Apokalypse & Filterkaffee: Heimspiel: Alexander Gutsfeld

Micky Beisenherz & Studio Bummens Micky Beisenherz & Studio Bummens 9/24/23 - Episode Page - 37m - PDF Transcript

Viel Spaß bei dieser Folge! Wünsch dir Vodafone und die Giga-Kombi, ob Internet TV oder Mobilfunk.

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Es ist Sonntag, der 24. September.

Apokalypse und Filtercafe.

Heimspiel. Das Interview am Sonntag.

Mit Wolfgang Heim.

Er ist Journalist und Podcaster. Er hat höchstaufwendig das Münchner Oktoberfest recherchiert.

Herausgekommen ist ein sehr spannender Podcast produziert von Studio Bummens mit dem Titel

Das Lederhosenkartell. Herzlich Willkommen Alexander Gutsfeld.

Dankeschön, danke für die Anladung.

Alexander, die Wiesen, die berühmte, die läuft in diesem Jahr seit einer guten Woche. Warst du schon mal da?

Tatsächlich. Ich war am Sonntag, am zweiten Wiesentag.

Da war ja auch die Veröffentlichung von dem Podcast.

Da bin ich hingefahren mit dem Zug und habe dann auch ein paar Rikscha-Kollegen getroffen,

Freunde getroffen und war auch im Zelt mit meiner Familie.

Das Spannendste war vermutlich die Reaktion auf eben diesen Podcast.

Wenn du sagst, du hast die alte Rikscha-Familie wieder getroffen.

Da hatte ich ein bisschen Angst, weil ich ja als Rikscha-Fahrer früher gearbeitet habe, dann im Podcast auch teilweise Sachen ausplaudere,

öffentlich mache und da hatte ich Angstvolle Reaktionen natürlich ein bisschen von Rikscha-Kollegen.

Wie waren die Reaktionen?

Bis jetzt überwiegend sehr positiv, aber mal gucken, was in den nächsten Folgen dann passiert.

Gab es irgendein, der auch gesagt hat, du seist ein Nestbeschmutzer?

Wird bestimmt noch passieren.

Ist aber bisher nicht passiert.

Bis jetzt noch nicht so wirklich.

Hast du von den Protagonisten mit denen du gesprochen hast?

Und das ist ja eine bemerkenswerte Reihe, beginnend von Freiern über Prostituierte bis zu einem Zuhälter.

Hast du da schon eine Rückmeldung gekriegt?

Ja, haben wir schon ganz unterschiedliche Rückmeldungen bekommen.

Aber ich glaube, es geht auch nicht.

Manche finden es gut, andere finden es weniger gut.

Ich glaube, es ist kaum möglich, alle zufrieden zu stellen mit einem journalistischen Produkt,

weil wir auch unterschiedliche Perspektiven, z.B. in Folge 2, da geht es um einen Kokskandal,

einen Polizeiskandal.

Und da haben wir einfach mit ganz unterschiedlichen Protagonisten gesprochen,

die auch unterschiedliche Interessen haben, unterschiedliche Ansichten haben über den Fall.

Und natürlich ist da jetzt nicht jeder total happy damit.

Was war die Reaktion, die dich am meisten überrascht hat?

Mich hat wirklich überrascht, jetzt gar nicht von Protagonisten mit denen wir geredet haben,

sondern von Leuten und wirklich sehr gefreut, die die Wiesen nicht mögen.

Mir auch gesagt haben, sie würden nie aufs Oktoberfest gehen und trotzdem diesen Podcast angehört haben,

was ich schon mal nicht gedacht hätte und den tatsächlich anscheinend auch noch gemocht haben, teilweise zumindest.

Ja, dazu kommt, dass die öffentliche Rezeption, finde ich jedenfalls, durchaus bemerkenswert war.

Also Fokus Online hat eine große Geschichte gemacht in der Süddeutschen, war, glaube ich, auch eine Besprechung.

Das ist ja etwas, was nicht jedem Podcast in diesem Land widerfährt.

Ich glaube, da haben wir natürlich auch ein bisschen Glück.

Erstens das Thema, also Oktoberfest, das zieht einfach medial unglaublich.

Das heißt, es ist auch Zeitung.

Ich bin ja selber Jeulist.

Also die lechsten natürlich nach Themen, über die sie schreiben können, suchen,

müssen jeden Tag über was schreiben.

Es gibt da wirklich Wiesenreporter dann in München.

Und dann sind natürlich dankbar über jedes Thema, über das sie schreiben können.

Und dann kommt zum Podcast, das ist vielleicht mal was anderes,

als jetzt das zehnte Interview mit dem Promi X Y, der jetzt im Käferzelt abhängt.

Ich glaube, das ist zum einen.

Und zum zweiten habe ich natürlich das Glück,

dass der Podcast bei Studi Moments erschienen ist

und dann Podcasts wie Kui Bono schon mal Vorarbeit geleistet haben.

Und es dann auch schon größer besprochen wurden

und auch durchaus erfolgreich waren.

Dann hast du auch noch den alten Michael Gräther ausgebuddelt,

von dem ich gar nicht wusste, dass er irgendwie reportertechnisch noch unterwegs ist.

Nicht mehr so wirklich, ja.

Wie war die Begegnung mit ihm?

Sehr unterhaltsam, würde ich jetzt mal sagen.

Also der ist immer noch total fit, fideel, mit sein 82.

Unglaublich adrett angezogen.

Und der fängt einfach zu erzählen, da muss man gar nicht viel machen.

Der redet und packt eine Anekdote nach der anderen aus.

Ich habe auch vor Jahren mal mit dem eine Sendung gemacht

und hängen geblieben ist bei mir.

