Apokalypse & Filterkaffee: Heimspiel: Stefanie Bremer

Micky Beisenherz & Studio Bummens Micky Beisenherz & Studio Bummens 7/9/23 - Episode Page - 36m - PDF Transcript

Diese Folge wird er präsentiert von...

Yep. Vodafone seit über 30 Jahren.

Für dich da.

Es ist Sonntag, der 9. Juli.

Apokalypse und Filtercafé.

Heimspiel.

Das Interview am Sonntag.

Mit Wolfgang Heim.

Sie kommt aus einer Unternehmerfamilie.

Sie findet das ungerecht, will mehr Steuern zahlen

und engagiert sich deshalb bei Tax Me Now.

Herzlich willkommen, Stefanie Bremer.

Hallo, Wolfgang.

Stefanie, es gibt diesen alten deutschen Satz.

Über Geld spricht man nicht.

Du hast dich für die andere Variante

für den anderen Weg entschieden.

Warum?

Man muss über alles sprechen können.

Alles, worüber wir nicht sprechen,

baut nur Zäune und Mauern zwischen uns.

Wenn wir nicht über alles reden können,

dann werden wir nie als Gesellschaft gut vorwärtskommen.

Hat es für dich trotzdem eine Überwindung gekostet,

auf die Frage, wie viel Geld Frau Bremer gehört,

Ihnen eine Summe zu nennen?

Ja, aber nur in dem Sinne,

weil viele Menschen sich nicht so richtig was vorstellen können.

Außerdem, finde ich, es macht das Thema nicht mehr oder weniger valide,

wenn man weiß, über wie viel Geld ich theoretisch verfüge.

Theoretisch heißt ein Stück weit praktisch.

Aber klar ist natürlich, dass die 10 Mio.,

also die Summe ist ja mal genannt worden,

dass die 10 Mio. vermutlich nicht bei dir auf dem Chirokonto liegen

und jederzeit abrufbar sind.

Absolut nicht.

Ich sag mal, über 95% davon sind entweder Unternehmensanteile

oder in Immobilien gebunden, die wir vermieten.

Ich wollte gerade sozusagen die letzte indiskrete Frage stellen,

wo und auf welche Art und Weise das Geld angelegt worden ist.

In dem Sinne habe ich selber wenig,

ich bezeichne es nicht als Anlage,

sondern ich habe damals mit Verwandten ein Gebäude gekauft,

was hier bei mir näher steht, was sanierungsbedürftig ist.

Da haben wir günstigen Wohnraum geschaffen.

Daraus würde ich es nicht Rendite nennen.

Aber da beziehen wir ein bisschen Mieteinnahmen,

mit denen wir die Kredite dafür wieder ausgleichen.

An wen habt ihr denn für wie viel Geld vermietet?

Wir vermieten am unteren Ende des Mietspiegels.

Gerade so, dass unsere Miete dafür keine Schenkungssteuer zahlen müssen,

die sich vermieten.

Wir haben zum Beispiel eine geflüchtete Familie mit acht Personen drin.

Wir haben aber auch einen Rentner drin,

der nebenher noch ein bisschen Hausmeistertätigkeiten macht.

Wir schauen so ein bisschen, dass wir da sozialen Ausgleich schaffen.

Wobei, nicht jeder kennt sich im Steuer recht gut aus.

Und ehrlich gesagt, ich wusste das auch nicht,

dass wenn man die Miete zu niedrig ansetzt,

derjenige, der dann in der Wohnung drin ist und die Miete zu zahlen hat,

wenn die Miete zu wenig ist, Schenkungssteuer bezahlen muss.

Ja, das ist immer in der Einschätzung des Finanzamtes,

wenn die sagen, diese Miete ist zu weit unter dem örtlichen Mietspiegel,

dann liegt der Verdacht nahe,

dass wir den Wohnraum zugünstig zur Verfügung stellen

und dann ist das fast eine Schenkung.

Und dann fällt Schenkungssteuer drauf an.

Gibt es irgendwelche sozialen, karitativen Projekte,

die du mit dem Geld, das dir zur Verfügung steht, förderst?

Nicht wirklich, nein.

Also, ich habe ein Patenkind in Afrika,

diese Patenschaft habe ich mal geschenkt bekommen.

Ansonsten, ich weiß nicht, ob ich das karitativen nennen möchte,

aber meine Familie und ich, wir haben in dem Dorf

ein altes Backhaus mit Nebengebäuden gekauft und saniert.

Und das wird jetzt eben ein Dorfpräfpunkt.

Und da wird es dann jetzt noch einen gemeinnützigen Verein geben,

der das Ganze betreut.

Und das haben wir finanziert und da wird es natürlich

jetzt keine nennenswerte finanziellen Rückläufe dafür geben.

Aber ob man das karitativen nennen kann, keine Ahnung.

Hast du mal dran gedacht, in der Stiftung zu gründen?

Ja, ich habe dran gedacht

und habe mich mehrmals aktiv dagegen entschieden.

Warum?

Erstens ist in einer Stiftung das Geld sehr langfristig gebunden.

Außer man legt sie von vornherein als Verbrauchsstiftung an.

Und das heißt, da liegt Geld, das kann da nie wieder raus.

Weil das Stiftungsrecht sagt derzeit,

entweder du verbrauchst das Geld in einer festgelegten Zeit

oder es liegt dafür alle Ewigkeit.

Gleichzeitig hat man aber von Anfang an eine Satzung,

wo man reinschreibt, wofür das Geld verwendet wird.

