Inside Austria: Herbert Kickl – Aufstieg eines Angstmachers (4/5): Die Machtübernahme

DER STANDARD DER STANDARD 9/23/23 - Episode Page - 43m - PDF Transcript

Diese Podcast wird unterstützt von Tierschutz-Austrea.

Ich weiß, wie wichtig das ist. Ich weiß, wie groß meine Verantwortung ist, als jener,

der an der Spitze der freiheitlichen Partei steht.

Wir sind schon wieder in diesem Saal in der Wiener Hofburg. Dunkelrote Tapete,

Stuck und Gold an den Wänden, der Raum in dem eins die türkisblaue Regierung vereidigt wurde.

Jetzt zwei Jahre später steht hier nur ein Mann vor einer Traube von Journalisten.

Es ist der 20. Mai 2019 und diese Bundesregierung ist gerade von der ÖVP

gesprengt worden wegen eines Videos. Sie wissen schon welches.

Der Herr Bundespräsident hat darauf hingewiesen, wie wichtig es ist bei allen Schwierigkeiten,

die es gibt bei den Entscheidungen, die zu treffen sind, auch für die notwendige Stabilität

im Staatsgefüge Sorge zu tragen. Der Mann, der dazu den Journalisten spricht, heißt Norbert Hofer.

Er ist seit wenigen Stunden der neue FPÖ-Chef. Er soll das sinkende Schiff jetzt wieder auf Kurs bringen.

Ich kann nur versichern, dass ich von meiner Seite alles tun werde, damit diese Stabilität auch gewährleistet ist.

Das ist meine Aufgabe. Norbert Hofer, bis dahin Verkehrsminister, gibt sich staatstragend.

Er redet von Aufarbeitung und Verantwortung.

Mit seiner randlosen Brille, der lila Krawatte und dem fliederfarbenen Einstecktuch wirkt er seriös.

Fast etwas räumütig blickt er in die Kameras.

Mein Stil wird es sein, dass ich die Zusammenarbeit auch mit den anderen Parteien suche,

dass ich auf was den Wahlkampf anbelangt in meiner Wortwahl und in meinem Agieren nehmend sein werde, der nicht unter der Gürtelinie agiert.

Die Ansprache des neuen FPÖ-Chefs dauert keine zwei Minuten.

Fragen will er danach eigentlich keine beantworten. Doch eine Journalistin will sich nicht zurückhalten.

Sie fragt das, was alle wissen wollen.

Haben Sie mit Herbert Kickel gesprochen?

Kickel, der nicht hier in der Hofburg steht.

Doch von dem alle wissen, er zieht in der Partei die Fäden.

Ich bin Lucia Heisterkamp vom Spiegel.

Und ich bin Antonia Raut vom Standard.

Das ist der vierte Teil unserer Reihe über Herbert Kickel, die Machtübernahme.

Wir schauen uns an, wie Kickel seine Partei aus den Trümmern der Ibiza-Affäre wieder aufbaut.

Und wie er schließlich nach der Macht greift.

War es auf Ibiza eine verantwortungslose Besoffenheit in Folge von Alkohol?

Dann ist das jetzige Vorgehen der ÖVP eine kalte und nüchterne Machtbesoffenheit.

Meine sehr geehrten Damen und Herren.

Herbert Kickel ist anscheinend ziemlich sauer.

Aber nicht auf den neuen FPÖ-Chef Norbert Hofer, sondern auf die Volkspartei.

Wenige Stunden bevor Hofer als neuer Parteichef in der Hofburg vor die Kameras tritt,

sitzen die beiden FPÖ-Männer in einem anderen Raum voller Journalisten.

Lange nicht so prunkvoll wie die Hofburg, es ist das Pressezentrum der FPÖ.

Sie erklären, wie es nun mit der Partei weitergeht, drei Tage nach der Ibiza-Affäre.

Noch mal ein kurzer Blick zurück.

Nachdem das Ibiza-Video veröffentlicht wird, treten zunächst Heinz-Christian Strache,

der bis dahin FPÖ-Chef und Vizekanzler war, und der Wiener FPÖ-Politiker Johann Godenos

von ihren Ämtern zurück.

Beine waren ja an dem verhängnisvollen Abend auf Ibiza mit dabei.

Niemand von uns hat geglaubt, dass man angesichts der Bilder und Worte zur Tagesordnung übergehen kann.

Herbert Kickel war derjenige, der in der FPÖ Strache den Todesstoß versetzte.

Also das war ein absolut subariner, trockener, nüchterner Auftritt.

Zack, Ende, das war es.

Das war tot in Stil drinnen.

Heinz-Christian Straches Bodyguard Oliver Rieberich war dabei, als Kickel der Parteispitze klarmachte,

Strache muss gehen.

Und dieser fügt sich.

Es sieht also kurz so aus, als könnte die türkis-blaue Bundesregierung weitermachen.

Aber dann fordert die ÖVP.

Ich müsse das Innenministerium verlassen.

Und ich finde, man hört schon an Kickels Stimme, da sieht er einfach rot.

Wieso sollte er, der ja auf Ibiza gar nicht dabei war und der sich wirklich nie so was

erlauben würde, in diesem Moment gehen?

Plausibel ist das schon, dass die ÖVP die momentane Schwäche der FPÖ ausnutzen wollte,

um Kickel loszuwerten.

Kickel war einfach Störfaktor und das Innenministerium hätte die ÖVP natürlich auch gerne wiederhaben

wollen.

Also das macht schon Sinn, dass sie es einfach versucht haben.

Trotzdem, sagt unser Kollege Oliver das Gupta, rückblickend war das Vorgehen der ÖVP wohl

ein Fehler.

Für Kickel war das Verrat.

Und jetzt sitzt Kickel also vor der Presse und erklärt, wie unfair er das alles findet.

Zuerst wollte er ja nicht einmal Innenminister werden, wie es sich dann aber doch überreden.

