Apokalypse & Filterkaffee: Heimspiel: Iris Baumüller

Micky Beisenherz & Studio Bummens Micky Beisenherz & Studio Bummens 7/30/23 - Episode Page - 48m - PDF Transcript

Diese Folge wird er präsentiert von ...

Ja, Vodafone seit über 30 Jahren für dich da.

Guten Morgen, lieber Wolfgang.

Guten Morgen, lieber Micky.

Du bist ja ganz aufgeregt.

Du wolltest wissen, wo ich gerade bin.

Ich liege hier so decorativ auf einem Bett.

Ich bin auf einer Dachterrasse in Barcelona.

Mein Tipp wäre gewesen, Punkt 1 Ibiza, Punkt 2 Mallorca.

Aber Barcelona ist jetzt auch nicht so schrecklich weit weg.

Das ist eine fantastische Stadt, gell?

Ja, eine fantastische Stadt, das ist wirklich ganz toll.

Die Dachterrasse hat so herrliche Betten,

auf die man so rumfläzen kann.

Und es ist so unglaublich gemütlich,

dass meine Frau und ich uns täglich vom Kulturprogramm abhalten.

Wir wollen immer Sachen machen, so auf dem Morgenschüs,

auf dem Berg, mal Klettern oder in dieses Museum.

Und immer so in der Tagesmitte, am späten Tag, sagen wir,

machen wir mal morgen, jetzt müssen wir erst mal liegen bleiben

oder fläzen oder fläzen.

Das geht seit ein paar Tagen so.

Wie sehen eure aktuellen Tagestemperaturen aus?

Die sind relativ entspannte, ich glaube, 32 Grad oder so.

30, das geht ja noch.

Es ist auch brennt auch nix.

Wir sind aber auch hier im fünften Stock oder im Sechsten oder Siebter.

Wenn die Flammen nicht so hochschlagen,

dann sieht es ganz gut aus.

Ja, schön.

Ganz gut.

Und du bist wo, Wolfgang?

Ich bin wieder in Stuttgart, wir waren drei Wochen in Skandinavien,

wir haben erst Norwegen, tolles Land,

abenteuerlich schöne Natur, dann über Schweden zurück

und mit einer Zwischenstation in Kopenhagen auch wieder zurück.

Man kriegt ein bisschen Distanz auch zum eigenen Land.

Wundert sich plötzlich, warum in Berlin

und möglicherweise auch noch anderswo

Löwen und Wildschweine miteinander verwechselt werden.

Aber ...

Und Fußball fehlt einfach.

Ja, fehlt auch.

Und die skandinavische Einsamkeit ...

Moment, Moment, Wolfgang, da muss ich dich ...

Als Deutschlandsführer der Feminismus muss ich dich natürlich schelten.

Wie kann der Fußball dann fehlen,

während eine WM in Neuseeland Australien die Million begeistert?

Wolfgang, da frage ich dich.

Das ist das für mich schlechteste mögliche Thema

und ich kann zu meiner Entschuldigung wirklich nichts vorbringen.

Es ist, wie es ist.

Dann wollen wir es dabei bewenden lassen

und widmen uns einer Frau, die zwar jetzt nicht im Fußball groß auftrumpft,

aber dafür viele andere Leute quasi ja, wie soll man sagen,

in den Strafraum geschoben hat.

Ja.

Iris Baumüller, ne?

Ja. Iris Baumüller ist eine Castingdirektorin.

Sie rekrutiert auf nationalem, auf internationalem Niveau

für große Projekte, Schauspieler für bestimmte Produktion.

Ist eigentlich insofern familiär vorbelastet.

Ihr Vater war Kameramann beim ZDF

und daher auch so Lebensstationen wie Südafrika oder London,

was ja auch den eigenen Horizont erweitert.

Dann hat sie Filmwissenschaft studiert,

hat zehn Jahre als Regieassistentin gearbeitet,

sich dann selbstständig gemacht, hat zwei Agituren

beziehungsweise auch zwei Standorte zum einen Köln,

das war der Hauptstandort,

und dann eben auch, weil in Berlin am meisten passiert,

eben auch in Berlin.

Ja.

Supertolle Gesprächspartnerinnen, sehr angenehm.

Am spannendsten für mich war dann die Passage,

als es um Til Schweiger ging.

Ja.

Und wo sie befreundet ist

und wo sie auf eine für mich sehr beeindruckende Art und Weise,

auf eine auch eine sehr ehrliche und empathische Art und Weise

diese Freundschaft zu ihm beschrieben hat.

Nicht bestreitend, dass da irgendwelche Dinge passiert sind,

die nicht gut waren.

Aber trotzdem die Zuneigung zu ihm nicht verloren hat.

Lass es mich so ausdrücken.

Ja, die Filmbranche ist ja eine, die ja derzeit auch noch mal,

also vor allen Dingen nicht das, was vorhanden ist,

der Kamera passiert, sondern was hinter den Kulissen passiert,

ist ja momentan natürlich auch sehr stark im Fokus der Öffentlichkeit.

Ja, Mensch, Wolfgang, dann werde ich jetzt gleich mich besonders gut anziehen

und werde gleich auf den Rammlers wieder rauf- und runtermarschieren,

in der Hoffnung, auch noch entdeckt zu werden.

Für den spanischen Film, denke ich mal.

Oder für den spanischen Fußball.

Ich meine, Marcelogner ist ja nun ...

Stimmt, der Verein ist hochverschuldet.

Die müssen jetzt auch gucken, wo sich die Leute erholen.

Wobei so als Rüstiger, Mitvierziger ist doch eigentlich

Inter-Mayemi derzeit der Klub schlechthin, ne?

Daher wechseln Sie doch jetzt alle hin.

Ja, klar. Und von Uli Hoeneß stammt ja dieses Bonbon mit Lothar Matthäus

und dem Greenkeeper und den gibt's ja auch noch in anderen Vereinen.

Und für Leute wie uns findet sich da vielleicht auch noch mal ein Plätzchen.

Wir werden sehen.

Das sind wunderbare Schlussworte, Wolfgang.

Ich danke dir ganz herzlich und freue mich jetzt sehr auf die Episode.

Bis bald. Tschüss.

Es ist Sonntag, der 30. Juli.

Apokalypse und Filtercafé, Heimspiel,

das Interview am Sonntag mit Wolfgang Heim.

Sie ist Castingdirektorin mit eigener Firma, die da heißt die Besetzer.

Sie rekrutiert damit Schauspielerinnen und Schauspieler

für Nationale, für internationale Filme und Serien.

Und sie arbeitet damit in einer Branche der Kreativen, der Diven

und vielleicht auch der Wahnsinnigen.

