Inside Austria: Herbert Kickl – Aufstieg eines Angstmachers (5/5): Der Volkskanzler?

DER STANDARD DER STANDARD 9/30/23 - Episode Page - 43m - PDF Transcript

Diese Podcast wird unterstützt von Tierschutz-Austrea.

Ein Raum in blau getaucht, zwei Österreich-Fahrenhängen an der Wand.

Es ist Dienstag vergangene Woche in Wien, das Pressezentrum der FPÖ.

Journalistinnen und Journalisten sitzen in Rhein vor dem Podium, an einem Langtisch

nimmt Herbert Kickel vor dem Mikroplatz.

Der Mann, zudem inzwischen Rechtspopulisten in ganz Europa aufsehen.

Auf dem Platz neben ihm nimmt eine blonde Frau in weißer Bluse und schwarzem Schakettplatz.

Die Chefin der rechtsextremen AfD.

Zwei Vorsitzende, deren Parteien gerade auf dem Vormarsch sind.

Und Sie sehen, wir haben hier sehr, sehr viele gemeinsame Themen.

Wir haben viele Übereinstimmungen, wir haben viele Felder,

wo wir gegen verantwortungslose Bundesregierungen vorgehen müssen.

Alice Weidel freut sich sichtlich über die Einladung nach Wien.

Sie merken natürlich auch an dem Auftritt heute, dass uns als AfD daran gelegen ist,

den Schulterschluss zur FPÖ zu suchen und Herrn Kickel und seiner Partei alles Gute.

Bei den Wahlen ist es ja auch zu wünschen.

Die Pressekonferenz wird auf dem YouTube-Kanal der FPÖ übertragen.

Zuschauerinnen und Zuschauer können Live-Kommentare schicken.

Kickel, Weidel, das Dreamteam.

Jede Menge blaue Herzchen.

Seit Jahrzehnten wird immer nur geredet, es wird nichts umgesetzt,

seitdem wir seit 2015 Europa überrannt wurde.

Und dann rede ich auch von der Mitfinanzierung dieses Krieges direkt

oder indirekt durch europäische Förderungstöpfe.

Die Deutschen sollen die Heizung aus dem Keller rausreißen,

dürfen nicht mehr entscheiden, was für Heizung sie fahren, welche Autos sie fahren.

Alice Weidel und Herbert Kickel sprechen darüber,

was in den Regierungen ihrer jeweiligen Länder angeblich alles falsch liefe.

Migration, Ukraine kriegt Genderpolitik,

die üblichen rechtspopulistischen Lieblingsthemen.

Die Reden der beiden Parteichefs klingen ziemlich austauschbar.

Das Treffen in Wien hat ein Ziel.

Die beiden wollen zeigen, wir sind stark in Europa.

Sie wollen zeigen, dass ihre Themen immer mehr Anschluss finden.

Ihre Vorstellung davon, wie Europa aussehen sollte.

Mit einem entscheidenden Unterschied.

Wenn es eine freiheitliche Kanzlerschaft in diesem Land gibt.

Herbert Kickel spricht von der Kanzlerschaft.

Davon kann die AfD in Deutschland zurzeit nur träumen.

Aber für Herbert Kickel könnte dieser Traum in einem Jahr Realität werden.

Und für viele Menschen in Österreich zum Albtraum.

Ich bin Lucia Heisterkamp vom Spiegel und ich bin Antonia Raut vom Standard.

Das ist die fünfte und letzte Folge unserer Serie über Herbert Kickel, der Volkskanzler.

Wir wollen wissen, ob der FPÖ-Chef nächstes Jahr wirklich Bundeskanzler werden könnte.

Und wie er Österreich umbauen will.

Die Pressekonferenz von Alice Weidel und Herbert Kickel in Wien dauert jetzt schon eine Stunde.

Eine Journalistin will am Ende noch wissen, ob Weidel bei ihrem Besuch dann auch ein Wiener Schnitzel serviert wird.

Die Frage nach dem Schnitzel ist noch offen.

Ja, dieses Schnitzel wird es geben.

Ich bin froh, dass wir das noch essen dürfen, ohne damit schon in der Illegalität zu sein.

An dieser Stelle fehlt eigentlich nur noch ein Veganer-Witz über Berliner Hipster.

Und auch inhaltlich verkünden die beiden Parteichefs nichts Neues.

Sie bekräftigen ihre gemeinsamen Linien in der Asylpolitik und eigentlich bei allen Themen.

Die AfD ist mit der FPÖ in großer Freundschaft verbunden.

Und für mich ist das eine ganz große Ehre, heute in Wien zu sein.

Hauptsache Verbundenheit und Stärke demonstrieren.

Da geht es um eine Vernetzung, zwei rechtspopulistischer bis rechtsextremer Parteien.

Das ist unser Kollege Hans Rauscher vom Standard, Kolumnist und Experte für Zeitgeschichte.

Er hat die Pressekonferenz von AfD und FPÖ vergangene Woche auch mitverfolgt.

Sie liegen beide gut in den Umfang, die Freiheitlichen sogar auf Platz eins mit 32 Prozent.

Die AfD hat 21 Prozent, dass es ein absoluter Rekord wird.

Sie wollen demonstrieren, rechtspopulismus und rechte Politik ist in Europa im Aufwind

und ist auf der Siegerstrasse.

Damit projiziert man etwas.

Was uns bei dieser Pressekonferenz noch auffällt, Alice Weidel wird beim Sprechen immer wieder

sichtbar wütend, wenn sie über die Politik der Ampel in Deutschland schimpft.

Herbert Kickel dagegen redet eher ruhig und gelassen.

Kein Wunder, seine Partei regiert mittlerweile in drei Bundesländern mit, darunter auch im

größten Bundesland in Niederösterreich.

Und unser Kollege hat es eben gesagt, in allen Umfragen liegt die FPÖ bundesweit auf Platz

eins mit mehreren Prozentpunktenabstand.

