Apokalypse & Filterkaffee: Heimspiel: Andreas Müller

Micky Beisenherz & Studio Bummens Micky Beisenherz & Studio Bummens 7/23/23 - Episode Page - 43m - PDF Transcript

Diese Folge wird er präsentiert von, ja, Vodafone seit über 30 Jahren.

Für dich da.

Es ist Sonntag, der 23. Juli.

Apokalypse und Filtercafe.

Heimspiel, das Interview am Sonntag.

Mit Wolfgang Heim.

Er ist seit 30 Jahren Jugendrichter.

Er ist mit harten Urteilen gegen Skinheads und Neonazis bekannt geworden.

Er bezeichnet sich selbst als Queroland im Namen der Gerechtigkeit.

Und er engagiert sich seit vielen Jahren und sehr intensiv

für die Legalisierung von Cannabis.

Herzlich willkommen, Andreas Müller.

Ich freue mich, dass ich mit dir reden darf.

Oder Sie.

Nein, du, weil wir kennen uns schon eine Weile

und haben auch in der Vergangenheit etliche Sendungen gemacht

und bleiben dann, wenn du einverstanden bist, beim du.

Darf ich dich zum Einstieg und zu Beginn unseres Gespräches fragen,

wann du zuletzt gekifft hast?

Nein, darf man nicht, weil das überhaupt für meinen Engagement

nicht entscheidend ist.

Und vielleicht müsste ich erlügen.

Also, ich habe ja mal ein Buch geschrieben, das stand drin.

Mit 34 Jahren wohle ich dann Richter.

Und dann hat man natürlich nicht mehr gekifft,

weil man sich an die Gesetze zu halten hat.

Ja, dann gucken wir uns das Gesetz in diesem speziellen Fall

ein bisschen genauer an.

Angenommen, du hättest Konjunktiv jetzt auf diese Frage von mir gesagt,

ja, ich habe gestern gekifft, vorgestern habe ich auch gekifft

und vor vorgestern sowieso.

Würdest du oder könntest du dann Probleme als Berufsrichter kriegen,

als Berufsbeamter auch?

Ja, sicherlich könnte das heutzutage nach wie vor der Fall sein.

Es sei denn, ich würde als Kranker kiffen,

ja, aber denn es ist kein Kiffen, ja,

denn es ist eine Medizin, die man verschrieben bekommt.

Und dann müsste natürlich auch der Staat wissen,

auf welche Art und Weise ich kiffe.

Nämlich würde jetzt meine Ehefrau mir regelmäßig den Joint hinhalten

und nicht ihr den Joint zurückgeben,

hätte ich mich nicht strafbar gemacht.

Denn wäre es vielleicht allerdings noch eine dienstrechtliche Geschichte,

also disciplinarrechtlich, als Jugendrichter darf man ja wohl nicht

irgendwie gegen Gesetze auch über Umwegen verstoßen.

Ja, so, ja, man kann heute noch Probleme kriegen und zwar jeder.

Also, wir können es ja gleich am Anfang klären,

ich habe mit Kiffen in meinem ganzen Leben nie wirklich was anfangen können.

Ich habe das ein paar Mal ausprobiert, das ist lange her.

Ehrlicherweise, ich fand es immer tot langweilig, ich bin müde geworden.

Und also diese Erweckungserlebnisse hatte ich nicht.

Und im Übrigen diese Nummer,

dass man da so erinnerst du dich vielleicht 70er, 80er Jahre,

dass man im Kreis im Kreis sitzt

und dann gegen dieser komischen Joint davon,

einen zum anderen, fand ich immer total albern.

Du nicht?

Ach, ich fand das manchmal ganz lustig.

Ich kam natürlich drauf an, wer noch so im Kreis saß.

Natürlich war das eine ganz andere Kifferkultur in den 70er und 80er Jahren,

aber ich muss ja gleich hinzufügen,

es ist nun mal so, dass Cannabis nicht bei allen wirkt

und es wirkt unterschiedlich.

Die einen schlafen ein, dann kommt es auf die Art und Weise des Cannabis an,

die anderen, die merken gar nichts, sie können tausendmal kiffen und so weiter.

Und die Dritten haben entspanntes Verhältnis dazu.

Wann hattest du beruflich gesehen das letzte Mal mit Cannabis zu tun oder anders gefragt?

Wann stand oder saß in deinem Gerichtssaal einer vor dir,

der entweder Cannabis konsumiert hat, besessen hat oder damit gar gehandelt hat?

Also ich habe ja vor vier Jahren erstmals ein Verfahren ausgesetzt

und habe dann daran gearbeitet,

das liegt jetzt seit drei Jahren und bei drei Monaten beim Bundesverfassungsgericht.

Im Folge habe ich nur ein einziges Verfahren vor dem Jugendschefengericht geführt,

was schließlich dann mit Zustimmung der Staatsanwaltschaft auch eingestellt wurde,

weil ansonsten hätte das Gericht das auch nach Karlsruhe geschickt.

Eigentlich habe ich jeden Tag damit zu tun,

weil bei mir immer noch Akten im Büro liegen

und ich erwarte auf eine Entscheidung des Bundesverfassungsgerichts.

Da wartest du aber schon sehr lange?

Nicht nur ich, Millionen von Deutschen warten auch darauf,

dass das Bundesverfassungsgericht zur Frage,

ob die Cannabis Kriminalisierung mit Grundgesetzen einhergeht, Stellung nimmt.

Warum brauchen diese lange in Karlsruhe?

Tja, das kann ich mit zwei Sätzen erklären.

Ich weiß es nicht.

Und der zweite Satz, das Bundesverfassungsgericht hat keine Fristen

im Bundesverfassungsgerichtsgesetz.

