Verbrechen: Kevin Spacey, Teil 2: Wer gecancelt wird, ist toxisch

ZEIT ONLINE ZEIT ONLINE 8/22/23 - Episode Page - 45m - PDF Transcript

Liebe Zuhörerinnen, liebe Zuhörer, herzlich willkommen zur Fortsetzung unserer Folge über

Kevin Spacey.

Bei einem Hollywood-Star muss man einfach einen Cliffhanger einbauen und ich finde das

muss sein.

Und beim Hollywood-Star schaffen wir es auch nicht in einem einzigen Aufwasch, die Geschichte

zu erzählen.

Deswegen machen wir hier zwei Folgen.

Und die letzte Folge endete ja damit, dass Kuey dachte, sie hätte alles vergeigt.

Ja, mit dem Fisch im Wasser.

Mit dem Fisch im Wasser und Kevin Spacey würde sie nicht mehr aus den Augenwinkeln anschauen,

aber es kam anders.

Es kam anders.

Sie ist sogar nach Amerika geflogen und hat Kevin Spacey in Baltimore besucht.

Warum?

Warum wollte er jetzt doch wieder mit dir reden?

Wie viel Zeit lag dazwischen?

Es lag noch einmal ungefähr vier Monate zwischen dieser ersten Begegnung in Italien und dann

meinem Besuch bei ihm in Baltimore.

Ich hatte in der Zeit einfach sehr viel Kontakt mit seinem Manager.

Was ist das für ein Typ, den hast du jetzt schon öfter erwähnt?

Der Manager ist eine sehr interessante, schillernde Figur.

Ich hatte vorhin erzählt, dass Spacey einen rechtsradikalen Vater hat.

Der Manager kommt aus einer jüdischen Familie.

Was auffällig ist an ihm ist, dass er sehr gut aussieht.

Er hat früher in einer Popband gespielt, zusammen mit seinem Zwillingsbruder.

Evenloanstein.

Loanstein, genau.

Und einer der ersten Sachen, die mir Evan Loanstein erzählt hat, in Italien war, dass

er selbst mal eine Lebenskrise hatte, die mit seiner Religion zusammen hing und dann mit

Verbrechern zusammengearbeitet hat, mit Leuten, die gerade aus dem Gefängnis entlassen worden

waren und dass er diese Erfahrung so wertvoll fand und dass die ihn wieder zurückgeführt

habe auf den Weg.

Es ist natürlich so, dass Menschen, die viel mit Verbrechern zu tun haben, auch wissen,

das sind Menschen, mit denen ich es da zu tun habe.

Die haben nicht diese Vorurteile und sie haben nicht diese aufgeblasenen Schreckensbilder

im Kopf, die von Monstern oder von zu Känzelnden oder so.

Es sind einfach Menschen, die große Fehler gemacht haben, Verbrechen begangen haben,

manchmal auch anderen Leuten das Leben genommen haben und trotzdem sind es Menschen und die

Erfahrungen, die habe ich auch gemacht.

Und deswegen begegnet man dann Menschen denen, was Schreckliches vorgeworfen wird, anders

und man begegnet ihnen auch so, dass man eben nicht weiß, ob es wirklich stimmt, was da

behauptet wird, denn es wird eben einfach auch sehr viel behauptet, was nicht stimmt.

Das muss man wissen, wenn man in dieser Szene unterwegs ist.

Und ich glaube, das war ganz entscheidend, ein ganz wichtiger Grund, warum er an der

Seite von Kevin Spacey geblieben ist.

Er hat mir erzählt und das kann ich dann letztendlich selbst durch meine eigenen, kleinen Erfahrungen

ein bisschen nachempfinden, wie sehr er auch selbst zum Ziel von Angriffen wurde, weil er

zu Spacey gehalten hat.

Inwiefern?

Weil er nicht auf die Zands gegangen ist.

Ja, er meint, dass es ihm viele Freunde, Bekannte gesagt haben, Mensch, wirklich blöd, was mit

Kevin passiert ist, aber du, du hast doch noch eine Chance, du kannst doch noch eine Karriere

haben.

Rettet dich.

Bring dich in Sicherheit, im Grunde.

Und er meinte, für die ist es so, als würde jemand in ein brennendes Gebäuderein rennen.

Er meinte halt, er hatte damals wohl noch jemand anderen gemanagt, den er dann gefeuert

hat.

Er meinte, wenn man mit Spacey zu tun hat, dann wird man selber ein bisschen toxisch oder

zumindest nach außen toxisch.

Er sagt, Spacey habe immer noch Freunde aus der Filmbranche, mit denen er sich treffe,

aber die halt sagen, wir können öffentlich nicht zu dir stehen.

Es tut mir wirklich leid, aber wir können das nicht.

Er ist aber nicht der Lebensgefährte von Spacey.

Er hat eine Frau, er hat Kinder, die waren auch dabei in Turin damals.

Genau.

Also er handelt sich hier nicht um ein liebes Part und irgendwie persönliche Verflechtungen,

sondern es ist eine Freundschaft und es ist eine professionelle Beziehung durch die Manager-Eigenschaft.

Es ist eine sehr symbiotische Beziehung zwischen den beiden.

So wie bei Andreas und mir.

Genau.

Genau.

Dann bist du ja was ... Genau, es ist irgendwie ... Man ist ein Arbeitsöhepaar.

Es gibt tatsächlich Berichte in der Daily Mail zum Beispiel, in der es steht, hier hat sich

Kevin Spacey mit seinem Loverboy, seinem Manager, verschanzt.

Also das ist ja auch natürlich eine Form von Angriff gewesen, dass er dann selber zum

Gegenstand von diesen Clutch-Geschichten wurde.

Sabine, wir sollten sagen, bevor sich ein Gerücht verzerbstand, ich du und ich, wir sind glücklich

verheiratet.

Ja, ja, aber nicht miteinander.

Und nicht miteinander.

Ja, aber genau, mit dem Lone Stein hatte ich dann, also habe ich dann irgendwie so eine

ganz gute, ehrliche Arbeitsebene gefunden, wo ich ihm gesagt habe, ich finde es super

interessant, was ich in Italien beobachtet habe.

Ich finde, man muss darüber schreiben, ich würde gerne ein nuanciertes Portrait schreiben

von Kevin Spacey, indem man mal zeigt, was ist das eigentlich für, wer ist eigentlich

der Mensch hinter den Schlagzeilen und hinter den großen Rollen?

Also du hast jetzt dein wahres Projekt.

Genau, ich habe dann, da habe ich dann also weiterentwickelt und dachte, das ist doch

ein viel interessanter Geschichte, ist doch jetzt dieser Mensch Kevin Spacey, der zwischen

diesen zwei Welten wandert vor einem nächsten großen Prozess steht, wo man nicht weiß,

wie geht er aus, endet er damit, dass Spacey ins Gefängnis muss oder endet er damit, dass

er freigesprochen wird?