Wenn im Herbst 2024 in Österreich gewählt wird, könnte sie also, stand jetzt, wirklich

stärkste Kraft werden.

Alice Weidel will also wohl vor allem von der österreichischen Schwesterpartei lernen.

Denn während bei uns in Deutschland noch die Angst umgeht, dass die AfD in absehbarer

Zukunft mal einen Ministerpräsidenten stellen könnte, also in Österreich wäre das der

Landeshauptmann, lautet Kickels Ziel.

Wir wollen regieren und wir wollen zu kurz den Punkt des Kanzlers stellen.

Halten wir noch mal kurz fest, der Mann, der immer gesagt hat, dass er sich im Maschinenraum

der Partei am wohlsten fühlt, der nie Minister werden wollte, der nie Parteichev

werden wollte, der hat jetzt das Ziel Österreichs nächster Bundeskanzler zu werden.

Sein unbedingt der Wille zu Macht, das unterscheidet ihn von seinen an sich viel populäreren Vorgängern.

Also Jörg Heider war ja wirklich ein Volksliebling und auch Strache.

Er hatte gute Sympathie-Werte, während Kickels ja mehr ein unscheinbarer, kleiner, nicht

so attraktiver Volkstribun.

Was wir in den letzten Folgen ja gelernt haben, Kickels Wille zu Macht war nicht vom Beginn

an da, sondern ist über die Zeit gewachsen.

Stück für Stück hat Kickel ein Gefühl dafür bekommen, dass er nicht nur Reden und Strategien

für andere ausarbeiten kann, sondern Menschen mit seinen eigenen Worten einfängt.

Eine Hörerin ist da übrigens was Spannendes aufgefallen.

Sie findet, dass Herbert Kickel über die Zeit immer stärker in seinen kernter Dialekt

verfällt.

Wir haben uns das noch mal bewusst angehört und sie hat Recht.

Herbert Kickel spricht heute viel stärker im Dialekt als noch vor einigen Jahren.

Was so als fühle er sich in der Öffentlichkeit auf der großen Bühne wirklich zunehmend

wohler und wohler, selbstbewusster, als hätte er seine Sprache gefunden.

Oder natürlich, das Ganze ist nur eine Rolle, von der er denkt, dass sie am besten funktioniert.

So genau weiß man das bei Herbert Kickel natürlich nie.

Was wir aber ziemlich sicher wissen, jetzt wo Kickel erstmal die Macht hat, will er sie

immer weiter festigen.

Und das war bei Heidern nicht so der Fall, der war eher spielerisch und bei HC Strache,

dem hat man das einfach nicht abgenommen, der hatte nicht das Kalibre.

Der war ein Ventil für Frustrationen und ein Ventil für Protest, aber beim Kickel spüren

die Menschen, dass er wirklich Kanzler werden will, Volkskanzler, wie er selber sagt.

Volkskanzler, kann Kickel das wirklich schaffen?

Die Antwort darauf ist kompliziert, wir kommen aber gleich noch dazu, versprochen.

Davor interessiert uns aber, was Kickel überhaupt vor hat als Bundeskanzler, was ist sein Plan

für Österreich?

Wer das wissen will, der muss nach Ungarn schauen.

Die Republik Ungarn und meine Heimat Österreich sind verbunden durch eine gemeinsame Grenze,

aber mehr noch durch eine gemeinsame Geschichte.

Im Mai dieses Jahres sendet Kickel eine Videobotschaft nach Budapest.

Dort hat der ungarische Ministerpräsident Viktor Orban gerade zu einer Veranstaltung

eingeladen.

Vom Wort konservativ darf man sich hier nicht täuschen lassen, es ist ein Vernetzungstreffen

der internationalen Rechten.

Leute wie Steve Bannon sprechen dort, der ehemalige Chefstrategie von Donald Trump oder

auch der ehemalige deutsche Verfassungsschützer Hans Georg Maasen, der mittlerweile ziemlich

nach rechts abgedriftet ist.

Es wird gegen die liberale Demokratie gewettert, gegen Feminismus, queere Menschen und Geflüchtete.

Herbert Kickel kann nicht persönlich kommen, also schickt er einen Groß per Video.

Er sitzt vor einem Bücherregal neben sich eine ungarische Flagge.

Ungarn und Österreich sind in Europa mit jeweils knapp an die 10 Millionen Einwohner

eher kleine Länder.

Umso wichtiger ist es daher, gegenüber den großen, unsere Interessen zu verteidigen,

die Interessen unserer Bürger und unsere nationale Souveränität.

Genau das tut Ungarn und Viktor Orban und ist damit ein Vorbild für viele in Europa.

Es ist nicht das erste Mal, dass Herbert Kickel Ungarn ein Vorbild nennt.

Er will sich so einiges von seinem östlichen Nachbarn abschauen.

Das betrifft gleich mehrere Bereiche.

Das Thema der FPÖ ist natürlich die Migration, das Thema von Kickel ist die Migration.

So wie bei allen europäischen Rechtspopulisten.

Ständig geht es darum, dass Flüchtlinge und Migranten angeblich den Kontinent überrennen würden.

Da versteht man ja dann die Diskussion herum so weniger, dass man dann worte wie den Begriff

Bevölkerungsaustausch kategorisch ablehnt, dass man versucht hier eine Entwicklung zu

tabuisieren und damit wegzuwischen, die uns in Wahrheit irgendwie alles sehr, sehr nachdenklich

stimmen sollte.

Bevölkerungsaustausch, das müssen wir vielleicht kurz erklären.

Diese Verschwörungstheorie ist bei neurechten Gruppen wie der identitären Bewegung ziemlich

verbreitet.

Dahinter steckt die Vorstellung von einer Elite da oben, die angeblich einen geheimen

Plan verfolgt.

Nämlich die weiße Mehrheitsbevölkerung in Europa durch Einwanderer aus dem globalen

Süden zu ersetzen.

Und genau diese Verschwörungstheorie greift auch Kickel auf, wie hier im Interview mit

krone.at.