Wenn der Gesetzgeber schlau gewesen wäre,

hätte er zumindestens für Richter vorlagen,

die nach Artikel 100 Grundgesetz nicht nur als Pflicht für den Richter dastehen,

sondern auch als Muss, wenn er der Überzeugung ist,

eine Frist für das Bundesverfassungsgericht eingebaut.

Hat er aber nicht.

Und so gibt es keine Möglichkeit, jedenfalls für mich nicht,

auf irgendeine Art Einfluss zu nehmen.

Schöne Frage.

Dann gibt es ja noch eine andere, letztlich politische Ebene.

Es gibt eine Koalition, eine Ampel, die mal angetreten ist,

Cannabis ein Stück weit auch zu legalisieren.

Da bastelt man, glaube ich, jetzt auch seit längerer Zeit

an einem besonders toll aussehenden Gesetz.

Und Lauterbach hat, wenn ich es richtig sehe, kürzlich angekündigt,

er will auch so eine Feinabstimmung mit der Europäischen Union,

mit anderen Worten.

Du bist doch eigentlich bei dieser Koalition in guten Händen, oder?

Nein, überhaupt nicht.

Ich bin zu tief enttäuscht.

Die Ampel hat im November 2021 bereits gesagt,

ja, wir wollen legalisieren.

Anstatt jetzt sofort einmal die gesamte deutsche Konsumentenschaft

zu endkriminalisieren, stricken sie an einem Gesetz hin und her,

wissen nicht genau, was sie machen.

Herr Lauterbach verkauft manche Sachen,

das schüttelt nur noch mit dem Kopf.

Jetzt im Moment hat man die sogenannten zwei Säulen entdeckt.

Die erste Säule ist Endkriminalisierung der Konsumenten

und dann Einrichtung von Cannabis-Socialclubs.

Wenn man sich diesen Gesetzentwurf anschaut,

denkt man nur, es wird nach deren Vorhaben

schlimmer für die Polizei, schlimmer für die Konsumenten

und es bringt gar nichts.

Da sitzt im Moment nichts vernünftiges dahinter.

Also das, was da im Moment läuft,

ist auf beiden Ebenen für mich sehr, sehr enttäuschend.

Die Politik enttäuscht mich.

Man redet, redet, redet.

Die Konsumenten warten, warten, warten.

Zeitgleich wird verfolgt, verfolgt, verfolgt.

Ich sage es immer dreimal, damit es auch die Leute merken.

Und was noch hinzukommt,

ja, auch ganz viele Institutionen warten da drauf.

Die wissen nicht, was passiert.

Und so wie diese Ampel im Moment arbeitet,

wenn ich so arbeiten würde,

müsste ich eigentlich übermorgen rausgeschmissen werden.

Also kleiner Einwand von mir.

Du hast doch gerade vorhin selbst erzählt,

dieses Problem Legalisierung Cannabis spielt in deinem Berufsalltag

im Gericht faktisch keine Rolle.

Dieses Hochgerechnet auf andere Gerichtszähle bedeutet

ein wirkliches Problem in diesem Land.

Ist es nicht, oder sehe ich das falsch?

Nein, nur in meinem Gerichtssaal.

Ich bin so der einzige Queroland Deutschlands, der es durchhält als Richter.

Da haben sich ein paar andere Richter angeschlossen.

Aber wenn Sie einmal sagen, das Ding ist verfassungswidrig,

das darf ich selber nicht feststellen.

Da muss man stringent bleiben,

solange bis das Bundesverfassungsgericht entschieden hat.

Das betrifft also nur meinem Gerichtssaal.

Zeitgleich werden aber in der Bundesrepublik Deutschland

im Jahr 180.000 Ermittlungsverfahren eingeleitet.

Es werden also immer wieder auch Gerichte mit Cannabisverfahren belastet,

ohne Sinn und Verstand.

Es werden die Produzenten vor Gericht gestellt.

Ganze kann man beschäftigen sich mit Cannabis

und die Polizei arbeitet für den Papierkorb oftmals.

Ja, also wenn ich das jetzt zusammenfasse

und wenn ich es richtig verstanden habe unter der Prämisse,

dass ich weder Jurist noch Politiker bin,

dann wäre doch die einfachste Variante die,

dass man nicht ein übiges und kompliziertes Gesetz bastelt,

das sehr lange dauert, bis es dann schlussendlich wirkt,

sondern dass man einfach am Anfang eine Entscheidung trifft,

nämlich die, dass die kleinen Konsumenten von Cannabis

nicht mehr vor Gericht gestellt werden,

dass dieses sozusagen straffrei bleibt.

Ja, das ist eine Variante.

Und das habe ich von Anfang an gefordert.

Ich stand vor der SPD-Partei zentrale mit 2.500 Leuten,

habe die Endkriminalisierung sofort gefordert,

habe dazu sogar noch ein Rapsong gemacht, ja,

Endkriminalisierung sofort, bin Vorstand im Verein,

der Strafverfolger für eine andere Drogenpolitik ist,

die haben das auch gefordert.

Wir haben Appelle genug, aber die Ampel will die Perfektion

und die Perfektion, die braucht Zeit.

Was sie sofort hätten machen sollen,

wäre erstmal Konsumenten endkriminalisieren.

Aber das wollten sie nicht.

In Deutschland sucht man die Perfektion

und kriegt dann gar nichts in der Reihe.

Du hast ja nun auch ein bisschen Erfahrung

mit der Politik vor vielen Jahren,

ich glaube vor mehr, plus minus 20 Jahren,

als du mal für den Bundestag kandidiert damals

auf einer Liste der PDS, ist da nichts draus geworden.

Du hattest vermutlich jetzt auch wegen dieser Cannabisgeschichte

auch mit den Drogenexperten der jeweiligen Parteien zu tun.

Was hast du da für Erfahrungen mit denen gemacht?