Und jetzt, wo er gefallen an dem neuen Job gefunden hat, nimmt man ihm das Amt einfach

wieder weg.

Die ÖVP wird sich fragen müssen, was nach den kommenden Wahlen basiert.

Sie wird den Österreichern erklären müssen, dass ein erfolgreiches Projekt, in dem wir

in ganz wesentlichen und sensiblen Bereichen großartige Erfolge vorzuweisen haben, mutwillig

zerstört wird.

Doch es ist nun mal so.

Das Projekt Tokis Blau ist zerbrochen, Neuwahlen stehen an und auch wenn Strache sein Hut

genommen hat, ist klar, unbeschadet wird die FPÖ ganz sicher nicht aus der Affäre kommen.

Herbert Kickel und Norbert Hofer, also der Chefstrategie und der stellvertretender

Parteichef, müssen Schadensbegrenzung betreiben.

Wir hätten wirklich gerne weitergemacht, wir hätten noch sehr, sehr viel vorgehabt,

positiv fürs Vorgehabt für dieses Land.

Jetzt werden wir einen Wahlkampf machen, einen respektvollen Wahlkampf, in einem guten

Miteinander und ich freue mich auch darauf.

Die Partei muss das Vertrauen wiederherstellen, dass Strache durch seine Eskapaden bei den

Wählerinnen und Wählern verspielt hat und deshalb ist auch klar, wer neuer Parteichef

wird.

Zumindest übergangsweise.

Meine Damen und Herren, ich glaube, dass viele von Ihnen mich bereits seit einigen

Jahren kennen, meine Stärken, meine Schwächen.

Norbert Hofer gilt als der Mann in der FPÖ, der es schaffen kann, die Wogen zu glätten.

Im Gegensatz zum Scharfmacher Herbert Kickel wirkt seine Art eher sanft und versöhnlich.

2016 ist er schon mal als Bundespräsidentschaftskandidat angetreten und hat ein Rekordergebnis

eingefahren.

Er gilt als der nette FPÖler, als Saubermann und Familienmatch.

Das betont er auch an diesem Tag.

Ich kann leider nur den L17 scheiben, wenn meine Tochter es nicht fertig machen, wir sind

sehr viel gefahren, meine Frau wird diese Aufgabe übernehmen.

Für den Führerschein seiner Tochter ist jetzt leider keine Zeit mehr.

Hofer ist das perfekte Gegenprogramm zu Heinz-Christian Strache's besoffenen Geprale im Ibiza-Video.

Als Herbert Kickel bei der Pressekonferenz neben Hofer sitzt, da wirkt er wütend auf die

EVP.

Seinem Parteifreund aber lächelt er freundlich zu.

Ober zu diesem Zeitpunkt schon daran denkt, dass auch er ein Kandidat als Parteiführer

wäre, das wissen wir nicht.

Kickel ist ja immer noch eher das Mastermind im Hintergrund, nicht der, der in die allererste

Reihe drängt.

Zwar hat ihm die Macht gefallen, die er als Innenminister ausüben konnte.

Aber das Gesicht der Partei, das will er in diesem Moment noch nicht sein.

Es wird noch dauern, bis Kickel ein Gefühl dafür bekommt, wie gerne er sich auch von

Menschenmassen bejubeln lässt.

Stunden später kommt Norbert Hofer dann als neuer FPÖ-Chef in die Hofburg.

Zum Krisengespräch mit dem Bundespräsidenten.

Auf die Frage der Journalistin, ob er mit Herbert Kickel geredet hat, antwortet er knapp.

Natürlich hat er mit seinem Parteifreund gesprochen.

Denn nach dem Dreamteam Strache und Kickel sind die beiden und das neue Duo an der Spitze.

Und Kickel, der hat ab jetzt ein Ziel.

Er will es der FAP heimzahlen.

Kostet es, was es wolle.

Dafür muss er erst mal die Partei wieder auf Kurs bringen.

Und wenn das mit Norbert Hofer als Parteichef gerade am einfachsten geht, so be it.

In den kommenden Monaten ist Herbert Kickel damit beschäftigt, sich von seinem einzigen

vertrauten Strache zu distanzieren.

Immerhin waren die beiden über Jahre hinweg ja der Kopf und das Gesicht der Partei.

Also nimmt er sich kein Blatt vor den Mund um klarzustellen.

Es war Strache, der den Boden unter den Füßen verloren hat.

Kickel gibt den enttäuschten Weggefährten.

Der, wenn nur einen Fehler gemacht hat, er hat zu spät erkannt, dass sein Parteifreund

auf die falsche Bahn geraten ist.

Ich war ein politischer Wegbegleiter von Heinz-Christian Strache und ich glaube, hier unterliegen auch

manche einer Fehlinterpretation, wenn sie glauben, dass Wegbegleitung und politische

Zusammenarbeit betreitet, dass es dort nie Konfliktfelder gegeben hat.

Und Kickel wird jetzt eines zum Vorteil.

Es gibt tatsächlich kein einziges Foto von ihm, wo er mit glasigem Blick neben Strache

in der Disko steht und auch keine Videos von ihm, wie er irgendwo am Strand Party macht.

Diese Feierei, auch der Lebenswandel von Strache, viel Alkohol und auch diese Feierurlaube,

zum Beispiel nach Ibiza, zu denen dann auch eine ganze Entourage von Stracheleuten, Strachezüglingen

nicht aus der FPÖ Wien vor allem mitgefahren ist, dass Kickel einfach von Beginn an fremd.

Kickel war auch nicht mit auf Ibiza, weder damals als das Video entstand, noch vorher noch nachher.

Mitleid mit Strache, der jetzt ja so tief gefallen ist, hat er deshalb wahrscheinlich kaum.

Die Ausrede der besoffenen Geschichte, die zählt für Kickel nicht.

Wer sich nicht unter Kontrolle hat, ist halt selbst schuld.