Also das war zu dem Zeitpunkt nicht klar, maximal dramatisch aufgeladen also.

Bevor du Spacey begegnest, denn das wird jetzt bald passieren, müssen wir noch einmal genau

diese andere Geschichte erzählen, denn die Vorwürfe gibt es gleich auf zwei Kontinenten

sozusagen, es gibt die amerikanischen Vorwürfe, darüber haben wir im ersten Teil gesprochen

und die sind abgeräumt, die Gerichtsprozesse sind geplatzt, in London aber droht noch ein

Prozess und das hat damit zu tun, dass Kevin Spacey neben seiner Hollywood-Karriere noch

eine zweite Arbeitsebene hat, nämlich in einem sehr traditionellen Londoner Theater.

Genau, das Theater ist ja seine erste Liebe, hat mir in der letzten Folge ja schon drüber

gesprochen und er hat dann, nachdem er als Film-Schauspieler schon zwei Oscars 1 geheimst

hatte, hat das Angebot bekommen, künstlerischer Leiter am Old Vic Theater in London zu werden

und er hat das Angebot angenommen.

In Hollywood hatte man damals glaube ich ein bisschen das Gefühl, ach der verzieht

sich jetzt nach Europa aus den Augen, aus dem Sinn, was macht er da überhaupt und in

London hat man das Gefühl, wow hier kommt ein Hollywood-Schauspieler hierher, aber

wahrscheinlich meint er das gar nicht ernst.

Spacey wollte damals das Theater neu beleben, hat seine erste Pressekonferenz mit Judy

Dench und Elton John zusammengegeben, also volles Davon und hat auch, wenn man sich

Theater-Kritiken von damals durchliest, insgesamt einen sehr guten Job gemacht.

Nicht jede seiner Inszenierungen war gut, es gab wohl eine furchterlich schlechte Inszidierung

mit dem Hollywood-Schritts-Regisseur Sam Rotman, aber er hat wohl auch einige sehr gute Produktion

gemacht, zum Teil auch selber mitgespielt, zum Beispiel in Richard III, Shakespeare-Produktion

und er hat sich da wirklich auch reingehängt und übrigens auch zwei britische Ritteorten

für seine Arbeit dort bekommen.

Was wurde ihm jetzt vorgeworfen?

In dieser Zeit, also in den er London tätig war, soll er, so haben dann verschiedene

Männer gesagt, ebenfalls sozusagen sexuelle Übergriffe begangen haben, die tauchten dann

auch auf in die ersten Welle der Anschuldigungen, über die wir in der letzten Podcast-Folge

gesprochen haben, 2017, als die Anschuldigungen gegen Spacey erhoben wurden, mehr als ein

Dutzend Männer und darunter eben auch eine ganze Reihe in Großbritannien, dann hat die

britische Staatsanwaltschaft ermittelt und Anklage erhoben.

Wir reden über eine ganz schon lange Zeit, zwölf Jahre am Old Vic, von 2003 bis 2015.

Genau, und die Vorwürfe fallen grob in dieser Zeit, es gab vier Männer, die in der sexuellen

Belästigung und sexuellen Nötigung beschuldigt haben und was ich vielleicht noch hinzufügen

sollte, was wichtig ist in Großbritannien, wo der Prozess stattfindet, gibt es ein Gesetz,

nach dem die Opfer von Sexualstraftaten anonym bleiben müssen, sie haben ein Recht darauf,

ihr Leben lang anonym zu bleiben, die sind auch vor Gericht anonym, die sind natürlich auch

in meinem Artikel anonym, es ist den vermeintlichen Opfern und vermeintlichen Tätern vor einem

Prozess verboten, mit dem Medien zu reden, deswegen habe ich auch mit Spacey selbst nie

über diese Vorwürfe, die in London handelt wurden, gesprochen.

Also das hat jetzt nicht nur den Grund gehabt, dass du an eine Wunde gerührt hast.

Höflich nicht zurückhaltend.

Ja, das war keine Mehr.

Denn das wurde dir ja dann auch später vorgeworfen, nach der Veröffentlichung dieses Textes,

ihr habt ja gar nicht über die Taten gesprochen oder über die angeklagten Taten, dann war

natürlich die Problematik, dass er darüber nicht sprechen durfte, wahrscheinlich wollte

das auch nicht, aber er durfte es auch nicht, weil die Hauptverhandlungen in Großbritannien

werden von einem geschworenen Gericht gemacht und das heißt, Leute sitzen da in einer,

ich weiß nicht wie viele geschworene, gibt es da zwölf, die alle durch mediale Einflüsse

natürlich bedroht sind und deswegen will man das vermeiden.

Es ist auch interessant, wenn ich in einem geschworenen Gericht ist, so eine demokratische

Einrichtung.

Man verlässt sich darauf, dass die Schwarmintelligenz schon die richtige Lösung findet, also ganz

anders als bei uns.

Und wir müssen nochmal deutlich sagen, dein Text, der aus dieser Wahnsinnsrecherche und

dieser Geschichte, die du jetzt gerade erzählst, entstanden ist, erschien am 15.

Juni zum Urteil kommt es dann am 26.

Juli 2023, nur um das einmal zeitlich einzuordnen.

Genau, ich habe ihn also am höchsten Druckpunkt seines Lebens sozusagen getroffen, nämlich

kurz vor diesem Prozess.

Unser Artikel ist dann also zwei Wochen vor Prozesseröffnung erschienen und jetzt gab

es vor kurzem erst dieses Urteil.

Jetzt erzähl mal, wie du ihm in Baltimore begegnet bist, da war sein Hund dabei.

Genau, ich hatte dann irgendwann seinen Manager und ich hatten uns dann irgendwann darauf

geeinigt, dass es doch gut wäre, dass sie sich darauf einlassen würden, dass sie mir

einen Interview geben würden mit Kevin Spacey.

Nur eben unter der Bedingung, über die wir gerade gesprochen haben, wir dürfen nicht

über den Prozess reden, weil es gesetzlich verboten ist und weil, ja auch selbst wenn

es nicht gesetzlich verboten wäre, jede Anwalt.

Und er hat natürlich einige gut bezahlte Anwalt, würde einem angeklagten davon abraten, vorher

darüber zu reden.

Die Idee war, einen Tag mit Kevin Spacey zu verbringen.

Von morgens, wo er mit seinem Hund spazierend geht bis zum Abend, wo wir dann schließlich

in einem Jazzclub unterwegs waren.

Ich wollte wissen, wie lebt er jetzt?

Was hat er in den letzten Jahren erlebt?

Wie tritt er einem gegenüber?