Herzlich willkommen, Iris Baumüller.

Vielen Dank.

Frau Baumüller, wann haben Sie Ihren letzten Wahnsinnigen getroffen?

Ich glaube, die trifft man überall.

Das ist ja immer die Frage des Betrachters.

Ich finde, die trifft man sowohl auf der Straße,

beim U-Bahn-Fahren in Hotels und vielleicht auch manchmal am Filmset.

Aber es gibt ja auch diese kreativ impositiven Wahnsinnigen.

Was heißt das? Positiv Wahnsinnigen in Ihrem Geschäft

und in Ihrem Metier?

Ich glaube, um eine Vision von einem Stoff

oder auch von einer Besetzung durchzusetzen,

muss man manchmal besessen sein.

Also ein Stück weit auch wahnsinnig, um das durchzuziehen,

wenn man sich manchmal Formate anguckt

oder auch Sachen, die ich besetzt habe, wo alle gesagt haben,

die Gluck der Routenbänder, ihr seid ja wahnsinnig,

wie wollt ihr eine Serie machen über Menschen mit Behinderung,

die auch noch krebskrank sind, das wird niemals funktionieren, Beispiel.

Wie hat es dann schlussendlich doch funktioniert?

Es war ja eine Adaption eines sehr erfolgreichen spanischen Formates

und dann auch durch eine gute Adaption, nicht nur Adaption,

sondern wirklich sehr, sehr gute Bücher und einer guten Regie,

gepart mit einer wirklich emotionalen Besetzung.

Und das hat dann den Zuschauer erreicht.

Und natürlich mutige Redakteure, die sich getraut haben,

das auch zu machen.

Ist das für jemanden wie Sie, der über eine sehr lange

Berufserfahrung verfügt, der inzwischen größter Reiz,

scheinbar nicht mögliche Projekte doch zu ermöglichen und zu realisieren?

Also es ist auf jeden Fall sehr reizvoll, wenn man Stoffe hat,

die wirklich so auch noch nicht gezeigt wurden

und wo vielleicht auch eine Spezialrecherche notwendig ist

und Stoffe, in die ich mich dann verliebt habe

und wo ich sage, das möchte ich gerne möglich machen.

Und das geht dann auch oft über die, sage ich mal,

Standard-Schauspielerinnen-Besetzung hinaus.

Also wenn man wirklich auch noch mal so Spezialrecherche-Menschen

mit besonderen Skills oder auch Menschen mit Behinderung wie jetzt,

weil wir Champions sind oder beim Friedrichstadt-Palast,

wo man eben auch Schauspielerinnen braucht, die auch tanzen können

oder vier Blocks eben mit sehr viel Street-Casting,

die alle arabisch beziehungsweise libanäsisch sein mussten

und dann trotzdem auch noch toll spielen mussten, ja.

Große Herausforderungen jeweils in welchen Stoff

haben Sie sich zuletzt verliebt?

Also es war schon, weil wir Champions sind,

das fand ich einen sehr schönen Stoff.

Und jetzt gerade in einem Stoff, dessen Titel ich nicht nennen darf,

der gerade abgesagt worden ist,

weil Sky gerade bekannt gegeben hat,

dass sie keine fiktionalen Projekte mehr machen.

Okay.

Und das ist dann auch so, da muss man mal gucken,

wer jetzt mutig ist und wer kämpft,

dass man es vielleicht dann an einen anderen Streamer gibt.

Das heißt, für Sie ist dieses Projekt noch nicht gestorben?

Nein, so viel zum Thema besessen sein von einem Stoff

und gemeinsam gucken mit den Kreativen,

ob man das nicht doch woanders platzieren kann,

weil es gibt schon ein Layout-Casting.

Und wenn wir Glück haben,

finden wir dann einen anderen Sender oder einen anderen Streamer,

der das übernimmt, genau.

Welches ist Ihr aktuell wichtigstes und vielleicht auch schwierigstes Projekt?

Also aktuell cast ich wieder der Palast 2 mit Uli Edel als Regisseur.

Und auch hier ist es wieder eine große Herausforderung,

eben Schauspielerinnen zu finden,

also sowohl weiblich als auch männlich,

die Hauptrollen tragen können und zugleich

wirklich hervorragende Tanzskills haben.

Und auch, sage ich mal, von der Größe.

Man hat ja gewisse Vorlagen auch beim Friedrichstadt-Palast.

Also die müssen alle mindestens 1,71 m, 75 m sogar groß sein,

was auch noch mal eine Einschränkung ist.

Und dann auch eine gewisse Star-Qualität haben.

Also kommen viele Elemente zusammen.

Und da sind wir gerade dabei, ein großes Casting zu machen.

Wie findet man 1,75 m große Schauspielerinnen und Schauspieler,

die sehr gut tanzen können?

Ja, also erstmal natürlich über die Recherche in den Datenbanken.

Doch das ist dann schon, kommt man schon sehr an die Grenzen,

weil die Datenbanken ja auch nur so gut gepflegt sind,

wie die Agenturen es eingepflegt haben.

Und dann über die Recherche an den Schauspielschulen,

an den Musical-Darstellern, Pina Bausch.

Wirklich noch mal so überall und auch über Ausschreibungen.

Und das dann alles zusammen auswerten.

Viele Tänzerinnen befragen, genau.

Ist das in diesem speziellen Fall

erst mal eine besonders aufwendige Recherche?

Ja, ich würde schon sagen, es ist schon sehr aufwendig.

Und auch wenn man zum Beispiel eine Ausschreibung macht,

egal in welchem Projekt,

dann meldet sich im Prinzip erst mal jeder,

weil alle mitspielen wollen.

Das heißt, man muss dann erst mal wieder die Spreu vom Weizen trennen,

obwohl man es eigentlich explizit ausgeschrieben hat.

Das heißt, sie müssen quasi Amt und quasi Job

sehr, sehr viele absagen, entweder mündlich oder schriftlich überliefern.

Fällt Ihnen das noch schwer oder ist das reine Routine?

Es fällt mir total schwer.

Vor allen Dingen dann, also ich sag mal so,

in einem Anfangsstadium ist es ja noch so,

dass die Schauspielerinnen sich erst mal nur bewerben.