Du wirst im einen prominenten Namen hin

und er erzählt dir auf eine sehr süffesante Art und Weise,

eine Geschichte, die relativ eindeutig in ein Finale mündet,

dass man so auch irgendwie erwarten kann.

Total erwarten kann, aber interessant ist auch,

dass Michael Gräther überall dabei zu sein scheint,

oder damals gewesen war.

Also wirklich er stellt es natürlich auch so dar

und vielleicht ist es so, das ist die interessante Frage,

dass er da wirklich immer mitten drin war

und entscheidender Akteur war.

Ja, und auch einer, der irgendwie auf eine erstaunliche Art und Weise

wieder hochgekommen ist, das schafft nicht jeder,

der in Landsberg inhaftiert ist.

Obwohl ganz hochgekommen, weiß ich nicht, aber ja.

Also ein Stück weit jedenfalls.

Ja, ja, total. Das schafft nicht jeder.

Du bist Journalist,

kommst du Frage auch aus einer Journalistenfamilie?

Nein, aber ich komme aus einer Familie,

die sehr viel Zeitung gelesen hat oder liest.

Also ich bin mit der süddeutschen Zeitung aufgewachsen.

Hab als Kind sogar immer, das klingt jetzt total streberhaft,

aber immer die Asset gelesen, weil ich total ein Fußballfan war

oder bin.

Und die Champions League Spiele nie anschauen durfte,

und da bin ich immer in der Früh aufgewacht am nächsten Tag

und hab mir die Zeitung aus dem Briefkasten gefischt,

um zu gucken, wie das Bayern-Spiel ausgegangen ist.

Und das Sportressort der süddeutschen Zeitung

ist bis heute, finde ich jedenfalls, das mit Abstand beste.

Ja, total. Also damals noch mit Lukka Schulze, genau.

Was die jeden Tag abliefern,

das ist auf Knäher, Seele, auf uns erweitert,

das ist schon bemerkenswert.

Genau, also für mich waren es damals schon,

also ich konnt's damals noch nicht so fassen,

aber ich wollte schon immer journalist werden

und hab dann irgendwann, glaub ich, diesen ironischen Stil

auch total aufgesogen und gefeiert.

Wolltest du dann auch Sportjournalist werden?

Ja.

Wurde ich nicht, bis jetzt.

Du hast aber etwas geschafft, was auch nicht sehr viele schaffen.

Du hast dich bei der Deutschen Journalistenschule

in München beworben und bist genommen worden.

Ja, aber ich hab mich auch unglaublich reingestellgert.

Also ich war da schon, ich glaub, 28 und 29,

als ich mich beworben hab, also kam mir schon viel zu alt vor

und hab dann unglaublich viel gelernt

für diesen Wissenstest, also hab mich total darauf vorbereitet.

Und wirklich für mich war das das Große

und ich musste unbedingt hin

und hab es dann tatsächlich auch geschafft.

Aber es ist natürlich auch Formsache je,

nachdem wie man für diese Jury irgendwie auftritt

und ob die ermögen, ob die Fragen passen.

Also es lief an dem Tag ziemlich gut.

Musstest du auch eine Reportage schreiben?

Ich musste eine Reportage schreiben als Bewerbungsreportage.

Genau, und dann vor Ort noch mal ein Text.

Was war das für ein Text? Was ist das noch?

Die Bewerbungsreportage, die war ganz interessant.

Also das Thema war das Duell.

Und ich hab da vorne Masterarbeit geschrieben

über arabische Männer, die mit deutschen Frauen schlafen in Ägypten.

Also Sex-Tourismus, weiblichen Sex-Tourismus in Ägypten, in Hurgada.

Und war da vor Ort und dann kam dieses Thema.

Und ich hatte davor zwei Männer interviewt,

die mir viele Frauen gebohlt haben.

Und das war dann mein Thema.

Ich hab dich jetzt aber gerade so verstanden,

als sei das ein Geschäftsmodell gewesen.

Aber um eine Fraubohlen klingt jetzt eher nach was Emotionalem.

Ja, das ist relativ komplex.

Also es gibt zum einen diesen Sex-Tourismus.

Das heißt, es sind wirklich auch ältere Frauen,

die mit jüngeren Männern schlafen und dann für Gefälligkeiten,

eine Einladung aufs Essen und so weiter.

Gehen die Männer dann darauf ein, auch für Geld manchmal.

Aber gleichzeitig verlieben sich auch viele Männer

und das ist ein sehr komplexes Zusammenspiel.

Es ist nicht reine Prostitution, sondern es ist irgendwas dazwischen.

Und es ist eher so ein Handel mit Emotionen, würde ich sagen.

Also Journalistenschule, die in München, die hast du gemacht,

dann bist du vermutlich wie viele deines Jahrgangs

in diese Printkrise reingekommen.

Also in früheren Jahren hättet ihr euch die Jobs aussuchen können,

ob Spiegel oder Stern oder Zeit oder was auch immer.

Das ist dann irgendwie schwieriger geworden.

Hast du dir dann auch so ein Bauchladen zusammengebastelt?

Also wir sind in Corona tatsächlich reingerutscht.

Also das war irgendwie der zweite Monat.

Es war dann plötzlich Homeoffice und Vollkatastrophe.

Und bei uns war wirklich in der Klasse teilweise großer, großer Pessimismus.

Also das war ja auch in der Medienbranche.

Wir haben uns alle gesagt, okay, jetzt werden teilweise,

haben ja auch große Zeitungen wie die Süddeutsche,

dann Kurzarbeit eingeführt.

Und ja, da hatten viele von uns schon die Sorge,

inklusive mir, dass es irgendwie alles sehr schwierig werden könnte.