Wiederum, ich dachte irgendwie jemand, der mit solchen Anschuhen erlebt, der muss irgendwie

kramgebeugt durchs Leben gehen oder der wird sich jetzt vielleicht von einer Reporterin

räumütig geben oder so, verständnisvoll, irgendwie versuchen, Sympathie zu erwecken.

Aber das war ganz weit.

Nichts davon.

Und dabei ist es mehr als fünf Jahre her, dass der große Radierer, von dem du ganz am

Anfang der ersten Folge gesprochen hast, angesetzt wurde und Kevin Spacey quasi aus

Hollywood gelöscht wurde.

Ja.

Mehr als fünf Jahre.

Ja, es ist mehr als fünf Jahre, aber stell dir mal vor, Andreas, dir wäre so, dass es

hätte Anschuldigungen schlimme Vorwürfe gegen dich gegeben, du wärst von der Zeit gefeuert

worden.

Alle deine Freunde, Kontakte wenden sich ab.

Das ist, glaube ich, etwas, das zu verarbeiten dauert wahrscheinlich extrem lang.

Das dauert ein ganzes Leben.

Das dauert wahrscheinlich ein ganzes Leben.

Also jetzt erzähl, du bist im Begegnet.

Wie sah er aus?

Was habt ihr gemacht?

Ich war erst mal überrascht, wie er aufgetreten ist.

Wir haben uns am Morgen verabredet, als er mit seinem Hund passieren gehen wollte.

Ich hatte auch gesagt, wir würden gerne fotografieren.

Das Zeitmagazin hat ja opulente Fotografie und er kam dann irgendwie mit quasi mit bunten

Socken, Touristen-Shorts, Turnschuhen, er sah nicht gut aus.

Das sah aus wie ein Touri, hast du gesagt?

Er sah aus wie ein Touri, er sah so, ja, so ein bisschen so wie jemand, der gerade aufgewacht

ist, so blind in den Kleiderschrank greift.

Dabei ist er doch eigentlich ein Medienprofi und will doch vielleicht jetzt, bei seinem

ersten großen Interview seit Jahren, sich von seiner besten Seite zeigen.

Wollte er aber offenbar gar nicht.

War dem vielleicht sogar ein bisschen scheißegal.

Oder er wollte es so sehr, dass er dem entgegengesteuert hat und das Gegenteil getan hat.

Das glaube ich nicht.

Ich habe ihn sogar gefragt, warum er mir dieses Interview gibt, warum er das macht, weil

es ist eigentlich wirklich vielleicht jeder PR-Berater hat ihn davon abgeraten.

Er hat so viel zu verlieren in dem Moment eigentlich.

Und ich habe immer klar gemacht, das wird kein Porträt, in dem ich den...

Das wird keine PR-Show.

Das wird keine PR-Show.

Seine Manager hat mich gefragt, wird es ein Hit-Peace, wo sie ihn einfach fertig machen?

Dann habe ich gesagt, nein.

Dann habe ich gesagt, die Ernwälde möchten, aber das ist ein Porträt, was schmeichelhaft ist.

Ich habe gesagt, mache ich auch nicht, sondern ich schreibe ein nuanciertes Porträt.

Ich beschreibe das, was ich sehe.

Und du siehst einen Mann in bunten Socken auf die Suche.

Und seine und die bunten Socken, genau.

Aber es kam auch dann auf, im Laufe des Tages, der eigentlich ein langer Tanz war, von Annäherungen

und Abwehr, ständig von seiner Seite, sagt er dann irgendwann auch, ich habe nichts vorbereitet

für sie.

Ich habe kein Skript vorbereitet, ich habe keine Talking Points vorbereitet.

Ich habe viele Ihrer Fragen, da habe ich keine Antworten drauf.

Und es waren natürlich Fragen, die sich um ihn dreht, um die Frage, empfindet er Reue?

Hat er sich verändert?

Zieht er irgendwelche Lehren aus diesen Vorwürfen?

Was würde jetzt anders machen?

Also all diese Fragen, die man sich jetzt ganz konkret auch nach dem Prozess stellt,

die habe ich Ihnen damals umgestellt.

Weil ich dachte, wenn ich nicht mit ihm über die Anschuldungen selbst sprechen will, dann

will ich darüber sprechen, was Sie mit ihm als Menschen gemacht haben.

Aber er hat dir doch geantwortet, er hat doch gesagt, ich war ein Arschloch.

Ja, er hat gesagt, ich war ein Arschloch, aber er hat so eine kleine Arschlochnummer

nur zugegeben.

Ich war ein Arschloch mit Leuten, damals, als ich auf dem Höhepunkt von meinem Erfolg

war und dauernd Leute zu mir hin kamen und was wollten, da war ich ein Arschloch, weil

ich sie nicht wirklich ernst wahrgenommen habe.

Er hat nicht gesagt, ich war ein Arschloch im Umgang mit den Leuten beim Haus auf Karls,

wo ich ein toxisches Klima verbreitet habe.

Oder im Umgang mit jungen Schauspielern, die zu mir gekommen sind, weil sie Rat haben

wollten, dann habe ich sie zu mir nach Hause eingeladen.

Also in diese Ebene ist er nie vorgedrungen.

Ebenfalls dir gegenüber nicht.

Mir gegenüber nicht.

Vielleicht auch sich selbst gegenüber nicht.

Ich habe gemerkt, das ist ihm schwer viel über solche persönlichen Sachen zu reden.

Ja, glaube ich, sind wir wieder bei seiner Kindheit.

Er hat seit seiner Kindheit, das hat er auch so ausgedrückt, immer das Gefühl gehabt, dass

Geheimnisse ihn beschützen.

Wenn er Dinge für sich behält, dann ist er sicher, zum Beispiel zu seinem rechtsradikalen

Vater, zum Beispiel zu seiner Homosexualität.

Und deswegen ist er ein Mensch, der auch selbst erfolgreichen Zeiten nie über sein Privatleben

gesprochen hat.

Und jetzt, ausgerechnet mit mir, musste er über ziemlich viele private Dinge reden.

Er hat kein Tor, keins mehr hat, außer Herrn Loewenstein.

Ja, oder er hat vielleicht jetzt auch sogar mehr Privat.

Er hat sogar gesagt, auf eine gewisse Art führt er sich freier jetzt.

Ich habe einiges auch bei dir als quasi Entschuldigung von ihm gelesen.

Also der rasche Erfolg, zum Beispiel, der dann irgendwann wirklich sehr, sehr schnell zündete

und dann muss man sich vorstellen, du beschreibst das sehr plastisch.

Der ist dann von Assistenten umgeben, hat Agenten, es gibt eine Presseagentin, es gibt

dem Manager, es gibt einen persönlichen Fitnesstrainer, es gibt einen Bodyguard, der eben sagt hier,

in den Eingang rein, den besser mal lassen, da stehen zu viele Leute.

