Apokalypse & Filterkaffee: Heimspiel: Regina Schilling

Micky Beisenherz & Studio Bummens Micky Beisenherz & Studio Bummens 8/6/23 - Episode Page - 42m - PDF Transcript

Diese Folge wird er präsentiert von

Yep, Vodafone seit über 30 Jahren.

Für dich da.

Guten Morgen, lieber Wolfsga.

Guten Morgen, lieber Micky.

Ich grüße dich aus Bardolino,

ein Ort, der dir wahrscheinlich auch vertraut sein könnte.

Oberitalien?

Oberitalien, aber halt also je nachdem, wie man es nimmt,

entweder Oberitalien oder vielleicht der süddeutscheste Ort.

Also glücklicherweise hört man hier auch noch italienisch,

aber es ist auch ganz viel bayerisch

und auch ganz viel aus Baden-Württemberg.

Okay, klassisches Weinbaugebiet?

Ja, auch genau.

Gab es früher bei den großen Discountern

die 2-Liter-Flaschen für 1,99?

Stimmt.

Ja, ja, ich werde heute noch Flaschen Limoncello

einpacken für diverse Verwandte.

Aber sehr schön hier, sehr schön.

Es ist dann so eine schöne Zeitreise in die 80er,

die man hier macht, weil vieles noch so im besten Sinne

antiquiert ist.

Also irgendwie eine tolle Gegend.

Ich bin ein großer Fan, wie auch immer.

Wolfgang, du hast einen Gast, Regina Schelling,

eine Dokumentarfilmerin, einer Autorin,

die ich zufällig vor ein paar Wochen in Stuttgart

beim Dokumentar-Filmfestival wiedergetroffen hab.

Ja.

Und sie eigentlich aus einem komplett anderen Zusammenhang kannte.

Als ich damals Leute, Moderatorin, Leute Redakteur war,

hatte ich oft mit ihr zu tun,

weil sie in der Presseabteilung von Kiepenheuer und Witsch war.

Und sie uns immer auch Gesprächspartner Mario Adolf

damals beispielsweise vermittelt hat.

Also daher kannte ich Regina Schelling,

die hat dann mit Mitte 30 so den großen Dreh gemacht,

hat aufgehört und ist eine wirklich gute, tolle

und erfolgreiche Dokumentarfilmerin geworden.

Kuhlenkampfs Schuhe, das ist ihr bekanntester Film,

ein großartiger Film, ein Panoptikum des Deutschland der 50er

und vor allem auch 60er und 70er Jahre mit Kuhlenkampf

und Peter Alexander und Hans Rosenthal.

Karell war, glaube ich, auch dabei, ne?

Ich bin mir nicht sicher, und wenn war er eher am Rand angesiedelt.

Und das Ganze war auch verwoben mit ihrer eigenen Familiengeschichte,

einem Vater, der es dem Krieg kam und über den Krieg nicht sprechen konnte

und dann mit viel Arbeit eine große Karriere,

große Anführungsstriken Karriere gemacht hat.

Erst eine Drogerie hatte dann zwei Drogerien in diesem Nachkriegsdeutschland.

Also ein großartiger Film.

Ja, toll.

Jetzt hat sie, da war sie auch nominiert,

ein Film gemacht über Igor Levitt, den großen Pianisten.

Und sie hat jetzt auch hochspannend, und den durfte ich schon sehen,

bevor er jetzt demnächst im ZDF laufen wird,

eine Dokumentation über Edward Zimmermann gemacht.

Das ist der, der XY ungelöst damals gemacht hat.

Ja, das war der Mann mit der großen Brille, der Fernsehonkel.

Wenn der auftauchte, dann wusste ich als Kind, jetzt wirds finster.

Jetzt müssen die Türen abgeschlossen werden.

Jetzt müssen die Türen abgeschlossen werden.

Ede Zimmermann, der Vorgänger von Rudi Zärne, muss man ja sagen.

Ja, ja.

Also wobei die beiden Herren schon in jeder Beziehung sehr viel unterscheidet.

Ja, absolut.

Rudi Zärne ist übrigens ein ganz toller Kollege, ich durfte den man kennenlernen.

Ach, wie schön, sehr gut.

Ja, liebe Grüße an dieser Stelle.

Ede Zimmermann, genau, das war so der große Gangsterjäger des deutschen Fernsehens.

Hat die 80er nachhaltig geprägt.

Das kann ich dir alleine deshalb schon sagen,

weil ich als Kind Namen wie Peter Niedetzky oder Konrad Töns,

Kranton Walis, Kranton Walis, gesucht habe, da kriegst du ein Call-Ups, wenn du.

Ja, ja, das ist toll.

Ach, wie spannend, toll.

Ja, hören wir uns das doch einfach mal an.

Gerne, sehr gerne.

Mach's gut.

Mach's gut, Wolfgang.

Bis zum nächsten Mal.

Ciao.

Ciao.

Es ist Sonntag, der 6. August.

Apokalypse und Filtercafe.

Heimspiel.

Das Interview am Sonntag.

Mit Wolfgang Heim.

Sie ist eine genauso vielseitige wie erfolgreiche Dokumentarfilmerin.

Sie hat für Kuhlenkampsschuhe viele Preise und Auszeichnungen bekommen.

Sie hat zuletzt den großen Pianisten Igor Levit porträtiert.

Und ihr Film über Edoard Zimmermann, den Macher von XY Ungelöst,

läuft am Donnerstag im ZDF.

Herzlich willkommen, Regina Schilling.

Ja, herzlichen Dank für die Einladung.

Vor Premiere und Erstausstrahlung, Regina,

ist es ja oft so, dass der Macher oder die Macherin

unter einer besonderen emotionalen Anspannung steht.

Wie ist es bei dir gerade?

Ja, ich bin schon angespannt.

Also, ich bin schon auch freudig angespannt.

Ich hab jetzt alles in allem schon ein Jahr an meinem neuen Film

über Edoard Zimmermann gearbeitet.