Vielleicht ist es dann erst mal nur eine zeitliche Anfrage,

aber ab dem Moment, wo man dann wirklich anfängt zu casten,

also in den Castingprozesse gehen,

die Schauspielerinnen sich entweder selbst aufnehmen,

also das sogenannte E-Casting oder Self-Taping machen

und dann sich wirklich Mühe geben,

sag ich mal, Detext lernen, sich aufnehmen,

dann fangen die Absagen an und später noch schwieriger,

wenn sie dann ins Konstellationscasting, ins Studio eingeladen werden

und dann in die Endrunde kommen und wenn man dann absagen muss

und sich vielleicht auch verliebt hat und sagt,

das passt jetzt aber in Konstellation nicht

und die Schauspielerinnen sich verliebt haben

und dann abzusagen, das ist echt hart

und auch manchmal das zu begründen,

weil die Begründungen eben nicht so einfach sind.

Können Sie kurz erklären,

was Konstellationscasting übersetzt bedeutet?

Mhm, also wenn wir dann in den letzten Stadion des Castings sind,

dann gucken wir, dass wir Konstellation, wie wenn man zum Beispiel,

ich hab jetzt ein Projekt mit David Dietl, Feste und Freunde

und das ist ein Freundeskreis,

der sich über Jahre begleitet

und da ist natürlich dann wichtig, dass die Konstellationen passen,

die sind so eine homogene Gruppe und alle ungefähr gleich alt

und haben dann auch Familien

und dann werden die alle in Konstellationen gecastet

und es gibt natürlich auch Liebesbeziehungen, Freundschaften,

familiäre Beziehungen

und in Konstellationen müssen die einzelnen Schauspielerinnen

miteinander gecastet werden

und dann gibt es eben Konstellationen, die einfach so nicht passen,

die dann wieder rausfallen,

obwohl die Einzelleistung des Schauspielers großartig war.

Spielt bei Ihnen, was die Entscheidungsfindung angeht,

im Hinterkopf vielleicht immer auch eine Rolle,

dass man mit einer Absage, jetzt übertrieben formuliert,

eine mögliche Weltkarriere verhindert?

Das hoffe ich ja nicht, aber natürlich gibt es Situationen,

wo ich denke, ja, in diesem Fall konnte ich die Schauspielerin

oder den Schauspieler nicht besetzen,

obwohl ich wüsste, dass sie bestimmt eine große Karriere hat,

was manchmal auch an so banalen Dingen liegt,

wie sie passt nicht wirklich ins Altersprofil,

dass sie einfach noch zu jung ist, beispielsweise,

um jetzt schon, sag ich mal, ein Mutter da sein zu erzählen,

wenn sie Anfang 20 ist, man erzählt aber einen Gefälle

einer langen Ehe beispielsweise,

dann stimmt das einfach inhaltlich nicht

und dann kann man noch so viel machen

und dann kann ich nur immer hoffen,

dass ich die Schauspielerin oder den Schauspieler

in einem anderen Projekt dann noch mal entdecken kann.

Es ist aber auch so, dass ich z.B. jetzt jemanden wie Ella Rumpf

eben in der Schauspielschule, also in London entdeckt habe

und eben wusste, die wird mal eine große Karriere haben

und sie hatte auch gar keine Agentur

und sie gebeten habe, sich bei mir noch mal zu melden,

weil ich sie gerne vermitteln würde an einer Agentur,

weil ich selber ja nichts machen kann

und Ella jetzt Shootings-Tag geworden ist

und dass man zumindest dann über diesen Weg,

auch wenn man selber jetzt gar nicht die richtige Rolle hat,

versucht die Schauspielerinnen dann in eine Agentur unterzubringen

oder mit Agenten in Kontakt zu bringen,

weil manchmal sind die ja auch noch,

wenn sie auf der Schauspielschule sind, noch so ganz verträumt

und noch gar nicht in diesem Business drin.

Und dann sieht man schon so einen ungeschliffenen Diamanten

und weiß nicht, wie kann ich dieser Person helfen,

aber ich weiß, es ist wichtig,

weil die wird irgendwann mal ganz groß.

Sind die jungen Unbekannten und gleichwohl sehr talentierten

Schauspielerinnen und Schauspieler die dankbarsten?

Nicht unbedingt, weil sie manchmal so einen Sturm und Drang in sich haben,

dass sie dann vergessen, wer sie entdeckt hat

oder wer sie vielleicht auch so inszeniert hat,

dass sie dann manchmal so in ihrem Strudel des Erfolges sind,

dass sie das vergessen,

dass man es vielleicht auch so ein bisschen jugendliche Arroganz nennt.

Die sagen dann, wenn sie auch erfolgreich sind, sehr, sehr viel ab.

Es gibt aber solche und solche, und das verändert sich auch.

Also, es ist wirklich, nach ein, zwei Jahren glättet sich das meistens wieder.

Wie sieht Ihre Casting-Zusammenarbeit

mit bekannten und arrivierten Schauspielern aus?

Machen die da im Regelfall mit, weil das Teil des Jobs ist?

Oder sagen die Ihnen, also Entschuldigung, ich bin der oder diejenige,

Sie können dich gerne mal Filmausschnitte von mir angucken.

Ich tanze bei Ihnen zu keinem Casting an.

Also, ich hatte das schon mit so wirklichen Old-School-Schauspielern

beziehungsweise Schauspielerinnen.

Die haben teilweise noch nicht mal so ein Demo-Band gehabt.

Und also in Showrealen haben zu mir gesagt,

warum, also sie kennt mich doch, dann können sie mich auch besetzen.

Das liegt aber natürlich auch daran,

dass die Zeiten sich so verändert haben.

Und damals tatsächlich der Casting-Direktor

einfach auch besetzen konnte oder in Theater jemanden gesehen hat.

Und dass das noch aus dieser Zeit übermittelt ist.

Aber mittlerweile die großen Schauspielerinnen, die ich kenne,

die sind schon bereit zu kommen.

Ich hatte mal eine, die ist dann gekommen,

weil sie es inhaltlich interessiert hat.

Zum Studiocasting und zum Konstellationscasting hat aber

beim Reinkommen zu mir gesagt,

ob Marryl Streep denn auch noch zum Casting kommen müsste.

Zum Regisseur war sie sehr nett.

Zu mir hat sie dann das doch gesagt.

Und ich glaube, sie musste sich auch einfach nur

ihre Nervosität ein bisschen abbauen.

Also im Grunde genommen, wenn es inhaltlich

die Schauspielerinnen interessiert, dann kommen sie.

Und für sie selber ist es ja auch ein Ausprobieren,

zusammen mit den Regisseurinnen und mit mir zu probieren,

was können wir machen?

Gefällt mir die Rolle auch die Interpretation des Regisseurs?

Der Rolle, wie ist das zusammenarbeiten?

Also auch eine Schauspielerin kann nach dem Casting auch sagen,

ich glaube, ich bin nicht die richtige, ich möchte das gerne nicht machen.

Genauso wie umgekehrt.

Passiert das oft?

