Apokalypse & Filterkaffee: Heimspiel: Wilfried Huismann

Micky Beisenherz & Studio Bummens Micky Beisenherz & Studio Bummens 9/10/23 - Episode Page - 53m - PDF Transcript

Guten Morgen, lieber Wolfgang.

Lieber Micky, guten Morgen.

Was hast du gerade, du hast gerade einen schönen Satz schön begonnen.

Ich möchte das, kannst du es mir nochmal, was hast du gerade festgestellt?

Dieses Bild ploppt bei mir auf, auf dem Monitor und es ist ja immer diese große Spannung,

in welchem Rahmen, hinter welcher Kulisse und in welchem Outfit und ich habe festgestellt,

das hat irgendwie inzwischen fast therapeutische Wirkung auf mich.

Bin ich quasi, ich bin so eine Art Lava-Lampe für dich, du blickst auf mich und dann ist es so direkt.

Also im weitesten Sinne, ich kann quasi anders anknüpfen, was ich gerade mit Konstantein

unserem Techniker besprochen hatte, da hingen im Hintergrund solche Bommelns von der Decke runter.

Da haben wir uns drüber unterhalten, dass das in Lateinamerika offenbar ganz verbreitet ist

und dass man das auf Märkten kaufen kann.

Und dann habe ich ihn gefragt, ob das möglicherweise auch heilende Wirkung hat.

Die Antwort kam aber nicht mehr richtig, weil dann bist du aufgeploppt.

Ach so, ja, das ist richtig.

Also ich bin meistens, meistens wenn es irgendwie darum geht, dass etwas heilende Wirkung hat oder

dass etwas gut wird, meistens kommen wir dann nicht dazwischen und dann hatte es sich damit dann

aber auch schon wieder, hatte es sich damit auch schon wieder erledigt.

Weil wir ja, weil wir ja regelmäßig vorher noch kurz über Fußball sprechen und der BVB

an dieser Stelle ausfällt, möchte ich dich aber doch noch kurz fragen, ob du dich verstärkt

für die Doku über die deutsche Nationalmannschaft interessierst und egal ob ja oder nein, ob

dir, ob du mitbekommen hast, dass Hansi Flick um die deutsche Nationalelf in Katar zu motivieren,

ihn einen Film über Wildgänse gezeigt hat.

Ich habe es gelesen, das hat mich insofern motiviert, diese Doku mir anzugucken, weil ich das schon sehr

spannend finde.

Ich glaube das letzte Mal, dass man so einen etwas intimeren Einblick in die Nationalmannschaft

bekommen hat, war 2006, während der WM Sönke Wortmann hat damals diesen Film gemacht, fand

ich auch gut.

Es gibt übrigens noch zwei andere Dokos, die man sich in den jeweiligen Mediatheken

angucken kann.

Die eine, ich glaube es ist eine ARD-Doku über Schiedsrichter in Deutschland, sehr gut.

Ja, sehr gut.

Und das andere ist die Bellareti Geschichte, 60 Jahre Bundesliga in der ZDF Mediathek.

Die habe ich aber in der ZDF Mediathek bereits gesucht und nicht gefunden.

Ganz einfach.

Weil dann je nachdem...

Du gibst in diesem Suchfeld einfach nur Bähler ein und dann ploppt es auf.

Ja, kam nicht, kam nicht, also ich bin über den Fernseher gegangen, also die haben alles

dafür getan, mich von dieser Doku fernzuhalten, aber ich werde noch mal einen weiteren Versuch

starten.

Aber es ist schon witzig, irgendwie den Jungs da, schiebt dann irgendwie Hansi, wie früher

im Erdkunde Unterricht am letzten Schultag, schiebt er da so den Medienwagen rein, legt

die VHS-Kassette mit den Bildkennelsen ein und dann sagt man, so müsst ihr sein und

die wissen teilweise noch nicht mal, was für Tiere das sind.

Wobei, was Hansi...

Sind das Flabbingos?

Was Hansi Flick angeht, ich habe heute gerade gelesen, die Kolumne des von dir so wunderbar

parodierten Franz-Josef Wagner, der ihn heute jetzt zum Rücktritt aufgefordert hat, weil

er ihm einfach sagt, du kannst es nicht der Job, den du machst, ist eine Nummer zu groß

für dich.

Tja, jetzt würde man natürlich dagegen argumentieren und sagen, wer den FC Bayern zu sechs Titeln

geführt hat, mit diesem ja nun auch einer National-F nicht unehntlichen Kader, der müsste

doch eigentlich in der Lage sein, eine Mannschaft, aber wir werden sehen, zumal wenn wir jetzt

mit unserem netten Gespräch online gehen, ist ja das Spiel gegen Japan schon gelaufen.

Dann ist das ein zu zwei gegen Japan bereits gedruckt.

Oh Gott, oh Gott, oh Gott.

Und dann kommt dann Dienstag des 13.0 gegen Frankreich.

Man weiß nur nicht, wer die drei Tore schießt.

So sieht es ziemlich aus.

Ja, das würde ich auch gerne wissen.

Wir waren ja gerade schon im Bereich des Dokumentarfilmes, das ist ja dann dem Sugeh, in dem

sich dein Gesprächsgast befindet, ja nun gar nicht unehntlich.

Also Wilfried Hüßmann ist ein wirklich renommierter Dokumentarfilmer, vielfach ausgezeichnet.

Wir haben deshalb das Gespräch jetzt mit ihm gemacht, weil sich zum 50.

Mal in Chile der Putsch gegen Allende jährt.

Er, Hüßmann, viele Filme über Chile gemacht hat, über Allende, über Pinochet, über

diese schreckliche Kolonia-Dignidad, mit diesem deutschen Sektenführer Paul Schäfer, ein

Hedo-Krimineller, der da eine faschehistoide Sekte da in Chile aufgebaut hat.

Ein Mann, der auch noch ganz andere Filme gemacht hat, im Übrigen über Fidel Castro

und seine Liebe zu einer deutschen, lange ist es her, war, glaube ich, ein Film Ende

der 90er Jahre, hat dann auch Filme gemacht über die Hintergründe des Mordes an John

F.

Kennedy, Olympia Attentat 92, also verschiedenste Sachen schwer zu recherchieren und immer

eigentlich in eine sehr, sehr gute und sehr, sehr, sehr schöne Form gebracht.

Der Mann ist Anfang 70, das heißt, er ist mutmaßlich noch berufstätig, womit beschäftigt er sich gerade?

Also, was er jetzt zuletzt gemacht hat, diese Geschichte über die Kolonia-Dignidad, die

lief bei Arte, ich glaube sogar als Vierteiler in der ARD, als Zweiteiler und das wird jetzt

nochmal aufbereitet für eine große Netflix-Serie und da ist er involviert.