Es ist also nicht einfach so, dass er sich Sorgen macht über die steigenden Asylzahlen.

Das wäre die eine Sache.

Er behauptet, die Migrationsströme seien Teil eines geheimen Plans.

Und deshalb will er, dass es in Zukunft kein Asyl suchender mehr auf österreichischen

Bodenschaft.

Österreich soll eine Festung werden.

Dann meine ich nicht an der Grenzkontrolle, wo man sagt, bitte hast du ein Papier und

wenn es krans ist, ist er wurscht, dann kommst du da her, gibst du jetzt deinen Fingerabdruck,

wirst fotografiert und schon bist du herinnen.

Damit ist das Problem nicht gelöst.

Wir müssen es so machen, wirst die Ungarn an ihrer Grenze zu Servien machen.

Ungarn hat an der serbischen Grenze einen Stacheldrahtzaun errichtet.

Die Behörden gehen dort immer wieder gewaltsam gegen Asylsuchende vor.

Sie greifen Menschen mit Schlagstöcken oder Pfefferspray an, um zu verhindern, dass sie

das Land betreten.

Gewalt an den Grenzen, so wie in Ungarn, das will Kickel, also auch für Österreich.

Das ist das eine.

Das andere Vorbild ist aber, dass Ungarn die unabhängige Justiz ausgehebelt hat, die unabhängigen

Medien ausgehebelt hat, die Künstler und Intellektuellen schweigen oder sind vertrieben.

Das hat eine Vorbildfunktion für Kickel.

Es geht Kickel also um nichts Geringeres als darum, die liberale Demokratie abzuschaffen.

Das vereint die FPÖ übrigens auch mit ihrer deutschen Schwesterpartei.

Beide wollen ein anderes System.

Sie sprechen ununterbrochen von den Systemparteien, von dem System an sich.

Das ist nebenbei bemerkt, ein Nazi-Ausdruck, der von Hitler und Goebbels immer wieder für

die Parteien der Weimarer Republik gebraucht wurde.

Für die beiden ist das System, die Demokratie, so wie wir sie jetzt haben, und die wollen

sie kippen in Richtung eines autoritären Systems.

Eine Autokratie nach dem Vorbild Ungarns.

Aber auch bis einen gewissen Grad nach dem Vorbild Putin.

Bei neuen landesweiten Protesten gegen Präsident Vladimir Putin gehen die Sicherheitskräfte

wieder mit aller Macht gegen die Demonstranten vor.

From Moscow to Siberia, anger growing and hundreds arrested.

Police officers marked with a symbolic Z, the sign for Putin's war, beating protesters

today in St. Petersburg.

St. Kremlin-Kritiker Alexey Navalny wegen Extremismusvorwürfen zu einer weiteren Haftstrafe

vor 19 Jahren verurteilt worden.

Obwohl Kikil natürlich nicht offen sagt, dass er Putin bewundert.

Aber seine Aussagen machen unmissverständlich klar, dass er das politische System fundamental

verändern will.

Mit weitreichenden Konsequenzen für alle Menschen im Land.

Für Österreich wäre wahrscheinlich dann eine sehr große Bedrohung, dass Menschenrechte

zurückgerollt werden, die wir als selbstverständlich gesehen haben in den letzten Jahrzehnten,

für die wir gekämpft haben im letzten Jahrhundert.

Das ist Julia Ebner, die haben wir auch schon in der letzten Folge gehört.

Sie forscht zu Rechtsextremismus und Populismus und beschäftigt sich mit der Frage, was passiert,

wenn Extremisten in einem Land an die Macht kommen.

Das betrifft Frauenrechte, das betrifft die Rechte von Minderheiten, von religiösen

Kulturellen und ethnischen Minderheiten.

Das würde eventuell auch LGBTQ-Rechte betreffen.

Wir können solche Tendenzen auf Landesebene übrigens sogar schon in Österreich sehen.

In Niederösterreich, wo die FPÖ ja mitregiert, dort gibt es seit kurzem ein Gender-Verbot

für Beamte.

Das heißt, wer den Gender-Stern, Doppelpunkt oder ein Binnen-I in offiziellen Dokumenten

verwendet, der muss womöglich eine Geldstrafe zahlen.

Das muss man sich vorstellen, eine Geldstrafe fürs Gender.

Und Wirshäuser bekommen nur noch dann eine Förderung, wenn sie auch traditionelle Speisen

anbieten.

Das Satire-Medium die Tagespresse hat sich da übrigens ein Scherz erlaubt und Rundschreiben

an Württinnen Niederösterreich verschickt.

Darin heißt es, dass bald Kontrolleure vorbeikommen würden, um zum Beispiel die Panierquote zu kontrollieren.

In den letzten Jahren gerieten unsere traditionellen Speisekarten gleich von zwei Seiten Unterdruck.

Einerseits von den ins Land strömenden fremden Kulturen, die etwa Kebab oder Gyros einschleppen

und Salonweg machen.

Andererseits aber auch von den immer mehr werdenden Wienern, die sich als Zweitwohnsitzer in

unserem schönen Bundesland ansiedeln und die Nachfrage nach anglikanischen Renten speisen

wie Tofu erhöhen.

Die FPÖ fand diesen Brief übrigens gar nicht lustig und hat rechtlich interveniert,

aber ist damit nicht durchgekommen.

Erstmal klingen diese Beschlüsse in Niederösterreich natürlich irgendwie lächerlich, aber wirklich

lustig ist das alles nicht.

Es gibt einen Vorgeschmack, wohin die Reise gehen könnte, wenn Kickels FPÖ erst mal

auf Bundesebene das Sagen hat.

Und nicht nur die Rechte von Minderheiten würden dann wohl heftig unter Druck geraten.

Er ist ganz eindeutig gegen die EU, gegen die NATO.

Kickel lehnt alle westlichen Sicherheitsbündnisse ab.

Er ist dagegen, dass Österreich dem gemeinsamen europäischen Flugabwehrsystem Sky Shield

beitritt.

