Klenk + Reiter: Klenk+Reiter, Q&A Folge 4

FALTER FALTER 3/3/23 - Episode Page - 31m - PDF Transcript

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Hallo liebe Zuhörerinnen und Zuhörer, mein Name ist Florian Klink,

Chefredakteur der Wiener Wochenzeitung Falter und mir gegenüber sitzt Christian Reiter, Gerichtsmediziner.

Und vor wenigen Wochen ist Staffel 1 unseres Podcasts aus der Gerichtsmedizin zu Ende gegangen.

Um Ihnen die Wartezeit zur zweiten Staffel zu verkürzen, haben wir Sie gebeten,

um Ihre Fragen zu schicken und diese wollen wir jetzt auch beantworten.

Ein kleiner Hinweis, wenn Sie gerade erst in den Podcast einsteigen,

können Sie natürlich gerne direkt hier in der Frage antwortfolge bleiben.

Manche von den Fragen beziehen sich aber auf die Fälle, die wir in Staffel 1 besprochen haben.

Und auch manche unserer Antworten beziehen sich darauf.

Es kann also nicht schaden, die Folgen von Anfang an durchzuhören

und uns, wenn es Ihnen gefallen hat, ein Stern dazugeben,

damit der Podcast von diesen bösen Algorithmen nach oben gerankt wird

und Ihnen auch andere Leute schneller finden.

Und jetzt zu Ihren Fragen.

Uns ist aufgefallen, liebe Hörerinnen und Hörer, dass Sie sich besonders für das Thema Wasserleichen interessieren.

Ich weiß nicht, was das zu sagen über unsere Falterzuhörerschaft aussagt,

aber bitte eine Frage geht zur Nachweisbarkeit von DNA-Spuren auf Wasserleichen.

Und das haben wir in der ersten Frage und Antwort Sendung schon beantwortet.

Die zweite Frage erreicht uns von unserem Hörer Christian Lindorfer.

Gibt es in Österreich irgendwelche interessante oder spektakuläre oder besonders erwähnenswerte Fälle mit Wasserleichen?

Wie ist das bei den Wasserleichen?

Die sind ja manchmal sehr lange Zeit unter Wasser und wenn die wieder an die Oberfläche kommen,

kann man da die genaue Todesursache eigentlich noch feststellen, also Stichwort äußerliche Gewalteinwirkung.

Und wie sind da die Vorgehensweise? Muss man das Wasser irgendwie absaugen oder wie macht man das?

Haben Sie eine prominente Wasserleiche gefunden und obtuziert?

Ja, prominent. Es gibt schon Wasserleichen, die kriminalistisch interessanter sind als andere.

Also wenn jemand zum Beispiel Suizid begeht, indem er ins Wasser geht,

sich zum Beispiel mit Substanzen betäubt und dann ins Wasser geht und dort ertrinkt,

das sind vielleicht weniger glamouröse Fälle.

Wo ich kann mich erinnern, da gab es also einen Fall, wo ein Filmemacher, der ein begeisterter Badellboot-Kannufahrer war,

im Grenzbereich zwischen Niederösterreich und der Steiermark, der Nähe von Großreifling,

eine Frau getötet hat, indem er sie gefesselt hat und sie dann ins Wasser geschmissen hat,

sodass er sehr drunken ist. Und wir konnten damals diesen Leichnam, der an einer Wehr

sich gefangen hat in Großreifling, untersuchen.

Und der Fall war deshalb so von den anderen Fällen unterschiedlich,

weil wir bei den mikroskopischen Untersuchungen sehr schöne Befunde erhoben haben.

Dazu muss man Folgendes erzählen. Wenn jemand ertrinkt, dann atmet er ja mit den jeweiligen

Atembewegungen auch Wasser ein und in den Lungen finden sich dann Partikel aus dem Wasser.

Das können Schwäbeteilchen sein, Mineralien, aber es können auch Algen sein.

In diesem Fall haben wir bei den mikroskopischen Untersuchungen des Lungengewebes und des Lungensaftes,

d.h. man macht einen Presssaft, indem man diese Lungen wie einen Schwamm auspresst

und die Flüssigkeit aus den Lungen untersucht man dann, konnten wir in diesen Lungen Presssaft

einerseits Algen nachweisen, die auf ein sehr stark bewegtes Wildwasser hindeuteten,

obwohl der Leichnam schon in einem Flussabschnitt gefunden wurde, wo das Wasser eher trägefloss,

sodass man schliessen konnte, diese Person ist nicht im Unterlauf ertrunken,

sondern im Oberlauf dort, wo er Wildwasser ist.