Es passiert schon.

Es passiert auch gerade bei den ...

Es gibt schon Schauspielerinnen, die sagen, ich komme zum Casting,

aber ich möchte das unter Vorbehalt machen, das Casting.

Ich habe auch noch andere Projekte in der Pipeline.

Und ich komme jetzt mal, auch um die Regisseurinnen und Regisseur

kennenzulernen, um mich da auszuprobieren.

Aber das ist noch keine Zusage,

wenn ihr dann sagt, dass ihr mich haben möchtet.

Okay.

...

...

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Gibt es Frau Baumüller Schauspielerinnen und Schauspieler,

die qualitativ gut sind, die sie aber nicht einladen zum Casting,

weil sie sozial unverträglich sind?

Also sagen wir mal so, ich hab schon Castings erlebt,

wo ich Schauspielerinnen eingeladen habe

und die sind dann einfach nicht erschienen.

Das merk ich mir natürlich.

Ich bin aber grundsätzlich bereit, jeden.

Und das würde ich auch immer so empfehlen,

jeden Schauspieler tagesaktuell anzugucken.

Weil es gibt natürlich Schauspielerinnen, von denen man weiß,

die haben jetzt gerade ein Entzug hinter sich oder private Probleme

oder sind krank, etc.

Und da ist natürlich ganz wichtig, was jetzt vor einem Jahr

vielleicht Fakt war oder in den Medien steht,

das ist ja noch lange nicht die Wahrheit.

Und deshalb muss ich mich natürlich davon überzeugen

und würde natürlich erst mal sagen,

wir nehmen diese Schauspielerinnen, diesen Schauspieler auf die Liste

und dann finde ich heraus, wie der aktuelle Stand ist.

Wobei es ja einen Unterschied macht,

ob jemand aufgrund irgendeiner privaten Geschichten

jetzt eine schlechte Phase hat

oder ob jemand, um einen Namen zu nennen, Katja Riemann,

eine sehr gute Schauspielerin fragt los,

aber eben halt auch eine Frau, die beruflich gesehen

auch vorsichtig formuliert nicht den einfachsten Ruf hat.

Würden Sie oder arbeiten Sie z.B. mit Katja Riemann zusammen?

Also ich hatte mit ihr schon zwei Castings.

Ich kann jetzt über den Ruf halt nicht so viel sagen.

Ich hatte mit ihr zwei Castings und sie ist einmal besetzt worden,

einmal sie nicht besetzt worden.

Und in der Serie, wo sie besetzt worden ist,

da hat sie wirklich alles gegeben.

Weil sie auch jemand ist.

Ich glaube, bei vielen Schauspielerinnen, die eben als sperrig gelten,

das ist auch eine wahnsinnige Hürde und Nervosität,

weil die natürlich auch an sich selbst einen so hohen Anspruch haben,

dass eben die Angst in einem Casting dann nicht zu bestehen,

so groß ist, dass sie oftmals dann vielleicht schon vorher nein sagen.

Es gibt so Casting-Helden, die können das total gut.

Und für die macht das Spaß auch bei den bekannten Schauspielern.

Und dann gibt es eben Menschen, die sich dann selber so sehr im Weg stehen.

Und ich glaube, Katja ist auch so jemand, die wahnsinnig nervös ist,

aber die dann am Ende ein Super Casting hinlegt.

Verstehe ich Sie richtig, Frau Baumüller,

dass gerade in dieser Branche es oft so ist,

dass Menschen, von denen man denkt, sie sind arriveierte Stars,

trotzdem der eigene Zweifel an sich selbst so groß ist?

Ja, ich glaube, das könnte ich schon sagen,

dass fast bei allen der eigene Zweifel sehr groß ist.

Und ich finde eigentlich auch, dass er die Schauspielerinnen auch teilweise.

Es geht ja immer, ich weiß, dass ich nichts weiß.

Und jede Rolle ist wieder neu.

Und ich muss mich immer wieder neu finden und erfinden

und mich auf neue Menschen einstellen.

Und oft sind eben auch gute Schauspielerinnen

sehr hochsensible Persönlichkeiten.

Und das bringt natürlich dann auch eine Menge an Fallhöhe mit sich.

Sie selbst mussten sich ja auch, was Ihr eigenes Leben angeht,

auf viele neue Situationen einstellen.

Insofern, als Sie in Ingolstadt, glaube ich, auf die Welt gekommen sind,

dann haben Sie so eine Städtetour durchs Rheinland gemacht.

Düsseldorf, Köln, Neues. Kommt noch was dazu?

Nee, erst mal in Deutschland war es das, genau.

Und das sollte man vielleicht auch noch dazu sagen,

diese Affinität zum Kino und zum Film und vielleicht auch zum Fernsehen

war deshalb familiär, bedingt,

weil Ihr Vater Kameramann beim ZDF, beim zweiten deutschen Fernsehen war.

Genau, mein Vater hat Kamera für Dokumentationen

und Auslandsberichtserstattung gemacht für ZDF und lange Jahre

und hat uns dann als Kinder, also mein Bruder und mich und meine Mutter,

dann mitgenommen, da war ich grad 14 nach London

und dann ging es weiter noch nach Südafrika

und von dort aus auch noch mal nach Singapur.

Also wir sind viel getingelt und von daher bin ich, glaube ich,

sehr daran gewöhnt, mich innerhalb von kürzester Zeit

auf die unterschiedlichsten Menschen und Charaktere einzustellen.

Also ich liebe es auch, dokumentarisch zu besetzen,

weil ich gerne die Menschen einfach nur still beobachte.

Und manchmal sind die Schauspielerinnen dann auch ganz verwundert,

wenn ich sage, hallo, x, y und wie du kennst mich.

Ja, ich sitze da und beobachte dich

und habe dich gesehen schon vor langer Zeit.

Und das ist eigentlich das Schöne an dem Beruf,

dass man auch so still beobachten kann.

Das heißt, Ihr Vater hat seinen Kamerablick Ihnen vererbt?

Ein Stück weit?

Also ja, würde ich schon sagen, ich habe ja auch am Set lange gearbeitet,

bevor ich Casting-Direktorin geworden bin,

als Continuity, Script Continuity und Regieassistentin

und gerade als Continuity muss man ja sehr, sehr viel,

eben einfach nur still sein, beobachten, konzentriert

und die Schauspieler bei jeder Bewegung, was haben Sie an?

Welche Bewegungen machen Sie? Passt das im Anschluss?

Alles notieren.

Die verschiedenen Takes, die Kameraperspektiven,

man kommuniziert sehr viel mit dem Kameramann

und dem Kamerassistenten und kennt jede Einstellung.