Natürlich habe ich mit den Drogenpolitischen Sprechern

allesamt zu tun.

Ich habe auch teilweise natürlich im Hintergrund gearbeitet.

Welche Erfahrungen habe ich da gemacht?

Teilweise musste ich auch feststellen,

dass sie keine große Ahnung haben

und das Fachwissen gar nicht von mir wollen.

Ich kann jetzt auf die einzelnen Parteien rumschimpfen hier und da.

Wenn ich Herrn Lauterbach höre,

Herr Lauterbach argumentiert immer mit dem Jugendschutz.

Entschuldigung, es gibt auch Erwachsenenschutz.

92% aller Konsumenten sind Erwachsen bis ins hohe Renten.

Wo ist da der Schutz für Erwachsene?

Auch ich will beschützt werden.

Und nur weil Jugendliche gelegentlich über die Strenge schlagen,

darf man nicht Millionen von Erwachsenen nach wie vor

wegen dieser Droge, wo man heute weiß,

dass sie lange nicht die Gefährlichkeit hat,

wie wir sie ihr zugemessen haben vor 40, 50 Jahren,

wo es die Leute nicht besser wussten.

Wobei man ja auch sowieso eine Trennung machen kann

zwischen dem, wie man es bei Erwachsenen handhaben soll

und wie bei Jugendlichen, sprich bei Menschen, unter 18 Jahren.

Und die beiden Haupteinwände gegen das vermeintlich so harmlose Cannabis

waren ja immer die, das man gesagt hat.

Es kann eine Einstiegsdroge sein, Punkt 1 und Punkt 2.

Dauerkiffen macht dein Hirn irgendwann mal magic

und löst möglicherweise auch irgendwelche psychischen Erkrankungen aus.

Punkt 1, weltweit vertritt das keinen Wissenschaftler.

Das vertritt nur noch irgendwelche Leute,

die auf irgendeiner Art der älteren Dame

oder mir als älterer Rentner vielleicht Angst machen wollen.

Ja, Einstiegsdrogentheorie ist widerlegt,

zum Beispiel auch durch das Bundesverfassungsgericht,

bereits im Jahre 1994.

Das darf man nicht vertreten, das ist nicht so,

sonst hätten wir an jeder Ecke am Bahnhof Tausende von Junkies,

die da rumkiffen, haben wir aber nicht.

So, Einstiegsdrogentheorie ist die Angstmache,

das kommt noch von Christiana F.,

wer mal kifft, wird auch sofort heroinabhängig.

Das ist natürlich ja Quatsch, sonst hätten wir Millionen

und Abermillionen von Heroinabhängigen.

Das kann sich jeder, der Mathematik in der sechsten Klasse hat,

ausrechnen, dem ist nicht so, Einstiegsdrogentheorie Quatsch.

Ich habe ja, wenn ich kurz unterbrechen darf, nicht gesagt,

es ist eine Einstiegsdroge, nein, ich habe gesagt,

es kann möglicherweise eine Einstiegsdroge sein,

logischerweise behauptet ja auch ernsthaft niemand,

dass jeder, der mal mit einem Joint angefangen hat,

schlussendlich als Junkie endet.

Doch, das behaupten heutzutage immer noch unaufgeklärte Politiker,

die Angst machen wollen.

Erstens das, und zweitens, Einstiegsdroge,

denn ist auch die Muttermilch-Einstiegsdroge,

denn ist der Spielplatz-Einstrugsdroge,

denn ist alles möglicher Einstiegsdroge,

denn ist das Leben Einstiegsdroge.

Deswegen kann ich, und deswegen bin ich jetzt gerade schon wieder

emotionalisiert, das Wort Einstiegsdroge nicht mehr ran.

Wenn wir uns aber zum zweiten Punkt zu, der zweite Punkt ist,

wenn man zu viel kifft, wird man blöd.

Und das ist richtig. Entschuldigung.

Wenn man von morgens bis abends nur noch vom Fernseher sitzt,

irgendwelche blödsinnigen Geschichten, anschaut,

wird man auch blöd.

Wenn man von morgens bis abends nur Cannabis raucht,

und das Zeug für einen nicht gut ist,

und man kümmert sich nicht mehr um seine Umwelt,

ist das auch nicht gut.

Also jede Sache im Übernahmaß genossen ist scheiße.

So einfach kann man das sagen.

Und was ich noch hinzufügen will, natürlich bei Jugendlichen,

auch nicht gut.

Aber die Jugendlichen kiffen ja trotzdem.

Und wenn sie gelegentlich mal kiffen,

dann sollte man bitteschön wie meiner Jugend

nicht alle sofort kriminalisieren,

sondern man soll gucken,

haben die ein Problem oder haben die kein Problem.

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Wieder mal in einem anderen Land unterwegs,

und plötzlich fällt euch ein,

ich spreche die Sprache ja gar nicht,

das ist natürlich blöd,

und da steht man dann wie Le Ox, vom Belge.

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wie, wo bin ich denn hier, wo komme ich denn mal an einen Platz,

wo es nicht 40 Grad sind?

Oder ich bin gerade im Wald, der brennt, wie komme ich hier raus?

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Was deine Jugend angeht, was das Stichwort Kriminalisieren angeht,

es gibt bei dir insofern ein biografischen Hintergrund.

Du kommst aus einer Familie, da gab es einen älteren Bruder,

der, das weiß ich von dir, für dich auch emotional sehr wichtig war.

Das war ein Stück weit auch ein Beschützer für dich,

der gekifft hat und aufgrund seiner Kifferei

welche Probleme schlussendlich bekommen hat.

Ich versuch's leicht, mein Vater war Alkoholiker,

hochgradiger Alkoholiker, hat sich totgesoffen,

durfte das in einem Umkreis wie heute noch,

70.000 Menschen an Alkohol kaputt gehen,

ging mein Vater auch am Alkohol kaputt.