Und unter Umständen ist dieses Ziel aber in ein paar Jahrzehnten

nicht mehr valide.

Und dann hat man ein Problem, weil man das nicht ändern kann.

Auf der anderen Seite sind Stiftungen ziemlich undemokratisch.

Denn in diesem Fall wird ich als Stifterin sagen,

dieses Thema muss behandelt werden.

Und dann kann ich selber entscheiden, ob da jemand mitreden kann.

Ich entscheide, wer da arbeitet, ich entscheide, wo das Geld hingeht.

Und nur wenn ich das so möchte,

kann ich mit denen reden, wie das Geld bekommen und die um Input fragen.

Wobei das Gegenargument ist ja klar und liegt auf der Hand derjenige

oder in deinem Fall diejenige, die das Geld gibt, entscheidet auch.

Ja, eben. Aber ich meine, wer hat denn mich zum Chef gemacht?

Also, wer hat denn mich legitimiert zu sagen,

welches Problem in unserer Gesellschaft ich jetzt löse oder nicht?

Also, wer hat mir dann erlaubt zu entscheiden,

ob ich jetzt eine Schule fördere oder die Müllabfuhr

oder mir doch lieber nur ein Statue zu meinen Ehren bauen lasse?

Also, dein Geld hat sie erlaubt.

Jan, was habe ich für dieses Geld gemacht?

Ich bin zufällig in die richtige Familie.

Nein, das ist falsch.

Das ist absolut falsch.

Ich bin zufällig in eine Familie geboren worden, die Geld hat.

Es gibt ja keine richtige Familie.

Und auch keine falsche.

Ja, gut, das ist dann philosophisch fast schon.

Was deine Familie angeht, du bist, das hast du mir auch im Vorgespräch gesagt,

extrem zurückhaltend, wenn es um deine Familie geht.

Also, nur so viel.

Du kommst aus einer baden-württembergischen Unternehmerfamilie.

Warum willst du da nicht mehr erzählen und verraten?

Zum einen möchte ich verhindern, dass der Eindruck entsteht,

dass meine Meinung auch die Meinung unseres Unternehmens ist.

Denn man weiß nie, wie unsere Kunden und unsere Mitarbeitenden

meine Positionierung aufnehmen.

Und deswegen unternehm ich eben alles Mögliche, um zu verdeutlichen,

das ist meine private Meinung, es ist nicht die Meinung unserer Unternehmung

und auch nicht die Meinung meiner Familie.

Und darüber hinaus möchte ich damit auch einen gewissen Schutz

für meine Familie aufbauen, indem es eben nicht auf sie zurückzuführen ist.

Das ist auch so mit deiner Familie besprochen?

Korrekt.

Wie hat deine Familie reagiert, dass du nicht den klassischen Junior

oder Junior-Rinnen-Part übernommen hast, in die Firma einsteigen

und einfach ein Unternehmen in der Familientradition weiterführen?

Diese Möglichkeit besteht nach wie vor.

Allerdings fühle ich mich noch nicht qualifiziert genug

und auch nicht erfahren genug, um ein Unternehmen dieser Größe mitzuleiten.

Also, da bin ich einfach nicht die richtige Wahl dafür.

Ich habe mich zwar versucht, möglichst...

gut in der Richtung zu bilden.

Also, ich habe BWL im Grundstudium studiert, mit Anstrich auf Nachhaltigkeit

und dann strategisches Nachhaltigkeitsmanagement im Master.

Aber dennoch fehlt mir die Erfahrung,

ein Unternehmen dieser Größe korrekt zu führen.

Hab ich dich gerade richtig verstanden?

Jetzt kommt es für dich nicht in Frage,

aber das schließt du keinesfalls für irgendeine Zukunftsperspektive aus.

Erst mal nicht, nein.

Was sagt die Familie? Was sagen die Eltern?

Jeder darf seinen Weg gehen, wie er möchte.

Die Möglichkeit besteht, aber es wird da keinerlei Zwang ausgeübt.

Aber du hättest damit beendigtes Kapitel auch versprochen.

Du hättest die Möglichkeit, in die Firma reinzugehen,

in das Unternehmen reinzugehen.

Theoretisch, ja. Okay.

Werbung.

Mein heutiger Werbepartner ist Bubble.

Na, wieder mal in einem anderen Land unterwegs

und plötzlich fällt euch ein.

Huch, ich spreche die Sprache ja gar nicht.

Tja, das ist natürlich blöd.

Und da steht man dann wie Le Ox, vom Berge.

Aber man kann da ja Abhilfe schaffen.

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wie, wo bin ich denn hier, wo komme ich denn mal an einen Platz,

wo es nicht 40 Grad sind?

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erstellt.

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Du kommst aus einer Familie und hast ein Elternhaus,

wo Werte, Vermittlungen, glaube ich, eine zentrale Rolle gespielt hat.

Also, so was wie Respekt vor anderen zu haben,

nicht Menschen danach zu bewerten und einzusortieren,

wie viel in ihrem Geldbeutel drin ist.

Korrekt so?

Absolut, ja.

Das war mein Eltern immer super wichtig, dass auch wir Kinder

auf keinen Fall das Gefühl haben, wir sind irgendwie besser

als andere Kinder oder wir sind mehr wert oder uns steht mehr zu.

Es war ihnen immer super wichtig,

den Wert von eigener Arbeit hochzuhalten.

Meine Eltern waren beides selbstständig tätig.

