Apokalypse & Filterkaffee: Heimspiel: Gisela Getty

Micky Beisenherz & Studio Bummens Micky Beisenherz & Studio Bummens 4/30/23 - Episode Page - 49m - PDF Transcript

Diese Folge wird er präsentiert von ...

Ja, Vodafone seit über 30 Jahren für dich da.

Guten Morgen, Wolfgang. Guten Morgen, Micky.

Du hast mir gerade gesagt, das kann man verraten.

Du hast Urlaub auf Bornholm gemacht, oder?

Wunderschöne Insel. Urlaub auf Bornholm,

das klingt wie so ein Roman von Dörter Hansen.

Toll, was du alles machst.

Eine wenig spektakuläre Insel mit sehr viel Meer und sehr viel Wind

und sehr viel Sonne und sehr viel Erholung und sehr viel Fisch.

Und in der Summe einfach etwas, was dich total runterholt.

Großartig. Und entspannt und entspannend wirkt. Ganz toll.

Ich hatte erst gedacht, du hättest Urlaub zusammen mit Ralf Stegenar gemacht,

aber der ist ja in Bordesholen und nicht Bornholen.

Du hättest dir Rock-Tipps von Ralf Stegenar abgeholt.

So weit funktionieren meine Selbstschutzmechanismen noch,

dass ich mit dem jetzt nicht Urlaub gemacht habe.

Okay, sehr gut.

Und was du mir gerade auch gesagt hattest,

bevor ich den Knopf gedrückt habe,

das verstehe ich natürlich völlig,

dass dir meine kleinen Fußballfachs simple line,

also unsere, muss man sagen, gefehlt haben.

Wobei wir ...

Was möchtest du wissen?

Du sprich doch mit dem Fan vom Meisterschaftskanal da.

Sprich doch einfach.

Angesichts dessen, was du mir vor zwei, drei, vier Wochen erzählt hast,

dass immer dann, wenn du dich von diesem Verein abwendest

und nicht an ihn denkst und nicht über ihn sprichst,

dass er plötzlich nach oben geht,

sollten wir das vielleicht beibehalten

und stattdessen lieber über den anderen Verein reden,

der da FC Bayern München heißt

und bei dem ja wundersame Deal passiert.

Es ist unglaublich, wenn jemand mit menschlicher Wärme wie ich

da tätig ist, das ist, finde ich auch sehr, sehr spannend.

Also ja, jetzt, wo du es ansprichst, Uli Hoeneß,

Uli Hoeneß ist auf dem Fußballplatz aufgetaucht

und hat Thomas Tuchel, also diverse Tipps gegeben,

wie er die Mannschaft zu führen hat.

Das hat mir sehr, sehr gut gefallen.

Der hat in meinem Antrag dann die Torstange verbogen?

Richtig, das hat er aber dann wiederum von Oli Kahn.

Du erinnerst dich, die vier Minuten Meisterschaft vom FC Schalke.

Damals hat Oli Kahn doch die Eckfahne geschnappt

und hat sie, wie soll man sagen, geschendet, völlig geschendet.

Aber all das vermisst man beim FC Bayern gerade,

diese Form der Emotionalität zumindest seitens Kahn.

Der ist intern in der Kritik,

weil er den Mitarbeitern und Mitarbeiterinnen wohl zu emotionslos

und kalt sei, kann man sich bei Oli Kahn gar nicht vorschneiden.

Da ist doch eigentlich die menschliche Wärmepumpe und jetzt das.

Wenn einer im deutschen Profifußball über alle Jahre und Jahrzehnte

für Herzenswärme gestanden hat, dann war es Oli Kahn.

Das meine ich eben auch.

Ich bin mir sicher, die Menschen sind begeistert,

wenn sie uns einfach eine Dreiviertelstunde über Fußball reden hören.

Das ist aber eigentlich nicht der Grund meines Erscheinens hier,

denn ich wollte dich ja fragen, wie es mit Gisela Getty war,

eine wahnsinnig spannende Frau,

die ich übrigens, das kann ich sagen,

schon damals verfolgt habe,

weil sie mit dir damals im SWR auch schon mal ein Gespräch geführt hat.

Das ist aber ein paar Tage her.

Und was ist nicht nur seitdem passiert?

Also, das ist viele Tage her.

Das war damals, wenn ich mich richtig zurückerinnere,

auch in der Kombination mit Rainer Langhans,

also diesem Menschen, der für sie bis heute

eine ganz, ganz wichtige Rolle spielt.

Jutta Winkelmann, ihre vorm paar Jahren verstorbene Zwillingsschwester,

war damals auch mit dabei.

Sie haben eine letztlich Ikone der 60er, 70er-Jahre,

Fotografin, Filmemacherin, Autorin,

eine Frau mit einem Leben,

das so nicht viele Menschen geführt haben.

Also Rainer Langhans, der sie spirituell seit Jahren und Jahrzehnten begleitet.

Ja. Und immens wichtig ist für sie.

Anderer Name, du erinnerst dich vielleicht, Paul Getty.

Ja, natürlich.

Das war dieser Milliardärsenkel,

der vor ziemlich genau 50 Jahren in Rom entführt wurde.

Die Entführer haben, um ihren Forderungen Nachdruck zu verleihen,

ihm ein Ohr abgeschnitten

und das an irgendeine italienische Zeitung geschickt.

Gisela Geri, damals im Übrigen in Verdacht.

So.

Entweder im Auftrag der Mafia oder in Verbindung mit der RAF

an dieser Entführung beteiligt gewesen zu sein.

Ja, ja.

Hat sich dann in Luft aufgelöst.

Also hochdramatische Erlebnisse.

Und das schildert sie bis heute auf eine sehr, sehr angenehme,

eher beiläufige und sehr, sehr ...

einfach schöne Art und Weise.

Dann freue ich mich auf ein sehr angenehmes

und sehr beiläufiges Gespräch.

Und nur damit das nicht unerwähnt bleibt, Wolfgang,

ich habe das, was ich vor drei Wochen gesagt hatte, beherzigt.

Ich wollte nämlich eigentlich meinem Verein Bursja Dortmund Live

im Stadion dabei zusehen, wie sie gegen Eintracht Frankfurt spielen.

Dann habe ich aber die Wetter-App gecheckt.

In Hamburg waren es 22 Grad und Sonne.

In Dortmund waren es 13 Grad und Regen.

Und dann dachte ich mir, na ja, nur dass ich dadurch,

dass ich da im Stadion auftauche, dafür sorge,

dass die Mannschaft eins zu zwei verliert,

muss ich da ja nicht hinfahren.