Und bin schon aufgeregt, wie dieser Film wohl aufgenommen wird.

Weil immerhin ist ja so eine Art heilige Kuh

des deutschen Fernsehens gewesen, zumindest.

Und in jedem Fall auch ein Stück Fernsehgeschichte,

das er geschrieben hat.

Es ist ja auch immer die Frage, ob man mit seinem Film,

mit seinem Produkt, einen Nerv trifft, in die Zeit passt.

Ich hab beispielsweise jemand gehört, der gesagt hat,

also, Edoard Zimmermann, Gottes Willen,

gibt's denn noch, interessiert sich jemand für den?

Ich hab aber andersrum auch jemanden gehört, der gesagt hat,

total spannend, eine solche Figur mal mit dem zeitlichen Abstand

neu zu erleben.

Ich vermute, das sind zwei Reaktionen,

die du so oder in ähnlicher Form auch mitbekommen hast.

Ja, also, ich hoffe natürlich schon,

dass da eine gewisse gesellschaftliche Relevanz

zum Vorschein kommt bei meinem Film.

Sonst hätte ich mich damit nicht befasst.

Ich denke halt, dass er ein bisschen,

also, ich schließt ein bisschen an,

an meinen Film, den ich über die Showmaster gemacht hab,

Kuhlenkampfschule, die sich ja auch so in das unbewusste,

so einer Babyboomer-Generation, kann man ja sagen.

Ich bin ja 1962 geboren, so gesetzt hat und bei uns sehr viel,

ja, also, nicht ausgelöst hat, aber da hat sich was abgelagert.

Und ich hab in meinem Film über Kuhlenkampf und Co.

gesagt, die Showmaster waren die Therapeuten einer Nation.

Und bei Edoard Zimmermann würde ich jetzt sagen,

vielleicht war er der Äzier der Nation.

Ja, in einer hochspannenden Zeit, du hast es schon angedeutet.

Also, Zimmermann begann, glaube ich, einmal pro Monat im ZDF

mit XY und Ungelöst im Jahr 1967, also in dem Jahr,

in dem die Bundesrepublik in einem irrsinnigen gesellschaftlichen Aufruhr war.

Ja, also 1967 ist das Todesjahr von Konrad Adenauer,

der mit einem riesigen Staatsbegräbnis

das weltweit 400 Millionen übertragen wurde.

Und also symbolischer kann ja so eine Ära eigentlich nicht zu Ende gehen.

Es gab die große Koalition, Kiesinger, war Kanzler, CDU-Kanzler,

hatte aber eine Nazi-Vergangenheit und vor allen Dingen

ist eben Benno Onesorg erschossen worden, also die 68er.

Also alles, also große Umbrüche und Umwälzungen.

Ja, die dann in den 70er-Jahren auch weitergingen.

Da wurden neue gesellschaftliche Lebensformen etabliert.

Da gab es die Ostverträge unter Willy Brandt.

Dann kam der RF-Terror.

All dieses hat sich natürlich ein Stück weit dann auch abgebildet

in dem, was dieser Eduard Zimmermann dann filmisch der Nation näher gebracht hat, oder?

Das sind ja also 300 Folgen gewesen von 1967 bis 97.

97 im Oktober hat er seine letzte Sendung moderiert

und natürlich steckt vor allen Dingen in diesen Filmfällen,

in diesen inszenierten Verbrechensfällen.

Das ist eigentlich sowieso ein Sittengemälde unserer Bundesrepublik,

zeichnet sich da natürlich einiges ab.

Und er war als Moderator auch durchaus, sage ich mal, sehr meinungsstark

und hat seine Meinungen und auch seine Politischen auch durchscheinen lassen.

Und das untersuche ich natürlich alles.

Und das ist natürlich auch das Spannende und Interessante.

In dem Film, und ich durfte den ja vorab sehen,

in dem Film sind auch viele Ausschnitte aus alten Sendungen,

in denen thematisiert wurde, was Drogen anrichten,

wie es mit der Prostitution aussieht, wie die Prostitution dann ins Verbrechen führt.

Die RF wurde thematisiert mit all diesen Gefahren, die damit verbunden sind.

Und bei vielen Menschen hat all dieses im Paket Angst ausgelöst, bei dir auch?

Ja, als ich klein war, hat das große Angst bei mir ausgelöst.

Also ich habe das auch gar nicht mal, glaube ich, so oft geschaut.

Aber ich erinnere mich halt besonders stark an einen Filmfall,

der auch im Film vorkommt, also in meinem Film.

Eben ein sehnjähriges Mädchen, das vergewaltigt wird,

das sieht man zwar nicht explizit, aber das ist unglaublich brutal inszeniert,

finde ich jetzt im Nachhinein.

Und das Pikante daran ist, dass wirklich Edward Zimmermann

die Eltern auffordert, die Kinder vor den Fernseher zu holen.

Also insofern outet er sich da sehr deutlich als Erzieher.

Und das hat mich auf jeden Fall beeinflusst, ganz klar.

Es hat mich natürlich auch beeinflusst, das Rollendild.

Ja, also diese ewige, widerkehrende Inszenierung von Frauen als Opfer.

Natürlich sind das alles Verbrechen, die passiert sind.

Aber wenn man sich das so geballt anschaut.

Ja, also glaube ich schon, dass diese Bilder machen was mit uns.

Und die machen nicht nur was mit Mädchen,

die machen natürlich auch was mit den Jungs.

Also dieser Zimmermann hat mit seiner Filmserie X, Y und Ungelöst.

Natürlich dieses Land, wenn ich mich richtig zurück erinnere,

extrem polarisiert.

Es gab diejenigen, die da immer treu vor dem Fernseherapparat gesessen sind

und sich sozusagen in ihrer eigenen Weltsicht

ein Stück weit auch bestätigt fühlen konnten.

Und es gab andere, würde ich mich als Jugendlicher damals dazu zählen,

die das eigentlich eher öde- und langweilig fanden und relativ spießig.