Und das hat mir, glaube ich, auch noch mal sehr, sehr geholfen.

Und auch erst danach wusste ich, dass ich Casting machen möchte.

Sie haben die Station im Ausland gerade benannt,

also London zuerst drei Jahre, glaube ich, da waren sie wie alt?

15, 16?

Genau, knapp 15, genau.

Hört sich, wenn man es hinterher erzählt, immer ganz toller an,

ich war da drei Jahre in England,

aber irgendwie muss man ja aus einer gewohnten Umgebung raus,

ist in einer heftigen Phase der Selbstfindung

und schlägt dann in einer vollkommen fremden Stadt auf.

Ja, das haben sie schön gesagt, das war auch so.

Mein Vater kam eines Tages und meinte,

wir ziehen nach London schon in zwei Monaten,

verabschiede dich von deinen Freunden und freudig.

Und bei mir war das natürlich genau das Gegenteil,

weil ich gerade so meine erste große Liebe hatte

und alle meine Freunde und beste Zeit und Festivals immer unterwegs.

Und dann war der Abschied natürlich groß, also dir trauer

und eben auch natürlich zu der Zeit,

wo man noch keine Mobiltelefone hatte

und die Telefonrechnungen dann doch sehr hoch waren.

Und ja, es dauerte ewig, bis man Post bekam.

Und es hat so ein Jahr gedauert,

bis ich wirklich in London dann an der Schule überhaupt

Freunde zugelassen habe.

Also, es hat schon ... hat gedauert.

Südafrika war dann, glaube ich, insofern anders,

weil da waren sie älter und sie sind, glaube ich, auch gependelt,

also zwischen Südafrika und Deutschland.

Genau, zu der Zeit habe ich schon studiert

und bin dann zwischen Südafrika und Deutschland gependelt.

Und da war es auch wirklich noch mal ganz anders.

Am Anfang wollte ich ja nicht dahin,

weil zu der Zeit gab es noch Appartheit,

wobei mein Vater ja gegen das Regime Bericht erstattet hat.

Und mich hat aber dieses Land so unglaublich beeindruckt.

Also die Menschen, die Musik, die Kultur und die Natur,

dass ich wirklich gar nicht anders konnte als dieses Land lieben.

Und hab auch wirklich versucht, so viel wie möglich am Stück da zu sein

und viel zu reisen, ja.

Hat diese Liebe gehalten bis heute, die Liebe zu Südafrika?

Ja, ich lieb das Land immer noch sehr.

Ich muss aber sagen, dass es eben nicht ...

Also ein Land, in dem immer noch so viel politische Missstände herrschen,

ist halt für mich kein schönes Urlaubsland.

Deshalb bin ich jetzt die letzte Zeit nicht mehr so oft da gewesen.

Sie haben dann, Sie haben es gerade gesagt,

als Sie gewechselt sind von Deutschland nach Südafrika

und Südafrika nach Deutschland,

weil eben dieses Studium in Deutschland Film und Theaterwissenschaften,

das haben Sie zum einen gemacht

und danach eine relativ lange oder eine sehr lange Zeit

auch als Regieassistentin gearbeitet.

Beim Film und oder beim Theater?

Kurz beim Theater, das war das Sprungmitteater damals in Köln.

Und dann hab ich noch als Regieassistentin

verschiedene Theateradaptionen gemacht,

wo ich aber eigentlich schon für die Fernseheradaption zuständig war

und parallel aber wir eben am Theater das eben dann aufgezeichnet haben,

was aber sehr spannend war für mich.

Ja, was haben Sie beim Theater für Ihre spätere Rolle

als Castingdirektorin gelernt?

Hm, dass es sehr starke Hierarchien gibt,

die manchmal einfach eingehalten werden müssen,

dass man eine ganz schöne Faust in der Tasche machen muss.

Das Kunst natürlich etwas ganz Entscheidendes

und beeindruckendes ist, also das auf jeden Fall.

Hm, aber ich hab dann schon für mich eben daraus gezogen,

dass die Freiheit, die man an einem Film settert,

die hätte ich am Theater so nicht gehabt

und deshalb hab ich mich eben für Film und Fernsehen entschieden.

Das heißt, diese starren Hierarchien gab es

und gibt es beim Film und beim Fernsehen so nicht?

Ich hab sie damals am Theater noch viel starrer empfunden.

Ich find das schon beim Film beweglicher

und auch kollegialer an so einem Film set,

also dass man auch mal den Beleuchtern hilft,

wenn man hat Zeit hat oder auch die Beleuchter einem mal helfen,

dass man auch einen größeren Austausch hat.

Natürlich gibt's beim Film set auch Hierarchien,

aber längst nicht so wie am Theater.

Also, Kollegialität kann ich mir

unter den diversen Beteiligten sehr gut vorstellen,

weil es verbessert ja dann schlussendlich,

wenn es funktioniert auch der selben Produkt.

Aber gibt es Kollegialität unter Schauspielerinnen und Schauspieler,

die ja per se in einem Konkurrenzverhältnis zueinander stehen?

Ich würd schon sagen, es gibt ja schon seit Langem den BFFS,

Bundesverband für Schauspiel.

Die haben sich schon ganz schön doll formiert

und sie haben starken Zusammenhalt.

Und es ist auch so, dass die Schauspielerinnen

sich auch untereinander eben treffen, austauschen,

wo eben Schauspielerinnen dann auch sagen,

ich kann den Job gar nicht machen, magst du nicht?

Oder dass sie sich untereinander helfen,

wenn es darum geht, zum Beispiel Castings zu machen,

oder eben diese sogenannten E-Casting zu sagen,

ich brauche einen Anspielpartner, würdest du mir helfen?

Oder guck doch mal, bewirb dich doch mal bei der Produktion.

Da sind noch Rollen bekannt.

Also, die unterstützen sich schon gegenseitig.

Natürlich ist es dann sicherlich auch hart,

wenn man dann wirklich sich in eine Rolle verliebt hat

und möchte die gerne spielen und kommt ins Casting.

Und sieht, da sitzen drei, vier andere, die man eben auch kennt.

Und weiß, sind jetzt alle für dieselbe Rolle da.

Ja. Sie haben vor gut 20 Jahren dann in Köln

ihre eigene Firma gegründet,

haben diese Firma die Besetzer genannt, naheliegend deshalb,

weil sie entweder selbst in der Hausbesetzer-Szene unterwegs waren

oder heftigst damals mit ihnen sympathisiert haben.

Ja, ich hab mich schon so ein Stück weit links,

eher nach links positioniert.