Und dann haben wir nachgewiesen blaue Kunststofffasern in der Lunge,

die aber eine mechanische Veränderung erfahren haben.

Und das Opfer war gefesselt mit einem blauen Kunststoffseil

und genau diese Fasern wurden in der Lunge nachgewiesen,

sodass wir schliessen konnten, die hat versucht, im ertrinken ihre Fesseln aufzubeißen

oder mit den Zähnern zu lösen und hat dabei nicht nur Wasser eingeatmet,

sondern auch die mechanisch durch die Zähne veränderten Fasern in die Lunge,

sodass wir als einerseits nachweisen konnten, sie hat gelebt, als sie sich versucht hat,

von den Fesseln zu lösen, war aber zu dem Zeitpunkt schon im Wasser.

Wir konnten durch den Algen nachweis den ertrinkungsdot, das Einatmen des Wassers zu lebt,

seit nachweisen und tatsächlich wurde dann später der Täter ausfindig gemacht

in einem Kollektiv von Kayak- oder Kanufahrern, der dort Sport betrieben hat

und dort gerne sich aufgehalten hat und so konnte dann die Kette geschlossen werden,

weil in seinem Wohnmobil wurde eine Seile derselben blauen Faserqualität gefunden,

mit denen das Opfer auch gefesselt waren

und so war dann der Beweis zu erbringen, dass er der Täter war.

Und jetzt gibt es noch eine Frage von Raphael Fink.

Lieber Herr Klink, lieber Herr Reiter, ich folge im Podcast mit großer Aufmerksamkeit und Freude

und nachdem Wien ja doch auch die Stadt mit einem gewissen Hang zur Mobilität ist,

würde ich gerne vom Dr. Reiter wissen, was sein skurrilster Fall in seiner Karriere gewesen ist.

Gibt es aber skurrile Fälle, die sich am Ende ganz anders herausstellen, als man ursprünglich gedacht hat?

Es gibt in meinem Leben viele Fälle, die man als skurril einstufen möchte.

Mir fehlt jetzt spontan ein Einfall, der sehr spannend war.

In Niederösterreich, in einem landwirtschaftlichen Gebäudekomplex, wurde ein Silo gebaut

und die Bauern haben dort das Fundament dieses Silos ausgegraben und stießen also auf ein Skelett.

Die Polizei ist verständigt worden und die Polizisten haben also hier eine sehr schöne Befundaufnahme durchgeführt

und wir sind gerufen worden und es findet sich hier ein männliches Skelett.

Das konnte man schon bei der Besichtigung der sterblichen Überreste feststellen.

Ein relativ junger Mann, so um die 25 bis 30 Jahre alt

und wir haben dann den Verdacht geäußert, dass hier irgendwie das Umfeld zur Tod der Leichnam gelegen hat.

Eingartig war, weil der Leichnam war in einer Hockerposition.

Das heißt, irgendwer hat einen 25-jährigen Mann umgebracht und dort zusammen geschnürt.

Irgendwie zusammen geschnürt auf ein Bündelweise, die Knie waren an den Brustkörper reingezogen

und dann Bauernhof vergabten.

Und eingrauben in diesem landwirtschaftlichen Gebäude.

Es wurde daher am Anfang der Verdacht geäußert, dass hier also ein junger Mann ermordet wurde und verscharrt wurde.

Es gab auch einige abgängige Personen, die hier in Frage gekommen wären

und uns fiel aber auf, dass diese Knochen doch ein bisschen stark angewittert und porös waren,

sodass wir uns die Frage gestellt haben, wie lange ist denn der schon tot?

Und da gibt es also eine Methode, die im archäologischen Bereich angewandt wird.

Das ist die C14-Analyse, bei der also hier dieses Isotop C14 untersucht wird.

Und da kam die große Überraschung, dass hier ein Leichnam vorliegt,

der also etwa 1000 vor Christus verstorben ist.

Oder eine 3000 Jahre alte Leiche.

Eine etwa 3000 Jahre alte Leiche wäre die sogenannte Urnenfelderzeit bei uns.