Und dann bin ich zum Glück in dieses Podcast-Ding reingerutscht.

Der erste Podcast, Narco Land,

das war, glaube ich, auch eine Kooperation mit der Aachener Zeitung,

die wie zustande gekommen ist.

Das lief auch über die Deutsche Joylisten-Schule.

Die haben so ein Regional Fellowship gegründet.

Also das geht so, dass man sich da bewirbt

bei einer Regionalzeitung für ein digitales Projekt,

das man leitet, umsetzt.

Und ich habe mich eben mit dieser Idee eines Podcasts beworben

und es wird dann zum Glück genommen von der Aachener Zeitung.

Ziemlich knappe Entscheidungen anscheinend,

aber die haben sich dann für mich entschieden

und dann durfte ich dort innerhalb von drei Monaten

für einen Voluntärsgehalt ein Podcast umsetzen.

Das Ganze hat natürlich viel länger gedauert,

weil Podcasts unglaublich aufwendig sind

und dann habe ich dann ein halbes Jahr daran gearbeitet.

Heavy-Thema Crystal Meth, also eine Droge,

man kennt ja diese vorher nachher Bilder,

ein gut aussehender junger Mensch

und nach drei Jahren ein Quark, ein körperliches.

Und wenn man die jeweiligen Augen guckt, auch ein seelisches Quark,

hast du es auch so erlebt?

Ich habe selber kein Crystal Meth genommen,

aber ich habe mit Leuten geredet,

mit einem Abhängigen, der mir, ich glaube,

er hat selber jetzt nicht so unglaublich

einen körperlichen Verfall gehabt,

aber war unglaublich abhängig

und hat sich auch sehr verändert durch die Droge.

Wie hast du es geschafft, in diese Szene reinzukommen?

Das ist ja eine abgeschottete Szene,

die Öffentlichkeit und mediales Interesse

überhaupt nicht brauchen kann.

Tatsächlich ist es ganz interessant,

weil ich war ja ein Nordrhein-Westfalen bei der 8. Zeitung

und da, obwohl da unglaublich viel Crystal Meth

im Umlauf ist seit paar Jahren,

das ist ein bisschen das Thema des Podcasts,

dass immer mehr Crystal Meth über die Grenze kommt,

gibt es gar nicht so unglaublich, sehr viele Abhängige.

Und es wird gar nicht so viel konsumiert,

das ist eher Tschechien, Ostdeutschland, auch Bayern.

Aber es gibt eine Campsex-Szene, wie über in Deutschland

und da wird auch Crystal Meth konsumiert

und da habe ich dann bei Selbsthilfegruppen nachgefragt,

und dann habe ich dann mit ein paar Leuten geredet

und einen dann länger interviewt, der sehr, sehr offen war,

der sogar sehr bemüht darum war, Aufklärung zu leisten

und deswegen sehr viel über seine Sucht,

sehr offen über seine Sucht geredet hat.

Und seine Sucht auch überwunden hat inzwischen?

Ja, das ist halt immer die Frage, ich glaube,

das ist auch abhängig.

Aber er hatte auch ein paar Rückfälle gehabt,

als wir geredet haben und es war,

also ich habe ein Interview gemacht,

ein paar Monate später nochmal mit ihm geredet,

war immer noch clean.

Was ist die Campsex-Szene?

Campsex-Szene ist vor allem, also Nachtleben,

also eine Clubszene oder auch Partyszene,

wo vor allem unter schwulen Männern,

die mehrere Drogen neben und dann Sex haben.

Also unterschiedliche Drogen neben,

also Crystal Meth ist eine davon.

Crystal Meth, was kriegen die,

die es konsumieren im Gegenzug dann an,

keine Ahnung, Halluzination,

neuen Bewusstseinszuständen, was auch immer?

Sehr viel Energie, ich glaube auch große Selbstbewusstsein

und was ich sehr eindrücklich fand,

ist, er meinte, dass er auf Crystal Meth

sich unglaublich gut fokussieren kann auf eine Sache.

Es gibt selbst berühmte Bild aus Breaking Bad,

das irgendwie Meth-Hats,

irgendwie dann, wenn man ihnen einen Schaufel gibt,

dann drei Stunden lang Schaufeln,

in dieser einen Tätigkeit,

und bei ihm war es tatsächlich Porno-Konsum,

aber gar nicht Pornos gucken,

sondern sie abspeichern, runterladen und abspeichern,

runterladen und abspeichern ersetzen.

Und ich glaube, das ist so, dass man sehr fokussiert ist

und sich dann verliert in irgendeiner Tätigkeit

und das dann auch Stunden bis Tage lang machen kann.

Wie heftig ist die Abhängigkeit, in die du dann rutschst?

Sehr heftig, also bei ihm was zumindest sehr heftig,

ist natürlich auch immer ein bisschen individuell,

wie schnell man abhängig wird,

wenn man so süchtig macht,

als Drogen, die es gibt.

Und da ist bei vielen Menschen sehr, sehr groß

und wie gesagt, der emotionale und körperliche Veränderung

geht halt damit auch einher und tritts relativ schnell ein.

Du hast dir dann auch so eine Crystal Meth-Küche angeguckt,

so ein Drogenlaborer in Limburg, glaube ich, in Holland?

Nee, in Limburg war ich bei einem Gangster-Park,

genau, aber immer den Gangster-Park,

aber gleich an der Grenze zu Aachen,

aber auch in Holland, da wurde, das war ein Riesen-Zufall,

ein Riesenglücksfall,

tatsächlich ein Meth-Labor gefunden

und da bin ich zwei Tage später als einfach mal hingegangen

und habe es mir dann dort angeguckt.

Wie sah es da aus?