Und da sitzt einer im Fernsehen und erklärt mir, wie schlecht die Welt ist.

Das politische Porter hieß andersrum Gerhard Löwental im ZDF.

Ich weiß nicht, wie es dir ging.

Ja, also als Jugendliche habe ich mir das auch nicht mehr angeschaut,

weil ich da auch fand, ja, schlechte Schauspieler und alles so ein bisschen steif und hölzern.

Mir ist jetzt nicht aufgefallen, dass das jetzt eine Sendung war,

die politisch in irgendeine Richtung einzuordnen gewesen wäre.

Dazu war ich wiederum zu jung.

Aber das ist natürlich, sag ich mal so, das war ja diese linke Ausbruchsstimmung.

Ende der 60er SPD-FDP-Koalition, links-liberal war das Schlagwort.

Und da war natürlich Zimmermann auch ein Feindbild

und hat auch, glaube ich, in der Presse auch ganz schön,

manchmal auch, glaube ich, etwas übertrieben an, wie soll ich sagen, abgekriegt.

Aber das hat, glaube ich, seinen Kämpfergeist nur angespornt.

Und er hat das alles gut überlebt.

Lass uns ein bisschen auf diesen Menschen-Edward Zimmermann gucken,

von dem ich erstens nichts wusste und ehrlicherweise,

der mich auch nie besonders interessiert hat.

Ich erfahre in deinem Film beispielsweise,

dass es eigentlich ein Mann mit verschiedenen Gesichtern war,

dass der eine klein kriminelle Karriere gemacht hat.

Nach Ende des Zweiten Weltkrieges, da war er irgendwie,

Ende 10 Anfang 20.

Also er hat eine Autobiografie geschrieben und das vielleicht ganz sprechend.

Die hat er genannt, auch ich war ein Gauner.

Also er hat ein bisschen damit kokettiert.

Also es fängt damit an, also er ist ein unehrliches Kind gewesen.

Die Mutter war 16 oder 17, als sie schwanger wurde.

Die hat gekellnert und wie er selber schreibt,

einen Stammgast hat sie geschwängert.

Der Vater wollte nie was von ihm wissen.

Er ist mal bei der Mutter, mal bei einer Pflegefamilie,

bei der Großmutter gewesen.

Dann nach dem Krieg war er 15, hat sich auf abenteuerliche Weise,

wie er das so beschreibt, durchgeschlagen.

Auf dem Schwarzmarkt, da ist er auch das ein oder andere Mal

von der Polizei aufgegriffen worden,

hat sich heimlich als blinder Passagier nach Schweden durchgeschlagen.

Also da ist durchaus, sage ich mal, eine kriminelle Energie

und er sagt in seinem Buch auch,

dass ihn dann aber eigentlich eben bestimmte Erwachsene

wieder auf den Fahrt der Tugend geführt haben.

Aber dann hat ihn ja, wenn ich das richtig sehe, Regina,

als Zimmermann wieder zurück war in Deutschland,

ein russisches Militärgericht zu 25 Jahren Gefängnis verurteilt.

Ja, genau. Also er ist da der Spionage angeklagt worden.

Er schreibt in seine Autobiographie,

dass er für eine schwedische Zeitung eine Reportage schreiben wollte,

weil er in Schweden tatsächlich Fuß gefasst hatte

und auch schon schwedisch sprach.

Und zwar über die sowjetisch besetzte Zone,

in der, ich lasse mal weg, warum seine Mutter zu der Zeit lebte.

Die wollte er auch besuchen und er ist da irgendwie Anfang 20

und wird aufgegriffen und es wird entdeckt,

dass er unter falschem Namen durch Deutschland fährt.

Und das war denen natürlich total suspekt

und kommt tatsächlich nach Bautzen, also berühmt berüchtigt,

eigentlich ein Foltergefängnis

und ist dann mit 6.000 anderen Heftling vier Jahre später,

also gab es eine politische Amnestie vonseiten der Bundesrepublik aus.

Und er schreibt über diese Zeit auch.

Er schreibt, dass er im Stehkarzer gewesen ist.

Also der Mann hat schon einen wirklich sehr bewegten Vergangenheit.

Also was mir so aufgefallen ist in diesen ganzen Inszenierungen,

die Art und Weise, wie diese Filmfälle inszeniert sind,

so eine heile Welt und es geht immer um Recht und Orten,

um Verwundung und bloß keine Abweichung.

Und das hat vielleicht was damit zu tun,

dass er seine sehr bewegte Vergangenheit so ein bisschen korrigieren wollte.

Jetzt muss man dazusagen,

also der Haussender von Eduard Zimmermann war immer das ZDF.

Er fing im ZDF an mit Vorsichtfalle,

dann eben diese 30 Jahre XY-Ungelöst.

Jetzt läuft da in Film ausgerechnet wieder in diesem ZDF,

dass ja sozusagen die Nachfolgesendung von XY-Ungelöst

mit Rudi Zerne immer noch im Programm hat.

Mit anderen Worten, seid ihr da auch im juristischen Sinne

sehr, sehr behutsam und sehr akribisch vorgegangen,

damit einem da keine Fehler passieren?

Also ich würde ja immer akribisch vorgehen,

damit mir keine Fehler passieren in der Recherche.

Und ich fand das natürlich vom ZDF auch beindruckend und mutig,

dass das ZDF gesagt hat, das interessiert uns.

Es ist eine Aufarbeitung von Vergangenheit, Transparenz.

Und ja, lassen Sie uns mal irgendwie hinschauen,

wie das damals so war.

Und ich meine, eins muss man ja sagen,

der heutige Moderator Rudi Zerne hat mit Eduard Zimmermann,

glaube ich, wenig, wenn nicht gar nichts gemahlen.

Also wenn man meinen Film sieht, dann wird man eben auch erkennen,

ich habe es immer genannt, wie übergriffig Zimmermann

auch in seinen Moderationen war.