Früher so als Jugendliche und fahr da so ein bisschen in der Szene,

aber ich hab mir keine Häuser selbst besetzt,

aber ich war schon bei den Demonstrationen dabei

und wusste dann über diesen Namen,

werde ich sicherlich auch gar keine Anfragen bekommen,

so Anfragen wie wählen gegen rechts,

aber ich habe eben keine Wahlwerbespots machen müssen

in diese Richtung oder auch wollen.

Der Name hat das schon so ein bisschen vorsortiert für mich.

Wie einfach oder möglicherweise auch wie schwierig war es für sie

mit dieser neuen Firma, in dieser Branche,

mit den entsprechenden Eitelkeiten dann auch unterzukommen

und erfolgreich zu werden?

Damals war es nicht so einfach.

Da musste man auch noch eine Genehmigung des Arbeitsamtes haben

und vorlegen, obwohl ich ja gar keine Schauspielerin vermittle,

in dem Sinne eben nicht als Agentur tätig bin,

aber ich musste diesen Antrag trotzdem stellen.

Mich kannte man ja dann gar nicht

und ich war zu der Zeit auch noch allein erziehend und frisch geschieden.

Man hat es mir nicht einfach gemacht.

Ich hatte schon so Anrufe, wer sind sie überhaupt?

Und das möchten sie und wie kommen sie dazu, Casting zu machen?

Es waren so viele so aus ihrem Elfenbeinturm heraus,

die mich angerufen haben oder die ich angerufen habe

und die gesagt, nein, wir treffen uns nicht.

Machen sie erst mal ihren ersten großen Film,

dann können wir weiter sehen.

Es gab aber auch Kolleginnen und eine davon,

eine ganz bekannte Agentin, die Andrea Lamstoff, die die erste war,

die zum Beispiel Hannah Herzsprung, Vertritt oder Paula Baer,

die war, glaub ich, die erste, die zu mir ins Büro kam,

sagt, ich möchte dich kennenlernen.

Und die hat mir dann auch gesagt,

ich glaube, du hast genügend Demut, um diesen Beruf gut zu machen.

Also, die hat mir auch gleich was mit auf den Wege gegeben.

Irgendwann hatten Sie den Erfolg, weshalb Sie dann auch 2015, glaub ich,

in Berlin eine zweite Firma oder eine Co-Firma aufgebaut haben.

Warum Berlin?

Also, mein Vater kommt aus Berlin, meine Mutter aus Bayern,

ich bin in NRW aufgewachsen.

Also, hatte ich irgendwie schon auch eine starke Affinität

und Teil meiner Familie in Berlin.

Und Berlin ist natürlich auch eine Stadt,

in der es eine ganz starke Filmförderung gibt.

Und nachdem mein Sohn dann von zu Hause ausgezogen ist,

habe ich mich dann entschlossen, nach Berlin zu gehen.

Und dort auch noch mal so ein bisschen durchzustarten

mit anderen Projekten, und das war ja dann unter anderen vier Blocks.

Ja, und so konnte ich eben im Grunde genommen

dann durch das Berliner Büro auch noch mal

die Berliner Filmförderung bedienen.

Und das ist bis heute was, wovon ich auch profitiere,

dass ich eben in beiden Städten auch förderungswürdig bin.

Bedeutet Sie pendeln beruflich wie Privatern

zwischen Berlin und Köln hin und her?

Genau, Berlin, Köln.

Und auch Mallorca, was auch mittlerweile so ein Sitz von mir geworden ist,

was eher Privaternatur war, dass ich irgendwie seit Jahren dahin fahre.

Und ich hatte jetzt auch drei Jahre da ein Häuschen gehabt.

Und das habe ich jetzt so ein bisschen aufgelockert.

Ich habe mir jetzt ein paar VW-Bus gekauft, reise jetzt ein bisschen rum,

weil ich eben so viel unterwegs bin.

Ich mache jetzt Work and Travel.

Aber Mallorca ist auch so eine Station, die ich nicht missen möchte.

Und ja, wo ich auch viele gute Ideen bekomme

und auch viele Kolleginnen sind, wo man es gar nicht denkt, ja.

Wenn Sie, Frau Baumüller, auf diese 20 Jahre Castingfirma zurückgucken,

gibt es denn den einen großen Erfolg, wo Sie sagen,

da bin ich heute noch stolz drauf.

Das ist für mich und für alle Ewigkeit was ganz Besonderes.

Hm. Also, den Castingpreis habe ich ja für vier Blocks bekommen.

Ja.

Ich würde mal schon sagen, dass es vier Blocks ist.

Wobei kann es gar nicht so sagen,

also, es liegt sicherlich an anderen, das mehr zu beurteilen.

Ich wünsche mir eigentlich immer noch so einen großen Erfolg,

weil ich würde so gerne mal ein Liebesfilm machen.

Also, kein Romantic Comedy, sondern einen echten Liebesfilm.

Habe ich aber bisher noch nicht angeboten bekommen.

Und ich hoffe, dass das irgendwann mal kommt

und dass ich damit vielleicht dann noch mal

so einen richtigen Erfolg habe, weil mir eben auch so Themen am Herzen sind,

die Menschen eben bewegen im Positiven, sag ich mal.

Also, jetzt nicht eine schnulzigen Liebesfilm,

sondern wirklich etwas, was die Menschen berührt, genau.

Was vier Blocks angeht, steht und verhält natürlich

auch in erster Linie mit dem Hauptdarsteller.

War, was diese Produktion angeht, die Hauptschwierigkeit, die,

wie soll ich das formulieren, Menschen aus dem migrantischen Milieu

zu finden, die glaubwürdig professionell vor der Kamera

sich selbst spielen können?

Ja, das war schon auf jeden Fall das Hauptaugenmerk, ja.

Und es gelungen unterm Strich?

Ich würde schon sagen, also, ich meine, es ist halt so,

wo Licht ist, ist eben auch Schatten.

Und man kann nicht eine Serie besetzen, die im Mafia-Milieu spielt.

Und die, sag ich mal, mit Theater-Schauspielern besetzen,

die alle einen Faust-Theater-Preis bekommen haben.

Vielleicht ist ja ein oder andere dabei, die da passt,

aber im Grunde genommen, also entweder man macht es dann zu Kunst

und erhöht es das Ganze, das kann man natürlich machen.

Aber wenn man es jetzt wirklich so schmutzig erzählen möchte

und dokumentarisch, dann gab es nur diesen Weg.

Und ich würde auch für mich sagen, dass ich eben da auch

einfach wahnsinnig viel gelernt habe über die Geschichte der Einzelnen.

Und die hat mich auch wirklich berührt.

Aber da war eben auch viel Schatten dabei.