Was das angeht, ist Kickel, der neue Parteichef Norbert Hofer, wahrscheinlich sympathischer.

Der ist auch kein Partietiger und die beiden ergeben als Doppelspitze durchaus Sinn.

Also, dass du Kickel und Hofer hätte möglicherweise anfangs funktioniert,

weil Hofer ja dann doch eher der Samfte ist in der Außenwirkung und Kickel der hart formulierende Schafmacher.

Auch die Aufgabenverteilung passt dazu.

Norbert Hofer wird Spitzenkandidat für die Nationalratswahl im Herbst 2019.

Er ist der, den man uns so die Leute schickt, der händeschüttelt Selfies macht.

Und Herbert Kickel, der wird Klubsche, also Fraktionsführer im Nationalrat.

Da bringt er weiter grenzwertige Sprüche, gibt den Hardliner.

Und dann reden wir über die Zuwanderung, um die es ihnen eigentlich geht.

Ihnen aus wirtschaftlichen Gründen und Ihnen aus ideologischen Gründen.

Und am Strich ist beides gleich schlecht für dieses Land.

Sie wissen gar nicht, was sie den Österreicherinnen und Österreichern antun.

Sie wissen gar nicht, was sie da im Kehrpults haben,

im Hinblick auf die kommenden Generationen,

von denen ich möchte, dass sie zu diesem Land noch sagen können,

es ist ihr Österreich und nicht selber, dass sie die Fremden im eigenen Land werden.

Sie leisten einen Beitrag nach dem anderen.

Hier am Rednerpult im Nationalrat ist Kickel in seinem Element.

Aber immer mit etwas Distanz zu seinem Publikum.

Er hat auch Schwierigkeiten im Kontakt mit seiner Anhängerschaft.

Also er kann nicht in der Menge baden.

Das ist Walter Ötsch.

Er ist Ökonom und Kulturwissenschaftler

und er hat sich intensiv mit Rechtspopulisten in Österreich beschäftigt.

Heider war Schauspieler.

Nicht Heider war jemand, der sehr begabt war,

auf augenblickliche Stimmungen sehr glug und sehr geschickt zu reagieren.

Dern Erfolgsgeheimnis war bis dahin immer möglichst nahbar zu sein.

Politiker zum Anfassen sozusagen,

die aufs Volksfest kommen oder in die Disco.

Auch Strache ist es gelungen, so eine Nähe herzustellen.

Das heißt, er hat zum Beispiel jeden hohen Parteifunkzernäher

zum Geburtstag in eine persönlich signierte Karte geschickt.

Das hat ihm bei das so wichtig, dass man so dieser innere Art Zusammenhalt.

Kickel dagegen liegt diese Nähe zur Basis und zum Volk einfach gar nicht.

Und auch deshalb denkt er vielleicht 2019 noch nicht daran,

Selbstpartei-Chef zu werden.

Noch nicht.

Und außerdem liegt die Partei nach Ibiza ja erst mal ziemlich am Boden.

Bei den bevorstehenden Neuwahlen zeichnet sich ab,

dass die FPÖ eine herbe Niederlage erfahren wird.

Vielleicht ahnt Kickel auch schon, wie schnell bei Trümmerparteien die Köpfe rollen.

Abgestraft wurde die FPÖ, die mit der Ibiza Videoaferie,

der Auslöser für die Regierungskrise und die Neuwahl war.

Ihr Ergebnis, ein deutliches Minus von fast 9 Prozentpunkten.

Also, man könnte sagen, hoch werden wir es nicht mehr gewinnen.

Nein, es schaut nach einer schweren Niederlage natürlich aus.

Habs 2019.

Nicht nur der Salzburger Spitzenkandidat,

der Freiheitlichen, den wir hier gerade gehört haben, erkennt die Niederlage an.

Auch Norbert Hofer gibt sich einsichtig.

Es ist natürlich das Wahlergebnis kein Auftrag zu einem progressiven Eintritt

in Koalitionsgespräche. Das muss man schon auch klar sehen.

Überrascht, dass die FPÖ jetzt nicht mehr in der Regierung gelandet ist,

das ist bei der Partei sicher niemand.

Aber Kicken und Hofer haben einen Plan,

um das Vertrauen der Wählerinnen und Wähler zurückzugewinnen.

Und der sieht in etwa so aus.

Strache, der zu dem Zeitpunkt noch auf ein Comeback hofft, muss weg.

Also ganz weg aus der Partei.

Es ist eine Suspendierung de facto.

Wenige Monate nach der Ibiza-Affäre kommt ja ein weiterer Skandal um Strache ans Licht.

Er soll sich sein Ausschweifen des Luxusleben auf Parteikosten finanziert haben.

Was da genau abging, das hören Sie in unserer Reihe über Straches Bodyguard.

Die packen wir wieder mal in die Show-Nauts.

Man könnte auch sagen, Straches Spesen-Affäre kommt für Kicken und Hofer gerade zur richtigen Zeit.

Sie haben einen Grund, um Strache endgültig aus der Partei auszuschließen.

Nach dem Ibiza-Video ermittelt die Staatsanwaltschaft

wegen Bestächtlichkeit, Korruption und Paklein.

Die Vorwürfe richten sich aber nicht nur gegen die freiheitliche Partei,

sondern auch gegen die ÖVP.

Und das macht sich Herbert Kickel zu Nutze.

Angriff ist ja immer noch die beste Verteidigung.

Stört Sie das nicht, dass hier ganz klar und nachvollziehbar für jeden

problematische personelle Verbindungen aufgezeigt werden?

Problematische Verbindungen zwischen Ermittlungsbehörden

und dem Gegenstand der Ermittlung, der ÖVP.

Dabei war es ja eigentlich die FPÖ, die mit der Ibiza-Affäre erstes Schlaglicht

auf die mutmaßlich korrupten Machenschaften in der österreichischen Innenpolitik gelenkt hat.