Deswegen bin ich in Hamburg geblieben.

Und was ist passiert? Bitte schön.

Ja, also, jetzt weiß aber auch Akki Watzke,

bei wem er sich zu bedanken hat, so langsam.

Genau.

Ich gehe davon aus, dass bei der Meisterfeier am 27. Mai

werde ich dann oben auf dem Wagen sitzen.

Mit der Meisterschale in der Hand.

Ja, oder?

Also, wenn du dieses schöne Hawaii-Hemd trägst,

das du gerade auf dem Balkon in Palma mir vorführst,

wird es eine wunderbare auch ästhetisch anspruchsvolle

Veranstaltung werden.

So wollen wir es halten.

Wolfgang, vielen Dank. Ich freue dich auf die Folge.

Alles Gute. Tschüss.

Es ist Sonntag, der 30. April.

Apokalypse und Filtercafe.

Heimspiel.

Das Interview am Sonntag.

Mit Wolfgang Heim.

Sie ist Fotografin,

Filmemacherin und Autorin.

Sie war zusammen mit ihrer Zwillingsschwester Jutta.

Eine Ikrone der späten 60er- und der 70er-Jahre.

Immer auf der Suche nach neuen, nach alternativen Lebensformen.

Herzlich willkommen Gisela Getty.

Danke schön.

Wir haben uns ein paar Mal in Stuttgart gesehen

und da Sendung zusammen gemacht.

Da war immer Jutta mit dabei.

Jetzt ist Jutta seit ein paar Jahren tot.

Wie sehr fehlt sie dir?

Das ist eine gute Frage.

Ich habe erst gedacht, dass ich es schon ziemlich bewältigt habe.

Ich habe es aber nicht so bewältigt, wie es gerne hätte.

Träumst du oft von ihr?

Nein, eigentlich nicht.

Seitdem sie tot ist, zwei, drei Mal.

Das war immer wichtig für mich, dieser Traum.

Auch eigenartig.

Aber ich sage auch, warum ich meine, dass ich das noch nicht bewältigt habe.

Jutta hat ja noch ein Buch geschrieben,

was als Weiterverzweiflung war.

Zwei Drittel ist Comic, weil sie gesagt haben,

da kann ich noch drastischer sein und so weiter.

Ich habe sie begleitet bis zum Ende.

Ihr Sohn und Rainer natürlich.

Rainer Langhans?

Ja, und da wollte sie gerne noch ein Buch schreiben.

Es gab einen Punkt, da hat sie den Tod akzeptiert.

Als er sagte, ich würde gerne noch ein Buch machen,

um den Leuten die Angst zu nehmen.

Da hatte sie auch komplett die Angst verloren.

Da sagte sie, das schaffe ich aber nicht mehr.

Wir hatten dann beschlossen, viel zu drehen.

Wir hatten dann noch einen Film zu machen.

Und an diesem Film, den fertig zu machen, auch mit Severin.

Und dann kannst du dabei natürlich auch helfen.

Und tut das schon und hat das schon.

Merke ich aber, dass ich das ständig verschiebe.

Dauernd Angst habe, da dran zu gehen.

Und das alles noch mal zu sehen.

Inzwischen hat sich es aber so aufgebaut bei mir, dass ich denke,

das ist jetzt total krank.

Das muss ich machen auch.

Nicht nur, um Jutta noch diesen letzten Dienst zu machen,

das hatte ich hier versprochen, zu machen.

Aber eigentlich auch, um die Sachen noch mal durchleben,

zu bewältigen, neu zu sehen.

Und dann auch loszunassen.

Und dann auch zu sehen, wer bin ich überhaupt hinter dem Zwilling sein?

Man sollte vielleicht auch noch dazusagen, Gisela.

Ihr hattet schon eine extrem symbiotische Beziehung.

Das zum einen, zum anderen.

Jutta hat ein Stück weit mit ihren Blogs,

auch mit dem einen Buch ihr Sterben öffentlich gemacht.

Und es war ein sehr, sehr schweres Sterben.

Sie hatte sehr, sehr große Schmerzen.

Und das hat sich über einen sehr langen Zeitraum auch hingezogen.

Wenn wir jetzt noch mal auf das Jahr 2023 kommen,

also mit dem Abstand von inzwischen mehr als sechs Jahren,

seit ihrem Tod,

und noch mal unterstellt eure symbiotische Beziehung,

denkst du jeden Tag mehrfach an sie?

Hältst du mit ihr Zwischsprache?

Was ist das für eine Form von Verbindung?

Also, Zwischsprache halte ich nicht.

Und ich versuche jetzt auch nicht so in der Vergangenheit zu leben,

sondern zu sehen, was kommt jetzt auf mich zu?

Und wer bin ich jetzt und was liegt für mich an?

Trotzdem hat es aber auch was Ereales.

Also, manchmal fällt es mir sehr schwer,

überhaupt vorzustellen, dass ihr nicht mehr hier ist.

Irgendwo ist sie noch einmal sehr, sehr da.

Und vielleicht bleibt das so.

Trotzdem weiß ich aber, ich muss es noch bewältigen

und hinter mir lassen.

Deswegen denke ich, diese Gelegenheit,

dann auch den Film endlich anzugehen,

auch eine gute Möglichkeit der Bewältigungsarbeit.

Vielleicht musst du es aber auch gar nicht hinter dir lassen,

weil es ein wichtiger und integraler Bestand deines Lebens ist?

Ja, nicht in dem Sinn hinterlassen.

Das ist Internet, das ist Ungeschehnnis.

Aber wir haben ja auch schon während dieser Zeit,

wo wir zusammen waren, eigentlich fast das ganze Erwachsenenleben,

eigentlich immer um unsere eigene Individuation gekämpft.

Deswegen hatten wir auch diese extremen Auseinandersetzung,

die auch manchmal bis zum Schlagen geführt haben.

Also, wir haben uns ja nicht geschont in dem Sinn,

sondern immer verzweifelt, warum gibt es dich überhaupt?

Sonst könnte ich, ich, ich sein.

Und wir haben uns immer gespalten gefühlt.

Da war diese Rücksicht oder dieser Blick auf die andere nach.

Ihr letzter Wunsch war, dass ihre Asche im Ganges verstreut wird.

Seid ihr diesem Wunsch nachgekommen?

Dem sind wir nachgetan.

Und ich glaube, dass, weil sie auch im weichensee,

den sie sehr geliebt hat, aber ich glaube,

sie wollte einfach das speziell nicht.