Nur in der Urnenfelderzeit sind ja die Leute cremiert, verbrannt worden

und in den Urnen bestattet worden.

Das hat also auch nicht gepasst.

Denn jemand, der in der Urnenfelderzeit stirbt und dann es Skelett bestattet wird, ist eigenartig.

Wir haben uns dann diese Örtlichkeit noch einmal angeschaut

und dann sind wir darauf gekommen, dass dieser Leichnam eigentlich in einer Müllgrube gefunden wurde.

Wir konnten dort Tierknochen nachweisen, wir konnten altzerbrochene Keramik nachweisen.

Das heißt, unter dem Bahnhof war eine Müllgrube die 3000 Jahre herrscht.

Genau dort, wo der Leichnam gefunden wurde, war eine Mülldeponie aus der Urnenfelderzeit,

also vor unserer heutigen Zeitrechnung.

Und genau in dieser Müllgrube wurde dieser zusammen geschnürte Leichnam gefunden.

Eine atypische Bestattung für die damalige Zeit, was darauf hindeutet,

dass er sich hier um einen Mord gehandelt hat in der Urnenfelderzeit,

wo ein Leichnam in einer Müllgrube verscharrt wurde.

Damit ist das Verfahren eingestellt worden, aber archäologisch ein hochinteressanter Fall

und ich würde sagen, einer der skurrilsten Tötungsdelikte, die ich je untersucht habe.

Die nächste Frage kommt von Miriam Weberstorfer.

Lieber Herr Klenk, lieber Herr Reiter, mein Name ist Miriam Weberstorfer

und ich kenne den Herrn Prof. Reiter von meiner Studienzeit noch sehr gut.

Abgesehen davon habe ich eine Frage zu einer Methode,

die man den Menschen auch im Sehenswitz befördern kann, nämlich dem Erwürden.

Ich erinnere mich, dass der Herr Prof. Reiter damals erzählt hat,

dass es sehr lange dauert, bis jemand tatsächlich erstickt, wenn jemand erwürgt wird.

Meine Frage ist nun, wie lange dauert es tatsächlich und warum?

Und warum wird es in so vielen Filmen oder in eigentlich fast allen Filmen, die mir bekannt sind,

so völlig falsch dargestellt?

Herr Prof., wie ist das mit dem Erwürgen?

Das ist eine sehr interessante, schöne Frage und die Dame hat vollkommen recht.

In den Fernsehfilmen, wenn jemand erwürgt wird, dann ist es also so,

der Täter geht dem Opfer an die Gurgel, drückt ein bisschen zusammen

und innerhalb von ein paar Sekunden schlaft diese Person ab

und der Täter hat seine Tat begangen.

Das ist dramaturgisch gerafft, weil de facto ein Erwürgen ein sehr zeitaufwendiger Vorgang ist

und die Verteidiger in den Gerichtsverhandlungen argumentieren immer in der Form, in dem sie sagen,

ja, mein Mandant, der war halt so psychisch in großer Aufruhr

und dann ist er den Opfer an die Gurgel gegangen, hat zugedrückt

und bevor er noch nachdenken konnte, was er hier eigentlich tut,

war die Person leider schon tot.

Das ist eine gute Argumentation in Richtung Totschlag.

Der Totschlag muss man klären.

Der Totschlag ist also, sie ist an der Jurist.

Die allgemein begreifliche, heftige Gemütsbewegung, die schuldmildend wirkt.

Also wenn jemand, so sagen, im Vorrahr jemanden tötet,

dann klingt das selbstverständlich wesentlich weniger Strafe.

Wenn das geplant oder vorsätzlich oder absichtlich, oder...

Genau, und wenn ihm das Opfer noch unter den Fingern, sozusagen in der Raasch verstirbt,

dann wäre das sozusagen eine schöne Brücke in Richtung Totschlag.

Aber de facto ist es doch ganz anders.

Wir erinnern uns daran, dass wir alle beim Schwimmern, beim Tauch und beim Schnorcheln

ungefähr eine halbe Minute die Luft anhalten können.

Dann kennen wir alle das Phänomen, dass nach einer halben Minute

wir einen unwiderstelligen Trank bekommen, einatmen zu wollen.

Das Gehirn sagt uns, wenn das Kohlendioxidgehalt im Blut ansteigt,

wir müssen jetzt einatmen.

Warum können eigentlich manche Leute viel länger nicht einatmen?