Mein Bruder hat gekifft, wurde stigmatisiert, kriminalisiert,

dann später in ein Heimfisch schwer erziehbare gebracht.

Von da aus hat er aus Holland Cannabis importiert.

Und in Holland hat er dafür einen Arrest gekriegt,

hier hat er vier Jahre Jungknast bekommen,

der Jungknast hat ihn kaputt gemacht und so weiter.

Und das hat mich natürlich enorm geprägt.

Und ich habe meinen Bruder noch bei seiner Beerdigung versprochen,

dass ich so lange kämpfe, bis es eigentlich legalisiert ist.

Dein Bruder war dann auch mal Junkie, ist er am Heroin gestorben?

Nein, einer falschen Drogenpolitik.

Mein Bruder ist Junkie geworden mit 30.

Cannabis war überhaupt nicht ursächlich dafür,

sondern er dachte, er sei zu cool.

Er dachte, ich packt das, kommt er leucht,

wieder von runter hat er nicht geschafft.

Dann hat er immer wieder in Züge gemacht,

ist schließlich ins Methadonprogramm bekommen.

Und im Methadonprogramm zu bekommen ist erstmal gut,

man braucht nicht klauen, man braucht sich nicht prostituieren

und so weiter.

Aber Methadon macht die Menschen kaputt

und er ist schließlich, nachdem er die Methadonentzüge

nicht mehr geschafft hat, an dem Methadon gestorben.

Hätte man meinen Bruder mit einer vernünftigen Drogenpolitik,

Heroin auf Krankenschein verschrieben, würde er heute noch leben?

Also ich darf dazu sagen, ich hatte auch mal mit einem

Drogenmediziner in Stuttgart zu tun, der als einer der ganz,

ganz wenigen Baden-Württemberg auch die Lizenz hat,

der reines Heroin zu verschreiben.

Und der hat genauso argumentiert, wie du es auch gerade gesagt hast,

dass das in jedem Fall eigentlich die bessere Variante sei.

Was deine Familie angeht, also ein alkoholkranker Vater,

der schließlich und endlich auch im Alkohol gestorben ist,

ein Bruder mit der Karriere und dem Ende dazwischen eine Mutter,

die auch im Rückblick, sie ist ja lange tot,

welche Rolle gespielt hat in eurer Familie?

Meine Mutter hat mich letztlich dazu gebracht,

dass ich Richter wurde.

Zwei Männer in ihrer Familie, ja, der eine Alkoholiker,

der andere vermeintlich so der böse, böse Drogenjunge

und der Knastie.

Und ja, dann musste ich das wieder gut machen,

was die anderen irgendwie nicht richtig gemacht haben.

Schlau war mein Bruder auch, aber ich habe den Jura studiert,

wollte die Gerechtigkeit suchen und finden, wollte kleine Anwalt werden.

Und dann, als meine Mutter kurz bevor ich Richter wurde,

erkrankte sie während des Exams an Krebs

und dann bin ich für sie Richter geworden,

am Sterbebett hat sie mir gesagt,

da tu mir morgen, wer ins Jahrricht gehst.

Du siehst so viel Wein hier nicht rum,

man morgens hat sie an den Tisch

und macht deine Richtergeschichte weiter.

Du hast gerade gesagt, alternativ

hätte sie auch für dich die Möglichkeit,

das war eine Überlegung, Anwalt für die,

in Anführungsstichen, kleinen Leute zu werden.

Jetzt ist es bei dir anders gekommen

und du hast es anders entschieden,

du bist Berufsrichter geworden.

War es im Rückblick die richtige Entscheidung?

Ich bin kurz vor der Pension.

Da kann man doch mal nach hinten gucken.

Ja, ich weiß es nicht.

Ich überraschere mir die Frage immer selber.

Sicherlich habe ich durch meinen Richter da sein,

in den letzten 20 Jahren,

wir haben das erste Interview, glaube ich,

für 20 Jahre immer, ziemlich viele Menschen erreicht,

in Sachen Jugendrecht, in Sachen Cannabisrecht,

Drogenrecht und so weiter.

Ich habe Stimme bekommen.

Diese Stimme prägt sich auch aus

auf die ganze Cannabis-Legalisierung.

Ich bin einer der Ersten gewesen,

bereits vor 20 Jahren, der es gefordert hat.

Ja, ich wäre vielleicht am richtigen Ort.

Ob ich es heute nochmal machen würde,

ich weiß es nicht.

Du bist seit vielen Jahren, seit mehr als 25 Jahren,

Jugendrichter in Bernau.

Ich glaube, die Betonung ist immer die zweite Silbe,

weil manche auch Bernau sagen.

Also Bernau bei Berlin.

Du bist jemand, der zu einem relativ frühen Zeitpunkt

für sich selbst beschlossen hat,

in bestimmten Fällen und bei bestimmten Angeklagten

und bei bestimmten Taten sehr konsequent zu handeln.

Gab es damals Ende 90er, Anfang Nullerjahre,

für dich so ein Schlüsselerlebnis,

wurde gesagt, dass Edi mir auf der Nase rumtanzen,

sag ich mal, wo der Hammer hängt?

Ja, das Garten-Schlüsselerlebnis.

Ende 98 kam ich nach Bernau

und ich merkte immer mehr, da sind rechtsradikale Übergriffe,

Sekai-Schreien, dies und aber auch Übergriffe

auf Menschen, die anders aussahen, homosexuell waren und so weiter.

Es war so eine Art Mode.

Und ich habe dann mein erstes Skinhead-Verfahren geleitet

und dann hatte ich Hakenkreuze an der Bank vorm Gerichtssaal.

Das war dann die Initialzündung für mich.

Jetzt werde ich zeigen, wer hier als Jugendrichter

diesen Bezirk beherrscht.