Aber Herbert Kickel spielt den Ball geschickt weiter.

Und das hat Kickel schon geschafft, weil die FPÖ hat dann eben in diesem

parlamentarischen Untersuchungsgremium sich an die Seite von den Sozialdemokraten

und den liberalen Neos gestellt und haben dann angefangen, das hohe Lied

der politischen Anständigkeit und das Aufklärungswillen mitzusingen.

Und so schien es plötzlich als habe vor allem eine Partei ein Korruptionsproblem.

Und das ist die ÖVP.

Eins muss man wirklich sagen, der FPÖ gelingt es mit dieser Taktik ziemlich gut,

den Ibiza-Schaden zu beheben.

Und dann zieht auch noch ein Sturm auf, durch den die Aufregung und die Affäre

sowieso in den Hintergrund rückt.

Guten Abend, meine Damen und Herren, ich begrüße Sie zu einer Sondersendung

aus Anlass der Maßnahmen, die heute zur Eindämmung der Coronavirus-Verbreitung

in Österreich getroffen wurden.

Bund und Länder haben sich auf weitreichende Maßnahmen geeinigt,

um die Ausbreitung des Coronavirus einzudämmen.

Wir sparen uns an dieser Stelle jetzt mal den ausführlichen Rückblick auf den Beginn der Pandemie.

Die meisten von uns haben das eh noch sehr lebhaft in Erinnerung.

Ein bisschen lebhafter als uns wahrscheinlich lieb ist.

Wie überfordert wir damals alle waren und auch wie ängstlich.

Und wie die Politik erst einmal gar nicht so richtig wusste, wie man jetzt mit dieser Situation umgeht.

Was viele in Österreich aber vergessen haben.

Herbert Kickel hat einen Lockdown befürwortet, gefordert.

Als Österreichs Bundesregierung die ersten Corona-Maßnahmen erlässt, ist auch die FPÖ mit an Bord.

Sicherheit, Law and Order, das passt ja auch grundsätzlich zur Parteilinie.

Und die Viren kommen ja schließlich auch aus dem Ausland rein.

Und der damalige Parteichef Norbert Hofer hat auch eine Grenzschließung verlangt von der Regierung.

Das konnte gar nicht schnell genug gehen.

In dieser Zeit tritt dann ein Effekt ein, den man auch Rally around the flag nennt.

Also wenn es richtig ernst wird, dann rücken wir als erstes einmal zusammen als Nationen.

Die harten Maßnahmen der Bundesregierung, die werden dann von der Mehrheit der Bevölkerung gutgeheißen.

Zum Beispiel war das auch bei Lockdowns und Ausgangssperren so.

Und die Menschen haben das erst mal befürwortet.

Und auch die Opposition hält sich dann mit Kritik erst einmal zurück.

Dass alle Parteien gesagt haben, wir halten zwar die Füße still, keiner versucht,

politisches Kleingeld aus der Situation zu schlagen, alle haben versucht vernünftig zu handeln.

Auch Herbert Kickel.

In den letzten Tagen so gewesen, dass unser Land in einer ganz, ganz beeindruckenden Art und Weise zusammengerückt ist.

Paradoxerweise ideell zusammengerückt dadurch, dass wir räumlich Distanz gehalten haben.

Aber zusammenhalten und zusammenhelfen, das hat man gemerkt, sind keine leeren Worte,

sondern sie sind überall spürbar, erlebbar und jeder Einzelne von uns kann guten Gewissens sagen,

dass ein Teil einer ganz, ganz großen Gemeinschaft ist, die gemeinsam dieses Virus besiegen wird.

Das ist Anfang 2020. Da klatschen wir alle noch fürs Gesundheitspersonal.

Wir nähen selber Masken und sind uns eigentlich sicher, bis Ende des Sommers wird das alles wieder vorbei sein.

Spätestens.

Dann wuchs ja die Unzufriedenheit, da war das generfte Gefühl, da wuchs noch die Zweifel.

Es wurden ja auch Fehler gemacht, es gab überzogene Maßnahmen, es gab Fehleinschätzungen.

In Österreich werden zu dieser Zeit zum Beispiel sogar Parksticht gemacht.

Das ist für viele Menschen richtig hart und zwar nicht unbedingt für die Menschen,

die bei den Wahlen mehrheitlich für ÖVP und Grüne stimmen.

Die haben tendenziell höhere Einkommen, wissen wir, und eher einen eigenen Garten und eine Terrasse.

Leute mit weniger qualifizierten Jobs, die in kleinen Mietwohnungen leben,

bekommen die Maßnahmen besonders heftig zu spüren.

Es ist ja auch leicht, eine Maskenpflicht gut zu heißen, wenn man den ganzen Tag im Homeoffice arbeiten kann

und nicht zum Beispiel an der Kasse sitzt.

Es ist einfacher, eine Ausgangssperre einzuhalten, wenn das eigene Zuhause drei Stockwerke hat.

Das wirkt sich nachweislich darauf aus, welche Politik wir gut finden.

Man kann zum Beispiel im politischen Prozess empirisch sehr, sehr klar zeigen,

dass politische Eliten, dass die Leute, die zum Beispiel in Parlamenten sitzen,

dass die sozusagen in viel, viel höhere Masse reichere Bevölkerungsschichten repräsentieren,

dass sie ärmere.

Was der Ökonom Walter Ötzter sagt, erklärt auch,

wieso immer mehr Menschen in der Pandemie ungeduldig werden.

Sie fühlen sich von der Politik nicht gesehen.

Von den Parlamentariern und Ministern, die weniger unter den Maßnahmen leiden

als Krankenpflegerinnen und Verkäufer.

Viele finden die Corona-Regeln plötzlich nicht mehr so toll.

Auch wenn die Infektionszahlen nach wie vor hoch sind.

Widerspruch gegen den Kurs der Regierung gibt es aber eigentlich auch aus der Opposition dann noch kaum.