Weil sie das trainieren.

Trainiert man die Lunge, oder was trainiert man da eigentlich?

Trainiert auch sein zentrales Nervensystem in diese Richtung, diese Abnoe-Taucher,

die müssen das langsam Schritt für Schritt erarbeiten.

Wenn ich dann diesen Einatmendranken bekomme, dann dauert das ungefähr eine Minute

und dann gibt das System.

Dann steigt der Kohlendioxidgehalt so stark an, dass das Gehirn sagt,

einatmen ist nicht mehr das Wichtigste, ausatmen und abatmen des Kohlendioxid ist wichtiger.

Und dann kippt der Einatmendranken in einen Ausatmendranken um.

Und plötzlich müssen sie nicht mehr einatmen, sondern sie müssen ausatmen.

Ein Podcast macht kurz Pause. Im Gegensatz zu Hades Beach, die online scheinbar immer lauter wird.

Es sind etwa fünf Prozent der Menschen, die online Hass verbreiten.

Lasst uns dagegen gemeinsam lauter sein.

Wenn Liebe laut ist, hat Hass keine Chance.

Werde Teil der Initiative gegen Hass im Netz der Deutschen Telekom und ihren Partnern.

Telekom.com slash gegen Hass im Netz.

Das werden Sie fragen, woher wisst man das?

Weil wir Täter befragen konnten, die ausnahmsweise einmal das nicht beschönigt haben

und die erzählt haben, wie mühsam und aufwendig es ist, jemanden zu erwürgen.

Es lässt sich ja auch niemand erwürgen so ohne weiteres. Er wehrt sich auch.

Und die Kraft, die ich auf den Hals bringen muss, um ihn bewusstlos zu machen, sind dreieinhalb Kilo konzentrisch gegen den Hals.

Das kann ich aber mit meinen kleinen Fingern und der Muskeln der Finger nicht dauerhaft bewirken.

Sodass ich also hier jemanden wenig in erwürge, auch überwiegend durch den Sauerstoffmangel zu Tode bringe.

Und das bedeutet, dass die Leute erst versuchen, sich zu wehren.

Sie versuchen, einzuatmen.

Und ich kann mich an einen Täter erinnern, der mir das geschildert hat, der dann gesagt hat,

nach einiger Zeit hat dann plötzlich die Angefang zu schnauben und hat man den ganzen Schlaz aus der Nase und aus dem Mund ins Gesicht blasen.

Weil sie in diesem dritten Stadium, nämlich dieser expiratorischen Tyspnö, wie wir das als Mediziner nennen,

dann so heftig ausatmet, dass Schleim aus dem Nase und aus dem Mund gegen den Würgenden geblasen wird.

Was wieder gut ist, weil wir als Spurenkundler dieses Material für DNA-Untersuchungen an der Kleidung des Täters dann auch nachweisen können.

Und dann dauert es wieder ungefähr eine Minute, bis das Gehirn anfängt, unregelmäßig zu atmen, Schnabatmung zu machen

und dann so nach ungefähr nach 3,5 Minuten nach dem Beginn des Würgens es zu einem Stillstand der Atmung kommt.

Und wenn man dann diese Person wieder beleben würde, fangt die wieder, wieder, Schneewittchen im Sarg, die Augen aufzumachen, zu atmen.

Und das war nix.

Jetzt werden Sie fragen, woher wisst man denn das?

Ich habe einmal einen Fall gehabt, wo ein eifersüchtiger Ehemann in einer Parkanlage seine Frau zu Boden geworfen hat

und sie dann dort in einem Blumenbett gewürgt hat, und zwar hat er mit einer Hand den Hals von oben komprimiert,

er ist auf ihr gesessen, hat den Hals komprimiert, in der anderen Hand hat er eine Faustfeierwaffe gehabt

und hat so lange den Hals zugedrückt und die Passanten, die durchgestanden sind, wollten der Frau helfen

und der gesagt, wann einer da herkommt, da schier sie euch.

Und die Passanten haben dann geschildert, was sich hier vor ihren Augen abgespielt hat.

Nämlich diese Phase des Ausartenwollens, die Phase des Schlafwehrens

und in dieser Phase hat sich dann ein sehr tapferer junger Mann hinreißen lassen, eine Pflanzstange von einem Baum,

wir wissen ja, wenn so junge Bäume gepflanzt werden, dass man so Stangen seitlich reingeht,

damit er nicht umfällt, seine Pflanzstange genommen und ein anderer hat den obgelenkten Täter

und der hat ihm die Pflanzstange über den Kopf geschlagen.