Ich bin gar nicht so weit gekommen,

weil ich auf ein Gelände dann auf einen Mang getroffen bin,

der nicht so lust hatte, dass ich da rumlaufe

und der mich dann rausgejagt hat und rausgeschubst hat,

tatsächlich.

Meine Theorie ist, dass der, zumindest die Leute kannte,

die dort davor gearbeitet haben, vielleicht sogar auch da...

Und dieses ehemals kriminelle Paar,

das du gerade angesprochen hast, was war das von der Geschichte?

Ja, genau, das war ein super spannendes Interview.

Der Mann, den ich interviewt habe, der war Ecstasy-Koch,

also hat sich ein Grundstoff von Ecstasy gekocht,

aber auch gehandelt, also er war wirklich relativ hohes Tier

und wie viele Gangster dann zum Glauben gefunden,

die dann aussteigen, zum Glauben gefunden, ist sehr gläubig

und jetzt auch so ein bisschen predigt, so ein bisschen

und war sehr, sehr offen.

Ist er glaubhaft gläubig?

Ja.

Es gab diesen Reporter Peter de Vries,

der auch in dieser Szene recherchiert hat in Holland,

der ermordet wurden in Amsterdam auf offener Straße,

ist eigentlich geklärt worden, ob diese Crystal Meth-Mafia

dahinter steckte?

Nein, das war keine Crystal Meth-Mafia,

das waren Banden, die vor allem mit Kokain oder Dielen,

also weniger Crystal Meth als Koks und andere Drogen,

aber das ist auf jeden Fall organisierte Kriminalität gewesen,

die sehr, sehr mächtig sind in Holland

und für viele auch überraschend mächtig sind

und auch teilweise so den Rechtsstaat gefährden.

Worauf ich eigentlich raus wollte,

ist, ob jetzt nur Crystal Meth oder Kokain,

wer in dieser Szene recherchiert, geht ja nun offenkundig,

im Falle Peter de Vries mit tragischem Ausgang ein großes Risiko ein.

Hast du dir überlegt, das bleiben zu lassen,

als du davon gehört hast?

Bleiben lassen nie, aber ich habe mir tatsächlich irgendwann Gedanken gemacht,

weil ich dann irgendwann, es war ja auch,

es war unglaubliche viele Zufälle,

dieser Mord an Peter de Vries war quasi eine Woche,

nachdem ich angefangen habe, bei der Aachener Zeitung,

um die Aachers zu recherchieren,

also es ist alles irgendwie gleichzeitig passiert zu meiner Recherche

und da habe ich mir schon ein bisschen Gedanken gemacht,

man muss dazu aber sagen, ich bin nicht Peter de Vries,

niemand kannte mich, Peter de Vries war auch mehr als ein Journalist,

der hat auch einen Kronzeugen beraten,

der war auch wirklich eine unglaublich bekannte öffentliche Figur in Holland,

der sich sehr offensiv angelegt hat, auch mit Menschen aus Drogenbanden,

also mit Kriminellen, der war wirklich aktiv

und hat Kronzeugen über Seite gestanden

und das als deutscher Journalist, vor allem als passiert einem,

bis jetzt ist da noch nichts passiert und passiert einem auch immer noch nicht.

Also die riesigen Binnarko-Land bei dieser Recherche, Crystal Math betreffend,

waren überschaubar für dich.

Ich vermute in Sachen Oktoberfest waren sie erst recht überschaubar.

Dein persönlicher Bezug ist ein, insofern,

erklärungsbedürftiger, als du seit zehn Jahren rickscher Fahrer

auf der Wiesn bist.

Was bitte ist ein rickscher Fahrer und was macht ein rickscher Fahrer auf der Wiesn?

Ein rickscher Fahrer fährt rickschers, also Fahrradtaxis,

würde ich es jetzt mal nennen und gibt es ja bekannte rickschers,

gibt es ja in Indien zum Beispiel, da gibt es ja viele rickscher Fahrer

und irgendwann ist es nach Europa übergeschwappt

und hat sich vor allem auf der Wiesn etabliert.

Also auf der Wiesn gibt es unglaublich viele rickschers, auf dem Oktoberfest

und die sind ein bisschen fast schon wie so ein Fahrgeschäft außerhalb der Wiesn,

also weil rickscher Fahrer so mit leuchtenden LED-Beleuchtung rumfahren

mit lauter Musik und oft auch zur Bespaßung der Besoffenen.

Wer kommt zu dir und wohin fährst du, den oder diejenige?

Also 90% sehr betrunkene Menschen, also Wiesn-Gäste,

ich bin aber auch nur auf der Wiesn unterwegs immer,

die kommen meistens zu mir, wenn sie schon auf der Wiesn waren

und wollen dann zum Hotel gefahren werden, aber auch auf der Wiesn-Party

teilweise aber auch in den Puff.

In Puff?

Ja, genau ins Bodell.

Was macht ein Mensch oder ein Mann, der Sternhakel voll ist, im Puff?

Ich glaube, er will Sex haben.

Ich weiß nicht, ob es immer klappt, aber das ist meistens das Ziel.

Ja.

Wenn du mit deiner rickscher einen betrunkenen Freier in ein Bodell fährst,

kriegst du plus-minus 50 Euro, stimmt das?

Genau.

Ist das okay?

Das ist die Frage, ja.

Das ist tatsächlich die Frage, die ich mir in einer Folge stelle.

Also ich mach das seit zehn Jahren, ich hab Männer zum Puff gefahren

und dafür Provisionen kassiert vom Bodell

und hab aber auch einen guten Freund, der auch rickscher Fahrer ist,

der das aus Prinzip nicht macht, weil er sagt, das ist moralisch verwerflich

oder zumindest fragwürdig, weil man damit auch Gewalt, Ausbeutung unterstützen könnte.