Ah, super, weil da wissen wir ja natürlich auch, also nichts gegen Arte und eine schöne

Doku irgendwo bei Dreisat, aber wenn Netflix anruft, dann wird so ein Ding natürlich

nochmal richtig mit Reichweite aufgepumpt und das sei ihm ja zu gönnen und dieses Thema

Kolonia-Dignidad ist natürlich gerade auch in Zeiten, in denen ja auch True Crime und

True Crime Podcast so unglaublich gehypt werden, natürlich ein zwar fürchterliches, aber

gleichsam auch wahnsinnig reichhaltiges Thema, aus dem sich nur wirklich vortrefflich schöpfen

lässt, du hast ja gerade schon angerissen, welche Teilbereiche der Kriminalität da alle

angesprochen werden, also da darf man gespannt sein und wir sind sehr gespannt auf dein Gespräch

mit ihm.

Vielen Dank, alles Gute.

Ebensoll.

Bis bald.

Bis sehr bald.

Ciao, ciao.

Tschüss.

Es ist Sonntag, der 10.

September.

Er ist ein vielfach ausgezeichneter Filmemacher, er hat sich immer wieder mit Chile beschäftigt,

mit Allende, mit Pinochet, mit der Kolonia-Dignidad und deshalb reden wir mit ihm genau 50 Jahre

nach dem Militärputsch in Chile.

Herzlich willkommen, Wilfried Hüßmann.

Hallo Herr Heim.

Herr Hüßmann, das Ganze ist 50 Jahre her, der Putsch des chilenischen Militärs und

die Ermordung des Staatspräsidenten Salvatore Allende, Sie waren damals Anfang 20, haben

Sie eine konkrete Erinnerung noch an das, was damals passiert ist?

Ja, ich habe ja den Sieg von Allende sehr intensiv miterlebt, weil das für mich eine

große Hoffnung war.

Ich war selber sehr links engagiert, so ein DKP-NDE, MSB-Spartakus Studentenbund und war

also sehr für den Sozialismus, aber ich war natürlich auch deswegen ein paar Mal in der

DDR und freiwillig wäre ich da nicht geblieben.

Und insofern kann mir das sehr gelegen, dass es vielleicht einen dritten Weg gibt, also

einen Sozialismus mit menschlichem Antlitz und einen Sozialismus, in dem es Freiheit

gibt und Pressefreiheit und Auseinandersetzungen und nicht die Diktatur des Proletariats.

Ja, das Ganze ist damals brutalst niedergeschlagen worden vom chilenischen Militär, der Name

Pinochet steht, nachweislich dafür.

Sie sind dann, glaube ich, Jahre später als eine Art Entwicklungshelfer nach Chile gegangen,

kann man das so formulieren?

Ja, in erster Linie war es neugier, weil ich ab 1974, als die ersten Chilenen kam, im

Exil, habe ich sehr viel mit denen zu tun gehabt, bei einem Solidaritätskomitee in Hannover

mit aufgebaut und das Nürnberger Menschenrechtstribunal gegen Pinochet mit organisiert, auch

meine Examsarbeit habe ich zum Thema Chile geschrieben, also die deutsch-chilenischen

Wirtschaftsbeziehungen über 100 Jahre und die Exilchilenen hatten natürlich alle verschiedene

Meinungen, es waren ungefähr 20 Chilenen in der Gruppe und dann gab es 20 politische

Richtungen, aber alle waren sich einig, dass Pinochet in wenigen Monaten gestürzt wird

und das kam mir so komisch vor, weil sich gar nichts tat in Chile, dass erschien alles

sehr stabil und ich wollte unbedingt das Land dann kennenlernen selber und hatte dann

die Gelegenheit in einem Projekt zu arbeiten, in einem Armenviertel in Santiago, in Conchali,

das war angebunden an die Arbeiterpastorale, das war nicht direkt Widerstand, aber das

war in so einem Armenviertel, der versucht ein soziales Netz wieder aufzubauen, Jugendhilfe,

wir haben ein Polyklinik gebaut, weil die Armen sich das gar nicht leisten konnten,

um im Krankenhaus zu gehen oder einen Arzt zu bezahlen und so bin ich sehr tief in die

chilenische Realität eingetraucht und seitdem hat das Land mich nicht mehr losgelassen.

Sie haben dann, Herr Hüßmann, zu einem sehr viel späteren Zeitpunkt, nämlich Anfang der

Nullerjahre, zwei Filme gemacht über Chile, den einen Film über die Ermordung von Allende

und den zweiten Film über Pinochet und die Rolle, die er damals gespielt hat. Wo und wie

haben Sie damals recherchiert, wie aufwendig und möglicherweise auch wie kompliziert war das

damals? Es war eigentlich gar nicht so kompliziert, weil ich mich in schledischer Geschichte schon

ein bisschen auskannte. Die Kontakte aufbauen, das war ja alles nicht so schwer, das war nach der

Diktatur. Ich war vorher ein paar Mal da und habe zum Beispiel Monitorstücke gemacht über deutsche

Waffenexporte an die Militärdiktatur, z.B. Hubschrauber, die dann für Einsätze gegen

Demonstranten genutzt wurden und so weiter. Das war komplizierter, das war auch gefährlicher.

An einmal ging es um Giftgasmunitionen an den Irak, die in Chile produziert wurde,

aber über Deutschland geliefert wurde und das war richtig gefährlich, weil da auch der

Geheimdienst mit drin verwickelt war. Das war kompliziert, aber nach Pinochet's Abgang war

die Pressefreiheit sofort da. Ich konnte alle möglichen Leute treffen, auch ehemalige führende

Leute der Regierung von Allende. Das komplizierte war sozusagen das Ideologische, weil von vielen

wird Allende zum Heiligen gemacht, nachträglich. Ich habe ihn sehr bewundert für seinen Mut,

so einen dritten Weg zu suchen, aber er war natürlich kein Heiliger und er hat die

widerstrebenden Kräfte in seiner Regierung der Volks-Einheit, so hieß die ja Unida Pobula,

auch nicht im Griff gehabt. Er hat sich treiben vor sich hertreiben lassen von den Radikalen,

aber auch von Kuba, die schon ein paar Hundert Spezialkräfte im Land hatten, um den Chilean

mal beizubringen, wie man richtig Revolution macht, nämlich indem man sich bewaffnet und das Volk

dazu auffordert, einen bewaffneten Aufstand zu machen. Wenn wir noch mal drauf gucken,

was damals genau passiert ist vor 50 Jahren, also dieser Putsch und die Ermordung von Allende. Weiß

man, wer den Mord begangen hat und weiß man, wer Auftraggeber war? Also Allende hat selbst Mord

begangen. Das ist eindeutig. Ganz klar. Das ist vollkommen klar. Es hat sowohl sein Arzt,

sein Leibarzt ziemlich schnell danach auch ausgesagt, aber er wurde dann sozusagen gebeten,

die Klappe zu halten, weil das widersprach diesem Image von Allende als Helden, der im Kampf gegen

die Faschisten gefallen ist. Das war aber eine politische Entscheidung, diese Lebenslüge

sagen wir mal so ein bisschen beizubehalten. Er hat selbst Mord gemacht, das weiß ich von dem Arzt,

hinterher haben das auch seine Leibwächter ausgesagt, die das gesehen haben, aber die ersten

Jahre durften sich das nicht sagen, weil die Parteien der Linken gesagt haben, nein, das ist so.