Und dann ist der dort hin zu diesem Opfer und die hat nicht mehr geatmet,

aber weil er ausgebildet war in Wiederbebungsmaßnahmen, hat er diese Frau reanimiert

und die hat wie Schneewittchen die Augen aufgemacht, er hat gesagt, wo bin ich

und ist dann in der Gerichtsverhandlung aufgetreten und er hat gesagt,

ja, außer ein paar Tage lang Schluckbeschwerden habe ich nichts gehabt.

Das heißt, selbst dann, wenn jemand aufhört zu atmen, hat man noch ein Zeitfinster

von einer halben, dreiviertel Minute bis die Hirnschädigung eintritt

und wenn man den reanimiert, dann kommt er wieder, ohne Schaden.

Das heißt, in Summe brauche ich wie viele Minuten?

Also in der Summe muss man ungefähr bis zum Hirntod mit vier Minuten rechnen,

wobei aber ungefähr nach drei bis dreieinhalb Minuten die Atmung zum Stillstand kommen kann

und der Täter glauben kann, das Opfer ist tot.

Würde man das in einem Kriminalfilm im Fernsehen wiedergeben,

dann müsste man dreieinhalb Minuten diesen Würgevorgang zeigen

oder besser mal schieb deinen Werbeblock ein.

Vier Minuten, das ist relativ lang, das ist ungefähr so lang wie eine Folge der Seitenblicke,

doch in ganz beachtlicher Zeit.

Das heißt, der Totschlag durch ein Würgen ist relativ lang.

Es zerringt zwischen den Fingern und ich gehe auch immer in diese Gerichtsverhandlungen,

nehme dann die alte Taschenur meines Opers und sage meine Damen und Herren Geschworene,

den Würgevorgang erklären und ihnen zeigen, wie lange das in Wirklichkeit dauert.

Da haben dann die Anwälte meistens kein Argument mehr dagegen.

Und es bleibt in der Luft weg.

Danke für die Beantwortung dieser Frage.

Die nächste Frage kommt von Johann Vergendo.

Sehr geehrter Herr Dr. Reiter, sehr geehrter Herr Dr. Kleng, mein Name ist Johann Vergendo.

Ich habe eine Frage an Sie, die sich mir in meinem Schiurlaub in Pinskau aufgedrängt hat.

Dort durfte ich einem Parkranger bei einem Vortrag lauschen, der uns erzählt hat,

dass ein Bild von einer Wiese voller Eisenhut projiziert hat,

dass früher Frauen den Eisenhut gepflügt und dann ihren Männern und das Leintuch gegeben hätten,

um sie zu vergiften, weil kranke Menschen natürlich im Bett liegen bleiben müssen

und die Männer immer krank und kränker geworden seien,

hätte sich die Vergiftung noch stärker im Körper ausgebreitet

und letztlich seien Sie daran verstorben, meine Frage an Sie ist,

haben Sie jemals davon gehört, dass so etwas durchgeführt wurde

und wenn nein, können Sie sich vorstellen,

dass diese Methode um jemandem ums Eck, wie der Dr. Kleng sagt, zu bringen, funktionieren könnte.

Bitte aber nicht darum, eine Anleitung dafür zu bekommen, wie das umsetzbar wäre.

Aber ich weiß, das machen Sie auch nicht. Vielen herzlichen Dank.

Die Frage freut uns natürlich besonders, weil wir eine eigene Podcast-Folge zum Eisenhut gerade aufnehmen

zu anderen giftigen Pflanzen.

Vielleicht können wir ein bisschen was schon verraten.

Wir wollen die Folge nicht verwecknen, aber kann ich jetzt meine Anvertraut ums Eck bringen,

indem ich einen Eisenhut um das Leintuch schiebe?

Ist durchaus vorstellbar, dass so etwas funktioniert,

wobei ich dann die Wurzel nicht als Ganzes, sondern eher als Pulver verwenden würde,

da ja das Gift des Eisenhut über die Haut aufgenommen wird,

kann also das Strahlen eines Eisenhut-Pulvers in einem Bettzeug

sehr wohl zu entsprechenden Vergiftungssymptomen führen.