Und ja, auch ihre Tochter, Kaline Reiner und Severin,

also ihr Sohn und Reiner, die waren ja schon öfter in Indien.

Und Severin, ihr Sohn, ist auch verheiratet zu einer indischen Frau.

Aber Jutta, denke ich, wollte einfach, dass ich diese Erfahrung mache.

Als sie wiederkam nach diesen Dreharbeiten von Good Luck Finding Yourself,

hat sie immer gesagt, Gisela, du musst nach Indien,

weil irgendwas verändert sich da in einem.

Und da hab ich gesagt, ich will aber nicht,

ich hab Angst dahin zu, der Verkehr und alles, was man halt so hört.

Und deswegen, denke ich, hat sie auch gesagt,

meine Ausstatt nach Fischikisch springen.

Wenn wir ganz weit zurückgehen und ganz weit zurückheißt,

wir gehen zurück zum 3. April des Jahres 1949.

Da seid ihr beide als Zwillinge zusammen,

logischerweise auf die Welt gekommen.

Jutta, glaube ich, als Erste, du als Zweite.

Woher wird das 20 Minuten vorher?

Hat das in irgendeiner Form der Rolle gespielt für euer Leben?

Ja, das war auch in Vorwürfen, spielte das eine Rolle,

dass ich entweder gesagt hab, du hast dich vorgedrängelt,

oder Jutta gesagt hab, ich musste die harte Arbeit machen,

du standest immer auf mir, du hast immer auf mir gesessen.

Und ja, schon die Geburt war für uns ein Punkt des Konfliktes.

Also, da haben wir uns gegenseitig Vorwürfe gemacht.

Ihr seid dann ein Stück weit sozialisiert worden,

auch in der Waldorfschule, in Kassel.

Ihr wart dann beide auch, wenn ich es richtig sehe,

in der Kunstakademie in Kassel

und seid relativ früh zum Film gekommen.

Wie kam das zustande?

Durch den Professor Neusius waren wir dann in die Fotoklasse gegangen.

Und dann machte der Professor Hillmann an der Kunstakademie

eine experimentelle Filmseminar oder Filmabteilung.

Und da waren wir dann gleich dabei

und gründeten dann auch mit Adolf Hinkelmann und Gerd Wittenbender,

das Kassel-Film-Kollektiv.

Das waren eure damaligen Männer, um das dazuzusagen?

Ja, und Bois Rollner, Bois Friends.

Und wir politisierten uns zu dem Zeitpunkt schon.

Und dann haben wir halt, was wir so verstanden haben,

Agentationsfilm oder politische Filme gemacht.

Meine Schwestern, die haben wir dann auch in ...

Das war, glaube ich, 69 in Oberhaus,

einen großen Preis geworden.

War das dieser Film, den ihr gemacht habt,

über einen Fließbandarbeiter, wo ihr euch vorgenommen habt?

30 Minuten lang wird nicht geschnitten?

45 Minuten lang sehen wir den Arbeiter am Fließband unerträglich.

Das kann man sich nicht anschauen.

Erst gibt es Schwarzfilm, das spricht er über seine Vorstellung

über Glück.

Und dann sieht man eben, wie er am Fließband arbeitet,

was sie ja Tag für Tag machen und wie unerträglich das eigentlich ist.

Also, wir waren natürlich ...

war es ja dieser maksistische Hintergrund,

entfremde der Arbeit und so weiter und deswegen.

Aber auch ein bisschen von Landy Wall beeinflusst.

Und deswegen hatten wir sogar eine Kassette entwickeln lassen.

Weil Ari die 45 Minuten durchläuft.

Mhm.

Um das dann zu zeigen.

Gisela, wenn du sagst, maksistischer Hintergrund,

also, wie fand ... auch im Rückblick, wie fundiert war das eigentlich?

Habt ihr da Marks und Engels und ich weiß nicht, wen gelesen?

Und euch da in den Kommunismus reingearbeitet?

Oder war das irgendwas, was irgendwie ganz nett und putzig

und die anderen ärgern fand damals?

Also, damals hab ich das, heute hab ich einen anderen Blick darauf.

Das ist klar.

Damals haben wir das super ernst genommen

und haben uns richtig aufgerufen, gefühlt.

Und ich hab ja dann auch in der Fabrik gearbeitet

und Flugblätter verteilt.

Das war aber dann schon Kaderarbeit.

Das fing ja an mit den Demonstrationen.

Und da haben meine Schwester und ich auch mitorganisiert

eine Antibietendemonstration.

Das war übrigens die erste Demonstration in Kassel seit dem Krieg.

Okay.

Und das war dann im Fernsehen.

Mein Vater hat uns gar nicht erkannt, er hat das gar nicht vermutet.

Dann rief aber die ganzen Verwandtschaften und dann sagt ...

Und das müsste ihnen verbieten und das ist ja furchtbar usw.

Wie diese ganze Generation, ja.

Dann seid ihr beide, wenn ich es richtig sehe,

irgendwann nach Berlin gegangen,

dann gingen die Wege erst mal auseinander.

Du hast dann eine Tochter bekommen, Anna, der Vater, Rolf Zacher,

durchaus bekannter Schauspieler, auch vor ein paar Jahren gestorben.

In die Kommune 1 und hat da dieses Leben ausprobiert?

Stimmt das so?

Nee, ganz anders.

Also, wir gingen dann beide erst mal nach Berlin,

aber Jutta Kivano, kurz in Berlin,

die ging weiter von der KBDML, mit ihren Freunden,

zum Zentralkomitee nach Dortmund.

Aha.

Und ich blieb in Berlin und lebte in der ehemaligen Kommune 2.

Okay.

Aber inzwischen auch ganz anders.

Auch andere Leute waren nur noch ein oder zwei ursprüngliche Mitglieder,

die jetzt auch Kaderarbeit gemacht haben, KBDML und so.

Wer war damals in dieser Kommune 2 mit dabei?

Das war der Eberhard Schulz, das war, glaub ich,

ein Originalmitglied und Katrin Seibold.

Okay, aber all die, die man eigentlich heute kennt,

Rainer Langhans, Ushi Obermeier, sowieso dann nicht mehr ...

Das war ja schon vorbei. Wir sind ja so ein bisschen später Rainer,

das lief lange vor uns.

Aha.

Dieses Leben dort in dieser Kommune, so du es mitgemacht hast,

war das damals attraktiv und ist es heute im Rückblick scheißlich?

Nee, das waren halt sehr wichtige Zeiten.

Wir haben zusammen genehmt,

wir haben zusammen gearbeitet und haben was geglaubt.