Also eben Bemerkungen gemacht hat über Lebenswandel von Frauen

oder Männern, ob ich jetzt homosexuelle prostituierte.

Das ist natürlich heute im Fernsehen nicht mehr so vorstellbar

und vor allen Dingen gar nicht vorstellbar bei jemandem wie Rudi Zerne.

Insofern, glaube ich, kann sich das ZDF das Hut leisten,

sich diese Ära mal anzuschauen.

Weil das muss man natürlich auch sagen,

ich hätte natürlich mir jetzt auch die alten Tatorte anschauen können

oder Derik oder der Alte.

Auch da ist natürlich die Inszenierung auf ganz bestimmte,

sehr konservative Werte oft, sage ich mal, hingetrimmt nur.

Der Unterschied ist natürlich trotzdem immer der,

dass da ist es von vornherein Fiktion,

da gibt es André Bruch, das geschrieben wird.

Und bei X, Y ist es ja so,

dass da natürlich Wirklichkeit fiktional hergestellt wird.

Weil die Dialoge, die da gesprochen werden zwischen den Leuten,

was sagt das Opfer oder der Täter noch eine Minute

bevor das Opfer umgebracht wird?

Das weiß ja keiner, weil das Opfer ist tot.

Das ist natürlich imaginiert.

Und ich habe es immer so genannt, so ja, man kann da natürlich

auch eine Wirklichkeit herstellen, die einem so ganz gut in den Kram passt.

Vielleicht kann man es so nennen.

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Jetzt haben wir relativ ausführlich

über diesen neuen Film von dir gesprochen.

Vielleicht noch ein kleines Wort zur Rudi Zerne.

Ein Kollege, den ich sehr, sehr schätze, der ist hochseriös

und im persönlichen Umgang im Übrigen außerordentlich sympathisch.

Ja, das glaube ich sofort.

Also da sollten wir da die Dinge wirklich so benennen, wie sie sind.

Was uns beide angeht, wir haben insofern

eine gemeinsame Vergangenheit, die viele, viele Jahre her ist.

Weil, jetzt gehen wir in deine Biografie,

du mal in der Presseabteilung von Kiepen, Heuer und Witsch warst.

Und wir damals immer mal wieder,

ich habe damals SB1-Leute moderiert

und war auch redaktionell zuständig.

Und wir damals immer mal wieder miteinander zu tun gehabt haben.

Erinnerst du dich noch an Forstens Hansen?

Oh ja, ich erinnere mich noch sehr gut an Eric Forstens Hansen.

Aber wie ist der Buchtitel noch mal?

Also ein ganz poetischer Titel, Choral am Ende der Reise.

Und es war sozusagen die Geschichte des Untergangs der Titanic.

Erzählt über die Mitglieder des Boardorchesters,

die ja schon als das Schiff in Schräglage war, noch weiter gespielt haben.

Aber wenn wir gerade dabei sind,

welche Namen haben sich denn bei dir abgespeichert

aus dieser Pressezeit bei Kiepen, Heuer?

Also wenn ich sie jetzt mit deiner Sendung verbinde,

dann sind das natürlich die in Anführungszeichen

prominenten Namen gar nicht unbedingt von Schriftstellern,

sondern von Schauspielern und Schauspielerinnen,

die natürlich sehr gute Bücher geschrieben haben, wie Mario Adolf.

Also daran erinnere ich mich natürlich.

Aber oh Gott, ja, jetzt geht es los, ja, Böse, Böse, Böse.

Darum freue ich mich, dass du Podcast weiter machst,

weil ich bin totaler Fan von deiner Sendung gewesen

und habe in meiner Pressearbeit immer geguckt,

dass irgendwie Lesungen in Stuttgart stattfanden.

Und dass dann möglichst du diese Menschen interviewst,

weil du einfach so ein toller Gesprächspartner bist.

Und darum bin ich natürlich jetzt total froh,

dass ich jetzt deine Gesprächspartnerin sein darf.

Wer hätte das gedacht?

Ja, und das Schöne an einem akustischen Podcast ist,

dass man nicht sieht und auch nicht sieht,

der so belobte dann auch entsprechend ruht wird.

Vielen Dank, Regina.

Du hast dann einen Schritt gemacht, den auch nicht jede oder jeder oder jede macht.

Du hast, glaube ich, mit, wie alt warst du damals, Mitte 30 gesagt?

Ich höre auf und springe in dieses eiskalte Wasser

und werde Dokumentarfilmerin.

Ja, also ich bin ins eiskalte Wasser gesprungen,

aber dass ich Dokumentarfilmerin werde,

das hatte ich da noch nicht auf dem Schirm.

Und darum kann ich immer wieder, auch nur jeder Person raten,

springt ins kalte Wasser, traut euch was in der Regel kommt, was toll ist,

spannend ist aber raus.

Also ich hab den Verlag geliebt, ich hab da acht Jahre gearbeitet,

ich hab unglaublich viel da gelernt.

Auch gerade bei der Pressearbeit,

das ist ja so ein Bindeglied zwischen den Autoren, Autorinnen

und dem journalistischen Denken.

Und dann irgendwann wusste ich aber, ich muss irgendwie, ich muss daraus.

Also es war so richtig, dieser Bürojob hat mich irgendwann so eingeengt,

dass ich dachte, ich muss irgendwie kreativer werden

und ich will selber schreiben, eigentlich dachte ich ganz früher als Kind und Jugendliche,

dachte ich werde Schriftstellerin, hab viel gelesen und so weiter.

Und hab dann aber gedacht, ich schreibe erst mal journalistisch.

Und hab weder an Fernsehen noch an Kino gedacht und hab eben gekündigt,

hatte gar nichts, hatte allerdings, das weiß ich noch vom Arbeitsamt,

gab es so einen selbstständigen Geld, was ich dann ein Jahr bekam,

sodass ich wusste, okay, ich kann mir ein Jahr leisten,

um zu gucken, ob ich auf die Füße komme finanziell.