Darüber werden wir Ihnen dann in dieser Sendung über die Gift-, Pflanzengifte mehrere Ausführungen machen.

Aber würden Sie so was bemerken?

Also sehr ungewöhnlich, nehmen wir mal an, jemand würde in den Bett Eisenhut-Pulver strahlen

und die Person stirbt, würden Sie das aufspüren?

Ja, auf die toxikologischen Untersuchungen, da ja dieses Gift in den Körper aufgenommen wird,

findet sich auch dann die Wirkstoffe in den Körperflüssigkeiten

und durch entsprechende chemische Untersuchungen lässt sich dann schon das Akonidin

im Körper dieser Person nachweisen.

Das heißt, Sie würden ihm auf die Schliche kommen?

Wir würden ihm auf die Schliche kommen, weil es hier einer engen Zusammenarbeit

zwischen Gerichtsmediziner und Chemiker bedarf.

Aber wenn die Person jetzt einfach so einschlafen würde in der Nacht und hat dieses Gift,

das würde der praktische Arzt, der den Totenschein ausstellt,

oder die praktische Ärztin das irgendwie bemerken?

Also ein Totenbescharrarzt hätte da keinen Verdacht, wenn man ihm sagt,

okay, der hat sich am Abend ins Bett gelegt in der Früh war er tot

und man macht einen Totenbescharr, könnte man dadurch nicht den Verdacht

einer Akonidinvergiftung gewinnen.

Das heißt, der Totenbescharrarzt, dem die Verwandten sagen,

der hat sich am Abend ins Bett gelegt und ist tot, sollte eigentlich schon den Gerichtsmediziner dabei?

Ja, der Mauer hat wieder meine ständigen Appelle, unklare Todesfälle, zwingend optozieren zu lassen.

Das geschieht ja immer weniger, wenn ich sie richtig verstehe.

Ja, der Trend läuft in die Richtung, dass man immer mehr wohl aus Sparmaßnahmen

solche Optoktionen nicht mehr in Auftrag gibt.

Was kostet eine Optoktion?

Es hängt vom Aufwand ab. Also wenn ich jemanden optozieren soll, der sich zum Beispiel aufgehängt hat,

dann mache ich zwar schon auch eine toxikologische Untersuchung, aber die Größenordnung

für alle diese Untersuchungen gemeinsam wird ungefähr in der Größenordnung von 5.000 Euro liegen.

Und das zahlt in der Regel die Republik?

Wenn es sich herausstellt, dass es sich hier nicht um ein Fremdverschulden handelt,

dann muss es von der Justiz bezahlt werden, gibt es einen Täter und wird der verurteilt,

dann fallen die Gutachtenkosten als Verfahrenskosten an und sind als Verfahrenskosten zu verrechnen.

Und tut der Verbrecher?

Sollte der Verbrecher zahlen, nur oft ist es eben so, dass die Täter mittellos sind

oder nicht schwer das Geld einbringlich ist, so dass oft auch auf die Einbringung dieser Gelder verzichtet werden muss.

Das heißt, dann kriegen Sie es auch von der Justiz?

Dann bekomme ich es auch von der Justiz.

Danke, wir haben noch eine Frage zum Schluss und zwar von Sabine und Besonderes anliegen hat.

Hallo, mein Name ist Sabine und ich komme aus Innsbruck und mich würde das Phänomen des Trockenen und zweiten Ertrinkens interessieren.

Vielen Dank.

Es gibt beim Ertrinken verschiedene Mechanismen.

Der klassische Mechanismus ist der, dass Wasser in die Lunge eingeatmet wird und es durch die Verwässerung des Blutes

und auch durch die Verlegung der Lungenbläschen mit Flüssigkeit zu einer Sauerstoffunterversorgung kommt.

Und das ist letztlich ein Erstiegungsdot, der gleichzeitig auch noch kombiniert ist

mit der Erhöhung von Kalium im Blut durch die Verwässerung, durch die Zerstörung der roten Blutkörperin.

Interessanterweise ist die Lunge bei Ertrunkern im Süßwasser trocken,

damit zu tun, dass das Blut als Isotone-Flüssigkeit einen gewissen Salz gehalten hat und das Hypotone, also salzarme Süßwasser aus den Lungenbläschen

in das Isotoneblut hineingesaugt wird, um sozusagen einen Ausgleich in der Elektrolützusammensetzung herbeizuführen.