Und das habe ich dann gemacht und habe den auch eine Ansage gemacht.

Und das habe ich relativ schnell in die Reihe gekriegt,

dass in Bernau keine Übergriffe mehr da waren.

Begann dann auch damit, dass du Springerstief

im Gerichtssaal verboten hast?

Ja, ist heute noch legendär.

Ich meine, ich habe da in Berlin im Club gesessen,

da war ich noch jung, schön und bin feiern gegangen,

auch bis nachts manchmal.

Und hatte ein großes Verfahren und habe mir überlegt,

wie kriege ich diese Springerstiefel weg?

Und dann habe ich einen linken Springerstiefelträger getroffen.

Ich habe ihn gefragt, warum muss das sein und so weiter.

Ja, das schafft mir irgendwie Respekt.

Und dann bin ich hingegangen und habe als Bewährungsauflage

oder jugendkriechterliche Weisung Springerstiefel verboten

für die Leute, die die schon mal an hatten, die bedroht hatten,

die auf irgendeine Art gestraft hatten mit Springerstiefeln.

Die sind auch nie bei mir in den Saal gekommen.

Hat funktioniert?

In den Asservaten-Schränken der Polizei.

Und bei uns waren am Schluss 100 Paar Springerstiefel

und ein paar Gaben, die auch freiwillig ab.

Und manchmal habe ich auch denen gesagt,

ich unterbrechme eine halbe Stunde, was wir zu haben.

Nach Hausdurchsuchung holt sie jetzt eine Springerstiefel

und stellt sie hier ab.

Also, da waren sehr, sehr lustige Anekdoten dabei.

Aber konsequent, aber es war nicht so,

dass die jungen Leute Herrn Müller dafür gehasst haben.

Die haben den mehr als Papa gesehen, der jetzt klar macht,

so geht es hier nicht weiter.

Wirklich?

Ja.

Ich kann mich noch an eine Kontrastesendung erinnern.

Das war auch so eine Initialgeschichte.

Man war das, das war 2000.

Da hatte man irgendwie diesen richtigen Müller ausfindig gemacht.

Und dann haben die so Skinheads aus der örtlichen Szene

vor die Kamera gekriegt.

Alle irgendwie Augen verschlossen und nicht erkennbar.

Ich kannte die trotzdem.

Und dann standen die ja so ganz böse.

Und seit der Müller in Bernau ist,

müssen wir die Fäuste in den Taschen halten.

Der benimmt sich wie ein Papa.

Dann habe ich gedacht, richtig so.

Dann mache ich ja das, was man von mir verlangt.

Und ich erziehe euch.

Apropos Respekt, du hast den Begriff vorhin gebraucht,

gehört zu dem Faktor Respekt auch,

dass du als Richter immer in Robe in Gerichtshal bist,

mit weißem Hemd und weißer Krawatte oder weißer Fliege.

Ich lass sogar manchmal aufstehen, wenn ich reinkomme.

Das kommt drauf an, wann das ist.

Und das gilt auch als Einzelrichter.

Wenn das Jugendschöffengericht, das ein Vorsitz ich habe,

zusammentritt, immer auch aufstehen.

Natürlich weißes Hemd, Fliege, muss man im Jugendrecht nicht.

Mache ich aber nur, leider Gottes, die Klimaänderung

kommt mir jetzt zwischen.

Wir haben keine Klimaanlagen im Gericht.

Und jetzt verzichte ich tatsächlich manchmal

bei 30 Grad und mehr auf das Tragen der Robe.

Aber bei Jugendlichen sehe ich zu,

dass ich das immer noch durchziehe.

Du hast, wenn ich es richtig erinnere,

in bestimmten Situationen auch,

wenn es um jugendliche Neonazi-Täter ging,

ob Jungs oder Mädels, die dann auch mal in den Moschee geschickt

oder zum Dönerimbiss,

dass die mit denen, die sie angefeindet haben

und die sie überhaupt nicht gekannt haben,

irgendwie ins Gespräch kommen, hat das funktioniert?

Über Wolfgang, damals wollte ich die Welt noch verändern.

Aber ich mir täglich was Neues ausgedacht.

Ich hatte noch nie einen Ausländer gesehen.

Als Jugendrichter muss man kreativ sein.

Ja, und dann hatte ich natürlich auch Leute,

die hatten noch nie einen Ausländer gesehen.

Und dann habe ich geguckt, wer kann dahin?

Da konnte man nicht den strammen Rechtsradikalen hinschicken.

Aber derjenige, der noch nicht einen Ausländer gesehen hatte,

da gab es ein Projekt in Kreuzberg, das ist auch legendär.

Die habe ich dann dahin geschickt

und die jungen Männer in eine türkisch-abstemmige

17-jährige verlieben und dann mit der durch den Kids müssen

und so weiter merken sie es.

Das hat auch manchmal sogar geklappt.

Es gibt so eine Anekdote,

hat auch mal ein Skinhead-Mädchen,

habe ich sehr betreut

und die hat sich dann später verliebt

in einen Kurden.

Und heute 9 Kinder.

Und Liebe ist manchmal was ganz wertvolles.

Also ich muss das jetzt mal so sagen,

die besten Bewährungshelferinnen sind die neuen Freundinnen.

Wenn die klarmachen, du kriegst mich nur,

wenn du aufhörst, jetzt kriminell zu sein.

Wenn du aufhörst, regelmäßig vom Jugendrichter zu sein,

sind die besser als die Sozialarbeiter in der Bewährungshilfe.

Was dein Job damals anging

und die Art und Weise, wie du geurteilt hast,

das ist ja jetzt nicht flächendeckend

und bundesweit nur auf Zustimmung gestoßen.