Du erzählst eine Anekdote, da fliegt er im geliehsten Privatjet zu einer eigentlich

mini-Preisverleihung an seinen ehemaligen Schauspiellehrer.

Ja, also der ist einfach auf dem Zinnit irgendwie und er sagt ...

Wie ein Politiker, ne?

Ja.

Wie ein Politiker der ne ...

Wie in seinen Rollen.

Ja.

Wie in seinen Rollen.

Ja.

Er lernt eben bei diesem Erfolg nicht, kein Arschloch zu sein oder wie hat das formuliert?

Er meint, es gibt keine Schule, in der man lernen kann, was es bedeutet, erfolgreich

zu sein und berühmt zu werden.

Ich war mit Spacey, also in Baltimore den ganzen Tag unterwegs und zuvor in Italien, selbst

ich habe ja gesehen, wie oft Leute zu ihm hingekommen sind.

Also überall ...

Auf der Hundewiese.

Auf der Hundewiese, auf dem Weg von der Hundewiese, hoch den Hügel, dem Federal Hill, wo wir zusammen

lange laufen sind, wirklich, ich weiß nicht, ich würde mal schätzen, im Laufe von diesem

Eintag in Baltimore haben wir bestimmt 50 Leute angesprochen, den ganzen Tag über.

Und er spricht mit denen?

Und er spricht mit denen, die sagen, oh, und das sind alles Leute, die den bewundern, die

den toll finden, die sagen, oh, was für ein süßer Hund oder ich liebe ihre Filme, ich

liebe ihre Arbeit, welchen Film finden Sie selbst am besten?

Da war diese ... diese andere Seite der Gesellschaft, die den nicht gekanzelt hat, die ist uns die

ganze Zeit auf der Straße entgegen gelaufen.

Die lustigste Sinne, die ich hier gelesen habe, war die Frau, die ihren Mann am Telefon hatte

und sagte, hier, Spacey, hier ist mein Mann am Telefon, können Sie irgendwas zu ihm sagen,

was nett.

Ja, und das war also ein Zeitpunkt, wo der nicht mehr gefeiert wurde, wie früher, ja, wie

muss das früher gewesen sein?

Also, allein mir wurde schon als Beobachterin, ich habe die Gesichter auch nicht mehr zusammen

bekommen irgendwann.

Es kann mir vorstellen, dass man, wenn man auf so einem Superstar-Level ist, tatsächlich

den Bezug zur Realität, die Bodenhaftung verliert, möglicherweise bei ihm, der ja eben

aus diesem dysfunktionalen Elternhaus kommt, hat der wahrscheinlich eh schon irgendwie

so ein bisschen schwierig, vielleicht hat er vielleicht nicht so eine große Empathie

mit anderen Menschen oder so.

Also, ich kann mir schon vorstellen, dass er auch im Ungarn mit anderen Menschen, sie

nicht immer so wahrgenommen hat, vielleicht auch mal Grenzen überschritten hat.

Du hast ja dann mit ihm auch über seinen Absturz gesprochen und über die Tage, wo die Kacke

am Dampfen war, wie er das nennt.

When the shit hit the fan.

So diese Tage.

Was natürlich total verniedlich in der Formulierung ist.

Aber das, was ihm passiert ist und dieser Fall von ganz oben nach ganz unten ist natürlich

viel krasser als das.

Aber er konnte mir gegenüber, sagte er kann nicht, er kann noch nicht darüber sprechen.

Er habe das noch nicht verarbeitet.

Aber er hat darüber gesprochen, was es eben, was es auch mit seinem Umfeld gemacht hat,

dass sich viele Leute abgewendet haben und dass er auf einmal so toxisch wurde und dass

andere Leute in der Angst hatten, da auch mit reingezogen zu werden.

Vielleicht können wir da einmal noch mal reinhören in eines der Wender, die ich mitgebracht habe.

Das ist einfach eine schlechte Tonaufnahme von meinem Gespräch.

Die war für dich dokumentarisch gedacht.

Die war für mich einfach dokumentarisch gedacht.

Was sagt er da?

Wir sitzen da zusammen am Tisch und er redet darüber, dass es schon viele Leute gibt, die

gerne mit ihm arbeiten würden.

Aber sie haben Angst um ihre eigene Karrieren.

Das ist eine Zeit, in der Leute fürchten gecancelt zu werden.

Und dass sie mit ihm gesehen werden.

Ja, oder wenn sie sich mit ihm solidisieren, mit ihm zusammenarbeiten und dass das Leben

von Menschen, die beschuldigt werden, dass es nicht nur ihm so geht, sondern auch anderen

Menschen, die beschuldigt wurden, zum Teil beschuldigt wurden, ohne dass sie, dass es je

zu einer, dass die Anklage erhoben wurde, dass sie je vor Gericht verurteilt wurden.

Das hatte mir erzählt.

Können wir mal reinholen?

Und ich weiß, dass es jetzt Leute sind, die mich bereit sind, den Moment, wenn ich

diese Chargen und meine.

Der zweite, dass das passiert, ist, dass sie bereit sind, sich vorzunehmen.

Es ist eine Zeit, in der viele Leute sehr affrontiert sind.

Sie sind affrontiert für ihre eigene Karriere.

Sie sind affrontiert für ihre eigene Karriere.

Wenn sie mich unterstützen, werden sie gecancelt.

Das ist warum ich nicht viele Offen habe.

Das ist der Grund.

Er hat nämlich ein YouTube-Video produziert und veröffentlicht.

Let me be Frank.

Lass es mich freie aussprechen, quasi übersetzt.

Aber natürlich auch das Wortspiel.

Let me be Frank.

Lass mich Frank sein.

Frank Underwood.

Frank Underwood.

Das ist ein etwas bizarrer Auftritt.

Da steht er in ... ist das seine Küche, in der er da steht?

Ja, das ist seine Küche.

Du warst also auch in seiner Wohnung?

Ich war in seiner Wohnung und es ist seine Küche, in der er da mit einer Weihnachtsmannschutze steht.

Aber ein sehr suggestives Video.

Er guckt, wie wir es von ihm gewohnt sind.

Nein, wie ihr es von ihm gewohnt seid.

Denn ich habe ja die Serie nicht gesehen.

Er guckt direkt sozusagen seinen Zuschauern ins Gesicht.

Und sagt, dass er bald wieder kommt und dass wir ihn doch sicher vermissen.

Genau so ist es.

Auch da können wir ja nochmal reinhören.

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Spielt er einen Menschen, der gerne mit Menschen spielt oder spielt er gerne mit Menschen?

Was hast du für einen Eindruck?

Ich weiß nicht, ob der gerne mit Menschen spielt.