Sicherheit in der Außenpolitik heißt für ihn offenbar bloß nicht Putin verärgern.

Er gibt Russland nicht die Schuld an dem Krieg.

Die freiheitliche Partei Österreichs hat ja vor einigen Jahren auch ein Kooperationsabkommen

mit der russischen Partei Putins geschlossen.

Kickel gehört jetzt nicht zu den großen Putinfreunden, von denen es in der FPÖ ja so einige gibt.

Man findet von ihm keine Selfies in Moskau, aber erhält sich in Sachen Ukrainekrieg

mal wieder an das populistische Playbook.

Immer die Position einnehmen, die die anderen gerade nicht vertreten.

Und das ist die Moment, die den russischen Angriffskrieg nicht zu verurteilen, sondern

der Ukraine eine Mitschuld einzuräumen.

Man muss den Versuch unternehmen, auch die andere Seite zu verstehen.

Und das ist etwas, was völlig fehlt.

Und der Konflikt ist nicht vom Himmel gefallen, das wissen Sie genauso gut wie ich, sondern

dieser Konflikt hat eine Vorgeschichte.

Und auch sonst hat die FPÖ und Kickel einige fragwürdige außenpolitische Projekte am Köcheln.

Was hat der FPÖ-Urgestein Andreas Mölzer in Afghanistan mit den Taliban so besprechen?

Diese Bilder, die auch von den Taliban selbst veröffentlicht wurden und schlagen international

hohe Wellen.

Es sind Bilder vom Hindukusch, die in Österreich diese Woche für viel Trubel sorgen.

Man sieht darauf einen hellen Raum, etwas altmodische Möbel, einen dicken Teppich,

Schalen mit Nüssen oder so stehen auf den Tischen.

Darumherum sitzen gleich mehrere Männer und die schauen ziemlich unterschiedlich aus.

Das sind Typen mit langen Baden, Turban und traditionellen Gewendern, ihnen gegenüber

sitzen drei Männer in Anzügen, ein weiterer Trick Lederjacke.

Zwei von ihnen kennt man in Österreich ziemlich gut, sie gehören zur FPÖ, der ehemalige

EU-Parlamentarier Andreas Mölzer und der frühere Bundestagsabgeordnete Johannes Hübner.

Ein weiterer Mann in einem etwas veraltet wirkenden Dreiteiler ist eines ziemlich rechtsgelten

der Wiener Antiquitätenhändler und dann ist da noch ein Gönäkologe dabei, der schon

mit Jörg Heider Reisen unternommen hat.

Die anderen Männer sind Taliban.

Das Foto wurde in Kabul aufgenommen.

Die Delegation aus Österreich ist zu Besuch beim Außenminister der Taliban in Afghanistan,

Außenminister unter Anführungszeichen, weil das Terrorregime in keinem einzigen Land wirklich

anerkannt ist.

Was zur Hölle machen FPÖ-Politiker bei den Taliban?

Ich halte diesen Besuch bei den Taliban, ich sage so, wie ich es mir denke und wie

ich es empfinde für eine unglaubliche Dummheit.

Auch Herbert Kickel hat der Besuch offenbar ziemlich kalt erwischt.

Bei einer Pressekonferenz macht er seinem Eiger über den blauen Besuch in Afghanistan Luft

und er betont ...

Das sind keine FPÖ-Politiker, das waren FPÖ-Politiker, das war ein Rentenausflug

nach Afghanistan.

Es stimmt, Mölzer und Hübner haben derzeit keine offiziellen Ämter in der Partei.

Trotzdem, die beiden sind ziemlich alteingesessene Parteimitglieder.

Was die Männer in Kabul wollten, das wissen wir ehrlich gesagt nicht genau, es kursieren

einige Theorien dazu, angeblich wollten sie sich von der Menschenrechtslage im Land ein

Bild machen.

Was auch immer dahinter steckt, einen offiziellen Aufschrag der FPÖ hatten sie nicht.

Und Herbert Kickel wirkt bei der Pressekonferenz in Wien wirklich sauer über den Medienrummel,

den die Reise verursacht hat.

Sie fragen nach dem Ausschluss und meine Antwort ist, dass ich zum Thema Ausschluss nichts

ausschließe.

Er überlegt sogar, die Männer aus der Partei zu werfen.

Denn was ihn wohl wirklich stört an der ganzen Sache, Herbert Kickel hasst es, die Kontrolle

zu verlieren.

Er war über Jahre der, der in der Partei im Hintergrund die Fäden gezogen hat.

Und der will er auch jetzt noch sein.

Wenn da ein paar Partei-Opas auf eigene Faust auf Abenteuerreise gehen, dann passt das überhaupt

nicht in sein Konzept.

Dabei ist es gar nicht die erste Reise dieser Art in der Partei.

Schon Jörg Heider hat seinerzeit Diktatoren wie Saddam Hussein im Irak oder Muammar Al-Qaddafi

in Libyen besucht.

Auch wenn die Öffentlichkeit das mittlerweile mehr oder weniger vergessen hat.

Berührungsängste mit brutalen Machthabern, egal welcher Colour hatte die FPÖ eigentlich

nie.

Das österreichische Satire-Medium die Tagespresse hat übrigens auch dieses Thema gleich dankbar

aufgenommen und schreibt, auf dem Bauunternehmen die freiheitliche Partei eine radikale Kehrtwendung

in ihrer politischen Ausrichtung.

Das legt die neue Serie in Wahlplakaten nahe, die heute enthüllt wurde.

Auf den Plakaten heißt es dann, Jihad statt Fahrrad.

Sie sind gegen ihn, weil er für Skalifat ist, Boko Haram statt Bobo waren.

Man weiß nicht recht, ob man die ganze Angelegenheit jetzt lustig oder doch er ziemlich gruselig

finden soll.