Und da erkennt Herbert Kickel seine Chance.

Angesichts der Bombe, die sie der österreichischen Bevölkerung unter den Christbaum gelegt haben,

eine Bombe in Sachen Freiheitsberaubung und eine Bombe in Sachen Wirtschaftsentwicklung nach unten.

Er verändert seine Position in Sachen Corona.

Und zwar um 180 Grad.

Als die Regierung zu Weihnachten 2020 Maßnahmen erlässt,

ist da nichts mehr von Gemeinschaft und Zusammenhalt bei ihm zu hören.

Stattdessen macht Kickel's Stimmung gegen die Einschränkungen der Regierung.

Er gibt sich als Kämpfer für die Freiheitsrechte.

Und als die ersten Impfstoffe auf den Markt kommen,

zweifelt er an deren Wirksamkeit.

Dieser plötzliche Sinneswandel hat vermutlich wenig mit Kickels persönlichen Überzeugungen zu tun.

Er erkennt schlicht und einfach, dass hier ein Thema liegt, mit dem sich seine Partei abgrenzen kann.

Ein typischer Move von Populisten, sagt Walter Oetsch.

Im Grunde genommen sind die Inhalte vollkommen belanglos.

Die Inhalte sind vollkommen belanglos.

Es ist nur die Kunst, diese Inhalte in einer relativen Beliebigkeit auf dieses Bild zu übersetzen.

Herbert Kickel und andere Populisten nehmen oft aus Prinzip die Gegenposition ein.

Das gilt nicht nur für Corona.

Aber die Pandemie wird für Kickel mehr als nur ein gutes Thema, auf das er anspringen kann.

Während sich auf den Straßen zunehmend Protest gegen Masken und Lockdowns formiert,

tritt Kickels um ersten Mal selbst ganz nach vorne und ergreift das Wort.

Als ein kleiner, war er immer in der Bootwand.

Bis es groß war, und plötzlich schwimm ich in der kalten Ton und die Leute haben Angst von mir.

Aber zum Glück nicht alle.

Ein paar haben mich geredet, weil sie gewusst haben,

er ist ein Schorverzahn, aber ein gutes Söh.

Sie hörten Hans Krankl als Krokodil Bobby.

Wir geben Tieren eine Stimme.

Tierschutz Austria, mehr auf Tierschutz minus Austria A.T.

Was unternimmt Österreich eigentlich gegen den Klimawandel?

Wie viel Betrogen und Bestochen wird im Profisport?

Und wie sofort dienen Frauen immer noch weniger Geld als Männer?

Ich bin Margit Ehrenhöfer.

Ich bin Tobias Holub.

Wir stellen die brennenden Fragen unserer Zeit.

Und die Standardredaktion liefert Antworten.

In Thema des Tages, von Montag bis Freitag um 17 Uhr, überall, wo es Podcasts gibt.

Herbert Kickel scheint die Sonne ins Gesicht.

Und auch er strahlt.

Der ist ja gut.

Das ist ein Slogan, der griffig ist und dem Erbrachung in diesem Land.

Er steht auf einer Bühne in Wien.

Es ist das Frühjahr 2021.

Neben ihm steht ein Mann mit Jägerhut und Sonnenbrille.

Er trägt ein T-Shirt mit der Aufschrift, Kurz und Co. müssen weg.

Und dann legt Herbert Kickel los.

Und jetzt ist wieder was passiert.

Dieses Wochenende, etwas, was schon einmal passiert ist

und wieder heute mal passiert ist,

dass nämlich die meisten und vor allem die größten Protestveranstaltungen

gegen diesen Corona-Wahnsinn wieder untersagt worden sind.

Herbert Kickel wettert gegen die Regierung,

die den Menschen ihre Freiheit raubt und dabei angeblich gegen Gesetze versturzt.

Ich nenne so etwas einen totalitären Zirklus.

Und das zeigt, wie weit der Wahnsinn und der Totalitarismus

in diesem Land bereits fortgeschritten sind.

Und er erntet Applaus.

Jubel.

Das Ganze ist so schräg und so irre,

dass es kein Hollywood-Regisseur erfinden könnte, liebe Freunde.

Und es gab so einen Redeauftritt.

Da hat Herbert Kickel anders geklungen.

Da sprach er die Menge an und das Klang relativ authentisch.

Also, da war plötzlich für ihn offensichtlich was zu spüren,

was er vorher nicht so wahrgenommen hat.

Nämlich, dass er sich wie ein Volkstribun gefühlt hat.

Der Strategie im Hintergrund,

der Parlamentsdebatten-Scharfmacher Herbert Kickel,

hat plötzlich seine Arena gefunden.

Die Bühnen der Corona-Demos.

Das waren ja quasi Sammlungsbewegungen.

Da waren ja Leute dabei, die waren da eher aus esoterischen Gründen,

sind die mitmarschiert, weil sie meinten,

man lehnt die Schulmedizin ab.

Da waren harte Nazis dabei.

Und eben auch bekanntes FPÖ-Personal.

Herbert Kickel, der Langweiler, der er aussieht wie ein Finanzberater,

wird bei diesem Demos plötzlich gefeiert,

wie eins die FPÖ-Strahlemänner Heider oder Sprache.

Liebe Freunde, begrüßen wir gemeinsam an von uns unseren Herbert Kickel.

Und da merkt Herbert Kickel vielleicht zum ersten Mal so richtig,

er kann nicht bloß Parteikollegen von sich überzeugen.

Nicht nur im Parlament mit kantigen Sprüchen für Wirbelsorgen.

Er kann auch die Massen begeistern.

Und laut Walter Ötsch nutzt er dafür einige typische Tricks der Populisten.

Im Kern kann man die so zusammenfassen,

wir hier unten gegen die da oben.