Es gab, wenn ich mich richtig erinnere,

auch so eine linkspazifistische Szene,

die gesagt hat, der Knast und auch Richter Müller,

der die Leute in den Knast steckt,

der macht alles nur noch viel schlimmer.

Da gibt es eine Auseinandersetzung.

Die einen sind ein bisschen härter

und die anderen haben immer wieder versucht,

am Jugendrichter vorbei zu gehen,

die haben versucht, auf irgendeiner Art den Knast unbedingt zu vermeiden.

Ja, Knast war für viele Leute ganz was Schlimmes,

auch in der Jugendrichter Szene.

Und ich habe eine andere Denke gehabt damals.

Ich habe gedacht, wenn ich nicht den einen oder anderen jetzt einsperre

und es tat mir um jeden einzelnen Leid,

dann sehen die anderen aus der Szene nicht,

dass wirklich was passiert

und damit schaffe ich letztlich mehr Straftaten und vor allem Opfer.

Und es hat funktioniert unter Strich, würdest du sagen?

Ich würde sagen, dass mein schnelles Reagieren

und bisweilen auch die Köpfe aus den Zähnen zu nehmen,

viele Opfer vermieden hat.

Weil die eine klare Ansage gekriegt hatten und wussten,

Herr Müller macht ernst.

Und das ist leider Gottes heute ja nach wie vor nicht so.

Wir haben ja nach wie vor ein ganz, ganz geressliches Jugendstrafrecht,

was nur dafür Politiker noch gut ist,

weil die können immer schön sagen, wir brauchen schnelle Verfahren und so weiter,

machen aber nichts.

Das bringen die vor der Wahl immer großartig.

Aber in Wirklichkeit könnten wir viele, viele Straftaten verhindern,

wenn man nur vernünftig agieren würde.

Vernünftig und schneller?

Natürlich schneller.

Im Moment schäme ich mich in meinem eigenen Stall durch Corona, Krankheit und so weiter.

Sind die Verfahren nach einem Jahr wegen Diebstahl

oder Fahren ohne Fahrerlaubnis und so weiter,

nach einem Jahr bei 16, 17-Jährigen,

da schämt man sich doch die Eltern vor Gericht zu zitieren.

Und das ist bundesweit so.

Wir haben Verfahrenslängen im Jugendstrafrecht, die gehen einfach nicht.

Und das, was wirklich gemacht werden muss, ist was Schnelles.

Aber da rede ich seit wirklich 20 Jahren drüber,

wenn man jetzt meine Mimik sehen würde,

ist da die pure Verzweiflung in meinem Gesicht stehend.

Also du hast gute Erfahrungen damit gemacht.

Es hat ja auch andere Richter gegeben, die gesagt haben,

wie Müller das hinkriegt, ist doch bemerkenswert, versuchen wir es auch.

Aber flächendeckend hat es nicht dazu geführt,

dass man im Jugendstrafrecht so ein Beschleunigungsfaktor einbaut.

Man hat es versucht, in Berlin zum Beispiel.

Meine verstorbene Kollegin Kistenheisig, Neuköllner Modell.

Aber das ist in den Schubladen verschwunden.

Weil man da nicht richtig politisch rangegangen ist,

teilweise ist es auch nicht wollten.

Aber vor jeder Wahl, wie nach den Silvesterkrawallen in Berlin,

kommen dann irgendwie Frau Giffey,

die ja auch noch vor 12 Jahren noch Weggefährtin von Kistenheisig war,

und sagt, ja, wir müssen jetzt schnelle Verfahren machen und so weiter.

Die CDU gewinnt mit so einer Silvesterkrawallnacht in Anführungsstriche.

Ja, eine Wahl.

Ja, in Wirklichkeit ist es doch eigentlich ganz gut für die politischen Parteien.

Wenn das Jugendstrafrecht nicht klappt,

dann können sie bei jeder Wahl sagen, wir wollen es besser machen.

Und das machen die jetzt schon.

Und zwar von welcher Farbe auch immer gesehen,

seit über 30 Jahren.

Wenn du nochmal zurückguckst und anguckst,

wie die Verfahren Ende der 90er Anfang der Nuller Jahre ausgesehen haben,

welche Schwerpunkte es damals gegeben hat,

verglichen mit dem, was heute ist.

Wo sind da aus deiner Sicht die größten Unterschiede?

Wir haben heute einen Rückgang der jungen Kriminalität.

Das ist gut.

Wir hatten in den 90er Jahren Perspektivlosigkeit bei jungen Leuten,

insbesondere in den neuen Ländern.

Wir hatten Lehrstellenmangel, dies und jenes.

Die jungen Leute wussten nicht, was wird aus mir.

Das haben wir heute alles nicht.

Und wir haben, das will ich hier in deiner Sendung auch noch mal sagen,

wir haben einen Rückgang in der Jugendkriminalität.

Nur es wird immer unheimlich aufgebauscht.

Liebe Rentner, vielleicht hören Sie mir zu.

Ja, oder liebe Menschen, ihr das hier hören.

Glauben Sie nicht alles,

Sie werden nicht an jeder Ecke von jemanden,

der irgendwie unter 18 Jahre ist, ja, überfallen.

Unsere Jugend ist nicht schlecht.

Es gibt ein paar Ausreißer, es gibt Wiederholungstäter

und es gibt auch Schläger.

Und die muss man kriegen.

Aber ob unsere Jugend mal über den Zaun zu Badeanstalt springt,

ein bisschen kifft oder aber auch mal klaut oder sonst irgendwas,

das haben Sie selber auch alle gemacht.

Lassen Sie sich nicht so viel Angst ein,

flößen durch Politiker, die denken an jeder Ecke,

sitzt da und wir brauchen Polizei, Polizei, Polizei, Polizei.

Sind jugendliche Straftäter mit Migrationshintergrund heute

für dich in deinem Berufsalltag ein größeres Problem,

als vor, weiß nicht, 15, 20 Jahren?