Also, wir hatten es gut, aber es war jetzt nicht so,

dass wir jeden Wunsch erfüllt bekommen haben,

den wir einfach irgendwann mal aus einer Laune herausgeäußert haben.

Wie war es dann für dich beispielsweise in der Schule?

Also, Kinder und Jugendliche beobachten ja sehr, sehr genau,

weil sie auch in bestimmten Konkurrenzverhältnissen sind

und die haben ja dann irgendwann mitgekriegt,

dass du aus einer wohlhabenden Familie kommst.

Wie haben die reagiert?

Das haben wir uns gar nicht so deutlich erkennbar.

Das eine einzige Mal, wo das recht deutlich zum Vorschein kam,

war, als ich von dem Urlaub erzählt habe,

wo wir drei Wochen in Kanada waren.

Und dann war die Reaktion eben eher so,

ja, es sind deine Eltern irgendwie Bonzen oder so.

Und ich hatte mich so gefreut, dass die sich vielleicht auch freuen,

wenn ich erzähle von Bären und Elchen und großen Wäldern und so.

Aber da haben sie eben genau dieses Konkurrenzdenken eigentlich gezeigt.

Und das fand ich dann sehr schade.

Es hat mich ziemlich eingeschüchert und mich eben dazu gebracht,

das dann nicht mehr zu erzählen.

Aber ansonsten, ich bin mit dem Fahrrad oder mit dem Bus zur Schule gekommen.

Ich hatte jetzt keine teuren Schulranzen oder irgendwas,

keine Markenschuhe oder sonstiges.

Von dem her, glaube ich, habe ich da schon einigermaßen gut reingepasst.

Das ist bis heute bei dir so geblieben.

Status-Symbole bedeuten dir nichts?

Absolut gar nicht. Da kann ich nichts mit anfangen.

Erstens, gefallen mir die meisten Sachen nicht.

Und zweitens, sehe ich es gar nicht ein,

für irgendwas mehr Geld auszugeben,

nur weil es einen bestimmten Namen trägt.

Jeder hat ja sowas wie ein Gerechtigkeitsgefühl.

Wann hast du für dich gemerkt,

dass dein Gerechtigkeitsgefühl vielleicht ein bisschen ausgeprägter ist

als das Gerechtigkeitsgefühl anderer Leute?

Ich glaube, das hat sich in verschiedenen Aspekten und Themen

unterschiedlich früh geäußert.

Also, wenn es darum ging, dass alle Kinder das Spielzeug

alle mal verwenden können,

das habe ich schon so mit 14, 15 gemacht,

als ich im Feriencamp Aufsicht war.

Was Geld angeht, wahrscheinlich so mit Anfang 20.

Da war ich auch in Südamerika unter anderem

als Freiwillige damals für 5,5 Monate.

Wo warst du da?

200 Monate in Ecuador und 200 in Guatemala.

Und da habe ich schon ganz deutlich gemerkt,

mit wie vergleichsweise wenig Geld,

man relativ viel dort erreichen kann.

Und wie gleichzeitig die Menschen dort oft abhängig sind

davon, dass überwiegend ausländische Personen da Geld reingeben.

Und ich bin ja eigentlich schon aufgewachsen in den Gedanken,

dass jeder Mensch, der einfach fleißig arbeitet,

schon sich sein eigenes Leben sollte gestalten können.

Und das war dort eben kaum der Fall.

Und mit den Jahren habe ich dann auch in Deutschland gemerkt,

dass das eben nicht der Fall ist.

Du hast dann, glaube ich, auch in verschiedenen Praktika,

die ich selber letztlich ausprobiert,

also in welche Richtung du gehst oder gehen möchtest.

Irgendwo habe ich gelesen,

du warst auch mal ein Jahr lang in einer Metzgerei unterwegs.

Wie kam es dazu? Was hast du dort gemacht?

Ja, das war tatsächlich im Rahmen meines Studiums.

Da war ich auf der Suche nach einer Masterarbeit,

an einem Unternehmen, was mich im Rahmen dessen beschäftigt.

Und wollte aber währenddessen nicht nur zu Hause rumsitzen.

Und habe mich einfach in der Umgebung umgeschaut.

Und habe gesehen, die Metzgerei bei mir

haben die Ecke gesucht, eine Spülkraft für 450 Euro im Monat.

Vier Stunden die Woche.

Das war absolut machbar.

Also bin ich hingegangen, habe mich beworben,

habe Probe gearbeitet und dann haben die mich genommen.

Und dann habe ich das für ein Jahr gemacht.

Also Spülkraft heißt irgendwie,

den Mittagstisch dann anschließend wieder sauber zu kriegen?

Oder wie?

Ja, zum Beispiel, aber vor allem eben auch abends,

wenn das Geschäft zumacht,

alle Utensilien säubern, den Fleischwolf,

die ganzen Backbleche und alles Werkzeug, was eben so anfällt.

Die Oberflächen reinigen, den Boden reinigen.

Dass eben alles wieder bereit ist für den Einsatz am nächsten Morgen.

Was hast du fürs Leben gelernt in der Metzgerei?

Ich kann auch Spülkraft.

Ja.

Also keine Ahnung, ich ekel mich nicht vor Fleischabfällen.

Also ich bin sowieso der Überzeugung,

es gibt eigentlich keine Arbeit, für die ich mir zu schade bin.

Also es gibt sicherlich Arbeiten, da habe ich wenig Lust drauf,

weil ich es ein bisschen eklig finde.