Man weiß ja nicht, was für Arbeitszustände in den Bodellen herrschen.

Und die Frage fand ich immer spannend

und die habe ich dann versucht zu beantworten in der Folge.

Also du schilderst in dieser einen Folge auch zwei Etablissements,

das eine war der Leierkasten und das andere war irgendein Ding mit FKK.

FKK Fantasy ist ein Saunaklub.

FKK Fantasy.

Wie unterscheiden sich diese beiden Etablissements voneinander?

Der Leierkasten ist ein Laufhaus.

Das zweite Laufhaus ist ein Ort, in dem Frauen die Zimmer anbieten

und dort dann ihren Service anbieten.

Ein Saunaklub ist tatsächlich eine Art Sauna-Bereich,

wo es dann auch Zimmer gibt, aber die Gehörn werden nicht von den Frauen angemietet,

sondern die sind sich dann zurück mit den Männern.

Und diese Frauen, die diesen Job machen, machen die das selbstbestimmt

und freiwillig und finden es ganz toll

oder ist das eine besonders perfide Form von Zwangsprostitütze

und Klammer auf, Ost-Europa, Klammer zu?

Ich glaube, die Frage kann man nicht eindeutig beantworten.

Ich glaube, man muss wirklich gucken von Bodel zu Bodel,

was für Arbeitsverhältnisse dort herrschen.

Ich glaube, Zwangsprostitution ist in der Wissenschaft relativ vom Stritten der Begriff,

weil es entweder Zwang gibt oder Prostitution, habe ich mir sagen lassen.

Aber es gibt auf jeden Fall Zwangsverhältnisse in der Prostitution.

Ich glaube, wenn er regel, die meisten Frauen in den Modellen sind gemeldet,

da wird auch darauf geschaut, aber das heißt nicht,

dass man es wirklich kontrollieren kann.

Aber ich erlaub mir da keine klare Antwort darauf.

Aber es gibt sie, wie bei vielen anderen prekären Jobs,

wo es Schwarzarbeit gibt, wo Frauen aus Ost-Europa nach Deutschland kommen

und für wenig Geld dort arbeiten müssen.

Also die Gefahr ist auf jeden Fall da, dass dort Zwang herrscht.

Ob es jetzt wirtschaftlicher Zwang ist oder auch körperlicher Zwang,

ist auf jeden Fall ein komplexes Thema, sagen wir es so.

Absolut. Du hast auch einen Zuhälter im O-Ton.

Was ist das für ein Typ und was hat er dir erzählt?

Ja, also, der war kein Zuhälter, der war Geschäfts- ...

Bodellbesitzer.

Genau, Bodellbesitzer ist ein wichtiger Unterschied.

Also Zuhälter ist ja eine öffentlichen Wahrnehmung.

Oder es ist ein Männer, der wirklich Macht über die Frauen haben

und auch teilweise Geld abzwackt.

Also der Begriff ist hiermit passiert, kein Zuhälter, ein Bodellbesitzer.

Was ist das für einer, was hat er dir erzählt?

Genau, der war früher Buchbinder

und hat dann irgendwann gemerkt, dass das Geschäft nicht mehr so gut läuft

und seinen Steuerberater hat ihn dann dazu geraten,

ein Bodell zu kaufen und es dann zu leiten.

Und er hat dann damit angefangen, also jemand, der nicht aus dem Milieu ist,

was ich schon mal sehr interessant fand

und der hat dann gemerkt, er muss dann erstmal lernen,

so in den Geschäfts- ... sich auch zu behaupten.

Und ja, der ist dort Chef und kriegt Miete von den Frauen

und diese Frauen arbeiten dann unabhängig

und bestimmen ihre eigenen Preise und arbeiten in diesem Haus.

Also ein Bodell als Steuerspaarmodell,

habe ich ehrlicherweise auch noch nie voll gehört.

Also der Steuerberater hat zumindest einen Blick in die Zahlen anscheinend

von einem Bodell und meinte, das könnte doch ein ganz gutes Geschäftfilm sein.

Er meint, es ist schwierig, schwieriges Geschäft.

Er meint, er hat sich sehr beschwert,

dass nicht mehr so viele Leute ins Bodell gehen wie früher seit Corona.

Apropos Geschäft, die Münchner Wiesen, diese Mammutgroßveranstaltung,

inwieweit ist das etwas, wo richtig viel Geld umgesetzt wird,

wo richtig fette Umsätze gemacht werden

und wo auch hinter den Kulissen der ein oder andere Kampf ausgetragen wird?

Ja, das ist genau der Ort dafür.

Das ist ja auch ein bisschen die These des Podcasts.

Die Wiesen einfach ein unglaublich...

Also ein Ort, in dem unglaublich viel Geld umgesetzt wird.

Von der Stadt München und von allen vielen Menschen,

die in München leben,

die plötzlich für zweieinhalb Wochen

versuchen, so viel wie Geld wie möglich zu machen

mit den Wiesengästen.

Angefangen mit mir als Rikscherfahrer,

mit Puffbesitzern, aber auch mit Wiesenwirten, Bierbrauern und so weiter.

Also jeder versucht, seinen Schnitt zu machen

und da werden auch manchmal krummel Geschäfte gemacht,

da werden manchmal krummel Deals gemacht und...

Zum Beispiel?

Zum Beispiel, da gibt es mehrere Beispiele,

aber was ich sehr interessant finde,

das kommt auch in einer Folge vor.

Es gibt in München sechs große Brauereien

und die haben es irgendwie geschafft,

ja so eine Art Oligopol zu gründen.