Und das ist für mich sozusagen so ein Missbrauch oder eine Entehrung auch von Allende, weil

in Chile hat der selbst mal politische Selbstmord, hat auch eine Tradition und man steht dazu. Man

geht dann unter, wenn man gescheitert ist, dann zieht man die Konsequenz. Also das hat nicht so

einen negativen Touch wie vielleicht bei uns. Welche Rolle haben damals die USA gespielt und

speziell Henry Kissinger, der erst Sicherheitsberater war und dann Außenminister wurde? Also Kissinger

und Präsident Nixon hatten einen ganz besonderen persönlichen Hass auf Allende, weil sie befürchteten,

dass die kubanische Revolution auf Festland übergreift, auf den Kontinent, also auf Südamerika.

Und sie haben politisch einiges gemacht, um Allende das Leben schwerer zu machen,

also Boycott von Kupfer, weil die Allende Regierung mit Zustimmung übrigens der Militärs und auch

der zentristischen Partei Christdemokraten, die Kupferminen verstaatlicht hat, aber er hat die

nicht entschädigt, die Firmen. Und das haben einige Leute in Allendes Regierung gleich gesagt,

das ist ein Fehler, weil damit verderben wir uns das endgültig mit den USA und so war es dann auch.

Und die USA und Kissinger und Nixon haben einiges getan, um Allende politisch zu diskreditieren,

sie haben die rechte Presse gefüttert mit Information und auch mit Geld und haben gehofft,

dass Allende politisch scheitert. Aber ich würde nicht sagen, dass die USA die Hauptursache für

den Untergang der Unidad Popular in Chile sind. Das wäre, glaube ich, eine Geschichtsfälschung.

Mit diesem Putsch begann eine bleierne Zeit in Chile, wovon ein Mann aus Deutschland besonders

profitiert hat. Paul Schäfer, ein, wie soll man es formulieren, ein Pädokrimineller,

ein Frauenhasser, der Anfang der 60er Jahre aus Deutschland nach Chile gegangen ist und dort

diese berühmt berüchtigte Kolonia dignidad aufgebaut hat. Was war die Frage? Das war sozusagen die

ganz offene Frage. Ich wollte Ihnen sozusagen den Boden dafür bereiten, dass Sie ein paar Sätze,

Sie haben sie ausgiebig recherchiert, Sie haben Filme gemacht über die Kolonia dignidad, dass

Sie uns ein bisschen diesen Paul Schäfer näher bringen im Sinne von, was war das für einer,

der ist ja seit einigen Jahren tot, wie hat er getickt, wie konnte der auch dieses schreckliche

System in Chile aufbauen? Also Jugendarbeit hat er gelernt in der evangelischen Kirche, der er war,

so wie seine ganze Familie. Eigentlich war er politisch eher Sozialdemokrat. Als junger Mann war

im Krieg Sanitäter, hat grauenhafte Dinge erlebt, war schwer verstört, seine Brüder sind im Krieg

gefallen und er hat sich in dieser Szene der fundamentalistischen evangelischen Gruppen und

Sekten, die sehr stark waren nach dem Krieg in Deutschland, weil viele Menschen einfach verzweifelt

waren und nach was Neuem suchten, die hat er sehr geschickt genutzt und hat Gemeinden gespalten und

dann selber eine eigene, die wahre Religion gefunden und eine Gruppe aufgebaut, die sich für die

Auserwählten hielten und die dann fast geschlossen, es gibt nur eine Frau, die nicht mitgegangen ist,

nach Chile ausgewandert sind, 1961 bis 62, 63, das waren ja über 300 Leute und die sind alle

freiwillig mitgegangen, hätten ja hier bleiben können. Ja, zu einem Zeitpunkt, als diese Missbrauchsgeschichten

alle schon in Deutschland passiert waren und wenn auch nicht vor Gericht verhandelt wurden,

so doch überall Akten kundig waren. Es wurde ermittelt, es gab einen internationalen Haftbefehl,

die Staatsanwaltschaft hat ermittelt und trotzdem hat er es geschafft, zum Teil mit Kindern auszuwandern,

deren Eltern gar nicht dabei waren. Also er hatte sehr gute Verbindungen, auch politische

Verbindungen und er hatte sehr gute Verbindungen auch schon nach Chile, zum chilenischen Botschaft,

der sehr rechts außen war und der gesagt hat, solche Leute wie euch brauchen wir in Chile um

den Leuten mal die Arbeitsmoral beizubringen, da im Süden diesen faulen Landarbeiter und so weiter

und so fort, da gibt es viel Unterstützung für ihn und er hat dann in Chile erst angefangen,

so ein Terrorsystem aufzubauen, weil da konnte ihm niemand mehr reinreden, weit weg vom Schuss,

auf der einen Seite die Anden, auf der anderen Seite riesige Wälder, man kam da gar nicht weg,

man kam wieder rein, noch weg, es wurde umzäunt, sehr schnell, es wurde so eine Hochsicherheitsgelände

und sehr groß, über 10.000 Hektar waren es und da hat er sein Reich aufgebaut, also ein

pädophiles Paradies kann man sagen, weil er hat jeden Tag zweimal einen mit Jungs Sex gehabt,

er hat die von Anfang an manipuliert, die Menschen, das war so eine Versuchsanstalt, wie

man Menschen formen kann nach seinem eigenen Bilde und er war nicht blöd, er hat auch Leute

mitgenommen, die fähig waren, zum Beispiel Kurt Schnellenkramt, den Geschäftsführer, der

war Unternehmer, Kaufmann, der hat gute Geschäfte gemacht, die haben Baubetriebe aufgebaut, die

hatten eine eigene Schredderanlage, die Panamerikaner weitestgehend mitgebaut, die Kolonie,

sie waren sehr geschäftstürzt tüchtig und als Pinochet dann an die Macht kamen und die Generäle,

die haben schon vorher mit der Kolonie sympathisiert, für die war das so mit dieser bayerischen Musik

und der Atmosphäre, das war so Deutschland, wie sie es liebten und das war ein Ort, wo sie gerne