Diese Reise ruft uns ins Gedächtnis wie unberechenbar die FPÖ ist, wie wirre Ideen und Pläne dort

kursieren und wie auch Herbert Kickel nicht verhindern kann, dass einiges davon in die

Tat umgesetzt wird, ob ihm das nun passt oder nicht.

Und nicht nur die Bilder der FPÖler aus Kabul, die im Netz kursieren, werden gerade in Österreich

kontrovers diskutiert.

Für noch viel mehr Aufregung sorgte kürzlich ein Video.

Produziert hat es die Jugendorganisation der FPÖ.

Eine Stimme warnt in dem Video vor Vokisen, Regenbogen, Terror, Bevölkerungsaustausch.

Es wird viel marschiert, man sieht Fackelzüge.

Das Ganze erinnert von der Ästhetik her ziemlich an die NS-Zeit.

Es wird sogar der Balkon gezeigt, von dem er aus Adolf Hitler 1938 seine Rede nach dem

Einzug in Wien gehalten hat.

Die jungen FPÖler blicken fast ehrfürchtig zu diesem hinauf.

Genau als dieser Satz aus dem Auf kommt.

Die aber wollen eine Zukunft.

Allein die Verschwörungsmythen, die im Video angedeutet werden, haben es ziemlich in sich.

Zum Beispiel sehen wir ein Bild von der brennenden Kathedrale Notre Dame.

Obwohl die Brandursache ungeklärt ist, hält sich in rechten Kreisen hartnäckig das Gerücht,

dass Migranten das Feuer gelegt hätten, wofür es überhaupt keine Beweise gibt.

In dem Video ist von Lesekreisen die Rede, dazu werden dann Bilder von rechten Intellektuellen

eingeblendet.

Armin Mola und Ernst Jünger mussten wir auch erst mal googeln, aber das sind schon eher

sehr rechte Gesinnungsgenossen.

Doch all das ist nichts ohne den Willen zur Tat.

Wir wissen, dass wir uns nicht nur in der Theorie nur politischen Themen beschäftigen dürfen,

sondern dass wir aktiv werden müssen, um unsere Ziele zu erreichen.

Ganz ehrlich, wenn man das Video sieht, dann wird einem wirklich mulmig bei der Vorstellung,

dass das der Nachwuchs, der gerade umfragenstärksten Partei in Österreich ist.

Und Herbert Kickel, der findet das Video, wie er sagt, großartig.

Sie haben mich mit ihren großen Kinderaugen angeschaut und richtig begeistert mit mir gespielt.

Aber mit der Zeit immer weniger, später gar nicht mehr.

Einsam im kleinen Käfig und dann einfach weggegeben.

Gibt es nicht jemanden, der nach vielen Jahren genauso auf mich schaut wie am ersten Tag?

Sie hörten Christine Reiler als Rateronia.

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Ein paar FPÖ-Urgesteine erreisen zu den Taliban.

Eine Jugendorganisation macht ein fragwürdiges Video.

Vielleicht fragen sie sich, was das denn jetzt eigentlich alles so direkt mit Herbert Kickel zu tun hat.

Für uns zeigen die sechs Kurse zwei Dinge.

Erstens, in der FPÖ steckt sehr viel extremistisches Potenzial.

Sei es die Bereitschaft, mit Terrorregime zusammenzuarbeiten, wenn's entpasst.

Oder auch das Spiel mit Verschwörungstheorien und Nazi-Ästhetik.

Daran erinnert sich auch unter Herbert Kickel nichts.

Manches davon findet er weniger gut, anderes nutzt er ganz aktiv für sich.

Es bleibt dabei.

Herbert Kickel geht es vor allem um die Macht.

Bis zu den nächsten Nationalratswahlen ist es noch ein Jahr.

Stand jetzt würde fast ein Drittel der Wahlberechtigten in Österreich Herbert Kickel wählen.

Für mich ist es gar klar, ein Bundeskanzler Herbert Kickel muss verhindert werden.

Das sagt der aktuelle Bundeskanzler und ÖVP-Chef Karl Nehammer kürzlich bei einer Pressekonferenz.

Herbert Kickel als Bundeskanzler ist ein Sicherheitsrisiko, so wie er selbst schon ist.

Nehammer betont immer wieder, dass er ein Kanzler Kickel nicht zulassen will.

Weil selbst seine konservative Volkspartei Kickel für gefährlich hält.

Für ein Sicherheitsrisiko.

Auch das hat Nehammer schon mehrmals wiederholt.

Allerdings, wenn er massiv verliert, muss Nehammer höchstwahrscheinlich ohnehin seinen Hut nehmen.

Dann ist er nicht mehr Kanzler.

Dann wird er wahrscheinlich auch als Parteichef nicht mehr zuhaltend sein und dann entscheidet das andere Leute.

Also die ÖVP.

Das heißt, am Ende hat womöglich gar nicht Nehammer das letzte Wort darüber,

ob die Volkspartei Kickel in die Regierung holt.

Aber unser Kollege Oliver, das guckt am Ende trotzdem.

Ich kann mir nicht vorstellen, dass die ÖVP Herbert Kickel zum Kanzler macht.

Das würde die ÖVP bei aller Liebe zur Macht wahrscheinlich auch innerlich total zerreißen.

Aber dann gibt es natürlich noch die Möglichkeit, dass die FPÖ ohne Kanzlerposten mit regiert.

Wenn die Partei bei rund 30 Prozent bleibt, dann braucht sie einen Koalitionspartner.

Abgesehen von der Volkspartei schließen alle Parteien aber eine Zusammenarbeit mit der FPÖ aus.

Die ÖVP dagegen sitzt ja schon in drei Bundesländern mit den Freiheitlichen in der Regierung.

Und auch wenn Karl Nehammer einen Kanzler Kickel verhindern will,

ein Journalist bei einer Pressekonferenz stellt die Frage, die sich gerade viele stellen.

Aber schließen Sie generell eine Koalition der ÖVP mit den Freiheitlichen oder Kickel aus,

aber noch nicht Bundeskanzler?