Das heißt, die teilen unter sich dieses Geschäft auf der Wiesen auf,

die haben ein Verein gegründet und da festgelegt,

dass nur sie Münchner Bierbrauen dürfen,

weil sie einen Tiefbrunnen haben.

Also die schützen sich gegenseitig?

Die schützen sich ein bisschen gegenseitig,

also es gibt ja nicht nur in München,

aber die haben es geschafft, zu verhindern

oder dass andere Brauereien auf die Wiesen Bier ausschenken können.

Und da erzähle ich die Geschichte von einer kleinen Brauerei,

namens Giesingerbräu,

die versucht eben auch auf die Wiesen zu kommen

und sich so ein bisschen anlegt mit den Großen.

Mit welchem Ausgang?

Unbekannt noch, aber werde ich auch nicht verraten.

Verrat ist einfach jetzt noch nicht genau.

Ansonsten, wenn man sich in die Bierzelte begibt,

in die Jahrtausende von Menschen jeden Tag reingehen,

inklusive Touristen aus aller Welt,

gibt es da eine Zwei-Klassengesellschaft in Sofern,

auf der einen Seite sozusagen das große eher prollig orientierte Volk

und dann die feineren Herrschaften,

die Vips und die Semivips in den edleren abgetrennten Zelten?

Genau, sehr gut zusammengefasst, das gibt es.

Die Wiesen ist, finde ich, immer noch ein Volksfest,

obwohl in München natürlich eine sehr reiche bürgerliche Stadt ist.

Aber ich finde, in den großen Zelten findet man das noch,

dass man wirklich ganz unterschiedlich auf den unterschiedlichen Menschen trifft

und unterschiedliche Gesellschaftsschichten.

Aber gleichzeitig gibt es eine exklusive Zelte,

wie zum Beispiel das Käferzelt.

Das ist ein Zelt, das vor allem von Promis bevölkert ist.

Da kommt man rein, wenn man prominent ist, gute Verbindungen hat.

Wer entscheidet es?

Der Türsteher oder mehrere Türsteher sogar.

Es gibt sogar mehrere Türsteher, so mehrere Stockwerke oder ein,

zwei Stockwerke.

Und da wird immer ganz genau geguckt,

ob man auch das richtige Bändchen oder überhaupt ein Bändchen hat.

Da hast du auch ein oder andere mal versucht,

nach oben zu kommen, nach ganz oben?

Genau.

Mit welchem Ausgang auch hier?

Das hat nicht wirklich funktioniert.

Es war auf jeden Fall schwierig.

Es gab mehrere Hürden, die ich überwinden musste.

Wenn man dann also irgendwann mit den ganzen Bändchen durchgelassen wird

und ganz oben ist, ist das, wie soll ich formulieren,

ein fröhliches Gelage, in der es den Menschen gut geht

oder wird da auch, um sozusagen den Kick zu erhöhen,

auch die ein oder andere Droge gereicht?

Also er bestimmt.

Da wird auf jeden Fall gekocht.

Das witzige an der Wiesen ist ja, dass es Wiesenkoks gibt.

Es ist einfach Schnupftabak.

Also es gibt es überall.

Man hat den Vorteil, dass man sehr gut ungestört koksen kann

in der Öffentlichkeit, weil es sich nicht unterscheiden lässt.

Schnupftabak?

Ja, genau.

Man kann einfach auch wirklich Koks dann mit Schnupftabak mischen.

Zum Beispiel habe ich von Leuten gehört, die das machen.

Genau.

Und im Käfer wird auf jeden Fall auch gekocht,

wie überall, aber auch in Deutschland.

Ich glaube, es ist gar nicht so wiesenspezifisch.

Du hast dann auch einen, wie soll ich sagen,

einen Koks-Dealer gefunden, getroffen, gesprochen,

mit dem Aufzeichnungen gemacht, der selbst,

ich wusste gar nicht, dass ein Mensch so viel koksen kann.

Also der hatte ja eine richtige Heavy-Karriere selbst

als Koksa mit, ich weiß nicht, wie viel?

20 Gramm.

20 Gramm, was kosten 20 Gramm?

Also 1 Gramm kostet ungefähr 100 Euro Straßenpreis.

Er hat es bestimmt billiger bekommen, weil er der Dealer war.

Aber jetzt sagen wir mal, 100 Euro grob gerechnet,

dann kann man sich so gucken.

Da bist du ja sofort im vierstelligen Bereich.

Du musst ja diese Kohle irgendwie randschaffen.

Wie hat er das gemacht?

Also er hat natürlich das Koks sehr billig bekommen

und hat dann einfach unglaublich viel gearbeitet,

viel verkauft.

Und von dem Koks dann natürlich auch unglaublich

sehr viel selber konsumiert.

Und er hat irgendwann gar nicht, also hat er beschrieben,

irgendwann noch gearbeitet und konsumiert und gearbeitet.

Du brauchst ein Verteilernetz.

Du brauchst vertrauenswürdige Menschen,

die dich nicht irgendwie der Polizei ausliefern.

Wie hat er das hingekriegt?

Ja, das ist sehr spannend.

Also der Dealer, mit dem wir gerede haben,

der war unglaublich gut vernetzt im München,

der hat jetzt mal zugespitzt gesagt,

der halbe Münchner Chikarier beliefert.

Und er hatte wirklich prominente Kunden

und hatte aber auch Polizisten als Kunden,

die ihn teilweise gedeckt haben.

Ja, also da gibt es einen Fall,

dass ein Polizist ihn geschützt hat bei Kontrollen zum Beispiel.

Mit welchem Ergebnis dann?

Es hat funktioniert, ja.

Also der wurde nicht erwischt, bis er irgendwann erwischt wurde.