Nein, überhaupt nicht.

Aber ich meine, als ich in Bernau anfing,

da gab es, glaube ich, eine Außeneinerquote von 3%.

Heute liegt die auch so irgendwie zwischen 15 und 20.

Und das ist bei mir, sind hier einen, haben so eine Herkunft,

in der andere so, überwiegend sind es alles noch Deutsche,

richtig schöne deutsche Straftäter.

Und mir persönlich ist es völlig egal,

aus welchem Bereich die jungen Menschen kommen.

Die sind hier geboren, sind hier sozialisiert,

sollen hier Perspektiven bekommen und so weiter.

Ich habe diese Feststellung nicht treffen können,

dass da irgendetwas anderes ist.

Die rechte Szene, auch vor dem Hintergrund,

dass die AfD im Osten Deutschlands sehr erfolgreich ist,

die rechte Szene findet die sich auch bei dir im Gerichtssaal 2023 wieder?

Nein.

Ich meine, das, was ich erlebt habe in den 90er,

90er, ja ich muss immer rechnen,

2000er, 90er und so weiter, das haben wir heute Gott sei Dank nicht so.

Und als Jugendrichter bin ich dafür zuständig,

dass keine kriminellen Taten auf den Straßen gemacht werden.

Was die andere politische Geschichte angeht,

da habe ich nichts mit zu tun.

Das ist Sache der politischen Parteien,

die Auseinandersetzung führen sollten.

Aber die AfD führt jetzt nicht dazu,

dass ich kriminelle Wand habe,

die rechtsradikale Hintergründe haben, nein.

Wenn du für dich die Bilanz deiner fast 30 Jahre

als Berufsrichter, als Jugendrichter ziehen solltest,

gibt es auch Urteile, die du so heute nicht mehr fällen würdest?

Ich war jetzt nicht auf so eine Frage vorbereitet,

da muss ich mal ganz schnell denken.

Man versucht natürlich immer das Richtige zu machen.

Und ich habe sicherlich manchmal zu spät reagiert

und vielleicht auch nicht doll genug.

Manchmal gab es vielleicht auch eine Situation,

wo ich zu doll reagiert habe.

Das kann man schlecht sehen.

Ich hätte viel früher das Bundesverfassungsgericht

noch mal anrufen müssen.

Wegen der Legalisierung.

Jetzt kommen sich diese beiden, die politischen Parteien

und das Bundesverfassungsgericht auf der anderen Seite in die Quere.

Höchstwahrscheinlich wartet das Bundesverfassungsgericht auf die Ampel

und die Ampel hofft, dass irgendwann das Bundesverfassungsgericht kommt.

Beide machen irgendwie die richtige Arbeit.

Hätte ich das vor vier Jahren gemacht oder vor fünf Jahren,

dann wäre die Ampel nicht in die Quere gekommen.

Aber ich kann das alles nicht, weil ich ja nicht weiß,

was da beim Bundesverfassungsgericht abgeht.

Und was der Lauterbach wirklich will.

Jeder von uns kriegt ja auf seine Arbeit eine Art von Feedback.

Es gibt einen Arzt, ein Mediziner, der ein Patienten heilt,

der möglicherweise sonst im Extremfall gestorben wäre,

der kriegt lebenslange Dankbarkeit.

Kriegst du irgendeine Rückmeldung von Leuten,

die du verurteilt hast und möglicherweise auch in den Knast geschickt hast?

Oft.

Echt?

Ja, ich bin ja so bei Facebook und Twitter und wo auch immer

und dann habe ich da so irgendwie 100.000 Follower

und ab und zu kommen da dann auch mal so,

Herr Müller sehe ich ja, haben mich damals in den Arrest gesteckt.

Gott sei Dank haben sie das gemacht, ja.

Oder ich krieg heute noch manchmal, wenn ich durch Bernau laufe,

Herr Müller, könntest du dich noch an mich erinnern?

Ja.

Sie haben mir damals das genau klar gemacht

und seitdem habe ich nichts mehr gemacht.

Das sind schon Erfolgserlebnisse, wenn die Leute mich sehen

und sagen, ja, hast du damals richtig gemacht.

Du musst mal bei hinzufügen, dass vielleicht die eine oder andere

noch heute so teils sauer auf mich sind.

Ja, die kommen natürlich nicht und sagen, hast du richtig gemacht.

Aber ich krieg schon Feedback von vielen.

Ich würde gerne am Tag meiner Pension

ein Party im Stadtpark machen.

Ja, und meine, ganz klar, so eine große Party,

Richter Müller hört jetzt auf, immer eine große Party,

bringt mal alle ein paar Kästen Bier mit

oder noch schöner wäre, wenn dann im Stadtpark

aber noch gekifft werden dürfte.

Ja, und dann mache ich mal so eine Umfrage,

was hast du eigentlich richtig und was hast du falsch gemacht.

Das wäre so mein Traum.

Ja, wir haben vor ziemlich genau 10 Jahren

mal eine Sendung gemacht, da mein Gedächtnis so auch nicht funktioniert.

Dann habe ich zugegebenermaßen das nochmal kurz nachgelesen.

Da hast du wörtlich gesagt, mit entsprechenden Maßnahmen

könnte man die Jugendkriminalität halbieren.

Mal davon abgesehen, dass aktuell ein nicht ganz unwichtiger Politiker

beim Versuch die AfD zu halbieren ziemlich gescheitert ist.

Ich bin noch heute noch der festen Überzeugung.

Also was ist die Jugendkriminalität?

Ist es nicht, dass Kaugummi klauen,

ist es nicht der Hausfriedensbruch,

ist es nicht die Flasche Sekt klauen und so weiter.

Jugendkriminalität ist da, wo junge Leute intensiv kriminell sind.