Aber ich glaube, um Geld zu verdienen,

man findet immer eine Arbeit, die man machen kann.

Und das hat mich nur darin bestärkt.

Wie war der Kontakt mit den anderen,

die in der Metzgerei gearbeitet haben?

Gut?

Der war sehr gut.

Also die haben einfach geschätzt, dass ich meine Arbeit gut gemacht habe.

Ich habe geschätzt, dass sie mich auf Augenhöhe damit eingebunden haben.

Und dann kam irgendwann mal in diesem Zeitraum,

man erster große Presseauftritt, dann waren sie kurz am Stutzen.

Aber das war dann nach einem Tag wieder völlig in Ordnung,

weil ich habe meine Arbeit genauso gemacht wie vorher.

Also ich war nach wie vor die gleiche Person.

Dann war das völlig in Ordnung.

Also auf dich als öffentliche Figur,

werden wir gleich noch kommen im Verlauf unseres Gesprächs,

um das biografisch abzuschließen,

du hast dann ein Nachhaltigkeitsmanagement studiert,

also Bachelor und Master, irgendwo in der Nähe von Berlin?

Der Bachelor war im Sauerland

und der Master in Eberswalde bei Berlin.

Okay.

War das Nachhaltigkeitsmanagement bedeutet,

also wir müssen nicht in alle Details gehen,

aber im Wesentlichen was?

Nachhaltigkeitsmanagement bedeutet für Organisationen

und für alle Unternehmen,

das eigene Handeln so auszurichten, dass es zukunftsfähig ist,

dass es der Gemeinschaft und der Gesellschaft gut tut

und dass es dabei die Umwelt nicht zerstört.

Und natürlich aber trotzdem wirtschaftlich erfolgreich ist.

Und wie man das eben strategisch aufstellt langfristig,

das habe ich studiert.

Wobei es zu diesem Thema, wenn ich das richtig sehe,

der ja unfassbar viele Fenster reden gibt.

Ja, also man muss es halt machen.

Und nicht nur sagen.

Ja, und die Politik muss eben aber auch

die passenden Rahmenbedingungen schaffen,

weil wenige Unternehmen wagen es,

diesen Schritt nach vorne zu tun und eventuell Einbußen anzunehmen,

wenn sie Gefahr laufen, daran zugrunde zu gehen,

was ja auch verständlich ist.

Aber angesichts der wissenschaftlichen Hintergründe,

die wir haben und das uns einfach klar sein muss,

dass wir unsere Welt gerade zugrunde richten,

dann muss auch die Politik die entsprechenden Rahmenbedingungen

schaffen, damit Unternehmen dahin kommen.

Du hast dich, glaube ich, von einem Dreivierteljahr

mit deinem Nachhaltigkeitsmanagement selbstständig gemacht

und berätst jetzt wen auch mit welchem Ergebnis?

Ich habe jetzt seit zwei Projekten,

das eine ist eine Stadt mit 62.000 Einwohnern bei mir in der Gegend,

die ich jetzt temporär begleite,

um ihren Nachhaltigkeitsbericht vorzuschreiben,

auf Basis dessen dann das Nachhaltigkeitshandeln

weiterentwickelt wird.

Und auf der anderen Seite bin ich auch beschäftigt

bei einem Start-up, was Beratungen macht

für mittelständische und große Unternehmen im Bereich Nachhaltigkeit,

insbesondere auch jetzt mit den neuen EU-Richtlinien zum Thema

nicht finanzielle Berichterstattung.

Wenn wir noch mal auf die Stadt mit den 62.000 Einwohnern gucken,

was können die auch mit deinem Engagement,

mit deiner Beratung besser machen,

als das, was sie vorher gemacht haben, konkret?

Konkret versuche ich Ihnen gerade, die SDG zu integrieren.

Das sind ja die UN-Nachhaltigkeitsziele für 2030.

Und es ist eben total wichtig, dass auch Städte

ihre Handeln nach diesen Zielen ausrichten,

damit wir diese Ziele auch erreichen.

Und da schaffe ich eben die Verknüpfung zwischen dem, was jetzt ist,

dem, was in diesen Zielen gefordert ist und wie man dahin kommt.

Unternehmen müssen und wollen natürlich Profit erwirtschaften,

ist das Geldargument sozusagen das größte Hindernis

auf dem Weg zur Nachhaltigkeit, auch als Sicht von Firmen

und als Sicht von Firmenchefs?

Teilweise, weil wir wissen ja auch,

jeden Euro, den wir heute nicht investieren,

den werden wir in 50 Jahren zu 50 Euro ersetzen müssen.

Es ist aber, glaube ich, oft die Sorge vor Mitwettbewerbern.

Das ist einfach, wenn ich jetzt ein Risiko eingehe,

um in Zukunft nachhaltiger zu sein,

haben meine Mitbewerber jetzt einen Vorteil.

Und dann haben die oft Angst, dass sie daran zugrunde gehen,

weil die anderen eben jetzt gerade nicht nachhaltig handeln.

Und diese Sorge kann eben teilweise auch genommen werden,

indem man sagt, Politik muss entsprechende Rahmenbedingungen schaffen.

Und aber eben auch, indem wir Konsumentinnen sagen,

ja, wir bevorzugen dann auch das nachhaltigere Produkt,

weil es uns langfristig einfach besser tut.

Wir haben in Deutschland ein dramatisches Gefälle

zwischen Arm und Reich.

Ich habe in Vorbereitung unseres Gesprächs zwei Zahlen gefunden.