Das ist ja unfassbar suggestiv, ne?

Dieses Video ist sehr suggestiv.

Es ist entstanden in dieser Zeit, in der er Verband war, in dieser Zeit der Verbandung,

in der er keine Rollenangebote hatte.

Aber da braucht er das Schauspielen zum Überleben, weil es halt seinen Ausweg ist aus sich selbst,

hat mir schon drüber gesprochen.

Er wollte unbedingt wieder spielen, hat aber keine Rollenangebote.

Deswegen haben er und sein Manager gesagt, dann drehen wir doch ein YouTube-Video,

um mit den Fans zu kommunizieren.

Weil er hat schon immer noch dieses Feedback von den Fans bekommen.

13 Millionen Mal wurde das angesehen, ne?

Das Video wurde 13 Millionen Mal angesehen.

Er schlüpft darin, irgendwie in die Rolle von Frank Underwood.

Er sagt auch, verklausuliert.

Ich weiß, was ihr wollt.

Wir wurden voneinander getrennt.

Ich weiß, dass ihr mich zurückhaben wollt.

Aber in dieser fiktiven, skurrilen Figur,

in den Medien wurde es als weiteres Beispiel dafür genommen,

wie tief Kevin Spacey inzwischen gefallen ist.

Aber für die Fans war das wohl ein Zeichen, ja, wie so ein Morsezeichen.

Ich bin noch am Leben.

Ich kämpfe darum, wieder zurückzukommen.

Bleibt mir treu.

Ich glaube, das war es eigentlich.

Wie sah es denn bei ihm in der Wohnung aus?

Was hat er denn für eine Wohnung, wenn du da warst

und die Küche wieder erkannt hast?

Die war einerseits nicht so luxuriös,

wie man das vielleicht von einem Hollywood-Star erwarten würde.

Sie war direkt am Wasser von Baltimore

in so eine Landzunge hineingebaut,

in so einer abgeschlossenen Siedlung.

In a gated community.

In a gated community, die so ein bisschen

im italienischen Stil gebaut war.

Aber die war aufgeräumt, gemütlich, hell,

mit vielen Holz, hellen Möbeln,

viele alte Filmplakate, Theaterplakate an den Wänden,

natürlich von seinem großen Idol Jack Lemon.

Kein einziges Bild von ihm.

Und die Oscars, wo waren die?

Die waren auch nicht zu sehen.

Er meinte, er hat sie weggepackt.

Er meint, dass sie überhaupt selten Filme von sich selbst guckt.

Höchstens, wenn sie mal zufällig laufen,

wenn er gerade Fernseh schaut.

Hatte er den Angst vor dem Prozess in London?

Er meinte, dass er sich darauf freut.

Darauf freut?

Ja.

Sie treffen uns sechs Wochen vor dem Prozess.

Er meint, ich freue mich, dass es letztendlich kommt.

Also nicht im fröhlichen Sinne,

sondern im kämpferischen Sinne.

Let's bring it on.

Ich will es jetzt endlich hinter mich bringen.

So ist er damals aufgetreten.

Und er hat damals gesagt,

dass er eben nicht über den Prozess reden kann.

Aber er meint, dass die Wahrheit

viele Leute von einer Sicht auf ihn schauen.

Er meinte, er möchte ein Narrativ zu ihm geben.

Aber dass sich danach das Bild,

dass danach die Wahrheit ansichtlich kommen werde.

So hat er das damals angedeutet.

Warst du dann bei der Hauptverhandlung in London?

Nein, ich konnte nicht dabei sein.

Das ging vier Wochen in London.

Ich habe den Prozess aus der Ferne verfolgt

und nochmal genauer nachgelesen, was dann passiert ist

oder wie er sich verhalten hat.

Das war sehr interessant.

Es gab vier Männer, die ihn beschuldigt haben.

Es gab 20 und 30.

Also waren zum Zeitpunkt des Vorwurfs 20 und 30.

Die waren jetzt 50 oder?

2003 bis 2015.

Ja, 2003 ist 20 Jahre her.

Der erste Vorwurf kam von einem früheren Mitarbeiter,

der ihn oft gefahren hat, zu Veranstaltungen.

Und er gesagt hat,

dass er den Schritt immer angefasst hat.

Einmal so sehr,

dass er von der Straße bei einer runtergefahren sei.

Und das sei auf dem Weg gewesen zu einer Veranstaltung

von Elton John.

Jetzt lese ich dir mal vor, was die FAZ darüber geschrieben hat,

die ihre Korrespondentin Gina Thomas

in den Prozess geschickt hat.

Die Staatsanwältin Christine N.U.

hatte die geschworenen Ermannung,

sich nicht von Spaces Room blenden zu lassen.

Es sei verständlich, wenn sie beeindruckt oder überwältigt sein.

Doch hielt sie die Männer und Frauen dazu an,

dem Eid getreut zu handeln.

Sie gestand selbst etwas überwältigt gewesen zu sein,

als sie den aus Monaco als Zeuge zugeschalteten

Sir Elton John im Kreuzverhörver nahm.

Die Aussage des Sängers,

der seinen Namen als Elton Hercules John angab,

dürfte ausschlaggebend gewesen sein

für den Verlauf des Verfahrens.

Denn sowohl John als auch sein Ehemann David Furnish

stellten die Behauptungen dieses Fahrers in Frage,

denen zufolge Spacey ihm auf dem Weg zum Fest des Paares

zwischen die Beine gegriffen habe,

während der Fahrer am Steuer gesessen habe.

Die Jahreszahl, die er angab,

stimmte aber mit den Aussagen der Gastgeber nicht überein.

Spacey sei 2001 im Privatflugzeug angereist

und habe bei John und Furnish übernachtet.

Und es sei das einzige Mal gewesen,

dass Spacey an einem der glanzvollen Feste teilnahm,

zu denen das Paar eine zeitlang jährlich einloot.

Also da geht es jetzt darum,

dass es die einzige Situation, bei der es gewesen sein kann,

nicht gewesen sein kann.

Ja, da gab es also eine Unklarheit bei der Jahreszahl,

aber vor allen Dingen hat es wahrscheinlich

einen unglaublichen Eindruck gemacht auf die Geschworenen,

dass jemand wie Elton John sich dazu äußert,

sagt, diese Jahreszahl stimmt nicht.

Es war 2001, ich glaube, der frühere Fahrrad,

das war im Jahr 2005.

Und dann gab es noch zwei weitere Fälle,

wo Spacey gesagt hatte,

dass das, was mir vorgeworfen wird,

als sexueller Übergriff war eigentlich einvernehmlich gewesen.

Der vielleicht schwerste Fall war von einem jungen Mann,

der auch Schauspieler werden wollte

und Spacey am Old Vic Theater kennengelernt hat

und dann zu ihm in die Wohnung eingeladen wurde.