Also, natürlich haben wir noch, wie wir damals waren, Studenten.

Es ging uns aber darum, die Arbeiterklasse zu agitieren.

Das war natürlich eine Fantasie.

Das war ja gerade das Wirtschaftswunder,

an der auch die Arbeiterklasse natürlich teilnehmen wollte.

Und zum ersten Mal ging es denen ja auch ein bisschen besser.

Ich bin oft, wenn wir Flugblätter da verteilt haben,

auch geurteilt worden oder das soll ich aus der Hand gerissen.

Also, von den Arbeitern, die wussten genau,

da sind Studenten, die hier irgendwie ihre Fantasie leben.

Aber diese 68 jetzt zurückblicken,

das ging ja auch jetzt nicht um diese ganzen verschiedenen Formen,

sondern ich sehe, dass wir das wieder alle in der Utopie gelebt haben.

In Berlin, das war dann schon diese Kaderarbeit,

alles sehr streng, alles organisiert.

Das hat mir auch vorher auch einen gewissen Spaß gemacht.

Aber irgendwann wurde es dann auch wieder zu eng

und dann sind wir ausgebrochen, macht Rom.

Also, Rom 1973, mit anderen Worten, genau 50 Jahre her,

das war, vermute ich jedenfalls,

die schicksalhafteste Begegnung deines Lebens mit Paul Getty.

Wir sind ja 72 danach.

Ich glaub, 73 war die Entführung.

73, im Sommer 1973 war die Entführung

und du hast ihnen ein paar Monate davor kennengelernt, in Rom.

Ja, erst mal hatte Jutta ihn kennengelernt.

Und ich war zu der Zeit in Deutschland,

hatte mein Kind bekommen mit Rolf Zacher, Kind und Trennung.

Und musste jetzt auf,

für eine gewisse Zeit nicht, wie es weitergehen soll.

Aber mir war schon klar, ich will auch nach Rom wieder zurückwarten.

Wir haben ja auch dann, das eben auch als eine Möglichkeit gesehen,

auch teilweise vom Batzenprog beeinflusst,

aber auch im großen Fall von der Kommune 1 von Rainer,

die ja schon früh gesagt haben, die müssen uns selbst revolutionieren.

Also, Batzenprog, das vielleicht zur Erklärung,

Ästhetikprofessor aus Wuppertal, der damals eine wichtige Rolle gespielt hat,

hast du Gisela damals eigentlich deine kleine Tochter mit nach Rom genommen

oder ist in Deutschland geblieben?

Die ist bei meinen Eltern geblieben.

Wir lebten ja in Rom als komplett freie Geister,

sozusagen von Luft und Liebe.

Wir hatten keine Wohnung, wir hatten kein Geld,

wir hatten eigentlich nur dieses Gefühl, es ist alles möglich.

Wir sind verbunden, wir haben dieses große Netzwerk von ...

Wir sind eine große liebende Familie.

Und alles, was der Jänner war,

eigentlich wurde abgelehnt und auch nicht interessant.

Wobei das Verrückte damals und letztlich auch heute ist,

ihr habt so gelebt, wie du es gerade geschildert hast.

Und dann ist euch dieser Paul Getty über den Weg gelaufen,

dessen Großvater damals der reichste Mann der Welt war.

Er war ja auch ausgestiegen.

Er lebte schon auch mit mehreren Leuten in so einem kleinen Dunkeln.

Wir haben das immer so danschen, das Verließ genannt.

War auch schon ein bisschen vorher

und hat erst dann irgendwo am Meer

in so einer buddhistischen Kommune gelebt und da war wieder zurückgekommen.

War ja auch ausgebrochen aus dieser ganzen komplizierten Familie.

Man muss dazu sagen, er war damals extrem jung, er war 17 Jahre alt.

Du oder ihr war ein bisschen älter.

Wie war das dann, weil du gesagt hast,

Jutta hat ihn zuerst gekannt und dann hast du mit ihm eine Beziehung begonnen.

Wie hat sich das zusammengefügt?

Das war ja so, dass Paul in Ausstrahlen ausgestiegen war.

Und wir waren so praktisch seine Erträumten.

Wir waren natürlich auf eine gewisse Weise,

auch durch so politische Zeit,

auf eine gewisse Weise erfahrene als ihr.

Und wir waren eigentlich so seine Erträumtengefährtin.

Auch außenseiter und bisschen Friegs als Zwillige,

ist man ja, also in der Schule sind wir auf die gemockt worden.

Wir haben immer gesagt, ihr seid Friegs,

ihr müsst zum Zirkus und Paul mit seinem Hintergrund, natürlich auch.

Deswegen haben wir drei uns gefunden

und waren eigentlich auch von dem Moment,

wo wir uns getroffen haben, uns sehr trennlich.

Wir sind am nächsten Tag sofort dann zu ihm gezogen.

Das kann man sich aber nicht als so schöne Wohnung vorstellen,

das waren halt wie Studenten, das waren altes Bett

und alter Schreibtisch.

Es wurde nicht dekoriert, indem sie gar nicht so lang ...

Wir haben viel zu intensiv gelebt.

Aber wir haben dann zu dritt dann da zusammen Händchen halten geschlafen.

Das war auch alles sehr, sehr unschuldig.

Das glaubt man vielleicht heute nicht mehr.

Während der Entführung, als sie dann Pauls Leben sich genau angucken,

hieß es auch immer, die Zwillinge und Minajotra,

da wurden schon immer so sexuelle Vermutungen angestellt.

Aber das war nicht so.

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Na, wieder mal in einem anderen Land unterwegs

und plötzlich fällt euch ein, ich spreche die Sprache ja gar nicht.

Das ist natürlich blöd.

Und da steht man dann wie Le Ox, vom Berge.

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Also die Entführung im Sommer des Jahres 1973 noch mal.

Der Enkel des Reichsten Mannes der Welt wird entführt.

Die Entführer wollten, glaube ich, 17 Millionen Dollar Lösegeld.

Der Großvater, also der mit der Kohle, hat gesagt,

ich habe 14 Enkel insgesamt.

Wenn ich nur einen Penny-Lösegeld zahle,

dann habe ich 14 gekidnepte Enkel.

Kann man so denken, von seiner Position heraus musste er ja so denken,

weil ihm geht es ja gar nicht um Liebe oder um Zuneigung,

sondern um andere Werte.

Er ist ja noch dieser Altkapitalist gewesen.

Dann hat die ganze Geschichte eine dramatische Wendung genommen,

weil nämlich die Entführer Paul ein Ohr abgeschnitten haben

und dieses Ohr an eine italienische Tageszeitung geschickt haben.