Wir können die Sprache beziehen,

wir können sozusagen ganz die spezifische restpopulistische Sprache beschreiben,

als eine Sprache, die diese zwei Gruppen in der Bevölkerung zum Ausdruck bringt.

Und ich spreche zu euch auch als ein besorgter Staatsbürger,

der nicht einfach zuschauen will, wie alles das, was mühsam aufgebaut und erkämpft worden ist,

von einer Regierung, die am Rande der Verrücktheit tanzt,

zu Nichte gemacht wird und unter die Räder kommt.

Wir, die besorgten Normalbürger,

gegen eine elitäre Regierung, die nicht für uns arbeitet.

Wir sind die Guten und die Anden, die Schlechten.

In Kickels Erzählung ist die Regierung aber nicht einfach nur moralisch verwerflich.

Sie ist richtig gefährlich.

Mit dieser Impfpflicht, meine Damen und Herren,

wird in Österreich dem Totalitarismus der Weg bereitet.

Und wenn jetzt die Restpopulisten die einzigen sind,

die diese Angst entdehmatisieren,

dann haben sie mein Herz.

Herbert Kickel nutzt aus,

dass viele Menschen dem neuartigen Impfstoff gegen Corona anfangs nicht trauen.

Er sät bewusst Ängste und beharrt darauf,

dass auch er selbst sich nicht impfen lassen will.

Kickel war da, mein Stück war jetzt gruppenlos.

Er hat das sicherlich bewusst gemacht.

Und es gibt Fälle, wo sich Menschen darauf verlassen haben,

dass das stimmt, was Herbert Kickel sagt,

mit diesen Aussagen, na ja, wenn man viel Sport macht,

wenn man fit ist, dann kann einem nichts passieren.

Man weiß, dass viele Menschen sehr krank geworden sind,

einige sind auch gestorben.

Wenn es nach Herbert Kickel geht,

dann ist die gesamte Corona-Politik in Österreich eine Katastrophe.

Er wütet gegen alles, was damit zu tun hat.

Und manchmal wirkt das fast lächerlich.

Von der Schule, es wurde angesprochen,

wo die Kinder jetzt dazu verpflichtet werden,

sich in der Nase zu bohren.

Ich habe auch einen Spruch meiner Oma mitgebracht.

Nasenbohren ist eine Schande in der Stadt und auf dem Lande.

Reime gegen Schnelltests.

Kickel verfasst solche Sprüche jetzt nicht mehr bloß auf Plakaten

oder für die Auftritte anderer.

Er genießt es offensichtlich,

seine Slogans selbst auf der großen Bühne zu bringen

und die Lacher zu ernten.

Dabei wird er in Sachen Corona und Maßnahmenkritik immer radikaler,

rutscht ab in Verschwörungserzählungen rund um die Pharma-Lobby

und empfiehlt sogar Medikamente gegen Covid,

die überhaupt nicht dafür gedacht sind.

FPÖ-Chef Herbert Kickel kritisiert die Regierung,

weil diese auf die Schutzimpfung setzt

und empfiehlt selbst gegen das Covid den Einsatz von Iber-McZin,

ein Medikament gegen Kretsmilben sowie Wurrenbefall.

Bei Gegnern der Corona-Maßnahmen auf der Straße

kommt Kickels radikaler Kurs gut an.

Während beispielsweise Hofer und auch andere FPÖ-Granten

wie der oberösterreichische Landeshabern, Stellvertreter,

Heimbuchner sich haben impfen lassen.

Manche in der Partei halten einzelne Maßnahmen schon für sinnvoll.

Die Partei ist mehr und mehr gespalten.

Die einen finden Kickel zu extrem,

andere den Kurs von Hofer zu zahmen.

Aber auch wenn jetzt nicht alle hinter Kickels

harten Ansagen stehen,

mehr noch stört die Mehrheit,

dass Parteichef Hofer einfach kein richtig gutes Bild abgibt.

Denn die Partei erholt sich in Umfragen nur langsam vom Schock nach Ibiza.

Man war unzufrieden mit Hofer, dass es einfach nicht schnell genug ging.

Und früher, das war Kickel auch immer sehr wichtig,

war man sich bei Strache einig,

wir müssen in der Kommunikation die schnellsten sein,

wir müssen die besten sein und natürlich auch diejenigen,

die härtesten sind.

Hofer wirkt aber laut unserem Kollegen Oliver Dasgupta zunehmend schwach

und zeigt wenig Führungsstärke.

Ganz anders als Herbert Kickel, der politische Gegner ja ständig angreift.

Dazu muss man sagen,

Norbert Hofer hat nie von sich aus den Anspruch gestellt,

die Partei unbedingt anführen zu wollen.

Er war ein Übergangschef.

Einer von dem Kickel und seine Leute dachten,

dass er die Partei am besten aus dem Sumpf ziehen kann.

Aber jetzt, wo Hofer nicht in den Angriffsmodus schaltet,

will man ihn am liebsten schnell wieder loswerden.

Es gab da einfach eine Entfremdung.

Und man war unzufrieden,

wie das mit der Außendarstellung, mit der Kommunikation abging.

Und dann hat man, muss man sagen,

diesen Übergangsvorsitzenden Norbert Hofer eigentlich rausgedrängt.

Es war eine Art Mobbing.

Es war kein offensives Mobbing, aber es war schon klar wahrnehmbar.

Es ist jetzt aber auch nicht so,

dass da ein plötzlicher heißer Machtkampf in der Partei ausbricht.

Sondern, dass man ihn einfach ein Stück weit Mörber gemacht hat.

Durch Nickeligkeiten, das ging auch über interne Sitzungen.

Auch Kickel ist Teil derjenigen, die Hofer angreifen.

Auch er hat das Gefühl,

die softe Linie des Parteichefs schadet der FPÖ.

Und wie schon bei Heider und bei Strache hat Kickel kein Problem damit,

seinen einstigen Vertrauten wieder fallen zu lassen.