Sie haben zusammen Pizza gegessen, der Mann gras geraucht,

was getrunken, der Mann sagt, er sei eingeschlafen,

aufgewacht und Spacey habe an ihm oral sexvoll zogen.

Spacey wiederum saß, der Mann sei nicht eingeschlafen,

das sei eine einvernehmliche sexuelle Situation gewesen,

aber danach sei er irgendwie komisch gewesen

und habe sich ganz schnell verabschiedet.

Bei diesem zweiten Fall ist es so ein bisschen

eine Frage offenbar von Wahrnehmung.

Der eine sagt, es war einvernehmlich,

der andere sagt, es war ein Übergriff

und vor allen Dingen ist die Frage,

hat er den wirklich unter Drogen gesetzt oder nicht.

Bei dem dritten Fall ging es um einen Mann,

den Spacey in einem Pub kennengelernt hat,

auch zu ihm später nach Hause eingelernt hat,

zusammen mit anderen und dann in der Garderobe

in den Schritt gepasst haben soll.

Dieser Pub Mitarbeiter hat gesagt, ich bin nicht schwul,

Spacey habe wohl abgelassen.

Bei dem letzten Mann ging es um jemanden,

der gesagt hat, der hat im Theater-Event von Judy Dench

hat der Spacey mich angriffen,

mit so einem zupackenden Griff wie eine Cobra.

Der Wilderon sagt der Spacey den habe ich nie getroffen.

Den habe ich nie getroffen.

Den habe ich nie getroffen, das komplette Lüge.

Er sagt doch, es ging allen immer ums Geld, nicht?

Ja, das war die Linie der Verteidigung.

Die haben gesagt, es ging darum,

ein bisschen fabrizierte Lügen.

Die Leute wollen von ihm Geld haben.

Bei einem von diesen Männern war es wohl tatsächlich so,

dass er mit den Anwälten ein Gespräch war

um eine hohe Abfindung,

die er wohl Spiel schulden hatte.

Es sind mehrere Vorwürfe.

Die meisten Vorwürfe beziehen sich auf den Vorwurf,

der hat mir in den Schritt gegriffen.

Bei diesem schweren Vorwurf der sexuellen Nötigung ging es um die Frage.

War das wirklich einvernehmlich?

Ist das vermeintliche Opfer eingeschlafen?

Oder war es so, wie das Opfer schildert

oder wie Spacey schildert?

Bei diesen Situationen, diese Mitu-Situationen,

sind oft so eins zu eins Situationen,

in denen vermeintlicher Täter, vermeintliches Opfer,

sich in einem Raum befinden und keine weiteren Zeugen haben.

Wie wird das denn vor Gericht verhandelt?

Wem glaubt man eher?

Es ist wahnsinnig schwierig.

Man hat zum Beispiel beim Fall Dieter Wedel,

hat man bei der Frau, die ihn der Vergewaltigung geziehen hat,

eine Sachverständige eingeschaltet,

eine Glaubwürdigkeit Sachverständige,

eine Professorin für Rechtspsychologie.

Die hat mit dieser Frau sehr lange gesprochen.

Hat das davor und danach besprochen mit ihr?

Es gibt ja oft davor Zeugen, es gibt danach Zeugen,

es gibt natürlich auch die Frage,

wann hat sie wem was gesagt im Anschluss daran?

Oder kommt sie jetzt mit 20 Jahren out of the blue?

Kann sie nach Hause und hat ihrem Freund erzählt.

Genau, out of the blue mit dieser Sache und so weiter.

Und damals bei Dr. Dieter Wedel war es so,

dass die Gutachterin eben zu dem Ergebnis kam,

was diese Frau aussagt, stimmt.

Also das erfüllt die Realitätskriterien

und das ist glaubwürdig, was sie zu sagen hat.

So hilft man sich zum Teil.

Aber manchmal ist es einfach auch nicht festzustellen,

da geben auch die Sachverständigen auf und sagen,

keine Ahnung, ich weiß es nicht.

Vielleicht ist es irgendeine Kernbotschaft,

in dem was da gesagt wurde, war,

aber inzwischen wurde so viel drauf erfunden

und durch Gespräche hinzu erfunden.

Und unser Gedächtnis ist ja eine einzige Trugmaschine,

hinzugedacht, dass man das nicht mehr beweisen kann.

Deswegen ist ja auch wichtig, dass man nach so einem Vorfall

sofort sich einer Befragung stellt

und nicht 20 Jahre später,

wenn schon alle möglichen Prozesse

und Dynamiken stattgefunden haben.

Und hier ist es ja so gewesen im Fall Spacey,

dass er am 26. Juli 2023 freigesprochen worden ist von der GERI.

Ja, er wurde in allen Anklagepunkten freigesprochen,

was für ihn natürlich genau,

der große Beschreibungsschlag war, auf den er gewartet hat.

Es war natürlich aber auch gleichzeitig

nach diesen ganzen vielen Anschuldigungen,

die wir in den letzten Jahren über ihn gehört haben,

war es auch eine große Überraschung.

Wir haben ja im Detail darüber gesprochen,

bei diesem, er hat mir einen Schritt gegriffen

und ich war gar nicht schwul

und ich habe es ihm gesagt, dann hat er abgelassen.

Die Geschworen haben letztendlich, ja, kein Urteil gefällt,

ob er vom Charakter her unschuldig ist,

sondern ob es ein Straftatbestand ist.

Ich glaube, das ist ganz wichtig,

auch bei diesen Vorwürfen, die ja handelt wurden,

weil sie halt sich auch schon so ein bisschen

in so einer Grauzone bewegt haben.

12 Stunden, 26 Minuten, so berichtet ist die Presse.

Nach dem Prozess haben die Geschworenen verhandelt

miteinander diskutiert.

Und er hat dann geweint?

Beim Freispruch.

Ja.

Er ist dann später vor die Presse getreten

und hat ein sehr emotionales Statement abgegeben,

in der er gesagt hat, ich denke,

sie werden verstehen, dass ich jetzt sehr viel verarbeiten muss.

Dieser Urterspruch macht mich demütig.

Das Statement hast du dabei?

Ja.

Ich denke, dass viele von euch verstehen,

dass es für mich sehr viel zu prozess ist,

was heute passiert ist.

Aber ich würde sagen,

dass ich enorm sehr glücklich bin zu der Jurie,

für die Zeit,

um all der Evidenz und all der Facts zu präsentieren,

bevor sie die Entscheidung erreicht haben.

Und ich bin heute von der Ausgabe geholfen.

Dein Text ist vor diesem Freispruch erschienen,

das hatten wir ja schon gesagt.

Und ich glaube, nicht jeder war damit einverstanden,

Kevin Spacey eine solche Bühne zu begeben.