Und hab dann über Zufälle eben jemanden kennengelernt.

Wir hatten beide ein Kind im Hort.

Und das ist die Corinna Belf, eine Dokumentarfilmerin,

die unter anderem den Film über Gerhard Richter Painting gemacht hat,

die damals aber auch davon noch weit entfernt war.

Und die hat mich gefragt, hast du nicht Lust?

Ich muss so viele Beiträge führen, für den WDR machen,

für Kulturmagazine, Frau TV gab's damals, kannst du mir ein bisschen helfen?

Und hab ich erst Recherche gemacht mit ihr, und dann bin ich da reingewachsen.

Okay, was war dein erster Film dann, der erste eigene Film?

Also ich hab mit ihr zusammen zwei Filme gemacht.

Und der erste war über Benjamin Lebert, Crazy.

Und das Thema kam dann tatsächlich noch durch meine Arbeit bei Kiepenheuer & Witch.

Weil in dem Jahr, als ich aufgehört habe,

hatte ich das Manuskript auf dem Tisch von ihm.

Und ich wusste, bevor das veröffentlicht war, dass das ein Riesenerfolg wird.

Und das war meine, nicht sehr originelle,

aber meine Filminidee war, wir begleiten ihn,

bevor das Buch erscheint und noch nachher.

Und das war der erste Film.

Also du hast, wenn ich dich richtig verstehe, dieses Gespür gehabt,

zumindest zu ahnen, ob ein Buch ein Erfolg wird oder nicht damals?

Ja, also das habe ich aber jetzt auch nicht von Tag 1 gehabt,

sondern das habe ich einfach gelernt durch Erfahrung.

Das kann man lernen?

Ich glaube, dass man das lernen kann.

Und dann sehe ich ja, wie springen die Kritiker, Kritikerinnen an, die Journalisten,

was für ein Thema kann man draus machen?

Kann das eine Spiegelgeschichte werden, Vorabdruck?

Das habe ich mit den Jahren gelernt.

Da hatte ich aber auch eine tolle Kollegin, die du vielleicht auch noch kennst,

die Gabi Kallenberg.

Das war damals die Pressechefin, die hat mir alles beigebracht.

Mir hat wiederum sehr viel beigebracht, die Corinna Bells.

Also ich war da von guten Frauen umgeben.

Was du gerade erzählt hast, gilt das dann auch für Filme,

dass du auch ein Gespür entwickelt hast,

ob Filme, auch deine eigenen Filme, richtig erfolgreich werden oder nicht ganz so erfolgreich werden?

Also ob die erfolgreich werden, das weiß ich nicht.

Ich kann nur das Thema, also ob das, ob in dem Thema was liegt.

Dafür habe ich, glaube ich, ein Gespür für bekommen.

Und das hat auch mit diesen acht Jahren Dressarbeit zu tun.

Also das ist das Schöne so auf meinem Arbeitsweg oder beruflichen Weg.

Man kann eben auch Umwege machen.

Ich habe ja nie Film studiert, ein paar Jahre dachte ich auch,

hätte ich eigentlich tun müssen und kann ich das überhaupt?

Und so, also irgendwann habe ich dann auch gemerkt,

dass ich das einfach anders gelernt habe.

Und beim Dokumentarfilm kommt halt viel zusammen.

Dokumentarfilm ist eben nicht nur visuell.

Also Dokumentarfilm ist immer auch eine Story, also für mich zumindest.

Also ich sage mittlerweile mal gerne, ich bin eigentlich eine Geschichtenerzählerin.

Also deine mit Abstand erfolgreichste Geschichte, die du erzählt hast,

im Film ist die Dokumentation Kuhlenkampfsschuhe.

Ein toller Film, sehr persönlich, viele Auszeichnungen und Preise.

Es ist sozusagen der Versuch, der Verbindung der eigenen Familiengeschichte

mit den damaligen Helden des Fernsehens, die da hießen Hans Joachim Kuhlenkampf,

Peter Alexander und Hans Rosenthal.

Und dann gab es einen anderen Mann, den vierten Mann, nämlich deinen Vater.

Dein Vater, Jahrgang 1925, war Drogist, hatte glaube ich erst eine Drogerie, dann zwei.

Und wie würdest du jetzt im Abstand von so so vielen Jahren

dein Verhältnis zu ihm beschreiben wollen?

Ja, wie soll ich sagen?

Also ich habe natürlich jetzt gemerkt, das ist natürlich ein sehr schönes Gefühl.

Also ich habe mich eigentlich mit so einer Generation beschäftigt.

Also ich habe ein sehr abgeklärtes Verhältnis.

Ich hatte aber auch schon ein sehr abgeklärtes Verhältnis im Sinne von

ich war ja elf, als er gestorben ist und das hat mich viele Jahre als ein großer Trauer,

als Thema sehr sehr beschäftigt und hat mein Leben geprägt.

Das war aber, als ich mit dem Film angefangen habe, geklärt,

wenn man das so sagen kann, oder verarbeitet.

Das war ganz klar verarbeitet, sonst hätte ich den Film nicht machen können.

Insofern, ich weiß gar nicht, also hat sich jetzt durch den Film

hat sich das Verhältnis zu meinem Vater nicht verändert.

Weil ich hätte den Film gar nicht machen können,

wenn ich mit dem Film da etwas verarbeitet hätte.

Das bin ich oft gefragt worden, tatsächlich, ob das eine Art Trauerarbeit war.

Das war das überhaupt nicht.

Sondern die Trauerarbeit hatte wirklich Jahre vorher stattgefunden.

Und das auch ganz klar durch Therapie, viele Jahre Therapie.

Das war irgendwie gut sortiert.

Und ich konnte ihn da ein bisschen wie so eine Figur auch behandeln in dem Film.

