und die Zeitung ihres Mannes positiv über Kurz-Regierungsarbeit berichten.

Nein, es hat keinen Einfluss auf die Berichterstattung gegeben, also keine Weisung jemanden schlecht zu schreiben, gut zu schreiben,

Geschichten zu machen, um Inseratendeals abzuarbeiten oder zu unterfüttern.

Das ist wie der Christian Nusser, den Sie am Anfang schon gehört haben. Er ist seit 2012 Chefredakteur von heute.

Man sollte also meinen, wenn es einen Deal mit seiner Zeitung gab, also das heute positiv über Kurz berichtet, dann hätte Nusser etwas davon wissen müssen.

Alles das, was hier im Raum steht, kann ich aus redaktioneller Sicht ganz klar von mir wissen.

Wenn wir uns die Berichte der Zeitung über Sebastian Kurz-Regierungszeit anschauen, dann wird schon klar, die war überwiegend ziemlich positiv.

Das stellt auch die WKSDA in ihrem Bericht fest.

Noch deutlicher sieht man das bei der Krone. 2018 titelt sie zum Beispiel Koalition schnürt Ausländersparpaket, weniger Geld für Flüchtlinge.

Team Kurz gefällt es offensichtlich gut. Ein Vertrauter des damaligen Kanzlers, Gerald Fleischmann, schreibt an Thomas Schmidt,

den Titel habt ihr doch selbst geschrieben. So perfekt kann eine Zeitung doch nicht sein.

Beide Zeitungen, heute und Krone, haben ohne Zweifel sehr wohlwollend über Sebastian Kurz berichtet.

Nur, ist das schon ein Beweis dafür, dass es wirklich eine Absprache gab?

Also es stimmt natürlich, dass man sehr schwer feststellen kann, was passiert jetzt aus sich heraus, was wird wo beeinflusst.

Genauso wie die Frage, wie viel Einfluss hat so eine Berichterstattung dann auf das Wahlergebnis.

Es war ja tatsächlich so, dass die große Koalition recht unbeliebt war, dass ein Gefühl des Stilstands und Streits war

und dass Kurz am Anfang ja tatsächlich ein neuer frischer Politikatypus erschienen ist.

Und es ist auch ganz klar, dass der Boulevard einen solchen Typ an Politiker mit offenen Armen empfängt.

Dass Boulevard-Zeitungen nicht unbedingt neutral sind, dass sie Politikerinnen mal hoch oder mal runter schreiben,

das ist natürlich weder ungewöhnlich noch strafbar.

Das macht die Bild-Zeitung in Deutschland genauso wie die Kronen-Zeitung. Auch die hat Sebastian Kurz bejubelt.

Nur stehen halt dahinter diese Jets, die dann doch einen Einfluss zeigen.

Denn die Emmettler werfen den Dichans Bestechung vor.

Womit wird bestochen, das ist in dem Fall mit positiver Berichterstattung.

Und was ist der Vorteil, den man dadurch erhält, das sind die Inserate und das Geld durch Inseratenvolumen

und eben in dem Fall noch die Mitsprache im Stiftungsrecht.

Die Dichans selbst streiten alle Vorwürfe ab. Wir hätten natürlich gern selbst mit ihnen gesprochen,

aber bisher haben sie nicht auf Anfragen vom Standard oder vom Spiegel reagiert.

Allerdings hat sich Eva Dichand auf Twitter geäußert.

Da befetzt sie sich teilweise schon mit Journalisten, die sie kritisiert haben.

Liebe Medienkollegen, Twitter, Eva Dichand, ich bitte um eine faire und richtige Berichterstattung.

Die Aussage von Thomas Schmidt, ich hätte positive Berichterstattungen bei heute und Kronen-Zeitung

in Klammern-Lachsmiley. Im Gegenzug zu Inseratenvereinbart ist einfach falsch.

Und falsch ist hiermit Großbuchstaben geschrieben.

Falsch ist in dem Tweet übrigens die Schreibweise von Schmitz Namen.

Das kann einfach nur ein Vertipser sein, liest sich aber auch ein bisschen so,

als wolle Eva Dichand sagen, ich kenne diesen Mann ja quasi nicht.

Während sie laut Chats doch ein ziemlich freundschaftliches Verhältnis mit ihm pflegte,

er sie mal bekochte, sie ihm wiederum Restaurants in Paris empfahl.

Aber noch mal zurück zu Christian Nusser. Der heute Chefredakteur ist übrigens kein Beschuldigter.

Sein Name taucht in dem Bericht der Ermittler nicht auf.

Das erstaunt mich eigentlich am meisten, weil wenn ich so etwas habe,

dann gehe ich davon aus, ich rede mit jemandem, mache einen Inseratendeal,

dann sage ich trotzdem, ich rede mit dem Herrn X oder mit der Frau Y,

dass das so gezogen wird. Also dass das in keinem Schriftstück vorkommt,

ist für mich eigentlich der beste Beleg dafür, dass es nicht stattgefunden hat.