10 Prozent der Bevölkerung gehört 67 Prozent des Vermögens in Deutschland.

Erste Zahl, zweite, den ärmsten 50 Prozent.

Also der armen zweiten Hälfte gehören gerade mal 1,4 Prozent.

Stimmen die Zahlen so deinem Kenntnisstand nach?

Ja, das ist auch mein letzter Kenntnisstand.

Natürlich sind auch diese Zahlen nicht hundert Prozent belegt,

weil insbesondere die Superreichen

wahnsinnig ungern an Umfragen teilnehmen.

Und sie eben auch nicht vollständig

in ihren Einkommenssteuer- und Erklärungen transparent sind.

Aber ja, das ist, es ist auch so schon dramatisch genug.

Und was das Einkommen angeht,

ich meine, wenn man sich die Einkommen von Topmanagern

in Deutschland anguckt,

auch wenn man sich die Einkommen von Top-Fußball-Spielern

in Deutschland angucken,

dann stellt man irgendwann fest, dass die tatsächlich 100 oder 150

oder 200 Mal so viel Geld verdienen,

wie in Anführungsstrichen ein normaler Arbeitnehmer

oder eine normale Arbeitnehmerin.

Ja, wobei wir doch immer vorsichtig sein müssen

und unterscheiden zwischen Vermögen und Einkommen.

Das ist nicht das Gleiche, das wird oft verwechselt.

Vermögen wird deutlich, deutlich geringer besteuert als Einkommen.

Das ist, und damit sind wir bei TaxMeNow,

dieser Organisation oder dieses Zusammenschlusses,

für den du dich natürlich auch besonders intensiv engagierst,

bei dieser Kapitalertragsteuer.

Die wird pauschal mit 25 Prozent abgerechnet.

Das heißt, all das, was dir quasi Vermögen,

irgendwelche Dividenden in die Kasse spült,

wird mit 25 Prozent abgegolten.

Beim Spitzensteuersatz ist man, glaube ich,

sehr schnell jenseits der 40 Prozent.

Auf jeden Fall, ja.

Man muss zwar dazusagen, bei Finanzerträgen hat ja dann der ...

der Emittent auch schon Steuern draufgezahlt.

Allerdings muss man sagen, das sind zwei Steuerleistende.

Also, das Unternehmen zahlt eben 25 Prozent

und der Empfänger auch noch mal 25 Prozent.

Aber eben die eine Person, die das empfängt,

zahlt eben nur die 25 Prozent.

Ihr bzw. TaxMeNow ist der Meinung,

Erbschaft soll anders besteuert werden als bislang. Warum?

Unter anderem deswegen, weil das Bundesverfassungsgericht

schon dreimal gesagt hat, es ist verfassungswidrig.

Und ich persönlich bin relativ stolz darauf,

dass wir eine Demokratie sind mit einer Verfassung.

Und dann bin ich auch der Ansicht,

dass diese Verfassung eingehalten werden sollte.

Und es kann nicht sein, dass eine winzige Minderheit

in dieser Gesellschaft von einem verfassungswidrigen Gesetz profitiert.

Das geht einfach nicht.

Und wenn wir es uns konkret anschauen, ist es einfach so,

dass je größer die Erbschaft ist, desto geringer fällt

der tatsächlich Steuersatze aus.

Also, der Steuersatz liegt ja bei 30 Prozent ganz oben

und der fällt je nach Verwandtschaftsgrad

nach dem Freibetrag an.

Und das perfide ist jetzt,

meine Eltern könnten mir jeder 400.000 Euro schenken,

alle zehn Jahre, und das wäre steuerfreien.

Das heißt, wenn Sie das regelmäßig machen,

können Sie mir sehr schnell oder innerhalb einer absehbaren Zeit

Großesum verschenken, auf die dann nie Steueranfälte.

Und es gibt noch weitere Regeln, die die Steuer ebenfalls dann auf Null setzen.

Und wenn wir uns dann die Statistik anschauen,

dann werden die Erbschaften, die so um eine Million liegen,

am höchsten gesteuert, mit ungefähr zwischen 12 und 17 Prozent.

Wenn wir aber dann bei den großen, großen Erbschaften anfangen,

über 20 Millionen, dann sinkt das auf, ich glaube, 1,4 Prozent.

Und dann kann mir niemand erzählen,

dass diese großen Erbschaften das nicht leisten könnten.

Was du da gerade an Zahlen uns auf den Tisch gelegt hast,

klingt alles verständlich und einleuchtend gleich wohl.

Scheint es in der Politik niemanden zu interessieren, warum?

Weil es eine sehr große Gegenlobby gibt.

Es gibt Lobbyverbände, die aus Wirtschaftsakteuren gespeist werden,

die sehr plakative Argumente raushauen,

warum eine andere Erbschaftsteuer, eine gerechte Erbschaftsteuer,

schlecht ist für die Wirtschaft und für den Mittelstand.

Das Witzige ist, es gibt keine Definition für Mittelstand.

Bei Mittelstand denkt man ja oft so an die Schreinerei um die Ecke,

die Bäckerei, vielleicht noch so ein 200-Mann-Unternehmen

in der Kleinstadt.

Aber tatsächlich zählt ja zum Beispiel BMW auch zum Mittelstand.

Und ich glaube, da müssen wir nicht mehr fragen,

ob die sich eine Erbschaftsteuer leisten können.