Aber weil wir ebenso von Erfolg und Erfolgreich und mein erfolgreichster Film gesprochen haben,

als ich damit angefangen habe und auch als der Film fertig war,

ich hätte das niemals gedacht, dass der Film so ein Nerv trifft, niemals.

Also ich war ganz sicher, dass das ein Film wird und dass das 90 Minuten wird

und dass das interessant wird.

Aber dass der so ein Nerv einer Generation trifft,

das hätte ich überhaupt nicht gedacht.

Und ich glaube, wenn ich das vorgewusst hätte, hätte ich mich gar nicht getraut anzufangen.

Das ist ja klar, das ist ja immer bei diesen kreativen Prozessen so,

dass man die eigentlich in so einem Zustand von der Unschuld eigentlich anfängt.

Also es musste so werden.

Also es war eine ganz seltsame Zeit, auch im Schneidraum mit dem Editor Jamin Benazuz,

der sich da sehr auch immer gesagt hat, das ist deine Geschichte.

Und ich gehe den Weg mit dir, aber du gibst den Weg vor.

Und es war eine intensive Zeit, auch schwer, auch ängstlich oft.

Also für mich war ganz schwierig, so persönlich zu werden.

Das war ja ganz neu, weil ich habe vorher bei Dokumentarfilmen immer über andere

erzählt, gedreht und so weiter.

Und da jetzt ich zu sagen und Bilder von mir meiner Kindheit zu zeigen,

das war ein großer Schritt.

Aber ich kriege immer noch regelmäßig, eigentlich jede Woche,

eine Zuschrift zu Kuhlenkampfs Schuhe, eben gerade wieder,

bevor wir das Gespräch angefangen haben, eine E-Mail, wo mir ein Mann geschrieben hat,

der sagt, dass er alle paar Wochen an den Film denkt.

Der hätte so viel in ihm ausgelöst.

Also ich meine, so was kann man sich vorhin nicht ausdenken?

Hand sie auf den Kuhlenkampf, um auf den jetzt nochmal einzugehen.

Einer der Fernseherhelden der 60er und dann auch noch 70er Jahre,

ein großer Schauspieler, Konfortierfernseester und ein traumatisierter

Kriegsheimkehrer, der sich im Einsatz an der Ostfront als deutscher Soldat

ein paar Zehen eigenhändig amputiert hat.

Stimmt das so?

Ja, das war auf der Auslöser für mich, das so zusammenzubringen,

die Geschichte meines Vaters und die der Showmaster zu erzählen.

Ich habe ein Interview im Fernsehen gesehen mit seinem Sohn,

der ihm unglaublich ähnlich sieht, aber Österreichisch spricht.

Das ist ganz verwirrend.

Der hat genau diese Geschichte erzählt mit den Vierzehn.

Und das hat mich ja elektrisiert, weil das für mich natürlich waren das

keine ehemaligen Soldaten, diese Showmaster oder Hans Rosenthal war.

Ich wusste nicht, dass er jüdisch ist, war mir vollkommen unbekannt,

dass er sich so lange versteckt hat, zwei Jahre vor Kriegsende.

Das war für mich, also die fehlenden Zehen waren eigentlich

der Auslöser für den Film.

Also, weil du Hans Rosenthal angesprochen hast,

dieser Mensch stellt für mich eigentlich das größte aller Rätsel da.

Also nochmal, der hat den Krieg überlebt in Berliner Schrebergärten,

versteckt vor den Nazis als jüdisches Kind, macht dann später

im Nachkriegsdeutschland eine Karriere erst beim Radio und dann beim Fernsehen

und wurde in der unpolitischsten möglichen Art und Weise

ein lustiger Unterhalter der deutschen Nationen,

die ihm vor wenigen Jahren noch nach dem Leben getrachtet hat.

Ja, das ist wirklich erstaunlich.

Jetzt muss man dazu sagen, das ist er ja auch oft gefragt worden.

Und er hat, ist das auch von von Verwandten gefragt worden,

die nach Israel ausgewandert waren, die gesagt haben, wie kannst du in Deutschland bleiben?

Was er immer wieder gesagt hat, mich hat eine Deutsche gerettet.

Er ist ja zwei Jahre versteckt worden von einer deutschen Rentnerin.

Die hat den in ihrer Laube versteckt.

Also, das war schon mal ganz wichtig, dass er sagt, einer deutschen

verdanke ich mein Leben.

Und dann ist er so wurzulos gewesen, weil seine Eltern und sein kleiner Bruder

sind ermordet worden.

Und ich stelle mir das so vor, dieses Berlin zu verlassen, was er dann doch kannte.

Das war so die einzige Konstante noch.

Vielleicht, wenn er mit den Eltern oder Geschwister gehabt hätte,

wäre vielleicht mit denen nach Israel ausgewandert.

Also, er war ja auch ein politischer Mensch.

Er hat sich sehr in der jüdischen Gemeinde engagiert, hatte da einen Posten.

Er hat kein Geheimnis daraus gemacht, dass er jüdisch ist.

Und ich glaube, dass er mit dieser Sendung dazu beitragen wollte,

die Bundesrepublik zu stabilisieren, also politisch zu stabilisieren.

Und da ist vielleicht ganz entfernt auch eine Parallele zu Eduard Zimmermann,

der ja übrigens ein paar Jahre jünger ist, der ist ja 29 geboren,

sogenannte weißer Jahrgang, die nicht mehr eingezogen wurden,

weil er 15 war oder 14.

Auch Eduard Zimmermann wollte, glaube ich, auf eine gewisse Art und Weise

mit dieser Sendung die Bundesrepublik stabilisieren.

Und wahrscheinlich hatten beide gleich, also nein, gleich viel sicherlich nicht,

aber so diese Sehnsucht nach Ordnung und kein Chaos.

Und zum Beispiel bei Rosenzahl, der war ja mit Helmut Kohl befreundet,

worauf er auch sehr stolz war, das war für ihn ganz wichtig,

konservativ auch zu wählen, weil er gesagt hat,

das stabilisiert diese Gesellschaft.