Als er erwischt wurde, war er nicht der Einzige,

der erwischt wurde mit anderen Worten.

Das Ganze hat dann den größten Polizeiskandal

in der Geschichte Münchens ausgelöst, schlussendlich.

Ja, vielleicht sogar die größten Ermittlungen in Deutschland

gegen Polizisten.

Wie ging das aus?

Es ging aus, dass am Ende 36 Polizisten angeklagt wurden.

Und unter ihnen waren eben viele,

die auch bei diesem Dealer Koks gekauft haben,

ihn geschützt haben.

Dieser Dealer hat im Hart in einem Wiesenclub immer verkauft.

Das war so der Club, wo vieles zusammengekommen ist.

Und dort habe ich die Leute mit der Riksche hingefahren

zu diesem Club.

Deswegen erzähle ich die Geschichte.

Was ist aus dem Typ geworden?

Der Typ ist dann erwischt worden

und hat dann ausgesagt als Kronzeuge gegen diese Polizisten

und ist dann relativ glimpflich davonbekommen.

Bewehrungsscharfe.

Mit zwei Jahren auf Bewehrung, genau.

Was ist aus dem Hart, aus diesem Koks-Umschlagplatz geworden?

Das Hart musste schließen tatsächlich.

Und da gab es eben eine riesengroße Ratia.

Das war unglaublich groß.

Es sind sehr, sehr viele Sonder-Einsatzpolizisten.

Also USK-Polizisten haben diesen Club gestürmt.

Und es ist natürlich ein unglaubliches Bild,

weil es so der Münchner Schickarrier-Club ist

und plötzlich kommen so schwer bewaffnete Einsatzkräfte da rein

und stürmen diesen Club.

Und die Leute mussten sich teilweise nackt ausziehen,

wurden ganz körper untersucht.

Also es war eine sehr eindrückliche Geschichte.

Und der Club musste dann schließen,

offiziell wegen Verstoß gegen die Corona-Auflagen.

Jetzt haben wir von dir wahnsinnige Geschichten gehört

über bedrunkene Touristen,

die unbedingt per Rikscha ins Bordeaux gefahren werden wollten,

von Koks, von Prominenten,

die mit diesem Koks auch unterwegs waren,

von Razzien, von bestochenen Polizeibeamten.

Und der normale Wiesenbesucher wird wahrscheinlich dastehen,

den Kopf schütteln und sagen, ich kenne meine Wiesen nicht wieder.

Hast du mit diesen Leuten auch immer mal wieder zu tun gehabt,

mit denen geredet, sie gefragt, warum sie da hingehen,

was das für sie bedeutet,

ob das jetzt nur ein besonderes Gefühl von Gemeinschaft bei ihnen erzeugt?

Also ich habe eigentlich vor allem ganz normale Leute gefahren

und auch mit denen geredet.

Natürlich in meiner Rikscha sind ja wirklich die durchschnittlichen Wiesenbesucher

und fast alle sind total begeistert.

Also das finde ich immer auch wieder faszinierend.

Die kommen zu mir und sind unglaublich gut drauf und beseelt.

Auch viele Touristen, die von der Wiesen schwärmen,

also ganz viele Amerikaner,

die diesen Ort lieben, auch glaubwürdig lieben

und sagen, das ist der beste Ort der Welt,

natürlich berauscht sind, auch wegen des Bierkonsums,

aber auch sehr, sehr viel reinprojektieren in diesen Ort

und da was finden, was sie nirgends woanders finden.

Ich erinnere mich, ich habe mal einen Italiener kennengelernt,

der immer im September zwei Wochen Urlaub genommen hat,

dann mit einem Wohnmobil nach München gefahren ist,

irgendwo in der Nähe geparkt hat

und zwei Wochen lang jeden Abend auf die Wiesen gegangen ist

und sich betankt hat.

Genau, so einen haben wir auch interviewt

und der war sogar 40 Jahre.

Seit 40 Jahren geht er jeden Tag auf die Wiesen.

Auch aus Italien?

Nee, aus Österreich.

Seit 40 Jahren?

Der Wiesenschurli.

Und was war das für einer?

Der ist ein sehr, sehr faszinierender Typ,

sehr unterhaltsam, sehr witzig.

Der sagt er selber auch zwei Persönlichkeiten hat.

Zum einen ist er Handwerker

und zum anderen ist er der Wiesenschurli.

Der Handwerker trägt ganz normale Arbeitskleidung

und der Wiesenschurli trägt Lederhosen,

trägt Tracht und geht auf die Wiesen.

Ja, macht er das Ganze allein

oder ist das irgendwie eine Gruppe von...

Es macht er allein, aber er kennt natürlich

sehr, sehr viele Leute auf der Wiesen.

Der hat sich verstanden zu inszenieren auch.

Der hat es dann irgendwann geschafft auch

zu einer Wiesenmarke zu werden.

Und das ist natürlich auch das Faszinierende an der Wiese.

Die Wiese ist ein riesiges Medienereignis

und es zieht natürlich auch Leute an,

die sich inszenieren können,

die Aufmerksamkeit suchen und sie dort auch finden

und die plötzlich für zwei Wochen berühmt sein können.

Also nicht für 15 Minuten, sondern für zwei Wochen

und dann tauchen sie wieder ab.

Und Leute, die dann auch ein Gemeinschaftsgefühl suchen

und dieses Gemeinschaftsgefühl dann auch verstärkt

durch zwei oder dreimales Bier auch finden?

Ja, und nicht nur durch Bier, glaube ich.

Also ich habe da auch mit einer Psychologin gesprochen,

das ist im Podcast jetzt gar nichts zu hören,

aber es ist eingeflossen natürlich in meine Interpretation.