Nusser behauptet also, wenn es einen Deal mit seiner Zeitung gegeben hätte,

dann hätte er Teil davon sein müssen und sein Name müsste dementsprechend

auch in den Akten auftauchen.

Aber könnte es nicht sein, dass Christian Nusser tatsächlich

nichts von der geheimen Absprache gewusst hat?

Und wichtig ist bei all dem, dass auch schon das Versprechen oder das Anbieten strafbar ist

und auch das Versprechen lassen. Also es muss dann nicht wirklich bewiesen werden,

dass positiv berichtet wurde.

Soll heißen, womöglich, hat Eva Dichert dem Kursteam einfach nur das Angebot gemacht,

die Berichterstattung ihrer Zeitung und der ihres Mannes zu manipulieren.

Wenn es so war, dann muss sie dann gar nicht tatsächlich eingreifen,

um eben juristisch in Schwierigkeiten zu kommen.

Unser Kollege hält es jedenfalls für durchaus glaubhaft,

dass Redakteure wie Christian Nusser von diesem mutmaßlichen Deal nichts gewusst haben.

Ich glaube schon, dass man als Herausgeber oder Chefredakteur etc.

gewisse Signale senden kann, welchen Kandidaten man denn gut findet,

was man gern gelesen hat, was man nicht gern gelesen hat

und dass das jetzt eben nicht plump verbagt ist als ihr müsst gut über den Kurz schreiben,

sondern dass das halt auf anderen Wegen erfolgt.

Das kann ich mir schon gut vorstellen.

Egal wie viel die Redakteure von heute und Krone am Ende wussten,

die Vorwürfe gegen die Herausgeber wegen schwer.

Und auch wenn die Ermittlungen noch längst nicht abgeschlossen sind,

die bisherigen Erkenntnisse lassen schon wenig Zweifel daran,

wie eng das Verhältnis zwischen Österreichs Boulevard

und dem Team des ehemaligen Kanzlers war.

Aber wie konnte es überhaupt so weit kommen?

Die Ausschüttung von öffentlichen Geldern,

entweder direkt oder indirekt über staatliche Firmen,

diese Kultur sag ich jetzt mal, diese Instrumente,

die laden natürlich dazu ein, dass man anfängt, Deals abzuschließen,

dass man da trickst, dass es einfach ziemlich verlockend.

Die Medienbranche kommt da schon relativ schlecht raus im Endeffekt.

Und wie konnte eine Zeitung wie die Krone so mächtig werden?

Man wird sich überlegen müssen, wie man diesen Markt reformieren

und eigentlich auch ethischer gestalten kann.

Das ist, wenn man sich die Zahlen anschaut, eine Boulevardförderung,

und zwar ohne klare Vergabekriterien, ohne Qualitätskriterien

und halt nach Gutsherrenart.

Darüber sprechen wir dann in der nächsten Folge von Inside Austria.

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zu dieser Folge.

Danke fürs Zuhören und allen, die an diesem Podcast mitwirken.

Das waren diesmal vor allem Schold Wilhelm,

Ole Reismann und Luca Ziemek.

Ich bin Lucia Heisterkamp.

Ich bin Antonia Raut.

Wir sagen Tschüss und Papa.

Wie viel Geld macht eigentlich glücklich?

Wäre ich mit Day Trading reich

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Wir, das sind Davina Brumbauer,

Alexander Amon und Michael Wendtisch.

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Jetzt anhören: Hausdurchsuchungen und neue Schmid-Chats versetzen Österreich in Aufruhr: Hat die Kurz-Truppe Inseratendeals auch mit "Heute" und "Krone" abgeschlossen?

Schon wieder wirft eine Hausdurchsuchung der Wirtschafts- und Korruptionsstaatsanwaltschaft (WKStA) Österreich aus der Bahn: Diesmal steht die Tageszeitung "Heute" im Fokus der Ermittler. Den Grund für die Ermittlungsschritte vor rund einer Woche lieferten einmal mehr Chats und Aussagen des Ex-Kurz-Vertrauten Thomas Schmid. Sie legen nahe, dass Kurz und sein Team mit der Herausgeberin von "Heute", Eva Dichand, gemeinsame Sache gemacht haben. Der Deal, den die WKStA vermutet: gute Berichterstattung über Kurz gegen Inserate und Mitsprache bei der Stiftungsgesetzgebung für die Dichands. Denn: Der Deal soll auch für die "Kronen Zeitung" von Eva Dichands Ehemann Christoph Dichand gegolten haben. Hat Sebastian Kurz den Boulevard mit Steuergeld gekauft, um ins Kanzleramt zu kommen?

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