Diese ganzen linken Bewegungen, 68er und so weiter haben ihm Angst gemacht.

Dann gab es natürlich den anderen, Hans-Joachim Kuhlenkampfs,

der eher die andere politische Richtung unterstützt hat, Willi Brandt,

der im Übrigen auch für einen Showmaster der damaligen Zeit

doch immer mal wieder bemerkenswerte, in Nebensätzen verpackte Äußerungen gemacht hat,

in denen er zumindest angedeutet hat,

welche grausamen Dinge er als Soldat unter Hitler oder im Auftrag Hitlers

in Russland beispielsweise erlebt hat.

Ja, also Hans-Joachim Kuhlenkampfs ist natürlich ein,

sage ich mal, wahnsinnig souveräner, total selbstbewusster Mensch gewesen.

Der ist in einer sehr angesehenen Bürgerfamilie.

Der Vater war, Gott, ich weiß es nicht mehr, war entweder Arzt oder Unternehmer,

also Hansestadt Bremen, also in so einer ganz in der Familie,

die keinen Verfolgungen ausgesetzt waren, sondern es vollkommen so, wie soll ich das sagen,

also so in so einem gemachten Nest gewesen.

Klar, ist er im Krieg traumatisiert worden, aber ist natürlich ganz anders als Hans Rosenthal

in seiner Existenz überhaupt nie in Frage gestellt worden.

Und er hatte ja auch immer dieses, hallo, hier bin ich, ne?

So, er hatte ja extremes Selbstbewusstsein gehabt

und das kommt sicherlich aus der Familie und wie er groß geworden ist.

Ich bin hier richtig in Deutschland sozusagen.

Das hat ja Hans Rosenthal nicht gehabt, ich weiß es nicht,

aber es gibt ja die Theorie, dass sozusagen die sehr konservativen Menschen

vielleicht im Inneren viel ängstlicher sind als die nicht so konservativen.

Das also bewahren nichts Neues, das hat auch was mit Ängstlichkeit zu tun

und vielleicht sind die, die irgendwie mit weniger Angst aufgewachsen sind,

oder einfach ja, nicht so große Ängste haben, ein bisschen freier

oder können sich das irgendwie, wir haben keine Angst vor Revolution oder Umsturz

oder eben dem Neuen.

Dann stellt sich natürlich die Frage, wie die Ängstlichkeit ausgeprägt war

bei dem dritten großen Entertainer bei Peter Alexander aus Österreich.

Der war ja so der strahlende, nette Held, der allen gefallen hat,

vor allem auch den Frauen und dessen Vergangenheit,

der ja auch eine Kriegsvergangenheit hatte,

das hat aber in der öffentlichen Wahrnehmung nie eine Rolle gespielt

und irgendwann, das kommt, glaube ich, auch in deinem Film vor,

hat er mal die Bildzeitung verklagt,

weil die mit irgendeiner Schlagzeile

die Kriegsvergangenheit des Peter Alexander angesprochen oder angedeutet hat.

Ja, verrückt, oder?

Ich finde, das sagt doch auch schon viel aus.

Also, ich habe nicht sehr viel rausgefunden über seine Kriegsvergangenheit.

Ja, das heißt Kriegsmarine.

Ich habe nicht viel gefunden.

Ich glaube bei Peter Alexander, es ist ein so extrem behütetes Einzelkind gewesen,

sehr, sehr behütet und der hat, glaube ich, den Schock seines Lebens in Breslau bekommen,

weil der war am Ende des Krieges in Breslau stationiert

und Breslau war ja dieses letzte Bollwerk gegen die Russen

und hat da, glaube ich, Eisenbahnschienen mitverlegt.

Und also bei Peter Alexander, glaube ich, das ist ein ganz zarter Junge gewesen,

hochmusikalisch ganz früh und für den war auf jeden Fall, glaube ich,

also dieses Soldatsein auch so in dieser Männerwelt,

ja, war, glaube ich, irgendwie ein großer Schock.

Bei Peter Alexander, glaube ich, übrigens aber das ist nur mein Gefühl.

Ich glaube, der war depressiv.

Ich glaube, dieses superheitere, strahlende

Hallo, hier bin ich.

Das ist so übertrieben.

Das ist wie so eine Maske, die er sich aufsetzt.

Und er hat ja wohl, was man weiß, eine sehr forsche Frau gehabt,

die ihn wohl immer, was ich so gelesen habe, auch immer.

Also die wollte das in Amerika Karriere macht und die hat ihn sehr, sehr gedrängt.

Und er hat ja immer gesagt, ich möchte eigentlich nur angeln.

Lass mich dran.

Also der hat für mich was, strahlt was Depressives aus in seiner Fröhlichkeit.

Okay, eins noch ganz kurz zum Abschluss dieses Films.

Welche dieser gerade beschriebenen Figuren

ist dir persönlich am nächsten gekommen?

Mit wem konntest du dann schlussendlich am meisten anfangen?

Also am Herzen liegt mir natürlich Hans Rosenthal am meisten in dieser Tragik.

Ja, eben in Deutschland geblieben zu sein, der große Unterhalter geworden zu sein.

Und das erzähle ich auch in meinem Film.

Er will dann 9. November, früher Reichskristallnacht,

jetzt sagt man ja, pro Groomnacht, glaube es war 79 oder so,

hat er in Jubiläum mit Dali Dali und schreibt ein Jahr vorher,

ich möchte das nicht moderieren an dem Tag die Sendung,

ich möchte, dass wir die Sendung verschieben oder ausfallen lassen.

Und man sagt ihm, nee, das geht leider nicht,

es müssen sie leider machen und er macht das, weil er so beflissen ist.

Er will immer alles richtig machen und gut machen.

Ja, also menschlich ist er mir irgendwie in der Recherche am nächsten gekommen.