Die meint, es ist zum einen der Rausch,

durch Bier, aber auch durch Masse,

durch das Rituelle, also durch Rituale,

dass man wirklich alle 15 Minuten anstürzt, zusammen sinkt

und so ein Gemeinschaftsgefühl entsteht,

dass man wirklich als eines in der Masse wird in bestimmten Momenten.

Es gibt so Momente, die viele Leute als magisch fast schon religiös empfinden.

Inwiefern spielt Aggressivität und Gewalt eine Rolle auf der Wiesn?

Es spielt natürlich auch eine Rolle, also es gibt Gewalt,

es gibt sexuelle Gewalt, wird ja auch immer wieder drüber geredet.

Also es gibt alles auf einmal, es gibt unglaubliches Glück

und zuteils elend und schreckliche Dinge, die dort passieren,

alles an einem Ort.

Ich bin ich immer wieder überrascht,

bei der Menge von besoffenen, wie wenig Prügelein,

wie wenig Schlägereien es eigentlich gibt,

weil es einfach unglaublich organisiert ist

und die Securities halt immer sofort einschreiten.

Oft überhart finde ich auch wieder von außen,

aber es ist unglaublich gut organisiert.

Also für so ein großes Volksfest finde ich es eigentlich immer überraschend,

wie wenig passiert.

Aber gleichzeitig passiert es natürlich

und ich kriege es auch mit als Regenschaffer,

das immer wieder plötzlich eskaliert innerhalb von Sekunden

und Leute sich schlagen, Leute mich beleidigen,

andere Leute beleidigen.

Also das ist, ja.

Wie lange wirst du noch Rikscha fahren auf dem Oktoberfest in München?

Also das ist jetzt wirklich das erste Jahr, in dem ich nicht fahre,

seit zehn Jahren, also außer die zwei Coronajahre,

wo es keine Wiesen gab, aber und ich vermisse es tatsächlich.

Also ich war ja auf der Wiesen und hab dort Rikscha-Kollegen getroffen

und da hat es mich schon wieder ein bisschen gekitzt als gepackt

und habe mir gerne eigentlich ein bisschen gefahren.

Also ich kann mir vorstellen, dass ich es nächstes Jahr wieder mache,

zumindest an den Wochenenden.

Ich wollte gleich fragen, hast du die Option?

Ja, ich kann das immer machen, außer ich werde aus der Community ausgeschlossen,

jetzt weil ich Sachen ausgeplaudert habe im Podcast.

Aber ich glaube, bis jetzt war das Feedback ganz gut.

Aber da kann ich einer von außen kommen,

mit irgendeiner gebrauchten Rikscha und sagen,

ich bin jetzt auch bei euch Jungs und ich fahre jetzt.

Also das ist tatsächlich, man braucht ein Reisegewerbeschein

und so muss ich anmelden und dann kann man fahren, klar.

Dann muss man sich nur ein Rikscha noch entweder mieten oder kaufen.

Jetzt hast du zwei höchst erfolgreiche Podcast gemacht,

den ersten Narcoland, den zweiten das Oktoberfest-Kartell.

Was kommt als Nächstes?

Ich weiß nicht, ob ich drüber reden darf.

Also es gibt ein Projekt, das ist in Planung, aber es ist noch nicht spruchreif.

Aber als Nächstes kommt es erst mal Urlaub.

Ich danke dir für das Gespräch.

Ich danke dir.

Und ich erzähle euch, warum ich von der Wiesn nicht mehr loskomme.

Es geht um den Aufstieg der Münchner Schickeria.

Und wie ein Mann namens Gerd Käfer,

die Wiesen vom stinknormalen Volksfest zum exklusiven Promi-Treff gemacht hat.

Es geht ums Hart, dem Afterwiesen-Club, der im April 2019

von 160 Sondereinsatzkräften der Polizei gestürmt wurde.

Es geht um Sexarbeiterinnen.

Und um Kogs-Dealer, die auf der Wiesn das Geschäft des Jahres machen.

Es geht um kriminelle Polizisten.

Es geht um kriminelle Polizisten.

Und es geht ums Bier.

Und wie ein Mann den Münchner Bieradel den Kampf ansagt.

Wir trinken auf das persönliche Wohl unseres bayerischen Ministerpräsidenten

und seiner lieben Frau Karin, auf unsere herrliche bayerische Heimat,

unsere geliebte Vaterstadt München.

Das ist das Lederhosenkartell.

Ein Podcast für alle, die die Wiesen lieben, die sie hassen oder selbst noch nie da waren.

Ab jetzt überall, wo es Podcast gibt.

Immer Sonntags.

In jeder Kombi steckt mehr für dich drin.

Machine-generated transcript that may contain inaccuracies.

Alexander Gutsfeld ist hauptberuflich Journalist und nebenberuflich Rikschafahrer auf dem Oktoberfest. Seit nunmehr einer Dekade wird er jedes Jahr Zeuge, wie München in den Ausnahmezustand gerät und beobachtet auf den Wiesn das, was für viele Besucher im Verborgenen bleibt. In seinem neuen Podcast “Das Lederhosen Kartell” geht es um die Geschichten rund um das berühmteste Volksfest der Welt - die sozialen Hierarchien, kriminellen Machenschaften und um Bier, Tracht und Tradition.

Im Gespräch mit Wolfgang spricht Alexander Gutsfeld über seine Eindrücke und Erfahrungen beim Oktoberfest, darüber, wie der Podcast entstanden ist, sowie über sein vorheriges Podcast-Projekt “Narcoland”, in dem es um die große Welle und den Einfluss von Crystal Meth im Westen Deutschlands geht.

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