Ich auch noch auch gestreikt hatte, und das Ohr kam wochen später.

Da bestand wirklich die Gefahr, dass die Entführer noch mehr ...

Also, die haben ja damit getroht,

auch noch ihnen in kleine Teile zurückzuschicken.

Und das war eben auch, weil schon ein halbes Jahr vergangen war,

und niemand zahlte, die einfach ihr Geld nicht bekommen haben.

Wie war dieses halbe Jahr für dich oder für euch?

Ja, das war ein sehr schwieriges halbes Jahr.

Das war sehr schwierig, weil einerseits haben wir auch immer gedacht,

es hieß ja auch, dass Paul das vielleicht alles selber arrangiert hatte,

das hatte er ja vorher auch mal gesagt.

Das war aber nicht um Geld zu kriegen, um reich zu sein,

sondern wir hatten dann alle die Idee, also zu dritt und noch mit Freunden,

das war eben in Marokko ein Verlast kauft

und da einen großen spirituellen Zentrum gründet.

Dazu brauchten wir natürlich Geld, und da wurde viel überlegt,

also vom Bankraub, ja, soll ich mich entführen lassen und so weiter.

Das waren aber X-Ideen, aber ich glaube, Paul kannte da ja so ein paar Typen.

Wir kannten die auch, und wir waren ja auch vorher mal

mit einer ziemlich traumatischen Geschichte auch entschirrt worden,

ein paar Wochen vorher.

Also, ich glaube, dass Paul das ein bisschen so angeleiert hat,

dass die das aber viel ernster genommen haben als wir,

und das dann tatsächlich auch so gemacht haben.

Das waren Leute der Mafia, der ein Drangeta, wie es hieß?

Ja, also ich nehme an, dass das im Anfang noch irgendwie so mal wieder war,

so Leute, die Paul kannte, und dann wurde das aber sehr ernst,

und das ging einfach in Bereiche,

von der wir oder eher nie eine Ahnung gehabt haben.

Also, ich glaube, dass dann die Mafia das übernommen hat.

Ich weiß jetzt aber alles nicht, das sind erstmal Spekulationen,

aber wir haben damals mit so Gedanken gespielt,

und ich denke, man ist auch für seinen Unbewusstes verantwortlich.

Ja, sonst, man ist das ja selbst,

und man trägt das, was einpassiert, auch eigentlich die Verantwortung.

Und bei dieser ganzen Verhandlung,

die ganze Geschichte hat ja sehr lange gedauert,

seid ihr irgendwann auch mal in das Blickfeld

der ermittelnden Beamten in Italien gekommen?

Und wie?

Was wir hatten auch Stress vor Höhe,

ganze Nacht mit ganz hellen Dichtern auf uns,

weil vermutet wurde, dass wir das alles anrangiert haben,

also ich und dann ich überhaupt deswegen nach Bohnen gekommen waren,

um Geld zu kriegen für die Bader-Meinhof.

Also, wir wurden eine Verwendung mit Bader-Meinhofs gebracht,

und die Polizei dachte lange, dass wir da sind

und dafür für Waffenkäufe dieses Geld eben brauchen.

Ja, nichts davon hat gestimmt, Fragezeichen.

Nichts hat gestimmt.

Okay.

Wie war das dann, als er dann nach einem halben Jahr freigelassen wurde?

Also, es wurde dann tatsächlich auch Geld bezahlt,

allerdings nicht 17 Millionen Dollar, sondern ...

Ja, das 17 war ja schon für mich unprofessionell, für mich.

Für mich.

Okay.

Für damalige Verhältnisse, ne?

Also bezahlt wurden dann schlussendlich 3 Millionen Dollar.

Ja.

Und dann kam er frei.

Und wie war diese Begegnung,

nachdem er da plötzlich wieder bei euch aufgetaucht ist?

Er war erst mal im Krankenhaus

und er wurde frei, meine Schwester.

Und ich war gerade in Sorrent beim Filmfestival.

Mhm.

Und Peter Nylienthal wollte irgendwie ein Film mit mir machen.

Und es gab so einiges,

welches ich für ihr wollten, mit uns arbeiten.

Wir sind dahin.

Und dann sagt ein Journalist, gab uns schon den Geheimtipp

und sagte, ja, ich hab gehört, dass vor freikommen soll

und wahrscheinlich in den nächsten Tagen.

Und dann kam er morgens irgendwie an

und sagte, Pond ist freigelassen worden.

Da sind wir sofort ins Hotel unsere Sachen gepackt.

In der Lobby haben wir noch reiner Langkanz gesehen.

Der kam rein, wir gingen raus.

Es war so ein bisschen ...

Wir haben uns kurz angeguckt, so ein schicksalhafter ...

Sorrental.

... kleine, kurze Geschichte, gerade genau an dem Punkt.

Ja.

Dann sind wir jetzt zurück nach Rom und meine Schwester.

Ich hab dann gewartet, also versucht, rauszukriegen, wo er ist.

Dann rief Pold's bester Freund an und sagte,

Pond ist in dem Krankenhaus und er möchte dich gleich morgen sehen.

Und dann haben meine Schwester nicht gesagt,

dann schicken wir ihm jetzt irgendwie ein Telegram.

Und dann haben wir Stunden überlegt, was da drauf schreiben sollten.

Und dann haben wir geschrieben, we want.

Im Prinzip haben wir ja ...

könnte man sagen, wenn man das alles geplant hätte, verloren.

Aber wir fanden das, we want.

Ihr habt gewonnen.

Ja, dass wir leben, dass wir so eine Geschichte ...

Wir haben unser Leben gewonnen.

Das war alles wirklich nah am Tod.

Und vielleicht sogar auch eine gewisse Toseerfahrung.

Auch mit unserer Geschichte davor.

Und deswegen haben wir uns gesagt, wir haben gewonnen.

Dann hab ich ihn am nächsten Tag gesehen,

im Krankenhaus, er lag im Bett und ich muss so furchtbar weinen.

Und er wirkte sehr stark.

Er war so ein bisschen amüsiert, dass ich so geweint hab.

Und seine Mutter kam dann rein und sagte, muss nicht weinen.

Das ist alles so, wie gut.

Du hast ihn dann Monate später geheiratet, warum?

Der hatte einen Tag, als er entführt worden ist,

soll sich ihn ganz, ganz dringend treffen.

Ich bin am Piazzaner-Wohner, hab ich da hingelaubt.