Wenn ich mir diejenigen angucke, die gegen all das argumentieren,

was für euch von Taxminau wichtig ist,

dann komme ich zusammengefasst zu dem Ergebnis.

Höhere Steuern, wie ihr es fordert, gefährdet die Arbeitsplätze,

gefährdet den Wirtschaftsstandort Deutschland,

befriedigt allenfalls irgendwelche Neidgefühle

und bringt unterm Strich wenig bis nichts.

Ich finde, 80 Milliarden pro Jahr geht es nicht wenig.

Also, dass die Summe von der konservativ geschätzt wird,

dass sie dem Staat jedes Jahr entgeht,

weil er zum Beispiel die verfassungswidrige Erbschaftsteuer

nicht revidieren.

Ist das schon mit eingerechnet,

die auch von euch postulierte Wiedereinführung

der Vermögenssteuer?

Ja.

Aber da eben auch mit einem sehr niedrigen Steueresnetz.

Ähm, ja, Neiddebatte, ja, worauf soll ich bitte neidisch sein?

Ich vermisse eher in unserer Gesellschaft

eine gerechte Steuerverteilung.

Warum ist es in Ordnung, dass reiche Menschen

so viel weniger Steuern zahlen als nicht vermögende Menschen?

Was die Arbeitsplätze angeht, es gibt keinen wissenschaftlichen Nachweis,

dass ein Anheben der Erbschaftsteuer zum Beispiel Arbeitsplätze gefährdet.

Da gibt es einfach keinen Nachweis für.

Das wird aber ganz gerne als Angstvision an die Wand gemalt,

damit wir bloß nicht dafür sind,

dass die Erbschaftsteuer reformiert wird.

Also, wir waren bei den Neidgefühlen,

wir waren bei den gefährdeten Arbeitsplätzen

und das ist unterm Strich eigentlich nichts bringt oder bringen würde,

wobei dein Gegenargument sind halt die 80 Milliarden Euro,

die ich jetzt einfach mal so stehen lassen muss,

weil ich keine andere oder bessere Zahl zur Verfügung hab.

Lass uns noch mal den einen Punkt ein bisschen ausführlicher besprechen.

Also, ihr seid ihr im Sinne von Leute, die sich bei Tex-Minau engagieren.

Junge Leute, ähnliche Biografien,

vermutlich jetzt auch wie die von dir,

habt ihr einen bestimmten Austausch,

habt ihr auch unterm Strich ähnliche Erfahrungen gemacht

bei dem Thema und bei dem Weg, den ihr gegangen seid?

Nur bedingt.

Also, wir sind durchaus sehr breitgefächert,

wir haben auch ältere Menschen,

wir haben Menschen, die wirklich das selber erarbeitet haben,

Menschen, die geschickt Finanzanlagen verkauft haben

und dadurch reich geworden sind.

Ja, also wir haben Männern und Weiblern, Alte und Junge, Erben und Unternehmer.

Uns ein, denke ich, ein Gerechtigkeitsgefühl,

ein Gefühl dafür, dass die Situation jetzt, wie sie ist, nicht in Ordnung ist.

Und uns vereint, zumindest in den Gründungsmitgliedern,

dass wir Vermögens sind.

Aber wir sind ein Verein, in diesem Verein kann jeder Mitglied werden,

explizit auch nicht vermögende Menschen, in das Thema geht alle an

und alle haben da was mitzureden.

Wie zeitintensiv ist dein Engagement bei TerxMinau?

Ich stecke im Schnitt einen Arbeitstag pro Woche da rein.

Das ist sowohl die Vereinstätigkeit,

als eben auch im großen Maße die Presse-Tätigkeit.

Damit bist du natürlich ein Stück weit auch.

Das klang vorhin bei dir schon an, so was wie eine öffentliche Figur geworden.

Also die in der Metzgerei wussten halt irgendwann, wer du bist

und dass du in der Öffentlichkeit stattfindest.

Hast du da unter dem Strich eher positive

oder möglicherweise auch eher negative Erfahrungen gemacht?

Die überwiegende Mehrheit des Feedbacks ist positiv.

Also insbesondere Menschen, die ich persönlich treffe,

sind eigentlich sehr positiv eingestellt.

Die finden das gut, die finden das wichtig.

Sie haben euch mal Rückfragen, aber sie finden es eigentlich gut.

Wenn negatives Feedback kommt, was sehr selten ist,

dann überwiegend über Social Media oder eben völlig indirekt in YouTube-Kommentaren,

die ich mir aber schon lange nicht mehr durchlese.

Ja, aber was passiert da in diesen YouTube-Kommentaren?

Was in welche Richtung geht das?

In vielen Fällen werde ich als naiv bezeichnet.

Ich hätte keine Ahnung, ich solle mein Geld selber verdienen.

Ich solle das mal meinem Steuerberater überlassen,

ob sich nicht meine Vorfahren im Grabe umdrehen würden.

Du sollst nicht den Ast absägen, auf dem du sitzt, möglicherweise?

Oder kam das noch nicht?

Nee, das kam tatsächlich noch nicht.

Aber wie gesagt, ich lesen mir die Kommentare nicht mehr durch,

weil sie in den seltensten Fällen zielführend sind.

Welche Erfahrungen hast du mit den Medien in Deutschland gemacht?

Auch überwiegend positiv, aber es gibt immer so ein paar Menschen hin und wieder,

die versuchen, mich zu aussagen, zu zwingen, die ich nicht machen möchte,

die dann Interviews so zusammenschreiben,

dass es nicht so zu lesen ist, wie ich das gemeint habe,

dass sie da reißerische Überschriften drüber packen,

die mir gar nicht gefallen.