Und ich hab es einmal gemacht, ich weiß nicht,

ob ich es so noch mal machen würde, aber ja, hab viel gelernt.

Wir haben vorhin ein bisschen gesprochen

über die Nervosität und die Selbstzweifel

großer arrivierter Schauspielerin und Schauspieler.

Ich hab mich immer gefragt, wie groß ist die Last

auf den Schultern eines Schauspielers, um ein Beispiel zu bringen,

lange Herd zugegebenermaßen?

Bruno Ganz spielt im Untergang Adolf Hitler.

Und es ist vollkommen klar, wenn ganz aus irgendwelchen Gründen

nicht liefert, die Leistung nicht bringt,

dann ist das ganze Projekt tot.

Also ich glaub, dass das eine ganz große Last

für den Schauspieler sicherlich am allermeisten,

weil der trägt dann diese Rolle.

Natürlich hat er das gesamte Produktionsteam hinter sich

und alle glauben an ihn.

Trotzdem ist es seine Interpretation der Rolle,

es ist seine Vorbereitung und es ist auch seine Psyche,

die da sich mit der Originalvorlage beschäftigt und beschäftigen muss

und da heil reingehen und heil wieder rauskommen muss.

Und das ist wirklich, wirklich eine ganz große Leistung,

schauspielerisch, aber auch psychisch.

Ich hab mich dann auch immer gefragt, wie ist das dann abends?

Was geht der als Bruno Ganz abends essen oder als Adolf Hitler?

Ich hab jetzt mit ihm nicht gesprochen,

aber ich hatte schon mal mit Schauspielern gesprochen,

die auch, also auch international.

Es gibt wirklich Schauspieler, die sagen, ich geh da einfach,

ich bin das dann, aber ich lass das gar nicht an mich ran.

Also ich bin dieser Mörder gewesen, dieser Killer.

Und abends bin ich wieder ich.

Ich weiß nicht, wie das funktioniert.

Und dann gibt es eben natürlich aber auch die, die sagen,

ich bin da reingegangen in die Rolle,

aber ich bin gar nicht mehr rausgekommen.

Und ich brauche jetzt auch erst mal ein halbes Jahr Pause,

um zu gucken, wie ich da wieder rauskomme.

Wenn ich noch mal auf die historischen Figuren kommen darf,

also zwei andere Beispiele, Ulrich Thucur spielte Bernhard Jimmick.

Und völlig andere Ebene, Merrill Streep spielte Margaret Thatcher.

Wie kriegen die diesen Wechsel vor der Kamera stehen,

die entsprechend historische Figur glaubhaft darzustellen?

Und all dem, was dazwischen und danach und davor kommt,

wie kriegen die das auf die Reihe?

Also erst mal ist es ja, wenn ich so eine historische Figur habe

und gar nicht unbedingt dieser Figur ähnlich sehe,

weil das ist ja auch dann das gleiche,

im Prinzip die gleiche Herangehensweise wie beim Casting,

dann muss ich ja diese Figur, diesen Menschen,

die Vorlage energetisch erfassen.

Und ich glaube, das ist eben auch wieder so eine Sache Instinkt,

Intuition.

Wie kann ich diesen Menschen erfassen,

ohne mich selbst dabei zu verlassen,

sondern einen Teil von mir selber einzubringen,

aber die Energie zu erfassen und die zu transportieren,

genauso wie Prinzessin Diana beispielsweise,

ist ja auch wunderbar gelungen.

Und ich glaube, das ist das, ohne den Anspruch zu haben.

Ich muss jetzt eben eins zu eins diese Figur nachmachen,

weil dann kann es ja nur Komödie werden und schlecht werden.

Und dann vielleicht auch ein Stück,

wie viel kann ich vielleicht auch von meinem Innenleben

in mir finden, was ich einbringen kann

und wie kann ich mich auch so weit wie möglich entfernen,

um überhaupt dieser Figur gerecht zu werden?

Wir haben Frau Baumüller vor ziemlich genau vier Jahren

mal in Stuttgart die Radiosendung SWA 1-Leute zusammengemacht

und haben damals auch über Mi Tu gesprochen.

Und Sie haben damals gesagt, Gott sei Dank

musste ich nie mit Dieter Wedel zusammenarbeiten.

War Dieter Wedel im Rückblick der deutsche HW Weinstein?

Das kann ich nicht beurteilen, weil ich ja nie mit ihm gearbeitet habe,

aber ich habe halt wirklich mit vielen Schauspieler drinnen gesprochen,

die mir eben erzählt haben,

auch schon vor langer Zeit sogar, als ich noch am Set gearbeitet habe,

also die ersten, na ja, haben mir die ersten von ihm erzählt.

Und da waren einfach so viele Überschneidungen,

dass ich einfach gedacht habe,

dass es wirklich fürchterlich, wenn davon nur 10 oder 20 Prozent war,

dann ist das schon schlimm genug.

Ich glaube, einfach HW Weinstein hatte ja noch viel, viel mehr Macht

als Dieter Wedel, weil diese Struktur der Studios in Amerika

dann doch noch eine ganz andere Struktur ist als in Deutschland.

Und da muss man einfach sagen, ich glaube, hier in Deutschland

kann gar niemand Einzelnes so viel Macht haben wie HW Weinstein,

weil wir eine ganz andere Struktur hier haben.

Ja, Sie haben damals in der Sendung auch gesagt,

dass Sie sehr gut mit Thiel Schweiger zusammenarbeiten,

dass Sie ihn auch persönlich sehr schätzen.

Waren Sie jetzt schockiert, als Sie gehört haben,

dass er offenkundig ein größeres Alkoholproblem hat

und so jedenfalls die Aussagen auch verschiedener Leute am Set

ein Klima, der Angst produziert?

Ich war schockiert, dass man den Thiel so stark zum Bauernopfer macht,

dass man so auf ihm rumhackt. Darüber war ich schockiert.

Warum Bauernopfer?

Ich sage mal so, egal, ob das nun am Filmset ist,

in der Bank, in den Versicherungen, in einer Redaktion,

es passiert so viel Schlimmes, sage ich mal,

und alle sind dann auf Thiel drauf gesprungen.

Und ja, es war bekannt, es war, glaube ich, fast allen bekannt,

dass Thiel ein Alkoholproblem hat.

Und Thiel hat daraus selber nie ein Hehl gemacht, wenn man mal guckt,

dass er fast auf jedem Foto oder auf Videos mit einem Glas Weißwein zu sehen ist

und sogar seine eigenen Weinen hat.

Und auch wir im Freundeskreis, und ich würde sagen,

ich bezeichne mich als Freundin von ihm,

wir haben sicherlich versucht, den Thiel zu helfen,

ihn zu unterstützen, haben das auch so gut gemacht, wie wir konnten.