Urlaub machten, also viele Generäle und Oberste, die später auch in der Diktatur eine wichtige Rolle

spielten, die ging da ein und aus, sie war das Deutschland, eine deutsche Idylle. Dann gab es ja

diese unselige Allianz zwischen Schäfer auf der einen Seite, auf der anderen Seite Pinochet,

was auch dazu geführt hat, dass, wobei ich gar nicht weiß, ob das hundertprozentig auch

gerichtsfest bewiesen wurde, dass Pinochet Regime Gegner in der Kolonie dignitat hat foltern

lassen und hat umbringen lassen. Ja. Die Kolonie dignitat war von Anfang ein Stützpunkt der

geheimen Polizei Dina und die Leute aus der Kolonie dignitat, die selber im Krieg waren, wie zum

Beispiel kurz schnellen kam der Geschäftsführer, der ist schon drei Tage nach dem Putsch, das Interview

habe ich selber mit ihm gemacht. Jetzt lebt er nicht mehr drei Tage nach dem Putsch mit Sonderkommandos,

der Armee durch die Stadtkonzeption, dann hat Jagd auf sogenannte Linksextremisten gemacht, die

waren auch militärisch von Anfang an eingebunden, die Kolonie und die waren ja auch schon paramilitarisch

ausgebildet und die hatten Waffen, die haben sie ja alle aus Deutschland gekriegt, ohne Probleme

durch ein Zoll oder irgendwelche Behörden, haben die sich Massen von Waffen besorgt, um sich darauf

vorzubereiten dieses kommunistische System, was sie hassten, aber vor dem sie auch Angst hatten,

weil sie waren Großgrundbesitzer und dachten, sie sind bald auch dran mit der Enteignung, was

theoretisch möglich gewesen wäre. Also der Has war enorm auf diese sozialistische Regierung und

deswegen waren sie zu allem bereit, aber der, das weiß ich aber auch erst seit kurzem, der wichtigste

Verbindungsmann war eigentlich ein anderer, der hieß Cornelius Krieg und war in der SS eine große

Nummer gewesen, schon im Dritten Reich und der hat in der Kolonia chilenische Offiziere als

Folter ausgebildet, der war früher in der Ukraine SS-Ausbilder für Nahkrampf und für

Folter Verhörtechniken, der Spezialist sagen wir mal so und der hat die Leute in der Kolonie

ausgebildet, sowohl einige Deutsche, aber vor allen Dingen chilenische Offiziere, die ja gar nicht

wussten, wie man foltert. Die haben ja sowas nie gemacht vorher, so ein Bürgerkrieg gegen das

eigene Volk und jetzt haben sie dann einen Geheimdienst auf einmal gehabt, der genauso

strukturiert war wie die Gestapo und auch dieselbe Aufgabe hatte, nämlich den inneren

Freund nicht nur zu besiegen, der war ja schon besiegt, drei Tage nach dem Putsch gab es kein

Widerstand mehr, sondern ihn für alle Zeiten zu vernichten, also auszurotten, das war auch die

Terminologie der Macht haben, denn und da waren diese deutschen Altnazis, die in der Kolonie zum

Teil gewohnt haben, wie dieser Cornuels Krieg oder auch Walter Rauf, der ehemalige SS-Standatenführer,

die waren wichtige Männer beim Aufbau dieses Terrorregimes des Staates.

Sagen Sie Herr Hüßmann, was eigentlich wusste die Bundesregierung von diesen ganzen, von Ihnen

gerade skizzierten Horrorgeschichten und wie hat sie sich da positioniert?

Die Bundesregierung hat sich widersprüchlich verhalten, also Willy Brandt war ja Kanzler damals

und der hat Allende nicht unbedingt geliebt, er sah auch Probleme durch, er hat Angst gehabt,

dass das wirklich abrutscht in so eine sowjetische Entwicklung oder ne, ne, eine Diktatur des

Proletariats, was ja Alliendes eigene Partei auch beschlossen hatte, gegen Alliendes Willen,

dass das ein, der erste Schritt ist zu einer Diktatur des Proletariats, so wie in den Oste

Europäischen Ländern mehr oder weniger, also, aber er hat klar das Regime verurteilt. Aber das

Außen- und Wirtschaftsministerium haben so eine bisschen eine eigene Politik gemacht, also die

sahen die Chance, also die Wirtschaftsbeziehung massiv noch zu verbessern, haben sie auch

gemacht und es wurden auch offiziell Waffen geliefert, das war gar nicht geheim, also ich weiß

selber noch, dass ich hier im Hafen in Bremen einen Aktionen teilgenommen habe gegen die

Auslieferung und Lieferung eines U-Bootes an Chile, die haben alles geliefert, Panzer, Leopard-Panzer,

die jetzt gerade wieder in Mode sind, die wurden auch der Diktatur in Chile geliefert, vor allen

Dingen nach 1976, weil ab 1976 haben die USA einen Waffenembargo gegen Chile verhängt wegen der

Menschenrechtsverletzung und das hat Deutschland als Lücke gesehen und ist eingesprungen mit

massiven Waffenlieferungen, also letztlich waren die Beziehungen der Bundesregierung abgesehen von

anfänglichen Bedenken ausgezeichnet.

War denn ähnlich widersprüchlich, wie gerade von Ihnen skizziert, auch das Verhältnis Deutschlands

zu dieser Kolonia-Dignidad, also wenn ich mich nicht ganz falsch erinnere, gab es mal Franz Josef Strauß,

der das irgendwie ganz, ganz lustig und ganz passabel fand, was da passiert ist oder was er gesehen

hat, ums korrekt zu formulieren und es gab jemanden wie Blüm, also quasi zwei Unionsleute, der das

alles sehr viel schlimmer fand.

Ja, der Blüm, der war sehr viel später da, aber in der CSU, Politiker waren mehrmals in der Kolonia

Dignidad, aber Strauß selber nicht, obwohl das als Gerücht lange so rumlief, aber er war nie da,

er war in der Nähe beim deutschen Auswahl-Einwanderer-Denkmal zusammen mit Pinochet und er fand die

Kolonie natürlich toll und der Bundesnachrichtendienst fand die Kolonie auch toll, weil sie, sagen mal,

für Waffenlieferung, die nicht offiziell waren, auch vom Schwarzmarkt und Grauenmarkt, war die Kolonie

der offizielle Einkäufer, die Kolonie, das hat auch immer Firmen noch in Siegburg und in anderen

deutschen Städten, Handelsfirmen und die haben die Waffen beschafft, mithilfe von Gerhard Merthins,

dem größten Waffenhändler der Welt damals und dameiligen muss man sagen BND-Agenten, seine Firma

Merex ist damals nach dem Krieg mit Zustimmung des BND gegründet worden, die haben auch massive