Ja, da spricht sich schon das Zauberwort aus, Bühne.

Es gab eine große Diskussion darüber.

Die Geschichte ist sehr lang,

weil es eine sehr aufwendige Recherche war.

Es hätte ja auch sein können, dass er verurteilt wird.

Ja, natürlich.

Ich habe mir auch sehr viel Gedanken gemacht,

als ich einen Text geschrieben habe.

Der muss richtig dastehen, in beiden Fällen,

egal ob er verurteilt wird oder freigesprochen wird,

er darf weder vernichten, noch verharmbosend wirken.

Das war meine Haltung bei dem ganzen Text.

Ich musste dem einmal als Porträt gerecht werden

und die schwierigen Seitenzeiten,

die konfrontativen Seiten zeigen,

aber vielleicht auch die Seiten,

wo er mit seinem Hund spazieren geht,

wo man ihn als Mensch kennenlernt.

Das ist genauso wichtig für mich.

Und andererseits, ich werde nichts aussparen,

was ihm vorgeworfen wird,

aber ich werde ihn auch nicht vorverurteilen,

sondern es muss sauber dastehen.

Und jetzt nach dem Freispruch stellen sich alle

gerade die Fragen, die wir auch in dem Text stellen.

Was ist das für ein Mensch, wie er zurückkommt und so.

Aber damals, als er erschien ist, war es vor Prozessbeginn

und da haben wir gemerkt, wie die Stimmung,

ja, die Empörung gegen Spacey,

sich auch gegen den Artikel gerichtet hat.

Du warst also toxisch inzwischen, weil du mit ihm gesprochen hast.

Die Toxizität hat auf dich über eine gewisse Eise schon.

Also der Artikel war auch die Titelgeschichte im Zeitmagazin,

weil Kevin Spacey natürlich eine Person der Zeitgeschichte ist.

Wir haben einen internationalen Scoop.

Es steht kurz vor dem Prozess, es gibt einen aktuellen Aufhänger.

Das sind die journalistischen Kriterien,

die natürlich eine Titelgeschichte rechtfertigen.

Aber aus moralischer Sicht haben wir dann auch gerade

auf Social Media aber auch anderen Leute vorgeworfen

oder uns vorgeworfen.

Wir würden damit in Anführung,

einem Täter eine Bühne bieten.

Und den verharmlosen und romantisieren,

auch gerade weil wir ihn professionell fotografiert haben.

Aber wir bieten doch hier im Podcast immer wieder Tätern die Bühne.

Wir reden doch hier dauernd,

wir reden über Leute, die ein schlimmeres vorgeworfen wird.

Und wir versuchen, die zu ergründen und die sind verurteilt

und die sitzen lebenslang wegen Mordes oder sonst was.

Und trotzdem versuchen wir ihn, in sie reinzukriechen

und reden mit ihnen und reden über sie

und sagen uns, warum haben die das getan?

Was kommt von was?

Warum hat man dir jetzt das so übel genommen?

Ich war ehrlich, seit auch Platt.

Ich wusste schon, dass es kontrovers werden würde.

Aber ich habe es noch nie so eine Aufrundung erlebt.

Im Positiven im Negativen.

Im Positiven hat sich dieser Artikel auch sofort

in alle Welt verbreitet.

Alle großen amerikanischen Medien haben inszeniert.

Viele, auch gerade große Journalisten,

die ich sehr schätze, haben mir gratuliert zu diesem Artikel.

Und dennoch gab es auch viel moralische Empörung darüber.

Ganz viele Dinge kamen zusammen.

Die Vorwürfe gegen den Rammsteinsänger Till Lindemann

waren gerade erhoben worden.

Da gab es auf einmal das Gefühl,

wieso sollten wir nicht überhaupt vor allen Dingen

Opfern zuhören und nicht tätern.

Wir reden über Rammstein.

Dann macht ihr auch noch so eine Spacey-Geschichte.

Ist das wirklich nötig?

Es gibt, glaube ich, im Diskurs,

gibt es, glaube ich, so eine Haltung,

dass man Opfern schadet

oder nicht, wenn man sich die andere Seite anschaut.

Das Porträt von Kevin Spacey war ja keine Lobhudelei.

Das hat den kritisch auseinandergenommen.

Und das hat meiner Meinung nach auch,

wie gesagt, mir ging es auch darum,

die gesamte Gesellschaft zu zeigen

und wie die gesamte Gesellschaft mit Tour reagiert.

Und das vielleicht manche Leute

sich gar nicht so sehr dafür interessieren.

Aber das war offenbar ein Tabubruch.

Ich kann es selber nicht so ganz verstehen.

Ehrlich gesagt hatte ich da einen Psychologin erzählt,

dass es auch diese große Empörung gibt

über den Spacey-Artikel.

Und da sahte sie, was mit mir als Autoren passiert,

ist systemisch das, was mit Kevin Spacey passiert ist.

Ich habe es sozusagen abbekommen.

Wie hat er denn auf dein Artikel reagiert?

Du hast da von E-Mail-Karte gekriegt.

Jetzt haben sie mich doch in die Pfanne gehauen

oder so habe ich mir das nicht vorgestellt.

Sie haben so harmlos ausgesehen und nun das.

Was war denn seine Reaktion auf den Text hier?

Kevin Spacey hat nie wieder mit mir gesprochen.

Ich habe keine Ahnung, was er denkt.

Ich nehme eher an, dass er den Artikel gehasst hat,

wenn er ihn gelesen haben sollte.

Wahrscheinlich hat er mir ihn gar nicht gelesen.

Sein Manager hat mich direkt 20 Minuten nach Veröffentlichung angerufen

und sich über zwei Zitate beschwert.

Er hat gesagt, das habe ich doch so gar nicht gesagt.

Es kann gar nicht sein.

Ich so, ja ja doch, ich habe es auf Band.

Dann will ich das Band hören.

Ich rede auch gleich mit den Anwälten.

Ja, ich rede auch mit unseren Anwälten.

Also alle haben auf dir rumgebracht?

Ja, das habe ich schon gehört, der in dem Text genannt.

Also es waren alle.

Wenn alle schimpfen, hat man was richtig gemacht?

Savine, wir haben ja da auch in der Zeit viel geredet.

Das war für sehr wichtig für mich.

Weil ich nicht so viel Erfahrung.

Normalerweise berichte ich nicht über Kriminalfälle

oder diese Art von Fällen.

Und wusste nicht so richtig, was da gerade passiert.

Und deswegen war es auch sehr gut, von dir zu hören.

Auch wir haben darüber Karrenmann gesprochen,

um es ein bisschen einzuordnen.

Und am Ende dachte ich,

dass sich da auch ein bisschen Zeit

wie unsere diese Debatten verlaufen.