Wo sie meinetwegen Polizeibeamtinnen missachten,

wo sie immer wieder auffallen.

Und da kann man durch schnelles, effektives Handeln

ja sicherlich die Hälfte verhindern.

Vor 10 Jahren habe ich da ein Bruch zurückgeschrieben.

Das ist auch überall geprüft worden,

auch im Bundesjustizministerium und so weiter.

Gute Ideen, Herr Müller.

Da stand ein Kapitel, warum der Staat mit Schuld

an der Entstehung von Intensivtätern ist.

Und dazu stehe ich heute noch.

Nun bin ich leider kein Politiker geworden

oder ich würde sagen Gott sei Dank.

Ich würde es nämlich nicht aushalten.

In dieser Politikerkasse, da bin ich lieber Einzeltäter alleine.

Ja, ich kann nichts machen.

Ich habe mit so vielen Politiker geredet und macht was

und ich kann diese Sonntagsreden nicht mehr hören.

Ja, wobei, du hast ja vorhin schon gesagt,

also demnächst hörst du als Richter auf.

Also eine Möglichkeit wäre ja tatsächlich,

in die Politik zu gehen und sich einzumischen.

Andere Möglichkeit wäre, ein Podcast zu machen, was auch immer.

Er macht mich ja gerade, oder?

Ja, aber ich meine, es hat mich nicht nur einmal so,

sondern ein bisschen mehr.

Ich warte im Moment, dass ich tatsächlich im Laufe des nächsten Jahres

irgendwann in Pension gehe

und dann setze ich mich erstmal hin und mache nur schöne Sachen.

Wenn du 30 Jahre immer nur im Gerichtssaal siehst,

du siehst immer nur Opfer, du siehst Täter, du siehst kaputte Familien

und so weiter, dann willst du einfach mal ein Jahr

nur schöne Sachen sehen.

Das heißt, ich will da auch nicht sofort Rechtsanwalt werden oder sonst was.

Ich will mir schöne Blumen am gucken, Tiere,

vielleicht ein Zoo und so weiter

und sehe nicht immer nur irgendwelche Nachbarschaftskonflikte,

dies oder jenes, wo sich Leute auf die Fresse hauen.

Ich suche im Moment noch gar nichts.

Im Podcast mache ich auch nicht.

Das kommt mit dieser ganzen Technik nicht klar.

Ich bin zu alt.

Ich will erstmal ein Jahr Ruhe haben mit meiner Frau spazieren gehen

und dann fällt mir schon irgendwas ein.

Andreas, darf ich dich trösten?

Man ist nie zu alt, auch nicht im erlernen digitaler Technik.

Ja, gut, dann habe ich aber wenigstens Zeit.

Im Moment habe ich immer noch keine Zeit

und dann kann ich irgendwelche jungen Menschen holen,

wo ich jeden Tag drei Stunden Übungen mache.

Da habe ich aber auch keinen Lust zu.

Ich will einfach spazieren gehen.

Ich will auf der Parkbank sitzen.

Ich will andere Menschen angucken und denken,

dass die Welt doch irgendwie ganz schön ist

und nicht nur Gerichtssaal.

Also drückt mir mal die Daumen.

Das ist irgendwie so eine Mitte nächsten Jahres,

so auch für mich.

Und drückt mal die Daumen,

wenn das Bundesverfassungsgericht mal

über die Cannabisvorlagen des Amtsgerichts Bernau entscheidet,

da will ich noch ein Wort zu sagen.

Natürlich enttäuscht mich das.

Es gibt ein wunderbares Grundgesetz, das muss man anwenden.

Die Gesetze gehören angewandt.

Und darauf warte ich und was dann passiert, weiß ich nicht.

Vielleicht werde ich hochdepressiv,

vielleicht springe ich in die Luft,

vielleicht veränder ich die Welt auf anderen Ebenen

oder sage, okay, hast du gut gemacht, Müller.

Eine allerletzte Frage habe ich noch.

Wann gab es in deinem speziellen Fall

die letzte akustische Verwechslung mit Udo Lindenberg?

Ah, das passiert öfter mal.

Aber das liegt daran.

Udo Lindenberg kommt aus der gleichen Region wie ich.

Er hat auch eine eigene Terminus-Teilweise.

Da habe ich ja auch.

Ich rede ja auch irgendwie so, wie mir das Maul gewachsen ist.

Und das passiert immer mal wieder.

Und ich werde tatsächlich manchmal nicht am Bild erkannt,

sondern an einer Stimme.

Ich komme irgendwo an und dann sagt man, ich kenne diese Stimme.

Ich habe die doch schon mal gehört.

Ich wünsche dir alles Gute.

Ich hoffe, wir sehen uns noch einmal in 10 Jahren.

Wenn wir ganz alt sind, dann machen wir irgendwie so eine Eidersendung.

Wir gucken zurück auf die Jugend

und gucken uns mal die Jugend an.

Oder wir machen das mit künstlicher Intelligenz.

Und dann brauchen wir gar nicht mehr selber reden.

Dann macht das sie künstlicher Intelligenz.

Genau, und trinken ein Bier dazu.

Und kürzen.

Mach's gut. Tschüss.

Heimspiel.

Seit über 30 Jahren. Für dich da.

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Andreas Müller ist seit 30 Jahren Jugendrichter und geht mit harten Urteilen gegen Neonazis vor. Der selbsternannte Querulant im Namen der Gerechtigkeit engagiert sich zudem seit vielen Jahren intensiv für die Legalisierung von Cannabis. Im Interview mit Wolfgang stellt sich Andreas Müller Fragen rund um seinen Kampf für die Legalisierung und Entkriminalisierung von Cannabis, seine kreativsten Strafen, die er als Jugendrichter verhängt hat und seine Einschätzung rund um den heutigen Stand der Jugendkriminalität.

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