Aber fällt dir ein Beispiel ein?

Ja, ich hatte mal ein Interview gegeben

und hatte gesagt, dass ich da noch in einer anderen Organisation bin.

Und dann haben sie daraus gemacht, irgendwie so was in der Art.

Die Wirtschaft geht in Bach runter,

aber ein geheimer Millionärsklub macht Hoffnung.

Und ich dann so dachte, was soll das denn?

Ein geheimer Millionärsklub, okay.

Ja, aber überwiegend habe ich positive Erfahrungen gemacht.

Man kann mit Menschen aus der Presse sehr oft sehr gut sprechen

und sie haben großes Verständnis.

Und ich denke, wir leben ja auch voneinander.

Wenn ich in die Öffentlichkeit möchte,

möchte ich, muss ich mit Pressemenschen reden.

Und wenn Pressemenschen eine Meldung haben möchten,

dann müssen sie auch ein bisschen auf mich zukommen.

Welche Erfahrungen hast du mit der Politik

oder mit politikären Politikerinnen gemacht?

Sehr wenig bisher.

Also bis jetzt sind keine Politikerinnen auf mich zugekommen.

Ich war einmal in einer Veranstaltung der Friedrich-Ebert-Stiftung,

bei der auch Norbert Walter Boyans beteiligt war.

Da war ich mit ihm auf einem Podium.

Der frühere SPD-Vorsitzende.

Genau, derjenige.

Dann gibt es, was die Kultur angeht,

ein Projekt des Theaters in Reutlingen,

das mit dir was veranstaltet oder veranstaltet hat?

Da habe ich ein Impulsvideo gemacht.

Die haben nämlich ein Werk aufgeführt von Bertolt Brecht,

die Todsünden.

Und die Geschichte dieses Werkes ist eigentlich,

wie sich Menschen verkaufen, damit sie vermögend werden

beziehungsweise sich Wohlstand erarbeiten können.

Und mein Impuls war dann so ein bisschen,

ist es eigentlich nicht genau das, was wir nicht wollen.

Nämlich, dass Menschen sich selbst verkaufen,

damit sie zu Wohlstand kommen.

Wollen wir nicht eigentlich eine Gesellschaft sein,

in der eben Menschen ihre Würde und ihr Recht

auf eine selbstbestimmte Lebensgestaltung behalten können

und trotzdem zu Wohlstand kommen?

Ja, wobei das eine schon auch, denke ich, mit dem anderen zu tun,

hat, also jemand wie du oder ich würde mich damit einbeziehen,

wir haben relativ leicht Reden von der Würde des Menschen

und von den Werten, die doch so wichtig sind,

weil unsere finanzielle Grundausstattung stimmt.

Und die finanzielle Grundausstattung von anderen Menschen stimmt halt nicht.

Ja, aber es ist mir bisher noch kein einziger Fall untergekommen,

wo das die Menschen selbst verschuldet haben.

In der überwiegenden Mehrheit der Fälle ist es so,

dass diese Menschen durch Umstände dahin gekommen sind,

dass sie nicht mehr in der Lage sind, Arbeit auszuschlagen.

Und ich finde, das sollten wir uns als Gesellschaft nicht leisten.

Lass es uns konkret machen.

Wir haben doch während Corona die Erfahrung gemacht,

das Personal in den Krankenhäusern wurde öffentlich beklatscht,

die Krankenschwestern und die Pfleger.

Und da hat man gesagt, selbstverständlich verdienen die alle zu wenig.

Und wenn man sich dann hinterher anguckt,

was faktisch passiert ist, gehaltstechnisch passiert ist,

da hat sich eben nicht wirklich fundamental was geändert.

Ja, und das finde ich ein Armutszeugnis für unsere Politik.

Also, das kann nicht sein, dass wir einerseits sagen,

die sind uns so wichtig.

Und auf der anderen Seite wird es nicht monetär ergänzt

und es wird nicht systematisch so verändert,

dass das auch möglich ist.

Da hat jetzt Herr Lauterbach versucht, ein bisschen was zu ändern,

aber die Überarbeitung dieses Gesetzes und das System

ist nicht so weit gelungen, dass es tatsächlich was verändern würde.

Wenn wir einmal damit anfangen,

dass Krankenhäuser einen monetären Gewinn machen müssen,

dabei ist doch eigentlich die ursprüngliche Aufgabe

eines Krankenhauses, Menschen gesund zu machen.

Warum hat diese Tanzarete nicht den Wert,

dass wir dementsprechend auch Finanzen zur Verfügung stellen?

Also, dieses Geldargument, das kann man ja erweitern,

wenn man sich anguckt, diese dramatische Antibiotika-Knappheit,

die wir haben, warum haben wir die?

Weil wir die Rohstoffe billigst nach Deutschland schaffen,

wo kommen die her aus Indien und aus China?

Ja, und dort haben wir wieder Menschen,

die oftmals unter Verlust ihrer eigenen Würde

für uns billige Produkte herstellen.

Vieles von dem ist für mich absolut nachvollziehbar.

Gleichwohl habt ihr, wie jede Gruppierung,

die in der Öffentlichkeit Gehör finden möchte,

natürlich auch den Anspruch, dass Leute das gut finden

und sich entsprechend engagieren.

