Deffner & Zschäpitz: Wirtschaftspodcast von WELT: Inflation unter fünf Prozent – ist der Teuerschock vorbei?

WELT WELT 9/30/23 - Episode Page - 10m - PDF Transcript

Herzlich willkommen zu Defna und Schäpitz. Mein Name ist Defna, Dietmar Defna.

Mein Name ist Schäpitz, Holger Schäpitz.

Die im Podcast besprochenen Aktien und Fonds stellen keine spezifischen Kauf- oder Anlageempfehlungen dar.

Die Moderatoren und der Verlaghaften nicht für etwaige Verluste, die aufgrund der Umsetzung der Gedanken oder Ideen entstehen.

Wir haben was Neues für euch. Jeden Samstagmorgen bekommt ihr bei uns den Börsen Rückblick und wir schauen, was in der kommenden Woche wichtig wird.

Anders als Dienstags, kurz und knapp, denn Zeit ist Geld und wir lassen immer eine Uhr mitlaufen, damit keiner hier zu viel redet.

Und das ganze gibt's freitags auch schon bei Weltfernsehen live um 17.45 Uhr.

Und jetzt rein in die Show!

Letzte Woche war schon wieder eine Bärenwoche an den Markten. Der DAX hat tatsächlich 1,1% verloren.

Am Anfang der Woche haben erneut die steigenden Zinzen belastet, die wir letzte Woche hier ausführlich debattiert haben und das hat die Anleger weiter verunsichert.

Und da halft dann auch nicht, dass jetzt gegen Ende der Woche Inflationsdaten aus Deutschland und aus Europa besser ausgefallen sind als von den Märkten erwartet.

Das hat die Wochenbilanz dann noch etwas verbessert, aber es bleibt trotzdem ein dickes Minus.

Und was man's gesehen hat, diese Woche war schon mal so ein kleiner Vorkucker auf den Herbst.

Denn die Renditen sind angestiegen, obwohl die Konduzurzahlen ja alle wirklich grottig waren.

Ich würde mir nicht denken, die Zinzen gehen runter, aber irgendwas ist da im Finanzsystem so ein bisschen bröckelig.

Und der Fneber war so nicht vergessen, dass der DAX hat sich ganz konkret an meinen Drehbuch an das Bähne des Drehbuchers gehalten.

August minus 3, September minus 3,5 und Oktober hat auch negativ.

Positiv, weil das historische Drehbuch ist nämlich das Entscheidende und für August und September ist das in der Tat negativ.

Aber historisch steigt der DAX und die Börse insgesamt dann im Oktober wieder an wie in den letzten 100 Tagen dieses Jahres grundsätzlich.

Es gab in diesem negativen Umfeld auch positive Geschichten, dafür ein Bullen der Woche, nämlich für den größten Börsengang des Jahres in Deutschland.

Die haben es gewagt, Shot Farmer heißen sie und das noch erfolgreich.

Am ersten Handelstag, am gestrigen Donnerstag sind sie 16% zugelegte im Vergleich zum Ausgabepreis.

Und ich habe ja mit dem Chef auch in der Börser Mittag gesprochen, die sagen, wir haben eine wunderbare Wachstumsstory unser Markt.

Die machen ja so kleine Ampullen für die Farmerindustrie, kleine Glasflaschen, die sehr begehrt sind natürlich bei Fettwegg-Spritzen, bei mRNA-Medikamenten und dergleichen.

Und da wächst der Markt schon alleine um 9%, die sagen, wir wachsen stärker als der Markt, wir sind hoch profitabel.

Und ja, will man es dem Anleger verdenken, dass er sich um die Aktien geprügelt hat, eigentlich nicht.

Ich muss trotzdem nicht dabei sein.

Ja, ich war ja dabei, deswegen kann ich gar nicht so viel dagegen sagen.

Ich habe mein Zeichnungsrundbild von 11% einfach mitgenommen, weil ich habe wirklich ganz schlechte Erfahrungen mit Neuemission in Deutschland gemacht.

Wir dürfen nicht vergessen, seit 2021, 27 Neuemission.

Und davon sind gerade mein Vier im Plus, der Rest, dicke Minus, teilweise Minus 80, Minus 90, Auto 1 oder Baudiu, was es alles da gab.

Und man hat irgendwie den Eindruck, als ob Unternehmen die Börse nutzen würden, um einfach ihren Kram zum Höchstpreis hier wegzuschlagen.

Und da dachte ich mir so, ach, da bin ich lieber mal nicht dabei.

Und du darfst ja auch nicht vergessen, Schottfarmer, das ist ja gerade so ein absoluter Hype.

Du hast ja die Fett-Wegg-Spritze gemacht, die braucht ja jeder.

Und der Konkurrent Gerdersheimer, die Aktien hat sich mehr als verdoppelt.