Und da hat er mir einen Heiratsantrag gemacht.

Und dann hab ich gesagt, ja, wir waren ja auch sehr verliebt.

Also eigentlich noch Kinder.

Auch ich mit den sechs Jahren älter war irgendwo und spät.

Es war sowieso spät, Entwickler, irgendwie noch kindlich.

Und muss sich ihm ganz fest versprechen, zu heiraten.

Und dann war er in der Nacht verschwunden.

Und deswegen, er hat dann auch gesagt,

also während der Entführung, das hat ihn immer auch Hoffnung gegeben,

dass er mich wieder sieht und dass wir dann auch zusammenbleiben

und zusammenheiraten.

Und er wollte alles versprechen haben.

Das hat dann insofern auch funktioniert, dass ihr geheiratet habt.

Dann ist auch kurz darauf ein gemeinsames Kind auf die Welt gekommen,

Walter sah.

Und dann ist aber in Folge keine Honeymoon-Geschichte passiert,

sondern Frage, aufgrund dieser natürlich auch wahnsinnigen Traumatisierung,

die er erlebt hat, ist er dann so in so einen Sumpf von Alkohol und Drogen,

und ich weiß nicht, was, geraten, dass er da nie mehr rausgekommen ist.

Kann man das so formulieren?

Ja, es kann man schon so formulieren, seh ich auch so.

Also, das ist A, diese Traumatisierung, was er durchgemacht hat,

auch sehr, sehr jung und ...

Mit 17, um das noch mal zu sagen.

Ja, also praktisch monatelang immer diese Ermordungsmöglichkeit,

den sie auch geschauen müssen.

Dann, als er wiederkam, wollte er sein Vater ihn nicht sehen

und der Großvater ihn nicht sehen.

Und da, denke ich, ist auch einfach eine Heilung da nicht eingetreten.

Eine Traumatisierung auch vor der Familienseite, ja.

Also, er blieb weiterhin allein, er blieb weiterhin isoliert.

Es hat dann in Folge einen schweren Schlaganfall gegeben.

Also, er hat einen schweren Schlaganfall erlitten

und er saß dann über einen, glaube ich, sehr, sehr langen Zeitraum.

Blind, taub und gelähmt im Rollstuhl.

Taublich, im Gegenteil.

Also, die Ohren hatten dann sehr viel übernommen.

Da hat er alles gehört.

Da wart ihr aber nicht mehr zusammen oder irgendwie doch noch?

Da waren wir ja auch noch zusammen, doch doch.

Also, das passierte ja auch Jahre später.

Und unser Sohn und Anna war lebte ja, war ja auch eine Tochter von Rolf Zacher.

Wir lebten alle zusammen in Los Angeles und dann in San Francisco.

Also, wir haben nicht bürgerlich miteinander gelebt.

Paul war immer irgendwie unterwegs, ich war unterwegs,

hab viel probiert.

Wir sind ja immer diese Sucher gewesen.

Jutta hatte Kontakt mit Rainer Langkanz aufgenommen.

Die war nach Deutschland zurückgegangen.

Und wollte dann auch sofort in Rainer treffen,

weil sie den als den interessantesten Mann in Deutschland überhaupt.

Auch mit dem, der war ja schon immer auch als Kommune 1,

riesiges Vorbild und Inspiration und große Liebe,

kann man es auf eine bestimmte Weise sagen.

Gisela, wenn ich trotzdem noch mal kurz auf Paul komme, darf.

Also, es gab den Schlaganfall.

Er war dann nicht taub, aber blind und gelähmt im Rollstuhl.

Ihr wart in irgendeiner Form weiter verbunden.

Wie hast du ihn damals erlebt?

Wir waren nicht nur weiter verbunden, wir haben zusammen gelebt.

Wir hatten dann Schläge rund um die Uhr.

Und das war für mich eine sehr, sehr schwierige Zeit.

Weil plötzlich war Paul nicht mehr der Paul, wie ich ihn kannte.

Ich wusste ja, dass er auch gehören ...

Kommt ja alles durch ihn gehören und sagt, wie weit kann er noch?

Kann ich mit ihm kommunizieren?

Also, ich musste richtig eine neue Sprache entwickeln.

Ich musste mich völlig auf eine ganz, ganz neue Situation einstellen.

Und ich hatte auch Angst vor der Verantwortung, muss ich sagen.

Aber wir haben uns dann, da hab ich mich da so ...

auch teilweise durchnavigiert und gibt's Tausend Geschichten.

Irgendwann gab's die Trennung, irgendwann gab's auch eine reguläre Scheidung.

Und irgendwann war auf der Punkt ...

Die ging aber nicht von mir aus, muss ich noch sagen.

Und irgendwann war der Punkt, wo er nicht mehr konnte

oder nicht mehr wollte.

Wir ließen uns, also die Scheidung wurde durchgesetzt.

Wir giedeln aber weiterhin in Kontakt.

Und als wir in London starb, hab ich auch die letzten zwei Jahre

mit ihm zusammengelebt.

Auch Jutta ist mal gekommen.

Ich war natürlich wie immer, wenn ich nicht in der Nähe von Rainer bin,

immer telefonisch mit ihm und immer noch seine Perspektive,

wie ich Dinge besser machen kann.

Ja, ich meine, er hat sehr viel länger gelebt,

als vorausgesagt worden ist.

Die Ärzte sagten damals vielleicht fünf Jahre,

und er hat aber noch 25 Jahre gelebt.

Und Jutta kriegte ja auch als ihr noch lebte ...

diese Krebsdiagnose und war auch im Krankenhaus

und Operationen um Schwerkrank.

Und ist dann auch ... also, da war Pauli sehr, sehr nah.

Und die beiden haben da irgendwas schon sehr verstanden.

Und ich glaube, so dieses Sterben haben die auf eine bestimmte Weise

beide noch mal ganz anders begegnet, als wir.

Ich hab dich und Jutta in Kombination mit Rainer,

also mit Rainer Langhans, in den 90er-Jahren das erste Mal erlebt.

Und die Überschrift über diese Verbindung war

sehr medienwirksam der Haare.

Ja.

Das war, wenn ich es richtig sehe,

eine Inszenierung für die Öffentlichkeit.

Rainer Langhans' Ikone der 68er-Bewegung

eigentlich ein sehr asketischer und spirituell ausgerichteter Mensch

und seine fünf Frauen, also eine davon warst du, eine war Jutta,

und da kamen noch drei andere dazu.

Habt ihr jemals kommunerartig zusammengelebt

oder hatte jeder letztlich doch seine eigenen Räumlichkeiten

und seine eigene Rückzugsmöglichkeit?