Eben sehr hitzig, sehr schnell,

sehr impulsiv, auch schematisch.

Das ist gut, das ist schlecht.

Und die Wahrheit ist halt oft nicht schematisch

und einfach nur gut und schlecht.

Sondern sie ist sehr grau

und kompliziert und widersprüchlich.

Du hast vorhin gesagt,

dieser Tag war wie so ein Tanz

zwischen Annäherung und Abstossung.

Ihr landet dann am Ende.

Das hat mich als alten Jazz-Fan

natürlich total gefreut

in einem Jazz-Club in Baltimore.

Spacey bringt dich dahin

oder nimmt dich dahin mit,

wo er selber manchmal auf der Bühne steht.

Er war kurz davor,

hat dann mal auf der Bühne gestanden,

aber ich weiß nicht, ob er da regelmäßig...

Aber regelmäßig.

Er singt aber regelmäßig.

Er hat sich in diesem Jazz-Club mitgenommen,

indem er selber mal als Sänger

auf der Bühne gestanden hat.

Und dieser letzte Programmteil

eures gemeinsamen Tages

geht aber nicht so richtig gut aus.

Denn du fragst ihn nochmal,

als was würden sie dann wiederkommen?

Haben sie gelernt, kein Arschloch zu sein?

Ja, und das hat so ein Arschloch ausgerastet.

Ich hab den noch gesagt,

ich versuche ein besserer Kevin Spacey

zu sein.

Aber ich weiß nicht, wie.

Ich versuche besser zuzuhören,

aber ich kann das Ihnen nicht genau sagen.

Ich kann Ihnen keinen Happy End geben.

Ich kann Ihnen keine Antworten darauf geben.

Ich würde mir einfach nicht zu.

Sie wollen immer nur über die Anschuldung sprechen.

Er war dann total gereizt,

weil er natürlich selber

keine Antwort hat auf die Frage,

wer Kevin Spacey ist

und wie er sich verbessern könnte.

Wie ein besseres Mensch werden könnte.

Das finde ich jetzt wirklich zentral für die Frage,

ob er zurückkommt oder wie er zurückkommt

und ob andere Leute mit ihm zusammenarbeiten.

Die können auch nur mit ihm zusammenarbeiten,

wenn er irgendeine Änderung

an seinem Verhalten deutlich macht.

Auch wenn er jetzt freigesprochen wurde.

So liegt es doch in der Luft,

dass der ein Mensch ist,

der die Kontrolle über sich nicht hat.

Das habe ich selbst zu erlebt.

Der manchmal offenbar nicht die richtige Sensorik dafür hat,

was andere Menschen empfinden

oder nicht empfinden, was sie wollen.

Der sich manchmal genau das nimmt, was er will.

Wie kommt er am Ende

aus diesem Prozess raus,

wenn er weitermachen will?

Er hat ja angekündigt.

In dem Moment, wo der Freispruch da ist,

und auch die Leute da, die mit mir arbeiten wollen,

gibt es irgendwelche Projekte, die in sich sind?

Ja, er hat ja schon verkündet

in dem Gespräch,

dass ihm sofort Leute Rollen anbieten werden.

Ich habe jetzt vor

unserem Podcastgespräch

seinen Management noch mal geschrieben

und gefragt, wie es dann aussieht.

Sie haben zu verstehen gegeben,

dass sie sich zum jetzigen Zeitpunkt

nicht in den Medien äußern wollen.

Sie wollen erst mal die Füße stillhalten

und sich wahrscheinlich

wirklich zeigen.

Ich weiß aber auf jeden Fall,

dass sich im Zuge unserer

Besprechungen für dieses Interview,

wie es immer Kevin Spacey wurde,

bald ein Film in Italien drehen

und ich könnte ihn auch bei den Dreharbeiten treffen.

Das hat damals nicht geklappt.

Vielleicht ist das eine Sache,

die jetzt doch zustande kommen wird.

Vielleicht wird er auch an ein Theater zurückkehren.

Das könnte ich mir aus seiner Sicht

auch gut vorstellen, dass er erstmal

so den C ins Wasser hält.

Und ansonsten gibt es ja noch den Film,

dessen Entstehung ich begleitet habe,

Control,

der wiederum hat jetzt totalen Aufwind erfahren.

Großes mediales Interesse.

Wo er nur die Stimme des Erpressers ist.

Wo er nur die Stimme ist, aber der Regisseur

von diesem Low Budget Film,

das habe ich dann beobachtet auf Instagram,

war also in den Tagen nach den Freispruch

auf allen großen Fernsehsenden,

rauf und runter zu sehen, hat überall Interviews gegeben

und hat mir auch erzählt,

dass er jetzt viel neues Interesse hat

von Filmverleihen.

In den USA gibt es sogar schon

ein Kinostart im Dezember.

Wahrscheinlich wird es auch ein Großbritannien geben

zum selben Tag.

Und auch in Deutschland

wurden wohl schon Rechte für Streaming

und andere Sachen verkauft.

Also vielleicht kommt der Film dann auch zu uns

nach Deutschland.

Mit der Stimme von Kevin Spacey.

Dann natürlich nur im Original zu hören.

Euer Abend im Jazzclub

endet mit einer Jazz-Version

von Nirvana.

Das war nicht sehr witzig.

Aber in dem Moment hast du dich mit Kevin Spacey

offenbar darauf geeinigt,

dass euer Gespräch jetzt an Grenzen gestoßen

und damit zu Ende ist.

Unseres

ist jetzt auch zu Ende.

Vielleicht laden wir Koei wieder ein,

wenn sie das nächste Spacey-Porträt

geschrieben hat.

Wenn sie ihn mitbringt.

Mit einem kleinen Interview im Anschluss.

Danke euch.

Eine große Freude

und Ehre.

Bis bald.

Machine-generated transcript that may contain inaccuracies.

Die ZEIT-Reporterin Khuê Phạm verbringt im Mai einen ganzen Tag mit Kevin Spacey. Sie erfährt, wie manche ihn hassen - aber auch, dass andere ihn unbeirrt verehren. Wird er die Vorwürfe irgendwann hinter sich lassen können?

In der Folge 151 reden Sabine Rückert, stellvertretende Chefredakteurin der ZEIT, und Andreas Sentker, Chef des ZEIT-Ressorts Wissen, mit der Reporterin Khuê Phạm über ihr Porträt des gestürzten Hollywood-Schauspielers.

Der Text zur Folge ("Kevin Spacey, der Angeklagte" von Khuê Phạm) ist im Juni 2023 in dem ZEIT MAGAZIN erschienen.

Die neue Ausgabe des Kriminalmagazins "ZEIT Verbrechen" liegt am Kiosk und ist hier online bestellbar. Sie möchten zwei Ausgaben zum Kennenlernpreis testen? Dann klicken Sie hier.