Das sind was wäre, wenn Fragen zuerst wird gewählt, dann wird gezählt, dann wird gewichtet,

dann wird man sehen, wie die Wählerinnen und Wähler tatsächlich sozusagen das Vertrauen verteilen

und dann kann man Koalitionen bilden.

Eine klare Antwort gibt Nehammer also nicht.

Die ÖVP will sich auf jeden Fall die Option offenhalten, mit der FPÖ im Bund eine Koalition zu bilden.

Anders als in Deutschland saßen die Rechtspopulisten in Österreich ja auch schon mehrmals in der Bundesregierung.

Eine Brandmauer, die man einreißen kann, gibt es nicht mehr.

Offenbar gibt auch Herbert Kickel nicht allzu viele auf Koalitionsabsagen aus der Volkspartei.

Wenn es insbesondere für die ÖVP in allen Bereichen gilt, man nehme das, was sie sagt

und dann drehe man es ins Gegenteil um und dann sind sie dort, was die ÖVP wirklich meint.

Es wird also vor allem an der Volkspartei liegen, ob die FPÖ nächstes Jahr wieder mitregiert.

Entscheidend ist aber auch, wie die anderen Parteien abschneiden.

Eine Koalition aus SPÖ, Grünen und liberalen Nähaus nach dem Vorbild der Ampel in Deutschland

wäre theoretisch denkbar, wenn eine der drei Parteien nochmal deutlichen Stimmen zugewinnt.

Also wirklich deutlich. Aktuell liegen sie zusammen nicht einmal bei 40 Prozent.

Und Herbert Kickel macht trotzdem schon mal ordentlich Stimmung gegen dieses Konzept.

Er spricht von einem...

Aufmarsch planoffensichtlich für eine linkslinke Bundesregierung für die österreichische Ausgabe der Ampel.

Was Herbert Kickel dann auch noch sagt, je mehr die anderen Parteien gegen ihn mobil machen,

umso mehr will er erst recht Kanzler werden.

Das hat mir ja zusätzlich motiviert und es wird niemandem gelingen,

uns und solchen Fuß zu erwischen und mit irgendetwas zu überraschen.

Egal wann, egal wo und egal wer.

Das klingt schon ziemlich entschlossen.

Trotzdem, die meisten mit denen wir gesprochen haben,

glauben nicht, dass Herbert Kickel Österreichs nächster Kanzler wird.

Eine Regierungsbeteiligung der FPÖ im Bund halten die meisten dagegen für gut möglich.

Aber ausgemacht ist das auch noch nicht, weil immerhin sind die Nationalratswahlen erst in einem Jahr.

Und wer weiß schon, was bis dahin noch alles passiert?

Weil ganz ehrlich, es ist Österreich.

Also, alles halb so schlimm?

Die Tendenzen, die wir im Moment sehen, sind auf jeden Fall eine gravierende Gefahr für unsere Demokratie.

Die Extremismusforscherin Julia Ebner spricht hier vorm Rechtsruck, den wir gerade in vielen Ländern in Europa beobachten.

Denn dass die FPÖ im Moment so erfolgreich ist, das liegt nicht nur an Herbert Kickel

und auch nicht allein an der Situation in Österreich.

Über den Erfolg der AfD in Deutschland haben wir ja schon kurz gesprochen.

In Italien haben wir jetzt Fratelli d'Italia, die sogar die letzten Wahlen gewonnen haben und an der Macht sind.

Auch in Schweden sind die Sweden Democrats ganz vorne mit dabei jetzt seit letztem Jahr.

Und auch in anderen Ländern wie zum Beispiel in Frankreich mit der Frau National.

Das sind schon alles sehr ähnliche Narrative, die hier verbreitet wurden.

Julia Ebner sieht mehrere Ursachen dafür, dass Rechtsextremisten wie Herbert Kickel gerade so gut ankommen.

Da sind einerseits die multiplen Krisen, Pandemie, Ukrainekrieg, Wirtschafts- und Energiekrise.

Das sind alles miteinander verknüpfte Krisen, die sehr viel Frustrationen stehen haben lassen und auch sehr viele Ängste.

Zusätzlich zu diesen Unsicherheiten kommt ein radikaler technologischer Wandel, der so in dieser Form noch nie stattgefunden hat.

Es gab auch in der Vergangenheit schon viele Phasen, in denen es besondere technologische Revolutionen gab.

Ein Erfindung des Buchdrucks, Erfindung vom Radio und wo das auch immer wieder verwendet wurde.

Von extremistischem, sowohl nicht staatlichen als auch staatlichen Akteuren für die eigene Propaganda.

Aber die derzeitige Kombination aus Krisen und Propagandamitteln hält eben dafür eine besonders gefährliche Mischung.

Und das hat den radikalen Rändern besonders stark auch Auftrieb gegeben.

Weil es sehr viel Unsicherheit entstehen lässt und auch viel einfacher Macht für diese radikalen,

rechtspopulistischen Parteien zum Beispiel an vorderster Stelle zu sein, wenn es um Propagandatechniken geht.

Wenn es um die Verwendung neuer Technologien geht oder das hinein tapen in neue Subkulturen, Online-Subkulturen.

Das haben Parteien wie die FPÖ noch andere rechtspopulistische Parteien leider sehr früh verstanden und zum Teil besser gemacht als die etablierteren Großparteien.

Das sieht man jetzt zum Beispiel auch bei diesem Video der FPÖ-Jugendorganisation über das wir schon gesprochen haben.

Es hat sich rasend schnell über soziale Medien verbreitet.

Die Rechten verstehen es einfach sehr gut mit Provokation und Medien zu spielen.

Ich wüsste jedenfalls nicht, wann das letzte Mal ein Video der USOS so viel Aufmerksamkeit bekommen hat.

Das sind die jungen Sozialdemokraten in Deutschland oder der grünen Jugend.

Verschwörungsmythen, Hetze gegen Minderheiten, Aufrufe zu Gewalt fließen immer steiger in die Gesellschaft ein.