Waffengeschäfte über die Kolonia Dignidad gemacht, ich habe selbst in den von der Polizei beschlagnah

und Dokumenten der Kolonie gesehen, dass der Korpschnellenkampf, der Geschäftsführer der Kolonie

so eine voll Generalvollmacht hatte, der chilenischen Regierung, alle diese Waffen kreuz und

quer durch Chile zu fahren und direkt zu den Regimentern zu bringen, also sie werden da ganz

dick drin und der BND hat natürlich auch seinen Einfluss da sehr ausgeweiht und hatte sehr enge

Beziehungen zum chilenischen Geheimdienst, was so weit ging, dass die Anführer oder die Chefs des

chilenischen Geheimdienst ständig nach Deutschland gereist sind wie Brigade General Willeke,

Christoph Willeke, auch deutschstämmig natürlich wie viele chilenische Offiziere und ist nach,

hat die in Pullach besucht den BND, um rauszukriegen, auf Anforderung des BND übrigens, weil der BND

Angst hatte, dass bei den Exiltilänen, die in Deutschland Zuflucht gefunden haben, dass da

Extremisten sein könnten, die sich der RAF anschließen könnten, der Rota Armee Fraktion, der Badao

Meinhof Gruppe sozusagen. Wie das damals hieß. Und da wollten die von den chilenen Informationen über

diese Leute. Und die chilenen wollten natürlich auch wissen, was machen unsere Exiläute in

Deutschland, in Europa. Und das war natürlich brandgefährlich, weil der chilenische Geheimdienst

hat ja auch chilenen im Auswand umbringen lassen in USA, in Argentinien, in Italien. Also das war

eine ganz schmuddelige Zusammenarbeit. Um nochmal Herr Hüßmann auf diesen Paul Schäfer zu kommen,

der ist Mitte der 90er Jahre untergetaucht, ist dann Jahre später, ich glaube in Argentinien

verhaftet worden, ausgeliefert worden. Hat man dem einen Prozess dann gemacht, ist er verurteilt

worden? Er ist verurteilt worden, aber in Anführungsstrichen nur für Kindesmissbrauch,

sexuellen Missbrauch. Das war sozusagen für alle das Einfachste. Weil wenn er geredet hätte über die

deutsch-chilenischen Geschäfte, die Waffengeschäfte, die Lieferung von Bestand für das Gas-Sarinen von

Deutschland nach Chile, wo es niemals eine Zolltrollegrabe in Frankfurt gab. Das hat der Wolf von

Arnswald hieß, der war auch Deutsch-Chilene. Der hat diese Transporte in seinem Handgepäck

gemacht mit diesen hochgiftigen Chemikalien und ist nie kontrolliert worden. Das hat er in den

90er Jahren dann einem chilenischen Gericht erzählt. Das war also gar kein Problem,

all dieses Zeugs aus Deutschland dahin zu schaffen. Der Pinochet hat so viel Giftgas produzieren

lassen, weil 1978 stand ein Krieg bevor gegen Argentinien und der hatte den Plan, die argentinische

Armee, wenn die über die Anden Pässe kommt, mit Giftgas zu vernichten. Das war der Plan. Das ist

ein gemeinsames Staatsgeheimnis von Deutschland und Chile bis heute. Das wollte keiner hören. Der

Schäfer war ja nicht auf den Kopf gefallen und der hat sicherlich auch damit gedroht. Und die

anderen auch. Schäfer ist ja nicht alleine. Die anderen Hierarchen der Kolonie haben das ja auch

alles mitgemacht, diese ganzen Geschäfte und diese ganzen suspekten Verbindungen.

Ist die Kolonie die Gnädat? Inzwischen Geschichte ist die offiziell aufgelöst oder gibt es dann

auch irgendwelche Reste, die welche Rolle auch immer spielen? Schäfer selber hat sie aufgelöst,

als christlich soziale Mission. Das war ja immer ein Wohltätigkeitsverein auch in Chile,

deswegen haben die auch nie Steuern bezahlt, auch nicht für die Waffengeschäfte. Die hat er auf

Anraten seines Freundes, der Präsident des chilenischen Obersten Gerichtes war, hat er die rechtzeitig

aufgelöst, weil der hat ihn gewarnt, hat gesagt, das könnte mal eine Regierung kommen, die euch

enteignet oder Steuern fordert und euch wirtschaftlich kaputt macht, löst das auf und dann haben die

ein paar Aktiengesellschaften gegründet. Ich glaube fünf Aktiengesellschaften sind es heute. Eine

ist die Tourismus-Aktiengesellschaft. Man kann ja da inzwischen ins Hotel gehen und sich bayerische

Volksmusik reinziehen. Ich habe auch da gewohnt, während wir in der Kolonie gedreht haben und man

wird dann halt mit dem Unimog durch die Gegend gefahren, auf dem früher Gefangene transportiert

worden sind. Die haben ja das ganze alte Zeug aus den 50er, 60er und funktioniert ja alles noch,

weil die auch sehr, sehr gute Techniker hatten und Schlossermeister und aus allen Gewerken waren

da Leute, sodass die sehr autonom gelebt und die Chilien bewundern, die bis heute, wie gut die

wirtschaften, wie autonom, wie sparsam, wie ökologisch und das Geschäft geht natürlich weiter, aber

ohne Pederasten und ohne Folterkeller. Aber so eine richtige Aufarbeitung der eigenen Geschichte ist

auch schwierig, weil die meisten in der Kolonie waren ja nicht Warentäter, aber sie waren erst

dann nie auch Opfer, weil die sind ja als Kinder dahin verschleppt worden und viele von denen haben

nie ihre Eltern kennengelernt, weil die Kinder den Eltern weggenommen wurden, sobald sie ein Jahr

oder zwei Jahre waren, damit die Eltern nicht den verderblichen Einfluss auf die haben. Die

kamen gleich zu Schäfer jedenfalls. Die Jungs, Mädchen fand er nicht so interessant, aber das

ist ganz schwer dann den Vorwürfel zu machen. Ich würde gerne, wenn Sie einverstanden sind,

Herr Hüßmann, noch auf ein paar andere Filme von Ihnen zu sprechen kommen, für die Sie ja zum

Teil auch richtig schöne Preise bekommen hat, fangen wir vielleicht an mit dem Film, der glaube

ich mal 2000 rausgekommen ist, Lieber Fidel. Der Film behandelt die Freundschaft oder vielleicht

sogar die Liebe zwischen Fidel Castro auf der einen Seite und einer deutschen Frau auf der anderen

Seite. Was war das für eine Beziehung und warum haben Sie einen Film damals drüber gemacht?

Ja, weil ich wollte eigentlich immer Liebesgeschichten machen, ist mir selten gelungen, muss ich sagen.