Immer. Wir haben nie zusammengelebt.

Es gab nie einen Punkt, wo wir zusammengelebt haben.

Wir fahren jetzt, und das machen wir auch, glaub ich,

jetzt schon seit 15 Jahren, einmal im Jahr nach Sardinien

und dann in so kleinen Häuschen, da leben wir sehr nah.

Diese Geschichte jetzt mit Rainer Langhans,

warum hat die auch für dich persönlich

über so einen langen Zeitraum funktioniert?

Ich glaube, das ist ein bisschen schicksalsmäßig.

Also, Richard Clereau ist auch ein gewisses Rätsel,

aber ich würde erst mal so sagen, dass wir spirituelles Unkraus sind,

die eben auf dem selben Weg sind und wir uns gegenseitig begleiten.

Und uns eben sehr, sehr gegenseitig viel erlauben.

Also, wir können uns richtig selbst erforschen.

Und das geht ja so weit, bis man auch denkt,

bin ich vielleicht verrückt und bin ich crazy.

Und wenn man dann auch so Gefährtin hat,

die durch ähnliche Sachen gehen, das ist sehr wichtig.

Ja, wobei natürlich auch ihr und du speziell auch viel,

vermute ich jedenfalls, viel Ablehnung erfahren habt.

Also, wie viele Leute haben zu dir im Laufe der Jahre gesagt,

Sag mal, bist du eigentlich bläm, bläm?

Warum teilst du dir einen Typen mit vier anderen Frauen?

Nicht nur das, sondern auch, du könntest doch eine reiche Frau sein,

die ganz anders lebt und warum machst du das nicht schon?

Also, ich hatte in der Straße immer auch eine Frau angesprochen.

Da sind sie verrückt,

wieso sind sie damit so verrückten zusammen?

Muss ich doch.

Wie geht die Familie da so schön leben könnten und so weiter?

Aber klar, ich hab auch meine Erinnerungen widersprüchen.

Ich bin immer wieder hin und hergerissen.

Gerti oder Armo der Reich, aber dieses Continuum

und diese Sachen mit Reiner, die ist mir schon am wichtigsten.

Aber vermutlich, Gisela, hast du auch ein, ums andere Mal gehört,

das ist ja ganz logisch, dass sie den Weg gegangen ist,

weil aus Amerika von Gerti hat sie ja die Millionen mitgenommen

und kann jetzt auch dieses NB ...

Hat sie aber nicht. Ich hab gar nichts gekriegt.

Hast du versucht, was zu kriegen?

Also, ich hab versucht, ein bisschen was zu kriegen, klar.

Weil ich wollte natürlich auch ein kleines Stück vom Kuchen abhaben.

Ich hab immer das Tollo nicht uns haben scheinen lassen

oder die, die Scheidung durchgekriegt haben, E-Poll geabt hat.

Der Vater lebte noch alle noch.

Dadurch bin ich natürlich an der Sache vorbei geschlittert.

Reiner Sache natürlich, ich hab Glück gehabt.

Ich fühl mich da immer wieder ein bisschen schwierig in der Sache.

Aber gut, jetzt bin ich dabei und ich bin immer noch dabei.

Und war schon immer dabei, natürlich auch das große Talent,

da drin zu sehen, die ganze Familie zu heiraten und nix zu kriegen.

Also auch als Polter gestorben ist, ich hab überhaupt nichts ...

Ich hab nichts, gar nichts.

Nicht mal ... also wirklich nicht mal ...

Bild, was er gemalt hat, während wir zusammen waren.

Giesel, welche Rolle haben Drogen in deinem Leben gespielt?

Ja, also früher als Bewusstseins erweiternte

oder psychodäne Erfahrungen haben, die eine große Rolle gespielt haben.

Dabei hat die große Rolle nicht so sehr das Drogen nehmen,

sondern eben diese Erfahrung ist das gewesen.

Und zurückblickend hab ich auch wirklich nicht viel genommen,

vielleicht LSD, vielleicht zehn Stück.

Ich hab aber so etwa alles probiert.

Meskalin?

Meskalin und Ayurvaska und harte Drogen mochte ich nie, ist nicht mein ...

Heroin hast du probiert?

Ja, also Kokainin und Heroin hab ich probiert.

Aber ein, zwei Mal war das nur schlecht.

Ist nicht mein ... hat mich nicht angezogen.

Bedeutet du warst nie am Abgrund drogentechnisch gesehen?

Ich bin nie süchtlich gewesen.

Am Abgrund hab ich mich öfter gefühlt.

Aber das eben psychisch hab ich mich am Abgrund gefühlt.

Wie hast du es denn drogentechnisch mit deinen Kindern gehandhabt?

In der Erziehung, wenn deine Kinder irgendwann in die Pubertät kommen

und die Kinder ausprobieren möchten,

da gibt's eine Mutter, die sich irgendwie verhalten muss?

Ja, ja, das ist eine sehr wichtige Frage, sehr gute Fragen.

Aber mein Sohn ist ja auch dann heroinabhängig gewesen.

Und da ging es eben um die Frage,

und nachher auch auf Reiner zu sprechen zu kommen,

der konfrontierte mich dann in meiner großen Angst,

natürlich auch teilweise vor Zweiflung,

mit der Frage, wer bist du in dem Ganzen?

Also jetzt nur die ängstliche Mutter.

Oder kannst du darüber hinaus auch ihn begleiten und verstehen,

in dem Sinne, dass du auch ihm die Suche überlässt?

Und erkennst das eher sucht für sich?

Und ihm auch verkraust, dass er da durchkommt?

Da hab ich erst losgespielt und dann hab ich gesagt,

Reiner, das ist sowas vom Brutal.

Weil er sagte, selbst im Tod sollte dein Sohn eben den Tod wählen.

Bist du dann nur weint und schreien,

dass er dann überhaupt keinen Vertrauen zu dir fassen kann,

weil er natürlich als Sohn dich nicht aufregen will,

oder wer mutterwegt tun will.

Sondern kannst du noch etwas ganz anderes erkennen.

Und diese Frage hat mich sehr beschäftigt, mich heute noch.

Und ich hab dann auch mit Eltern gesprochen,

die Heroin-Kids haben in Los Angeles.

Wenn ich viel mit diesen Heroin-Kids zusammen gewesen.

Also auch die Freunde von Baldels auch und so.

Und hab immer sehr versucht, die zu verstehen.

denen auch einen Ort zu geben, wo sie sich mal ausdrücken können.