Wir könnten jetzt noch über viele Projekte, über viele Filme von dir

sprechen, du hast mal über den großen bayerischen Schauspieler

Josef Bierbichler ein Dokumentarfilm gemacht,

du hast mal ein Dokumentarfilm gemacht über den Missbrauch an der Odenwaldschule.

Ich würde gerne noch ein paar Sätze zum Schluss unseres Gesprächs verlieren wollen

über eigentlich jetzt inzwischen den vorletzten Film über den großen Pianisten

Igor Levitt der Film, ich glaube 2022 dann auch in die Kinos gekommen.

Es ist ja dann immer die große Frage, wenn man so jemanden porträtiert,

man muss ihn ja erst mal kennenlernen und vor allen Dingen,

man muss ja einen Draht zu ihm bekommen.

Aber das war im Falle Igor Levitt, glaube ich, das allerkleinste Problem.

Stimmt das so?

Ja, das war sehr schön.

Also die Idee hatte auch nicht ich, sondern der Produzent Thomas Kufus.

Also ich sage immer mein Produzent, weil ich alle meine Filme seit 20 Jahren mit ihm mache.

Und das ist so meine Serie One für meine Arbeitsfamilie.

Der hat mich gefragt, ob ich mir das vorstellen könnte über Igor Levitt

ein Porträt zu machen.

Und ich kannte ihn medial, aber nicht aus Konzerten.

Und dann fand ich das aber spannend und wir haben uns getroffen.

Und wir hatten dann auch ganz zufälligerweise die Welt ist ja klein, gemeinsame Bekannte.

Haben wir uns gegenseitig, wie wir hinterher festgestellt haben, erkundigt bei unseren Bekannten.

Ich so, wie ist der so? Ist der in Ordnung?

Ja, der ist in Ordnung und der hat mir irgendwann auch erzählt, er hat sich auch erkundigt.

Das war ganz schön.

Insofern war dann direkt so eine gute Vertrauensbasis da.

Das erleichtert die gemeinsame Arbeit dann sicher, wobei in einem solchen Fall

stell ich es mir unglaublich schwer vor.

Du hast auf der einen Seite die Nähe zu einem Protagonisten, wenn du mit ihm sprichst

oder in den bestimmten auch privaten Situationen filmst.

Und dann hast du die großen Auftritte in den großen Konzertsälen, wo du ja auch irgendwo dich platzieren musst.

Ja, ich habe diesen Film ja wirklich so angelegt.

Das war wirklich so Go with the Flow.

Wir begleiten ihn ein Jahr bei allem, was er tut, was aber eigentlich mit seiner Arbeit zu tun hat.

Also insofern war ich nicht in seinem privaten Leben so drin.

Und sondern bin einfach mit der Kamera irgendwie, also natürlich irgendwie nicht.

Wir haben natürlich geplant und überlegt und hatten den Konzertkalender da liegen

und habe ihn immer in regelmäßigen Abständen begleitet.

Und das war eigentlich so ein Beobachten und Zuschauen und sich so hineinfühlen,

aber wirklich aus der Perspektive der Beobachterin.

Ja, das war eine ganz tolle, spannende Arbeit für mich.

Es hat dann andere Herausforderungen gehabt.

Aber ich mache auch gerne immer unterschiedliche Sachen.

Das war sehr schön, dass das so anders war.

Und ja, ich war Beobachterin und er hat das zugelassen.

Wenn Regina jemand wie Igor Levitt als Pianist nah am genialischen ist,

geht das immer ein Herr auch mit kleineren oder sogar größeren Selbstzweifeln?

Ich denke schon, ja.

Also, ich meine, das ist vielleicht ein Klischee und das sagen viele Leute.

Aber ich glaube, die ganz Großen haben alle Selbstzweifel.

Also, er hat kein Lampenfieber, das ist ja auch kein Selbstzweifel.

Ich glaube, das gehört dazu. Absolut.

Also auch jedes Mal wieder neu anzufangen, Angst vorm Scheitern.

Ja, kann ich mir nicht anders vorstellen.

Und mit der großen, gedrönten Selbstzuversicht wird man wahrscheinlich kein Igor Levitt

und letztlich auch kein Hansi auch im Kuhlenkampf.

Ja, Hansi auch im Kuhlenkampf.

Der wollte ja eigentlich Schauspieler am Theater sein.

Also, der hat seine Shows gar nicht ernst genommen.

Die hat er auch gar nicht angeguckt.

Echt? Okay.

Das war sein großer Komplex.

Der wollte lieber ein ernstzunehmender Theater-Schauspieler sein.

Wir machen jetzt einen ernstzunehmenden Schluss, Regina.

Wie wird dein nächster Film aussehen, weißt du schon?

Das ist noch nicht ganz klar.

Darüber spreche ich noch nicht.

Ungelegte Eier sozusagen.

Aber es wird natürlich einen nächsten Film geben, logisch.

Wir werden sehen.

Ja. Schauen wir mal.

Vielen Dank für das Gespräch und dir alles Gute. Tschüss.

Heimspiel.

Copyright WDR 2021

Machine-generated transcript that may contain inaccuracies.

Regina Schilling ist eine genauso vielseitige wie erfolgreiche Dokumentarfilmerin und Autorin. Sie hat für ihren Film “Kulenkampffs Schuhe”, in dem sie die deutsche Nachkriegsgeschichte anhand von vier Lebensläufen schildert, viele Preise und Auszeichnungen bekommen. Zuletzt hat sie den Pianisten und Aktivisten Igor Levit porträtiert, und ihr Film über Eduard Zimmermann, den Macher von Aktenzeichen XY… ungelöst, läuft ab Donnerstag im ZDF. Mit Wolfgang spricht sie über ihren Werdegang zum Film, welche Themen sie begeistern und wieso Eduard Zimmermann so eine wichtige Person im kollektiven Gedächtnis Deutschlands ist.

Ihr neuer Film „Diese Sendung ist kein Spiel – Die unheimliche Welt des Eduard Zimmermann“ ist ab dem 10. August in der ZDF-Mediathek zu finden.

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