Aber wir wissen auch selber, dass jeder Mensch,

der ein Problem hat, ein Suchtproblem,

und das gibt es nicht nur in der Branche, sondern ich würde sagen,

das ist auf dieser Welt sehr verbreitet.

Und dann mal zu gucken, wie kann man jemanden helfen und unterstützen?

Das finde ich erst mal den Weg.

Und es liegt auch in der Verantwortung der Produzentinnen und der Verleihung,

dass man in den Dialog geht mit den jeweiligen Künstlern und mit denen spricht.

Und ich bin auch sogar dafür, dass man eben,

wie es auch überall einen Betriebsarzt gibt

und einen sozialpsychologischen Dienst in den großen Betrieben,

dass wir auch an den Filmsets wirklich gucken,

wie können wir alle Filmmitglieder da, also alle Crewmitglieder, unterstützen?

Ich weiß, das ist finanziell schwierig,

aber es muss einen Weg geben.

Und ich kann das so, wie über den Till berichtet worden ist,

im Spiegel nicht unterschreiben.

Es sind viele Sachen, die nicht richtig sind und unwahr

und auch sehr schlecht recherchiert.

Ich selber habe auch ganz viele Zuschriften von Schauspielern,

auch während ich mit Till gedreht habe, bekommen,

die sich bedankt haben für die schöne Zusammenarbeit

und ich würde sagen, tillpolarisiert.

Und am besten fragt man ihn selbst.

Er äußert sich aber aktuell nicht.

Aktuell wird er sich nicht äußern,

aber er wird sich sicherlich noch mal dazu äußern.

Ich finde das auch wichtig für ihn.

Kommt er noch mal auf die Beine?

Und wenn er auf die Beine kommt,

kommt er dann als anderer Tillschweiger auf die Beine?

Ja, also ich glaube, vielleicht hat es auch ein Stück weit was Gutes,

weil er eben, ja, weil dadurch eben jetzt seine Gesundheit wieder

auf Vordermann kommt.

Bin ich mir sicher, dass das also auch was Gutes hat

und dass er noch mal auf die Beine kommt,

bin ich mir auch sicher,

weil er einfach wirklich ein guter Regisseur

und in seinem Kern ein guter Mensch ist.

Und ja, ich kann es einfach nur so sagen.

Me Too hat die Welt erschüttert,

ausgehend von Amerika, mit all den Folgen für Weinstein und andere.

Denken Sie, was Deutschland angeht,

es hat sich manches oder vieles zum Besseren verändert.

Und das, was Sie mir damals erzählt haben,

die auch mal als junge Frau irgendein großen Regisseur

abholen sollten, wollten, und der dann nackt aus der Dusche kam,

dass solche Geschichten heute nicht mehr passieren?

Also ich glaube, dass die Achtsamkeit und die Aufmerksamkeit

eine ganz andere ist, auch die Angst, die in dem Falle positiv ist.

Insofern glaube ich, dass es gar nicht mehr so passieren kann,

wie es früher passiert ist,

als ich noch Continuity und Regissecentin war.

Ich glaube aber, dass es immer noch passieren kann.

Wir haben aber ganz gute Instanzen geschaffen,

an die man sich wenden kann.

Und mittlerweile ist viel mehr Aufklärung an den Sets

und die Verträge werden anders gemacht.

Also das alles, glaube ich, ist schon auf einem guten Weg.

Wir haben auch eine ganz neue Generation von Regisseurinnen

und auch weichere Hierarchien.

Ich glaube, es verändert sich gerade schon vieles zum Guten.

Allerdings muss ich auch sagen, was mir gar nicht gefällt,

ist eben, dass man zu schnell Menschen denunziert.

Damit meine ich jetzt gar nicht till, sondern grundsätzlich höre ich ständig.

Der hat das gemacht, der hat das.

Und auch seitens der Schauspielerinnen.

Jeder sollte vor seiner eigenen Türe kehren.

Jeder sollte ein bisschen gucken,

weil auch die Schauspielerinnen gehören zum Team

und müssen mit Maske, Kostümen, Achtsam umgehen.

Und auch mit uns Castingdirektorinnen.

Also wir sind alle ein Team.

Wir sitzen alle im selben Boot und sollten Achtsam miteinander umgehen.

Muss man am Ende des Tages dann auch das Werk vom Autort trennen,

insofern, dass man beispielsweise Filme von Dieter Wedel weiter zeigt

und selbstverständlich, um auf ein ganz anderes Beispiel zu kommen,

auch die Bilder von Pablo Picasso, der im Umgang mit Frauen,

nach allem, was man hört, nicht sehr freundlich war.

Dass dieses Werk eben nicht in Zweifel gezogen wird,

sondern nach wie vor seine künstlerische Gültigkeit hat.

Also ich glaube, dass es jedem Einzelnen überlassen ist.

Also ich bin auch kein Fan von Herrn Fassbinder,

der diese Karriere heute nicht mehr machen würde.

Ja, und ich bin auch kein Fan, wie gesagt, von Herrn Wedel.

Auch nicht von der Geschichte von Herrn Picasso.

Und vielleicht, ich weiß nicht,

das liegt dann natürlich jedem einzelnen Menschen,

also an der persönlichen Betrachtung.

Ich muss mir diese Filme nicht mehr ansehen.

Ich kann sie mir auch nicht mehr ungetrübt angucken.

Das kann aber jeder oder jede für sich allein entscheiden.

Genau, so sehe ich das.

Frau Baumüller, vielen Dank für das Gespräch.

Alles Gute.

Ich danke auch, alles Gute, tschüss.

Tschüss.

Heimspiel.

Apokalypse und Filtercafé

ist eine Studio-Bummensproduktion

mit freundlicher Unterstützung der Florida Entertainment.

Redaktion Wolfgang Heim

Executive Producer Tobias Baukage

Produktion Hannah Marahil

Ton und Schnitt Mia Becker

Machine-generated transcript that may contain inaccuracies.

Die deutsche Casting Direktorin Iris Baumüller rekrutiert mit ihrer Firma “Die Besetzer” Schauspieler*innen auf internationalem Niveau für große Produktionen. Im Gespräch mit Wolfgang spricht sie über ihre wichtigsten Lebensstationen in Köln, London und Südafrika und gibt intime Einblicke in die deutsche Filmindustrie, ihre wichtigsten Projekte, wie zum Beispiel die Hit-Show "4 Blocks", was es braucht, um die richtigen Leute für Projekte zu finden, sowie ihre langjährige Verbindung zu Til Schweiger.

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