Wenn rechtsextreme Parteien Zulauf bekommen, das ist die eine Gefahr.

Aber andererseits gibt es auch eine viel größere, längerfristigere Gefahr.

Und das ist auf jeden Fall der Vertrauensverlust in die demokratischen Institutionen, in die etablierte Medienlandschaft, in auch die Wissenschaft.

Und all das wird sehr stark vorangetrieben von Politikern, die Herbert Kickel, der an all diesen Ecken versucht hat, Misstrauen noch weiter zu schüren.

In den USA kann man beobachten, wohin so ein Misstrauen führen kann.

Da haben 2021 Anhänger von Donald Trump das Kapitol in Washington gestürmt.

Und ich würde sowas auch in Österreich nicht ausschließen.

Also hier kann es auf jeden Fall auch zu einer Bedrohung für die Demokratie kommen.

Mit anderen Worten, Herbert Kickel muss gar nicht Bundeskanzler werden, um zu einer Bedrohung für Österreichs Demokratie zu werden.

Es gibt eine gewisse Schwelle, wenn man über die drüber kommt, das zeigen auch Studien.

Also wenn soziale oder politische Bewegungen einen gewissen Völkerungsanteil erreichen,

dann können sie auch schon radikalen Wandel erzeugen, ohne dass sie in der Regierung sitzen oder ohne dass sie mit herrschen.

Und sollte die FPÖ im nächsten Herbst doch in der Regierung landen, auch als Juniorpartner,

dann muss man sich nur daran erinnern, zu was Kickel als Minister schon fähig war.

Wie er versucht hat, den Verfassungsschutz umzubauen.

Dann kann man erahnen, was noch alles kommen könnte, wenn seine FPÖ wieder mehr Ministerien führt.

Vor allem, wenn viele Menschen davon überzeugt sind, dass es keine andere Lösung mehr gibt, als das derzeitige System umzustürzen.

So eine Stimmung und so eine Begeisterung und so ein Zuspruch und so ein wunderbares Bild,

was man da hin unterschaut, in dieses, ja, ich möchte schon fast sagen, folgepfropfte Festzelt.

Erinnern Sie sich noch an diese Szene aus der ersten Folge?

Herbert Kickel, der bei einer ersten Maya-Feier dieses Jahr im Bierzelt steht und es ganz offensichtlich genießt, dass er bejubelt wird.

Wenn man in einem diese positive Gänsehaut den Rücken hinuntergeht, wie schön, na, wie geil das ist,

wenn man eine solche Unterstützung der Bevölkerung hat. Großartig.

Mittlerweile gefällt es ihm also, das Bad in der Menge, wie man so sagt.

Aber bis hierhin war es ein sehr langer Weg.

Wir haben uns jetzt fünf Folgen lang mit Herbert Kickel beschäftigt.

Was haben wir über den FPÖ-Chef dabei gelernt?

Kickel ist auf jeden Fall keiner, der von Anfang an wusste, wohin er will.

Als junger Mann ist er kein strammer Rechter, sondern interessiert sich auch für konservative Ideen

und stößt über seine Faszination für Jörg Heider zur FPÖ.

Dort versteht sich Kickel lange vor allem als Denker, geprägt durch sein Philosophie-Studium, auch wenn er das nie beendet hat.

Er war der Mann der zweiten Reihe, der Stichwortgeber oder der Slogangeber.

Kickel wird immer mehr zum Chefstrategien im Hintergrund.

Er nutzt sein Talent, um andere FPÖ-Männer großzumachen.

Selbst nach vorne drängt er lange nicht.

Trotzdem landet er immer wieder in einflussreichen Positionen,

entwickelt ein Gefühl dafür, was es heißt, Macht auszuüben.

Und das ihm das gefällt.

Ich glaube, das ist ein Prozess gewesen, der sich einfach so ergeben hat.

Aber man muss schon sagen, er hat also seinen Anführungszeichen gemäßigten Vorgänger Norbert Hoferten hat das sehr brutal entsorgt.

Auch das zieht sich durch Kickels Leben.

Er lässt ehemalige Vertraute immer wieder fallen, wenn es ihm nützt.

Es ist allerhöchste Zeit für eine Wende hin zur Normalität und zum Hausverstand.

Es ist allerhöchste Zeit für eine totale Hinwendung zur eigenen Bevölkerung.

Und schließlich merkt er dann, dass er andere Parteichefs gar nicht braucht.

Er braucht kein fesches Gesicht, das seine Inhalte performt.

Er kann selbst sprechen, ungefiltert.

Und für eine totale Abwendung weg von den selbsternannten Eliten.

Wir hätten in dieser Reihe gern mehr Menschen zu Wort kommen lassen, die Herbert Kickel wirklich kennen.

Die wissen, was ihn antreibt.

Doch er hat es über die Jahre geschafft, zu einer Art politischem Heckenschützen zu werden.

Der selbst in der Deckung bleibt aber scharf schießt und trifft.

Zumindest mit uns wollte fast niemand von seinen engeren Vertrauten über Herbert Kickel reden.

Heider wurde verehrt und geliebt, Strache war sozusagen der Kumpeltyp.

Bei Kickel habe ich den Eindruck, dass seine Parteifreundinnen und Parteifreunde ihn bewundern.

Aber vor allem, dass sie ihn fürchten.

Was wir von politischen Expertinnen immer wieder hören,

sie alle halten Herbert Kickel für gefährlich.

Seine Vorstellung davon, wie Österreich aussehen sollte.

Und seine Entschlossenheit, mit der immer weiter ins Zentrum der Macht vorrückt.

Über eine Sache haben wir allerdings noch nicht gesprochen.

Ich glaube, dass die eingebaute Selbstdestruktion, vor allem bei der freiheitlichen Partei, das Potenzial dafür sehr hoch ist.

Fünfmal war die FPÖ bisher in einer Bundesregierung vertreten, in Koalitionen mit der SPÖ und mit der ÖVP.

Und jedes Mal ist die Regierung vorzeitig zerbrochen.