Meistens waren es denn so härtere Sachen, aber mir hat ein ehemaliger Funk-Offizier von

Harper Clawed hier in Bremen erzählt, dass sein Kapitän Lorenz entlassen worden sei 1960, weil seine

Tochter mit dem kubanischen Diktator Fidel Castro eine Liebesbeziehung angefangen habe.

Was ist denn das für eine komische Geschichte? Hört sich sehr interessant an und bin dem

nachgegangen und es stellt sich heraus, dass das stimmt. Dieser Kapitän, ein großer Kapitän in

der Geschichte von Harper Clawed wurde tatsächlich rausgeschmissen, weil es dem Image des Unternehmens

schaden würde, weil seine Tochter war 1959 kurz nach der Revolution mitgefahren auf der Bremen.

Das war die letzte Kreuzfahrt eines deutschen Kreuzfahrtschiffes nach Kuba übrigens, danach kam

dann das Embargo und dann sind sie da im Hafen von Havanna gewesen und der Kapitän war müde,

der macht immer seinen Mittagsschlaf und dann kam auf einmal 20 Bärtige mit Maschinenpistolen

um den Hals an Bord und das war Fidel Castro und seine ganze Führungsgruppe, die sich mal so ein

tolles deutsches Schiff angucken wollten und dann hat sie gesagt, aber ihr kommt hier nicht mit

Waffen an Bord, das geht nicht und hat Castro zu ihr gesagt, wieso? Das ist doch mein Land. Dann hat

sie gesagt, nein auf diesem Schiff ist Deutschland und ihr legt die Waffen ab oder ihr kommt nicht

rein und die haben tatsächlich die Waffen abgegeben, da gibt es sogar ein Foto liegen alle auf

einem großen Haufen und dann hat sich Fidel Castro während des Gesprächs später mit dem Kapitän

hat sich dann an Marita Lorenzi, Marita ist leider auch schon gestorben, hat sie dann so an der

Hand gefasst und dann fing das an mit einem Liebesverhältnis und sie ist in Kuba geblieben.

Wie lange hat das Verhältnis gedauert und warum ging es dann zu Ende? Ja, warum es zu Ende ging,

ist schwer zu sagen. Also Castro hat damals sehr häufig wechselnde Beziehungen, auch sehr gerne

zu Filmsstars und so weiter. In dem Hotel Havana Libre wohnte er damals noch, das war vorher das

Hilton, war Beschlagnahm von der Revolutionsregierung und dort residierte er und sie ist schwanger

geworden von ihm und das ging ihm dann doch zu weit und ihre Mutter, muss man wissen, war Mitarbeiter

in der CIA, die war schon im Krieg hier in Bremen bei dem Vorläufer der CIA, der OSS und hat hier

den französischen Widerstandsgruppen in der Werftindustrie unterstützt. Sie war sehr, sehr

wichtig, im Widerstand ist auch ins Konzentrationslager gekommen. Nur mal auf Marita zu kommen,

hat sie von Castro dann dieses Kind bekommen oder hat sie abgetrieben? Es wurde zwangst abgetrieben

und zwar im siebten Monat. Also sie ist entführt worden, betäubt worden und das Kind wurde mit Gewalt

aus ihrem Bauch rausgeholt. Es gab später noch mehrere Folgeoperationen in New York, deswegen

da haben die immer noch so Knorpel gefunden und so weiter. Also es muss eine sehr brutale Geschichte

gewesen sein. Hat diese Frau dann ein neues Leben irgendwann nochmal anfangen können oder hat sie

Zeit ihres Lebens unter dieser Geschichte gelitten? Ja, sie hat sich dann mit der CIA angefreundet und

hat dann einem versuchten Attentat teilgenommen, indem sie Giftpillen bekommen hat und nach

Kuba gereist ist wieder und gesagt, ja Fidel, lass uns wieder vertragen und so und dann hat sie aber

dann in der Nacht nach ihrer Erzählung, also Fidel hat nicht darüber gesprochen später,

hat sie dann die Pillen ins Klo geworfen, weil sie gesagt, ich liebe den Mann immer noch und ich bin

ihm verfallen und das hat ihm vielleicht das Leben gerettet. Dieser Fidel Castro hat in einem anderen

Film von ihm, den sie später gedreht haben, auch eine nicht ganz unwichtige Rolle gespielt. Das

war der Film Rendezvous mit dem Tod. Es ging um die Ermordung des amerikanischen Präsidenten John F.

Kennedy und die Frage, inwieweit dieser Fidel Castro als kubanischer Revolutionsführer in diesen

Mord möglicherweise involviert war, ist das eigentlich final geklärt worden? Es gibt keine

Erkenntnisse Akten oder Zeugenaussagen danach, die auf was anderes laufen, sagen wir so, es gab

einen Bericht der New York Times ein paar Jahre später, die einen ehemaligen kubanischen Geheimdienst

Offizier interviewt hat, der im Prinzip dasselbe gesagt hat, dass Castro den Kennedy loswerden

wollte, weil Kennedy war von allen amerikanischen Präsidenten das größte Problem für Castro,

weil er extrem populär in Lateinamerika war. Cuba wollte ja sagen mal die Revolution ausdehnen

auf den ganz Südamerika, alleine um überleben zu können und nicht so ganz abhängig zu werden von

der Sowjetunion, das war ja der große Traum, dass man den ganzen Kontinent erobert mit dem

revolutionären Feuer der Revolution, der Befreiung der Ärmsten, der Armen und diese großen Träume

der 60er und 70er Jahre, die ich übrigens damals auch hatte, die haben den Mut eben dazu gegeben

und Kennedy war eine extrem hohe Gefahr, weil der war auf mehreren Reisen in Lateinamerika,

der ist mehrmals nach Peru und Mexiko gefahren und das waren Triumphzöge, da waren hunderttausende

auf der Straße, weil Kennedy hatte auch eine Message, der hat gesagt, ja wohl, Castro hat

eigentlich recht, diese soziale Ungerechtigkeit, das geht nicht so weiter und hat ja diesen großen

Plan entwickelt und auch finanziert, Allianz für den Fortschritt, Landreformen, Enteignung

Großgrundbesitz, Kleinbauernstärken, das waren Programme, die vor allem auch in Chile, da kann

ich es am besten beurteilen, sehr erfolgreich waren unter Präsident Frey, das war eine direkte

Antwort auf die Kubanische Revolution, die Kennedy damit hervorgebracht hat und die später auch

weiter verfugt wurde dann von den Republikanern weniger, aber insgesamt war das die Linie der USA,

dass Südamerika verloren gehen kann an den Kommunismus, wenn man nichts unternimmt, wenn

man nicht wirklich diese extreme soziale Ungerechtigkeit angeht und beseitigt und das haben

sie in Chile zum Beispiel in Allianz mit den Christdemokraten gemacht und deswegen, das war

letztlich das Motiv, so nach meiner Information, die ich damals hatte, um Kennedy zu töten und die