Hofer wirft schließlich ziemlich unerwartet das Handbuch.

Am 1. Juni setzt er ein Post auf Twitter ab.

Heute ist mein erster Tag nach der Reha.

Und mein erster Tag nach der Tagespolitik.

Ich lege meine Funktion als Bundesparteiobmann zurück

und wünsche meinem Nachfolger alles Gute.

In der Partei bricht daraufhin Hektik aus.

Niemand wusste von dem Rücktritt.

Es gibt zwar viele in der Partei, die Hofer loswerden wollten,

aber jetzt so plötzlich und wer soll sein Nachfolger werden?

Natürlich kann es jetzt nur einen neuen Parteichef geben.

Herbert Kickel.

Der hat schon zuvor gesagt,

dass er als Parteichef zur Verfügung stünde eine offene Kampfansage.

Und diesmal greift er tatsächlich nach der Macht.

Das ist der erste Teil des Parteichefs.

Der hat schon vorgesagt,

dass er als Parteichef zur Verfügung stünde eine offene Kampfansage.

Und diesmal greift er tatsächlich nach der Macht.

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Das ist manchmal im Leben so, dass einer in der Schicksal wohin steht.

Im Sommer 2021 ist es soweit.

Um 30 Jahre, nachdem Herbert Kickel bei der FPÖ aufgeschlagen ist mit den Worten,

ich kann nichts, aber ich kann alles lernen.

Jetzt findet er offenbar, hat er genug gelernt.

Seine große Stunde ist gekommen.

Er wird zudem, der er eigentlich nie sein wollte.

Doch jetzt muss es eben sein, so lautet die Botschaft,

mit der er sich selbst auch in einem Clip der FPÖ als neuer Parteichef vorstellt.

Und dann stellt sich die Frage, ob man sich eine Herausforderung stellt oder ob man das nicht tut.

Und ich bin aus einem Holz geschnitzt, dass ich Herausforderungen annehme.

Ich glaube nicht, dass es in der Lebensplanung für Herbert Kickel war, Chef der FPÖ zu werden.

Ich vermute, er hat es sich anfangs auch gar nicht zugetraut.

Er fühlte sich ja auch nicht wohl so im Mittelpunkt.

Kickel weiß, dass er kein volksnaher Lebewann ist, so wie Heider oder Strache.

Dass er eigentlich lieber alleine wandern geht, weil er sich unter Wählerinnen und Wähler zu mischen.

Erst als es wirklich niemand anderen mehr gibt, der die Führung übernehmen könnte, greift er zu.

Beim Parteivorsitz ist das so ähnlich wie beim Amt des Innenministers.

Beides hat Kickel nicht angestrebt und in Beides hat er relativ schnell reingefunden.

Spätestens in der Pandemie hat Kickel ein Gefühl dafür entwickelt,

dass es ihm doch irgendwie gefällt, selbst vor den einfachen Leuten, den Menschen da draußen zu sprechen.

Er hat sich verändert.

Im Frühling dieses Jahres geht er in Video-Viral.

Darin zu sehen, Herbert Kickel beim Wahlkampfauftakt im Bundesland kernten.

Es ist Fasching. Kickel trägt deshalb,

und da mussten wir, ehrlich gesagt, wieder an die vielen Pferde-Witze aus seiner Zeit als Innenminister denken,

ausgerechnet einen Cowboy-Hut.

Euphorisch wird er fast im Takt und spielt ein Instrument, das ich ehrlich gesagt noch gar nicht kannte.

Ein Waschbrett? Naja, jedenfalls wirkt er, als würde er sich so richtig wohlfühlen.

Soll das noch der Herbert Kickel sein, von dem alle Politexperten ständig sagen, dass ihm die Volksnähe fehlt?

Herbert Kickel hat doch trotz allem eine sehr charismatische Ausstrahlung.

Und gerade die Tatsache, dass er nicht so aufgesetzt ist, wie zum Beispiel auch ein Hofer,

das macht ihn schon, denke ich, noch mal spezieller, weil er so auch ganz klar Gesicht zeigen kann.

Das ist Jula Ebner. Sie ist Expertin für Rechtsextremismus und Polismus.

Und sie sagt, Herbert Kickel kommt gerade deshalb gut an, weil er nicht versucht, es allen recht zu machen.

Und auch ganz klar, sich zum Beispiel gegen die Opposition stellen kann oder gegen

sogenannte politische Gegner auftreten kann, ohne hier mit der Wimper zu zucken und ohne

notwendigerweise einen freundlichen Ton zu bewahren oder zu versuchen, bei jemandem besonders gut anzukommen.

Und das funktioniert. Im Jänner 2023 landen die Rechtspopulisten bei der Landtagswahl in Niederösterreich bei 24 Prozent.

Das ist ein Plus von 9 Prozent. Und sie werden Juniorpartner der ÖVP in der Koalition.

Einige Monate später wahlen in Salzburg. Da fällt das Ergebnis ähnlich gut für die Freiheitlichen aus.

26 Prozent. Ebenfalls Regierungsbeteiligung danach.

Also, der Faktor Kickel war den Wahlerfolgen in Niederösterreich und im Bundesland Salzburg.

Der ist sicherlich mit ausschlaggebend gewesen.

Auch im bundesweiten Trend gehen die Umfragewerte für die FPÖ mit Kickel so richtig durch die Decke.

In einer aktuellen Umfrage des Standards steht die Partei bei 32 Prozent.

Dazu muss man sagen, nicht alles an dem Erfolg hat natürlich mit dem Parteivorsitzenden zu tun.

Die FPÖ profitiert auch von den vielen Krisen, die Österreich gerade beschäftigen.

Hier sind gefühlt aus der Pandemie noch gar nicht raus, dann sind wir in den Krieg rein geschlittert.

Dann gab es wieder mehr Menschen, mehr Geflüchtete, die auch nach Österreich gekommen sind.