In der Koalition mit der SPÖ vor 40 Jahren hat es nicht funktioniert.

Dann in zwei ÖVP-Koalitionen, also 2017, hat es nicht funktioniert.

Das liegt daran, dass sich die FPÖ intern zerstreitet, wenn sie tatsächlich Entscheidungen treffen muss.

Da gibt es dann immer welche, die sagen, das ist uns zu wenig radikal.

Gescheitert ist die FPÖ auch an fehlendem Führungspersonal und Korruptionsvorwürfen.

Diese radikalen Parteien haben zum Teil gute Stimmenfänger an der Spitze, aber keine guten Manager.

Vor echten Problemen stehen sie dann hinflussbar.

Vielleicht entzaubert sich die Partei also einfach selbst mal wieder, sollte sie im Herbst erneut in der Regierung landen.

Nach der Ibiza-Affäre sind die Umfragewerte der FPÖ ja auch wieder stark nach unten gerutscht.

Aber ein großes Aber.

Zumindest im Fall von Kickel. Er ist sehr intelligent und er ist sehr entschlossen.

Und er hat im Unterschied zu seinen Vorgängern Heider und Strache keine persönlichen Hobbys.

Heider hatte Angst, wenn er Kanzler wird, dann wird sein Privatleben publik und davor ist er zurückgeschalt.

Außerdem hat er vor der Verantwortung Angst gehabt.

Publisten haben immer vor der Verantwortung Angst.

Strache war es so ähnlich. Die hatten Schwächen, die man sich, wenn man wirklich eine Herrschaft ausüben will, eigentlich nicht leisten kann.

Bei Herbert Kickel sieht unser Kollege Hans Rauscher das anders.

Kickel hat keine Angst vor der Verantwortung, zumindest nicht mehr.

Er ist fest entschlossen, die Demokratie in Österreich anzugreifen.

Die Mehrheit in Österreich lehnt das mit Sicherheit ab.

Aber die Geschichte hat gezeigt, dass so ein autoritärer Umbau trotzdem passieren kann.

Es gibt historische Situationen, wo eine Minderheit und auch 30 Prozent sind,

eine Minderheit plötzlich aus irgendeinem Grund an die Macht kommt.

Weil die Situation gerade so ist, weil ja andere helfen, weil Leute verblendet sind, das kann passieren.

Und wenn sie mal an der Macht sind, dann geben sie die nicht mehr her.

Ich greife jetzt nicht zurück auf Hitler.

Ich sage nur, Viktor Orban und Recep Tayyip Erdogan.

Der eine regiert, glaube ich, seit 15 Jahren, der andere seit über 20 Jahren.

Wenn wir Pech haben, dann tritt so eine historische Situation ein.

Und wir haben es mit sehr, sehr schweren Zeiten zu tun.

Wenn Sie sich weiter mit uns über Herbert Kickel und die FPÖ austauschen wollen,

dann kommen Sie doch zu unserem Auftritt auf der Messebuch Wien.

Da sind wir am Freitag, den 10. November, zu Gast und diskutieren über die Frage,

was wenn Kickelkanzler wird.

Wir würden uns natürlich sehr freuen, wenn da auch ein paar von unseren Hörerinnen und Hörer

persönlich anzutreffen sind.

Und wenn Ihnen unser Podcast gefällt, dann können Sie uns das natürlich entweder dort persönlich sagen

oder Sie lassen uns, wo immer Sie unsere Podcasts hören, eine gute Bewertung da.

Außerdem natürlich wie immer gerne Kritik, Feedback oder Vorschläge an insideaustrayatspiegel.de

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Alle Links und Infos stehen wie immer auch in den Show-Nords zu dieser Folge.

Danke fürs Zuhören und allen, die an diesem Podcast mitwirken.

Das waren diesmal in der Revegatur Schold Wilhelm und in der Produktion Christoph Neuwirt.

Ich bin Dossier Heisterkamp.

Ich bin Antonia Raut.

Wir sagen Tschüss und Böbba.

Sie haben mich mit ihren großen Kinderaugen angeschaut und richtig begeistert mit mir gespielt.

Aber mit der Zeit immer weniger, später gar nicht mehr.

Einsam im kleinen Käfig und dann einfach weggegeben.

Gibt es nicht jemanden, der nach vielen Jahren genauso auf mich schaut wie am ersten Tag?

Sie hörten Christine Reiler als Rateronia.

Wir geben Tieren eine Stimme.

Tierschutz Austria.

Mehr auf Tierschutz-Austria.at.

Wie können wir die Erderhitzung stoppen?

Wie verändert künstliche Intelligenz unser Leben?

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Um diese und viele weitere Themen geht es im Podcast Edition Zukunft und Edition Zukunft Klimafragen.

Ich bin Alicia Prager.

Und ich bin Jula Bayer.

Wir sprechen über Lösungen für das Leben und die Welt von morgen.

Jeden Freitag gibt es eine neue Folge überall, wo es Podcasts gibt.

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Die neue "Inside Austria"-Serie zeigt, wie der aktuelle FPÖ-Chef vom Redenschreiber zur rechten Leitfigur wurde, die jetzt das Kanzleramt ansteuert

Seit Herbert Kickl die FPÖ-Führung übernommen hat, ist die Partei an die Spitze der Umfragen geklettert. Immer lauter stellt Kickl den Anspruch: Er will nach der Nationalratswahl im Herbst 2024 Bundeskanzler werden. "Volkskanzler", wie er sagt. Wie realistisch ist dieser Plan? Und was hätte Herbert Kickl mit Österreich vor?
In der fünften und letzten Folge unserer "Inside Austria"-Reihe über Herbert Kickl fragen wir, wo die Reise für den FPÖ-Chef und seine Partei hingeht. Ob Herbert Kickl wirklich die Macht in Österreich übernehmen könnte und warum Experten ihn für demokratiegefährdend halten. Und wir wollen wissen: Was ist Kickls Erfolgsgeheimnis?

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