Kennedys haben ja auch mehrere Pläne, das ist ja auch bewiesen durch viele Aussagen und Dokumente,

die Kennedys wollten den Castro ja auch umbringen lassen. Also die CIA ist da ein,

ums andere mal tätig geworden, das kann man... Ja, die CIA wollte das nicht, ehrlich gesagt muss man

sagen, die CIA hat damals den Kennedys davon dringend abgeraten, haben gesagt, das ist so ein

abenteuerliche Idee, einen ausländischen Staatsmann ermorden zu lassen, denkt mal über die

Konsequenzen nach, also wir raten davon ab, wenn er die loswerden wollte, dann schickt die Armee

dahin und macht den Laden kaputt, aber nicht so. Also die CIA war absolut dagegen, das war der Druck

der beiden Kennedysbrüder, die dann die CIA dazu gezwungen haben, diese Mordversuche zu machen

gegen Viertel Castro. Aber um nochmal auf den anderen Mordanschlag zu kommen, ohne da

in alle Details zu gehen, wie hat Castro es angestellt und über welche Wege hat er es

initiiert, dass am Ende des Tages John F. Kennedy tot war? Ja, die Kubaner hatten eine sehr intensive

Arbeit gemacht mit den sogenannten Freundschaftskomitees mit Kuba, die gab es auch bei uns,

die gab es aber auch in den USA, die gab es auch in New Orleans und Lee H. W. Oswald war nach seiner

Rückkehr aus der Sowjetunion ein aktives Mitglied in dieser Gruppe und hatte auch von daher

wahrscheinlich schon die ersten Kontakte mit kubanischen Geheimdienstlern, weil das was

Freundschaftsgesellschaft hieß und mit dem Kubanischen Institut für Völkerfreundschaft

zusammenarbeitet, das war in Wirklichkeit eine Einrichtung der G2, also des Kubanischen

Geheimdienstes und nach meinen Recherchen damals war Lee H. W. Oswald genau der Typ,

der, sagen wir mal, ohne dass man selber sich die Hand schmutzig macht oder blutig macht,

der dazu zu bringen ist, zu motivieren ist, diese Tat zu verbringen. Er war besessen von der Idee,

dass er eines Tages, beschreibt auch seine Frau Marina später in einem Interview, besessen von der

Idee, dass er eines Tages auf der Tribüne in Havana am Platz der Revolution neben Fidel Castro und

neben Che Guevara sitzt, der lebte ja noch 1963, das war seine Warnvorstellung, er hatte extreme

Minderwertigkeitskomplexe, war eine sehr gespaltene Persönlichkeit und der war sozusagen, der war

ein lebender Sprengsatz, also ein Attentäter, wie man ihn sich nicht besser wünschen kann,

den man nur richtig motivieren muss und wenn er was vorhat, dann hat er es ja auch durchgesetzt,

er ist ja auch endiesserviert und ausgewandert. Sie haben nun Filme gemacht im Laufe ihres

beruflichen Lebens über Weißgott schwierige und komplizierte Themen, aufwändige Recherchen,

Dinge, die man auch juristisch vorab abklären musste. Also ihr heftigster Klinsch war, wenn ich

das richtig sehe, der mit dem WWF, also der größten Natur- und Umweltschutzorganisation der

Welt, das ganze ist plus minus zehn Jahre her. Sie haben damals, glaube ich, wenn ich es runterbrechen

darf, etwas plakativ den Vorwurf erhoben, dass WWF sich von großen Konzernen und Firmen hat

kaufen lassen und damit eine zumindest indirekte Art von Green Washing betrieben. So halbwegs

korrekt zusammengefasst? Ja, nicht ganz. Also der hat sich nicht kaufen lassen, der ist gegründet

worden von der Großindustrie, nämlich von der Erdölindustrie, vor allen Dingen Britisch,

Petroleum und Shell waren am Anfang plus der beiden Prinzen, Prinz Philipp in Großbritannien,

der aber auch ja sehr freundschaftlich immer mit Shell verbunden war und, nee, der war natürlich

mit Britisch Petroleum sehr verbunden und der niederländische Prinz Bernhard mit Shell. Die sind

bis jetzt noch abwechselnd im Verwaltungsrat des von WWF international. Die beiden Unternehmen,

Entschuldigung, Shell und Britisch Petroleum. Später ist auch im Förderkreis Monsanto dazu

gekommen und andere Konzerne der Nahrungsmittelindustrie. Also alles Konzerne, die zu den

schlimmsten Umweltverschmutzern der Erde gehören und Natur zerstörern und die haben sich sehr

strategisch und sehr langfristig überlegt, dass man, dass man ein Partner braucht, der so scheinbar

unabhängig und schön grün ist und so ein putziges Tierchen hat als Panda, als zum Liebhaben,

dass schon die Kinder abhängig werden in der Kindergruppe des WWF und ich habe viele Zuschriffe

von Kindern gekriegt nach diesem Film und der eine hat geschrieben, weiß ich noch. Sie haben mein

ganzes Leben zerstört. Ich habe so viel Geld gesammelt für die Rettung der Tiger in Indien und

sie haben jetzt alles kaputt gemacht. Was soll ich jetzt machen? Also die Korrespondenz hinterher war

sehr interessant. Nein, es gibt auch im WWF, es gibt natürlich im WWF auch gute Projekte an der

Basis, was weiß ich, Schutz des Wattenmeeres. Wenn die nur, sagen wir mal Aufträge der Industrie

erfüllen würden, dann wären die ja nicht mehr glaubwürdig. Aber die großen Siegel, die der WWF

geschaffen hat, also wie nachhaltiges Palmöl oder diese ganzen großen Nachhaltigkeitssiegel oder

Bio-Brennstoffe, dieses Siegel, I-I-S-S, die sind Grünwaschsiegel oder bei Holz. Wie heißt das

noch bei FSC, bei Holz? Das kann man schon sehen, wenn man im Baumarkt ist und guckt genau

hin, wie die Etikettierung ist, FSC-Siegel, mindestens 10 Prozent aus nachhaltigem Holzanbau,

also 90 Prozent nicht aus nachhaltigem Holz. Eigentlich merkt man das schon, aber das Problem ist,

dass wir als Kunden gar nicht so genau hingucken. Wir sind schon beruhigt, wenn es irgendein grünes

Siegel hat und wenn der Panda dann auch mit drauf ist, umso besser. Und das ist das Geschäft.