Also mit mir reden.

Wo ich das nicht verteufeln und wo ich nicht sage,

ihr müsst sofort damit aufhören.

Sondern sage ich, ich weiß ihr sucht auch euch selbst.

Das ist auch eine Suche von Dingen, die anerkannt werden muss.

Die ist natürlich diese Heroin-Kids,

die sind problematisch für die Gesellschaft.

Weil in der Gesellschaft ist der Tod so verdrängt.

Das wär mir diese abgemagerten Kinder,

oder diese Kinder, die jetzt nicht diese sich anpassend verhalten

als Bedrohung erkennen.

Und dann sollen die sich und müssen sich verändern,

dass man mal auf sich selber schaut und sagt,

wir machen diese brutale Gesellschaft.

Und die Kinder sind verzweifelt.

Balthasar, dein Sohn ist jetzt seit wann, clean?

Ungefähr?

Aetliche Jahre?

Ja.

Aetliche Jahre.

Hast du Sorge, hast du Angst, dass er noch mal rückfällig wird?

Nein.

Nicht?

Also, ich sag mal mal, ich denk jetzt nicht da,

und würd dir jetzt rückfällig und soll zurück.

Ich weiß auch gar nicht, ob er total clean ist,

weil der trinkt auch mal Wein.

Und Wein ist auch eine Droge, vielleicht sogar noch nicht schlechtere.

Als Heroin.

Aber eine Anerkante natürlich.

Ein Alkoholsterm-Zerpchen wär neuerter als eine Heroin.

Ja gut, aber ich würde jetzt ein Glas Wein

nicht mit einem Schuss vergleichen wollen,

den man sich setzt und da in die viertelichste aller Abhängigkeiten.

Ja, ja, kann man auch in dem Sinn nicht.

Und dieses Heroin ist ja ...

Diese Kinder haben ja schon vorher große Probleme.

Klar.

Und das glaube ich auch, weil unsere Welt ist so modernistisch

und so leer.

Und wir haben überhaupt nichts anzubieten.

Also, was sollen die machen, wenn die aussteigen wollen?

Gisela, du, also du sowieso, aber ihr auch als Verbund, Jutta

und du, ihr als Twins,

ihr habt in eurem Leben erstens unfassbar viel erlebt

und ihr habt zweitens auch unfassbar tolle Menschen kennengelernt.

Ich hab mir jetzt einfach ein paar Namen aufgeschrieben

und würde dich bitten, mir einfach ein, zwei Sätze dazu zu sagen,

was dir spontan einfällt.

Der erste Name Bob Dylan.

Jose Nibel.

Von euch beiden.

Von unserer Generation, von auch von uns beiden.

Dennis Hopper.

Auch Bruder.

Bruder, warum?

Bruder im Geist, auch wir wundern uns für näher und auch neue Welt.

Die Leute, die du aufzählst, sind wahrscheinlich alles

eben unsere Brüder aus der neuen Welt.

Leonhard Kohn, auch ein Bruder.

Auch total.

Ja, Bruder, Lover, alles.

Der Bruder ist, ja, Jutta ist schon wieder so männlich.

Wir waren ja alle auch so ein bisschen postgender,

wie man das heute nennt.

Also sagen wir alles, wir waren alle zärtlich miteinander verbunden,

weil wir diese selbe Vision einer neuen Welt hatte,

die sich ja übrigens auch heute wiederstellt.

Ja.

Also der Tod von Leonhard Kohn kam für mich

als Außenstehenden vollkommen überraschend für dich auch?

Nein, weil wir hatten Kontakt bis zum Schluss

und er hatte ja schon Krebs und ...

Okay.

... ging es ja schon schlecht.

Aber er hat nicht, er hatte nur privat darüber besprochen.

Und deswegen kam es auch überraschend.

Und er ist ja auch nicht da dran gestorben,

sondern er ist nachts gefallen und hatte dann ...

mit Gehirn der Ambulin und ist an dem Sturz gestorben.

Aber ich denke, er hat sich da einiges mit erspart.

Dann stehen noch zwei Namen auf der Liste,

Jean-Pen und Mick Jäger.

Ja, alles unsere ...

Auch zwei Brüder?

Ja.

Mick Jäger auch?

Ja, na klar, das war alles 68.

Ach so.

Dann einer, der jetzt nicht gerade die internationale Karriere gemacht hat,

der aber in Deutschland eine bekannte Figur ist.

Und glaube, vor allem auch für Jutta

ein ganz, ganz wichtiger Freund, Partner war Helge Schneider.

Ja.

Also, der war es auch wirklich während dieser ganzen Krankheit,

auch am Schluss,

weil es sehr hart wurde und sehr treu aufs Bein gewesen.

Auch teilweise im Krankenhaus,

dann übernachtet hat er in ihrem Zimmer und ...

und wirklich, sie auch ...

nie verlassen hat in dem Sinn.

Gisela, zwei kurze Fragen hab ich noch.

Die erste, was bleibt oder was ist geblieben von 68?

Der Geist natürlich.

Der Geist dieser neuen Welt, in der wir alle liebender sind.

Zweite Frage.

Wenn du alles noch mal ändern könntest,

lebendstechnisch gesehen,

würdest du viel ändern oder würdest du im Wesentlichen

die Dinge noch mal so machen, die du gemacht hast?

Muss ich sagen, denke ich nicht drüber nach.

Ich würd auf jeden Fall alles neu machen.

Ich bin ja nicht so viel Wiederholung.

Aber was ich wahrscheinlich mir wünschen würde im anderen Leben,

dass ich diesen spirituellen Weg konsequenter gehen kann

und nicht noch so viel rum, so viel Quatsch rummachen will.

Okay.

Vielen Dank für das Gespräch und alles Gute für dich.

Ich danke dir.

Mach's gut.

Heimspiel.

Apokalypse und Filtercafé ist eine Studio-Boomens-Produktion

mit freundlicher Unterstützung der Florida Entertainment.

Redaktion Wolfgang Heim.

Executive Producer Tobias Baukage.

Produktion Hannah Marahil.

Ton und Schnitt Mia Becker.

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Gisela Getty ist Fotografin, Filmemacherin und Autorin. Zusammen mit ihrer Zwillingsschwester Jutta war sie eine Ikone der späten 60er und 70er Jahre - immer auf der Suche nach neuen, nach alternativen Lebensformen. Mit Wolfgang spricht sie über die Meilensteine ihres intensiven Lebens und auch darüber, wie sie die Zeit rund um die Entführung ihres späteren Ehemannes John Paul Getty III erlebte.

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