Und da hat Schottfarmer gesagt, na gut, da verkaube ich meine auch.

Und ich bin froh, dass ich sie verkauft habe.

Zumal ja das Geld aus dem Börsengang komplett bei Mutterkonzern landet und nicht bei der Tochter, die es dann wieder zum Beispiel in Wachstum oder in anderes investieren könnten.

Das stimmt mich bedenklich zum Beispiel.

Und wir wollen aber trotzdem nicht hoffen, dass auch Schottfarmer dann Schottfarmer wird.

Nein, natürlich nicht.

Mein Bär der Woche geht nicht an eine Aktie, sondern an Land Italien.

Nicht, weil man da nicht schön Urlaub machen kann, das kann man.

Sondern es geht um die Haushaltspolitik.

Da hat ja diese Woche die Regierungschefin Meloni mal eben gesagt, so, ach, europäische Schuldenregel, das machen wir frühestens 2026 wieder.

Und das hat natürlich die Märkte außer sich gebracht.

Und was ist ein Problem, was den Haushalt kaputt macht?

Die haben so ein Superbonus 110 eingeführt.

Und wenn du in Italien dein Haus renovierst, dann kriegst du 110 Prozent des Hauspreises, des Renovierungspreises, kriegst du als Steuergutschrift.

Und wenn du nicht so viel Steuern zahlst, was viele machen, kannst du das sogar, kannst du das handeln?

Und der Italiener sagt, oh, die schildert dir.

Und das hat den Haushalt komplett ruiniert.

Und als der Meloni gesagt, das schaffen wir nicht mehr, dann gehen die zehnjährigen Staatsanleihen in Italien fast auf fünf Prozent.

Und das wird wirklich zum Risikofaktor wieder für die Eurozonen.

Ich sehe das schon wieder so ein Destabilisierungsmoment in Italien.

Und deswegen kann es sich hier beherren, weiblich verdienen.

Im Bela Italia, unser Schuldensünder, wird immer wieder gern vom Chappels angezählt, auch in unseren Podcasts.

Aber in der Tat sollte man Schuldenregeln einhalten.

Dafür sind sie da, aber kein Grund zur Panik, sage ich.

Die Renditen sind ja jetzt auf die Nibose, in etwa der amerikanischen Staatsanleihen, knapp darüber gestiegen.

Die haben wir letzte Woche hier diskutiert.

Und das ist durchaus noch verkraftbar, zumal sie auch Italien in Zeiten der Niedrigzinsen langfristig diese Niedrigzinsen,

über langfristige Anleihen gesichert hat.

Also kurzfristig droht da keine neue Finanzkrise.

Ja, davon darf sich vergessen, die Schuldenquote liegt bei 140 Prozent.

Und wenn der Zins dauerhaft bei fünf Prozent bleibt, dann kannst du das schon mal, ja, Bela Italia streichen.

Und es dann irgendwann muss die ECB wieder einschreiten und muss wieder Anleihen kaufen.

Und das wäre natürlich auch misslich für unser Thema, nämlich die Inflation.

Das ist ja das Thema der Woche.

Die ist ja in Deutschland diese Woche gefallen, von 6,1 Prozent auf 4,5 Prozent.

Und zum ersten Mal wieder eine Vierfondkommar seit Februar 2020.

Das ist wirklich sehr lange Zeit. Und viele haben das gefallen.

Ich finde das nicht so feierwürdig, weil es gibt da verschiedene Schönheitsfehler.

Der eine Schönheitsfehler ist, im vergangenen September hatten wir so eine Art Basiseffekt.

Da ist das neuen Euro-Ticket ausgelaufen, der Tankreport.

Wir kommen also von einem hohen Niveau, und dann ist es ja klar, dass es mal heruntergeht.

Das zweite, die Kernrate der Inflation, die so die Lebensmittelpreise und die Energiepreise ausdammen,

die ist noch mit 4,6 sogar über der Inflationsrate.

Das zeigt, wie hartnäckig jetzt diese Preise in die Ökonomie angekommen sind.

Und dann gab es noch eine Umfrage vom IFO-Institut.

Und das hat gezeigt, dass die Unternehmen zum ersten Mal seit einem Jahr wieder

mit steigenden Preisen klaren.

Und das wird dazu führen, dass die Inflation nicht weiter nach unten gehen wird.

Vielleicht kurz für Sie, aber nicht dauerhaft.

Gefeiert hat auf jeden Fall schon mal die Bildzeitung.

Das kann nicht so häufig, dass da positive Schlagzeilen auf die Bildzeit reinkommen.

Aber Sie zitieren ja zum Beispiel die führenden Forschungsinstitute aus Deutschland.

Die haben gestern in ihrem Erbsgutachten festgestellt und gehen davon aus,

dass im nächsten Jahr die Inflation in Deutschland auf 2,6% sinken wird.