Die ÖVP hat dieses Thema vergangenes Jahr sehr groß gemacht.

Den politischen Profit hat der FPÖ abgesahnt.

Trotzdem, der FPÖ ist unter Herbert Kickel zum Beispiel etwas gelungen,

worum sie sich eigentlich seit Jahren bemüht und das einfach nie wirklich klappen wollte.

Sie spricht jetzt auch mehr Frauen an, vor allem durch das Corona-Thema.

Wo auch hier sehr stark Angst geschürt wurde, was die Impfungen denn mit den Kindern machen könnten.

Und da werden vor allem Frauen und Mütter angesprochen bei diesen Themen.

Womit die FPÖ außerdem punktet, Kampagnen für Mütter,

für die die Doppelbelastung Kinder und Beruf ein Problem ist.

Und das habe ich selbst live miterlebt, dass es hier zum Teil leider auch Frauen gibt,

die nicht Feminismus als Lösung dafür sehen oder eine gerechtere Rollenverteilung zu Hause

und auch im Arbeitsalltag, sondern die eine radikal rückwärtsgewandte Lösung hier als Möglichkeit sehen.

Die vielleicht zurückwollen zu einem Modell der 1950er Jahre,

wo die Frau einfach nur zu Hause bleibt und auf die Kinder aufpasst.

Außerdem gelingt es Herbert Kickel und der FPÖ gerade besonders gut,

die sogenannten Modernisierungsverlierer abzuholen.

Er spricht an, dass für immer mehr Menschen die modernen Arbeitsrealitäten zum Problem geworden sind.

Dass der Arbeitsdruck total gestiegen ist,

dass die Leistungsgesellschaft unerbietlicher geworden ist

oder andere große Stichwörter des Präkarisierungen,

die guten, längerfristigen Jobs sind gesogen, die Ungleichheit ist gestiegen.

Von Herbert Kickel fühlen sich diese Menschen noch am ehesten gesehen, sagt der Ökonom Walter Ötsch.

Auch wenn Kickel gar keine wirklichen Lösungsvorschläge bietet.

Weder in der Pandemie noch bei der Inflation.

Aber in der Opposition reicht es für sein Erfolg, gegen die Politik der sogenannten Eliten zu sein.

Weil alle anderen Parteien diese Dinge längst geopfert haben,

weil ihnen alle diese Dinge nichts mehr wert sind,

weil sie sie verraten und verkauft haben, liebe Freunde, und dieser verraten und dieser verkauft.

Das war die Eintrittskarte in die schöne Welt der Eliten und der Skikarier.

Das heißt, die Krise der Rechtspopulisten ist immer, wenn sie am politischen Markt kommen.

Die Krise der Rechtspopulisten ist, wenn sie an die politische Macht kommen.

In Österreich konnte man genau das jedenfalls bisher immer beobachten.

Jede Koalition auf Bundesebene, an der die FPÖ beteiligt war, ist bislang vorzeitig geplatzt.

Aber was passiert, wenn Kickel wirklich wieder an die Macht kommen sollte?

Nicht mehr nur als Innenminister, vielleicht sogar als Bundeskanzler?

Aber darüber sprechen wir in der nächsten Folge von Inside Austria.

Auf spiegel.de und auch bald bei der Buch Wien.

Bei der Messe wird wieder ein Live-Podcast von Inside Austria aufgezeichnet, am 10. November in Wien.

Am besten jetzt schon mal in den Kalender eintragen.

Und falls Sie nicht bis zur nächsten Folge von Inside Austria über Herbert Kickel warten wollen,

diese Woche ging es in unserem Schwester-Podcast Thema des Tages auch um das Thema Held.

Wenn Ihnen unser Podcast gefällt, folgen Sie uns doch und lassen Sie uns ein paar Sterne da.

Kritik, Feedback oder Vorschläge zum Podcast wie immer gern an insideaustria.de

oder an podcast.de standard.de

Alle Links und Infos gibt's wie immer auch in den Show-Noten zu dieser Folge.

Danke fürs Zuhören und allen, die auch hinter den Kulissen an diesem Podcast mitwirken.

Das waren diesmal vor allem Schold Wilhelm, Ole Reismann und Christoph Neuwirt.

Ich bin Lucia Heisterkamp.

Ich bin Antonia Raut.

Wir sagen tschüss und baba.

Als ein kleiner, war er immer in der Bootwand.

Bis es groß war.

Und plötzlich schwimm ich in der goldenen Ton und die Leute haben Angst vor mir.

Aber zum Glück nicht alle.

Ein paar haben mich geredet, was sie gewusst haben.

Er ist ein Schorverzahn, aber ein gutes See.

Sie hörten Hans Krankel als Krokodil.

Er ist ein Schorverzahn, aber ein gutes See.

Sie hörten Hans Krankel als Krokodil.

Sie hörten Hans Krankel als Krokodil Bobby.

Wir geben Tieren eine Stimme.

Tierschutz Austria, mehr auf Tierschutz minus Austria A.T.

Gibt es außerirdisches Leben?

Haben Tiere ein Bewusstsein?

Können wir durch die Zeit reisen?

Es gibt so viele große Fragen, die uns Menschen seit Jahrtausenden beschäftigen.

Aber erst jetzt kann die Wissenschaft Antworten daraus liefern.

Oder neue Rätsel entdecken.

Ich bin Tanja Traxler.

Und ich bin David Renert.

Im Standard-Podcast Rätsel der Wissenschaft gehen wir großen Fragen der Menschheit auf die Spur.

Wir fragen Wissenschaftlerinnen, was in schwarzen Löchern passiert.

Wo die Aliens bleiben.

Und die Fusionskraftwerke.

Und wo die Mathematik an ihre Grenzen stößt.

Rätsel der Wissenschaft, je mitwoch eine neue Folge.

Überall, wo es Podcast gibt.

Untertitel im Auftrag des ZDF, 2020

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