Also, das Problem, wenn ich es richtig sehe,

der Klimaaktivisten ist, dass es halt sehr viele Leute gibt,

die die Ziele durchaus gut und richtig finden,

die Art und Weise aber überhaupt nicht mehr nachvollziehen können.

Wie würdest du das für euch und für eure Arbeit reinschätzen?

Ich glaube, wir bringen das System schon so ein bisschen zum Beben,

aber bei Weitem nicht so, dass es irgendjemand schlimm auf die Füße tritt.

Und das ist auch nicht so ganz unser Anspruch.

Wir wollen das Thema in die Öffentlichkeit bringen.

Wir wollen, dass Menschen darüber sprechen.

Und wir wollen, dass zu diesem Thema eben nicht mehr nur die Lobby spricht,

sondern eben auch andere Vermögende, die sich gegensätzlich aufstellen.

Und unsere Hoffnung ist dann, dass die Mehrheit der Menschen,

nämlich die, die nicht vermögen sind,

dass die sich letztendlich politisch äußern

und an der Wahl ohne dann doch mal diejenigen Menschen wählen,

die tatsächlich auch was machen.

Weil natürlich kann ich als Teil einer Minderheit da wenig alleine ändern.

Und das ist auch gut so, dass ich nicht alleine das Gesetz mehr kaufen kann.

Also, es gibt zwar viel Lobbyismus und viel monetären Einfluss,

aber dass ich alleine mir ein Gesetz kaufen kann,

ist glücklicherweise noch nicht so.

Wenn wir zum Schluss gemeinsam die Welt ändern und verbessern würden,

was würde dir spontan als Allererstes einfallen,

wenn du diejenige wärst, die das entscheiden könnte?

Ich würde sofort aufhören,

von einer radikal-liberalen Marktwirtschaft unterworfen zu sein,

sondern ich würde sofort umstellen

auf eine gemeinwohl orientierte Wirtschaftsweise,

in der nämlich Unternehmen danach beurteilt werden,

ob das, was sie herstellen und wie sie es herstellen,

der Gemeinschaft dient und nicht nur dem eigenen Kapital.

Ist das die Abschaffung des Kapitalismus

oder wäre das die Abschaffung des Kapitalismus?

Auf keinen Fall. Nein, Geld ist nach wie vor das Mittel der Wahl.

Aber wir beurteilen Unternehmen nicht mehr nur danach,

wie viel Gewinn es jedes Jahr produziert,

sondern wir beurteilen es auch danach, wie gut es für seine Mitarbeitenden sorgt,

wie gut es seine regionalen und überregionalen Stakeholder involviert,

ob es die Natur schützt oder ob es sie zerstört und all diese Dinge.

Das heißt, wir brauchen neue Ideen für Produktion,

wir brauchen neue Ideen natürlich auch für die Besteuerung?

Ja, auf jeden Fall.

Aber es gibt schon ganz viele von diesen Ideen,

wir müssten sie eben umsetzen.

Es muss sich eine Mehrheit finden, es muss die Politik damit an einem Strang ziehen

und dann müssen wir es einfach machen.

Und ich finde, wir können uns da auch nicht mehr Zeit lassen,

es ist wirklich 5 vor 12.

Siehst du, wenn wir gemeinsam über den Tellerrand rausgucken,

auch in andere Länder,

gucken irgendwo etwas, wo man was draus lernen kann,

auch für unser Land?

Spannend finde ich zum Beispiel Alaska.

Alaska hat vor etlichen Jahrzehnten die Rechte an seinem Öl verkauft

und hat die Erlöse aus diesem Verkauf in einen Bürgerfonds gelegt.

Und aus diesem Bürgerfonds bekommen die Einwohner von Alaska jedes Jahr

ein bedingungsloses Grundeinkommen gezahlt,

praktisch als finanziellen Ausgleich dafür,

dass ihre Umwelt zerstört wird.

Und das finde ich zumindest mal ein interessantes Ansatz.

Jetzt zeige ich nicht, dass wir unsere Umwelt verkaufen

und damit dann die Bürger finanzieren sollen,

aber es geht zumindest mal in die Richtung,

dass wir auch solchen immateriellen Dingen einen Wert bemessen.

Weil das tun wir heute nicht.

Und deswegen bewerten wir es auch nicht positiv.

Deswegen ist es uns auch immer noch nicht wichtig genug,

was wir mit unserer Umwelt machen.

Dann lernen wir in diesem speziellen Fall zumindest von Alaska.

Vielen Dank für das Gespräch.

Alles Gute.

Dankeschön. Sehr gerne, Wolfgang.

Dir auch alles Gute.

Heimspiel.

Apokalypse und Filtercafé ist eine Studio-Boomens-Produktion

mit freundlicher Unterstützung der Florida Entertainment.

Redaktion Wolfgang Heim.

Executive Producer Tobias Bauckage.

Produktion Hanna Marahil.

Ton und Schnitt Mia Becker.

Diese Folge wurde dir na klar präsentiert von Vodafone.

Seit über 30 Jahren für dich da.

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Stefanie Bremer kommt aus einer Unternehmerfamilie und ist Millionen-Erbin. Sie selbst findet das ungerecht, ist Teil des Vereins ‘Tax Me Now’ und fordert höhere Steuern für Superreiche. Im Gespräch mit Wolfgang erklärt sie, wieso sie sich - gerade aus ihrer Position heraus - für eine gerechtere Gesellschaft engagiert und warum sie eine gemeinwohlorientierte Wirtschaftsweise für absolut notwendig empfindet.

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