Es hat dann in Folge des Buchs, Schwarzbuch, WWF, etliche juristische Auseinandersetzungen

gegeben, aus denen Sie mit wie vielen Schrammen rausgekommen sind? Wenig. Also es ist zu einem

Vergleich gekommen bei dem Buch, wo ich einige Passagen nicht korrigiert habe. Also die Grundkritik

ist geblieben. Aber zu einigen Passagen hat der WWF sozusagen offiziell seine Version erzählen

können, was ich gar nicht schlimm fand. Aber sie hätten es nie geschafft, das vom Markt zu kriegen.

Und deswegen hat der WWF dann gesagt, wir gehen lieber diesen Vergleich ein, damit wir nicht sozusagen

als die modernen Bücherverbrenner in die Geschichte eingehen. Hat sich dieser Kampf gelohnt?

Der hat sich gelohnt. Also das Buch gibt es ja jetzt noch jedenfalls als E-Book und auch auf Englisch.

Und es ist kein Buch, was gut läuft, aber es gibt immer wieder Menschen, die in der Umweltpolitik

oder internationalen Naturschutzorganisationen sich das holen, um sich ein Bild zu machen von dem

WWF, mit dem sie zu tun haben. Also der WWF hat da immer noch dran zu knabbern. Wenn Sie heute darauf

gucken, was im Sinne von Natur und Umwelt passiert ist und auch aktuell gerade passiert, kommen Sie

dann zum Ergebnis, dass bei dem, was Sie versucht haben, anzuregen und anzustoßen, Sie nicht sehr

weit gekommen sind? Also ich habe mir nie eingebildet, dass ich mit einem Film oder mit einem Buch den

Lauf der Weltgeschichte ändern kann oder irgendwas retten kann. Das sind immer so Tropfen in einem

Ozean, den man da reingeben kann, wo man denkt, das hat vielleicht eine Wirkung, vielleicht fällt.

Macht dann irgendjemand in Japan, da wurde das, kam auch auf einmal, wie man sagt, wir brauchen das

unbedingt auf Japanisch und hat das dann übersetzt an so einem kleinen Verlag und das ist dann so eine

Saat, wo man wirklich nicht weiß, wie die aufgeht und ob die aufgeht. Aber ich glaube, dass selbst im

WWF die Mitglieder oder die Aktivisten kritischer geworden sind, das verfolge ich so ein bisschen beim

Fischsiegel zum Beispiel. Aber es gibt natürlich trotzdem auch immer wieder Geschichten. Also ich

erinnere mich heute, seit drei Geschichten in der süddeutschen Zeitung, es gibt in Venezuela

einen Maracaibo-See, ein großes Gewässer, das inzwischen vollkommen kaputt ist, giftig, grün,

eine ölige Chlorake. Ja, hat der WWF aber nicht die Schuld dran? Nein, das habe ich natürlich nicht.

Ich wollte nur sagen, dass auch heute Dinge passieren und wenn man dann genauer hinguckt,

man einfach feststellt, hey, da liegt so viel im Argen und eigentlich müsste noch viel mehr passieren.

Ja, es müsste noch viel mehr passieren. Aber es wird erst passieren, wenn es nicht anders geht.

Also solange es noch so angenehm zu leben ist wie bei uns, werden die Leute alle mich eingeschlossen,

irgendwie so weitermachen, wie bis jetzt. Das ist traurig. Das ist eine ziemlich pessimistische

Perspektive. Ja, aber die Probleme werden ja größer werden und wenn Primarhafen abseuft,

weil auch die Nordsee steigt der Spiegel, dann muss man ja reagieren und man wird auch reagieren,

man wird auch die Städte grüner machen, um das zu überstehen, die Erderhitzung, die jetzt ansteht.

Also aber es ist immer so ein bisschen zu spät natürlich, aber es ist nie ganz zu spät,

das glaube ich auch nicht. Wissen wir natürlich nicht, ob es vielleicht in 200 Jahren zur Ausordnung

der Menschen kommt. Ich habe gerade gestern gelesen, dass vor 1,1 Millionen Jahren, das kann man aus

Genanalysen von der Urmenschennachfall sehen, dass es da die Menschheit von insgesamt 100.000

auf der ganzen Erde geschrumpft ist durch eine extreme Erhitzung der Erde, kann auch eine Eiszeit

gewesen sein, weiß ich nicht mehr genau, auf ungefähr 1200 Exemplare der ganzen Gattung Mensch.

Und da sind wir ja jetzt wieder bei ein paar Milliarden angekommen. Also sozusagen historisch

gesehen kann man da eine Art von Gelassenheit entwickeln, die aber auch als Zynismus gedeutet

werden kann oder als Altersresignation. Und man der Menschheit ja auch nicht dieses Schockerlebnis

sich plötzlich so in diesem Umfang zu dezimieren wünschen sollte. Nein, ich wünsche es uns nicht,

ich wünsche, dass wir schneller lernen und mehr handeln. Das sieht manchmal nicht so aus, aber

ein schönes Schlusswort. Ich bedanke mich für das Gespräch. Alles Gute für Sie. Tschüss. Tschau.

Heimspiel. Apokalypse und Filtercafé ist eine Studio-Bummens-Produktion mit freundlicher

Unterstützung der Florida Entertainment. Redaktion Wolfgang Heim. Executive Producer Tobias Bauckage.

Produktion Hannah Marahil. Ton und Schnitt Christian Pfeiffer.

Halt, halt, halt, halt, halt. Fast hätte ich es vergessen. Ihr liebt Apokalypse und Filtercafé. Ihr

wollt das Ganze mal live erleben, dieses herrliche Zusammenspiel von mir, Loffy und unseren tollen

Gästen, die ihr auch bereits aus unserem Podcast kennt. Dann habt ihr jetzt die Gelegenheit, euch

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Berlin, Dresden, Hannover, Köln, im Oktober und November ist es so weit. Apokalypse und Filtercafé,

live mit mir, Loffy und ganz vielen fantastischen Gästen. Wir freuen uns auf euch,

wir wissen noch nicht was passiert, aber es wird fantastisch. Informiert euch doch einfach.

Bei Contrapromotion oder bei Eventim, da gibt es die Tickets. Also, wir sehen uns auf der Bühne

und im Saal. Bis denn.

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Wilfried Huismann ist Journalist, Autor, Filmemacher und dreifacher Träger des Grimme-Preises. Der vielfach ausgezeichnete Dokumentarfilmer hat sich intensiv mit dem Putsch und den politischen Tumulten in Chile auseinandergesetzt und schon Salvador Allende, Augusto Pinochet, sowie die schrecklichen Ereignisse in der Colonia Dignidad thematisiert.

Im Gespräch mit Wolfgang reflektiert Wilfried Huismann über seine Arbeit, seinen Werdegang und die beiden befassen sich mit dem Putsch gegen Allende in Chile, der sich am 11.9. zum 50. Mal jährt und das Ende aller sozialistischen Hoffnungen begründete.