Also, dass sie weiter deutlich nachgeht.

Und 2025 sogar auf 1,9% wäre sogar unter der Zielmarke der EZB.

Also, dieser Trend, das glaube ich auch sollte anhalten,

dass die Inflation weiter zurückgeht, sieht man zum Beispiel an den Produzentenpreisen.

Im August sind die um 12,6% gefallen.

Und diese Preise werden ja dann erst nach und nach an die Verbraucher weiterengegeben.

Zumal die Verbraucher das Geld ja immer noch zusammenhalten.

Das zeigen die Einzelhandelsumsätze heute.

Da gab es einen regelrechten Einbruch zum Beispiel im Onlinehandel.

Aber auch bei Lebensmitteln sind die Umsätze so tief wie seit 2015 nicht mehr.

Und das sind natürlich die Preissetzungsmächte der Händler begrenzt.

Die müssen eher versuchen, mit Sonderangeboten die Käufer zu locken.

Und das sorgt weiter für Preistruck.

Darf man das jetzt hier in den August kommen?

Wir haben es halt her, ein Ölpreis anstieg.

Der Ölpreis ist diese Woche auf den höchsten Stand seit nur einem Jahr gestiegen.

Und das wird natürlich in die Benzinpreise reingehen.

Und dann dürfen wir nicht vergessen, der an den CO2-Preis,

der auch noch oben drauf kommt und das alles zusammen wird dazu führen,

dass die Inflation wieder ansteigt.

Und wir haben ja drei große Kämpfe, die wir bekämpfen müssen.

Und zwar einmal gegen den Klimawandel.

Da haben wir den CO2-Preis.

Dann haben wir noch Demografie und dann noch Deklobalisierung,

Abkoppelung oder Deristing von China.

Und das alles wird dazu, dass wir langfristig 3 als normales normal haben

und nicht mehr die 2.

Aber den Preistruck aus China, der kommt auch über die neuen Onlinehändler,

die ihre Billigware verkaufen.

Und China selbst ist ja quasi in der Deflation.

Und langfristig darfst du die Digitalisierung

und den technischen Fortschritten nicht vergessen.

Und wenn wir die KII und Autonomis fahren, was da alles so kommt,

wird die Preise deutlich drücken.

Und Inflation wird uns nächste Woche auch beschäftigen.

Wieder an den Märkten, die rückläufiger, glaube ich,

wird Anfang Oktober dann doch wieder zu deutlich steigenden

oder zu steigenden Börsen führen.

Auch beim DAX, zumal jetzt eben Ende September,

viele Foremanscher und dergleichen, die Aktien rausgeauen haben.

Die Stimmung war sehr negativ zuletzt.

Extreme Angst.

Und das könnte ein guter Neckator für steigende Börsen sein.

Ich glaube nicht, dass über Oktober gleich alle anfangen zu kaufen,

darfst ja auch nicht vergessen.

Es gibt ja diesen Government-Shutdown in Washington.

Da könnte man sich vielleicht noch am Sonntag einigen.

Aber was deutlich wird, das ist ein völlig dysfunktionales System

und da hat keiner Kauflaut.

Dann haben wir am Wochenende dann auch noch die Arbeitsmark da.

Da ist auch noch viel Gefahr.

Also ich sehe eher, dass die Börsen nochmal runtergehen,

vielleicht nicht stark, aber es wird keine Kaufwoche treffen.

Darüber werden wir sprechen.

Nächste Woche bei Defna und Schäpitz im TV.

Das war es auf jeden Fall für diese Woche.

Wir sagen tschüss und ciao.

Ich bin Steffner.

Wer den Podcast über die Kante diese Woche schon am Motor einschalten,

bei Dienstag ist ein Feiertag.

Und dann gibt es Milchtreit bei Welt und überall, wo es Podcast gibt.

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Die Börsen-Woche

In Deutschland ist die Geldentwertung auf 4,5 Prozent gefallen. Die Wirtschaftsjournalisten Dietmar Deffner und Holger Zschäpitz debattieren darüber, ob wir schon bald wieder eine Zwei vor dem Komma sehen oder sich die Verbraucher und Sparer langfristig auf höhere Raten einstellen müssen.

Wenn ihr diese Folge von Deffner&Zschäpitz schon freitags sehen möchtet, findet ihr die TV-Sendung zum Podcast hier: https://www.welt.de/mediathek/talk/deffner-und-zschaepitz/

Weitere Themen:

– Erfolgreicher Börsengag bei Schott: Warum die IPO-Statistik gegen die Aktie spricht
– Schuldenquote 140 Prozent: Warum Italien zum erneuten Sorgenkind in der Euro-Zone werden könnte
– Goldener Oktober: Was nach den saisonal schwachen Monaten August und September für einen guten Herbst an der Börse spricht

Produktion: Dieter Webel

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