Und damit geht das Wasser aus den Lungenbläschen beim Ertrinken im Süßwasser in das Blut hinein

und die Lunge ist beim Obtuzieren trocken. Etwas, was sich der Leie nicht erwartet,

aber die Lunge beim Ertrunkenen im Süßwasser ist trocken, im Gegensatz zum Ertrinken im Meerwasser, da ist sie feucht und sehr flüssigkeitsreich.

Es gibt aber noch einen zweiten Mechanismus beim Ertrinken und das ist der Erstiegungsdot durch einen Krampf des Kälkopfes, der Stimmritze.

Wenn kaltes Wasser an die Stimmritze kommt, dann kann es zu einem Stimmritzenkrampf führen, das heißt, die Stimmbänder verschließen sich,

verschließen die Atemwege und man erstickt durch Verstopfen der Atemwege, weil sich die Stimmritze nicht öffnen lässt.

Das ist dann der Erstiegungsdot, wobei sich dann die Lunge auch über Blät ausschaut, auch trocken ausschaut,

aber man findet in der Lunge beim Erstiegungsdot durch Stimmritzenkrampf keine Partikel aus dem Ertrinkungsmedium,

während beim Ertrinken im Süßwasser, wo Wasser in die Lunge gelangt, können wir die Schwebepartikel aus dem Ertrinkungsmedium in der Lunge direkt nachweisen.

Wir haben in einem Podcast über Lines auch gelernt, dass man im Bett ertrinken kann.

Weil die Luftwege auf Süßwasser sehr empfindlich reagieren, mit einer Schleimproduktion einhergeht, das Ganze,

und dann die Luftröhlenäste durch den Schleim verstopft werden können, so dass man dann an Schleim ersticken kann.

Das heißt, das, was die Lineswestern geglaubt haben, dass es unentdeckt bleibt, wenn man alten Menschen Wasser einfüllt in die Lungen,

das ist mittlerweile aufwindbar und aufdeckbar.

Wir haben in der Zwischenzeit aus all diesen Fällen so viel gelernt, dass uns solche Tötungsdelikte nicht mehr durch die Lappen gehen.

Und würde das ein Hausarzt, der jetzt eine Totenbeschau macht, zu Hause entdecken?

Ohne Obduktion wären solche Fälle nicht aufdeckbar.

Das heißt, die Hausärztinnen und Ärzte müssen ordentlich hinschauen und im Zweifel lieber optozieren lassen.

Sie müssen zum Teil ihren Bauchgefühl folgen und wenn sie einen Zweifel am natürlichen Tod haben,

wären sie gut beraten, hier eine Obduktion anzuregen.

Herr Professor Reiter, ich danke Ihnen.

Wir haben heute gelernt, dass es eigentlich den perfekten Mord nicht gibt, weil immer wieder irgendwas auftaucht.

Der perfekte Mord ist der, der nie am Sitziertisch landet.

Das heißt, wenn man den perfekten Mord verhindern will, muss man die Ärzte dazu bringen,

dass sie eher optozieren lassen, als wegzuschauen.

Das ruft auch ein bisschen nach einer Wachsamkeit, weil oft die behandelnden Ärzte dann die sind, die beschauen können.

Aber sie können eigentlich sagen, dass alle Kriminalfälle, die auf ihrem Tisch gelegen sind, letztlich aufgedeckt wurden.

Das rufe ich.

Ich danke Ihnen für diese Fragen und Antwortshändung.

Wenn Sie mehr wissen wollen, hören Sie hinein in die erste Staffel.

Warten Sie mit uns auf die zweite Staffel, die wir gerade machen.

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Also wir fangen Sie nicht ein.

Danke fürs Zuhören. Bleiben Sie dran. Bleiben Sie am lieben. Auf Wiedersehen.

Bis zum nächsten Mal.

Copyright WDR 2021

Machine-generated transcript that may contain inaccuracies.

Wurden in ländlichen Regionen wirklich reihenweise Menschen mittels der wunderschönen Eisenhutpflanze ums Eck gebracht? Wie lange dauert es, jemanden zu strangulieren? Und was war der skurrilste Fall in Dr. Reiters Karriere?

In der vorerst letzten Episode unserer Frage-Antwort-Serie beantwortet Florian Klenk und Dr. Christian Reiter Fragen der Hörerinnen und Hörer.


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